DECHENIANA
Verhandlungen
des
natarhistorisclien Vereines
der
preossisclien Eheinlande und Westfalens.
Mit Bettrftgen von
CCheliuSi F. Leydig, Fr. Goldeuberg, Cl. Schlüter,
A. fiargatzky.
Herausgegeben
Ton
0r. C h kmifk^
Aelrtiuiddr€iMlg«tar JFalurgwiK«
fitite Ftlgs: S. Jabrgiig.
Mit einer geognostischen Karte, 8 Tafeln AbbUdungen und
29 HoLsscbnitteo.
Bonn.
In Commission bei Max Cohen & Sohn (Fr. Cohen).
1881.
Digitized by^OOgle
Digitized
by Googlej
Inhalt
Geographie, Geologie, Mineralogie und
Paläontologie.
Seile
Carl Chclius: Die Quarzite und Schiefer am Ost-
rande des rheinischen Schiefer^ebirgos und
deren Um^M:})ung. (Hierzu Taf. I und 2 Holz«
achnitte.j VcrhJl. 1
Fr. Goldenberg: Beitrag zur Ineektenfauna der
Kohlenformation von Saarhrücken. (Mit 2 Holz«
schnitten.) 184
CL Schlüter: Ueber einige Anthozoen des Devon.
(Hiergg Taf. II bis IX.) 189
Agg. Bargatzky: Die Stromatoporen des rheim»
sehen Devon. (Mit 11 Holzschpitten.) . . . . 233
vom Rath: Geologische Skizze einer Reise durch
Palaestina und das Lihanongebiet .... Corr.-Bl. 66 u. 176
Frey tag: Ueber die geognost. nnd balneologischen
Verhaltnisse des Bades Oeynhau8en Corr.-Bl. 118
Kaiser: Leber das Wesen und die Ursachen der
Erdbeben 118
v. Dücker: Ueber die Lagernngsverhaltnisse des
Teutoburgerwaldes und des Wesergebirges . . 120
H. Grabbe: Ueber den Doberg bei Bünde . . . . 184
O. Weerth: UebLT Gletscliersimren am Toutobiirfrer-
Walde 141
▼.Dücker, Prinz von Schönich und v. Dechen;
Bemerkungen hierzu 147
Fabricius: Ueber die Beschreibung des Bergre«
viers Aachen von Bergrath Wagner 148
V. Dechen legt Versteinerungen von Gerolstein vor 149
d by Google
IV
von Dechen legt vor and bespricht die Werke: Dio
Flötzlageriing in der Stoppenhergor und Höret»
Hertener Mulde, von Dr. J. Ilaniel Corr.-BL 149
— Grundxflge und Ziele der 8teinkohleü«Chemie,
von Dr. F. Mack 149
— lieber die Gliederung des Ünterdevou zwischen
Taunus und Westerwald, von Karl Koch . . 150
— Geognostiscbe Uebersichtskarte des Harzes,
von K. Lossen 151
— Geognostisch illuminirte Mantiacriptkarte vom
Piesberge, von R. Pagenstecher 161
— 8 Exemplare der gooloprischen Uebersichtskarte
von Rheinland und Westfalen 151
H. Grabbe: Uebor neue Funde von Stiurier-Fahrtfin
im Wealdensandstein des Bückeberges « . . , 161
B. Stürtz; üeber Eopteris Morieri Saporta und
Eophyton Linneanum Torcl 176
Fabricius berichtet über die Schrift: „Das k. k.
Qnecksilberwork zu Idria^ 177
Heuslor: Ueber ein Phosphoritvorkonimon am
Steinrother Kupf Sit/t^sb. 7
V. Dechen: üeber grosse Dislokationen - 9
vom Rath: üeber einen vermuthungsweise für Orthit
angesprochenen Krystall (Mit 4 Holzschnitten) 25
— üeber einen Kalkspathkrystall von Lancashire.
(Mit 1 Hulzschnitt) 28
— üeber Fortwachsungen an Kalkspathkrystallen.
(Mit 1 Holzschnitt) 30
— legt vor und bespricht einige das St. Gott-
hardgobirge und die Gottbardbabn betreffende
Publikationen : 31
— legt einige von Dr. Baumbauer dargestellte
Aetzfiguren-Pr¶te vor 49
— legt einen künstlichen Kalkspathzwilling vor . - 60
Sohlueter; Ueber Ancistrodon de Bey. (Mit I
Holzschnitt) 61
— legt einen Sch&del von Notbosaurus mirabilig
aus der Trias Westfalens vor . 62
Hintze: üeber einige Anatasstufen von der Alpe
Lerchelting - 04
— Ueber einige Phosgenitstufen von Cromford . - G4
V. Dechen: Üeber vermeintliche Granitblocke als
Zeugen von Eisbergen und Gletschern bei Kern«
scheid Q4
1
y
Soito
vom Rath: Ueber Aeschynit, Danburit und ein dem
Cuspidiu ähnliches Mineral. (Mit 2 Holzschn.) Sitzgsb. 67
— legt vor und bespricht das Werk von Dr.
Balzer: , Der mechanische Contact von Gneise
und Kalk im Rornor OberlanJo^' . , , -_ 7tf
— Bemerkimgen über Scbwerspathvorkoüimnisse
im Rftaalt ^ ZI
Schlueter; üeber Callopora eifeliensis und Spon-
gophyllum semiseptatum. (Mit 2 Holzschnitten.) - 72
— Ueber Favosites bimuratus Quenst. und Ree-
meria infundibulifera M. E. (Mit 1 Holz-
schnitt.) 76
— üeber Cryphaeus limbatus von Bundenbach . 77
Leb mann: Uclier das Vurkonmien von Titunmiiie*
ralie.ii in den sächsischen Granuliten . . . . z 97
Haniel: üeber die Flötzlagerung in der Stoppen«
berger und Horst-llertcper Mulde des West-
fälischen Steinkohlengebir^es - 89
Schlueter: Uey)er das angcblicho Vurkommen der
Gattun^^ Litbostrotiun im rheinischen Devou . - 91
Dechen berichtet über „Dr. Ad. Schmitt, Die
Zinkerzlagerstätten von Wiesloch" 94
V. Lasaulx: Ueber Untersuchungen sogenannter
kosmischer Staube 114 und 173
— legt kunstliche Analcim-Krystalle vor . . . . 115
— legt vor: 0. Silvestri, Ricerche chimiche
sulla composizione della aoque del Fiume Si-
meto etc 116
V. Dechen: Ueber Anthracoblattina Scudderi Go^gnfc. 116
— Ueber die Auffindung einiger Säulen aus dem
Kalksinter des Römer-Kanals au der Burg
Dankwarderode in Rraunschwcig 116
V. Roehl le^t vor; Dr. Marsson, Die Cirripedien
und Ostracoden der weissen Schreibkreido der
Insel Rügen 1 18
Angel bis; Ueber die glacialen Friktionsphänomene
im Rereiche des norddeutschen Diluviums . . 118
V. Dechen: üeber die Verbreitung der Trachyte und
Basalte des Siebengebirges. Westcrwaldes, der
Eifel, des Taunus, Ilunsrücken und Habichts-
wftldefl 122
— legt den ersten Jahrgang des Jahrbuches der
Königl. PreusB. gcol. Landesanstalt und Berg-
akademie zu Berlin vor 132
oogle
■
VI
Seite
Sohlueter: üeber Dtrwinia pmmpla ep.ii.... Sitsgtb. 14S
— Ueber Cryphaeut aoutifrons sp. d. und Gr.
rotnndifroiis JBmm. • . . • • 144
— legt 8 Uthographirto Tafeln von Devon-Korallen
vor - 146
Laeanlx legt eine Photographie der Berliner Ar-
ehaeopteryxplatte vor - 149
— legt vor nnd bespricht Eryetalle von Apo-
phyllit aus dem Baealte des Minderberges . . - 149
— Gismondin aus dem Basalt des pressen Weil-
berges - 149
— eine interessante Suite von Pyrenäen-Mineralien - 149
— die erste Lieforuup des neuen Lehrbuches der
Mineralogie von G. Tschermack - 151
Gurlt legt vor und berichtet über Geologisk Ocver-
sigtskarta öfver Vermlands Läa von A. £.
Törnebohm - 152
_ _ _ •
Behmann: Ueber die £rgebnieee eeinerzwei Reisen
in Südafrika • 161
V. Boehl berichtet aus Shrubsole's Abhandlung über
eine Diatomee ane dem London Clay .... • 163
— beepribht das Werk von Braune: Geologie
der ümgegend von Tokio • 164
Fabricine: Ueber Funde aue dem Lahngebiete,
welche beweieen, da«s die Ablagerung gewiaeer
Ense bie zur Gegenwart fortdauert - 164
V. Laeaulx legt eine Eeihe ausgezeichneter Obsidian-
etticke vor • 176
— legt vor und bespricht 2 neue Mineralien,
Dumortierit und Hiddenit - 177
V. Dechen: üeber ein isolirtes Basaltvorkooimen an
dem n. Abhänge des Ebbegebirges - 178
— legt vor und l)espricht einige Schieferstücke aus
der Schuttmass ) des Bergrutsches bei Kaub . • 180
— legt vor: W. Tronkner, Die geognostischen
Verhältnisse der ümgegend von Osnabrück etc. - 180
Gurlt legt eine künstliche Couglomeratbildung aue
dem Bleibergwerke zu Lintorf vor - 181
V. D e c h e n : Ueber die Bimseteineande im Westerwalde - 186
Lehmann legt einige grössere DOnnei^lifie von
S&chsisohen Granuliten vor - 188
Andrft: Ueber Funde von Höhlenbären- und Ha*
lianassareeten bei Kreusnach nnd Waldlaubere-
heim - 191
Digitized by Google
vn
Seite
Tom Baih: üeber das Erdbeben toh Isoliia. • . . Sitsgab. 192
— Ueber den Znetttid des Yesar am 18. Mftn 1881 • 198
— Ueber einen Besuch des Vultur bei Melfi. (Mit
1 Holzschn.) - 200
— Ueber die Krystallform des Cuspidin. (Mit 1
Holzschnitt.) - 208
Sehlaeter legt einen Merostomen aus dem Rheini-
schen ünterdevon vor • - 210
— erörtert den Bau der Gattung Tiaracrümi • . - 211
— üeber Xcnocidaris conifera sp. n • 213
Ueber das Vorkommen von Astraeospongia im
Mittel-Devon der PafFrather Mulde - 213
— üeber die yeriikalc Verbreitung der fossilen
Biadematiden nnd Eehiniden im nördliehen
Dentacdilaiid - 218
«
Hiatae: Ueber Pieudomorphosen Ton Antimonit naoh
Senarmontit und Paramorpboaen von Valenti-
nit nach Senarmontit - 220
Iiehmann: Ueber emptiTe Gneiiae in Sachsen und
Beiern - 220
Seligmann: Ueber anegez^ofanete Krjttalle von
Topas nnd Tnrmalin - 238
BotaBik:
Weihe: TTeber seltenere Pflanzen der Umgebung
▼on Oeynhausen Corr.-Bl. 164
Cornau na legt einen androgynen Blutenstand von
Zea Maia vor - 172
Malaheimer legt Pflanzenmonstrositftten nnd Exem-
plare von Oenothera mnricata vor, und be-
apricht dieselben - 175
Selimidt: Ueber den Protoplasmakörper nnd die
Kerne der gegliederten MildirShren der Pianaen Sitegsb. 219
Anthropologie, Zoologie aad Anatomie.
F. Leydig: Ueber Verbreitung der Thiere im Bhdn-
gebirge und Mainthal mit Hinbliok auf Eifel
und Shemthal Verhdlg. 43
Landois: Ueber die Baukunst der Vögel auf ihren
wahren Werth zurückgeführt Corr.-Bl. 119
Ueber die Reduktion der Zehen bei den Säugc-
Digitized by Google
vni
Seite
tbieren dnroh Verkümmerung und Teraohmel--
zung Gorr.*Bl. 125
Cornelius: Zur Käfergattung Bruchus L. und be-
eondere über Br. pisorum L • 151
von dem Rorne: Ucber die Fischerei- Verhältnisse
der Werre • 158
Melsheinier: Beitrag zur Intelligenz der Thierc . - 173
— legt Pelias berus (Kreuzotter) von Pfaffendorf
bei Ehrenbreitstein vor - 174
Hoff mann legt einen lobenden Maik&fer vor . . . Sitzgsb. 64
Bert kau theilt eine briefliche Notiz des Dr. Dingler
in München über die Verbreitangabesirke yon
Krokodilen mit . • - 78
Trotcbel: Ueber einige Gepbalopoden des Bonner
Moeeums - 85
Sohftaffhausen legt den 11. Jahrberioht de« Ameri*
kaniBchen Maseums der Nataitlfeeoluchta in
New-Tork Tor - ÄS
EoSgt 8 Sehidel ans römiseben Grftbem bei
Mets vor - 98
— legt Knoehenfnnde ans der Scbipka-Hdble in
Mähren vor - 105
— bespricht: Dr. Chapman*8 Abhandlungen
über die Zergliederung eines jungen Orang-
uian und die Geburt eines Elephanten in der
Mena<xerie • 106
TrOBchel legt eine gelbe Maus vor - 110
zeigt ein Exemplar von Virgularia Cbristii
Koren & Dan. vor • 110
— bespricht: Craven, Monographie der Gattung
Sinusigera d'Orbign. - 110
— Ueber das Auftreten der Gephenomyia stimu-
lator Clarh bei Bonn - 119
Hoffmann: üeber Traobeliastes Monrkii - 119
Bertkan tbeilt einiges ans der Lebens-, namentliok
For^flansnngsgesobickte Ton Ixodes rioinns
mit - 146
Sohaaff bansen legt vor n. besprioht den Sobftdel
von Eirehbeim - 164
T. Roebl: üeber Palingenia longicauda - 164
Scbaaff hausen : üeber ein kolossales Femur des
Pferdes, gefunden am Ufer der Wupper ... - 167
— bespricht ein Oberkieferstück von Equus fossilis
von Ilöhr - 167
Digitized by Google
IX
ScliaalftftiiBeii beipriehi ▼mohiedene Knodmi
•of einer Sandgrabe anweit Bedburg .... Sitegtb. 168
— legt Tor und bespricht das Werk von J. D.
Whitney: The auriferous gravela ol the Sierra
nevada of California • 170
Nussbaum: üeber den Nebenkern der Zellen . . . - 181
Sebaaffhansen le^t Fbotographieen von bearbeite-
ten Mammuthknochen aus einer Höhle bei
Krakau vor - 190
Troschel: Ueber die Bevölkerung sämmtlicher zur
Odermündung gehörigen Gewässer mit Karpfen • 218
— zeigt an, dass der Herzog Carl in Bayern dem
Natorbistorischen Muaeum 2 Gemsen zum 6e-
schenk gemacht hat • 280
Sehaaffhanien: Ueber nenera Fände diluvialer
Thiemete im Rbeinthal - 286
Chemie, Technologie, Physik und Astronomie.
Stein referirt aber W. Spring's Recherches enr la
propri^te que poss^ent les oorps de ee tonder
tont l'aoüon de la pre«sion Bitsgab. 4
DeichmnUer: üeber die Eometenersoheinangen des
Jahrea 1880 - 08
Dftnkelberg: Üeber die Anedebnnng des Yerbrancba
kfinstlioher Düngmittel in Dentachland ... - 68
Siein : üeber die im blasigen Kupfer und in Kupftr^
legierungen eingeiohlonenen Gaae^ sowie Über
die Heretellung diebter Oüeee ans diesen Me-
tallen - 106
Bert kau verliest einen Brief von Reuleaux betreffs
seiner früheren Mittheilaogen über wandernde
Töne . 116
Stein: Ueber die Ursache der Gährung zuckerhalti-
ger Flüßsipjkeiten - 166
Schönfeld: ücbcr die Durchmusterung des Gürtels
des Himmels von 2»— 23<> aüdl. Deklination . - 171
Deicbmaller: Ueber den grossen Kometen 1881 b - 187
Physiologie, Medizin und Chirurgie.
Bina: Ueber Verwerthung des gerbsauren Chinins
In der Heilkunde - 60
Digitized by^oogle
X
Seite
Leo: Ueber denselben Gegenstand • Sitigib. 60
Oebeke: Ueber einen Fall Ton lokaler Gehirnar-
krankung • 50
Zun tz: Ueber das Verhältniss swiiohen OOf und AI*
kalien im Blute • 51
E Oester: Ueber Myxom. • - 51
Ungar: Ueber einen Fall von Urticaria recidiva
mit wohl charakieriairton AnfUlen Ton Aethma
bronchiale • 86
Buseli: Ueber das abnorme anatomisehe Yer halten
einer Hernie in der Leiitengegend • 86
Bibbert: Ueber eine neue Beobaebtong betraft der
BUdtmg der byalinen Hamcjrlinder - III
Kooki: Ueber ein neaee Yerlibren bei Anwendung
Yon QaeUkdrpem, velobee den Zweok bat^ die
Oefobr der Infeotion ginalieh au eUminiren . - 112
— Ueber men Blindsaek an der binteren Sohei-
denwand - 112
Samelsobn: Ueber die Entfemong einee in den In-
nenrana dee Augapfels eingedrungenen £iten>
eplitters mitteilt det Elektromagneten .... - 118
Boaeb: Ueber die Heilwirkung dee Phoephon bei
Enochenkrankheiten - 121
Binz und Samelsobn machen Bemerkungen zu dem
vorhergehenden Vortrage 124, 126
Samelsobn: Ueber die Scelenblindheit beim Menschen - 126
B inz: Ueber die soj^. Bcrgkachexie • 130
Finkler: Ueber den Einfluss der Anwendung trans-
portabler pneumatischer Apparate auf die Cir-
kuiation des gesunden Menschen • 158
Köster: Ueber compensatorische Hypertrophieen in
atrophischen Nieren • 158
Ribbert: Ueber einen Fall von partieller compen-
satorischer Hypertrophie des Harnkauälchen-
epitbels bei Üeckweiaer interstitieller Nephritis - 161
Binz: Ueber die Wirkungen des EinaUunens von
Ozon auf Menschen und Thiere - 166
Finklenburg: Ueber einen neuen Apparat zur con-
tinnirlichen Anwendung acbwacber galvanischer
Ströme - 183
Kooks legt eine von ihm konstruirteAxensngiange vor - 185
Doutrelepon t: Ueber Nervendehnung - 288
Leo stellt einen Mann mit colossaler Erweiterung
der Venen der Bauchdeoken vor • - 288
Digitized by Google
XI
Seite
V. Wol ff : Ueber ein birnförmiges Luftpeesar bei pro-
lapBus uteri Sitzgsb, 239
Ungar: Ueber die Genese der Leyden'schen Astbma-
krysUlle 239
«
Mitgiiederverseichniss des Naturhistorischen Vereins
der prenss. Rheinlande und Westfalens . • • Gorr.-Bl. 1
von Dechen: Dr. Hermann Bleibtreu. Nekrolog» • 87 und 148
▲ndrä: Dr. Ludwig Clamor Marqowrt Nekrolog . 41 und 172
Ton Dechen: Fr. Goldenberg, koner Lebensabriss - 68
Baruht Aber die 88. GenendrYenammliiiig des Natur-
hiitoritohen Yereint • 114
Berieht ftber die Herbstrenenimliiiig in Bonn am 3.
October - 172
MHUieüang fiber das Geioiienk einer Photographie
des verstorbenen L. CL Marquart - 185
Erwerbongen der Yereinsbibliothek • 186
Erwerbungen der Sammlnogen • 197
Berieht über den Znstand und die Thfttigkeit der
Hiedenrh. Oesellsofaalt fOr Katur- n. Heilknnde
.wihrend des Jahres 1880 Sitsgsb. 1
An&ahme neuer MitgUeder .... 8it«gtb. 85, III, 131, 219, 288
BeohnangsaUage der medie. Seetion Sitigsb. 121
Aendemng der Veremsstatnten . - 219
Henwahl des Torstandes ftr 1882 219, 288
Bosoh todtl • 219
Berichtigungen.
Im Correspondenzblatt des Jahrganges 1880 Seite 54 Zeile 10
von unten lies 197 Mark statt 192 Mark. Seite 164 Zeile 2 von
oben lies 1880 statt 1879.
Sitzungsberichte der Niederrh. Gesellschaft 1881 Seite 78 Zeile
13 und 16 lies Cryphaeua limbatus statt Cryphaeus KoemerL
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Mit-
theil angen sind die betreffendeil Autoren allein verant-
wortlich.
Digitized by Google
Die Qumite und Schiefer am Ostrand des
rheinischen Schiefergebirges nnd deren Umgehung.
Von
Dr. Carl Chelins
in Utabatg,
}äit einer Karte and zwei UoUschnitten.
Die früher zum Culm gezogenen Quarzite am Ostrande
des rheinisehenSohiefergebirgs haben in den letzten Jahren
besonderes Interesse erregt, da sie in ein wesentlich tieferes
Niveau versetzt wiirdeo.
Von organischen Resten waren, abgesehen von Crinoi-
denstielen» nur Abdrucke und Steinkerne Yon Pentamenis Ehe-
nanus Yon einer einzigen Stelle ans denQuarziten bei Greifen-
stein von Roem er beschrieben worden. Dass der Fentame-
rus Bhenanm Roemer nicht nnhedingt anf silnrisches Älter
hindeuten muss, ist schon wiederholt ausgeführt worden.
Dieselbe Form wurde von Fr. Maurer im Hangenden der
Orthocerasschiefer vom Kuppbachthal eine ähnliche von
Dr. C. Koch bei Wissenbaoh, eine ähnliche Form auch bei
Biedenkopf durch Herrn Professor Koenen anfgefanden.
Mindestens ähnlich ist anch der vonHalfar aus dem Harz
beschriebene Pentamerus.
Bei der höchst mangelhaften Erhaltung der sämmt-
lieben Vorkommnisse ist eine genane Identificirang nicht
möglich nnd ans dem Vorkommen von solchen grossen
Tentamerm dürfte ein Schlnss anf das Alter der betreffen-
1) F. Roemer, „Ueber die lUteston versteinern n<?s führenden
Sehicbten in dem rheinischen Schiefergebirge". Z. d. d. geol. G. 1874
pag. 752.
2) Fr. Maurer, „Die Thonscbiefer des Huppbachthals*'. N. J.
f. Min. 1876.
Yeth, d. OAt Ver. Jalirg. XXZVIIL 4. Folge. VUL Bd. 1
Digitized by doogle
2
den Sehicht nieht za ziehen sein. Sind doch die Wissen-
bacher Schiefer selbst bald an die nntere^ bald an die obere
Grenze des Unterderon rersetzt worden, während Kooh*)
schon vor Jahren hinwies, dass ihre Fauna ^Tosse Ueber-
einstimmung mit der Fauna der Kalke £. F. G. des böh-
mischen Obersilur zeige.
Ans der Nachbarschaft der Qaarzite mit PmtameruSy
ans den Kalken bei Oreifenstein, wnrde dann yon Man r er *)
eine Braebiopoden- und Trilobitenfauna beschrieben, welche
mit Formen des böhmischen Obersilurs im Wesentlichen
ttbereinstimmt.
Nach allem diesen war also einerseits die Frage über
das Alter der FefUamerus Qnarzite selbst noch nicht definitlT
entschieden, die Fragä tlber das Alter der ttbrigen Qnarzite
noch als eine oflfene zu betrachten.
Auf Anregung von Herrn Professor v. Koenen unter-
nahm es desshalb H. Sprank^) in dieser Hichtung zuerst
die Quarzite des Wdllenbergs zu studiren, ohne indessen
endgültige An&chlilsse ttber deren Alter zu geben. Vor
längerer Zeit schon hatte Wttrttenberger*) die Qaarzite
des Kellerwalds einer ähnlichen Betrachtung unterzogen.
Ich habe, begünstigt durch neuere bessere Aufschlüsse,
nun die Qaarzite des hohen Lohr, des Jeost, Kellerwald«
nnd einiger anderer Vorkommnisse untersucht und werde
im Folgenden zuerst eine geognostische Beschreibnng einiger
Punkte geben, an denen Quarzite auftreten, um deren
Lagerungsverhältnisse festzustellen und aus diesen und
den organischen Einschlüssen einen Schluss auf das Alter
der Quarzite zu ziehen suchen.
1) Dr. Carl Ko oh, Yerh. d. nmt Ver. f. Rh. o. Weitph. Xm.
1868 psg. 901 iL
3) Dr. Carl Kooh, YflrhatidloiigeB d. nat. Yer. XXDL 1872
pig. 86.
8) ¥t» Haiurer, „Der KtUc bei QnifMiiteiB^^ K. J. fttf Mint.
1880 Beilage-Heft I.
4) H. Sprank, „Der Wollenberg bei Wetter und deaaen üm»
gebongt'. Inaugural-Dissertation, Marburg 1878.
5) G. Württen berge r, „Der Culm oder die untere Stein-
Digitized by Google
3
A* Geognofttlsclie Beschreibung.
I. Die Gegend von Dodenhausen.
a) Topographlselie TfrUItilis^.
An der Grenze von Kurhessen gegen Waldeck ragen
4ie Gip&l des hoben Lohr, Jeiul und KeUerwald ttber alle
Hohen der Umgebung her?or. Diese 8 Bergrtteken bilden
einen spitzen Winkel, dessen Schenkel der Kellerwald und
das hohe Lohr, dessen Spitze der Jeust bildet; an ihrem
Fusse liegt das Dorf Dodenhausen. Innerhalb dieser Grenz-
rttcken schliessen sich im Norden des genannten Dorfes
eine Beihe erst niedriger, dann höher anfiiteigender nnd
in der grossen Aschkoppe ihren HOhepnnkt erreiohender
Gebirgspartien an. Das zu beschreibende Gebiet nimmt
Theile der Kreise Kirchhain, Ziegenhain, Frankenberg,
Fritzlar und des ftlrstlich Waldeck'schen Kreises der £der
ein; die genaueren Grenzen bilden im Norden die Urie,
im Osten die Oüsa, im Sttden der Lindenbom, im Westen
die Wohra. In tiefen nnd engen Thttlem fliessen die Ge-
wässer ab, die cIdcu nach dem Gebiet der Weser resp.
Eder, die anderen nach dem des Rheins resp. Lahn. Die
Wasserscheide zwischen beiden Flussgebieten zieht von
der «kalten Hainbuche^ bei Gilserberg naeh Norden ttber
den ^alten Kirchhof^ bei Moischeid, den Kamm des Jenst
nnd hoben Lohr entlang nach dem Winterberg und wendet
sich von da westlich nach Löhlbach hin. Die höchsten
Erhebungen d. z. b. Gebiets sind:
Der „Wttstegarten" (Kellerwald) mit 673 m
Das „hohe Lohr*' „ 655 m
Die ,tgrosse Asehkoppe^' „ 688 m
Die „Katz" (Jeust) „ 581m
Die Gestaltung der Berge ist je nach dem Vorkommen
gleichartiger oder ungleichartiger Gesteine eine wechselnde.
Der Jenst nnd Kellerwald zeigen eine gleichmässige Ab-
daehnng der Btteken entsprechend der Einförmigkeit der
kohlcnformation am EeUerwalde in Eurhesaen'^ N. J. für Min. 1865
pftg. 530.
Digitized by Google
4
Oesteine. Das hohe Lohr dagegen seigt sahlreiehe Ans-
bachtiiDgeii und steile Kuppen nnd daher aneh mehr natür-
liche Aiifschltisse; zudem waren durch den Bau von mehreren
Holzabfuhrwegen auf der nördlichen und ostlichen Seite
desselben die Schichten gut entblösst, so dass die sonst
an den Quaraitbeigen meist dnroh Abhangaechntt der Qnarsite
verhüllten Zwischenschichten von Schiefem hier voUsttndig
sichtbar wurden. Dem hohen Lohr schenkte ich daher bei
meinen Untersuchungen besondere Aufmerksamkeit
h) «et gaostiseke VerbütiiMe.
Die Onmdmasse der an beachreibend«i Bergrtlcken
bilden zahlreiche mit Thon- und Kieselschiefem wechselnde
QuarzitzUge. Diese Schichten werden im Westen und Süd-
osten discordant von Grauwacken, Kieselschiefern nnd Thon-
sehiefem ttberlagerti an wenigen Pnnkten anch von ober*
devonischen Schiefem nnd Kalken. Das ganze Gebiet
durchsetzen zahlreiche Diabase von verschiedenen Typen.
Im Sudwesten schneidet eine Ilauptversverfungslinie
in der Richtung des Basaltvorstosses von Südost nach Nord-
west Grauwacken- nnd Quarzitachichten scharf ab. Diese
Linie beginnt bei Oilserberg, länft von da nach dem alten
Kirchhof bei Moischeid, dann am Fnss des Jeust den Linden-
born entlang, Uberschreitet diesen, um oberhalb Herbel-
hausen über die Wohra in der Richtung des üerlegrabena
sich fortzusetzen.
Eine zweite Verwerfhng ist in derselben Richtung vde
die erste nordöstlieh vom Jeust nnd hohen Lohr erkennbar;
sie kennzeichnet sich dadurch, dass sie an den Quarzit-
Zügen des Jeust resp. KcIIerwald locaie Versenkungen her-
vorgerufen hat| ohne die Züge in ihrer S^treichnngsrichtni^
zn verrttcken, dass ferner in dem dnrch sie gebildeten
Graben Oberdevon nnd Schichten des Grauwackeasystems
lagern. Diese Linie läuft vom Einfiuss der Norde in die
Gilsa zwischen Jeust und KeUerwald nach dem Klesbergs
von da nach dem Pfefferholz am grossen Keppelberg vor-
ttber nach dem Elberoder Grnnd nnd setzt sich hier naeh
knrzer, aber scharfer Aenderang ihrer Richtung in eine
Digitized by Google
5
nordMliehey zwisehen Hain and Winterberg wieder nach
Nordwest zum DtÜfershof bin fort Alle Sebiohten im Nord-
osten dieser Linie gehören dem Qnarzitsystem an.
Eine dritte deutlich erkennbare Verwerfung setzt eben-
falls am Einfiass der Norde in das Gilsathal auf und^streicht
in gerader Linie nordwestlich Moischeid bin, wo sie senk-
reeht anf die snerst bezeichnete Linie stOsst; sie trennt
wie die zweite Linie Giauwacken von den Qmurziten im
Nordwesten.
1. Die Qnarzitschichten.
Die Quarzite und zwischenlagernden Thon- und Kiesel-
schiefer streichen mit geringen Aendemngen von Sfldwest
naob Nordost (40— 60<» 0) nnd fallen alle sehr steil ein.
Der Wechsel des Einfallens nach Slldost und Südwest bis
West scheint auf eine steile Sattelhiidung dieser Schichten
hinzudeuten, wie ich sie später bei anderen Quarziten
schildern werde. Die einzelnen Quarzitlager ragen bald
klippenartig, bald Terrainkanten bildend, Uber die Schiefer
hervor and lassen sich desshalb leicht flberall verfolgen,
znmal einzelne Klippen anch da selbst zn finden sind, wo
der Abhangsschutt die Oberfläche verhüllt. Die Mächtig-
keit der Quarzitlager und der dazwischen liegenden Schiefer
ist eine sehr wechselnde; die der QuarzitzUge erreicht
900 m (am hohlen Stein). Bald sind die Qnarzite mächtiger
als die Schiefer, bald nmgekehrt; ersteres ist der Fall aaf
den grösseren Bergen, dem hohen Lohr, Jeust und Keller-
wald; auf den im Norden vorlagernden Kücken werden die
Schiefer mächtiger und die Quarzite verschwächen sich
bis anf dttnne Lagen und Knollen, ohne indessen irgendwo
ganz zn yerschwinden. Noch weiter nördlich nehmen sie
wieder an Ifächtigkeit zu nnd erreichen an den beiden
Asehkoppen, dem Wilm und Bilsenberg im Waldeck'schen
dieselbe Mächtigkeit, wie am hohen Lohr und Kellerwald.
Am „hohen Lohr*" treten die Quarzite in 13 Zügen
in einer Gesammtmäohtigkeit Ton ca. 1000 m anf Drei
dieser Zttge springen am meisten in die Augen. Es sind
▼on Haina ans ge^hlt der yierte, flhifte nnd nennte ; letzterer
nimmt den Gipfel des hohen Lohr selbst ein und wird
Digitized byCoogle
I
6
100—300 m mächtig, zieht sich längs des Bergkamms nach
dem hohlen Stein und bricht dort 10 m hoch plötzlich ab ;
der yierte bildet zwei ca. 5 m hohe Klippen anf dem «Lolir''
und igt aaeh Büdwesilieh yom «Lohr** bei Herbelbaneen
anstehend zu sehen; er hat hier wahrscheinlich dazu bei-
getragen, dass die kleine nördlich und nordöstlich um die
Quarzitklippe gelagerte Zechsteinpartie daselbst der Erosion
entgangen ist Der fünite Zog bildet die manerartigen Klip-
pen, welche anf dem Wege von Haina nach dem hohen Lohr
nnd in den Bftckengrttnden emporragen. Unter den übrigen
Zügen zeii^t noch der zehnte unterhalb des Gipfels, ausg-e-
zeichnete Klippenbildnng. Die 4 westlichen Züge weichen
in ihrer Streichungsrichtung um 20 <> icegen die übrigen 9
Ostlioben ab, welche mit ca. 40 <^ 0 Btreichen. Wir haben
hier wohl einen Sattel vor nne, deesen Flügel etwas
divergiren.
Die Farbe der Lohr-Quarzite wechselt von weiss, i^elb
bis roth und braun in allen Nuancen, Rollstücke erscheinen
äusserlich immer braongelb und haben eine glatte Ober-
fläche. Anf den Höhen wird der Qaarzit innen ganz weiss
nnd ist dann von einer 2— 4 mm dicken Eisenoxyd halHgen
Mangan snperoxydkmste überzogen oder er wird mürbe,
roth und Sandstein ähnlich wie auf der Burg am Abhang
nach Elberode. Hier und da kommen in den Quarziten
weisse Quarzadern vor, die in Hohlräumen nicht selten
klare Qnan&krystaUe der gewöhnlichen Form P. oo P. seigen.
Die Qnardte sind alle feinkörnig. Der sechste Qnarzitsng
zeigt im Contact mit Diabas am Holzabfiihrweg in Bäckers-
gründen eine Breccienbildung, d. h. unregelmässige, scharf-
kantige Quarzitbrocken von derselben grauen Farbe, wie
der in der Nähe anstehende dichte Qaarzit, sind durch ein
feinkörniges, kieseliges Bindemittel zn einem festen, aber
splittrigen Gesteine verkittet.
Die zwischen den Quarziten lagernden Schiefer werden
trotz ihrer im Ganzen grösseren Mächtigkeit fast überall
von dem QuanutgeröUe bedeckt, weil sie leichter als dieses
der Verwittemng anheimfielen. Durch Anlage mehrerer
horizontal den Gipfel umziehender Holzabfuhrwege waren
aber, wie erw&hnt, Profile freigelegt worden. So konnte
Digitized by Google
7
ich auf dem zweiten dieser Wege folgende Schichtenibige
direct messen:
1) a5 m i^thlioher Qnanit,
2) 250 m dankelgraiie Thonschtefer,
3) 85 m gelber Quarzit,
4) 90 m blaugraue Thonsehiefer,
5) 20 m grauer Quarzit,
6) 30 m schwarze Kieselschiefer,
7) 15 m rOthlieher Qoanit,
6) dnnkelgrane Thonschiefer.
Dieselbe Bchicbtenfolge beobachtete ich im Lochgruud.
Selten sind die zwischen den Quarziten lagernden Tbon-
ftchiefer mild, sondern meist hart, raub, von graner bis
schwarzer Farbe, sehleebt spaltend und zeigen transversale
Sehiefening. Häufiger als die Thonsehiefer sind braune nnd
sehwanse Kieselschiefer (L) dite) mit glatten Spaltflächen;
diese treten vorzugdweise in der Nähe der zahlreichen
Diabase auf.
Der^Jeusf' zeigt ähnliche Verbältnisse wie das hohe
Lohr; es fehlen ihm aber die Diabase nnd zwischen den
Qnarziten treten &st nnr Kieselschiefer auf.
Da der Jenst mithin nur ans gleichartige» und gleich-
harten Gesteinen besteht, zeigt er nach allen Seiten eine
gleichmässige Abdachung seiner Gehänge; nur die Tages-
wasser des südlichen Gehänges konnten eine tiefere Schlucht
anssptUen. Diese ist fast die einzige Stellei wo die Schich-
ten aufgeschlossen sind. Vom Ebersgraben in dieser Schlucht
aufeteigend nach der Katz erhält man folgendes Bild der
den Kücken zusammensetzenden Gesteine. Zuunterst stehen
ca. 600 m weit zu beiden Seiten des Baches die Schichten-
kupfe von Kie«elscbiefern an; hier und da verursachten
härtere Partien kleine Wasserfälle. Darauf folgen auf ca.
80 m Quarzit, dann in zweimaligem Weehsel 150 resp. 200 m
Schiefer mit 50 resp. 60 m Quarzit, endlich 500 m Schiefer
und der ca. ir»0 m mächtige Quarzitzug, welcher den Kamm
des Berges bildet und auf der Katz schöne Kiippenbildung
zeigt Auf dem östlichen Abhang konnte ich mit Sicher-
heit nur 3 Quarzitzflge erkennen, die die directe Fortsetzung
des Kellerwalds zu sein scheinen. Der dritte dieser Züge
Digitized by ^oogle
8
steht wenigstens mit dem mittleren Quurzitzng des Kell^-
walds im Zusammenhang, worauf auch Wlirtleii berger ^)
aufmerksam macht. Einen vierten und tünften Zug auf der
Ostseite könnten ferner die Klippen oberhalb des Schönsteiner
Hammers andeuten, die mit den 2 östlichsten Zügen des
Kellerwalds anf einer geraden Linie liegen. Am alten
Kirchhof bei Moischeid kommt der westlichste von diesen
Zügen noch einmal unter dem ihn im Norden bedeckenden
Quarzitschotter zum Vorschein nebst den ihn begleitenden
Sohiefem und liat, wie der oben erwähnte vierte Zng des
hohen Lohrs, eine zweite Zeehsteinpartie vor der Erosion
geschtitzt.
Die Farbe und Beschaffenheit der Qoarzite des Joost
ist dieselbe, wie am hohen Lohr.
Der Jeust enthält demnach 9 Quarzitzüge, die mit
Schiefern wechseln.
Am ,,Kelierwald'' sind die An&ehlttsse verhlUtniss-
m&ssig am sehlechtesten. Details habe ieh hier nicht zu
erwähnen, da Wiirttenb erger -) sie in erschöpfender Weise
behandelt. Dieser rechnet die Quarzite zu seinem „mittleren
Oolm^' und gliedert sie in einzelne Bänke und Schichten-
folgen; er führt 9 Zonen*) am Kellerwaldrttcken auf.
Meinen Anschauungen nach stellt der Kellerwald
ein System von Schiefern mit 5 Quarzitzligen dar, von
denen die 3 mittleren am mächtigsten sind, den Kamm des
Berges einnehmen nnd die Kellerklippe, den Exhelmer
Stein und die Fuchsklippe bilden. Zu beiden Seiten dieser
3 Züge vermuthe ich noch je einen weniger mächtigen,
da ich hier noch mehrfach anstehende Quarzite fand. Allen
5 Kellerwaldzflgen entsprechen, wie erwähnt, 5 Zflge des
Jenst, der somit nicht eine selbständige Gebirgspartie, son*
dem nur das Ende des Kellerwalds bildet. Die Gesteins-
arten beschreibt WUrtten berger el)enfalls genau. Unter
den Quarziten ist ein weisser oder röthlicheri congiomerat-
1) a. a. 0. paj?. 532.
2) a. a. 0. pag. 544 — Ö55.
d) a. a. 0. pag. 558.
Digitized by Google
9
ähnlicher*) mit vereinzelten grösseren Quarzkörnero, der
sieht selten Gmoidenetielglieder führt» beeonders hervor^
lubehen, wie ihn Sprank') aneh Tom Wottenbeig be-
schrieben hat.
Nach Nordost hin nehmen die Quarzite ^es Keller-
waMs an Mächtigkeit ab und die zwiachenliegenden Thon-
sehiefer hemchen vor und sind an den sauren Platten ')
nn ürfethal als Daehschiefer gewonnen worden. Ob die in
der Nähe dieser Schiefer vorkommenden dunklen Kalke
oberdevonisch sind, wie WU rttenherger *) angibt, oder
Zwischenlagen zwischen den Schiefem des Quarzitsystem^
darst^en, wie sie aneh bei|Battenhansen nnd an den Bttok-
lingen bei Dodenhausen yorkonmien, oder etwa den Kalken
bei Greiteiistein in der NlUie der dortigen Quarzite ent-
sprechen, konnte ich beijder Armuth derselben an Versteine-
rungen nicht entscheiden. Herr Professor v. Koenen fand in
ihnen nar wenige undeutliche Beste. Dieselben Kalke strei-
eben jenseits des Urfethals am Ortberg, dem Kenfhftuser Hof
und legen sich dicht an die Quarzite des Borsch an. Die
Quarzite des Kellerwalds setzen, wie sie im Südwest mit
denen des Jeost in Verbindung stehen, auch nach Nordost
Uber den Ortbeig, Horseh, Haidehopf bis auf die Hohe
ttber Braunau bei Wildungen fort
In ähnlicher Weise lassen sich die Quarzite nordöst-
lich vom hohen Lohr jenseits der sie verdeckenden Grau-
-wacken weiter verfolgen. Am grossen Keppelberg liegen
sie im Fortstreichen der 9 östlichen Zttge des hohen Lohrs.
Hier und am Kasparstall haben sie noch eine beti^chtliche
Mächtigkeit; diese nimmt aber von da an ab; in dem Thäl-
chen von Iltittenrode liegen die Quarzite nur noch als
schmale Bänder in den Schiefern; jenseits des Thals am
Winterberg nehmen sie wieder rasch an Mächtigkeit zu
und erreichen am Scheerberg, Wilm, den Aschkoppen und
dem Bilsenberg bei Dälfershof die frühere Stärke. Die
1) Wflrttenberger, a. a. 0. pag. 546.
2) a. a. 0. pag. 24.
3) cf. W&riteBbergary a. a. 0. pag. 540.
4) a. a. 0. pag. 589.
Digitized by Google
10
Qnanite sind hier geMnon bis rOililieh gelb, ziemlieh
mtlrbe und spaltbar; am Bilsenberg enthalten sie viel
Glimmer. Zwischen beiden Ascbkoppen fand ich an einem
Qnarzitzug in der Nähe eines Olivindiabases eine zerreib-
liche^ sandige Masse von weisser Farbe, in der grosse,
nmdey dniehsiohtige QuarzkOnm liegen; es isl diee wohl
eine Contaetbüdiing.
Zwischen den Quarziteu am Kasparstall und dem
Keppelberg liegen mächtige Thonschiefer von Diabasen
bald bedeckt, bald out diesen wechselnd. Die meisten
dieser Schiefer zeigen transversale Schieferang und sind
in der Nftlie der Diabase ranh nnd Kieselsehiefern ähnlieh.
Fast frei von Qnardten ersoheinen die Thon- nnd
Kieselschiefer am Westabhang des Kellerwalds, am Böhl
und nördlich von Dodenhausen. Vereinzelte Quarzitbrocken
auf den Abhängen lassen in diesen Scliiefern dennoch
Qnarziteinlagen vermnthen; tritt doch «aoh ein Lager von
grosslScherigcin Qnarzit am Böhl bei Dodenhausen aof.
Mit Ansnahme eines Qnarzites am Kellerwald, in dem
kleine Crinoidenstielglieder vorkommen, habe ich in den
Quarziten selbst keine Petrefacten gefunden. Die Schiefer
zwischen den Quarziten enthalten am hohen Lohr, JeoBt
nnd Kellerwald nur s]>&rlich glatte Tentaeuliten, die wohl
KU l^fßiola laevis zu sdehen sind. Reicher an Petre&otea
sind die Schiefer zwischen den schmalen QuarzitzUgen am
Fuss des Winterbergs bei Hüttenrode, wo ich folgende
Arten ^) fand:
1) GoniaÜtes plebqjus Barrande. Barrande Syst. Sil.
Boh. VoL U pag. 37 ff. tb. V Fig. 11 u. tb. VO Fig. 5-r8.
An den 7 geftmdenen Exemplaren ist die Wohnkammer
nicht oder nur zum Theil erhalten; ihr Durchmesser ist
1 — 1,8 cmj dieselben stimmen mit den oben bezeichneten
1) Da es bei der immerhin maugelhaften Erhaltuncr misslicb
war, nur nach Beschreibungen und Abbildungen zu bestimmen, so
wurden wegen der "Wichtigkeit dieser Petrefacten dieselben Herrn
Barrando iu Prag vorgelegt, der die grosse Güte hatte den grössten
Theil der Arteu zu uutersuchea und mir seine Ansichten darüber
mitzutbeilen.
Digitized by Google
*
Abbüdasgen Barrande's in der Gestalt des Gehäuses, ia
der Länge der ELammera, in der Form des Nabels and dem
Verlanf -der Loben gnt ttberein. Barrande findet in der
Dünne der Windungen einen Unterschied von dem böh-
mischen plehejus. Vielleicht ist dies nur eine locaie Ver-
schiedenheit.
GimMikB pkb^ Barr, hält Kaiser ^) filr synonym
mit dem nassanisehen nnd harzer GamaHies laiesepMus
Beyr. Ich habe hierttber kein Urtheil; jedoch meine Exem-
plare stiininen besser mit dem böhmischen plebejus, als mit
lateseptatus überein. Denn von dem Sand berge rächen
lateseptattis ^) unterscheiden sie sich durch eine gedrungenere
Gestalt, dnreh die geringere Zunahme der Htfhe der Win^
düngen, durch das Fehlen eines Rttckenkiels, dnreh einen
kürzeren Dorsallobus, der nicht mit gerundeten Schenkeln
in den flachen Lateraliobus Ubergeht; vielmehr l)ilden die
Schenkel des Dorsallobas mit denen des Lateraliobus einen
scharfen Winkel von 95«— lOO». Von dem Kaiser'schen^)
laieseptaius unterscheidet sieh meine Form durch das voll-
ständige Fehlen der Kante auf der Grenze zwischen Aussen-
und Banchseite der Windungen, auf welche Kaiser Ge-
wicht legt und welche er besonders bei jüngeren Exem-
plaren für charaoteristisch hält (cf. dessen Abbild, tb. VI
Fig. 1 — 5); aber gerade meine Exemplare sind der Grösse
nach als jüngere zu betrachten; ein weiterer Unterschied
Hegt im Querschnitt der Windungen, welcher bei meinen
Exemplaren entsprechend der flachgewölbten Rücken- und
Banehseite überall gleich hoch, verhältnissmässig sehr breit
und an der Aussenseite abgerundet ist, während bei dem
Kaisefschen latesqdatus der Querschnitt halbmond^rmig,
anletzt hoch hnfeisenfi^rmig wird; demgemSss umfassen
auch die äusseren Windungen meiner Art die inneren
1) m. a. 0. pag. 60.
3) F. o. G. Sandberger, Rb. Seh. Natt. tb.XIFj|^. 7 p. 118.
8) £. Kays er, „Die Faaua der ftltetten DeTonablagerungen
dm Hanes'. Abb. z. gool. Spea tou Pr. n. d. ib. St Bd. II H. 4
n. Atlas pag. 50—53 tb. VI.
Digitized by Google
12
Dicht, während dieselben bei jenem halb- oder weiter-
umfassend sein sollen.
2) Goniaiites suhnaHfilinus var. vt^^er Sandb. Saadb.
Bh. Soh. NasB. tb. XI Fig. 3 (a-b) pag. 115-116.
Das eine gefondeiie Exemplar hat eineo Dnrohmeaaer
von 2,5 cm; die Wobnkammer desselben ist nocli zum Theil
erhalten. Bezeichnend fUr diese Form ist in Ueberein-
stimmung mit den Abbildungeii Sandbergers der Quer-
aehnitt der Kammern, der weite, mftssig tiefe Nabel, stärker
geschwungene Loben und die geringe OrOesenzunahme der
Wohnkammer; in der Nähe dieser stehen die Kammern
etwas gedrängter als Sand berger abbildet
Eine Vereinigung mit Goniatites pleb^us Barr, iai
wegen des Verlaufs der Loben, der Form des Nabeis und
des abweichenden Querschnitts der Windungen nicht mög-
lich, wie dies auch Barrande's Ansicht ist.
Ebenso wenig kann derselbe Goniatites lateseptatus
Beyr. zugerechnet werden.
Von dem Kaiser'schen 0 »tbnauitilmusSehlothvar,?
und dem S an dberge raschen typischen suhnauHUnuB
unterscheidet er sich wesentlich dadurch, dass die Win-
dungen fast nicht umfassen und allesammt in dem flachen
Nabel zum Vorschein kommen; auch nehmen die Windungen
meines Exemplars weniger rasch an Höhe zu.
Wie Kaiser^) bemerkt, steht dieser Varietät vitiiger
des subnautiliniis dem Goniatites crispus Barr. (cf. S. S.
Boh. pl. IX Fig. 29—31) näher als dem typischen sttb-
nautüinus; dem laieseptatm Beyr. kann sie aber nicht an-
gereiht werden.
3) Baetrites gracUis Sandb. (^&Mo^Aeiiim QmMt.)
Sandberger Rh. Scli. Nasa. tb. XII Fig. 2 tb. XIII Fig. 5
pag. 130.
Die vorhandenen 6 Fragmente schliessen sich gut au
die citirten Abbildungen Sandbergers an, was auch
Barr an de bestätigt.
1) a. a. 0. pag. 54 pl. VII.
2) a. a. 0. pag. 114 pl. XI Fig. 1 u. 2.
3) a. a. 0. pag. 67 Anmerk.
Digitized by Google
• 18
4) Bactriies Koeneni mihi.
Das eine Fragment besteht ans
5 Kammern, deren Hohe znr Breite i
wie 1 : 3 sich verhält, ist 12 mm lang
und zeigt einen ovalen Querschnitt,
dessen grösster Durchmesser an der
mittleren Kammer 5 mm, der kleinste
4 mm betragt Von dem randliehen,
dttnnen Sipho sinken die Kammer-
wände herab. Die erhaltene Schale nartrue* Koeneni.
zeigt zwischen je 2 Kammerwänden » in nat oröim {von der seit«
5 wellige Anwachsetreifen, die wenig ^ q^*!^^*^^
geneigt, aber sohrSg gegen die Be> e Twgitesert (tob der BmuA»
grenznngslinien der Kammern verhrn- «^•»)-
fen nnd an der Seite, wo der Sipho liegt, sich etwas auf-
biegen.
Von dem Bacirües eaarinatus MUnst unterscheidet sieh
diese Form wesentlich dureh das Fehlen eines Kiels, den
ovalen Querschnitt und die Seulptur. Die Streifen bei
carinaitis sind nämlich viel mehr (ca. um 45 (cf. Sandb.
pl. XVII Fig. 3) geneigt, als bei meinem Exemplar.
Wie auch Barrande bestätigt, stimmt die Art mit
keiner bisher bekannten tiberein und glaube ich desshalb
sie als neue Speeies benennen zu dürfen.
5) (Jrihoceras erosum Barr. Barr. S. S. BoL pl. 413
Fig. 22—25; pl 257 Fig. 8—9.
Von dieser Art, die durch einen cylindrischen Appendix,
wießarrande sich ausdrückt, ausgezeichnet ist, fand ich
7 Fragmeute. Die Länge der Kammern ist durchschnittlich
5 mm, ihr Durchmesser ebenfalls 5 mm. Der dtlnne Sipho
liegt sowohl in dem Appendix, als auch in der ganzen
Kammer central. Der cylindrische Appendix ragt ca. Vt mm
aus den Kammern hervor und hat 2,5 mm Durchmesser.
Meine Exemplare stimmen sowohl in der Grösse als den
meisten Übrigen Merkmaien mit der Barrande'scbenForm
ttberein. Da aber der cylindrische Appendix ktirzer als
bei dem böhmischen erasim und feine Längstreifen der
Schale nicht au erkennen sind, so hftlt Barrande die
Digitized by Google
Identität meiner Art mit der bMimiseben nicht fttr nnswei-
felhaft.
6) Orthoceras planicanaliculatum Saudb. Sandb. Rh.
Seh. Nass. pl. XVIII Fig. 4 pag. 161.
Der elliptische Qaerschnitt der Kammern and der
excentriflohe Sipho von drei gefondenen Exemplaren kwea
diese dem Sandberger^eehen hieanäUmdakis smreehnen^
was Barrande befürwortet. Einzelne Stücke scbwauken
im VerhUltniss der Lliii'^e der Kammern zu ihrem Durch-
messer und es fehlen ihnen die Längsrippen.
Ausser xabireieben BmdistOeken, deren Zugehörigkeit
zu einem bestimmten CTcnus wegen des Mangels an Merk-
malen in Folge der schlechten Erhaltung niclit zu erkennen
ist, besitze ich von demselben Fundorte noch folgende
fhigiichen Formen meist in Fragmenten:
Orthoceras sj)? anscheinend 3 Fragmente von der Wohn-
kammer eines Orthoceratiten von kreisrundem Querschnitt
und mit einer breiten Längsleiste auf jeder Seite.
Orthoceras cf. reguläre Sehloth. mehr als 100 Bmeh-
stlicke von Orthoceratiten mit centralem, dllnucm Sipbo,
und bald längeren, bald kürzeren Kammern.
Fleurotomaria ef. subearinata F. A. Boemer. Kayser
Abb. 2. geol. Sp. pl. XYII Fig. 7; Sandb. Rh. Seh. Nass.
tb. XXII Fig. 15 pag. 191 ; Maurer N. J. f. Min. 1880 Bd. II
tb. II Fig. 8.
Das eine Exemplar, welches ich fand, scheint den an*
geführten Abbüdongen in Zahl der Windungen, in der Zu-
nahme derselben und in der Lage des SchUtzbandes ge-
nUgeud zu entsprechen.
BeUerephen? 1 Exemplar.
Cardkla^ (e£. eexeostahm) F. A. Boemer. Maurer a.
a. 0. N. J. f. Min. 1880. B. B. L 1 tb. II Fig. 21. 1 Exemplar.
Cardiola? (cf, liercynica) Kay 8 er. Kayser a. a. 0.
tb. XIX. 13—16. 1 Exemplar.
Jjfem^a? 1 Exemplar.
Offphai^'^ 2 Fmgmrate.
' Phaeope^ 8 Fragmente. '
TaeniocyaäiMBi cf. Gümbei Fichteigeb. pag. 4G2.
Digitized by Google
15
CriDoideDStielglieder von der Form uod Grösse, wie
aie in den Qnaniten am Wellenberg und am Kellerwald
TOfkornnen.
Diese Petrefacten in den Scbiefem bei Hüttenrode
Bind verkiest, aber leider schon mehr oder weniger in Zer-
setzung zu Brauneisenstein begriflen und zerfallen l)oim
Herausscblagen leicht. Abdrtteke von Goniatiten hatten
bisweilen einen Dnrohmeflser von 10— 12em.
2. Die Schiefer von Armsfeld und Haddenberg.
Wesentlich verschieden von den beschriebenen Schich-
ten sind die Schiefer vom Pickelberg und Kaltenbauni
zwischen Armsfeld und Haddenberg. Dieselben liegen
zwisehen Urfe, Krentzersgmnd nhd £ppenbaeb und er-
fltreekeD sieh im Sttden bis gegen die Weiberwand bei
Haddenberg hin; sie streichen von Südwest naeb Nordost,
fallen gleichmässig nach Südost ein und zeigen häufig
transversale Schieferuug. Es sind meistens dunkle Thon-
schiefer, die hier und da schwarzblaue, kalkige, oft mehr
als einen Kubikmeter grosse Knollen einsebliessen. In der
Mftbe Ton Armsfeld am Piokelberg sind die Schiefer in
einem grösseren Bruche aufgeschlossen und wurden früher
als Dachschiefer ausgebeutet. Nur in der Nähe der im
Streichen der Schiefer vorkommenden eigentlichen, fein-
ki^migen Diabase werden dieselben härter, bekommen eine
braune Farbe nnd werden von weissen Qoarzadem durch-
zogen.
Von Petrefacten fand ich in diesen Schiefern neben
vielen leider zur Bestimmung nicht genügenden Besten
folgende:
1) Ooniatites compres8U8 Be jr. Sandb. Bh. Sch. Nass.
pag. 120 tb. XI Fig. 4.
2) OrihoeeraB regOmre Sehloih. Sandb. Rh. Sek. Nass.
tb. XX Fig. 2 b. '
3) Styliola laevis Richter ( bicanaliculata Ludwig).
Kajser a. a. 0. tb. XXXI Fig. 6. Falaeantographica 9 tb. L.
4) Cardida'i ef. rigida iL Roemer. cf. Kayser a. a.
O. tb. XXVUI Fig. 2.
5) Spirifer? cL hngwifer cf. Sandb. tb. XXXI Fig. 7.
Digitized by Google
16
Dieselben Formen finden sich in den erwähnten Kalk -
einlagen, jedoch schlechter erhalten; in diesen Kalken kommt
ausserdem eine schon von Wtlrttenberger gefundene
MurMwma^.? eL Kayser a. a. 0. ib. XVII Fig. 2 tot»
3. Das Oberdevon am hohen Lohr.
An der Ostscite des hohen Lohr liegen in einer zwei-
fachen Einbuchtung des Rückens und am Fusse desselben
nach Dodenhausen zu oherdevonische Schiefer und Kalke
disoordant auf dem Qnarziteystem mit einem Streichen von
SSW nacb NNO nnd sehr wechselndem, bald steilem, bald
sanftem Einfallen nach OSO. Der Wechsel des Einfallens
ist durch eine Reihe von parallelen Speciaiverwerfungen
im Sinne der Streichrichtung hervorgerufen.
Vom Rttcken des hohen Lohrs nach Dodenhansen hov
absteigend nnd somit ins Hangende der Sohiehten gehend,
erhält man folgende scharf ausgeprägte Gliederung des-
selben.
I. Unteres Oberdevon. ^
1) Intnmesoenzstnfe:
a. knotige granbranne Thonsehiefer mit Ealkoonere-
tionen (Phacops latifrons, Orthoceratiten),
b. schwarze bituminöse Kalke; 20 cm mächtig (Gonia-
tiies tntumescemjCtMräiolaretrostriatay Entomis serrato-striataj^
c. schwarze, sandige, bitnminOse Schiefer; 5— 10 cm;
(TmiiaeuUles iemtieineiHs)^
d. hellgraue bis blaugraue Kalke; 8— 10m (Cyrioceras^
Crinoidenstielglieder).
• II. Oberes Oberdevon.
2) pjrpridinenschiefer (rothe, braune und grane Schiefer
mit Entomis serrafo-^Maia).
3) Clymenienhorizont :
a. rothe, knotigschieferige Kalke (versteinerungsleer),
b. grane, knotige Kalke mit weissen Adern (Clymmia
lamgaia).
Der untere nnd obere Kalk ist in 2 Brtlchen aufge-
schlossen und wird zum Kalken der Felder gebrannt, dürfte
aber als Mauerkalk geeigneter sein. Der obere Steinbruch
zeigt die Schichten l(b— d) in horizontaler Lage; zwei kleine
Digitized by Google
17
Verweitegen in der Streiefarichtang des Kalks bewirkten
eine loetJe Versenkang am oa. 8 m. Die Kelke sind auf
ein Terhältnissmässig kleines Terrain beschränkt. Weiter
nördlich von dem Revier „Kalk" bis zur Weiberwand sind
als Vertreter der Kalke üur bröekUohe, braune und rotbe
SeUefer des Oberdevon vorbanden, llberall das rotbe Band
Cjpridinensebiefer in ihrer Mitte einschliessend. Ebenso
wie auf der Ostseite des hoben Lohrs sind auch auf der
Westseite durch alte Schurflöcher die knotigen Sebiefer
imd Kalke des unteren Oberdevon blosgclcgt.
NordOstliob von diesen oberdevoniseben Sebiefem
naeh Haddenberg bin treten zwiseben den ttlteren Sebieb-
teo ähnliche rothe Schiefer ohne Cypridineu auf.
In dem unteren oberdevoniseben Kalke fand ich fol-
gende Arten:
1) Fkacopa hüifrcm Bronn.
2) C^€mä^ie8 mkmeseeM Beyr.
3) Ooniatites cf. retrorstis mris v. Buch.
4) Orthoceras vittaium Sandb.
5) Gyrtoceras spl Das 9 cm hohe und ebenso breite
BraebstUek zeigt die für diese Gattung ebaraeteristisebe
Biegung; an demselben sind die 46 mm bebe nnd 80mm
breite Wobnkammer und 4 langsam sich verjüngende Kam*
raern erhalten von 7 — 9 mm Höhe.
6) Tentact4i^te8 tenuicinctus F. A. Roemer.
7) JBnUnms aerratihstrifxta (Ojfpridina s.str.) Sandb.
8) CanMa rHrosiriata v. Bueb.
9) Cameroph&ria? cf. subreniformis Schnur*)
10) Linrfula? cf. stthparallcla Sandb.
11) Uexacrinm? c£ grantd^er F. Koemer. (Stiel-
glieder.)
In dem oberen oberdevoniseben Kalke femer:
1) Clymenia laevigata Münst.
2) Clymenia (undulata)? MUust
1) J. Sobar, „Braobiopoden der Eifel'S PalaeoQtograpbica;
cf.B.Sajter, „Bracbiopoden derEifel*' Z. d. d. geoL 6. z. Berlin.
Bonn 1871.
3) cf. Sendberger a. a. 0. tob. XXXIV Fig. 19.
Verh. d. CAt. Ver. Jabrg. XXXVIII. 4. Folge. Vlll. Dd. 2
Digitized by Google
18
3) Orthoceras Dechem mihij ein
10 cm langes Fragment eines Ortlio-
eeratiten Ton lan^ coniscber Gestalt,
rundem Querschnitt und centralem 8i-
pho; die Kammerwände sind niedrig
und durch betrltchtiich geneigt stehen-
de Scheidewände ansgezeiebnet. Die
Höbe der Kammern yerbftlt sieh zn
ihrem Durchmesser wie 3 : 10.
Zu vergleichen wHre die Fbrm
nur mit dem von 8 an dberger abge-
bildeten OHkoceras obUqitegepiaiim von
Wissen baob, mit dem sie jedoeh
weder in der Grösse noch in der Ilöhe
der Kammern und dem bipiio überein-
stimmt.
4) TerebraMa kleiner nnd
flaeber als Ter^aMa saeeukts. Hohe
2 und 2,5 mm, Breite 3 und 5 mm,
Länge 4 und 6 mm.
Es sind dies meist Formen des ty-
pischen Oberdevon. Dasselbe hat hier
in petrographischer Hinsicht grösste Aehnlicbkeit mit dem
von Weilburg a. d. L. (Weg nach Löhnberg), wo die mit
1 b bezeichnete schwarze Kalklagc ebenso characteristisch
ist. Mit den oberdevonischen Kalken von Bicken und Braa-
nan bei Weilbnrg zeigt es ebenfalls ähnliche Ausbildung
und stimmt in palaeontologischer Hinsicht mit diesen und
allen ttbrigcu mir bekannten oberdevonischen Vorkommen
ttberein.
4. Die Grauwackenschichten.
Der beschriebene oberdevonische Kalk und die Quar-
zitschichten werden im Nordwest und Südost discordant
Ton einem System von Granwacken^ Thon- und Kiesel-
schiefern tibergreifend überlagert und yon Wttrttenberger
theils als „oberer", theils als ,,unterer Culm" ^ bezeichnet.
1) 8. N. J. f. Blin. 1866 pag. 686 und pag. 666.
Orthoteras Vecheni
in natürliober OrusM.
Digitized by Google
19
Die Gnnwaekmii Thon- und Kiesekehieter bilden zwei
grosse Complexe; der eine im Nordwesten des z. b. Ge-
biets, das hohe Lohr von allen Seiten ansser im Süden
umßchliessend, nimmt den ganzen Löhlbacher Forst ein und
begleitet auf der pag. 4 und 5 bezeichneten Linie die Quar-
site. An der Ostseite des hohen Lohr ist sein Zusammen-
bang doreb firosion gestihrt nnd das von ihm ttberlagerte
OberdoYon tritt zu Tage. Der zweite grosse Sebiohten-.
complex Ton Granwaeken und Schiefem zu beiden Seiten
der Gilsa wird im Norden von dem Quarzitsystem, im Sü-
den und Osten vom Buntsandstein und einzelnen Zechstein-
partien begrenzt. Die Grenzlinie bildet ein Dreieck, dessen
Basis vom alten Kirchhof bei Moischeid Uber Densbeig
nach Obemrf reicht, dessen Schenkel die Linien Oberarf,
Jesberg, Haodshaosen nnd Sebbeterode, Gilserberg dar-
stellen.
Die Schichten dieses Systems zeigen ein sehr wech-
selndes Streichen und Einfallen, hervorgemfen durch zahl-
rache flache Sattel- nnd Muldenbildnngen. Viele nnd gute
Anischlitsse zeigen diese Lagerungsverhftltnisse sehr schön.
Unter anderen nenne ich die Profile in der Nähe von
Kloster Haina, im Königshäuser Grund, am Dielenberg, am
hohen Lohr und an der Leuchte gegenüber dem mitUeren
Hammer. Besonders das letztere ist sehr interressant; es
seigt, dasB die erwähnte flache Sattelbildnngdnrcfa Diabase
hervorgebracht ist, welche nach Ablagerung der Schichten
anf dem ganzen Untergrund auftraten und den Sattel ver-
einzelt in Kuppen durchbrachen. An den zahlreichen Be-
rührungsflächen der Diabase mit den Uberlagemden Sedi-
menten haben sich dann Torzi^weiae jene Contactgesteine
gebildet, die so hftnfig ans 'dieser Gegend (als Jaspis,
Achat etc. etc.) erwilhnt werden. Wttrttenberger glie-
dert den von ihm beschriebenen oberen und unteren Culm
in 16 Theile 0- Nach neuen, deutlichen Profilen am Die-
ienbei^, am hohen Lohr nnd oberhalb des Schönsteiner
Hammers konnte ich in petropraphischer Hinsicht nnr 5
1) «. S. 0. pag. 678—675.
Digitized by Google
20
gat charakterisirte Horuonte von unten naoh oben nnter-
aeheiden: '
1) Thon- und Griflelsehiefer mit Onrnwaekeneiniagen;
mit mdeiiüichen Pflunenresten (in der Nfthe dee Pfeffer-
holzes und bei Dodenhausen das Oberdevon direct be-
deckend),
2) feinkörnige, rüthliche Grauwacke mit dttnnen Gran-
wackenechieferswischenlagen in Blinken von 2—3 dm (M
Haina, avf der Nordostseite des hoken Lohr und am Die»
lenberg, sowie gegenüber der HerlemUhle) mit JPosidonO"
mya Bechen,
3) grobkörnige Conglomerate mit Crinoidenttiel^e-
dem. Korn von Erbsen- bis FanstgrOsse mit Qnarsit-
brocken (in Bftckersgrttnden, am IMelenberg, Einfirst, Kloster*
holz, Densberger Hammer),
4) feiDkömige, glimmerreiche Grauwacke und Kiesel-
schiefer, Zone der meisten Contactgestcine (Kemnatenkop^
Hain, Lenchte^
5) rauhe gltmmerreiche Oranwackensehiefer mitPflaa-
zenresten (Densberger Hammer, Schönau).
Von Petrefacten fand ich ausser spärlichen Pflanzen-
resten nnd Crinoidenstielgliedern eine Foädonomffa Becheri
Bronn.
5. Die Zechst ein- nnd Bnntsandsteinformation.
Im Westen und Stlden Yon den beschriebenen älteren
Formationen legt sich nnterer, feinkörniger Bnntsaad-
stein an.
Unter diesem ragen jedoch kleine Zechsteinpartien
inselartig hervor. Die erste derselben unmittelbar am Dorfe
Herbelhausen wurde bereits erw^nt. £s liegen hier rothe
Sohieferletten Überlagert Ton rothen, granen oder gelben
krystallinischen Dolomtten, welche Holzapfel^) zum oberen
Zeehstein zählt. Ein zweites Vorkommen von Zechstein-
mergel und Schieferletten am alten Kirchhof bei Moischeid
1) E. Holzapfel, „Die Zecbsteinformatioo am Ostrande des
Rhein.- Wertph. 8ohiefergebirg«'S Inaagnral-DiflAert. Marburg 1879.
Digitized by Google
21
woide kllnlieh dnreh AnBgrabangeii freigelegt und bildet
demwMb ein Ton Holzapfel vermltstes ZwlAoheiiglied zwi-
fldben Gilserberg UDd Herbelhausen.
Weitere Zechsteinpartien legen sich dann als Dolomite
bei Oilserberg, Sebbeterode and Jeaberg auf die Graa-
6. Die diluvialen und alluvialen Gebilde.
Die Quarzitrticken des hohen Lohr, Jeust, Heust und
Kellerwald sind an ihren Abbäugen von mächtigen dilu-
vialen Ablagerungen umgeben, die ich ihrer Beschaffenheit
naeh eintheile in:
1) eigentliehen fetten Lebm,
2) steinigen, unreinen Lehm (Nieterde) Oi
3) Quarzitsehotter.
Letzterer bildet die obere Zone der Diluvialmassen,
besteht aus oft faustgrossen, bald abgerollten, bald noch
scharfkantigen Qnanutbrocken, die nur spärlich von einer
sandigen Thonmasse umbttUt wird; er ist vermengt und
verollt durch Abhangsschntt ähnlich dem basaltisohen Di-
luvium. Darauf folgt bis zu den Flussläufen reichend der
steinige, sehr undurchlässige Lehm, der in der dortigen
Gegend |,Nieterde^^ bezeichnet wird; derselbe hat eine
biaoa- bis rothgelbe Farbe und schlieest eine Menge von
Gesteinsfragmenten ein. Dieser Lehm und der Quarzit-
sehlotter lassen sich in der Regel gut unterscheiden; trotz-
dem v^ird es schwierig eine scharfe Grenze überall zwi-
schen beiden zu ziehen.
Ganz verschieden hiervon ist der innerhalb des Grau-
wackengebiets und an der Grenze vom Buntsandstein in
grösseren Partien auftretende oft bis zu 7 m und vrohl mehr
mächtige echte Lehm.
Derselbe ist gelblich, zäh und frei von Verunreini-
gangen. Besonders oberhalb der Vereinigung des Linden-
borut Ebertsbach und der Wohra tritt dieser Lehm in grosse-
rer Ausdehnung auf.
Die alluvialen Ablagerungen der ThSler sind sehr
1) of. Warttenberger a. a. 0. pag. 534.
Digitized by Google
22
gering and erreichen erst angserhalb der älteren Gebiigs-
glieder eine erheblicbe Anfldebnnng.
7. Oesteinsbeecbreibang.
1) Sedimentgesteine.
Die mikroskopisch nntersochten Thonsehiefer zeigten
die von Zirkel n. A.^ beschriebenen Eigenftchaften.
Die Qnarsite erseheinen nnter dem Microsoop am
kleinen Quarzkörnern bestehend, die durch ein krystallini-
scliea, kieseliges Bindemittel verkittet sind; in einigen
Yariet:iten kommen Orthoklaskörner, in anderen Glinuner*
blättchen häufig vor.
2) Emptivgesteine.
Die in dem beschriebenen Gebiet auftretenden Emp-
tivgesteiue gehören zur Gruppe der Diabase oder Plagio-
klas-, Augit- und Plagiokla8-Augit(Diallag)-01ivin-Gesteiuen.
Den microscopischen, chemischen nnd geologischen Ver-
hältnissen Rechnung tragend, lassen dieselben sich in
zwei Hauptabtheilungen bringen, deren jede wieder in zwei
ünterabtheilungen zerfallt.
Diese unten folgende Eintheilung l'asst sich jedoch
nur dann rechtfertigen, wenn ich nach Rosenbusch*) die
strenge Unterscheidung von Augit und Diallag nicht znm
Haupteintheilungsprincip mache und somit die diallaghalti-
gen Gesteine den angithaltigen Diabasen als Unterabthei-
lung beifügen darf.
Hierzu veranlassten mich ausser den von Rosen-
busch angeführten Gründen vorzugsweise die geologischen
Verhältnisse.
L eigentlidie Diabase.
1) UnterdoYonische:
a. grobkörnige (mit Plagioklas, Augit und chloriti-
sehen Substanzen).
1) cf. F. Zirkel, ,,Die mieroscopitohe BeBchaffenbeit der Mi-
nerslien und Geeteine'< pag. 490 a. ff.
2) H. Roienbusob, „Mioroscop. Physiograpbie der massigen
Geeteiiie*< 1877 Bd. n pag. 827-828.
Digitized by Google
23
b. feinkörnige [dichte] (mit Plagioklas und cbloriti-
Bchen Substanzen; ohne Angit).
2) Garbonische grobkörnig (mit Plagioklas und Angit).
n. Olivittdiabase.
1) feldspatharme, nnterdevonisch (mit Olivin, Augit
und Diallajr).
2) feldspathreiclie, carbonisch (mit Oliyin, Diallag und
IPkagioklas).
Da ich an mehr als 40 Localitilten Diabase zu schla-
gen hatte, kann ich hier nur die charaktenstischesten her-
Torheben und die übrigen nur aufzUhlend diesen beiordnen.
Ein eiDgehendeie Behandlung derselben muss ich mir für
später vorbehalten.
Verschiedene meiner Dttnnsohiiffe legte ich Herrn Prof.
Stweng in Oiessen vor, der mir ttber mehrere wichtige
Punkte Aufklftmng gab. Die ohemiscben Untersuchungen
der Gesteine führte ich im Laboratorium von Herrn Prof.
Zinke dahier aus, dessen freundlichste Unterstützung mir
dabei zu Theii wurden beiden hochverehrten Lehrern ttihle
loh mieh zu besonderem Dank verpflichtet.
1) Grobkörnige, unterdevonisohe Diabase oharacterisirt
durch das Vorhandensein von milchweissem, trübem Plagioklas
in grossen, bis zu 5 mm langen leistenförmigen Krystallen
und Augit in rothbrauuen Körnern; accessorisch kommen
vor Apatit, Magneteisen, Titaneisen und Quarz; letzterer
vrohl meist secnndftr. Secundäre Gebilde, die ich als
chloritische Substanzen anführe, sind bald reichlich da,
bald seltner, vorhanden aber immer; es sind Substanzen,
die unter den Namen Viridit, Opacit, Seladonit, Grengesit,
(Chlorit), Chloropit, Cblorophaeit in der Literatur genannt
werden. Nach Rosen busch ziehe ich diesen Namen die
obige, unbestimmte Bezeichnung „chloritische Substanz'* vor,
weil unter meinem Material sowohl innerhalb eines Ge-
steins als auch bei den verschiedenen Vorkommen diese
bubstanzen ihren Cbaracter wechseln und oft noch in wei-
terer Umsetzung begriö'en sind. Macroscopisch erscheinen
diese Gesteine graugrün, grau oder dunkelgrün mit weissen
bis Töthlichen Flecken; durch Verwitterung erhalten sie
ein eigen braunes Aussehen.
Digitized by Google
24
Vorkommen: Alle hierher gehörigen Gesteine treten
innerhalb des Gebiets, in dem QnansitEllge vorhanden
siady anf.
Es sind die Gesteine vom hohen Lohr, (Bäckersgrllnde,
Gipfel, lange Haide, Lochgrund, Ebertsgraben), vom Keller-
wsid oberhalb Dodenhausen, vom Winterberg nördlich £Ube-
rodOy vom Kasparstall, vom Dülfershof, vom Ahrberg^ von
der Knppe oberhalb Battenhaosen n. a, Punkten mehr;
ausserhalb des besciuriebenen Gebiets kenne ieh sehr fthn-
liehe von der Ludwigshtitte bei Biedenkopf und der Ross-
bach ebendort, ferner ähnliche vom Fciselberg und Rim-
berg bei Kernbach und von Niederdieten bei Biedenkopf»
Unter diesen erwähne ich 3 Varietäten:
a. Gesteine Tom Nordabhang des hohen Lohr und der
langen Haide. Farbe graugrün. Plagioklas trttb und opak.
Die Zersetzung desselben beginnt im Kern der Krystalle
und setzt sich unregelmässig nach der Peripherie fort. Die
äusseren Theile der Krystalle sind es daher besonders»
welche noeh hie und da die Zwillingsstreifung naeh dem
Albitgesetz erkennen lassen. DerAngit ist inEömem von
hellrolbbranner Farbe als Zwisehenklemmnngsmasse vor-
handen, erscheint noch sehr frisch und vollkommen durch-
sichtig; einzelne unregelmässige Sprünge durchziehen ihn.
Die Mengenverhältnisse von Augit und Plagioklas sind un-
gefähr gleich. Die chloritische Substanz ist hellgrün und
selgtimpolarisirtenLiohtkeineBadialfaBerstrttctar. Magnetit
kommt in grossen unregelmässigen E9rnem und in dendri-
tischen Formen vor, die eine Grösse von 3—4 mm erreichen.
Apatit selten.
b. Gesteine von Bäckersgrttnden (und von Biedenkopf)
Ton schwarzgrttner Farbe mit grossen Partien weisser und
röthlicher Feldspäthe, die ihnen ein gefleektes Anssehen
verleihen. Diese Flecken lösen sich unter d. M. in mehrere
querliegende Plagioklaskrvstalle auf, die von grossen Apatit-
nadeln in verschiedenen Richtungen durchwachsen sind, so
dass man bald deren seehseekige Querschnitte, bald deren
1) cf. Rosenbttfch, Pbysiogr. Bd. II p. 8(0.
Digitized by Google
25
langgezogeue prismatische Längsschnitte wahrnimmt. Der
•
Augit tritt gegen die zahlreichen Plagioklaskrystalle zurück
und hat dureh eine von «eiaen Sprüngen ausgehende
Umwandlung und Ablagerang von £Uenyerbindiingeii da-
seHMt ein dlleteree Aneselien. Chloritische Sabstaazen sind
Mltan; um so mehr aber tritt der Temiiithlich ans ihnen
entstandene Quarz häufig auf. In einem der hierher ge-
hörigen Vorkommen fehlt der Aup:it und chloritische Sub-
stanz gänzlich und an deren Stelle tinden sich nur Quarz
und Eisenoiydanaeeheidangea. Garbonate fehlen.
c. Gestein oberhalb Haina in BSekersgründen au bei-
den Seiten eines kleinen Baches anstehend, sieht verhlüt-
nissmässig sehr frisch aus, ist hellgrau und sehr hart. Es
ist besonders ausgezeichnet durch seine polysyuthetischen,
grossen Plagioklaskrystalle, die von Apatitnadeln reich
dnrehspiokt erseheinen, und durch das vollständige Fehlen
▼onAngit Die ehloritisehen, blassgrttnlichen Oemengtheile
bilden reisende sphärolitische Aggregate und zeigen i. p. L.
ausgezeichnete Interferenzkreuze. Prof. Streng, dem ich
dieses eigenthümliche Gestein vorlegen durtief hält die
grünlichen Massen iMr echte Pseudomorphosen nach Angit^
der, wie zarte Umrisse es noch andeuten, in Krjrstallen
vorhanden war und deren Baum seine Zersetsungsprodnkte
jetzt einnehmen. Mehrere der Begrenzungslinien stellen
nach Winkel und Form achteckige Querschnitte der ge-
wöhnlichen Augitform 00 P. 00^ oo.ooP 00. P vor. Die
radialfaserigen Partien nnd ebenso nicht ittdividaalisirten
Einschlllsse in denselben werden von faserigen Sohalen
eingesohlossen. Hornblende kommt aceessorisch in kleinen
blassgrttnen faserigen Partien vor und zeigt starken Di-
chroismus. Magnetit ist selten; häutiger Titaneisen, das mit
einem bei au£Oaliendem Licht weisslichen Körper (Titane-
morphit? ) Uberzogen zu sein scheint Sowohl Ti als P (der
Apatitnadeln) konnte ioh in relatir grossen Mengen ehemisch
naahweisen.
2) Feinkörnige, unterdevonische Diabase (dichte Dia-
base, Diahasaphanite, Diabasmandelsteine z. Theil älterer
Autoren), hellgraue bis grünlichweisse Gesteine von frischem
Ausseheui die n. d. M. in einer gleichmüssigen hell- oder
Digitized by Google
25
tiefgrUnen chlorifciseheii Masse viele sohmale Plagioklasleisfe»^
eben zeigen und in denen Augit nicht vollständig fehlt. Die
Plagioklase bestehen regelmässig nur aus 2 Lamellen und
gaben mir wegen ihrer gleichen Aasbildnng in vielen Ge-
steinen ein Merkmal zor Zusammenfassung. Magnetit febit
hak ganz. Einselne donkle Floeken sind in der ttbrigea
hellen Masse zerstreut Diese Diabase kommen in zahl*
reichen Abänderungen vor und zeigen an den Grenzen oder
den Kuppen, oft auch an der ganzen Oberfläche der Ge-
biete, wie ich durch ausgezeichnete Aufschlüsse im Kreutzers-
gmnd wahrnehmen konnte, Mandelsteinbildnng mit Mandeln
von Hirsen- bis Erbsengritose; nach innen hOrt diese Mand^-
bildung auf und die Gesteine sind dieht; die Mandeln sind
gefüllt mit Kalkspath, der oft wieder ganz oder zum Theil
ausgelaugt ist, Verhältnisse, wie sie GUmbel ') auch für
die Diabase des Fichtelgebirges angibt. Aeusserlicb sind
diese Diabase an ihrer besonders sehneli^ Zersetzung zu
einem hellen, gelbbraunen Lehm und einer weissgdben
tnffartigen, porösen Masse leicht kenntlich.
Vorkommen: im Bernshachthal, an der Fischbach,
längs des Krentzersgrund, am kalten Baum, am Kiesberg,
an der Weiberwand, am Böhl u. a.0.; sie treten vorzugs-
weise innerhalb des Gebiets der nntenkvonisehen Ortho-
eerassehiefer auf.
Bemerkenswerthe Varietäten sind:
a. Gesteine von der Fischbach; ohne Augit und Magnetit;
in grösserer Entfernung von der Hauptkuppe enthält das
sonst dichte Gestein microscopisch kleine Kalkspathmandeln,
in denen der CaCOs faserig erseheint und duroh Ablage*-
rung von grtlnliehen Substanzen auf zarten Spalten eine
grüne Farbe zeigt. Die chloritische Substanz ist blassgrün
und sieht sehr gleichartig auä. Die Plagioklase sind sehr
klein und schmal.
b. Gestein vom Krentzersgrund bat denselben Habitus
wie das vorhergehende. Die ehloritisehen Substanzen ahMl
aber dnnkelgrttn, enthalten MagnetitiiLQmei: und in kleinen
1) cf. 0. W. Gümbel, „Geogoostische Beschreibung des Ficbtel-
gebirga*' pag. 214.
Digitized by Google
27
Zwiscbenräamen häufig Quarz. Die grossen Kalkspath*
mandeln desselben zeigen ausgezeichnet die Ton Rosen-
bvseh beflehriebene polysynthetiaehe Krystalbidfonn
nach V» R vnd die Linien, welehe die Zwillingslamellen
andeuten, erscheinen in den schönsten Farbenstreifen.
Magneteisen ist vorhanden. An Stelle desselben findet sich
an einem Vorkommen vom Pickelberg reichlich Titaneisen
mii Titanomorphit (?). .
c. Oestetn von der Weiberwand zeigt allein noeh yon
den hierhergehörigen neben Plagoklas in einer granfilzigen
bis grünlichen Masse Spuren von Au^it; das Vorkommen
dieses Angits bestimmt mich, auch die in den obigen Ge-
steinen vorkommende chlori tische Substanz für ein letztes
Umwandlnngsprodukt desselben zn halten.
8. Carbcmisebe Diabase sind sowohl in geologischer
als petrographischer Hinsieht yon den yorherbeschriebenen
nnterdevouischen Diabasen zu trennen; sie kommen nur
innerhalb der Schichten des Grauwacken Systems vor und
haben eine frischere graue Farbe, enthalten meist voll-
stttndig kbire Plagioklaakrystalle, liohtcaffeebraunen, rissi-
gen Aagit, mit dem Felds|Nitb in gleichem Mengeayerhllli-
niss, und eine wirr faserige, graugrtlne, chloritische Sub-
stanz, die nur spärlich auftritt; Magnetit in Körnern ist
selten. Während also der Augit dieser Gesteine ähnlich
dem der unterdevonischen, wenn auch heller ist, so liegt
ihr ElauptBBtersohied in den abweichenden Plagioklasen
und ehleritiseben Substanzen.
Vorkouniien: bei Elberode (Westseite), an der Leuchte,
am Hain, an der langen Haide oberhalb des Kalks, am
Keppelberg, am Klosterholz; ähnlich die Gesteine von den
Heünbergen, am W^Uenbag und der Lahnbrttcke bei
Biedenkopf.
Als Typus fttr diese Diabase kann das yon der West-
seite des Elberoder Grunds gelten, dessen Plagioklaskrystalle
besonders durchsichtig, scharf begrenzt sind und i. p. L.
neben der prachtvollsten Zwillingsstreifung nach dem Albit-
1) cf. Rosenbaiob, Physiogr. Bd. I pag. 217.
Digitized by Google
28
gesetz noch andere Verwachsungen zeigen. Unter Anderen
sind Viellinge da, deren eine Hälfte einfach, die zweite
poljsynthetisch ist; die polysynthetische Hälfte zeigt Zwil-
lingsbildnog nach dem Albit- und PeriklingeBeti zngleieb,
80 dass dieselbe ans 4 staMOrmigen, im Qv^nohnitk fisit
quadratischen (4 etwas Uber 86 Individuen^) zu bestehen
scheinen ([ T = Q. S.)
Ausserdem beobachtete ich u. d. M. einen Feldspatb-
kiystall, dessen fast quadratisch w Qaerschnitt durch eine
gerade Linie fast diagonal in zwei b. p^^L. versohieden-
farbig erscheinende Hälften getheilt war Q. S.), ein Vor-
kommen, wie es bei Bavenoer Zwillingen des Orthoklas ^)
wohl beobachtet wurde.
Die Gesteine von den anderen LocalitSten sind nidit
alle so prägnant wie das beschriebene. Kalkspathmandeln
kommen bisweilen ebenfalls vor, jedoch nicht von rundlichem,
sondern unregelmässig eckigem Querschnitt; die der Ge-
steine vom Keppelberg lassen im Q. S. schöne« regelmässige
Zwillingslameiien, die weite Zwischenrftnme zwischen sidi
haben, erkennen. Durch Gegeneinanderwachsen zweier ver-
schiedener Kalkspath-Krystalloide zeigen diese Lamellen bis-
weilen eine zierliche Biegung da, wo sich die 2 Krystalloide
trafen und verdrängen wollten. Der Augit der letztgenann-
ten Gesteine yariirt, wahrscheinlich in Folge grosserer Zer«
Setzung.
4) Feldspatharme Olivindiabase (feldspathfreic Olivin-
diabase, Palaeopikrite, „Schwarzensteine'' Gtlmbels z. Th.
syn.) (Melaphyre, Hypersthenfelse, Serpentinfelse z. Tli.
Üterer Autoren sogar einzelne Aphanite derselben).
Allgemeine Zusammensetzung und Umwandlung dieser
Felsarten, die mit den von Koseni)usch^) resp. Moesta
1) cf. F. Zirkel, Micr. Besch, d. Mio. pag. 133 und H. Eo-
senbuscb, Physiogr. Bd. II png. 824.
2) cf. F. Zirkel, Microac. Besch, d. M. pag. 124.
• 3) cf. C. Koch, Palaeozoische Schichten und GrünBteine
cf. pag. 132 u. ff. p. 153, pag. 173 oder Württenberger, D. Culm
am Kellenv'. N. J. f. Min. 1865 pag. 541.
4) a. a. 8. 0. Bd. II pag. 850 u. 527.
Digitized by Google
29
(Hain bei Oberdieten, Tringenstein, Lixfeld, Wissenbach)
and Ottmbel^) (SchwanBensteia bei Trogen, Harlesreath)
gegebenen Bee^reibongen nnd Abbildnngen fibereinslininien,
bedarf keiner wiederholten Schilderung;. Dieselben kommen
in dem beschriebenen Gebiet häufig vor und sind charac-
leriatisch fUr einen bestimmten Horizont, was unter Anderen
schon Koch*) andeatet
Die wiehtigeren Vorkommen sind:
1) Gesteine vom Humberrain und der Haingrube am
KeUerwald, vom Böhl bei Dodenhaosen.
2) Gesteine von der Aschkoppe, dem Ahrberg, Kaspar-
stell, Ton Hflttenrode nnd Battenhaosen, erstere mit schon
sink tu Serpentin sersetstem Oliyin, mit Angit in~ Römern
Ton röthlichbrauner Farbe und in Krystalien (Querschnitte
der Form oo P. oo oo . oo P oo . P.) von auffallend hellerer
Farbe als die Kömer, eine Erscheinung, die wohl auf
stirere Zersetsang oder yielmehr Anslangnng der Angit-
sabstans znrttcksaftthren ist In derThat sind diese hellen
Angitkrystalle von schmalen grünen Bändern der Aus-
laugungsproducte gangartig durchzogen; letztere führen
reichlich braunen Magnesiaglimmer; das Gestein vonHtltten-
rode enthält neben dem gewöhnlichen blassröthlichen Augit
Überwiegend echten Diallag mit allen Eigenschaften, die
bei der früheren strengen Scheidung dieser beiden Mineralien
geltend gemacht wurden; seine Farbe ist ein blasses Braun;
seine Lamellen 3) parallel dem Orthopinakoid stehen dicht
geditogt Den bisher üblichen Bezeichnnngsweisen nach
ktoe man also bei diesem Oestein in Verlegenheit, ob es
„augithaltiger Olivingabbro^' oder „diallaghaltiger Olivin-
diabas'* zu nennen sei. Dieses gleichzeitige Vorkommen
▼on Augit und Diallag in demselben Gestein und die Ver-
wandtschaft desselben mit anderen derartigen Olivingesteinen
In geologischer Hinsieht scheint mir einen weiteren Beitrag
zu den Kangverhältui6»en der Gabbro und Diabase zu geben.
1) ft. ft. 0. psg. 160 «. ff. mid psg. 688.
3) I. a. ft. 0. pag. 819.
S) ef. Rosenboseh, Pbydogr. Bd. I AbbUdang 62 tb. IX.
*
Digitized by Google
30
Ein ähnliches Gestein Itthrt Bosenbusch 0 von Weiibi^rg
an, das aber mehr Plagioklas enthält
Etwas abweichend yon diesen ist der Olivindiabas
von Rattenhausen, nördlich vom Dorfe aufgeschlossen, von
dunkelgrüner Farbe und grosser Frische; er bildet die am
weitesten ausgedehnte Diabasmasse; enthält neben sehr
spärlichen Feldspathleistchen, Angit und Olivin stellenweise
eine blassgelbliohey amorphe, einfachbrechende SnbstanSi
welche die In Zersetzung begrififenen OlivinkOmer um*
Bchliesst.
Abweichend sind in diesem Gestein die Zersetzungs-
erscheinungen des Olivin yon denen anderer Olivindiabase;
sein Endnmwandlungsprodnct ist nicht der gewöhnliche
Serpentin, sondern eine friscligrUne, glasartige Masse ohne
alle Maschenstructur, die eine Neubildung der sihihisten,
zusammengesetzten und einfachen Magneteisen-Trichite *)
zeigt. B. p. L. ist in derselben oft noch ein Olivinkem
deutlich wahrnehmbar. Grossere OlivinkOmer zeigen an
anderen Stellen wieder eine seltene Frische, hellgelbe Farbe
und i. p. L. zahlreiche, helle, einfach brechende und scharf
begrenzte Einschlüsse, die ich nicht zu bestimmen ver-
mochte. Neben diesen Einschlüssen kommt Magnetit als
gerade Nädelchen und von quadratischem Querschnitt in
demselben vor und ist bei diesen an secundäre Bildung
nicht zu denken. Der Angit iu grossen, einzelnen Körnern
polarisirt mit besonders lebhaften Farben und zeigt An-
deutungen der sonst häufigen Zwillingserscheinuugen des
Augits nach oo P oo.
5) Feldspathreicher Olivindiabas vom Kemnatenkopf
bei Löhlbach, Schichten des zur Carbonformation gehöri-
gen Grau wackensy Sterns durchdringend. Derselbe steht
am neuen Waldweg zur Rechten des Einflusses des Anbiss-
bom in den Geklingebaeh an. Es besteht aus Olivin,
Diallag und Plagioklas und zwar so, dass der mit dem
1) a. a. 0. Bd. II pag. 355.
2) ef. Bosenbutoh a. «. 0. II pag. 856.
Digitized by Google
31
Feldspatb gleich häufige Oliyin weit den Diallag der Menge
nach fiberwiegt.
Der Plagigklae kommt in heilen, dorehsiehtigen Yiel-
lingskrystallen vor, die naeh dem Albitgesets entwiokelt sind.
Der Olivin in Krystallen mit geradlinigen, an den
Ecken abgenindeteu Umrissen, ist meistens schon zu typi-
schem Serpentin zersetzt^ an einzelnen Stellen zeigt der
Serpentin eine faserige Ansbildang, indem feine, pinsel-
arfcige Bttsohel von Fasern ans dem dichten Serpentin ^ im
Kiirise hervorragen.
Nach Prof. Strengs Vennuthung wäre das Gestein
zn dem von Tb. IliortdahP) analysirten und von Hauau ^)
beschriebenen Gestein aus der Gegend von Skurruvasclo in
Norwegen zn stellen, welches mit dem Namen „Anorthit-
OUvinfels'' belegt worden ist und vonCohen^) den „diallag^
armen OlivingabbroV angeschlossen wird.
Der oben angeführten Tendenz zu Folge reihe ich es
den Olivindiabasen an.
Neben vielen qualitativen Untersuchungen obiger Ge- .
steine fahrte ich im hiesigen iiaboratorinm einige qnanti*
tative Analysen ans, deren Resnltate besondm bei einem
Vergleich des Kieselsäure-, Magnesia- nnd Kalkgehalts die
microscopische Analyse und die Classification auf Grund
dieser bestätigen. £s sind die Analysen I. eines unter 1
angeführten grobkörnigen Diabases, IL eines feinkömigein
(2) nnd UL des Olivindiabas (3) von Battenhansen.
Analysen:
8iO, MgO CtO Al,03 Fe,04 PjO« Ka(NRj)0 H^O CO,
L (ad la) 51,72 11,45 7,29 10^5 10,86 6^1 4.08 — —
n. (ad 2a) 45,30 0,51 11,70 8^1 22,80 2,60 8,01 2,72 7,80
IIL(adS) 40,17 21,40 8,02 7,78 25.59 1,12 0,25 ^ —
Sammen: 1 = 100,58 II = 100,75 HI = 99,28
In I nnd II fanden sich noch Sparen von TiOf.
Die hier besehriebenen Diabase wurden nach meinen
1) of. Zirkel s. a. 0. pag. 446.
2) s. Neaea Jahrb. f&r Hfai. 1879 Heft V— VII pag. 607.
8) a. N. J. f. Min. 1880 Bd. H Halt H pag. 202.
4) a. K. J. f. Mm. 1879 V-VH pag. 608.
üiyitized by Google
82
Dtlimscbliffen you Professor Dr. Bosenbasch geprüft; der-
selbe stimmt im Wesentlichen mit meinen Angaben tlber-
ein, Tenniatfaet aber, dass unter den pag. 25 — 27 be-
schriebenen feinkörnigen Diabasen stark zersetzte Diabas-
porphyrite versteckt sein könnten.
8) Contactgesteine.
An den Grenzen der Diabasgebiete gegen die Sedi-
mentgesteine sind, wie schon Yon Wttrttenberger er-
wähnt, Contactgesteine häufig und sowohl endomorphe als
exomorpheContactphänomene ausgezeichnetausgebildet. Vor-
zngsweise haben die carbonischen Diabase solche hervor-
gemfen. Weniger prägnant sind die Contactzonen in den
nnterdcTonischen Gebieten. Gontactbildungen mit Qnaniteii
haben schon oben Erwähnung gefunden.
Besonders lehrreich für Contacterscheinungen ist das
Profil an der Leuchte, wo carbonische Kieselschiefer 3 flache,
parallele Sättel bildeni deren Sattellinien jedesmal auf
Diabas liegen. Direct tfber dem zersetzten Diabas findet
sich eine engere, eisenreiche Contactzone von brauner und
schwarzer Farbe. An manchen Stellen derselben erscheint
der Schiefer dUnnspaltig, splittrig, vom Ansehen einer
trocknen Brannkohle, an anderen ist alle Schieferstmctor
Tcfschwnnden nnd ein kieseliger Eisenstein von bunten
Farben vorhanden. Weiter oben folgen gewöhnliche graue
und braune, klüftige Kieselschiefer.
1. Endomorphe Contactgesteine.
Die Contactzonen in dem Eruptivgestein selbst anfzu-
finden ist ungleich schwerer als die der Sedimente. An
einem kleinen Diabasrorkommen oberhalb des Kessels
konnte ich dieselbe deutlich erkennen. Der kOrnige Diabas
daselbst zeigt an seiner Grenze nach dem Waldrand zu
erst eine grössere Härte, ohne seinen Habitus zu ändern.
Darauf iblgt das eigentliche Contactgestein, welches eine
frisch grttne, glasig sprOde Masse darstellt und braunrothe
Flecken zeigt; hier und da durchziehen es weisse Quarz-
adern. U. d. M. erkennt man eine fein krystalliuische
Quarzmasse, in der innig eingebettet milchige Feidspath-
partien, Epidot und grttne flockige Substanzen liegen. Die
Digitized by Google
33
Qaani^aiBe eatlüUt zahlroioh^fiohlriUime, die im Innereiit
wie Qumchnijkte dertelben erkennen lasseni Ton einer
schwarzen stanbartigen Masse bekleidet sind.
Dahin gehören Gesteine vom Böhl, der Weiberwand,
dem Keppelberg und dem Kemnatenkopf mit grobkörnigerer
QaArzmaase und reichlicheren £in8chUlflgen in Schnüren
oder Bindern.
2. Exomorphe Contactgesteine.
Zn den hier in Betracht kommenden Gesteinen rechne
ich zuerst alle in dem beschriebenen Gebiet vorkommenden
Kieselschiefer, abgesehen von denen des Jeust. Die Lage-
rungsverhältnisse und die microscopischen Untersuchungen
bestätigen dies. Fast bei jedem Kieselschiefervorkommen
ist die Bertthmng mit einem Diabas nachweisbar. Die
Keselschiefer der dortigen Gegend sind kieselsftnrereiche,
verhärtete Thonschiefer von brauner Farbe mit weissen
Qoarzadern; ihre Schieferstructur ist erhalten und nur
dnrch Sprünge senkrecht zu der Schieferung ondentlich
geworden.
Aehnlich diesen sind zahlreiche bunte, weissrothe Ge-
steine, die unter den verschiedensten Namen (Jaspis, Achat
u. a. m.) umlaufen. Derartige anscheinend dichte, blutrothe
Gesteine vom Kaltenbaum liessen o. d. M. erkennen, dass
sie ebenfalls Thonschiefer waren, welche mit vollständigem
Yerlnst der Schiefemng von Qnarzmasse durchdrangen
und in nnälhlige kleinste Theilchen eerpresst wurden.
Der Düunschlilf zeigt bei auffallendem Licht dieselbe
intensiv rothe Farbe, wie das Gestein, im durchfallenden
Licht aber ist er braun. Die braunen Thonschiefertheilchen
passen mit ihren Kanten noch genan aufeinander und
seheinen nicht im geringsten ver&ndert zn sein. DieQuars-
1) Wihrend dei Druoks IMeiefl finde ich fthnliobe Enohai-
mmgeii in einein sflorisohen Kieaelaoliiefer au Sadnen dnroh Herrn
H. Botbplsii beMhiieben, die auf soo-phytogene Entttefanng dai
Seluefen hindeuten eollen.
Bei den oben erwähnten Yorlcomnien ist keinenfalls an eine
derartige Entetehnng sn denken ; e£ Z. d. d. geol. 6. 1880 Heft HI«
Voll. d. nai. Ver. Jahrg. 2LXXVIU. 4. Folge. Vm. Bd. $
Digitized by- Google
34
masM fttfart viele EiDSchittsse; in sie hiDein ngee rothe
Krystsnohen mit AnheftuDgspnnkt aa den Thonsohiefer-
sttlckchen; ihre Form konnte nach dentlicbeii, sechsecki-
gen Querschnitten und prismatischen Längsschnitten mit
aufgesetzter Spitze als die des Quarzes festgestellt werden.
Dieselben Verhältnisse zeigen macroseoinsch yiele
Gesteine in den Thälem des Löhibaeher Forstes; in diesen
werden die Qnarsadem fingerbreit nnd nnss- bis fanstgrosse
ThonschieferstUcke sind durch sie verkittet. Alle derartigen
Gesteine zeigen hohe Härte und Sprödigkeit.
Verschieden von den beschriebenen Contactgesteinen
und jedenfalls in anderer Weise gebildeti sind die in
Kestem oder nur vereinzelt in der Nllhe der Diabase For-
kommenden blangrttnen, brannen nnd sebwarzen feuerstein-
ähnlichen Hornfelse, ohne Schieferstructur, welche den von
Sprank^) resp. ß (Icking beschriebeueu üornfelsen vom
Wollenberg ähnlich sind.
Zn vreiterer Untersuehung der zahlreichen derartigen
Vorkommnisse mangelte mir Zeit und Raum in dieser Arbeit
Erwähnen möchte ich hier noch, dass nach meinem
Vennuthen auf Grund der vorhandenen Stollen, Halden
und Schürf lücher die Eisengewinnung früherer Zeit in dieser
Gegend sich fast ausschliesslich auf die Contactzonen der
Diabase gegründet hat nnd dass diese eisenhaltigen Contact-
gesteine oft Veranlassung zu Bergbanversnchen gegeben
haben.
ir. Die Quarzitvorkomnieii zwischen den hohen Uhr
und BreifiNietein.
Nnr wenige Meilen vom hohen Lohr in der Biehtong
seiner Quarzitzttge nach Sttdwest jenseits der oben be-
schriebenen Glieder des Buntsandsteins und der Zechstein-
foriiiiition, trifft man auf die Quarzite des Wollenbergs.
Der Beschreibung Sprank's Uber diesen vermag ich Nichts
hinzuzufügen. Derselbe fasst seine Untersnohnngen in fol-
1) a. a. 0. pag. 61. 3 u. 4.
Digitized by Google
d5
geaden Sohlnsflsftt^n znsammeii, die loh bem Vergleich mit
doD Qnarriten des hoben Lohfs nnd Kellerwalds mid vob
eigoer, Anschauung nur bestätigen kann:
i,Der Kern des Wollenbergs besteht aus anscheinend
aattelftnnig gelagerten Quarzitzügen mit zwischenliegenden
QnansaDdateiaen, Thon- und KieaeLiehiefeni. Naoh Nord
vnd Sfld legen sieh anf diese discordant Oranwacken, Thov-
Uüd Kieselschiefer u. s. w.*'
Sprank lässt die im Streichen der Wolienberg-Quar-
zite lagernden Schleier von Kernbach unberücksichtigt
In diesen Schiefem von Kembaeh finden sich Terkiest ähn-
liche Formen wie am Pickelberg bei Armsfeld; besonders
jene kleine, cliaracteristische Brachiopode(Spirifer?), Gonia-
tites compressus und Orthoceratiten. Die Diabase in der
Nähe von Kernbach (Feiselberg und Rimberg) und die vom
WoUenbei^ (Heimberg) reihen sich den oben nnter 1 nnd 2
beschriebenen grob- nnd feinkl^migen an.
Sprank scheint den grobkörnigen Diabas vom Feisel-
berg, der dort neben dem feinkörnigen vorkommt^ nicht
gefanden zu haben.
Weiter sfldwestiich liegen Qnarzite bei Weitersbansen
In 2 B&nken zwischen Kieselschiefer, welche im Fortstreichen
in Tbonschiefer übergehen. 300 Schritt östlich von diesen
Quarziten und Schiefern befinden sich schon von Wtlr tten-
berger^) erwähnte Plattenkalke. Weder in dem Schiefer
Boeh den Kalken konnten organische Beste gefanden werden.
Eine MeOe südwestlich von Weitershansen &nd ich
ebenfalls Quarzite*), in deren Nähe die Dachschiefer von
Gladenbach liegen, die in den wenigen Petrefacten Aehn-
lichkeit mit solchen vom Kuppbacbthal zeigen.
Aaf derselben Linie liegen endlich die Qnarzite bei
Oreifenstein, welche von Roemer nnd Manrer*) eingehend
bebaDdclt wurden. Ersterer gibt a. a. 0. an^ dass auch
1) s. 0. pag. 548.
2) üeber diMe und andere wihrend dee Dmdks d. A. ia der
ümgebang Gladenbaobs aufgefundene Quamte behalte ich mir toTi
erenl spiter MittbeiluDgen za macben.
8) a. a. 0.
Digitized by Google
hier die Quarzite zwischen Schiefern liegen« and stidwert-
lieh davon die ktirzlich von ihm *) beschriebeneii Kalke vor-
kommen. Die QaarzitB haben dass^be Streiohen wie all»
oben erwihnten Qoanit- und Schiefersehiehten; jüngere
devonische Schichten sollen dort widersinnig die älteren
Fonnationsglieder überlagern.
III. Die Quarzite von Biedeakapr.
Im Westen der eben beschriebenen Linie tritt ein
svreites Qaarzit- und Sohiefersjstem auf, in dessen Fort-
Btreioben die Sohiefer von Niederdieten und Aehenbaoh
und die Ortboeerasschiefer von WIssenbaeb liegen. Das
Streichen dieser Schichten ist dem der Kellerwald-, hohe
Lohr- und Wollenberg-Quarzite parallel. Bei Biedenkopf
treten Quarzitc im Westen der Stadt zu beiden Seiten
der Bahn ani Die Quarzite treten hier ähnlieh wie am
hohen Lohr manerartig hervor, weehseln viel&eh mit
Sehiefem, streichen von Südwest nach Nordost und fallen
in Folge steiler Sattelbildungen verschieden ein. Im Südost
werden sie von rothen Cypridinenschiefem und Grauwacken
discordant überlagert, im Nordwest durch das Perf- und
Weifenbaehthal abgesehnitten, jenseits deren vermnthlich
meist Spiriferensandstein folgt
Im Ganzen fand ich dort 6 Quarzitzüge, die theilweise
sich als Flügel und GegcnflUgel ein und derselben Schicht
erwiesen, wie das aus der Mächtigkeit und äusseren Aehn-
lichkeit der Sehiehten hervorgebt. Die Mächtigkeit der
Qnarzitsflge ttberateigt hier nioht 2 m. An^gezeiohnete Pro-
file für ihre Weehsellagerung mit Sehiefem finden sieh an
dem Nordufer der Lahn und gegenüber am Rossberg un-
weit der Ludwigshütte bei Biedenkopf Dieselbe Schichten-
folge ist das Bossbachthal hinauf und östlich derKossbach
an verfolgen; ebenso westUeh der Rossbaeh oberhalb Breiden-
stein ; von hier naeh Breidenbaeh sn werden die Quarzite
glimmerreieh, sehiefrig find weniger mächtig. Im Norden
der Lahu setzen sich die Quarzite noch weit fort und wer-
1) a. a. 0.
Digitized by Google
87
den im Osten mttA von CypridiDensobiefern nnd Oranwacken
tiberlagert. Die zwischen den Quarziten liegenden Schiefer
haben meist eine Mächtigkeit tou 200 — 300 m, sind stark
lerklttflet nnd «eigen besonders gnt, wie die transremde
Sehieferaig bald die Sobiebtang yollstiadig unerkennbar
macht, bald Sehichtnng nnd falsche Kltlfte gleichwiegend
sind, wodurch Griffelschiefer entstehen, endlich wie die
Schichtung wieder das Uebergewieht Uber die transTersale
Sehi^enag erhält
Dieser Weehsel der Sohieferang wiederbott sieb bei
jeder Satlelbildnng nnd erschwert das Bestiomien des Ein-
fiülens.
Westlich von der Lndwigshütte ftlhren die zwischen
danOnarsiten befindliehen Schiefer Petrefaetan in geriagor
ZakL Ea sind kleine Braobiopoden- nnd OrtbeeeratitenreslOy
Stylioia laevis^ und ausserdem Pentamerus cf. Bhenanus^ auf
dessen Vorkommen Herr Professor v. Koenen auf der Ver-
sammlang der deutsch-geologischen Gesellschait zu Badenr
Badeii (Herbat 1879) sehen aufmerksam gemacht hat
Die das QaaüsitSTStem liberlagemden Oranwaeken mir
lialten dieselben Pflanzenreste und Crinoidenglieder, wie
die Grauwacke Fon Densberg und zeigen mit dieser grosse
petrographische Aehnlichkeit.
Dib bei Biadeiikopf innerhalb des QuamtsjalBld Tor-
kommenden Diabase gleichen den Vorkommen yon Bäckera-
grtinden am hohen Lohr, der Diabas an der Brücke bei
Biedenkopf, der innerhalb der Grauwacke auftritt, ähnelt
denen Tom Hain und Eeppelberg bei Elberode.
Im Fortstreichen der Qnarzite von Biedenkopf liegen
£e Sehlerer Ton Niederdieten, Oberdieten und Achenbach*),
welche ebenfalls Tentaculiten und Orthoceratitenreste führen.
Ein Trilobit von Niederdieten stimmt in Grösse, in der
Zaiil der Leibringe und der Form des Pygidiums mit einem
Best Ton Hüttenrode tiberein und zeigt noch Theile des
Kopfes, naeh denen derselbe und«somit Tielleicht auch der
1) lieber diese Schiefer von Achenbach hoffe ich in Kürze
weitere Mittheilungen machen zu kÖDDen betreffs ihrer Stellung zu
den Wiambtoher evenk aoeh tu den Bandenbsehar Sohiefenu
Digitized by Google
38
Ton Httttenrode ab Cyphaspis zn bestimmen ivHfe. An
diese Schiefer schliessen sich nach der von DecheD'scben
Karte die Orthocerasschiefer von Wissenbach mit gleichem
Streichen an.
Hier wie dort treten die auch am Kellerwald nnd
hohen Lohr ehsraeteristiseheni feldspatharmen OliTindia-
base anf.
Schliesslich mögen noch Qaarzite nnd Schiefer ron
Raumland und Berleburg Erwähnung finden, die dort in
1 — 2 m mächtigen Bänken zwischen den Dachschiefem
liegen. Durch die ausgezeichneten Au&ehlflase daBcIbst in
Folge eines regen Bergban's ist die regelmässige Weehsol-
lagemng beider Gesteine hieg wie sonst nirgends «n er-
kennen. Aus den dort in den Schiefern vorkommenden
Petrefacteu ist bis jetzt kein Schluss anf ihre Zugehörig-
keit zn einem der beschriebenen Vorkommen zu ziehen.
Neben nndentUohen Terkiesten Orthoceratiten nnd Gtoniatiten
konnte nnr ein Phaeopa ht^rons sicher bestimmt werdeo.
. Ein Goniatit von der Gmbe HOme daselbst stimmt mit
dem pag. 10 beschriebenen Qoniat. plebeius bis auf die
etwas mehr nach dem EUcken zu sich senkenden Loben
ttberein.
B« Allgemeine Folgenrngen ud ZuaamieB-
fasaang*
Nach dem oben Angeführten scheint es zunächst im
höchsten Grade wahrscheinlich, dass die versteinerungs-
freien Quarzite vom Kellerwald, hohen Lohr, Winterberg,
Wollenberg bei Wetter nnd Tom Bossberg bei Biedenkopf
gleichalterig sind.
Dafttr sprechen die gleichartigen LagemngsverUUt-
uiüsc und die petrograpbischen Beziehungen derselben.
Was nämlich zuerst das Streichen dieser Schichten
betrifft, so ist dies bei allen das von Südwest nach Nordost
Alle Vorkommen liegen anf einer Streichnngslinie oder anf
einer Parallelen deiselben. So bilden die Qnarzite nnd
Schiefer des Gebiets von Dodenhausen eine nnr durch Ver-
Senkungen von Südost nach Nordwest unterbrochene Linie
Digitized by Google
39
mit den Quaniten resp. Schiefern vom Wollenberg nnd bei
Greifeosteiii; swischen diesen Punkten werden sie daich
jüDgerere Fonnationen bedeekt Die Qaarzite nnd Schiefer
der Gegend von Biedenkopf liegen auf einer Linie, welche
der ersten parallel läuft. Eine dritte Linie durften die
Qnnrzite nnd Schiefer yon Kaumland andeuten.
Steiles Ein&ilen nnd steile Sattelbiidnngen sind allen
Quaniten mit Sebiefem gemein.
Die Quarzite sind sich petrographisch im Allgemeinen
sehr ähnlich; jedoch darf einer solchen petrographischen
Aehnlichkeit kein entscheidendes Gewicht beigelegt werden.
DieQnarsite sind meist sehr feinkOmig, werden aber, wie
*im Hars, Öfters Granwaeken fthnlich. In der Mächtigkeit
schwanken sie zwischen 2 A — 300 m. Fast jeder grössere
Beurk zeigt Quarzitvarietäten von glimmerfreieu bis glimmer-
reichen, Ton feldspatharmen bis feldspathreichen, von fein-
körnigen bis grobkörnigen, conglomeratfthnlichen Gesteine.
Wie eimselne dieser Yarietilten gleich eharaeteristisoh an
den verschiedensten Localitäten vorkommen, ist oben er-
wähnt. Zwischen den Quarziten liegen kieselige oder milde
Thonschieiery welche auf den höheren Bergen gegen die
Qoanite znrttcktreten. Die Schiefer zeigen meist transyer-
sale Sehiefemng. Aehnlieh stimmen an den verschiedenen
Qnarzitlokalitäten die Diabase üboreiu und dürften bei der
YergleichuDg der behandelten Sedimente in Betracht kom-
men« Denn, wie ich wenigstens bei der Gruppe der' Diabase
^anbe annehmen sn dürfen ^ dass zu ihrer Classification
microscopische nnd chemisehe Analyse nicht annähernd
ausreichen, wenn sie nicht mit der geologischen Unter-
suchung Hand in Hand geht, so wird auch aus dem Vor-
kommen besonders eharacteristischer Eruptivgesteine ein
Bettmg zur Benrtheilung der Altersstellnng der von ihnen
durdibroehenen Sedimente zu gewinnen sein
1) lÜMe Ansieht wird wie von Mteren Autoren — cf. G. Kock
«. n. O. — so noch in neuerer Zeit wieder vertreten — ef. C W.
eambel n. n. 0. — Dathe, mcroic. Untersnchuog der Diabeae^
Z. d. d. geol. 0. 1S74 nnd cf. W. Schau f, Untertuehnngen Aber
naannäMbeDiabaee, aus Verb. d. naturh. Yer. d. Rh. n. W. 1860 I.
Digitized by Gcogle '
40
In dem beschriebenen Gebiet herrschen die feldspatb-
armeti Olivindiabase neben eigentlichen^ grobkörnigen Dia-
bäsen (ef . p. 23 n. p. 28) vor. Beide treten im Gebiet toa
Dodenhausen im Contaet mit den Qoaniten nnd Sefaiefbm
auf. Westlich von Biedenkopf sind dieselben Gesteine
häufig. Dieselben haben hier wie dort eine beträchtliche
Ausdehnung und sind schon macroscopisch leicht kenntlich.
Wie sich die behandelten Quarzite and Scliiefer zu
Minliehen Schiehteii in anderen Gegenden verhalten, wOide
nnr dnreh vergleiehende pajaeontotogisehe Studien fSsstsn-
»teilen sein ; indess sind die bekannten Faunen zu dürftig,
um bestimmte Schlüsse zu erlauben. Vielleicht werden in
Betracht zu ziehen sein die Quarzite und Schiefer in Nord-
frankreich, welche von Oosseiet ^) als Qidinmm SMpiriemr
kUrziieh besehrieben worden sind.
Was endlich das relative Altfer der in unserem Ge-
biete erwähnten Schichtenfolgen anbelangt, so lässt sieh
dasselbe etwa in folgender Weise feststellen.
Die p. 18 ff. beschriebenen Grauwacken, Thon- und
Kieselschiefer sind durch das Vorkommen von FoMommffa
Bkketi als Oulm charakterisirt
Die von diesen Oulmsehiehten Qhergreiftttd tlberlager*
ten Kalke und Schiefer*) bei Dodenhausen am hohen Lohr
geh(')reQ dem typischen Oberdevon an, wie schon erwähnt
wurde.
Die Schiefer zwischen Armsfeld und Haddenberg*)
und von Kembach^), in welchen GhmiaHies eompressuSj Or-
thoceras reguläre vorkonnnen, dürften bestlnrait den Wissen-
bacher Orthocerasschiefern zuzurechnen sein.
Da nun die Quarzite und Schiefer d. b. G. steile
Sättel bilden, welchen die Schiefer von Armsfeld und Had-
denberg angelagert sind, so sind die Quarzite jedenflRllB
<er als die Wissenbacher Schiefer. Die Versteinerungen,
1) Esqottse g6ologiqae do Nord de la Fran^ et des contrte
. ▼oitines per M. J. Oese ele t.
2) B. oben pag. 16 ff.
S) «. oben pag. 16.
4) 8. oben pag. 86.
Digitized by Google
41
welebe in den Schiefern zwischen den QuarzUen bei Httt-
tanfode liegen, und tlieUweiae flolche» welohe ans tmseiem
I>0i^D nieht bekannt sind, wohl aber identiseh oder min-
destens sehr ähnlich sind Arten, welche aus den böhmi-
schen Silnrbildangen von Barrande beschrieben wurden.
Unsere Fauna ist ün Wesentlichen eine Gephaiopodenfaana
und hat somit eine andere Facies als die yon Manrer be-
fldriebene» reichere Trilobiten- nnd Braehiopodenbnna des
Kalks bei Greifenstein, welcher aller Wahrscheinlichkeit
nach über den Quarziten liegt oder denselben wenigstens
nahe steht (fiüls nicht eine Verwerfung dort auftritt).
Von den Arten, welche ich bei Hüttenrode saomelte^
mnd seoha bestimmbar nnd dnigefmassen ^ot erhalten.
Es sind dies:
1) Orthoceras planicanaliculatum S a n d b. , vorkom-
mend in den Hercya-Schichten Kaisers and bei Wissen-
baeh.
2) Baänhs graeüia Sandb. ane den Orthoceras-
schiefern von Wissenbach nnd vom Ruppbachthal be-
kannt.
3) OomMUes subnautüinus var. vittiger San dbg. eben-
fidls ans dem nsssanischen Unterdevon beschrieben.
4) nnd 5) Zwei Arten: OomaHUs pMm» Barr, nnd
Orthoceras erosum Barr, sind aus dem böhmischen Ober-
silar, ersterer aus den Etagen F und 6, letzterer aus der
Etige D von Barrande beschrieben.
6) Baciriiea Koenmii ist nur von Httttonrode bekannt
Yfwr die HUfte der Verstoinemngen bei Hüttenrode stimmt
also mit Formen der Wissenbacher Schiefer überein, obwohl
von diesen eine analoge und reiche Fauna bekannt ist.
Ich glaube hieraus schliessen zu müssen, dass beide Pan-
nen nicht gleichalterig sind. Das Vorkommen Ton zwei
Arten des böhmischen Obersilnr liest es femer ebenfalls
mindestens nicht unstatthaft erscheinen, die betreffenden
Schichten für älter als die Orthocerasschiefer zu halten.
Wir werden also ebenso wie aus der Lagerung, auch aus
dm Yerstoinennigen den Schlnss ziehen dürfen, dass die
Qnarzite älter als die Wissenbacher Orthocerasschiefer sind.
Ob wir demnach nun die fraglichen Quarzite nnd
Digitized by Google
42
Schiefer noch zum unteren Unierdevon oder zar silurischea
Formation stellen eoUen, mag sanftebst noch offen bleiheiL
Jedenfalls haben wir in dieser Fauna ein Bindeglied mehr
zwischen Silur und Devon.
Fasse ich die Resultete vorliegender Arbeit in wenigen,
kurzen Sätzen zusammen, so kann dies in folgender Weise
geseh^en:
1) Die Hau|>trfleken des beschriebenen Ckbiets (Keller-
watld, Jeust, hohes Lohr, Winterberg, Aschkoppe) bestehen
aus steilen Luftsätteln von Quarziten mit zwischenliegen-
den Thon- und Kieselschiefern, welche den Quarziten and
Sohiefem vom Wollenberg, dem Bossberg bei Biedenkopf
und den Quarziten bei Greifenstein entsprechen dttrften.
2) Die Schiefer zwischen Armsfeld und Haddenberg
sind jünger als die eben angeführten Quarzite und gleich-
alterig den unterdevonisohen Orthocerasschiefem von Wissen*
buch.
3) Die Quanite und Schiefer werden discordant nm
typischem Oberdevon — Mitteldevon scheint überall ausser
am Wollenberg zu fehlen — und dieses von Culm-Grau-
wackeuy Thon- und Kieselsehiefem meist ttbergreifead
ttberlagert
4) In den Quarziten und Schiefem treten feldspathanne
Olivindiabasen neben grobkörnigen, eigentlichen Diabasen
auf, in den Schiefem zwischen Armsfeld und Haddenberg
feinkörnige eigentliche Diabase.
Im Gulm finden sieh neben eigenUiehen Diabasen auch
(Mtrindiabase; beide sind indessen wesentlicb Tcrsdiiedea
von den Diabasen der alteren Schichten.
Anmerkung. Alle in dieser Arbeit erwähnten Petrefacten,
sowie eine Collectioü von den wichtigeren Gesteinen sind auf dem
palaeontologischen Museum zu Marburg, Doubletten derselben auf
dem palaeoDtologiachen Maseum su Göttiogen deponirt.
Digitized by Google
lieber VerbreituDg der Thiere
im Bhöngebirge und Hainthal
Bit Hinblkk auf Eifel ud ftheiiitlial.
Von
Dr. F. Leydig
in Bonn.
OoQsldeniüo, oontemplalioqM Minne
Mt MiUiionim ingeniommqQe lutaimlo
qnoddam qmuA p«lmlain. Olo«ro.
Man begegnet hin und wieder Ansicht, dass fau-
Distische Arbeiten am leichtesten auszuiUhren seien. Dazu
bedürfe es keines besonderen Wissens ; es sei eine Thätig-
keit der allereiniiaehsten Art, and Tielleicht liegt demabflU-
ligeii ürtiieii etwas Wahres za Omnde, so lange man nur
den durch Feld und Wald^' Schreitenden und Sammelnden
kennt, den „coureur des bois et des champs*'.
Anders denkt Derjenige» welcher mit der ernsteren
Seite dieser Beschäftigang sich vertraut gemacht hat. Wie
aehwierig ist es oft und welch' vieles Vergleichen wird
nothweindig, nm Uber eine Thierform ins Klarere an kom-
men nnd den quälenden Zweifel, dass man sie verkannt
haben möge, zu beseitigen. Ja es trifft sich wohl, dass der
Beobachter, will er anders das Ziel erreichen, auf d^is
Stodiom des Baues und selbst der Entwicklung zarttok-
gehen mnss. In der knappen Sprache der Systematik yer-
birgt sich alsdann freilich fttr den Unkundigen die Weite
des Weges, welche zwischen dem Aulaug der Untersuchung
und dem Ergebniss liegt.
Indessen belohnen auch wieder solche Studien in
mancherlei Weise. Sie regen fortwährend zum Nachdenken
Uber die liiatnr im Orossen nnd Ganzen an nnd (Iber das
Eiiibeitliche der Ersdieinungen; im Besonderen streifen die
Digitized by Google
44
Nachforschungen Uber Ausdehnung und Grenze des Ver-
breitongsbezirkes der Thiere gar nicht selten die ersten und
letsten Fragen der Morphologie and Biologie. Unsre Vor-
steilnngen bezttglich des Grandes thierischer Gestaltang
mttssen beeinflusst werden durch die Wahrnehmungen über
Anpassung an einzelne Oer tlichkeiten und die hiervon be-
dingte Abhängigkeit zn leben.
. Femer, da man die antergegangene Thierwelt immer
nnr im Zosammenhang sowohl anter sieh, als auch mit der
lebenden vor Augen behalten soll, so werfen solche For-
schungen nicht selten ein Liebt auf die nächst vorausgegange-
nen Veränderungen der Erdoberfläche.
Zuletzt Hesse sich zn Oansten derartiger Stadien auch
geltend machen, dass, neben dem eigentlichen wissenschaft-
lichen Gewinn, selbst für das gewöhnliche tägliche Leben
mancherlei Nutzen abfällt. Die Kenntniss der naturhisto-
rischen Beschaffenli^it der nächsten Umgebong kann dazu
dieneni schädlichen £inwirkangen Torzabeogen and ander»
seits das Wohl des Einzelnen and des Ganzen za erhöhen.
Faunistiscbe Aufzeichnungen haben freilich vollen
Werth nur dann, wenn sie Uber die Gruppen eine gleich
darchgehende, ziffernmässige Darstellung der Arten zu geben
im Stande sind. Es lässt sich daher das Bedenken änsserBy
ob eine Behandlang der Sache, wie sie hier vorliegt, be-
stehen könne neben den methodischen, streng systematisch
durchgeführten, und auf Vollständigkeit abzielenden Local-
faanen. Auch war ich selbst nach Abscbluss der Arbeit
nahe daran, die Blätter» weil sie eben einer solchen Anr
forderang nicht entsprechen, zarflekzolegen. Dass letzteres
nicht geschah, vielmehr dieselben der Oeffentlichkeit tiber-
geben werden, hat seinen Grund in der Annahme, dass
denn doch manche Wahrnehmung und Bemerkung darin
Terzeichnet ist, welche yielleicht den wissenschaftlichen
Antheil eines Fachgenossen erregt; sodann weil, trotz aller
UnVollständigkeit, der Blick auf die gesammte Thierwelt
des Landstriches gerichtet wird, und dadurch ein unge-
fähres Bild Uber dessen Thierbevölkerung zu Stande kommt
Endlich will es mir scheinen, als ob znmal jüngere Beob-
achter sich am so mehr angeregt fthlen konnten, dem
Digitized by Google
45
Btediam einer Onippe der hetmttoheii Thierwelt sich za
iridmen, wenn sie sehen, wie gar manche Airtheilang vOllig
braeh Hegt nnd des Bearbeiters harrt.
Und 80 sollen, nach vorausgeschicktem Verzeicbniss
einer Anzahl einschlägiger Schriften und einigen Yorbe-
aisAongen tlber das Gebiet der Fauna, als Hanpttheil der
AiMtdie Thiergmppen anj^gesShlt werden, nm snletst noch
eine nnd die andere Frage von allgemeinerem Belang in
Anregang zu bringen.
Utaraliir
1. Getanimt-FAiina oder vernTischtd Gruppen.
BftlliBg, HeilqiieUeB und Bider so Kiedsfen. JSnle Aofl.
ISSly leehile vom Mir ISSS. ~ Bartels, ^Efotisea nur Fanns des
Yenjaiipebieftee. Katurii. Ter. d. preua. BheipUmde 184$. — Beh-
lea, der Spessart, Ldpsig 1823^27. » Cornelias, aur Faonadsr
Umgegend Yon Slberfeld. Natnrh. Ter. d. preuu. Rheinlande 1878.
~ Dieaal» ErfiümiQgea ans dem Gebiete der niedera Jagd 1848.
— Goldfutt nnd Biaehoff, Pbynkaliseh-statiitiafihe Beaelireibnng
dea Flehtelgcbirges , Nürnberg 1817. (Insecten des obersten Main«
gebietes.) — Jftokel, A. J., Thierwelt des fränkischen Oesammtge*
Inates. Bavaria, Landes- u. Volkeskunde des Königreichs Bayern
1865. — heydig F., Skizze einer Fauna Tubingensis. In der Be-
schreibung d. Oberamts Tübingen 1867. (Mit .\ngaben über Main-
ond Tauberthal.) Ders. , Beiträge und Bemerkungen zur württ.
Fauna mit theilweisera Hinblick auf andere deutsche Gebenden. Ver.
f. Naturk. in Württemberg. 1871. — Noll C, der Main in seinem
unteren Lauf 1866. Ders., einige dem Rheinthal von Bingen bis
Coblenz eigenihümliche Pflansen und Thiers. Frankfurt a. Main 1878.
— Sandberger fV., über Ablagerungen der Gtacialzeit und ihre
Fauna bei Würzhurg. Phys.-raed. Oes. in Würzburg Bd. 14. —
Schäfer M., Moseifaana, Trier 1844. — Sohn eider Jos., natur*
hkloriaehs Beaohreibong dea diesseitagea hohen Ehdngebirgee nnd
iSDier noedwestUehen Yorhsrge. Frankfort a. Main 1816. Eine
swsite gaas nmgearbsitete nnd Termehrte Anflaga ersofaisn: Fnlda
1840, hsgleHet von ssohs TIafelii sanher geaeiohnster nnd lithogra-
pfaliisr RliSasnsiriiten. Sohnnr, systessatisohe Zusammeaatsl-
lofig der tsi BagienmgsbeshriES Msr bis jeist aofisefiuideoen Bep-
tQiMit Fiseba nad MeUosksn. Gei^ t ntttaUohsForsohungen in Trier
Digitized by Qyigle {
46
1868. — Schöpf Gregor, historisch- statiatischo Beschreibung dem
Hochstifles Würzburg 1802. (Mit Yerzeichniss fräakischer S&iige-
thiere, Vögel, Amphibien und Fische nach Linne's System, je-
doch ohne nähere Angabe des Fundortes.) — Wagner A. , Bei-
träge zur Kenntniss der bayerischen Faunsu Gelehrte Anzeigen d.
Mancbeuer Akademie 1846.
2. S&ugetbiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische.
Bertkan Fb., Vorkommen dee Triton helretleoa bei Bonn.
Sitzber. d. niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde 1872 (rorgelegt von
Troschol). — Brahts F. P., Vogelfauna von Neuwied. Naturh.
Ver. d. preuss. Rheiulande 1858. — Engels, ornithologischo Mit»
theiluugen aus dem Gebiete des Niederrheins. Naturh. Ver. der
preuss. Rheinlande 1846. — Fuhlrott, Verzeichniss der im Wup-
perthal vorkommenden, von Dr. Hop ff beobachteten Vögel. Na-
turh. Ver. d. preuss. Rheiulande 1848. Nachtrag ebendaselbst 1854.
— Fraisse, die Fische des Maingebietes, von ünterfranken und
Aechaffenburg. Würzburg 1880. — Grebel, Vogelkunde (Gegend
Yon Coblenz). Natnrh.»Ver. d. preuss. Bheinlande 1858. — Hey-
den, 0. V. , Calopeltis flavescens bei Scblangfenbad and Tropidono*
ins tessellatas bei £me. Ver. f. Natark. in Naaiaa, Helt XVI. —
Jftokel, Materiftlieii snr bayerisohen Fauna. Regeasbnrger Corra-
pondenzbl. Jahrg. 1868, 1868, 1864,1855, 1856,1869. — Eirsohbaam,
Beptilien nnd Fische des Hersogthama Naasan. Ver. t Nsloxk. in
Naaaaa 1865. — Eooh, C, das Wasentliche der Chiropferen mit
besonderer Besehreibnng der im Henogtham Nasaan und daran
grensenden Landeatheilen vorkommenden Fladermiose. Ver. f. Kft>
tiirk. in Hassan 1865. Ders., Die in Rheinland imd ümgebnng b^
obaohteten Batraohler. Natnrh. Yer. I. Rheinland n. West&Ien 1879.
Ders., Formen nnd Wandinngen der ecaudaten Batraohier des ünter-
Main und Lahngebietes. Senkenb. naturf. Ges. 1872. — Kress J.,
die Säugelhiere des Steigerwaldes, Ein Beitrag zur Fauna der
ßaugethiere Frankens. Naturf. Ges. in Bamberg 1859. — Leib-
lein V., Beiträge zur Fauna von Franken. Erste Abtheilung, Auf-
zahlung der Säugethiere, Vögel und Reptilien 1856. (Handschrift-
licher Nachlass, seiner Zeit der med.-phys. Gesellschaft in Würzbarg
angeboten, aber „wegen Mangel an Kaum" in die Gesellschafte-
schriften nicht aufgenommen.) Ders., Versuch einer Aufzählung der
Fische des Maingebietes. Correspondenzbl. d. zooL-mineralog. Ver.
in Begensbarg 1853. — Leydig F., die Molche der württembeiTgi-
Bchen Fauna 1869. (Mit Angaben über Main- u. Tauberthal.) Ders.,
die in Dentsohland lebenden Arten der Saurier , T&bingen 1871.
Ders., anore Batraehter der dentsoheo Famw 1877. ^ Leuthntr»
die mittelrfaeiniriohe Fisohfanna. Basel 1877. — Maller Fr., Yer-
Digitized by Google
47
zeichniss der in der Umgegend von Basel gefundenen Reptilien und
Amphibien 1877. — Noll C, TropidonotuB tessellatus, eine deutsche
Schlange. Zool. Gart. Bd, 10. — Römer A., Nachtrago zum Ver-
zeichnisse der Saugethiere und Vögel des vormaligen Herzogthuras
Nassau. Ver. f. Naturk. in Nassau 1878 und 1879. — Sand ber-
ger G,, vergleichender Beitrag zur Fauna der warml)lütigen Wir-
belthiere des Mitteirbeins. Naturh. Ver. d. preuss. Rheinlande 1857.
— Siebold, C. Th. v., die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leq»-
«g 1863. — Trotohel F., Arten der Ratten und Mäuse bei Bonn.
Natarb. Ter. d. preass. Rheinlande 1864. Ders. , Anfünden einer
£injs enropMe bei Grafeld. EbendMelbtt Bd. 81.
8« MolluBken.
fitch H, Systematisches Yerzeicbniss der bis jetzt bei Bop-
pard, Trier and einigen andern Orten der preussischen Rheinlande
mnfgefandenen Mollusken. Naturh. Ver. d. preuss. Rheinl. 1841.
Der 8., Heliüophanta brevipes. Ebeiulas. 1841. Ders., couchyliolo-
gische Bemerkungen. Ebcndas. 1850. — BöttgerO., Clausilien
aus dem Rhöugebirge. Nuchrichtsbl. f. Malakol. 1879. Ders., zur
Molluskenfauna der Eifel. Ebendas. 1680. (Auf Grund des Mate-
rials, welches C. F. Jickeli auf einer Fussreise durch die Eifel,
Ende September 1879, gesammelt hatte.) — Dufft, die Weich-
thiere bei Kissingen, in Ballings Schrift, die Heilquellen und Bäder
zu Kissingen 1865. — Fuhlrott, Paludina viridis. Naturh. Ver. d.
preass. Rheinlande 1848. — Gärtner G., Versuch einer systema-
tischen Beschreibung der in der Wetterau bis jetzt entdeckten Con-
chylien 1814. — Goldfuss 0., Verzeichiiiss der in der Umgegend
von Bonn beobachteten Land- und Wassermollusken. Naturh. Ver.
d. Rheinlande und Westfalens 1857. Ders., Nachtrag hierzu. —
Heynemann D. F., die Molluskenfauoa Frankfurt!. Yer. f. Na-
turk. in Ofienbaoh 1869. — KobeltW., die Fauna der nassauischen
Mollusken 1872. — Küster Ii., Biunenmollusken der Umgegend
Bambergs. Naturf. Ges. in Bamberg 1852. Nachtr&ge und Berich-
Uguageüy ebendas. 1856. — Leib lein V., Mollusken fauna der Ge-
gend von Wnrsbnjg. Isie 1829. — Leydig F., Hautdecke und
Sobale der Qastropoden, nebst einer Uebertiobi der oinbeimisoben
Limacinen. Arebiv f. Natnrgetcb. 1876. — Lieobke, Mollniken
der Gegend nm Elberfeld. Nntnrb. Ver. d. Rbeinlande n. WetiMens.
BdL 36. — Dere.| über Amalie margineta. Neobriobiabl. d. makkoL
6m. 1860. — PArkhaaer Fr., die BinnenmoUatken dee Taaber-
grandei bei Rotbenburg. Natnrf. Gee. in Bamberg 1866. — Sand-
berg er Fr., Molloaken beobaebtet bei BrOokenao. Neohriohtebl.
et nalakot Gei. 1872. — Dere., snr Conohylienfenna der Gegend ▼on
Würabnrg. Netnrw. Zeitaehrift in Würsbnrg 1867. » Dere., in
e
Digitized by Google
48
Verbindung mit C. Koch: Beiträge zur Keiratniss der Mollusken
des oberen Lahn- und Dillgebietes. Ver. f. Naturk. in Nassau 1851.
Ders^ zur Concbylienfauna der Gegend von Würzburg. Naturwiss.
Zeitschrift in Würzburg 1867. — Schlereth y., ,,Fauna conchyo-
logica Fuldensis^', mir nur bekannt aus Barth, das Rhöngebirge.
Fulda 1870. (Mit Angaben ober Sohnecken der Rhön.) — Schmidt
A., malakologische Mittheilungea* Natarh. Ver. d. preuss. Rhein-
lande 1861. (Kritieohe Bemerknogen Aber rheinisoha nnd westflili»
adia Canehylien.) — Sohneidar Gütt, die Bimeimiolliiakaa dar
UoigegaDd von Sobwaiafiiri Katorf. Oei. Sa Bamberg 1866b
4. Ineeotan, Arachniden, Myriapoden, Krebaa.
Bach und Wagner, systematisches Verzeichniss der Tag-
falter, Schwärmer und Spinner, welche in der Umgegend von Bop-
pard und Bingen vorkommen. Naturh. Ver. d. preuss. Rheinlanda
1841. Der 8., Entomologiicbe Kleinigkeiten. Ebendaselbst 1851. —
Bartkan Ph^ üeber einige interessante Formen der einheimischen
Inseotenfauna. Natarh. Ver. d. preuss. Rheinlande 1877. Der 8.»
Ueber fünf bei Bingen gefundene Weibchen einer Eresns-Art, wahr-
Mdiainliah K oinnaborinns. Ebandaselbii 1877. Ders., Aber A^*
pna (A. pioeat n. A. alfinis) bei Bann tind Cöln. Ebendaa. 1877.
Dart., PompUns eoeoiaeaa als Sohmarotaar tob Eraoua ainnabori-
oaa bei Bingen. Sitaber. d. niederrh. Gas. fOr Naior* n. HaQkonde
187a Dare.» Yarsaiefanisi dar bisbar bei Bonn beobaebtaten 8piii>
nan. Yarb* d. natarh. Yer. d. pr. RheinL n. Weetf. 1880. Dara.,
über den Tonapparat von Epbippiger vitiuai. Ebendaselbst 1879.
Bars., Malanismns von Apatara Iris und A. Uia aos dem Kotten-
fofft» Sbendaselbst 1880. — Budge J., Bemerkungen über Bran-
ehipus paludosus. Katurhist. Ver. d. preuss. Rbeinlande 1846. —
Cornelius, über die entomologisohen Verbältnisse Westfalens. Na-
turhist. Ver. d. preuss. Rheinlande 1864. — Fischer, zweiGlieder-
thiere aus der Gegend Freiburgs (Ccrmatia araneoides und Mantis
religiosa). Nalurf. Ges. in Freiburg i. B. 1855. — Förster A.,
zur Berichtigung der von Bartels mitpfetheilten entomologischen
Notizen. (Dabei eine üebersicht der Arten und Arbeiten der Coo-
cinellen aus der Aachener Gegend.) Naturhist. Ver. d. preuss. Rhein-
lande 1846. Ders., Käferfauna der Rheinprovinz. Ebend. Bd. VI.
Ders., Gatinngen und Arten in der Familie der Psylloden. (Na-
mentliob aus der Aachener Gegend.) Ebenda 1848. Ders., Eiaa
Genturie neuer Hymenoptaren. Erste, iweiia, dritte Beeade. (Maiat
ans der Umgqgand von Aaohan.) Ebenda 1860. Dari., eine Oeii-
tnrie nener Hymanoptaran. Vierte nnd fftnila Baaade. (M^ aoa
der Umgegend von Aachen.) Ebenda 1851. Dara., neue Blad-
weepen (üut alle ans der ümgebong TOn Aachen). Ebenda 1864.
Digitized by Google
49
Der 8., zweite Centurio neuer Hymenopteren (zum Theil aus Aachen,
Boppard, Cöln). Ebenda 1869. Ders., üeberaicht der Gattungen
und Arten der Plectiscopiden. (Meist au8 der Umgegend von
Aachen.) Ebenda 1871. Der»., Gattungen und Arten in der Fa-
milie der Stilpuüiden. (Viele aus der Umgegend von Aachen.)
Ebenda 1876. Ders., Monographien parasitischer Hymenopteren.
(Meist aus der ümgegorid von .Vachen.) Ebenda 1878. — Fuchs
A., Lepidopterologische Mittheilunofen aus dem Nassauischen Rhein-
lande. Stettiner entomol. Zeitling 1879. — Funk M., die Papilio-
niden der Bambergor Umgfgend. N'aturf. Ges. in Bamberg 1859.
Ders., die Sphegideu und Chrysiden der Umgebung Bambergs.
Ebenda 1859. — Fraisse P., das Auftreten des Brancbipus Grubii
in der Umgegend von Würzburg. Zool. Anz. 1880. — Haupt,
über Cypris im Allgemeinen nebst Besohreibfing xwaier neuer Arten.
CorrespondenzbL cL zool.-mineralog. Ver. in Regensburg 1850. Der8.|
Yeneichniss der nm Bamberg bis jetzt aufgefundenen Sohmetter*
linge. Naturf. Ges. in Bamberg 1854. — Uensler, Verzeichnias
der Insecten des Spessart. In B e hie n's Werk: der Spessart. Leipz.
1823. — Höfling, Käfer der Rhön, In Jos. Schneider's Werk:
über die Rhön (a. oben „Oeaammtfanna"). — Heyden L. y., die
Käfer Yon Naasaa und Frankfurt Ter. f. Naturk. in Nasiaa
1876 n. 1877. Deri., erater Nachtrag Merza. EBendaaelbat 1878
XL 1879. — Hoaioa^ fibev die Oammamaarten der G^ndTon Bonn.
Axeh. f. Natnrgeaob. 1860. — Hymmen T.,yeraeiohmaader Sohmet-
terünge aoa der Umgebung von THer. Qea. f. nüUliehe Foraohungen
an TUer 1854. — Kirachbaam, die Rbynchoten der Gegend Ton
Wieabaden. Ter. f. Naturk. in Naaaan 1856. Dera., die Gioadinen
der Gegend Ton Wieabaden nnd Frankfart a. M. Ebendaaelbat 1868,
— Kooh C, Veraeiohniaa naaaaiiiacher Spinnen. Yer» f. Katnrk. in
Naaaaut Heft 27 u. 28. — Kreaa Ig., die Eifer dea Steigerwaldea,
ein Beitrag zur entomologiaoben Fauna Frankena. Natarf.«>Ge8. in
Bamberg 1856. — Leydig F., der Bau und die ayatematiaohe Stel-
lung der Rftderiblere. Zeitaebrilb f. ^aa. Zoot 1854. (Arten bei
Würsbnrg.) Dera., zur Anatomie nnd Entwicklungsgeschiehte der
Laoinnlaria aooialis. Ebendaselbst 1851. (Bei Rotbenburg a. d. T.
beobachtet.) Ders., über Hydatina senta. Archiv f. Anat. n. Phys.
1857. (Bei Würzburg.) Ders., Naturgeschichte der Dapbniden.
Tüb. 1860. (Auch Arten aus dem Main- und Tauberthal.) Ders.,,
über Amphipoden und Isopoden. Zeitschrift f. wiss. Zool. Bd. 30
Suppl. Ders., über Argulus foliaceus. Ebend. (Bei Würzburg.)
— Mengelbier W. , Beitrag zur Insectenfauna der Rheinprovinz.
Die Schmetterliugo der Aachener Umgegend. Naturhist. Ver. d. pr.
Rheinlaride 1847. (Auch Funde aus der Eifel sind angeführt.) —
Oechsner G., die Käfer d. Umgebung von Aschaffenburg. Jahresb.
▼flkh. d. BSi. Vsv. Jskrg. ZZZVIII. 4. Irolgs. YZIL B4. ^
Digitized by Google
50
d- Landwirthschafta- u. Ge^rerbsschule zu Aschaflfenburg pro 1853—
64. — Richters, zur Verbreitung des Branchipus Grubil. ZooL
An«. 1880. — Rö ssler A., Verzeichniss der Schmetterlinge des
Herzog! huma Nassau. Ver. f. Natark. in Nassau 1866. — Schenk
A., Beschreibung der in Nassau aufgefundeneu Goldwespen (Chrysi-
dida). Ver. f. Naturk. in Nassau, Heft XI. Ders., Beschreibung d.
nassauischen Ameiiett. Ebend. 1852. Ders., die Grabwespen des
Heraogtbams Kassau. Ebend. 1857. Ders., die Bienen des Her-
zogthutns Nassau. Ebend. 1861. DeVs., die deutschen Vesparien.
Ebend. 1861. (Eotbält auch Arten Tom Obermain und Mitlelrhein.)
Den., Beiträge zur Kenntniss der naisanitobttn Cynipiden. Ebend.
1865. — Schnitzle de Oniscineis agri Bonnensis 1863. — Schnur,
tyttematisohe Aafs&blang der Crustaceon, Arachniden und Myim»
poden in der Umgebung TOn Trier. Gea. f. nätsUche Forschungea
SU Trier vom Jahr 18S6. Selys-Longcbampi de, additiooe
ei eorreotiona au Gatalogoe raiaonne des Orthopteres de Belgiqoe.
An. d. 1. 8oe. ent. de Belgique 1868. Enth< auch Orthopteren von
Kiseingen. (Die Kenniniaa dieaer Arbeit verdanke ich Herrn Dr.
Herrn. Eranaa In Wien.) — Stellwerk F., Entamologische Be-
obachtungen und Erfahrungen aus dem Jahre 1849. Natarhiat.
Ver. d. preusa. Rheinlande 1850. Ders.» entomologiiohe Mitthei-
Inngen. Ebend. 1868. Deri., Versdehniaa der bia jetit im Kreiae
Crefeld au^fnndenen Schmetterlinge. Ebend. 1864. Dera., Nadi-
trag hiersu. Ebend. 1869. Dera., die Lepidopterenfauna der pr.
Rbeinlande. Ebend. 1868. — Weidenbach v., entomologiaehe Kx-
cnrsionen im Monat Juni 1842 in d. Umgebung d. Badea Kiaaingeiu
Stettin, entomol. Zeitung 1846.
6. Plattwftrmer, RundwArmer, Ringelwfirmer.
BudgeJ., Clepsine bioculata. Naturh. Ver. d. preuss. Rhein-
lande 1849. — Claparede E., histologische Untersuchungen über
den Regenwurm. Zeitschrift f. wiss. Zool. 1869. (Pachydrilus Kroh-
nii in der Soole von Kreuznach.) — Greeff R., Augenfuhrende
Angoillulinen in den Salinen bei Kreuznach und Münster am St^nu
Katurh. Ver. der prensa. Rheinlande 1865. — Kennel v., die in
Deutsdiland gefundenen Landplanarien. Arbeiten d. zool.-zoot. Inat.
in Wfirsburg 1879. — Leydig F., Zoologisches. Aroh. f. Anat. u.
Phya. 1864. (Neue Strudelwfirmer, neuer Rondwurm aus dem MaiiL.)
Der«., 6ber die Annelidengattung Aeolosoma. Ebend. 1866. Dera.«
Fhreoryctea Henkeanna. Arch. f. mikrosk. Anat 1866. — Kol!
Phreoryctes Heydeni. Arch. f. Katurgeioh. Bd. 40. — Schul tse
Mas, Lencocblondinm paradoxum aus Suoeinea amphibia. (Aas
einem Graben awischen Oberdollendorf und Heisterbach.) Naturh.
Ver. d. preuBB. Rheinlande 1871. — Semper C, die natfirlichea
Digitized by Google
51
ExieteDzbediDgung^en der Thiera. Leipzig 1880. (Paoliydriliis im
Salzwasser von Kiningen.)
6. Pro to so es.
Greeff R., über einige in der Erde lebende Amöben und
Bhizopoden. Archiv f. mikrosk. Anat. 1866. Ders. , über Actino-
phry« Eichhoniii u. einen neuen Süstwaaserrhizopoden. Ebend. 1867.
Ders.» Aber Radiolarien und radiolarienuüge Rhizopoden des Büsseii
Weeeers. Ebend. 1869. Ders., Pelomyza palustris, ein amöben- .
Artiger Orguiismiis des süssen Wassers. Ebend. 1874. Ders., aber
Kadiolsrien und rtdiolsriennriige Rhisopoden des sassen Wassers.
Ebead. 1876. Ders^ aber erneu dem Bathybias nabesiehenden Or-
gonismaa des sflssen Wassers. Natarb. Ver. d. preass. Rbeinlande
1810. (Allee ans der Umgegend tob Bonn.) — Hartwig TL und
I« aas er fiber Rbiaopoden and densdben nabestebende Orga-
■ismen. Ardi* t mikrosk. Anat 1874. (Umgegend Ton Bonn.) ^
LaetaasB J., Bbixopoden, Infnsorien der Gegend Ton Bonn. Na-
tnrb. Ter. d. preoss. Bbeinlande 1869« Dersiy Parantea des Gam-
maros puteanns. Ebend. 1869.
1. JRhöngebirge.
Die Ansicht der Rhön von der Nordwestseite ist eigen-
artig: ntcbt weiche WeUenlinfen oder stumpfe, in Wald
gehüllte Kuppen bieten sich dem Blick dar, sondern Ecken,
Zinken, spitze Winkel. Von allen anderen Seiten betrachtety
•dineidet sich das Gebirge flach am Horizonte
Im Innern ist das landschaftliche Bild sehr verschie-
den: hier erfireolich durch Laubholz, ausgedehnte Hoch-
wiesen, frische Quellen, dort malerisch durch felsige Massen.
Doch flLhU man sich auch wieder ahgestossen von Uberaua
fmshten, in Nebel geballten, wenig Ton der Sonne erleuch-
teten Tbftlem; einen dtlsteren Anstrich haben auch die
Oden, langbingestreckten, einsamen Haiden. EelnWnnder,
dass man seit Langem und namentlich die plange Bhön**
nordischen Gegenden verglichen hat.
Nicht durch die Höhe der Bergzüge, die yergleichs-
weise wenig bedeutend ist, sondern durch die Basalte, den
Digitized by Google
52
Reichthum an Quellen und die schwammigen Moorgründe
ist die Temperatur unter das Verhältniss des Breitengrades
herabgedrttokt j»Niz, lun, nnx, nebalae sunt optima monera
Rhoenae*. Die Bewohner des Haiothales stellen sieh ancb,
wie ein Botaniker der früheren Zeit erwähnt, die Rhön
„sab imagine Sibiriae^ vor.
Unter den Natarforsehem waren es die Mineralogen
und (Jeognosten, welehe sieh am frühesten in der RhOn
einfänden, da das massenhafte Auftreten vulkanischer Ge-
steine zu näherem Studium einladen niusste. Dann kamen
die Botaniker und Zoologen und zwar die ersten ans Fulda»
g^gen welche Stadt das Rhöngebirge sein nordwestliches
Profil, nblan nnd daftig'^ hinzeigt. Ich selber habe dieeett
Landstrich zu wiederholten Malen von WUrzburg nnd
Tübingen aus besucht und wochenlang Aufenthalt dort ge-
nommen, insbesondere im Herbst 1863, September 1873^
zuletzt im Angnst 1874.
Die Fauna der Rhön ist die eines waldigen, feuchten
Berglandes mitteldeutscher Gegend. Man darf nicht er-
warten, selbst nicht beim Besteigen der Berge, deren höch-
ster — die Wasserkappe — sich bloss 3017 Pariser Fuss
Aber die Heeresfläehe erhebt, anf Thiere von echt alpinem
Charakter zu stossen, wenn sich auch ein theilweises Her-
Ubergehen nordischer Formen ankündigt. Wenig boten mir
die kahlen frostigen Kücken dar; sie werden aber wohl
Manches dem noch geni^hren, welcher aosdaaemder niid
zu yerschiedener Jahreszeit sie absacht.
In dem breiten, sanften Saalgrund ist die Wärme
erheblich grösser als in der dahinter ansteigenden eigent-
lichen Rhön. Das Gedeihen des Weinstockes im nnteren
Becken, dann noch einmal, wenn anch als letzte Wein-
lage im Norden Bayerns, im mittleren Becken — an der
Südseite des Berges, welcher die Ruinen der alten Salz-
burg trägt — drückt solches sofort aus, sowie auch Flora
nnd Fauna in vielen Stücken Gemeinsames mit der Thier*
nnd Pflanzenwelt des warmen Mainthaies darbieten.
Digitized by Google
2. Mainthal.
Das Tielgdcrfliniiite Mainthal zeigt betracbtliehe Unter*
schiede in Boden und Klima, und grossen Wechsel im
Landschaftsbiid. Bald nach dem Oberlauf des Flusses ge-
iteiiet sich das Thal zu einem breiten, flachen Grund;
UerMf wird das Thal im Mittenanf eng und bildet einen
groBsen Bogen. Der Unterlauf hat kein Thal mehr, sondern
nimmt nur ein Bette in der breiten Rheinebene ein.
Die Thalweitnng zwischen Jura und Frankenwald
Mi snr Begnitzmttndnng zeigt manches Thier anf, das ans
dem Nordosten, anderseits ans dem Südosten sich herein-
gezogen hat. In der engeren Umgrenzung des Thaies
zwischen den Hassbergen und dem Steigerwald, herrscht die
Fanna des die Höhenzüge bedeckenden Laubwaldes vor.
Dort wo der Flnss die Tafelebene des Hnschelkalkes betritt,
breitet sich wieder eine freie offene Gegend ans, deren
„Altwasser" oder Reste ehemaliger Wasserläufe, dann auch
die Sumplstrecken neue und interessante Thiere besitzen.
Besonders charaktenstiseh stellt sich aber jener Theil
des Thaies dar, weleher als Steilrand am rechten Ufer das
fränkische „ Weingebirgsland " bildet. Wie raucbgraues
Mauerwerk erheben sich oftmals, namentlich unterhalb
Wflrzbnrg, die Felsen über das Grün des Weinstockes,
wihrend die Tafelfläche der Hohe sich in Oednn^n ver-
lieren kann. In diesen sonnigen Gegenden sind denn auch
manche Tliiere zu Hause, welche grössere Wärme lieben
und durch ihre Anwesenheit den Eindruck südlichen Wesens
der Landschaft erhi^hen.
Unterhalb Oemttnden, indem der Flnss jetzt wieder
ein Waldgebirge durchbricht und in das Gebiet des Bunt-
sudsteins Ubergeht, muss die Fauna durch Auftreten der
gernndeten waldigen Kuppen des rauhen Spessarts auf der
leehten SeitCy nnd des milderen Odenwaldes auf der linken
Seite, in mehr als einem Betrachte sieh Andern nnd nene
Züge erhalten. Doch sind noch einmal die südlichen Ab-
hänge mit Reben bepflanzt und mit ihnen bleibt auch noch
manches Thier, welches wännere Oertlichkeiten liebt
Digitized by Google
54
Endlich in das Gebiet der Seeebene des Mains, welche
mit der Rheinebene zusamraenrällt, hat sich vom Rheinthal
her dieses und jenes südwestliche Geschöpf eingebürgert,
und die weiten, zum Theil dttnenartigen, Sandfläehen be-
günstigen das Vorkommen der sandliebenden Arten.
Von den Zuflüssen des Mains geschieht im Nachfol-
genden, ausser der fränkischen Saale, besonders häufig
des TauberthaleSi welches die südlichste Spitze der Tafel-
ebene des Masoheikalkes einnimmt» Erwähnung. Anfängliob
fliesst die Tauber in der Mitte eines breiten, muldenförmigen
Thaies herab, das einem ehemaligen Seebecken nicht un-
ähnlich ist^). Bei dem Kirchlein St. Leonhard hat sie sich
tiefer eingewühlt und das gegenwärtige Thal gebildet^
welches die hochgelegene, vielthürmige, alte Stadt Rothen-
borg umzieht, und nach 15 M. langem Lauf bei Wertheim
in das Mainthal ausgeht. Der Gegend kommt, obschon an
der Fauna des Mainthales theilnchmeud, doch auch Eigen-
thümliches zu.
In Franken zu Hause, hat Verfasser im Tauber* und
Mainthaie viele zoologische Ezcnrsionen unternommen. Er
ist aber weit entfernt davon, das ganze Gebiet und noch
weniger alle Thiergruppen kennen gelernt zu haben, muss
vielmehr auch hier bekennen, dass gegenüber der Masse
dessen, was zu wissen wünscheuswerth wäre, nur ein kleiner
Theil in seinen Gesichtskreis gefallen ist.
3. Eifel.
Das Landschaftsbild der Eifel trftgt meist einen ern-
sten Charakter und nicht ohne Grund hört man von der
^melancholischen Schönheit*' des „rheinischen Sibiriens"
sprechen. Die bald steinigen, bald bewaldeten, auch wohl
sumpfigen Hochtlächen^ sowie zahlreich aufragende Kuppen»
auoh die Stille und Menschenleere erinnern an die BhOn.
Einen eigenartigen Zug aber verleihen der Eifel die gr^teseren
und kleineren Seen, welche die Krater Itillen. — Heiter
und schön sind oftmals die Abhänge gegen das warme
Moselthal hin, und es können die steilen buschigen Hal-
den mit Weinbergen dazwischen, die zahlreichen, fast in
Digitized by Google
55
WSldchen beisammenstelieBdeii , grossen Nussbllmiie, an
GregeDden am Südfusse der Alpen erinnern.
Die Fauna, verglichen mit jener der Rhön, ist an-
ziehend , denn obschon die Eifel in ziemlich gleicher
Breite mit dem Rhöngebirge liegt and das Klhna kein
mildes ist, so zeigt doeh die ThierbeTölkening einige ent-
schieden sttdliehe Arten anf, die in der Rhön fehlen and
vom Rhein- und Moselthal stammen.
Ich habe bisher viermal die Eifel von Bonn aus be-
•ßucht: Pfingsten 1877; Herbat 1878 mit dem verstorbenen
Botaniker Gastav Becker; Angust 1879; das letzte-
mal Aagost 1880» in Gesellschaft von Dr. Max Weber in
ütreeht
4. Mittel- nnd Niederrbein.
Ueber die Thierwelt des weiten, grossen Rheinthaies
steht mir nar beschrftnkte eigene Erfahrang za Gebote.
Bisher beging ich bloss einige Strecken, z. B. die Umgegend
von Weinheim, RUdesheim, Bingen, sowie die nähere und
fernere Gegend l)ci Bonn. Einheimische Zoologen und
Freunde der Natur haben hingegen von lange her, bis zur
Stande» das Thal, die Stromebene und das Beigland mit
Eifer erforscht nnd eine ganze Reihe zum Theil trelFlicher
Arbeiten, welche fast alle Thierabtbeilungen umfassen, ge-
währt uns reiche Belehrung.
Im Hinblick auf die Verbreitung der Thiere darf an
dieser Steile schon jetzt herrorgehoben werden, dass gleich-
wie der Rheinstrom eine der grossen Handels- nnd Reise-
Strassen zwischen dem Süden und Norden von Europa noch
beute darstellt, so auch die Fauna dieses Thaies ein ent-
sprechendes Gepräge an sich hat. Thiere des Südens sind
hier weit herauf nordwärts gerückt; nördliche Thiere süd-
wSrts gedrungen. Ein Verhalten, wie es auch bezüglich
der Pflanzen sich kund gibt
Die obigen Landstriche, deren Fauna im Kaehfolgenden
zur Sprache kommt, sind nicht willkürlich zu diesem Zwecke
zusammeDgestellt worden, sondern es besteht zwischen
Digitized by Google
56
Urnen ein gewisser innerer Zusammenhang. Die gedachten
Gegenden bilden eioen Theil der Westhälfte DeutschlaiidB.
Die Rhön Usst rieh ab das letsle Glied der langen ge-
birgigen Ostbegieitnng des Oberrbeinthalee betraehten,
deren südliche Kette der Schwarzwald bildet. Rhön und
Eifel liegen in der vulkanischen Hebungslinie des mittleren
Dentschlands; der Main ist integrirender Bestandtheil dea
Bheingebietes.
I>ie einzelnen Hiiergruppen.
1. Sftngethiere.
Die Kenntniss der Säugpetbiere des RhösgebirgM förderten
Sohneideri Balling, Wagner nnd J&okel, entweder durch ei-
gene Beobeehtnngen oder indem ele die eingesendeten Bertebte
der Fontimter benoteten. Mittbeihingen ftbar die Stagetbiera d«i
llungebietes verdenken wir Scböpf (Hodhstift Wünboig), Beblen
(Speesart), Börner •Büchner (Gegend nm Frankfurt), Erese (Stai-
gerwald), Küster, Jftokel (Mittel- and Unterfiranken), insbesondere
aucb dem früheren Professor der Zoologie in Würsborg Leib lein.
Ueber ditf 8&ugethiere des Mittelrheingebietes hat O. Sandberger
ein Verseiehniss veröffentlieht; die Ordnung der Fledermäuse, welche
in früherer Zeit schon am Untermain von Lei Bier, dann Kühl Bum
Gegeustande gründlicher Forschung gemacht worden war, hat zu-
letzt C. Koch sehr genau bearbeitet, lieber die Säugethiere des
Moseltbals uud der Eifel berichtet Schäfer.
Die grösseren früher einheimischen Säugethiere sind, wie in
allen Culturländorn, in Art und Zahl zur Seltenheit geworden oder
TÖllig verschwunden. Theilweiso und in gewissem Sinne sind an ihre
Stelle die Haus- und Pflegethiere getreten. Und nicht bloss die
grösseren dem Menschen im Wege stehenden Geschöpfe waren es,
welche weichen mussten, sondern auch die kleinen harmlosen Arten
fallen immer mehr dem gegen die frei lebende Thierwelt geführten
Yemiohtungswerk zum Opfer. Noch am ehesten halten sich die
Chiropteren, Soricinen and die kleineren Nager.
Vesperuga Leihen, schon 1826 von Leiblein bei Wttn-
bürg beobachtet; nm dieselbe Zeit Ton Römer-Bttcbner
bei Frankfurt; später erbielt sie Kirscbbaiim aus Mainz;
C. Koch fand sie im Amte Dillenburg. Im G^zen eine
üeitene Art — V, discolar^ nach Aa^ichnnngen Leib-
Digitized by Google
57
leiBs im Maiog^biet eimeln and selten: aaoh C. Kuoh
■eldel besUgUoh Kaman's «nd der «Dgienzenden Linder
ein ,,äa89erst seltenes Vorkommen". — F. noctula, in Fran-
ken häufig; kommt auch nach 0. Koch am ganzen Rhein
Ton Basel bis in die Q^end von Cöln vor. ~ F. Nathusii,
ist Leiblein «ifolge noeh niobl im Meinihal getroffen
wwden, wibiend sie in Hittelfranken bei Nttmbeig vor-
kommt; auch im Gebiete des Mittelrheins sehr yereinzelt,
nach C. Koch kann man leichter fünf bis sechshundert
V.pipistreüiis erhalten als eine F. Nathusii. — V^pipistreUuSj
eine, der hänfigsten nnd gesellsohaftlieh vorkommenden
Arten. — V.wrüikm^ im Mnintbal nnd Bheinthali ttberall
doeb stets vereinzelt. — F. murinuSy gemein. — F. Beck-
stänii, in den unteren Maingegenden hin und wieder (Leib-
lein). — V.NcUtereri, ebenfalls selten in den Maingegenden;
im Gebiete des Mittelrbeins naoh C. Koob noch ,|Ziemlieh
r^ehnSssig" yorkommend — F. DmAenianü kannte Leib-
lein aas der Umgegend Wtirzburg's noch nicht, sondern
nur aus der Wetterau; durch C. Koch weiss man, dass
sie nicht nur am ganzen Rhein her sich findet, sondern
den Main beranf bis Wflrzbnrg geht ^ F. mystoaiws, eine
der seltneren Arten, ist im Mainthal noob nicht bemerkt
worden, wohl aber im Nassauischen durch C. Koch. —
Die nordische Fledermaus F. Nilsonii, welche uoch im
Hane nnd anderen deutschen Gebirgen Yorkommt, darf
man als Bewohnerin der ßhön TeHnnthen. Im mittel-
iheiniaeben Gebiet ist erst ein einziges Exemplar von C.
Koch bei Dillenburg erlegt worden. — Plecotus auritus,
weit verbreitet in den Main- und Rheingegenden. — Syno-
barbüstdliiSf von Leiblein als ziemlich selten für die
Maingegenden bezeichnet; nach C* Koch ist im gebirgigen
Then des Shetnlandee die Hopsfledermans „ziemlieh regel-
■issig^^ anzutreffen. — Ehinolophus ferrum equinumy von
Schöpf bereits aufgeführt, ist sie bei WUrzburg selten;
das Vorkommen bei Aschaffenbnrg erwähnt Kittel; auch
im Steigerwald nach Kress eine Seltenheit — R Mppa-
orqns, im Steigerwald nach Kress nicht selten; in den
■nttelMnkischen Kalkgebirgen nach Küster ebenfalls
häufigi scheint bei Würzbarg zu fehlen. Li Aschaffenbarg
Digitized by Google
58
konnte ich unter dem Dach eines alten Gebäades eine
ganze Anzahl nnd die ei^nthttmlichen Bewegvngen dee
hSagenden Thiwes, dnreh die GeflUligkrit des Herrn Flaeh,
beobachten. Nadi G.Koch gibt es am Rhein, Tannne nnd
Lahn kaum eine alte Ruine mit unterirdischem Gewölbe,
wo man die kleine Hafeisennase nicht antrifft
Von Tcdpa etiropaea kamen mir gelbweisee Tbiere
seiner Zeit in Wttrzbnrg wiederholt in die Binde *). —
EnfMcms europaeus. — 8are» araneua. — 8. hueodon, bier
und da in der Umgebung WUrzburg's, Getreidefelder lie-
bend. — S. vulgaris^ gerne in der Nähe sumpfiger Ge-
iN^ser, ohne jedoch zn Bohwimmen; frtther z. B. am Qoellen-
baoh bei Wttrzbnrg. — 8. pifgmaem, Ittnget schon Toa
Römer^Bttchner fHr die Umgegend von Frankfurt nachge-
wiesen, hat sich auch weiter aufwärts am Main, bei Aschaffen-
borg, vorgefunden und femer im Steigerwald. — S. fadieuSf
nieht selten.
ürsia ardoSy noch im vorigen Jahrhondert im Fiditel-
gebirge Torhanden, der letzte wnrde 1769 getödtet (Jftekel);
in der Rhön und im Maingebiete wohl schon seit Jahr-
hunderten erloschen. (Selbst in deu Ablagerungen der
Qlaeialzeit Jl)ei Wttrzbnrg finden sich nach Sandberger
seine Reste selten.) — Mdes iaam^ frtther httnfigeri jetzt
nur hin nnd wieder am Sanm grösserer Wttlder, so z. B.
der Frankenhöhe, wo sich mir einigemal die Gelegenheit
geboten hatte, frisch erlegte Tbiere zu zergliedern; auch
im Steigerwald ist er zur Seltenheit geworden (Kress).
Das gleiche gilt wohl vom RheinthaL (Wer den Rochna-
berg bei Bingen besncht/denkt an OOthe nnd die anmnthige
Schilderung des Rochusfestes, dem er im August 1814
anwohnte. Damals wurde durch die den Berg heranziehende
Prooession ein Daehs an%eschreckt und getttdtet, was jetzt,
wo Gestein, Bnseh nnd Oestrttppe znrflckgedrttngt sind,
sieh nicht mehr ereignen wird.)
Die kleineren Raubthiere, wie Mustela martes, M.
foina, M. putorius, M. erminea und M, vulgaris sind alle
Yorhanden, doch ist eine fortwährende Abnahme auch dieser
Tbiere zu bemerken. — Mustela furo wird in der G^;end
TOB Aschaffenburg zur Jagd anf Kaninchen gezUhmt ge*
Digitized by Google
59
balten (Leiblein). — Auch Lfära vulgaris wird jetzt nur
noch ab und zu am Main und dessen Nebenflüssen gefangen,
während sie in früherer Zeit so häufig war, dass urkund-
lichen KaehriohteB zufolge in verschiedenen Bezirken bo-
Bcmdere Otternftnger anfgestellt waren. Am Niederrhem
bat sie eicb noch In ziemlicher Menge zn erhalten gewnsst
Zeitungen berichten z. B. im December 1880, dass ein an-
gestellter Otternfänger im Laufe von etwa 5 Jahren 192
Stttck erlegt habe. >
Felis eatus, vereinzelt in ansgedehnteren Waldangen;
in jedem der grosseren WKlder bei Wttrzbnrg mOgen jftbr-
Heb 4—6 Stttck erlegt werden. Fehlt nach Fnblrott nnd
Cornelius in den Waldungen von Elberfeld. — F. lynx^
in unserem Gebiete trüber vertilgt als der Wolf. Es wird
z. B. in den Wildbannrecbnungen der alten Reichsstadt
Bothenbarg a. d. T. schon im Jahre 1664 als Merkwürdig*
keit anfgezeichnety dass der FOrster zu Endsee einen Lnebs
geschossen habe. In der RbOn war das Thier nach den
Mittbeilungen ,,über die Forstverwaltung Bayerns aus dem
Jahre 1861", bis ins 16. Jahrhundert einheimisch. Es ist
wohl ein Versehen, wenn in der ersten Auflage des Balli ng'-
sehen Werkes noch aas den dreissiger Jahren dieses Jabr-
hnnderts der Laobs aas der Rhön angeführt wird. ^) Im
Spessart war er bis zu Ende des 17. Jahrhunderts Tor-
handen. (Zeitschrift Sylvan Jahrg. 1825 — 26.)
Canis lupus, hatte sich in der Rhön bis in die zweite
Hälfte des vorigen Jahrhunderts gehalten; in den Revieren
Steinaeb, Sebmaiwasser, aneb in der Nähe des Kreazberges
nnd a. 0. sind noch yerscbiedene Wolfiigniben zu erkennen
(Jäckel). Bei Rothenburg a. d. T. war der Wolf noch 1709
und 1714 vorhanden. Jetzt ist er in Franken als Stand-
tbier erloschen; Streifwölfe sind aber noch in diesem Jahr-
bnndert erlegt worden, der letzte 1859 in den Hassbergen.
Ans alter Zeit, als die Wdlfe noch geübrcbtete Raabthiere
aneb in ünterfranken waren, schreibt sieb eine besondere
ständige Abgabe her, welche die Schäfereibesitzer noch bis
Tor wenigen Jahren (Leiblein 18j0) dem Staate zu ent-
richten hatten, als Erkenntlichkeit fUr die Besch ützung der
Schäfereien gegen Wdlfe. — Zn den Merkwürdigkeiten d^
Digitized by Google
Eifel gebärt, dass dort der Wolf nicht gar selten ist und sich
in strengen Wintern manchmal selbst vor den Thoren Trier's
zeigt (Schäfer, im Jahre 1844.) Im harten Winter 1879/80.
bringen wiederholt die Zeitungen Naobricbten Tom Er-
scheine des Wolfes in der Eifel; man hatte sie am Saume
der Wftlder zu 5 und 8 gesehen. — C. vulpes^ auch im
Maingebiete hin und wieder von bemerkenswerthen Farben-
abändernngen. Öo sah man nach Leibiein in den Jahren
1830—31 in dem Bevier Nie^^erbofen, weiss und roth ge-
fleckte Fflchse, wovon nnter Aüderm einer die halbe Kopf-
seite völlig weiss, die andere roth hatte ; die untere Hälfte
der Ruthe war völlig weiss, der Leib aber gefleckt. Auch
bei Gersield in der Rhön wurde nach Diezel ein Fachs
▼on äusserst seltener Färbung geschossen« (Ganz weiss mit
Bchwänliohem Grunde und einzelnen hervorstehenden
schwarzen Haaren, die Obren sehwarz, mit kurzem wollen-
artigem Haar; die Augen mit strohgelber Binde; RUcken-
linie gelblich weiss; Vorder- und Hintergliedmassen mit
langen schwarzen Streifen , dazwischen die Grundfarbe
blass rosa&rbig, &st PfirsichbliUhrotb, ebenso die Wunel
der Ruthe, welche übrigens sonst weisse Haare mit sehwar*
zen Spitzen hatte.)
Leptis timidus der Rhön, auf dessen Gr(tose bereits
Schneider binweist| hebt sieb| wie solches auch von den
Hasen des Harzes bekannt ist, als Gebiigsform von den
Feldhasen der Ebene ab. Die weiten Thalebenen des Vor-
Spessart und die ausgedehnten Fluren von Aschaffenburg
gewähren dem Feldhasen günstige Aufenthaltsorte. Zu
welcher Menge er sich in den fruchtbaren Gauen des Main-
gebietes vermehren kann, ersieht man aas DiezePs Er-
fahrungen : in der sog. Stad^agd bei Würzburg, bei einer
geringen Zahl von Treibern, wurden in der Regel an einem
Tage 200 Hasen geschossen, im Winter 1832/33 betrug die
Zahl S23y im Winter 1834/35 sogar 348 Stück. Die Rotten-
dorfer Feldjagd lieferte in einem Tage 1841/42 das Er-
gebniss von 346 Stttck, 1842/43 die Zahl 442 und im Jahre
1844/45 sogar 500 Stück*). — L. cuniculuSy einst bei Aschaflfen-
burg ausgesetzt, bat sich dort dermassen vermehrt, dass er
^ Feld- und Waldcultur schädlich ist. — Casiar fiber
Digitized by Google
61
kam, wie Jäckel dnrch historische Forschungen dargethan
bat«, noch gegen Ende des 17. Jahrhunderts in der Sinn
mnd in der Tauber, sowie in der Rothenbarger Landwehr
▼or. (Urkonden snfolge gebfibrten dem regierenden Bttrger-
meister zu Rothenburg a. d. T. alle Biber, welche im Ge-
biete der Reichsstadt erlegt wurden; das Hochwild aber,
weiches von den reichsstädtischen Jägern ins Haus geliefert
WBrde, mnsste €t an die Rathsherren vertheilen.)
8eiwu8 tnägarigj kommt im Main- nnd Taabeiigebiet
neben der gewöhnlichen fnchsrothen Färbung, doch ziem-
lich selten, auch schwärzlich grau vor; man soll übrigens
rotbe nnd schwarze Junge in einem und demselben Neste
finden. — Myoxm fii»^ in den waldigen Begrenzungen des
Mainlhales, z. B. im Spessart, Steigerwald, im Gramschatzer
Wald bei Würzburg; im Tauberthal bei Rotbenburg, doch
selten. Auch im Rheinthal scheint der grosse Schläfer
keineswegs häufig zu sein: er wurde z.B. am Ehrenbreit-
stein Ton Bartels gefunden; von Prof. Andrft im Sieben-
gebirge beobachtet; ebenso bei Linz von Oberförster M els-
heimer; aus der Gegend von Trier im März 1879 als
Seltenheit angezeigt. — M. niiela, im Mainthal bisher
nicht von mir gesehen, kommt nach Kress im Steiger-
wald TOr; am Niederrhein ist der Gartenschläfer nicht
Seiten: ich habe ehrend meines nun sechsjfthxigen Auf-
enthalts in Bonn 9 Stücke erhalten, aus den Gärten
der Stadt, 6 auf einmal aus einer alten Pappel an
der Kölner Landstrasse. Gemein im Moselthal bei Trier
(Schäfer). Jf. andkmariusj kommt in den Waldungen
des Ifaingebietes am Oflesten zur Keifntniss der Zoologen;
selbst in den buschigen Anlagen des Glacis bei Würzburg
fand man schon das Nest mit Jungen ; auch im Tauberthal
ist er zn Hause; im Steigerwald nach Kress nicht selten.
Im Melbthal bei Bonn nach MittbeilungBertkau*s häufig;
ein Nest mit der Mutter und yier Jungen fsrnd der Ge-
nannte in der ersten Hälfte des September 1871 : die Jungen
machen sich nach dem Verlassen des elterlichen Nestes in
dessen Nähe kleine Nester. M. Weber sah auf unseren
Streifereien durch die Eifel bei Manderscheid» im Anstiege
ssm BelTederei eine Haselmaus.
Digitized by Csoogle
I
82
Mus rcUtus, Hansratte, im Maingebiete seit längerer
Zeit verschwunden. (Im zoologischen Museum der Universität
%u Wttrzburg war früher ein altes, sehr unscheinbar ge-
wordenes Exemplar angestellt, das aus Franken stammte.)
M, decumanusy Wanderratte^ hftn6g nnd l&stig. — In Bonn
liabe ich im Deoember 1875 einige Tage hintereinander
M, rattus aus dem Poppelsdorfer Schloss erhalten. Es lebt
aber noch eine dritte Art in hiesiger Stadt. Gleich in den
ersten Tagen meines Hierseins, im April 1875, wnrde anf
die Anatomie eine friseh getOdtete Katte gebracht^ die
weder zn M. raUus, noeh sn Jf. deeumanua zn stellen war,
ich glaubte M. alexaridrinus vor mir zu haben. Bald kam
auch zu meiner Kenntniss, dass Troschel schon mehr als
zehn Jahre vorher auf dieses Thier als einer dritten Art
der bei Bonn sieb findenden Ratten die Aafmerksamkeit
gelenkt bat. Der genannte Zoolog stellt sie ebenfalls frag-
weise zu M. aleucandrinus. — M. musculus, — M. sylvatictis.
— M, minutusj bei Aschaffenburg (Jäckel); Frankfurt a. AL
(Bömer-Bttchner); Bonn (Trosehel). — M^agrarius^ dem
nördlichen nnd mittleren Deutschland sonst angehörigi sott
nach Bohlen im Spessart zn Hanse sein.
Cricetus frumentariuSy wird im Schweinfurtber und
Ochsenfurther Gau zeitweise zur Landplage. Aus schrift-
lichen Aufzeichnungen Leiblein's ergibt sich, dass selbst
anf den Feldmarkungen von Wttrzburg, Heidingsfeld, Botten-
dorf, Gerbrunn n. a. Hamster getroffen wurden; bei Kloster
Himmelspforten und Veitshöchheim wurden noch 1853 die.
Thiere ausgegraben. Gegen die Rhün dringt er vereinzelt
herauf bis Neustadt a. d. Saale und findet hier seine Nord-
grenze« Nach Mittheilung Bertkan's lebt der Hamster ver-
einzelt, aber ständig in einigen Punkten der Eifel, z. B.
bei Friesheim; als Plage trat er auch im „Vorgebirge^' des
Niederrheins Ende der fünfziger Jahre auf. — Afvicola
amphibit4$y häufig im Maingebiete. Die Form A, terrestris
beobachtete ich in grösserer Zahl, mit Httlfe eines kleinen
Hnndes, an den Ufern des Laacher 8ee*s. Alle merklich
kleiner als A. amphibius und kurzer geschwänzt, auch mehr
von graubrauner Färbung; die behaarte Stelle .der Mund-
schleimhaut ebenfalls zugegen. — A. arvalis. — A, agresUs
Digitized by Google
68
und glareola beide durch Kress im Steigerwaid nach-
8m scrrfa, Mber allgemem in den grosseren Wal-
dungen Frankens, selbst noch tot etwa 80 Jahren in der
Nähe von WUrzburg, z. B. im Guttenberger und Gram-
schatzer Wald; jetzt nur noch eingeparkt. — In der Eifel
iett cUm Wiidsohwein noch zahlreich, der Fruchtsaat und
sonstigen Anpflananngen oft erhebliehen Schaden zniUgend.
Oenm daphm^ noeb zahlreieb im Spessart; eine An-
«ibl Yon Stocken, etwa 18 im Jahre 1865 nach Jäckel,
im Gemeindewald bei Burgbernbeim. — Cervus capreolus^
in gutem Stand in den grösseren Waldungen, z. B. im
Gramschatzer-, Guttenberger- and Steigerwald (Jäckei). Im
Torigen Jahrhundert, namentlich unter der Begiemng des
Fürstbischofs Adam FViedrieb, welcher .als grosser Jagd-
liebhaber das Wild stark hegen Hess, gab es soviel Schwarz-
und Rothwild In Franken, dass bei Prunkja^^den 250 bis
300 Schweine und einige hundert Hirsche und Rebe er-
legt wurden. Aus dieser Zeit stammt auch noch das ge-
fftnmige Jagdaeughaus in Wttrzburg, jetzt als Stallung fltr
die Artilleriepferde benutzt, dessen Embleme Uber dem Ein-
gang auf den früheren Zweck hindeuten.
2. Vögel.
Dan nMhfolgenden Angaben Uber die Vögel Frankene liegen
nanentlich die Arbeiten yon Leiblein, Jickel nnd Kreit sn
Grande. £än Veneichniw der Vögel dee Blittelrheinee gab 6. Sand-
berger; Brahti ein eolebes bezuglieh der ümgegend von Ken-
wied; d*Atqnen Toa der Gegend nm Mülheim am Bbein; wichtig ist
nucb ein von Fnhlroti vareffentliehtei YerteichDiss der Vögel im
Wuppertbale. Sehr eiDgehend behandelt Schäfer die imMoselthal
und der Eifel sieh einstellenden oder dort nistenden Arten.
Auch die Zahl der frei lebenden Vögel vermindert sich, wie
schon dem aufmerksamen Laien nicht entgeht, von Jahr zu Jahr
und es gewähren daher Aufzeichnungen über das Vorkommen zu
einer gewissen Zeit und an welchem Orte an sich ein Interesse.
Von VuJtur fulvus wurde ein Exemplar des zoologischen
Museums in Würzburg bei Kloster Heidenfeld geschossen;
ein Pärchen im Jahre 1841 bei Gubaeh (Dtf bner). — AguUa
fidoa ist ans versohiedenen Orten Frankens bekannt ge-
Digitized by Google
64
worden, so z. B. bei Lohr, Orb, Gremsdorf. — A. naevia^
in Deutschland sehr selten, wird schon von Schöpf aas
dem Hochstift Wttrzbnrg aufgeführt; ist nach Jäekel aach
jetst noehy s. B. bei Oebsattel im Tanbergebiel geeohoseeft
worden. — Boüaehs aUbicttla; das zoologische Mmenm in
Wttrzbnrg besitzt Exemplare aus verschiedenen Orten der
dortigen Umgebung, z. B. von WalelbUttelbrunn, Gramschatzer
Wald, ein besonders grosses Exemplar wurde zu. Rechten-
bach bei Lohr im December 1852 erlegt In der Mosel-
gegend naeh Sehftfer sehr selten. — - Pandim haHiaeiaSy
nicht selten am Main und den grösseren Nebenflüssen. Im
Steigerwald bei Koppenwind brütet er jährlich (Kress). —
Fäleo peregrinuSy an verschiedenen Orten des Gebietes schon
erlegt, so z. B. bei Bothenbnrg a. d. T«, Windsheim, Nen-
* Stadt a. d. Ai8ch,*ete. — RaeMikn wird nicht selten «nf
seinem Zuge im Herbst in Vogeldohnen gefangen (Kress);
geschossen auch im Spessart, bei Aschaffenburg, Orb,
Schweinfurt (Diezel). — F. subbuieOf in der Rhön nnd
Steigerwald ziemlich sdten; meistens beobachtet im Gram-
Schätzer Wald. — F. islandieus, hochnordisch nnd nnr ab
seltener Gast von Jückel angeführt. — F.iinnunculus. —
F, vespertinnSy Bewohner des östlichen und nordöstlichen
Europa nnd zuweilen auf der Wanderong getroffen, so bei
Mergentheim, Offenbach. — Oireaäus gaUicHSy frfiher Öfter
in der Gegend yon Aschafienbnrg nnd im Spessart wahr-
genommen, ist er in den „letztern Jahren'' (Leib lein 1853)
nicht mehr bemerkt worden. — Buteo vulgaris, auch von
weisser Färbung, im Revier Koppenwind des Steigerwaldes
(Kress). — B.lagcpu$j in Mänsejahren nicht selten (Lei
letn); brütet im Revier Ebrach (Kress). Femis api-
vort4Sy den Sommer über in Wäldern, in deren Nähe viele
Obstbäume sich betinden, auch zuweilen an Rabenhütten
beobachtet (Wttrzbnrg,. Aschaffenbnrg, Steigerwald, Rothen-
burg a. d. T.). — As^pidumbariua, — • A. nisua. — Müohb
regäUs^ horstet in der Aschaffenbnrger Gegend nnd in den
Revieren des Steigerwaldes ziemlich häufig. Am Weinfelder
Maar in der Eifel, bei wiederholtem Besuch, belebte die
Oede nnd Stille ein Milanenpaar, welches hoch in der Lnft
„langsanii schön nnd schwimmend'* seine Kreise zog. —
Digitized by Google
65
M. mgetf bei WttTzbnig nnr seltOD als Sommeryogel, öflerB
bei Asehafibnbiirg, aber nnr in der Nähe des Mains, weil
er über das Wasser hin zn streichen liebt, ganz nach Art
des Fisehaars (Diezel). — Circus cyanens^ einzeln bei
Wttrzbnrg^ Aschaffenburgy Bothenburg a. d. T. Im Steiger-
wald sehr selten (Kress). — (7. ruf^s^ sehr selten: ein
Exemplar anf der Treibjagd bei Qerolzhofen im Winter
geschossen (Kress).
Buho maximus, frUher Standvogel in den Felsenklüften
der Festung Marienberg bei WUrzburg und auch in den
Felsen bei Retzbach und Karlstadt. Noeh in den Jahren
1840 — 50 sah ieh in jedem Sommer jnnge Thiere anf dem
Markte zu Wttrzbnrg zum Verkaufe ausgestellt. Im Innern
des .Spessart und der Rhön soll der Scliuhu nicht vor-
kommeu, sondern zunächst nur in den die Sinn begrenzen-
den Waldungen. — Oktafndgaris. — 0. braehyatuSj in MänscF-
jahien gegen den Herbst hin ziemlieh hänfig. — Der slld-
enropäische 0. scops, äusserst selten auf dem Zuge in Unter-
franken I D i e z e 1). — Strix flamniea^ nicht selten. Das
zoologische Museum in Wtlrzburg enthält auch Exemplare-
mit xiemlieh dnnklem Schleier; andere mit fiist ganz choco-
ladoiirbigem Oefieder; wieder andere ▼on fast weisser
Färbung, wie Albinos. — S. aluco. — S. passerina. — S.
pygmaea, im Jahre 1847 bei Aschaffenburg ein Stück er-
legt (von der Muhle). — S. dasypuSj selten im Winter;
Steigerwald bei Ebrach (Kress). — S. uluia^ am Unter-
main bei Offenbach (Meyer); bei Frankfurt (ROmer-
Bflebner).
IHcus viridis. — F. canus. — P. martius, Standvogel
im Spessart; bei Orb; im Steigerwald nicht selten (Kress).
P. me^. — JP. mediuSf weniger hftnfig. — P. niinar,
aaeh nnr einaeln. — P. Mdadykts, ein Stttck 1819 bei
Ebrach im Bteigerwäld geschossen (Kress). Sollte nicht
der dreizchige Specht in der Khön und im Spessart vor-
kommen V — Yunx torquata, — Cucuhis canorus. — Alcedo
üpida; dieser prächtige Vogel, aneh bei Bonn, z. B. an der
Siegmflndnng, im Endenicher Wäldchen, hin nnd wieder
zu sehen, besuchte im Sommer 1378 einen Tümpel (in der
Nähe der Schützenvilla), der von grossen Larven des^Pe/o-
T«rb. 4. aal. Ver. Jahig. XZXVXa. 4. Folge, vm. Bd, 5
Digitized by Google
66
hates fuscus mmmelt, eine ganze Zeit lang, um auf die
Laryen za stoBSen. Nach Cornelias bei Elberfeld nicht
mehr vorhanden. — Merops apiaster, am Main als Selten-
heit bei Aschaffenburg beobachtet, hat auch bei Randers-
acker in einzelnen Paaren gebrütet. — Upupa ^ops, allent-
halben, doch nirgends häufig. — Caraeias garruhj auf dem
Strich in* der Ebene des Mains; dann aach anf der Rhön;
im Hassgebirge, Steigerwald, im Tanberthal bei Rothen-
burg, Mergentheim u.a. 0. Wurde früher wiederholt indem
Kottenforst bei Bonn gesehen; in den letzten Jahren nicht
mehr (Bertkan).
Caprimulgus europaeus, bekannt ans dem Gramschatzer
Wald, Gnttenberger Wald ; Spessart nnd Steigerwald. Häufig
in der Umgebung Honn's. — Cypselus mnrarius. — Hirundo
rmtica. — II. riparia^ am Main und den Nebenflüssen,
nistet z. B. nicht selten in der Aschaffenburger Gegend, bei
Kitsingen n. a. 0. in Uferlöchem. — H. urhica. Alle drei
Sehwalbenarten sind aneh bei Bonn, nach Bertkan, vor-
handen. — Certhia famUiaris.
Tichodroma muraria., in Unterfranken noch nicht nach-
gewiesen, wohl aber in Mittelfranken: Schioss Kadolzbnrg;
Mauern der Festung Wttlzburg; Stadtmauern von Nürn-
berg. — SUta europaea, — Parus major. — P. aier, —
P. palustris j z. B. in den buschigen Ghicis-Aiilagcn bei WUrz-
burg. — P. cyaneus^ nordöstlich, in Mittelfranken bei Nürn-
berg (von der Mühle) beobachtet, noch nicht in Unter-
franken (Leiblein). — P,eaudalus, — P. 6iarmteif9y nörd-
lich und (tetlieh, wird schon von ßehlen im Spessart aa~
geführt, soll auch nach Jäekel unweit Orb angetrofi'en
worden sein; Römer-B Uchner verzeichnet die Art eben-
falls^ aus der untern Maingegend.
Ahmäa alpestris, nordisch, erscheint sie hin und wie-
der auf dem Winterzuge ; steht im Verzeichnisse Mnkischer
Vögel von Schöp f; wurde im Februar 18:U bei Nürnberg ge-
fangen (von der Muhle); im Moselthal bisweilen (Sc hafer).
— Ä. arvensiSf auch weissliche und schwärzliehe Abarten
bei Wttrzburg. — A. crisMaf ist nach Leiblein seit eini-
gen Jahrzehnten in Franken nicht nur von Korden her
mehr verbreitet, sondern auch da und dort Staudvogel
Digitized by Google
67
geworden: Würzburg, Fuss des Steigerwaldes, Breitbach,
Obersebwarzachy Geroizhofen. — Ä, arborecu — Ä-eaHandrOj
im Untermaiii bei Frankfart wahrgenommen; nooh nicht
in ünterfrauken und der Aschaffenburger Gegend.
Emheriza nivalis^ nicht selten in strengen Wintern,
z. B. 1829 und 1845. — E. lapponica^ nach Römer- Büchner
als Seltenheit bei Frankfart beobachtet — E, miiana^ im
Tanberthal bei Mergentheim; im Ochsenfnrther Gan; im
Spessart (Behlen); auf Wiesen bei Kirchschünbach im
Steigerwald (Kress); bei Kitzingen. — E. citrinella. —
E. cirlm, als Zugvogel hin und wieder z. B. im Spessart
(Behlen). — E,e%a^ ein südlicher Vogel; im Spessart nnd
Steigerwald bei Aschach in einem einzigen Exemplar ge-
sehen worden (Kress); in den Weinbergen von Steeg bei
Baclierach gegen den Herbst hin zu Hunderten (Bartels); •
im Moselthai selten (Schäfer). — K kortulana, ebenfalls
dem mittleren nnd südlichen £aropa angehörig, ist schon
auf dem Znge, z. B. im Spessart (Behlen), bemerkt wor-
deiL — E. 8choeniclu$,
Fringilla coelebs. — F. montifringilla^ war in den Jahren
1818 und 1819 bei Rossbach im Khöngebirge so häufig,
dass anf 2 Schüsse 50 Stück erlegt werden konnten und
sie beim Auffing förmlich die Luft yerdnnkelten. Winkell
nh eine Schaar beim Fortznge, welche über eine halbe
Stunde sich ausdehnte. Bei Bonn in kalten Wintern ein
regelmässiger Gast (Bertkau). — F. nivalis, soll nach
Diezel bisweilen in schneereichen nnd kalten Wintern in
Unterfranken vorgekommen sein. — JP. eardudis. — F.
ipidm, — F, linairia. — F, fhinrostria, hoehnordisch, zu-
weilen im Winter auf dem Zuge, die Stoppelfelder be-
suchend. — F. serinus, bei Aschaffenburg nicht selten, brü-
tet auch dort, „scheint überhaupt in der neueren Zeit mehr
nach Franken einzuwandern und da sich zu yerbreiten^^
" F, pyrrhuhj zuweilen truppweise in den buschigen
Glacisanlagen bei Würzburg; ein gewöhnlicher BrUtvogel
bei Aschaä'enburg; ebenso in verschiedenen Theilen des
Steigerwaides. — Passer domestimis, — P. montanus, —
P. jietroiMf», im Tanberthal bei Mergentheim; im Ochsen-
ihrther Gau, wo man schon Schaaren zu etlichen Hunder-
Digitized by Gbogle
68
ten sah; bei Aschaffenburg, — Loxia ddoris, — L. cocco-
ihraustes, brütend im Steigerwald, Rothenburg a. d. T. und
anderen Orten beobaebtet. — X. emicleaior^ selten bemerkt
von Diezel, Mergentbeim 1883. — L. eurviros^, im
Steigerwald nicht selten auf dem Strich in kleinen Zügen,
in Beständen mit Nadelholz gemischt (Kress). — L. pityo-
psiitacuSf in ebenen und gebirgigen Nadelbolzwaidungen
(Diezel).
Museieapa tuäwm^ Zngyogel in der O^nd von
WflTsbnrg^ AsebaffSenburg, Rothenburg a. d. T., Bnrgbern-
heim, im Aischgrunde etc. — M, eollaris^ ziemlich häufiger
Zugvogel den Sommer Uber im Steigerwald und Spessart.
Aus dem Kahlgruude erhielt Prof. Döbner ein bis auf
die Sehwungfedem der erstem Ordnung und Sehwanz gans
• weisses Exemplar. — üf. grisokt, — Jf. parva, einer der
seltensten Vögel Frankens, wurde im Mai 1856 von Kress
als Brutvogel in den Buchen licstlinden dQ3 Stcigerwaldes
bei Ebrach beobachtet. — Bonibycilla garnda^ in grösserer
Menge erschienen in den Wintern 1821/22, 1828/29, lS34/35>
1844/45 und 1847/48. Auf dem Vietualienmarkt in Würz-
bürg sab man den Vogel alsdann nieht selten mit Drosseln
zum Verkaufe ausgestellt (Leibiein). — Lantus collurio.
— L. ruficeps. — L, minor, seltener als die vorigen Arten.
— Xf. excuhitor,
Motadlla alba. ~ M. sulphurea^ bei Asehaffenburcp
ziemlieb häufig am Main (Döbner); flberwintert im Steiger-
wald bei Ebraeh in nieht zu kalten Wintern (Kress). —
M. flava. — Anthits campesiris^ alleiitlKilheii, wenn auch
nicht häufig. — A. arhoreuSy brütet nicht selten aufschlagen
des Steigerwaldes (Kress). — A, ayrestis, zuweilen auf
der Wanderung im Herbst, sowie im Frühjahr auf dem
Rttekzug: Asehaffenburg, Steigerwald, Aischgrund. — A.
pratensis, hier und da'; nistet häufig im RhOngebirge, z. Bw
auf dera Krcii/Jjerjj; ; auch im Spessart, Steigerwald ziem-
lich häutig. — Syhia nwdularis. — S. sylvicola Lath. —
S. trochilus. — S, rufa. — Ä cinerea, — f^. curruea.» —
S. nmriaf naeh Jäekel an den Ufern des Mains, unter-
halb Wflrzburg. — Ä atrieapüla. — 8. hartensis. — 8, cori-
eeUj hier und da auf dem Zuge im Herbst und Frühliug
Digitized by Google
69
m Snmpfstelleii, welehe mit Seggensehilf and Weides-
gestrtipp bewachsen sind, z. B. im Ochsenfarther Gau; auch
bei Mergentheim soll er nicht selten getroffen werden. —
8. luscitnuy fehlt in der Rhön; auch im Steigervvald nur
auf dem Zöge sichtbar, brütet dort nieht (Kress); häafig
bei Ochsenfnrfthi Wttabnrg, Aschaffenburg. Auch wohl an
Tiefen Stellen des Rheinp;ebietes: ich hörte sie z. B. bei
Bingen, Kreuznach. Bei Bouu schlägt die Nachtigall aus
Gärten und Büschen, wird aber weiter abwärts am Nieder-
rbein, wo das Klima rauh nnd feuohtkalt ist, so z. B. bei
Hberfeldnach Cornelias eine Seltenheit — S.phthmdOf
mehr im stldlichen Europa zu Hause, nur hin und wieder
als seltener Vogel auch im Maiugebiet, so z. B. bei Wttrz-
burg und Bamberg. — S. rubectila, — S. suecica, bei Hei-
dingsfeld- auf den mit Weidengestrttpp bedeckten Main-
inaeln nidbt selten; im Steigerwald selten und nnr anf .dem
Zug. — 5. phoenicurus, S. tühys, — Saxkola oetianthe,
— S. rubetra, — S. mhicola. — Regulus cristaius. — R
ignicapülus. — Ctnditöa(jfiia/tc^, Standvogel, jedoch selten:
RbOn, Sfiesaart, Steigerwaid, Boihenbmrg a^ d. T. Findet
sieh naeh Bertkan auch in der Eifel.
Iktrdus tnerülay ein ganz weisses Exemplar im zoo-
logischen Museum in Würzburg. — 2\ torquatuSj einzeln
auf dem Zage im Main- und Tauberthal; im llerbstzug
sieht selten anf der £h<^n: Krenzberg, Dammersfeld; ebenso
im Steigerwald. — T.ptZdm, manchmal hänfig; eine weisse
Varietät bei Rothenburg a. d. T. vorgekommen. — T. visd- ^
tforus, in den Hochwaldungcn des Spessart, der Hassberge,
des Steigerwaldes; im Winter auch in die Thalsohle und
Ebenen herabstreifend. — T. üiaeus, — T. musieus, ^ T.
saxaHKs^ brütet nach Jftekel am Finnberg bei Aschaffen-
hoTg. Im wannen Rheinthal bei Ehrenbreitstein ist die
Steindrossel längst eiiii,^'l»iirgert; Sie nistet aber auch bei
Mayen in Felsen, die früher viel Weinbau hatten (Bartels);
nistet beinahe alljährlich an Felsen des Moselthaies (Zeit-
ler). — Noch bemerkenswerther ist aber, dass bei Trier
anf der linken Moselseite schon einigemal nach Besselich
die Bhmmerle, T. ci/antus, genistet hat.
Stumm mdgaris. — Fastor roseua, verfliegt sich zu-
Digitized by Goögle
9
70
weilen aas dem sttdöstliehen Europa anoh in die Main-
gegeiulen. — Oriolus galhida. — Garrnlus glandarius. —
Niwifraga caryocatactes, in manchen Jahren als Zug- und
Strichvogel erscheinend, z. B. 1844 in der iUiOn UDd im
Spessart, viele wieder im Jahre 1860. Alle, auch aas dem
Steigerwald and der Gegend von Orosslangheim einge-
lieferten, „waren langschnäbelii^e Formen^* (L e i b 1 e i n). —
Tica caudata. — Corvtcs monedula. — C. corax y paarweise
hier und da, nistete z. B. auch auf dem Schenkenthurm
bei Wttrzborg, wird aber als der niederen Jagd schädlieh
nicht gedaldet. In den fünfziger Jahren sah man einen
gezähmten, sehr verständigen Vogel dieser Art auf dem
Markte in Würzburi; sich herumtreiben, der allgemeinen
Schatz genoss und unter dem Namen „Polizei-Krak" be-
kannt war, da er Nachts im Polizeihof seine Schlafstätte
hatte. Oegen Angriffe von Strassenhnnden wasste er sich
sehr gut zu wehren. — C. corone. — G. comix, einzeln;
im Steigerwald hat man sie mitunter brtlteud getrotfen. —
0./rM^'fe^, im Allgemeinen nicht häufig, doch manchmal
in grosseren Schaaren, z. B. im Herbst 1844 in der Gegend
von Windsheim; hat anch schon in der Gemarkung zwischen
Main])ernheim und Marktsteft, Ebrach, Gerolzhofen genistet
(Kress).
Colutnba pahmbuSf im Steigerwald, Spessart, besonders
dort, wo viel Haidekomgebaat wird (Böhlen). — Coenas.
— 0, livia^ kommt wohl in Franken als wirklieh wilde
Taube auf dem Zuge nicht vor, sondern die an Thürmen,
Kirchen und Ruinen hier und da sich aufhaltenden und
daselbst nistenden sind nnr verwilderte blaue Schlagtauben
(Leiblein). — C. UirtuTj brtttet z. B. bei Aschaffenbarg,
im Steigerwald, Aischgrund n. a. 0.
Ferdix cinerea, hänfij^ und oft ketteiiweise auf den
Feldmarkungen, seltener wo grosse Fluren tVhlen. z.B. im
Steigerwald; in harten Wintern z. B. 1829 und 1844/45
kamen sie aach in die Dörfer aaf Miststfttten and Dang-
haafen. — Ootumix äactyltsonans^ ziemlich im ganzen Ge-
biet, wo es fruchtbare Getreidefelder und ^rasreiche Wiesen
gibti seltener im Steigerwald und in der Rhön. — Lagopus
älpinuSf im Winter 1847 bei vielem Schnee in einem Gar*
Digitized by Google
\
71
ten des Dorfes Steinach unweit fiothenbarg a. d, T. zwei
Tage lang beobachtet. — Teirao urogattus^ Standvogel in
ißn Waldnngen des Spessart, derRh()n, des Steigerwaides.
— 21 teirix^ seltener im nördlichen Bereich des Spessart,
auf der Khön, im Steij^erwald, Neustadt a. d. Aiscb, Markt
Einersheim. y,Von dem T. medius ist kein Fall in Franken
bekannt geworden'' (Leib lein). — T. donosui,. kam zu An-
£uig der zwanziger Jahre hftnfiger in der Rhön vor als
das Birkbuhn, scheint aber nach und nach zu verschwinden
(Winke 11). Aus dem Steigerwald wird es von K res s aus
dem Jahre 1854 ebenfalls nicht mehr erwähnt. In den
Waldungen der Eifel leben, nach Schäfer, und nisten T.
urogaüuSf T. tetrix und T. htmoM.
Otis tarda, in strenj^en Wintern einzeln oder paar-
weise im Ochsenfurtber Gau, bei Tbüngersbeini, Mergent-
beim, Windsheim, Gollachostbeim; bei Kloster Ebrach wurden
1826 sieben Stück sichtbar, auch bei Aschaffenbnrg kommen
zuweilen ganze Zttge Tor, ' so z. B. im Januar 1850. Wäh-
re ud des letzten harten Winters 1879/80 erschien in der
niederrbeinischen Ebene die «grosse Trappe im December
und Januar, einzeln oder truppweise, bis 6 Stück, an den
yerschiedensten Punkten: Bonn, Herford, Düsseldorf,
0. teirax, bei Frankfurt auf dem Herbstzug beobachtet
(Bömer-Büchner); weiter aufwärts wohl sehr selten, bei
Windsheim z. B. wurde um Weihnachten 1848 ein Weib-
chen geschossen.
Qlareoia iarquaia^ welches auf dem Zuge an den U&m
des Rheins jeweilen getroffen wird, vermuthet Leiblein
in der unteren ^laingegeud. — Cursorius isahellinuSj dürfte
ebenfalls in der letztgenannten Oertlichkeit auttreten, da
er in der Umgebung von Heidelberg 1847, in den Furchen
der Felder herumlaufend^ wochenlang beobachtet wurde. —
Oedienemus erepitans, selten und einsam in sandigen Gegen-
den am Main, auch an der Tauber bei Mergentheim. —
Charadrtus pluvialis. — Cli. monneUus. — Ch. hiaticuluj
eigentlich dem sandigen Meeresstrand angehörend, in Fran-
ken als Zugvogel. — Ch. minor. — CLalbifrans. — Vanel-
Ims erisiaius, nicht selten, z. B. bei Grosslangheim, Volkach,
im Steigerwald bei Breitbach, Siegendorf, Aschbach; im
Digitized by Goipgle
72
Spessart und anderwärts auf sumpfigen Wiesgrtinden mit
Riedgräsern; r»fters mit geschossenen Amseln, Weindrosseln
Staaren u. dgl. als Halbvögel auf den Markt in Wttrzbaig
gebracht — Sir^mku eoUaria, selten auf dem Zuge ans
nördlicben Ländern ins stldliehe Europa. — Haematopus
ostrdlegus, ebenfalls sehr selten als Strichvogel, z. B. 1832
bei Mtthlbacli oberhalb KLarlstadt. — HitnatUapus rußpeSj
sehr selten. — F$Uiea atra^ z. B. in dem jetzt Tersehwnn-
denen Stadtgraben vor dem Pleichacher Thor bei Wttnt-
burg; auf den Seen im Hofgarten von VeitsbOchheim. —
Gallinula chloroptis, kam ebenfalls im Würzburger Stadt-
graben vor. — Crex pygniaea^ seltener Zugvogel. — BaUus
aquaiieus. — S. parzana, im Ochsenfurther nnd Sehwein-
fiirther Gau zuweilen h&afig; aneh im Steigerwald. —
jR. minutus.
Scolopax rusticola, auf der Rhön und im Steigerwald
zuweilen brUteni. — S. major, seltener als vorige. — &
gätUnagOy trappweise; auch im Steigerwald . nioht selten
an Teiehrändem nnd auf sompfigen Wiesen brütend (Eres s).
— S. gaXlinula, seltener. — Limosa rufa, selten auf dem
Herbstzug in den Maingegenden. — L. melanura, selten;
ein Exemplar des zoologischen Museums in Wlirzburg; ein
anderes erhielt P/of. Dr. Döbner aus der Gegend Ton
Aschaffenburg. — Tringa subarguaia, hier und da am Main.
— T. variahilis. — T. piisilla. — T, mimäa, selten. — T,
cinerea, zuweilen im Herbst (Jäckel). — T. hypoleuca. —
Machetes pugnax, selten auf dem Zuge im Herbst und Früh-
jahr. — CMidris areiMria. — Takmus ^glaUis, — T, ochro-
pus* — T, stagnatüis. — T. caUdris. — 2*. fuscus^ hier
und da truppweise. — Phalaropus cinereus, in den Main«-
geilenden sehr selten (Jäckel). — Numaiius arquatus,
selten. — N, pJiaeopus, noch seltener. — Bccurvirostra
avoceUa, in der unteren Maingegend bei Oftenbaeh vor lan-
ger Zeit, August 1811, ein altes Weibehen erlegt (Meyer). —
Ihis fdlcifiellus, ein im zoologischen Museum zu Wörzburg
belindliches Exemplar stammt von Bimbach am Fusse des
Steigerwuldcs ; auch am Main bei Aschaffenburg wurde
sehen ein Stttek geschossen und ist in der Sammlung der
dortigen Forstlehranstalt aufgestellt
Digitized by Google
73
I
Ardea emereOf Standvogel längs des Mains nnd der
grftoseren Nebenflttsse. Im Steigerwald bei Kloster Ebraoh
und Koppeuwind war früher eine grosse Reihercolonie in
einem Bestand von alten Eichen. Durch Abtrieb derselben
and Trockenlegung eines grossen Weihers bei Gerolzhofen,
den die Beiber tilglieb besaebten, yersehwanden die Vögel
(Kress). — Ä^purpured, seltener Wandervogel; beobachtet
«. B. bei Kitzingen; auch iui Jahre 1848 im Schlossgarten
zn Aschbaeh. — A, alba^ auch nur als Seltenheit aus dem
sädöstlicben £aropa in Franken. — A, garjsetta^ ebenfalls
eine selteneErscbeinong in unserem Gebiete. — Ä.raUoide8f
selten; bemerkt an der Sinn bei Gemflnden; Aschaffenbnrg;
Neiibrif im Steigerwald. — A.stellaris^ hier und da: Steiger-
wald, Rothenburg a. d. T., Neustadt a. d. Aisch. — A.minida^
einzeln in der Umgegend von Wtlrzbarg; im öteigerwald
bei Mdnebherrendorf.
Qrui emerea, dnrebziebt im November nnd März aneb
unsere Gegenden. Im kalten Winter 1740 kamen viele
Kraniche vor; 1832 wurden bei Schvveinfurt grosse Heerden
beobachtet; zu Ascbbach im Steigerwald wurde ein Exem-
plar 1845 gesdiossen; Ende März 1853 ein anderes nnter
Knristadt bei Ensenbeim erlegt; zn gleieber Zeit wnrde
iuith eine ganze Heerde in der Nähe von Franmiersbacb
getroffen. — Ciconia alba, nistet nicht in der nächsten Um-
gebung von Wttrzburg, wobl al)er häufig bei Aschaffenburg;
1848 fand sieb ein Paar anf der Bbön ein und bante auf
einem alten Tbnrm bei Kissingen; ein Paar nistet aneb
in Hammelburg, wo es bei dem grossen Brande 1854, wo
die Flammen fast das Nest erreichten, dennoch diesen Auf-
entbalt nicht auigab. Im Steigerwald brütet der weisse
Storch jäbrlieb an yersebiedenen Orten; aneb in Winds*
beim, Markt Ippesbeim, Rothenburg a. d. T. — C, nigra,
selten anf dem Zuge; ein Exemplar des zoologischen Museums
in Wiirzhurg stammt aus Franken, wahrscheinlich Schall-
feld im Steigerwald; ein StUck wurde im August 1848 bei
Nenbof im Steigerwald gesehossen; £nde Angnst 1850
seigten sieh drei Exemplare zn Wenignenstadt bei Aschaffen-
bnrg, wovon ein Exemplar in der Sammlung der dortigen
Forstlehranstalt sich befindet — Flaialea leucorodia, sehr
Digitized by Google
74
selten; am untern Main 1807 zwei Exemplare sichtbar
(Meyer). — Fhoemecpterua antiqmrum; toh dem aus 27
Stttck beBtehenden Trupp, welcher im heissen Sommer
1811 sich in deutsehe Gebenden verflogen hat, sah man im
Juni eine Anzahl ül)er Hamberg ziehen (Meyer); in dem-
selben Jahr wurde ein janger Flamingo an der baale, in
der Nähe von Kissingen geschossen (Jäckel). — Carba
eorfnaranus; das zoologische Museum in WUrzhnrg besitzt
Exemplare, die belHassfart und Ochsenfiirt erlegt wurden;
auch schon bei Aschaffenburg getroffen, z. B. im Winter
.1844/4r>.
Anser einer eus, — A. segetum — A, älbifrons, Tauber-
thal bei Mergentheim (Landbeck). — Ä, iarqwUus. —
leueopsisj einzelne Stttcke am Untermain (J&ckel). —
Oygnus nmsietia, in strengen Wintern einzeln am Matn,
z. B. in den Jahren 1809, 1822; bei Zell Uber Würzbur«-
1829/30 und 1845; im Frühjahr 1848 auf der Saale bei
Neustadt; Anfang März 1855 in der Gegend von Werneck
ein ansehnlicher Flug von etwa 12 Stücken. Aelteren Nach-
richten zufolge waren in den besonders kalten Wintern 1709
und 1740 bei Markstefft und Uffenheim ganze Schwärme
des Singschwanes bemerkbar. — Anas hoschas; die Zahl
der wilden Ente hat auch im Maiugebiet seit 40 bis 50
Jaluren beträchtlich abgenommen, in Folge der Trocken-
legung vieler Sumpfgewässer und grösserer Seen. — A.
ereeea. — Ä. querqueäuUL — Ä.8trepera. — A, pendope. —
A. acuta. — A. clypcata. — A. tadorna ; die letzten zwei
Arten sehr vereinzelt. — Ebenso selten sind A. rutila^ A,
dangula, A. marila^ A. fertnoy A. cristata, A. rufina^
nigra. — A. fusca, auf dem Striche fast jeden Winter von
December bis Februar hier und da auf dem Main. —
A. glaeialiSy sehr selten; ebenso ^. ^ts^rumtca. — A,indUis^
sima, in der untern Maingegend vor lanp^er Zeit, November
1804 von Meyer bei Ofl'enbach beobachtet; 1834 ein
Exemplar in Mittellranken, bei DUrrnfarmbach ; 26 Jahre
früher sollen an derselben Stelle zwei Stttck geschossen
worden sein (Jäckel). — Mergus merganser, fast jeden
T^nter am Main, im Jahre 1848 häufig in Franken Uber-
haupt. — M. Sen ator y ebenfalls nicht selten. — M, alhdlus^
Digitized by Google
75
in kilteren Wintern. — Stema hmmdo, als Zugvogel niebt
selten am Main im Sonmier, besonders an seichten Stellen
mit sandigen und kiesigen Bänken. — P. mimäay seltener.
— S. nigra, nicht selten. — 5^. caspia^ von Schöpf 1802
im Verzeiehniss fränkischer Vögel angefahrt.
LarusmarinuSf sehr selten (Meyer nnd Wolf , Jäckel).
— 2/. eanuSf wird nicht selten am Main getroffen; in manchen
Jahren, 1801, 1809, 1810, sollen sie am Main überall be-
obachtet worden sein. — L. argcntatus, zuweilen am Unter-
main. — L. fuscus, einzeln zur iStricbzeit im Spätjahr, im
Mai 1801 Hess sich ein ganz grosser Trupp bei üanan
nieder (Römer-Bttchner); das zoologische Mnsenm in
Wlirsborg besitzt ein Exemplar, geschossen bei Zeltingen
nach vorausgegangener sehr stürmischer Witterung; im
Spätherbst 1850 ein Stück bei Neustadt a. d. Aisch er-
legL — L, tr^dactylus, — L, ridilnmdus. — Lestris caJtair^
rkaäeSf im Katalog der älteren Blank'schen Sammlung in
Wfirzborg zwei Exemplare aufgeführt, wovon das eine, ein
Männchen, bei Ebrach, das andere, ein Weibchen, bei Hass-
fnrt geschossen sein soll (Leib lein). — L.pomarina, 1835
bei Wttrzburg ein Exemplar. — L,parasUa^ 1849 ein Exem-
plar bei Rothenburg a. d. T.; 1842 ein Exemplar bei Schein-
feld. — eephuSy 1882 bei Anb ein Stttok geschossen. —
Procellaria cinerea^ 1834 ein Exemphir bei Karlstadt am
Main. — P. pclagica, ebenfalls durch Stlirme schon in die
MaiDgegend yerschlagen; bei Aschaffenbnrg schon lebend
gefangen.
Fodiceps crisiaius. — P. ruMeoUiSf seltener. — P. au-
rUus, zuweilen im Main. — P. eomutus, hier und da. —
P. arcfieusy im Winter 1829/80 bei Rothenburg a. d. T. ein
Stttck lebend gefangen. — P. minor. — Colymhus septm-
trioftalis; die bis jetzt in die Maingegenden streichenden
Vögel waren immer nur junge Thiere; das gleiche gilt von
C gHaeialis. — C. arcHeus^ ein Exemplar des zoologischen
Museums in Wttrzburg auf dem Main bei Hassfurt erlegt;
bei Rothenburg a. d. T. im Winter 1829/3U ein Stück lebend
gefangen. — C. hcUticus, im Winter 1849 bei Aschaffenburg
ein altes Exemplar geschossen (Döbner). — üria troUe^
Digitized by Google
76
als yerirrter Vogel 1804 im Janaar bei Sttdwestwind auf
\ dem Main getroffen (Meyer).
3. Beptilien.
Znr EenntDMs der ReptiUen der mittelrbeiniflchen Gegend
irngen bei C. Heyden, Kirschbaam and Noll, üeber jene
der Rbdn, des Mun- und Taubergebietea gab ieb einige Anfklarangen,
die hier venroUei&ndigt werden.
Lacerta agilis^) ist mir in der eigentlichen Rh9n
während der Monate August und September nicht aufge-
stosfien, wohl aber in den Verbergen, z. B. an Weinbergs-
lagen bei Kissingen, anf sonnigen, yon Haidekrant flber^
zogenen Waldblössen; femer bei Wächterswinkel. Aensse-
rungen der Bewohner des am Fasse der Milseburg liegenden
Dorfes Klcinsassen deuten darauf hin, dass im Frllbjabr
doch auch an wärmeren Stellen der eigentlichen Rhön die
Art nicht fehlt. Im Mainthal findet sich das Thier allge-
meiner, besonders zahlreich anf sandigem Boden; zieht sich
auch in die Thäler des Odenwaldes und Spessarts strecken-
weise hinein, so bei Lohr, Miltenberg, Amorbach. Im Rhein- ;
thal weit verbreitet; geht auch in die Eifel, wo ich die
Art bei Gerolstein, Bertrich, Altenahr, am Laacher See an-
traf, üeberall nnr von gewöhnlicher Färbung. Das Männ-
cheu individuell mitunter sehr UbergrUnt. Die Jungen j
(L. argus) treten den Rlickzug im Herbst später an als die |
Alten und lassen sich daher noch zu einer Zeit treffen, in [
welcher die alten Thiere nicht mehr sichtbar sind. ^) —
Die als L, er^hranaim unterschiedene rothrttekige Form
mnss doch sehr selten sein : ich habe sie in den genannten
Gegenden nirgends wahrgenommen. — L.vivipara^) ist in
der Rhön nacli meiner Erfahrung häufiger als L. agilisi
schon bei Kissingen nicht selten in westwärts gekehrten, >
schattigen Abhängen, sammelte ich femer eine ganze An-
zahl am Kreuzberg, an der Milseburg, Stellberg, Wadberg; ^
zum Theil unter Baumrinde oder Steinen. Die erwachsenen
Männchen besassen einen prächtig gelben Bauch und waren •
anch sonst Ton sehr lebhafter Färbung. Am Dreistelz luttte
ich schon frflher die Var. nigra an sehr feuchtem Platze I
erbeutet. Im Mainthal ist mir die Art nirgends im Bereiche '
Digitized by Google
/
77
des Weinbaues zu Gesicht gekommen, wohl aber in den
waldigeB, das Mainthal begrenzenden Bergen, so z. B. im
Spessart bei Lohr. Aneh bei Amorbaeh im Odenwalde
glaube ich in der Nftbe des Wassers die Species gesehen
zu haben, ohne des Tlüeres habhaft geworden zn sein.
Nach neueren Beobachtungen Anderer kommt unsere Ei-
deehse aneh in der Ebene des Untermains, bei Frankfurt
und Offenbaeh auf sumpfigen Strecken vor. Dass ich L.
vivipara in dem waldigen Höhenzug, welcher die Wasser-
scheide zwischen der Tauber, Wörnitz und AltinUhl bildet
— Fraukenhühe — häufig beobachtet habe, wurde ander-
wärts schon berichtet. Auch hier am [b^iederrbein fehlt die
Ali nicht: ich fing sie im Kottenforst bei Bonn; Bertkan
an sumpfiger Stelle des Vennsberges. (Ein im Sommer
1878 unmittelbar am nördlichen Saume der Stadt Bonn auf-
gegriffenes Stück mag wohl nur durch Zufall verschleppt
gewesen sein.) Die Art gehört ferner der Eifel an: ich
fand ein Exemplar bei Gerolstein; ein zweites hatte mir
seiner Zeit der Botaniker Gustav Becker Ton Montjoie
mitgebraeht. Am Laacher See (hige^^en habe ich verf^eblich
an Plätzen, wo die Eidechse hätte sein können, darnach
gesucht Nach Brüggemann ist L,vmpara im nordwest-
deutschen FUlchland einheimisch; namentlich anf den Torf»
mooren h&nfiger als L, agüis und ausgezeichnet dnrch sehr
lebhafte Färbung. — L. viridis mangelt dem Maingebiet;
gehört dagegen mehreren runkteu des Ober- und Mittel-
rheincB an, zu denen auch das Nahethal zu zählen ist. Dem
Unterrhein fehlt sie. — L. muralis*) ist im Maingebiet
nicht zu Hanse. Es wäre aber von Interesse zu erfahreui
ob sie nicht vom Rheine her gegen die Mainebene sich
etwas erstreckt. Nach Römer- HUchner kommt die Art
»»gegen Darmstadt'' vor, welche Gegend indessen bereits
den Vorhttgeln des Odenwaldes und der Rheinebene zuge-
älhlt wird. Im Rheingebiet ist L,muräti8 weit verbreitet:
ich könnte aus eigener Beobachtung anführen Rochusberg
und Scharlachskopf bei lUngen, Hönningen, Drachenfels
des Öiebengebirgcs, Ebernburg im Nahethal, Altenahr im
Ahrthale; sie ist selbst, wenigstens frtlher, in der Stadt Bonn
beobachtet worden: an sonnigen Hauern der alten Anato-
Digitized by Google
78
mie (y. la Valette St. George), am „alten Zoll'* und der
Mauer der gynäkologischen Klinik (Bertkau). Im Mosel-
thal ist sie von lange her durch Schnur als die gemeinste
Eidechse angezeigt worden, ich selber sah sie dort in
Menge an Felsen nnd Weinbergen, sowie aneh innerhalb
der altersgrauen Stftdteben, an Kloster- nnd Burgruinen;
an manchen recht günstigen Stellen in der Grösse so statt-
lich, dass sie z.B. denen von Meran nicht nachsteht; vom
Rhein- und Moselthal zieht sich L. tnuralis auch in die
Eifel» ohne aber allgemein verbreitet zn sein. In der Um-
gegend von Dann z. B. habe ieh weder an sonnigen Berg-
» hängen, noch in der Umgebung der Maare eine Spur des
Thieres bemerkt; auch im Lieserthal nicht; erst auf dem
Wege von Manderscheid nach Meerfelden, im tief einge-
schnittenen Thal der kleinen Kyll, erschien sie an sonnigen
Felsen; zahlreich waren die Thiere bei Manderscheid am
Anstieg /um „Belvedere"; ferner fing ich sie bei Gerol-
stein, dann im Uesthal bei Bertrich, wo sie ebenlalls bis
zum Saume der Hochfläche hinangeht; endlich ist sie zahl-
reich am Laacher See, an Felsen und Gebäuden, auch an
den Steinhalden Niedermendigs.
Änguis fragilis^ im Main- und Tauberthal an passen-
den Oertlichkeiten, nameutlich unter Steinen der Bergab-
hänge nicht selten. Ebenso im Odenwald, wo sich z.B. in
Amorbach bei zweiwöchigem Aufenthalt gegen mehr als
ein Dutzend wahrnehmen Hess. Auch in der Rhön ist sie
noch ein häufiges Thier; es begegnete mir z. B. auf dem
Stufenberg, Trimburg, Wadberg, Stellberg. In der Eifel
lernte ich die Blindschleiche kenneu bei Gerolstein, Bertrich,
Laaeher See. Ich gedenke dieser verschiedenen OertUcli-
keiten anch desshalb, weil alle aufgegriffenen Exemplare
auf die etwaige Anwesenheit einer ,, Ohrspalte** geprüft
wurden, ohne dass auch jemals nur eine Spur davon zu
erblicken gewesen wäre. Nicht anders verhalten sich die
am Niederrhein gesammelten Exemplare. Hingegen liess
sieh der Farbenwechsel, durch Chromatophoren hervorge-
rufen, wiederholt beobachten ^^).
Tropidonotus natrix, an gar manchen mir bekannten
Punkten Frankens früher ein sehr häufiges Thier, wird
Digitized by Google
79
jetzt gewöhnlich nur vereinzelt getroffen In dor Rhön
igt mir keine einzige Ringelnatter zu Gesichte gekommen;
Jos. Schneider konnte sie seinerzeit noch als Glied der
RhOnfonna anfftlhren. Der rtthmlich bekannte I^r^ologe
Geheeb in Geisa, welcher das Rhöngebirge seit Jahren
nach allen Richtungen durchstreift, hat brieflicher Mitthei-
lung zufolge, gleich mir, diese Schlange niemals in der
Ebdn angetroffen. Hier bei Bonn ist sie aneh selten: im
Laufe von sechs Jahren habe ich ein einziges Stttck im
Freien beobachtet; in der Eifel stiesa sie mir nirgends auf
als bei Bertrich, wo ich vier junge Exemplare in Händen
hatte. (Die Varietät nigra der Ringelnatter scheint dies-
seits der Alpen sehr selten zu sein. Ich habe ein einzigesmal
ein solches schwarzes Thier, mit lichterer Bauchseite, vor
Jahren im Stambergersee des bairischen Hochlandes ge-
fangen. Auch Gistl, Jsis 1829, fand einst bei München
ein ^saramtschwarzes Exemplar mit weissem ünterleib". —
T. iesadkUus, ein echtes Wasserthier nnd südlich der Alpen
häufig, gehört zn den Geschöpfen, welche ins Rheingebiet
einwanderten. Im Jahre 1819 durch C. y. Heydon bei
Ems nachgewiesen, hat sie Kirschbaum in der Lahn,
Noll bei St. Goar am Rhein, Geisenheyner in der Nähe
bei Creuznach aofgefunden. Im Uesthal, einem Seitenthal
der Mosel, wo man das Thier ebenfalls vermuthen könnte,
habe ich mich vergeblich darnach umgesehen.
CoroneUa austriaca, in dem Jos. Schnei de r'schen
Verzeichniss nicht erwähnt, gehört zu den Thicren der
Rhön: ich traf ein StUck bei Brückenau und ein zweites
in der Nähe des Schlosses Biberstein. Geheeb erbeutete
die Schlange im „Erlich* bei Oelsa und fand auch ein ge-
tödtetes Exemplar am Dietrichsberg der nördlichen Vorder-
rhiin. Bei Rotlienburg am Anfang des Tauberthales und am
Ausgang bei Wertheim, sowie an verschiedenen Punkten
des Mainthales^ z. B. der Würzburger Gegend» habe ich
das Thier gesammelt, zwar immer nur vereinzelt, aber doch
so, dass sich im Verlaufe eines Sommers etwa ein halbes
Dutzend aufzeichnen Hess. Es scheint gegenwärtige Art
trotz der durch Bodencultur herbeigeführten UmUnderung
der Oertlichkeiten sich doch leichter erhalten zu können,
Digitized by Google
I
80
als die Ringelnatter, da sie nicht wie diese zum Absetzen
der Eier ganz bestimmter Plätze bedarf, auch nicht das
BedUrfniss bat, zeitweilig ins Wasser zu geben. Sie ist als
viYipares Thier anabhängiger. Obschon übrigens vorzugs-
^ weise an sonnigen Berghalden lebend, nimmt sie doch anoh
gerne den Aufenthalt anter fencht liegenden Steinen. Auch
bei Bonn und im Siebengebirge bisher llinf Stück, frei lau-
fend oder unter Steinen, gesehen, ebenso bei Bertrich in der
Eifel zweiStttck angetroffen ^^), — Elaphis flavescenSy eine der
grössmn europäischen Nattern^ welche bis acht Fuss lang
wird, ist seit 1817 durch 0. y. Heyden aus dem Schlangen-
' bad bekannt. In neuerer Zeit wurde sie auch bei Trier
gefangen und wahrscheinlich ist ,,Zamenis viricliflaviis^*,
. welche nach Schäfer in den grossen Gebirgswäldem des
Moselthales einheimisch ist, dieselbe Schlange. Sie mag
übrigens selten sein, denn ich habe in den wärmeren Strichen
der Eifel ganz besonders auf das etwaige Vorkommen ge-
achtet, aber keine Spur wahrgenommen Die Angabe in
der weit verbreiteten Synopsis von Leunis: ^^Ü. atroviretis
(syn. mit Z. virid^kwus) häufig am Bbein", muss auf In>
thum und Verwechslung beruhen Immerhin wäre im
Moselgebiete darauf ferner zu achten, ob nicht doch die
letztgenannte, ebenfalls südliche Schlange, hier eingedrungen
wäre; in welcher Vermuthang man bestärkt werden kann
durch die Bemerkung in der sorgfältig gearbeiteten Fauna
Belgiens von de Selys-Longchamps: ,,dans les bois
montagneux du departement de ia Moselle, surtout sur les
bords de TOrne'*.
Vipera herus wird bereits von Jos. Schneider für
die Rhto angezeigt^ vorausgesetzt, dass die Angabe nicht
auf die von ihm nicht erwähnte und so oftmals mit der Kreuz-
otter verwechselte C. austriaca sich bezieht. Doch geht
das wirkliche Vorkommen der Viper schon aus einem Be-
richt A. Wagner's (1846) hervor: das Thier halte sich
einzeln im Revier Oberbach, Forstamt Kothen, aui Mir
selber bot sich niemals Gelegenheit dar, die Kreuzotter in
der Rhön zu erblicken. Nicht anders ist es Geheeb er-
gangen, der „seit fünf Jahren jedes Jahr Uber hundert
botanische Excursionen im Rhöngebirge nach seiner gan-
Digitized by Google
81
zen Ausdehnung gemacht hat". Aber es hat der Genannte,
brieflicher MittheUang zufolge, fast jedes Jahr gettfdtete
Ezemplaie erhalten, wobei die. Zahl der Weibchen viel
häufiger war als jene der Männchen. DieThicre stammten
vom Tagstein bei Kaltennordheim; Erbenhäuser Forst (im
letzteren wurden Ende April 1873 gegen ein halb Dutzend
getOdtet); Wald zwischen Geisa und Dermbach; Umgebung
▼OQ Lengsfeld (nordöstliche Vorderrhttn). Im Tauber- und
Mainthal ist mir F. hems noch nie zu Gesicht gekommen;
mehr als einmal bat sich der behauptete Fund als Ver-
wechslung mit C. austriaca erwiesen. Die Angabe JäckePs
in «Bayaria^y dass F. berus im Guttenberger und Gram-
sefaatzer Wald bei Wflrzburg zugegen sei, beruht auf Ver-
sehen; A. Wagner (Gelehrte Anzeigen, München 1846)
sagt schon ausdrücklich und richtig, dass sie dort fehlt.
Hingegen soll sie bei Gerolzhofen vorkommen, was bei den
soBgedehnten Moorstrecken dieser Gegend nichts auffallen-
des bitte»).
Mit gespannter Aufmerksamkeit habe ich bei Bertrich
in der Eifel nach (xlitsciilaugen mich umgesehen, weil
Schnur und Schäfer die Angabe haben, dass dort ein
Todesfall in kurzer Zeit nach dem Bisse einer Schlange
erfolgt sei. Da nun V.aspis gegen Metz zu, yielleicht auch
im Luxemburgischen sich findet, so vermuthet Schäfer,
die let742;enannte Art habe das Unglück verursacht^''). Ich
habe indessen bei Bertrich so wenig als in den sonst be-
saehteo* Strecken der Eifel eine Giftschlange vor die Augen
bekommen, weder F. astpis noch F. herus; auch die hin
und wieder angestellten Nachfragen bei den Bewohnern
ergaben keinen Anhaltspunkt. Flir das Kyllthal bei Gerol-
^in wird das Vorhandensein einer Giftschlange geradezu
femeint. Das zoologische Museum in Trier enthält Exem-
plare Ton F. hents aus der Umgebung dieser Stadt und
wie mir Bertkau mittlieilt. cnflüilt auch die Sammlung " .
iles hiesigen Naturhistorischeu Vereins zwei Exemplare,
Ton Besselich eingeschickt, mit dem Fundorte Trier. Aus
dem Bheinthal ist mir F. berus noch nicht bekannt gewor-
deo; sie mangelt in der Rheinpfalz (Medicus in d. Bavaria,
Ikl- IV, 2); Cornelius nu Idet auch das Fehleu derselben
T«rh. <1. xtMt, V«r. JAhrg. XXXYUI. 4. Folge. VlII. B4. 6
Digitized by Google
82
rheinabwärts, im «Bergischeo Land^; während auch dort
noch T. natrix and C, austriaca zugegen seien.
4. Amphibien.'
Den Amphibien in anserm Gebiet haben ihre Anfinerkiainkeii
sugewendet besondere Kirechbaom (Mittelrhein» Tannas) und
Carl ffooh (Untermain- nnd Lahngegend); loh selber jenen des
Kittelmaln- und Tanbergebietes, sowie des Niederrheins.
Bnfo vulgaris, in der Rhön zahlreich an ^Stellen, wo
8ich Laichplätze finden: im Thiergarten z.B. wimmelte es
Anfangs September auf den Waldwegen von jungen Krötohen;
vereinzelt zeigten sie sich z. fi. bei Kleinsassen, Kissingen.
Hänfig im Mainthal und oftmals von stattlichem Umfang;
in der Umgegend von Araorbach in grosser Menge, an
manchem feuchten Berghang Hess sich kein Stein umlegen,
ohne dass ein oder mehrere Stücke darunter geborgen ge-
wesen wären, offenbar im Zusammenhang mit den bleiben-
den günstigen Laichplätzen des „Seegartens^^ nnd den an-
deren kleinen Seen des Thaies. In der Eifel sah ich das
Thier nur hin und wieder ; aber die Umgebung des Laacher
Sees war geradezu merkwürdig durch die Menge dieser
Krötenari Ende August und im September trieben sich die
jungen Thierchen rings um den See, auf allen Feld- und
Waldwegen, sowie auf den Wiesflächen lierum; bei herein-
gebrochener Dämmerung wurde es auch lebendig von alten
Thieren, jedoch nicht entfernt in der Zahl, in welcher die
Jungen da sind, wahrsoheinlich weil die meisten d6rselben •
schon früh yernnglücken. Im Moselthal scheint das Thier |
eine besondere Grösse erreichen zu können, wenigstens
stiess ich bei Bertrich nach einem warmen Gewitterregen
■ am Bömerkessel auf ein riesiges Exemplar, wie ich es noch
niemals gesehen. Auch Schäfer gedenkt schon in der
^Moselfanna^ der „übermässig grossen Individuen'^ und
spricht sie als „J^. pdLmarum''^ au.
(Das Bulletin de la soei6td loologique de France 1877 enUüUt i
Hittheilnngen ,snr lesDipt^res parasites des Batraeicns par Oollin <
de Plancy und K Taton**. Hiersn bot sieh imJnlil879 ein Bei*
spiel aneh in Bonn dar, indem bei einem B, mUgaria eine Menge
Dipterenlaryen — ansebeinendderSohmeiBsfliege (\Äi]pJborafmiiitorta
Digitized by Google
83
— in der !7ftteuböb1e tloh befand, die dadnroli to wie die äussern
KaeeDöCfnuDgen weit ausgefresscn war.)
B. calamitay lebt ebenfalls in der Rh(1n : am Stellberg
ein erwachsenes männliches Thier unter einem trocken
Hegenden Stein; in einem Feldtflmpel ohne allen Pflanzen-
wnchs bei Kleinsassen die Lairen. Fehlt auch nicht im
Odenwald: bei Amorbach eine grosse Gesellschaft junger
Tbiere an der Wasseransammlung eines Steinbruches be-
obachtet im Mainthal bei Wilrzbarg sehr zahlreich; bei
BotbenbuTg a. d. T. nicht selten; ebenso am Niederrhein bei
Bonn; anch in der Eifel traf ich die Erenzkrtfte; im Hosel-
thal bei Alf. — B. varioMiSy weniger verbreitet: sah sie
nicht in der Rhön, nicht bei Amorbach, vermisste sie auch
in der Eifel. Hingegen ist die Art nicht selten im Main-
nnd Taaberthal (Wflrzburg, Rothenburg)) Mittelrhein nnd
ünlerrbein (von mir gesammelt bei Weinheim, Bingen, am
Fusii des Rochusberges, Speyer, bei Bonn, hier erst im
Frülyahr 1879).
Bomhinafor igncus, im Main- und Tauberthal gemein,
ist in der Bhön nicht häufig, nur bei Kissingen gesehen
(Bach derOelmflhle, See bei Winkels, Waldtfimpel bei der
Klosterruine Aurach). In der Eifel ebenfalls nur spärlich,
z. B. bei Bertrich; häutig im Rheinthal. — Alytes obstetri-
cans, charakteristisch fUr das Rheinthal, geht auch in die
Eifel: ieh sammelte drei Stttek am Palmberg bei Bertrieh|
ein Stttek in dem bei Cochem ins Moselthal mündenden
Endertthal, nach dem Regen an steinigem Abhang. Max
Weber entdeckte bei unserem Besnch des Mosenberges
nnter einem Schlackenklumpen ein Exemplar. Im eigent-
lichen Maintfaal habe ich die Geburtshelferkröte bisher
ni^ends gefunden, wohl aber scheint sie sieh am Saume
der Rhein-Mainebene einzustellen, so nach Koch bei Mam-
molsheim am Abbang des Taunus. — Pelobates fuscus ist
im Maingebiet bisher nur bei Würzburg und Frankfurt
nachgewiesen worden; im Bheinthai an zwei Endpunkten,
bei Basel und Bonn ; dass sie wohl noch an gar manchen
Zwi^cheustellen vorkommt und aucli noch weiter abwärts,
bteht zu vcrmuthen; im Moselthal wäre die Art nach Schnur
i^irgends selten'^ In der Rhön und Eifel Hess sich keine
Digitized by Google
84
Spar des Thieres bemerken. Im Frflbjahr 1878, als in einem
Tümpel bei Bona die Larveu ;iusiielimend häufig waren,
sah man sie in Haufen und mit Gier menschliche £&cre-
mente fressen, welche am Rande des Wassers lagen. Aneh
PMbaies mttsste nach der ungemeinen Menge Ton Larven,
welche in einem einzigen Oraben zugegen sind, ein sehr
häufiger Batrachier werden, wenn die Alten nicht fast regel-
mässig gerade solche Laichplätze wählten, welche gegen
den Juni hin austrocknen, ehe die Vollendung des Thieres
so weitTorgerttckt ist, nm das Wasser verlassen zu können»
Bs ist ein trauriger Anblick, wie in den wasserleer werden-
den, dann völlig austrocknendon Griilicn und Tümpeln die
Larven massenhaft zusammengedrängt, zu Grunde gehen.
Ich hatte etwa 50 Stück im Sommer 1878 im Aquarium
gezttchtet, an denen nach vollendeter Metamorphose auf-
fallen musete, wie verschieden die Thiere im Ton der Orund*
färbe, der Fleckenhildung und des aufgesetzten Rothes sich
schon jetzt verliielten. Die Ilältte brachte ich in den rings-
ummauerten Hausgarten, die andern wurden im Zimmer
fortgepflegt. Als nach Jahr und Tag' an einem warmen
Regenabend die ersten im Ckrten wieder sichtbar wurden,
war der Unterschied in der Körpergrösse zwischen den im
Zimmer ernährten und den frei lebenden ein grosser:
letztere waren mehr als noch ein mal so umfänglich als
die erstereui trotzdem dass es jenen im Zimmer nie an
Nahrung fehlte. Es wiederholte sich sonach auch hier die-
selbe Erscheinung, die mir schon öfters beim Aufziehen
von Tritonen sich bemerkbar machte: die Thiere erreichen
in der engeren Umgebung trotz aller sonstigen Pflege nicht
die Grösse der im Freien aufwachsenden gleichalterigen
Genossen.
Hyla arhorea^ nicht selten im Mainthal bei WUrzburg;
sehr häufig bei Rothenburg a.d. T. ; in den Vorbergeu der
KhüD bei Kissingen, wenigstens die Stimme bei bedecktem
Himmel und Begenluit einigemal bemerkt; völlig vermisst
in der eigentlichen Rhön; auch bei Amorbach im Odenwald
nicht gesehen, auch nicht in der Eifel, nur am Laacher
See einmal die Stimme ireliört in der Nähe der P^iscbteiche
(hinter der Abtei), im Kheinthal stellenweise sehr zahlreich.
Digitized by Google
85
bei Bonn nicht häutig, am ehesten zur Laichzeit in den
Tfbnpeln am Fasse des Venosberges zu seben, dann auch
in denen von Lengsdorf: b&ufiger auf der rechten, wllmieren
Bheinseite. Weiter abwärts wird der Laubfrosch immer
seltener, wie solches aus den Angaben von Cornelius
Uber das Bergische Land hervorgeht.
Bona esculmta^ in der Rhön mir nur aus der Um«
gefaung des Thiergartens, in der Saale bei Kissingen und
dem Bache der Oelmtthle bekannt geworden; in Wassern,
welche durch Flachsrösten trtib und hässlioh geworden
waren, dauert das Thier noch aus; durciiweg in der Khön
▼on geringer Grdsse. In den Gewässern des Mudauthals im
Odenwalde bei Amorbach zahlreich und grftoser. Im Main-
thal erreicht besonders in den Altwassem des Sehwein-
fnrter Beckens diese Froschart einen stattlichen Umfang.
Auch die Larve gewinnt in sonnig gelegenen, abgegrenzten
mbigen Plätzen, hin und wieder eine solche Grösse, class
sie den hierin ausgezeichneten Larven von Pekibaies nicht
nachsteht. In der Eifel an den Maaren vorhanden, doch
nicht häufig und klein. — Der braune Frosch des Rhön-
gebirges ist nur R. fusca; nicht anders verhält sieh der
Odenwald an der Mainseite; ebenso die Eifel. Ich habe
mir alle im Kyllthale, GemttndenerMaar, Weinrelder Maar,
Bertrich, Laacher See, Pnlvermaar etc. anfstossenden „Gras-
f'ösehe" angesehen und immer nur R. fusca vor mir ge-
habt. Doch war interessant, am Rande des Pulvermaares
bei Gillenfeld eine typische grosse H. fusca zu treffen, die
das helle Rflckenband deutlich besass. — R, arvedis, bis
jetzt nur nachgewiesen auf den Torfgriinden des Schwein-
farter Beckens bei Schwebheim und in der Mainebene bei
Frankfurt; am Niederrhein in den Sümpfen von Siegburg. —
R- agüisy vor Kurzem durch Boettger aus dem Elsass
bei 8trassburg bekannt geworden (Zool. Anzeiger, 1880,
3. 551). Nach C. Koch kftme die Art auch im Gebiete
des Untermaines vor *^).
Triton o'istatus kam mir in den Bcr^^wassern der Rhön
nicht zu Gesicht, sondern nur im Thiergarten und in den
Vorbergen bei Winkels. An letzterem Ort zeigten sich Ende
August in einem schattig liegenden Weiher herangewachsene
Digitized by Google
86
Lamn so zahlreich, daes das aaft Oerathewohl durch das
Gewirre der Uferpflanzen gezogene Netz nicht etwa ein
oder das andere Exemplar, sondern jedesmal gleich Dutzende
aufbrachte. Viele der Larven hatten bereits die Tracht des
, J. earmfex'^ angenommeii. Im Taaber-, Main- nnd Rhein-
thal allgemein yerbreitet ; geht anch in die Eifel: in dem
kleinen Kratersee „Wanzenboden" auf dem Mosenberg im
August eine Menge Larven herausgehoben, erwachsene
Thiere fanden sich an der Nordseite des Berges unter
Steinen. Ende Jnli fing ich bei fionn eine grosse, 9 cm.
lange Larre des T, erisMus von anffälliger Fftrbnng.
Grundton war ein Oliveugrün, am Klicken am dunkelsten
und hier hoben sieh zahlreiche weissliche Flecken ab; da-
zwischen einzelne schwärzliche. Aul der lichteren Grund-
farbe der Seiten sind die dunkeln Flecken * zahlreicher.
Vorderflftche der Riemen zeigt ein schOnes Bronzegrfln.
Bauchseite schwach gelblich; noch schwächer gelblich an-
geflogen der Hautsauni des Scliwanzes und der Zehen —
T. taeniatuSt im Tauber- , Main- und llheinthal der gewöhn-
lichste Wassermolch ; in der Rhön im Thiergarten, Stein-
wand, am Ebersberg, bei Winkels, alle unter feucht liegen-
den Steinen gefunden; Odenwald (Amorbach). In der Eifel
am Mosenberg, Rand des Pulvermaars, am Laacher See.
Auch die Larven lassen sich bis in den October hinein
noch in den Gewässern beobachten — T. hdveticus fehlt
in der RhOn, Spessairt, Odenwald, Tauber- und Mainthal;
ist aber im Rheinthal weit verbreitet: von Basel bis Bonn,
in hiesiger Gegend sowohl in Tümpeln auf den l)ergcn,
Venusberg z. B., als anch in denen des Thaies, z. B. in
den südlich Ton Kessenich gelegenen Wasseransammlungen»
dann in Waldgräben des Kottenforstes. — T. älpeslris, sehr
verbreitet in der Rhön : ich sammelte die Art bei Brückenau,
Milseburg, Stellberg, Ebersberg, Thiergarten. Aus dem Ge-
biete der Tauber nicht l)ekannt geworden. Im Mainthal
bei WUrzburg habe ich das Thier bis jetzt so wenig wie
frtther wahrgenommen; wohl aber in den waldigen Ab-
hängen des Spessart nach dem Mainthal hin, bei Lohr,
(vier Stück in beiden Geschlechtern, Juni 1879); auch im
Gramsohatzer Wald wurde die Art entdeckt (Flesch).
Digitized by Google
87
Fehlt dem Kheinthal nicht, kommt z. B. bei Bonn vor, er-
streckt sich anch in die Eifel, von mir beobachtet am
Moaenberg; endlich im Moselthal bei Trier.
Die alten Aerzte, weuig vertraut mit der heimischen Thier-
weit, hielten die in onsern Gewässern lobenden Triton en für den
Apotheke rsldnk. Einer der wenigen hierin besser sehenden ''war
Müttbiolus und daher dem Tübinger Anatomen Leonhard
FnehSf welcher ebenfalls die an<redeutete irrige Ansicht aufgestellt
hntte, gegenüber trat: keines der in nnsem Grftben sich aufhalten-
den Tbiere sei ein wirklicher Skink, „scincus legiümas'', Tielmehr
«MlaiDandrae generi adscribendnm*.
SaJaniandra maculosa^ häutig in der Khön und schon
von Jos. Bcinieider angezeigt. Ich fand das Thier am
Fasse der Milsebarg; im Tbale am Stellberg vnter feucht
liegenden Steinen eine grössere Anzahl sehr junger ein-
bis zweijähriger ThieTe, denen man gewöhnlich seltener
begegnet als den ganz erwachsenen Individuen. Geheeb
sah unsern Salamander auch am Kreuzberg, Geiserberg
und Roekenstuhl. Aus dem Taubergebiet kenne ich das
Thier Tom Vorbachthal bei Rothenburg, Wald bei Burg-
bemheim. Fehlt bei Würzburg, tritt erst auf an. den Be-
grenzungen des Mainthaies durch den Spessart und Oden-
wald, häufig z. ß. bei Rotheniels uüd bei Amorbacb. Im
Bheinthal an vielen Orten: aus eigener Erfahrung könnte
idi nennen Eibingen, das Thal „Noth Gottes", das Sieben-
gebirge, Ahrthal (Altenahr), Aggerthal; nach Cornelius
auch im Bergischen Land zu Hause, doch seltener. In der
Eifel sammelte ich die Art bei Gerolstein, bei Bertrich im
Veebachthal, am Fasse der Faeherhöhe; in der Umgebung
des Laacher Sees Tcrmisste ich das Thier; im Moselthal
z. B. bei Trarbach vorhanden**).
Ifan hört bin und wieder die fiehauptnng, dass Salamandra
aira rar Thierwelt der Eifel gebore, was wenn es sieb bestätigen
liesse, kaum minder merkwürdig wikre,^ als etwa das Vorkommen von
Leiodiiton arcüens ond Rosalia alpina in Pommern (Stettiner entom.
Zettg. 1851), oder von Myrmdeon pisanum auf der frischen Nehrong
hei Kahlberg (Stettiner entom. Zeitg. 1854). Denn genannter 8a*
lamander gehört dem hisherigen Wissen sufolge ausschliesslich alpi*
nen ond subalpinen Gegenden ao, von den Seealpen bis zu den Kar-
pathen, ohne jedoch im ganzen Zog der Alpenkette vorhanden su
Digitized by Google
88
sein. Sollte der Alpensalamander jetzt freiliob im Schwarswalde «n-
^troffen werden, so würde sich dioB daraas erklären, dafts in neu*»
^rer Zeit bei Wildbad und bei Freibnrg eine Anzahl lebender Exem-
plare ausgesetzt wurde (Zeitschrift f. wisF. Zool. 1876). Im zoologi-
schen Museum in Bonn l)eüiidet sich aWerdmgB Salamandra atra mit
der Aafiichrift ^^Eifei^, die angeblich von Goldfust herrAhrt.
Troisdem gUube ich^ dsss ein Fehler untergelaulen ist Mir selbor
ist in den besucbten Gegenden der EitÄ keine Spur des Tbieres aof-
findbar gewesen; auch bin ich nicht durch Andere, welche dort
wohnen and darch mich anfmerksam gemacht, den Molch einzasen-
den ▼ersprachen, falls er aufzutreiben wftre, in den Besitz eines
solchen gekommen. Auffallend könnte man es immerhin finden, das«
auch französisebe Faunisten unsem Salamander im Moselgebiete vor*
kommen lassen; allein die Angaben mögen ebenso auf Verwecha*
lungen beruhen, als es unbezweifelbar die sind, nach welcheu ö'. (itra
bt'i Berlin, Slutt{,^arl und audt-rn nicht alpinen Geg-enden Deutsch-
lands loben soll. Erwähnt mag aucli noch sein, dass Schäfer in
der „MoselfHiiiKi"* ü\>tT dieses Anij>hil)ium schweigt und demnach
auch nicht als Bewohner der Eifel kennt»
5. Fische.
Weder die Fische der Bh6n, noch die des bairischen Oden-
Wäldes, auch nicht die des Taabergebietes sind in nenerem Sinne
der PrSfung unterworfen worden. Das Kachfolgende bezieht aieb
daher hauptsächlich auf die besser gekannten Fische des Mains und
Bheiues, nach eigenen Studien, sowie denen von Leib lein, Sie-
bold, Fraisse.
Perca fluviatilisj auch iu dea Laacher See eingesetzt
und dort za stattlicher Grösse heranwachsend. — Acerina
cemmy nicht selten bei Wttrzbur^, hält sich gerne am
Grunde auf. Auch im Rhein bei ßonii oftmals zu erlialtCD ;
er geht den Rhein hinauf bis Unsel. Die Herkunft des
Kamens „Kaulbarsch" ist mir in Bonn erst klar geworden,
indem hier ,,Kanle'* gleiohbedentend mit ,,Grnbe'' ist, onaer
Barsch aber gerade durch zahlreiche and gprosse Graben
am Kopfe ausgezeichnet erscheint. — Cottus gohio^ auch
in der Tauber und den Nebeuhäclicu häutig. Gaster-
osteus aculeaius ] zu den frühesten Beobachtungen Uber den
merkwürdigen Nestbau des Stichlings gehören jenCi welche
im Jahre 1834 im Mainthale bei Wttrzburg angestellt wur-
den : „Ein kleiner Beitrag zur Naturgeschichte des Stich-
Digitized by Google
89
lings, T. L.* (derdamaligeProsector Leiblein?), Zeitsohr.
law, 1834, S. 227. — Lata vulgaris^ durch die Winter-
fischerei im Maiu, wo er frtiher häufig war, jetzt selten
geworden (Fraisse). — Fleuranectes flesus^ bei Klingen-
berg am Main vor Jahren Ton dem damaligen Gericbtsarzt
Dr. Braan beobachtet. Ist meines Wissens bisher der
einzige bekannt gewordene Fall geblieben.
Cifprinm carpio, trüber häufig im Main, ist jetzt im
Flusse zur Seltenheit geworden. — Carassius vulgaris, —
Tinea vulgaris^ ist auch in den Laacher See eingesetzt;
das Fleisch hier frei von Schlammgeschmack. — > Rurhis
flutnatilis, — Oohio fluvinUilis. — Bhodeus amarus. — Äbra-
fiiis hrama. — Abramis blicca. — Abramidopsis Leulcartiiy
häufig im Main (Fraisse). — Bliccopsis abranw-mtilus^
Bastard (Fraisse). — JUmmusluddus. — AbiptmckUm.
— A^nusrt^pax. — Idus m^anotus und die goldgelbe Varie-
tät: J. orfus, — Scardtnius erythrophihälmuSf auch im Frieken-
bauser See der Rbön. — Leuciscus rutilus. — Squalius cepha-
lus. — & leuciscus. — Fhoxinus laevis, auch in der Tauber
häufig. — Chandrostoma nasus.
Salmo salar^ steigt selten mehr znr Laichzeit in den
Main herauf. Bei Geinüuden am Main bestand ein eigener
Lacbsfang und geborte zu den Regalien der Filrstbiscböfe
von Wlirzburg. — S. fario, auch in Gewässern der Kbön,
X. B. bei Oersfeld; findet sich nicht in der oberen Tauber
bei Bothenbnrg, wohl aber weiter nnten, z. B. bei Oambach.
In den Bäcbuu der Eitel. — Thymallus vulgaris^ nicbt im
liain, sondern in den kleineren einfliessenden Bergwassern.
— Esox lucius^ gehört zu den Fischen, welcbe in die Maare
4er £ifel eing^tzt würden, aUwo er sehr gedeiht, nament-
lieh aber im grOssten der Maare, im Laacher See. Wäh-
rend meines mehrwöchigen Aufenthaltes an letzterem wur-
den wiederbolt fünfzebnptiindigc Heehte gefangen, und man
erzählte, dass noch um Vieles gewiebtigere von Zeit za
Zeit erbeatet werden. — Alosa vuHgaris^ warde von mir
Ende der vierziger und Anfang der fttnfziger Jahre anf dem
Fisehmarkt in WUrzburg, aut" seiner Weiterwaudcruug vom
Khein ber, regelmässig im FrUbJabr gesehen; was jetzt
aicbt mehr der Fall zu sein scheint, da Fraisse sagt: „soll
Digitized by Google
90
manchmal am unteren Main angetroffen werden''. — Cobitis
fmük^ nicht selten im Main. — C, harbatuia, noch mehr
▼erbreitet, auch in der Tauber — (7. taenia. — AngmOia
wdgaris^ anoh in der Tauber
Acipenser siuriOy grosse Seltenheit im Main bei Würz-
bürg. Leiblein bemerkt im Jahre 18&3: „es sind bereits
wohl ttber zwanzi^^ Jahre, dass meines Wissens der letzte
dahier getroffen wurde". Einige Jahre nachher hatte ich
jedoch Gelegenheit, wieder ein lebendes Exemplar zu sehen.
Hier am Niederrhein stellt er sich öfters ein: so z. B. im
Juni 1879 gerieth ein sechs Fnss langer Sttfr, und einige
Tage darauf ein anderer yon zehn Fuss Länge und 57 Zoll
im Umfange ins Netz^ dessen Gewicht auf 400 Pfund ge-
schätzt wurde; die Zeitungen berichteten damals, dass ein
alter Fischer in Poll bei Deutz am Fang von 54 Störeu
Theil genommen habe. Noch im Juni 1880 wurde ein
kleineres Exemplar bei Bonn gefangen.
Eine die fränkische Fauna betreffende Angabe bei Plinius
(Natnr. bist lib. IX, XVII) möchte ich auf den Stör beziehen: «Prae-
dpne in Moeno Oermaniae amne protelis boum, et in Danubio msr-
ria eitrahitur, porcnlo marine nmillimat*. Nach dem voranage»
gangenen und über „SÜoras* handelnden Sati, müsste dieaer groaae
Fiaoh des Mains der Wels sein. Allein wenn man bedenkt, dasa der
Wels ein seltenes Vorkommniss gegenwftrtig im Mittelrhein bildet
und nur wie sufallig, durch Ueberschwemmungen, von dort in den
Untermain gelangen könnte wo er übrigens noch nie beobachtet
wurde — , so mdobte man eher den gössen Fisch des Mains, der
einem Meerschwein, d. i. Delphin, äholich ist, in dera Stör suchen,
dessen Gestalt immerhm eine entfernte Aehnlichkeit mit dera Del-
phin bat. Freilieh stände in argem Widerspruch mit dieser Deu-
tung, was Plinius von der Lebensweise des Fiscfies sagt: „Silurus
grassfttur, ubicunque est, omne auiraal appetens, equos natantes saepe
doniergens'^. Ziehen wir die bei Plinius öfter sich einstellenden
und auf HfH-onsagen beruhenden üobortreibunizon ab, so wäre uns
nebenbei bemerkt, damit doch oin echter Zug im Leben des Welses
verzeichnet: ..er schnappt nach schwimmenden Enten oder selbst am
Strande weidenden Gänsen und man fand in Wien einmal eiBen
Pudel und bei Pressburg Reste eines Knaben ira Magen eines alten
Welses". (Heckel u. Kner^ Süsswasserfische d. österr. Monarchie
1858.) Trotzdem möchte ich bei der Annahme bleiben^ dass dar
alte Naturforscher, welcher, nach mehreren Angaben zu schliesaen.
Digitized by Google
91
die gferflMiiifoh-röiiiuelieii Plrcmnsen au cigaDer AnaoliAUttog kennt,
in dem gromn, Delphin-fthnliehen Fisch des Mains den Stör im Ge>
dicbtniss hat, aber vieneioht im Niedersofareiben auch den Wels da-
mit znsammenwfirfelt.
Tetromyzoyi marlnuSy im Frubjahr hin und wieder iiu
Maiu uüd von mir selbst einigemal in Würzburg erworbeo.
Hier bei Bonn, wahr8cheinlieh weil sieh die Einwandern-
den nöcli weniger in die Seitenflttsse vertbeilt haben, kommt
die Seelamprete bäafiger in die Hände der Fiseher. In den
sechs Jahren meines hiesigen Aufenthaltes sind mir im
Frübjabre wiederholt lebende Stücke zugetragen worden.
Deber die Körperbeschafifenheit des geachlecbtsreifcn M'änn-
ehens liesBen sieh einige, die Angaben Panizza's bestäti-
gende Beobachtungen machen. (Nene Beiträge z. anat.
Kenntuiss d. Hautdecke u. Hautsinnesorgane d. Fische, 1870,
S. 43, Anmerkg.j — P. fluviatüi% nicht häufig im Main. —
F.Flanerip sehr verbreitet in Nebenbächen des Mains; anch
bei Amorbach hänfig. Nach den neuesten Untersnchnngen
von Anton Sehneider (Beitr. z. vergl. Anat. n. Entwiek-
lungsgesch. d. Wirbeltlneie, Berlin 1879) gehiJren übrigens
P. fluviatUis und P. IHaneri als eine einzige Species zu-
sammen, nnr nach den Wohnorten kleine Unterschiede
zeigend.
6. Weichthiere.
Die Sehneeken und Muscheln, stille, ru)iige Bewohner des
Landes und Süsswassers, sind aneh in anserm Gebiete vielfach unter-
sneht worden. Es sammelten die Conchylien der Rh5n Dufft,
T. Scblereth, Sandberger; jene des Ober- und Mittelmains
Küster in der (teg^end von Bamberg; Oastav Schneider im Be-
zirke von Schweinfart ; die um Würzburg brachten zur Kenntniss
Leiblein und Sandberger; jene des Tauhorf,a'undes stellte Pürk-
hauer zusammen. Zu den t'rüiiesteu Beobachtern einheimischer
Weichthi ere gehört am Untermaiu Gärtner, in unaern lagen
sammelten Ileynemann, Kobelt u. A.; um die Couchylienkuude
des Rbeiothals machten sich verdient Bach, 0. Goldfuss,
Lisch ke; um jene des Moselthaies Schnur. Den eigenen Ar-
beiten über diese Thiergmppe reihe ich im Folgenden manchen klei-
aen Nachtrag an.
Arion empiricorum, allgemein yerbreitet, in manchen
Gegenden herrscht die braune bis schwärzliche Form vor,
Digitized by Google '
1
92
I
in anderen die röthlicfae. Im Odenwald beiAmorbach z.B.
ist die rdthe Fonn häufiger als die braune, ebenso in der
Eifel. Zu prftehtigem Zicgelroth steigert sich oftmals die '
« Farbe im Siebengebirge, im Uesbaclithal, im Ahrthal, im
Aggerthal. Die brennend rotlien können auch die bedeu-
tendste Grösse erreichen. In der Umgebung des Laacher
Sees neigen alle Exemplare wieder in die dunkle Färbung;
an sehr feuchten Stellen der Rhön ging das Kaffeebraun
unserer Schnecke ins völlig Schwarze über und selbst der
rüthliche Fussrand und die sonst helle Sohle färben sich
schwarz"). Aehnlich waren im Thal der Winneburg (Eifel)
auf der feuchten Nordseite alle ttberschwärzt, auf der Höhe
des Berges aber roth. Bei Bonn lernte ich durch Dr. Hugo
Schulz eine ausgezeichnete Farbcuvarietät kennen, welche
vom Venusberg stammte. Die Grundfarbe war ein leichtes
Gelbroth, über das sich ein breites schwarzes verjüngt aus-
laufendes Rttckenband zog. Das Thier erinnerte im frischen
Zustande lebhaft an den ,,Arum aiery Var. meäiu$**^ welchen
Broeger beschrieben und abgebildet hat (Bidrag til
Kristiania fjordens MoUuskerfauna, 1872). — A. ienelius^
oft von schönem Spangrttn, ist Jugendi'orm des A. etnpvri"
eortm. — A, subfuseuSf meist nur yereinzelt, so bei Amor-
bach und in der Rhön, (drei Stück von der Milseburg und
dem Stellberg); auch im Mainthal hin und wieder bei Würz-
burg und Lohr. Hingegen traf ich viele bei Bertrich in
der Eifel, an den Schwämmen der Buchenwälder; ebenso in
den Wäldern Cochem gegenüber; |im Laacher See sammelte
ich sieben Stück, welche von einem gewissen jdumpen
Habitus waren: Grundfarbe des Rückens schwach graugelb
mit verwaschener Längsbinde, Schild in der Mitte stark
orangcgelb, nach dem Rande hin hellgelblich. Am Drachen-
fels des Siebengebirges wieder nur einige Stücke. —
harten^is,
TAmax cristatus (Anialia marginata), fehlt in der Rhön;
auch bei Amorbach im Odenwald vermisst; ist häufig
hingegen im Tauberthal bei Rothenburg; im Mainthal bei
Wttrzburg; Carleburg bei Carlstadt (bei Lohr am Hain und
auf derlftuine Klingenberg nicht gesehen). Auch im Rhein-
gebiete ist die ,,schöne Nacktächnecke*^ sehr verbreitet:
Digitized by Google
93
zuerst TOD 0. Ooldfnss auf der LOwenburg im Sieben-
gebtrge und bei Friesdorf anweit Bonn naebgewiesen, be-
obachtete sie Lif^chke auf der Rolandsbur^ und bei Cieuz-
nnoli. Ich selber fand sie nahe der Ruine Ebrenfels bei
Bttdesheim, Scharlacbkopf bei Bingen, auf der £benibnrg
bei Mflnater am Stein, femer bei Altenahr. Abwärts in der
niederrheiniseben Ebene seheint das Thier zu fehlen, denn
es steht nicht in der Aufzählung, welche Lischke über
die Mollusken der ElberleUler Gep^eud veröüeutlicht hat
Bei Gerolstein in der Eifel sah ich nichts von unserer
Sehnecke, auoh nioht am Laaeher See; hingegen war sie
geradezu häufig bei Bertrich, fast auf jeder Excursion tfaal*
auf- oder abwärts war sie unter Steinen zu finden, auch
schon im Orte seihst, z. B. an der Kirchhofsmauer. Auch
bei Ali im MosclthaL im Endertthal bei Cochem, sowohl
unten als auch oben auf der Winneburg liessen sich mehrere
Sttteke beobachten. Vom Moseltbal hatte sie bereits Schnur
als L. marginalis angezeigt — L. cmereo-nigrr, allgemein
verbreitet: in der Rhön meist von ganz schwarzem Rücken,
doch auch schwärzlich grau mit weissem Kamm; bei
Amorbaeh von sehr stattlicher GrOsse und yorherrschend
grau, ebenso im Spessart bei Lohr; Tauberthal, Mainthal,
Aggerthal, meist schwarz am Kücken; ebenso im Ahrthal;
Rheinthal; noch bei Elberfeld (Lischke) in Willdern; in
der Eifel im Uesbachthal waren alle ganz dunkel Uber die
RadLenfläche w^; am Laacher See hatte ich vierzehn Tage
lang Tcrgeblich nach dem Thier mieh umgesehen, bis plötz-
lieh an ei«em Regonta*:: an der Nordseite des Laacher
Kopfes fünf Stücke zum Vorschein kamen: alle gross und
sattglänzend schwarz von den Fühlern bis zur Sehwanz-
spitze; meh die zwei Seitenfelder der Sohle tief schwarz,
80 dass das helle Mittelfeld aufs schärfete sich abhob. Ich
glaube noch niemals so prilchtig schwarze Individuen ge-
sehen zu hal)en und der Gedanke, dass ein Zusammenhang
mit dem Schwarz des vulkanischen Bodens bestehen möge,
nmsste sieh unwillktlriich einstellen. Im Moselthal ist mir
neben rielen gleichmässig schwarzen nur an der Winne-
hurg ein banflstreifiges Exemplar aufgestossen. Ein durch
Färbung merkwürdiges Thier traf ich im April 1879 im
Digitized by i^OOgle
»4
Niederwald bei Rlidesheim: dasselbe hatte ttber die heUerea
Partien weg einen deutlich grünen Anfing. — L. monUmm,
einige Stücke unter Baunistumpeu der Milseburg in der
Rhön; im Mainthal auf der Carleburg, von ziemlicher
Grosse und keineswegs zurUekfUbrbar auf jnnge i^. eiii«r0O-
mffer\ auch in der Eifel bei Bertrich, a. B. gegen die
Falkenley zn, nnd am Laacher See getroffen. — L. eine-
reuSy in der Rhön 2-^) nirgends gesehen, auch nicht im Oden-
wald bei Aniorbacli. Im Mainthal kenne ich das Thier bis-
her nur aus WUrzburg (Festuogsmauern, llöchbergerthal).
Im Nahetbal bei Crenznach ein StUck; in der Eifel bei
Bertrich zwei Stück gefonden, in nächster Nähe des Ortes;
ebenso bei Altenahr eine grosse Anzahl. Hier bei Bonn
häufige Schnecke, namentlich in Hansgärten; auch noch bei
Elbedeid (Lischke) iu Kellern und in der Nähe der Woh-
nungen. — Den mehr sttdearopäischen i«.van^ato kenne
ich bisher nnr ans der von mir seiner Zeit angegebenen
Fundstelle in Würzburg. Fries (Zool. Anzeiger 1879) hat
dazu noch eine neue bezeichnet: die Casematten in Wtirz-
burg; auch traf er dort zwei Albinos. Bei Frankfurt nach
Hejnemann. Im Rheinthal und der Eifel habe ich bisher
vergeblich nach diesem Thier gesucht — L. margmaiut*
sehr verbreitet in der Rhön; Odenwald bei Amorbach:
Spessart; Pallicnthal bei Trier; Eifel (Daun, auch in der
öden, sehneckenarmen Umgebung des Weinfeider Maares
unter Steinen; an Baumsttmmen am Pulvermaar; sehr häufig
bei Bertrich an feuchten Felsen und Wegsteinen, in be-
sonderer Menge und ansehnlicher Grösse am Palmberg;
. Laacher See, Niedermendig, zum Theil versteckt in mor-
schem Uolz. ' — L. agrestis, Uberall gemein, selbst an den
kahlsten Stellen der Eifel, wo man sich vergeblich nach
Gehäuseschnecken umsah, gesellschaftlich unter Steinen,
z. B. auf dem Mänseberg, Mosenberg. — Der zarte, wachs-
gelbe L. cinctus gehrirt ebenfalls zu den weitverbreiteteu
Arteu: zahlreich in der Rhön, zum Theil so gross und leb-
haft gefärbt wie man sie in alpinen Gegenden zu treffen
pflegt; im Tauberthal; Mainthal; Amorbach (Wildenbnrg);
Spessart; besonders zahlreich traf ich die Thiere im ües-
bacbthal bei Bertrich, namentlich an Schwämmen j im Eudert-
Digitized by Google
95
thml nahe der Winnebnrg; auch in den WUdern des Laacher
Sees, niebt selten an altem Hok, Bindensttloken: eine Brnt
sehr junger erst 6 mm langer Thierchen besass schon ganz
un?erkennbar die charakteristische wachsgelbe und durch-
scheinende Farbe der Alten. Bei letzteren . ist die Farbe
numchmal ein blasses Schmntziggelb. Anch der Fanna des
Niederrbeins gehört die Art an: bereits frttber habe ieh
sie in einem Limax vermuthet, den 0. Goldfuss vom
Venusberg bei Bonn beschreibt, ohne ihn zu benennen.
Seit dem October 1878 habe ich gedachte Schnecke wieder-
holt am Vennsberg getroffen, nnter Steinen. Lisohke er-
wähnt die Art niebt ans der Gegend nm Elberfeld. — L.
bruntieus von mir früher schon aus dem Siebengebirge an-
gezeigt, fand sich jetzt auch bei Bonn unter dem feucht-
liegenden UolzstUck eines Wassergrabens; ein anderes
£zemplar erhielt ich mit dem Netz ans dem Wasser selber,
indem es anf dem Blatt von Hjdroeharis sass.
Daudehardia rufa, früher in Frauken un])ekannt, ist
von Sandberger im Guttenberger Wald bei Würzburg,
sowie am Kreuzberg der Rhön entdeckt worden. Spätere
Erfahnmgen haben gezeigt, dass anf Winterexcnrsionen
das Thier gar nicht selten zn sammeln ist Im Rheinthal
seit Langem durch P>ach um Boppard, durch 0. Goldfuss
und Seubert um Bonn nachgewiesen. — Die sehr seltene
oder sehr verborgen lebende D. nivalis hat Flach bei
Asehaffenbnrg anfgefunden. — Von Vürina^ deren Arten
ebenfalls erst im Spfttherbst hftnfiger zn werden pflegen,
habe ich in der Rhön bloss zehn Stück lebende Thiere
aufgegriffen. Es waren V. diaphana^ darunter am Krenzberg
ein Thier von solcher Grösse, da»s ich dasselbe als einen
jnngen Limax vom Boden aufgenommen hatte. (Leider be-
sitze ich nnr noch die an Ort nnd Stelle gefertigte rohe
Skizze über Form und Grösse.) Auch im Mainthal bin ich
seiner Zeit nur selten auf Vitrinen gestossen, am ehesten
zu Beginn des Herbstes anter Gesträuch und Steinen an
den Rändern der Weinberge; häufiger waren sie in den
feuchteren Nebenthälem des Taubeigmudes, z. B. der Sand-
tauber. In der Eifel, namentlich bei Bertrich, Manderscheid,
im Moselthal (Winneburg), dann auch im Ahrthale ist F.
Digitized by Google
96
peUucida nicht selten; bei trockenem Wetter traf ieb sie
sehr fest angeheftet, wie angespoimeii, an der Unterseite
der Steine. Jüngst ist auch die von 0. Goldfuss scboa
lange bei Bonn und dem Siebengebirge nacbgewiesene
V.nuj^ar bei Monreal gefunden worden (Btfttger); für die
Oegend nm Elberfeld bat sie anch Liscbke als hinfig
und ungewöbulicli gross angezeigt.
Hyalina ceUaria, in der Rhön verbreitet aber nicht
häufig; im Odenwald bei Amorbach auf der Wildenbnrg;
aneb im Main- nnd Tauberthal nnr yereinselt; hingegen
bei Bonn häufig in Hausgärten, besonders auch in Kellem.
Anch in der feuchten Umgebung des Laacher Sees nicht
selten. — //. aystallina in der llhim nur zwei Stück ge-
sammelt. (Auf der Mibseburg fand ich auch eine HyaUna,
die ich, freilich ohne Oijginalezemplare yergleichen m
können und daher nur fragweise, auf H. cUaphana beziehen
möchte: ohne eigentlichen Nabel, nur schwach trichterig
eingesenkt, Mündung sehr eng.) — //. radiattda, Kreuzberg
der Rhön und im Geniste der Saale; Eitel. — B. nitens,
Wlirzburg(Sandberger); Eitel: CasselbUrg (Böttger). —
H, ludda, zahlreich und zum Theil sehr gross im Ufer-
gebtisch der Saale, auf feuchten Wiesen ; Rand des Laacher
Sees; Aggcrthal. — II.niNdida, am Mauerwerke des alten
Schlosses Biberstein in der Rhön (Sebiereth); in Wäldern
bei Kissingen auf Sandboden (Sandberger). — H. fulva,
in den Laubvmldungen des Kraterwalles am Laacher See
in ziemlicher Menge gefunden und zwar oben am trockenen
Kamm des Walles von bell bornfarbigem Ausseben (Var.
Mort(jni)\ am Seeufer unter ganz feucht liegenden Brett-
stttcken war Schale und Thier dunkel, fast schwarz, aaoh
im Ganzen etwas grösser.
Helix rotimdaia, eine der häufigeren und überall vor-
komme ii den Arten, unter feuclitlioirenden Holzstücken, r>aum-
rinde, Steinen: Rhön (Kissingen, Gersfeld, Kreuzberg,
Kleinsassen), besonders zahlreich auf der Salzburg bei Neu-
stadt; Odenwald (Amorbach); am Ober-, Mittel- und Unter-
main, sowie im Tauberthal nnd Mttnsterthal; Moselthal;
Eifel (Daun, Manderscheid): Rheintbal. Thiere und Schule
öiud iiiu und wieder ganz pignientlos. — H. rupesiris, merk-
Digitized by Google
97
würdig sowohl durch ihre Eagelgestalt, trotzdem dass sie
FelaeoschDecke igtf als auch, insofern sie eine der ganz
wemgen Beispiele — vielleieht das dritte — Yon Viyiparim
M Hdhet abgibt, fehlt der BhOii and Eifel, ebenso dem
Rheinthal. (Die bei Bonn von Goldfass aufgefandenen
waren ?om Rhein angeschwemmte Sttlcke.) Im Maintbal
wire sie nach Gustav Schneider zn Hanse: „in Wäldern
uter fimlem Laab und an Felsen bei Zell^ Fehlen soll
lie im ganzen Tanbergrund; Pürkbaner und ich haben
indessen in der Mitte der vierziger Jahre die H. rupestris
bei Rothenburg a. d. T. aufgefunden, allwo sie in grosser
GeieUsobafty alt und jung beisanraien, an dem undten Maner-
wok swischen Steg- nndFuchsmflUe, dann weiter aufwärts
am Kaiserstnbl, lebt Vor Kurzem, Oetober 1879, habe ich
mich an Ort und Stelle überzeugt, dass das Thier auf den
aiten Plätzen noch in Menge vorhanden ist. — iL actdeataf
wmzig und duroh den Bau der Schale interessant, ist mir
in Bhöngebirge nicht zn Gesicht gekommen, obschon sie
dort schwerlich fehlen wird; fossil hat sie Sandberg er
im Tuflf von Weissenbach gefunden. Im Tauberthal, Main-
thal habe ich sie ebenso vermisst, was ich aber gleichfalls
mr Air anfällig halte, seit ich mich am Laaeher See liber-
mgt habe» wie es ganz anf die richtige Zeit des Sammeins
lakemmt Dort nämlich Hess sich im September 1879 in
den Frühstunden, bei noch feuchter Laubdecke des Hoch-
waldes, in kurzer Frist, mehrere Tage hintereinander, eine
gsme Anzahl leicht ausreifen, während Nachmittags und
bei trocken gewordenem Boden kein einziges Exemplar an
gWAer Stelle zu sehen war. — H.ptdchellay bei Kissingen,
dann am Kreuzberg der Rhön nicht selten, zusammen mit
H. costata; Schier et h gibt sie vom Biberstein an. Die
leUtere sah ich auch in der Umgebung der Papiermtthle
bei Amorbach; im Tanberthal, Mainthal* häufig; hier bei
Bonn im Rheingeniste, wie schon Goldfuss meldet, zalil-
reich angeschwemmt; die lebende Schnecke aber ziemlich
vereinzelt, am ehesten im Frühjahr unter Steinen, im üerbst
QBter Fflaozenrestea. Auch in der Eifel nur yereinzelt ge«
tntkOf 1. B. am Laacher See, am Saume des Gemttndener
Ibares. Im Aggerthal; im Siebengebirge.
Vertu d. oäi, Ver. Jahrg. XXXVUJU 4. Folgt. VOI. Bd. 7
98
H,personataj eine ^in der deutschen und selbst euro-
päischen Fauna ganz isolirt dastehende Schnecke^, fand
ich in der Bhön an der Mtlsebmgi wo sie bereits Schle-
reth angegeben hat, doch nnr in wenigen Stflcken; tahl-
reicher war sie auf dem Stufenberg bei Kissingen; wieder
vereinzelt auf dem Kreuzberg und Stellberg bei Kleinsassea.
Sand berger sammelte sie am Dreistelz und bei Scbwarsen-
fels, doch war sie «selten nnd klein**. Tanberthal» M ttnater-
thal, Mainthal hftufig nnd gesellschaldieb beisammen, nament-
lich in Wald- und Buschgegenden. Auf der Ruine Klingen-
berg am Main konnte man, August 1880, an feuchten Plätzen
keinen Stein umlegen, ohne nicht auf ein oder mehrere
Stücke zn Stessen. Für das Bheingebiet gilt unsere Sehneeke
als Seltenheit. Goldfnss erbeutete bei Bonn nur einige
vom Rhein angeschwemmte Stücke; lebend fand er sie bloss
in der Neanderhühle bei Düsseldorf. Auch dort ist das Thier
den neuesten Mittheilungen Lisch ke's zufolge durch die
Ausdebnüng der Steinbrüche yemichtet. Um so mehr darf
erwähnt werden, dass ich im August 1878 auf der Cassel-
bürg bei Gerolstein von der Unterfläche moosiger Steine
die interessante Schnecke in grösserer Anzahl abhob; an
anderen Punkten der Eifel ist sie mir nicht begegnet. —
H. ohwAuta, in der Rhön häufiger als die roigenannte Art
(Kissingen, Stellberg, Milseburg), hier schon durch Schlereth
angezeigt; Scblossberg bei Brückenau (Sandberger). Anior-
bach auf der Wildenburg; Tauber-, Main-, Rheintbal nicht
selten. Bei Bonn z. B. häufig in den Bergen über Limprich;
Ycreinzelt in der Eifel, z. B. bei ßertrich. — Die rierliche
jS*. biäms^ eine in vielen Gtegenden Deutschlands fii^lende
Schnecke, wird von Gustav Schneider unter der Bezeich-
nung IL hidentata als grosse Seltenheit aus der Umgegend
von Kissingen angeführt. Der nächste mir aus eigener Er-
fahrung bekannte Fundort ist der Band des Senddbaches
im Hauptsmoor bei Bamberg.
H, sericea, nicht selten in der Rhön (Kleinsassen,
Brückenau, Kreuzberg); Main- und Tauberthal; Sieben-
gebirge; Eitel (Laach, Manderscheid); bei Bonn. Die bis-
her als IL UbeHa unterschiedene Art, yon Sandberg^r
auf Trimberg und beiWUrsburg aufgefunden, kcümt nach
Digitized by Google
99
B^ttger auch in der £ifel (Caaselbarg) Tor; doch sieht
sie der Geiuuuite bot als VarietiU der H, serkea aa. —
S.gramiUäa in der Eifel: Kyllburg, Monreal (Böttger). —
H. hispida, bei Amorbach im Odenwald auf feuchten Wiesen,
DamenÜieh im Seegarten so häufig, dass sie in den über
im Gras streifenden Kotseher in Menge kommt Die echte
Jiispida^ anob bei Bonn nicht selten aaf feuchten Flftteen
in der Nähe des Wassers, z. B. im Melbthale. — H. montana^
schon von Schnur für die Eifel angezeigt, habe ich in
einem einzigen Stück auf der Winneburg gesammelt —
Beittglieh d«r im Allgemeinen den höheren Gebirgen zn-
komnenden H. mUlmksta hat tot 50 Jahren Leiblein die
Beobachtung gemacht, dass die Schnecke auch dem Gebiete
des Mains angehöre: er traf „hin und wieder ein leeres
Oebäus nach Ueberschwemmungen**. Die Richtigkeit der
Bestimmung zeigen die noch yorhandenen Exemplare nnd
flbeidiea hat die Sehale auch in neneeter Zeit Flach im
Geniüte des Mains bei AschafTenburg gefunden. Man darf
TieUeicht an das Fichtelgebirge denken, als den Ort, wo
das Thier leben könnte. — H, fnUicum^ in der Rhön, z. B.
im Stellbergi bei Kissingen (dunkelbraun und gefleckt,
neist klein); Tanberthal, Ifainthal, hier am gewöhnlichsten
Ton weisser Grundfarbe und ohne Binde; bei Amorbach
omsonst gesucht; bei Bonn, was schon Goldfuss bemerkt,
besondera gross. — J7. strigdla^ in der Rhön von mir nicht
gsAmden, jedoch yon Sandberger im Eisgraben bei Fla-
dungen; femer Tcrmisst bei Amorbach; im Tauberthal bei
Rothenburg vorhanden, doch selten gegen das Hochbach-
schlösschen zu; auch bei Würzburg und Karleburg bei
Karlstadt nicht häufig; weder iifdcr Eifel noch bei Bonn
bemerkt — Kineamaiat Ton dgenthttmlicher Scnlptur der
Sehale, wmt verbreitet: Rhön, Odenwald (Wildenburg),
Tauber-, Main- und Rheinthal; in der Kifel (z. B. Laacher
See,Mander8cbeid, Bertrich, Winnebarg). — H.carfhusiana^^)^
10 den interessanteren Thieren der rheinischen Fauna ge-
bflrig, selbft bei trockenstem Wetter in Menge (nur im
Sommer 1880 spärlich, wohl wegen des vorausgegangenen
harten Winters) auf Pflanzen um die neue Anatomie in
Bonn; am Rande der Siegniederang auf Straochwerk| hier
Digitized by Google
100
von lebhaft rosenrother Lippe und bereifter Schale; häufig
bei HömuDgen (Arieufels) und auf der Plittersdorfer Wiese. *
Ans dem Moselgebiet hat sie lange sehen Sehnnr ange-
zeigt, „an der Strasse von Trier nach Jgel*.
Das in jüngster Zeit beobachtete Vorkommen der den
Sudabhängen der Alpen eigenthUmlichen H. cingulala am
Staffelberg des Obermains, ist jedenfalls auf absichtliche
Verpflanzung znrttckzaflihren« Bekannt ist mir, dass Dr.
Fnnk aof Bergen der Bamberger Umgegend gedachte
Schnecke vor etwa zwanzig Jahren ausgesetzt hat.
H, lapicida, eine echte Stein- und Mauerschnecke,
unsere einzige scharfrandige Art, ist mit allen Bodenarten
znfiieden nnd daher sehr Terbreitet und oftmals äusserst
zahlreich zn treffen, besonders anf diokem alten Oemftner,
des Morgens nach einem nächtlichen Regen. Rhön, Tauber-,
Main-, Rheinthal^ Odenwald, Spessart, Eifel.
Die trockene Raine und Basen liebenden Xerophilen
sind auf dem Kalkboden des warmen Ifainthales and anch
im Tanberthal nicht nur zahlreich vorhanden, sondern kön-
nen auch eine stattliche Grösse erreichen. So habe ich
schon vor Längerem auf die grossen Exemplare der Helix
erieeUmm hingewiesen, welche bei Wttrzburg (felsige, mit
CbBStrüpp bewachsene Abhänge des Festangsbecges, Bene-
dictashVhe, Volkenberg, Burggraben der Karleburg) ror-
kommen. Selbst auf den Sandfeldern nahe dem Main ist
die Schnecke zugegen, doch hier nur von gewöhnlicher
Grösse. In der Bhön ist sie noch häufig auf Kalkboden
der Kissinger Gegend; ich sah sie auch bei Frickenhausen;
Sandberger bei Meilerichstadt und Fladungen, doch „klein
und nicht häufig*^ Im Ntihethal sammelte ich sie an der
Ebernburg; im Rheinthal bei Büdesheim ; Bingen. In der
Eifel findet sie sich und zwar nur in kleinen Exemplaren
auf Kalkboden bei Gerolstein; nicht vorhanden am Laa-
eher See; bei Bonn kenne ich sie bloss Ton den üfern
des Rheins (PI Ittersdorf er Wiese, hier an einigen alten
Weidenbäumen angesiedelt ^ Oberkassel; Beuel), auch da
nur von geringer Grösse. — H, camäidtda^ in der Rh5n
bloss anf der Bodenlaube bei Kissingen lebend beobaohtot
und einige leere Gehäuse anf der Bube bei Geisfeld ge-
Digitized by Google
101
t
flmdeih Naob Sandberger bei MellridiBtadt und Schwar-
zenfels anf Wellenkalk. Hingegen ausnelimend häufig im
Kalkgebiete des Tauber- und Maintbales: bei Wtlrzbnrg
z. B. aaf den Feldern hinter und seitwärts vom Schenken-
acUom tritt sie bei KOBagenderWittenuig, namentlich kon
Tor beginnendem Regen, so massenhaft auf, dass im bnch-
stäblichen Sinne jeder Grashalm von einem oder mehreren
dieser Thiere besetzt sich zeigt. Bei Ronn nicht verbreitet,
ich kenne sie von sonnigen Hügeln unter Oberkassel, doch
tsoh dort gesellschaftlich lebend; fehlt, wie die Xerophilen
flberhanpt, am Laacber See.
H. arhustorumy in der Rhön: Milseburg (v. Sohle reth);
Kissingen (Dufft); Rabenstein (Sand b erger). Im Oden-
wald bei Amorbach finde ich sie zahlreich im Seegarten
and am Bande von Gildien gegen Schneeberg tat meist
dtanschalig, sart, wie von unfertigem Aussehen) von Farbe
'wenig gefleckt. Derselben Form begegne ich auch draussen
im Mainthale, im Park von Kleinheubach. Ueberall wo ich
Bie sonst noch vom Mainthal kenne: Kloster Zell bei Wttrz-
borgy Ufer gegen Heidingsfeld zu, feuchte Mauern hinter
dem Stildtchen Lohr, an der Spessartsette, ist die Schnecke
dickschaliger und schön gefleckt. Bei Rothenburg a. d. T.
kommt sie lebend nicht vor, sondern nur fossil im Tuff an
beschränkter Stelle. Bei Bonn nur am Rande der Sieg-
sUmpfe, wohl ausgebildet und zahbreich. Im Ahrthale in
der Nähe der Brücke bei der Lochmtthle.
H. nemaralis, durch die lebhaften Färbungen an
Schnecken der Tropengegenden erinnernd, ist weit ver-
breitet und oftmals die Yorherrschende Schneckenart: be^
Kissingen in den Vorbergen der RhOn noch gross und
zahlreich, wird sie in der eigentlichen Rhön weniger häufig
nnd geht in der Grösse zurück, z. B. auf dem Wadberg;
anf der Milseburg vereinzelt und auffallend klein; auf dem
Kieuaberg fand ich nur ein einziges leeres, Tcrwittertes
Gehios. Im Odenwald bei Amorbach namentlich häufig
längs der Landstrassen, wohl durch den Kalk^ebalt der-
selben herbeigezogen, meist von schmutzig rothgelber Grund-
farbe und bebändert: Waldform. Im Spessart bei Lohr ist
sie wieder klein. Es gewährt InteressOi die Veränderung
Digitized by Google
102
in Farbe und Gritaee, welche die Schnecke Tom Nieder*
rheiü' bis zam Tanberthal durchmacht, sn verfolgen. Bei
Bonn, dessen Klima ein feuchtes, jedoch mildes ist, er-
scheint die grosse und häufige Schnecke meist als Wald-
form: die Grundfarbe ist von rothgelblichem oder matt
echmatziggelbem Ton, kaom je gesteigert zum reinen Hodi-
gelb. In der O^nd des sttdlicher gelegenen Coblens er-
scheint das Gelb schon als ein weit satteres und endlich
bei Mainz ruht das Auge mit Wohlgefallen an dem Hoch-
citronengelb der auch sonst dicken und grossen Schale.
Während wir nnn einbiegend ins Maingebiet» selbst bei
dem warmen Ascbaffenbnrg, die Omndfarbe wieder hinfig
in das Blassgelb und Rothgelb zurückschlagen sehen, z. B.
im »Schönbusch, was noch mehr der Fall ist in den wal-
digen Bezirken aufwärts, so tritt wieder auf der Sommer-
seite des Mainthalesy im Bereich der Weinberge, von EArls>
Stadt bis Kitzingen, jene von Mainz erwähnte, eharakteristi-'
sehe Form auf: Hochcitronengelb, gross und dickschalig.
In dem höher gelegenen rauheren Tauberthal bei Rothen-
burg ist die Schnecke abermals kleiner und blasser ge*
worden. ^ £ine schöne Farbenvarietät der H. nemoroUs
kommt bei Bonn vor, deren schon Andere, z. B. Ooldfnss
gedacht haben: das Roth der Grundfarbe vertieft sich m
einem dunkeln Brauuviolett. Ich finde sie namentlich an
feuchteren Plätzen gegen den Kottenforst zu, auch bei
Kessenich. Lischke gedenkt dieser „kaffeebraunen und
violetten Varietät*^ auch ans der Rheinebene bei Erkrath.
H, horiensiSj in den Vorbergen der Rhön häufiger als
. ^ie vorausgegangene Art; das gleiche findet statt bei WUrz-
bnrg; das umgekehrte Verhältniss beobachtete ichimTau-
bertbal, sowohl bei Rothenburg als anoh bei W^heim; bei
Amorbach im Odenwald halten sich die beiden Arten das
Gleichgewicht. Auf den höheren Bergen der Rhön, z. B. der
Milseburg, Kreuzberg, Eube, tritt sie nur vereinzelt auf,
wird klein und unansehnlich; an denen bei Amorbach, auf
Bnndsandstein, ist hin nnd wieder die Schale so dflnn und
weich, dass sie dem Fingereindrack weicht Die Form mit
darchscheinenden Bändern anch bei Rlingenberg gefunden;
iu einem innerhalb der Stadt WUrzburg gelegenen Garten
Digitized by Google
103
leigten nahezu alle Exemplare ein Znsammengeflossen-
sein stamtUoher Kinder, fiei Bonn nähert sieh die röth-
Hobe Farbe öfters einem tiefen Fleisehrotb, das an das er-
wähnte Kaffeebraun der H. nenioralis erinnert. Im Agger»
thal sah ieh bloss einige Stück der H, horterisis; aach in
der Eifel, wenn wir die Kalkgegenden abrechnen, ist sie,
ißmA der H.fiemaraU8f nor hin nnd wieder (Bertrich z.B.)
m treffen nnd dfinnflohalig. — H. pomaüa^ bei Kissingen,
Neustadt a. d. S., Frickenhausen noch häufig, zum Theil
sehr gross und stark gewölbt, tritt sie in der eigentlichen
Bhdn znrflok: aaf der Milsebarg habe ich nur wenige Stücke
benerkt; aneb am Wadberg ist sie nicht saUreich. Sand-
berger gedenkt ebenfalls des nnpyereinzelten Vorkommens
bei Brückenau, Rabenstein, Kreuzberg. Auch auf dem Bund-
Sandstein des Odenwaldes bei Amorbach nicht häufig und
nicht gross; nicht anders in der Eifel, nur an der Burg
Mandersoheidy wohl in Folge des zu Gebote stehenden
Kalkraditels, Ton ansehnlicher OrOsse. Im Tanberthal nnd
Mainthal auf Kalkboden zahlreich und oft von bedeuten-
dem Umfang; ausnehmend gnm wird aber unsere Schnecke,
was schon Goldfuss nicht unerwähnt gelassen hat, im
Biebengebirge. loh traf beim ersten Besuch (20. Juni 1875)
Exemplare, die mich in Erstannen yersetzten. Weiter ab*
wärts am Niederrhein, bei Elberfeld z. B., wird die Art
nach Lischke (sowie auch H.nemoralis und H.hortensis)
aelten. Das „Weiss" der Schale, wie es gerne an Thieren
im Gebiete des Weinbanes beobachtet wird, darf wohl in
eine ibnliche Beziehung zur Sonne nnd Wärme der Auf-
enthaltsorte gebracht werden, wie unter gleichen Umständen
so viele Schnecken der südeuropäischen Fauna eine weisse
Farbe und geringere Durchsichtigkeit haben. Auch bei un-
seren Xerophilen ist ja das Weiss Torherrschend. — (Die sfld-
nnd westeuropäische H. aäspersa ausgesetzt und Terwildert»
im Jahre 1826, in einem Wäldchen hinter Garzenhausen im
ßergischen. Verh. d. Ver. 1846, S. 16. Ob noch vorhanden?)
Bidimus raäiatus, fehlt in der hohen Rhön; kommt
aber noch im Saalthal yor (Kissingen, Trimburg, in beson-
derer Menge an der Sfidwestseite des Stnfenberges), meist
einfarbig weisS| doch auch gestreift. Im Bheinthal: Berge
Digitized by Google
104
bei Gaualgesheim, Rüdesheim, Bingen; im Nahethal: Creoz-
nach, Ebernburg bei Münster am Stein. Mangelt im Oden-
wald bei Amorbaoh, ebenso in der Eifel, nioht minder b«
Bonn. Hingegen ist diese einzige Vertreterin einer im Orient
verbreiteten Schneckengruppe eines der häufigsten Thiere
im Main- und Taubcrthal auf Kalkboden, und besonders
im letzteren zeichnet sich das Gehäuse durch Grösse und
scharf gezeiehnete dunkle Streifen ans. — £. indms, im
Tanberthal bisher bloss bei Mergentheim geftinden; im
Mainthal bei Würzburg schon von Leiblein angezeigt als
nicht selten an den Abhängen des Gaisberges; zahlreiche
und frische Sttlcke habe ich im Geiste des Mains nach
Ueberschwemmnngen im Frtthjahr gesammelt» einiebie aneh
anf einem Kleefelde in der Ntthe des SchenkensehloBses»
endlich am Lindlcinsberg. Lebende beobachtete Dr. M.
Braun nach einem Regen in einem Graben des Kugel-
fanges. Fehlt der Ehön, dem Odenwald, der Eifel. Bei
Trier Ton Schnur gefunden , sowie von Goldfnss bei
Bonn („an der Meekenheimer Strasse'O« B. quaändmB^
eine südliche Art und nur wenigen Punkten des Ober*
rheines angehörig, wurde schon als leeres Gehäuse im
Bheinröhricht bei Bonn von dem letztgenannten Beobachter
getroffen. — Den Bttnme liebenden B. mowUmus fuid ieh
in der Bhtfn nicht selten am Wadberg, anf der Milseburg;
einige Stocke auch auf dem Stnfenberg, Eube, Kreuzberg.
Auf dem Raben.steiu (Sand berger) häufig und gross. Bei
Amorbach bloss auf der Wüdenburg beobachtet. Im Tauber-
thal bei Bothenburg bisher yermisst, wohl aber fanden sich
einige leere Oehänse in dem Oeniste des Baches, wdcher
das waldige, bei Creglingen mündende Münstertbal durch«-
fliesst. Fehlt in der Eifel. Im Siebengebirge auf der Löwen-
burg. ~ Von B, obscurus brachte ich in der Rhön (Kis-
smgen, Krenzberg, Milseburg) nicht mehr als acht StOek
zusammen; Sandberge r bezeichnet die Art auch fUr den
Rabenstein und Bauersberg als selten. In der Eifel wieder
bloss zwei Stück gesammelt, eines bei Niedermendig, das
andere bei Manderscheid. Ebenso ist die Art im Tauber-,
Main- und Bheinthal überall nur Tcreinzelt an Manem,
unter Steinen oder an Baumstllmmen zu treffisn.
Digitized by Google
105
Adudma htbrieOj in der RhOn hSafig unter fenoht-
liegeDdem Hok nnd Steinen; im Odenwald bei Amorbach
nur wenige Stücke gejTunden; im Tauber- nnd Mainthal
nirgends selten; auch im Rheinthal yerbreitet; häufig in
der UmgeboDg des Laaeher Sees; im Aggerthal. — A.
oüimla als leeree Oehllns nnter QestrUpp nnd im <3e-
niste der Bäche und Flüsse an vielen Orten eine gewöhn-
liche Erscheinung (Bamberg, öchweinfurt, Wtirzburg, Rothen-
barg, Bonn), wird das unterirdisch lebende Thier selten in
frischem Zostande beobachtet. Pttrkhaner in Rothenbarg
hatte s. B. eine Anzahl an firalenden Wurzeln des Garten-
salates gefunden. Eine den Bedürfnissen der (Gegenwart
entsprechende anatomische Untersuchung, besonders der
wie es scheint, pigmentlosen Augen, wäre erwünscht —
ÄJteca Mtnhecma^ eine der allerseltensten Sehneeken und
Ten beeohrllnktem Verbreitungsbezirk, traf ich zum ersten
mal in meinem Leben in einem einzigen Exemplare auf
der Rhön und zwar an der durch Schlereth angezeigten
Stelle: ,,auf der Höhe der Milseburg in fer£aaltem erdigem '
Holse^. Es ist mir durch diesen Fand der so eigenartig
geformte, schroff abgedachte Berg, „der höchste Fels
Frankens'^ noch interessanter geworden, als er es schon
' vorher war.
Pupa frumentumy von Farbe hellbraun, ist im Kalk-
gebiet der Tauber häufig, z. B. in der Umgegend von
Bothenborg nnd Creglingen; ebenso im Mainthal bei Wttrz-
borg. In der Rhön nnr in den Strichen mit kalkigem Boden:
Kissingen, Mellrichstadt, Fladungen, Schloss ßiberstein.
Bei Bonn bloss angeschwemmt im Rheingeniste. Nirgends
in der Eifel, wo anch die zwei nächsten Arten fehlen. —
Die dankelbrannrothe P. acenacea^ bekanntlich ttberall wo
sie anftritt, gesellsefaaftlieh lebend, ist anch die hänfigste
Art des Mainthaies und besetzt z. B. bei Wtirzburg die
Steine und Weinbergsmauern vieler Stellen in Menge. Sie
erstreckt sich aoch durch das Tanberthal, wo ich sie z. B.
bei Bothenboig nnd Oreglingen sammelte; anch für Mergent-
heim wird sie angegeben. — P. seeale habe ich selber noch
nicht im Main- und Taubergebiet wahrgenonmieu. Die Art
wurde zwar von Pürkhaner für die Gegend von Rothen-
Digitized by Google
106
barg angeführt: es ist aber hitbei F. avenacea für P.secale
genommen werden. Ich bin eigens im October 1879 an die
Stelle gegangen — Weinbei^pnnaner^am Beginn der fMs^si^
Steig*^ naeh Dettwang und mieh «benengt, dasa ea
P. avenacea ist, welche abermals io Menge das Gemäuer
besetzt Auch Leib lein hatte seiner Zeit denselben Fehler
gemaehty indem er für die Gegend um Würzbarg P. Moofe
anaeigty nicht aber die wirklieh vorhandene P. aotmtea»
P. imaemm, leere Oehftnse im Geniste der Saale bei Kia*
singen; in der Umgegend von Wtirzbiirg nicht selten, z. B.
auf dem Volkenberg; bei Bothenburg ist sie z. B. an der
Kirehbofsmaner Yon Dettwang immer sehr häufig gewesen:
noch im Oetober 1879 hStte ich das lebende Thier an
Hunderten anter Steinen und Ziegelattteken anfleaen ken-
nen; in der Eifel von Böttger, bei Bonn von Goldtuss
nachgewiesen. — P.mmutissimay VVürzburg (Sandberger);
Bothenburg (Pttrkhaner); Eifel (Böttger). — r.pffma&a^
Wttraburg (Sandberger); Rlostenruine Heisterbaoh im
Siebengebirge (Goldfuss). — F.pnsilla^ Rothenburg (P ttr k-
hauer). — Die lebhaft braunsclialige P. antivertigo traf ich
zahlreioh au feuchtliegenden Pflanzen resten des Ufers vom
PttlTermaar und Oemtlndnermaar in der fiifel; naeh Leib*
lein wurde sie auoh im Gteniate der Pleiehaeh bm Wlln> '
bürg gefunden.
Während die Gattung P«|;a in der Rhön eine geringe
Vertretung hat, erscheint die Gattung Clausüia zahlreich.
So iat 0, lamkkUa ^) eine der hftufigaten Sohneeken dieaea
Berglandes; aueb bei Amorbach (Wolkmann ^ Seegarfeen,
Wildenburij;) vorhanden; in der Eifel habe ich sie selber
nicht gej?ehen, wohl aber gibt sie Goldfuss von dort an;
im Tauber- und Maingebiet häufig. — C. venttricosa, scheint
auch in der Khön, wie fast immer, nur yereinielt ▼onar
kommen, ieh sammelte bloss einige Sttteke auf der Milae-
bürg undEube; Sandberger bei Brückenau; Schneider
im Mainthal bei Schweinfurt; Flach bei Aschaflfenburg. —
CplicattUa, von mir in der Rhön so häufig wie CUummUa
gefunden. (Bei Sohlereth wird 0. pUeaMa nieht ange-
zeigt, sondern C, pHeata, weleber ieh nirgends begegnete,
wesshalb wohl ein Schreibfehler zu vermutten steht.) Im
Digitized by Google
107
Odenwald anf der Ruine Wildenbnrg; Mamthal, Tauber»
thal; nicht beifioiiii(Go)dfQftB). — CLerueUäa, weit ver-
breitet in der Rhön, auf Bergen nm Kleinsassen nnd nm
Biückenaa. — C. lineolata^ Guttenberger Wald bei Wtirz-
barg (Sand berger). — C. dubia, nicht selten in der Rhön;
ebenso im Tauberthal bei Rothenburg; bei WUnbnrg schien
sie selten am sein, ist aber nenerdinge in Menge am Marien-
berg wahrgenommen worden; in der EifeL — O. parmtOf
Rhön; Odenwald (Wildenburg); Eifcl (Manderscheid); Tau-
berthal ; Maintbal. Obschon echte Felsen- und Mauersebnecke,
wird sie doch auch im Laub und an Baumstämmen ange-
troffen. O. eanoj h&ufig in der Rhön am Kreuzberg, Raben-
stein, Dreietels, Sehildeek (Sandberge r); von mir anf der
Milseburg, Eube und Ebersberg gesammelt. Die Exemplare
ron letztgenanntem Standorte hatten (gleichwie auch C. par-
vuJa) ein weissgraues Gehäns^ ganz von der Farbe des
Klingsteines, auf dem sie lebten. Es ist ein feiner, ab-
wiscbbarer üeberzng, unter dem die gewShnliehe braune
Farbe zum Vorschein kommt. ^ C.hiplicata, häufig in der
Hhön; in ungemeiner Menge im Wallgraben der Salzburg
bei Neustadt a. d. S. nnd unter dem Mauerwerk der Burg
selbst; Odenwald (Amorbaeh, WUdenburg); gemeinste Art
ha Tauber- und Mainthal; am Miein hftufig, z. B. bei El-
bingen, Bonn; in der Eifel am Mauerwerk der Burg Mander-
scheid, Niedermendig unter den Halden der Lavasteine. —
G. rugaaOj in der Eifel (Goldfuss, Böttger); vielleicht
ist die von Qnst. Sehneider als C^nigneana fttr die hohe
BhOn aufgefUhrte Art das gleiehe Thier.
Balea fragilis, aus der RhOn schon seit Scblereth
bekannt; aus dem Siebengebirge, Eifel und Niederrhein
durch Goldfnss. Diese im Allgemeinen den Gebirgsgegen-
den und hauptsäehlioh dem Urgebirge angehörige Artscheint
dem Mainthale zu fehlen, wenn sie nieht bei Schweinftirt
(Gust. Schneider) vorhanden ist. Um so mehr verdient
hervorgehoben zu werden, dass die Schnecke in merkwürdig
isolirter Weise an der uralten Kirch hofsmauer von Dett-
wang im Tauberthal bei Rothenburg lebt. Pttrkhauer
uad ieh haben sie dort um das Jahr 1844 entdeckt nnd
ich habe mich im October 1879 Uberzeugt, dass das Thier
Digitized by Google
106
die Stelle — es ist zumeist die nördliche Seite der Mauer —
auch jetzt noch zahlreich bewohnt.
Succinea putris, an Wassergräben und auf Hehr feuchten
Wiesen: Rhön, Odenwald (bei Amorbach sehr dttnnsebalig};
Eitel (üferrand des Sehalkenmehrer Maars); Tanber-, Maiii-,
Rheintbal (sehr gross an der Sie^^^miiiidiing bei Bonn). —
S. Pfeiff erij ebenso verbreitet wie die vorige Art. Am Laacher
See in Form and Farbe sehr ausgebildet and typisch. Schon
Goldfass nennt die Ton dort stammenden i^die sehönatea
Exemplare". — Von der in den Sehiehten derDilnviaheit
BO äusserst häufigen S. ohlonga habe ich in der Rhön nur
wenige leere Gehäuse im Geniste der Saale gefunden; im
Odenwald bei Amorbach (Papiermühle) zahlreicbe lebende
Exemplare in der Nähe des Wassers am fenditen Hoti|
alle mit der sebnppigen Erdkmste; in der Bifel bßi Dan;
bei Bonn schon mehrmals lebend im Melbthal an fencbten
Plätzen; ebenso im Aggerthal. Im Mainthaie ist die Art
selten lebend gesehen worden.
CSgfyc^wmmtmiim, anter fenehtem Holz bei Kissingen;
nnter gleichen Umständen im Tanber-, Main-, RheingeMet,
in der Eifel am Rande der Maare (Pulvermaar. Gemtlndner-
maar). — Acniefu^ca, von mir bisher erst ein einziges mal
in lebendem Zustande, und zwar jenseits der Alpen bei
Bazzes, getroffen, soheint doeh sehr selten zn sein. Bei
Tübingen wurde im Oeniste des Nekars nnter Hunderten
anderer Schnecken ein Stück gefunden; bei Würzburg bis
dahin ganz vermisst, hat ein Studirender vor Kurzem ein
ebentalls nur leeres Gehäuse entdeckt; aus dem Tauberthal
und der Rheinprorinz noeh nieht bekannt geworden. Und
doeh kommt es am Ende wieder nnr auf die riehtige Zeit
des Nachforschens an. Denn gefälliger brieflicher Mitthei-
lung zu Folge hat Frhr. v. König-Warthausen, Mitte
November, zunächst der Umgebung des Schlosses Wart-
hansen, innerhalb einer Woohe sieben lebende Stück von
Aeme fiisea gesammelt! — Ckfdoshma degam, im Büttel-
meergebiet weit verbreitet, der Rhön, dem Tauber- und
Maiugebict fehlend, ist dem Ober- und Mittelrhein eigen-
thlimlich, wo sie an vielen Stellen vorkommt; als letzter
Punkt abwärts galt bisher Bolandseok, dochfiandBertkan
Digitized by Google
109
die interessante Schnecke noch auf dem Finkenberge un-
weit Benel, also nahe heran znr Gegend von Bonn; ansser-
dem hftnfig anf dem Hammerstein und Ockenfels, sowie
am Wintermtthlenberg bei Königswinter.
Von der Gattung VcUvcUa habe ich in der ^bim nur
einige leere Gehänse der F. erisMa aus dem Geniste der
Saale angelesen; ein Stück ans dem Fiasko mitohte loh
für F. äepressa halten. In der Tauber nnd im Main ist
V. piscinalis unter Steinen häufig; V. cristata bei Rotben-
burg vermisst, habe ich im Höchberger Weiber einmal
. Frfll^hni an faulenden Blättern in grosser Anzahl gefon-
deoy ebenso in den Sümpfen von Grosslangheim. Sie ge-
hM aneb den Maaren der Eifel an (Schalkenmehren, Meer-
felden); an einer der frtlheren Strandzonen des Laacber
Sees ist der trockene Schlamm voll von abgebleichten,
morschen Schaalen; das lebende Thier konnte ich mir,
Aognst 1879, nieht ans dem See versehaffen. Ans der An-
gabe bei Gold fnss: „in sehr grosser Anzahl an den Ufern
des Laacber Sees bei Andernach", geht nicht hervor, ob
dies im Jahre 1866 anders war.
Fäludina ffhiparaf die nmfitnglichste SüssWasser-
sehneeke £aropa*s, fehlt der Bhto nnd Eifel; im Main
tritt sie erst anf in den schlammigen Gewüssem seines
unteren Laufs, bei Hanau. Im Taubergebiet kommt sie aut
der Hochebene bei Rotbenburg (Thurmsee, Lindleinsee)
and der Frankenhöbe (Windelsbacher Weiher, See an der
Kanaehmüble) Tor nnd bildet sich bei Windelsbach zu
statffieher GrOsse ans (Var. magna). Da nach der Angabe
erfebrener Concbyliologen P. vivipara ein treuer Begleiter
de» Planorbis Corneas ist, so mag bemerkt werden, dass in
der bezeichneten Taabergegend Flanorbis eomens fehlt
Am Niedenrhein bei Bonn (Goldf nss); bei Deutz im sog.
Schneller (Be rtksii). — P. faseUUa, bei Boppard (B a c b). —
Bythinia tentaculaiay in der Tauber bei Rotbenburg keines-
wegs häuhg, ist sie eine der gewöhnlichsten Schnecken
des Mains; ebenso bei Bonn. In den Maaren der Eifel fand
ieh sie in jenem Ton Schalkenmehren. Am Laacber See
wieder eine Menge von Gehftnsen in halbfossUem Znstande
auf den Aeckern der trttheren Strandzone. — BythineUa
Digitized by Google
110
eompressoj im sehir kalten QneDen der Rhihi unter abgeMlenm
Blättern, eine Entdeckung Sandberger's. — Die von
Pürkhauer im Geniste der Sandtanber bei Kotheubaiig;
aii%etundene häufige BjfikineUa (jetzt B. Pürkhamri ge-
nannt) is^ bis bisher nooh nicht lebend beobachtet worden.
Im September 1873 habe ich abermal« einen ^nten Theil
des Thaies und die einmündenden Quellen auf das Schneck-
chen abgesucht, aber wieder umsonst. ^ B, viridis, {B.
Dunkeri?) „Yor 30 Jahren in Bergqnellen bei filbwfeld
massenhaft gesanmielt^ (Fahirott, Lischke).
NerUma flimaiiUsy durch inneren Bau und Form des
Gehäuses, ja selbst durch die Zickzackzeichnung der Schale
an Meerschnecken erinnernd, ist zahlreich in der Saale,
8. B. bei Enerdorf; fehlt in der Taaber bei Rothenbm^v
sott aber bei Mergentheim Torkommen; häufig ii^ Main,
Rhein, Mosel.
Die Gattung Lymnaeus ist in der Rhön nicht zahlreich
vertreten: L. auricidariuSf kleine Form, iu der Saale bei
Kissingen; L. peregetf am verbreiteteten, s. B. bei Getsfeld,
Brückenau u. a. 0.; seltener ist £. truneaMm* Im Oden-
wald traf ich L. ovaiuSy von typischer Form, in den Quell-
teichen des Thaies bei Amorbach ; dann noch L. truncatulus.
Zahlreicher sind die Arten in den keaselartig erweiterten
Theiien des Mainthaies und in der grossen Ebene am Untor»
main. Leiblein führt ans stehenden md ffiessenden Ge-
wässern von WUrzburg neun Speeles auf, die in dem Ver-
zeichniss Sand berge r's auf sechs herabsinken {L.auncu-
larius, L. ovatus, L. pereger, L. stagnalisy L, palustris, L,
tTmecUiklmy^ dieselbe Zahl enthält die „Uebersicht der
Conohylien des Tanbergmnds^'. Hier am Niederrhein kommt
L. glaher ]imz\x (Goldfuss) und der iiitcrcissante nordische
Ij. ghäinosus (Amphipeplea glutinosa). Von Goldfuss zu-
erstwahrgenommen, ist diese zartschalige Schnecke neuer-
dbgs auch von Bertkan anf der Wahner Haide wieder
anfgefanden worden. In der Eifel sah ich in den abge^
schlosseneu Maaren, z. B. im GeniUndner Maar bloss L.
truncatulus; in jenen, welche mit FlUssen zusammenhängen,
trifft man auch noch, was schon Schnur angezeigt hat, L.
ikignaU8nndL.auHeuiarimf so in den Maaren ren Schalken*
Digitized by Google
III
mehren und Meeffeldeiu' Lj/nmaeus stagnaHis bildet in beiden
eine dnreh das lang nnd q»ita ausgesogene Ctowinde auf-
fidlende Foim. Lffwmaiem mmeularius, dfinn nnd zer-
brechlich, daher der gefleckte Mantel prächtig durchschim-
mert Im Laacher See finde ich von L. auncuJariiis eine
kleine Fornii etwa Var. lagotis ; den L, stagnaUs traf ich nicht
lebend an, sondern nnr balbfossil im Soblamm, gegen den
Aisflass 6m Sees hin, aber merkwürdig dfinnsehalig nnd
das Gewinde so lang pfriemenförmig ansgezogen, dass eine
Gestalt entsteht, welche lebhaft an die nordische Var.
niMata erinnert.
Die Gattung FUmorbis ist abermals in der Rhl)n seh wach
vertreten: P. aUmSj zahlreieb, aber klein in der Saale;
P. contorttAS, nur wenige leere Gehäuse aus dem Geniste
der Saale. Aus G. Schneide r's „Binnenmollusken der Um-
gegend von Schweinfurt" ersieht man, dass die Art eigent-
lieb iik den MflUteiohen bei Kissingen lebt Anoh im Oden-
wald bei Amorbach ist nur P. ewUt^rh» nnd P. aßmy aber
in sehr zahlreichen Individuen zu treffen, auch vnrd P.
aibus theil weise so merkwürdig gross, dass mich Prof.
Sandberges an den von mir mitgebrachten Stücken auf ent-
qnredwnde sibirisohe Exemplare seiner Sammlang anfmerk-
SSB maohie» Anob die Tanbergegend bei Rothonburg be-
sitzt einzig und allein die beiden vorgenannten Arten. Im
Maiuthal aber, namentlich in der Thalweitung bei Schwein-
fart un^ in der Ebene des Untermains, nimmt die Zahl
dsr Arten in interessanter Weise zu, indem sie bis anf
etwa zehn steigt, wovon wobl manche dem Erlöschen nahe
sind: P. marginatus, zu Leiblein's Zeit häufig bei Würz-
burg, hat sich nur noch in den Gräl)en vor dem Burkarder-
thor erhalten; P. (xuriiMitus^ nicht bei Würzburg, aber bei
Kloster fieidenfeld, gross nnd sehr heUschalig, so dass die
letheBlnt&rbe des lebenden Thieres anfs dentiiehste dnreh-
sehinunert; P. spirorbis und P. vortex, schon von Leib-
lein als selten bezeichnet, scheinen bei Würzburg ganz
ausgestorben zu sein, haben sich aber bei iSchweinfart
(fi. Sehneider) erhalten; P. mbrieaiua^ nnr einmal vor
vielen Jakren von Born (siehe Leiblein) in einem Wasser-
graben unterhalb der „dürren Brücke" gefunden, ist keinem
Digitized by Google
*
112
Sammler in der Würzburger Gegend mebr in die Hinde
gefallen, findet sich jedoch „sehr selten" in der Schwein-
forter .Gegend (6. Schneider), sowie am Untermain
(Kobelt). Im Fluss selber kommt freilieh «leh am Unter-
main nnr P. albus Tor; alle anderen aber, wosn anaser den
genannten noch P. nUidus, P. eomplanaius, P. Rosamaesieri
aufzuzählen sind, leben in stehenden Gewässern. Was den
Riesen unter den Arten der Gattung, den P. comeus, be-
trifft, so ist die Angabe, es sei die Art ,,aUgemein im Main-
thal verbreitet'', nnrichtig: das Thier gehört nnr dem Unter-
main (Frankfurt, Hanan) an, weiter aufwärts, also aacb bei
Würzburg fehlt es. In den Maaren der Eifel lebt in den
abgeschlossenen, wie im Gemtindener Maar P. albus, im
Pul?ermaar ausserdem noch P. imbrieaius. In den. mit
Flttssen ansammenh&ngenden, wie im Sehalkenmehrerlfanr,
kommen m den kleinen P. cUms nnd P. contortus noch der
grössere und ganz grosse P. carincUus und P. comeuSy letz-
terer so stattlich wie er in den Sümpfen des Niederrheina,
z. B. bei Bonn nnd der Siegmündnng auftritt Im Meer*
felder Maar sammelte ich P. fmUmm, P. amtartua nnd
P. mibrieaibts. Am Laacher See wiederholt sich dieselbe
eigenartige Erscheinung, die oben schon bezüglich anderer
Arten erwähnt wurde: auf deuAeekem der Strandzone des
Sees liegen abgebleichte und morsche Schalen des P. comait
in Menge, ein lebendes Exemplar im See selber sah Ick
nicht. Im lebenden Znstande wnrde nnr P. emtiPfius und
P. spir Orbis beobachtet; Goldfuss hat noch P. ades ge-
funden.
Von der Gattung Physa kam mir weder P. finUmaUg
noch P. hjfpnanm in der Rhön sn Gesicht, was beaflgitek
der letzteren Art, welche besonders feuchte Gegenden liebt,
autfallend ist. Doch auch im Tauber- und Mainthal habe
ich sie noch nicht bemerkt. In den Gräben des Haupts-
moors bei Bamberg (Kttster) ist sie Torhanden. Bei Wttrs-
burg in dem jetzt yerschwundenen Stadtgraben war die
zarte, lebhafte P. fimUnaUa Mher häufig; ebenso traf ich
sie in den Altwassern des Mains bei Klosterheidenfeld
und Grafenrheinfeld; bei Rothenburg a. d. T. vermochte ich
sie in den letzten Jahren an der alten Stelle nicht mehr
Digitized by Google
113
ZV finden. Am Niederrfaein bei Bonn sind beide Arten zu-
gegen: P. hypyiorum z. B. in Gräben des Kotteiiforstes;
P. fontinalis z. B. in den Tttmpeln bei Godesberg, in den
Sttmpfen der Siegmündung; im Laacber Qee,— AncylusfitmO'
iX8**)j häufig in der Saale bei Kissingen; klein nnd yon
dunkler Farbe in dem Baehe zwischen Milseburg und Stell-
berg; in der Fulda bei Gersfeld so scbwarz wie die Basalt-
steioe, an denen die Tbiere sitzen; feblt aucb uicbt in der
moorfarbigen braunen £1& Im Tauber-^ Main- und Rhein-
gebiet häufige und vorherrsehende Art Gehört auch zu den
Thieren, welche nicht bloss in den fliessenden OewSs-
sem der Ei fei leben, sondern aucb in den abgescblossenen
Maaren sich angesiedelt baben, so z. B. im Geraündener
Maar; vorhanden aucb im Laacher See. — A. lacustris
sammelte ich in der Rhön mehrmals aus der Saale, an
BlSttem der gelben Seerose. Bei Rothenburg a. d. T., wo
sie nacb Plirkhaiier t'eblen soll, lilsst sie sieb, wenn auch
selten, autreflen; im Maiutbal bei Würzburg scheint die
Sehnecke verschwunden zu sein — schon Leib lein be-
zeichnete sie als selten — , hingegen trefi'e ich sie in der
: Sdiweinfhrter Gegend, bei Orafenrheinfeld. Am Untermain
(Kobelt) wird sie bäufiger, ebenso am Niederrbein; ist
auch im Laacber See zugegen.
Von grösseren Muscheln lernte ich in der Rhön bloss
m der Saale bei £uerdorf den Unio batavus kennen. Im
Odenwald bei Amorbach Hess sich in der Mudach wieder
nur U. hatavtiS bemerken, welcher dort als „Perlmuschel"
gilt. Aucb in der Tauber bei Kotbenburg ist genannte Art
einziger Vertreter der Gattung. Im Main bingegen niipmt
die Zahl der Arten zu; Leiblein unterschied U.iumiduSt
UJü&räliSj U.hai<wus, U.jncianmmdU.rostraius] Sand«
^ berg er und Kobelt fassen die Formen des Mains zu-
»«amnien unter U. tumiduSy U. pictonim und U. batavus, — So-
wohl in einigen Zuflüssen des Mains im Fichtelgebirge,
als auch in der Jossa, einem Seitenbach der fränkischen
Saale lebt femer TJ, marganiifer. Darum sang schon der
MS Wipfeld in Franken gebürtige Conrad us Celtes
Prot u ci US (Fi ekel V) im L5. Jabrbundert: ,,ünio cum gem-
Imis (gläm^nde Quarzkiesel?) Moeno reperitur in amne^^
Vvh. d. Bfti. V«. Jahif . XXXVZn. 4. Toi««. VUL B4. 8
Digitized by Google
114
Während aber sämmüiche Perlenbäche in Oherfrankeii
unter der Aafsicht dee K. Forstpersonales stehend, gat ge-
pflegt sind nnd naeb Jäekel (1865) einen sehOnen Bestand
an Perlenbänkeii aufzeigen, werden die Perlmuscheln in
der Jossa als seit etwa 20 Jahren völlig eingegangen be-
aseichnet Nach einer Bemerkung, auf welche ich im Berieht
d. Ver. f. Naturkunde in Fulda, 1870, S. XVIÜ, stosse, über
„selbstgesammelte Perlmuscheln^, scheinen aber doch noeh
einzelne Tbiere sieb dort erhalten zu haben. — Im Rhein
bei Bonn käme nach Groidfuss noch U,aier zu den Arten
des Hains hinzu; in der Agger sah ich nur ^7. hai€am\
ans Seitenflttssen der Mosel wird durch Schnur ü. marga-
riiifer namhaft gemacht
Von der Gattung Anodonta kommt in der Tauber A.
anatina vor. In dem grossen seit vielen Jahren trocken ge-
legten, auf der Rejmann'schen Specialkarte von Deutsch-
land aber immer noch vorhandenen Lindieinsee, lebte A,
cygnea und erreichte dort die bedeutende Oritase von 10^
Länge. Dieselbe Art, aber etwas kleiner und mit schwerer
verdickter Schale sammelte Pürkhauer und ich ferner
in dem, auch nicht mehr bestehenden, Weiher am „Wilden-
hof ^ Für den Main zählt Leiblein auf A. anatmaj Ä.
tniermeßki und fragweise A, cygnea. Es besteht eben anch
noch, wie für Unio^ so für Anodonta^ Unsicherheit iu der
Abgrenzung der Arten: Sa ndb erger bringt die Anodonten
des Flusses einerseits unter A, cygnea^ andererseits unter
A» piseindlis^ Var. ponnderasa. Zu der ersteren Art rechnet
er auch die Muscheln im Teiche des Gartens zu Veitshoch-
beim. Für die Gegend von Sehweinfurt unterschied G.
Schneider noch A. gihha wwd A, complanata. Die letztere
Art und die meisten der vorhergehenden zählt auch Gold-
fuss aus den Gegenden des Niederrheins auf. In der Eifel
hatte ich bloss Gelegenheit am Meerfelder Maar mich zu
Überzeugen, dass in demselben eine grosse AnodotUa (an-
scheinend A. cellcnsis) lebt.
Cydas rivicola, nicht in der Tauber; häufig im Main;
nicht im Rhein; aber im Laacher See in dem erwähnten
halbfossilen Zustande. — C. eomea^ Altwässer der Saale,
des Tauber-, Main- und liheinthales; im Laacher See Var.
Digitized by Google
115
meleus. — C. locustris, Teich bei WeisenlMtch in der Rhön
(Sandberger). — - 0. aäycukiia^ sobon von Leiblein er-
wähnt^ ist mir mir ans dem kleinen Teiehe auf der Höbe
über Heidingsfeld bekannt. — Im Sande des Mains wurde
Yon Sandberger die dickschalige, stark gerippte, an die
OattODg Cyrene erinnernde C. solida aufgefunden; lebend
mehrmals beobaobtet am Untermain (siebe Kobelt), an der
Grense des tiefeten Wasserstandes. — Die bisber ans dem
Main in Frankfurt bekannte G, DicJänii hat Flach aucb
im Main bei Wlirzburg gefunden. Bei ihr scheint die Byssus-
drtise Itir das ganze Leben in Thätigkeit zu bleiben, denn
sie spinnt Fäden. — Die Gattung Fisiäkm tritt noeb in
Gewässern anf, welebe keine andere Mnsebel mebr be*
herbergen. So fand ich im Frickenliausor Stjc allein noch
ein kleines Pisidium: im Odenwald bei Amorbach ist P.
pmiüum sehr zahlreich in den Wiesengräben. Im Main
kommt zn P. Miquum^ P. fantinale und P. obtusale noeh
P. supmum binzn (Sandberger). In der Eifel traf ieb
P./bw^iwaZß (fossarinum) in den Maaren von Schalkenmehren
und Meerfelden, ebenso erschien dasselbe winzige MUschel-
chen als einzige Vertreterin der Weichthiere in dem braunen
torfigen Wasser des Kratersees i, Wanzenboden" auf dem
Mosenberg bei Miandersobeid.
Dreissena polymorpha (Tichogonia Chemnitzii), zuerst
von Funk bei Bamberg wahrgenommen, ist unterdessen
im Main bei Wlirzburg, von mir auch bei ThUngersheim
auf Anodonten wiederbolt gefunden worden: selbst noeh auf
gebleichten, trocken im Sande liegenden Schalen der letzte-
ren lassen sich hin und wieder die fest klebenden, schwar-
zen eigenartigen Byssusreste erkennen, zum deutlichen
Beweise, dass eine Dreissena an die Anodonta sich fest-
gesponnen hatte. In der Mosel seit etwa 15 Jahren unge-
mein yerbrdtet (Besselich).
Wenn wir die Bryozoen noch unter die Weichthiere
bringen, so ist PhmaikMa repens der gewöhnlichste Feder-
buschpolyp der Saale, der Tauber und des Mains, auch fai
Digitized by Google
116
""den Zaflttssen aus dem Odenwald. Frisoh angelegte Stöoke
Terbreiten sicli Sstig auf der Flftcbe; bei starker Vermeb*
rting können sie sich aber zu moosartigen Polstern erheben:
in letzterer Form besetzt das Thier im Main gerne die
Steine, welche als VorsprUnge der in den Flnss gebanten
Qnerdkmme einer lebhafteren Waseerstrdmnng ansgeeetcfc
sind. Bei einer frtlberen Gelegenheit habe ich diese Form
als Alcyonella stagnonan angesprochen, was ein Irrthum
war. Die eigentliche A. sfagnorum habe ich erst am Nieder-
rhein bei Bonn und im Aggerthal kennen gelernt: sie bildet
eine lederige Rinde an den von ihr Überzogenen Körpern
nnd anf dem senkrechten Schnitt einer Oolonie erscheint
Röhrchen dicht an Kührcben. — Lophopus crystcdlinm, nicht
häufig: ich sah ihn bisher bloss im Wilden weiher bei Rothen-
burg a. d. T., ferner in einem pflanzenreichen Altwasser
des Mains bei Wflrzbnrg» endlich hier in den Sttmpfen bei
Siegburg.
7, Insecten.
Man wird nicht erwarten, dass eine ansgedehntere
Aufzählung der an sich unübersehbaren Schaar der Insecten
gegeben wird: innere und äussere Gründe verbieten ein
solches Unternehmen; es soll nur auf das hingewiesen
werden, was mehr oder weniger von dem Standpunkt ans^
der für diese Arbeit massgebend ist, beachtenswerth er-
scheint.
Auch im Main- und Rheingebiet ist die Zahl der Männer, ftof
welche das Studium der einheimischen Inseotenwelt eine groese An-
siehung: ausgeübt hat, eine nicht geringe pfewcsen.
fiereitf alt der Nfirnbergwohe Arzt Wolf gang Panssr, dam.
dai Glück in dem dasamal ISjibrigen Jacob Sturm einen ebenao
bescheidenen als trefflichen Künstler sageffthrt hatten die so ^vioh-
tig gewordene Fauna inseetomm Germaniae heransiagehen begann,-
lieferten auch aus den Gegenden des Obermains — dem „mens pini-
fems** — Kling er, Arst in Wunsiedel, Funk, Apotheker in Ge»
freee, Flessa, Theologo in Bayreuth u. A. manchen schönen Bei-
trag. Bald darauf wurde Goldfuss, später Professor in Bonn, der
Bearbeiter der Fauna seiner Heimath des Fichtelgebirges. Im Peg-
nitzgrande, wo ein Rösel, Esper u. A. die Liebe zu diesen Studien
geweckt hatten, pflegten in uusrer Zeit Eosenhauer und Küster
Digitized by Google
117
die Kunde einheimischer Insecteri. In Bamberg erwarb sich, ausser
Prof. Haupt, besonders M. Funk, praktischer Arzt, welcher ein
reiches Material über genaimte Gegend zusammengebracht bat, am
die KeDotaiss oberfHmkiMher Insecten, nicht geringes Verdionst. Die
Coleopteren des Steigerwaldes hat Landwundarzt Kress in Kloster
Ebraoh bekannt gemacht. Daneben hat es auch niemals an Beob-
iditeni gefehlt, welche ohne selbst literarisoh herrorcairaten —
wenigstent nieht auf entomologisohem Felde Andern ihre Fnnde
war YerQffentliehang überliesien oder gnte dem viseeniohaftticheii
Mraneh dienliche Sammlungen anlegten. Es wftre s. B. an nennen
ms frflherer Zeit der Orden^geistliche Dionys Linder in Kloster
Bus, dessen Andenken Cereopis Dionytii erhilt, wfthrend in der
Gegenwart Pfarrer Weisse nfeld in Niedermieriberg in ähnlicher
Weite wirkt.
Am Mittelmain war z. B. der Aret Wolf in Schweinfurt,
"Welcher die Pulmonaria moliis zuerst unterschieden und benannt hat,
ein ^insectorum obscrvator assiduus". Selbst in manchem kleineren
Städtchen gab es einen insectenkundigen Arzt : in Mainbernheim
s. B. lebte Schnitzlein, „Physicus", welcher unter Aiuierm Tetra-
torna oinnamoniea „in fungis** auffand und das winzige Gymnetron
linariae, ,,metamorphosiu in folliculis galliformibus Antirrhini lina-
riae subien8*^ In Würzbnrg scheint um diese Zeit einzig und allein
der Miniaturmaler Laabreiss es gewesen zu sein, welcher In-
secten, namentlich Coprophagen sammelte und sie an Jac. Sturm
nach Nürnberg schickte. Nur einmal finde ich noch die gelegent-
licbe Erwfthnnng Fey's als eines Würzburger Entomologen gegen
das Ende des vorigen Jahrhunderts. Ans spätrer Zdt ist zu nennen
Sehedel» Berierf&rster, dessen aus Schmetterlingen, Eifern, Haat-
flfiglem und Wanzen bestehende Sammlung, nach seinem Tode die
Qnmdlage für die entomologische Abtheilnng des aoologisehen Mu-
seums der Universität Würaburg wurde. In der Gegenwart besitzt
Wfltsburg an dem Bezirkaarzte 0. Hofmann einen treflFlichen Le-
pdopterologen, insbesondere einen Kenner der Mikrolepidopteren.
Die Gegend von Aschaffenburg, Spessart und Rhön wurde von
dort einheimischen Gelehrten: Hensler, Oechsner, Kittel, Döb-
ner und Hoffmann untersucht. In jüngster Zeit hat Carl Flach
sich mit den Käfern der Aschaffenburger Umgebung in gründlicher
Weise beschäftigt und eine bis zu den „Minutien*^ herab elegante
Sammlang zusammengebracht.
Am Üntermain zeichnet sich besonders Frankfurt schon seit dem
vorigen Jahrhundert bis zum Augenblicke durch eifrige Sammler und
wisaenschaftliche Bearbeiter der Insecten aus. Von den Vielen seien
genannt: Gladbach, Geming, 6. Koch, Scribs, Saalmuller,
Carl V. Heyden, Lucas v. Heyden, Böttger.
Digitized by Google
118
Am Mittelrhein verdankt man den nassauiscben Natarforschem^
z. B. Kirschbaum, Schenk, Rössler, Fuchs, Prälat Schmidt
in Mains, die Erfonohung ihres Qebietos. Ans firfiherer Zeit ist in
gedenken des Terdienstlioben Brahmi in MeinE.
Weiter abwftrte und am Niederrhein waren und sbd noeh
▼ide an^feeeidmete Entomologen th&tig, Von denen ioh nnr nenne
8. B. Baoh, Bertkan, Cornelias, Fdrsteri Kaltenbaob, Hei-
gen, Stellwerk, Winners als diejenigen, deren Arbeiten mir melir
oder weniger bekannt geworden, sind.
Odacantha fuclanura, ein sonst seltenes Käferchen,
zeigte sich 1877 im ausgetrockneten Fasanenteich bei
Aschaffeabarg häafig (Flach). — Ctfchrus aitenucUus, von
H (Ofling ans der Rhön nicht erw&hnl, wurde Ton mir bei
Brttckenän nnd am Fasse der Hilselnirg erbeutet Auch in
der Eifel an der Falkenley ein Stück *^). — Procrusies
coriacetis, in der Rhön, z. B. in der Gegend von Kleinsassen^
£a8t der häufigste der Caraben; zahlreich im Odenwald bei
Amorbach; im Spessart; im Steigerwald (Kress) nicht
hftnfig; bei Wttrzbnrg Tom Spfttsommer an bis tief in den
Herbst hinein häufig. Hier bei Bonn im Laufe von sechs
Jahren ein einziges Exemplar beobachtet; ein Stück im
Aggerthai; häufiger bei Bingen; nicht in der Eifel ge-
sehen. Caraibus eakumUfimf in der Rhön; Odenwald;
Spessart; Eifel (Gerolstein, If Osenberg). — C. momUs^ auf
der hohen Rhön nach Flach eine kleine blaue Form nicht
selten; die erzfarbige, für das Rheinthal schon von Voigt
(s. Panzer) entdeckte Form findet sich auch bei Bonn,
bisher dreiStttok ans einem Hansgarten erhalten. — Nach
der Var. (7. affinis, welche Panzer zufolge „sub lapidi*
bus Herbipoli" lebt und seiner Zeit von Laubreiss auf-
gesammelt wurde, habe ich mich dort immer vergeblich
umgesehen. — G. arvetisis, Spessart; Steigerwald. — (7.
gramdaiuSf auch in der Eifel häufig, namentlich am Laacher
See gesellschaftlich in morschem Holz. — C. mofhittomtSj
Mainthal und Tauberthal (Rothenburg, Kloster Brombach)
in schönen grossen Exemplaren; noch nicht bei Bonn ge-
troffen. — C. canedUUuSf anch in der Eifel häufig und auf-
fidlend durch den gesteigerten Metallglanz, wobei die FlOgel-
decken lebhaft ins Grüngoldene gehen. Kommt in dieser
Form auch an sonnigen Stellen des Rheinthaies vor^ wäh-
Digitized by Google
119
rend die Thiere aus dem dunkeln, feuchten Kottenforst
mattglänzend und kupferroth sind. — (7. auraimy tritt in
der £ifel sorflck und wird selten, was sehon Wirt gen
Vegetation der Eifel") gelegentlieh bemerkt. (Der sonst
so gemeine Käfer fehlt auch z.B. bei München (Geni minder),
bei Regeiiöburg (Fürnrobr).) — Der prächtige C. auro-
fniens ist häofig in der Rhön, besonders bei Brttekenan;
9,gemein'^ im Steigerwald (Kress); seltener im Spessart;
gar nieht bemerkt im Odenwald; aneh nieht in derEifel. —
C. intricatua, verbreiteter als dervorige: Steigerwald (Kress),
Rhön, Spessart, Odenwald, Eifel (Bertrich zwei Stück, Alten-
ahr ein Stück); Siebengebirge; Bertkau fand selbst bei
Bonn auf dem Yenosberg drei Exemplare. Im Mainthal
nnr wo die Waldgebirge in der Nähe sind, z. B. bei Wert-
heim am Kaflfeiberg. — Von C. convcx^is in der Rhön bloss
2 Stück am Wadberg getroffen; im Steigerwald (Kress)
nieht selten; im Hainthal bei Wflrzborg, soweit meine Er-
fidmmg geht» selten; ans der Aschaffenbnrger Gegend wird
er von Oeehsner gar nicht anfgeftihrt. In der Eifel ein
Stück bei Gerolstein; im Siebengebirge auf der Löwen-
bnrg fand Bertkau ein Exemplar. — C glabraius^ nicht
selten in der Rhi^n (Brttekenan, Hilsebnrg); Steigerwald;
aoch im Spessart (zwei Stttok anf sebattigem Waldweg bei
Mespelbrunn) ; nicht im Odenwald, nicht in der Eifel und
Siebengebirge. — C. nemoralis^ häulig in der Rhön; Si)essart;
Steigerwald; Odenwald; häuüg im Mainthal bei WUrzburg;
im Rheinthal bei Bonn der gemeinste Laufkäfer, der uns
sdbet in den neuen Strassen der Nordseite der Stadt nieht
selten begegnet, vielleicht als Ueberbleibsel aus der Zeit
wo sieh der Waldbestand vom Kreuz- und Venusberg wei-
ter herabzog; fehlt auch nicht in der Eifel und im Mosel-
ihal« (Oestlieh seheint er nach Redtenbacher selten zn
werden.) — C. niolaceuSy im Mainthal nur in der Ebene
(Flach). — C. purpurascens, Rhön, Spessart, Steigerwald;
auch bei Bonn nicht selten (rechtes Kheinufer, Beuel, Sieg-
niederung); Aggerthal; in der Eifel.
CUosoma syeaphantOf habe ich selber nur bei Bamberg
(Hauptsmoor) und bei Rothenburg a. d. T. beobachtet —
Leistus spinilabris (L. cocruleus), vier Stück in der Rhön
Digitized ßy Google I
120
gesammelt (Ebersberg, Milseburg), unter Steinen und Rinde;
ein Stück in der Eifel bei Gerolstein („Habitat in alpibus**
sagt seiner Zeit Panzer). Bertkan theüt mir mit, daat
er bei Gerolstein, am rothen Kopf, nnter einem Stein ttber
zwanzig Stück getroffen babe; auch bei Bonn sei der Käfer
ziemlich häufig, während L. ferrugineus zu den grossen
Seltenheiten gehöre. Das letztere gilt nach meiner Erfah-
mng aneh für das Mainthal, ich habe im vorigen Herbst
znm erstenmal ein Exemplar anf dem Volkenberg gesammelt
— Cymindis axillaris^ in derRbOn, (von Höfling nicht er-
wähnt); auch bei WUrzburg; Bert kau fand ein Exemplar
auf dem Veuusberg bei Bonn, mehrere auf dem Arienfels,
anoh am Boehnsberge. — FUro^iekm aäkiopSj Rhön (nach
Redtenbaeher „anf Alpen^O« — Molops nuiaßieuSy häufig
in der Rhön; im Spessart bei Lohr nur ein Stück gefun-
den; im Steigerwald (Krcss) ziemlich häufig; im Sieben-
geb ir^e, in der Eitel gesehen. — Brosens cephalofes^ nicht
selten an sandiger Steile bei Glerölstein in der Eifel; ebenso
am rechten Ufer bei Bonn. — Den sonst seltenen Lidmua
eassiäms finde ich nnter Steinen an den warmen Berghängen
desMainthalesbei Würzburg jedes Jahr im Herbst in mehreren
Exemplaren. Nach Kos enhauer auch bei Müggendorf vor-
handen; kommt anch bei Ejrenznach (Bach) vor. (Panxer
kannte den Kftfer seiner Zeit nnr „E Mnsaeo D. Prof. Hell-
wig. Habitat Jenae D. Daldorf Er muss übrigens auch
im Mainthal nicht verbreitet sein, denn das Oechsner' sehe
Yerzeichniss über die Aschaffenburger Gegend enthält das
Thier nicht — Asuisoäactylm pseucUh-aeneuSf anf salzhal-
tigem Boden bei Kissingen (v. Weidenbaoh); am Hain,
selten bei Aschafienburg (Oechsner). — Bemhidnm doHs,
bei Rothenburg a. d. T. — B. aerosnm und B. decornyn^
charakteristisch für das Mainufer (Flach). — B. bicorm&,
anf salzhaltigem Boden bei Kissingen (v. Weidenbach). —
Dratnm fenestraiuSf bei Würzbnrg nnd Aschaffenburg. —
Von grösseren Wasserkäfem habe ich im Tanber* und
mittleren Mainthal iiiniier vergeblich nach dem Dyticus
latissimus mich umgesehen; am Obermaiu kommt er vor,
auch am Untermain (Oechsner) ist er schon einigen
Exemplaren*' anfgefhnden worden. Bei Bonn von Back
Digitized by Google
121
seiner Zeit angegeben, ist er dort in neuerer Zeit nicht
mehr beobaehtet worden (Bertkan). — 2). punuiiäahiSt
xweimal von mir in Gräben bei Bonn getroffen. — O^nsier
Boesdiij häufig am Obermain, z. B. bei Bamberg (Breitenau);
nie gesehen bei Rothenburg und WUrzburg ; kommt bei
ÄBchaffenburg vor; ebenso bei Amorbach. Selten bei Bonn
(Bertkan). Sobeint ostwärts häufiger zu werden. (Zu den -
merkwttrdigen Veiündemngen im Abgehen gewisser Käfer
in einer Gegend gehört, dass, wie Kosen hau er gezeigt
hat, innerhalb der letzten hundert Jahre bei Nürnberg der
Aciliua suldpennis den A. sulcatm verdrilngt hat.) — Von
kleineren Wasserkäfem ans dem rothen Moor in der Rhön
sei ervHihnt z. B. Hydraporus erythroeephahis und EMcpkarus
aquaticus. In den Kissinger Grüben zeigten sich Laccohius
tmnutuSf Halipltis lincato-collis, Phühydrus testaceus und P.
melanocephaln.^. — Pelobius Hermanni in der Nähe der
Stadt Asebaffenburg (Oeehsner). — Den häufigen Betih
mts hteidus habe ich bei Bonn schon mehrmals mit Eier-
gack gesehen, den das Weibchen ähnlich mit sich trägt
wie der hier fehlende Sperchem. — Am Laacher See unter
einem Stein des Uferrandes traf ich die Larve von J9y-
draphäms piceuSf was ich desshalb erwähne, weil ich we»
der in diesem See, noch in den Maaren der Eifel einen
grösseren Wasserkäfer zu Gesicht bekommen habe, son-
dern nur mittlere und kleinere Arten. —
Von der Gattung Necraphortis leben bei Aschaffen*
barg sieben Arten, darunter auch der grOsste 2^. germam-
cm nicht selten (Oeehsner). — K gallieus bei Seli-
genstadt (Bach). — Silpha laevigata^ Ringen, Bonn, nicht
delten. — Zu den schon bekannten Pselaphiden der Main-
gegend kommt nooh AiM^ adnexus mdlkplectus perplexms
(Flach). — Okemkm MMeretilaftfm, «eines der selten-
sten Thiers aus der Fiiuna Deutsehlands* wurde schon
mehrmal bei Aschatlenburg getroffen (Oec hsner, Flach);
bei Boppard am Rhein (Bach). Das erste deutsche Exem-
|»lar fand Carl v. Heyden 1820 bei Ems. Clamger
hmgieamia bei Aschaffenburg (Flach). — Von grosseren
Staphylinen fällt die Häufigkeit des Ocffpua ölens im Rhein-
und Moselthal auf; während z. B. von S. maxiUosuSf im
DigitizecTby Google
122
Mainthal häufig, mir innerhalb sechs Jahren bei Bonn ein
einziges Stück zu Gresicht kam. — Pkilonthus cyanipenms
in einem Baumstamm bei Ueisterbaeh im Siebengebirge.
— Oeypus rufus sehr zahlreich in Schii^mmen der RfaOn
und des Odenwaldes. — UlediusbicomiSy auf salzhaltigem
Boden bei Kissingen (v. Weidenbach). — Quedius dilor
iatm Hand Oechsner bei Aschaffenbarg ^mehrere dutzend-
mal am ausfliessenden Saft alter verwondeter Eichen' ; ein
Ähnliches Vorkommen beobachtete Bertkan im Sommer
1877 auf dem Venusberg bei Bonn, seitdem ist das Thier
aber an demselben Stamm nicht mehr gefunden worden.
~ Thymcdus UmbaUts von Döbner als Seltenheit bei
Asehaffenbnq^ gesammelt, ist nach Flach im Spessart
hftnfig. Bei lebenden Thieren^ welche ich zor Ansicht
hatte, bildet das Uautsecret einen, schon von J. Sturm
erwähnten, schimmeligen Ueberzug.
Oeotrupes sylvaUeits kam auf Waldwegen des Spessart
im Mai 1879 in nie gesehener Menge vor die Augen : zu
Hunderten lagen die Käfer wie Pflanzenfrfichte dicht bei*
samnien, an der Stelle der durch ihre Thätigkeit ver-
schwundenen Kothhaufen. Und es schien durch ihre zu
gro^ Menge an hinreichender Nahmi^ zu fehlen, denn
die von den Rädern des Wagens zerquetschten dienten so-
fort wieder zur Speise der Oberlebenden. In den WÜr
dorn um den Laacher See war dieser, doch sonst (auch in
der Rhön) gemeine Käfer, im Herbst 1879 eine wahre Sel-
tenheit — G. tifphoeuSf TOn Sturm aus dem Anfang des
Jahrhunderts für die Würzburger Gegend erwähnt; von mir
dort niemals gesehen ; am Untermain, z. B. bei Aschaffen-
bur^^ noch häufig; schon Hoppe 1795 sagt: „copiose
circa Franeofurtum (in regione circa Erlangam rarissimum
insectum) deprehenditur^^ In der Rhön schon 1816 von
Jos. Sehneider (erste Ausgabe des Werkes) bemerkt
und von mir Pfingsten 1843 ebenfalls gesammelt, habe ich
den Käfer bei späteren Besuchen der Khüii niemals mehr
getrofi'en. Nach ßertkau häufig bei Köln (Mülheim) und
Bonn (Venusberg, Wahner Haide), im Spätherbst und|
wahrscheinlich überwinternd, im ersten Frtthling. Bereits
im Februar sah er die von dem Käfer frisch gebohrten
Digitized by Google
128
Löoher am Boden. Im Mai seien die todten Männchen
massenhaft anf der Wahner Haide, bei Mtthlheim n. s. w.
sn finden. Vielleicht ktoen zwei Generationen vor. Anf
dem Venusberg würden sie namentlich am Kaniiiehcnkoth
beobachtet. — Gymnopleurus cantharus scheint hei uns dem
Verschwinden nahe zu sein. Ein mehr südlicher Käfer
war er bei Wttrzbnrg im Anfang des Jahrhunderts (yergl.
Starm)einbeiniisGh; ich habe trotz anhaltender Achtsam-
keit in vielen Jahren keine Spur bemerken können, in-
dessen erklärt mir C. Flach, dass er im Mai 1879 am
Eande des Gnttenberger Waldes den Käfer im Flage sicher
gesehen nnd unterschieden habe. Am Untermain ist der
Kifer ebenfalls (vergl. L. y. Heyden) noch wahrge-
nommen worden. Bei Bingen, wo ihn Bach gefunden
hat, war bisher alles Aufpassen von meiner Seite ohne
£riolg. — Copris lunaris^ Aschaffeuburg. — Die Aphodien
hatte nm Wttrzburg seiner Zeit Lanbreiss gesammelt nnd
unter diesen auch Aphodius lugensy damals nur aus Oester-
reicb bekannt. — Von Onthophagus sind die verbreitetsten
Arten 0. nuchicumis^ 0. fracticomis und 0. ovatus. Bei
Bonn sind mir diese bisher einzig und allein bekannt ge-
worden. Bei Bertrich fand ich 0. tages; Bach gibt ihn
TOn Homberg an. Dass 0. lemuTj schon von Stnrm und
später Gistl (Isis 1829) aus der Würzburger Gegend an-
gezeigt, sich noch dort tiudet, weiss ich durch Herrn Flach.
Weiter abwärts, bei Gemtlnden und Aschaffenbnrg ist
0. Sehreben (dessen schon Hensler als ,,Schuberi'^ ge*
denkt) nicht selten; bei Amorbach traf ich ausser den
gewöhnlichen und 0. coenohita auch 0. taurus var. capra
in einem iStüek. — Sisypkus Schaefferi, im Tauber- und
Mainthal ron mir yermisst, kommt nach Flach bei Markt-
breit yor und femer auf dem Sodenberg bei Hammelburg.
— OnUiedlus fUmpes^ schon yon Oechsner für die
Asehaffenburg(n- Gegend selten genannt, ist jetzt nicht mehr
gefunden worden. — Den sehr seltenen Bolboceras mobiii-
eomis^ bereits yor langen Jahren yon Sturm aus der
Gegend yon Wttrzburg erwähnt, fing ich zum erstenmale
im October 1877 auf einer Wiese am Main: ein Weibehen
von dankelbrauner Farbe, einige Schritte davon das Manu-
Digitizerf by Google
124
eben, kleiner und hellbraun (Var. testaceus). — „Gerechtes
Erstaunen" erregte bei den Entomologen die vor Kurzem
erfolgte Entdeckong eines neuen Trox bei Ascbaffenbnig
durch G. Flach, der ihn als T. Haroidi bekannt gemadit
bat. Aescdus scarabaeoides, bekanntlich vonCreutzer,
„entomologu aeutissimo Vindobonensi in iigno putrido
quercino circa Nenwaldegg prope Viennam Austriae" ent-
deckt^ von mir noch niemals lebend gesehen, ist Ton
Scriba im Stockstädter Wald bei Aschaffenbnrg in meh-
reren Exemplaren gefunden worden. — Oryctes nasicot-nis,
dessen eigentliche Heimath der Mulm alter Eichen ist,
masste mit diesen aus vielen Gegenden verschwinden.
Angesiedelt zeigt er sich jetzt da und dort in der Eichen»
lohe der Gerbereien. Nicht im Taubergebiet, nicht bei
Würzburg, bei Aschaffenburg längst die „letzte Flügel-
decke'^ gefanden; in Amorbach nacli Aussage der Gerber
in manchen Jahren häufig.
Pdifphyüa fvMOf scheint zwar unter allen Kftfem die
weiteste Verbreitung zu haben, aber trotzdem ist die An-
gäbe „allenthalben in Deutschland" nicht zutreffend.
Mangelt im Taubergebiet; bei WUrzburg weiss ich nur von
einem einzigen, wahrscheinlich verflogenen Exemplare im
Laufe vieler Jahre; hingegen unterhalb Aschaffenburg, in
der Gegend der ehemaligen Sanddtlnen bei Kahl, Det-
tingen oft häufig (Oechsner). Dort lebt auch eines der
interessantesten Insecten der untern Maingegend, die Änoxia
piüasa^ welche Herr Elbert in Aschaffenburg im Juli 1880
in einer Anzahl lebender Exemplare (nebst P. fullo) zu-
zusenden die Gute hatte. Hierbei Hess sich bemerken,
dass der Käfer gleich dem P. fuUo einen, wenn auch
schwächeren, zirpenden Ton von sich gibt. Auch die Be-
wegungen, das ganze Naturell sind anders als beim gemei-
nen Maikäfer. Zuerst von Panzer (Fauna inseci Germ.)
als häufig um Frankfurt angegeben, scheint sie es dort
nicht mehr zu sein, da L. v. Heyden nur die Gegend
zwischen Cassel und Bibrich bezeichnet, wo vor Jahren
Prof. Schenk sie gesammjelt habe. — Melolantha hippo-
casknUy im nassen kalten Sommer 1879 bei Bonn sehr
zahlreich und stellenweise allein den Maikäfer vertretend.
Digitized by Google
125
Des Wechsels zwischen M. vulgaris und M, hippocasfani
gedenkt schon ßöBel. Die Varietät nigripes bei Asehaf-
fenbnrg Pfingsten 1880 gesammelt. — Während bei Bonn
noch Arten von Khißotrogus leben, ^ibt es, Cornelius
zufolge, bei Elberfeld keinen Bhizotrogus mehr. — Osino-
derma eretnita^ war früher iaWUrzbarg, so lange noch die
Wlüle mit ihren hohen Ulmen standen, am Fasse der
atten Bftome ein häufiger Käfer; bei Bonn sehr vereinzelt.
— Die prächtige Cetonia speciosissitna Hess sich bei
Aschaflfenburg in den Niederlassungen der Waldtauben,
in den Höhlen hoher alter Eichen zu vielen Hunderten
sammeln (Oeehsner). — Die Hochwälder des Spessarts
liefern wahre Riesenexemplare des iMcamts eervusy während
am Niederrhein , wo Busch vvald vorherrscht und der
Hirschkäfer keineswegs selten ist, doch fast alle Thiere
nur klein oder mässig gross ausfallen, mit mehr oder we-
niger znrttokgegangenen Mandibeln. Auch weibliche Exem-
plare erhielt ich, die kaum grosser als Lncanns parallele-
pipedus waren. Nach Cornelius sammelte man bei El-
berfeld im Jahre 1867 zu Hunderten die Hirschkäfer auf
höchstens zwei Morgen Bodeniiäche, alle entsprechend den
dlnnen Eichen kleiner als gewöhnlich — Anthaxia aar
ItM, bei Wtlrzbnrg anffiiUend häufig an eichenen Planken
(Flach). — A. candenSj von Medicinalassessor Frisch-
mann in Erlangen seiner Zeit entdeckt, „iusectum splen-
didom ac ramm tanti quoque est pretii, ut quatuor flore-
nie ematnr^' (Hoppe 1795), wurde in ziemlicher Anzahl von
1877—79 in Kirschen- nnd Pflaumenbäumen bei Aschaf-
fenburg beobachtet. — Chrgsohothrys affinis (chrysostigma)
bei Marktbreit (Fla ch); Aschaffenburg (Oeehsner). —
Corymhites cruciatus F., nach Panzer „in editioribus",
fnd ich Pfingsten 1880 am sttdlichen Bande des Schön-
busches bei Ascbafienbnrg.
Lgita vesicatoria, frtlher so häufig im Tauberthal bei
Bothenbnrg, dass man auf junge Eschen Stessen konnte^
die davon wimmelten und der starke Geruch des Thieres
weit umher die Luft erftlllte, ist jetzt nur vereinzelt zu
sehen. — Unter den Meloen ist doch in unserm Gebiete
Mdoe vatiegcUus recht selten, im Laufe vieler Jahre sam-
Digitized by^OOgle
126
melte ich l)ei Rotbenburg a. d. T., bei Wertheim, bei Würz-
burg immer nur je ein Stück.
Der beachtenswerthestd Käfer desRheingebietes istJMda
grisea. BekaiiiiÜieh den Mittelmeerländera eigen nnd dort
gemein, bat zwar bereits Panzer die Art als deutsches
Insect unter der Bezeichnung Pimelia variolosa aufgeführt,
aber wie es scheint aus dem üBterreichischen Kü&tenlaiide
erhalten („habitat in Austriae campis sabulosis, nnde in
colleetionem meam transiit'O* Bach nnd 0. v. Heyden
haben das Insect zuerst diesseits der Alpen im Rbeinge-
biete aufgefunden, bei Boppard, Coblenz und am Laacher
See. Zuletzt entdeckte Bert kau den Killer in grösserer
Menge am Arienfels bei Hönningen am Rhein; ich selber
habe im Herbst 1878 am Palmberg bei Bertrich nnd im
September 1879 bei Niedermendig — beidemal in nur je
einem Stück ~ das Thier gesammelt.
Lixus parapledicm und L. gtmellaius häutig am Wilden-
weiher bei Rothenburg a.^d.T.; die erstereArt hatte schon
Oistl (Isis 1829) ans dieser Gegend angezeigt — JL
aseaniiy am Laacher See 1 Stttck; bereits von Bach fttr
dieselbe Gegend erwähnt. — Bagous puncticollis bei Würz-
burg. — Sphmophorus Mreviatus, bei Würzburg (scheint
nach L. v. Heyden S. mtäillatus zu sein; der echte S.
(Mrwiaius komme nur in Sttdenropa vor). — Oonopaipm
flameolUs, Aschaffenburg (Döbner). — BhkKmaeer leptu-
roides^ an Tannenklafteru iu der Striet bei Aschaffenburg
. (Döbner).
Die Wälder der Rhßn, des Spessart und von Amor-
bach beherbergen yiele Longicomier; dort begegnete ich
z. B. mehrmals dem grossen Priomts faber^) ; wird von
Kress aus dem Steigerwald nicht erwähnt. — Aegosonxa
scahncorn€y schon zu Panzers Zeit als „ungemein selte-
ner Forstkäfer^^ bezeichnet, war früher bei Aschaffenbnig
nicht selten, scheint jetzt aber verschinuden sn sein. —
Mesosa eureuUonaides, bei Rothenburg a. d. T., 1 Stttck
Tor Jahren. — Im Kalkgebiet der Tauber bei Rotheuburg
und des Mainthals bei Wür/Jjurg ist Dorcadion fuliginator
häufig. Eine auch im ganz frischen Zustande fast schup-
penlose schwarze Form auf dem Rochusberg bei Bingen
Digitized by Google
127
ist wohl die gleiche Varietät, welche Bach auf dem
(jraaalgesheimer Bei^ gefanden hat (s. L. Heyden). —
Purpimeenus KoMar% von mir in den vierziger Jahren
zweimal bei Würzburg am Weinstock gefangen, später nie
mehr; auch Hensler führt ihn für den „Spessart^^ auf^
wobei man wohl nur an die warmen Abhänge gegen den
Main denken darf; im Oechsner'sehen Terzeiehniss
der Asehafibnbnrger Inseeten nieht erwähnt; bei Kissingen
durch V. Weidenbach nachgewiesen. Am Rhein scheint
er da und dort nicht selten zu sein: nach Bach bei Bop-
pard zuweilen häufig; im Siebengebirge sammelte ein
Bonner Student im Sommer 1877 eine grossere Anzahl;
Bertkan hat ihn aneh in nftehster Nähe von Bonn gefun-
den. — Rosalia alphuij von Sturm noch in dem letzten
Insectencatalog 1843 nur aus „Austria" angeführt , wurde
von mir seiner Zeit auf verschiedenen Punkten der schwä-'
bischen Aib getroffen; merkwürdiger Weise hat man den
schonen Käfer in frttheren Jahren aneh bei Frankfurt,
Bibrich und im Taunus gefangen (vergl. L. v. Heyden).
(Lebt auch in Pommern laut der Stett. entom. Zeitung 1851,
nebst dem Leioohiton arcticus.) — CaUimus cyaneus, sonst
sehr selten, von Bertkan bei Linz a. Rh. und Königs-
wmter in grosserer Anzahl anf der Chaussee unter Ahom-
bäumen aufgefunden. — Donacia hidens. Würzbnrg. —
Cassida chloris, Rothenburg a. d. T.; ebenda Fhyllohrotica
quadrinuiculata. — Sphaeroderma testacea^ Würzburg, Bo-
thenburg a. d. T. — 8. caräm^ ebendort Zu den yer-
bieitetsten und häufigsten Ohrjsomelen ist die seh^^ne 0.
«0rea{t5 zu rechnen; ist auch auf den kurzrasigen Berg-
häng:eu der Ei fei ein gewöhnlicher Käfer. — Endomychus
<^cci9ieus^ den Oechsner im IVIainthal ,|nur einmal*'
bekam, traf ich gesellschaftlich am Laacher See unter
Baumrinde. Bertkau fing den Käfer auch zweimal auf
dem Venusberg (bei Annaberg). — Lycoperdina hovistae im
Mainthal, nach Oechsner nicht selten, wurde von Bert-
kan bei Bonn ein einzigesmal hinter dem Kreuzberg ge-
bngen.
Von den bienenartigen Hymenopteren habe ich
die stahlblaue, hummelähnliche Xyloco^a violacea, ein im
ij^ii^ed by Google
128
Allgemeinen stideuropäisches Thier, nie im Tanberthal bei
Bothenbur^ gesehen; wohl aber bereits au der Ausmttn-
dung ins Mainthal bei Wertheim ; findet sich bei Bambeig
(Pank); ist bei Wttrzbnrg gar nicht selteiiy und swar nieht
bloss im Frtlhjahr auf Blttthen, sondern bis tief in den
October hinein fliegt sie noch bei warmer Sonne Mittags
um die Herbstblumen ; auch im Kheingebiet wohl weit ver-
breitet: ich selber sah sie bei Weinheim an der Bergstrasse»
bei Schwetzingen, Bacheraoh, Bonn; bei Elberfeld (Ger-
ne lins) nicht mehr vorhanden. (Oehört wohl die X^to^
copa des Main- und Rheinthals auschliesslich zu violaeeaj
oder mögen nicht, wie das z. B. bei Bozen nachgewie-
sen ist, auch X valga und X. cyanescens darunter begrif-
fen sein?) — Mdecta pmäaia^ bei Altenahr and Bertrieb
am Palmberg nicht selten; anoh bei Bonn. ^ AaUMmm
manicatum, Rothenburg; dort auch, sowie am Kloster Brom-
bach a. d. T., umfliegt im ersten Frühjahr die Stachel-
beerblüthen die fuclisrothe Osnüa bicomis. — Von 0. vul-
peeida ü^nd Bertkan ein ans harzigem Stoff verfertigta»
Nest an einem Stein auf der Wolkenbnrg nnd erhielt
daraus 9 Exemplare. — Scolia quadripunctata, schon von
H e n s 1 e r für Aschaflfenburg als selten" angezeigt. Bei
Bamberg auf Thymus am Rande des Hauptsmoorwaldes sehr
selten (Funk); bei Bingen (Bertkan). — Der durch seine
Grösse sich anszeichnende 0»m5«ir tfariahüii fehlt aneh bei
Bonn nicht. — Die merkwürdige und auflallende Muttüa
europaea '^'^) vermisse ich im Tauber- und Mainthal, doch
scheint sie Rosen hauer bei Bamberg gefunden zu haben
(Bawia Bd. lU, 1865, S. 141); fehlt anch ün Bheingebiet^
wo nnr die kleinste Art, M. rtifipes^ von Cornelins ent*
deckt wurde. — Wie aus andern Thiergruppen südöst-
liche Formen in die Gegend von Bamberg sich hineiner-
strecken, so findet sich dort auch, zufolge der Entdeckung
Fnnk's, die prächtige Goldwespe Famopes camea ,,nicht
sehr selten, jedoch sehr serstrent und Tereinedt im Haupts-
moor anf bltlthenbedeektem Rasen des Thymus seq)yllam
im stärksten Sonnenschein sich tummelnd*^ — Sfcj^hanus
corofuUuSf welchen der Entdecker Jurine „semper supra
lignnm essiccatnm reperit'', beobachtete auch Bertkan
Digitized by Google
129
am Dattenberg bei Linz, wie er den Legestachel tief in
einen morschen Weinbergspüfthl eingesenkt hatte. Die
Valerlandsangabe ^Stldenropa'' der soologischen Hand-
bidier ist sn eng gefasst. — Den hflbschen PmpOus coeci-
netis eriiielt Bert kau aus Eresus ciunaberinus Yon
Bingen.
Die systematische Lepidopterologie ist darch die
Tielen Liebhaber, welche diesen Theil der Naturkunde
pflegen, besonders yorgeschritten, so dass ich, wenig ttber
das Gewöhnliche hinaus in diesem Fache unterrichtet, mir
nur einige Bemerkungen einzuschalten gestatte.
Nach einem Bericht in den Schriften der naturf. Ges.
in Fddai 1880, S. 16, hat es den Anschein, dass in der
RhOn Pattmsiitg nmemasyne, vielleicht als Stellvertreter des
P. qpoUoj vorkommt. — Im Herbst 1879 flog in Franken,
wie in vielen anderen Gegenden Deutschlands und der
Schweis Colias edusa sehr häufig; es war dies anch das
Jahr, in welchem Vanessa cotrim in Schwttrmen anftrai —
Schon seit Jahren bemerke im Herbst auf grasigen BOhen
bei Würzburg die Blirstenraupe von Dastjchira selenitica in
solcher Menge, dass z. B. auf der Benedictushöhe, auf eine
Banpe von Bambyx näri 50 und mehr von D. selenitica
gehen« — Die spiralig gewundenen SUcke von Ryehe Mtop,
an Steine geheftet, fand ich im Herbst 1880 auf dem Vol-
kenberg; 0. Hof mann hat auch P. opacella bei WUrz-
burg beobachtet. — Satumia pyri hat man in Franken,
bei Windsheim, einznbttrgem gesucht (Zool. Gart 1873).
Ab bemerkenswerth für das Hainthal bezeichnet mir 0.
Hof mann unter andern Arten z. B. Zygaena melHoti, Z,
scabiosae^ Sesia annulata^ Nodua ononidis, N. leucotnelas,
JEMbdia murinarioj Solenobia tnqiwtreüaj S, pineti.
Wenn man in den Preiscataiogen ttber verkäufliche
Inseden von Dr. Gladbach in Frankfurt a. M. aus dem
Jahre 1774 den Sphinx airopos mit ,,10 und mehr Tha-
ler" angesetzt sieht, so scheint dieses einen deutlichen
Fingerzeig zu flehen, dass das Thier unterdessen von Sü-
den her sich nOrdlich mehr ausgebreitet nnd vermehrt hat
— Ueber ein merkwürdig zahlreiches Anftreten der Baupe
von Sphinx nerii im Jahre 1846 am Niederrhein berichten
Verh. d. nai. Ver. JaJarg. XXXVill. 4. Folge. YIU. Bd. 9
Digitized by Google
130
Fuhlrott und Cornel ius. AmOberrhein zeigte sich das
südliche Thier in auffallender Menge im warmen Sommer
1835 : bei Hannheim wurden gegen 200 Raupen anwiesen,
sogar von Oleand ersticken in verborgenen Haasgärtehen ;
selbst in engrcn Höfen. Auch in F rankfurt, Darnistadt,
WUrzburg wurden viele gefunden (Mannh. Ver. f. NaturL
1836). In den Jahren 1811, 1822 mit ihren warmen Som-
mern hatte man Aehnliches beobachtet.
R 0 8 8 1 e r gewinnt ans seinen Stndien das Ergebniss,
dass die Lepidopterenfauiia des Rbeintliales von Mainz bis
zur Lahnniündung den südlicheren Bergländern verwandt
sei. — In die£ifel ziehen sich, wie man ans der Abhand-
lung Stollwerk's erfährt, manche interessante westliehe
Arten. Was mir besonders merkwürdig vorkommt, ist die
Anwesenheit des Parnassius Apollo in der Eifel. Ich habe
diesen schönen Falter bisher nur an verschiedenen Puneten
des schwäbischen und fränkischen Jura, dann auch an den
Kalkfelsen bei Rottenburg am Neckar gesehen. Wiel bat
ihn bei Bertrich ge&ngen, Anfang August; Hahn auf der
hüben Acht; Cornelius nach einer mündlichen Mitthei-
lung an Bertkau auf der Landskron am Ausgang des
Ahrthaies.
Das flügellose, spinnenfbrmige Dipteren Okionea
araimides hat Flach am „Stein'' bei Würzburg im Spät-
herbst unter Steinen aufgefunden. — Die Larve der Fliege
Microdon mutahilisj bekanntlich so seltsamer Art, dass sie
für eine Nacktschnecke gehalten und beschrieben wurde,
gehört auch dem Tauber- und Rheingebiet an. (Im Som-
mer 1873 sammelte ich sie femer in einem Baumstnmpeii
bei Tübingen, was ich im Hinblick auf meine Bemerkungen
über dieses Thier in den WUrttemb. Jahresheften d. Vereins
f. Naturkunde 1871 , S. 256, hier nachtragen möchte.) —
Ob sich die Fliege Epkydra scHina^ nach C. y. Heyden
häufig in der mit Salzwasser getränkten Erde an den
Gradirhäusern zu Kreuznach, auch bei Kissingen sich ent-
wickelt, weiss ich nicht anzngei)en, obschon ich dort in den
Salzgräben Larven von Dipteren als häufige Bewohner
wahrgenommen habe; darunter auch jene von Stratiomsßs^
die zu ganz ausnehmender Länge gedieh.
Digitized by Google
131
Die nachsMiendeii Orthopteren sind dem grfind-
Hchen Kenner Hermann Eranss in Wien zor Prüfung
vorgelegen.
Feriplaneta orientalis. — PhyUodromia germanieOf ist
mir ans dem Main- and Tanberthal nicht bekannt gewor-
den; sie konunt aber naoh G. y. Heyden in Frankfurt a. M.
TOT (s. Fischer Orthoptera enropaea) nnd ich selber habe
sie in einem alten Hause in Mainz gefangen; lebt wie
Cornelius berichtet in Dortmund; ich fiEUid sie auch in
Gerolstein in der Eifel. — Ectobia lappomea^ nicht selten
in der Bhön; im Tauber- nnd Mainthal; auch bei Bonn.
— E. Uvida^ Bonn; Cochem im Moselthal. — Forficula
auricularia, fiel auf durch die Menge unter den Schlacken
des Moseuberges in der Eifel. — F. albipenniSf am Laacher
See. — Mantis reHgiosa^ fand sich noch im vorigen Jahr-
Irandert bei Wttrzbnrg nnd Frankfurt a. M. (Deber diese
merkwttrdige Thatsache siehe meine Beiträge z. Württemb.
Fauna, Jahreshefte des Vereins für vaterländische Natur-
kunde, 1871, S. 262.) Die Hoffiiuug, dass gedachtes
sfldiiches Thier in einer der wirmsten Lagen sich noch
erhalten haben mOge, habe ich nach wiederholten nnd
immer vergeblichen Nachforschungen aufgeben müssen. —
Gryllotalpa vulgaris^ nicht im Tauberthal ; häufig am Ober-
joain bei Bamberg; bei Würzburg ursprünglich nicht vor-
handen, aber durch fremde Gartenerde znnl&chst in den
alten botanischen Oarten verschleppt; bei Bonn in der
Gegend des Tannenbusches. — Acheta campestris, nament-
lich im August 1873 bei Kissingen ganz ausnehmend häufig:
man konnte an warmen Berghängen keinen Stein um-
legen, ohne dass darunter ein oder mehrere Feldgrillen
im Larvenznstande gewesen wären. Auch in der Eifel
häufig (Bertrich, Laacher See, u. a. 0.). — Nemobius syl-
vestriSj weit verbreitet in Franken; zu den früheren An-
gaben könnte ich jetzt noch Wertheim und Lohr setzen;
gemein in der BhOn bei Kissingen, BrUckenao, Kleinsassen,
Schaekan, an Walditadem nnd sonnigen Pltttsen, ebenso
ira Odenwald bei Amorbach; im Siebengebirge; Veuusberg,
Fiükenberg bei Bonn; in der Eifel (Niedermendig» Ber-
Digitized by
132
trieb z. B.); im Maselthal (Ali^ Winneborg z. fi.); im Agger-
Locmsta vinäis9i$iM^ im Mun- imd Tanberüisl hftnfig;
in der Rhön selten; im Odenwald bei Amorbach 1880 gar
keine gesehen (doch war das Thier in diesem insectenarmen
Jahr auch am Wttrzburg spärlich); in der Eifei bloss am
Laaoher See bemerkt; im Aggerthal vereinselt; bei Bonn,
doeh aaeh nieht hftufig; bei Dortmund yertritt naeh Cor*
nelius L, earUans die Stelle von L. viridissima. — Decti-
Cits verrucivorus y auch in der Eifel: am Laacher See mit
grttner Grundfarbe; amMäuseberg bei Daun mit vielBoaen-
roäh — Das im Leben ftnsserst zarte nnd blaas gritne
Meecnema porium sah ieh in der Rhön nnr yereinselt
bei Brückenau; häufiger im Odenwald (Gotthartsberg, Berge
um Weilbach) auf Eichengeblisch ; häufig im Tauberthal
bei Kothenbarg; bei Bonn lässt sich das Thier zahlreich
von fiiehengebttsehen dee Vennsbergs abklopfen; ebenao
aneh am Laaeher See. — Bemerkenswertfa ist die Verbrei-
tung der zierlichen Phaneroptera fdhata in unserm Gebiete.
Zuerst von mir auf den Bergen des Mainthals, welche den
„Kalmuth'' erzeugen, bemerkt, fand ich sie später auch
bei Veitshöehheim auf den Oedangen zwischen den Wein-
bergen nnd dem Edelmannswald; femer auf der Bene-
dictushöhe bei Retzbach ; endlich im Herbst 1879 auch auf
dem „Käppelesberg" bei WUrzburg. Es geht aber das
Thier bis zur Frankenhöhe, denn ich habe noch bei Bad
Bnrgbemheim 1873 an sonniger Waldblösse ein Stttck ge-
sammelt. Gegen den Rhein hin scheint der Spessart der
letzte Punct des Vorkommens vai sein: ich habe wenigstens
bei Lohr, Anfang Juni, winzige Larven von äusserster Zart-
heit gefunden, die Hermann Krauss auf Fh. falcata be-
ziehen möchte. Im Rhein- nnd Hoselthal habe ich dies
Inseet nirgends bemerkt; auch nicht in der Eifel. — Odtm-
iura serricauda\i9Li de Sely s-Longch amps bei Kissingen
nachgewiesen, welche Art mir bisher weder im Main- noch
Taaberthal begegnet ist. Wohl aber fand ich die
(Leptophyes) pfmeUäissma im Mainthal auf der Benedictus-
höhe bei Retzbach, nicht häufig; kommt nach de Selys-
Longchamps auch bei Kissingen vor; nicht selten rings um
Digitized by Google
133
BooBy auch im Eottenforst; im Mobetthal bei Cochem; an
▼eneliiedeiieii Pancten der Eifel; geradesn häufig am
Laacher See. — Als ein bemerkenswerthes Glied der Or-
thopterenfauna des Bheinlandes ist Ephippiger vütum her-
▼onnbeben. Wie es scheint, haben schon längere Zeit
Kirschbanm, L. y. Heyden und C. Koch dasselbe bei
Wiesbaden, im Nahethal nnd bei Nenstadt a. d. Hardt be-
obachtet. Ohne davon zu wissen, habe ich die interessante
Heuschrecke 1876 im Nahethal, an der Ebemburg, gefangen,
ein Weibchen, und solches in der Schrift über die annren
Batrachier 1877, S. 65, Anmerkg. erwähnt Dann &nd
Bertkan nnser Thier bei Rfidesheim nnd Bingen, später
noch bei Cochem an der Mosel. — Xiphidium fuscum^ bei
Bonn an mehreren Stellen.
Von der Gattung Flatycleis ist ausser der £ast ttberall
lAnfigen P. grisea anch F. bieohr nnd P. bradiifpiera nicht
selten im Mainthal. — Ebenso ITiamnoMMm ei$iereu8\ be-
gegnet nns auch in der Rhön und Eifel. — Stenohothrus
dorsaius; S, lineatus; S, variahilis] S. prcUorum allgemein
verbreitet. — Gomphocerus rufuSj G. higuttcUtiSy Rhön. —
Stäheopkyma grosmn^ Kissingen an fenchten Stellen; Wilden-
weiber bei Rothenburg; feuchte Wiesen bei Amorbach;
Sümpfe von Grosslangheim bei Kitzingen. An letztrer Stelle
hatte ich auch zuerst Gelegenheit, die bereits von deGeer
erwähnten Eigenthtlmlichkeiten des Männchen kennen zu
lemen: dasselbe, viel kleiner als das Weibchen, fliegt weit
und seine Stimme ist kurs und knackend. — TMx hi"
punctata; T. suhulata, auch in der Eifel gemein. — Oedi"
poda coerulescens und 0. germanica allgemein verbreitet;
auch in der £ifel, die erstere z. B. am Rande des Gemtln-
dener Maares, die zweite bei Bertrich; am Laacher See
wieder nur die blauflttgelige. — 0. coerulanSy Wttrzborg,
2. B. auf der Maininsel, Schenkenschloss. — Fachytylus
sfridulus^^)j selten in der Rhön, nur auf sonnigen Halden
der Milseburg und des Wadberges wahrgenommen; auch
bei Amorbach nur einige an Waldblössen des Wolkmann
bemerkt; nicht bei Bonn; anch in der Eifd und im Mosel-
thal Tcrmisst; häufig im Tauberthal bei Rothenburg. —
Bemerkenswerth ist die stetige Anwesenheit der Wander-
Digitized by Google
184
heuschrecke P. cinerascetis bei Bonn. Schon im ersten
Sommer meines Hierseins, August 1875, kam sie mir auf
dem Vennsberg vor die Augen and seitdem jedes Jahr ;
anch brachte ioh in Erfahrnng, dass sie Fr. Ooldfnss
in seiner Doctordissertation schon vor Jahren angezeigt
hat. (Symbolae ad Orthopterorum quorundam oecono-
miam* Bonnae 1843.) Sehr häufig wieder im August des
Yorig^ Jahres 1880. Auch weiter unten am Kiederrhein
(Dllaseldorfy Siegen) nnd in Westfalen ist sie schon beob-
achtet worden; im oberen Bheinthal war die Wanderheu-
schrecke im Jahre 1875 in verheerender Menge aufge-
treten. — Caloptenus üalicuSj imAtainthal häufig bei Würz-
borg, Veitshöchheinii Betsbaeh; nach de Seiys-Long-
champs anch bei Kissingen; nicht bei Rothenbnrg; feUt
auch in der Eifel und bei Bonn. — Arten von Thrips in
Blüthen häufig, ohne sich in Franken dem Getreide schäd-
lich zu machen; T. cerecdium in dem Sumpfgebiet des
Kiederrheins nnter dem Namen „Oewitterwtlimchen" be-
kannt nnd httnflg; soll dem Getreide schaden.
Aus der Gruppe der Thysanuren gedenke ich der
Machiiis polypoda^ welche mir und Andern früher ein sel-
tenes Insect zu sein schien, in Wirklichkeit aber weit ver-
breitet nnd hänfig ist: Hainthal nnd Seitenthftlery Oden-
wald, Eifel. Jedoch macht mich Bertkan anfmerksamy
dass namentlich am Siebengebirge, Hünningen u. s. w. die
Specie8 M. annulicomis häufiger als M. polypoda sei. —
Auf dem Bochosberg bei Bingen fiiud Bertkau zwei
Stttck Ton Japsfx 8olifugu8. — Ein kleines gelbes Lq^ima
trifft man im Mainthal allenihalben an Waldittndem, Hohl-
wegen und Mauern, immer verborgen unter Steinen, ein-
zeln oder in Gesellschaft; auch wohl zusammen mit Amei-
sen. In der Nähe eines austrocknenden Sumpfes bei Wiirs-
bnrg sah ich einmal wohl gegen yiendg beisammen, alt
nnd jung. Beim Lttpfen des Steines stieben sie ftnsserst
behend nach allen Richtungen auseinander. Eine ganze
Anzahl auch im Niederwald bei Rüdesheim beobachtet
Die Jungen sind von weisser Farbe, die Alten semmelgelb.
Das Mikroskop lehrt, dass es ein angenloses Thier ist
(Anch bei Tttbingen war dieses Insect nidit selten, vom
Digitized by Google
135
Mai bis tief in den Ootober hinein, z. B. am Steinenberg,
Schlossberg u. a. 0.)
Den auffallenden schmetterlingsartigen^coAxpAu^cocca-
jus (italicas), ans der Gruppe der Nenropteren, habe
ieh im Mainthale noeh nirgends bemerkt, wohl aber vor
Jahren im Vorbacbtbal, einem Seitenthal der Tauber bei
Rothenburg •'^2). Deu niirdlicbsten bis jetzt bekannten Punkt
der Verbreitung scheint das Insect im Hheinthal bei
Bingen, RüdeBheim nnd Lorch zn haben. (L. t. Heyden,
Mann, Glaser» Mahr.) — MyrmecdUon farmiearius nnd
M. formiea lynx bei Bamberg; eine Art ist anoh hier bei
Bonn, wenigstens in der Larven form, am Venusberg zu be-
obachten; noch bei Dtlsseldorf häufig, fehlt bei Elber-
feld (Cornelias). Den zarten Osmylus macidiUttöy wel*
eher bei Tübingen nicht selten war, hat Bertkaa auch
bei Bonn gefunden; ebenso den nirgends häufigen Heme*
robius phalaenoäes aus einem Gespinnste erhalten. — Die
dem Krebse Argulus ähnelnde Larve von Frosopistoma
punciiformisy wahrscheinlich einem Nenropteren zugehOrend;
findet sich aoeh im Taabergebiet — Weder am Laacher
See noch den übrigen Maaren der Eifel sah ich die sonst
so gewöhnliche Äyrion vir(jo , wohl aber namentlich am
Schalkenmehrer Maar ausser A. puella noch eine Anzahl
andrer grosser Libellen, von denen ich nur Aechsna granr
dis und LUMtda canceüaia za anterscheiden glaubte^'). —
Auf der Wahner Haide fliegt Ende Mai nnd Anfangs Jani
der in Westfalen noch nicht bcobaclitete, schöne und grosse
Cardulegaster annulaius in Gesellschaft mit Cordulta me-
taüica und aenea (Bertkanj. In der Rhön sammelte ich
einige Gehäase von Phrjganiden, welche Prof. Braaerin
Wien za bestimmen die Gttte hatte: es waren Agapetus
ciliatus^ IJonjstoma maculatum und Goniotaulins. — In den
Waldungen der Rhön tielcn einigemal die wunderlichen
Larven eines Hemerobiden in die Augen, welche eine aus
den aasgesogenen Haatbälgen von Blattlftasen bestehende
Sttckendecke Aber sich trogen.
Bezüglich der Hemipteren sei erwähnt, dass die so
charakteristisch schwarz und rothstreifige Wanze Tefyra
niffrolineata auch dem Maingebiet nicht fehlt: ich sah sie
186
im September 1874 auf dem Moor bei Schwebheim an
Umbeliiferen; Flach fand sie im Gramschatzer Wald bei
WUrzborg; Hensler hat sie für den Spessart aufgeführt
Im Rheingebiet habe ich sie bisher bloss im Ahrthal bei
Altenahr oberhalb der Weinberge im Juni 1878 gesammelt.
— Andere interessante Wanzen des Rheinthaies, von
Bert kau nachgewiesen, sind: Pirates stridtdus, Harpactor
iraeimdua^ haemarrhoidaliSf Fj^goUrnpis bifureak^ Fhymata
erampea. Die Larre Ton Piraies stHdulm, welche Wanze
als sudeuropäisch gilt, sah ich öfter im Mainthal bei Wttrz-
burg, das vollkommene Insect erst ein einzicres Mal im Sep-
tember 1877 auf dem Volkenberg, ThÜBgersheim gegen-
ttber, unter Steinen. — Von Wasserwanzen kommt Eana-
ira linearis im Tanbergebiet bei Rothenbnig Tor; PZoa
minutissima^ Sümpfe von Grosslangheim.
Fidgora europaea, von mir immer vergeblich im Main-
thal gesucht, wird vor langen Jahren durch Nees Ton
Esenbeck als einheimisch bei Kitzingen (Sickershausen)
bezeichnet Im Rheinthal ist dieser ^^europäische Latem-
♦träger" nach Kirschbaum auf der Morabacher Ilaide von
Juli bis September häufig. Soll auch (Stett. ent. Zeitg.)
bei Breslau vorkommen, was sich an das Vorhandensem
mancher anderer sfldlichen Thierform in Schlesien an-
schliessen wflrde. — Ein yerbreitetes Thier ist Oereopis
sanguinolefita (im älteren Sinn): Tauberthal bei Rothen-
burg; Mainthal, zwar nicht bei WUrzburg, aber weiter
unten sehr zahlreich bei Lohr und Aschaffenburg; Saalthal
bei Kloster SchOnan; Amorbachi auf Pflanzen und Busch«,
werk der verschiedensten Art. Femer nicht selten bei
Bonn und in Thälern um Trier-"*). — Cmtrotus cornutus,
nicht häutig, doch nirgends wohl fehlend; auch bei Bonn
uud im Siebengebirge vorhanden. Selten sieht man C
gmktae; yon mir auf der Wahner Haide gekötschert —
Issus eoleoptratuSy dessen Vorkommen in vielen Schriften
auf „Stldeuropa" beschränkt wird, habe ich sehr zahlreich
von Eichengebüschen an der warmen Seite des Laacher
Sees in den Schirm geklopft. Fehlt auch nicht bei Bonn
(Melbthal z. B.); nach Kirschbaum häufig bei Hombach
und Frankfurt* — - Ledra aunrita, bei Bamberg (Funk);
Digitized by Google
187
Fxankünrt (C. v. Heyden); bei Bonn, Köln (in der Stadt
Larren auf Wemsttk^ken), Erkelenz, eine Image an einer
Eeehe im Angngt 1877 (Bertkan)! — Die kleinere 8ing-
cicade, Tettigonia montana, iöt in Franken weit verbreitet,
am Obermain z. B. bei Bamberg zahlreich vorhanden. Ich
mOehte aneh für einen Theil der Rhön ihr Dasein ver-
mndien, naeb einem wahrhaften Goneert von Oezirpe,
welehes mir Abends ans dem Oebflsch nnd den B&nmen
der Landstrasse , im Thal von Gersfeld nach Fulda, ent-
gegen schallte und sich auf keine mir bekannte Heu-
echrecke denten Hess. Hingegen scheint beztiglich des
BheiBgebietee eine ziemlieh Terbreitete Angabe, womaeh
am Drachenfeb des Siebengebirges die T. nmiam einen
wahren Chorgesang ertönen lässt (v. Sicbold), auf einem
Irrthnm zu beruhen oder es mttsste ein Verschwinden des
Thieres an diesem Ort im Spiele sein. Denn ich selbst,
so wBBig wie Dr. Bertkan, haben bisher dort einen Oe-
saug der Cleaden, sondern nor das Geztrpe von Hen-
schrecken wahrgenommen. Wie selten das Thier am Rhein
ist, geht daraas hervor, dass 0. v. Heyden ein Stück
bei Zwingenberg an der Bergstrasse gefangen hat nnd ein
anderes Sehenk in Dülenbnrg (siehe Kirschbanm). —
Als ein eharakteristiseher Zng in der Fanna des mittleren
Maintbales, z. B. bei Eibelstadt, Randersacker, Würzburg
hat zu gelten, dass dort in den besonders warmen Lagen
der Weinberge die grosse Singcicade, T. hoematodeSj lebt
and bei ihrer Menge in heissen troekenen Sonunem dnreh
den scharf gellenden Gesang aneh dem Volke sieh be-
merkbar machend, den Namen „Lauer" trägt. In den
letzteren Jahren mit den feuchten, kühlen Sommern hat
lieh der „Lauer'' wenig hören lassen. Panzer scheint
von dem Vorkommen des Thieres im Weingebiete des
Maintbales noeh niebts gewnsst zn haben, er hfttte sonst
kaum sagen können: Tettigonia haematodes habitat in
qnercetis Gennaniae austraiis'^ ^^).
8. Araehniden.
Im Hinblick auf die spitmenartigen Thiore des Mainthals ist
2a verweisea auf die Schriften von L. Koch, Arzt in Nurnherg;
Digitized by Google
138
die des Kheingebietes haben C. Koch, Landesgeolo^ in Wiesbaden
und Bertkau in Bonn erforscht. Da die eigenen Kenntnisse nicht
weit geben, beschränke ich mich auf wenige Angaben.
In den wtaneren Thailen des Mainthaies fiUlt gegen
den Sp&tsommer nnd Herbst die Menge der Krenzspinnen,
Epeira diadema, in Gärten und Weinbergen auf. (Wurde
bei Tübingen nur bin und wieder bemerkt) — Die im
Wasser lebende nnd dnrch ihr gloekenförmiges Gewebe
bekannte Är^anäa aqwäka war bei Wttrzbnrg in dem
ehemaligen Stadtgraben» z. B. in der Nfthe des Plelehaeher
Thores, häufig; fehlt bei Bonn; findet sieb nach Scbnur
bei Trier. — Im Gebiete des Museheikalkes im Mainthal
hat L. Koch mehrere sonst nur jenseits der Alpen beob-
' aehtete Arten anfgefnnden : lAomin» diadema nnd T. ^a-
5omf»y sowie eine nene TegmmOy welche der in Grieebeniand
lebenden T. intricaia sehr nahe stehe. — Eresus cinnaheri"
nuSf y^eine der schönsten Spinnen Europa's", dessen roth-
leibiges Männchen ich früher nnr von Sttdtyrol kannte,
z. B. anf der Mendel ttber den Weg laufen sah ^ wies C*
Koch für Nassau, Neustadt a. d. Hardt, von Mainz ttber
Ingelheim bis zum Rochusberg bei Bingen nach. Bei Kreuz-
nach hatte Geisenheyner ein Männeben gefangen.
Bertkan entdeckte das bis dahin unbekannte schwarze
Weibchen eben&Us am Eoehusbergt bald darauf beobaeh-
tete er das interessante Thier auch am Arienfels bei Hö-
ningen. Zu diesen Fundorten konnte ich noch als neu
das Moselthal fügen , wo ich im September 1878 auf der
Hübe gegenüber von Cochem ein Männchen antraf und es
▼ier Wochen lang am Leben erhielt — Die prächtige Ar-
giape Brünnichii, ein südliches Thier, Ton mir im Samthai
bei Bozen erbeutet und dem Tübinger Museum einverleibt,
gehört auch dem Bheinthal an , von Strassburg bis unter-
halb MainZy wie mir Dr. Fickert gefälligst angab. Der
eben genannte Entomologe besitzt ein Exemplar vom Nero-
berg bei Wiesbaden. C. Koch fand sie bei Monibach und
Frankfurt a. M. Es scheint , dass sich das Thier in der
Mainebene bis gegen Aschaffenburg zieht. Herr Flach
nämlich gab mir mttndliche Mittheünng ttber eine äusserst
auflBUligc grosse Spinne^ welche er in der |,Striet'' bei
Digitized by Google
139
Aaebaffenboig beobaehtet habe Hud die naeh Grtteae, Form
des Leibes und Farbe nielits anderes als Argiope sein kann.
— Weiche Menge interessanter Spinnen ausserdem im
Rheinthal vorkommt, geht aus der Arbeit Bertkau's klar
hervor. Es sei nur erwähnt: Attjpus piceus und A.affinis;
Mkatia splmdiäissmai FkruralWius wrsieus^ bisher bloss
Ton Corsika bekannt; Seytodea thoraeiea, Pholeus opüiomdes.
Trogulus nepaeformis ist in der Umgegend von WUrz-
burg unter Steinen nicht allzu selten ; auch in der Rhön
bei Gersfeld habe ich ein Stück gesammelt. In Erinne*
rang mag gebracht sein, dass bereits vor mehr als 50 Jahren
das seltsame G^esebOpf ftlr die Umgebung Frankfurts a. H.
durch R(3mer-BUchner angezeigt worden ist. — Leio-
hmnum hemisiihaericam, im Tauberthal bei Kothenburg. —
roHmdum, Fhalan^ikm eammimn^), Opüio iridens, 0.
tmtiedla, alle vom Laacher See; letatere Art in grosser
Zahl gesammelt Die Ewei letztgenannten Speeles brachte
ich auch aus der Rhön zurllck, und ausserdem Metoptis
morio. Die Bestimmung dieser Arten verdanke ich Herrn
Dr. Ludwig Koch in Nürnberg. — Von Ixodes kommt
aseb die an Bidechsen schmarotzende Art nicht selten vor.
— In einem Garten Bennos hatte ich einen mir unbekann-
ten P^endoscorpionen kennen gelernt, welcher zu meiner
Verwunderung, iudem er sich tiüchtete, Sprünge ausführte,
fast wie die Spinnengattung Salticus. Ich sammelte daher
eine ganze Anzahl nnd bat abermals den eben genannten
gründlichen Araehnologen in Kümberg nm gefftllige Anf-
kläruug, die deuu auch dahin haltete, dass das Thierchen
Öhthonius trombidioides sei. Er selbst habe das Springen
eben&Us schon beobachtet, während Simon (Les Arach-
indes de France T. VII, p. 69) es nie gesehen haben
wQL Brebison habe sogar einen Okäwmm» saUahr be-
schrieben*').
9. Myriapoden.
Die wenigen Jdiden nnd Scolopendriden, welche ich
gesammelt, verdienen nur desshalb Erwähnung, weil sie Ton
Herrn Dr. Mein er t in Kopenhagen bestimmt worden sind.
Digitized by Google
140
Jtdus pusilluSy J. LondinensiSf J. unilineatus^ Rhön , Main-
thal; J. aibipesj Rhön; J. speiandieuSj J. foetidm^ alle diei
Arten im Tanberthal bei Bothenbarg. Folydeamm eomphh
flatus, Rhön; Mainthal; auch in der Eifel nicht selten;
Crasjyedosoma Ratclinsii, Rhön; Lithohius forficatus, Rhön,
Mainthal; L. crass^ea, JL er}f(hroc^hdlm^ Rhön; jL. bucok-
fanlitf, Mainthal.
Der nenneniwertheste Myriapod des Gebietes und
Deutschlands überhaupt ist die sttdeuropäische Scutigera aror
neoides, welche, wie zuerst durch den Botaniker Perleb be-
kannt geworden war, am Oberrhein in alten Häusern von
Freibnrg L B. verkommt Dnreh Fiseher hat num
später erfahren, dass es gerade die ffiUuser sind, welche
mit der ehemaligen Ringmauer um die Stadt zusammen-
hängen oder dieser nahe liegen. Das „gespenstartige**
Thier komme hinter Zimmergeräthen and aus den Ritzen
des Bodens, namentlich in heissen Sommern herror. Sollte
das merkwttrdige Oeschöpf nnr auf die Stadt Freibnrg be-
schrankt sein und nicht auch über die umliegenden Ort-
schaften sich verbreitet haben? Ein zweiter Punct in
Deatschland ist das Moselthal, wo es Schnur aus Trier
angezeigt hat: „Unter altem Heise auf Speichern etc. selten**.
Von der Gattung Qlameris traf ich in der hohen Rhön
nur marginata zahlreich und in besonders grossen
Exemplaren an, auch G. marmorata ist dort nicht selten.
Hingegen war Q, pusttdaia (G. rufo-guttata), nur im Saal-
thal bei Kissingen Torhanden; offenbar vom Mainthal her.
Denn dort und im Tanb^hal ISsst sich die Art, insoweit
Muschelkalk sich erstreckt, sehr häufig finden: an gar
manchen sonnigen und dabei etwas feuchten Plätzen kann
man keinen Stein umlegen, unter dem sich nicht ein oder
mehre dieser Thiere befänden. Im Odenwald bei Amor-
bach sah ich wieder nnr 6« marginaia nnd G, marmorda.
Ebenso im Siebengebirge und in der Eifel (Gerolstein, Ber-
trich, Laacher See). In der Gefangenschaft häutete sich
das Thier nach Art der Krebse: die Haut wird als Ganzes
Yon oben her abgestreift, das nene Thier bleibt einige Zeit
weich nnd Ton etwas heller Farbe. Ich yermeine ttbri-
gens die Ansicht aussprechen zu können, dass Glomeris
Digitized by Google
Ul
pustuida specifisoh nicht yeischieden ist von G, wmata
(6. naigiiialaX noeh von &. mamaroia^'^)»
10. Crastaceen.
Ueber eine Anzahl von Arten der Krebse aus dem Tauber-
und Mainthal habe ich Mittheihmgen gegeben ; einzelne Gruppen
aus der Gegend von Bonn behandeln Hosius und Schnitzler in
systematiBcher Weise ; die ganze Ordnung soweit sie in der Umgegend
Ton Trier zur Beobachtung kam, hat Schnnr überaiohtlich dar-
gesteilt.
Astams fluviatilis gehört za den Thiereiii welche auch
üi die Maare der £ifel eingesetzt wurden. loh beob*
Mhtete lebende Krebse im Pnlvermaar, im Sobalken-
mehrer Maar, im Laacher Seej ein todtes Stück am Ufer
des Geraündner Maares.
Von Amphipoden zeigten sich in der Ithön Oammarus
IhmMit in der Saale und stehenden Gewissem bei
Ettsingen, Neustadt, Wollbach; G, pulex hingegen lebt in
Bächen bei Bischoffsheim , Kleinsassen, Schackau. Im
Odenwald bei Amorbach sah man nur die letztere Art und
iwar in den rasch üiessenden Bergwassem. — Im Main-
thtl nmWttnborg finden sich die beiden Speeles: G.pühx
X. B. in dem kleinen Baoh der Alandsqnelle , nicht aber
im Main. In letzterem, namentlich an buchtenartigen Stel-
len und in den seenartigen Altwässern lebt 6r. fluviatilis.
In der Tauber bei Rothenburg sab ich nur G, fluviatilis^
md auch in den Bächen und Seen des ganien dortigen
Gebietes inuner nur diese Art. Um Bonn sind beide Spe-
eles vertreten ; im Rhein selber habe ich bisher nur G,
pulex angetroffen, ebenso in der Agger. — Im Gemilndner
Maar der Eifel, im Weinfelder Maar, im Pulvermaar und
selbst in dem von Schalkenmehren wurden die Gammari-
den durchaus Termisst; hingegen sind im Laacher See G,
judex und G. fluviatilis vorhanden. Im Rümerkessel bei
Bertrich findet sich G. putex. — G» jpttteanus wurde im
Maingebiet bisher einzig und allein von Fries in einem
Bronnen des Müitilrlazareths in Wttrzburg beobachtet;
kinfig am Niederrhein: Bonn, Köln, Elberfeld.
Asell^ aguaticus, in der Rhön (Gersteid, Kissingen) j
Digitized by Google
142
im Odenwald (Araorbach) m WiesenfprlLbeii; sehr häufig im
Tauber- und Mainthal; nach der Oertlicbkeit bald von
reiner beller Haut, oder dunkel, fast schwärzlich von star-
kem SohmutzUberzug. In der Umgebung Bonns z. B. bei
Ptttzehen und in den Gewässern derSiegmUndnng in Menge»
An letzterem Ort die Weibehen noch am 6. Angnst 1880
mit gefüllter Bruttasche. In jenen Maaren der Eifel, welche
ohne Gammarns sind, fehlte auch Asdlus aquaticus\ im
Laacher See ist das Thier zugegen. — A, eavaticiiSj im
Maingebiet noch nicht nachgewiesen; in Brunnen des Nie-
derrheins nicht selten: Bonn, Elberfeld. — Ligiditm Per-
soonii ist auch in der Rhön zugegen (ein Exemplar am
Stellberg); ebenso in der Eifel, unter faulem Holz der
Casselburg; am Ufer des Laacher Sees (4 Stück); im Oden-
wald; im Tauber- und Mainthal. Nach einer jüngst ge*
machten Beobachtung m(k)hte zu schliessen sein, dass die
Assel gegen die uiederdeutscbe Ebene .sich besonders ver-
mehrt. Im Juli 1880 nämlich traf ich im Kottenforst bei
Bonn^ auf gerodetem Platze unter Baumstumpeo, ganze Ge-
sellschaften des Ligidkm an, wohl 20—30 auf einmal. Sol-
ches stimmt mit Angaben, welche mir Dr. Max Weber
macht, denen zufolge bei Amsterdam, selbst auf Gebü-
schen, das Thier äusserst häutig sei.
Von eigentlichen Asseln brachte ich aus der Rhön
Burllck: Ontsens nmrarius; PareeUio BaUf^mrgiif P. acaber^
P. pieUtSy P. EaMii (trilmeatus); ChfUsUcus eamfeam; PU-
hseia madidaj ArmadilUdium pidum, A.decipiens. (Mehrere
dieser Arten hatte Herr Dr. Bu dde-Lund in Kopenhagen
zu bestimmen die iTreundiiehkeit.) Aus dem Main- und
Tanberthal sei ausser den eben genannten noch erwähnt:
PoreelUo laevie, MeiopmunihuB pnmoaus, lIVieham9cus pn-
sülus. — Ueberau häufig ist Arnuidillo vulgaris und At-ina-
dillidiumy letzteres namentlich unter Baumrinde. — Typhh-
niscus Stemii, gehört ebenfalls zu den sehr yerbreiteten
Landasseln im Tauber-Main-Bheinthal; geradesa zaUrmh
nnd grosser als sonst war das Thier unter den Scbntfthal-
den bei Niedermendig in der Eifel.
Apm cancriformiSy bei Würzburg im Jahre 1826 in
grosser Anzahl erschienen» war später lange Zeit Nieman-
Digitized by Google
148
den mehr zu Gesicht gekommen, bis ich Mitte April 1867,
nack lang daaemder nasser Witterong und mehrmals vor-
an^gegaogenem Hochwasser des Hains, diesen Krebs in
einem Graben unterhalb der ^ydttiren Wiese'' wieder er-
blickte. Durch Dr. Brann erfobre ich, dass sich Ä, e<m-
criformis in einem Tümpel auf dem Kugelfang bei WUrz-
bni^ seit mehren Jahren regelmässig einstellt. — Aehnüch
yerhält es sich mit Branchipus stagnalis. Von mir s^ber
bisher nirgends in Franken beobachtet, ist das Thier bei
Würzburg im Juli 1872 von Priparator Hof mann in dem
eben erwähnten Tümpel des „Kugelfanges" entdeckt wor-
den. Jüngst wurde in gleicher Gegend noch eine zweite
Art, B. GrubU von F r a i s s e angefunden und ebenso
dueh Richters bei Frankfurt a. M. — In der Gtegend
Too Bonn kam Apm$ eancrifonms ror Tierzig Jahren vor
und gab Veranlassung zu Zaddach's Schrift: Apodis can-
criformis anatome et historia evolutionis, Bonnae 1841.
Später scheint der Krebs nicht mehr bemerkt worden zn
sein und ich selber habe Insher denselben yergebens ge-
sucht Für das Moselthal bezeichnet Schnur den Ä. eem-
tfiformis als ,,einmal im Sumpfe bei Kühnen gefunden",
ausserdem noch A. productus als „selten^^ Doch scheint
gerade die Umgebung von Trier auch die andern Phjllo-
poden KU besitzen: sowohl A'imc^^Mcs Hagnaiis als auch JB.
IMiIiMiositf werden anfgeftthrt. Die letztere Art hatte sich auch
bei Bonn im Frühjahr 1845 eingestellt und wurde von
J. Budge dazumal untersucht. — Besonders wichtig stellt
sich die Mittheilung Schnnr's dar, dass das grosse £nto-
mostraeon Linmadia Hermmniy von mir noch niemals
lebend gesehen, bei Trier yorkommt: „selten in Pfühlen
und Sümpfen in Wäldern**. Am Oberrhein wurde das Thier
im Sommer 1872 in grosser Zahl, nach abgelaufenem Hoch-
wasser des Rheins, bei Worms von Glaser wahrgenom-
laen (Zool. Gart. 1873). — Sida crffSiaUma, im Tauberge-
biet bei Rothenburg (Wildenweiher), findet sich auch am
Kiederrhein: stehende Wasser bei Kessenich, Dottendorf,
Siegburg. — Fohjphemus stagnorum, nach Schnur in Mo-
rästen und Sümpfen bei Trier. — Daphnia magna, bei
Bothenburg a. d. T«; das Weibchen sehr gross. — D.
144
hrachiata und D. rectirostris y in einer Lehmgrube bei
Rothenburg; D. mucronata in gleicher Gegend, aber auch
bei Bonn in den Sümpfen yon Siegbni^. — Der groiM
Lyneens lamdlatuSf im Tauber- and Maingebieft Termini»
ist am Niederrhein zn finden, so in den Or&ben an der
Siegmündung; auch in einigen Maaren der Eifel: Schalken-
mehren, Meerfelden, Kratersee des Mosenberges, Laacber
See").
Die Gyklopiden nnd Cypriden gehören in nnserm Ge-
biete %n den Thiergruppen, am welche sieh aasser Schnur
noch Niemand bekümmert hat. Und doch begegnen sie
uns allenthalben; auch in den Alaaren der Eifel kamen mir
mancherlei Arten unter die Aagen, ohne dass ich nähere
Aa&clilflsse darttber zu geben im Stande wftre. Ojfdcpgime
easfar war im April 1873 bei WUrzbarg so zahlreich, dtaa
die im Grunde des feinen Netzes sich aufsammelnde Masse
aus lauter solchen Thierchen bestand. Ist auch bei Bonn
im Frtüyahr häufig. — Harpacticus staphylinus ist überall
httofig. — Kleine Arten Ton Oifpris scheinen in manehea
Wftssem der Rhön die Hauptbewohner za bilden; in der
Soole der Gräben bei Kissingen lebt massenhaft eine
grössere CypriSy wahrscheinlich G, fuscata. (Schale des
lebenden Tbieres braun, mit graaer, zum Theil an ein
S erinnernder Fleckenzeichnnng.) — Ana der Gegend ven
Bamberg beschrieb Hanpt zwei neae Arten: 0. hamata
und C. theobromacea^*). — Von Schmarotzerkrebsen sind auf
dem Fischmarkt in Würeburg von mir nicht selten ge-
sammelt worden: Argulus foliaceuSy den Schaar bei Trier
„ein einzigesmal" gezehen hat; dann Achiheres perearmm
nnd Tradieliaties polycolpus.
lieber die Rotatorieu der Umgegend von WUrzburg
habe ich seiner Zeit ausführlicheren Bericht erstattet und
'hatte hierbei auf manches nicht gewöhnliche Thierchen hin-
zaweisen, z. B. kam dortiS^^pibafiac«n»j&ieMorim vor. Noch
merkwtirdiger war die Nokmmaia^ welche ich za Ehren des
Herrn v. Sicbold benannt habe. Es ist das grüsste der
Räderthiere von denen wir gegenwärtig wissen. Nach mir
ist dieses Rotatorium nur noch von Prof. Stein in Böh-
men wieder aafgefanden worden. LßcmdaHa soeMis
Digitized by Google
145
stamiBte avB dem WfldenweOier bei Bofhenbnrg. Die Rüder-
thiere der Rhön, der Eifel, des Niederrheines harren noch
ihres Beobachters. In der Soole der Gräben bei Kissingen
stiess mir, obsohon nicht häufig, ein kleines Botatoriam,
ColmiBf auf 9 das mieh lebhaft an die Ton mir seiner Zeit
im Wasser des Hafens Ton Oenna gesehene Form er-
innert.
11. warmer.
SEM fehdne loologiaehe Aufgabe wftre die Kletie der
Ringdwfirmer «iNrt Gebietet mit den Jettlgea HÜftmittehi la itu-
diren, etwm in der Weiie, wie das „Ck>niiU fSr die neinrhietoritohe
lABdetdurohibrtehong Böhment" solehee begonnen hat. Wie viel
KeiNt vnd Interessantes den grSndliehen Forscher belohnt» seigt die
Monographie über AdlyfrasM von Yejdowsky, welche vor Knr»
Mn, 1879, ersohienen ist Die bisherigen üntersoohnngen einheimi*
i^sr ABnsiidin> von Andern und mir» waren nur voraugsweise anf
dsrsa anatomischen Baa gerichtet.
Atdocostomum nigrescens, weit verbreitet; auch in der
Eifel bei Gerolstein nud im Kratersee des Mosenberges
beobsditet — Hirudo mediemalis^ in den meisten Gegenden
Destsehlands jelct ansgeroitet, ist aneh in nnserm Gebiete
durch das lang fortgesetzte Wegfangen zu medizinischem
Gebrauch verschwunden. Vom Hörensagen weiss ich, dass
das Thier a. B. in stehenden Wassern bei Rothenbarg sonst
hlnfigwar. (Die zwei einaigen Stellen, die mir ans eigner
Erfidining als solehe bekannt wurden, in welchen der medi-
zinische Blutegel auch gegenwärtig noch lebt, sind ein
Weiher bei dem einige Stunden von Tübingen entfernten
Ort Keyh nnd die Sttmpfe bei Meiselstein im Allgäu.) —
Nq^htUs tmlganSf Terbreitet nnd häufig im stehenden nnd
fltetienden Wasser des Tanber-, Main- nnd Rheingebiets.
In den Maaren der Eifel bei Meerfelden und Schalken-
Diehren. Jung leicht röthlich- braun, erwachsen entweder
YOD hellem Rothbraun oder anch Olivenbraun ; darüber
|Weg können dunkle Punkte zerstreut stehen. Zur Zeit der
IBegattuDg thun sie sich wie so viele andere Thiere gesell*
«chaftlich zusammen: es lässt sich im April und Mai be-
Iitachten, daas in abgegrenzten Wassern, von denen man
Vtth. Ii. aat. Vtr. iahrg. ZXXVUI. 4. Volg«. VlU. B4.
Digitized by Google
146
vorher weiss, dasa sie reioli an soloheB Egeln sind, kein ein-
ziges Individnum trotz sorgfältigem Nachsuchen sieh «eigen
will, bis mau endlich an einen Stein geräth, an dessen Unter-
fläcbe ein zahlreicher Trupp beisammen sitzt Diese von
mir bereits in der Skizze der Fanna Tnbingensis erwähnte
Wahrnehmung habe ieh unterdessen wiederholt zu maeben
Gelegenheit gehabt. — Piscieola geomehra häufig anFisehen
des Mains, namentlich an Karpfen; auch im Seegarten bei
Araorbach ins feine Netz gerathen. — P. respirans bei
Bonn. BeideArten haben sowohl mir als auch Prof. Troschel
Veranlassung zu monographischer Bearbeitung gegeben.
— Die Gattung Clepsine*^) scheint in der Rhön schwach
vertreten zu sein, es kam bloss die kleine C. hioculata im
Bach bei Gersfeld zu Gesicht. Im JMain bei WUrzbuxg
lernte ich seiner Zeit ausserdem noch die grosse C. com-
planaia kennen, deren verästelte Darmanhftnge an Mach
gefangenen Thieren häufig rotb durebschimmem von dem
aufgenommenen Blut der Ncphclis. Doch ist die Zahl der
Arten wohl grösser, denn Noll führt aus dem Untermain
noch auf: C. marginatcti C. paludosa und C. papiUcBCL Im
Laaeher See sah ich nur eine* kleinci schlanke, grünliche
Art (G. biocidaia?). Im Meerfelder Maar kamen swei
Arten zum Vorschein, wovon die eine sehr höckerig war
(C. papulosa?). Bei Bonn ist C. bioculata die gewöhn-
liche Art und wurde hier vor langen Jahren von Prof«
Budge auf den Bau näher studirt — Der kleinste Egel der
deutschen Fanna, Branchiohä^f ist nirgends selten als
Schmarotzer des Flusskrebses. Man unterscheidet eine |
kleinere mehr äusserlich am Krebs herumkriechende und
eine grösserCi in der Kiemenhöhle sich aufhaltende Formi
B, parcaUa und B. astaeL Die Frage, ob die Uefaiere Aiaf
Jugendform der grösseren ist, oder ob es sich um zwei
Arten handelt, muss immer noch als eine offene gelten.
lieber die Speeles der Grattang Lumbrictis, welche im
der Gegend von Wttrzburg leben, sind xuerst durch Fr als s«
gelegentlioh seiner Studien Aber die Spermatophoren (Ar*
beiten aus d. zool.-zoot. Institut in Wttrzburg Bd. V) einige
Mittheilungengegeben worden. Er unterscheidet: L.comma^.
niSf L. agricola^ L. agüis^ L, didus^ Lu purpureus, L. ripat
Digitized by Google
147
fiNf. — LumMaAts fmiegatuty den 0. F. MttUer „ret-
mium s^entiain terrestriom et flnviatiliiim imleherriminii''
nennt, ist eines der verbreitetsten Thiere im Hain- und
Tauberthal, das Geflecht der die Tümpel Uberziehenden
Algendecke blitzschnell durdischläogelnd ; im rothen Moor
der Rhön nieht mehr von dem scbitaien Aneeehen durch das
derehsehimmemde orangerothe Blnt^ sondern von eehwlln-
Hoher Moorfarbe, ebenso in den Sümpfen von Grosslang-
heim; auch in den Maaren der Eifel war es mehr dunkel
als hell; ebenso im Laacher See. — Der merkwürdige
Fknoryäea Menkeanus kommt bei Bothenburg a. d. T. in
Brumen vor, nnd swsr fUlt die Eintdecküng des Thieres
in Schöpfbrunnen bei Pyrmont durch Henke und das
Aaftinden bei Rothenburg in das gleiche Jahr. Am san-
digen Eheinufer bei liudesheim bat bereits 1835 0. v. Hey-
den einen langen rothen dünnen Wurm entdeokt, den er
Lmlmeagardms BarUmmm genannt hat Noll iknd das
Thier wieder im Jahre 1868 bei St Goar und beschrieb
es als Phreoryctes Heydeni, — Arten von Enchytraeus
lassen sich allenthalben, z. B. auch am Laacher See unter
Laab nnd Walderde blicken, ohne dass ich sie gesammelt
nnd bestimmt hUtte, was sich jetzt an der Hand des Wer-
kes Ton Vejdowsky wird leiehter ansfUhren lassen. Im
Hinblicke auf neuere Mittheilungeu von andrer Seite über
den Bau des Thieres mag zu bemerken gestattet sein, dass
ieh auch längst auf die „schönen und grossen, ovalen,
glattandigen Lymphkttgelohen in der Leibeshöhle'' auf-
merksam gemaeht habe (Histologie, 1857, S. 451).
In der Salzlauge zu Kreuznach entdeckte K r o h n
den nach ihm durch Clapar^de benannten Fachydrilus
J&oAim, nns bedeutsam insofern, als diese Gattung Meeres-
bewohner nmiasst Eine nene Art hat Semper aneh in
der ,^lur starken Soole*' ron Eissingen gefunden. Sae-
nuris, überall häufig; bei Bonn namentlich in frost-
freien Wintern an den Rändern des am Anatomiegebäiide
herfliessenden schwanbodigen Baches blntrothe Massen
bildend, weiohe schon zu irrigen Dentongen Anlass ge-
geben haben. — Ausser gewöhnliehen Naiden, wie Nais
^imguiSf Stylaria probascideaf Chaetogaster lymmei^ Ch.
Digitized by Google
148
diaphams, bemerkte ich bei Würzbarg aaeh Dero digUata
mit kiemenartigen Anhängen am Schwanzende ; dann Arten
des zierlichen Aeolosoma im Main und in der Taaber, im
SohmotEttbenmg der Steine. (Aach im Schliersee des bai-
risdien Hochlandes habe ich das Thier beobachtet) —
Einen kleinen neuen Nematoden, den ich nnter dem Ka-
men Oncholaimus rivalis bekannt machte, fand ich vor
Jahren an der Unterlääche der Steine im Main. — Ein
neues Beispiel vom Vorkommen gewisser Meeresthiere in
der Soolc der Salinen des Binnenlandes liefert eine Est-
dccknng Oreeffs besflglich der Salslauge in Kreouiaeli.
Er fand dort zwei Arten von AnffuilltUa „mit schönen,
rothen Augenpunkten". Bis dahin hatte man augenfttbrende
Angoillolinen als charakteristisch für die Meeresiaona an-
gesehen.
Die Torbellarien unseres Gebietes sind wieder als
Thiere zu bezeichnen, deren systematische Kenntniss noch
im Argen liegt. Die „Planaria torva^', unter welche man
gegenwärtig eine ganze Anzahl von grossen zweiäogigea
Stradelwttrmem bringen will, begreift sicher, schon nach
Umriss, Farbe und Umfang, verschiedene Arten. So lebt
in der Rhön zahlreich unter den Steinen der l^che eine
Planaria mit Kopflappen, welche ich fllr P. gonocephala
halte and seiner Zeit aus Bächen des fränkischen Jura
und der Umgebung von Ttlbingen erwähnt hi^. In der
RhOn kann man sie auch yon nahezu sdiwarser Farbe
antreffen. Das gleiche Thier begegnet mir in rasch flies-
senden Wässern bei Amorbach ; bei WUrzburg im Bach der
Alandsquelle unter Steinen lebt eine verwandte, branne
Planaria, doch ohn^ seitliche Kopf läppen; eme ähnlioh
schwarzgraue bemerkte ich in den Gräben des Bömer-
kessels bei Bertrich. Bei Bonn in den Sfimpfen der Sieg-
mUndung stösst man auf eine braungraue Planarie f„P.
torva") von stattlicher Grösse, ohne Oehrchen, im er-
wachsenen Zustand fEist wie ein junger Blutegel sich aoa-
nehmend; noch im Weingeist hat sie bei dicklicher Leibea-
beschaffenheit eme Länge Ton 14 mm, bei einer Breite von
5 mm. — F. lactea, häufig im Main und in der Tauber:
auch bei Amorbach, in stehendem and fliessendem Waaser;
Digitized by Google
U9
kt auch im Laftoher See sahlreioh vorhandeiiy streckeii-
wdse tut unter jedem Steine ein oder mebrere Stitek; im
Mtar von Schalkenmehren nnd Meerfelden, (daneben hier,
doch seiteuer P. torva); auch im Gemtindener Maar zu-
?e^ii. — Polycdis nigra^ im Taaberthal; Mainthal^ Bhön;
OdfiBwmld hftafig; ebenso im Laaeher See und anderen
Mami der Eifel. — Seitdem dnieh 0. F. Mtlller im Jahre
1773 die erste Landplanarie, Planaria terrestris^ entdeckt
worden war, sind viele Arten aus Amerika, Australien,
Ceylon, Ostindien, China, Japan bekannt geworden. Die
Mttller'sehe Landplanarie ist aneb am Bhein, bei St Goar,
dmh Noll naehgewiesen worden nnd bei Wlirzbnrg dnroh
Brtin, Fraisse, v. Kenne l. Eine zweite Art, Geodes-
mus büineatus von Mekznikow bei Giessen auf Blumen-
töpfen entdeckt nnd wahrscheinlich durch fremde Qe-
wiehae eingefttirt, wurde in Wttrsbnig ebenüsUs beobach-
tet — Die kleinen aabbeieben rbabdoeoelen Stmdel-
wltrmer der Gewässer des Main- und Rheingebietes sind
noch nicht bestimmt worden, was aber wohl in Bälde
wenigstens für das Mainthal geschehen wird» da v. Kennel
in Wtinbarg nnd Oraff in Aschaffienbnrg diesen Tbiem
tiUtende Anfmerksamkeit sehenken. Mir fiel bei Oers-
Md in der Rhön ein kleiner Strudelwnrm anf, weleher
whr suihlreich in der Fulda war und sich vom schwarzen
Gestein dnrch weisse Farbe lebhaft abhob. Bei Bonn ist
im ersten Frtügabr in d^ Gräben anf der rediten Bhein-
bei Limprieh a. B* ein blattgrttner rhabdoeoeler Stm-
delwarm, wob! Vortex tfiridis, nicht selten. — Die von Dugös
in Frankreich entdeckte merkwürdige Catenula^ welche spä-
ter Niemand mehr zu Gesicht bekam» so dass der Wurm
in den systematischen Schriften nnter die ,yHelminthes
fietib on fabnlenz'^ gerathen ist, wurde von mdbr bei Wlln-
birg wieder aufgefunden. ^ Endlieh babe ieh ancb einen
neuen Nemertinen aus dem Main unter dem Namen Pro-
rkjfnchus flumcUüis beschrieben.
Ans der Grdppe der Trematoden verdient Erwtth-
mgDiplogom paradoxHmj welches im Hain an den Eie-
Mi des Brachsen mir oftmals unter die Augen kam.
(ktcbaihrkim lanceolatum^ bei Bonn im Frühjahr an Clu-
Digitized by Google
150
I
piea aloasi einerder gewOhnUckeii Parasiten. — Aspidogasier
wnMeolaf im Hersbeiitd der Anodonten nm dem Main
bei Wtirzbnrg häufig, während ich das Thier an den
Muscheln aus der Gegend von Bonn bisher vermisse. —
LeucoMoridium paradoxum hat Max Schnitze bei Bonn i
beobaehtet; ieh seiner Zeit (siebe Fauna Tabingen8iB)aaeli '
bei Tübingen.
12. Zoophyten. |
1
Eines der allerbedeutsamsten Thiere des Sflsswassers,
md &8t allein die Zoophyten im Binnenlande vertrelendy
bleibt die Oattong Sfyirä. Aneh jetzt wie frtther (Fauna
Tubingensis) kann ich nur drei Arten unterscheiden: Hy-
dra viridis^ in Franken an verschiedenen Stellen; auch
in der Umgebung von Bonn häufig, z. B. in den Gräben
bei Limprieb; Greeff hatte sehen seiner Zeit diese Art
in einer Sitzang der niederrbeinisehen Gesellsohaft ftr
Naturkunde vorgezeigt; in Teichen und Tümpeln von Elber-
feld von Lischke gefunden. Bei WUrzburg traf ich ein-
mal, Mai 1853, in einem Tümpel der Maininsel den grünen !
Aimpolypen in soleher Menge, dass alles was im Wasser
lag, namenilieh modernde Hotestdoke, davon grOn ttbensogen
waren. In der Rhön wollte mir diese Art nicht auf-
stossen. — Die zweite Speeles : Hydra vulgaris (H. grisea,
H. anrantiaoa), ist die allerverbreitetste, in fliessendem
nnd stehendem Wasser; aneh in der Rhön, granbiinnlieh
oder bellgelblieh mit seebs knrzen Armen. — Die dritte
Art: Hydra fusca^ bedeutend grösser als die andern, von
brauner Farbe und sehr langen Armen, — eine ganze Co-
lonie Torattglieh dargestellt in dem Tremble j^sohen
Werke nnd gestooben von Ly onet — , bat einen besehittaik-
teven Verbreitangsbezirk. In Franken sah ieb sie nnr im
Wildenweiher bei Rothenburg; in den Gewässern bei Nürn-
berg und auch bei Regensburg ist sie, nach den Arbeiten ,
Böse Ts und Sohäffer's zu schliessen, häufig.
Den Sttsswasseraebwanun SpongiUa fimnatilis bemerkt
man in der Tanber, Main nnd Saale allenthalben; auf
ganze Strecken hin kann jeder Stein an der Unterseite
Digitized by Google
151
damit besetzt sich zeigen. Auch beiBieberich (Bertkan)
im Rhein häufig.
13. Protozoen.
Die Protozoen des Maingebietes haben noch keinen systemati-
schen Bearbeiter gefunden; obscbon einzelne Arten der Umgebung^
Würzburgs vom anatomischen Gesichtspunct aus genauer studirt wor-
den sind. Hingegen gehört die Umgegend Bonns wohl zu den
wenigen in Deutschland, deren Infusorien und Bhizopoden besondere
Beachtung gefunden haben durch Lacbmann, Greeff, Kichard
Hertwig und Lese er. Insbesondere ist es die Klasse der Süss-
wasserrhizopoden , welche sich in den Tümpeln der Umgegend ton
Bonn reieh vertreten seigi.
Simiar polymorphus, bei Wtirzburg häufig; ebenso
Arten von Vorticellay EpisfyliSj Carcliesium^ welche eigent-
lich überall auftreten. Neue Arten von Oxytrkha, Episty-
Us, Vaginieola hat Lachmann ans Gewässern bei Bonn
besehrieben. — Auf WasserkAfem sehe ieh hier wi6 bei
Tübingen eine grosse Todophrya, — Von Dendnmmdes
zeigt Lachmann eine vielleicht neue, auf Gammarus pu-
teanus schmarotzende Art an. — D, paradoxtis scheint
nicht häufig zn sein ; ieh habe erst einmal das Thier an
Gammanis pnlez getroffen. — Oreeff hat' bei Bonn eine
ganze Anzahl nener Oattnngen nnd Arten Ton Vertretern
der Radiolaricn im SUsswasser aufgefunden: z. B. Äcan-
thocystis pallida, A. ^nifera, Ästrodisculus minutus^ A.
rubeTy A. flttvescens, — Actinapkrps Mehhomii bei Würz-
bnrg nicht selten, ist bei Bonn „ausserordentlich hänfig'^
Einer Gregarina, vielleicht neu, gedenkt Lacbmann
aus dem Darm des Gammarus puteanus. — Wollten wir
etwa den Volvox globator den Thieren näher rtlcken, als
den Pflanzen, so könnte noch erwähnt werden, dass der-
selbe bei Würzbnrg gemein ist, während er z. B. bei Ttt-
bingen, was ich jedoch nur für zufällig halten möchte, sei-
ner Zeit nicht aufzutreiben war.
152
JSiücMMcke tmd Mlgemeinerea.
Der Stock der ThierbeT()lkeniiig| welche jetst den
westlichen Theil Dentschlaads efamimiikty hS> mit der
mitteleuropäischen Fauna zusammen und diese bildet wie-
der mit der nordasiatischen ein Ganzes. Viele Verände-
rungen und Verschicbungen mögen wohl stattgefonden
haben^ bis sich der Stand der Gegenwart ausbildete. Ein
Theil der Thiere ISsst sieh yielleicht als üeberbleibsel
der Eiszeitfauna deuten; ein anderer mag auf nordische
Einwanderung nachfolgender Zeiten bezogen werden. Dann
macht sich aadi eine Anzahl von Arten bemerklich, welche
▼on Süden her» westlich und dstlieh» sieh in die Fauna
unseres Gebietes eingemiseht hat, wodurch gerade das
Maintha], in höherem Grade das Rheinthal und Moselthal
einen südlichen Charakter empfangen.
Die einzelnen Arten genau auszuscheiden, welche als
nordisehe oder eiszeitliche zu bezeichnen w&ren, mttsste
eine Aufgabe für sich bilden, und wftre etwa in der Weise
zu behandeln, wie Ernst Hof mann bezüglich einer
Gruppe der Lepidopteren solches durchgeführt hat. (Iso-
porien der europäischen Tagfalter, Württ Jahreshefte 1873.)
In der AbtheiluQg der Mollusken können wohl zunttehat
alle die Arten hieher gerechnet werden, welche durch die
Forschungen Sandberge rs im Löss des Mainthals nach-
gewiesen worden sind (lieber Ablagerungen der Glacial-
zeit und ihre Fauna bei Würzburg. Phys.-med. Ges. za
Wttrzburg Bd. XIV); ausserdem aber mischten wohl noch
Arten^ wie z. B. Amphipeplea ghämoia oder Fhysa hypno-^
rwm, welche nach v. Middendorf noch am nächsten
Yom Nordpol gefunden wird, hieher zählen. Unter den
Arthropoden dürften, ausser gewissen ideineren Wass^
käfemund Laufkäfern, namentlich aus der Gruppe der nie-
deren Orustaeeen gar manche in diese Reihe fidlen;
Wirbelthieren vielleicht Eana arvcdis.
Zu den Arten des Main- und Rheingebietes, welche
von Süden her einwanderten, können aus dem Stamm der
Arthropoden geziUdt werden z. B. die Inseeten: AMa
Digitized by Google
153
grisea, Pamopes camea, Mantis religiosa, Oecanthus pellu-
CO», Efhippiger mtimm^ Aaeakipkus coccajw^ Tetiigoma kae-
MmtoäeBy Rilgara eurapaea; von Spinnen: Sregus cima-
herimutf Argiope Bnimehü; Ton Myriapoden: Cermaiia
armeoides. Aus der Gruppe der Weichthiere; Bulimus
qmdridens, Hdix carthusianOy Cydostoma elegans, Limax
wanegaiuSf vielleicht auch L. eristatm (Amalia marginata).
Am der Gbuie der Beptilien: Lac&iß niriäis^ L. nrntaUSj
Elapkig flaoeicem^ TropidomUa iesHÜahis; von Amphibien:
Ältftes ohsietrieans^ Triton helveticus. Auch einige der oben
in diesem Sinne schon bezeichneten Vögel, z. B. Turdus
cifonem^ Emheriea cio, Twrdus saxaUlis könnten angereiht
weiden. — Die Hanptwege filr das Einwandern eüdlieher
Thiere ins Rheingebiet gingen wohl einerseits dareh das
Moselthal, andererseits durch die GebirgslUcke zwischen
Jura und Vogesen.
Ton einem sttdlichen Thier der rheinischen Fauna
wissen wir^. dass es dnreh mensehliehes Thon einge-
schleppt wnrde: es ist Olausüia Btammi (0. itala) an der
Bergstrasse bei Weinheim, welche durch italienische Reben
in diese Gegend gekommen ist. Eine frühere Ansicht, wo-
nach auch BUlmm radiakts durch den Weinban in unser
Gebiet gekommen wftre, hat sieh nieht festhalten lassen.
Als ein Wiederaufleben alter Einwandemngslust ist
es vielleicht anzusehen, wenn z. B. das Faustbuhn, Syr-
rhapies paradoxtis, der Flamingo, Phoenicopterus anüquorum^
oder der Oleanderschwftrmer, Sphinx nerii^ in manchen
Jahren ron Nordosten her und aus dem Mittdmeergebiet bei
uns ersebeinen; oder wenn Fleu/ronedes flesus den Rhein
und Main hinauf geht. Auch an die Muschel Dreissena
polymofpha, im südlichen Europa heimisch, darf erinnert
werden, welche sieh in unsem Tagen im Bhein- nnd Main-
gebiet ehngebllrgert bat Selbst das zeitweilige Herab*
rSeken maneber nordiseben Fledermaus, wie insbesondere
von Vesperiilio Nilsoniiy gegen das Rheinthal könnte man
sich versucht fühlen, als Fortbestehen einer Neigung zur
Einwanderung auszulegen.
Unter andere Gesichtspunkte ist aber wohl das perio-
dlsehe oder jährliebe Wimdem in stellen, welches lai-
Digitized by Google
154
chende Fische und viele Vögel iu bestimmter Jahreszeit
in das Bheiugebiet führt«
Neben denVerilnderangen nnd Umwülziingen, welch»
unsere Fauna dnrcb Einwandern der Thiere erfahren bat,
gibt es andere, welche auf Zurückgehen und Erlöschen
der Arten bis in die jüngste Zeit herein beruhen. Ee»
hat z. B. Ne bring in einer der fränkischen Höhlen den:
„snbfossiW Rttckenwirbel einer grösseren Sehlange ge-
funden, den er auf die Aesculapschlange zu deuten geneigt
ist (Zool. Gart. 1880). Im Falle sich die Annahme be-
wahrheitet, wäre zu schliessen, dass die südliche Schlange,
welche in Franken jetzt nicht mehr Yorkommt, sondern
anf wenige Pnnkte im Bheingebiete, ohne Hinznthnn dea
Menschen, beschränkt ist, früher einen grösseren Verbrei-
tungsbezirk gehabt habe. — Das Vorkommen der Mantis
rdigiosa im Mainthale und ihr Erlöschen vom vorigen Jahr*
hundert ins jetzige liegt dentlich zn Tage. '
Die Umwandlung der „zoologischen Physiognomie'*
auch unseres Landes vollzieht sich aber am meisten durch
die menschliche Uebervölkemng nnd das Thun und Trei*
ben des Menschen. Die immer weiter ansgreifende Bear»
beitnng des Bodens, Umgestaltung der Flttsse in Canftle,
Ausfullen der Wassergräben, Trockenlegen von Seen und
Sumpfstrecken, Schwinden der Wälder oder wenigsten»
Behandlang des Waldes als Forst, schonungslose Jagd und
Fischerei und Anderes sind yielen Thierarten verderblich
geworden.
Endlich will es auch scheinen, als ob ein Erlöschen
mancher Thiere durch die besitodige Verschlechterung dea
Clima's erfolge. Dem aufmerksamen, langjährigen Beob-
achter kann unmöglich entgehen, wie z. B. gewisse Arten
von Insecten, die er vor Jahren zahlreich in einer Gegend
wahrgenommen hat, welche von den vorhin gedachten Ein-
griffen des Menschen verschont geblieben ist, dort völlig
ausgegangen sind. Allzulang dauernde und sich zu oft
wiederholende Kälte und Nässe scheinen Eier und Larven
zerstört zu haben. Womit auch eine Erfahrung stimmt,
welche Kenner der Thierwelt des Hochgebirges angezeigt
Digitized by Google
155
haben nnd dahin geht, dass diese and jene Art von Insecten
ein Absteigen in den Alpen begonnen hat.
Ohne solche Wandlungen in der Fauna unseres Lan-
des weiter verfolgen zu wollen, so bieten sich uns ferner
manche Beispiele dar, welche die Abhängigkeit des Thieres
Yon der Umgebung nnd die dadnreh bewirkte Veiände-
rang des Einaelwesens zeigen. Als seiner Zeit Willde-
now, der norddeutsche gründliche Botaniker, zum ersten-
mal in der Gegend von Salzburg Excursionen machte, er-
kannte er einige ganz gemeine Pflanzen, die auch um Ber-
yn waehseDy anfangs gar nioht wieder, sondern hielt sie
für besondere Arten. Das gleiche Erlebniss wiederholt
sich wie oft auch bei dem Zoologen, der bisher nur ver-
traut mit den ihn umgebenden Formen, dieselben Arten in
einer andern Gegend za Gesicht bekommt.
So sinkt Mdix nemoroK» auf den höheren Bergen der
BhOn zn anfGdlaider Kleinheit herab. Anf dem Bnndsand-
stein bei Amorbach wird die Schale von HeUx arhtisiorum
dUnn und biegsam, die Färbung einfach. Der Käfer Dor-
cadion fxdiginator, ein kaikiiebendes Thier, ist auf dem
Mnschelkalke des Tanber- nnd Mainthaies in Grösse, Tracht
und Farbe recht verschieden ron dem des Bochnsberges
bei Bingen, welcher gar wohl als Varietät abgegrenzt werden
kann; auf dem Keuperbodcn bei Tübingen ist wieder
ein ganz anderes Thier daraus geworden, jene schön ge-
ltreifte Form, welche längst als D. Imoc^ von den Syste-
nalikem abgesweigt wnrde.
Oegenflber diesen Einwirkungen des Bodens gibt es
Ändere merkwürdige Abänderungen der Gestalt von ganz
localem Gepräge. Dahin lässt sich z. B. der so äusserst
8pitz ausgezogene I^^mnaeus stagncUis der Maare der £ifel,
hishesondere d^ fast pfriemenfbrmige des Laacher Sees
leehnen. Es mOcbie einem beinahe der Oedanke kommen,
sla ob diese tiefen trichterförmigen Wasserbecken durch
ihre Form auf die Gestalt des Gehäuses gewirkt hätten.
Der £influss von Licht und Wärme äussert sich sehr
bestimmt an der Färbung der Hdix nmataks in nnserm
Digitized b^Google
156
Gebiete. Das prächtige Citrongelb, welches die Schale
dieser Schnecke bei Mainz und an sonnigen Weinbergg-
lagen des Mainthales darbietet» Yennisst man am Nieder-
rhein, trotzdem dass das Thier in Orösse imd Dioke der
Schale sich hier sehr entwickelt zeigt. Hingegen ist in-
teressant, wie in der Gegend von Bonn und weiter rhein-
abwärts das Roth dieser Schnecke sich inCpcaobraun ver^
tieft nnd die oben erw&hnte sehöne Varietät, welehe jedem
Sammler anflkUen mnss, herrorraft. Hierbei lisst sioli
wohl nicht bloss im Allgemeinen sagen , die Feuchtigkeit
der niederrheinischen Ebene ist bedingend ftlr diese Farben-
abänderung, sondern ich möobte die Vorstellung hegen,
dass yielleioht die tieraafdringende Meeresfeaohtigkeit der
Luft, welehe ja hier bei Bonn anf das Pflaosenleben aadi
deutlich wirkt, mit im Spiele ist.
Dies führt mich zurück zu einer von mir schon mehr-
mals yertheidigten Ansicht, der zufolge das Dunkelwerden
mancher Thiere mit grosser Fenehtigkeit des Aufenthalts-
ortes in Verbindung stehen möge. Von snstimmenden Be-
obachtungen erwähne ich jene, welche Fries (Zool. An»
Zeiger 1879, Nr. 24, S. 155) veröffentlicht hat Und gleich-
wie ich schon früher die schwarzen Abänderungen einbei-
miseher Beptilien, wie Vtpera herus yar. prester, LaeeHa
vivipara m. mgra^ Jngms fragüis in sehwaraer FSri>uii|^
ans der gleichen ürsaehe ableitete, so mOehte ieh aneh die
schwarzen Varietäten, wie sie unterdessen an Lacerta mu-
ralis durch Eimer, v. Bedriaga undBraun bekanntge-
worden sind und zwar immer nur an Thieren der kleinen
Insehi des Mittelmeeres, ebenfalls mit der Binwirknng der
fenohten Meeresluft in Verbindung bringen. Es spricht
doch jedenfalls für diese Auffassung, dass Beobachter,
welche von meinen Wahrnehmungen und Schlüssen keine
EenntniBS genommen haben, denn doch bezflglioh anderer
Thiergmppen zu gleieher Annahme sich hingezogen fühlen.
So hebt in der Stettiner entomologischen Zeitung 1877 ein
Sammler von Schmetterlingen bei Bilbao hervor, dass
eine entschiedene Neigung zur Verdüsterung und Schwär-
zung der Farbentöne, ähnlich wie im Norden und auf den
Alpen, dort sich zeigCi nnd er spricht ans, es scheine die
Digitized by Google
157
Nähe des Meeres — also die feuchte Luft — diese Ver-
ändernug zn bewirken. Ein anderer Lepidopterologe be-
liebtet (ebend. 1879), dasa ein fenehter Lehmboden bei
mandien Arten eine dunklere IHrbnng heryonarafen
scheine.
Den Reihen von Beobachtungen über das Dunkel-
werden des Arion empirieorum an sehr feuchten Plätzen^
welehe ioh soboii früher Teröffentiiebte, könnte ieh jetaet
soeh manche andere beatttigende anftigen. Dabei hfttte
ich aber auch als Ergebniss zu bemerken, dass ausser der
Feuchtigkeit schlechthin doch auch die besondere Boden-
besehaffenheit ihren Einfluss üben mag; und ausserdem
wohl aaeh eine innere Anlage oder Empfi&nglicbkeii des
Organismus den Einwirkungen von anssen entgcgenznkcmi-
men hat. Das tiefe Schwarz, z. B. des Limax cinereo-niger
auf vulkanischem Boden (Laacher See) denke ich mir als
mit dem letzteren in Beziehung stehend. Sucht man sich
über jeden einzelnen Fall, der uns dranssen anfstttsst,
Rechenschaft an geben, so gerathen wir freilich oftmals
in Verlegenheit. So z. B, was bedingt das prächtige Feuer-
roth des Arion empirieorum in vielen rheinischen Gegen-
den, das mir am Main und der Tauber niemals zvl Ge-
sieht gekommen ist, nnd womit sich dann wieder eine be-
dentende OrOsse des Thieres TergeseUschaftet? Und nicht
allznfem davon oder gleich daneben lebt die kaffeebraune
Form, ohne dass Boden und Luft dem gewöhnlichen Siun
und Geitihl nach verschieden wären. Wie verwickelt
übrigens die Fragen noch sind, geht z. B* anch daraus
hervor, dass» wie ich ans eigener Erfahrung weiss,
eimäkKs9ma der Insel Sardimea. eine dicke, kreideweisse
Schale besitzt, das Thier selber aber ganz schwarz ist.
Der Beobachter im Freien nimmt oft deutlich wahr,
dass gleichwie die leblose Natur einen Abschnitt macht,
indem sie etwa anf den Kenpersand den Kalkboden folgen
lasst, so anch anf rinmal nene Pflanzenformen nnd Thiere
sieh um uns zeigen. Bei Kissingen z. B. ist die Ostseite
des Thaies, aus Muschelkalk besteheud, reicher an Pflan-
zen, Mollusken und Insecten als die Westseite, deren Grund-
lage der bunte Sandstein bildet. Wie sehr ilUlt dem die
Digitized by Google
158
Eifel Durchwandernden die Armuth an Gehäuaeschnecken
dort auf, wo er auf dem Schiefergebirge steht, besonders
wenn er sieh «n die Kalkgegenden des Mainthaies znrttek-
erinnert Hier in letzterem an sonnigen Pläden die Mei^ea
des Btdimus radiatus^ der Xerophilen (Helix erieetorumy
H. candidülä); Mauern und Steine besetzt von zahlreichen
GeseUschaften der Fupa avenacea; — dort in der Eifel ent-
weder Tauiger Mangel oder höchstens spärliches nnd be-
schränktes Vorkommen! Welch eigenthtlmlichen AnUiok ge-
währt es zu sehen, wie die (Jehänsesehneeken darauf be-
dacht sind, sich des wenigen sich ihnen darbietenden Kalkes
zu versichern. Man triöt nach warmem liegen leere, stark
verwitterte Schalen der HeUx pomaUa^ welche mit jungen
und halberwaehsenen Thieren ron JBL nemoralis und J91
kofiensU wie bespickt sieh zeigen. Die lebenden Schnecken
benagen das leere Gehäus bis zur Durchlöcherung, oder
bemächUgen sieh des Kalkes wenigstens insoweit, dass
nnr das „Chitinhäntchen^' ttbrig bleibt
Der Kalkmörtel alten Gemäuers kann Oolomen von
Gehänseschnecken die Existenz ermöglichen, die dort ab-
gesondert wie auf einer Insel sich halten, so z. B. auf der
stattlichen ßuine Wildenborg im Odenwidd, wo sich Arten
und zwar zahlreich finden, die man ringsum yeigebena
sucht. Selbst der Kalkstaub der Landstrasse in solchen
Gegenden befördert längs ihres Bandes die Entwicklung
gewisser Arten.
Merkwürdig bleibt es dann freilieh solchen li^rschei-
nungen gegenttber, dass es andererseits Gehäuseschneeken
gibt, die überall zu leben wissen, wie z. B. JEUix k^^idda^
und die dickschalige Perlmaschel, Alasmodontamargarüifer,
gerade in kalkarmen Gewässern gedeiht!
Bei Kissingen sind der Boden und das Wasser der
Gräben in der Nähe der Gradirhäuser sahshaltig; und es
stehen dort nicht bloss Salzpflanzen, sondern es finden sieh
auch Thiere, welche nur auf salzhaltigem Boden auftreten.
Aehnlich sind die Verhältnisse bei Kreuznach. In der
Soole selber sind Arten von Würmern nachgewiesen wor-
den, die sonst nur dem Heere angehöre
Digitized by Google
159
Zu mancherlei Betrachtungen könnten die Wasser-
aiwammlnngen anr^n, welche in der fihöa und Eifel vor-
kommen, in der ersteren ab ,yMoore" bekannt sind, in der
letzteren die Bezeichnung „Maare" führen. Die Moore der
Rhön sind nach der Ansicht zahlreicher Geologen Ablage-
rungen in ehemaligen Kratern, welche Anpassung durch
das, was sieh mir beattglieh des Thierlebens darbot, anter-
sttttEt wird. In der Rhto habe ich zwar nnr am „rothen
M 0 0 r" und unter nngünstigen Umständen Nachforschungen
angestellt, und in dem Wasser Insectenlarven, kleine
Wasserkäfer, Wasserwanzen, Cyclopiden und Daphniden,
von Anneliden den Limbriculus variegaius und einige
Neiden bemerkt; hingegen nichts Ton Wasserschnecken,
nichts von Gammarus oder Asdlus. Wem es vergOnnt sein
wird, bei stillem ruhigem Wetter längere Zeit zu verweilen,
wird wahrscheinlich noch mehr Lebendiges zu Gesicht be-
kommen; allein in der Hauptsache wird sich kaum ein
anderer Charakter in der Fauna der Moore entwickeln, als
der ist, welchen ich schon bezüglich des mir näher be-
kannt gewordenen Sees bei Fr ickenhausen in der Rhön
gezeichnet habe. (Anure Batrachier der deutschen Fauna,
S. 105, Anmerkg. 2.) Auch in diesem vielberufenen, sagen-
haften See yermisst man Gammarus, Wasserschnecken und
nur ein kleines Piaidmn vertritt die Weichthiere; die Be-
völkerung des Wassers besteht aus Larven von Insecten
(Dipteren, Neuropteren), kleinen Wasserkälcrn, Cyclopiden,
Daphniden. Ein Weissfisch ist wohl durch Verschleppung
dorthin gelangt Der See hat nach dem, was in ihm lebt,
nicht die Besehafibnheit eines offenen, jetzt oder Mher
mit einem grösseren Wasser in Verbindung gestandenen
Teiches, sondern beherbergt eine Thierbevülkerung, wie
sie sich imBegen und Quellwasser ansiedelt. DerFricken-
häuser See und die Moore fällen sich dureh Quell-, Regen-
nnd Schneewaaser, bestehen sonst abgeschlossen fllr sieh;
woraus sich denn auch der faunistische Befund erklärt.
Vorbereitet durch diese Erfahrungen betrat ich mit
Spannung die „Maare" der Eifel, von denen ich bisher
aus eigener Ansehanung das Gemttndener und Weinfelder
Maar, das Sdbalkenmehrer und Meerfelder Maar, daa Pul-
Digitized by Google
160
vermaar, den Wanzenboden auf dem Mosenbergi endlich
dea Laacber See kennen gelernt habe.
Ans dem Wasser des Oemllndener Maaiee brmelite
das feine Netz kleine Wasserkäfer, Larven von Aeshnay
Agrion^ Ephemera^ von Dipteren, Wassermilben, kleine
Cyclopiden and Lynceiden. Kein Ganmarus oder Äsdius
ist siehtbar. Unter nnd an Steinen lebt Jucylitt flmfiaHihf
I^nmamus irmeaMuSy Planortns aXbue, ImnUmeidtis vorie*
gatuSf Planaria lactea, Polycelis nigra. Eigentliche Wasser-
pflanzen, wenn wir von Elatine^ die sich am Boden aus-
breitet, absehen, mangeln; die Pflanzen der Umgebung
sind solehe» wie man sie an Grftben nnd feuchten Orten sa
treffen pflegt. Am Ufer begegneten mir lUma fusea und
R, esculentUf Helix ptUcheUa, Pupa antivertigOf CarffMum
tninitnum.
Aehnlich ist die Fauna in dem Weinfelder Maar,
dessen Kraterrand so rein gezeichnet ist und wie die ganze
Umgebung durch die einfach gelbgraue Färbung ein eigen-
thtlmlicbes Gepräge an sich bat. AoLcb hier sab man nichts
Ton Oammarus oder AseUuSf sondern wieder nur Larren
von Dipteren und Keuropteren. Auf der öden von Tulka-
nisobem Tuff gebildeten Umgebung war aueb wenig Leben:
etliche Rana fusca^ einige gewöhnliche Käfer wie Timarc^
coriariaj Chrysomela cerealis, Heuschrecken trieben sich an
den steilen Böschungen herum; unter Steinen fenden sich
einige Gehäus- und Nacktschneoken {BMx Aorfenm, Ia-
max agrestis und L. arterMfi); auch ein Weibchen von
Triton taeniodus.
Das schöne grosse PuWermaar bei Oillenfeldy ab-
geschlossen wie die beiden Torgenannten» bot wieder nur
geringes Thierlcben dar. Das Wasser enthielt Larven Ton
Neuropteren, Laich von Phryganeen, iVais, Nephelis vul-
garis, an Pflanzenresten Sydira vulgaris ^blassorange); yoa
Weichthieren sah man den kleinen Fkmorbi$ dUm» und
P. eristakts. Der feuchte Ufersaum zeigt Pupa an/äwertigo,
Carychium minimum^ Ifclix fulva, Achatina hibrica und
Uyalina nitida. An den Böschungen erblickte man nur
gewöhnliche insecten: z. B. Scarabaeus sterccrarius^ Ontho-
Digitized by Google
161
phagusnuchicomiSf Aphodius; von Mollusken : Limcuc eereuSf
ron Amphibien: Bona fmca^ 2Vüan taetmUts,
Merklich anders werden die Verhältnisse am Maar
von Schalk enmehren. Hinabgestiegen zum See fallen
uns sofort zahlreiche Wasserpflanzen ins Auge: Menyan-
ihes, Pdamogeton, Nymphaea^ Mima, Wasserranmikeln and
Anderes. YonThieren hebt das Netz viele Wasserinseeten
berans: Arten von Colymbetes, Agabus paludosus, NepOy
Noionecta, Sigara, Larven von Neuropteren; unter Steinen
zeigen sich Flamria lactea^ Nephdis vulgaris. — Von
MoUnsken kamen znmVoraehein: Lymnaeua sfagnaUSf Fla-
«ori» oOmSt P. ecntofiu8f P. eameus^ P. earinakis^ Fol-
tala erisiaia, Bt^hmu teniaeid(äa, JPisiänm fossarinum»
Immer noch vermiast wurden Gammarus und Aselh*s; vor-
handen zeigten sich Lynceiden, darunter L, lamellatus^
Cyclopiden, Cypridm, Den Sehil&anm des Ufers belebten
viele Libellen; die grasige Umgebnng Buecmea putria.
Das Meerfelder Maar, wenn schon weniger pflanzen-
reich — doch steht auch hier Menyanthes — verhält sich
ähnlich. Von Weichthieren Hessen sieh naehweisen: Lfftn^
nams stagnaUs nnd L. auHeuHariuSy PkmorbiB foniamtSy P.
eotUortiis, P. cristatus, Valvata cristata, eine grosse Ano-
donta, Pisidium fossarintim. Von Wasserinseeten schien
Ploa minuiissitna (ich urtheilte nach dem augenblicklichen
Befand, ohne eine spätre Prüfung yomehmen zu können)
sehr h&ofig za sein; die Gruppe der Wflrmer war ver-
trcten durch Nephelis, Clepsine, Planaria. Wieder ver-
misßt wurde Gammarus und Asellus.
Vom Meerfeider Maar den Mosenberg hinansteigend»
trifft man oben den kleinen Kratersee ^^Wanzenboden'',
der bis zum Jahre 1850 torfig war, ohne Wasser, und sich
erst seit 1854 geftlllt hat. In dem braunen torfigen Wasser
liess sich kein Gastropode blicken, sondern nur ein klei-
nes Piädmn. Von Grnstaeeen sah man Daphma^ Lgticem
(darunter Z. Zomellflrfitö), Cyclops; es fehlte nieht an kleinen
Wasserkäfern, Larven von Dipteren und Neuropteren,
Wasserwanzen: Nepa, Notonecta, Sigara; von Würmern kam
Auloeostomum nigrescens zum Vorschein. In grösster Menge
T«rlu d. aal Ttr. Jftlug. XUVIIL 4. folge. YUL Bd. l\
Digitized by Google
162
waren Larven von Tritonen zugegen ; jeder Zug des Netzes
hob eine ganze Anzahl heraas.
Am reichsten an Thierleben bekundet sich der
Laacher See. Aehnlich wie im Maar von Schalken-
mehren und Meerfelden sind zunächst echte Wasserpflanzen
zugegen, z. B. die weisse nnd gelbe Seerose, UirkutanOf
CeratophyUum, Wasserranunkeln. Hier erscheint von Kreb-
sen, Gammarus pulex und G. Boeselii, sowie Asellus aqua-
ticus] unter den Lynceiden witdßi Lynceus lameUatus, Von
Mollusken ernährt das Wasser Lymnaeus inmeaiulm und
eine kleine Form des L. aurieulariuSf var. lagoHs^ Ancylus
lacustris und A. fluviatüiSy Planorhis contortus^ P, spiror-
bis. Von Strudelwürmern ist sehr häufig Planaria laciea^
seltener Polycdis nigra ; Anneliden sind vertreten z. B.
durch Cl^^sine hioeiüata und Liimbricidus variegaku. Bona
esctdenta, Larven von Tritonen fehlen nicht
llerkvrttrdig und mir nicht recht verständlich ist
das schon oben erwähnte Vorkommen zahlreicher halb-
fossiler Schnecken nnd Muscheln in der Strandzone des
Sees, und zwar solcher, welche gegenwärtig nicht mehr im
See leben. Auf den Aeckern rings umher liegt eine Menge
meist ganz abgebleichter und morscher Gehäuse von PIo-
norMs eameus^ ByMma tenkusulaia und Vdhakt enstata;
von Muscheln die Schalen von Oyclas. Die Erklärung suchte
ich zuerst darin, dass beim Zurückweichen des Sees, als
man den Wasserspiegel tiefer legte, die Thiere dem ab-
fliessenden Wasser nicht zu folgen verstanden und so als
Bewohner der Strandzone ins Trockne geriethen. Allein
diese Annahme passte nicht, als sich zeigte» dass im
Schlamme unter dem Wasser, gegen den Ausfluss des
Sees zu, ebenfalls Bythinia^ Vcdvata, dazu der sehr
schlanke Lymnaeus stagnaiis und Gydas in gleichem halb-
fossilem Zustande sich vorfigmden — wie bespickt mit
Schneekengehäusen und Mnschelschälcben erscheint der
Schlammboden! Annehmen wollen, es seien die genannten
jetzt im See nicht mehr lebenden Weichthiere durch stär-
kere Entwicklung des kohlensauren Gases getodtet wor-
den, scheint auch nicht zusagend, obgleich man durdi die
Digitized by Google
163
noch bestehende „Mofette^^ an der Ostseite des Sees auf
solohe GedaDken geführt werden könnte.
Am TOTstehendeo MftkheUnngen Aber die Fauna der
Maare ergibt sich, dass die Thierbevölkerung sich merk-
iidi Teisdiieden zeigt, je nachdem das Maar ein völlig ab-
geschlossenes ist oder mit dem Flassaystem der Mosel und
des Rheins rasammenbttugt Im erstem Fall — und da-
hin gehören das Gemtlndenery WeinfeMer nnd PnlTermaar
— hat sich eine Thierwelt angesiedelt, die wohl nur durch
zufällige Verschleppung in die Wasserbecken gelangen
konnte. Im zweiten Fall aber — so beim Maar von Schal-
kenmehren, Meerfelden nnd dem Laacher See — bestand
die MOgUchkeit unmittelbarer, im Laufe der Zeit sieb voll-
ziehender Einwanderung von den Flüssen her, wodurch
sich die Fauna eines sog. Altwassers entwickeln konnte.
Nicht in Betracht kommt der Flusskrebs, Ästacus fluviati-
Ks, Yon dessen Anwesenheit ich mich z. B. am Pulyer-
maar und Laacher See überzeugen konnte; ebenso wenig
die Fische : Hecht, Barsch, Schleie, Kothauge im Laacher
See, Blaufellchen im Gemündener Maar, welche Thiere
sämmtlich vom Menschen eingesetzt wurden, um die See-
beeken nntsbar au machen.
Der Kratersee des Mosenberges erinnert wie durch
die braune Farbe seines Wassers, so auch durch Mangel
an Gastropoden an das i^rothe Moor" der Bhön«
Aus dem Munde der Eifelbewohner hört man die Be-
merkung, dass die Maare, abgesehen von den eingesetzten
Fischen und Krebsen, „todte Gewässer" seien; kein son-
stiges lebendes Wesen finde sich darin» In wiefern diese
Annahme sn besehrilnken sei, kOnnen die obigen Dar-
legungen lehren.
Digitized by Google
164
Apmerkungen»
1) Vergl. Waith er. Topische Geographie von Bayern. Mün-
chen 1844. — Den Namen „Rhön^* wollen Manche ableiten TOn „rauh,
Ronaha, renden, roden, Rain". loh halte den Namen für ein sprach-
Uekes AUerihttiB, ttii ich ia einem Briefe des dänischen Katar*
lonohm.AMani«! m Minen Xjehrer Linn4, aat dorn Jtlir» 17^1,
«nf fidgwdtßltlle gnkomvi bin: „U^im m hit ngioMbw (ItaüM)
omtot (M^ütreo albido utplvriinoin, imiwlpabiü, paro a aiimaiQ «d
imum, oolles Lm, Itlandi &öyse vooant ...
3) Eine IManmOaf welche mtn im Gestein der Abbinge det
„Wacheenbergeü^ intrifit, and mir seit Langem bekwint ist, sprioht
Ar d&ee» AafftMong.
S)*0ebev Baa und Leben des MavüwwrfBS hat sieh eine reiche
Literatur angesammelt ; insbesondere ist es das Auge gewesen, das
seit Swammerdam wiederholt der Zergliederung unterworfen
wiyrde. Da nun jüngst ein italienischer Autor eine ^^DescriüoDe
anatomica dell' occhio della Talpa europaea" in den Mem. de Accad.
di Boloß^na 1875 veröftentlicht hat, ohne im geringsten das bereits
Vorhandene zu berück'?i('hti;TPn und dadurch den Anschein erwecken
kann, als ob jetzt zum erstenmal der Gegenstand klar gelegt würde,
■O mag bemerkt sein, dass die wesentlichen Züge im gröberen and
feinarea Bau längst bekannt sind. Bezüglich der ersteren ist na-
mentlich auf die in schlichter Art anftrt^endft, aber treffliche Inau-
gonüabhandlang: Koch, de talpae europaeae oculo, Regimontii 18*26
sa Terweieen, tllwo Lege, Grösse nnd Form des Augapfels im All*
gemeinen, däon di^ Angenlidspalte, tfnakeln, Drftten, Homhent^
SUera, Irit, diedieblbreokenden Medien, «Ifo aaoii Lime^ snlelaiKet»-
}mi9k MwBrym:ei^)n i^bigfilafivMt werd«n. Einige Jelmbnte
ipfti^r gab ich die ernten bietoUigiioh^p lüttlieilqngfin ftber ge-
dachtes Organ (Archiv f. Anat o. Phys. 1854 8. 846); weitere Beob-
aebtangen über die Retina und «das Verharren der Linse anf em-
bryonalem Züstande enth&H; das ,,Lehrbuch der Histologie'* 18BT
8. 288 u. 8. 240. — Da iöh a. a. 0. p. 519 auch den Maulwurf als
eines jeuer Saugethiero zu nennen hatte, in dessen nervenreicher
Clitoris man leicht durch Aufhellung ein längliches Knochenstück er-
kennt, so mag bemerkt sein, dasa man auf g-leiche Weise auch bei
Vespertilio murinus und wahrscheinlich auch an andern Arten von
Fledermäusen ein Os clitoridis wahrnehmen kann.
4) Auf deutschem Boden scheint sich der Luchs besondere
lang im Allgäu gehalten zu haben. Bei ^ner Wanderung im Juni
1867 fiel mir in Hindelang auf, dass aussen an der Försters wob-
nnng mehrere Lochssobadel sich angeheftet aeigien, die, obsohon
Digitized by Google
1^5
dem Wind und Wetter preiflfegebt&v naeh dem AnMehen UBinAgUeh
alhuiiiige dort geweam lein können.
6) In der alten zoologiscben TTniTnrnititmmnilniic in W^fs-
bürg befand aiob aoob ein „Lepus timiim ctrtiMflc". M nifaifer
JUatemiolniiig fand sich, dset ein Idemet verkrüppeltet 'BeUbedl^Se-
mSh dem Hetenteliftdel eafgetetst worden war.
$) St Itt wie ieh eobon enderwftrtt erMert» toMk^ Xo-
teria iUrpium Dendin ni-tolirtiben» weil Dandin mit dteten-Nfr-
nm blott dtt Mlnndhen beieiohnet bat und dm Weiboheii ide JL
amUdla, Irrig ist aneb Lacertß ogüiB Lian^ an tetatttv weü wie ieh
ia der AnmerkuDg 8 zeigen kann, Linud mit ZmeHü offtlis die L.
mipara meint; entere gegenwirtige L, ägÜii itt ihm L. viridis.
Der erste, welcher die Bezeichnung affüis in unzweifelhafter Weise
angewandt hat, bleibt Wolf, seinerzeit SemiDarlehrer und Natur-
forscher in Nürnberg. — Zu den Schriften, welche früher gelegent-
lich meiner Arbeit über die deutschen Saurier hätten erwähnt wer-
den sollen, gehört Ben dz: Bidrag til den sammenlignende Anatomie
of Nervus glossopharyngeus, vagus, accössorius Willisii og Hypo-
glosaus. Vid. Sei. naturh. og math. Afh. 1843 (Contoaraeiohuug über
die hinteren Kopfnerven von Lacerta agilis).
7) Einer neuen biologischen Beobachtung, welche ich nach dem
Erscheinen des Baohet über „die in Deutschland lebenden Saurier^
Tübingen 1872*', gemacht habe und auf eise Art Bruipflege hin«
roweiten scheint, erlaube ich mir hier zu gedtaken. Am 16.*JiiU
(1874) legte eine eeü dem 2& Mai im Zwinger gehaltene J^mric
e|p0it ein nimmt et bald darauf in den Mnnd imA irigi et ia
dar Qnerlage. lob tab den Vorgang alt eine mir firOber mehi 'ge^
laagene Bettitigang der Angabe D-nget' ma, datt Bidtebtea dli
Bitr der eigenen Art gern aaffrotttn. Doeb wurde ia meinem Fallt
dtt Ei niebt venebrl, tondem lag am andern Tbge wieder tm Bo-
den. Am 29. Jnli trigt daatelbe Thier abemalt ein lUteb .geltgtet
Ei im Monde, aber wieder keinetwegs so, alt ob et dattelbe auf»
tebsto wi^te, tondem bllt et mit weit aufgesperrtem Monde zwi-
schen den Zähnen. Es wandert mit dem Ei den halben Tag herum
ond lässt es endlich fallen. Den gleichen Vorgang sehe ich sich
Boch mehrmals wiederholen. Zuletzt liegen alle die gelegten Eier
vertrocknet auf der Erde und keines war aufgezehrt worden. Mir
seheint nun, als ob ganz entgegen der bisherigen Annahme, dass die
einheimischen Reptilien sich um ihre Eier nicht weiter kümmern,
gegen wkrtige Wahrnehmunpf auf eine gewisse Brutpflege zu deuten:
ich lege mir das Geseheue so aus, dass die Eidechse das frische Ei
quer zwischen die Z&hne nahm, nicht um et zu verspeisen, sondern
um es an einen für die Weiterentwicklung passenden Ort zu tragen
ond da «ob im Zwinger diet niobt aotlObren Jattta wollte, to liem
Digitized by Google
166
sie m Bdetii wied«r lUleii. Beim ITaohfiioIwii im FMm tni ieb
diken Bier Ton Laeerta agHU en Stellen, s. B. nnter eehr fla«h Be»
geoden Steinen, wo ee eohwer sa begreifen wer, wie dee Oeeehlft
dee ISeriegens hier hüte bewerkitelligt werden eollen. Jetel denke
iah mir, deee die Ifotter die Eier dorthin mit dem Ifnole ge-
tragen hat.
S) Frfiher Uom im Bedtee der eecheten und der dreiaehnten
(Omelin'koheB) Ausgabe Ton Linn^'t Syatemn nntarae konnte Idi^
da mir auch die Faana sneoica in den beiden Ausgaben linjBfere Zeit
mangelte, mich nicht darüber znrecht finden, wie weit die Kenntniss
Linne 's bezüglich der einbei mischen Eidechsen gegangen war. Jetzt
aber, nachdem ich die immer seltener werdende, wichtige Editio
duodecima, sowie die zwei Ausgaben der Fauna suecica erlangt
habe, Hess sich die bestimmte Ueberzeugnng schöpfen, dass Linne
sowohl die gegenwärtige L, agüis, als auch die X. vivipara vor
Aogen gehabt hat.
In der ersten Ausgabe der Fauna Suecica Stockholmiae, 1746,
führt Linnö auf: „2<acer<a viridis^ habitat in pratis Scaniae ot
alibi'S Da nan die eigentliche L. viridia nicht in Scandinavien ynr^
kommt. 80 hat er offenbar mit dieser Beaeichnnng das Männchen Ton
der ap&teren ttgüis im Hoohaeitekleide gemeint. Dann setzt er die
Bemerkung bei: „Vidi qnondnm in Lapponia lulenai ad temphim
^oekmeok Leoertnm perTam doreo stelinlia pnleherrime piotam, eed
fogitivla modo ooaKi, onm manne noetraa eraeerit; hoee omnino di-
■thiotft ipectee erat, eed non aniBeienter examinaliatar^. Wer ntn
nna eigener Erfidimng die L. mripara kennt, wird nicht im Zweif^
etehen, daaa Linnd die eben genannte Eidedhae^ wenn aneh iinr
lliehtig geaehen hat Ee epricht daftr daa hohe nördliche ToilDom-
men, die Angaben über die Farbenaeichnung dee Rfiokenay endlkh,
daea Linnä, da in Sdhweden nnr agÜi8 und vimpara vorkoonntk
doch sofort den Eindruck empfangen hat, dast es eine yon leiner
damaligen „wridtV* verschiedene Art sei.
Im „Appendix" desselben Werkes, S. 387, wird eine Laceria
ohne Speciesbezeiohnung, aber mit „Descriptio" aufgeführt, die ihm
R. Hast „inter lapides" gesammelt hat. Auch die Beschreibung
dieses Thieres zielt entschieden auf L. vivipara. Zuerst wird aber
die P'arbe bemerkt: coeruleo-cinerenm, punctis albis nigrisquo spar-
sis, Caput supra lividum. Dann wird ausdrücklich die Zahl der
Längtreihen der Bauchschilder auf 6 angegeben. Laeerta agüis hat
immer dentÜoh 8; bei X*. vwipara sind die innersten aber oft ao
klein, daea man gar wohl nnr von 6 sprechen kann, wie dies auch viele
Autoren thnn (Tcrgl. meine Schrift „Deutaohe Sanner** S. 210^
8. SIS).
In deraelben Aoegabe der Fannn aneeien wird unter N. 864
Digitized by Google
167
eine „Laceftef* ohne Speciesbezeiehnmigf ftvfg^f&hrt mit den Merk-
maleo: „pedüius inermibus, manibus tetradactylis, palmis pentadacty-
lis, corpore livido, linea dorsali fusca duplici. Habitat in sylvis'^
Dies sowie die „Descriptio" lassen keine Zweifel bestehen, dass
Linne das Weibchen von Triton taeniatus in der Tracht des Land-
aufenthaltes vor sich gehabt hat. Wenn er sowohl zu diesem Thier
als auch zu seiner vorher erwähnten Lacerta im „Appendix (Nr.
1352)" als Synonym citirt Kajus yfLacertus vulgaris^^ was mit der
Zeit von Vielen für Lacerta vivipara wiederholt wird, so bestätigt
dia nur ra«ine anderwärts ausgetproohene Ansicht, dass man in die-
sen Worten des englischen Zoologen onmögUoh die Lacerta vivipara
mit Sicherheit zu erkennen yermag. — Die Ewei andern Leoerien
(N. 266 and N. 267) sind ebenfalls Triionen, J. criitaim and T.
taadaim^ nnd berOhren uns hier nicht weiter.
FflnlEebn Jahre später, als Linnä die Faana saeoioa lam
tweitenmal nnd „miUe animalibns anota'* heraasgab (1761), erscheint
in N. S6i ffLaeerta agiUit caada verticUlata longioscola: sqaamis
aontist ooUari sabtos sqaamis artieolato". Und naöbdem er die Dia-
gnose aas der erstsn Aaflage wiederholt hat, stellt er als Tarietiten
•of : ß Laeertua viridis ; y LaetTtm dorso ponctis albis, duplid serie.
Da er nan sa Yarietas ß citirt Aldrovandi and aasdrüeUich be-
merkt: Yarietas ß rarissima nec mihi ipsi obTia, so hat ihm wohl
ein Andrer vom Vorkommen einer ganz grünen Eidechse in Schwe-
den erzählt, aber doch nur das Männchen von L. ag^ilis gesehen,
denn die echte L. viridis kommt nicht in Scandinavien vor. Von der
Varietas y sagt er: ,,ad templum Jockmock Julensis Lapponiae et
prope Upsaliam ecmel Iccta", und diese Art ist, wie ich bereits be-
gründete, die Lacerta vivipara.
Da nun aber Linne selber in der Sache zu keiner Klarheit
gelangte, wovon der Grund oflfenbar im Mangel an ausreichendem
Material lag, so stellt er in dem fünf Jahre nachher erschienenen
Systems naturae; Ed. XII, 1766, die gegenwärtige Lacerta vivipara
all jyLacerta agüii^* aaf, and was wir jetat Xr. a^Us heissen, ist seine
„Yar. mruüs**.
Eine mir seiner Zeit anbekannt gebliebene aber erwähnens-
«crthe Not» enthält ein Anfsata v. Bär 's in Möckers ArchiT
1887, 8. 672. Dort wird schon derYerschiedenheit der L. vivipara
— bei ihm efoeM — Ton X. agüia gedacht. Trots aUedem ist be-
kanntlich Ton Späteren L» vivipara bald mit X. agiKa, ander-
seits aach mit X. mmäUs oftmals sasammengeworfen worden.
9) Kach eigenen nnd fremden Beobachtangen schien es frü-
her, als ob Lacerta mmSÜB Ton ^Hrol her die Berge nicht Über-
sehreite, sondern nach Deutschland ins Kheingebiet gelangt sei
darch die Schweiz und von Frankreich ans; dann durch das
Digitized by Google
168
DoDauthal herauf. Hermann Krauss hat aber die Wahrnehmung
gemacht, dass an den Abhängen der Breunerstrasse zwischen Inns-
bruck und Schupfen, theils an Glimmerschieferfelsen, theils am
Stein- und Holzgeländer der Strasse X. muralis häufig vorkommt,
sonach ein Einwandern über den Brenner stattgefunden haben muss.
(Verbandlungen der zooL-bot. Ges. in Wien, 1873, S. 8, Anmerkg.)
De Belyi-Longohampt sttner Zeit mit dem Fange der
Laeerta wutaMt in der Umgegend von Turin beschäftigt, sagt ;
„eile 86 laisse approcher facilement lonqn'on siffle an air, tandie
qoe la notre (die belgiiefae L. mmrcMa) n'eit nnllement eentible k
U mntiqiie". leb habe die meikwflrdige Ei^entoiiaft der genannten
Eideebie f&r Hnsik empOngliob m lein, swar in der mehrfaoh an-
gesogenen Sehrift erwihnt» ohne selbet Eiüithrangen hierüber ge»
maeht an haben« Um lo interessanter war es mir, im Ahrtlial einen
dort ans&ssigen Thierfreond nnd aafmerksamen Beobaehter kennen
an lernen, der ohne soologisohe Bildung an besitaeni mir mittfaeilto^
dass er die an don Weinbergs manem hftnfigen Eideefasen dnr«^
Vorpfeifen auf einem Schlüssel allezeit zu sich herbeilocken könne.
Als Nachtrag zur Literatur in meiner Schrift über die
deutschen Saurier (1872) ist zu verzeichnen: Studiati, Miscellanea
di osservazioni zootomiche, Mem. d. Accad. d. sc. di Torino, 1854.
Beim Embryo hängen die Blutgefässe des Dottersackes und jene der
Allantois durch ihre Endnetze zusammen. (Der genannte Autor
nennt das Thier, welches zu den Untersuchungen diente, L. agüis,
es ist aber nach dem Orte des Vorkommens, Pisa, und der Kopf-
biidnng dentUch L, muräiü.) — Das Werk Needham's NoaTelles
obeerrations mieroeoopiqnes 1750, enthält auch ein Capitel „de la
langoe du Lezard''. — Eine Originalabbildung des Zungenbeine
findet sich in den Tafeln rar vergleiohenden Anatomie Ton Onatav
Caras, Taf. XI, 38.
10) Tor langer Zeit habe ieh im'Lehrbneh dar Histologie, 1857,
8. 90, angeceigty daas nnsere BUndsehleiohe eine ansammenUbigende
Bepanaernng Ton Hantknoehen besitae. Der ftinere Baa der
Knoohentafeln wurde dargelegt in den Yeriiandlungen d. Leop.-
Cirol. Akademie, 1888; wieder kam ieh anf den Gegenstand anrikek
in der Sehrift über die in Dentsehtand lebenden Arten der Saurier,
1872» S. 161, S. 167, S. 250; weitere Mittheilungen über Verkal-
kung der Lederhaut enthält meine Abhandlung über die allgemei-
nen Bedeckungen der Amphibien 1876.
Ich gestatte mir dieses hier zu erwähnen im Hinblick auf die
von 0. Fraas zur Feier des üniversitatsjubiläums in Tübingen er-
schienene Festschrift: Aetosaurus ferratus, die gepanzerte Vogel-
Echse aus dem Stubensandstein in Stuttgart, 1877. Dem Ver-
fasser sind meine über den Hautpanser veröfßsntliohten Arbeiten
Digitized by Google
169
wia M seheint oirbekamit gebUebeB, was seiner Sobrift niebt g6-
nd« im ▼oftheil g«reiobt b«t. jing^B fitagüii iogiit, wie 2^mii-
dbpHf jRrifani odef fteSoiiibe übefbeupti beoitteA ▼om flobeitel bie
mi leisten Sobwttiiswirbel ein regehn§aeigee System von Psnuer-
ringsn, wes gneb der Grund ist, wmrara die BHndsebleiehen oder
ein SobeltoposilL, obsohon ton iebhngenibnliehem Ansseben, siob
nor onbebollBn rafroUen nnd fortsdhieben. Sonaeh Ist es ein Irr*
tbnm, wenn Frans berrorbeben sn nifissen neint^ dass die „Voget-
BeM", abgeseben Ton den Erokedilinen, dnroh den Schuppenpanzer
einzig dastehe nnd nichts Gleichartiges unter den Reptilien der
Gegenwart vorhanden sei. Die Vogel-Echse" schliesst sich viel-
mehr, was den Schuppen panzer betrifil. an Angtns, Pseudopus und
die Glanzschleichen überhaupt an. — (üeber die Hautknochen von
Cydodus and TrachysaimiS aiehe auch Yerh. d. naturf. Ges. in Frei-
; bürg i. B. 1865.)
Nachträf^lich zu der Schrift über die deutschen Saurier sei
biogewiesen auf Beobachtungen Studiati's (a.a.O.) über cotyle-
donenihn liehe Bildungen an Seps tridactylus ^ dem südeorop&i-
sdien n&chsten Verwandten unserer Anffuis fragüis. In Verbindung
mit meinen Angaben, betreffend die Uterasschleimhaut trächtiger
Thiers der einheiniisoben Arten, deuten sie auf Bildung einer Art
: Matterkaeben bin. — Selbetindige Abbildungen ftber Bmsibein und
Bedken ton AngiriB fnp&U siebe aneb in R. Wagner's ioones soo-
tooiiale, TalL Xm. — Die Scbrlfl von Sioborer, 8eps tridaetylns,
iMsi. biaog., praeside Rapp, Tabingae 18S6, eotbllt viele eigene
saalondMbe Beobaebtnngen aneb Aber Anguis flraffüU. — > 0ne mir
nur dem Titel naeb behannt gewordene Arbeit lur Anaionrie amerae
Uderee von Lebmsn n eiehe im ,,Magasin d. Oes. natorf. Freunde
SB Min, IT. Jabrg. 1810. (Oben spricbt davon Isis 1818 2. Tb.
8. 1164.) — Entgegen den Mlieren Angaben Teebodi^ besdireibi
Fritz Meyer die Begattung der Blindsobleiobe ^Sool. Garten 1874,
a 818).
11) Wie sehr die Ringelnatter in früheren, für die Thier-
welt ruhigeren Zeiten an günstigen Stellen sich vermehren konnte,
zeigen z. B. auch Mittheilungen des Med.-Rathes Müller in Calw
(Württ. naturwiss. Jahreshefte 1875, S. 30): „Die Ringelnatter war
früher in den lauen Thermen von Liebenzell {Schwarzwald) so häufig,
dass als in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts die längere
Zeit eingegangene Badanstalt daselbst wieder eingerichtet wurde,
der neue Besitzer geraume Zeit zu kftmpfen hatte, bis er sie aus
allen Winkeln des EhMiies, in welchen eie siob eingenistet hatten,
tertreiben konntet*'
An jüngeren Exemplarm babe iob mehrmals bemerkt, dasi^
vma sie im Freien plfttilieb, wenn aneb mit Sobonnng, ergriflen
Digitized by Google
170
Warden, in Starrkrampf verfielen; erst nach längerer Zeit erhielten
die Thiere die Bewegen gsiahigkeit wieder. Die Erscheinung gehört
wohl zu jenen, welche bei den Eidechsen als eine „Art BezauberuDg"
boaohrieben wurde. Vergl. m. Schrift üb. d. deutsch. Saurier S. 157.
12) Auch die Schlangen scheinen sich, ähnlich wie andere
Tbierarten, höhere und niedere, der Fortpflanzung lialber, in
beftimmter Jahreaseit gesellschaftlioh tasammenButhun, „eu tohnir
Mn'' in der Sprache der EntOBiologon. Obeohon ich selber nie Zeuge
TOB tolofaen ZuaammonkOnften war, ao vöehte ich doch auf diei— rk*
wMigeD Beobaditoiign, weldM dar gentao Gene (Storia naUifmb
degli taimali Yoi II) an CoroneOa mutnaea gwatobt htA, U»-
ipeim: der Geiuuwta Mb die Tbier» la HnodMien, JabrolftBg aa
demselbea Fiats und aa donelbaB Zeii aaaaanneakomineii«
Ein bobar Gnd abarraaobe&der Bratpflaga bei OmiMBa
mutrißca worda von Dr. Set tari, Ant in Heran, beobaehtai. Sr
batte die SoUange mebrera Jahre in dar Gefaagantebaft danl^a-
bracht, wobei aie ni wiedefbolteuaalan Jange aar Welt aelata oad
aufzog. Es erfolgte eine wirkliebe Pfitterung der Jungen durch die
Mutter, zwei bis drei Wochen hindurch, indem das alte Thier M^l-
Würmer, kleinere Eidechsen etc. zuerst zu sich nahm, daun nach
einer oder zwei Stunden wieder heraufwürgte und den Jungen m
den Mund steckte. (Vergl. G r e d l er, Fauna d. Kriechthiere u. Lurche
Tirols, 1872.) Es schliesst dies alles an jene merkwürdigen Züge
an, welche schon früher im Leben der Schlangen wahrgenommen wur-
den. In Silliman's American Journal Vol. 29, 1836 (mir bekannt
aua der Isis) zeigt z. B. ein Beobachter an, data die sogenannte
gestreifte oder die Garten- (Knieband-) Schlange, welche Kier legt,
ihre Jungen bei Gefahr Tertchluckt und dann wieder heraotwiift.
18) Elaphis flavucau gehört auch den Oberrhein (Schwarzwald
and •ftdlichea Baden) an nnd musa dort aohon um die Zeit erkannt
worden aein^ ala Heyden ihr Yorkammen im mittelrheimaebaa
Sehlaaganbad naohwiei. Denn Merrem (Yeranoh eines SjeteaMder
AmphiUao, Marbarg 1920), weleber nntere ScUanga all GL Soofdü
auff&brty aagt: y^ii^bitat in Germaiiia meridionali''. Aneb mSehta lab
binweiaen anf Sander 'a „Naehrieht von ^er anbekanntan Seblangen-
art in St Blasien** (dar Natnrforaeher. Kabiebntee Stftal^ HaUe 1788).
El wird über eine MBaomioblange*' dea Sohwanwaldea bariebtat aad
anadrfleklleb erUirt, dasa rieh daa Thier anf Biuinan anlhalle. IKci
thut aber unter den hier in Betracht kommeDden Schlangenartes
mit Sicherheit nur JE. flavescenSy welche bekanntlich, durch Um-
schlingen, auf dünnen Bäumen von Zweig zu Zweig klettert. Auch
was sonst von Sanders mitgetht?ilt wird, führt nur auf diese Art
hin. (Dass unser „Professor in Carlsruhe" die beiden vorstehenden
Kathen für ,,zween kleine Üeischige Füaae'' hält, kommt hier nicht
Digitized by Google
171
in Betracht; auch ein Anatom wie Swammerdam, Bibel d. Natar
S. 292, hatte die Penes der Schlangen für Qehwerkzetige genommea.)
£ine Andeutung, dass E. flavescens im südlichen Baden zu
Haute' aei, ergibt aioh aus der Abhandlung Weber'a Aber die im
Qffonhenogtiram Baden forkonmieiidffik Soblangen (Jahreaber. d. MaDo-
baimerymliia 1 Natorkimd«» 1866). Dort haiart es, dasa aadh HÜ-
theünng dea praktiaohan Arstes Stock er die gelblieha Natter, Ckh
MtßrfUKmom» auf den aoonigen HShan dea joraiaohen Bandangobirgea
dai Seekraliea aidh findet, doch als Seltenheit; wfthrend aie am
^ Blarian auf dem Sehwaxaandda ans dem^ vorigen Jahrhnndart
,,aU gar mchi eeltea" beseiehnet wird.
Der Angabe Giebels gegenüber, dass sich E, flavescens auch
bei Blankenheim in Thüringen und am Mägdesprung am Harz vor-
finde, kann ich mich eines Misstrauens nicht erwehren: ich denke
an Exemplare, welche aus der Gefangenschaft entkommen, später im
Freien aufgegriffen wurden. Ich möchte anführen, dass auch in der
Umgebung Würzburgs in den letzteren Jahren wiederholt E. flave-
scens aus dem Freien eingebracht wurde, wobei es sich nachweis-
lich um käuflich erworbene Thiere handelte, die entkommen waren;
^le, die sich immer häufiger zutragen können, seitdem Reptilien
nach vielen Gegenden Taraobiekt werden. Wurde doch s. B. als iah
noch in Tübingen war, eine Em^s eunpoM von ainam Fiwbar im
Neckar entdeokt; ein «weites Exemplar Ton einem Bürger erbeutet,
im Frühjahre am Fasse dea Oesterberges, wait weg von der Stadt.
Nach der Erdkrasta dea mir gebraohteo Thierea an aohUessaa, mochta
& Sehildkrüte soebea daa Wintenrerateok Torlassan haben.
14) Die Angabe in der Synopsis Toa Lea nie, dass 0, läro»
sirsM hftafig am Rhein aai, war mir an merkwürdig, als dasa iah
mish nicht hütta bemühen sollen, ein tob denselben Yarlhsser harana-
gegebanea Sohulprogramm M^ber die Sehkngen und besonders jene
dsr Umgegend Hildeshdms IStfO^ anfentreiban, am vieUeieht darüber
aihere Mittbeilungen zu erhalten. Allein die genannte Schrift, eise
geringe und wenig wissenschaftliche Arbeit, enthalt keine weitere
Aufklärung.
16) Obschon Vipera berus auch ein für den Arzt nicht un-
wichtiges Thier ist, so hat es doch an vielen Orten lange gedauert,
bis man diese einzige Giftschlange auf deutschem Boden unter-
scheiden lernte. Im Hinblick auf Süddeutschland sagt z. B. Schübler,
der äeissige Forscher auch auf dem Gebiete der württembergischen
Fauna noch im Jahre 1822: Coluber bems soll schon bei Göppingen
und Urach gefangen worden sein ; auch in der Gegend von Neres-
heim soll sich die giftige Natter finden, doch bedürfe dies Alles
einer niharen Prüfung. In den nichsten Jahren ist die Sache
offenbar nooh aiaht antsobiedeD gewesen, denn O. t. Martana
Digitized by Google
172
erklärt im Jahre 1830: „die bis jetzt noch in wenij^en Gegendea
"Württembergs aufgefundene giftige Viper, Coluber cheraeüy findet
sich bei Herrlingen und Ameck, besondere in den Felsen des Kiesen-
tbales (Oberamt Blaubeuern)'*. Erst von jetzt an scheint Ulan das
Thier mit Sicherheit erkannt zu haben, und wir finden ©s in den
Oberamtsbeschreibungen aufgeführt, so von Tettnang (1838), Geis-
lingen (1842), Leutkirch (1843), Albthaler bei Göppingen (1844), in
der Alb bei Aalen (1854), Freudenstadt (1859), Neuenbürg (1860),
8uk (186Ö), Oberndorf (1868), Gemünd (1860), Neraheim (1872).
Aus dieser Znsammenstellung enta^UBen wir auch, dass Vipera herm
dem Sohwarzwald, dann dem ganzen Zag des Jnra und endlich den
Torfinooren ObeMobwabent angehört. Vom aohw&biscben Jnra gehl
eie auf den frinkiaohen fther, dann sie iit im BiohattdtiadMn «nd
Pftppenhaimiwhtn geadm irord«n (J&okal), wie ioh dioi mSlm
«in EbDNnplar (die eohwme Form, Yar. presUt) Tom nawolberg
besats. Dass das Thier rom wArttembeigisohen aaf den ganaen
hftfaeren badiiohen SobiimrBwald ftbergeht, lehren die mtOwihuigei
Weher's (Mannheimer Yer. f. Natnrkoiide 1866).
In den Alpen, wo di« KreniotUr bekanatlioh bk nt €000 F.
in die Höhe tteigt, lohelnt Ar Verbreitangsbeslrk ein groeaer an
sein. Schon tnn Mfinohen war sie, wie ich aus eigener Erfahrung
weiss, noch im Anfang der vierziger Jahre nichts weniger als selten;
später habe ich das Thier z. B. bei Reutte, am Planensee, Lermoos
u. a. 0. angetroffen, besonders nach warmem Regen, meist zusam-
mengerollt, ruhig am Wege liegend. In welcher Menge die Vipem
in früheren Zeiten da und dort in den Alpen zugegen waren, ersiebt
man z. B. aus den Mittheilungen des Wiener Botanikers Tratt i nik
(Hoppe, bot. Taschenbuch auf das Jahr 1799), wonach ihm „CWu-
her berus^^ auf jeder £xcarsion zu Gesicht gekommen sei, am hia-
figsten im Saugraben, einer Partie des Schneeberges. Aehnlieboa
erzählt ans denelhen Zeit v. Braune (ebendaselbst 1797) fon doi
Sakburger Alpen. Die Bergalpe bei Werfen s. B. konnte man einat
„wegen Menge dieses Gezüchtes*^ gar nicht benntien« *— Wallte ich
allein naoh meinen bisherigen Erftdirungen sehlieaaeni ao wIn in
8fldd«ataohltnd die sohwuse Ferm (Yer. pntUr) die hinfigere. Die
greoe Gnmdfarbe fand ich bei lUnnehen; die bimune bei Weibehmi
(Y. ehtnea). In 8ehwers (Y. pntUr) kfonen die beiden Geaehleehtar
nmaetsen.
16) Ftper» aapis geht von der Weitoohweis ans nehe aa die
deoteehen Qrensen, im Jure bis Basel; fBr die Umgebung iron MeCa,
Jüaxemburg und LfitÜeh ist sie durch de Selys-Longchamps
Badhgewiesen (Fanne Beige). Sonach kann das Thier als Glied der
Faona des deutschen Reiches angesehen werden.
Hingegen war schwerlich jemals V, ammodytes an irgend einem
I
Digitized by Google
173
Orte diesseits der Alpen einheimisch. Der Fund bei Rosenheim
(Hahn, Fauna boica 1882), an dem uralten Handelswege zwischen
Italien und Deutschland, deute ich auf ein entaprungenes Exemplar;
denn es wurden ja sowohl V. aspis als auch V. ammodifUs lebend in
Menge über die Alpen zu Arzneizweckeogebracht. M ey er z. B. (Vorsiel-
limg tllerband Thier» nit ihr^o Qerippen , 1762) aagt aasdräcklicb,
dui die Sand-V^r, wonach er üü» Abbildaog gemacht^ ein Nürn*
berger Kaufmann ,,mit Tielea andern ans Italien bekommen.'^ An»
den Soliriftett dee Stnuwborger Preteon Spielmann» des Wiener
AntM und Nnifurfonohere Hoet, eelbei noÄ nun der im Jnbre XW
«Mliieneaen med. Zoologie von Brandt und Bntiebarg eni^t
■en, deee hm gegen die Zeü des Rosenheinier Fnndee hin lebendige
yi^m über die Aigm in die deutiolien Apotheken geliefert worden.
Dv den Cbrenaen dee denteoben Beiebee san&diat gelegene Panot»
wo lieb 7. mmoiifitB wirklioh findet^ iet die Gegend n» Bosen, wo
Leipold im Jefcre 1660 (ZooL bot. Terein in Wien, 1864, S. 19)
dai Thier fing und vielleicht gleichzeitig P. Gradier (de Betta,
Erpetol. d. prov. Venete, 1867, p. 257). Doch hat, was ich in Erin-
nerung brachte (Archiv f. mikr. Anat. 1872, S. 11, Anmerkg.) schon
im vorigen Jahrhundert Soopoli aus Südtyrol, Fleimaerthal, die V.
aamiodytes angezeigt.
17) Zu den bisher bekannt gewesenen Merkmalen, doreh welche
sich Eana arvcUis und Rana fusca unterscheiden, sind durch Born
neue und wichtige Kennzeichen hinzugekommen. Sie liegen in den
Skelettheilen des Fasses (Schles, Ges. f. vaterl. Cultur, 1879). Es
hatte Dr. Born eueh die GeiUUgkeit, mir Anfangs April 18(79 le-
bende Pärchen von B. 4MtvaUs ans der Breslaaer Gegend zu senden^
welche abbald im Zimmer laichten. Hierbei lieee sich deutlich wabr-
ndunen, daae eioh im Laich und den jungen Larven die beiden Arten
von einender nntereebeiden. Dee ^I^tterkorn'* des Leiobee ist bei
B. «reoKa am ein Drittel, wenn niebt mehr, kleiner ele bei J2^
Amm; die Hülle lerter; der necb unten gekehrte weieee Po) enage-
doknter. Indem dee „Dotterkom'' rieh sn dem „Wfirmeben^ ent*
wiekelt, bleibt der GröeeennnterMihied doröhaae eo, deae wenigetene
vm ein Drititbeil die Lerren der B. oroott» kleiner eiad} nie jene
von Kfimtu — Die Thiere betten bei der Ankonft die gewöhnliobe
FlidMmg. Ine Weeeer geeetet« begeitketen eiek swei Ptere^ wobei dee
eine Mftnnchen in der Färbung unTerlndert blieb, dee andere eber
durch Auftreten des blauen „Reifes'^ ein ganz auffallendes Anesehen
bekam. Nach einigen Stunden, als ich wieder zueah, war der Reif
verschwunden und das Thier sehr dunkelfarbig. Die Daumendrüse
war bei allen Männchen dunkelbraun, fast schwärzlich.
18) Das Weibchen des Triton taeniatus weicht in der Tracht,
besonders wehrend deel^andaufenthaltee so sehr von dem Männohea
Digitized by Google
174
wurde; bei Sehr an k (Fauna bdea I, S. 285) ist et als „WaM-
eidechse" unter die eigentlichen Lacerten gerathen. Auch manche
der neuesten Faunisten machen es nicht besser: z. B. in einer Schrift
vom Jahre 1871 („die Wirbelthiere Pommerns, Stolp") wird Männ-
chen und Weibchen unseres Triton als teondere Art aufgeführt;
ebenso in einem Verzeichniss der Amphibien und Reptilien des Pe-
tersburger Gouvernements, Zool. Garten 1878. — Vor Kurzem war
ich in der Lage, «eigen zu können, dass Bösel bereits niohi bloae
des TtiUm cristahUf dann den T. cUpestris gekannt, sondern anch
den T. tcieniattis nach beiden Geschlechtem unterschieden hat (Hc^
petologisohe Zeichnongen ans dem Nachlass Rotal't von Boaeii-
hof. Verh. d. nat Yer. f. Rheinland n. WeetMcn 1878).
Brfiggemann (Arehir f. Natafi^esoh. 1876) hat g9gm mibh
den Tadel anagMproohen, data ich Linnö's Laoeria pttbutriB waS
Wkm enitaiue gedeatet« wfthriHid dieaer Name sweifeUoi dac Mian-
ohen Ton T, Umiahu beieichD«. Etwas betroffen darttbery daü bei
der Aufimerkaamkeit, welche loh den Schriften Linnepe widmen
dieser Fehler sollte begangen worden sein, schlug ich noch einmal
nach, muss aber erklären, dass ich die vermeintliche Berichtigung
nicht gelten lassen kann. Blicken wir in die erste Quelle, in die
Fauna suecica von 1746, so sind unter Nr. 254, Nr, 266 u. Nr. 257
drei Tritonen aufgeführt unter der Bezeichnunfy Lacerta^ wovon Nr.
254: Lacerta pedibus inermibus, manibus tetr adactylis, palmis
pentadactylis, corpore livido, linea dorsali fusca duplici, — ohne
Zweifel das Weibchen von T. tamiatiM in der Tracht dee Land-
nu^Mithaltes darstellt. Auch passt alle« übrige, was Linnd Mgt|
genau auf daeielbe: pallide livida est, a oapite utrinqne Becnndam
donom linen fosca excarriti abdemen flayeecens, interdnm nigria
macnUs ponotatom, canda iereHeaenla» longitndine oorporii, nngnea
in pedibna nidli. • Man rieht ana ilauntliofaen Merkmalen dentUoh
die Torhsn erwihnte „Waldeidediie* Sohranka.
£• Ueiben abo jetat noch übrig Nr. 966: Lacerla pedlboe
inermibna fisdai manibns tetradactylis, planüa pentadactylis, canda
ancipiti. Diee iit, worauf anch dae Synonym Lacerta aqaatica ma-
jor hinweist, der gegenwärtige T. eristtUuSj womit auch die das
Einzelne gebende „Descriptio" übereinstimmt. Und endlich Nr. 257
Lacerta pedibus inermibus fissis, manibus tetradactylis , cauda tere-
tiuscula deutet durch daa Synonym von Laoerta aqaatica minor auf
dra T. taeniatus.
Im Systema naturae, Ed. XII, 1766, erhält Nr. 264 die Be-
zeichnung Laoerta vulgaris. (Weibchen dee T, taeni^us). Dann
folgt Lacerta aqaatica und diese geht wieder auf T. t€teni<Uus, nicht
anf jT. erieMuBi denn obaobon Linn^ nieht mehr sagt: Laoerta
Digitized by Google
175
«qvfttioa niBor, to drückt doch die Frage: Larra an praecedentis ?
— «sd dioMT tofliergebeiide ist eben LaoerU yutgaris, d. h. dM Weiln
«Imi fon T. <a«ii(rtwg — klar ant, daas aa aush nicht um daa Tie!
gr&Mem T. «rMolMt haadaln kaos, acmdarn «n dan ktoinaran
Wiammoleh; anok dia «^oanda taratimaola*' wird wiadailiolt 80-
nadi Uaikt Lacarta palMtria anr IBr Drittm eH$MM$ übrig, wia iok
«a atfaier ZaH gethan haba.
loh war bei Abfassung der Schrift über die Würtembergi-
scheu Molche noch nicht im Besitz von Nilsson's Scandinavisk
Faana, Amübierna 1842. Jetzt wo ich dieselbe vergleichen kann,
sehe ich mit Vergnügen, dass Nilsson, der gleich allen skandinavi-
schen Naturforschern sich gewohnt zeipft. die Dinge in der Natur
und die Schriften Linne 's, Eines so genau wie das Andere anzu-
sehen, gerade so wie ich die Linne 'sehen Thiera gadantet hat:
Laoerta palnatria 2W<oii tritkifhti; Laoarta aqnatioa «m DriUm
19) Brüggamamii walaliar als grotaa Seltanbait dan TriUm
MMtkm noch in Obaniaaknd bai Bremen arbaatala, (üabar einige
Amphibiaii tind ReptUiaD dar Fanna von Bremen, 1874) meint, ea
Mi moht einanaehen, warum iofa den Hamen „hdwiimui^ ainfüluta,
aailatlder keineswegs unpaasenden Bcacaehnnng ^jpafodtmu*^, welebe
doch bei Razoumowsky vorangestellt sei. Hierzu bemerke ich,
dass dieses desshalb geschehen ist, weil schon Andere vor mir, z. B.
Bonaparte und Wagler unsern Triton „Salamandre suisse" nennen
und also den zweiten Namen gewählt hatten. Ich huldige dem
Grundsatz, man solle, wenn immer möglich, in der Xiamengebong
sich den Yorgängam anschliessen.
20) In dam anriehend geschriebenen Aufsatz Milde 's: Ausflug
nach dem grossen Teich im Bietengebirge, Verb, daa bat. Yar. für
Brandanbvrg IX, findet aieh eine den Trikm (OfUliriM betraflhnde
Kotii, deren Unrieht^^nit wobl Jeder bemerkt, welcher daa Fort-
pflaaaangBgeaehift des Thieres kennt Bs beisst dort, dass Hun-
dsrte Ton THtonen aioh im Waaser jagten nnd ,um diese Zeit —
Ende Jnli — aohwammen aneh mehr als Iknstgrosse Ballen Laich
im Teiche herum", die unser Beobachter von T. älpestris abstammen
liwt. Bekanntlich heften aber alle einheimischen Species die Eier
einzeln an Gegenstände, welche sie im Wasser vorfinden, am liebsten
an lebende Pflanzen. «Laichballen'' geben sie nicht von sich.
Grelle Farbenveränderungen durch Chromatophoren wur-
den auch an genannter Art von neuem beobachtet. An einem sehr
warmen Apriltage hellte sich z. B. die vorhin ganz dunkle, fast
sehwane Grundfarbe daa weiblichen Thieres ins hellflaaohengrüae
auf, ton dem aiob jeirt anlb aohOnsta bnmne Fledm abbobaa. Das
Minnahen worda balltvaaBerbkn, geatort mit biinnUehen Flaakm.
176
— An dem fruisöeitohexi grüngaArbteii IVdoM wumnmratm^ teiak
schon einige Jahre in Gefangenschaft halte, Hess sich ebenfftlls beob-
achten, dass er an kühlen Tagen im Mai ganz dunkel, fast achw&rt
wurde und sich wieder aufhellte bei warmer Witterung. Auch wie-
derholte sich an diesem Thier dieselbe Erscheinung, welche ich seiner
Zeit über den Einfluss frischen Pflanzengrüns auf die Farbe der
Haut an Syla arborea mitzutheilen hatte. Während der Winieneit
waren n&mUeb die sonst grünen Thiere schwärzlieb grau geworden;
eine Partie von frischer CaüitricKe in das Gefäss gesetzt, rief »aA
in den «iob darauf niederlaaienden Trüonen daa „fresdigiito'' Qfto
der Hant hervor.
Aooh nrodele Batrachier geben unter gawiwen aftbmotpbici»
tdien Binfliltten eine Stimme von aiob. Im Juli vor Anabraoh
eiaea Qewitten kamen bei groteer Stalle im Zimmer ana den OÜ-
sero, welobe THkm manmaluß, Shiproetu& Btuoomi ond Ptemoddm
WcUtii enthielten, kurz abgebrochene Laute hervor, ohne daas frei-
lich zu bestimmen war, welcher der genannten Batrachier die Töne
▼on sich gegeben liatte.
21) Ich habe bei einer früheren Gelegenheit (Act. acad. Leop.-
Carol. Vol. XXXIV, p. 33) auf eine alte Angabe äedi's hingewiesen,
aus der hervorgeht, dass er den Farbenweohael beim aterbendea
Aaly den wir jetzt durch das Sichzosammenziehea und in di« TLefe-
treten der donklen Pigmentaelkn bedingt wiaien, beobachtet habai
Sine viel apiUre Wahmehmongy tber immer noeh in eine Zeit fei-
lend, ala man von bewachen FarbaeUan oder Chromatofhom
aiohta waitte, "finde ich bei Beil: „die Faache erbhMen nahe vor
ihrem Tode doroh Erttiokong, nnd verUeren die BliitedeaRAokeiM**
(Ai«hiv f. Phys. Bd. 8, 8. 450.)
22) V. Scblereth führt zwar den Limax cinereus als Be-
wohner der Rhön auf; er hat aber zweifellos den L. einer eo-nigtTy
von ihm nicht erwähnt, dafür genommen. Sonst zählt er noch auf
den L. agrestis und den Ärion empiricorum als X. ater und L. ruf'us. j
28) Auch bei Mollusken gibt es ausser den eigentlichen oder |
festen Färbungen noch solche, welche an der Lederbaut oder ao
der Schale wie abwischbare Stoffe haften« Sie find ab ein nach ^
anaeen abgeschiedenes Beeret zu betraohten, waa ich schon ander-
Wirte beaftglioh dar Naoktaohneeken, a. B. dee waehmelben lamts
ekidm dargethan habe. Ein ihnliohei am Finger klebende» HmU
aeoret bilden aaeh manehlaltige abetreifbarei fbrbige üebera^ge am |
KArper geiwiaier Tneeeten, wor&ber die nnter meiner MithflUb er-
iohienene Diaeertation dea Dr. Hemmerling (Haatfarbe der la*
aeoten, Bonn 1877) weiteren Aufsohlnss gibt.
Zu den Schnecken mit bereiftem oder beduftetem Gehäuse ist ^
in unserer Fauna ausser Hdix strigeUOf H, fruticumf noch ganz be-
Oigitized by Google i
177
sonders //. carthusiana zu rechnen. Das Gehäuse des lebeudeu
Tbieres zeigt sich oftmals wie matt augcliaucht. liei starker Ver-
grÖBserung läaat sich ein auffifehiperter Stoff unterscheiden, welcher
in Form feiner Krümeln in der Kichtiing der zarten, schräg über
die Windungen la\»feaden Sculpturlinicn sich verbreitet. Nach An-
wendung von Kalilauge erfolgt ein Zusammenfliessen zu grösseren
ElQmpcfaen, yielleiobt in Folge der Loetmg eines Tbeiles der
flobttans. Seit dieser Wahmehmang gelten mir auch die ander*
nirti erwihnten, leicht seretörbaren xuaammenfliessenden Schftpp-
ehen der M, firuHam alt Secretbeteg der Schale. Daas der abge-
«chiedene Stoff die Form von Schüppchen annimmt, wird Den nidit
in Yerwondernng aetien, welcher weiss, wie anoh die Hantseerete
bei Ittsecten, gewisse Aphiden s. B., die Qestalt fadiger Bildungen an-
nehmen.
Besonders bedeutsam will mir aber die ganze Erscheinung
um desswillcri vorkommen, weil solche flüchtige, auf Abschcidung
beruhende Farben oÜV'iil)iir auch bei höheren Thieren nicht ausge-
schlossen sind. So habe ich bereits auf eine ältere bisher nicht
beachtete Antrabe hingewiesen, wornaeh die fri«5che Kreuzotter,
Vipera beruSy am Rücken und an den Seiten „mit einer Art Fuder-
lu'be^' überzo;7en sei. Ferner sei jetzt erwähnt, dass L. Martin
in Stutt^rart bei Säugethieren und Vögeln in gewisser Jahresseit
flochüge Farben beobachtet hat, die er geradezu einen wachs*
artigen Anfing*« nennt (ZooL Garten, 1879, 8. 249). Ich bin der
Ansicht, daas dch in dieser Art Färbung, bewirkt dnrch einen
waohsartigen, ausgeschiedenen Stoff, ein Tom Fflanzenkörper be-
kannter Zag anf den thierischen Organismus ausgedehnt zeigt.
24) Ueber Soulptur des Gehinses von A^^aHna adeuhj sowie
anderer einheimischer Schnecken siehe meine Mittheilungen im
Archiv f. Naturgesch. 1876.
25^ Clausilia laminata besitzt an vielen Oertlichkeiten ein
reinea unversehrtes Gehäuse, wahrend an andern Plätzen fast alle
Stücke sich anj^efressen zeigen. Kleine Löchelcben , mit rings um
sich einstellender Abblätterung, iliesseu zusammen und es bilden
sich in die Tiefe gehende Abschilferungen. Es darf angenommen
werden, daas Algen sich zunächst einbohren; die weitere Zerstörung
mag dann den athmosphiiiaoben Einflössen znznschreiben sein.
Auch Exemplare von Ckmüia vmtricoBa traf ich, weldie im leftien-
den Znstande anf qnelligem Waldboden einen gans dünnen, schwer
absnwischenden üeberzug mikroskopisdher Algen darboten. Die
Bippenlnidung der Ob^rfliehe hatte in Folge dessen an Sbhftrfe ein*
gcibftsat.
26) Man bekommt in neuerer Zeit wiederholt und zwar als
ob es sich um eine nagelneue Wahrnehmung handle, die Anzeige zu
Tiib.d.nal.T«r.lil»g.ZXXVm. i. Folgt. Tm. Bd. IS
Digitized by Google
178
Geeicht, dass Lungenschnecken des Wassers auch ausserhalb des
"Wassers leben können. Indessen ist es seit Langem bekannt, dass
Lymnaeus truncatulus das Wasser freiwillig verlässt und ebenso,
dass andere Lymn&en, selbst Physa und Planorbis bei austrocknen-
den Sümpfen sich in noch feuchtem Schlamm lang am Leben er-
halten. Aaeh von Äncylua fluviatüis hat vor Jahren schon Held
angegeben, dass das Thier häufig an Felswftoden klebe, die Yom
Stoobregen der Wasserfalle befeuchtet werden und ebenso habe iah
Aber die gleiche Art berichtet: ,,ieh sah die Tbiere (im Tauber-
gmnd) selbst an Felswftnden kleben, welche Ton Qa^watser nur
schwach befeuchtet lind^.
27) Beim Dnrchgehen älterer entomologiseher Schriften, i. B.
▼on Fans er 's Fanna ineectoram Germaniae, wird ersichtlich, wie
unbekannt dasomal die BhÖn, der Spessart und Odenwald in natnr-
wissensehaftKeher Hinsicht waren. Cyehnts attefw^xtus z. B. kaant»
man nur vom Andreasberg des Harzes, wo er von dem Braunsohwel-
g^schen Professor Hellwig entdeckt worden war. Andere Carabea
wie den C. auronitenSy Pterostichus metaUicus u. a. führt der genannte
Autor nur aus fernen Gegenden an. Selbst noch im Jahre 1815
weiss Jac. Sturm, der eine sehr gute Abbildung des Cychrus atte-
nuatus veröffentlichte, nur als neuen Fundort den Tharander Wald
bei Dresden und „Oesterreich^* anzuführen.
28) Lucanus cervus^ dessen Lanre des Malms der Eichen
(wohl auch der Bachen) bedarf, muss nach und nach seltener we^
den, seitdem man an vielen Orten systematisch die Ltaabwaldungen
in Nadelhola umwandelt. Desshalb mag eine die frühere H&ofig-
keit nnseres grdssten deutschen Kftfers betreffsnde Mittheilong W.
Ueniel's hier eine Stelle finden. „Im Jahre 1847 genossen wir In
einem Bergwald oberhalb der Stadt Heidenheini (Württemberg) ein
seltenes Schaospiel. Der Wald wimmelte n&mlich in diesem Sommer
Ton grossen Hirschk&fern, die zu Taasenden auf dem Boden hemm-
liefen , da sie doch in andern Jahren viel seltener vorkommen.*'
(Denkwürdigkeiten, Leipzig 1877.)
28a) Die Augen eines seit Jahren in der Sammlung stecken-
den Exemplars von Prionus faber aus der Rhön schimmern bei ge-
wisser Beleuchtung in lebhaft purpurnem, rothgelben Glanz, „leuch-
ten" gewissermassen. Mit der Lupe und bei wechselnder Stellung ist
wahrzunehmen, dass die Farbe in der grobgokörnelten Hornhaut
sitzt; nach der Grösse der einzelnen glinsenden Punkte, die bei g^
wissem Einfall des Lichtes sich zu einem feorig Both steigern kön«
nen, sind es die einzelnen Hornhaut verdiokangen, in welchen die Br»
Bcheinung ihren Sita hat. Am frisch eingefangenen lebenden Tfaiar
ist nichts Ton dem «Lenchten* yorhanden, das Auge seigt sich ykü^
mehr gleichmisBig dunkel.
Digitized by Google
179
29) Das flügellose Weibchen der 3fMü7?a europaea habe ich bei
Tübingen wiederholt auf Waldwegen angetroflfen; zuletzt noch im
Juni 1874 auf der Alb bei Dettingen. Hierbei liess eich die Er-
fahrung machen, dasa das tüchtig stechende Thier, bei der Be-
fohroog auch knarsende Töne von sich gibt; dieses scheint weniger
tllgemein bekannt zn sein, da man in zusammenstellenden Arbeiten
iber die Tonapparate der Insecten alt einzigen Gewihrtmaan Bar*
seiet er aaiofiUuren pflegt. Das geflügelte Mäonoben kam mir
kiiber ein einsigesmal, im botaniteben Garten an Tübingen, ?or
die AngeB. Ton dem letsteren fobönen Inseet bat Cnvier, nooh
am An&ng aeiner natarwissenscbaitlioben Lanfbabn stabend» eine
wie es sobemt kaom bekannte, naturgetreue farbige Darstellung
«inem jener Briefe beigesdilossen, welobe er an die Freunde in
Stuttgart von der Normandie ans gerichtet hat. (Cu vier 's Briefe
ÄQ Pf äff aus den Jahren 1788 bis 1792.) Die Mutilla ist dort
nicht gezeichnet als aufgespanntes Inseet, sondern in Krümmung
des Körpers, Haltung der Beine und Flügel, sowie es an der Nadel
steckt. Dazu heisst es im Briefe: „die Figur 20 stellt ein Ilyme-
nopterum vor , worüber ich Dich um Rath bitten möchte. Ist es
wohl ein geflügeltes Plxemplar von Muttüa europaea?*
80) Der dem Osten angebörige Neniobius frontalis hat sich
unter den vielen £xemplaren aus dem Maingebict, Mosel und £ifel
nicht vorgefunden; somit bleibt Tübingen, wo Hermann Krause
im FtAlgabr 1869 das Tbier naehgewiesen bat (Wfirttemb. Jabres-
hsAe 1871 y & 260) der westlicbste Pnnct des Yerbreitnngsbe*
bssirfcas.
81) In dem „ Beitrag sur Ortbopteren-Fauna Tirols" (Yerb,
d. sooL-botan. Ges. in Wien 1878) fäbrt Hermann Kranes an,
(km ieb Oedipoda tübereiilaia „bei Meran** beobaobtet bebe. Hier-
10 erlaube ich mir zu bemerken, dass ich mich auf das Vorkommen
in gedachter Gegend nicht zu erinnern weiss, wohl aber habe ich
die Art am Pianensee bei Reuttc in Nordtirol gefangen , wo mir
das Thier zunächst dadurch auffiel, dass es bei Südwind und bevor-
stehendem Regenwetter hoch in der Luft unter starkem Gescbuarre
lange umherflog, ehe es sich einmal nieder liess. Ich habe diese
Wahrnehmung und den Fundort anderwärts erwähnt. (Allgemeina
Bedeckungen d. Amphibien, Sonderausgabe, S. 66, Anmerkg. 1.)
82) In der Skizze über die Fauna Tnbingensis wurde unter
Aaderm auch Einiges darüber mitgetbeilt, wann und vro Ascalaphtu
meßju9 in Württemberg naeb nnd naob bekannt vrorde. Bei Bott*
^ am Neckar bat man Um am frflbesten, im Jabre 1803, wabrge-
■nunen. Er bat sieb dort bis jetst erbaUen: im Mai 1871 bebe ieb
das Tbier ,»eines unserer scbönsten Inseeten**, das bekanntliob im
SwiiwBsebrtn bei seinem eigentbttmlich gaukebuden Flöge etwas
180
schwer zu fanden ist, an einem ranhen Tag von Pflanzenstengeb
einfach abheben können.
83) Als einen Nachtrag zu den Veröffentlichungen über die
Insocten Württembergs möchte ich hier angeben, dass ich die wohl
nirgends häufige Libeüüla flaveola an einem feuchten, mit Binaen
bewachsenen Tümpel aaf dem Floriansberg bei MeUiiigeii im Joii
1872 in liemlioher Menge angoiroffen habe.
84) Gibt 68 aooh myrmeeophile Gio«d«B? Mir war uwrl^
wttrdig im Min 1878 bei Wfirsbnrg an beobaeliten, daaa unter dra
Steinen, beeetat mit Ameiseneolenien, jedeamal mitten nnter den
kleinen dnnlden Ameiaen, gana eohwarae Cioaden an 4 bia 8 aa—ea
Sie tohienen mir, naeh der Erinnerang, CercopU wlBkiops so aein.
Ihr VerbiltnisB als Gäste zu den Ameisen ergab sich anch darai»,
dass nach dem Aufheben des Steines und trotz des dadurch ent-
standenen (lewimmels die Cicaden ruhig sitzen blieben und die
Ameisen sieh förmlich wie zum Schutze um die Cicaden sam-
melten. Erst allmählig rückten die letzteren, immer tod Ameisen
begleitet, einzeln weiter.
35) Ueber das Vorkommen der Singcicaden in Württem-
berg vergl. meine Bemerkungen in d. Jahrealieften d. Yer. f. TaterL
Naturkunde 1871, S. 258.
85a) In der yor Kurzem eracbienenen Sohrift: fi. Blane, Ana-
tomie et phytiologie de l'appareil eexuel male dea Phalangidee, La»*
aanne 1880, fragt der Yerfaaaer, worin wohl die Nahrung dieaer
Thiere beatehen möge. Ala einen Beitrag zur Kenntniaa der Lebena»
weise der Phalangien erlaube ich mir desshalb nachträglich einaa-
aehalten, dass ich im Freien wiederholt Phalangium opilio an einer
frisch getödteten Feldmaus betroffen habe, wo sie, in Gesellschaft
von Wespen, eifriiist beschäftigt waren, das Fleisch zu benagen.
86) Es wird in neuerer Zeit öfters darauf hingewiesen, dass
Chelifer andere Insecten als Schmarotzer bewohnt, um sie zur Orts-
veränderung — zum Reisen — zu benutzen. Ich gestatte mir desa-
balb auf Beobachtungen hinzuweisen, welche der Skiaze der Fauna
Tubingensis 1867, angefügt sind: „Don Büoherscorpion habe ieh
mehrmals schmarotiend ^Fhaianpum opiUo, anoh einmal an einer
Sehmeiasfliege, angetroffen, und dass dieses nicht etwas ZuAU%ea
war, geht aus einer andern Beobaehtung hervor. Bei einem in
Weingeist aufbewahrten Aeneinui Umgmanm (groasor Boekkftfcr
aoa Südamerika) fluid aidh unter den Flfigeldeeken, genauer mter
den eigentlichen oder häutigen Flügeln und dem Abdomen eben*
fiills ein stattlicher CheUfer amerieanm Deg.". — Arten von Lcode*
streift bekanntlich das Netz nicht selten von dürrem Gras oder Ge-
sträuch ab. Die Thiere sind, weil uoeh in nüchtenieiu Zustande,
dünn und klein. Den J, ricinm habe ich im Mainthal öftere an
Digitized by Google
181
flODoigen Orten unter Steinen wahrgenommen und dann äusserst prall
aod gross von aufgenommenem Blut. £■ lässt sich daraus scbliessen,
duf, nachdem das Thier Gelegenheit gefunden hatte, tan. Wild oder
Hunden sich an- nnd ToUzutangen , es sich alsdann an passendem
Pbis £iUen Hast» um, in einem Schlupfwinkel Terkrocben, dort die
Terdmnng elnawarten.
87) Bte oben Mtgeeprooliene Aneiebt, deat OUmeri» piuMakif
B, tomaUt nnd G, manMtüia nur Farbenabftnderongen einer und
denelben Art aein mögen, grfindet aiob darauf, daaa man naeb der
^ Bodenbeachaffenbelt nnd den Witterungsverb<nieeen des Jabrea die
; "^afben ineinander fibergehen siebt. Im September 1672 s. B. kamen
der Umgebung von Wfiraburg, aaf Kalkboden, 20 bis 80
' nata auf eine G. pustulaia nnd «war in üebergängen von der einen
xor andern Speeles, liei dem einen Individuum waren erst einige der
gelben Flecken aufgetreten, während sie bei andern sich weiter ver-
breitet hatten; am gewöhnlichsten zeierten sich zwei gelbrothe
Flecken auf dem Brustring und zwei auf dem Schwanzring; dabei
bestand in Zahl und Grösse der Flecken, sowie in der Sattheit der
Farbe — von lebhaft Gelhroth, Blassgelb bis Weisslich — ©ine be-
deutende Verschiedenheit nach den einzelnen Tbieren. Im October
1878 sab iob an den gleichen Plätzen in Menge die zonata^^ und
ffi, wiarmondaH, aber keine eintige „G. pustuHata*^ nnd ich denke
mir, daaa die grosse Feuchtigkeit des damaligen Sommers die Ür-
saehe war, wessbalb die Orangefleeken aasblieben oder Terscbwaii-
deo. Zar Bekriltlgong dieser Anfiassung lässt sieh aaob anführen,
daas man mit der Loope an gar maneben Individoen der „(7. tomUc^
flporent wenn aach oft sehr sebwaebe, Ton liditen oder weisslieben
Fleeken an nntersebeiden fermag. In Amorbacb traf ich ancb
£<mata'' jrani: von der brAunlichen Grondfarbc der „G'. marmorata^K
36) Indem ich behufs gegenwärtiger Arbeit die Aufzeich-
nungen wieder vornehme, welche ich vor mehr als 20 Jahren über
Daphniden gemacht habe, fallt mir ein Blatt in die Hände, wel-
ches aus Friedrichshafen am Bodeusee herstammend, die Skizze der
Leptodora hyalina enthält, mit der Bemerkung, dass sicli das Thier
im Magen eines Blaufellchens, aber von der Verdauung schon stark
sagegriffen, gefunden habe; zugleich mit dem Krebschen, welches
ich später unter dem Namen Bythotrephes bekannt gemacht habe.
Selbstverständlich will ich mit dieser nachträglicben Bemerkung
nach keiner Seite bin Priorit&tsansprficbe erbeben; nnr wird man
lieb mit mir wandern dfirfen, dase iob bei Aosarbeitong meiner
Sebrill ftber die Daphniden, Tübingen 1860, gar kernen Gebraaob
fOB der Skiise gemacht babe. So blieb es bekanntlieb dem dini-
sehen Zoologen P. EL Müller Torbebalten, das merkwürdige Thier
als cor Krebefiionm dea Bodensees gehörig zaerst ansaseigen. Die
Digitized by Google
182
bisherige Speciesbezeichnung „hyalina^^ Liljeborg, muss indeasen
in j,Kinätii'* Focke, uragewandelt werden, auf Grund der Mittbei-
lun^^en , welche vor Kurzem Ludwig über die nachgelassenen
Blätter und Zeichnungen dos trefflichen Naturforschers G. W. Focke
in Bremen veröfifentUcht hat. Es geht darauB hervor, dass vom
Genannten das Thier nicht bloss bereits im Jahre 1838 im Stadt-
graben zu Bremen entdeckt wurde» •ondem dass derselbe aadi ia
den anatomisohen Bau eingedrnngen war. Ebenso hatte er bermti
die beiden Gesehleehter nntenohieden und Ton Allem Zeiohnimgen
hinterlassen. Kindt , nach welchem Fooke das Thier benannte^
war Apotheker in Bremen, «ia »^sgeseichneter Chemiker" nnd nahei
SU der einsige Mann in jener Stadt, welcher an den mi]aroskop^
sehen Stadien seines Freundes lebhaften Antheil nahm.
39) Vor Kurzem hat Prof. Weismanu in Freiburg i. B. den
Bau der „kolossalen Schleimdrüse" von Cypris besprochen (Zool.
Anzeiger 1880, S. 84), in der Meinung, dass er zum erstenmal den
richtigen Bau des Organs darlege. Allein solches ist vou mir schon
vor 20 Ja lu e u, nach Untersuchungen an Cypris monacha, geschehen
(Katurgesch. d. Daphniden, 1860, S* 72). Die Angaben Zenker 's
sind dort bereits verbessert worden.
40) üeber die in Deutschland vorkommenden Arten der Qat*
tnng CUpsim wiren neue Untersuohangen sehr wfuuehenswerth.
So besitse ich s. B. eine mir unbekannte Art» welche Dr. Fries
im Jahre 1871 Ton einer sool(>gisehen Ezcursion nach dem Feder>
see in Oberschwaben surfickgebraeht hat. Im Leben war sie dankd-
olivengriin; Bauchseite etwas heller; oben und unten fein sohwan
besprenkelt. Sie fühlt sich keineswegs knorpelig an. wie C. com*
planata, der sie sonst am nächsten zu stehen scheint, sondern ist
sehr weich. Damit hängt auch wohl zusammen, dass sie im lieben
weit beweglicher war, als es bei C complanaia der Fall ist.
Digitized by Google
InkaltBYerMieliiiiss.
Seite
Einleitung 4S
Literatur • 45
Das Faunengebiet.
1. Bhöngebirga • 61
2. Maintlud 5S
8. Eifel 54
4. Mittel- und Niederrhein 66
Die einselnen Thiergmppen.
1. Säugethiere • «. • 59
2. Vögel 68
8. BepUlien 76
4. Amphibien 82
6. Fisobe 88
6. Weichthiere 91
7. Insecten 116
8. Araohnideii 187
9. M yriepoden 189
10. Cruitaeoen 141
11. Würmer 145
12. Zoopbytcn , , 150
IS. Protozoen 161
B&ekblioke and Allgemeineres ..« 152
Anmerkangen 164
V
Digitized by Google
1
Beitrag zur Insectenfauna der Kohlenformation
Ton Saarbrfieken.
Von
Dr. Fp« Ooldeiberg .
Mit zwei Holuohnitten.
Genus Anthracoblaitina Scudder.
Randteld (M) lang, meistens wenigstens V4 der Fltigel-
längei mauchmal sogar dio öpiUe erreicliend. Die Aeste
der Scapolaris nach ansäen, die der extemomedianen
Ader nach innen gerichtet; so daas die Nerratnr jeder- I
seits des scapular-cxtcrnomcdianen Zwischenraums diver- '
girt. Scai)iilar- und exteruoniedianes Feld nehmen zu-
sammen weniger als die Hälfte des Flügels ein. Die in-
temomediane Ader endet ttber oder in der Mitte der
äusseren Hälfte des Flügels.
Die Gattung Anthracoblaitina Scudder steht der von
MoblcUtitia Sc. am nächsten. Da dieselbe hauptsächlich
Bich nur durch ein hreiteres und längeres Bandfeld und
eine geringere Entfaltung des Scapularfeldes von letzterer •
nnteTBohetdet. Von der O. OerMatHna J3c. unterscheidet
sie sich dadurch, dass die extemomedianen Aeste von
Gerablatt iua nach aussen statt nach innen und von der
Q. HermobhMm^ dass die Scapularäste dieser O. nach
innen statt nach aussen gerichtet sind und endlich von
Peträblattina Sc. durch das Wesen und Vertheilung der
Adern in dem extemomedianen Felde.
Digitized by Google
185
Die 8 bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung ge-
hören alle Europa an und ihr Vorkommen erstreckt sich
Fig. 1. Fig. 2.
vom mittleren Kohlengebirge (Dudweiler) bis zur untern
Dyas (Weissig) inclusive und zwar gehören zur untern
Dyas von Weissig 1) Änthracohlaitina spectabilis Sc. =
Blattina spectabilis Gold.; 2) A, sopita Sc. = Bl. didyma
Gein.; 3) Ä. porrecta Sc. = Bl. porrecta Gein. zur Dyas
von Stoekheim; 4) Ä, Buckerti Sc. = Bl. Buckerti Gold.
Zur oberen Kohlenformation von Sachsen 5) A. dresdensis
Sc. = Bl. dresdensis Gein-Deichm. Zum Saarbrücker
Kohlenbassin 6) A. Beniigio Sc. = Bl. Bemigii Dohm.;
7) A. Winteriano Sc. = BL WinterianoGo\d.\ S) Anthra-
coblcUtina Scudderi Gold.
186
ÄntkraeoblaUina Seudderi Gold.
Ein ^sser Oberflügel von einer Blattinaria Ton
Wenunetweiler nnweit der Leaiasehicht
Die Adern dieses Flttgelrestes sind stark ausgeprägt
und eingedrückt mit feinem polygonalem auch rechtwink-
ligem Zwischengeäder, letzteres besonders in der oheren
Hälfte des Flügels. Die Feldohen zwischen sämmtlichen
Adern sind convex aufgebogen. Das Band- nnd AnaUeU
fehlen, doch sind von ersterem Spuren der dasselbe ab-
grenzenden Mediastinalvene hic uud da zu erkenneB.
Wahrscheinliohe Länge 55mm, Breite 22mm.
Die Flügelspitze ist nieht nach Blattenart gemndet,
sondern zugespitzt und zeigt hierdurch, sowie durch die
Convexität der Aderzwischenräume eine sehr bemerken^
werthe Uebereinstimmnng mit ÄnthracohlaUina Winteriamj
die jedoch wegen der sonstigen Abweichungen im Aderbas
des scapnlar-extemomedianen und intemomedianen Feldes
nicht als ein und dieselbe Art oder als kleiuere Varietät
derselben bezeichnet werden kann.
Von der Scapularader sind zwei Hanptäste zu er-
kennen, die bei Vs Flflgellänge von der Spitze fast in glei-
cher Höhe sich gabclig theilen ; die beiden Gabeläste dos
äusseren Hauptastes gabeln auf halbem Wege nach der ^
Spitze hin noch einmal, so dass von diesem vier Ausläufer
an den Aussenrand gelangen; von den beiden OabelSstefi
des Innern Hauptgabclastes bringt der äussere durch ein-
fache Gabelung unweit der Spitze zwei, der andere durch
wiederholte Theilung drei Aeste an den Aussenrand der i
Spitze, so dass dieser von 9 Aesten der Scapnlaradw ans-
gefnllt ist. Alle diese Abzweigungen der Seapnlaris sind
sanft nach der Spitze hin nach aussen gebogen. Die ex-
temomediane Ader lässt ebenfalls zwei Hauptstämmo er- 1
kennen, die beide etwas oberhalb der Mitte der Fittgel- .
länge in gleicher Höhe sich gabelig spalten; die beida I
Gabeläste des äusseren Stammes gabeln bald nach ihrem
Ursprung noch einmal und senden so vier Aestchen nach
dem Innenrande der FlUgelspitze» während die beiden Gabel-
äste des zweiten Stammes ungetheilt diesen Band er
1
Oigitized by Google
187
leielien, so dasB ia dem externomediaiieii Aderfelde am
Innenrande der Spitze seebs nach innen nmgebogene Zweige
sich zeigen, deren gleich m äs sij:^e Zwischenräume merklich
breiter sied, als die des Scapularfeldes. Die vierte Haupt-
ader, die intemomediane, ist durch einen in die Angen
springenden breiten Zwisehenranm von der vorigen ge-
trennt; sie sendet sieben l»is acht einfache am Ende merk-
lich nach innen gebogene einfache Zweige au den mitt-
leren Innenrand des Flügels in gleichmässigen Zwischen-
rftunen, die die des vorigen Feldes noch an Breite Uber
treffen.
Da dieser interessante Flügelrest mit Fulgorina Klie-
veri Gold, gleiche Fundstelle theilt, so ist mir die Frage
nahe gelegt, ob nicht diese FtdgannOf sowie Fulg. Eberaif
nnd LebaehenHs als Hinterflügel von Blattinarien zn be-
trachten sein dürften. Das Wenige, was wir vom Hinter-
flUgelbau der Blattinarien kennen, spricht nicht gegen diese
Auffassang; ebenso die Vergleichong mit dem Ausbau von
Hinterflflgeln lebender tropischer Blatten, die mir vor-
liegen.
Erklärung der Abbildungen Fig* 1 und fig, 2.'
Die Abgrenzung der Felder der Oberflügel ist am Rande
durch fÜDBtriche markirt und die einzelnen Felder : Marginal-,
Scapalar-^ FxterDomedian-, Internomedian- and Analfeld bezieblich
am Rande des Flfigdt mit den grossen Anfangsbachstaben M, S,
1, A beseiohnet.
Fig. 1. JMhraeotilattina SeiMeri Gold, in natftrliolier Oreese.
Fig. 2. Dasselbe in doppelter Vergrösserang von einer Photogra-
phie entnommen.
Digitized by Google
üeber einige AitliociieB des DeTei^).
Von
Dr. Clemens Schlüter,
Professor an der Universitiit zu Bonn.
Elena Tafel U-IX.
DasBedfirfhiss, mich über den inneren Bau yerschie-
dener Korallen der Eilel zu unterrichten, gab zu einer
jReibe von Untersuchungen Veranlassung, deren Ergebniss,
soweit es von allgemeinerem Interesse sein könnte, den
Gegenstand der vorliegenden Bl&tter bildet Die Unter-
8uchaDgen sind hiermit nicht abgeseblossen, aber es nöthigte
die Zahl der beizugebenden Tafeln die Mittheilungen vor-
läuüg zu beschränken.
Was die Art nnd Weise der Prüfung, nm ttber die
innerenVerh<nisse der Korallenstocke AnfisehlnsB zn erhal-
ten, angebt, so genligte es, mit Ausnahme eines einzelnen
Falles, uicht| die Stücke nur anzuschleifen oder durchzu-
schneidea; es mussten vielmehr DUnnschlifife, sowohl ver-*
tikale, welehe darch die Achse der Zellen gehen, wie
horizontale, welche die Zelle rechtwinklig zur Achse durch-
scbneiden, hergestellt werden. Um nicht durch tlieils in-
dividuelle, theils dureh lokale Abweichungen im Urtheile
1) Vergl. Zeitsohr. d. deatsoh. geol. Ges. Jahrg» 1881.
Terlt. a, nak. Ver. Jahrg. XXX VIII. 4. Folge. VUl. Bd. 18
Digitized by Google
190
beirrt zu werden *), wurde als Regel festgehalten, wo mög-
lich immer eine Mehrzahl von Schliffen anzufertigen. Zum
Theil lag hierfar anch deshalb eine Ndthignng vor, weil
das Versteinern 11 -\sinatcrial, bisweilen ungünstig, im DUnn-
seliliff oft iiiilchicht trübe Bilder gab. Öo wurden für den
Zweck der vorliegenden Untersuchang gegen hundert Dflnn*
Bchliffe geprüft.
Die vergrösserten Zeichnungen der EMlnnschliffe wur-
den mit auf^^eschraubteni Prisma licrgestcllt, wodurch die
möglichste Treue — bei klaren Objecteu — geboten ist.
BraehFelbiuig der Arten.
Zoantharia nigosa expleta.
Gattung CtUophyUum Dana, 1846.
Calqphffütm paucitabukUum Sehl ttt.
Taf. n, Fig. 1—4.
Calophylhim paucitahulatum Schlüter, Sitzungsberichte, der natur-
forschenden Freunde in Berlin, 16. März, 1880, pag. 52.
Die Koralle bildet einen grossen, bttndelartig suBam-
mengehäuften Stock, welcher durch Kelchknospung sich
ausdehnt und so etwa einem Straiisse gleicht.
Die einzelnen Polypiten erreichen eine Länge Yon
100 bis 130 mm und haben oben einen Durehmesser tob
80 bis 40 mm, während er an der Basis nur 8— 12 mm b^
trägt. Sie sind von kegelförmiger Gestalt, gerade oder
je nach den Raumverhältnissen leicht gebogen. Die Wand
etwa 1 mm stark, anscheinend mit dünner £pithek beklei-
det und diese fein und unregelmftssig quer- und etwas
gröber, aber regelmässig längsgestreift. Die Polypiten legen
sich nur ausnahmsweise aneinander und bleiben gewöhn-
lich durch einen mehr oder minder grossen Zwischenrauoi
(etwa bis 5 oder 10 mm) von einander getrennt, gewinnen
1) Beispielsweise fehlen in einer der drei Zellen Taf. 9, Fig. S,
irre^lärer Weise die peripherischen Blasen zum Theil und reichen
hier zugleich die Böden der Centralregiou bis sar Aueeenwand.
Digitized by Google
191
aber einen gegenseitigen Halt dnreb entferntstehende dünne
wonelartige Gebilde von rnndeni Querschnitt^ welche sich
TOD einer Wand znr anderen erstrecken, ähnlich wie bei
Merüplasma radicans.
Das Waciisea des Stockes geschieht darch reichliche
Kelchknospnng, indem sich ans der Kelchwand 8 bis 6
Kelche erheben, welche anfangs die eine Hälfte der Wand
mit dem Mutterkelche gemein haben. Ein vorliegender
defecter Stock zeigt drei oder vier Generationen überein-
ander. Die Sprossenpolypen der einzelnen Generationen
lauen keine Verschiedenheiten erkennen.
Was den inneren Bau der Koralle angeht, so führen
die Polypiten nur ganz rudimentäre, aber zahlreiche Sep-
teo, erster nnd zweiter Ordnung, von denen selbst die
enteren kanm ein Blillimeter weit in das Innere des Kel-
ches sich erstrecken. Ausser den Septen sind nnr noch
Böden vorhanden. Dieselben sind kräftig und horizontal,
aber ganz angewöhnlich weit von einander gestellt, so dass
die Entfernung von einander häufig mehr beträgt, als der
Zollendurchmesser und es infolgedessen anfisings schwierig
war, sich von dem Vorhandensein derselben zu über-
leugen^.
Bemerk. Verwandt ist ein in den eisenschüs-
sigen Stringocephalen-Schichten bei Hüttenrode im Harz
vorkommender ziemlich grosser Steinkem, den Ad. Rö-
mer-) abbildet und Cyathopsis (Fetraia) gigas M'Coy
nennt Freilich sind trotz der als ,|langkegelförmig^' an-
gH^benen Gestalt, die Einzel-Polypen unserer Koralle noch
gestreckter. Und ehe an eine Identitüt beider Vorkomm-
nisse gedacht werden kann, wäre anzunehmen, dass Ad.
Börner die Böden, welche er weder zeichnet noch be-
spricht, übersehen. Die Möglichkeit hierfür ist angedeutet
1) Üm 90 mehr ati der Stock von mehreren dünnen Kalk-
^atb^an^en horizontal darchsetzt ist, welche iu verBchiedenen Zelleo
den falschen Schein von Böden hervorrufen.
2) Ad. Römer, Beiträge zur geol. Kenntniss des nordwestL
flarxgebirges, HL Abtb. 1855| Tab. 19, Fig. 14.
Digitized by Google
192
durch die Angabe: y.ä^e Basis des Kelches (am Steinkeni)
ist glatt und horizontal oder schräg".
Cjfothcpsis ist ein aufgegebener, von d'Orbigny im
Prodrome de Palöontologie aufgestellter Name fittr die-
jenigen Amplexus-Arten^ welche eine Septalfiirche besessen.
Wäre die Bestimmung von Ad. Römer zutreffend, so
würde auch unsere Koralle der englischen aus dem Devon
Ton New-Quay verwandt sein. Dies ist aber nicht der
Fall. Sie onterscheidet sich schon anf den eisten BUck
durch die starke Entwicklung der Septen.
Fetraia gigas M'Coy') wurde durch Milne Ed-
wards und Haime') zu Oyathophyüum gestellt und da
durch Yandell und Shumard in der Oeology of Ken-
tucky bereits ein Oyatkophfllum gigas aufgestellt war, nun-
mehr OyathophyUum Bucklandi genannt.
Sonach könnte, auch wenn einstmal der Beweis der
Identität der harzer und rheinischen Koralle erbracht wäre,
dieselbe dennoch nicht die Bezeichnung Pdraia gigas oder
Cyatho2)hyllum Bucklandi trai^eii. ei> wUrtlt* auch jener die
neu aufgestellte Bezeichnung Ckdophyllum paucUabukUum
zufallen.
Unter den Korallen des rheinischen Devon erinnert
das Aeussere der vorliegenden au Cyathophylhm radicans
Goldi») aus der Eifel.
,,Die einzelnen Stämme sind schlank, yerlftngert, ge-
rade und hängen durch schiefe wurzelft)rraige Querrunzeln
aneinander, welche sich aus den Rändern der schief pro-
liferirenden Endzeilen henrorbilden. Hie und da sind
auch junge Sprossen aus den Bändern der Endzeilen em-
porgewachsen. Die (Gestaltung der Lamellen lässt sich am
unvollständigen Exemplare nicht deutlich bestimmen." Die
innere Structur aber ist völlig verschieden und ergibt ihre
1) M*Coy, Brit .PaUMOS. Fossils, 1851, p. 74, HoliMbniU
p. 66.
2) Milne Edwards et Haimo, BritiBli iuesil Corals, 1853,
p. 226. '
3j Goldfuss, Petref. Germ. 1, p. 55, Tab. 16, Fig. 2.
Digitized by Google
193
Zugehörigkeit zu den CystiphyUidae. Das Inuere 0 ist
ganz avsgefttUt mit Blasengebilden; grosse, steil aufgerich-
tete Blasen im ausgedehnten peripherisehen Theile des
Visceral raiimes, kleiuere und llachere, mehr Br>den-artige
im centralen Theile. Deutlich entwickelte Septen fehlen und
konnten deshalb auch von Goldfnss nicht gesehen werden^
aber an den Stellen, wo das Exemplar angewittert ist, be-
merkt man feine Längsrinnen. Diese führen auf rudimeu-
täre So])ten, wonach also die Gattung Microplasnia vor-
liegen würde. Bei manchen Cystiphyllen ordnen sich frei-
lich die Blasen in so regelmässige vertikale Reihen^ dass
durch deren Contactgrenze änsserlich der Schein Ton Sep-
ten hervorgerufen wird-). Die Grösse der Blasen des vor-
liegenden Stückes scheint aber zu verbieten, die Kinnen
desselben hierdurch erklären zu wollen. — Milne Ed-
wards nnd Haime*) bezeichnen die Abbildung Gold-
fuss's „mauvaise ügure" und belegen in Folge dieser fal-
schen Auffassung mit dem Namen Cyathophyllum radicam
eine völlig abweichende (mir durch Autopsie nicht be-
kannte) Koralle, welche 24 bis 26 gut entwickelte Septen
besitzt und also neu zu benennen ist. Auch Steininger^)
hat bereits früher den gleichen Irrtluun begangen, indem
er eine mit gleichstarken vortretenden Lamellen versehene
Koralle der £ifel, ohne sie näher zn characterisireni als Cynt-
ioph. raäiean$ auffiahrte. — Das von Goldfnss abgebil-
dete Original ist bisher das einzige Exemplar geblieben.
Vielleicht ist deshalb der angegebene Fundort: die Eifel,
ein irriger. Mir selbst ist niemals in der Eifel ein Stück
vorgekommen. Milne Edwards nnd Haimo nennen sie
I.e. freilich auch von Bensberg und d' Orb igny^) von Fer-
1) Vergl. Taf. II, Fig. 5 und 6, wo UnifaDg fehlte der beim
Schleifen verloren gegangen ist.
2) Vergl. auch Dybowski, Zoantbaria ragOM, 1. Q, p. 626.
8) Polyp. f088. palacoz. p. 388, Tab. 18, Fig. 8.
4) Geognottisofae Betohreibosg der Eifel, 1868, p. 30.
5) Prodr. de pal4ontol. Tom. I, p. 106.
Digitized by Google
194
ques. £b6Q80 wird sie auch durch Tcbichatcheft* aus
Kleioasien aufgeführt
Was die Gattung betrifft, der die YorHegende Koralle
einzufügen ist, so zeigte, so lauge es den Anschein hatte,
dass die Böden eine sekundäre Bildung seien, nur die
durch Graf Münster aufgestellte, aber erst durch Knuth^)
fest begründete Gattung "BäroMk nähere Beziehungen; als
aber das Vorhandensein von wirklichen Böden festgestellt
war, da war zugleich die Verwandtschaft mit Amplexus
Sow. dargethan. Ungewöhnlich wären für Amplexus so
sparsam auftretende Böden, sowie die Art der Fortpflan-
zung, indem nur Binzelkorallen bei Amplexus bekannt sind.
Der Umstand aber, dass bei unserer Koralle keine Septal-
furche nachgewiesen werden konnte, verbietet bestimmti
sie mit Amplexus zu vereinen.
Sonach bleibt nfir die Gattung QUophyUum Dana'),
Ton der wir Herrn Dybowski*) eine etwas erweiterte
Diagnose verdanken, nachdem sie von Mi Ine Edwards
und üaime^) eingezogen und unteri die Synonyma von
Amplexus verwiesen war.
Die erste europäische Koralle , welche zu dieser
1) Vergl. TheaaoniB DevoDieo-Csrboniferous by JohnBigsby,
London 1878, p. 10.
2) Zeitschr. d. dentaeh. geol. Geaell. Tom. 22, 1870, p. 87 £
8) Dana, Explor. Ezped. Zoopb. 1846, p. 115; mir onzogang-
lidL NaehKing, PernÜAn fossils, London 1860, Paieont Soc p.2'2,
lautet die Diagnose Dana's so: „Qaite simple, caltealato-ramose, or
agfifregate Corallam within Irans versely septate; cells concave, regn-
larly stellate; no internal dissei>imftnts between the lamellae and
the sides of the coralluin therefore not cellular".
4) Dybowski. Zoautharia scler. rugosa. Archiv für il. Na-
turk. Liv-, Ehst- iind Curlauds. Ser. 1, Bd.V, 3. Li^f., 1873. p. 374.
5) Milno Edwards et Haimo, Polyp, foss, terr. paL p. 347
nnd Hist. corall. Tom. III, p. 348.
6) Miller führt in seinem Cataloi? „American Palaeozoie
Fossils; a catalogne of ibe genera and speoies, Cincinati 1877^', keine
Art der Gattung CahphyUum ans pidftOEoisehen Schriften Nord-
Amerika's auf. — Bigsby, Thesaums Silnriens, London 1868, p. 7,
nennt nur eine Art der Gattung überhaupt: (Mfphfßum pkragm»^
Digitized by Google
195
Gattung gestellt wurde, war Calophylltm dcnaiiammJLirig^
im englischen Zeehstein und dann (M<^yUum profundum
Germ, im Zechsteiu Englands, Deutschlands, Russlands
und Aniieniens
Ftir die erste Art hatte King^) die Gattung PoJp^
mUa aufgestellt, dieselbe aber bald darauf als synonym
mit Oahphytlum Dana bezeichnet'), worin ihm H'Goy^)
folgte.
Durch Milne Edwards und Haime wurde Polycoe-
ha wieder hergestellt, dagegen CakphyUum mit Amplexus
vereint; Dybowski dagegen hielt in seiner Monographie
der Zoantharia rugosa 1873 beide Gattungen uutVeclit,
^t^WiQ aber irriger Weise Folycoelia neben Petraia in die
Gruppe der Zoantharia rugosa inexpleta^ worin ihmZittel
folgte, — * sich lediglich auf die Oattungsdiagnose von
Milne Edwards und Haime stutzend, indem er ttber-
sah, dass die Iranzösischeu Autoren dieselbe zur Familie
der Stauridae stellten, als deren Character sie betreffs der
Septen herrorhoben: „qui sont unies lateralement par des
traverses lamellaires^'. ' Somit ezistirt eine King'sche Po-
lycodia im Sinne von Dybowski nicht.
Dybowski fügt der Gattung Cdophyllum noch fünf
silurische Arten hinzu und eharacterisirt (1. c. pag. 374)
dieselbe so:
„Der Polyp ist entweder einfach und von Kegelform
oder bildet einen angehäuften, blindelartigen Stock. Die
Epitheka ist stets deutlich entwickelt Die Längsscheide-
wände sind regelmässig radiär angeordnet und in beiden
Ordnungen gleichmässig entwickelt, diejenigen der ersten
eeras Salt, aus Ober^Silar des Wellington Channel im arctiBchen
Amerika.
1) Val. Möller: Ueber die bathrologische Stellang des jünge-
ren paUosoiecben SehicbtenaystemB Ton Djonlfa in Armenien. Neaea
Jahrb. Mineral. 1879, p. 286.
2) King, On tome Families and Genera of Corals. Ann.
Mag. nai. hi«t. 2. Ser. Tom. HI, 1848, p. 888.
8) King, Permian Fowilt of England.
4) M'Coy, Brit palaeoz. fose. 1861, p. 91.
Digitized by Google
196
Ordnung reichen nicht bis zum Centnim, sondern lassen
stets einen bedeatenden mittleren Raum ganz frei, die der
zweiten Ordnung erreiehen wenigstens die halbe Breite der
ersten. Die Uöden sind verschieden gestaltet und horizon-
tal ausgebreitet. Sie nehmen die ganze Breite der Vis-
ceralhöhle ein/^ Wird hinzugesetzt» dass im Gegensatze
zu Amplexus keine Septalfarche yorhanden sei, so findet
die beschriebene DeTon-Eoralle nnter allen bekannten Ge-
schlechtern hier ihre naturgemässe Stelle.
Vorkommen. Ich sammelte ein grösseres und ein
paar kleinere Exemplare im Stringocephalenkalk von Heb-
bom, nnweit Bergisch-Gladbach» weiche möglicherweise
einen einzigen Stock bildeten. Originale in meiner Samm-
lung.
Gattung Ikxrwinia Dyb., 1873.
DartoifUa rhenana Schlttt
Taf. III, Fig. 1—4.
DoriPtfiüi rhenana Sehlfiter , Sitzungsbeiiobt der OeeeUeohaft nstor-
fonohender Freunde sa Berlin, 16. Mftrs 1880, pagp. 61.
Es liegen zwei platteniormige Fragmente eines Stoekes
vory der anscheinend ans mehreren Lagen sich anfbant
Das grössere Stflok hat eine Länge von 150, eine Breite
von 80 und eine Dicke von 30— 40 mm. Auf seiner Ober-
fläche erheben sich 29 Kelche in Gestalt niedri^^er abge-
stumpfter Kegel mit breiter Basis, von 6 — 5 mm Höhe, oben
von 6— 9 mm Durchmesser und stehen nm den 2- bis 3fachen
Durchmesser von einander entfernt. Die Kelehgmben eng
und nur wenig eingesenkt; in deren Centrum eine knopf-
förmige Erhöhung (eines falschen Säulcheus). In den Kel-
chen zählt man 30 abwechselnd schwächere und stärkere
Septen, von denen die letzteren sich etwas weiter gegen
das Gentrom erstrecken nnd zum Theil mit dem Knopfe
verbinden. Nach ausw^ärts setzen die Septen in dach-
förmiger Gestalt (anscheinend mit gekerbtem Kiele) über
die Oberfläche, resp. die Lagen des Stockes fort und ver-
Digitized by Google
197
binden sich theils geradlinig , theils kniefbrmig gebogen
mit denen der benaehbarten Kelche, welche nicht dnreh
zwißchenliegende Wände geschieden sind.
Es liegen Liingssebnitte vor, welche das Innere von
aecbs Kelchen und deren Zwischenmittel zeigen. Zunächst
ergibt sich, dass die Septen nicht durchgehend Ton einer
Zeile tnr anderen reichen, wie bei FhiUipastraea, son-
dern auf die Zellen beschränkt sind. Ferner erweisen sich
die Kelche von gedrängt stehenden Böden ertüllt. Wenn die-
selben wechselnde Gestalt zeigen, bald fast plan, bald nach
aufwärts gebogen, bald glockenförmig, so möchte dies daran
liegen, ob der Schnitt die Zelle mehr im peripherischen
oder mehr im centralen Theil getroffen hat, und möchte
die glockenförmige Gestalt wohl die allgemein gttltige sein.
In der Abbildung Fig. 2 würde dieselbe zu suchen sein in
der oberen Partie der unteren Hälfte der Zelle zur rech-
ten Hand. Leider ist diese Partie aber vom Lithogra|)lien
in der Zeichnung verfehlt, weil zu weit auseinander ge-
zogen nnd damit zn sehr abgeflacht.
Während bei entsprechender Schnittlage in den Kel-
chen sich Septen zeigen und zwar als vertikale Linien,
wird in dem exothekalen Gewebe zwischen den einzelnen
Kelchen, niemals eine Spur von Septen wahrgenommen.
Zunächst bemerkt man Vs bis Vtmm dicke Lamellen,
welche sich — meist leicht concav nach unten gekrümmt
— von einer Zelle zur anderen erstrecken. Dieselben sind
im allgemeinen 3 bis 5 mm von eiu^inder entfernt und ent-
sprechen den Anwachsschichten, welche sich beim Zerfal-
len der Koralle loslösen. Der Raum zwischen je zwei La-
mellen wird ausgefüllt durch kleinere und grössere nicht
hohe, aber gern weit ausgedehnte Blasen, die nur gegen
die Zellen in steiler Stellung absetzen. Bisweilen scheint
es, als ob einige derselben in die Böden der Zellen über-
gingen (wie auch die Zeichnung angicbt) wahrscheinlicher
ist, dass diese sich stets nur an die nächstbenachbarte
steile Blasenwand anlehnen. Eine accessorische Innenwand
ist jedenfalls nicht vorhanden.
Der Querschnitt zeigt Übereinstimmend mit dem
Vertikalschuitte, dass die Septen auf die Zellen beschränkt
Digitized by C^i >. 'gle
198
sind. Die ^össtc Zahl, welche beobachtet wnrde, beträgt 32.
£8 wechseln kürzere und dUunere mit längeren und stär*
keren ab. Bisweilen scheinen mehrere der letzteren im
Gentmm der Zelle znsammenznstossen nnd diese bilden
dann im Verein mit den aufgerichteten Böden die erwähnte
Psendocolumeila.
Die beiden abgebildeten Querschnitte gehören de^
selben Zelle an, Fig. S mit 14 Septen der tieferen Partie,
Fig. 4 mit 32 Septen der oberen Partie entnommen. Bei
letzterer ist der Umfang beim Schleifen zum Theii Ter-
loren gegangen. In der unteren Partie des Bildes werden
Zelle und Septen scheinbar von einer aceessorisehen Wand
begrenzt. In Wirklichkeit ist es nur der Durchschnitt einer
der oben erwähnten, in der Umgebung der Zelle aufge-
richteten dicken exothekalen Lamellen. Fig. 3 hat keine
solche Liamelle, nur Blasengewebe getroffen.
Bemerk. Wenn H. von Dechen^) und E. Kay-
ser-) aus dem Ober- Devon von Aachen auch FhüHp-
astraea Vemeuli H. £. nnd H. aufillhreni so ist unter
dieser Angabe wahrscheinlich die eben besprochene Ko-
ralle zu verstehen.
Bei aller Achnlichkeit der äusseren Erscheinung der
amerikanischen Koralle ist dieselbe doch nicht ident zu
erachten mit dem deutschen Vorkommen. Bei jener sind
nämlich die Kelchgruben in die Oberfläche des Stockes
eingesenkt und nur von einem kreisl^rmigen Wulst um-
geben, nicht aber kegelförmig vorspringend. Zugleich ist
der Durchmesser der Kelche etwas kleiner und ihre Ent-
fernung von einander geringer.
Ueber die Structur dieser Koralle erfahren wir nur.
1) Orographi8ch-f,'eogno8ti8che üebersicbt des Regierungsbezir»
kes Aachen. Aachen 1866, p. 103.
2) Z. d. i\. g. G. 1870, p. 847.
3) M. E. et U., Polyp, foss, des torr. palaeoz. p. 447, Tab. 10,
Fig. 5. Die nfM:ero Abbildung von Rominf?or, fJoological Survey
of Michigan, Vol. III, Pari. U, New>York 1876, Tab. 38, gibt eis
weniger klares Üild.
Digitized by Google
199
dass sie durch ühereinandergestellte Schichten aufge-
kuit sei.
In diesem Umetande stimmt sie mit der yorliegenden
überein. Derselbe spricht aber nicht für Fhillipasfraea.
Dieser Gattung wird von Milne PMwards und llaimc,
sowie insbesondere nochmals nachdrücklich durch Kunth^
eine aecessoriscbe innere Wand zugeschrieben — das an-
gebliehe Vorhandensein einer echten Columella wird von
Kunth (bis auf die iiiclit geniii^eud bekannte Ph.Vcnujtdi)
zurückgewiesen — , welche ein weiteres iiinderniss abgeben
würde, unsere Stücke zu PhiUipastraea zu stellen. Allein
eine Innenwand ist in Wirklichkeit nicht vorhanden, es
wild nur der Schein einer solchen dadurch heryorgemfen,
das« die die Zelle zunächst bekränzenden Blasen einen
steilen Absturz haben. Ich habe zum Vergleich Tab. 2
Fig. 7 eine neue Abbildung eines Längsschnittes YonPMlL
Hamaki von Ebersdorf in Schlesien gegeben und fttge hin-
xn, dass meine Dünnschliffe keine Verschiedenheit zeigen
von denen die Kunth angefertigt hat und im Museum der
Universität zu Berlin aufbewahrt werden.
Wenn so auch dieses Hindemiss in Wegfall kommt,
80 gestattet doch neben dem Vorhandensein der Zuwachs-
Ismellen die Nichtfortsetzung der Septen durch das Zwi-
scbennüttel nicht, die vorliegende Koralle zu ViiUlipastraea
(auch im Sinuc Kunth's, der iS'mi^Äia als synonym betrach-
tet) zu stellen.
Eine äussere Aehnlichkeit zeigt aueh Syringophyl-
lum Organum Lin. sp.*). Bemerkt doch schon Ferd.
Römer^): „Nahe verwandt mit Phillipastraea unterschei-
det sich Syringophyllum durch das Vorragen der Kelche
ind die dentliehere Trennung der einzelnen Polypenzellen^^
1) Beitrag znr Eenntnits fossiler Korallen, m. Z. d. d. g. Ges.
Tom. 22, 1870, p. 32, Tab. I, Fig. 4.
2) Was Milne Edwards und Haime (Brit. foss. CoralsTah.
71, Fig. 3) unter diesem Namen abbilden , ist von der gcnanntm
Koralle des baltischen Silur offenbar sehr verschieden,
ä) F. Römer, Leib, geogn. lU. Aufl. p. 200.
Digitized by Google
200
Doch sind hier die Zellen von einer soliden Wand ab-
geschlossen und die plattenfönnigen Lagen, welche an
einzelnen Exemplaren eben, an anderen coneay ab-
wärts gebogen, dort entfernt, hier sehr genähert stehen,
sind — wie vorliegende Stücke darthun — von Kanä-
len durchzogen, welche (ähnlich wie hei der reeenten Tu-
hipara) die Wand der Zelle durchbrechen [jedoch nicht
alle] nnd so auf deren Innenseite ansmttnden, durch wel-
chen Umstand sich diese Koralle von siimmtlichen Ku-
gosen eiitferDt. Die Septen erscheinen nur als linienartige
Hervorragungeu auf der Innenseite der Zellenwand. Die
scheinbare Fortsetzung derselben auf den Verbindungsplatten
wird hervorgerufen durch das vorragende G-ewOlbe der
Kanäle. Die Böden im Inneren der Zellen sind, wenig-
stens bisweilen, lang tricbtertormig, wodurch Milne Ed-
wards und Uaime zu der Annahme einer Columella ver-
anlasst sein mögen. So ergibt sich, dass der innere Bau
von SyringophyUtm völlig verschieden ist von dengeni-
gen der in Rede stehenden Koralle.
Dagegen stimmt nun der Bau unserer Koralle in sei-
nen typischen EigenthUmlichkeiten mit einer Koralle, welche
DjbowskiO aus dem Silur Russlands, von Kattentak,
als Dcarwmia spemsa beschrieben hat, und ist die tcnt-
liegende als zweite Art derselben beizufügen.
Nun schreibt mir, in Folge meiner oben citirten No-
tiz, einer der besten Kenner paläozoischer Korallen, Herr
liindström ans Stockholm, Ikarwima fidle zusammen mit
i(raeAftop%7{Mm Dana und 2)artotnta speciosa sei, trotz der
entgegengesetzten Angabe D y 1) o w s k i ' s , synonym mit
Strofnbodes diffluens M. E. und 11. aus den Wenlock-
Schichten. Mir selbst fehlt es an Material, diese Angabe
zu prüfen, zugleich ist mir die Originaldiagnose Dana*8
unzugänglich. Der Versuch M'Coy's'*), die Dana'sche
Gattung weiter eiuaniführcn, hat veranlasst, heterogene For-
1) Zoantharia rugosa, 1. c. p. 404, Tab. II, Fig. 8.
2) Mil ne Ed ward s et Ilaime, Polyp, foss. des terr. palaeoz.
p. 430 und Brit. foss. Cor. p. 294, Tab. 71, Fig. 1.
3) British palaeozoic fossüs p. 38 u. 72.
Digitized by Google
201
men znsammenzufafiseD, wie er denn Smitkia Hennahi auch
unter dieselbe yerweiset Die amerikanisehen Paläonto-
logen selbst baben die Gattung nicbt aufgenommen^
insbesondere findet sich der Käme auch inclit in dem
Cataloge der paläozoischen Fossilien Amerika's von
Miller. Selbst die Darstellung des inneren Baues des
oben genannten Sirmhodes difflnena dnreh M 11 n e Ed-
wards und Halme lässt wobl an Phülipasfraea aber
nicht an Darivinia denken. Dagegen gibt die Beschreibung
and Abbildung von Dybowski zum ersten Male ein ge-
Bflgendes Bild der betreffenden Koralle, wodureh ein siebe*
rer Tergleicb ennöglicbt ist Dies aOes nötbigt die vor*
liegende Koralle hier der Gattung Darwinia beizufügen.
Vorkommen. Darmnia rhmmia iand sich im Ober-
Devon und zwar in dem mergeligen Kalkstein zwischen
Yemeuli-Schiefer und Kramenzel des fireiuigerberg und
Yiebtbaebtbales sttdlieb Stolberg unweit Aacben.
Gattung MeliophyUum Dana, 1846 >).
Dnreh Milne Edwards und Haime sind eine An-
lahl deyoniseber Bugosen wegen angebliehen Vorhanden-
ßeins einer Innenwand (accessorischen Wand) zur Gattung
Acenidaria gestellt worden. Da jedoch eine Innenwand
nicht wirklieh, sondern nur seheinbar vorhanden ist, so
könnte man sie als Fseudoocenndaria bezeiehnen. Der
Sehein einer Innenwand wird nftmlieh dadureh yeranlasst,
wie ein Querschnitt zeigt, dass die Interseptalblasen sich
an der Stelle der scheinbaren Innenwand dichter zusam-
mendrängen, dass die Septen sieh hier verdicken, und
nm Theil aneh dadureh, dass die auf den Septen befind-
fiehen „Vertikalleisten" hier näher beisammenstehen, als
gegen die Peripherie des Polypiteu. Da die bis jetzt näher
geprüften Stücke sämuitiich mit Vertikaileistchen versehen
sind, so kann man sie mit der dureh diese eharaeterisirten
1) Milne Edwards et Haime, Brit. foss. Corals, 1860, In-
trod. p. 69 j Pol. foss. des terr. palaeuz. y. 408.
Digitized by Google
202
Gattung Heliophyllum vereinen. Sollte sich ergeben, dass
die Vcrtikalleistcu nicht allgemein bei diesen Formen vor-
haaden seien, was eine weiter ausgedehnte Prlitung fest-
stellen wird, 80 würde man gezwungen sein, für dieselben
eineneneOattung aufzustellen, da sie nicht bei Aeemdaria be-
lassen werden können und sich durch die genannten Um-
stände sowohl von Ciiathophylhm wie von dem Typus der
Dana 'sehen Oattung HdiophyUtm MM ^) verschieden er-
weisen.
Zu den beiden Gattungen^ welche durch Dybowski
neben nelio])iiylIum errichtet sind, ÄcanthophyUum und
Craspedophyllum, können die fraglichen Formen nicht ver-
wiesen werden, indem bei jener die Seitenflächen der
Lftngsscheidewände mit domigen Auswüchsen versehen sind,
diese aber noch eine vollkommen deutliche accessorisehe
Wand im Innern besitzt*), welche die Septen nicht über-
schreiten. Sämmtliche mir bekannten Arten der drei ge-
nannten Gattungen bilden durch das Fehlen einer tischen
Innenwand, durch die Beschaffenheit ihrer Septen, welche
sich in keiner Weise gegen das Innere der Polypiten ver-
dicken, einen Gegensatz zu der Gruppe von Formen, welche
hier der Familie der Craspedophyllidae unter der Gat-
tungsbezeichnung Hdiaphpüum zugefügt werden. Die zahl-
reichen von Ad. Römer') beschriebenen Acervnlarien ans
dem Ober-Devon des Harzes, welche der erneuten Prüfung
bedürfen, gehören vielleicht auch zum Theil hierher. So
könnte Acervul. macrommata *) von Grund und KUbe-
land, möglicher Weise mit HeUoph, Trosekeli zusammen*
1) Heliophyllum Halli, liäufijr im Mittel-Devon ISord-Amorika's
(Hamilton-group) und auch in England (Torqnay) nachgewiesen, hat
Bich im deutschen Devon noch nioht gezeigt. Dagegen 1ie<rt ein«
neuerlich durch Rominger (Michigan III, 2 p. 101, Tab. 35) abge*
trennte und aU Cff<Uhophyüim juvenis beschriebene kleinere Art,
mit sahhreicheren Septalleisten, aaoh von Oerolatein vor.
2) Wie ▼erliegende Stüoke Ton öraapedophyÜum amerieamm
Dyb. aue dem Silnr ?on Sanduski City (Ohio) darthun.
8) Beitrlg« UI, 1866, p. 142 £
4) p. 146, T^b. 21, Fig. 22.
Digitized by Googl
203
üftllen. Indess gibt Ad. Eümer nur von einer Art,
voo Aeemdaria granuhsa, welche in den Grössenverhält-
niflsen mit Acervid. pentagona Ooldf. sp. flbereinkommt, an,
da&> die Septen „gekörnt ' seien.
HdiophyUum Troschdi M. £. und ü. sp.
Taf. IV, Fig. 3, i.
C^aKhaphißum Ananas Goldf., Petr. Gem. 1826, pag. 60, Tab. 19,
Fig. 4b (non 4a).
Jetrwiaria Traacihdi M. E. and H., Polyb. foss. terr. palaeos. 1851,
m- 416. .
AemnOaria Goldfuati F. Kdm., Leih. geognoBt III. Anfl. 1856, I.
' p. 196, Tab. 1, Fig. 14.
Udiophyllum Iroscheli Schlüter, Sitz. Gesell, naturfürsch. Freuude
zu Berlin, 1880, pag. 50.
Die äusseren Verhältnisse der Koralle sind durch die
Mheren Darstellnngen hinreichend festgestellt
Der Dnrchmesser der Eelchgruben pfle^^t etwas mehr
zu betragen, als des Zelleiidurchmcssers: 4 bis 5mm.
Die Septen zweiter Ordnung werden an der steil einfal-
lenden Kelchwand obsolet, ehe sie den Boden des Kelches
erreichen, dessen Tiefe etwa Vs des Durchmessers beträgt.
An zwei Exemplaren (von Burtscheid) finde ich die Zahl
der Septen etwas beträchtliclier als Milne Edwards und
üaime, nämlich 36 nnd ausnahmsweise 40, während jene
mir 28 bis 84 angeben.
Der Querschnitt (Dttnnschliff von 11 Polypiten)
fest keine Spur einer inneren Wand erkennen. Die Sep-
ten erster und zweiter Ordnung, von gleicher Stärke, er-
scheinen hier in spindelförmiger Gestalt, d. h. gegen die
Mitle der längeren hin von der Anssenwand nnd vom Gen-
tnun (welches sie nicht erreichen) her allmftlich an Dicke zu-
nehmend. Die Blasen zeigt der Quer schnitt als gekrümmte
Linien, zwischen den Septen etwa das mittlere Drittel des
Polypiten freilassend. Gegen die Endigung der Septen
iweiter Ordnung hin verstärken sich die Blasen etwas nnd
drängen sich dichter snsammen, je 5 bis 6 zwischen je 2
Septen, wodurch im Verein mit der Verdickung der Sep-
ten eine entfernte Aehniichkeit mit einer breiten inneren
Digitized by Google
204
Wand hervorgerufen wird. Weiter zum Centrum zeigen
sich nur hin und wieder Durchschnitte von Böden. Die Sep-
ten zweiter Ordnang duichsetzen diese Pseado-Wand nicht
ganz. Entsprechend der Kerbnng des oberen Randes
der Septen^ zeijren sich die Septen im Querschnitte von
dunklen, seitlich etwas vorspringenden Querlinien („Ver-
ticaileistchen'') durchsetzt Sie erstrecken sich in beiderlei
Septen yon der Aassenwand gleich weit gegen das Innere^
80 dass nnr derjenige Theil der primären Septen, welcher
der centralen Area angehört, von ihnen frei ist. Sie sind
nicht Uberall gleich deutlich entwickelt, nicht so gleich-
förmig, wie die Abbildung zeigt.
Vertikalschnitt £s wurden mehrere Längsschnitte
angefertigt, welche indess sämmtlich nicht parallel, son-
dern schräg zur Achse verlauten, da das dunkle Gestein
keine Orientirung über die Richtung des Schnittes gestat-
tete. Deshalb zeigt auch die Abbiidong eine Mehrzahl
schräg durchschnittener Septen. Der Schnitt zeigt drei
Längsregionen, von ungefähr von gleicher Breite, so dass
jeder etw^a Vs des Polypiten einniuinit. Die innere Region
zeigt die ziemlich gedrängt stehenden, mehr oder minder
horizontalen Böden, welche theils darohgehen, theils ge-
brochen sich anfeinanderstfitzen. Die beiden äusseren Re-
gionen sind erllillt von Rlasengewebe. Die Blasen stehen
seitlich tiach und richten sich gCi^en die Mittclregion hin
steil auf. Unabhängig von den Blasen bemerkt man auf
den qnerdnrchschnittenen Septen stärkere nnd schwächere,
den „Vertikalleistchen'' der Septen entsprechende Linien»
welche auswUrts parallel der Ausscnwand verlaufen und
die Kerbung an der oberen Seite der Septen bewirken,
während sie im Innern sich gegen die Mittelregion neigen
und dem entsprechend die Kerbnng des Innenrandes der
Septen, welche der Eelchhtfhlnng zugewendet ist, be-
wirken.
Das Verhilltuiss von HeL Trosdieli zu Meh limitatum
ist bei diesem besprochen.
Verwandt ist CyathophyUum Sedgwicki M. £. o. H. 0
1) Brit foM. GonOa» p. 281, Tab. 62, Fig. S.
Digitized by Google
205
TonToiqiiajy welches naeb dem TergrOBserten Querschnitte
(Fig. 3a) ein Hdiophylhm ist Die Zahl der Septen wird
auf 32 bis 40 angegeben. Diejenigen erster Ordnung bilden,
im Centrom etwas gekrümmt^ ein falsches Säulchen und
die Septen zweiter Ordnung erstrecken sich weiter, Uber
die Pseadowand hinaus, gegen das Gentmm hin.
Auch die irrig zu Äcermlaria gestellte Acervularia
profunda^) aus amerikanischem Devon, ist verwandt, aber
verschieden durch grosse Ungleichheit der Zellen, ailmä-
hche fiinsenkung der Kelchgruben etc.
Vorkommen. Die Art gehOrt dem Ober-DeTon an.
Ein Exemplar im Museum des naturh. Vereins in
Bonn von Burtscheid bei Aachen, ein zweites vom gleichen
Fondpunkte im Museum der Universität in Bonn, ein drit-
tes Eiemplar daselbst yon Namur.
Die Angabe des Vorkommens im Mittel-DeTon der
£ifel hat sich bisher nicht bestätigt.
SeUophyttum ef, Umiiakm M. E. und H. sp.
Taf. lY, Fig. 1, 2.
Ammaafia KmUaki M. E. und H., Polyp. fSots. des ierr. palieos.
1851 p. 417.
AmmUuia UmiMa H. E. und H., Brit foae. Corals, 1852, p. 238,
Tat». 54, Fig. 1.
HHiophyllum Göldfussi Sehl u.t, Sitz. Gesell, d. natnrforsclL Freunde
in Berlin, 1880, pag. 50.
Zusammen mit HeUapkyUum Traseheii findet sieh im
Ober-Devon bei Aachen und Namur eine Kugose, welebe
im äusseren Habitus der erstercn gleicht. Das gleiche
abgeflachte Oberende der Poiypiten, dieselbe steile Ein-
senkung der Kelchgrube; aber durch kleinere Dimensionen
der Polypiten und Kelchgruben, welche nur Vs oder Vt so
gross sind, abweichend. Auch die Zahl der Septen ist ge-
1) Hall and Withney, Report on tbe geolog. Survey of the
State of Jowa, Yol. I, pari. U, Palaeontology 1858, p. 476, Tab. 1,
Fig. 7.
▼«fk. 4. ni. y«r. Alirg. XlZVm. 4^ VMgt. 7IIL Bd. 14
Digitized by Google
206
ringer. Die meisten Zellen zeigen nnr 24, ansnahrngweiae
sinkt ihre Zabl anf 22, und in einer Zelle wurden 29 ge-
zählt. Ferner liegt die Anschwellung der Septen weiter
gegen das Innere. Auch die Zahl der verdickten Blasen,
welche die Pseudo-Wand darstellen, ist geringer, sie
schwankt zwischen 2 nnd 4.
Bemerk. Durch Goldfuss wurden diese Koral-
len mit zu seinem Cyathophyllum Ananas^) gezogen (pag.
60, Tab. 19, Fig. 4), wie eine angefügte Etikette von
Ooldfnss's eigener Hand lehrt. Da nnn Milne Ed-
wards nnd Haime die dnrch grosse Kelche ausgezeich-
neten Stücke AccrvuL Troscheliy die mit kleineren Äcervtd.
Goldfmsi nannten, so wären unsere Stücke als Rdwpkfr
Um Ooldfusri zu bezeichnen, wie auch firtther yon mir ge-
schehen. Allein es ist sehr wahrscheinlich, dass unter der
Bezeichnung Cyath. Ananas drei verschiedene Arten zu-
sammengefasst sind*). Das Original zu der Abbildung 4a
bei Goldfuss, welches die französischen Autoren Ac
OdU^itssi nannten, hat sich nicht wieder auffinden laaeen.
Zellen und Kelche sind grösser (2—3 mm), als bei der in
Rede stehenden Koralle (2 m), so dass dieselbe rücksicbt-
lich dieses Verhaltens zwischen AcervuL GoJ^fassi und
Acervtd. pentagona, womit sie in der That wiederholt Ter-
wechselt ist, stellt. Hinzu kommt, dass die Kelche tob
einem etwas vorspringenden Wulst eingefasst sind'), und,
was die innere Structur angeht, „Vertikalleistchen** der
Septen von Milne Edwards und Haime weder in der
Beschreibung noch in Abbildung angegeben werden, also
die Ghittung Heliophyllum überhaupt nicht vorliegt.
In allen diesen Beziehungen steht Acervtd. limüaia tob
1) Durch Ludwig (Korallen aus pal&ol ithischen FormatioiMk
Palaeontographica, Tom. 14, 1866, p. 284) wurde Cyath. Anantu
Gold f. als AiStroehartodiscus ananaa Ludw. betproofaen, jadodk
über den inneren Bau niohts beigebraobt.
2) Wi« denn laut noch Torbandener Etikette Goldfaii «neb
die Acemiairia pentagona nnprfinglicb »Ii UetnaeUigite YwMil
ebenfallt noob zu Cgadh, aiumaa sog.
8) nün. pea d6bordte per les doiaons^.
*
Digitized by Google
207
Torqnay mit 26 seitlich „granalirten*' Septen säher. Die
CfrOue der Kelche wird freilich auf 2Vf mm angegeben,
was bei den vorliegenden Stücken nur ganz ausnalimsweise
der Fall ist, während sie bisweilen nicht ganz die Grösse
Yon 2 mm erreichen.
NaehtrSglioh ist mir ein Korallenstoek ans draiOber-
Devon des YichtbaehtbaleB zugekommen'), denen Aenase-
res für Acervtdaria Goldfussi spricht. Man zählt 24 bis 28
Septen. Diejenigen erster Ordnung erscheinen im Querschnitt
etwas spindeHÖrmig gesohwollen and sind stärker nnd
länger als diejenigen zweiter Ordnung. In vielen Kelchen
zeigen sie die Neigung:, sich im Centrum etwas zusammen-
zudrehen und ein falsches Säulchen zu bilden. Eine fal-
sehe innere Wand entsteht durch Zusammendrängen etwas
släAerer Bhisen, je 8 bis 4 zwischen 2 Septen. Bestimmt
ausgesprochene Verticalleistchen auf den Septen lassen sich
nicht beobachten, in einem grossen Querschnitte nur an zwei
oder drei Stellen undeutliche Spuren derselben.
Aeenrnkuria iub%dosa Ad. Börner^, ebenfalls mit
Kelehwnlst, steht nahe nnd könnte man fihr synonym mit
Äc, Goldfussi halten, wenn nicht die Zahl der Septen auf
32 angegeben würde.
Vorkommen. Ediaphjflhm ImUakm gehört dem
Ober*DeFon an. Mehrere Exemplare Yon Aachen nnd Ma-
mur im Museum der Universität zu Bonn.
Gattung Acervularia Schweig., 1820.
Äeenmhria pentagona Ooldf. sp.
Taf. V, Fig. 4, 6.
Oyatkoghißim padagomm Ooldl, Petr. Genn. pig. SO^ Ttb. 19^
Flg. 5.
JmrmOmria pmtagma If iehelis, loonogr. loophyt 1845, pag. 180.
9 M. E. und H., Polyp, terr. palaeoi. p. 418.
Trotz der vortrefflichen Abbildung von Goldfuss ist
die Art mehrfach verkannt nnd verwechselt wordeui viel- ,
1) Orig. im Mus. des naturhist. Ver. in Bonn.
2) Beiträge III, 1855, p. 148, Tab. 21, Fig. IS.
Digitized by Google
206
leicht in Folge des neueren, aber wegen der zn grossen
Kelchgruben nicht zutreffenden Bildes von M il n e E d-
wards und Haime in den British fossil Corals. Zum Ver-
gleiche (namentlich auch mit HeUaji^Ufm UmiMum) wird
hier deshalb das vetgrSsserte Bild eines Dünnschliffes, ins-
besondere auch des bislang fehlenden Längsschnittes, Fig 5,
von Acervularia pentagona gegeben, welcher einem Exem-
plare ans dem Ober-Devon des Viohtbachthales südlich von
Stolbezg entnommmi ist
Die mittlere Partie des Längsschnittes zeigt den
centralen, mit längeren und kürzeren Böden erfüllten und
noch Spuren von drei Septen zeigenden Visceral-Raum des
Folypiten, der von der äusseren mit Blasengebilde erfall-
ten Partie durch die Innenwand getrennt ist, welche %\fk
als zwei senkrechte starke Unien darstellt Bemerkens-
Werth ist die hier angedeutete Bildung der Innenwand [im
Bilde die Linie rechts, in der unteren Partie]. Zuerst bil-
deten sich die BUisen aus und erst durch nachträgli<die
Sclerendiymablagerung wurde die dem Kelchinneren zu-
gekehrte Seite zu einer gleichmässigen Wand verdickt*).
Dies ist bei dem Typus der Gattung, bei der silurischen
Acervularia luxurians (der Insel Gotland) nicht der FalL
Hier betheiligen sich die, den Böden ähnlichen, flachen
entfernten Blasengebilde ebenso wenig an dem Anfban der
inneren, wie an dem der äusseren Wand. [Dasselbe ist
der Fall bei Craspedophyllum Americanum Dyb.] Die in-
nere Wand der genannten silurischen und devonischen
Acervularien ist also nicht gleichwerthig.
Die Zeichnung des Querschnittes gibt die Blasen
nicht, weil sie im Originale zu wenig deutlich sind. Die Sep-
ten zweiter Ordnung erstrecken sich nur von der Aussea*
bis zur Innenwand. Die Septen erster Ordnung setaen als
feine Fäden auch Uber die Innenwand bis zum Centnun
1) Dasselbe scheint der Fall zu lein bei Acervularia ef. im-
pressa Ad. Rom. (B«itrftge m, 1855, pag. 142, Tab. 21, Fig. 25).
Doch ist das einzige vom Iberge bei Grand im Hanse vorliogeoda
Fragment ra Uein, um befriedigendes Urtheil su gewinnen.
Digitizcd by Google
209
fort, wo sie sich mehrfach vereinen. In einem Exemplar
Yon Eugis ist dies nur in wenigen Zellen der Fall, in den
Hieiflten Zellen verhalten sie sieh mranteischeidbar, wie die
iweiter Ordnung. Ob hier nur eine sekundäre Ersehei-
üUDg vorliegt und die Sepien im centralen Theile des Vis-
ceralraumes später zerstöct, oder ob sie hier überhaupt
nicht znr E^twieklnng gelangt sind, ist Tor der Hand nieht
aiunnmaehen.
Bin Yon Smithia mierommaia Ferd. Römer >)
gefertigter Dünnschliff zeigt eine deutliche Innen- und
Anssenwand und lässt keinen Unterschied von Acervul»
pentagona erkennen, als dass keine Septen in den centra-
len Visceralranm eintreten, was nach dem vorstehend Be-
merkten ohne Bedeutung sein dürfte.
Dagegen ist Ästrea parallela Ad. Römer^), welche
Milne £dwards') zu Acervulcaria stellen m()chte, wie ein
vorliegender Dünnschliff darthnt, eine echte AmAta {=
Phfflipastraca nach Kunth), und wohl nicht verschieden
von Smithia Bowerhanhi M. E. und H.*) von Torquay.
Anscheinend ist Acef^ularia concinna Ad. Börner^)
vom Iberge bei Gmnd nieht von Acermd. pentagona ver-
schieden. Grösse der Zellen nnd Kelche und Zahl der
Septen sind übereinstimmend.
In der Grösse steht auch Äcervularia granulosa Ad.
Börner*) nahe, aber die Septen, deren Zahl 28 be-
trägt, erscheinen durch feine Qnerblftttchen gekörnt", und
möchte deshalb zu Heliophyllum gehören. —
Vorkommen. Ac. pennt, liegt vor ans dem Ober-
Devon des Vichtbaehthales, sttdlich Stolberg, nnd zwar
ans den Ealkmergeln zwischen Eramensel- nnd Vemenili«
1) Letb. geogn. 8. Aafl. I, p. 197, Tab. V».
2) Ad. Römer, Verstein. Harzgeb. p. 5, Taf. 3, Fig. 8.
3j Milne Edwards, Hist. nat. Coral. III, pag. 411.
4) Milne Edwards et Halme, BriU foaa. Cor. p. 241, Tab.
Fig. 1.
5) Ad. Börner, Beiträge UI, 165^ pag. 144» Taf. 21, Fig. 19«
6) find. p. 144, Tab. 21, Fig. 21.
4
210
Schiefer. Vier Exemplare im Hiueiim des natiirliifttoriaehei
Yerelos in Boul Awerdem Tom Harz, aas Belgien und j
Frankreich.
Gattung BpcngaphyUumiLilM £dw. n. Haime, 185L
Ftlr diejenigen mit Anssenwand yeisehenen Bogoaen»
deren Sepien anf den centralen Visceralranm bescbffinkt
sind und nicht die Aussenwand erreichen, die ausserdem
noch Böden und Blasengchilde besitzen, stellten M i 1 n e
Edwards nnd Haime ^) die Gattungen Spangopkjßm
nnd SndojyhyUum anf. Den zwei Arten der letzten Gat-
tung wird eine accessorische, innere Wand zugeschrieben,
welche dem einzigen Spongophyllen Sedgwicki fehlt. Nach
Dybowski*) ist es wahrscheinlichi dass die aagebliolid
Innenwand der EHdophyUimhAxtm aof einem Hissyersttod-
nisse beruhe, welches durch die im Horizoutalschnitte ring-
förmig erscheinenden Durchschnitte der Böden veranlasst
sei. Sonach wäre bis jetzt die Gattung EndophyUum gegen-
standlos, indem die ihr zugefügten Arten der Gattung
SpongophyUim*) zufielen.
Aus dem Silur beschrieb Dybowski:
Spangqphyllum rectiseptatum^
^ emtoriisepUxtum.
Von den bisher bekannten vier deTonischen Arten
Spangophyllum ahditum M. £. und H. sp.,
„ Bowerhanhi M. £. and H. sp.^),
1) Polyp, ton. palMOs. pag. 495 nnd 898.
9) 2k>uitharia mgoM, L o. pag. 478^
8) Die Gaitiuig Kmiindcophjßim Thoms. iL Nieh. (Tboa- |
ton «nd NicbeUon, Gontribatioiis to the Study of the palaaonis
eoinli. Ann. Mag. nai. hiat. 4. aer. tom. 17, 1878, pag. 297) onlsr-
scheidet rieh Yon Spongophylbm dofoh Yorbandeiiaehi einer Gel«*
mella; Lonsdalia M. E. u. H. durch Vorhandensein einer ColumeOa
und einer Innenwand; Chonaxis M. £. u. 11. von LonadaUa durch
Fehlen der Aussenwand verschieden.
4) Die Abbildung von Endophyüum Bowerbanki (M. E. a. ft
Brit. fosB. Corals, Tab. 83, Fig. 1) wird sonderbarer Weise von
MilneEdwarda lelbet anoh walEridopkjfUum VememUanum bezogen
Digitized by Google
211
Spongophyllum Sedgwicl'i M. E. und H.
„ pseudovermiculare M'Coy sp.,
ist bisher nnr die letztere in Deatschland naohgewiesen
und swar bei Oberknrzendorf in Schlesien'). Im oftch-
folgenden werden noch vier Arten aus dem Kalk der Eifel
hinzugefligti denen demnächst noch einige andere folgen
werden^).
8p(mgophifUim tarasum Schlttt.
Taf. VI, Fig. 1—5.
ßpcmgopkjßum iorosum Sohlüteri YermmmL d. naturhist Yer. der
Bheinl. u. Wettf. in Boniii 8. Oet 188a
Die Koralle bildet einen grossen, aus zahlreichen
Individuen bündelartig zasammeugehäoften Stock. Die
cylindrischen Sprossenpolypen stellen sich in aufrechter
Richtung nahe nebeneinander. Die Eelohgmben becher- oder
tricbterfönnig eingesenkt, unten verengt, von einer Tiefe,
welche etwa dem halben Zellendurchmesser gleichkommt,
ansnahmsweise auch mehr beträgt. Die scharf vorspringen-
den Septen pflegen den Kelchrand nicht zu erreichen.
Die lünge der Sprossenpolypen, welche an einigen noch
unvollständig erhaltenen Polypenstöcken gemessen werden
konnte, beträgt 25— iiO cm ; der Durchmesser beträgt im
Mittel etwa 20 mm ; doch kommen auch stärkere und
schwächere vor. Die mit Epithek bedeckte Aussenseite
zeigt unregelmftssige Anwachsstreifen und Wttlste, welche
manchmal stark anschwellen und bisweilen zugeschärft
(vergl. Hist. Dat. Corallmrcs, tom. UI^ pag.416), dabei zugleich Brit^
fon. Corals, Introd. pag. 71 citirt» wo nur Erid* »enaU genannt
mdf welehee man in der Histoira vennisat.
1) Die AbbildoDg dea Lftngaaehnittea bei Milne Edwarde
a. flftime^ Tab. 66, Fig. 2e iteht anf dem Kopfe.
2) Dybowaki, Z. d. d. geol. Oea. tom. 25, 1878, pag. 408.
3) Anaebeinung gehört aoch die gröaite Einzelkoralle der Ei-
M 0»a 120mm Dnrohmeaaer) hierher. Qaenatedt, KoraUen, pag.
488, Tab. 169, Fig. 24, nannte de Cya^hophyttum «emjaenMiMi,
Gold f US s mit weniger deutlicher Abbildung: Cyaihophyüum turbi-
natum.
212
sind. Vertikale Epithekalstreifen bemerkt man nur ganz aiis-
Dabmsweise. Die Vermehrung findet durch Seitensprossung
statt Die einzelnen Sprossenpolypen scheinen sich nur
selten aneinander zu legen, gewöhnlieh bleiben sie daroh
einen m&ssigen Zwisebenranm getrennt. Sie treten aber
mit einander durch Seitenaus^vtichse in Verbindung, in-
dem gewöhnlich die Wülste weiter vorspringeu und zwar
meist in Form abwärts geneigter snngenförmiger Ver-
längemngen. Dieses sind nieht etwa lediglieh Epithekml-
gebilde, sondern die innere BlasenauffÜllung nimmt hieran
Theil.
lieber die innere Structur geben sowohl ange-
witterte Sttteke, wie die vorliegenden Dünnschliffe Auf-
Bchlnss. Der peilpherisohe Visceralranm der Zellen wird
etwa bis auf Vs des Radius durch grosse Blasen ausgefüllt,
indem im Mittel drei Blasen eine schräge Reihe bilden.
Der centrale Theil des Visceralraumes fuhrt gedrängt
stehende, stark eoncaye Böden, welche sieh bisweilen im
Gentmm in nnregelmässiger Weise yerbinden (wie im
grössten Tbeile des abgebildeten Stückes Fig. 2). Die
Sepien sind auf den centralen Theil des Visceralraumes
beschränkt i zeigen nur ausnahmsweise Spuren an der Wand,
nnd treten im Gentrnm nicht miteinander in Bertthnmg.
Sie sind manchmal ToUkommener, bisweilen nnyollkomme-
ner entwickelt. Im ersteren Falle pflegen sie sich sym-
metrisch ZQ ordnen und lassen das Hauptseptum und die
Seitensepten erkennen. Bei einem deutlichen Querschnitte
zählt man in den Hanptqnadranten, jederseits des Hanpt-
septnms acht Septen, in den Gegenqnadranten jederseits
neun Septen.
Bemerk. Spongophyllum torosum ist die grOsste
bis jetzt bekannte Art des rheinischen Deyon und ausser
durch die Stärke 0 der Polypiten, insbesondere auch doroh
1) Nsdhtriglieh habe ich m der HiUeahelmer Mulde nooh iwei
Biemplare genmmelt mit engeren Zellen, yon nur 10 bis 18 mm
Dnrohmeeier. Der innere Ben dieser wthreohehiliöh hierher gehört*
gen Stüoke wurde nodi nicht n&her geprüft.
Digitized by Goüglt:
213
die eigenthtimliche Verbindung derselben unter einander
dorch die YorspriDgenden Wülfte uud Zungen von den an-
deren Arten, insbesondere von Sp. elongatum yersehieden.
Die SnssereErseheinang der Art erinnert aneb an CycUho-
phylhm radkans M. E. nnd H. (non Goldfn88V)i mit
24—26 Septen, welche die französischen Autoren nur aus der
Eifel, sowie von Bensberg aufführen. Leider ist der in-
nere £an der Koralle bis jetzt unbekannt Mir ist nie ein
Exemplar zn Oesiebt gekommen.
Nur ein später zu besprechendes, ebenfalls dem Eifel-
kalk angehöriges Cystiphylluntj kihinte durch die äussere
Erscbeinungsweise vielleicht ebenfalls mit der vorstehenden
Art Terweobselt werden, aber der innere Bau leitet sieber*).
Eine llhnliobe Verbindung der Zellen zeigt aneb das
mit accessorischer innerer Wand versehene Eridophyllum^)
aus nordamerikanischem Devon.
Vorkommen. Ich sammelte mehrere kleinere Stücke
in den Stringocepbalen-Scbiehten yon Bemdorf bei Hilles-
beim. Zwei grosse Exemplare von unbekanntem Fandorte
im Museum der Universität zu Bonn.
8p<mgaphifUum ehngahtm Sehllit.
Taf. VU, Fig. 1-6.
SpongophyUum elongatum Schlüter, Versamml. des naturh. Ver. d.
preoss. Rheini. u. Westfal. in Bonn am 3. Oct 1880.
Der grosse Stoek wird gebildet dnreh zablreiebe sebr
lange cylindrische Polypiten, etwa von der Dicke eines
kleinen Fingers, welche sich parallel unmittelbar ancin-
anderlegen, ohne sieb zu drängen, d. b. ohne ibren kreis-
^rmigen Umfang an yerlieren nnd ebne zn yerwacbsen
vnd daber bei einem Seblage mit dem Hammer leiebt sieb
trennen. Die Höbe der grössten vorliegenden, noch un-
Yollständigen StUcke beträgt 40 cm. Die Länge der ein-
1) Mf^ Um. des terr. PaUwdo p. 888, Tib. 18« Fig. 8.
^ Vfifgi dis Anmerkang bei SpongophyUmm dongatum.
8) Vergl. IL E. a. H., Polyp, fo«. des terr. PaL p.424» Tab. 8.
Digitizcü l^-Coüglc
214
zelnen Zellen scheint im allgemeinen hiervon nicht ?e^
Bchied^y obwohl sioh hin nnd wieder jnnge Zellen, aar
aeheinend dnreh Seitenknospnng einsehieben. Der Dnroh*
messer der Zellen möchte im allgemeinen zwischen 8 uod
10 mm liegen, doch kommen auch etwas stärkere, sowie
dttnnere Zellen Tor. — Die anscheinend mit dtinner Epi-
thek bekleidete Anssenseite ftthrt nnr schwache Anwachs-
streifen aber niemals stärkere Wülste oder andere Herror-
ragungen. Vertikale Epithekelstreifen sind nicht deutlich
wahrnehmbar. — Die Kelchgruben « welche an keinem
Stttcke gnt erhalten sind, scheinen an Tiefe dem Zellen-
dnrchmesser gleichzukommen.
Innere Structur. Der verhältnissmässig grosse cen-
trale Vif^ceralraum ist von stark concav gekrümmten Böden
erfüllt, welche bald etwas näher zosammengedrängt li^geo^
bald etwas weiter yon einander entfernt sind. Der Übrig-
bleibende peripherische Theil des Visceralraumes führt grosse
Blasen, zwischen denen hin und wieder kleinere sich ein-
schieben. Sie sind meist steil aufgerichtet» besonders die*
welche die Böden begrenzen. Die Septeni deren man etwa
dreissig zählte beschränken sich anf den centralen Theü
der ZcllC; treten aber nicht im Centrum miteinander in
Berührung.
Bisweilen scheint es» als ob die Septen sich symme-
trisch ordneten; dann faJIen anf jeden Hauptquadnunten
sechs Septen und auf jeden Gegenquadranten acht Septen.
Bemerk. Die Art besitzt nach dem bis jetzt vor-
liegenden Material die längsten Polypiten. Dem Zellenr
dnrchmesser nach stellt sie sich zwischen Spangoph. taramm
nnd Spongoph. semiseptatum, von jenem durch die fehlenden
Wülste und von diesem durch minder enges aneinander-
drängen der Zellen und anscheinend durch minder weite
nnd tiefer eingesenkte Kelche auch bei minder guter Et-
baltnngsart leicht nnterscheidbar.
Die Art wurde anscheinend bisher nicht von Cyath,
caespitosum geschieden, wie z. B. die Abbildung bei Quen-
stedty Korallen Tab. 161^ Fig. 11 S, pag. 513, welcher em
Eifel-Ezemplar zn Omnde liegt, darthnt Der grOsste TheB
der Zellen hat hier durch Verwitterung die Aussenwaad
Digitized by Google
I
215
I
▼erloren and leigt in Folge dessen das peripherische Blasen-
gewebe; wo die Verwitterung noch tiefer eingegriffen
hat, kommen dann die Septen zum Vorschein. Dass der
QneiNhniit der Fig. 11 Q niohts von der inneren Struktur
zeigt, ist bemerkenswerlh. loh war auoh geuöthigt, eine
grössere Zahl von Dtinnschliffen anzufertigen, bevor es bei
der milchicht-trliben Beschafienheit gelang« deutliche Bil-
der zu erzielen^).
Vorkommen. Ich sammelte mehrere unvoHstttudige
Exemplare an einer Stelle anf den Crinoiden-Schichten bei
Bemdorf in der Hillesheimer Mulde. Möglicher Weise
stammen diese sämmtlichen Stücke Yon einem einsugen
grossen Stocke.
Spongophyllum semiseptatum SchlUt
Taf. Y, Fig. 1—8.
Spongophyllum semiseptatum SchluieTf Sitzaog der niederrbein. Ges.
in Bonn, 16. Febr. 1881.
Die Koralle bildet St5eke, welehe sieh aus
cylindrischen oder leicht prismatischen Einzelpolypiten von
durchschnittlich etwa 7, oder allgemeiner 4 bis 9 mm Durch-
messer zusammensetzen. £s liegen nur Brnehstiieke Tori
welehe noeh einen Dorehmesser Ton 100 bis 150 mm auf-
weisen, während ihre Höhe nur noch 60 mm beträgt und
mithin kein Urtheil Uber wirkliche Länge der Polypiten
gestatten, da eine Verjüngung derselben nach unten hin
nicht bemerkbar ist.
Die Polypiten legen sieh unmittelbar aneinander und
drängen sich gern so, dass sie häufig einen leicht poly-
1) Betrachtet man Fig. 15 1. c. bei Qaenstedt, welche ebeDfalls
zu Cyath. cae^tosum gezogen wird und von der es heisst: „dass sie
concentrisch ranzelige Anwaohsstreifen haben, von denen zeitweia
hakige Fortsätze nach unten hangen und sich auf den Nachbar zu
stützen suchen, und sieht, man in der mit No. 6 bezeichneten Zelle
aa der verwitterten Partie die Längasepten unter blasengewebe
henrortreten (wonach also die Zeichnung der abgebrooheoen Ober*
enden vnrkbtig w&re), to ktnn man sieh derVermutbung nieht ent*
soUsgen» es möge dwin ein Spongaph. iofO$im voriiegen^.
Oigitized by (^Ogle
216
gonalen Umru» erhalten und mit einander yerwachsen, no
dass ein Schlag mit dem Hammer Bie nieht trennt, sondern
spaltet
Die Wand erscheint verbältnissmässig dick und an-
seheinend von dünner Epithek hedeekt
Die Oberseite des Stoekes seigt weite, massig tiefe
Kelcbgruben ^) mit fast senkrecht abfallenden Wänden.
Sparen von Septeu nimmt man erst bei näherer Prüfung
hin und wieder wabr.
Der Längssehni tt zeigt nächst der Wand eine £^e
steil aufgerichteter yerhftltnissmftssig grosser Blasen nnd
dem Kelcbengrunde entsprechend sehr entwickelte, flach
concav nach abwärts gebogene Böden, bald gedrängter,
bald sparsamer, entweder durchgehend und sich an die
Blasen anlehnend od^ gebrochen und kurz, und dann sich
ganz oder zum Theil gegenseitig stützend.
Der Querschnitt zeigt, wie rudimentär die Septen
. entwickelt sind. Meist fehlen sie im peripherischen von
Blasen eingenommenen Theile; ausnahmsweise von der
Aussenwand ausgehend, erreichen sie niemals das Centnim,
das mittlere Drittel der Zelle frei lassend, manchmal ganz
fehlend, gewr)hnlicb auf eine oder andere Partie beschränkt,
habe ich sie nur einmal in einer ganz jungen Zelle rin^-
um in gleichen Abständen yorhanden gesehen. — Um die-
ses Verhalten klar zu legen, musste eine Mehrzahl von
Querscbnitten abgebildet werden, doch ist keine Zelle da-
runter, in welcher g:ar keine Septen entwickelt sind.
Bemerk. Der äussere Habitus der Stöcke erinnert
sehr an Miehdima^ namentlich an gewisse nordamerikaai-
sehe Arten^ insbesondere an Ißehdinia eyUndriea (Em'
mofisia^ cylindrica M. E. und H.)-; aus der Helderberg-
group.
Eine Verwechselung mit anderen Arten der Gattung
1) Die Eelobg^ben sind meist sehr weuig tief, aber es ist
fruglich, wie weit an den vorliegendsn Stücken die Yerwitterong mi^
gewirkt hat.
2) Geolog. Sorvey of Michigan, Vol. III, Pert. II, Palaeontology«
CoralB by C Born Inger. New-Tork 1876, psg. 74» T^b.ae, flg. 4
Digitized by Google
217
scheint kaum zu befürchten. Sollten sich bei weiterer Nach-
forschung noch mehrere Arten mit verkümmerten Septen
finden, bo würde man dieselben wohl in eine Untergat-
timg sQBammenfassen, die sieh ähnlioh Terhielt wie bei-
spielsweise CampophyUum zu CyathophyUum,
Vorkommen. Mehrere Exemplare aus dem mittel-
deyonischen Kalk der Eifel in meiner Sammlung and im
Unseom des natarbiatoriaehen Vereins zu Bonn.
Spongophyllum Kunthi Schiüt.
Trf. VII, Fig. 4, 6, TÄf. Vm, Fig. 1, 2.
OfoikophyUtm quadrigeminum Qoldf., Petr. Germ. 1626—88, pftg.50
mm Theil; Tab. 18, Fig. 6a,
ßpangofhjßum JB^mUhi Schlüter, Sitsoogsberioht der Geiellaohaft
astiufortohender Freonde sa Berlin, 1880, Kr. 8, pag. 49.
Bei Aufstellung des Cyathophyllum quadrigeminum sind
einige Irrthttmer unterlaufen, von denen einer bereits durch,
de Köninck richtig gestellt ist. Ooldfuss besehrieb
(p. 4, Tab. 1, Fig. 11) ein angeblich aus der Eifel stam-
mendes, verkieseltes Fossil, als Manon favostm und meinte
dann, es sei wahrscheinlich, dass die sonderbare Honig-
waben-Koralle nichts anderes sei, als eine Versammlung
▼on Keimen von Oyathophyllum quadrigemmim (pag. 50)
und erklärt später geradezu: j,Manon favosum ist Cyatho-
phyllum quadrigeminum" (pag. 243). de Köninck^) be-
sweifelte mit Becht das Vorkommen des Fossils in der £ifel
und identificirte es mit einer gemeinen Koralle des Kohlen-
kalkes von Touruay, für die er die Gattung Mididinia
aufstellte und Michelinia favosa nannte.
Sodann bemerkte Goldfuss (p. 50): ,,Die ersten An-
ikoge Ton OytUkophglhm qjmärigminiim bilden eine Scheibe
▼on seichten rundlichen oder eckigen Zellen, wie solche in
Tab. 18, Fig. 6a („Rasenförmig vereinigte Keime dieser
Koralle'^) dargestellt sind. In einigen derselben sieht man
noch keine Stemlamellen; in anderen sind sie im Mittel-
1) Deacript des aninuuix fosa. dea terr. carbonif. de ^elgique,
1842— 1844,. pag. 80.
DigitizedbyCoogle
218
punkte, als Anfänge der sweiteui sich erhebenden ZeOe in
bemerken".
Diese fraglichen Stöcke gehören nun nicht zur Gat-
tung CyathophyUum, sondern zu Spongophyllum nnd des-
halb sieht man Stemlamdlen nnr im Mittelpankte, d. b.
im centralen, nicht im peripherischen Theile des Viscenl-
Baumes.
Die Koralle stellt faust- bis kop%rosse halbkugelige
Stöcke dar« welche ans prismatischen, radialgestellten, m-
nigverwachsenen Zellen gebildet werden. Dieselben sind
von verschiedenem Durchmesser, jedoch durchschuittlich
etwas kleiner, als bei CyathophyUum quadrigeniinum. Die
Kelchgruben, welche ohne Randausbreitung von der Aussen-
wand direct sich einsenken wie bei Cyaih. qmAr%geni.j sind
in der oberen Partie flach, trichter- oder becherförmig und
senken sich dann plötzlich verengt noch tiefer ein. Siehe
die untersten, dorchschnittenen Zellen in Fig. 4
Der Längsschnitt zeigt, dass nngef&hr das mitt-
lere Drittel des Visceralranmes ron gediilngtstehenden, nur
zum Theil durchgehenden Böden, welche leicht conc4iv
nach unten gebeugt sind, erfüllt ist. Jederseits eine breite
Zone Yon Blasengebilde; nächst der Anssenwand grossere,
nach innen zu kleinere nnd steiler aufgerichtete.
Der Querschnitt thut dar, dass die Septen nicht
von der Anssenwand ausgehen, sondern auf den centralen
Theil des Visceralranmes beschränkt sind.
Ihre Zahl beträgt anscheinend 20 — ^24, nnd es scho-
nen längere mit kurzem zn wechseln, aber es ist an des
vorliegenden Sttlcken nicht deutlich wahrzunehmen, ob et-
wa einige der ersteren im Centrum mit einander in Be-
rtlhmng treten. Zwischen den Septen bemerkt man SpnieB
der Böden. — Der peripherische Theil des Visoeralranmei
zeigt lediglich die Durchschnitte der grossen Blasen.
Aus diesem inneren Bau erklären sich dann auch die
abweichenden Bilder, welche die verschieden fortgeschrit-
tene Yerwitternng der Stikske darbieten. Die Abbildmig
bei ßoldfnss zeigt ein Exemplar, welches grösstentheik
angewittert ist, ähnlich wie in der unteren Partie unserer
Fig. 4, während in unserer Fig. 5 die Kelchgmben der
Digitized by Google
2ld
Olmfliche rODig Teracbwunden und seitlieh sich in den
Zellen die peripherische Partie mit den grossen Blasen
scharf ahgrenzt gegen die centrale, die Septeu und Böden
iasMode Partie, weiche sich wie eine Säule ahhebt.
Bemerk. Wenn Steininger'} eine mit S^anAodes
pmhgomm Goldf. verwandte Koralle Yon Oerolstein be-
schrieb, wofUr er die Bezeichnung Cylicopora fasciculata
schuf, 80 ist dazu zu bemerken, dass mir eine Stromhodes-
fthniiche Koralle niemals in der Eifel selbst, niemals in
einer Eifel-Sammlnng Torgekommen ist, und die Beschrei-
kng die Vermntliung nahe legt, es sei die nene Oattong
aaf solche stark yenvitterte Exemplare von Spongoph,
Eumthi gegründet.
Was die als Cyalhaph, quadrigeminum tlbrig bleiben-
den Formen betrifft, so zerfiJlen dieselben naeh meinen
bisherigen Beobaebtnngen in zwei Gruppen. Bei der einen
reichen die Septen nicht bis zum Centrum, sondern lassen etwa
das mittlere Drittel der Zelle frei. Man bemerkt schon
mit freiem Ange grossen glatten Kelobboden. Die
Septen sind dttnn und abweebsefaid länger nnd ktirzer*).
Bei der zweiten Gruppe sind ebenfalls abwechselnd
längere und kürzere Septen vorhanden, aber die ersteren
reichen bis zum Oentrum, verbinden sieh hier zum Theil
ud verrathen hin nnd wieder die Neigong, sieh etwas zn
drehen. Die Septen beginnen krilftig an der Aossenwand
ünd schärfen sich keilförmig gegen das Centrum hin zu.
(Taf. 8, Fig. 3.)
Die Angabe von Milne Edwards und Haime, dass
die Septen gleieh lang seien, habe ieh an keinem StUeke
eonstatirt; aneh die Zahl derselben, welehe sie anf 46 angeben,
habe ich niemals gesehen, vielmehr gefunden, dass sie
durchschnittlich etwa 35 beträgt, und allgemeiner zwisohen
33 und 42 sehwankt
Wenn Goldfnss angibt, dass die Theilnng der End-
1) GeogDOstische Bogrheibung der £ifel, 1853, pag. 33.
2) In der Abb. Taf. YII Fig. 4 nicht hinrdoheiid scharf «w-
Digitized by Google
220
zollen durch sl&rkeres Wachstbam yon vier Septen Tenui«
lasst wtfrde, so habe ich mich davon nicht bestimmt flbe^
zeugen können, aber bestimmt beobachtet, dass dieses in
mehreren Fällen nicht statt hat. Viertheilung findet sich (
allerdings bisweilen, aber wohl nicht öfter als Drei-^ Fttnf-
nnd Sechstheilnng. Eine solche Kelchknospong wnide bi»- 1
her nnr bei der ersten Gruppe beobachtet. |
Sollten die angegebenen Differenzen in der Länge
und Stärke der Septen nicht etwa zufällige Erscheinungea
sein, was dnrch weiter fortgesetzte Untersnchung festso-
stellen sein wird, so würden dieselben allerdings eine ver-
schiedene Artbezeichnung erhalten mUssen.
Bis dahin mag die erste Gruppe
Can^pophylhm guadrigeminum (Goldf. Tab. 18, Fig.
Fig. 6c)
genannt, und fär die zweite die Bezeichnung
CyathophyUum guadrigeminum
festgehalten werden.
OampophyUum guadrigemimm habe ich zun Theil ii
mehr als fiissgrossen Stöcken im Hittel-Deyon bei Unter-
Bosbach in der Paffrather Mulde und bei Loogh in der
Hiilesheimer Mulde aufgefunden.
Vorkommen. Ich sammelte einige Exemplare m
8pang(^hyttum Eimtki im Stringocephalenkalk der Hüks-
heimer Mulde in der Eifel; ebenso in der Gerolsteiner
Mulde beobachtet. Von den in dem Bonner Museum lie-
genden Stücken weiss man nur, dass sie ttberhanpt aus
dem Kalk der Eifel stammen.
Gattung Misci4ndari4i^) Dybowski, 1873.
Fascieularia eonglomerata Schlüter.
Taf. IX, Fig. 1—4.
.FVlieteiilaita eon^mmita Schlüter, Yertanunl. &m naturhiti. Yer.
d. preasa. RheinlAnde u. Weitfalenty 80. Aug. 1880.
Der Polypenstock aus sehr zahlreichen, langen, raben-
federdicken, parallelen oder etwas divergirenden Poljpen-
zellen zusammengesetst, welche sich aneinander legen, bis-
1) Der Name FaacictUaria mvm durch oiueu anderea erseUt
Digitized by Google
221
mQm auch drilngen, so dass der Qisprttnglioh kreisförmige
ümriss yerzerrt wird, aber kaum jemals Polygone hervor-
ruft. Die grössten vorliegenden, noch unvollständigen Stöcke
haben eine Hnhe von 300 mm und den gleichen Durch-
messer. Die meisten Bruchstücke, welche mau aufliest, sind
freilich nur ein oder zwei Faust gross.
Der Dnrefamesser der Zellen yariirt zwischen 2 nnd
3 mm. Zellen von solcher verschiedener Grösse finden sich
unmittelbar neben einander im selben Stocke. Stöcke,
welche Zellen bis zu 4 mm Durehmesser besitzen, beobaoh-
tet man nnr ganz ansnahmsweise.
Eiue Dichotomie der Polypiten oder eine Knospuug
ans der Zellenwand nimmt man nur sehr selten wahr.
Die Zellenwand ist ungewöhnlich dick nnd Yon
einer dttnnen Epithek bedeckt, welche eine leichte, nn-
regelmftssige Querstreifung und bisweilen geringe Runze-
Jung zeigt, aber meist abgewittert ist. — Die Kelcbgruben
erscheinen gewöhnlich wenig eingesenkt, so dass ihre Tiefe
kanm dem halben Zellendarchmesser gleichkommt. Viel-
leicht ist dies nnr Folge der beginnenden Verwittemng,
da man ab und zu, wenn auch selten, auf scharfrandige
Kelchgruben stösst, deren Tiefe den Durchmesser tiber-
trifft. — Man erkennt dentlich Septen erster nnd zweiter
Ordnung, Ton denen die ersteren bis zum Centrum reichen,
wo einige derselben bisweilen in Bertthmng treten. Bis-
weilen glaubt mau eine symmetrische Gruppirung der
Septen zu beobachten, was insbesondere dadurch veranlasst
wird, dass ein Septum die ttbrigen an Länge ttberragt,
allein in den meisten Kelehen sieht man nichts derartiges,
so dass sich kein festes Gesetz herausstellte'). Die Zahl
der Septen ist schwankend, was besonders dadurch veran-
lasst scheint, dass die Septen zweiter Ordnung bisweilen
nnr zum Theil zur Ausbildang gelangten. Im Mittel be-
tragt ihre Zahl etwa 25.
werden, da derselbe bereiti dureh Milne Edwarde für eine
Bryoaoe Terwiiidi wurde.
1} In mehreren Keloheu sfthlte ieh von den vier FrimSreepten
abgesehen in jedem Quadreuten 6 Septen b 24.
Yerh, d. nat. Ter. J^hrg. XXXVni. 4. Folge. IUI. Bd. 15
Digitized by Google
222
Von der inneren Struktur der Zellen einen befrie-
digenden Aufschluss zu erhalten, war etwas umständiioli,
da die Dannschlifife anfangs nur trttbe Bilder gaben. Ee
worden 20 Sehliffe angefertigt
Der Längsschnitt zei^^t im peripherischen Theile des
Visceralraumes eine einzige vertikale Keibe, verhältnias-
mässig grosser Blasen, welehe sieh in steiler Stellang an
die Anssenwand anlehnen. Der centrale Theil des Vis*
ceralraumes ist mit mftssig entfenitstehenden, concay ge-
krümmten liöden erfüllt, welche sich seitlich au die Blasen
anlehnen. Von den drei ^abgebildeten Zellen zeigt die zur
linken Hand in der nnteren Partie eine lokale Unregel-
mässigkeit, indem hier die Blasen an der einen Seite der
Wand fehlen und in Folge dessen die Böden bis zur
Aussenwand durchgehen.
Der Querschnitt zeigt die von der dicken, mit
Epithek bedeckten Anssenwand ausgehenden Septen; in
jedem Septum eine feine Mittellinie, welche sicli bis tief
in die Wand hinein erstreckt. Bisweilen scheint es, als ob
die Septen die dicke Wand durchsetzten, dann würde man
an nachtrilgliche Sclerenohjmablagernng zu denken haben.
Gegen eine solche Annahme scheint zu sprechen, dass sich
die Blasen an diese dicke Wand anlehnen. Zwischen den
Septen hin und wieder Spuren von Büden und Blasen^).
Bemerk. Auffallender Weise ist diese nicht seltene
Etfel-Koralle durch Goldfuss nicht zur Darstellung ge-
langt, wahrscheinlich steckt dieselbe aber unter den von
S te ininger aufgestellten Kamen. Möglicher Weise könnte
man an CaryophyUia vermieidans Stein. ^) oder an Sarei-
mHa fasdeidata Stein, denken, wenn unter letzterer nicht
1) Von einem Stocke, dessen Aensteres einer dfinmeUigoii .FIm-
cicuUuia canghmerata gleicht, habe iob eine groiie Zahl von Zellea
darobsohnitten. Dieselben lassen keine regaüren radiftrgeiteUteo
Septen erkemien. Liegt hier keine kranUiafte Ersohemung vor, so
hfttte man vielleieht an Korallen aus der Yerwandtsohaft von He-
terophyUnM za denken.
2) Steininger, geogn. Beschreib, d. Eifel, 1858, pag. 88.
Digitized by Google
228
etw% Sjfringopara eifeUemia^) Sohl fit zn Terstehen ist
Die nieht Tan AbbildoDgen begleiteten Beschreibungen sind
tber leider so wenig bestimmt, dass man ohne Kenntniss
der Originale nicht vor Missgriffen sicher ist, wenn man
einen der Namen wählen wollte.
VieUeieht ist die Koralle schon dnreh Qnenstedt')
TOB inbekanntem Fnndpnnkte, oberflächlich abgebOdet. Er
stellt sie zu Cyathophyllum caespitosum und identificirt sie
mit Syringopora mulikaule Hall; daher CyathophyUum
nmltiemde. lieber den innem Ban wird nichts beige*
bnudit
Einen unserer Art ähnlichen Querschnitt bietet das
Bild, welches Milne Edwards und Haime^) von Batters-
byia itmegualis auf dem Devon von Torquay geben, wenn
man von dem ^^sgpangiose irrttgaier Coenmchißmat*^ absiehti
Ten den Dankan^) nachwies, dass es nichts anderes sei,
alseine zufällige Durchwachsiuig des Korallenstockes durch
«ine Sfrotnatopora. Die Zellen zeigen eine ähnliche Grösse
und Gruppirung wie unsere Art, dieselbe dicke Anssen-
wmd und die Zahl der Septen soll bis 26 betragen, —
aber das ganxe Innere der Zelle ist mit blasigem Gewebe
ausgefüllt, wovon leider keine Abbildung beigeltlgt ist.
Die dicken Wände und doppelschichtigeu Septen er-
innern an Densiphyllum^), welches jedoch nur Böden
mid kein Blasengewebe im Inneren führt
So bleibt denn nur die Gruppe der DiphyphyUime
Dyb. übrig, in der unsere Koralle eingereiht werden könnte.
Sie stellt sich der Gruppe der CyathophyUinae (mit Cyatho-
fkjfUmn und Campophyüum) dadurch gegenüber, dass ihr
peripherisches Blasengebilde nur I- oder 2 -reihig ist,
wilöend die Oyathophyllinen ein vielreisiges Blasengebilde
1) BfirbetremnimL des natarhirt. Ter* Bheinl. n. Westt in ^
S. Oet 1880.
2) Korallen p. 516, Tab. 161, Fig. 12.
S) British foBsil corals, pag. 213, Tab. 47, Fig. 2.
4) Philosopical Trausactions of the Royal society of LondoDf
1867, tom. 157, pag. 643.
5) Dybowski, 1^ a pag. 392, Tab. Ii, Fig. 2.
Digitized by Google
224
besitzen. Der älteren Gattung dieser Gruppe : Diphyphyl-
bim ^) kann sie nicht beigefügt werden, da deren Septen
nur als Bohmale Lamellen aa der Anssenwaad Terlaatoit
ebensowenig zu der wohl nieht abtrennbaren Gattosg
Donacophyllum, deren Septen sich ebenfalls nicht bis zum
Centrum erstrecken und stets einen mehr oder weniger
betrltohtlichen Theil der Viseeralhöhle frei lassen. Sie be-
sitzt grosse Endotbelblasen, während die von Diph^h^
Jum klein sind Sonach bleibt nnr die Oattnng Fasciei^
laria übrig, deren Septen sich bis zum Cciitnim erstrecken^
wo sie aneinander Stessen» (nicht immer!) ohne sich spiralig
an drehen. Freilich kennt man bis jetzt nnr Fasäetdcaia mit
2 Blasenreihen man hat also betrefib dieses Punktes die Fa-
miliencbaracteristik noch in die Gattnngsdiagmose anftii-
nehmen. EigenthUnilich bleibt freilich auch dann für
unsere Koralle die ungewöhnliche Dicke der Aussen wand^
anch wenn man Ton der Grösse der Blasen absieht
Torkojmmen. Faseicularia conglomerata liegt bis
jetzt nur aus dem raitteldevonischem Kalk der Eifel vor
und zwar aus der Gegend von Dahlem und Schmidtheim,
1) IHpkigphißim LoHsd, (M'Coy, Brii. palMocfoM, psg. 87) war
durah Milne Edwards und Hai ms unterdrückt and die beides
Arten ale Liiko8tfütüm angesprooheo. Kanth (KoraUen dee eohle-
liiohen Eohlenkalket , Z. d. d. geoL Gei. tom. 21» 1869, pag. 200)
hat das Irrige dieser Annahme nachgewiesen und die Gattung Di-
phyphyUum wieder hergestellt. — Nicht aUe Autoren fassen die Gat-
tung in gleichem Sinne. So finden wir CraspcdophyUum americanum
Dyb. bei Rominger, Michigan III, 2, pag. 126, Tab. 47, mit ac-
cessorischer Innenwand und Scptalleisten, als Diphyphyüum Archiad
Bill, aus dem Mittel-Devon beschrieben.
2) Wie schwankend der Begriff der Länge der Septen ist, er-
gibt sich, wenn man z. B. vergleicht IHphyphyüum concinnum mit
DoHOCophyUum Middendar/fi in den eigenen Abbildungen D y b o w s k i's
(die erstere Terhandl. rosa. kais. mineral. Geaell. 1872, Tab. 111,.
Fig. 8; die iweite, Monogr. der Zaantik rugosa, 1. c Tab. III,
Fig. 6), 10 betrigt in beiden Fftllen die L&nge der S^tan Vt des
Kelöhdurohmeflaers.
8) YergL in Bflöksioht auf den Werth der Maaepreihen An^
nerknng 8 auf pag. 228 bei JB\uek¥Hana eaespitoBo.
Digitized by Google
225
fiille8hdiiD*-Benidorf and Gerolstein. Wahrsoheinlich bildet
ihre Hauptlagenitttte der untere Stringocephalenkalk, an-
scheiDcnd kommt sie auch in den Crinoiden-Schicbteu vor.
Exemplare in den Museeu zu Bonn und Berlin und
in meiner Sammlung.
Faseieidaria caespUaga Goldf. sp.
Taf. V, Fig. 6, 7.
Lithodenänm canpUomm Goldf., Petr. Germ. pag. 44, Tab. 18,
Fig. 4.
Liämhotkm muHqiimm Milne Edwards n. Haime, Polyp, fon.
toir. pakeoi. pag. 489.
Lithodendron caespitosum Goldf. aus dem Stringoce-
phaleDkalk von Bensberg wurde durch Milne Edwards
ond Halme zur Gattung LiOtostndian gestellt und als
IMMtrcHon cmtiguum besehrieben und über die fllr die
Gattung charakteristische Coluinella bemerkt: „Columella
IUI peu grosse et un pen comprimöe^.
Der Umstand, dass ich bei meinen vielfachen Wan-
derungen in der fiensberg-PaflErather Kalkmulde niemals
ein Exemplar von Lithostrotion aufgefunden habe, Hess es
wünschenswerth erscheinen, das Gol d fuss'sche Original
selbst» welches ja Milne £dwards bei Durchsicht der
im Bonner Museum vorhandenen Korallen gesehen haben
mnsste, einer näheren Prüfung zu unterwerfen.
Mehrere angefertigte Quer- und Längsschnitte zeigen
nun auf das Bestimmteste, dass eine Columella nicht vor-
handen ist, dass dagegen der ganze Bau der Koralle völ-
lig übereinstimmt mit der durch Dybowski^ ftlr eine Ko-
ralle aus dem Devon von Oberkurzeudorf in Schlesien die
durch Dam es*) zuerst als Lithosirotion caespitosum citirt
war und dann ^) Cyathophyllum Kunfitiii genannt wurde, —
aufgestellte Gattung Fasci^ukma.
Im Längsschnitte bemerkt man eine breite innere
1) Zeitaob. d. deutsch, geolog. Gea. tom. 26, 1878, pag. 407,
Tal X8, Fig. 8, 4.
2) Z«it8eh. d. dentsoh. geol. Oet. ton. 80, 1868, pag. 492.
8) Ibid. tom. 21, 1869, pag. 699.
Digitized by Google
226
Zone, welche dnreh Böden aosgefttUl ist, die theile
ganz durchgehen, theils kfiraer sind, nnd sieh dann anf
accessoriache schräg gestellte mehr blasenartige Gebilde
Bttttzen An jeder Seite schliessen sich zwei sehr viel
engere Zonen an. Die innere wird aus halbkreis — oder
hnfeisenfönnigen Blasen gebildet, welche in einfMher
Beihe, die convexe Seite nach oben *) flbereinandergelagert
sind. Die etwas breitere äussere Zone, welche durch die
Ansaenwand begrenzt wird, zeigt ebenfalls Blasen, welche
aber kanm gebogen sind nnd daher im Längsschnitte mehr
den Eindrack horizontaler Böden henrorrafen. Der Quer-
schnitt zeigt ausser zwei, den Zonen entsprechenden
kreisförmigen Linien, die Septen, welche im Gegensatze
za Fase. Kunthi nicht völlig das Centmm erreiche.
Die Koralle ist sonach als F^aüeitkma casQMlMa sn
bcEcichnen
Goldfnss nannte als Fandort derselben nur Bens-
berg. Ein zweites im Museum vorhandenes Exemplar,
weiches von Goldfass Hand ebenfalls als LUhodendron
cae^^iUmm bezeichnet nnd von Schwelm stammen soU, int
also wahrscheinlich erst später in seinen Besitz gelangt.
Das umschliessende Gestein ist ein dunkler Kalk, die
Koralle selbst verkieselt Hier liegt, wie ein angefertigter
Dünnschliff (Taf. 9, Fig. 4 nnd 5) darthnt, ein echtea
1) Dybowtki zeichnet dieeelben nicht, sie tiiid jedcMsh aaoh
an den Oberkaniendorfer EzempUren vorhanden, wie ein Dfinn-
BcUiff dsrihnty der von einem Originalatfieke entnommen iet» wel>
Ohes idi Herrn Damee verdanke.
S) Dia Fig. 8 bei Djbowski steht aof dem Köpfet
Ebenao dieselbe Figur bei Qnenstedt, Korallen Tab.
Fig. 10z, welohe die hnfeieenlSnnIgen Blasen ta wenig soharf aeieh-
net Qnenstedt trennt diese Oberkmusendorfer Stücke nicht Ton
Oyathophylhim caespitosum pag. 612.
3) Ausser den mehr cylindriechen Stämmeben, von denen acht
ühereinstimmende Dünnscblifie vorliegen, habe ich auch eine Anzahl
kürzere Bruchstücke gesammelt, welche am oberen Ende etwsw an-
schwellen. Unter drei Längsschnitten zeigen zwei das bemcrkens-
werthe Verhalten, dass im oberen Theile der Zelle, an der Innen*
Seite sich an die hufeisenförmigen Blasen noch 1 — 3 Reihen kleiadr,
steil gestellier Blasen yon der gewöhnlichen Form anlehnen.
Digitized by Google
227
LUhostrotum vor und zwar aus der Verwandschaft des
LUk juneeum Fkm. nnd LUh. Martini M. E. nnd H. 0
dem Eohlenkalky von denen Kunth') vermnthet, dass sie
nebst Lüh. irreguläre Phill. nur eine Art bilden.
Wenn auch die weniger regelmässige Entwicklung
der Böden bei anserer Koralle vorläufig eine Identifioirang
mit einer der genannten Arten verhindert, so ist es doch
wahrscbeinlich, dass in ihr eine Kohlenkalkkoralle vorliege
nnd eine Verwechselung des Fundpunktes stattgefunden
habe. Bei Schwelm ist nur Devon bekannt und die mir
von dort vorliegenden Korallen sind nicht verkieselt.
Somit würde die Gattung Lithostroiion bisher im
rheinischen Devon noch nicht nachgewiesen sein^).
Alphabetisekes Verfei^its der auljselÜUirteii
Gattungen und Artei.
jMTMilarNi eofietmMi Ad. Röm. p. 209.
„ gramtbia Ad. Röm. p. 808, 209.
„ impressa Ad. Röm. p. 206.
„ limitata M. E. & H. p. 206.
„ luxurians L. p. 208.
„ macrommata Ad. R u ui. p. 202.
1, parallela Ad. Röm. p. 209.
„ pentagona Goldf. sp. p 206, 207, t. 5. f. 4, 6.
„ profunda Hall & Witbuey p. 206.
„ ^09cheU M. £. & H. p. 203.
„ tulndosa Ad. Röm. p. 207.
1) Mi Ine Edwards et Haime, Rrit. foss. Cor. Tab. 40. —
De Köninck, nouv. rccherch. sur les aDimaux fosB. des terr. carb.
de la Belgique, 1872, Tab. 1—3.
2) Z. d. d. g. Ges. tom. 21, 1869» pag. 208.
8) Ob die ▼orstebenden Bemerkungen aucb für das aogeblicbe
Vorkommen Ton „LitlmMiim eacqn'toitfm Goldf.* im Mittel-
Devon Ton Hitteldeataehlaiid (vergl. Oümbely geognost. Beschreib,
dee Königr. Bayern. 8. Abtb. Ficbtelgebirge, 1879, pag. 478) an-
treftend sind, kann ohne PrOfung von Originalst&oken nioht benr-
tlieilt werden.
Oigitized by
228
AeanAophyUum Dyh. p. 903.
ArachnophyUum Dana p. 200.
Astrochartodiscus ananus Ludw. p. 206.
Battersbyia inaequalis M. E. & II. p. 223.
Calophytium donatianum King p. 195.
•phragmacerus Salt. p. 194.
,y profumium Germ. p. 195.
paucitabulatum Schlüt. ip. 130, t, 2, /.
Carycphyüia vermicularis Steining. p. 222.
ChatMxis M. £. ^ fl. p. 210.
Oraapedophyllum americanim Dyb. p. 202, 208.
OifMopiia d'Orb. p. 192.
n P»^at M'Coy p. 191.
Oißieopcra foBeieulaia Stein ing. p. 219.
CytUhophyUum Ammas Ooldf. p. 208.
M Bwklandi H. K a p. 192.
„ eaeßpUomim Qaenst. z. Tli. = ßpongophjfOmm
elon^altim, p. 216.
„ gigas Yand. & Shum. p. 192.
„ multicauU Quenst. p. 223.
yi pentagonwn Gold f. p. 207.
^ quadrigeminum Gold f.
z. Th. = Spong ophyllum Kunthi p. 217.
z. Th. = Campophyllum q^uadrigeminum
p. 220.
„ ra^Ucan» noldf. s Microplasma radt-
cans p. 192.
„ ra^^ns M. E. iL = sp. n« p. 198, 213.
„ radicana Steining. p. 198.
„ SedgwidBi M. £. H. p. 204.
„ nmioiikitkm Qnentt p. 211.
„ tmtbinaium Goldf. p. 211. *
Darwinia rhenana Sohlftt. p. 198, t. t, f. 1—4.
„ ipecioaa p. 202.
DiphyphyUum p. 224.
„ Arehiaci Rom ing. s OraspedophyUum ameri-
Canum Dyb. p. 224.
„ concinnum Dyb. p. 224.
DonacophyUum ^fiddendorß Dyb. p. 224.
Emmonsia cylindrica M. E. & H. p. 216.
Endophyllum Boircrhanki M. E. & H. p. 210.
JEridophyÜum sericUe M. £. & Ii. p. 211.
vernemlianum M. E. & H. p. 210.
Faseicularia eaespitosa Goldf. sp. p. 22^ i. 6, f. 6f7
Digitized by Goügl
229
Fascicularta conglomerata ^GhlüU U 9^ /. 1 — 4.
Metiopl^üum Dana p. 201.
„ Goldfussi Schlüt. p. 205, 206.
^ Baüi M. £. A H. p. 202.
„ juvenU Rom. p. 202.
M ItMttattN» M. £. 4( H. p. M06, t. 5, f. 1, 2.
„ TroHMi M. £. a; B. !>. IM, 206, «. 4, f. 3, 4.
Setenflk^km p. 222.
ZoNtiieisoplyOiMi Thom. Nieh. p. 2ia
LUhodendftm eaegpiktsim Goldf. s F^Mcieularia eaeapi-
tosa p. 225.
Lithostrotion antiquum M. E. & H. ss Fascicularia caespü
tüsa p. 225.
lAthostrotian irreguläre Phill. p. 227.
junceum Flem. p. 224.
„ Martini M. E. & H. p. 227.
LonsdoUa iL E. & U. p. 210.
Mamn fcmosum Goldf. = CyathophyUum pudriffimimimp, 217.
Michdinia eyUndriea Boming. p. 216.
Mienplatma radiama Goldf. ap. p. 108.
Fktraia giga» H'Coy p. 191.
FhillifMiraea Hennahip. 299, t 9, f, 7.
n T^^nMutlf M. £. A H. p» 126.
Pioikfcot^Ua King p. 195.
Fseudoacervularia p. 201.
Sareinula fasciculata Stein, p. 222.
Smithia micrommata Ferd. Köm. = Acerv. pentagona
p. 209.
SpongophyUum M. E. & H. 210.
„ abdUum M. E. & H. sp. p. 210.
„ Botoerbariki M. E. & H. sp. p. 210.
„ eontortiseptaium D y b. p. 210.
M elofi^attim Sohlfit p. 218, t. 7, I. 1—6.
„ Kunihi Sohlfit p. 217, t 7, f. 4, 6, 1 8, L 1, 2.
9, ^peudovermieidare WCoj p. 211.
„ reeUiepMuM Dyb. p. 210.
„ SedgwidBi IL K A & p. 211.
„ semiseptatuM Sohlfit p. 91S, t 6, f. 1—5.
Strombodes difßuens M. E. & H. p. 200.
Syringopora cife.Uaisis Schlüt. p. 223.
„ inulticaule Hall p. 223.
Byringophyllum Organum LId. p, J39.
Digitized by GöOgle
230
£rkläriiiig der Tafeln.
Tafel 2.
1—- 4. Calöphyllum paucitahulatum SchlüU Aas dem-
Mittel-Devon der Paffrather Kalkmiilde.
1. Theil eines gprösseren Stockes in der natürlichen
Grösse. Aas dem Kelche der grösseren Mutterzeiie
treten 5 Sprossenpolypen hervoTi links eine gleiche mit
8, reohts eine solche mit 2 Sprossenpoljpao. Die Wsad
der grössten Zelle an einer Stelle geöffiiet; man siebi
hier im Innern die yertikalen Septen nnd einen der hori-
lontalen Böden. — pag. 190.
2. Der in der Sprossnng begriffene Keksh ans Fig. 1 f oa
der Oberseite in natflrlicher Grösse.
3. Ein qner durchschnittener in der Sprossung begriffeasr
Kelch von der Unterseite. Natürliche Grösse.
4. Bruchstück einer vertikal durchschnittenen Zelle, mit
sehr entfernten horizontalen Böden. Oben im Querscboiti
die kurzen Septen. Natürliche Grösse.
ö| 6. Microplasma radicans, Goldf. sp. in Tierfacher
Grösse. Die äussere Wand beim Schleifen bei beidsa
Dönnschliffen Terloreli gegangen. — pag. 192.
5. Querschnitt.
6. Vertikalsohnitt
7. Smi^hia Eennahif Lonsd. sp. ron Ebersdorf. — pag. 199.
LIngssehnitt in f&n£Gwher Grösse.
Tafel 8.
1 — 4. Darwinia rhenana Schlüt. Aus dem Ober-De?OB
von Stolberg. — pag. 19G.
1. Theil eines grösseren Exemplares in natürlicher Grösse.
2. Yertikalschnitt darcb 2 Zelten und deren Zwischen-
mittel, nach einem etwas trüben Dünnschlifife und de»>
halb in ' der Zeichnung nicht gana oorrect. VergL dsa
Text. Dreifache Grösse.
8. Horisontalsehnitt daroh eine Zelle. TergL die Dasdim
bong. Dreifaohe Grösse.
4. Horisontalsehnitt dnroh die obere Partie derselben Zella
Dreifaohe Grösse.
Tafel 4.
1, 2. Hdiophyllum cf. limitatum M. E d w. & Halme sp. Vier-
fache Grösse. Ober-Devon. — pag. 205.
1. Querschnitt durch mehrere Zellen.
2. Vertikalscbnitt durch eine Zelle, der etwas schräg tct-
Iftnft, in Folge dessen eine Mehrsahl yon Septen doich»
Digitized by Google
231
schnitten ist, von welohen die seitlioben die „Vertikal«
leisten" zeigen.
FSg. 8, 4. Heliophpllum Troscheli M. Edw. ä Haime ap.
Ober- Devon. — pag. 208.
8. Qaanolimtt dureh mehrere ZeUaa. FikiiflBMhe Qi6eie.
4. LingaaebniH dmh. eine ZaUe, dar atwaa aehrAg ver-
Iftvft» in Folga daaaan eine M ahnahl toh Saptan ga>
aefanittaniat, Yon danan dia aaitUcban dia yertikaUaiataii
seigan. FftnffiMba Grötaa.
Tafel 5.
Fig, 1—8. Spongophfßllum semiaepiaium Sohlüt Mittal-Da-
▼on. Eifal. — pag. 216.
1« Em Theil eines groaaeren, nnyolltttDdigen Stookes. Dia
laDgan ZaUan mabr oder minder aagewitiart, seigan Tor-
wiegend dia grossen horizontalen Böden, Sparen von
Septen, sowie die peripherischen Blasen. Nfttürlicbe
Gru8ee.
2. Querschnitt von 10 Zellen in drei Gruppen. Dreifache
Grösse.
3. Längsschnitt durch eine Zelle- Dreifache Grösse.
Fig. 4, 5. Acervularia pentagona Gold f. sp. Ober-DoTonr
Stolberg. — pag. 207. Fünffache Grösse.
4. Qnerschnitt darch mehrere Zellen.
6. Lftngssobniti dareb eine Zelle, in walobem die Innen*
wand sowohl wia dia Anasenwaad als 8 Tartikala Linien
aracbainan«
6, 7. Faseieularia eaespitosa Goldf. ap. Mittal-DaToa.
Pafoitber Mnlde. Dreifaebe Grösse. — pag. 925,
6. Qoersebnitt durch eine Zelle.
7. Längsschnitt durch eine Zelle.
Tafel 6.
1—6. Spongophffllum toro$um Soblüt. Mittel-Deron.
Eifal. pag. 211.
1. Oben zwei' Zellen, daran aina mit Seitensprossan, welche
die Kelebgmben saigen, aas einem grösseren Stocke;
nnten swei abgebroobene Zellen mit dentiiobem Qner-
schnitt, welche durch Seitenwnlst verwaebaan Bind, einem
andern Stocke angehörig.
2, Längsschnitt durch eine Zelle in dreifacher Grösse.
3—5. Querschnitte durch drei Zellen in dreifacher Grösse.
Tafel 7.
Fig. 1--8. Spongojihyllum elongatum Seblflt. Hittel-Beron.
Eifel. — pag. 218.
Digitized b^OOgle
232
1. Mehrere abgeschnittene Zellen aus einem grösseren
Stocke. Die mittlere Zelle ist noch mit der Aussen-
wand bekleidet; bei der Zelle zur linken Hand ist die-
selbe abgewittert, so dass das peripherische Blasenge-
bilde frei hegt ; bei der Zelle zur rechten Hand auch diese
Bisten grösstentheils abgewittert, so dass die auf den
centralen Tbeil de« Yisceralrftamea beschrankten Septes
hier als L&ogslinien sichtbar werden. — Natürl. Gröite.
2. Yertikelsehniit davoh nrai Zelleo. DreiMhe Oröeee.
8. Qoenehnitt dnrek eine Zelle. Drei&ehe Grosse.
4, 6. SpoHffophfllum Kunihi Schlftt Mittel • Deroa.
Eifel. » pag. 217.
4. Bmcfast&ek eines grösseren Stoekes mit Kelcbgruben,
welche zum Theil ▼ollkommen erhalten, zum Theil leicht
angewittert, zum Theil vertikal durchschnitten sind.
Natürliche Grösse.
5. Bruchstück eines oben und seitlich stark angewittertan
Stockes. Natürliche Grösse.
Tafel a
1, 2. Sponffophyllum Kunihit Sohl&ter. Mitiel-DeTon.
EifeL Sechsfache Grösse. — peg. 217.
1. Lingtsohnitt dnreb eine Zelle.
2. Querschnitt durch mehrere Zellen.
8. Olfaihophyllum quaiHfmkmm, Mittd-Deron. Nieder-
bosbach. Querschnitt durch mehrere Zellen in fünf-
facher Grösse. — pag. 220.
4. Campophyüum quadrigeminum. Mittel- Devon. Kifel.
Querschnitt durch mehrere Zellen in fünffacher Grösse.
— pag. 220.
Tafel 9.
1— d. Fascicularia conglomerataf Schlüter. Mittel-
Devon. Hillesheim. — pag. 220.
1. Partie aus einem grossen Stocke. Natürliche Grösse.
2. Querschnitt durch 3 Zellen. Achtfache Grösse.
8. Lingssohnitt duroh 8 Zellen. Dreifache Grösse.
4, 6^). Litho8 trat ton, angeblieh von Sohwelm. — peg. 226.
4. Querschnitt einer Zelle in dreifacher Grosse.
6. LftDgsschnitt einer Zelle in dreifacher Grösse.
1) Auf der Tafel selbst steht irrig fg. 8, 4.
Digitized by Güogl
Die Stromatoporen des rliemischiii DeTons.
Von
Angrnrt Bargatiky.
Einem Bathschlage des Herrn Professor Dr. Schlüter
folgend beschloss ich, die Stromatoporen, welche man bei
Excnrsionen in das rheinische Devon in so grosser Menge
antrifft, einer genauem Untersuchung zu unterwerfen.
Die Stnmaiaporm gehören zu jenen Organismen^
über deren systematische Stellung man noch nicht zu einem
einheitlichen Resultate gekommen ist. Man hat sie zu den
SpongieUj Foraminiferen, AntJwgomf Mydrozoen^ JBryojsoen
gestellt, oder sie fttr eine Vereinigung mehrerer Formen,
oder für Reprftsentaiiten erloschener Organismen gehalten.
Die gegenwärtig von den meisten Autoren vertheidigte
Ansicht tlber die Natur der Stromatoporen ist die, dass die
genannten Versteinerungen Ilydrozoen seien. — Die unge-
heure Menge, in welcher sich die Stromatoporen in den
deTOttisehen Ablagerungen der Eifel und Ton Paftrath Tor»
finden, hat mir die Verschaffung des zu genauem Unter-
suchungen erforderlichen Materials verhältnissmässig leicht
gemacht Ausser den von mir namentlich im mitteldevo-
niehen Kalk von Paffrath gesammelten Exemplaren habe ich
in dieser Abhandlung die Stromatoporen der Sammlung im
Poppelsdorfer Öchloss berücksichtigt
Digitized by Google
234
Literatur*
Goldfast. PetrefiMta Gemaniae. 1826—1844.
De BUinylUe. Manuel d'Actinologie 1883.
MarohitOD. Süttiian System. 1889.
Lonidale. Transactioni of tbe Geologieal Society of LondoB.
Ser. 2, T. 6, 1840.
Phillips. Falaeozoic Fosails of Cornwall, Devon and Wert-
Sommerset. 1841.
Fr. Ad. Rom er. Versteinerungen des Harzgebirges. 1843.
Keyserling. Reise in das Petschora-Laud. 1813.
Portlooky J. E. Report on tbe Geology of the county of London*
derry pag. 826. Dublin 1843.
C. Ferd. Römer. Das rheinische Uebergangigebirge 1844.
Hall. Palaeoutologie of New- York 1847.
D*Orbigny. Prodome de Paläontologie Stratigrapbiqna univaneUs
des Animauz moUusques et rayonnSt. 1849.
M*Coy. Desoription of tbe Britisb Palaeozoio Fosaila in the geob-
gioal Museum of the ünWersity of Cambridge. Part II, 1851.
D'Orbigny. (Jours Mementaire de Paläontologie et de Geologie
Stratigraphiques. Vol. II. 1852.
Fr. Ad. Römer. Beiträge zur geologischen Kenutniss des nord-
westlichen Harzgebirges; 2 Abth. in Palaeontographica Bd. Uli
2. Lief. 1852. 3 Abth. in Pal. Bd. V, 1. Lief. 1855.
Steininger. Geognostische Beschreibung der Eifel. 1853.
Sandberge r. Versteinerungen des rheinischen Sohicbtenq^atems ui
Nassau. 1850—66.
C. Ferd. Römer. Letbaea geognostica Bd. I, 1861—1866.
Eiohwald. Iiethaea Bonioa. Bd. I, 1859.
M'Coy. A. Synopeia of the Chai^poterB of the Carboniferoua laue-
stone Fosaila of Ireland. 1862.
Bronuy H. G. Klassen und Ordnungen des Thierreioha. Bd. HL
pag. 1208. 1862—66.
Wi nebe 11. Report on the Michigan Peninsula. 1866.
Win ch eil. Proccedings of the American Association. 1866.
Lud w i g. Korallen aus den palaeolitbischen Formationen ; in Palse>
outogr. Bd. XIV, 6. Lief. 1866.
von Rosen, lieber die Natur der Stromatoporen und über die
Erhaltung der Hornfaser der Spongien im fossilen Zustande. 186*.
Lindström. Kongl. S?enska Yetenshapa Akademiena Handlingar.
Bd. IX. 1870.
Nicholson. On some new Special of Stromatopora; in „The Aiintb
and Magasine of Natural History<*. Ser. 4, T. XU 1878.
Digitized by Google
235
üall. Twenty-third Anoal. Report on the State Cabinet. 1878.
Salter. Caialogue of the Silurian Fossils. 1878.
Nicholson. Od the AfEnities of tbe Genus Strotnatopora with
Description of iwonew Speoies; in Ann. and Mag. N«L Hist 8er. 4,
T. XUI 1874.
Dawson. Dawn of Life. 1876.
Lindström. On ihe AfiBnities of the Anthozoa Tabalata; in Ann.
and Hag. Nat Bist. 8er. 4, T. XYIII. 1876.
Sollaa. On Stanronema, a new Speeiei of Fossil HezaotinelUd
Spenges ; with a Description of its two Species St. Oarteri and
8t lobata. in Ann. and Mag. Nat Eist. Ser. 4, T. XIX. 1877.
Carter. On the dose Belationship of Hydractinia, Parkeria and
Stromatopora ; with Descriptions of new Species of the former,
both Recent and Fossil; Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 4, T.
IX. 1877.
SoUas. On the Structure and Affinities of the Genus Siphonia;
in „Quartcrly Juurual of the Geoiogical ISociety of London".
T. XXXIII. 1877.
Nicholson und Muries. On the Minute Structure of Stromatopora
and its Allies; in „Journal of the Linnean Society^'. Zoology.
T. XIV. 1878.
Steinmann. Ueber fossile Hydrozoen aus der Familie der Cory-
uden; in Palaeontogr. 8. Folge, fid. I, 8. Lief. 1878.
Carter. On new Speeiea of Hydraetiniidae» Beoent and Foanl, aad
on tha Identity in Btmetore of Millepora aldoomia with Stroma-
topora; in Ann. and Mag. Nat Hist Ser. 5, T. I, 1878.
Dawson. Stromatopora as distingnished from Millepora; in Ann.
Süd Mag. Kat Hist Ser. 6. T. U, 1878.
Carter. On the probable Natnre of the Animal, wbich produced
tbe Stromatoporidaei traced through Hydractinia, Millepora alci-
eomis and Caunopora to Stromatopora; iu Au. and. Mag. Nat.
Hist. Ser. 5, T. II. 1878.
Quenstedt. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. V. 1876—1878.
Carter. On the Mode of Growth of Stromatopora, including the
OommensaHsm of Caunopora; in Ann. and Mag. Nat üist. Ser. 5,
T. IV, 1879.
Carter. On the Structure of Stromatopora; in Ann. and Mag. Nat
Hist Ser. 5, T. IV; 1879.
C harn per nowne. Hote on some DeTonian Stromatoportdae from
Dartington near Totnes; in Q^aarL Jonm. GeoL soo. Lond.
T. XXXV. 1879.
Dawson. On tbe Mioroakopie Stmotore of Stromatoporidae and
on Pelaeozoio Fossils mineraüzed with Silicates, in lUnstration of
Eoaoon; in Qnart Jonm. GeoL soo. Lond. T. XXXV. 1879.
Digitized by Coügle
286
C. Ferd. Köm er. Note on the Genus Caonopora of Phillips, m
«The Geological Magazine". 1880.
Carter. On Stroroatopora dartiogtoniensis d. sp. with Tabulation
in the Largcr Branches of the Astrorhiza; in An. and Mag. Kai.
HiBt. Ser. 6, T. VI. 1880.
Historisches.
Die, Gattung Stramatopora wurde aufgestellt , toii
OoldfuBsO und definirt als halbkugelförmige KalkkonJle,
welche aus abwechselnden mit einander verwachsenen
dichten und schwammig porösen Schichten besteht. Gold-
fuss beschrieb eine Art aus dem Devon der Eifel unter
dem Namen Sir, amembrica^ welehe nach Ansicht des
genannten Verfassers aus trichterförmig ineinandersteeken-
den Schichten besteht, so dass die inneru und obem
Schichten allraälig kleiner und flacher werden. Aus dieser
Beschreibung und ebenso ans der Abbildung geht jedoch
hervor, dass Goldfuss die zuerst gebildeten Schichten
fUr die ftltesten hftit und umgekehrt. Goldfuss weist in
seinem Werke „Petrefacta Germaniae" der Str. concentrica
ihren Platz zwischen den Milleporen und Madreporen an. —
Bei der Beschreibung der neuen Species Str. ^) pdf^morpki,
ebenfaUs aus dem Devon der Eifel, konmit Goldfnss in
der üeberzengung, dass die Stromatoporen keine KoriBen
sondern schwammige Zoophyten gewesen seien, deren netz-
förmiges Fasergewebe sich als Ueberzug auf andern See-
körpem ansetzte und sich in gleich- oder ungleichförmigen
mehr oder weniger zahlreichen Schichten fibereinander-
legte. Goldfuss erklärt bei dieser Gelegenheit auch, dass
die früher von ihm als Tragus cqpUatum G o 1 d f. femer
l^Petr. Genn. Bd. I, a 91 ; Taf. VIII, Fig. 6.
9) Petr. Germ. Bd. I, 8. 916; Taf. LXIY, Fig. a
8) Petr. Germ. Bd. I, S. 13; Taf. V, Fig. 6.
Digitized by Google
237
ab Cenopara verrucosa Ooldf. beBebriebenen devonischen
Versteinerungen ein und dasselbe und zwar Str, polymor-
pha seien; er erkannte somit die Uebereinstimmung dea
üuieni Baues der so Tersohieden gestalteten Organismen,
and es ist dieses wiederum ein Beweis daflir, dass Ooid-
fnss die Petrefacten durchaus nicht nur nach äussern
Charakteren beurtheilte, wie es ihm und den andern ältem
Palaeontologen vielfach vorgeworfen wird.
De BlainTille') stellt Sinmaiopara mit Vorbehalt
iB den Korallen. Die üntersnebang des Originals von
8tr, concentrica Gold f. veranlasste deBlainville zu der
Bemerkung: „En rexaniinant, nous avous dout^, si ce ne
acrait pas un morcean de sphörulite plutöt qu'un veri-
tsMe polypier''. Dieser Ansieht de Blain^ille'Si dass
Ar. umeenMea ein Bmehstflek eines Badiolithen sei, tritt
Gold fu SS mit der Bemerkung entgegeni dass Siromatopora
eine devonische Versteinerung sei.
Lonsdale*) besehreibt nnd seiehnet im Jahre 1840
eine stromatoporenartige Versteinerung als Coscinopora
placenia mit der Bemerkung, dass Coscinopora placenta
sich von Strojnatopora coHcenirica nur dnrch paialleiei
entfernt stehende Tuben unterscheide , welche das im
übrigen stromatoporenartige Gtehäuse durchsetsen.
In Murchisons ^Silurian System^ sind obersilurische
Stromatoporen abgebildet als Stromakißcra ememlfiea^) und
Ar. iNMwiMiJi^MMfiSw»). Letztere bildet kleine, sehr flache
Sphaeroide, welche äusserlich einem Nummuliten ähnlich
sehen und aus dünnen concentrischen um einen fremden
Kern hemmgewachsenen Lagen bestehen. Ich glaube nicht,
dssB diese Versteinerung etwas mit Strmaiopora m tbun
hat Auch in Murchisons ^Silurian S3rstem* ist die
Gattung Stromatopora au die Milleporen augereiht
1) Petr. Germ, Bd. I, S. 33. Taf. X, Fig. 6.
2) Man. d'Act. p. 413; T. LXX Fig. 1. 1833.
3) Trans. Geol. Soc Lond. Ser. 2, T. V. 1840.
4) Sil. Syst. Part III, pl. XV. Fip. 31.
5) 8iL ^t. Part in, pL XY. Fig. 82.
Tfih. d. BS«. Tot. Jthrg. XXXVm. 4. Folgt. Vm. Bd. X6
238
Im Jahre 1841 besehreibt Jobn Phillips 0 einige
Stromatoporen ab Anthozoen. Er betrachtet die radialen
Elemente den Skelets von Siramatopara fUlsehlicfaenreise
als Röhren. Die von Loiisdale beschriebene Cosrinopora
placenta ist nach Angabe von Phillips von unbestimmter
Gestalt; das Skelet ist yon feinen wurmfdrmig gebogenen
Kanälchen nnd ansserdem von grossen, geraden^parallelmi
oder strahlig angeordneten Rohren dnrchgraben. Phillips
glaubt Coscinojtora als ein Vcrbindun,c:8g:lied zwischen den
Gruppen Strotnatopora und Forües betrachten zu kimnen.
Db, Co8einopara placenta Lonsd. mit Coacmopora Gold f.')
absolut keine Verwandtschaft hat, so legt Phillips der
Coscinapora placenta Lonsd. einen neuen Gattungsnamen,
den Namen Caunopora '^)^ hei. Phillips bildet eine neue
Form als Catinopora ramosa ^ j aus dem Devon von Dar-
tington ab| welche charakterisirt ist durch verzweigte, die
Orandmasse durchsetzende cylindrische Röhren.
Mit Ausnahme einer einzigen Stroniatopore, welche
er unter dem Namen AUi/oyium rrhinatum Stein.^) als den
ältesten ihm bekannt gewordeneu Seeschwaniiu abbildeti
betrachtet Fr. Ad. Römer in der Abhandlung: j,Ver<»
Steinerungen des Harzgcbirges^ die Stromatoporen als Ko-
rallen. Doch haben die Stroniato])oren Fr. Ad. Körners
nur die äussere Gestillt mit den typischen Formen gemein.
Die devonische Ä/r. jpöi«/mor/)/ia ®) Fr. Ad. Römer besteht
nämlich aus Zellen, welche sich senkrecht auf der untern
Fläche erheben, und welche nicht durch Querböden in
llbercinanderliefcende Etagen a])^"etheilt sind. Je zwei be-
nachbarte ZeÜGU sind durch eine gemeinschaftliche Scheide-
wand Ton einer Dicke gleich dem Durchmesser der Zellen
getrennt Die benachbarten Zellen stehen in Verbindung
durch feine in den Scheidewänden befindliche Poren.
1) PaL FoiB. Pag. 18 pL X figt. 27 u. 28.
3) Petr. Germ. Bd. I, Taf. IX, Fig. 18.
8) Pal. FoN. Pag. 18, ^1. X, fig. 39.
4) Pal. Fo88. Pag. 19, pl. VHI ftg. 22.
5) Verst. d. Harzgeb. S. 3, Taf. XD, Fig. 2.
6) Verst. d. Haregeb. S. 6. Taf. H, Fig. 14.
Digitized by GoogL
239
&r. cancepUrica F. A. Rom. ^) aus dem Devon ist znsam-
meageaetzt aus haarfeinen, dicht an einander liegenden
BSbreheDy in denen viele senkrechte Scheidewände wahr-
zimehmen sind. Ans dieser Beschreibung geht hervor,
dass die Stromatoporen Fr. Ad. Rr)raers mit der Gattung
SiranaUqpora Gold f. nicht zu vereinigen sind.
Auch Alexander Graf Keyserling*) hält die
Stromatoporen für Korallen. Er macht in seiner „Beise
in das Petscbora-Land*' auf die grosse Aehnlicbkeit auf-
merksam, welche zwischen Str. polymorpha Goldf. und
MvcolÜes Lam. bestehe. Diese Bemerkung macht es je-
doch wahrscheinlich, dass Keyserling keine jSfir. pdly-
morpha vor sich hatte. Dass Sir. polymorpha Gold£ und
Str. concentrica Goldf. verschiedene Species seien, glaubt
Keyserling daraus scb Hessen zu können, dass die in so
grosser Menge im Devon gefundene Str. polffmarpha nie-
mals zosammen mit der silurischen Sir. cfmcenMca vor-
komme.
Dahingegen spricht im Jahre 1844 C. F. P ö m e r •)
die Ansicht aus, dass Str. polymorpha G o Idf. und Str. concen-
trica Goldf. nur verschiedene Erhaltungszustände von Str^
pclifmarphazeieü. Caunqpora pHacenta Phill. hält Rttmer
für eine Yon Sir&maiopora überwucherte Syringoporencolonie.
Str. polymorpha Goldf., Str. concentrica Goldf., Ccriojjora
verrucosa Goldf., Tragos capitatum G o Idt'., Alcyonium echi-
Wiium Stein., Stromaiopora concentrica Lonsd.^ Str. conr
«mfriea Phill.| Str. polymorpha Phill.« Str. concentrica
F. A. B9m., Gmmopora plaeenta Phill. betrachtet er als
Vertreter einer und derselben Species.
In seiner «Palaeontologie of New- York" stellt James
Hall eine neueStromatoporengattung: Stromatocerium waS,
ebie scharf begrenzte Charaktere fllr dieselbe anzugeben.
Er beschreibt eine Art aus dem untern Silur als Str. ru-
gosum % welche charakterisirt ist durch concentrische La«
1) Ymt d. Hangeb. 8. 6, Tal. n, Fig. 15.
Beiae in d. PetaciL-L. 8. 179.
8) BhehL U6berg.-Q6b. 8. 67.
4) PaL New-Tork. T. I, p. 48. pl. XII, figi. 2— Sb.
r
240
mellen und schwach angedeutete verticale Tuben. Hall
reiht dieselbe an Columnaria and ChaeieUs an. StromaUh
pera ist nach Halls Ansicht snsammengesetzt ans kleinen
(^lindrisehen Bohren, zwischen denen siendich bedenteade
Zwischenräume sich befinden, die ausgetüllt sind von
dünnen, die lamellare Struktur von Sir, concentrica her-
▼orbiingenden Kalklagen. Indem Hall die yerticalen
Sftnlohen filr Söhren hiUt^ yerftllt er demselben Irrthun,
wie Phillips. Dieser irrthtlmlichen Anffassnng von Sh'O'
matopora ist es auch zuzuschreiben, dass Hall die Gattung
Stromatopora fttr verwandt mit Tuhipora hält Letztere
nnterscheidet sich nach Hall von Stromatopora nur durch
den Mangel der Kalklamelleni welche die ZwischenrftQoie
zwischen den Röhren von Stromatopora ausfüllen. Hall
beschreibt zwei Arten von ^roma^(>para als Str. concentrica^)
und Str, coisteüata^), ^
D*Orbigny') hält die Stromatoporen für Schwämme.
Er beschreibt eine Art: SKr. striaUtta « Str. Cfmemiiriea
Lonsd. ^) mit dicht zusammengedrängten Lamellen. Str.
capitata d'Orb. aus dem PafFrather Kalk ist identisch mit
Tragos capitatum Gold f. Str. Goldfussn d'Orb. mit Str.
pol^morpha Goldi (Petr. Genn. Taf. LXIV, Fig. 8a), Sir.
Sttfeoto d*Orb. mit Str. ptAyinorpha Ooldf. (Taf. LXIV,
Fig. 8c). Die durch grössere, als Oscula gedeutete Oeti-
nungen an der Oberfläche charakterisirten Stromatoporen
vereinigt d'Orbiguy unter dem Namem Sparsispongia. Sp.
pol/ymofpha d'Orb. ist gleichbedentend mit Str.jpoiifmorpka
Ooldf. (Taf. LXIV, Fig. 8f), Sp. radiosa d*Orb. mit Str.
polymorpha Go Idf. (Taf. LXIV, Fig. 8d), Sp. ramosa d'Orb.
mit Str. polymorpha Goldf. (Taf. LXIV, Fig. 8e).
Auch in dem „Conrs ^lementaire de Paläontologie et
de OtologieStratigraphiqnes**^) führt d'Orbignj die Stroma-
toporen nnter den Spongien an.
1) Pal. New-York. T. U, p. 136, pl. XXXYII, figt. la— I t
p. 825, pl. LXXIII, fig8. 2— 2b.
2) Pal. New-York. T. p. 824, pL LXXH, figi. 2a— 2b.
8) Prodr. d. PaL 2. I, p. 26, 61 a. 109.
4) Mareh. Sil. Sjrtt. Part. III, pL XT, fig. 81.
6) YoL I, 1. Partie, p. 214, 216.
Digitized by Googl
241
ITCoy hiDgegen spricht in seiner „Desoription at
the British Palaeozoic Fossils in tbe geological Museum of
the Umyersity of Cambridge" Part. II p, 12 die Ansicht
am, dass die Stromatoporen wahre Koralien seien, tw-
wandt mit FisMpara und Fciaetq^oreL
S^romalcpara TaMOa ^\ von Fr. Ad. Börner im Jahre
1852 beschrieben, ist keine Stromatopore. Ihre Unterseite
ist einer PaieUa ähnlich, und ihre obere Fläche mit meist
dnrehbohrten in der Nähe des Bandes stehenden Wanen
besetzt^ ron welchen feine Fnrohen nach der flach- eon-
caven Mitte zulaufen. 8tr, polymorpha vor. stdlifera Fr.
Ad. Rom. ^) scheint eine mit Höckern besetzte Stramatopara
gewesen zu sein, deren Höcker verwittert sind.
Eine nene Species ans dem Eifeler Kalk worde von
Steininger nnter dem Namen Sirmaicpara faliaia^) be-
schrieben als ein Schwamm, dem die grossen Poren
fehlen.
Die Gebrttder Sandb erger ^) ieümTen Stroniatopora
eimemtnea als snsammengesetzt ans ooncentrischen Schichten,
welehe verbunden werden dnreh ziemlich entfernt stehende
elliptische Röhrchen. Gestützt auf diese zweifellos irrige
Auffassang der verticalen Säulchen als Bühren stellen sie
die Stromatoporen zn den Bryozoen.
lieber die systematische Stellang der Stromatoporen
Bpricht Ferd.Bömer in der ^Ldkaea geognosHea^ sich
dahin aus, dass die Stromatoporen wegen des Mangels an
einem Kanalsystem und wegen des Aufbaues ihres Skelets
sss concentrischen Schichten von den Spongien zu trennen
lod mit den Bryozoen zn verdnigen seien. Er glanbt an
eine Verwandtschaft zwischen SUromatopora und der le-
benden Cdlepora. Das Fehlen deutlicher Zellen in dem
regelmässigen Fasergewebe erklärt BOmer aus der ge*
1) Palaeontogr. Bd. III, 2. Lief. S. 86. Taf. XIII, Fig. 6.
2) PalaeoDto^r. Bd. V, 1. Lief. S. 2. Taf, IV, Fig. 1.
8) Geo^. Beschr. d. Eif. S. 35.
4) Tent. d. rh. Sohiobieas. in Nassaa 8. SSO, Taf. XXXYII,
Fig. 9.
5) Bd. I, & lae.
Digitized b;^^oogIe
242
ringen Grösse und der leiehten ZerstOrbarkeit derselben.
In einer Anmerkung ftndert er die oben ausgesprochene
Ansicht und gibt die Erklärung ab, dass ein Exemplar
aus der Eifel, weiches aus prismatischen, durch Quer-
scheidewände in tibereinanderiiegende Abtheilungen ge-
theilten Röhren bestehe, der Gattung S^rmaiopora einen
Platz in der Nähe von Chätdes und Cahanapora anweise. —
Im Besitze des Herrn Professor Schlüter befindet sich
eine Versteinerung aus dem Eifeler Kalk, welche man bei
oberflächlicher Beobachtung wegen ihrer knolligen Grestalt
und wegen ihres conoentrischen Baues für Stramatqpara
halten könnte, in welcher man jedoch bei näherer Betrach*
tung eine echte Cdlamopora^ bestehend aus feinen Kelchen,
entdeckt. Ich vermuthe, dass C. F. Römer eine eben-
solche feinröhrige echte Cakmopora für eine mit CaUxmO'
para verwandte Siramakpora gehalten hat.
Eichwald definirt in seiner „Lethaea Rossica^ die
Stromatoporen als schwammige, andere Organismen über-
wachsende Körper, deren Skelet aus concentrischen, aas
einem Netzwerk yon Homfasem zusammengesetzten Schich-
ten besteht Er ist der erste, welcher behauptet, dass die
Gehäuse von Stromatopora ursprünglich hornig gewesen
seien. Er bildet ab Str. pohjmorpha Goldf. var, constellata %
welclie Eichwald fttr identisch mit Geriopora verrucosa
Goldf. hält
In einer Abhandlung „A Synopsis of the Characters
of the Carboniferous Limestone Fossils of Ireland" schliesst
M*Coy die Stromatoporen an Favosites an. VerHciüopara
duMa M'Goy welches der Autor an die Stromatoporen
anreiht, scheint keine Stromatopore, sondern eine tabulate
Koralle zu sein. Stromatopora subtil is M'Coy ^) unter-
scheidet sich von Str. concentrioa Lonsd. nur durch den
feinem Bau.
Die Abhandlungen yon Professor Winchell, in
1) Leth. Boss. Vol. I, p. 345.
2) Carb. Limest. Foss. P. 194, pl. XXVII, Fig. 12.
8) Carb. Limest Foss. P. 194, pl. XXVii. Fig. 9.
Digitized by Google
243
welchen derselbe mehrere Arten von Stromatopora be-
schreibt die Gattung C!9e»losl^rollla aufstellt ^) nnd sich
Aber die systematisohe Stellung der Stromatoporen aas-
spricht, hatte ich nicht Gelegenheit durchzulesen.
In seiner Arbeit über die Korallen aus den palaeo-
lithischen Formationen 3) ftlhrt Rud. Ludwig für Stroma-
kpara den Namen LiaplaeoeycUhus ein. £r definirt Licplor
eoe^atm eanumirieus als ans einzeln stehenden, im Goenen-
ehvm versenkten Bechern ])ef5tehendes Gehäuse und ver-
gleicht die Stromatoporen mit den Milleporen der Jetztzeit
Welche Versteinemngen Ludwig für Siromalapora an-
rieht, ist mir nicht klar.
Genauer, als alle bisher genannten Autort*n, beschäf-
tigte sich Friedrich Baron Kosen ^) mit den Stromato-
poren. Seine Vorgänger hatten fast nur die maeroscopischen
Charaktere berttcksichtigt nnd mehi: oder weniger ohne
Angabe des Grandes den Stromatoporen irgend einen Platz
im Thierreich augewiesen. Rosen studirte die innere
Struktur der fraglichen Organismen an Dünnschliffen und
führte somit eine neue Methode zur Erforschung des Innern
Baues der Stromatoporen ein. Bei seinen Untersuchungen
kommt Rosen zu dem Resultat, dass das Gehäuse der
Stromatoporen ursprünglich aus zu Faserbüscheln grup-
pirten Homfasem zusammengesetzt waren ^ und dass
die Stromatoporen Vertreter von Homschwämmen seien.
Wenn auch die Annahme Rosens ^on der ursprünglichen
hornigen Beschaffenheit des Skelets von Stromatopora un-
richtig ist, und wenn diese falsche Annahme auch manche
andere falsche Schlüsse über die Organisation der Stroma-
toporen zur Folge hatte, so verdanken wir dennoch Ros^n
wichtige Aufschlüsse über den Bau derselben. Die feinen
Poren an der Oberfläche vieler Stromatoporen hält Rosen
fttr Einströmungsdfinungen, die häufig an der Spitze der
H((cker von Stromatopora polymorpha Ooldi liegenden
1) Report OD tbe Michigan Peuiusula. 1866»
2) Proc. Am. Asa. 1866.
3) PalaeoDtogr. Bd. XIV, 6. Lief. 1866. S. 242.
4) Naiar d. StromatoporeD. 1867.
Digitized by Google
244
grössern Oeffhungen für Oscula. Von den sternförmigen
Vertiefungen, wie sie sich in den interlaminaren Bäumen
vieler Stromatoporen vorfindeni glaubt Bosen, dass ea den
AnafluBskanälen der Spongien entspreehende Kanalgrnppen
seien, die wahnehdnUeh nnr eine oentznie AiuiiiasOffiiiiDg
hatten.
Eine in der schwedischen Zeitschrift: «Kongl. Svenska
Veftenskaps-Akademiens Handlingar^ erschienene Abband*
long YOii Dr. OtUBt Lindström Uber Anihoßoa perfaraia
Ton Ootbland habe leb aus naheliegenden Orttnden nicht
durchgelesen. Nach Angabe von Nicholson und Murie*)
hatLindstro m in dem betreffenden AaiaatzP(^t^ discaidea
Lonsd. als Stromatopore nnter dem Hamen Coenostroma
diMaiäeum beschrieben nnd Skimiatopara selbst fttr dne
Foramin^ere erklärt.
In einer andern Abhandlung über Anthosoa fdbulata *)
scheidet derselbe Verfftsser die Gattung Labechia £. u. H.
von den Anthosoen ans und stellt dieselbe zn den Hydro-
aoen. Femer macht er auf die Verwandtschaft von Labe-
chia mit Ilydractinia aufmerksam. Gestützt auf eine Mitthei-
lung von G. Eisen, der auf Gothland Formen gefunden
bat, welche die Merkmale von Stramaiopora (Coenostroma)
mit denen YonLabediia vereinigen, zieht Lindström den
Schloss, dass OoeHos^roma an Labeehia anznsohliessen sei.
In dem „Twenty-tbird Annal Report on tbe State
Gabinet" 1873 beschreibt Hall einige neue Stromato*
poren.
Salter vertheidigt in dem «Catalogne of the Silnrian
Fossils'* 1873 die Ansicht, dass die Stromatoporen solide
Kaikschwämme seien.
In demselben Jahre gibt H. Aileyne Nicholson^)
eine Beschreibung mehrerer neuer Stromatoporen. An Sürth
nuäopara osMata Nich. ans dem mitUem Sümr Canadas
1) Bd. IX» ptg. 921.
2) Limi. See. Jonn. Zoology T. XIV, pw 187.
8) Ann. and Mag. Nat. Hitt 8er. 4» T. XYUI 1878. p. 1.
4) Ann. and Mag. Nai. Hiit 8er. 4, T. XII, 1876» p. 90, pL IT.
1; P- 9 i pi- IV, fig. 2; p. 94, pl. IV, Sgl. 8, 4.
Digitized by Güogl
245
hat der geDennte Verfasser konischei meist an der Spitze
dorohbohrte Erhabenheiten der Oberfläche beobachtet,
welche er für gleichbedeutend mit den AnsflnsB^ffnnngen
der Schwämme hält. Nicholson ist der Ansicht, dass
Stromatoporen mit Aasströmungsöffnungen za den Kalk-
BpoDgien, solche ohne dieselben zu den Foraminifer^ zu
steOen seien. Bei Str. tubereutata Nich. ans dem DcTon
von Canada waren die Warzen der Obei'fläche meist un-
durehbohrt; bei der devonischen Str. granulcUa Nich.
konnte Nicholson Poren in der Oberfläche überhaupt
nicht entdecken. Ob er die Erhöhungen an der Oberfläche
Ton 8§r. nummittaia ans dem canadischen Devon für Osctda
halten soll, darüber ist der Verfasser in der erwähnten
Abhandlung noch zweifelhaft.
Bei einer im folgenden Jahre angestellten Betrach-
tong äber die systematische Stellung der Stromatoporen in
der Abhandlung: „On the Affinities of the Genus Stroma-
topora with Description of two new Species" kommt
Nicholson zu dem Besultat, dass die Stromatoporen ur-
sprttiiglich Kalkspongien und zwar nicht Vertreter der
lebenden, sondern der ausgestorbenen (Geschlechter gewesen
seien. Was das Skelet der Stromatoporen überhaupt an-
gehty so deünirt der genannte Verfasser dasselbe als zusam-
mengesetzt aus Lamellen, die durch Verschmelzung hori-
zontaler Nadeln entstanden sind. Die zwischen den auf-
einanderfolgenden Lamellen befindlichen interlamellaren
Hohlräume sind durch verticale Systeme feiner kalkiger
solider Stäbchen in mehr oder weniger vieleckige Zellen
geiheilt In derselben Abhandlung macht der Verfasser die
Mittheilung, dass er nun auch an der von ihm früher be-
echriebenen Sirotnatopora gramäata Oscula entdeckt habe.
Zwei neue Species, aus dem Devon resp. dem oberen Silur
von Oanada besehreibt er unter dem Namen 8tir. perfonOa
und 8tr, SSndeai, Erstere ist eine caunoporaartige Ver-
steinerung, deren Tuben Nicholson für Ausüusskanäle
hält
1) Ann. and Mag. Hat Hist 8er. 4, voL XIII» p. 4» figa. 1—8.
Digitized by Google
246
Mit dem Aufsatz, betitelt: „On the close Relationship
of Hydractinia, Parkeria and Stromatopora; wiUi Deserip-
tion of new Speeles of the former, both Beceot and Foe-
fsH^^) eröfihetCarter eine Reihe bedeutender Arbeiten,
zwar manche Widersprtlche enthalten, denen wir aber den-
noch die wichtigsten Aufschlüsse über das Wesen der
Stromatoporen verdanken. Im Gegensatz zu NiehoUom
Tertheidigt er die Ansicht | dass <Üe Stromatoporen dnrdi
Parkeria und EfydraeUnia pliocena mit den lebenden Hy-
dractiuien in Verbindung stehen und nichts mit den Spon-
gien gemein haben. Die steroförmigen, von einem Cen-
tram ausstrahlenden Vertiefongen, welche an der Ob^-
fläehe vieler Stromatoporen vorkommen, findet Carter
wieder in den strahligen Vertiefungen auf den Erhaben-
heiten der OberÜäche von Farkeria sphaerica und merk-
würdigerweise bei Hydractinia eehinaia in den Kanälen der
grossen Nadeln der Oberflilche. Die parallelen Schichten
und die verticalen Tuben hält er bei Parkerin und Stro-
malopora für komohige Gebilde. An einer andern Stelle-)
gibt Carter jedoch die Erklärung ab, dass die von ihm
mit Farkeria verglichene Stromatopora nicht Sh-omaiopom,
sondern Caunopora war. Von grOsster Wichtigkeit für die
Erklärung der Stromatoporen ist der von Carter bei Hy-
dractinia eehinaia beobachtete WachstbomsprocesSi worauf
ich noch später zurückkommen werde.
Der Ansieht Carters, dass die Stromatoporen den
Hydractinien verwandt undHydrozoen seien, schliesst sich
Zittl in einem Supplement zur englischen Uebersetzung^)
seines Werkes; ,|Beiträge zur »Systematik der fossilen
Spongien^' an.
Um dieselbe Zeit behauptet IW. J. Sollas*), dass
Stromatopora concentrica und einige andere Stromatoporen
wegen der hezactinelliden Structur des Gtoliäuses nicht von
1) Add. »nd Mag. Nat. Ilist. Ser. 4, T. XIX, 1877; p. 44.
2) Ano, and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, T. II, p. 304, 187Ö.
8) Ann. and Mag. Nat. UUt. Ser. 6, T. IT. 1878.
4) Ann. and Hag. Nat. Hist Ser. 4, T. XIX« p. l, 1877.
Digitized by Google
247
den vitreohexaetinelUdeii Spongien getrennt werden dürf-
ten. Später^) yerwahrt derselbe Antor sieh Zittl gep:en-
über (higegeu, dass er säramtliche Stroniatoporen ftlr hexa-
ctiuueilide Spongien halte; er sei vielmehr der Meinung,
dasB gewisse Stromatoporen zn den Hydrozoen, noeb an-
dere zu noeb nicht bestimmten Ornppen zn stellen seien.
Wichtig ist ferner eine Abhandlung von II. A Heyne
Nicholson und J. Murie: „On the Minnt(3 Structure of
Stromatopora and its Allies"*). In derselben führen die
Verfasser den definitiven Beweis , dass das Skelet der
Stromatoporen ursprünglich weder hornig, noch kieselig,
sondern kalkig gewesen ist. AVie von Ro.se n, so glauben
auch Nicbolson and Marie sämmtliche für dieiSpongiea
oharakteriatischen Merkmale, wenn auch in modifioirter
Weise, bei den Stromatoporen wieder zn finden. Sie hal-
ten daher die Stromatoporen für Vertreter eines erlosche-
nen Stammes von Kalkscliwämmen. Caunopora betrachten
sie als einheitlichen Organismus und beschreiben höcke-
rige Stromatoporen unter dem Namen Stylodietycn solche
mit sehr dicken Lamellen als Pachystroma*), solche mit
rudimentären Säulchen als Dictyostroma^), solciie ohne
Iteulchen als Stromatocermm^) und endlich solche, bei de-
nen die Sttnlohen durch Einwärtsbiegungen der Lamellen
vertreten sind, als Okährodieiffon'').
Steinmanu^) stellt die Stromatoporen zu den Ily-
dractinien. Er macht auf den Unterschied aufmerksam,
der zwischen der Struktur eines Skeiets von Amorphozoen
und eines solchen von Coelenteraten besteht. In der That
1) Quart. Journ. Geol. Soc. London. T. XXIII, p. 790, 1877.
2) Linn. Soe. Journ. Zoology T. XIV, p. 187, 1878.
3) Linn. 8oo. Jonrn. Zoology T. XIV, p. 221, pl. II, fig. 14,
pL III, figi. 1—8.
0 Linn. Soe. Journ. Zoology T.XIV, p. 228, pl. IV, figs. 2— 7.
5) Linn. Soc Jonrn. Zoology T.XIV, p. 224.
6) Linn. Soe. Jonrn. Zoology T.XIV, p^ 223, pl. III, figs. 9— 10.
7) Linn. Soc. Journ. Zoolopry T.XIV,p. 220, pl. II, figs. 6—18.
8) Palaeontogr. 3. Folge Bd. I, 3. Lief. & 101, 1878.
Digitized by Google
248
deatet die ZiiBaiiiiiieiisetzniig des Skelets der Stromato-
poren aus verschmolzenen Kalkkörperchen darauf hin, dass
die Stromatoporen Coelenteraten sind. Die äussern Merk-
male: den eoneentrisehen Aufbaa, die Eigensehaft, fremde
Körper en ttberwacheeiiy die BadialrOhrea, die stemfttmiige
Gruppirung der Oberflächenfarcben, sowie die Höcker der
Oberfläche findet man gleichfalls bei Coelenteraten und
zwar bei den lebenden HydrozoeUi namentlich bei den
Hydiaotinien wieder.
In der Zeiftsehrift: ,,The Annale and Maga^ne of Na-
tural History"*) veröffentlicht Carter einen Aufsatz: „On
new Species of Hydractiniidae, Recent and Fossil and on
the Identity in Structare of Millepora alcicornis with Stro-
matopoia^'y in weiebem er die Uebereinstimmong zwisekea
dem Ban des Skeleta von Millepora äleicorms und dem der
Stromatoporen hervorhebt. M. alicornis unterscheidet sich
nach der Meinung Carters von den Stromatoporen nur
durch das Fehlen von sternförmig gruppirten Vertiefungen
der Oberflttohe. Statt dessen aber finden sidi bei MüU-
pora älcicorms nnregelmftssig verlanfende, versweigte For-
chen, welche wie die sternförmig gruppirten Furchen bei
Mydractima echinata die Eindrücke rOhrenartiger Fort*
sittze des Coenosaros sind. Der Form nach sind die Fur-
chen bei den Müleporen nnd Stromatoporen versdiieden;
ihre Bedentang ist nach Carter für beide Organismen die-
selbe.
Dawson^) tbeilt nicht die Ansicht Carters in Be-
treff der Beziehungen zwischen MiUepöra nnd den Stro-
matoporen. Er sieht Tielmehr eine Verwandtschaft zwischen
den letztern und Eozoon. Von den Säulchen glaubt er,
dass sie theils hohl, theils solide seien. Die für Cauno-
para charakteristischen verticalen Tuben vertreten nach
Dawson die hohlen Säulchen der fischen Stromato-
poren.
Zu gleicher Zeit mit der Abhandlung, in welcher
1) Ser. 6, t. I, p. 208, pl. XVH, I87a
2) Ann. tnd Mag. Nat Hirt. Ser. 6, T. Q, p. 28, 1878.
Digitized by Google
249
Dawson diese Gedanken anssprach, erschien eine solche
im Carter >)y in welcher derselbe nochmals die Ueber-
einstimmnng im Bau der StromatopoTcn mid zwar nament-
lich im Bau der Gattung Caunopora und dem von ^lille-
pora cddcornis henrorhebt Caunopora betrachtet Carter
als ein Verbindungsglied zwischen MiUipora und Stroma-
iopara. Die Taben Ton Caunopora sind nach Carter
Kelche, welche von Polypen bewohnt wurden; bei iSifroftio-
toporoy wo diese Kelche fehlen, dienten, wie bei Hydra-
ciiniOf die feinen Poren in den Lamellen den Polypen als
Locher zum Aastritt Koiz Ifydraetnmf Mük^tora, Camuh
pora nnd Stromatopora betraditet Carter als nahe rer-
wandte Vertreter der Hydrozoen.
Kurze Zeit nachher ändert derselbe Verfasser seine
Ansicht über Caunopora *). Er bezweifelt den organischen
2Sasammenhang zwischen den Btf hren nnd der Grandmasse
▼an Caunopora nnd glaubt in den Taben der letzteren
einen iu Stromatopora lebenden Gast zu erkennen.
In einer Abhandlung: „On the Structure of Stromato-
pora"') geht Carter auch von der früher*) von ihm ver-
theidigten Ansicht, dass die vertiealen Säalchen solide
seten^ ab und behauptet, dieselben seien in ihrem Verlanf
hohl und an der Spitze — analog den vertiealen Säulen
von Labechia und den Nadeln von HydracHnia — wahr-
sdieinlich geschlossen. Für die Eindrücke, welche die
Fortsfttze des Coenosarcs bei den Stromatoporen hinter-
lassen haben, ftthrt er in der genannten Arbeit den Namen
j^steüaie venation^^ ein.
In seiner „Petretactenkunde Deutschlands^^ handelt
Qnenstedt die Stromatoporen bei den Schwänunen ab.
Er beschreibt einige nene Speeles als 8Pr. texHUs^) and
Str. Wortheni^) aus dem Hitteldevon Nordamerikas. Str.
1) Ann. and Mag. Nat. Bist. Ser. 5, T. II, p. 804, 1878.
2) Ann. and Map. Nat. Hist. Ser. 5, T. IV, p. 101, 1879.
3) Ann. and Mag. Nat. Hiat. Ser. 5, T. IV, p. 253, 1879.
4j Quart. Journ. Geol. Soc. 1879, T. XXXV, p. 67.
6) Qiienst., Petrefactenk. S. 577, Taf. 142, Fig. 7.
6) Quenai., Petrefactenk. S. 680, Taf. 142, Fig. 9.
Digitized by Google
250 1
cansora QnenstO scheint identiBch m sein mit 8ir,poly-
morplia Goldt*. Taf. ü4 Fig. 8d; ebenso halte ich Str.
vcrrmulosa Queuät.^) für ideutiflcb mii Sir, ^lymorpka
Qoldi. Taf. 64 Fig. 8d.
Champemowne weist in einer Motis über de-
vonische Stromatoporen den letztem ihren Platz in der
NUhe von Millepora an, und theilt mit, dass er Vertreter
der Gattung Caunopora getiindeu habe, deren Tuben mit
Böden und mit einer Columella versehen seien, und deren
Grundmasse vollständig vom Ban der typischen Stromato-
poren abweiche. I
In der Zeitschrift: ,,Quarterh^ Journal of the Geolo-
gical Society of London'' ^) wiederholt Dawson noch ein-
mal die von ihm schon früher ansgesproohene Ansicht Aber
die Natur der Stromatoporen und fügt hinzu, dass die von
einigen Autoreu fÖr Oscula ^elialtenen Oeffnungen und ,
ebenso die verticah^ii mehrere Lamellen durchbohrenden
Kanäle mancher »Stromatoporen secundäre Gebilde seien,
welche den auf Stramatopara lebenden Parasiten ihren Ur-
sprung verdanken. Dawson beschreibt eine Stromato-
pore als Caunopora hudsonka*)^ bei welcher von den vcr-
ticaleu Tuben in jeder Lamelle nach aiicn Richtungen hin
Kanäle ausstrahlen. Einer von ihm schon früher^) be- '
sohriebenen Art, bei welcher die horizontalen Kanäle, an-
statt von einer einzigen Tube, von ^nem System paralle-
ler Tul)cn ausgehen, legt er den Namen Coenostroma gaHr
tdiise bei^).
Im August des vorigen Jahres machte Ferd. Börner^
die Mittheilnng, dass er im Devon der Eifel nnd im Ge-
schiebe bei Groningen in Holland Cannoporen gefanden
1) Queiist.. Pelrefactenk. S. 582, Taf. 142, Fig. 12.
2) Quenst., Petrefactenk. S. 564, Taf. 141, Fig. 13.
8) Tom. XXXV, p. 48.
4) Tom. XXXV, p. 56, pl. IV, fig. 9, pL V, fig. 10.
6) Dawn of Life 1875 p. 160.
6) Quart. Joam. Geol. Soo. T. XXXV p. 56.
7} Geol. liag. 1880.
Digitized by Google
251
habe, in welchen man deutlich eine von Stromaiopara Uber-
waehsene Aukpora r^^ens erkennen k()nne. Die Uber-
wuchernde Stromatopora der fra^lieben Exemplare ist
theils Str, concentrica^ theils S(r. striafdla. woraus Könicr
den sehr gewagten Schluss zieht, dass die Kühren der als
Ocmncpora beiNshiiebenen Versteinemngen ein fttr allemal
Jsäcpcra repens seien, nnd dass Caunopora nicht als eine
besondere Gattung betrachtet werden dttrfe. — In der
Sammlung im Poppelsdorfer Sehloss hetimlct sich eine Ver-
steinerung aus dem Geschiebe von Groningen, welche
&oidfas8 als Syrinj^aparaßiformis^) beschreibt, und welche
Ton Ferd. Römer in seinem Werke: „Die fossile Fanna
der silurischen Diluvialgeschiebe von Sadewitz bei Oels
in Niederschlesien" als Heliolites interstincta gedeutet wird.
Diese Versteinernng ist jedoch eine echte Camapora FhiU,
mi nicht eine von Stnmiaiapara überwucherte Auhpara,
Eine andere Versteinemng ans dem silurischen Geschiebe
der norddeutschen Tiefebene, welche sich im Besitze des
Herrn Prof. Schlüter befindet, ist gleichfalls kein zu-
sammengesetzter Organismus, sondern eine echte Cama^
pera Xiek, — In Betreff der oft durchbohrten Warzen auf
der Oberfläche mancher Stromatoporen behauptet Römer,
dass sie secundären Ursprungs seien. Er entdeckte näm-
lich bei mehreren Exemplaren unter den Warzen kleine
s^rale Anneliden» welche durch die Poren an der Spitze
der Waraen die Terbindung mit dem umgebenden Wasser
aufrecht erhielten. Dass viele Warzen nicht durchbohrt
sind, findet darin seine Erklärung, dass der Widerstand
der Anneliden häufig von der Uberwachsenden Stromato-
pore ttberwunden und die Oefihung .durch spätere Lagen
Ton Siramaiapora geschlossen wurde.
Endlich ist noch ein Aufsatz von Carter zu erwäh-
nen-), in welchem der Verfasser zunächst bemerkt, dass
die Köhren von Cauncpara nicht immer Äulopara repens
seien, wie Ferd« Bttmer behauptet, dass yiefanehr, wie
1) Petr. Germ. Hd. I S. 113, Taf. XXXVIII, Fig. 16.
2) Ann. and Mag. Nai. Eist. Ser. 5, T. VI 1880 p. 339.
Digitized by Google
252
bei SyringoUtes Huronen^is Hind. *), in den Röhren von
Caunopora häufig zu gleicher Zeit trichterftirmige und ho-
rizontale Böden vorkommen. — Die sternförmig um ein
Centram gmppirten Eindrucke des Goenosarcs der Stromar
toporen, welche homolog sind den rOhrenftrmigen Ein-
drucken des Coenosarcs oder der „grooved venation" bei
Hydractinia^ und welche Carter früher mit dem Namen
y^tellate yenation^' belegt hatte, nennt er jetzt ,,Astrorhiaa^.
Unter ^yAstrorhiza'* versteht Carter also die einzelnen,
sternförmig um ein Centrum gruppirten Theile der Hy-
drorhiza oder des Coenosarcs der ötromatoporen. In den
grössem Zweigen der Astrorhizen von Stromatopara dar'
tmgUmienais ans dem Devon von Dartington will Carter
Quermembranen entdeckt haben, welche er mit den BOden
in den Tuben von Millepora identificirt. Nachdem er ein-
mal Böden entdeckt hatte , fand Carter auch bei andern
Stromatoporen, bei denen er sie früher nicht beobachtet
hatte, solche Gebilde. Ich habe bei den von mir gesam-
melten Stromatoporen mit gut entwickelten Astrorhizen
vergebens nach den Querlamellen gesucht, welche die
grttoseren Zweige in einzelne Abtheilungen zerlegen äoUen
nnd finde ttberhanpt den Vergleich zwischen den Zweigen
der Astrorhizen und den Zellen von Mülepora anzolässUdt
Ich werde darauf noch später zurückkommen.
Aas diesem historischen Ueberbiick geht hervor,
welchen grossen Schwankungen die systematische Stellung
von Stnmatopora nnd den verwandten Formen unterwor-
fen war. Wiibreud Goldfuss, d'Orbigny, Steiniuger,
Eichwald, Rosen, Saiter, Quenstedt und endLUch
Nicholson den Stromatoporen ihren Platz bei den Spon-
gien anwiesen, betrachteten de Blainville, PhillipSi
Keyserling, Fer,d. Römer, Hall und M'Coy sie als
Korallen. Lindström, Zittl, Steinmann und Carter
hielten die Stromatoporen für Hydrozoen; von Dawson
wurden sie zu denForaminiferen gestellt Soilas endlich
sieht in der Familie der Stromatoporen eine Vereinigung
von Vertretern verschiedener Thierklassen.
1) GooL Mag. 1879 p. 244.
Digitized by Goo<?Ie
253
VrßprünglMke JBeaehaffenheU und
innere 8iruchi/r des SMeU der Stromatoporen.
Man hat Stromatoporen mit kalkigem, andere mit
kieseligem, noch andere mit theils kalkigem^ theils kiese-
]]gem Skelet gefaiiden, je nach den Bedingungen, welehen
die Venteinerang der betreflfenden Exemplare nnferworfen
war. Es gibt daher die kalkige oder kieselige Beschaf-
fenheit der Gehäuse direct keinen Aufschi uss Uber die
urgprttngUche Natur des Skelels. Dock hatNiekolson
unter Berttekslcbtignng der Versteinerangsbedingungen,
welche in den einzelnen Fällen die verschiedene Art der
Erhaltung der Stromatoporen begründeten, den definitiven
Beweis geführt, dass das Skelet der Stromatoporen ur-
BprflngUoh aas kohlensanrem Kalk bestanden hat
Im Kalk der Eifel nnd von Paffrath geboren Ver-
kiese! ungen zu den grössten Seltenheiten, und so erklärt
es sich, dass ich auf meinen Excursionen keine verkiesel-
ten Exemplare gefanden habe. Die kalkigen Stromato-
porenskelete haben vor den kieseligen den Vorzug, dass
sich bei ihnen die innere Structur des Skelets erhalten
hat. Wenu auch bei den eifeler und paffrather Stromato-
poren die Bestandtheiie des Skelets sich von denen der
Aosflfllangsmasse ihrer chemischen Beschaffenheit nach
nicht nntenicheiden, so ist doch die Anordnung der klein-
sten Theile in dem Skelet wesentlich von der in der Aus-
fllllungsmasse verschieden, welchem Umstände es zuzu-
schreiben ist, dass die ursprünglich harten Theile sich an
Dnnnsehliifen deutlich yon dem die Haschen des Skelets
ausfüllenden kohlensaurem Kalke abheben. Bei durch-
fallendem Licht sind die Skelettheiie von brauner Farbe.
Mit Hülfe des Microscops sieht man, dass die Masse des
Skelets aus äusserst feinen, ein filziges Gewebe bildenden
Kalkfa.sern zusammengesetzt und unempfindlich gegen po-
larisirtes Licht ist
Noch bei keiner einzigen Stromatopore hat man bis
jetzt die für die Kalkspongien charakteristischen Kalk-
nadeln entdeckt. Die Vertheidiger der Schwammnatur der
Vsriu 0. Dat. Vor. Jahrg. XXXVIII. 4. folge. VIU. Bd. yj
Digitized by Google
254
Stromatoporen gelieu zu weit, wenn sie das YoHständige
Fehlen der Kalknadeln im Gewebe der Stromatoporen der
grossen Kleinheit und leichten Zerstörbarkeit der Kalk-
nadeln zuschreiben. Denn bei keiner einzigen, zweiffeUos
zu den Kalkscbwänunen gehörenden Gattung, welche alle
die sehr leicht zerstörbaren Nadelgebilde ausgeschieden
haben, sind die Nadeln ganz und gar zerstört worden,
ohne einige Spuren hinterlassen zu haben.
Die Ansfttlinngsmasse ist bei dorohfallendem Lichte
weiss und hebt sich daher deutlich gegen die braunen Ske-
lettheile ab; sie besteht aus krystallinischem, gegen po-
larisirtes Licht empfindlichen kohlensaurem Kalk.
Allgemeiner Bau des Gehäuses einer typischen
Stramatopore.
Die Gehäuse der typischen Stromatoporen sind das
Prodnet einer Tielfach wiederholten Aufeinanderlageruog
von Schichten oder Lamellen. Sie sind theils von kuge-
liger, knolliger, birnförmiger oder walzenförmiger Gestalt,
theils bilden sie dünne Krusten oder dicke Platten; selte-
ner sind sie ästig verzweigt oder massig mit knoUen- oder
fingerförmigen Fortsätzen. Sie sind entweder an fremden
Kürperu au-, oder seltener um fremde Körper herumge-
waohsen.
Die von Stromatopora überwachsenen fremden Körper
sind oft nachträglich au%elöst worden, und haben so zur
Bildung von Hohlräumen Veranlassung gegeben, welche
später oft wieder durch Versteinerungsmaterial ausgefüllt
wurden, und welche in gar keiner organischen Bez^iehung
zvl dem Skelet der Stromatoporen selbst stehen.
Die sehr dttnnen, porösen, mehr oder weniger paral-
lelen, ziemlich gleich dicken Lamellen liegen möglichst
horizontal übereinander, oder jede folgende Lamelle legt
sich concentrisch um die vorhergehende herum. Sie wer-
den von einander getrennt durch ZwischenriUime, die In-
terlaminarräume (Fig. 1 und 2)| welche etwa doppelt ao
•
Digitized by Google
255
diek sind, als die
Sehiohten selbst
Zwischen letztern
wird eine Verbin-
dung hergestellt
dsrcb ein System
nekr oder weniger
senkrecht zu
den ^^^^^ Vtiüfflxstinttl in nxtSnibmt Or6m.
Lamellen stehender Säuleben (Fig. 1 und 2). Eine bäubge,
jedoeb niebt wesent-
Kcbe ErsebeinuDg Lrid^
bei den tj^pisebeu
Strom atoporen ist
die, dass sieb in den g^^^öü^
interlaminarenBän- Fig. 2.
men zwischen den SlrmMl«;}i«ni «iMlM. TerticalaolmiU in aechüfacher
Säulchen cylindri- ®^ •
sehe Hohlräume hindurebwinden, welehe entweder Ton Cen-
tren naoh allen Biobtnngen stem-
ftnnig ausstrahlen (Fig. 3), oder un-
regelmässig wurmförmig gewunden
sind (Fig. 4).
Macbt man darch eine typi-
sche Stromatopore einen Vertieal-
schnitt, d. h. einen Schnitt senk-
recht zu den Schichten des Ge-
häuses, so treten an der Scbnitt-
fli^Ae die Lamellen als parallele
Linien auf (Fig. 1 und 2J, welche
durch die verticalen Sänlchen mit
einander in Verbindung stehen,
können ohne Unterbrechong;
eine ganze Beihe von anfein*
ander folgenden Interlaminar-
räumen durchsetzen (Fig. 1),
oder sie kOnnen aut einen ein-
zigen Interlaminarranm be*
sehrinkt sein (Fig. 2), oder end-
lich erreichen viele derselben
die über ihnen liegende Lamelle
nicht und erscheinen in Folge
Firr. 3.
Sinmatopora astreites.
OenlMlittr Schnitt Ja teelu-
facher Oröaae.
Die einzelnen Säulchen
Fig. 4.
dessen als kleine Höcker auf
Stromatopora BeutkiL HorlsontAlachnitt
in fanfflrthor QiOne.
Digitized by Google
256
den Lamellen (Fig. 2). Im Ganzen rufen die Elemente des
Skelets auf der yertioalen Schnittfl&ohe ein Netzwerk Ton
mehr oder weniger reehtwinkligen Masehen henror.
Durch einen Horizontalschnitt, d. h. durch einen Schnitt
möglichst parallel zu den Lamellen, werden in Folge des
welligen Verlaufes derselben abwechselnd die Interlami-
nanHome mid die Lamellen getroffen. In Folge deosen
wechseln auf horizontalen Schnittflächen die Zonen mit
den durchsclinitteneu Enden der Säulchen, welche als kleine
rnndliche oder elliptische Flecken auftreten, ab mit den-
jenigen Zonen, in denen die schräge geschnittenen, nicht
scharf gegen die Umgebung sich abhebenden Lamdlen an
der Schnittfläche erscheinen (Fig. 3 und 5).
Ich halte die Anordnung der Elemente des Skelets
in wesentlich horizontaler und verticaler, resp. concentri-
scher nnd radialer Richtung für einen wesentlichen Char
irakter der typischen Stromatoporen. Dass die Elemente
tungen gruppirt sind, sondern nach allen Richtungen hin
verlaufen, so dass dadurch ein Gewebe entsteht, bei dem
man nicht mehr die Lamellen von den auf ihnen senk-
recht stehenden Sftnlchen nnterscheiden kann, diese Er-
scheinung habe ich nur bei Caunopora Phill., jener von den
typischen Stromatoporen abweichenden Form gefunden.
Siromatopora SchmidHi Bos.'), an welcher von Bosen
eine solche Straktar, die sogenannte rnndmaschige Struk-
tur beobachtete, ist keine S^cmaltopora^ sondern eine
Caunopora FhiU.
Den in diesem Artikel in grossen Zügen auseinander-
gesetzten typischen Bau haben sämmtliche von äoldfass
im rheinischen Devon gesammelten, in der Sammlung im
Poppelsdorfer Schloss aufgestellten Stromatoporen, welche
Goldfuss zuerst unter verscliiedeuen Namen, wie Trages
eapitatumj Ceriopora verrucosa^ beschrieben hatte, und
'welche er später unter dem Namen Stramahpora vereinigte.
Ich gehe nun zu einer näheren Betrachtung der ein-
seinen Theile des Skelets der Gattung Siromatopora Uber.
1) Roien, Straot d. Strom. S. 64 Tf. IV, Fig. 1 a. 2; Tf.V, Fig. 1 a.2.
des Skelets
beiden genannten Rich-
Digitized by Goüglt:
257
Oberfläche von Stromatapora.
Nnr selten heften sich die Stromatoporen mit ihrer
ganzen untern Fläche an eine Unterlage fest; vielmehr
and sie meistens nur mit einer kleinen Stelle anfgewaehsen.
Im letzieni Falle ist der nicht festgeheftete Theil der nn-
tern Fläche oft mit einer strnkturlosen concentrisch runz-
lichen sehr dünnen, nicht porüsen Membran, der Epithek,
bedeckt Bei StromatoporeUi wo die Schichten horizontal
ttbereinanderliegen, nnd nicht an der untersten Flttehe,
sondern seitlich ihr Ende nehmen, sind auch die Seiten
des Skelets von einer solchen strukturlosen Haut, ähnlich
der Epithek überzogen.
Die Oberfläche der Stromatoporen ist nur an gut er-
hsUenen Exemplaren zu studiren. Aber selbst bei diesen
hat die Oberfläche ein so verschiedenes Aussehen, dass
mao nicht direct eine positive Meinung über die Be-
schaffenheit derselben fassen kann. Die Oberfläche ist
entweder scheinbar homogen, oder mit kleinen Foren ver-
ishen, oder mit feinen Körnchen besetzt, oder endlich mit
einer strnkturlosen , der Epithek ähnlichen Membran,
überzogen. Letzteres ist namentlich bei den Stromatoporen
Ten Bttchel aus dem Paffrather Kalk der Fall. Bei diesen
ist die strukturlose, die Oberfläche Aberziehende Deck-
sdiicht wahrscheinlich in Folge der Verdichtung des Ge-
webes an der Oberfläche entstanden. Ob diese Deck-
sehicht fUr die Stromatoporen wesentlich ist^ vermag ich
nicht zu sagen; jedenfalls ist sie nur in den seltenern Fällen
foifasnden. Vielmehr hat die Oberfläche in der Regel nur
em scheinbar homogenes, ein porOses oder ein k(5meliges
Anssehen. Die homogene, poröse, oder körnelige Struktur
der Oberfläche hängt theils von dem Erhaltungszustände
theils dayon^ ob die zuletzt ausgeschiedenen Elemente
efaies Gehäuses eine Lamelle oder ob es yertioale Säulchen,
die Vorläufer einer neuen Schicht, waren.
Eine homogene Beschaflenheit hat die Oberfläche,
wenn auch an ihr die Hohlräume des Skelets mit Ver-
•teinemngsmaterial erfüllt sind« — Wenn eine Lamelle die
Digitized by Google
258
OberflSohe einer Stromatapora bildet, nnd das Versteine-
ruugsraaterial, welches die feinen Poren der Lamellen er-
füllte, durch den Verwitterungsprocess fortgeführt worden
ist, 80 hat die Oberfläche eine fein poröse Beschaffenheit.
Von deiyenigen Antoreiiy welche die Stromatoporen für
Sebwttmme halten, wurden die feinen OberflSebenporen
fllr Ostien angesehen. Wenn die Verwitterung die oberste
Lamelle selbst angreift, erhält die Oberfläche ein wurm-
f&rmig zerfressenes Aussehen. An den Stellen, wo die
oberste Lamelle yollstftndig rerwittert ist, wird der da^
unter liegende interlamellare Raum mit den vertikalen
Säalchen blosgelegt; an diesen Stellen ist das granulirte
Aassehen der Oberfläche also nicht ursprünglich, sondern
secnndär, eine Folge der Verwitterung der obersten La-
melle. — Hkufig erheben sich anf der ganzen zuletzt ans-
gesohiedencn Lamelle, oder auf einem Theile derselben,
noch die Anfänge von verticalen Säulcben, welche der
Oberfläche ein granulirtes Aussehen verleihen. Dieses ist
z. B. bei denjenigen Exemplar der Fall, welches Gold*
fuss als Trages copiMiim 0 abgebildet bat. In keinem
einzigen Falle habe ich centrale Oeflfnungen in den Säul-
cben an der Oberfläche beobachtet. Zwischen den Säul-
chen der Oberfläche winden sich häufig rinnenartige Ver-
tiefungen hindurch ; es sind die Eindrucke, welche röhren-
ftrmige Partien des Coenosarcs hinterlassen haben.
Exemplare, bei denen die Oberfläche an der einen
Stelle scheinbar homogen, an der andern Stelle porös und
an noch andern. Stellen granulirt ist, gehören durohims
nicht zu den Seltenheiten. Andrerseits iLann man von
einer und derselben Speeles Exemplare mit glatter und
solche mit granulirter Oberfläche finden. Ich halte es da-
her iUr unrichtig, die körnelige Structur der Oberfläche
als obaraoteristisches Merkmal fär gewisse Speeles zu be-
trachten wie Nicholson dieses z. B. bei seiner Stromoikh
pora grmulata^)^ und Goldfuss dieses zuerst bei Tra^
1) Petr. Germ. Bd. 1. Taf. Y, Fig. 6.
2) Ann. uid Mag. Nat. Büit. Ser. 4» vol. Xü, p. 94, pl. IV,
fig. 8.
Digitized by Google
259
capiiaimi gethan hat Dahingegen sind Warzen-, Höcker-
büdQDgen, sowie fingerfttrinige Fortsätze der Oberflilche
wohl zur Unterscheidung der Speeles zu verwenden.
Häufig beiiüdeu sich an der Spitze der Warzen und
Höcker eine oder mehrere Oeffnungen, die Endigongen
yertiealer Kanäle, welche von Nicholson, Brosen- nnd
andern fttr Ansflnsskanäle, Ton Römer für seenndäre,
durch Parasiten veranlasste Gebilde gehalten werden.
Meine Ansicht über diese verticalen Hohlräume, welche
mit keiner der beiden erwähnten Ansichten Übereinstimmt,
werde ich an einer andern Stelle aassprechen.
Endlich sind noch conoentrische Zeichnungen zu er-
wähnen, die häutig auf der Oberfläche höckeriger Exem-
plare beobachtet werden. Sie sind eine Folge der Ver-
Witterung» welche mehrere Lamellen an der Spitze der
BJMLer angegriffen hat.
I}ie verticaleti SäuZchen von Straniatopora»
Verticale Säuleben nenne ich die vom Coenosare
ausgeschiedenen Elemente des Stromatoporenskelets, welche
»ich senkrecht auf den concentrischen oder horizontalen
Lamellen erheben nnd die anfeinanderfolgenden Lamellen
verbinden. Diese Sänlehen werden zuerst von John
Phillips |bei der Beschreibung \oy\ Stromatopora pohjmor-
pha erwähnt, welche nach dem genannten Verl'asser be-
steht ans concentrischen Schichten und „vertical filaments^'.
Von Phillips, den Oebrfldem Sandberger nnd Hall war-
den die Säulchen als elliptische Röhrchen aufgefasst, während
Yon Rosen sie für aus Hornfasern zusammengesetzte
FaserbUscbel hält. Nicholson nennt die Säulchen f^verti"
eal pShars^'; Carter endlich hat ihnen den Namen «^ver-
tkäl rods^* gegeben.
Die verticalen Säulchen erheben sich dicht gedrängt
auf der Oberfläche der parallelen Lamelleu. Wenn auch
nicht nach bestimmten Gesetzen angeordnet, so stehen sie
doch in ziemlich gleichen Entfernungen yon etwa 0,4 mm.
Uire Dicke ist bei den verschiedenen Arten verschieden,
Oigitized by
260
und zwar schwankt ihr Darchmesser bei den verschiedenen
Arten zwischen 0,1 und 0,5 mm. Bei den von andern
Antoren sehen genauer beschriebenen Stromatoporen sind
die Sänlchen aaf einen oder wenige interlamellare Zwi-
schenräume l)escbränkt, oder sie sind mdiraentär und er-
scheinen alsdann als Höcker auf der Oberfläche der La-
mellen. Bei den rheinischen Stromatoporen gehOrt es je-
doch nicht zn den Seltenheiten, dass die vertlealen Still-
eben ununterbrochen eine grosse Anzahl von Lamellen
durcbsetzen. Auch unter den von mir gesammelten Exem-
plaren von Strotnatopora befinden sich viele, bei denen
dieses der Fall ist, nnd ich konnte an Dünnschliffen, Ter-
tical zu den Lamellen dieser Stromatoporen, den Verlanf
der einzelneu Säulcbeu durch 0, 8, 10 bis 14 Lamellen
verfolgen.
Früher hielt man die Säulchen vielfach fttr ursprüng-
lich hohl und veiglich sie mit den Kelchen von Koralleni
wie z. B. Hall gethan hat, der Strtmuxiopdra und
2)ora als verwandte Formen betrachtete. Aber selbst an-
genommen, dass die Säulcben hohl gewesen sind und
Weichtheile beherbergt haben, so ist dennoch obiger Vor-
gieioh nicht zulSsslich. Rosen und Nicholson sind der
Ansicht, dass die verticalen Säulchen solide Pfeiler ge-
wesen seien. Carter, der zuerst diese Ansicht tbeilte,
hat später seine Meinung geändert; er behauptet jetzt,
dass die Sttulehen einen Aohsenkanal enthalten ^aben und
▼ennuthet, dass dieser Kanal sich nicht an der Spitze der
Säulchen öffne, sondern blind auslaufe, gerade wie die
Achsenkanäle der Nadeln von Hydraciinia und der Säulen
yon Lahechia. Nach Steinmanns Angaben sind übrigens
die Säulen von Labechia an ihrer Spitze wohl durohbohrt
Welcher der beiden Autoren in Betreff der Sftulen ron
Labechia Recht hat, kann ich nicht sagen, da mir noch
niemals eine Labechia zu Gesicht gekommen ist. Aber
wie dem auch sei, ich halte die Sänlchen von Stromaio^
1) Palaeontogr. 3. Folge, Bd. I. 8. Lief. S. 112; Taf. XII.
Fig. 10—12. ^
Digitized by Google
261
pora fttr darobans solide. Denn an keinem einzigen der
von mir geaammelten Exemplare habe ieh an den quer-
st brochenen Säulchen eine hohle Achse beobachtet. Nichol-
son hat zwar an verkieselten Stromatoporen einige hohle
Säulchen gefunden^ doch schreibt er diese Erscheinung
wobl mit Beekt dem Umstände sn, dass diese Sftnlohen
Doeh nicht ▼oUkemmenyerkieselt waren, nnd dass die noch
nicht verkieselte Achse durch ein Lösungsmittel fortgeführt
worden sei.
An vielen Dünnschliffen, sowohl an yertiealen als
auch an horiaontalen nahm ich mit Hfilfe des Mikroskops
wahr, dass die Hltlle oder die Rindenschicht der Säukheu
sich von der Achse derselben mehr oder weniger deutlich
abbebt Die Achse ist bei durchfallendem Licht heller
bnum, als die Rindenschicht, und ich glaubte anfangs dar-
aus scbliessen zn können, dass die Säulchen einst einen
centralen Kanal beherbergten. Bei genauerer Beobachtung
sah ich jedoch, dass die Struktur der Achse und Rinden-
sehicht der Situlchen dieselbe war, und dass der Unter-
sohied zwischen beiden lediglich in der Färbung beruht.
Die dunklere Färbung der Kindenschicht bei durchfallen-
dem Licht ist wohl dem Umstände zuzuschreiben^ dass die
Kalkmasse in der Binde compacter ist, als in der
Adise der ^laichen. Dass die Ealkmasse bei den Hart-
Gebilden dort, wo diese an die ursprünglich von den
Weichtheilen innegehabten Hohlräume grenzt, kompacter
ist, sls im Innem der Harttheile, ist durchaus nichts Ausser-
gewOhnliches ; es ist dieses viehnehr eine bei den Coelen-
teraten sehr hftufig beobachtete Erscheinung. Es ist da-
her die hellere Färbung der Achse der Säulchen bei
durchfallendem Licht durchaus kein Beweis für die ur-
sprüngliche Hohlheit der Säulchen, welche Ansicht von
Carter vertheidigt wird.
Digitized by Google
262
Die JjomeUen v&u 8trom4Uopora.
Die ebenen, welligen oder eoneentrisehen Lamellen
der typischen Stromatoporen lagern sich parallel Ubereiü-
ander; je zwei Lamellen werden getrennt ¥on einem
Intorlaminamiim. Die Dieke der Lamellen sowohl, als
aaeh der interlamdlaren Bänme ist bei jeder elnsefaieii
Strotnatopora ziemlich constant. Bei den feinmaschigen
Stromatoporen erreichen — 6 Lamellen mit den dazu ge-
hörigen 4 resp. 5 Intcrlaminarräumen, bei den grobmaschi-
gen 2 Lamellen mit dem daawischen liegenden Interlaminar-
ranm eine Didse von 1 mm.
Die verwitterten Exemplare sind häufig in einer
Richtung parallel den Lamellen spalthar. Nach meinen
Beobachtungen sind die Lamellen von Stramatopara ein*
faeh nnd bestehen nioht ans zwei Blättern. Daher gehen
die den Lamellen parallelen Spaltungsebenen immer darch
die interlamellaren Räume, und zwar kann der Bruch ent-
weder mitten durch einen interlamellaren Raum, oder dicht
unter oder aber dicht ttber einer Lamelle erfolgen. Die
beiden Bmchflftehen, welche eine solche Spaltnngsebeoe
begrenzen, haben in der Regel ein gleiches nnd homo-
genes Aussehen, was jedenfalls dem Zustande zuzuschrei-
ben ist, dass bei aaffallendem Licht die Skelettheiie sich
schlecht oder gar nicht Ton dem Versteinemngsmaterial
in den HohMnmen des Skelets abheben. Poren habe ich
niemals, die Enden der gebrochenen Sttnlchen nnr seilen
an den hier erwähnten Bruch flächen beobachtet, was ich
dem Erhaltungszustände der von mir gesammelten Stro-
matoporen znschreibe. Rosen ist der Ansii^t, dass hi
den Fullen, wo an den Bmehflftehen die Enden der ge-
broi'benen Säulchen nicht zu sehen sind, die Ebene de»
Bruchs nicht durch die interlamellaren Räume geht. Er
schliesst daher, dass jede zwei interlamellare Räume von
einander trennende Lamelle ans zwei Schichten bestehe,
nnd dass der Bmch häufig anf der Grenze zwischen den
beiden Blättern der Lamellen erfolge. Ich habe zwei Stro*
matoporen beigelegt, welche sich leicht parallel den La-
Digitized by Google
m
meUen spalten Jaesen; an den Spaltnngaflaehen ist ron
geinroeheoen Staldien nichts tu sehen. Doch zeigen zwei
beiliegende verticale Dünnschliffe der betreffenden Stroma-
toporen, dass die Spaltung nach den interlamellaren
B&nmen erfolgt.
Nach Bosens Ansicht ist also jeder Interlaminar-
ranm von einer obern und einer nnterii Schicht begrenzt.
Die obere Schicht ist immer mit Poren, den Einströmiings-
ttffnongen versehen. Bei yerkieselten Exemplaren von
Ar. memmUUaia Ros.') beobachtete von Bosen auch in
der nntern Grenzlage der Interlaminarräume Poren und
zwAr in gerader Richtung unter den Einströmnngsöffnungen
der obern Grcnzlage. Auffallend ist es nnr, dass an den
sehr gut ansgefllhrten Zeichnnngeni welche Bosen von
Tcrticalen Dünnschliffen seiner Stromatoporen gemacht hat,
nichts von der Zusammensetzung der Lamellen aus zwei
BlUttern zu sehen ist. Auch ZittP) macht in seinem
„Handbach der Palaeontologie*' die Angabe, dass bei
einigen Stromatoporen die Lamellen ans zwei dicht anf-
einaiulerlicgenden Blättern bestehen. Niemals habe ich an
verticaleu Dünnschliffen an den Lamellen zwei Lagen
unterscheiden können, vielmehr war immer jede Lamelle
xwei Interlaminarrftamen gemeinsam. An den von mir an-
gefertigten Vertiealschnitten erscheinen die quergeschnit-
tenen Lumellen als pariiUcle Linien, welche bei nicht sehr
dünnen Schliffen ebenso deutlich hervortreten, als die ver-
ticalen Säalchen. Bei sehr feinen Dünnschliffen hingegen
heben sich die Lamellen nur schwach gegen die Ansfttl-
lungsmasse ab, und nur hin und wieder treten im Verlaut
der die Lamellen darstellenden Linien Funkte auf, welche
ebenso dnnkel gefärbt sind, wie die Säulchen. Die Be-
deutung dieser dunklen Pankte in den Lamellen an Ver-
tiealsehnitten ergibt sich erst ans der Betrachtung der
Lamellen an Horizontalschnitten.
Die durch ooncentrischen Bruch biosgelegten Lamellen
haben ein mehr oder weniger homogenes Aussehen. An
1) Struktur der Stromatoporen S. 71, Taf. VUL
2) I. Bd. 1. Abth. S. 285. Fig. 198.
Digitized by Google
264
horizontalen Dünnschliffen sieht man jedoch, dass die La-
mellen nichts weniger als compact sind, sondern vielmehr
ein Netzwerk von drei- oder yieleckigen Maschen dar-
stellen. Es werdMi also die Interlaminarrllame dvreh
die Lamellen nieht vollsülndig Ton einander ahgeschnitten,
vielmehr können sie durch die Lamellen mit einander kom-
municiren. Die geraden Linien, welche die polygonalen
Maschen bilden, sind von den Säuiohen ausstrahlende
Arme. Ob jeder dieser Arme sieh mit seinem Ende «a
das nächste in seiner Richtung fallende Säalcheu angelegt
hat, oder mit einem von einem benachbarten Säulchen
ansgehenden Arme verschmolzen ist, kann ich nicht sagen.
Vieileieht aber haben beide Proeesse znr Bildung der La*
mellen mitgewirkt An einigen meiner Horisontalscbnitle
ist deutlich mit Hülfe des Mikroskops zu selien, dass die
von den Säulchen ausstrahlenden horizontalen Arme gleich-
falls eine hellere Achse haben: doch sind die horizontalen
Arme ebensowenig nrsprttnglich hohl gewesen, wie die
Sftnichen selbst
Da die Lamellen der Stromatoporen niemals voll-
kommen horizontal verlaufen, so ist ein Horizontalsehnitt
im eigentlichen Sinne des Worts nicht möglich. Da ein
horizontaler Schnitt nnr annfthemd parallel den Lamellen
gehen kann, so werden durch denselben abwechselnd die
Interlaminarräume und die Lamellen in mehr oder weniger
schräger Eichtung getroffen (Fig. 3 u. 5). In Folge dessen
wechseln an horizontalen Dünnschliffen Zonen, die nur die
quergeschnittenen Sttuloh^n zeigen,
ab mit Zonen, die aus polygonalen
. . ^ ^* Maschen bestehen. Letztere werden
•••'^'^^ • hervorgebracht durch die 4— 6 Arme,
! *^f^ • . Kt:^ . -9 welche von jedem vertioalen Säulchen
in horizontaler Richtung ausstrahlen.
Fig. 3 u. 5. Durch die Zusammen-
setzung der Lamellen aus polygo-
nalen Maschen werden auch die
Fig. 5. dunklen Punkte in den parallelen
Hori«)nui.chaitt in fünf. Lamelleu au verticalen Dttnnscbiif-
teu erklärt; diese dunklen Punkte
Digitized by Google
265
denlm niolits anderes an, ab die Stelleoi an welchen die
horiiontalen Anne Ton der SchnittflSche getroffen werden.
Die Zusammensetzung der Lamellen aus polygo-
nalen oder dreieckigen Maschen ist von grosser Wichtig-
keit für die systematische Stellung der typischen Stro-
matoporen; sie ist eine von den Eigenschaften, welche
Strmatapora mit Hffdradkna gemein hat, denn die La-
mellen von Hydractinia sind ebenfalls ein Netzwerk
polygonaler Maschen; die Maschen dieses Netzwerkes
und gleichfalls gebildet durch horizontale Arme der
fertiealen Elemente des Geh&nses von Hydraelimia, Wie
Carter angibt, erscheinen die Lamellen von Hjfdrae-'
tifiia trotz ihrer netzf()rmigen Beschaffenheit wie die Quer-
Bchnitte von continuir liehen Platten, gerade wie die La-
mellen der Stromatoporen als eontinnirliche Linien an
sieht ta dttnnen Verticalschnitten auftreten.
Die Poren der Lamellen der Stromatoporen haben
dieselbe Bedeutung gehabt, wie sie die Poren der Lamellen
von Hydractinia haben, d. h. sie sind die AostrittsöfifnaDgen
für die Polypen Ton Strümatopora gewesen.
Wegen der Aehnlichkeit, welche die Straktnr der
typischen Stromatoporen mit der der hexactinelliden Spon-
gien hat, nannte Carter sie zuerst „hexactinellid struc-
tare". Da aber bei den Stromatoporen von den vertikalen
Siolehen 3, 4, ö bis 6 nnd nicht nnr 4 aufeinander senk-
Tseht stehende horizontale Arme ansstraUen wie bei den
hexactinelliden Spongien, so setzte Carter spftter an
Stelle des Ausdrucks , hexactinellid structure" den Aus-
dmek ,,rectiiinear structure''. Carter stellt der „rectilinear
itroeture'* die „currilinear structure^' entgegen, bei welcher
▼eitioale nnd horizontale Elemente nicht zu unterscheiden
sind. Auf die krummlinige Struktur werde ich an einer
andern Stelle zurückkommen, da ich dieselbe bei StramtiUh
pora nicht beobachtet habe.
/
JBMrüeke röhrenartiger JEMsätze des Coeno-
MTcs im Gehüuse von Stramatop&ra*
Keine Gebilde der Strouiato])oren sind so verschieden
Reutet worden, wie die kaualartigen Hohlräume, welche
Digitized by Google
266
die röhreiiartigen Fortsätze des Coenosarcs im Gewebe
der Stromatoporeu hinterlassen haben. Sie sind nicht
mikroskopisch und faUeOi wo sie Torbaiideii sind» deol-
lieh in die Angen. In den meisten FSllen sind sie
parallel, nur seltener senkrecht den Lamelleu. Erstere wur-
den von Goldfuss für durch die Verwitterung ver-
anlasste Furchen der Oberfläche gehalten. Durch die Ver>
witterang werden die Furehen jedoch nieht voran laset,
Bondem sie werden hftnfig erst in Folge der Vervnttening
der obersten Lamelle sichtbar. Rosen betrachtet die
Furchen als Ausflusskanäle von Spongien. Bevor Carter
die richtige Nator der rinnenartigen ^Vertiefungen in den
Interiamtnarrftnmen der Stromatoporen eriuumt hatte, hieb
er dieselben noch für Kanäle. In seiner Abhandlung ,,0b
the close Relatioiiöhip of Hydractinia, Parkeria and Stro-
matopora'' wo Carter die Auimerksamkeit auf die
Aehülichkeit der Oiganisation von Ifydractima und Stro-
fmUopara lenkt, spricht er sich dahin ans, dass die stern-
förmig gruppirten Rinnen in den Interlaminarräumen der
Stromatoporen Kanäle seien, welche den Kanälen in den
grossen Nadeln von Hydractinia entsprechen. Carter
sah jedoch bald selbst die Unsulttsslichkeit dieses Ver-
gleiches ein. In dem Anbatze: „On new Speeles of Hy-
dractiniidae, Recent and Fossil and on the Identity in
Structure of Millepora alcicomis with Stromatopora" -) er-
kennt er die wahre Natur der fraglichen Vertiefungen der Stro-
matoporen; er erkennt, dass die stemidnnigen AsshOhlnnges
dffir inlerlamellaren Räume flbr Siramatopora dieselbe Be-
deutung haben, wie die unregelmässig verzweigten unter
der Oberfläche liegenden Furchen itir Miüepara und die
mehr oder weniger sternförmigen Vertiefongen der La-
mellen fttr manche Hjdractinlen. Von letastom aber hatte
er schon bewiesen, dass sie nicht ein Kanalsystem seien,
sondern Eindrücke röhrenartiger Fortsätze des Coenosarcs.
Dass Carter jetzt die sternförmigen Aushöhlungen in dem
Gewebe der Stromatoporen ftr aeqvivalent den Toboi
1) Ann. and Mag. Nat. Eist. Ser. 4. T. XIX, p. 44, pl. YIIL 1877.
2) Ann. aad Mag. Nat. Bist Ser. 5, T. I. p. 298, pl. XVII. 1878.
Digitized by Google
207
TOD MiUepora hält, kann mau sich nar aus dem zu zähen
Festhalten Carters an die enge Verwandtaohaffc zwisehen
Stramaiopora nnd MiUepora erklären. In seiner Abhand-
lung: nOn tbe probable Nature of the Animal, which pro-
' düced the Stromatoporidae, traeed through Hydractinia,
I Millepora alcioomis and Caonopora to Stromatopora'' ^)
bitte Carter die Taben von Caunopara mit den Z^en
Toa MUlepora yerglidien« Nachdem er knrse Zeit nach-
1 her die Tuben von Caunopora für secundilre Gebilde er-
klärt hat, fällt obiger Vergleich selbverständlieh fort,
and Carter sieht sich genöthi^ bei StratncUopara nach
indem Gebilden za sneheni die gleichbedeatend mit den
Zellen von MUlepora sind nnd findet solche in den Astro-
rhizen, in deren grössern Zweigen Carter zuerst bei Stro-
matopara dartingtoniensis bödenartige Queriamellen ent-
deckt haben will. Die Art nnd Weise, wie Carter zn
dem Vergleich der Astrorhizen mit den Zellen Ton JUtB»-
fora kommt, erinnert in etwa an die Art, wie Carter
I früher zum Vergleich der Artrorhizen mit den Kanälen der
gro&ien Nadeln von Hydractinia und daran, wie Carter
dm kam, die Säolchen der Stromatoporen fUr hohl za
Uten.
Unter den von mir gesammelten Stromatoporen befin-
den sich viele mit sehr gut ausgebildeten Astrorhizen.
Doch habe ich auch in den grössten Zweigen der Astror-
Hiiien nicht die geringsten Sparen von Qnermembranen
entdeckt, die sich mit Btfden vergleichen Hessen. Den
Zellen von MiUepora entsprechende Gebilde sind bei den
tvpiscben Stromatoporen nun einmal nicht vorhanden. Die
(isttong Stromatopora ist meiner Meinung nach viel näher
▼emandt mit der Gattung Hydraß^tmOf nnd der Vergleidi
swischen den Forchen der Stromatoporen und Hydraetinien
j liegt sehr nahe.
Bei den kaualartigen Hohlräumen, welche das Coenos-
; m im GebtaBe vieler typischer Stromatoporen hinter-
lanen hat, nnterseheide ich, wie schon oben bemerkt, neben
denjenigen, welche parallel den Lamellen lanfen, noch
aolche, die senkrecht zu den Lamellen gerichtet sind.
l) Ana ttd Mag. Kit Hiit. Ser. V. T. U, p. 804, 1878.
Digitized by Google
268
Erstere winden sich zwischen den Sänlchen der interla-
mellaren Räume hindurch; sie siDd ohne Wände und stehen
mit den ttbrigen H&hlongen des Goenenehyms in offener
Verbindung. Sie sind aof die interlamellaren Rftame be-
schränkt, d. h, sie gehen nicht von einem interlamellaren
Raum in den andern. In den meisten Fällen strahlen sie
von einem etwas erhabenen Centrum nach allen Rich-
tungen hin ans, d. h. sie sind als Astrorhiam ansgebiidet
Naeb der Peripherie hin yerzw^gen sieh die einselne^
Strahlen, sie werden immer schmaler, bis sie sich endlich
zwischen den Säulchen verlieren. Häuüg anastomosiren die
Zweige einer einzelnen Astrorhiza sowie die Zweige der
benachbarten Astrorhizen miteinander. Bei denjenigen 1y-
* pisehen Stromatoporen, bei welchen die Astrorhieen ror-
kommen, kommen sie in grosser Zahl vor. In diesem Falle
sind die Gruppen zwar unregelmässig in den einzelnen
Interlaminarränmen zerstreut, doch stehen die Centren der
einzelnen Astrorhizen in ziemlich gleichen Entfernungen.
Die Astrorhizen wiederholen sich in jedem Interlaminar-
raum und können daher nicht mit den sternförmigen Ka-
nalsystemen, wie sie nur an der Oberfläche einiger
Spongien Torkommen, yerwechselt werden. — Die Ooitren
der «Astrorhizen eines Interlaminarraums kOnnen gerade
über den Centren der Astrorhizen des darunter liegenden
Interlaminarraums fallen, was jedoch nicht immer der
FaU ist.
Ich halte auch die radialen KanlUe, welche an der
Spitze von Hitokem von Siramaiopora mttnden, in gewissen
Fällen für Eindrücke, welche von cylindrischen Partieen
des Coenosarcs hinterlassen worden sind. Nach Bosen
und Nicholson sind alle Kanäle, welche senkrecht zu
den Lamellen das Oehftuse der Stromatoporen durehsetzen,
Aosflusskanäle, nach Ferd. ROmer durch Parasiten ver-
anlasste Hohlräume. Ich bezweifle nicht, dass Römer
an mehreren Exemplaren am Grunde der Höcker Parasiten
gefunden hat« welche durch die Poren an der Spitze der
Warz^ die Verbindung mit dem umgebenden Wasser auf-
recht erhielten. Wohl aber bezweifle ich die allgemeine
Gültigkeit des Satzes von der secundären Natur der durch-
Digitized by Google
269
bohrten HOcker. Carter hält die bei Sh^amahpora vor-
kommenden radialen cylindriscben Hohlräume, welche
nicht parasitischen Ursprungs sind, fUr Zellen. Von den
Kao&len, welche zum Theil die Warzen von Stramatopara
mammülcUa Nich. >) darehbohren, glanbe idi, dass es se-
emidäre Gebilde sind; denn die Warzen sind erstens sehr
UDregelraäijsig vertheilt und fetf'ner nur zum Theil mit Ka-
nälen verseben. Dieselbe Ansicht habe ich in Betreff der
radialen Hohlräume von Stromatopora tiubemtlaia Nich.
und der von Stramaiopora Eindei Nich. Bei der erstem'
sind die genannten Hohlräume nicht einmal bei allen Exem-
plaren vorbanden. Die radialen, wandlosen und daher
nicht mit den Zellen von Caunopora zu vergleichenden
Bdhren bei Siromatopora pciymofpha äoldf. (Taf. LXIV
Fig. 8d) nnd bei Caunopora hmkomca Daws. *) sind weder
seeundärc Gebilde, noch Zellen. Ich halte sie vielmehr
wie die Astrorhizen für Eindrücke des Coenosacrs. Bei der
erwähnten Siromatopora polymorpha Goldf. sowie bei
Boeh einigen andern Exemplaren von StromaU^^ora ans
der Sammlung im Poppelsdorfer Schloss sind die mehr
oder weniger regelmässig vertheilten Höcker mit einem
Achsenkanal versehen. Die Oeifnungen an der Spitze der
H(icker dieser Stromatoporen stnd die Centren von Astro-
rhizen. Kein einziges Gentmm liegt zwischen je zwei
Höckern der Oberfläche. Daraos folgt ziemlich selbver-
ständlich, dass auch die Centren der im Innern liegenden
Astrorhizen in der centralen Achse der Höcker liegen.
Aach bei Siromatopora dariingiomenoia Gart ^) liegen die
Ceatren der Astrorhizen an der Spitze von durchbohrten
Erhöhungen, und, wie aus einer Zeichnung Carters her-
vorgeht, stehen die mit iliieu Ccutren übereinanderliegen-
1) Ann. A&d Mag. Nat. ÜUt. Ser. 4, T. XII, p. 94, pl. IV
% 1 1878.
2) ADD. and Mag. Nat. Hist. Ser. 4» T. XIII, p. 8, fig. 1. 1874.
^ Ann. and Mag. Nat Hitt.Ser.4. T. XIII, p. 12, fig. 8. 1874.
4) Quart Jonm. GeoU 8oo. Lond. T. XXXV, p. 56, pL IV
% 9, pL y fig. 10.
5) Ann. and Mag. Nat Hist Ser. 6, irol VI. 1880.
T«h. d. uat. Ver. Jalirg. XXXVIII. 4. Folge. YIU. Bd. |Q
I
270
den Astrorhizen der Terschiedeuen Lamellen mit einander
durch eine verticale Tube in Verbindung, welche die cen-
trale Achse der Höcker bildet. Die erwähnten Beobach-
tungen haben in mir die Ueberzengung hervoigebraclit,
dass die radialen Hohlräume in der Aehse der HOcker
einst die eoeuosarcale Achse enthielten, von der aus cy-
lindrische Fortsätze sich in j«dem interlamellareu Zwischen-
raom nach allen Bichtangen hin abzweigten.
Da die Zweige der Astrorhizen sich nach der Peri-
pherie hin verjüngen, so werden dadurch, dass die Cen-
tren der Astrorhizen eines Interlaminarraunis immer gerade
ttber den Centren der Astrorhizen des nächst ältern Inter^
laminarranms falleui H()ckerbildangen veranlasst.
In den Fällen, wo die Centren der Astrorhizen der
verschiedenen Interlaminarräume nicht iibereinanderfallen,
wie es bei manchen der von mir gefundenen Stromato-
poren der Fall ist, sind die Centren der Astrorhizen nicht
dnrchbohrt und liegen auch nicht an der Spitze ron
Höckern. Mehrere Exemplare habe ich gefunden, bei de-
nen die Hücker nicht von einem centralen Kanal durchbohrt
sind, denen auch die Astrorhizen fehlen. Sehr wahrschein-
lich werden anch Stromatoporen mit soliden Höcken
existiren, bei denen Astrorhizen wohl Torhanden sind.
l)o(ih werden in diesem Falle die Centren der Astrorhizeu
nicht an die Spitze der Höcker gebunden sein.
Bei Stromatopora pclymorpha Ooldi Taf. LXIY.
Fig. 8e shid die fingerförmigen Fortsätze von einem ein-
zigen centralen Kanal durchbohrt; bei Stromatopora poly-
morplM Gold f. Taf. LXIV Fig. 8f verlaufen in der Achse
der fingerförmigen Fortsätze mehrere parallele Kanäle.
Anch diese Hohlrilnme halte ich ftlr Eindrflcke cylindri-
scher Partieen des Coenosarcs, wenn auch bei den beiden
Goldfuss'sehen Originalen an den fingerf('»rmigeu Fort-
Sätzen von Astrorhizen nur geringe S]mreu zu sehen sind.
Bei den von mir gefundenen Exemplaren von
matopora mit yerhältnissmässig grobmasehiger Stmctur
sind die Eindrücke des Coenosarcs nicht als Astrorhi/en
ausgebildet, sondern sie l)ilden wurmförmig in den Int^r-
laminarräumen yerlaufende cylindrische Hohlräume (Fig.4).
Digitized by Google
271
Sie sind wahrscbeiulich auf die Interlamiiuirränme be-
schränkt und geheu nicht aus «ioem iuterlameiiarea Baam
in dein andern. Denn an sämmtlichen von mir angefer-
ti^n verticalen Dflnnschliffen liegen die Querschnitte der
wuinitormig gewundenen Hohlräume in den interlamel-
laren Räumen.
Bei Stromaiapara können endlich die cylindriBohen
Eindrücke in den Interlaminarrftnmen ganz fehlen, was
seinen Omnd darin hat, dass bei diesen Stromatoporen
nicht ein Theil des Coenosarcs sich von dem Übrigen
dttreh seine cylindrische Gestalt unterschied.
Daa Vorhandensein der Astrorhizen bei den einen
aod das Fehlen derselben nnd der homologen Gebilde bei
den andern Stromatoporen ist iiielit aiitralleud, da bei //?/-
dradinia ähnliche Erscheinungen beobachtet werden kön-
nen. So fehlen der Hydractinia eakardä die für «cM*
nata nnd H. pUocma charakteristischen Fnrohen auf der
Oberflllehe der Lamellen. Bei den Stromatoporen dürfen
daher die Astrorhizen und die liouiolo^en Gebilde nicht
als charakteristische Gattungsmerkmale benutzt werden.
Äbfveiclnmgen van dem für ä4e StromcOoparen
typischen Bau des Skelets.
Die verticalen Sftnlchen, welche die Lamellen der
typischen Stromatoporen verbinden, können gänzlich feh-
len. Nicholson beschreibt eine Stromatopore, bei wel-
cher dieses der Fall ist, aus dem untern Silur Nordameri-
kas unter dem Namen Strcmaiacerium (HM) eanaäeme^).
Die Lamellen \on Strumcäoceriion sind dick, und die ^anze
! Hasse ist darch zahlreiche verticale waudlose Kanäle durch-
I bohrt, welche die interlamellaren Bäume in Verbindung
Jetzen.
[ i) LiuD. Soü. Journ. Zoology X. XIV, p. 223, pl. III, figs.
I u. 10.
Digitized by Google
272
Während bei Sironuäoeerium je zwei aufeinanderfol-
gende Lamellen in ihrem ganzen Verlauf getrennt sindt
sind dieselben in andern Fällen, z. B. bei Clathrodictyoti
Nich. u. Mut, ^) aus dem obern Silur und dem Devon Nord-
amerikas 80 gebogen y dass sich zwei aofeinanderfolgende
Lamellen an vielen Stellen bertthren. Stromatoporen dieser
Art haben in Folge dessen eine blasige Struetur, welche
an Verticalschüitten als ein Netzwerk von ovalen in paral-
lelen oder concentrischen Linien angeordneten Masehen
auftritt Ob die durch die Biegung der Lamellen hervor^
gerufenen WaBenartigen Räume der verschiedenen Interla-
minarräume durch in den Lamellen betindliche Puren mit
einander in Verbindung stehen, weiss Nicholson nicht
zu sagen*
Endlich können sich die das Stromatoporengehäuse
zusammensetzenden Schichten direct berühren und nur
durch unregelmässig zerstreut liegende, enge Zwischen-
räume von einander getrennt werden. Es fehlen also In-
terlaminanHume im eigentlichen Sinne des Worts und
ebenso die verticalcn Säulchen. Als Repräsentanten der
Familie der Stromatoporen mit dieser sonderbaren Struetur
fuhrt Nicholson PacÄ^roma^j aus dem obern Silur und
Devon Nordamerikas an, bei welcher die dicken horizon-
talen Lamellen durch zahlreiche verticale Kanälchen durch-
bohrt sind. Diese von Nicholson im Silur und Devon
Nordamerikas gefundenen abweichenden Formen hat man,
soviel ich weiss, im rheinischen Devon noch nicht ange-
troffen. Ich gehe daher nicht näher auf dieselben ein.
An dieser Stelle will ich nicht unerwähnt lassen,
dass gewisse Stromatoporen der Eifei äusserlich der Gat-
tung Pachysiroma Nkh. u. Mur.^ von welcher Nicholson
vermuthety dass die dicken Lamellen aus mehreren Lainel-
len bestehen, gleichen. Zn diesen Stromatoporen gehOrt
auch jenes Exemplar von Stromatopora toncentrica Goldf.,
auf welches Goldfuss die Gattung Stromatopora grün-
1) Linn. Soc. Journ. Zoologry T. XIV, p. 220, pl. II, fi^. 6-13.
2) Linn. Soc. Journ. Zoology T.XIV, p. 22o, pi. IV, figs. 2— 7.
Digitized by Googl
273
dete. Diese Stromatoporen bestehen avs abweehselnd dich-
tm nnd lockern Schichten. Die dichten, 2— 4 mm dicken
Schichten kann man bei oberflächlicher Betrachtung für
Lamellen, die lockern, durchschnittlich 1mm dicken Schich-
ten für interlaminare Bäume halten. Ein verticaler Dlinn-
aehliff, den ich Ton einer solchen Stromatopore anfertigte,
zeigt jedoch, dass die dichten Schichten aus 4—10 La-
mellen und den dazu gehörigen interlamellaren Räumen
bestehen, und dass die lookern Schichten sich nur durch
das Fehlen der AusftUlongsmasse in den Hohlräumen des
Skeletsvon den dichten nnterscheiden. Es sind diese Stro-
matoporen daher keine abweichenden,
sondern typische Formen, welche in
Folge ihres merkwürdigen Erhaltangs-
sostandes einTon den typischen Stro-
matoporen verschiedenes Aussehen
haben.
Zu den in der That von den
typischen Stromatoporen abweichen-
den, anoh im rheinischen DoTon Yor-
konimenden Formen gehört die heute so vielfach ange-
aweüelte alte Gattung Cminqpora, Unter den Versteine-
rungen, die man
Fig. 6.
Caunopora placenta
Horixont&lBcbnitt in
facber Grösse.
jetzt unter dem Na-
men Caunopora
schrieben hat, hat man
meiner Meinung nach
zwei yersohiedene
Gruppen oder Gat-
tungen zusammenge-
fasftt Die eine dieser
Gruppen ist die
Gattung Canmopora
Phill^) mit dem typischen Vertreter Caunopora placenta
Phill. (Fig. 6 und 7), die andere die Gattung Caunopora
Fig. 7.
Cmmfwr« plaeenim,
VwMoltrhnm In lechaliMihT OvS«m.
Ij Pal. Fosa. p. 18, I9j pl. X fig. 29, pl. VlU, Eg. 22.
Digitized by Google
274
Nich, mit dem typischen Vertreter Caufiopora {Stromaio-
para) perforata Nich.*) (Fig. 8 und 9).
Nach der Besohreibung von Jobn Phillips igt Ocm-
nopora eine Koralle, deren Skelet von wurm form ig ge-
wundenen Röbrcben und ausserdem von grössern geraden,
fast parallelen oder strabligen Röhren, wdehe das ganze
^jnraq Skelet darchsetzen, dorohbohrt ist. Das
^^*vö^*^ zwischen den grösseren Röhren, den Zel-
ÖJtH^Ä len, von Catmopora Phill. liegende Coe-
h
nenebym bat sowohl der Beschreibung, als
auch den Abbildongen nach za nrtheüeiiy
welche Phillips von Oamopora gegeben
bat, einen ganz andern Bau, als die typi-
schen Stromatoporen. Es hat jene lUr
GcumqfioraPÄtjZ. charakteristische nmdmaschige oderkromm-
Fi^. 8.
Diapora laminata.
Horisontftlscbnitt in
■eohafkcher <}rüH8c.
linige
Selbst
Stmctar.
wenn die
^ Kelcbe von Cauno-
^ PAÄ. in kei-
nem
Fig. 9.
oigmniacheB
■g^ftg Zneammenhangmit
dem übrigen Ge-
YerUoftlMbDitt in sechsfacher Grösse. WCbC Standen , SO
darf Camapora PhUl. doch nicht als eine Ton einer typi-
schen Stromatopore z. B. Str. etmeentriea 6oldf. oder
Str. polymorpha Goldf. überwachsene Syringoporenkolonie
aa%e£asst werden, wie Ferd. Römer dieses gethan hat.
Die Versteinemng, welche Römer zn dieser Auffassung
bewogy war keines&lls Canmopora fWQ.; sie war entweder
in der That eine von einer typischen Stromatopore tiber-
wucherte Syringopora, oder aber eine Caunopora Nich.
Diese ist nach der Beschreibung Nicholsons zusammen-
gesetzt ans horizontalen Lamellen, welche mit Tertiealen
l^nlchen ein netzförmiges Skelet bilden, und welches
1) Ann. Mag. Nai. Hist. Ser. 4 vol. 18, p. 11» fig. 2 und Linn.
See. Joam. Zoology T. XIY, d. 219.
Digitized by Google
275
letztere von parallelen grösseren Röhren durchsetzt ist.
Wegen des vollknniineneii Unterschiedes, der zwischen dem
Coenenchym von Caunopora Phill. und Caunopora Nich.
besteht, dürfen beide nicht zvl einer Gattung vereinigt wer-
den. Ich schlage daher fttr letztere den Namen Diapara
YOTj weil die rührenartigeD Zeilen die parallelen Lamellen
qaer durchsetzen.
Die Strom^toporen haben die Eigenschaft, andere
Körper zn tiberwachsen; in ihrem Gehäuse findet man alle
möglichen zur Zeit der Stromatoporen lebenden Organis-
men vor. Eine von Milne Edwards und Haime als
BaUersbya beschriebene und zu den Milleporiden gestellte
Gattung ist nach dem Beweise von Dnncan') nichts an-
deres als eine von Stromatopora überwucherte Koralle.
Es ist daher kein Grund vorbanden, anzunehmen, dass die
Stromatoporen nicht auch mitunter eine Syriugoporen- oder
Anloporencolonie; worauf Ferd. Römer neuerdings die
Gattung Caunop&ra zurfickflihrt, überwuchert haben sollten.
Aber ich halte die Allgemeinheit der früher von Römer
ausgesprocheueu Ansicht über die Natur von Caunopora für
ebraso unrichtig, wie ich die Allgemeinheit der Ansicht
Römers, dass alle caunoporaartigen Versteinerungen von
Stromatopora überwucherte Colon ien von Aulopora repens
seien, bezweifle.
Auf meinen Excursionen habe ich sowohl Repräsen-
tanten der Gkittung Caunopora PAttf., als auch der Gat-
tung Diapora gefunden, nnd ich bin zunächst bei der
letztern Gattung zu der Ueberzeugung gekommen, dass die
Röhren nicht einem fremden Gast angeh(>ren, sondern dass
es Zellen sind, die mit dem dazwischen liegenden Coenen*
chjm das Skelet eines einheitlichen thierischen Wesens
bilden.
Die GrUnde, die mich dazu bewogen haben, die Gat-
tung Diapora neben der Gattung Stromatopora als selb-
sUbidige Gattung zu betrachten, sind folgende:
1. Die Tuben von Diapora treten in der ganzen
Masse auf. Wenn sie auch nicht nach bcätimmteu Ge-
1) Pha Trans. Roy. Soo. 1867 T. 167, p 648.
276
setzen augeordnet sind, so stehen sie doch in ziemlich ,
gleichmässigen Entfernungen. ' |
2. Die Tuben von Diapara öfinen sidi sämmtfieh an
der Oberfl&clie des Gehäuses. Wenn aber die Tuben niefals
mit den umgebenden Lamellen zu thun hätten, müs^iten sich ,
doch wenigstens einige Tuben zeigen, weiche von den La- j
mellen überwachsen worden sind.
8. Bei den horizontale Krusten bildenden Diaporea
liegen die Schichten zwischen den Tuben yollkommen ho-
rizontal. Wenn aber die Tuben nicht zu den Lamellen ge-
hörten, sondern eine für sich bestehende Koralle waren,
so konnten sie nicht ohne Wirkung auf das Waehsthm \
der umgebenden Stramatopara geblieben sein, mochte sieh
nun die Koralle auf Stromatopora, oder Stromatopora sieb
auf der Koralle angesetzt haben, mochten die Tuben einer
zu gleicher Zeit mit Str(mMiopi)ra lebenden Korallenkoloiiie
angehört haben, oder nur die Reste eines abgestorbenen
Stockes gewesen sein. Hierbei sttitze ich mich aut die
Entdeckung Ferd. Römers, dass kleine Anneliden wie
Spirorbis omphdlodes eine Aufwärtsbiegung der Lamellen, j
also eine Höckerbildung bei Siromahpara yemrsaehen kenn- :
ten und auf meine eigenen Beobachtungen, dass, wo auch |
immer fremde Körper von Stromatoporen Uberwuchert war- '
den, die Lamellen in der Nähe der fremden Körper ihre
bis dahin gleichmässige Richtung änderten und sich aa den
fremden Körpern hinaufzogen.
4. Man findet ganz dünne Krusten von Diapora. Bei
mehreren der von mir gesammelten Exemplare ist die un-
tere Fläche von einer Epithek ttberzogen, doch ragt kraie
einzige der Tuben aus der Epithek hervor, was der Fall :
sein mtisste, wenn eine Ueberwachsung einer Korallenko-
lonie durch Stroinaiopora hier vorläge,
5. Wie die zwischen den Tuben von Diapora üeg^
den Lamellen auch angeordnet sind, horizontal oder eon>
centrisch, immer stehen die Tuben senkrecht zu den La-
mellen. Was diesen Punkt angeht, so hebt namentlich eine
im Besitze meines sehr geschätzten Lehrers, des Herrn
Professors Schlüter, befindliche Diapora alle Zweifel aber
die Selbständigkeit dieser Gattung. Das betreffende Ex«*
277
plar ist stengclig ; die Scbiehten sind ooncentriseh mn eine
centrale Achse gelagert. Ringsum an der Peripherie des
Exemplars liegen die Mündungen der Tnben, welche bis
fast zur Achse eindringen, wie dieses an einem Dttnnschliff
senkrecht znr Achse der stengeligen Diapora zn beobachten
ist. In diesem Falle kann also unter keinen Umständen
von einer Ueberwachsung einer Syringqpora oder Atdqpora
durch Stromatopara die Rede sein.
Fttr die Selbständigkeit der Gattung OnmaparaPhäl.
kann ich zwar nicht so viele, aber doch ebenso triftige
Gründe anführen. Die beiden ersten Gründe für die Selb-
ständigkeit ?ou Diapora passen auch für Caunopara PhilL
Der dritte nnd fünfte Grand sind für Caunopcra Fhälipa
ohne Werth, weil das zwischen den Tnben der letztem
abgeschiedene Coencnchym nicht parallel geschichtet ist;
vielmehr sind die Fasern desselben zu mehr oder weniger
nniegelmltosigen mndlichen oder gestreckten Masehen grup-
pirt, welche zwischen sich wnrmfttrmig gewundene HiSh-
hngen frei lassen. Den vierten Grund kann ich nicht als
zutreffend für Caunopora Phill. anführen, weil unter den
▼on mir gefundenen Exemplaren von Caunopora Phill. weder
kntstenformige, noch solche, bei denen eine Epithek an der
untern Fläche erhalten ist, vorhanden sind. — Sehr ¥nchtig
Itir die Selbständigkeit von Caunopora Phül. ist aber der
Grund, dass das Coenenchym von Caunopora Phill, mit
einer typischen Stromatopara absolut keine Aehnlichkeit
hat, nnd dass es meines Wissens überhaupt keine thierische
Versteinerung gibt, die mit dem zwischen den Tuben von
Ommopora PhilL liegenden Gewebe zu identificiren ist.
Die Gründe, welche frühere Autoren dazu bewogen
haben, Caunopora für identisch mit Stromatopara zn hal-
ten, sind:
1. Die zu unregelmässige Vertheilung der Röhren.
Wenn Ferd. Römer eine solche bei einer caunopora-
artigen Versteinerung beobachtete^ so war dieselbe eben
keine Caunopora noch eine Diapora.
2. Der Unterschied, der sich zwischen den Tuben
und dem Coenenchym betindet, von weich letzterm die
Taben sich oft denüich abheben, als wenn sie eine andere
278
Strnctnr besässen, als das Coenenchym. Es ist allerdings
wahr, dass bei Caunopara als auch bei Diapara manchmal
die Taben compacter zu sein scheinen, als das Coeneih
chym. Doch habe ich bei beiden Gattungen auch solche
Exein|)lare gesehen, bei denen dieser Unterschied zwischen
den Wänden der Taben and dem Gewebe des Ck>eaench7nis
nnr sehr nnbedentend ist.
3. Der verschiedene Bau des Coenenehyms bei glei-
cher Beschaffenheit der Tuben. Es ist richtig, dass die
Tuben bei Caunopora Phill. und Caunopara Nkh. gaoi
fthnlich sind. Bei beiden sind die Taben mehr oder we-
niger parallel, bei beiden sind die parallelen Taben durch
horizontale Verbiudungsröhren verbunden, wie die Zellen
von Synngopora\ auch sind bei beiden Gattungen, nameut-
lieh bei der erstem, Andentangen von trichtertbrmigen fin-
den in den Tuben vorhanden. Dahingegen nnterscheides
sich beide Gattungen wesentlich durch den 15au des Coe-
nenehyms. Aber die Erscheinung, dass sehr ähnliche Zeliea
in ganz verschieden gebautem Coenenchym eingesenkt sind,
ist bei den Ooelenteraten nichts aussergewöhnllches; so sind
z. B. die Skelete der Gattungen Ileliopora und Ileliolites
ähnlich in Bezug auf die Kelche; sie unterscheiden sich
durch die Anordnung des zwischen den Kelchen liegendeu
Coenenehyms. Es ist allerdings eine auffallende Erschei-
nung, dass das Coenenchym von Diapora in allen Eiuzeln-
heiten mit dem Gehäuse der typischen Stromatoporen über-
einstimmt. Doch reicht dieser Umstand nicht hin, die
Selbständigkeit der Gattung Diapora umzustossen. Beide
Gattungen, sowohl Caunopora PhiU. als auch Diapora sind
vielmehr als mit Stromatqpora verwandte Gattungen beizu-
behalten.
Wesentlich vom Bau der typischen Stromatopmn
verschieden ist endlich der Ban von drei Versteinerangeo,
welche ich an drei verschiedenen Orten fand. Trotz der
Abweichungen von den typischen Stromatoporen geben sie
sich andrerseits in mancher Beziehung als den Stromato*
poren verwandte Organismen zu erkennen. Was die Soft*
sere Gestalt und die innere Struktur des Skelcts anbetrift,
uuterscheideu sie sich gar nicht von den typischen Ötro*
279
matoporen. Das eine der betreffenden Elzemplare zeigt
eoneentrische Anordnung der Schiebten^ wftbrend bei den
beiden andern die Schichten mehr oder weniger horizon-
tal übereiuauderliegen. Bei einem der beiden letztern tre-
ten an der horizontalen Brucbfläche sternförmig nm Cen-
tren geordnete Fnrehen anf, welebe dieselbe Form nnd
anch wohl dieselbe Bedeutung baben, wie die Astrorbizen
der typischen Stroraatoporcn. Von dem innern Bau ist an
den betreffenden Versteinern ngen selbst direkt nichts zu
I eikennen. Der erste Dünnschliff, den ich von diesen merk-
würdigen Organismen anfertigte, war ein Vertikalscbllff
von dem concentrisch geschichteten Exemplar. An diesem
Schliff traten deutlich eoneentrische und radiale Elemente
henrorwie bei den typischen Stromatoporen, nnd ich hielt
die radialen Elemente ftlr Sftnlcben, die concentriscben fttr
Lamellen. Ich erstaunte daher, als ich an den horizontalen
Dünnschliffen die ^geschnittenen Enden der Sänlchcn nicht
?or£and nnd an Stelle der dreieckigen oder polygonalen,
dnrch die horizontalen Arme der
Säulchen veranlasstenHascben rund-
liche Maschen antraf, welche durch
yerhältnissmässig reichliches Coe-
nencbjrm von einander getrennt
waren. Die Erklärung hierfür liegt
darin, dass die vertikalen Ele-
mente nicht bäulchen sind^ sondern
dass die ganze Masse des Skelets
ans parallelen Rbhren oder Zellen
besteht, deren Querschnitte an hori-
zontalen Sehl i Ifen das Netzwerk
rundlicher Maschen hervorrufen.
(Fig. 10). Die concentriscben La-
mellen werden durch in den Böbren
ausgespannte Qncrmcmbranen her-
vorgebracht. (Fig. 11). Die La-
mellen sind Übrigens nicht so deut-
lieb ansgeprllgt^ wie bei den typi-
schen Stromntoporen und bei Dia*
pora. Versteinerungen, wie die
mir vorliegenden, sind bis jetzt|
Fij-. 10.
PvmUthporm Goidfmtii.
BoilMattfadiiiltl to t^Wtolmr
Orte«.
Fig. IL
▼«tlMbcbnitt ia IMMhar
Ort— e.
Digitized by Google
280
soviel mir bekaont ist^ noch nicht beschrieben Wördes,
nnd ich schlage fttr dieselben den Namen Pcaraüdapora ?or,
weil das Gehäuse von mehr oder weniger parallelen RöhreH)
den Zellen, durchsetzt ist.
Die Zellen von Paraüelapara sind durchaus nicht
identisch mit den Röhrchen, welche Phillips, die Gs-
brttder Sandberger nnd Hall bei Stromaiopam besehri^
ben haben, sondern letztere sind, wie schon oben bemerkt,
nichts anderes als die irrthtlmlicherweise für Köhren
gehaltenen verticalen Säulchen. Auch lassen sich die Zelka
nicht mit den ftr Caunapara nnd Diapara charaeteristisdieB
Tuben verwechseln, welche letztern dichte Wände haben.
Wie die typischen Stromatoporen mit Hydradma
nahe verwandt sind, nähert sich die Organisation yon A-
rättelopora mehr derjenigen von Millepora. Anf diesen
Punkt werde ich bei der Besprechung der systematischen
Stellung der Stromatoporen zurückkommen.
Seach/reibung der StrotntUoparen des rheini'
9€hen Devons.
Die Principien, nach denen die in die Familie der
Stromatoporen zusanimcngefassten Versteinerungen eilige*
theilt werden müssen, sind :
1) Die wesentlichen Merkmale des innem Baues der
Oehänse sind Oattnngseharaetere.
2) Die unwesentlichen Merkmale des innern Baues
des Grebäuses^ sowie die Bildungen der Oberfläche sind
Speciescharaetere.
Nach diesen beiden Principien lassen sich die rheini-
schen Stromato])oren, soweit das mir zur Verfügung ste-
hende Material erkennen lässt, je nach dem Fehlen oder
Vorhandensein von Zellen^ nach dem Fehlen oder Vor-
handensein besonderer Zellwände sowie nach dem Bin
des' €oeneuchyms in vier Gattungen unterbringen. Die
Ausbildung und Anordnung der vom Coenosarc hinte^
281
laasenen Eindrücke, der Verlauf der Säuloben durcli einen
oder mehrere interlaminftren Bäume, ferner die Bildungen
der OberflSche, wie H9cker, Warzen, und derartige un-
wesentliche Merkmale habe ich zur Unterscheidung der
einzelnen Speeles verwandt. Die vier mir bekannten 6at-
tongen, welobe die Familie der Stromatoporen im rheini-
schen Devon yertreten, sind die Oattnngen: Stromatopara
Goldf., Diapora n. g., Caunopara PhilL und Fardllelo^
pora n. g.
1. Gattung. StranuUqpora Goldf.
Die y<m Goldfnss zuerst als 7ra^ capUatum, Oeria-
pora verrucosa und Stromaiopara beschriebenen, später
unter dem Namen Strotnatopora zusammengefassten Ver-
steinerungen reprftsentiren eine seharf ebarakteriairte Gal-
tang. Sie bestehen alle aus parallelen porösen Lamellen,
welche durch verticale solide Säulchen verbunden werden.
Besondere Zellen sind nicht vorhanden. Von den Lamellen
gehen in der Regel 5 oder 4, seltener 6 oder 3 mit den
dazwischen liegenden Interlaminarräumen auf 1 mm. Nor
bei Ar. Seidhii n. sp. nimmt ein Interlaminarranm mit
den beiden angrenzenden Lamellen die Dicke von 1 mm.
ein. Die Lamellen sind halb oder den dritten Theil so
dick ids die interlaminaren Bäume. Die Entfernung der
benachbarten Säulchen von einander beträgt 0,2—0,4 mm,
nur bei Sir. Benihii n. sp. steigt sie auf 0,5 mm. Der
Durchmesser der Säulchen beträgt 0,1 — 0,2 mm.
In den ^Petrefacta Germaniae'' lässt Goldfuss die
beiden Speeles 8lr. concentriea und Sir. polymorpha be-
stehen, trotzdem er bei der Beschreibung von Str. poly-
morpha die anfangs für bpecifisch wichtig gehaltenen
Merkmale TOn Str. concentriea angehoben bat Jeden-
iails sind unter den von Goldf nss gesammelten Stromato-
poren mehr als zwei Species vertreten. Goldfuss hat
dieses wohl schon selbst eingesehen, denn er hat bei der
Bestimmung seiner Stromatoporen einige Exemplare von Sfr,
polymcrpha zu Species, andere zu Varietäten erhoben. Doch
sind die von Goldfuss selbst vorgenommenen Bestim-
mungen der Species von Siramatqpora nicht ohne Wider-
^ j ^ od by Google
282
Spruch und lassen nicht erkennen, welche Principien ihn
bei der Unterscbeidaog der Speeles geleitet haben.
Nacb den Ton mir oben angegebenen Prineipien lassen
sich unter den mir znr Verflignng stehenden Exemplaren
von Stromatopora 9 Speeles uuterscheldeu.
1. Stromatopora tonceiUrica. Goldf.
Str. conccntrica. Goldf. Petr. Germ. Taf. VIII Fig. 6.
Str. polymorpha Goldf. Petr. Germ. Taf. LXIV Fig. 8a.
Tragos capitatum Goldf. Petr. Germ. Taf. V Fig. 6.
Str. conccntrica P Iii 11. Pal. Foss. pl. X, fig. 28.
Är. Goldft*^sii d'Orb. Pr. de Pal. p. .51.
8tr, capitata d'Orb. Pr. de Pal. p. 51.
Str. capitata Stein. Geogn. Beschr. d. Eif. S. 85.
Str. eanemOriea Sandb. Vmt. d. Soh. Nats. 8. 88> Tai 87, Fig. 9.
Str. eoncentrica M*Coy. Garb. Litneat. Fou. p. 198.
Str, caticetUfica bildet bald mehr oder weniger kuge-
lige Knollen, die oft mehr als 1 Fuss Durehmesser haben,
bald dieke Platten oder dttnne Krasten. Die Lamellen
sind fast gar nicht gewellt; sie verlaufen vielmehr sehr
gleichmdssig und geben daher nicht zu Uöckerbildung der i
Oberfläche Veranlassung. Die verticaleu Säolchen durch-
setzen nnonterbrochen eine grosse Reihe von Lamellen.
Astrorhizen nnd homologe Gebilde fehlen.
Str. coiicentrica findet sich ungemein häufig im Kalk
der Eifcl und von PalYrath; im letztern namentlich in den
Steinbrüchen des Schladethals in der Nähe von Hebbom
nnd in einem grossen Steinbmoh bei Büchel, femer bei
Nussbaum^ Thoringen u. s. w.
2. &romatopora papittosa n. sp.
Bei zwei grossen Exemplaren von mehr als einem
Fnss Durchmesser, anf welche ich diese Speeles gründe,
hatten sich die Lamellen conceutrisch tibereinander abge- j
lagert; die Lamellen sind nur wenig gebogen. Str. papü- \
losa unterscheidet sich von Str. concenirica dadurch, dass
die Oberfläche mit feinen Wärzchen versehen ist Die
nnduTcbbohrten Wärzchen von 1 mm Durchmesser wieder-
holen sich auf allen Lamellen; sie stehen in regelmässigen
Digitized by Google
283
Entfernungen Ton 5— 7 mm. An verticalen Dünnschliffen
siebt man, dass auch bei Str.jiapillosa die verticalen Säul-
chen ohne Unterbrechung durch zahlreiche Lamellen hin-
durohsetzen. Astrorhizen und die homologen Gebilde feh-
len wie bei Str. CKmeentriea,
Beide von mir beobachteten Exemplare von Str. pa-
ptUnsa stammen aus dem mittk i n Kalk von Paffrath uud
zwar aas einem Steinbruch im bchladethal.
3. Stromatopora verrucosa Goidf. sp.
Cmoporu verrucosa Gold f. Petr. Germ. Taf. X, Fig. 6.
Akjfommm eddnaUm Stein. Mem. aoc. geol. d. Fr. VoL I, t. 20,
iig. 11.
Str. maamiOaia Schmidt. Rosen, Hat. d. Strom. Taf. VIIL
Stjßodietjfon {Syringostroma) eohimnare Nich. Linn. Soo. Jonm.
Zoology T. XIV. pl. III, figs. 4—9.
vtfrueosa Quonst. Petr.-Kuode Deutscbl. Bd. S. 560, Taf.
CXU. Flg. 10.
Das Skelet von Str. verrucosa hat die Gestalt rund-
licher oder elliptischer Knollen oder horizontaler Platten.
Die Oberfläche ist mit Höckern besetzt, welche darch die
welligen Biegungen der Lamellen veranlasst werden. Die
Höcker sind gleich gross und stehen in fast gleichen Ent-
femungeo, welche nach der Grösse der von mir uuter-
snehten Exemplare zwischen 6 und 7 mm schwankt Die
verticalen Säulchen setzen nicht durch so viele Lamellen,
wie bei den beiden vorigen Species , was wahrscheinlich
eine Folge der Biegungen der Lamellen ist. In der Nähe
der Achse der Höcker sind sie auf wenige oder nur auf
einen Interlaminarraum beschränkt Die Eindrucke röhren-
artiger Fortsätze des Coenosarcs fehlen.
Str. verrmosa kommt häufig im Kalk der Eifel und
im mittlem Kalk von Pafirath vor.
Anmerkung: Str. polymarpha Goldf. Petr. Germ. Taf.
LXIV Fig. 9c ^ Str. suleata d'Orb. Pr. de Pal. p. 109
^ Str. verrmulosa Quenst. Petr.-Kunde Deutschi. Bd. V,
8. 564, Taf. 141, Fig. 13 ist wahrscheinlich eine spitz-
höckerige Varietät von Str. vmuco^.
284
4. S^amaiapara JBeuthii n. sp.
Str. Beuthii bildet grosse kugelige Massen. Die La-
mellen yerlaofen in ihrer ganzen Ansdehnung ziemlich
gleiohmttssig wie bei Str. caneenMea. Höcker oder War-
zen sind daher an der Oberfläche nicht vorhanden. Str.
JBeuthii unterscheidet sich von allen andern Species der
Qattnng durch den groben Bau des Skelets. Nor zwei
Lamellen mit dem dazwischen liegenden Interlaminarraom
haben die Dicke von 1 mm. Die Lamellen sind halb so
dick als die interlamellaren Räume. Die 0,2 mm dicken
verticalen Säulchen stehen in Entfernungen von 0,5 mmf
sie gehen meist durch mehrere bis 10 Lamellen nn^nte^
brechen hindurch. Ausser dem groben Bau sind die wurm-
förmig gewundenen, cylindrischen Hohlräume, welche die
röhrenförmigen Fortsätze des Coenosarcs in den Interla-
minarräumen hinterlassen haben , und welche an ihrer
dicksten Stelle einen Durchmesser von 1 mm habeui für
Str. Beuthii charakteristisch.
Str. Beuthii findet sich nicht selten in den Stein-
brttchen an der Schlade.
*
5. Stromatopora astroites Kos.
Str. polymorpha Phill. (?) Pal. Foss. pl. X, fig. 27.
iStr. polymorpha M*Coy (?) Carb. Limest. Foss. p. 196.
Str. oitroUes Boa. Nat. d. Strom. S. 62, Taf. U, Fig. 6 n. 7.
Str. itriakOa Qaenat Petr. K. Bd. V, S. 574, Taf. GXLII, Fig.
4 n. 5.
Diese schon im Obersilur vorkommende Stramaicpara
findet sich häufig im rheinischen De^on wied^ und swar
habe ich Stöcke Yon Str. astrmtes gesehen, die mehr ab
zwei Fuss Durchmesser hatten. Höckerbilduugen kommen
bei Str. astroites in Folge des im ganzen ebenen Verlaufes
der Lamellen nicht vor. Die yerticalen Säulchen sind auf
einen Interlaminarraum beschränkt, oder sie erheben sich
als kleine Wärzchen auf den Lamellen, da si^ folgen-
den Lamellen nicht erreichen. Astrorhizen sifffl in jedem
interlamellaren Baum in grosser Zahl vorhanden; ihre
Digitized by Google
285
Centren sind 5— 8 mm von einander entfernt Die strah-
ligen Zweige der Astiorhizen laufen von einem etwas er-
habenen Centrum aus. Die Centren der Astrorhizen der ver-
sehiedmmi interlamellaren Bäume stehen nicht dnrch senk-
lecbt ZQ den Lamellen gerichtete Hohlrttume in Verbin-
dang.
Sir. astraiies kommt in grosser Menge mit Sir, SeuthU
in den SteinMlchen des Schladethals vor.
6. StromcUopora curiosa Goldf. sp.
Str. polymorpha Goldf. Petr. Germ. T. LXIV, Fig. 8d.
Sparsispongta radiosa d'Orb. Pr. d. Pal. p. 109.
6tr. amsora Quenst. Petr. Kunde S. 682, Taf. 142, Fig. 12.
Von dieser Stromatopora befinden sich zwei Exem-
plare in der Sammlung des Poppelsdorf er Schlosses^ von
denen das eine eine dttnne Kroate bildet, das andere eine
knollenförmige Gestalt hat Ich habe dieser Stromatopora
die Speciesbezeichnung „curiosa'^ beigelegt, weil G o 1 d-
fass selbst die beiden Exemplare als Str. polymorpha
vor. enriosa bestimmt hatte. — Die Oberfläche Yon Str.
curioga ist mit HOckem versehen, welche ziemlich gleich
weit, etwa 4 mm, von einander entfernt sind. Die Höcker
von Str. curiosa sind kleiner und spitzer als die von Str.
verrucosa; ausserdem sind sie an der Spitze oder in der
Nike derselben mit einer kleinen Oefihnng yersehen. Diese
Oeffnnngen sind die Gentren von Astrorhizen, deren Arme
sich den Abhang der Höcker hinabwinden; sie sind ferner
die Endigungen cylindrischer Hohlräume, weiche mit der
Achse der Höcker znsammenfallen, nnd von denen die
Astrorhizen in die interlamellaren Rftnme ansstrahlen; die
Astrorhizen sind nur iiiässig entwickelt. Ob die Säulchen
auf einen Interlaminarraum beschränkt sind, kann ich
nicht sagen, da ich keine Schliffe von Str. euriosa ange-
fertigt habe.
Als Fundort der beiden Exemplare von Str, curiosa
gibt Goldtass den Kalk der Eifel an.
Ymih. d» Ott. V«r. Jthrg. XXZVm. 4. Volg«. Vin. Bd. Id
286
7. Stromaiopora d€urtingtoniensis Gart
Ann. and Mag. Nat Hiai. 8er. Y, T. YI, 8. 889.
Die Lamellen liegen im ganzen horizontal ttbereinan*
der. Die Oberfläche ist mit kraterfbrmigen Erhebungen
versehen, welche verschieden gross und unregelmässig auf
der Oberfläche vertheiit sind. Bei einem Exemplar schwankt
die Entfernung der benachbarten Höcker zwisehen b und
14, bei einem andern zwischen 5 nnd 10 mm. Diekrater-
förmigen Oeffnungen an der Spitze der Höcker haben eineif
Durchmesser von 0,3— 0,5 mm; sie sind die Ccntren von
äusserst stark entwickelten Astrorhizen und zu gleicher
Zeit die Endignngen cylindriieher Hohlräume wie bei Skr.
euriosa. Der Ban des Gehäuses ist sehr fein; 6 Lamellen
mit den 5 dazu gehörigen interlamellaren Räumen haben
die Dicke von 1mm. Nach dem Aussehen der verticalen
Brnchflächen zn urtheileni gehen die Säulchen ununter-
brochen durch mehrere Lamellen hindurch.
Von dieser Si)ecies befinden sich zwei Exemplare in
der Sammlung des Poppelsdorfer Schlosses, von denen das
eine aus dem Eifeler Kalk als Str, concentrica, das andere
aus dem Kalk von Paffrath als Sir. pAymorpka be-
stimmt ist
8. Siramaiapara manosHolata.
Str. polymorpha Goldf. Petr. Germ. Taf. LXIX Fig. 8e.
Sparsispongia ramoaa d'Orb. Pr. d. Pal. p. 109.
Von dieser Speeles hat mir nur 1 Exemplar zur Ver-
folgung gestanden, nämlich dasjenige, welches Goldfuss
in den „Petrefacta Germauiae" auf Taf. G4 unter Fig. 8e
abgebildet hat, und welches er, wie das Original zu der
folgenden Speeles, als Str. pciymarpha vor. ostUtaia be-
stimmte. Da der Name 8ir. osHottOa von Nicholson
fttr eine mittelsilurische Stromatopora vergeben ist, so habe
ich der Speeles, welche ich in diesem Abschnitt behandeln
will, den Namen Str. monastiolcUa gegeben.
Das erwähnte Exemplar von Str, numosHotata ist von
stengeliger Gestalt und mit fingerförmigen Fortsätzen ver-
sehen, au deren Spitze sich je eine Üeffuung beündet
Digitized by Google
287
Diese OefFnungen entsprechen den Oeflfnungen an der Spitze
der Höcker der beiden vorigen Species. Ob von der hohlea
Achse der fingerförmigen Fortsätze die Zweige der Astro-
rbisen fUr die aufeinanderfolgenden interlamellaren Bftnme
entspringen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Doch
ist dieses veahrscheinlich, da an der Oberfläche der finger-
ibrmigen Fortsätze Sparen von Zweige]^ y<tfi Astrorhizen
Torhanden sind.
Das beschriebene Exemplar von Sir. monastiolata
stammt aus dem Eoilk der Eifel.
9. Stramcdopara polyostiolata.
iSStr. pohfmorpha Ooldf. Petr. Oerin. Tat LXIV Fig. 8 t
Sparsispongia polymorpha d'Orb. Pr. d. Pal. p. 109.
Das Original, von welchem die Figur 8f auf Tafel 64
in den ^Petrefaeta Germaniae" entlehnt ist, ist mit Höckern
versehen: Die Höcker steigen steil an nnd sind 3—15 mm
faoeh. An der Spitze der HOeker befindet sich eine cen-
trale Oeffnung von 1 mm Durchmesser. Sie sind die En-
ligungen von Hohlräumen, welche mit der centralen Achse
der fii^cker znsanunenfallen. Um die centrale Oeffiiang
henim liegen in einem oder in zwei Kreisen angeordnet
kleinere Oeffnungen, die Eudigungen von cyliiulrischen
Uohiräumen, welche der Achse der Höcker parallel laofen.
An der Oberfläche einiger Höcker sind die Zweige von
Astrorhizen dentlich zn sehen.
Nach der Angabe von Goldfuss wurde das einzige,
in der Sammlung im Poppelsdorfer Schloss befindliche Exem-
plar von Stromaiopora polyostMata im eifeler Kalk go-
ämden.
2. Gattung. JDiapora.
Das Gehäuse von Diapara bildet in der Regel dfinne
Platten, welche mit der ganzen untern Fläche oder nnr mit
einem Theil derselben angeheftet sind. Wo die untere
Fläche frei ist, ist sie mit einer structurlosen, concentrisch
runzlichen Membran bedeckt. Nur selten ist das Gehäuse
Ton Diapora ästig ausgebildet Das Aussehen der Ober-
fläche wechselt wie bei l^romahp&ra; die Oberflitohe tot
Diapora unterscheidet sich von der von Stromatopora nur
dadurch) dass an ihr die runden Oefifnungen der ziemlich
regelmässig zerstrenten Zeilen auftreten. Das Gehäuse be-
steht aas parallelen Sehiehten, welehe dnreh vertieale Sini-
chen verbunden sind. Die Dicke der Lamellen und der
interlamellaren Räume ist ziemlich constant. Die paralleleo
Schichten bilden mit den Säulchen das Coenenchym, wel-
ches Ton i>arallelen Röhren, den Zellen, durchsetst wird.
Die Röhren verlaufen senkrecht m den Lamellen; sie haben
besondere, dichte Wände und sind durch Querröhren mit
einander verbunden. Ob in den Zellen Böden abgeschie-
den sindi kann ich nicht mit Oewissheit sagen. In den
Interlaminarräumen sind häufig die Eindrücke der röhren*
artigen Fortsätze des Coenosarcs als Astrorhizen zurück-
geblieben.
Diapora laminata%
Die mir yorliegenden Exemplare von Diapora Uam-
nata bilden Platten von 1—3 cm Dicke. Von den im gan-
zen horizontal liegenden Lamellen gehen 3 mit den dazn
gehörigen Interlaminarräumen auf 1 mm. Die Lamellen
selbst sind etwa nur den dritten Theil so dick, als die
Interlaminarräume. Die Säulchen von 0,1 mm Durohmesser
stehen in Entfernungen von 0.2 mm; sie sind auf 1 Inter-
laminarraum beschränkt. Astrorhizen sind vorhanden, je-
doch sehr unregelmässig zerstreut und nicht so sahLreich
wie bei gewissen Speeles von Stromatopora. Die ZeHen
haben einen Durchmesser von 0,5 mm; die Entfernung der
benachbarten Zellen beträgt 0,7—1,5 mm. Die Tuben sind
1) Ob du im Besitee dee Herrn Prof. Schlüter befiudliohe
sobon oben erwftbnte stengelige Exemplar von Diapora eine iten-
gelige Varietät von Diapora laminata oder von Caunopora (Diapora)
perforata Nich. (Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 4, vol. VIll 1874,
p. 11, fig. 2.), bei welcher die Astrorhizen fehlen, ist, kann ich nicht
sagen. Denn wenn auch auf der Oberfläche des fragliclien Exemplars
die Astrorhizen nicht hervortreten, so ist dieses durchaus kein Be-
weis for das Fehlen derselben.
Digitized by Google
289
durch horizontale VerbindaiigsriVhren yerbnnden. Beide,
sowohl die Zellen, als auch die horizontalen Verbindungs-
röhren sind mit dichten Wänden versehen. Dass die Zellen
Böden enthalten, wa^^e ich nicht zu behaupten, da ich nur
an l verticalen Dflnnschliff schwache Anzeichen für triobter-
ftrmige Boden beobachtet habe.
Diapora laminata habe ich nur im iiiittlern Kalk von
Paffrath und zwar bei Büchel häufig gefunden.
3. Gattnng. CaunaptMra BMU.
Das Gtehänse von Caunopora ist platten- öder knoUen-
ftnnig ausgebildet Ob die untere Fläche mit einer Epi-
tliek bekleidet ist, weiss ich nicht. An der Oberfläche
erscheinen die runden Oeffnungen der Zellen inmitten des
wurmförmig zerfressen aussehenden Coenenchyms. Die
Zellen sind mehr oder weniger parallel) durch horizontale
Yerbindungsröhren verbunden und haben dichte Wände,
wie die Zellen von Diapora. Trichterförmige Böden sind
in den Zellen von Caunopora vorhanden. Der Durchmesser
sowie die Entfernung der benachbarten Zellen von einan-
der beträgt durchschnittlich 0,5 mm. Das Goenench jm ist
uicht parallel geschichtet, wie das von Diapora^ es ist bei
der typischen Caunopora placenta Phill. von wurmförmig
gewundenen Kanälchen durchzogen und hat daher ein
wurmförmig zerfressenes Aussehen. Die Eanälchen des
Coenenchyms können jedoch auch mehr oder weniger in
einer Richtung und zwar parallel den Zellen angeord-
net sein.
Nach dem Ban des Coenenchyms lassen sich die rhei-
nischen Cannoporen, soviel das mir zur Verfligang stehende
Material erkennen lässt, in 3 Speeles unterscheiden.
1. Camapora placenta Phill.
Cam/opwra placmUi ist characterisirt durch das poröse
Coenenchym, welches von feinen Kauälcheu durchbohrt ist.
Diese Kanälchen verlaufen bei C placenta nach allen Bich-
taugen bin und anastomisiren vielfach miteinander.
290
Vorkommeii: Zusammen mit Diapara im mitUern Kalk
von Paflrath; die von mir gefundenen Exemplare stammeu
aas dem Steinbrach bei Btlchel. ^
2. Caunopora HUpschii, n. sp.
Von den beiden mir vorliegenden Exemplaren von
0. Büpachü ist das eine ein Fragment einer Knolle, das
andere eine 2 cm dicke Platte. C. HUpsehii nnterscheidet
sich von G, placenta wesentlich dadurch, dass bei ihm die
coenenchymalen Hohlräume wesentlich parallel der Rich-
tung der Zellen angeordnet sind. Diese den Zellen pa-
rallelen Marne des Coenenchyms sind darch Qaermembra-
nen in übereinanderliegende Etagen abgeschieden. Die
benachbarten coenenchymalen Kanäle sind vielfach durch
seitliche Poren mit einander verbanden. Dadurch aber
wird an horizontalen Dünnschliffen sowohl, als aach an der
Oberfläche ein warmftrmig zerfressenes Aassehen des Coe-
nenchyms veranlasst, wie bei C placenta. An verticalen
Dünnschliffen hingegen tritt der Unterschied zwischen G.
Hüpschii und C, placenta sofort in die Augen. An den ver-
ticalen Dünnschliffen des plattenfttrmigen Exemplars Ton
(7. Bupselm sind trichterförmige BOden deatlidi in den
Zellen zu beobachten.
C. Hüpschii habe ich nur in dem Steinbruch bei Bü-
chel, wo sie nicht selten ist, gefanden.
3. Caunopora hüchdiensis n. sp.
In meinem Besitase befinden sich 1 knollenförmiges
and 2 plattenfbrroige Exemplare von (?. hikheliensis. Das
Coenenchym ist von Kanälen durchbohrt, welche unter sich
und mit den Zellen parallel sind. Die coenenchymalen
Kanäle sind durch Qaerlamellen in yerschieden grosse
übereinanderliegende Etagen abgetheilt. Die Poren in den
Wänden der coenenchymalen Kanäle sind viel seltener als
bei der vorigen Speeles. Die Folge davon ist, dass an der
Oberfläche and an horizontalen Dünnschliffen das Coenen-
chym in randlichen Haschen anffaritt, welche einen Darch-
messer von 0,2 — 0,5 mm haben. Bei den verschiedenen
Exemplaren stehen die Zellen in verschiedenen Entfernun-
geuy die jedoch bei jedem einzelnen Exemplare inneihalb
Digitized by Google
291
nicht zu grosser Grenzen sehwanken. Horizontale Verbin-
doDgsröhren der benachbarten Zellen habe ich zwar an
den von mir angefertigten Sehl i Ifen nicht beobachtet, was
jedoch nicht dem Fehlen derselbe zazuschreiben ist, son*
dem dem Umstände« dass horizontale Verbindnngsröhren
znflllligerweise nicht in der Ebene des Schliffes lagen. An
den vertiealen Dünnschliffen sind trichterförmige Böden in
den Zellen deatlich wahrzunehmen.
(7. büeheUeims kommt hänfig in dem Steinbmch bei
Büchel im mittlem Kalk ron Paffrath vor.
4. Gattung. JParallelopora n. g.
Das Oehftnse yon Parättdapara besteht ans mehr oder
weniger parallelen Zellen, welche jedoch keine besondern
Wände haben, sondern vielmehr nur Aushöhlungen im
porösen, von feinen Kanälchen durchbohrten Coenenchym
sind, nnd welche durch horizontale Qnerböden in überein-
ander liegende Etagen abgetheilt sind. Die benachbarten
Zellen stehen durch directe wandlose Kanäle mit einander
in Verbindung; ferner konnte wegen der porösen Beschaf-
fenheit der Wandungen ein Verkehr zwischen den Zellen
nnd dem Coenenchym stattfinden. Die Zellen des ganzen
Stockes sind ziemlich gleiehmässig gewachsen, und in
Folge dessen sind auch die Böden in allen Zellen ziemlich
gleicbmttssig nnd gleichzeitig abgeschieden worden. Durch
diese in allen Zellen gleichzeitig erfolgte Abscheidnng der
Boden ist die Schichtung von Farallclopora entstanden.
Es bestehen daher die Lamellen nicht aus einem Stück,
und es kann bei JPardlielapwa Ton Lamellen und inter-
laaiellaren Zwischenräumen in dem SinnCi wie bei den
typischen Stroroatoporen, nicht die Rede sein. Wie bei
Stromatopora und Diapora, so haben auch bei Farallelopora
cylinderförmige Fortsätze des Coennsarcs ihre Eindrücke
im Gewebe hinterlassen. Diese Eindrucke sind auf der
jedesmaligen Oberfläche der schichtenweise wachsenden
Gehäuse zurückgeblieben, theils als Astrorhizen, wie bei
Str. aslroUes und D, laminata, resp. bei Str. curiosa und
Sir. darUngtaniensis, theils als nnregelmässig gewundene
292^
EanUe, wie bei SU-. BeiUhn. Nach der Aosbildang und An*
Ordnung dieser Eindrucke konnte ich yier yerechiedene
Speeles von Farallelqpora unterscheiden.
•
1. Farcdlelopora osdolata, n. sp.
Das Versteinemngsmaterial des von mir nntersnchten
Exemplars ist graner Kalkstein; die Ansftlllnngsmasse ist
Kalkspath, der in Dllnnschliffen bei durchfallendem Lieht
farblos erscheint. An der .seitlichen Oberfläche^ weiche
mit einer dttnnen Membran, der Epithek, überzogen ist,
erkennt ftan die ziemlich horizontal angeordnete Schich-
tung; des Skelets. Wenn man die Membran etwas befeuch-
tet, kann man durch dieselbe binduroli den innern Bau des
Gehäuses erkennen. Die obere Oberfläche ist nicht mehr
vorhanden; sie ist vertreten durch eine horizontale Bmch-
fläche. An der letztem treten von Oentren ansstrahlende
Furchen aus, welche dieselbe Form, wie die Astrorhizen
von Stromaiopora und Diapora haben. Die Centren der
Astrorhizen treten als 4—8 mm von einander entfernte
Oeffnungen anf, wesshalb ich diese Speeles P. osUolaia ge-
nannt habe. Die Astrorhizen sind in der ganzen Masse
des Skelets zerstreut und strahlen von tiohlräumen aus,
welche das Skelet parallel mit den Zellen dorchsetzes.
Von dem ttbrigen Bau des Skelets ist am Original direot
nichts zu erkennen. Erst durch die Befrachtung von Dünn-
scbliiTen erlangt man genaue Einsicht in die Organisation
von P. ostiolcUa.
Das Gkhänse besteht ans parallelen Zellen, welche
sich senkrecht anf der Unterlage des Oehltnses erheben.
An liorizontalschnitten erscheinen die Zellen als etwa
0,1 mm von einander entfernte rundliche Maschen von
0,1 mm Durchmesser, an Verticalschnitten als 0,1 mm breite
Streifen. Wie man namentlich an Horizontalschnitten deot-
lieh beobachten kann, sind die Wandungen der Zellen sehr
porös, so dass ursprünglich ein directer Zusammenhang
zwischen den Zellen und den Höhlungen des Coenenchyms
stattfand. Auch sieht man an horizontalen Dünnschliffen,
dass die benachbarten Zellen dnrch directe' coenenchymale
Xanäle in Verbindung gestanden haben. Pas die Zellen
Digitized by Google
298
treimeDde poröse Coenencbym wird von sehr feinen Ka-
näleben dnrehzogen, welche an horizontalen Dünn schliffen
sehoD mit der Lupe als feine punktförmige runde Oeffiran-
gea siohlbar sind. Letztere habeo ihrem Aoasehen naeh
einige Aehnliobkeit 'mit den Interstitialröbren an den Quer-
schnitten einiger Chaetetideii. An Horizontalschliffen er-
kennt man, dass die Wände der genannten Kanälchen
gleieh denen der Zellen sehr porös sind nnd dass die
ooenosarcalen Höhlungen des Giiienencbyms, wie mit den
Zellen, so auch unter sieh einst in offener Verbindung ge-
standen haben. Den Querschnitten der Kaiiälcben nach
zu urtheileii, müssten dieselben im Coenencbym einen der
fiiehtnng der Zellen parallelen Lauf haben. Ob dies^ bei
P. MitMato wirklieb der Fall ist, und ob sie in diesem
Falle durch Querwände in übereinanderliegende Etagen
getheilt sind, oder ob sie wurmförmig zwischen den Fasern
des Coenenehyms Terlaufen, kann ich nicht sagen, da an
Terticalen Dtlnnschliffen, welche darttber Auskunft geben
mü»8ten, bei starker Vergrösserung die Structurverhältnisse
undeutlich werden. An letztern SelilitTen ist hingegen wobl
2a sehen, dass die Zellen durch horizontale Böden in Über-
einanderliegende Etagen abgetheilt sind. — Die Astrorhizen
haben sich in den einzelnen aufeinanderfolgenden Waehs-
tbunisperioden auf der jedesmaligen Oberfläche gebildet,
und sie sind daher in dem ganzen Stock in parallelen
Ebenen angeordnet. Die Astrorhizen sind verhältnissmässig
seh wach entwickelt, da die einzelnen Strahlen sich nur
wenig verzweigen und sich bald in dem Gewebe des Ske-
lets verlieren.
Das von mir gefundene Exemplar stammt aus dem
Biittleni Kalk von Paffrath und zwar aus dem Btlcheler
Steinbmeh.
2. ParaUdopora stMaris, n. sp.
Das Skelet der von mir gefundenen P. steUaria be-
steht aus hellgelbem^ ziemlich weichem Kalkstein, dessen
Hohlräume von — bei auffallendem Licht — grauem Kalk-
spath erfüllt sind. Die Oberfläche ist auch an diesem
Exemplar leider nicht erhalten. Die seitliche Oberfläche
294
ist mit einer Epithek Aberzogen, anf weleber parallele Bu-
zeln hervortreten; letztere deuten auf das Wachsen de«
Stockes in parallelen Schichten hin. Weder an der hori-
zontalcD, noch an der vertieaien Bruchfiäche ist die Stmctar
des Oeb&nses zn erkennen. Bei der Betrachtung der Dftni^
schliffe stellt sich heraus, dass P. ^dhris in den wesent-
lichen Eigenschaften mit der voritren Species Ubereinstimmt.
Sie unterscheidet sich unter auderm von P. ostiolata durch
die sehr vollkommene Entwickelung der Astrorhizen. Die
Centren der Jstrorhizen sind 6 — 10 mm yon einander ent-
fernt; sie liegen nicht gerade Uber den Centren der in
tiefem Schichten liegenden Astrorhizen, wie es bei P. osdo-
lata der Fall ist Die Astrorhizen sind sehr stark ent-
wickelt; die Hauptzweige haben in der Nähe des Centralis
einen Durohmesser von 1 mm ; nach der Peripherie hin ver-
zweigen sie sich; die einzelnen Zweii^e einer Astrorhiza
anastomisiren häufig mit einander und erstrecken sich so
weit| dass sie mit den Zweigen der benachbarten Astro-
rhizen verschmelzen. Alle diese Dinge sind deutlich an
horizontalen Schliffen zu beobachten. An vertieaien Schnitt-
flächen erscheinen die quer- oder schrägegeschnittencn
Enden der Zweige der Astrorhizen als rundliche oder lang-
gestreckte horizontale Hohlräume. — Die Zellen haben
einen Durchmesser von 0,2—0,4 mm. An vertieaien Diiun-
schlitTen sieht man, dass die Schichtung des Gehäuses
durch die gleichzeitige Absoheidnng von Böden in den
Zellen des ganzen Stockes entstanden ist, und dass das
die Zellen trennende Coenenchym yon Kanälen durchzogen
ist, welche parallel den Zellen verlaufen, und welche, wie
die Zellen, durch Querböden abgetheilt sind. Die Quer-
bOden in den cocnenchymalen Hohlräumen sind zahlreicberi
als in den Zellen. Im ganzen ist die poröse Beschaffen-
heit des Coeuenchyins, namentlich an Horizontalschliffeu
nicht so gut zu erkennen, wie bei P. ostiolata, was wohl
in dem Erhaltungszustände der vorliegenden P. sMian$
seinen Orund hat.
Die beschriebene P. sfellaris fand ich in einem im
untern Kalk von Paffrath befindlichen Steinbruch in der
Nähe der Steinbreche.
295
3. Parallelopora Goldfussii, n. sp.
An dem Original selbst, welches ans weichem Kalk-
stein besteht, ist nichts anderes als dje concentrische Schioh-
tuDg ZU erkeuuen, welche eine Folge der gleichzeitigen
AbscheiduDg der Böden in den strahlig angeordneten Zellen
ist P. Gcldfusrii unterscheidet sich von der vorigen Art
dadurch, dass die Eindrucke des Coenosarcs nicht als
Astrorhizen ausgebildet sind, sondern unregelmässig zer-
streute, wurmförmig gewundene Aushöhlungen bilden, wel-
che in der ganzen Masse zerstreut sind und in Ebenen^
parallel der Oberfläche, verlaufen. Dieser Unterschied zeigt
sich hauptsächlich an horizontalen Dünnschliffen, während
die verticalen Dünnschliffe von P. stellaris und P. Gold-
fussii grosse Aehnlichkeit haben. An dem beiliegenden
Horizontalsohliff ist deutlich die lockere Beschaffenheit des
Coenenehyms zu sehen, ähnlich wie bei den Horizontal-
schliffen von P. ostiolata. Wegen der strabligen Anordnung
der Zellen ist ein Schnitt parallel der Oberfläche nicht
möglieh« Die Zellen werden daher durch einen Schnitt,
möglichst parallel zur Oberfläche, theilweise (luer, theil-
weise schräge geschnitten, so dass neben den rundlichen
auch langgestreckte Maschen an horizontalen Dünnschliffen
auftreten. Dazu kommen noch die häufigen Verbindungs-
kanälchen benachbarter Zellen und die wurmförmig ge-
wundenen Eindrucke des Coenosarcs, welche Thatsachen
alle dazu beitragen, an horizontalen Dünnschliffen dem Ge-
webe ein wurmförmig zeri'ressenes Aussehen zu geben. An
verticalen Schliffen sieht man, dass das Coenenchym, wie
bei P. gUUans von den Zellen parallelen Kanälchen durch-
setzt ist, und dass diese Kanälchen ebenfalls mit Quer-
böden versehen sind. Die coenencbymaien Kanälchen,
welche benachbarte Lamellen mit einander verbinden, sind
auch an verticalen Dünnschliffen zu beobachten.
Das beiliegende Original stammt aus dem untern Kalk
von Paffrath und zwar aus einem alten, jetzt nicht mehr
abgebauten Steinbruch in der Nähe des Ortes Hand.
^ kj .^ .d by Google
290
4. Pardllelopora eifelimsis, n. sp. *)
Die mir snr Yerfttgung stehenden Exemplare Ton P.
eifelimsis bilden dttnne Krnsten ttber andern Organismen.
Diese Krusten sind so dünn, dass es nnmOglich ist Dünn-
schliffe von denselben anzufertigen. Die Obertiäclie ist
jedoch so schön erhalten, dass man an derselben den Bau
Ton ParäUehptHra eifeUmsis fast ebenso gut erkennen kann,
wie an einem horizontalen Dflnnsehliff. An der Oberfläche
der Krusten von P. eifeliensis erscheinen, wie an den ho-
rizontalen Dünnschliffen von P. ostiolata die Zellen als
Oefifnnngen Ton 0,1 mm Durchmesser. Die Wandungen der
Zellen sind sehr porOs, ebenso die Wandungen der coe-
nenchyinalen Kanälchen, welche an der Oberfläche als sehr
kleine Oeffnungen aultreten. P. eifeliensis unterscheidet
sich von den übrigen Speeles der Gattung durch das gänz-
liche Fehlen der Astrorhizen und der homologen Gebilde.
Die mir vorliegenden Exempfaire Yon P. mfdiams
wurden im eifeler Kalk gefunden.
Systematische SieUung der Siromatoporett.
Zur Bestimmung des Platzes, welchen die Stromato-
poren im Thierreich einnehmen, sind wir genüthigt, die-
jenigen unter den lebenden thierischen Organismen aufzu-
suchen, welchen die Stromatoporen am nUchsten stehen.
Denn die letztem sind Mngst erloschen und andere Ge-
schlechter an ihre Stelle getreten. Diesem Umstände, dass
die in dem palaeozoischen Zeitalter in so grosser Anzahl
vorhandenen Stromatoporen keine lebenden Vertreter habeni
ist es auch zum grossen Theile zuzuschreiben, dass die
systematische Stellung der Stromatoporen so grosse Schwie-
1) Bsi P. eifdientii befinden rieh bin und wieder grSeeere
Partieen der Oberfl&che, an denen die Zellmüudunpren fehlen, und
an denen nur die üc£fnungüa der feinen cücuencbyiualen Kauälchen
auftreten.
Digitized by Google
297
•
rigkeiten macht, welche nicht Tollständig zu beseitigen
ftiDdy mag man dem genannten Geschlecht eine Stellang
anweisen, welche man will. Diejenigen Thierklassen, als
deren Vemeter die Stromatoporcn allenfalls betrachtet wer-
den können und auch betrachtet worden sind, sind die
Klassen der Spongien, Foraminii'eren, Anthozoen, Hydro-
soen und Bryosoen.
1. Besiehnngen der Stromatoporen zu den
Schwämmen. Die Aehnlichkeit zwischen Stromatoporen
und Spongien beruht meiner Meinung nach lediglich auf
der Aehnlichkeit und Mannichfaltigkeit der änssera
stalt In allen andern Pnnkten herrscht ein wesentlioher
Unterschied zwischen beiden. Nach den Untersuchungen
Nicholsons ist es unzweifelhaft, dass die Stromatoporen
weder Horn- noch Kieselschwämme waren, sondern dass
sie, wenn Überhaupt Spongien, Kalkspongien gewesen sein
müssen. Das Skelet der Kalkspongien besteht jedoch ans
freien nicht mit einander verschmolzenen Kalknadeln, von
denen man jedoch bei den Stromatoporen noch keine Spu-
ren entdeckt hat
Die HohlrUnme des Skelets der Stromatoporen lassen
sich nicht mit dem Kanalsystem der Spongien vergleichen.
Als Ausflusskanäle könnten allenfalls gedeutet werden:
1. die cylindrischen Hohlrilnme, welche mitunter das Skelet
▼on Stromatoporen senkrecht zn den Lamellen durchsetzen,
und welche entweder secundUrcn Ursprungs sind, oder ur-
sprünglich mit Coenosarc erftlUte Räume, 2. die Zellen von
Cmmopora FkM. und Dia^a nnd 3. die Astrorhizen nnd
die homologen Gebilde. Die nnter 1 nnd 2 genannten
allenfalls als AusflusskaniUe von Spongien zu deutenden
Gebilde unterscheiden sich schon durch ihre Gestalt we-
sentlich von den Ausflusskanälen; diese haben die Auf-
gabe, das Wasser ans den Magenhöhlen der Spongien her-
ansznfllbren; an ihrem Ursprung in der Nähe der Magen-
höhlen sind sie am enjrsten ; ihre Dimensionen nehmen zu,
je weiter sie sich von den Magen höhlen entfernen, und die
Aosflnsskanäle sind an ihrer Mflndnng an der Oberfläche
am weitesten. Dahingegen sind die Tnben Ton Camopora
und Diajjoru, sowie die cylindrischen senkrechten Hohl-
298
Tlnme in manchen typisehen Stromatoporen in ibrem gaih
zen Verlauf gleich weit. Die Tuben vou Caunopora und
wahrscheiDlich auch die von Diapora haben ausserdem
Böden, doreh welche sie sich als wesentlich &dere 0^
gane, denn Ansflnsskanttle, oharakterisiren. — Die Astro-
rhizen dürfen nicht mit Ausflusskanälen verglichen werden,
welche ihr Osculum im Centrum der Astrorhizen haben,
aus dem Grande, weil die Astrorhizen in dem ganzen Ge-
häuse der StromatojKmn zerstrent sind, Oscula jedoch nur
an der Oberfli&che der Spongien anftreten.
Als Ostien hat man bei den Stromatoporen die feinen
Oeffuungeu in den Lamellen an der Oberfläche von Stn^
maiapara nnd Diajßora, sowie die Mtindongen der ooenen-
chymalen Hohlräume an der Oberfläche von Camopora
gedeutet. Die AehDÜchkeit zwischen den genannten Ge-
bilden und den Ostien der Spongien beruht jedoch nur in
der Form, nicht in der Bedeutung.
2. Besiehnngen der Stromatoporen zn den
Forami niferen. Seit Lcfluma nnd namentlich ParkenOf
deren Bau in mancher Hinsicht Achnlichkeit mit dem Bau
von Diapora hat, von den Foraminiferen getrennt und za
den Hydrozoen gestellt sind, sind die Beziehungen zwischen
Foraminiferen und Stromatoporen sehr gelockert. Nur
Dawson hält noch daran fest, dass die Stromatoporen Fo-
raminiferen sind und grosse Verwandtschaft mit Eozoon
haben. Aber selbst wenn eine solche Verwandtschaft exis-
tirt, so ist damit die systematische Stellung der Stromato-
poren doch nicht gesichert, da die Gelehrten tlber die
Natur von Eozoon noch nicht vollkommen einig geworden
sind. So hat Steinmann ^ die Ansicht ausgesprochen»
dass, wenn EoMoon Überhaupt or^ischen Ursprungs sei,
es keine Foraminifere, sondern ein Vertreter der Goelen-
teraten sei. In der jüngsten Zeit ist übrigens durch die
Untersuchungen von Möbius-) mit ziemlicher Gewissheit
die anorganische Natur von Eoeom bewiesen worden.
8. Beziehungen der Stromatoporen zu den
1) Palaeontogr. 3. Fo)ge Bd. I, 3. Lief. S. 114.
2) Palaeoatogr. Bd. XXY 1678.
Digitized by Google
29»
AnthozoeiL Bei den Gattungen Stromatopora und Pa-
raUelopora kann absolut nicht von einer Verwandtschaft
mit den Anthozoen die Rede sein. Denn wenn auch die
Sftulchen ddr fischen Stromatoporen hohl waren« so sind
Bie dennoeh keines&lls mit den Zellen von Korallen zu
vergleichen, wie dieses z. B. Hall gcthan hat. Ebenso ist
die Organisation von Farallelopora so sehr von der der Antho-
Zoen yersohieden; daas ein Vergleich zwisdien beiden nnzn-
Italich ist Was die flbrigen Oattnngen der Familie der
Stromatoporen betrifft, so unterscheiden sich dieselben, wie
auch Stromatopora und Farallelopora, von den Anthozoen
durch die innere Structur des Skelets. Dünnschlifife derselben
haben einen ganz andern Habitus, als solche von Korallen,
was einer verschiedenen Anordnung der kleinsten Theil-
chen im Skelet der Korallen und Stromatoporen zuzu-
schreiben ist. Aber abgesehen hiervon, würde es schwer
fallen, eine Korallen£Eunilie zn finden, wozu man Caunopwa
und Diapara ihrem makroskopischen Charakter nach, stellen
könnte. Es wären dabei allenfalls die Familien der Tubi-
poriden und Uelioporiden in Betracht zu ziehen. Mit der
eistem haben Ckmnapara nnd Dk^para zwar die horizon-
talen rOhrenartigen Fortsätze der Zellwand gemein. Doch
fehlt den Tnbiporen das bei Caunojjoni und Biapora reich-
lich entwickelte Coenenchym. Bei C. hücheliensis sind die
coenenchymalen Hohlräume parallel den Zellen angeordnet
und mit Qnerböden versehen; diese Hesse sich daher allen-
falls mit Heliolites vergleichen. Aber abgesehen von dem
auffallenden Unterschied, der zwischen dem Habitus von
Heliofes und dem von C. büchdiensis besteht, machen schon
die trichterförmigen Böden nnd die horizontalen Verbin-
dnngsröhren der Zellen von G. bueheHmaia einen wesent-
lichen Unterschied von der Familie der Helioporiden aus.
4. Beziehungen der Stromatoporen zu den
Bryozoen. Eine sehr oberflächliche Aehnlichkeit be-
steht zwischen Heterotrypa nnd einigen Ohaetetiden wie
Ifanticulijwra und Fistulipora einerseits und den Gattungen
Caunopora Phill. und Farallelopora andrerseits. Beide
Gruppen haben ein Skelet, welches parallele cylindrische
HoUrftome von zweierlei Dimensionen umschliesst Bei
800
den genannteD Bryozoen Bind dieses die Zellen und die
Interstitialröhren, welche beide isolirt sind und nicht mit
einander kommuniciren. Bei den genannten Stromatoporen
sind es die Zellen und die mit einander eomnfnnieirenden
eoenencbymalen HoUr&nme. Die |N>rOse Besehaffenheit der
zwischen den Zellen liegenden Harttheile ist es, welche
diese Skeletelemente bei Caunopora und Parallelopora als
Coenenchym characterisirt. Die Stromatoporen sind daher
keine Molasken, sondern Coelenteraten.
5« Beziehangen der Stromatoporen za den
Hydrozoen: Dnreh das gftnzliehe Fehlen von Kalknadeln
unterscheiden sich sämmtliche Gattungen der Stromato-
poren von den Spongien. Wegen der porösen Beschaffeu-
beit des Skelets sind sie nicht mit den Bryozoen zu yer-
einigen; vielmehr sind sie dnreh die letztere Beschafien-
beit als Coelenteraten eharaeterisirt Endlieh ist es die
innere Struktur des Skelets, welche die Stromatoporen
von den Anthozoen trennt, und welche an Dünnschliffen den
für die Hydrozoen eharakteristischen Habitns veranlasst.
Wenn auch keine der lebenden Hydrozoen mit den
Stromatoporen identificirt werden können, so findet man
doch bei den lebenden Hydrozoen die allgemeinen Gharao-
tere der Stromatoporen wieder. Man bat die Gattungen
Parkeria, Labechia^ Hydractinia^ Milleporok^ ferner Betepora^
CeUeparOy Heteropora mit einzelnen Formen der Stromato-
poren vergliehen. Meiner Meinung naeh sehliessen sieh
die Gattungen der Stromatoporen den lebenden Gattungen
Hydractinia und Millepora am nächsten an, und zwar
Stimmt Stromatopora sowohl den morphologischen Charak-
teren als anch der Organisation nach in manoher Hinsieht
mit Hydractinia ttberein. Die morphologischen Charaktere
von Didjxjra sind vei'wandt mit denen von Stromatopora
und Hydractinia; in der Organisation nähert sich jedoch
Diqpora in etwa der Gattung MüUpara, Die mit Diapcra
verwandte Chittung Caunopora sehliesst sieh in morpholo-
gischer Hinsicht schon mehr der Gattung MiUcpora an.
Die Gattung Parallelopora endlich steht von den Stroma-
toporen der Gattung MMepora am nächsten, sowohl was
Digitized by Google
301
die morphologischen Verhältnisse der Harttheile, als auch
was die Organisation des Gehäuses betrifft.
HtfirtkUimß besteht, wie Stromataporay aas parallelen
SeUehten und TeartUaden EtomenteiL Carter, der das
Waehstimm rm HfäraeHma eM^aia unterm Hicroskop
beobachtet hat, entdeckte, dass die Lamellen von Hydrac-
tmia aus der Vereinigung horizontaler Arme, welche meist
in der Zahl 6 yon den verticalen Elementen sieh abzweigen,
entstehen« Die feinen Poren, welehe zwisehen den Annen
sich befinden, dienen den Gonophoren und Hydranthen der
Hydractinien zum Austritt. Ganz analoge Verhältnisse
treffen wir bei Stromatopora an. Die Lamellen von Stro^
maiapara sind «neh nieht oompaet, sie sind g^iehfalls ein
Netswerk, gebildet yon den horizontalen Armen, welehe
von den Säulchen ausstrahlen. Die feinen Poren an der
Oberfläche verwitterter Exemplare denen Stramaiopora den
Kamen verdankt, sind aneh Orangen gewesen, in welche
neh die Polypen des Stromatoporenstoekes znrllekziehett
konnten. Auch die Furchen, die sich auf der Oberfläche
der Lamellen mancher Hydractinien vorfinden, und welche
oach den Beobachtungen von Carter Eindrücke röhren-
artiger Theile des Coenosares sind, finden sieh bei Sbrth
matopora in versehiedenen Hodifieationen. Ebenso wenig,
wie für Uydractinia sind auch ftir Stromatopora die Ober-
Hächenfurchen ein wesentlicher Charakter, da diese Furchen
bei beiden Gattungen bald fehlen, bald vorhanden sein
kfinnen.
Unterschiede zwischen Stromatopora und Hydractinia
bestehen darin, dass Hydractinia mit der ganzen untern
Fläche auf fremden Körpern festsitzt, während jS^romo^opora
in der Regel nnr mit einer kleinen Stelle angeheftet ist
Femer besteht das Gehäuse von Hydractinia höchstens
aus drei Lamellen, während die Zahl der Schichten von
Stromatopora unbeschränkt ist. Endlich ist bei Hydractinia
der Bau selten so regelmässig, wie bei S^ramaiopara^ da
bei ersterer hftufig in Folge von Waehsthumsstörnngen die
concentrische Anordnung der Schichten verloren geht.
An die Gattung Stromatopora schliesst. sich durch
die morphologischen Merkmale die Gattung Diapcra eng
▼«Ii. 4. Bit. Ter. Jahrg. ZZZTIIL 4. Vqig^ Tin. B4. 20
^ Digitized by t^oogle
ao2
an. Letztere besteht, wie Stromatopora^ aas paraUden
Lamelleiiy die durch verticale Raichen Terbmideii werdeo.
Auch die Eindrücke, welche die rOhrenartigen Forts&tze
des Coenosarcs hinterlassen haben, fehlen nicht; sie sind
in der Form von Astrorhizen vorhanden. . Der wesentliche
Unterschied zwischen Diapara nnd Strcmakpora be^ehl
darin, dass das stromatoporartii^ Oewebe der erstem tcd
grössem Röhren durchsetzt ist, welche parallel sind, und
durch seitliche Röhren mit einander in Verbindung steheiL
Diese Röhren sind die einst von den Polypen des Diaporen-
Stockes bewohnten Zellen. Sie sind es, dnroh welche Diapom
sich in etwa der lebenden Millepora nähert. Bei letzterer sind,
wie bei Diapora an der Oberfläche grössere und kleinere
Oefonngen vorhanden. Die grössern sind die Hflndangen
von Zellen, in welche sich die Individuen des Stockes
zurückziehen können. Im Uebrigen sind die Unterschiede
zwischen beiden Gattungen doch noch sehr gross. Während
die Zellen von Diapora mit besondem Wänden versehen
sind, welche die Zellen gegen das Goenenchym abschliessea,
sind die von Millepora nnr Anshöhlnngen im pordsen Goe-
nenchym. Bei Diapora stehen die Zellen direct durch ho-
rizontale Röhren in Verbindungy bei MM^ora durch die
Kanäle des porösen Goenenchyms. Oazn kommt nodi» dass
die Zellen von Diapora wahrscheinlich trichterftrmige, die
von Millepora horizontale Böden haben. Die morphologi-
schen Charaktere von Diapora zeigen somit zwar grosse
Uebereinstimmnng mit denen von Hydradima; die Orga-
nisation des Stockes von Diapora hingegen macht es e^
forderlich, Diapora von Hyäractinia zu trennen und in die
Nähe von Millepora zu stellen.
Caunopora Phill. darf wegen der grossen Uebereia-
stimmnng seiner Zellen mit denen von Diapora nicht voo
der letztem entfernt werden. Der Unterschied zwischen bei-
den l)eruht in dem verschiedenen Bau des Coenenchyms.
Caunopora FhiU, gleicht MiU^ora schon mehr, als die
Gattung DiaporOf da das Goenenchym der Erstem grOsseie
Aehnlichkeit mit dem von WUepora hat, nnd zwar nament-
lich das von wurniförmigen Kanälchen durchzogene Goe-
nenchym von C placenta.
i 303
I
Aid grössten ist die Yerwandtscbaft zwischen Paral-
Idopara und Millepora. Bei Parallelojjora sind Zellen vor-
handen, wie bei Diapora und Cauncpora. Auch verbinden
horiioDtale Kanäle, wie bei Diapora und Caunopora^ je*
i doeh ohne Wände, die benachbarten Zellen von PoroSelo-
l)ora. Die Zellen der letztern sind jedoch viel feiner als
die von Diapora und Caunopora. Sie sind mit horizon-
talen Böden Tersehen and ohne besondere Wände; sie sind
; vielmehr nnr AnshOhlnngen im Goenenchym, wie die Zel-
; len von MUlepara,- Während Parallelopora die wandlosen,
' durch Vennittelung des porOsen Coenenchyms miteinander
commonicirenden Zellen mit horizontalen Böden mit Mille-
pora gemein hat, ist sie andrerseits durch die verschie-
; deiie, auch bei Stramatopora yorkonunende Ausbildung und
Anordnung der Eindrücke röhreuartiger Fortsätze des Coe-
nosarcs mit Stromatopura verbunden.
I Die Gattungen S^ramatopara^ Diapora^ Canmopara und
I ParäUdopara mtlssen demnach als Gattungen einer einzi-
; gen Familie betrachtet werden, welche theils mit Hydmh
äinia^ theils mit Mülepora nahe verwandt sind.
^ Qtologlaehe EntwUMung der Shwnatoporen.
Die Stromatoporen sind auf das palaeozoische Zeit-
1 alter beschränkt und zwar wesentlich auf Silur und Devon;
im Carbon finden sieh nur noch spärliche Beste von Stro-
matoporen. In den beiden ersten Formationen kommen
' tie in grosser Menge vor, zusammen mit Korallen und
ßryozoen, mit welchen sie Riffe bilden. Wegen der unge-
heuren Menge, in der die Stromatoporen in den ältesten
, Formationen vorkommen, haben sie wesentlich zur Bildung
dbr Schichten beigetragen. In der Nähe von Refrath und
hei Hebbom habe ich grosse Felsblöcke gesehen, die buch-
stäblich aus Stromatoporen zusammengesetzt waren.
Die ersten Spuren von stromatoporaartigen Verstei-
nerungen finden sich im Untersilur. Hall hat solche aus
dem Trenton-Limestone Nordamerikas stammende Stroma-
toporen als SirotMAocerium beschrieben. ZahLreicher wer-
Digitized by Google
304
den die Stromatoporen im obern Silur. Die Gattung
Pachystroma Nich. ist bis jetzt nur im obern Silur gefun-
den worden. Claihrodictyon Nich. ist durch Cl. vesicidosum
vertreten. Von der Gattung StromcUopora werden zahl-
reiche ArteB im Obersiinr Nordamerikas and yoa Sehw^
den gefiinden; ich erwfthne: Str. eomMMa Hall, S^.
striatella d'Orb., Str. Hindei Nich., Str. iypica v. Ros.,
Str. variolaris v. Ros., Str. astroites v. Ros., Str. ehgans
T. Bos., Sfyr. iScAmtAüv.Roa., /Si^r.fnonMfiiflato Schmidt^),
IXr. regularis Bo8., Str. Ungemi y. Ros., 8§r. dmMa
V. Ros. Von den Gattungen Diapora und Caunopara sind
spärliche Reste im silurischen Geschiebe der norddeutschen
Tiefebene gefunden worden. — Den Höhepunkt ihrer Ent-
wicklung erreichen die Stromatoporen im Devon und zwar
im Mitteldevon. Die schon im obern Silur vorkommende
Cl. vesicidosum reicht bis zum Devon hinauf, während
Clathrodictyon cellulosum Nich. rein devonisch ist Die
Gattung Siramaicpcra ist durch zahlreiche Arten im Devon
vertreten, n&mlich durch die schon im Silur auftretende
Str. astroiteSj femer durch Str. coyicentrica Gold f., Str.
v&rrucosa Goldf. spec, Str. papähsa n. sp., Str. Beuthü
n. sp., Str. curtosa Goid£ sp., Str. dartmffhmensis Cart.,
Sür. manosHohiOf Sir. pdlyoMokia^ femer durch Sbr. fo-
liata Stein., Str. pusttdifera Win eh., Str. montieulifera
Winch., Str. caespitosa Winch., Str. planulata Hall, Str.
tuherculata Nich., Str. granulata Nich., Str. mammülaia
Nich., Str. textiUs Quenst, Str. Worthem Quenst Im
Devon treten femer auf die Gattungen INa^a, Caamapora
und Parallclopora, letztere ist bis jetzt nur im Devon ge-
funden worden. — Die im Devon so überaus reich ver-
tretene Familie der Stromatoporen hat im Garbon nur
noch sf^rliche Ueberreste hinterlassen. Mit der Spedes
Str. stMiliSj welche M'Coy aus dem „Carboniferous Lime-
stone'' von Irland beschreibt, stirbt die Familie der Stro-
matoporen ans.
1) Aroh. för Natork. Liv-, Esth- n. Kurlands, 1. Ser. Bd. IL
Unitrcnitfttt-Boc&dnickMei von Carl Oeoigi in Bodo.
Digitized by Google
Correspondenzblatt.
Verzeichniss der Mitglieder
des naturhistorischen Vereins der preussischen
Bheinkiide und Westfalens.
Am 1. Januar 1881.
Beamte des Vereins.
Dr. H. von Dechen, wirkl. Geb. Rath, Excellenz, Prftiident.
X. F a b r i c i Q 8, Geheimer Bergrath, Vioe-Prasident.
Dr. C. J. Andr&, SecreUr.
CL Hanrjy Bendant.
Secüons - Direotoren.
F9r Zoologie: Fn)f. Dr. F ö r st er, Lehrer an der Reakehnle in Aaohen.
F^. Dr. Landoit in Mlbieter.
För Botanik: anbesetzt.
Prof. und Medicinalrath Dr. Karsch in Münster.
Für Mineralogie: Gustav Seligmann in Coblenz.
Besirka - Vorsteher.
iL KheinproTiiis.
Für Cöln: Dr. Thomö, Bector der hohem Bürgerschule in Cöln.
Für Coblenz: Geh. Pustrath und Obcr-Postdirector Handtmaun iu
Coblenz.
Für Düsseldorf: Oberl(-hrer a. D. Cornelius in Elberfeld.
Für Aachen: Prof. Dr. Förster in Aachen. *
Für Trier: Landesgeologe H. Qrebe in Trier.
B. Westfalen.
Für Arnsberg: Dr. v. d. Marek in Hamm.
Für Münster: Professor Dr. Hosius in Münster.
Fär Minden: Dr. med. Gramer in Minden.
1
Digitized by Google
2
Ehren -Vioe-Pr&sident des Vereins:
Dr. Ii. C. Marquart in Bonn.
Ehrenmitglieder.
Doli, Geh. Hofrath in Carlsruhe.
Qöppert. Dr., Geh. Med.-ßath, Prof. in Breslau.
Hoer, 0., Prof. in Zürich.
Hinter hu b er, R., Apotheker in Mondsee.
Kilian, Prof. in Mannheim.
Edlliker, Prof. in Würsburg.
de Köninck, Dr., Prof. in Lüitidi.
T. Siebold, Dr., Prof. in Manchen.
Valentin, Dr., Prof. in Bern.
van Beneden, Dr., Prof. in Löwen.
Ordentliche Mitglieder.
A« Regierungsbezirk Cöln.
Koni gl. Ober- Bergamt in Bonn.
Abels, Aug., Bergassessor in Cöln (Berlioh Nr. 14).
Aldenhoven, Ed., Rentner in Bonn (Kaiserstr. 25).
Alsberg, Salomon, Kaufmann in Bonn.
Andrä, Dr., Prof. in Bonn.
Angeibis, Gustav, Dr., in Bonn.
von Auer, Oberst-Lieutenant z. D. in Bonn.
Bargatzky, Aug., Stud. rer. natar. in Köln (Wilhelmsir, 9).
Becker, 0., Apotheker in Bonn.
T. Bernath, Regienmgs-Präsident in Cöln.
Bertkan, Philipp, Dr., Privatdooent in Bonn.
Bettendorf, Anton, Dr., Chemiker in Bonn.
Bibliothek des Königl. Cadettenhausee in Bensberg«
Billan, H6telbesitxer in Rolandseck.
Binz, C, Dr. med., Prof. in Bonn.
Bisehof, Albrecht, Dr. in Bonn (Grünerweg 68).
Bleib treu, Hüttenbeeitzer in Ober-Cassel bei Bonn.
Bleibtreu, H., Dr. in Bonn.
Bleib treu, Carl, Stud. rer. nat. in Bonn.
Digitized by Google
8
Bodenheim, Dr., Rentner in Bonn.
Boeiser, Julius, Betriebsdireoior in Köln (PanlMtr. 19).
Bdoking, Ed., Hüttenbeutxer in MiOkeim a. Rh.
B$hm, Joli., Stnd. philoe. in Bonn (Joeepbsfar. 21 & !• Stock).
Böker, Herrn., Rentner in Bonn.
Boker, H:, jan., Rentner in Bonn.
Brateert, H., Dr., Berghauptmann in Bonn.
Bräackcr, Lehrer in Derschlag.
Brock Ii off, Geheim. Berj^rath und UniversitÄtBricbter in Bonn.
Bürgers, Ignaz, Geh. Justis-Kath in Cöln.
Buff, Bergrath in Deutz.
Busch. W., Geh. Medicinal Rath und Professor in Bonn.
C allen, Michel, Bergwerksbesitzer nnd Ingenieur in Cöln (flnmbold-
ttraase 28).
Gamphania n, wirkl. Oeb. Rath, Staatsminister a. D., ExoelL, in Cöln«
Clane int, Geh. Regierongeratb nnd Profeesor in Bonn.
Cohen, F^., Bnohh&ndler in Bonn.
Crone, Alfr., Maeehinen-Inepeetor a. D. in Bonn (HofgarteostnMe).
Dahm, G., Dr., Apotheker in Bonn.
Dechen, H., Dr., wirU. Geh. Rath, EzeelL in Bonn.
Deichmann, Frau Geb. Commerzienrätbin in Cöln.
Dornen, C, Goldarbeiter in Bonn.
Dick mann, Privatgeistlicher in Bonn.
Dickert. Th., Conservator a. D. in Kesseoiob.
V. Diergardt, F. IL, Freiherr in Bonn.
Doerr, Wilhelm, Rentner in Bonn (Kaiser» traese 16).
Doutrelepont, Dr., Arst» Profesior in Bonn.
D&nk elber g. Geb. Regierangsrath nnd Direotor der landwirthaob.
Akademie in Poppelsdorf.
Ehren borg, Alex.» Bergwerksbeeitaer in Cöln ^mhof 12).
Ende mann, Wilh., Rentner in Bonn.
Etiinghy H. 3^ Hamann in Cöhi.
Bwieh, Dr.y Hera, aftehs. Hofrath, Ani in Cöln.
Fabricius, Nie, Geheimer Bergrath in Bonn.
Feldmann, W. A., Rergmeister a. D. iu Bonn.
Finkelnburg, Dr., Geh. Medicinalratb und Prof. in Godesberg,
Florschütz, Regierungsrath in Cöln.
Flügge, Rentner in Bonn (Maarfiacbweg).
FolleniuB, Ober- Bergrath in Bonn.
FoUmann, Otto, Stud. rcr. uat. (ans Landsoheid) in Bonn (Wielstr. 1).
Frey tag, Dr., Professor in Bonn.
y. Fürstenberg-Stammheim, Gisb., Graf anf Stammheim.
Ton Ffirth, Freiherr, LandgeriohtiraÜi a. B. in Bonn.
▼OB Fürtht Freiherr, H^or a. D. in Bonn. ^
Georgia W.» UttTenhftte-Bnciidmokereibeiitier in Bonn«
Gilbert, Director der Gesellschaft »Coloniac in Coin.
Oöring, M. H., in Honnef am Rhein.
Goldschmidt, Joseph, Banqnier in Bonn«
Qoldschmidiy Robert, Banqaier in Bonn.
0raeff, Georg, Bergreferendar in Bonn (Belderberg 81).
Gray, Samuel, Grubendireetor in Cdln (Paulstraete 88).
Gregor, Georg, GiTil-Ingenienr in Bonn.
TOD Griesheim, Adolph, Rentner in Bonn.
Grabe, H., Gartendireetor in Godesberg.
Grdneberg, H.« Dr., in Cdln (Holsmarkt 25a).
Gnrlt, Ad., Dr., in Bonn.
Haas, Landgerichtsrath in Bonn (Quantiusstrasse).
Haniel, John, Bergreferendar in Bonn.
Hähner, Geh. Reg.-Rath und Eisenbahudirector in Göln.
Hang, E., Apotheker in Endenich.
Haagh, Senata-Präsident in Göln.
Ha?en stein, G., Dr., Generalsecretar des landwirthsohafU. Veraiiif
in Poppelsdorf.
Heidemann, J. N., General-Director in Gdln.
Hey de nr ei oh, Emil, Chemiker in Eitorf.
Henry, Carl, Boohhftndler in Bonn.
Herder, August, Fabrikbesitser in Euskirohen.
Herder, Emst, Kaufmann in Eusldrehen.
Hermanns, Aug., Fabrikant in Mehlem.
Hertz, Dr., Sanit&tarath und Arzt in Bonn.
Herwarth v. Bittenfeld, General-Fuldmarschall, Excell. in Bonn.
He US 1er, Ober-Bergrath in Bonn.
Hol 1er, Markscheider in Königswinter.
von Holzbrink, Landrath a. D. in Bonn.
Hüb er, H., in Ober-Caaael bei Bonn.
Joest, Carl, in Cöln.
Katz, L. A., Kaufmann in Bonn.
Kekul^ A., Dr., Geh. Beg.-Rath und Professor in Bonn.
Keller, G., Fabrikbesitser in Bonn.
Kempf, Premier •Lieutenant im Ingenieur-Corps in Mfilheim a. B.,
Fort IX. Stammheim. \
Kestermann, Bergrath in Bonn.
Eetteler, Ed., Dr., Professor in Bonn.
Kinne, Leopold, Bergrath in Siegbarg.
Kley, Civil-Ingcnieur in Bonn.
Klostermann, Rud., Dr., Geh. Bergrath und Professor in Bonn.
König, G., Dr., Sanitätsrath in Cöln.
König, Fritz, Rentner in Bonn.
Königs, F. W., Gommerzienrath in Göln.
Körnioke, Dr.^ Professor an der landwirthsohafU. Academie in Bona.
Digitized by Googl
6
KöUiüg, Kich., QMhSllBfilbrer in S&rtli bei Göln.
Kractz's Rheinisches Mineralien-Comptoir in Bonn.
Krau88, Wilh., General-D irector in Bensberg.
Kreuser, Carl, jun.» Bergwerksbesitzer in Bonn.
Kreuser, Carl Bergwerksbesitzer in Bonn.
Kreuaer, Emil, Bergreferendar in Bonn.
Kreutz, Rob., Sind. matb. (aus Nennkirohftn, Beg.-Bei. Arnsberg)
in Bonn.
Kabale, Dr., Rentner in Bonn.
Kjli, Tbeodor, Cbemiker ia Cöb,
La Yalette St George» fiaron, Dr. pbiL «. med., Vtot in Bonn.
Lasanlst, Dr., Profenor in Bonn.
Lebmann, Beniner in Bonn.
Lebmann, Job., Dr. pbil., Privatdooent nnd Aisistent am MneraL
Maseum der Universität in Poppelsdorf.
Leisen, W., Apotheker ia Deutz.
Leist, königl. Bergrath a. D. in Cöln.
LeDt, Dr. med., Sanitatsrath in Cöln.
Leo, Dr. med., Sanitätsrath in Bonn.
Leopold, Betriebsdirector in Deutz.
Lexia, £mtty Dr., Arst in Bonn (Kaiserstrasse 22).
T. Leydig, Franz, Dr., Geb. Medioinal-Batb o. Profeisor in Bonn.
Liokt» Kotar in Kerpen.
Liaebke, K. Geb. Begiemngarafb in Bonn.
Löbr, H., Dr., Beniner in Cdb.
Loewentkal, Ad., Fabrikant in Oöln (Langengaaie 26).
Lorabaob, Geb. Bergratb in Bonn.
Lüling, Emst, Eönigl. Oberbergamts-Markscheider in Bonn.
Lürges, Hubert, Kaufmann in Bonn (Meckenheimerstrasae 54).
Marcus, G., Buchhändler in Bonn. •
Härder, Apotheker in Gummersbach.
Marquart, L. C, Dr., Rentner in Bonn.
Marz, A., Ligenieur in Bonn.
Mayer, Eduard, Justizrath in Cöln.
Med er, Aloys, Cand. math. in Godesberg.
Merkeni^ Fr., Kaufmann in CokL
Mets, E3ias, Banqnier in CMn.
Menrer, Otto, Eaafmann in Cöln.
MoTieaen, Geb. Gommenienratb in Coln.
Meyer, Dr., Sanitfttaratb in Eitorf.
Meyer, Jürgen Bona, Dr. nnd Profecsor in Bonn.
Moecke II., Alexander, Bergratb in Bonn.
Müller, Albert, Rechtsanwalt in Culn (Richmondatraase 3).
Müller, Frauz, Techniker in Bonn (Meckenheimerstrasse).
Mnnk, Oberst a. D. in Bonn.
Digitized by Google
6
Naeken, A.^ Dr., Justizrath in Cöln.
T. Nenfyille, GaUbetitser in Bonn.
Ton No^l, Stadtbuimmiter in Bonn.
Obernier, Dr. med. nnd Profeasor in Bonn.
Opdenhoff, Osear, Apotheker in C51n.
Oppenheim, Dagob., Geh. Regierongmth und Pvindent in CSb.
Overmann, Alfred, Zahnarzt in Cöln (RichartMtfUse 14).
Peill, Carl Hugo, Rentner in Bonn.
Penners, Leop., Bewerksbesitzer in Cöln.
Pfeifer, Emil, Commerzienrath in Mehlem.
Pitschke, Rud., Dr. in Bonn.
Poerting, C, Bergwerks-Direotor in Immekeppel bei Benibexg.
Po hl ig, Hensy Dr. philos. und Privatdooeni in Bonn.
Prieger, Osear, Dr. in Bonn.
Proff-Irnioh, Dr. med., Landgeriehtarath a. D. in Bonn.
Pnlfrioh, C, Cand. pbüoi. in Bonn (Sohnmannetr. 9).
Tom Rath, Entü^ Commenienrakh in Cöln.
▼om Rath, Gerhard, Dr., Geh. Bergrath nnd Profeeeor in Bonn.
Rennen, Königl. Eiaenbabn-Directions-PrMident in Cöln.
Richarz, D., Dr., Geh. Sanitatsrath in Endenich.
Riem an n, Carl, Stud. rer. natnr. in Bonn.
Rigal-Grunland, Freiherr, Rentner in Bonn.
Roehl, Major z. D. in Bonn (Rheinwerft 9).
Rolffs, Ernst, Commerzienrath und Fabrikbesitaer in Bonn.
Ruhr, Jacob, Fabrikbesitzer in Enskirohen.
Ramler, A., Rentner in Bonn.
V. San dt, Landrath in Bonn.
Sohaaffhansen, H., Dr., Geh. Med.-Rath nnd Proftnar in Bonn.
Sehenck, Adolph, Stnd. rer. natnr. in Bonn.
Scbillisgiy Carl, Bürgermeister a. D. in Bonn.
Sohmithale, Rentner in Bonn.
Schmitz, Fr., Dr., Professor in Bonn.
Schmitz, Franz, Lehrer in Eitorf.
Schlüter, Dr., Professor in Bonn.
Schneider, Königl. Obor-Bergamts-Markscheider in Bonn.
Schubert, Dr., Baurath und Professor an der landwirthsohafüie^
Acaderaie in Bonn.
Schulte, Ebh., Di;., Fabrikbesitzer in Bonn.
Schulz, Eugen, Bergwerksbeflissener in Lindenthal bei Cöln.
Schall, J., Apotheker in Eitorf (Siegkreis).
Seligmann, Morits, in Göhn (Gasinoetraise 12).
Boehren, H., Gatdireotor in Bonn (Colmantstraaee).
Sonnenbnrg, Gjrmnaaial-Oberlehrer in Bonn,
▼an Spankeren, Reg.*Prftsident a. D. in Bonn.
Stahlkneeht, Hermann, Rentner in Bonn.
7
Stein, Siegfried, Rentner in Bonn.
Spiety F. A., Eeniner in Bonn.
Sprengel, Foritmeister in Bonn.
Stephinsky^ Bentner in MflnsterafeL
Strnnet, E^il, Bnohiiindler in Bonn.
StfirtSy Bernhird, Inhaber des Mineralien • Comptoin in Bonn
(Coblenserstrasee).
Terb erger, Vorsteher des intemationalen Instita tä in Godesberg
bei Bonn.
Thilmany, Landrath a. D. in Bonn.
Thome, Otto Wilhelm, Dr.. Rector d. höheren Bürgerschule in Cöln.
Troschel, Dr., Geh. Regierungsrath und Profeaaor in Bonn.
Verhoeff^ Rentner in Poppelsdorf bei Bonn.
Wachendorff, Th., Rentner in Bonn.
Weber, Robert» Dr., Chemiker in Bonn.
Weiland, fl., Lehrer an der Oewerbeeohnle in G61n.
Weleker, W.» Gnibendireotor in Honnef.
Wendeletadti Oommenieoraih und Director in C5]n.
Weyermann, Frans, Gntsbesitser anf Hagerhof bei Honnef a. Rh.
Wieler, W., Apotheker in Göln (Christophstrasse 8).
Wieneeke, Baumeister in Cöln.
Wirtz, Th., Fabrikant chemischer Producte in Cöln.
Wolfers, Jos., Landwirth in Bonn.
Wolff, Friedr. Moritz, Dr., Bergreferendar in Bonn.
Wolff, Julias Theodor, Astronom in Bonn.
Wolffberg, Dr. med., Privatdooent in Bonn.
Wrede, J. J., Apotheker in Cöln.
Zartmann, Dr., Sanit&terath, Arzt in Bonn.
T. Zastrow, kdnigL Bergrath in Eoskirehen.
ZerTas, Joeeph, Steinbniohbesitser in C6hi.
Zintgraffy Markscheider a. D. in Bonn.
B. B0gieriingsbezirk Coblenz.
Ark, Grubenverwalter in Arenberg bei Ehrenbreitstein.
Bachem, Franz, Steinbruchbesitzer in Nieder-Breisig.
Bai las, Oberlehrer in Linz a. Rh.
Ton Bardeleben, wirkl. Geh.-Bath, EseelL, Ober - Präsident der
Rheinprorins in Coblenz.
Bartels, Pfiirrer in Alterk&ls bei Cesteilaon.
Baum, Friedrieh, Apotheker in Bendorf.
BelUnger, Bergwerksdireetor in Brannfehl.
Bender, Dr., Apotheker in Co))lens.
1
^ Kj .^.d Google
8
Borffer, lu, Fabrikbesitier in Horohbeim a. Rhein.
Biftnohi, Flor., in Neawied.
Boecker, MMohinenmeuter in Betzdorf.
Böcking, Carl, Lederfabrikant in Kirn a. d. Nahe.
Böckiog, K. Ed., Hüttenbesitzer iu Gräfeubacher Hütte b. KreuznAcL
Boer, Peter, Geschäftsführer in Unkelbach bei Oberwinter.
Boerstinghaus, JuL, Rentner in Breisig.
Brahl, C, Ober-Bergrath a. D. in Boppard.
V. Braanmühl, Coneordiahütte bei fiendorf.
Bürgermeisteramt in Neawied.
Combles, L., Bergverwalter in Wetslar.
Danb, Steaerempfiknger in An^unaok
Dieiterweg, Dr., Bergrath in Neawied.
Bittmer, Adolph, Dr. in Hamm a. d. Sieg.
Dnhr, Dr., Arst in Gobiena.
Dnnker, Bergrath in Gobiena.
von Eckensteen, Oberst in Neuwied.
Engels, Fr., Bergrath a. D. in Coblenz.
Erlenmeyer, Dr., Arzt in Bendorf.
Finzelberg, Herrn., Apotheker und Fabrikbesitzer ia Anderaach.
Fieohbach, Ferd., Kaufmann in Herdorf.
Oeiaenheyner, Gymnasiallehrer in Kreuznach.
Gemme 1, Lothar, Amtsgerichts-Secrotär in Boppard»
Gerhard, Grabenbeiitaer in Tönnisstein.
Gieeeler, 0. A«, Apotheker in Kirohen (Kr. AltenktrohoD).
Haokenbrneh, Heinr., jon., Hötelbedtser in Andemaoh.
Haerohe, Rndolph, Orabendireotor in Kroasnaeh.
Hand t mann, Ober-Poetdirector nnd Geh. Poetrath in Coblam.
Her pell, Gattay, Rentner in St. Goar.
Herr, Ad., Dr., Kreisphysikus in Wetzlar.
Heusner, Dr., Kreisphysikus in Boppard.
Hiepe, W., Apotheker in Wetzlar.
Hillebrand, B., Bergrath in Wissen a. d. Sieg.
Höstermann, Dr. med., Arzt in Andernach.
Heeder ath, J., Betriebsführer auf Grube Mühlenberg bei Montabaur.
HooTel, Clement, Abtheilunge-Baameieter in Neuwied.
Hommer, Notar in Kirn. '
Jung, Friedr. Wiih., Hfittenverwalter in Heinnohshütte bei An
a. d. Sieg.
Jnng, Ernst, Bergwerkeberitaer in Kirchen.
Kirohmair, C, Apotheker in Stromberg bei Bingerbrftok«
Klein, Eduard, Direetor auf Heinrichshütte bei Au a. d. Sieg.
Kröber, Oscar, Ingenieur auf Sayuerhütte bei Neuwied.
Kruft, Bürgermeister in Andernach.
Krumfuae-Kemyi Uüttenbesitzer in RaMeletein bei Neuwied.
9
Landau, Heinr., Commerziaiirath in Ck»blenz.
Lang» WilhdliDv Verwalter in Hamm a. d. Sieg.
▼on Lassan Iz, fifirgermeister in Remagen.
Liebering) Bergrath in Coblena.
Lndoviei» Herrn,, Fabrikbeniier in Anbach bei Heawied.
Lünen borg, Kreiaicbnlinepector in Remagen.
Marnhn, K., Bergwerkedireotor in Lins a. Rh.
Ton Meees, Regierungsrath in Ehrenbreitstein.
Mehlis, E., Apotheker in Linz a. Rh.
Meisheime r, J. L., Kaufmaun und Eisfabrikbesitzer in Coblenz.
Melsheimer, M., Oberförster in Linz.
Milner, Ernst, Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Kreuznach.
Mischke, Carl, Hütteninspector a. D. in Rasselstein bei Neuwied.
Müller, C, in Coblenz (Löhr-Cbaussee, YiUa Rhenania).
Müller, Emst, Repräsentant in Wetzlar.
Nöh« W.y GmbenTerwalter in Wetalar.
Polet orf| Apotheker in Ereosnaoh.
Prieger, H., Dr., in Kreoznaoh.
Ran ff) Hermann, Dr. philoe., auf Conoordia • Hfttte bei 8ajn (Kr.
Neuwied).
Bemy, Alb., in Raseelstein bei Neuwied.
Hemy, Herrn., zu Alfer Eisenwerk bei Alf a. d. Mosel.
Reuleaux, H., in Remagen.
Rausch, Ferdinand, auf Gut Rheinfels bei St. Goar.
Rh od i US, Gustav, in Burfrbrohl.
Ribbentrop, Alfr., Ber}<rath in Betzdorf (Kr. Altenkirehen).
Riemann, A. W., Bergrath in Wetzlar.
Roeder, Johannes, Enappschafts-Direotor in Wetalar.
Rüttger, Gymnaeiallehrer in Wetzlar.
Sack, Ober-Regiexungeratb in Goblenc
Schaefer, PhiLi OmbenrepriaentaDt in Braonfolt.
Beheepere, EönigL Bauinspeotor in Wetdar.
Scheuten, F., Rentner in Boppard.
Böhm i dt, Julias, Dr., in Horcbfaeim bei Ooblens.
Schwarze, G., Bergwerksrepräsentant iu Remagen.
Seibert, W., Optiker in Wetzlar.
Selb, Franz, General -Director der Sinziger Mosaik-, Platten- und
Thonwaareufabrik in Sinzig.
Seligmann, Gust., Kaufmann in Coblenz (Schlossrondel 18).
Siebel, Walther, Bergwerksbesitzer in Kirchen.
Simon, Wilh., Lederfabrikant in Kim a. d. Nahe.
Stein, Xh., flüttenbciitBer in Kiroiien.
Stempor, Hennann, BergwerktTcnralter auf Saynerhütte.
Sneewind, Ferd., Hfittenbeeitcer in Lins.
Terlinden, Seminarlehrer in Neuwied.
^ kj ^ .d by Google
10
Verein för KatarkandOt Garten- und Obstbau in Neuwied.
Wagner, 0., Ingenienr in Cochem a. d. Mosel.
Wald 8 oh midi, J. A., Grubenbesitzer in Wetalar.
Wand «sieben, Fr.» Apotheker in Sobernheim«
Wandeeleben, FHedr^ in Stromberger-Neohfitte bei BiagerbirGak.
Werkhftueer, Lehrer in Cobleni.
Wirt gen, Herrn., Dr. med. n. Ani in Daaden (Kr. AlienkirehaD).
Warmbach, F., Betriebedireotor der Werkner Oewerkeebaft in 8L
Goar.
Wynne, Wyndhara, H., Bergwerksbesitzer in N. Fischbach bei
Kirchen a. d. Sieg.
C. Begiemngsbeilrk Dflsseldorf.
Königliche Regierung in Düsseldorf.
Aohepohl, Ludwig, Markioheider a. D. in fieeen (OttilienafciaM 4),
ran Ackeren, Dr. med., in Cleve.
Adolph, 0. R, Dr., Oberlehrer in ElberMd (Anentrane M).
Arnoldi, Fk*., Dr., Ant in Remtoheid.
Amt«, W., Dr., Arst in Cleve.
Baedeker, Jul., Buchhändler in Essen a. d. Rnhr.
Bandbauer, Otto, Director der Westdeutschen Versieberangs- Aktiexi-
bank in Essen.
Barmen, Stadt (Vertreter Ober-Bürgermeieter Wegener).
Baumeister, F., Apotheker in Crefeld,
BeckerSi G., Seminarlebrer in Rheydt.
Bellingrodt, Friedr., Apothekenbentser in Oberiianten.
Berghaus, Wilh., Dr. med. in Essen.
▼on Bernuth, Bergmeieier in Werden.
fiispink, Frans, Dr. med. in H&lheim a. d. Rnhr.
Bitser, F., in Müncben-Gladbaeb.
Blee her, Jnl., Arohitekt in Barmen.
Bölling, Aug., Kaoftnann in Barmen.
Bock, Carl, Bürgermeister in Mülheim a. d. Rahr«
Bödiker, 0., Dr., Apotheker in Düsseldorf.
Boemke, Richard, Kaufmann in Essen.
Boltendahl, Heinr., Kaufmann in Crefeld.
von Born, Tb., in Essen.
Brabaender, Wilhelm, Apotheker in Elberfeld.
Brand, Friedr., Bergasseasor a. D. in Ruhrort,
Brandhoff, Geh. Regierungsrath in Elberfeld.
Brennscheidt, Ang., Kaufmann in Barmen,
vom Bruck, Emil, Commersienrath in Crefeld.
Büren, Ednard, Kaufmann in Barmen.
I
I
11
BflüfeBbtoby Frans, Bergwerksdlreotor in Lintoif.
T. Cftrnsp, P., m Elberfeld.
Ctf OD, Albert, Bergaaseeeor in Rittenhaasen bei Binnen.
Cbrscsioski, Pastor in Cleve.-
Closset, Dr., pract. Arzt in Langenberg.
Colt mann, Otto, in Barmen.
Cornelius, Heinr., Dr. med. in Elberfeld.
Coroelius, Ober-Lcbrer a. D. in Elberfeld.
Cnrtius, Fr., in Duisburg.
Csecb, Carl, Dr., Ober-Lebrer in Düsseldorf.
Dahl, G. A., Kaufmann in Barmen.
Dahl, Wem. jun., Kaufmann in Düsseldorf.
Daneo, Fxiaideiit der berg.-nifirk. Eisenbahn in Elberfeld.
Deieke, H., Dr., Professor in Hfilheim a. d. Rnbr.
Diekeui Dr. med. in Essen.
Dieekerhoffy Emil, Kaufmann in Banenthal bei Barmen -Ritters-
hausen.
Doerr, Carl, Apotheker in Elberfeld.
Eichhoff, Richard, Ober-lng^nieur in Essen.
Ei SPD 1 oh r, Heinr., Kaufmann in Barmen.
Elienberger, Hermann, Kaufmann in Elberfeld.
Eynern, Friedr., Geh. Comm.-Rath in Bannen.
Faber, J., Ingenieur in Bannen.
Fach, Emst, Dr., Ingenieur in Oberhausen.
Farwick, Bernard, Lehrer a. d. Bargerschale in Dülken.
Fels, Wilhelm, Fabrikant in Barmen.
Fischer, F. W., Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Kempen.
Geilenkenser, Wilb., Haoptlefarer in Elberfeld,
▼an Gelder, Herrn., Apotheker in Emmerieh.
Gerstner, Chemiker der Krappsehen Fabrik in Essen (Hügelstr. 16).
Goldenberg, Friedr., in Dahlerane bei Lennep.
Greeff, Carl, in Bannen.
Greeff, Carl Rudolf, in Barmen.
Greeff. Eduard, Kaufmann in Barmen.
Grevel, Ortwin, Apothekenbesitzer in Essen.
Grevel, Apotheker in Steele a. d. Ruhr.
Grillo, Wilh., Fabrikbesitzer in Oberbausen.
Gross, W., Ingenieur in Essen (Bahnhofstr. 91).
de Grayter, Albert, in Ruhrort.
Gnntermann, J. H., Mechaniker in Düsseldorf.
Hache, Ober^Bürgermeister in Essen,
▼on Hagens, Laadgeriehtsrath a. D. in Dflsseidorf.
Haniel, H., Geh. CommersienrMh, Grobonbesitser in Rnhrort
Hasse, H., Apotheker in Barmen.
Hasskarl, C, Dr., in Cleve.
Digitized by Google
12
Htusmann, Ernst, Bergrath in Essen.
Heinersdorff, C, Pastor in Elberfeld (Stuttbergstrasae 4),
Hointz, E., Apotheker in Duisburg.
HeintzmauD, Edmund, Land-Gerichtsratk ia fiiMn.
HeintzmanD, Dr. jur., Her^werkabesitzer in Döaseldorf.
Heinzelmann, Uerm., Kaufmann in MäUimm a. d. fiahr,
Hense, fianrath in Eiberfald.
▼on der Heyden, Oarl, Dr. med. in Esten,
▼on der Heyden, E. Heinr., Dr., Beal-Oberlehrer in Bwen.
Hiby, W., in Dtoeldorf (Königtplatz 17).
Hickethier, 0. A., Dr., Lehrer an der Retlaehole in Barmen.
Hink, Wasser bauaufseher in Duisburg.
Höfer, Philipp, Semiiiarlehrer in Kempen.
Hoelken, Richard, Fabrikant in Barmen.
Hohendahl, Gerhard, Grubendirector in Heyssen.
Hohendahl, Grubendirector der Zeche Neueasen in Alieneuen.
Hollmann, Adolph, Kaufmann in Eiaen.
Hollmann, Julius, Kaufmann in Essen.
Haeck, Herm., Kaufmann in Dfttseldorf (Blumeneiraiie 17).
Hüsiener, Ingenieur in Essen.
Huyssen, Lonis, in Essen.
Jaeger, Otto, Kaufmann in Barmen.
Ibaob, Riofaard, Pianoforte- und Orgelfisbrikant in Bannen.
Jonghaus, Kaufmann in Langenberg.
Ittenbach, Carl, Markscheider in Sterkrade.
Kaewel, W., Apothekenbesitzer in Duisburg.
Kaifer, Victor, Bürgermeister in München-Gladbach.
Kaiser, Wilh., Dr., Oberlehrer in Elberfeld.
Kampers, Bernhard, Markscheider in Essen.
Kampers, Joseph, Markscheider in Essen.
Karthaus, Carl, Gommerzienrath in Barmen.
Kauert, A«, Apotheker in Elberfeld.
Kerl^ Dr. med., prakt Arst in Essen.
Klflppelberg, J., Apotheker in Neuenhof, Kreis Solingen.
Kobb^ Friedr., Apotheker in Crefeld.
Kooh, Emst, Chrnbendireotor in Altendorf.
Koeh, Otto, Orubendireetor in Kopferdreh.
Körte, Carl, Apothekenbesitzer und Stadtverordneter in Essen.
Köttgen, Gustav, F^abrikant in Barmen.
Köttgen, Jul., in Quellenthal bei Langenberg,
i^rabler, E., Bergasaessor in Altenessen (Director des Cölner Berg-
werk-Vereins).
Krauss, Philipp, Obersteiger in Borbeck.
Krapp, Friedr. Alfr., Fabrikbesitzer in Hügel bei Essen.
Lauer, Hermann, Amts>Gerichtsrath in Barmen.
18
Leonhard, Dr., Geb. Sanitätsratb in Mülheim a. d. Bahr.
Liekfeld, H., Apotheker in Mülheim a. d. Bohr.
Limburg, Telegrapben-Inspector in Oberhausen.
Löbbecke, Rentoer in B&sseldorf (Sohadowttrane 68).
Lildeeke, Apotheker in Elberfeld.
Matiaen, Albert» Kaufmann in Bahrort.
May, Aug., ffanftnann in Münehen-Okdbaeh.
Meigen, Dr., Profeesor in Weeel.
Meininghaus, Wilh., Kaufmann in Broich.
MerBohheim, Ch. J., Apotheker in Düsseldorf (Hofapotheke).
Meyer, Andr., Dr. philos., Reallehrer in Essen.
Moehlen brück, Fr. Wilh., Reallehrer in Mülheim a. d. Ruhr.
Moline US, Friedr., in Barmen.
Morian, Dr., Gutsbesitzer in Neumühl bei Oberhaoaen.
Müller, Friedr., Kaufmann in Hückeswagen.
Mulvany, William, Grubenreprftsentant im Pempelfort-Düsseldorf.
Mathmann, Wilh., Fabrikant and Eaofmann in Elberfeld.
Natorp, Gaai, Dr. in Eesen.
Katarwiasensehaftlioher Verein in Cleve.
Katarwiflaenschaftlicher Verein in Elberfeld (Dr. Simone).
Kedelmann, Emst, Kauftnann in Mülheim a. d. Bohr.
Keomann, Carl, Dr., Professor in Barmen.
Niedersteiii, Emil, Bergrath in Essen.
Niesen, Wilh., Bergwerksbesitzer in Essen.
Xolten. H., Grubendirector in Oberbausen.
Nonne, Alfred, Ingenieur in Essen.
Oertel, Paul, Rentner in Düsseldorf (Feldstraflse 82).
Olearius, Alfred, Agent in Elberfeld.
Pahlke, E., Bürgermeister und Hauptmann a. D. in Rheydt.
PaltzoWy F. W., Apotheker in Solingen.
Peill, Ooat, Sanfmann in Elberfeld.
Plagge, CL, Kreissohalintpeetor in Essen.
Platshoff» Gast., in Elberfeld.
Printen, W., Commersienraih nnd Fabrikbesitser in Mfinohen-
Gladbacb.
von Uappard, Lieutenant in Kettwig.
V. Rath, H., Präsident des landwirthschaitlichen Vereins, in Lauers-
fort bei Crefeld.
Realschule II. Ordnung (Direotor Dr. Barmester) in Barmen-
Wupperfeld.
Renm, Dr., Oberlehrer a. d. Realschule II. Ordnang in Barmen.
Rhode, Maschinenmeister in Elberfeld.
BiTO, Generaldireotor sa Wolfsbank bei Berge-Borbeok, in Mülheim
B. d. Bohr«
Boffliack, W., Dr., Apotheker in Crefeld.
14
de Rossi, Gustav, Postverwalter in Neviges.
Rote ring, Ferdinand, Dr., Apotheker m Kempen.
Schaeffer, Cb., Apotheker in Duisburg.
Scharpen bertr. W., F'abrikbesitzer in Nierenhof bei Langenberg.
Schlafborst, Adalbert, Fabrikbesitzer in Mülheim a. d. Ruhr.
Schmidt, Alb., (Firma Jaoob Barger Söhne) in Unter-Barmen (AUee-
Strasse 75).
Sohmidt, Gar), Kaufmann (Firma C n. & Sobmidt» PapierwtaifB-
hhnk) in Elberfeld.
Sohmidt^ fimannel, Kanfmann in Saberfeld (Wülfingatrane 14).
Sohmidt» Emil, Dr. med. und pnkt Arst in Eisen,
Schmidt» Friedr. (Firma Jacob B&fger Söhne) in ünier*BanMB
(AlleestraMe 76).
Schmidt, Johannes, Kaufmann in Barmen (Alicestrasse 66).
Schmidt, Joh, Dan , Kaufmann in Barmen (Heckinghauserstr. 65).
Sc h m i d t, Peter Ludwig, Kaufmann in Elberfeld (Neuenteioherstr. 61).
Schmidt, Reinhard, in Elberfeld.
Sohmitz-Scholl, Kaufmann in Mülheim a. d. Ruhr.
Schneider, J., Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Düneldorf.
Scheeler, F. W., Privatmann in Düaaeldorf.
Schräder, H.« Bergrath in MOlbeim a. d. Bohr.
Sehr ade r| W«, Bergrath in Etsen.
Schüller, Wilh., Eanfinann in Barmen.
Sehn Ii, Friedr., Kanfmann in Eaaen.
Sohülke^ Stadtbaomeiater in Duiabnrg.
Bchürmann, Dr., Gymoaaialdirector in Kempen.
Selbach, Bergrath in Oberhauaen.
Senstius, Ingenieur in Essen.
Sie bei, Carl, Kaufmann in Barmen.
Simons, Louis, Kaufmann in P]lberfeld.
Simons, Michael, Bergwerksbesitzer in Düsseldorf (Königaallee S8).
Simons, Moritz, Commerzienrath in Elberfeld.
Simons, Robert, Dr. med. in Elberfeld (Mäuerchen 26).
Simons, Walther, Kaufmann in Elberfeld.
Stambke, Eisenbahndirector in Elberfeld.
Stein, Walther, Kaufmann in Langenberg.
Siel ngrö Ter, A., Qmbendireetor in Eisen.
Stollwerk, Lehrer in Uerdingen.
Stöcker, Ed., Schleis Broich bei Mfilheim a. d. Bahr.
S trat mann, Dr. med. und prakt, Anet in Dnisbnrg.
Tillmanns, Heinr., Dr., Fabrikbesitzer in Crefeld.
Tin t hoff, Dr. med. in Schermbeck.
Tolle, L. E., Kaufmann in Barmen.
Trösser, C, Bankvorsteiicr in Barmen.
Yogelaang, Max, Kaufmann in Elberfeld.
Digitized by Google
15
Volkening, Gottlieb, Kaufmann und Stadtverordneter in Essen.
Volkmann, Dr. med. in Kettwig.
Waldschmidty Dr., Lehrer der Gewerbeschule in Elberfeld.
Waldt bansen, Friedr. W., in Essen.
Waldtbaasen, Heinricb, Kaufmuin in Esten.
Waldibanteiii Rodolph, Kanloiftnn in Essen«
Wegener, Ober*B3rgermeisfeer in Bermen.
Weismüller, B. 6., Hftttendireotor in Düsseldorf.
Werth, Job. WUh., Kenftnann in Bermen.
Wesener, Äleznnder, Königl. Berginipeotor D. in Dilsieldorl
Wesenfeld, C. L., Gommerzienmtli in Bannen.
Wetter, Apotheker in Düsseldorf.
Weymer, Gustav, Hauptkaesen-Assistent in Elberfeld (Kleeblattstr. 58).
Wilhelm, Dr. med., prakt. Arzt in Essen.
Wimmenauer, Theodor, Dr., Reallehrer in Mülheim a. d. Kobr.
Wissenschaftlicher Verein in Müncben-Qladbocb.
Wisthoff, F., Glasfabrikant in Steele.
Zebme, Director der Gewerbeschule in Barmen.
Zösinger, Heinr., Dr. phiL, BeaUehrer in Bnhrort
S. Regierangsbezirk Aachen.
d*Alquen, Carl, in Mechernich.
Becker, Franz Math., Rentner in Eschweiler.
Beissel, Ij^naz, in Burtscheid l)ei Afichen.
Beling, Bernb., Fabrikbesitzer in Uellenthal, Kr. Scbloiden.
Bilbarz, 0., Inpcnieur-Director in Preuss. Moresnet»
Bölling, Justizrath in Burtscheid bei Aaoben.
Brenn, M., Bergrath in Aachen.
Caspary, Dr., in Düren (Löwenapoiheke).
Cohnen, C, Gmbendireetor in Bardanberg bei Aachen.
Debey, Dr., Ant in Aaoben.
Dieokhoff, Aug , Königl. Benrath in Aachen.
Direotion der polytechnlsohen 8ohn1e in Aachen.
Dittmar, Ewald, In^^enieur in Eschweiler.
Dreck er, J., Lehrer an der Realschule in Aachen.
Fetis, Alph., General-Director der rhein.-nassauisch. Bergwerks* o.
Hütten- Aktien-Gesellschaft in vstolberg bei Aachen.
Förster, A., Dr., Professor in Aachen.
Frohwein. E., Grubendirector in Stolberjif.
Georgi, (X H., Buchd ruckerei besitaer in Aachen.
Tan Qülpen, Emst, jnn., Kaufmann in Aachen.
Hahn, Dr., Arat in Aachen.
16
Hahn, Willi., Dr. in Alldorf bei Aachen.
Ton Halfern, Fr., in Bnrtoehetd.
Hasen clever, Robert, General-Director in Aachen,
Hasslacher, Landrath und Polizei-Director a. D. in Aachen.
Heimbach, Laur., Apotheker in Eschweiler.
Heuser, Alfred, Kaufmann in Aachen (Ponistrasse 147).
Heuser, Emil, Kaufmann in Aachen (Ludwigsaliee 38).
Eilt, C, Bergassessor und Director in Aachen.
Holzapfel, Dr., Realsohallehrer in Düren.
Honigmann, Eü^ Bergmeieter a. D. in GroTenberg bei Aabhn.
taonigmann, Frita, Bergingenieur in Aaohen.
Honigmann, L., Bergrath in Höngen bei Aaohen.
Hnperts, Friedr. Wilh., Bergmeieter a. D. in Ifeehemidi.
Kesielkaul, Roh., Kanfhiann in Aachen.
Kortum, W. Th., Dr., Arzt in Stolberg.
Lamberts, Herrn., Maschinenfabrikant in Burtscheid bei Aachen.
Lamberts, Otto, in Burtscheid bei Aachen.
Landsberg, E.. Generaldirector in Aachen.
Laspeyres, H., Dr., Professor am Polytechnikum in Aachen.
Loch n er, Job. Friedr., Tuchfabrikant in Aachen.
Lorscheid, J», Dr., Prof. and Bector an der höheren B&rgectehib
in Eupen.
Martine, Rod., Landgerichta-Director in Aachen.
Mayer, Ad., Kaufmann in Enpen.
Mayer, Georg, Dr. med.. Geh. Sanititerath in Aachen.
Monheim, Y., Apotheker in Aaohen.
Othberg, Ednaid, Director des Esehweiler BergwerksYereins ia
Pumpe bei Esehweiler.
Pauls, Emil, Apotheker in Cornolimünster bei Aachen.
Pielor, Bergmeister a. D. auf Grube Gouiey bei Aachen.
Praetorius, Apotheker in Aachen.
V. Prang he, Rob., Bürgermeister in Aachen.
Püngeler, P. J., Tucbfabrikant in Burtscheid.
Pütz er, Jos., Director der ProTinzial-Gewerbeschule in Aachen.
Renker, Gustav, Bergwerksreprtantant in Düren.
Renmont, Dr. med.. Geh. Sanitätsrath in Aachen.
Seh erTier, Dr., Arzt in Aaohen.
SohiltB, A., Apotheker in St. Vith.
Sohmeidler, Emst, Apotheker in Langerwehe bei Dt&ren.
Schöll er, C&sar, in Düren.
Schuller, Dr., Gymnasiallehrer in Aaohen.
Sieberger, Dr., Prof. an der Realschule in Aaohen (Schiitzenitr. 5).
Startz, Anpfust, Kaufmann in Aachen.
Stribeck, Specialdirector in Burtscheid.
Suermondt, Emil in Aachen.
^ j ^ od by Google
17
Thelen, W. Jot., fitttteDincister ia Altenberg bei Herbesihal.
Thywisteiii HennaiiDi in Aachen (Büchel 14).
Tripel, Aug., Bedhtoanvalt in Aa«Äien.
Venator, Emil, Ingenieur in Aaehen.
Y088, Bergrath in Düren.
Wagner, Bergrath in Aachen.
Wfillner, Dr., Professor am Polytechnikum in Aachen.
Zander, Peter, Dr., Arzt in Esoiiweiler.
£. Bagieniiigsbezirk Trier.
König]. Bergwerksdireetion in Baarhrüoken.
Adelheim, Siegm., Dr. med., Arzt in Trier.
Ton Ammon, Bergrath in Saarbrücken (Grabe d. H^t).
Barthold, Wilh., Bergrath in St. Johann a. d. Saar.
Banr, Heiniioh, Berginspeotor in Solsbach bei Saarbrücken.
Becker, H., Bechnnngnrath in Dndweiler bei Saarbrücken.
Besselich, Nico!., Literat in Trier.
Ii er res, Joseph, Lohgerbereibositzer in Trier.
V. Beulwitz, Carl, Eisenhütteubesitzer in Trier.
Bonn et, A., in St. Johann a. d. Saar.
Böcking, Rudolph, auf Ualberger-Uütte bei Brebach,
iireoer, Ferd., Bergrath in Friedricbsthal.
Base, Oberbürgermeister a. D., Geh. Reg.*Bath in Trier.
Getto, C, OntebeeiUer in 8(. Wendel.
Glaise, A., Apothekenbesitaer in* Prüm.
Corneliaa, Dr. med«, Kaappschaftearzt in St. Wendel.
Dahlem» J. P., Bentner in Trier.
Dan, H. B., ProY. Wege-Bauinspector in Trier.
Dronke, Ad., Dr., Director der Reakchnle in Trier.
Dumreicher, Alfr., Königl. Bau- und Mascbineninspector in Saar-
brücken.
Eberhart, Krcissecretär in Trier,
Kberschweiler, Obersteiger in Urexweiler bei St. Wendel.
Eichhorn, Fr., Landgerichte-Präsident in Trier.
Kilert, Friedr., Ober-Bergrath in St. Jobann-Saarbrücken,
Faeabender, A., Grubendirector in Neunkircben.
Fache, Heinr. Jos., Departcments-Thierarzt in Trier.
GFoldenberg, F., Dr., Gymnasial -Oberlehrer in Malstatt bei Saar^
brfioken.
Grebe, Heinr., Königl. Landesgeologe in Trier.
Groppe, Königl. Bergrath in Trier.
Uaidy, Bmil, Katiimann in Saarbrücken.
2
18
Heinz, A., Berginepector in Griesborn bei Bous.
Jordan, Hermann, Dr., Arzt in St. Johann a. d. Saar.
Jordan, Bergrath in 8t. Johann-Saarbrftcken.
▼on der Kall, J., Ombendirootor in THer.
Kareher, Ed., Gommersienrath in Saarbrflekon.
Kiefer, A., Apotheker in Saarbrücken.
Klein, Abtheilungs-Banmeiater in Trier.
Kl! Ter, Ober-Bergamta-Markteheider iä Saarbrttoken.
Klövekorn, Carl, Oberförster in Treis a. d. Mosel.
Koster, A., Apotheker iu Bittburg.
Kroeffges, Carl, Lehrer in Prüm.
Kuhn, Christ., Kaufmann in Löwenbrücken bei Trier.
Lautz, Ludw., Banquier in Trier.
Lichtenberger, C, Dr., Rentunr in Trier.
Mallmann, Oberförster in St. Wendel.
Henoke, Bergrath anf Grube Beden bei Saarbrücken.
Mohr, Emil, Banqoier in Trier.
Nasse, B., Bergrath in Loaisenthal bei SaarbrSoken.
Kenfang, Banrath in St. Johann a. d. Saar.
de N y 8, Ober-B&rgermeister in Trier.
P a b s t, Fr., Thonwaarenfabrikant in St. Johann a. d. Saar.
Pfaehler, G., Geh. Bergrath in Snlzbach bei Saarbrücken.
Rautenstrauch, Valentin, Commerzienrath in Trier.
Rexroth, F., Ingenieur in Saarbrücken.
Riegel, C. L., Dr., Apotheker in St. Wendel.
Roechling, Carl, Kaufmann in Saarbrücken.
Koeohling, Fritz, Kaufmann in Saarbrücken.
Boechling, Theod., Commerzienrath in Saarbrücken.
Roemer, J., Dr., Director der Bergschule in Saarbrücken.
Schaeffner, Hüttendirector am DiUinger Werk bei DiUingen.
Sohlachter, Carl, Kaufmann in Saarbrfioken.
Sohmits, Oberförster in Banmholder.
Schomers, Hubert, Landwirth in Saarbarg.
Sohondorff, Br. phtlos., anf Heinits bei Nennkirehen.
Sehrfider, Direetor In Jünkerath bei Stadt-Kyll.
Scbubmehl, Dr. med. in Banmholder.
Schwarz mann, Moritz, Civil-Ingcnicur in Trier.
Seyffarth, F. H., Regierungs- und Baurath in Trier.
Simon, Michel, Banquier in Saarbrücken.
Steeg, Dr., Oberlehrer an der Ileal- und Gewerbeschule in Trier.
Stumm, Carl, Geh. Commerzienrath und Eisenhüttenbeiitsar in
Neunkirchen.
Süss, Peter, Rentner in St. Paulin bei Trier.
' Taegliohsbeek, Bergrath auf Heinitsgrube bei Neonkirohen.
Thoma, Jos., Dr. med. und praot Arst in Bleialf
Digitized by Google
19
Till, Carl, Fabrikant in Sulzbach bei Saarbrocken.
Tobiaa, Carl, Dr., Sanilätsrath io Saarlouis.
Yopelius, Carl) HuttoDbetiUer in Sulzbach bei Saarbrücken.
Wandealeben, Berganenor in Louiseuthal bei Saarbrücken.
• Wiebe, Beinhold, Berginapector in Scluffweiler (Kr. Oitweiler).
Winter, F., Apotheker in Gerolstein.
Wirtgen, Ferd., Apotheker in St Johann a. d. Saar.
Ton Wolff, Regierungs-Pr&aident in Trier.
Zaehariae, Aug., Bergwerks-Director in Bleialf.
Zix, Heiur., Bergrath in Ensdorf.
F. BegieroDgabeilrk MindeiL
Stadt Minden.
Königliche Regierung in Minden.
Banning, Dr., Gymnasiallehrer in Minden.
Banai, H., Kauftnann in Bielefeld.
Bockhana, Saperintendent in* Höxter.
Bozi, Gast., Spinnerei Yorwirta bei Bielefeld.
Brandt, Domänenpächter in Rodenberg bei Nenndorf.
Brune, Buchdruckerei-Besitzer in Minden.
C ramer, Dr. med. und Sanitätsrath in Minden.
i>eliu8, Gottfried, in Bielefeld.
D'Oench, Harry, Apotheker in Rinteln.
Ton Eichhorn, Regierungs-Präsident in Minden.
ETarken, Kreiagerichta-Bath a. D. in Paderborn.
Franckenherg, Ober-Bürgermeiater in Paderborn.
Frey tag, Bergrath und Salinendireotor in Bad Oeynhanaen.
Gempt, Apotheker in Hameln.
Ger lach, Dr., Kreiaphjaikna in Paderborn.
Harn mann, Dr., Apotheker in Heepen bei Bielefeld.
Hermann, M., Dr., Fabrikbeaitaer in Bad Oeynbauaen.
Hngues, Carl, Gutspächter in Haddenhausen bei Minden.
Johow, Depart.-Thierarzt in Minden.
Jüngst, Oberlehrer in Bielefeld.
Kreide weis 8, Stadtverordneter in Minden.
Küster, Stadtrath in Minden.
Lax, Eduard, Rentner in Minden.
Metz, Rechtsanwalt in Minden.
Müller, Ludwig, Dr., Sanit&tarath und Badearst In Mindern.
Mnermann, H., Kaufoiann in Minden.
F Ottmeyer, Fr., Gewerke in Forta bei Hanaberge.
Oeynhausen, Fr., Reg.-Aaaeaaor a. D. in GrsTenbnrg bei Vörden.
E
20
Ton 01i«iin1>, CabiDet8*Miiiiiter «. D. und Landrath in HolzbaoMi
bei Hantberge.
Bammstedti Otto, Apotheker m LeTem.
Sanerwald, Dr. med. in Oeynbansen.
Sprengel, H., Apotheker in Bielefeld.
SteinmeiRter, Aug., Fabrikant in Büude.
Stoblmann, Dr., SanitHtsrath in Gütersloh.
Tiemann, Emil, Biirgermeister a, D. in Bielefeld.
Verein für Vogelschutz, Geflügel- und öingvögeiachutz in Mindtt
(Adresse L. Rehdig).
Waldecker, A., Kaufmann in Bielefeld.
Weibe» Dr. med. in Oeynhausen.
Wieemann, ft., Eönigl. Oberförster in Neuböddeken bei Haaieo.
6. liegierungsbezirk Arnsberg.
Königliche Regierung in Arnsberg.
Adriani, Cruhendirector der Zeche Heinrich Gustav bei LangeodraflT.
Alberts, Berggeschworner a. D. und Grubendirector in Hörde«
Altenloh, Wilh., in Hagen.
Arndt, Oswald. Apotheker in Eiserfeld a. d. Sieg.
Arndtty Carl, Maler in Königaborn bei Unna.
Arndts, C, Ombenbesitser in Rnmbeok bei Arnsberg.
Asbeck Carl, Commersienratb in Hagen.
Baoharaoh, Morits, Kaufmann in Hamm.
Banning, Fabrikbesitser in Hamm (Firma Keller & Baaning).
Barth, Bergrath anf Zeche Pinto bei Wanne.
vom Berg, Apotheker in Hamm.
von der Becke, Bergrath a. D. in Liingondreer.
Becker, Wilh., Hüttendirector auf Germania-Hütte bei Grevenbrack.
Beer mann, Dr. med., Kreispbysikus in Meschede.
Bergen thal, C. W., Ge werke iu Hagen.
Bergenthal, Wilh., Commerssenrath in Warstein.
Berger, Carl, jun., in Witten.
Bitter, ü., Dr., Arst in Unna.
Böcking, E., Gewerke in Unterwilden bei Siegen.
Böcking, Friedrieh, Oewerke in Eisern (Kreis Siegen).
Boegehold, Bergmeister in Booham.
Bölling, Geh. Bergrath in Dortmund.
Bonnemann, F. W., Markscheider in Gelsenkirchen.
Borberg, Herm., Dr. med. in Herdecke a. d. Ruhr.
Borndrückj Herrn., Kreiswundarst in Ferndorf bei Siegen.
21
Brftbäuder, Bergmeister a. D. in Bochum.
Br Ack e 1 m a n d, Fabrik* und Bergwerksdireetor auf SehloM Woeklom
bei laerlohii.
BTemme, Friedr., Hüttondireotor in Altenbanden.
Breuer, Aogost, Kaafmann in Iierlobn.
Brener, Aagust, Dr. in leerlobn.
Briekenstein, R., Ombendireetor in Witioi.
Brockhaas, Ludw., Kaufmann in Iserlohn.
Broxtermaun, Ober- Rentmeister in Arnsberg.
Brune, P., Salinenbesitzer in Hoppe bei Werl.
Bach holz, Wilh., Kaufmann in Annen bei Witten.
Büren, Ilerm., Amtmann in Kierspe (Kreis Altena).
Cämmerer, F., Director der Gassstabl- u. Waffenfabrik in Witten.
Crevecoenr, £., Apotheker in Siegen.
Dahlhaus, C, Civilingenieur in Hagen.
Danb^ Fr., Fabrikant in Siegen.
Danb^ Markeebeider in Siegen.
Denningboffy Fr., Apotheker in Sobwelm.
T. DeTivere, F., Freiberr, Kön. Oberförster in Glindfeld bei Medebadi.
Bieeterweg, Heinr., Dr., Sanit&teratb in Siegen.
Dob m, Dr., Geb. Ober-Jostizratb nnd Prieident in Hamm.
Drecker, Gericbtsrath in Dortmund.
Dresler, Ileinr., Kaufmann in Siegten.
Dro^ler, Ad., Gruben- und Hüttenbesitzer in Creazthal b. Siegen.
Drevermann, H. W., Fabriklx^sitzer in EnnepperBtrasse.
Dröge, A., Jastizratb in Arnsberg.
Ebbinghaus, E., in Asseln bei Dortmund.
Ehlert, A., Apotheker in Siegen.
Eichborn, Konr., Director iu Letmathe.
Elbers, Christ., Dr., Chemiker in Hagmi.'
Slbers, Carl, Commersienrath in Hagen.
Emmerich, Lndw., Bergrath in Arnsberg.
Engelhardt, Q», Gmbendireetor in Boohnm.
Erbs&lser-Colleg in Werl.
Erdmann, Bergrath in Witten.
Esielbrügge, C. Fr., Grubenrepraseutant in Fredeburg.
FeUhauss, C, Apotheker in Altena.
Fischer, J. A., Kaufmann in Siegen.
Fischer, Heinr., Kaufmann in Lüdenscheidt.
Fix, Seminar-Director in Soest.
Förster, Dr. med. in Bigge.
Freasberg, Jos., Oecon.-Commissarius in Lippstadt.
Frielingbaus, Gnst., Gnibendirector in Dannebanm bei Boohnm.
Fürth, G., Dr., B^giemngt- nnd Medicinalrath in Arnsberg.
Fährmann, Friedr. Wilh., Bfarksoheider in Hörde.
Digitized by Google
22
Fnneke, F., Apotheker in Witten.
Funcke, C, Apotheker in Hägen.
Gabriel, W., Fabrikant und Gewerke in Soest.
Gallhof, Jul., Apotheker in Iserlohn.
Garsohhageu, H , Kaufmann in Hamm,
y. Gaugreben, Fried r., Freiherr, in Assioghanaen.
Gerlach, Bergrath in Siegen.
Gersteini £d., Dr. med. in Gevelsberg.
Ginebergy Markscheider in Siegen.
Gliier, Jae,, Bergwerksbetitier in FidkeDhütie bei Siegen.
Göbely Frans, Ctowerke in Meinhardt bei Haardt a. d. 8i«g.
Göbel« Joe., Apotheker in Altenhunden.
Graefinghoff, R., Dr., Apotheker in Langendreer.
Graeff, Leo, General-Director und Bergassessor auf Zeche Scham-
rock bei Herne.
Griebsch, J., Buchdruckerei-Besitzer in Hamm.
Haarmann, Wilhelm, Kaufmann in Iserlohn,
Haber, C, Bergwerksdirector in Kamsbeck.
Haege, Baurath in Siegen.
Hahne, Carl, Commerzienrath in Witten.
Le Hanne, Jaoob, Bergrath in Arnsberg.
Hanf| Salomen, Banqnier in Witten.
Harkorty F., in Seheda bei Wetter.
Hartmann, Apotheker in Boohnm. ^
d'HanteriTe, Apotheker in Arnsberg.
Heinemann, Wilh., Grabenreprftientant in fVedebnig, /
Heintzmann, Bergfrath in Bochnm.
Heintzmann, Justizrath in Hamm.
Hellmann, Dr., Sanitatsrath in Siegen.
Henzo, A., Gymnasiallehrer in Arnsberg.
Herbertz, Heinr., Kaufmann in Langendreer.
der Heyden-Rynsch, Otto, Landrath in Dortmund*
Hilgenstook, Daniel, Obersteiger in Hörde«
Hiltrop^ Bergrath in Dortmund.
Hintse, W.» Rentmeister in Cappenberg.
Hoeohet» Job., Bergrath in Attendorn,
Hoeek, Johann, Betriebtfdhrer in Meggen bei Altenhnnden.
Ho^*mp, W., Lehrer in Sassendorf.
Holding hausen, W., Ingenieur in Siegen.
V. Holtzbrinck, Landrath a. D. iu Altona.
V. Holtzbrinck, L., in Haus Rhade bei Brügge a. d. Volme.
Homann, Bernhard, Markscheider in Dortmund.
Hoynck, H., Dr. med. in Arnsberg.
Hültenschmidt, A., Apotheker in Dortmund.
Hundt) Tb., Bergrath in Siegen.
9a
Haser, Joseph, Bergmeister a. D. in Brilon.
Hütte ob ein, Carl, Lederfabrikant in Hilchenbach.
Hätten b ein, Fr.. Dr. in Hilchenbach bei Siegen.
Hüttenhein, Wilb., Kaufmann in Grevenbrück bei BüsteiD.
Haytsen, Rob., Commerzienrath in Iserlohn.
Jang, Wilh , Ober-Bergrath in Dortmund.
J Angst, Carl, in Fickenhütte.
Jftitner, Ferd., KönigL Oborbergamto-Markaoheider in Dorimimd.
Kamp, H.y Hiltiendireotor in Hamm.
Kartting, Dr. med^ Arai in Boohum.
Kieterling, Fr. Ant., Dr. med.» KnappsoHaftsarat in Fredebnrg.
Kindarm an n, Josiisrath in Dortmund.
Klagges, N., Fabrikant in Freienohl.
Klein, Fabrik-Dircctor in Hüsten.
Klein, Ernst, Maschinen-Ingenieur in Dahlbruch bei Siegen.
Kley, Florenz, Dr., Apotheker in Herbede a. d. Bahr.
Klophaus, Wilh., Kaufmann in Schwelm.
Klostermann. H., Dr., Sanitätsrath in ^chum.
Knibbe, Hermann, Bergrath in Bochum.
Koch. Ernst, Director auf Zeche Mon^Cenis bei Herne.
König, Baumeister in Dortmund.
König, Beg.-Rath in Arnsberg.
Köttgan, Reetor an der höheren Realaehnle in Sohwelm.
Ko^ Heinrieh, Bergreferendar in Witten.
Kremer, C, Apotheker in Balve.
Kreuts, Adolph, Oommersiemrath, Bergwerks» nnd Hfttteobesitser
in Siegen.
Kropff, Caspar, Gewerke in Olsberg (Kr. Brilon).
Kühtze, Apotheker in Gevelsberg.
Larenz, Bergrath in Bochum.
Lehment, Wilh., in Letmathe.
Lemmer, Dr., in Sprockhövel.
Lens, Wilhelm, Markscheider in Bochum.
Liebermeister, E., Dr. in Unna.
Liebreoht, Julius, Fabrikbesitaer in Wiokede.
Lilien, Freiherr, Karomerherr und Landrath in Arnsberg.
Liese, Dr^ Sanit&tsrath und Kreisphysikus in Arnsberg.
Limper, Dr., in Altenhnnden.
List, Osdrl, Dr. in Hagen.
Löb, Gutsbesitzer in Caldenhof bei Hamm.
Loerbroks, Justizrath in Soest.
Lohmann, Albert, in Witten.
Lohmann, Carl, Bergwcrksbositzer in Bommern bei Witten.
Loh mann, Friedr., Fabrikant in Witten.
Lehmann, Hugo, Bergreferendar in Lippstadt.
Digitized by Google
34
Ludwig, Berp^aeseflsor ft. D. in Bocbnm.
Lübke, Eibenbahnbauunternehmer in Arnsberg,
von der Marek, Dr. in Hamm.
Marenbach, Bergrath in Siegen.
Marx, Fr., Markscheider in Siegen.
Maflienez, Joi., Direotor dei Hörder Berg- und HüUttn?6reiiii
Hörde.
Meinhard, Hr., Fabrikant in Siegen.
Keinhardt, Otto, Fabrikant in Siegen.
Meininghauf, Ewald, Kaufmann in Dortmund. «
Melohior, Joatitratli in Dortmund.
Mantel, Robert, Berggeechwomer a. D. and Bergwerkadireetor
Höntrop.
M enzler, Berg- und Hüttendirector in Siegen.
Mittelbach. Eberhard, Markscheider in Bochum.
Muck, Dr., Chemiker und Lehrer der Chemie an der Bergsohule
Bochum.
Müller, H., Dr., Oberlehrer in Lippstadt,
von Müntz, Landrichter in Arnsberg.
Neusteiu, ^yilh., Gutsbesitzer auf Haus Ickern bei Mengede.
Noje, Heinr., Marksobeider in Herbede bei Witten.
Nolten, Apotheker in Barop bei Dortmund.
Nonne^ Joliae, fiergasieeeor a. D. in Dortmund.
Othmer, J., Apotheker in Dorstfeld bei Dortmund. ^
Overbeek, Jnl., Kaufmann in Dortmund.
y. Pape, Egon, Freiherr, in Haus Loh bei Werl,
Peters mann, H. A., Hector in Dortmund.
Pieper, Bergaasessor in Bochum.
Pook, L., Betriebsführer auf Grube Ernestus bei Grevenbrück.
Rath, Wilhelm, Grubendirector in Plettenberg.
Rande brock, August, Grubendirector in Reoklinghauaen«
Kauschenbusch, Justizrath in Hamm.
Redicker, C, Fabrikbeaitcer in Hamm.
Beidt, Dr., Ober^Lehrer am Gymnasium in Hamm.
Riefenstabl, Bergreforendar in Dortmund.
Biohter, Louis, in Qrevenbrüok a. d. Lenne.
Bive, Beigwerksdirector in Schwelmer Brunnen.
Böder, 0., Grubendirector in Dortmund.
Bollmann, Carl, Kaufmann in Hamm.
Roll mann, Pastor emer. in Vörde.
Rosdücher, Steuer-Inspector in Hamm.
Rose, Dr. in Menden.
Roth, Bergrath in Bürbach.
Rüben, Arnold, in Siegen.
Büggeberg, Carl Aug., Fabrikbeeitser in Neheim.
25
Rnmp, Wilh., Apotheker in Dortmand.
Rastemeyer, H., Kauf man a in Dortmund.
Sahlmen, R., Dr. med. in Brilon.
Sarfass, Leo, Apotheker in Ferndorf bei Siegen.
Sch aasten, Director auf Zeche Neu-Iserlobn bei Langendreer.
Schern mann, £mii, Apotheker in Hagen.
Schern mann, Wilh., Lehrer in Annan bei WiitMi.
Sehen ck, Mart., Dr. in Siefen.
Sehers, Morits, Buchhändler und Magittratirath in Sohwelm.
Beliliepor, Heinr., Kaufmann in Gräne M lierbhn.
Sehmidy A., Bergrath in Hamm.
Sehmidy Frani, Dr.» Arst in Boehum.
Schmidt, Aug., Apotheker in Haspe.
Sohmtdt, Ernst Wilh., Bergrath in Müsen.
Schmieding, Dr., Arzt in Witten.
Schmitz, C, Apotheker in Letmathe.
Schmöle, Aug., Kaufmann in Iserlohn.
Schmöle, Gust., Fabrikant in Menden.
Schmöle, Rudolph, Fabrikant in Menden.
Schnaöle, Theodor, Kaufmann in Iserlohn.
Schneider, H. D. F., Hüttenbesitzer in Neunlorohen.
Schnelle, Caesar, CiviMngenieor in Bocham.
Sehönaioh-Carolath, Priaa Ton, Bergbaupmann in Dortmund.
Sehcynemann, P.» Gymnasiallehrer in Soest.
Sohütf, Beetor in Boohnm.
Sehalte-Cranwinkel, W., Dr. med., prakt Arst in Boohnm.
Sohalts, Dr., Bergrath in Booham.
Sehn Uz, Justisrath in Bochum.
Schulz, Alexander, Bergassessor in Lünen bei Dortmund.
Schulz, Bruno, Bergwerksdirector auf Zeohe Dahlbusch bei GeUen-
kirchen.
Schwarz, Alex., Dr., Oberlehrer an der Kealschule I. Ordnung in
Siegen.
Schwel in g, Fr., Apotheker in Bochum.
SeWe, Gustav, Kaufmann in Altena.
Sporlcd er, Orabendireotor in Dortmund.
Stadt Sohwelm.
Staohler, Heinr., Berg- and Hfttteotedhniker in Müsen»
Stoiahrinok, Carl, Dr., Gymnasiallehrer in Hamm.
Steinseif er, Heinr., Gewerke in Eiserfeld hei Siegen.
Stommel, August, Bergverwalter in Siegen.
Stracke, Fr. Wilh., Postexpedient in Niederschelden bei Scheiden.
St rataiaiin gon. Berghaus, C, Kaufmauu iu Witten.
Stricker, Gust., Kaufmann in Iserlohn.
Stuckenhoiz, Gast., Maschineofabrikant in Wetter.
Digitized by Google
96
T Arnulf Robert, Bfirgermeitter in Lünen t. d. Lippe.
Tiemann, L., Ingenieur aof der fiieenhatte WeetfUk btt LIm
a. d. Lippe.
Tilmann, E., Bergassessor a. D. in Dortmund.
Tilmann, Gustav, Eisenbabnbaumeister in Arnsberg.
Trappen, Alfred, Ingenieur in Wetter a. d. Rohr.
Trip, H., Apotheker in Camen.
Uhlendorff, L. W., Kaufmann in Hamm,
ülmann, Sparkassenrendant und Lieutenant in Hnma.
T. Velseui Wilh., Bergrath in Dortmund.
Yerteohewall, Jobnan» Markecheider in Dortnnnd.
Tiebabn, Baameister a. D. in Soeat
Yielhaber, H. C, Apotbeker in SoetL
Yogel, Rudolph, Dr. in Siegen.
Voewinkel, A., in Hagen.
Weddige, Amtmann in Bigge (Kreis Brilon).
Weereu, Fricdr., Apotheker in Hattingen.
Weiss, Job., Dr. philos., Reallehrer in Hattingen a. d. Ruhr.
Weller ah aus, Albert, Kaufmann in Milspe (Kreis Hagen).
Welter, Ed., Apotheker in Iserlohn.
Weiter, JnL, Apotheker in Lünen a. d. Lippe.
Werneeke, Markscheider in Dortmund.
Weatermann, A«, Bergreferendar in Boebam.
Weetbof f> Paator in Ergste bei Iierlobn. ,
Weygandt, Dr., Arat in Bocbnm.
Weyland, 0., Bergwerkadireotor in Siegen.
Wiakott, Wilb., Kaufmann in Dortmund.
Witte, Terw. Frau Commersienrfttbin auf Heitbof bei Hamm.
Würzburger, Mor., Kaufmann in Bochum.
Wulff, Jos., Grubcntlirector in Herne.
Wuppermann, Ottilius, in Dortmund.
Zöllner, D., Steuerinspector in Dortmund.
H. Beglemngsbeilrk Kttiistor.
Albera, J. F., Apotbekor in Lengeriob.
Boltae, Hermann, Bergasseaaor in Recklingbausen.
Dndenbanaen, Rentner in Warendorf.
Engelhardt, Bergrath in Ibbenbähren.
TOn Foerster, Architekt in Münster.
Hack(ibram, Franz sen., Rentner in Dülmen.
Hackfbram, F. jun., Apotheker in Dülmen.
Hacke br am, Apotheker in Münster.
. j ^ od by Google
27
Hittorf, W. H., Dr., Professor in Münster.
Hoffmann, Dr., Professor an der Bealsohuie in MüaBter.
Uomann, Apotheker in Nottuln.
Hosius, Dr , Professor in MfLiMter.
Josten, Dr. med. in Münster.
Karaeh, Dr^ Professor and Mddicinalrath in Müntisr,
TOD Kfihlwetier, WirkL Geh. Bath» EioellenB, Ober-Prftsident io
Münster.
Landois, Dr., Professor in Münster.
Miehaßlis, Königl. Baarath in Münster.
Münch, Dr., Direotor der Be«l- und Gewerbeschule in Müueter.
Nitschke, Dr., Professor in Münster.
V. Raesfeld, Dr., Arzt in Dorsten.
Stahm, Inspector der Taubstummen • Anstalt in Langenhorst bei
Steinfurt.
Stegehaus, Dr., in Senden.
Strunk, Aug., Apotheker in Becklinghausen.
Tosse, £d.» Apotheker in Buer.
Volmer, Engelb^ Dr. med. in Oelde.
Weddige, Jnsticratb in Bheine.
Wiesmann» Dr., Geh. SanitÜtsrath nnd Kreisphysikns in Dülmen.
Wynen, Dr., Kreisphysikos in Aseheberg bei Drensteinfart.
Ziegler, C, Kreisgerichtsrath in Ahaus.
I. In den übrigen Provinzen Prenssejis,
Königl. Ober- Bergamt in Breslau.
Kdnigl. Ober-Bergamt in Halle a. d. Saale.
Aehenbaoh, Adolph, Berghanptmann in Clausthal.
Alt um, Dr. und Prof. in Neustadt-Eberswalde.
Asoherson, Paul, Dr. und Prof. in Berlin (Kömerstr. 9).
Aremann, Philipp, Apotheker in Osterkappeln (Hannorer).
Bahr dt, H. A., Dr., Rector der höheren Bürgersohale in Münden
(Ilanuuver).
Bartling, E., Techniker in Cassel (Wilhelmshöher Allee 48 I Etage).
Bauer, Max, Dr. phil., Prof. in Königsberg i. P.
Beel, L., Bergwerksdirector in Weilburg a. d. Lahn (Reg.-Bez.
Wiesbaden).
B ermann, Dr., Gymnasial-Conrector in Liegnitz in Schlesien.
Bergemann, C, Dr., Prof. in Berlin (Königgrfttserstrasse 91).
Bergaohule in dausthal a. Hars.
Beyrioh, Dr., Prof. u. Geb.-Eatli in Berlin (Fransösische Str. 29).
98
Bisehof, Dr., Chemiker in Wiesbaden.
Boekmann, Wilb., Rentner in Berlin S.W. (Hedemaonrtr. 8).
Bölsche, W., Dr. phil. in Osnabrfiok (Moltkeitr. 6).
von Born, Wilhelm, Rentner in Wiesbaden (Yictoriastrasse 1).
V. d. Ii orne, M., Rittergutsbesitzer in Berneuchen bei Wuaterwitx
(Neuinark).
Bot he, Ferd., Dr., Director der Gewerbeschule in Görlitz.
Bras«, Arnold, Dr. in Halle a. d. Saale (Harz 9).
Budenberg, C. F., Fabrikant in Buckau bei Magdeburg.
Budge, JuL, Dr., Geh. Med.-Rath u. Prof. in Greifswald.
Bücking, H., Dr. phil. in Berlin (N. Invalidenstr. 46).
Cappell, Bergmeister in Tarnowitz (Oberschlesien).
Caspary, iL, Dr., Prof. in Königsberg i. Pr.
Clewing, Carl, Dr., Apotheker in Berlin S.O. (Rtxdorf).
Ghelius, Dr. philoo. in Marburg.
Cnno, Regierungs- und Benrath in Wiesbaden.
Curtse, Maximüian, Gymnasiallehrer in Thom.
Dames, Willy, Dr. phil. in Berlin (W. Keithstr. 18).
Devens, Polizei-Präsident in Königsberg i. P,
Dittmer, Geh. Regieriingsrath in Breslau.
Druiding, Dr. med., Sanitätsrath in Meppen (Hannover).
Duderstadt, Carl, Rentuer in Wiesbaden (Parkstr. 20).
Ebert, Stud. philos. (aus Cassel) in Marburg.
£ geling, Gustav, Pharmaceut in Torgan (Löwens potheke).
Erdmann, Wilhelm, Beniner in Hildesheim (Hoher Wall).
Ernst, Albert, Bergverwalter in Ems.
Ewald, J., Dr., Mitglied d. Akademie der Wissenschaften in Beriin.
Fasbender, Dr., Professor in Thom.
Fischer» Theobald, Dr., Professor in Kiel (Reventlow-Allee 6).
F Öhr igen, Ober-Forstmeister in Ifarburg.
Forstakademie in Mftnden, PrOT. Hannorer.
Frank, Fritz, Bergwerksbesitzer zu Nievernerhütte bei Bad Ems.
Freund, Geh. Bergrath, vortr. Rath, 1. Abth. Minist, d. öfl'. Arbeiten
in Berlin.
Freudenhorg, Max, Bergwerksdirektor in Ems.
Garcke, Aug., Dr.. Prof. u. Custos am königl. Herbarium in Berlin*
Giebel er, Bergrath in Wiesbaden.
Giesler, Fr., Bergassessor und Director in Limburg a. d* Lahn.
Greeff, Dr. med., Professor in Marburg.
Grönland, Dr., Assistent der Versuchsstation Dahme (Regiemogs-
beairk Potsdam).
Hastiaoher, Bergrath in Berlin (W. Genthinerstr. 86).
Hauohecorne, Geh.Bergrath u. Director d. k. Bergakademie in Beriin.
Heberle, Carl, Bergwerksdireotor yon Grube Friedrichssegen in
Oberlahnstein.
Digitized by Google
29
Haitis F., in Hanno vw (Gallerrtr. 8 b).
He all er, Tt,^ in Leopoldthfiite bei Hftiger.
T. Heyden, Lucas, Dr. pbiL, Hauptmann a. D. in Bookenbeim bei
Fraokfart a. Main.
Holste, Berg^erksdirector auf Georg's Marienhütte bei Osnabrück
(Hannover),
Uuyssen, Dr., Berghauptmann iu Halle a. d. Saale.
JohaDny, Kwald, in Wiesbaden.
Jang, Hüttendirector in Burg bei Uerborn.
Karop, II., Hauptmann in Osnabrück.
Karscb, ?'erd., Dr. phil., Assistent am zoolog. Museum zu Berlin.
Kayter, £manael, Dr., König!« Landeageologe und Privatdooent in
Berlin (Lnstgarien 6).
Kemper» Bad., Dr., Apotfaekor in Bitsendorf bei Omabrfiok.
Kiefer, Kamaierpriiident a. D. in Wiesbaden (Karlistrasse 1).
Kiaienbaeb, Carl, Bergvwwalter in Weilburg.
Koch, Carl, Dr., Kg], Landesgeologe in Wiesbaden (Adolphstr. 5).
Koch, Heinr., Bergmeister in Kottbus.
V. Koenen, A., Dr., Professor in Göttingen.
Köhler, Gustav, Bergassessor in Clausthal a. Uarz.
Kohles, Konigl. Katastercontroleur und Yermeasangsrevisor in Halle
a. d. Saale (Leipzigstr. 11).
Kollmann, F., Hüttendirector auf Adolphhütte bei Dillenburg.
Kosmann, B., Dr., Königl. Bergmeister in Beaihen (Obersoblesien).
Krabler, Dr. med., Professor in Qreifswald.
Kraaa, JnL, Gab. Regierangsratb a. in Wiesbaden (Karlsir. 18).
Krag T. Nidda, Ober-Bergbanptmann a. D., WirkL Qeb.-Baib, Exo.
in Berlin.
Landolt, Dr., Geb. Begiemngerath in Berlin (Kronprinsennfer 8).
Lssard, Ad., Dr. phil., Direotor der vereinigten Telegraphen-Gesdl*'
Schaft in Berlin (Werderstr. IV. II).
Leisner, Lehrer in WaUleiihurir in Schlesien.
I^.ebisch, Theodor, Dr., Professor in Breslau (Alexanderstr. 21).
Luewe, Postrath in Hannover.
Lossen, K. A., Dr. in Berlin (S.W. Kleinbeerenstr. 8).
Marquart, P. GL, Dr. in Cassel.
Meineke, C, Chemiker in Oberlahnntein.
Meydam, Georg, Berginspcctor in Stadt Königshütte (Obersoblesien)*
Meyer, A., logeniear in Berlin (Lehrter Bahnhof).
Meyer, Bnd., Knnstgirtner in Wildpark (Potsdam).
Modersobn, C, Ingenieur in Berlin W. (Abrensleben Str. 18 1).
Hosler, Oxr^ Bergrath und Salinendireetor in Schönebeck bei
Magdeburg.
Xlller, Ober-ßer^rrath a. D. in Halle a. d. Saale.
Münter, J., Dr., Professor in Greifswald.
Digitized by Google
30
Neuss, Chr., Apotheker in Wiesbaden (Hirschapothdtt).
Noeggerath, Albert, Oberbergrath in Clausthal.
Kotze 1, Wilhelm, Fabrikbesitzer (aus Moskau) in Wiesbaden (Haiiier
WefT 1).
Pietscb, Königl. Regierungs- und Baurath in Torgau.
Prehn, Premier-Lieutenant a. D. in Meppen (Prov. Hannover).
Beiti, W., Dr. phiL in Berlin (W. Potedamerrtr. 118. Villa ÜQ.
T. Benesie, Königl. Bergrath in OsnabrSpk.
Bhodias, Professor an der Bergakademie in Berlin.
Biehter, A., General - Landsdhaffksrath in Kftoigsherg L Pr. (Wil-
helmsirasee 8).
Roemer, C, in Quedlinburg.
Roemer, F., Dr., Geh. Bergrath und Professor in Breslau.
V. Rohr, Ober-Bergratb in Halle a. d. Saale.
Romberjf, Director der Gewerbeschule a. D. in Görlitz.
Eosenow, Hugo, Dr., Li^hrer au der Sopbien-Realsohule in Berlin
(Schöuhauser-Allee 188).
Roth, J., Professor iu Berlin (Hafenplatz 1).
Scheck. H., Dr. philos. in Hofgeismar bei Cassel.
Schleifenbanm, W., Grubendireotor in Elbingerode am Han.
Bohreiber, Biehard, Eiteiig]. Sakwerkidirector in Staasfort.
Bchachardty Theod., Dr, Direetor der ehemisohen Fabrik in Gdrliti.
Sohftisler, Seminarlohrer in Dillenburg.
SohwarsOi Dr., Geh. Bergrath in Breslau.
Serlo, Dr., Ober-Berghaaptmann in Berlin fW. Wilhelmstrasee 89).
Speyer, Oscar, Dr., Königl. Landeßgeoioge in Berlin (Lustgarten 6).
V. Spiesse n, Aug., Freiherr, Oberförster in Usingen (Reg.-Bez. Wiea-
baden).
Spranck, Hermann, Dr., Keallehrer in Homburg v. d. Höhe (Hessen-
Homburg).
Stein, B., Dr., Ober-Bergrath in Halle a. d. Saale.
Steinmann, Ober-Präsident in Schleswig.
Stippler, Joseph, Bergwerksbesitaer in Limburg a. d. Lahn.
Stolsenberg, K, Grubendireotor a. D. in Frankfurt a. M.
Temme, C, Bergwerksdireotor in Osnahrflok.
Trenkner, W., in Osnahrflok.
ülrioh, Königl. Bergraeister in Dies (Nassan).
üniTersit&ts-Bibliothek in Güttingen.
von Velsen, Bergassessor in Zabrze in Oberscblesien.
Vigener, Anton, Apotheker in Bieberich a. Rh. (Hofapotheke).
Vüllers, Bergwerksdirector zu Ruda in Oberschlesien.
Wedding, H., Dr., Geh. Bergrath in Berlin (S. W. Tcmpelhof-Üfer 83).
Weiss, Ernst, Dr., Professor in Berlin (Luisenplata 2).
Wencke Ubach, Fr., Bergrath in Weilburg.
Wiester, Rud., General-Director in Kattowita in Oberschlesien.
Digitized by Google
81
Winkle r, Geb. Kriegsrath a. D. in Berlin (Sohillstrane 17).
Zaddeob, 6., Proletsor in Königsberg.
Zintgraff, Aagmt, in DUIenbnrg.
Zwieky Henannnt Dr., StSdtiedier Sohnlinspector in Berlin (Seham*
hontetTMee 7).
K. Ansserludb Freossens.
TOD Ab ich, K. russ. Staatsrath in Wien (Maseamstrasie 8).
Allmann, Adolph, Bergwerksbesitzer in Bingen.
Andri, Hans, Landwirth in Cobar, Now-Sonth- Wales, Aasiralien.
Aragon, Charles, in Rom (Corso 101).
Bsnr, Oy Dr., Bergrath in Stuttgart (Gaaslei-Str. 34 i).
Blamier, Emst, Ober-Bergrath a. D. und Centraldiroetor d. PMger
Eisen-Indnstrie-Gesellschaft in Wien (IV. Hengasse 68).
Beek, W., Phermasent in Neustadt a. d. Hardt
Biekel, Oastav, Stnd. med. in Marbnrg.
Blees, Bergmeister a. D. in Metz (Theobaldswall 8).
Bock holz, in Hof.
Böcking, G. A., Hütten besitzer in Abontheuerhütte in Birkenfeld.
Brand, Carl, Dr. in Alt-Orsowa a. d. Donau (Süd-Uogarn).
Brauns, D., Dr., Professor in Tokio in Japan.
Briard, A., Ingeniear in Mariemont in Belgien,
van C alker, Friedrich, Dr., Professor in Groningen.
Castel, Anatol, Gutsbesitzer in Maestricht.
Cattendyek, W., Bergwerks-Direetor n. Hauptmann a. D. in Goslar.
Cohen, (krl, Teohniker in S4lte Uke Oity (Utah, Nord-Amerika).
Dahl, Wilb., Dr., Beallehrer in Brannschweig.
Beimel, FrMr., Dr., Angenant in Strassbnrg.
Bewalque, Professor in Lftttioh.
Bewalque, Professor in Löwen (Belgien).
Borr, Hermann, Apotheker in Idar.
Dreescn, Peter, Gärtner in Antwerpen (nie van Beethoven Nr. 7).
Dröscher, Friedrich, Ingenieur in Giessen.
von Droste zu V is ch e ri ng-P a dtb er g, M., Freiherr, in Coburg.
▼OD Dücker, F. F., Freiherr, Bergrath a. D. in Buckeburg.
i^ck« ü., Dr., Prof. am Polytechnicum in Stuttgart (Neokarstr. 76).
Fassbender, R., Lehrer in Maestricht.
Firket, Adolph, Bergingenieur in Lüttioh (28, me Dartois).
Pliok, Dr. med. in Birkenfeld.
Fromberg, Rentner in Amheim.
Foehs, C. W. C, Dr., Professor in Meran in Tyrol*
Geinits, Dr., Professor in Rostock.
Digitized by Google
82
Geognostisch -Paläontolop^isches Institut der Unifenitit
Strassburg i. E. (Professor Benecke).
Gilbert, Kaiserl. Bergmeister in Metz (Theobalds wall 8).
Gille, J., Inpremeor aa oorpt royal des Minea in Hont (rae de k
Halle 40).
Gilkinet, Alfred, Dootor in Lüttich.
Grothe, Dr.» Profenor in Delft (Holland).
Grotrian, Geb. Kammerrath in Brannsobweig.
Gftmbel, C. W., Königl. Ober-Bergdirector und lütgUed der Aka-
demie in Mftnchen.
Hartnng, Georg, Dr., Partioolier in Heidelberg (Haaptetr. 91).
Haynald, Ludwig, Dr., k. wirkt. Geh. Rath u. Cardinal-Erzbischof,
£xc. in Kalocsa in Ungara.
Heister h agen, F., Ingenieur und Bauunternehmer in Birkenfeld.
Hermes, Ferd., S. L., in Blyenbeck bei Afferdeu, Holland.
Herwig:, Dr., Professor am Polyteckiiikum in Darmstadt.
Hildebrand, Fr., Dr., Professor in Freiborg i. Br.
Hofmann, P. W., Dr. (Firma Hofmann n. Schoetensaok ehem. Fa-
brik) in Ludwigshafen a. Rhein.
Hornhardty Frits, Gberföreter in Biesterfeld bei Rinhenan (Uppe-
Detmold).
Kanits, Ang-t Dr. phiL, Professor in Klansenbarg in Siebenbürgea.
Kar oh er, Landgeriebte-Prftsident in Saargemflnd.
Kawall, H., Pattor in Pnssen in KorJand.
Kickx, Dr., Professor in Gent
Laigneaux, C, Betriebsdirector in Klein-Roaseln (Elsass).
Maass. Bernhard, Bergwerksdirector in Fünfkirchon in Ungarn.
Martens, Aug., Oberförster in Schieder (Lippe-Detmold).
Martens, Et!., Professor der Botanik in Löwen (Belgien).
Maurer, Friedrich, Reiitaer in Darmstadt.
Hayer, Ed., Landforstmeister in Strassburg (Erononborgeretr. 27).
Menge, R., Steuerrath in Lemgo (Lippe-Detmold).
Menn, Reotor und Vorsteher der Gewerbehalle in Idar.
Miller, Konrad, Dr., Kaplan in Unter-Eeiendorf in WürCembefg.
▼on Möller, Yalerian, Prof. a. d. Bergakademie in St. Peterebnrg.
Müller, Hogo, Bergassessor in Breslau.
Nenmayr, MelohicHr, Dr. philos., ProfeeKMr in Wien.
Nobel, Alfred, Ingenieur in Hambarg.
Kobiling, Theodor, Dr., Fabrikdirector zu Schoeningen im Herzoge
thum Braunschweig.
Oehmichen, Dr., Professor der Laudwirthschaft in Jena.
Ottmer, E. J., Dr., Professor in Braunschweig (Kasernenstr. 31).
Overbeck, A., Dr. in Lemgo (Lippe-Detmold).
Ploem, Ritter von, Dr. med. in Java.
Preyer, Dr., Professor in Jena.
Digitized by Google
88
Renard, A., S. J., Mm^ royal In Brflssel (Belgien).
ReaBch, Dr., Apotheker in Dürkheim an der Hardt,
van Rey, Wilh., Apotheker in Vaels bei Aachen (Holland).
Ton Roenne, Ministerialrath in Strassburp: (Fianciscanerg. 1).
Rüri;^, Carl, Dr. med., Bruiinenarzt in Wildungen (Waldeck).
Kose, F., Dr., Professor in Strassburg (Feggasse 3).
Kochte, S., Dr., Lehrer an der k. Gewerbeachale in Neuburg an
der Donau.
Sehern mann, C. J., Kaofmaon (Firma Sohemmann nnd Schulte) in
Hamborg.
Seh rader, Carl, Apotheker in Albesdorf in Lothringen.
Siemens, Charles William, Dr., F. R. 8. in London (S. W. 12.
Queen Ame's Gate).
Sebolse, Ludwig, Dr., Bankdireotor in Hamburg.
Schorn aoD, Geheimer Krieg^rath a. D. in Dresden.
TonStrauas u. Torney, Regierangsrath in Biickeburf^.
V. Strombeck, Herzogl. Kainmcrrath in Braunschweig.
Siärtz, Hauptmann und Platzingenieur in Diedenhüfen.
Tecklenburg, Theod., Bergrath in Darmstadt.
Thorn, W., Director in Blankenburg a. Harz.
Tils, Richard, Apotheker in Diedenhofen (Thionville) in Lothringen.
Tisch be in, Oberforstmeister in Eutin (Fürstenthum Lübeck).
Dhaghs, Casimir, in Maastricht (Natoralien-Coroptoir roe des blan-
ehiasenrs).
de Yanx, B. A., in Lüttioh (Rue des Angls 15).
Wagenor, R., Oberförster in Langenholthausen (Fi&rstenth. Lippe).
Weber, Max, Dr. med., Prosector und Lector an der Üniversitit
in Utrecht.
Wcerth, 0., Dr., Gymnasiallehrer in Detmold.
Wilde nhapen, W., Ingenieur in Giesseu.
Win necke, Aug., Dr., Professor in Strassburg (Sternwarte).
Witienauer, G., Bergwerksdirector in Luxemburg.
W^rede, B>iedr.. Ingenieur in Heidolberg.
Zart mann, Fcrd., Dr. med. in Metf.
Zirkel, Ferd., Dr., Professor in Leipsig.
Iltglieder, deren jetziger Anfenthalt unbekannt ist.
Bftdorf, Magnus, früher Lehrer an der Realschule in Augsburg.
Brockmanu, General-Director. früher in Guanaxuato in Mexiko.
Burebart z. Apotheker, früher in Aachen.
▼on dem Busche, Freiherr, früher in Bochum.
Forster, Theod., Chemiker, fi'üher in Stassfart.
Oeorge, Markscheider, früher in Oberhausen.
8
Digitized by Google
I
84
Hü Stege, Theodor, OnibeDrepr&sentant, früher in Amsberff.
Klaas, Fr. Wilh., Chemiker, früher in Othfresen bei Salzgitter.
Klinkenberg, Aug., Hütteudir., früher lu Laudaberg b. Kätingen.
Lenssen, Krnst, Chemiker, früher in Rheydt.
Holl, Ingenieur ui.d Ilüttendirector, früher in Cöln.
Mündt, Hauptmann a. D., früher in Broicherhof bei Bensberg.
Petry, L. H., Wieseubaumeister, früher in Colmar.
Poll, Rob., Dr. med., früher in Tbure bei Nakel (Preusseo).
Begeniter, BucL, Ingeoieur, früher in Cöln.
Binieln, CatMiorooDiroleur, frfther in Lubbeoke.
Boessler, Dr., Ingenieur, früher in Bonn.
Bosen kr ans, Grabenverwalter, früher auf Zeehe Henriette bei
Barop.
Bykom, J. H., Bergwerksbesitser, früher in Burgsteinfurt
Schöll er, F. W., Bergbeamter, früher in Rübeland.
Schwur/, L , Lüfidwirtiischafta-Lebrer, früher in Deuta (Siegbiirger-
Strasse 101* a).
Spieker, Alb., Bergexspectaut, früher in Bochum.
Welkner, C, Ilüttendirector, früher in Wittmarschen bei Lingea.
Wüster, Apotheker, früher in Bielefeld.
Am 1. Januar 1881 betrug:
Die Zahl der EbrenmitgUeder 10
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder:
im Regierungsbezirk Cöln 291
» > Col.lenz 104
> > i;üs8eldorf 219
> » Aachen 71
9 » Trier 84
» 9 Minden 41
> » Arnsberg .274
9 » Munster 29
In den übrig<>n Provinzen Prenssens 187
Ausserbalb Preussens lOS
Aufenthalt unbekannt . . • . • • 24
1S16
Digitized by Google
85
Seit dem 1. Januar 1881 sind dem Verein beigetreten;
Adln Dg, M., Apotheker In ürft i. d. Eifel.
Berger, Dr. med., in Bergisch-Gladbach.
Braun, Gottlieb, Apotheker in Haasberge bei Minden.
Gobo, Dr. med. und Badearzt in Oeynhausen.
Delhougne, Arthur, Stud. rer. nat. (aus Eupen) in Bonn.
Diese 1 ho ff, L., Ingenieur and techn. Direotor des at&dtiaoh. Wftiaer-
werkes in Iserlohn.
Fesoa, Max, Dr., Privatdocent in Qöttingen.
Featsner, C, Candidat in Marbarg.
Frank M neiler, Fabrikbeaitier in Eitenberg bei Qr&nttadt
(Bbeinbaiern).
Fuhrmann, Panl, Dr., Bergreferendar in Bonn (CSoblenaerat». 80).
von Goldbeck, Begierangsrath in Hannoyer.
T. Hanstein, Reinh., Dr. philos., in Göttingen (Johannesstr. 21).
Hermann, Gust.. Hauptmann a. D., Generai- licvullmächt. dus Freih.
V. Diergardt in liüiiii.
Levin, Wilh., Dr., in Göttingen.
Leybold, Carl, Bergreferendar in Bonn (Münsterstr. 13).
Möller, Carl, Dr., in Kupferhammer bei Brackwede.
Most. Dr., Director der Provinzial-Gewerbeeohule in Coblena.
Opfergeld, Amtsrichter in Bensberg.
Pielatioker, Theod«, Dr. med., in Alteneeeen.
Realschule L Ordnung in Barmen.
Rohden, Aogoat. Dr., in Oeynhausen.
Buhnke, Carl, Stud. phUos., in Qöttingen.
Schorn, General-Direetor in Bensberg.
Schulz, Oberforstmeister in Minden.
V. Solms-Laub ach, Graf Herrn., Professor in Göttingen.
Sorg, Director in Bensberg.
Tenne, C. A., Dr., in Hildesheim.
1 rapp, Conrad, Bergwerksdirector in Ibbenbüren.
Vogeler, Aug., Hotelbesitzer in Oeynhausen.
Wilms, F., Dr., Apotheker in Münster i. W.
Zimmermann» Th., SteinbmohbesitBer in Bergisoh-Gladbaeh.
1
Oorrespondenzblftti.
I
i
! Dr. Heraann Bleibtreu.
Nekrolog.
Vorgetragen in der General -Versammluiinr des Naturb. Vereins der
preoss. RheiDlande uud Westfalens zu Oeynhausen am 7. Juni 1881
I von H. von Deciien.
I Zu den vielen tcbweren Verlusten, welche in jüngster Zeit
' der Naturhistorische Verein von Kheinland und Westfalen durch
den Tod ausgezeichneter Mitn^lieder erlitten bat, zählt an hervor-
ragender Stelle Dr. Hermann Bleibtreu, der einem thätigen
Leben am 25, April d. J. plötzlich durch einen Hirnschlag ohne
Toransg^angene Krankheit in seinem 61. Lebensjahre und unserem
Vareine, dem er aeit dem Jahre 1855 angahort hatte, entriaaen
WBfde. Er bat, auageieiohnet durch streng wissenschaftliche Bildung^
ndi groase Yerdienata um einselne Zweige der ▼aterltadiaehen In-
dnsfcrie in snadanemder angaetrengtei^ Arbeit erworben nnd war in
dieaer Beziehung eine ^iaehe Ersebeinong in unaerem Vereine, der
die Vermiitelnng der Naiarwiaaenaohalten mit ihrer Anwendung im
Laban au Tennittehi aich an einem adner Hanptsiele geaetzt hat.
Bei seinen Arbeiten, die anf ESnaelheiten gerichtet waren, übersah
er aher keineswegs das Allgemeine; indem er für besondere Zwecke
iLätig war, wollte er auch dem Allgemeinen dienen, wie dies seinem
durchaus tüchtigen Charakter, seiner hingebenden Vaterlandsliebe
entsprach. So hat er sich in allen Kreisen hohe Achtung, fest be-
^rründetes Vertrauen, in der Verwaltung der Stadt Bonn wie in den
freien Vereinigungen erworben, denen er in seltener Hingebung
seine Erfahrungen und Kräfte widmete. Zurückhaltende Bescheiden*
heit, die ihn den Einaehien lieb nnd werth maohte» Terhinderte
ihn niehi aeine Uehersengnng an richtiger Stelle mit Entachieden*
heit anasoapreehen nnd an deraelben feat an halten. So war der
Mann geworden, ana deaaen Leben die nachatehenden Züge, die
lom gröaaten Theüe aeinen eigenen Anfceiehnnngen entnommen
tind, fdr den weiteren Kreia aeiner Verehrer der Anibewahmng
Werth erscheinen.
Er war am 4. März 1821 zu Kloster Pützchen bei Beuel, Bonn
gegenüber geboren, wo sein Vater Leopold Bleibtreu als Be-
AUer der Hardter Alaunhütte, die er im Anfange dieses Jahr-
4
Digitized by Google
8B
handerti gegründet hatte, und der dazu gehörenden Btrannkohka*
graben lebte. Er besaehte das Gymnaiiom in Bonn, bezog 1818
die Universität daselbst und widmete sich den Berg- und Natur-
Wissenschaften, musste dieselbe aber bereits im Herbst 1839 ver*
lassen, um mit dem altern Bruder nach dem Tode des Vaters die
Verwaltung der Alaunhütte und der Gruben zu übernehmen. So
wurde er schon in jugendlichen Jahren praktisch in die Industrie
und das Geschäftsleben eingeführt. In den folgenden Jahren 1841
nnd 42 erledigte er den Militärdienst als Freiwilliger bei der Pio«
nier-Abthcilung in C!oblens und verUeM denselben als Offiiier in
der Pionier-Landwehr.
Bei der Leitung der Alannhütte hatte er die Er£ahning ge*
macht, dass seine wissenschaftliohe Ansbildnng za fr&h nnterbroehoi
worden war. Er bezog daher noohmals die üniversitftt und stadirte
unter Lieb ig in Gieosen besonders Chemie. Als demnach A W.
Hofmann, Assistent Ton Liebig , sieh in Bonn habilirtOy begleitete
er denselben hierher und setzte hier seine chemiBchen Arbeiten fori
Als nun Hofmann einem Rufe nach London zur Gründung eine:
chemischen Lehranstalt folgte, schloss er sich demselben an^ war
demselben bei der Einrichtung des Laboratoriums bebülflich und
wurde auf Empfehlung von Liebip: und Ilofmaun als Assistent
beim Boyal College of Cbemistry angestellt, und begann praktischen
Unterricht in der an or spanischen Chemie zu ertheilen. Wohl hätte
sich ihm hier eine glanzende wissenschaftliche Laufbahn eröffnet,
allein die Geaohäftsverh<nisse des Tftterliohen Erbes riefen ihn
nach der Hardter Alannhütte zurück. Er verliess dieselbe nur, üb
1846 unter Lieb ig's Dekanat in Oiesaen die philosophische ])oeko^ j
würde zu erlangen.
Das Jahr 1848 führte ihn zuerst in öffentliche GeachSftc ein,
als er vom Handelsminister Milde in eine Commission zur Bear-
beitung des Entwurfes eines allgemeinen Preuss. Berggesetzes berufen
wurde, an dem sich die Staatsbehörden seit vollen 30 Jahren ver-
geblich abgemüht hatten. Er nahm an dieser Commission (August
bis November) als Protokollführer den lebhaftesten Antheil. Die
folgenden Jahre der politischen Reaction Hessen ihn nicht unberührt,
indem er bei streng gesetzlicher und ehrenwerther Haltung als
Pionier-Landwehr-Offizier entlassen wurde. Dadurch wurde aber in
eigenthümlicher Weise die Veranlassung zu der industriellen Thätig-
keit gegeben, die ihn während des grössten Theiles seinea LebsM
besohüftigt hat. Wfthrend der Mobihnaehung 1849—60» die er in
trenester Erfüllung dessen, was er als Pflicht glaubte erkannt za
haben, als gemeiner Soldat mitmachte, kam er mit einem Architekteo
in nühere Berührung, mit dem er spüter, als dieser in Küln be-
seh&ftigt war, häufigen Umgang pilegte und in dessen teohnisoheTn
Bekanntenkreise vielfach die Frage des Englischen Portland-Cement
Digitized by Google
89
erörfiert wurde, dem kein inländisches Material gleicii komme und
der fortdauernd eioö erweiterte Anwendung finde.
Dadurch wurde er veranlasst, in seinem Laboratoriam atif
dar Jbiardter Alaonhütle vielfache Yersoehe ansnatelleiit die ihn in
Zeit eines Jahree su der Uebersengung führten, dass daa von ihm
enaittelte Ver&hren anoh im Grossen denselben sicheren und toH-
stiadigen Erfolg haben werde. Bei der gewohnheitemftssigen Ter-
wsndang dea vorzüglichen natfirlidien Trassee von Brohl und Plaidt
hier am Rhein an ItydraoUsohem ICdrtel wagte er aber nicht, eine
solche Anlage in unserer Provinz ro machen, richtete vielmehr sein
Aagenraerk auf die östlichen Provinzen des Staates, denen ein solches
Material fehlt und wo nur die Concurrenz des Englischen Portland-
Cementes zu besiegen war.
Sein Schwafrcr Au^^. Sadee gab Veranlassung, dass er sich
nach Stettin wandte, wo er mit dem Consul Gu ticke eine kleine
Portland-Cementfabrik in der Nähe bei ZüUchow anlegte, die den
Yollatandigsten Erfolg seiner Voraussicht bestätigte. Daa Fabrikat
war dem JSngUsohen vollständig gleieh. Darauf hin wurde eine
AktiengeaeUschaft^ die Stettiner Portland-Cementfiabrik gegrfindet,
welche er von 1852 bia 1866 aelbst leitete mit der Befriedigung,
dem Yaterlande einen wichtigen neuen Industrieaweig gewonnen an
haben, der sieh noch jetat immer weiter entwickelt.
Er hatte durch diese Anlage die Erfahrung gemacht, dass
auch neben dem Rheinischen Trassmörtel eine grosso Verwendung
von Portland-Cement stattfinden und sich eine Fabrikanlage am
Khein lohnen könne.
Inzwischen war aus der Vereinigung der Alaunhütten an der
Hardt der Bonner Bergwerks- und Hütten-Verein als Aktiengesell-
schaft hervorgegangen und diese ging auf die Anlage einer grossen
Portland-Cementfabrik bei Obercassel dicht am Rhein and an der
ledhtarheinischen Eisenbahn nach den Erfahrungen von Bleibtren
ein. Er leitete den Bau dieser grossen Anlage, fShrte als General*
Bireetor deren Betrieb, bia ihn Gesundheitsru(dcsichten bestimmten,
diese Stelle im Jahre 1871 niederaulegen und hierher nach Bonn
überauaiedeln. Seit dieser Zeit hat er nur noch als Aufiichtsrath
der Aetiengesellschaft Einfluss auf seine Schöpfung geübt.
Inzwischen hatte er schon in einem anderen Felde begonnen seine
fruchtbringende Thätigkcit zu äussern. Die Braunkohlenablagerung
der rechten Kheinseite am nördlichen Fnsse des Siebengebirfres
kannte er seit seinen Kinderjahren und hatte sich während einer
langen industriellen Thätigkeit von ihrer Unznlänglichkeit für einen
grossartigen Betrieb überzeugt, dagegen hatte er sich mit den Ver-
hältnissen -dieses mineralischen Brennstoffes auf der linken Bhein-
seite im Brühler Reviere im Vorgebirge näher bekannt gemacht,
welcher durch die Eiaenbahn von Köln nach Euskirchen einen
Digitized by Google
40
neuen Aufschluss und neue Absatzwege erhielt und die Mittel zu
einem grossartigen Betriebe gewährte. Der Absatz dieses, in so
reichem Maassc vorhandenen Materials war bis dabin auf den ört-
lichen, besonders ländlichen Verbrauch beschrankt gewesen. N&ch*
dam die von ihm geleiteten Aufschlussarbeiten das übemschenda
Resultat geliefert hatten, das« die Stärke des Kohlenlagers steiles-
weite 40 m übersteigt, ging lein Bemühen dehioi die FehrikaliM
TOB Prenkohle, welche in der Provins Saehien seit einer Reihe m
Jahren feiten Fusa geiust hatte, anoh hier am Rheine einsnUUireB,
und dadnreh ein, für ein grösseree Gebiet ond weitere THnsporte
geeigneterea Material heraostellen. Oer Rüokachlag, welcher aaf
die überstürsende indastrielle Entwiokelnng in den Jahren 1871
und 73 folgte, verhinderte die Ausführung der grossartigen Pläne,
welche er in dieser Beziehung entworfen hatte. Er hatte inzwischen
doch die Befriedigung, unter seiner Mitwirkung eine Fabrik von
Presskohle (Briquettes) entstehen zu sehen, welche ihre ProdacU
bis nach Holland und in die Schweiz absetzt.
Aber nicht nur auf einen Absatz in die Ferne sollte der Be-
trieb der Braunkohle gegründet werden, er sollte auch nach seiner
Ansicht die Grundlage einer heimischen Industrie werden, wobei
ein neues, bisher nicht Tcrwendetcs Material, unserer Prcrins eigen»
thümlich, in den Kreis indnstrieller Tb&tigkeit hineingesogen würde.
Es handelte sich um die ' Verwendung der rohen Brannkohle bai
der Glasihhrikation durch Gasfeuerung und um die Terwenduag
eines bis jetzt nicht benatzten Materials zur Darstellung von Glas.
Alle Entwürfe, alle Pläne sind plötzlich abgeschnitten worden,
aber damit endet nicht die Wirksamkeit, die im Leben so Vieles
geschaffen. Sein Beispiel wirkt fort in seiner Familie, in seinen
Kindern und in allen den Kreisen, die Zeugen seiner Thätigkeit,
seiner Opferwilligkeit und seiner begeisterten Theiinahme für seine
Mitmenschen gewesen sind.
£p ruhe im Frieden 1
41
Dr. Ludwig Clamor Marquart
Nekrolog.
Vorgetra^ in der Herbat-yemmmliiDg det Katnrbiti. Vereim der
preon. Rheinlande nnd Weetfalent in Bonn am 2. Ootbr. 1881
von C. J. Andrä.
Meine Herrenl
Ee ist im Lanfe dieses Jalires, in der Nacht vom 9. zum 10.
Mai ein Mann aus unserer Mitte durch den Tod geschieden, dessen
ßfrosso Verdienste um die Entwickelung dieses Vereins uns heut vor
Allem dazu verpflichten, sein Andenken an dieser Stelle zu ehren,
der Stifter unserer Gesellschaft und seit dieser Zeit deren Yice-
Präaident and zuletzt Ehren- Vice-Präsident
Dr. Ludwig Clamor Marqnart in Bonn.
Vielen Mitgliedern stand er persönKoh nahe, daher von diesen
sein Dahinscheiden nm so schmerzlicher empfanden wird; bei Allen
aber wird die hier beabsichtigte DarateUnng seines Lebenslanfea
gewiss eine besondere Theilnahme für ihn erwecken, da er trots
grosser Hindemisse eine benrorragende wissensobaftliobe Tbitigkeit
und erfolgreiche Leistungen im indnstriellen Gebiete mit seinem
Namen Terknüpft bat. Deim nach seinen binterlassenen biographi-
sehen Aufzeichnungen, welche sich namentlich über den Entwick-
lungsgang und die vielseitige Beschäftigung in seinem Leben ver-
breiten, ist es wahrhaft erstaunlich, wie er ohne alle Mittel, nur
durch Ausdauer, Sparsamkeit und den Trieb etwas zu lernen, es
zu einem so kenntnissreichen, begüterten und hochgeachteten Mit-
bürger unserer Stadt gebracht hat.
Marquart wurde zu Osnabrück am 29. März 1804 geboren,
wo aein Vater Heinrich Marquart, eines Bauern Sohn aus Oesede,
nnd «eine Matter Johanne Tessier, die Tochter eines französi-
•ohen Btfngi4's, mitteUos nnd in Diensten seines Patben, des Frei-
h&rm Ifüdwig Clamor Ton Sobeele standen. Mit diesem gingen
Mino Bltem bald nach Braonacbweigi wo sie mehrere Jabre an*
braohteii, dann nach Gkwsel, wo der Vater in die Dienste dee Kdnigs
J^rome trat. In dieser Stadt empfing Marquart den ersten regel-
42
xnAMigen Uaterrioht in einar Elementarschule und wurde dirnich
dem Lyeeam übergeben, wo klaMieche Sprachea wie auf nuen
Gymnanen gelehrt wurden, üm dieselbe Zeit hatte man aneh eme
Realaehnle eingeriohteti die er aodann im Alter von 8 Jahren be-
soehte. Im Anfange dea Jahrea 1814 kam aein Vater ans Paris
sorüok, und die Familie, ta der auch eine sweijahrige Tochter geborte,
siedelte nach Osnabrück über. Hier warde der Sohn Ton seinem
Onkel Philipp Tessier und dessen Frau Sophie, welche kinderlos
waren, an kindesstatt angfenommen, wälircnd sein Vater als Land-
dragoncr in Meppen angestellt wurde und wohin die Mutter mit
der Tochter zogen. Im Herbste desselben Jahres wurde der Knabe
als Schüler des katholischen Gymnasiums aufgenommen, eine ver-
Icommene Mönchsschule, welche nur 60 Schüler in 7 Classen enthielt,
und wovon die unterste nur 8, unter denoi auchMarquart sidi
befand, aufsuweisen hatte. Die Erziehung unter den H&nden der
Mutter in Cassel war etwas locker gewesen, um so strenger wnids
sie bei den Pflegeeltem gehandhabt Indessen lernte er gern und
erhielt, nachdem er bis aum 14. Jahre auf der Anstalt gewessn
war, ein gutea Abgangazeugniss.
Der Onkel wünschte, das« er sich dem Kanfmannaatands
widmen sollte; da er aber dazu keine Neigung hatte und ihm
hierauf das Apothekerfach vorgeschlagen wurde, war er sehr glück-
lich, als er am 7. Nov. 1818 im Alter von 14Va Jahren bei dem
Apotheker Brauner in Dissen, 5 Stunden von Osnabrück, in die
Lehre treten konnte. Sein Prinzipal war eine gewandte und sehr
wohlwollende Persönlichkeit, aber ohne wissenschaftliche Bildung;
dennoch wusste er ihn sowohl für die Botanik als aach für dis
Herstellung chemischer Pr¶te lebhaft za iuteressiren. Letstesa
wurden, da man in jener Zeit noch keine Fabriken chamiaehsr
Prodnete kannte, in der Apotheke aelbst angefertigt, und Marqnart
stndirte in Ermangelung einee guten Lehrers su diesem Zwü6k asit
aflem Eifer die hierbei damala hauptsächlich gebrüuchlidhen Werke
Ton Buchhola, Hagen und Buchner. Da Apotheker Brannor
keinen Diener hielt, so musste Marquart, allerdings zum Theil mit
jenem, Alles reinigen und das Material zu den Medikamenten stossen
und schneiden. Um die Mängel seiner Schulkenntnisse zu beseitigen
übersetzte er zur Hebung im Latein die Phannaeopnea Hannorcrüna
und nahm bei einem Pfarrer Unterricht in der französischen Sprache.
Im Herbst 1823 war seine Lehrzeit beendigt, worauf er nach einer
sehr günstig ausgefallenen Prüfung die Qualifikation als Gehälfe
erhielt, am nun, nachdem ihii seine Pflegeeltern noch einmal mü
allem Nöthigan ausgestattet hatten, mit einem Oehalt von 60 Thalar
ftr aich selbst au sorgen. Er trat aeine erate QehftlfenataDe bei
Muhle in Lingen an, wurde jedoch durch Vermittelung seinea Prin*
sipals bald deaaen Onk^l Wische in FOrstenau ftberwiesen, wo ar
48
im Somner in dar Umgebuog des Ueinen haimoTenelioii St&dtohens
taStig botaniiirte nod aamentUoh die Torfmoore durefaforsdhte, was
Hui sor Abfusimg einer hendsebriftlioben, telir reiehen EmoMratio
pkmktnm mit Angabe der Standorte veranlasste.
Im Winter 1824 25 wurde or bei der Militäraushebung in
Osnabrück für dienstfähig erklärt, indess kaufte ihm sein stets zar
freundlicbsteD Fürsorge bereiter Onkel einen Stellvertreter, so dass^
er später mit den Militarrerh<nisBen nichts mehr su thun hatte.
1825 starb sein Vater.
Harqnart's Trachten war in dieser Zeit an den Rhein za
kommen; allein der erste Yersaob niisslang, daher er eine Stelle
beim Apotheker OTerhamm ia Werden a. d. Rabr annahm. M
allen seineii bisherigen Prinripalen war ec angewiesen, sidh seine
weitem Kenntnisse dnrob eigenes Stodinm wa erwerben und anch
von dem leisten bemerkt er, dass ihm seine Darsiellang yon ebem^
•oben Prfti»araten sehr gefidlen habe, da sie fOr ihn nen gewesen
•si, indem Overhamm's Praxis sich aaf die Bereitung von Extracten,
Wassern, Tincturen und Schnäpsen beschrankte. Von dem Aufeat-
balt in Werden hebt Marquart hervor, dass er hier zum ersten-
male Gelegenheit gehabt habe, mit wissenschaftlich gebildeten
Männern Bekanntschaft zu machen, von welchen insbesondere der
alte Apotheker Körte erwähnt wird, der sehr eifrig die fossilen
Pflanzen des Kohlengebirges gesammelt nnd die Flora der Rnhrgegend
•ehr genan gekannt habe.
Dem Apotheker I>r. Flassboff in Essen^ ohne Omnd för
tme wissensobafUiehe Gelebritftt gehalten, leigte Marqoart eine
ehemiscbe Arbeit, welche die üntersuohnng einer Flüssigkeit ans
der Balggesohwnlst eines Hasen betraf. Es war die erste, welche er
ausgeführt und wosn er, in Ermangelung chemisdher Qeftsse, sich
der Arsneigläser bedient hatte. Flassboff, welcher von ihm er-
sadit wurde, die Arbeit durchzusehen, schickte sie statt dessen au
Rud. Brandis, der sie ohne weiteres im Archiv des Apotheker-
Vereins abdrucken Hess, womit der Verfasser keineswegs einver-
itanden war, da er nicht mit einer, seiner Meinung nach, unreifen
Abhandlung seine literarische Thätigkeit zu beginnen gewillt ge-
wesen war. Das Leben in Werden war ein stilles und den Studien
gewidmetes. Seine Stiefel mnsste er selbst putaen nnd die Apotheker-
^efaase allwö<dientlich reinigen nnd abstauben, wora sieh beut ni
Tsge woM kaum noob ein Lehrling verstehen dürfte. Yen hier ans
trat er mit Apotheker Seblmeyer in Köbi in Yerbindnng, bei dem
er sieh dnreh Zusendung gesammelter Moose aus der Enhrgegend
anfahrte. Er erhielt in Folge dessen Ostern 1828 bei ihm eine
Stolle nnd damit einen so wissenschaftlich gebildeten Prinzipal, wie
er noch keinen kennen gelernt hatte. Derselbe besass ein grosses
vollBtäudig geordnetes Herbarium (jetzt im Besitze des Naturhist.
44
yflremi)i Ar welehes er Booh immer in der ümgebnng you Kdh
anegedduite EievrfioneB imtenuilmi, «nf weloheii üui Marquari
begleitete. AuMerdem fond dieser hier eine eehone, f^r die
lehrung f^eeignete Mineraliensaminlnng, und nahm an den chemischea
Untersuchungen Theil, welche Sehlrneyer von Gerichtswegen oder
für die Zollbehörde auszuführen hatte. Diese Zeit war sehr lehr-
reich für Marquart; dennoch veranlassten ihn Verhältnisse im
Hause seines Prinzipals und die Neigung nach Bonn überzusiedeln,
eine Stelle hier anzunehmen, die er dutch Sehlmeyers Vennittliuig
im Herbst 1829 bei Apotheker Blind erhielt und womit er einen
entecbeidenden Schritt für sein gsniee Leben thnt^ den er, naek
eigenem Geetändniss, nicht zu bereuen hatte.
Diese nnd die früher bekleideten Stellen weren eftmmtlieh der
Arty dies er bei allen fehlenden Geldmitteln yon Haoae die Beechaftmf
leiUieher nnd Uterarioeher Bedürfniase stete sehr in Ueberlegang m
liehen hatte nnd hierbei an ein Tergnügliobes Leben nicht in denkea
war. Bei Blind kam er einem alten Prinzipal, der ihn tu fördern
nicht in der Lage war; dennoch hatte er Zeit zum eifrigen Studium,
weshalb er sich mit dem Gedanken trug, an die Vorbereitung zu seinem
Examen als Apotheker I. Klasse zu gehen. Die Beschaffung ^der
Mittel schien ihm aussichtslos, da sein Onkel und Pflegevater im
"Winter 1830 starb; indess erhielt er von seiner ihm auch immer
sehr wohlwollenden Tante Sophie für jenen Zweck 100 Thaler.
Sein Prinzipal gewährte ihm sowohl Zeit zum studiren als auch zum
Ablegen des Examens, welche Freundlichkeit durch eine plötiliehe
Revirion der Apotheke herbeigeführt wurde, die Marqnnrt in
einen höehst infriedenstellenden Znstand Tersetit haita Im Mai
des Jahres 1882 begab sieh dieser zor Prilfdng naoh GoUeni» wo
er einen frf&hem Frennd nnd Collegen Wur ringen, dem er un
spitem Leben manehe Qefftlligkeit Terdankte, in gleichem Zweek
antraf. Letzterer wnrde als Examinand dem Medizinal - Assessor
Mohr zugetheilt und Marquart dem Commissar Bender, in dessen
Laboratorium aber kaum ein Reagens^las zu finden war. Beide
Freunde hatten „vorzüglich" bestanden und die Censur No. I er-
halten. In Folge des guten Examens war Professor F. Nees von
Esenbeck in Bonn durch Mohr auf Marquart aufmerksam ge*
macht worden, was Veranlassung wurde, dass dieser in nahe, später
sehr freundschaftliohe Beziehungen tu ersterem trat, indem er desssn
Mitarbeiter in ohemisch - pharmaceutisdien Angelegenheiten words^
nn welohe gemeinsame Thfttigkeit Marquart stets mit den ang^
nehmsten Erinnerungen nurflckdachte. Er wnrde hierbei in dar
Kenntniss der botanisdhen nnd phnrmaoentisehen Literatur sehr ge-
I5rdert nnd lernte Tiel in der Oeseilsehaft von Noes im botaniscihsn
Garten.
Noch immer fungirte er in der Blind 'sehen Apotheke, die
1
Digitized by Google
45
bei Revisionen gewöhnlich einen vorzüglichen Befund ergab, was
die Re^nerung veranlasste, ihn zum Revisor der Apotheken in Köln
und nahe gelegener Orte zu berufen. Sein Prinzipal ^ab ihm gern
die Zeit zu den al^&hrliohen Revisionsreisen, welche er bis zu er-
folgtem AuttriU aat seiner Stellung fortaeUte. Auf den Betrieb
von Neet lOg or im Jahre 1885 zu diesem in das Poppelsdorfer
Sehlosi^ iro er anentgelilich in der Femilie Wobnimg tod und bit
10 Ortem 1887 daselbet lubraohie.
Selioii in der leisten Zeit bei Blind, aber besondere naeb
den erwibnten Weohiel, beeehiltigte er oioh mit eofariftsteUeriaoben
Arbeiten, die namentKöh in Beoeniionen, Aoasfigen, üebereetinn-
gen u. s. w. bestanden und hauptsächlich in Bncfaner's Repertorium
für Pharmacie, der botanischen Zeitung in Rej^ensburg und in anderen
Fachblättern Aufnahme fanden. Ein von ihm selbst pfeschriebenes
Aerzeichnisa darüber aus jener Zeit nmfasst 76 Nummern, woraus
auf seine grosseThätigkeit geschlossen werden kann. Ks wäre hier
nicht angemeasen, auf dessen Inhalt ins einzelne einzugehen, doch
werden einige der wiohtigsten literarisoben Erieugniaae im Lanfe
dieser Lebenedaratellong mr Sprache kommen.
Wibrend der swei Jabre bei Neea lebte Marqnart banpteftch-
fieh dem Selbstetndimn nnd verfascte seine erste selbst&ndige Arbeit:
J>ie Farben der Blütben*, wosa ihm getrocknete Exemplare
der LXaeee BemmroeMa fUhß Xu Veranlassung gegeben hatten. Er
•aadte die Abhandhing an die Heidelberger Universitftt cor Erlan-
gung der Doctorwürde, wozu ihm der berühmte Pharmaceut
i'hiiipp Lorenz Geiger behülflich war und sein bewährter Freund
Wurriugen in Köln die nöthigen Geldmittel lieh. Das ihm er-
theilte Diplom ist vom 4. August 1835 ausgestellt und von Leon-
hardt als Decan unterzeichnet. In diesem Jahre bei Gelegenheit
der deutschen Naturforscher* Versammlung in Bonn wurde unter dem
Vorsitze des Fürsten Salm-Dyck Marquart snm Sekretär der
botanieoheo Section erwiblt nnd hielt hier den ersten öffentlichen
Vortrag ftber das Thoma seiner Diesertataon. Er kndpfte hierbei die
fir ihn sehr werthTollen persönlieben Bekanntechaften mit dem alten
Tromador^ Oeiger, Rnd. Brandis nnd Beraolius an, alles
Namen, die sieh in der Wissensobaft heute noch eines hochgeachte-
ten Rufes erfreuen. Auf einer Spezial-Tersammlung, welche der
Apotheker- Verein des nördlichen Deutschlands hier in ErmekeiPs
Saale veranstaltete, wurde Marquart durch eine Mittheilung über
Ipomea Purga und Convolvulus Scammomia und des von ihm unter-
suchten Scammomium's den deutschen Pharmaceuten n&her bekannt»
da diese sich sehr zahlreich eingefunden hatten.
Ungeachtet der angestrengtesten Tbätigkeit war er doch nur
im Stande» durch seine Einnabmeni welche ibm früher hanptsiohlich
aas den Apothekenrerisionen nnd nadiher 4os den Hononnn IBr
46
teine liteittriiolieB Arbeiten erwaohwn, wosn Bnohner'a Yerlefor,
Leonhard Selirag inNttmberg, wohl das nraiite heitmgv dleito
nöthigrsten Existenz -Bedürfnisse sa bestreiten. Dennocb wich er
nicht Yüü dem einmal betretenen Wege. Die Anerkennung der Ge-
lehrten und der Ruf unter seinen Fachgenossen nahmen daher m,
in Folge dessen ihn mehrere wissenschaftliche Gesellschaften zum
Ehrenmitgliede ernannten, woran sich im spätem L^ien noek
weitere Auszeichnungen dieser Art reihten^).
Im Jahre 1886 starb Professor Geiger in Heidelberg und
Marqaart beabsichtigte sieh als Privatdozent daselbst niederzo;
laieen. Dooh die Angelegenheit lerachlng eich nnd er berieth dsr-
nach mit Nees den Plan anr Erriohtiing mau pharwaoeatiiehsa
Institotee in Bonn, dessen Ausfnhmng aber aoeih nieht sogleich la
ermögliehen war. Naeh dem Tode Qeiger's sollte eine neue Auf-
lage Ton dessen Handhneh der Pharmade heransgegeben wetdsa,
WOEU der Verleger Justus Liebig und Nees aufgefordert hatte.
Beide waren dahin einverstanden, Marquart den zoologischen und
mineralogischen Theil zu übertragen, während von jenen der eine
das chemische, der andere das botanische Gebiet bearbeiten sollte.
Die Aussicht mit so bedeutenden Männern ein solches wissenschaft-
liches Werk herauszugeben, bestimmte Marquart zur UebemahsM
der ihm zuertheilten Materien und im Laufe eines Jahres lieüsrte er
das Mannseript sa 2 Bftnden dieses Handbuches, welehea unter ns^
stehendem Titel ertehien: Pharmaceotisohe Minerabgie oder Hswd
bnoh der Pharmade Ton Phil. Lorens Geiger. II. Anfl. S. B»
des 1. Abih. PharmaeeutisoheMineralogie, neu bearbaitet
Dr. Clamor Marquart. Heidelberg, akad. Yerlagabuehhandlmig
Ton G. F. Winter. 1887. — Pharmaoentisehe Zoologie oder Haiidb. dsr
Pharm, n. s. w. IL Aufl. 2. Bandes 3. Abth. Pharmaceu tische
Zoologie, ueu bearbeitet von Dr. Clamor Marquart. Ebendaselbn.
Professor Nees wurde brustleidend und wohl in Voraussicht
der sich daran knüpfenden Folgen trat Marquart in Verhaudluc-
gen zur Uebernahme der Ke Herrschen Apotheke in Bonn, derea
Verwaltung er von Ostern 1887 an übernahm. Nees wurde krank»
nnd ging zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach H3rdree| leider
aber ohne li«rfolg, und starb im Deoember desselben Jahres. M%r-
qaart yerlor in ihm einen treuen y&terliehen Freund» der deaasa
wissensehaltliohe Bestrebungen stets mit dem lebhaftesten lategease
verfolgte und auf sein ganaes Leben den bedeutendsten Rinllnai a»
gefibt hat
Der bereits Mher beabsiehtigte Plan, ein pharmaoeatisdws
Institut in Bonn su errichten, wurde nun von Marquart allein
wieder aufgenommen, und auf einen Antrag beim Königl. Ministerium
ward ihm von diesem im Frühjahr 16S9 die Genehmigung der Er-
öfihung zu Theil. Dieselbe geschah in Verbindung mit seiner Vor»
47
wiHentelle an der Keller 'sehen Apotheke, wo die jangeii Phar*
maceaten auch Wohnung nehmen konnten. Yoo Bedentong war das
nhuiterieUe Zogeat&näniai, daaa dieaen Zöglingen, wie auf der fierliner
Uttifenitity ein Stadieojahr ftr swei praktiaohe Dienstjahre ange«
reofanek wurde. Die ersten Torlesongen fhnden im Herbst vor 8 Zn*
hörsrn ttatl, vnter weldien sieh der jetsige Geh. Rath nnd Direolor
des dwraisoiiett Instituts in Wiesbaden, Remigius Fresenius aus
Frankfurt, befand. Aach Herr von Thielemann, der damalige
Leiter der Wessel'schen Porzellan- und Steingutfabrik in Bonn, nahm
daran Theil. Besondere P^rwähnung verdient, dase aus den mündlichen
MittheiluDgen und Anweisungen Marquart's im chemischen Labo-
ratoriom die Grundlage zu dem später in vielen Auflagen erschienenen
and sehr geschätzten Werke : Anleitung aar qualitativen ohemisohen
. Aiuüyte von R. Fresenius» hervorging.
Die Zahl der Zuhörer, namentlich aus 8&ddeutsohland und der
: Sohweis, wnohs im folgenden Semester so sehr, dass doreh einen
! Ksaban am Keller*schen Hause RinmlidikeiteB geschafft werden
mimten. Ausser Marquart, welcher Chemie nnd Pharmade nebst
1 Wtrenkunde vortrug, lehrte auch Dr. Senbert^ sp&ter Professor in
Girlimhe, Botanik, wfthrend Physik an der Universittt gehört wurde.
, In Folge dieser Lehrth&tigkeit und der literarischen Arbeiten, wo-
durch Marquart den ersten Grund zu einigem Vermögen legte,
drang auch sein Name in die weitesten Kreise seiner Fachgenossen,
und der Buchhändler Kunze in Mainz nahm hierdurch Veranlassung
ihn für die Bearbeitung eines pharmacentischen Werkes zu bestim-
men, welches unter dem Titel: Lehrbuch der theoretischen
nnd praktischen Pbarmacic in 2 Bänden ersohieui wovon der
^ ente 1642, der zweite, namentlich Pharmaceu tische Chemie und Pr&-
: puatenknnde enthaltend, 1844 in die OeffenUiehkeit trat
Im Winter 1841/42 hielt er offientliehe Yortrftge über Chemie
t vor einer Ansahl bedeutender Minner der Stadt, wozu ihm der
Ohsr-Bfirgermeister Oppenbof einen Saal des Bathhauses ein*
ffniumt hatte. Unter den ZuhörenTbefimd sich auch sein snkAnftiger
Schwiegervater, der Justimth Lambera, welehe Bekanntschaft da-
hin fahrte, daüs Marquart im Alter von 88 Jahren im Frühjahr
1844 sich mit dessen Tochter Anna verlobte und damit sein Glück
für die Zukunft begründete.
In diesen Zeitraum fällt auch sein Eingreifen in die Organi-
sation unseres Vereins, daher Sie mir hierüber eine kurse Betrach-
tang vergönnen mö^en.
Im Jahre 1833 hatten Nees von Esenbeck nnd Wirtgen
in Coblenz den botanischen Verein am Mittel- und l^iederrhein ge-
gründet, dessen Mitglied seiner Zeit auch Marquart wnrde. An-
<sagi der 406r Jahre stellte dieser nnn auf einer General-Yersamm-
lang in Poppelsdorf den Antrag, den Verein su einem natnrhisto-
Digitized by Google I
48
riechen der preussisolien Rheinlftsde za erweitem, was a11g&>
mein Anklang fand und dazu führte, Sehl m eye r in Köln, Fuhlrolt
in Elberfeld und Marquart mit dem Entwurf der Statuten zu be-
trauen. Nach Annahme derselben wurde bei der Wahl des Vorstandes
Letzterer zum Vicepräsidenten ernannt, währpnd die eines Präsi-
denten ausgesetzt wurde, und um Pfingsten des Jahres 1843 fand die
erste GenenU-Yersammlung dieses Vereins unter dem Vorsitz m
Mar qua rt in Aachen statt.
Der heutige sahireiche Besuch, meine Herren, und die letsts
Mitgliederliste, nach welcher über 1300 Tereinsgenoseen Torhandm
waren, bekunden hinreichend, dass auch heute noch der Verein rieh
in einem erfrenliohen Gedeihen befindet, und dass wir allen Grand
dasu haben» neben unserem hochTcrehrten gegenwärtigen Hern
Prisidenten von Dechen, der durch seinen schöpferischen Gdit
die Bestrebungen unserer Gesellschaft zu einer nie geahnten mate-
riellen und wissenschaftlichen Hohe emporzubrino^en vermochte —
auch den Stifter unseres Vereins, welcher den Grundstein hierzu
legte, in Verbindung mit seinen spätem grossen Verdiensten um des*
selben, stets dankbar in Ehren zu halten.
Es wäre hier wohl am Platz, über die wissenschaftliche Thätig'
keit Marquart's in unsern Versammlangen und in den Sitzungen
der Niederrhoinischen Gesellschaft in Bonn, deren Vorträge ja auch
in unsern Verhandiangen abgedruckt werden, eingehend zu
richten*); allein Aber die grosse Zahl der reichhaltigen Mittheflnogsn
auch nur kurze Notisen su geben, würde die Zeit und IhreGedidd,
meine Herren, zu sehr in Anspruch nehmen, daher ich hierfonsb'
stehen muss und nur der ersten, von Marquart begründeten Utemi*
•oben Anftnge unseres Vereins gedenken kann.
Unter dem Titel „Verhandlungen des Naturhistori-
schen Vereins der preussischen R heiul aude*^ eröffnete er als
Herausgeber 1844 den ersten Jahrgang, dem 1845 der zweite folgte,
in welchen beiden er sich literarisch nicht betheiligte, aber die An-
ordnung des Stoffes und die Correctur besorgte. Vom 3. Jahrgänge
an ging die Herausgabe der Vereinsschrift in die Hände des Sekretärs
Prof. Budge über, und wir finden im 6. Jahrgange von 1849, nach-
dem Herr v. Dechen auf der zuletzt abgehaltenen General- VersanuD'
lung in Kreuznach 1847 sum Präsidenten ernannt worden war, dss
ersten in Druck erschienenen und auf der Genend!- Veraammloog so
Bonn am 29, und 80. Mai 1849 von Marquart yorgetragenen Jahrei*
bericht über die Lage und Wirksamkeit des Vereins. In dieser Zo-
sammenkunft wurde auch die dnreh den Vorstaad in Vorsohlsg ge-
brachte erweiterte Bezeichnung „Nsturhistorischer Verein der preoii*
Rheinlande und Westfalens" von den Mitgliedern angenommen.
Einen zweiten Bericht von Marquart, ebenfalls in Bonn vorgetragen,
enthält der 10. Jahrg. von 1853 über die in Münster am 17. und IS.
Digitized by Google
49
Mai des Vorjahres abgehaltene General- Veraammlung. Die in der
Folgezeit erstatteten und von Demselben verlesenen Berichte sind
stets von den zeitigen Sekretären verfasst worden, wie dies auch
gegenwärtig^ noch Brauch ist.
B's flchlieieeii sich nun hieran seine wissenschaftlichen Yortr&ge
and fiemerkuDgen auf den Yersammlimgen des Vereins, and ich er«
«ihoe, dass die ersten Miiiheilnngen von ihm» welche sieh gedruckt
findoi, anf der General- Versaininlang an Hagen 1654 gemaishi war>
d«n. Von hierab begegnen wir in nnsem Verhandinngen seinen an-
T^gcoden nnd sehr belehrenden Voririgen fast in nnnnterbrochener
Fdge bis fom Jahre 1870. wo er anf der General*Versammlnng in
Sstrbrücken damit abschloss, jedoch noch bis 1874 die Jahresberichte
und zwar deren letzten auf der General- V'ersammluiif^ zu Andernach
vortrug. In Folge seiner bereits im Jahre 1872 begonnenen Kränk-
lichkeit schied er 1875 als Vicepräsirlent aus und wurde darnach auf
tll«eiti<,'en Wunsch zum Ehr«^n- Vicej)nisi(lent ernannt.
j Ich nehme nach dieser Episode über Marquart's spezielle Be«
ziehnogen zu unserm Verein die bei seiner Verlobung nnterbrochenen
I bio^rraphischen Mittheilunpren hiermit wieder auf, muss mich aberi
; obwohl sie jetat den erfolgreichsten Theil seines Lebens berühren,
I wora ihn seine rastlose nnd dnrohgeistigte industrielle Th&tigkeit
gekogen liess, sdbon der Torgesohrittenen Zeit wegen knra iSusen,
hm aber anch, weil seine berrorragenden Leistungen auf einem
t Gebiete sieb bewegen, deren sacbgemftsse V^firdigung nur tkr einen
I Fiehmann möglieh sein würde.
Harqaart musste nach seiner Verlobung auf eine gesicherte
' EiiiteQz denken, deren Gründung: auf die Fortsetzunjr des pharma-
eeutischen Instituts ohne eigene Apotheke zu gewagt war. Letztere
in erwerben besaas er nicht die Mittel. Ein Versuch von der lle^jie-
ninjr die Erlaubniss zur Anlage einer solchen in Beuel bei Bonn zu
erhalten, hatte nur in so weit Erfolg, als er primo loco dazu vor-
eeschlagen worden war; aber mit dem Bescheid, dass er nicht in
Prcassen naturalisirt sei, erhielt die Concession ein Anderer. Die
Eattiuachnng war gross, indess schien sein SelbstTcrtraaen nur da-
dsnh um so gehobener, indem er sofort den Plan fasste, eine Fabdk
cbeiuscber ^oducte au gründen, obsohon er eine solche noch nie
S<N6ben, Tiel weniger geleitet hatte. Kit Unterstfttaung eeinee an-
Itnoftigen Sdiwiegenraters schritt er 1845 zum Erwerb des Grund*
itfiekes im Kessenicber Felde bei Bonn, auf welchem heut noch die
•einen Namen führende Fabrik steht, und hatte bereits Anfang De*
comber 184G die nöthigsten Gebäude so weit hergeslollt, dass er
iarin Wohnung beziehen und seine Thätigkcit mit einem Arbeiter
bei? innen konnte. Der Anfang war klein, wie seine Mittel es er-
forderten, dennoch konnte er dem Drange seines Herzens, sich sobald
aU möglich mit seiner Braut ehelich su verbinden, nicht langer
I
Digitized by Google
60
wiedertftehcn, und tehlofi den Band mit ihr am 21. Mai 1847, tod
welchem Tage er aelbat bemerkt, daae er an den folgenreidiitea
seines «ganzen Lebens gehörte.
In diesem Jahre wurde er auch zum Lokal - Abtbeiluag^-
Director des landwirthscbaftlichen Vereins in Bonn gewählt, welche
Stellung f'v bis zum Jahre 1863, also während 17 Jahren, iu sehr
befriedigender Weise bekleidete, darnach aber, durch häusliche
Angelegenheiten veranlasst, ausscheiden musste. Ferner übemabm
er an der neu gefifnlndeteu landwirthscbaftlichen Akademie in Poppelt>
dorf auf Yeranlassong des damaligen Kurators der Univeraität Ton
Bethman-Holweg die Yorlesnngen über Botanik, welche im
Poppeladorfer Sohlosio gehalten worden und awar vor S Zohdrcm,
die überhaupt die Akademie cur Zeit besuchten. Ein Honorar m
150 Thalem dafür kam Marquart sehr arwüneohti da aeineThit^-
keit in dar Fabrik iwar an Umfang gewann, die Ertrige indeii snr
Einsebr&nkung nötbigten.
Das Jahr der politischen ümwalzungren 1848 wurde als solch«
seinen Unternehmungen nicht hinderlich, da er abgesehen von Bür-
gerwehr-Pflichteu, nur jenen seine Kraft widmete. Aber im Novem-
ber des Jahres vernichtete durch Zerbrechen eines Ballons mil
Aether, welcher Feuer fing, die«e8 seine ganzen fertigen Warenvor-
räthe, woraus ihm wegen mangelhafter Versicherung ein empfind-
licher Schaden erwuchs. Denn obwohl sich daa Geschäft immer
mehr vergrösserte, so wurden doch dadurch ausgedehntere Beaten
nöthig, die in Folge jenes Unfalls selbst die hohem Einnahmen seH-
weilig ganz abaorbirten, so dass, wie «r selbst sagt» manchen Ssmi'
tag naeh Aoalohnung der Leute seine Kasse ginslich geleert m.
Dennoch half ihm das Yertranen seiner Mitbürger und adbet ihm
femstehender Personen über diese Calamit&ten hinweg. Naohdem er
diese Zeit der Aufregungen hinter sich gebracht, verstrichen die
folgenden Jahre bei angestrengtester Thätigkeit in seinem Beruf und
nachdem ihm seine Gattin bis 1851 drei Söhne und eine Tochter
geschenkt hatte, in .stillem häuslichen Glück.
Die von Marquart hergestellten chemischen Producte er-
langten bald einen weitverbreiteten Ruf und die in diese Zeit fallen-
den und später sich wiederholenden Weltausstellunnren, wie nament*
lieh in London und Paris, brachten ihm als Aussteller hervorrsgSDde
Ansaeichnungen ein. Ein besonders grosses Verdienst erwarb er
aich durch seine ftlr die Herstellung vieler Prftparate nenen nsd
resoltatTollen Operationen, die ea ihm ermdgUchten, gewisse sabr
nutabare BioSe in sehr grossen Quantit&ten au liefern, wodurch «e
ffir die Teohnik und überhaupt praktische Bedfirfiiisse billiger und
daher Tiel zugänglicher wurden, wobei nur an die Gewinnung das
Schwefelkohlenstoffs, Broms und Lithions erinnert we^
den mag.
Digitized by Google
61
Eine grosse Anerkennimg in seiner Eigensehefb «Is firmktischer
und tbeoretiseher Chemiker erfahr Mar qua rt im Jahre 1866 noch
dtdnreh) dass der Erbprins Leopold von Hohensollem und der Prins
Yon Schanrabarp- Lippe, welche in Bonn stiidirten und sich auch mit
Chemie beschäftigen sollten, auf Vorschlat,' ihrer Gouverneure die-
selbe nicht au der Universität, sondern bei Marquart zu hören
Wünschten, was ihm aus Mangel eines geeigneten Auditoriums etwas
ungelegen kam. über welches Bedenken er aber bei seinem prakti-
schen Sinn bald Herr wurde, zumal er sichs doch zu grosser Ehre
rechnete, als einfacher Privatmann dazu auserwählt worden zu sein«
In Folge seiner Yorlesongen beehrten ihn die Herren mit vielen
Aofmerkeamkeiten, wonach sie ihn wohl seiner Aufgabe gewaohsen
imden.
Im Jahre 1800 ward an der Bonner Universit&t eine PrftfungB-
Commission f&r das pharmaoentisohe Faeh eingesetsti an der anoh
Marquart zugezogen wurde, welcher neben den damals dazu be-
ntoen Professoren P lücker, Baumert, Sohacbt und Apotheker
Waehendorf thäti^ war. Er legte aber nach 6 Jahren freiwillig
unter dankbarer Anerkennung seiner crfolgreiclien Wirksamkeit durch
das Kunigl. Ministerium das Amt nieder, weil er sich mit der Ver-
waltung der Commissionsinteressen seitens des Universitäts-Kurato-
riums nicht einverstanden erklären konnte.
Zu Anfang der 60er Jahre unternahm er noch viele Reisen,
and zwar auch nach Paris und London, theils um seine Kennt-
aisse zu bereichern, theils um nützliche, insbesondere Handels«
Verbindungen anzuknüpfen. Doch das Jahr 1863 brachte ihm einen
höchst schmerzlichen Yerlnst durch das am 12. Sept. erfolgte Ab-
leben seiner Frau, zumal die Kinder noch in sehr jugendlichem Alter
■tanden und die Fürsorge einer Mutter nicht entbehren konnten.
Um nun neben seinen umfangreichen Geschäften auch die Erziehung*
jener zu leiten, zog er sich so viel als möglich aus dem öffentr
Ikhen Leben zurück, sich ganz den häuslichen und industriellen
Aufgaben widmend, was ihn jedoch nicht hinderte, noch eine Reihe
von Jahren, wie ich früher bereits berichtet habe, an den wissen-
schaftlichen Bestrebungen der Vereine in Bonn thätig mitzuwirken
and im Kreise ihrer Mitglieder Belehrung und Erholunn: zu suchen.
Im Jahre 1872 traten bereits Zustände in seinem Betinden ein,
die Befürchtungen erweckten und er selbst nahm deshalb Veran-
lasiong die kaufmännische Leitung seiner Fabrik dem ältesten Sohne
Louis und die technische dem zweiten Sohne Paul zu übertragen,
wihreud er selbst, um noch eine Th&tigkeit zn haben, das Utensilien-
gmehift Us 18T8 fOhrte. Er beschloss darauf sein bisheriges Daheim
stt verlassen und siedelte im Frühjahr 1874 in ein niher der SUdt
ttworbenes Hsns über, wohin ihm seine Toohter FriUilein J o sephine
tls treue und sorgsame Pflegerin folgte, und wo er nun in Ruhe
Digitized by Google
6a
seinen Lieblingsstudien zu leben gedachte. Leider sollte dieser
Wunsch vereitelt werden: im Sommer desselben Jahres traf ihn ein
Sculaganfall, der ihn eines Thciles der Sehkraft beraubte und ihm
erst nach langer Hebung das Lesen wieder gestattete. Trotz des
regsten geistigen IntercRses war es ihm nicht möglich, die neuen
£r8cheinungen auf dem Gebiete der J^atarwitsenschaften, insbeeoi*
dere dar Chemie, weiter zo verfolgen und so hart ihn dies ankam,
da es sein grösster Wunsch geweeen, dadurch seineu Lebensabend
in wftriiger Waise ansiafGUlen, so fand er sieh dooh mit eeltener
Geduld nnd Liebenswürdigkeit in win SebioksaL Er lebte still «nd
wenig in temeni Befinden belästigt bis tnm Sommer 1879, wo flm
ein abermaliger und sebr beftiger Seblaganfidl traf, Toa dem er
sieb jedoob noobmals erholte, daher er dureh Ugliobe Anafiyirten
siob wieder an der Natur erfreuen konnte. Die letzte Krankheit
begann mit einer Lungenentzünduiirr von quälendem Asthma be-
gleitet, welchem Leiden er bald, aber ohne Kampf erlag.
Ich habe Ihnen hiermit, meine Herren, nur in den wichtig-
sten Zügen das Lebensbild eines edlen, kenntnissreichen und für pein
Fach mit hervorragender geistiger Initiative ausgestatteten Mannw
vorgefahrt, welchen Eindruck Sie wohl bereits selbst durch die Dsr-
stellung empfangen haben werden. Da er der Unsem einer war, ss
liegt schon darin eine Bürgschaft, dass bei seinen tabtreioben Freun-
den und Faobgenossen das Andenken an ihn niobt erlöschen wird,
aber auch ftber die Grenzen des Vaterlandes binaua ist semsoi
Namen alle Zeit ein guter Klang gesichert
Anhang.
1) Nach den vorgefundenen Diplomen gehörte Marquart folgenden
wissenschaftlichen Qesellschaften an:
1. Der KönigL botanischen Oesellschaft in Regensbni^g als
Correspondirendes Mitglied seitdem 25. Januar 16SI.
2. Dem Botanischen Verein am Mittel- und Niederrhein als
Mitglied seit dem 28. Juni 1835.
3. Dem Apotheker- Verein im nördlichen Deutschland als
Ehrenmitglied seitdem 18. November 1835. (20. Deoeni'
bor 1840 als wirkliches Mitj^lied aufgenommen.)
4. Der Pharmaceutischen Gesellschaft Rheinbaierns sls £hrea-
mitglied seit dem 26. Februar 18S8.
Digitized by Google
53
5. Dem Verein studirender Pharmaceuten in München aU
Ehrenmitglied seit dem 3. August 1839.
6. Der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Aka-
demie der Naturforscher als Mitglied mit dem Bei*
namen Gmelin aeit dem 80. November 1840.
7. Der pby«kaliaeh medioinitchen Societftt in Erlangen als
Correspondirendes Mitglied seit dem 26. Mai 1841.
8. Der Nederlandaehe Maaticbappy ter berordering van Nyrer*
heid alt Oorrespondtrendea Mitglied seit dem 18.
Juni 1841.
9. Der „Pollichia", ein uaturwissenschaftlicher Verein der
baierischen Pfalz^ als Ehrenmitglied seit dem 6. October
1843.
10. Dem Apotheker • Verein in Hamburg als Ehrenmitglied
seit dem 20. Februar 1844.
11. Der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur als
Correspondirendes Mitglied seit dem 20. Ootober 1846.
12. Dem natarwissenschafUicfaen Verein des Harses (in Blanken-
burg) als Correspondirendes Mitglied seit dem 6.
Angust 1846.
18. Dem Mannheimer Verein für Naturkunde als Ehrenmit*
glied seit dem 12. September 1846.
14. Der Universal Society for tho Encouragement uf arts and
industry (fouudet in London A. D. 1851) als Ehren-Vice-
präsideut seit dem 31. October 1855.
) Ueberaicht der Mittheilangen und Vorträge, welehe in den
SitsQogsboriehten der General- und Herbst-Versammlungen des
Naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlaode und West-
falese abgedruckt sind.
1854 in Hflgen sprach Marquart 6ber den Stoff, welcher
in der Hftringslaeke, dem Chenopodium olidum und andern
Körpern rorkommt, und diesen ihren Geruch yerleiht, das
sogenannte Propylamin, sowie über die Verschiedenheiten
swischen Tbran und Gel.
1856 in Bielefeld macht er am ersten Sitzangstage zu einem
VortrafTO über Termiten die Bemerkung, dass gegen die
Zerstörung, welche die Thiere an Holzatämmen anrichten,
eine Tränkung dieser mit Chlorsinklösong, wie man in
ßritisch-lndien erprobt habe, sehr wirkungsvoll sei. £r
reiht hieran eine Besprechung des Selens, über sein Vor-
kommen nach den Untersuchungen von K ersten und
Boedecker im Rothkupferera und phosphorsauren Kupfer
¥Oii Rheinbreitbach, und erwähnt, dass es ihm g^lilckt sei,
5
54
diesen Körper in grosser Menge in Rasader dortigen Bost-
Oefeu angesammelt zu finde n and leicht daraus abcascheiden.
Noch sprach er über Folygonum Sieholdi Heina aus Japan,
welche Pllanze durch Herrn v(3n Siebold nach Europa
eingeführt sei und J^ich bei ihrer aussergewöhnlichen Ent-
wickelungsfahigkeit und den soustii^encPigenschaften, als
ein beliebtes Futter für Kindvieh erweise. — Am zweiten
Sitsungstage wurde eine plastische Masse, aus basischem
Ghlorzink bestehend, besprochen, und an ihren Eigen-
schaften nachgewiesen, dass sie gebranntem Gyps vorsn-
aiehen sei. Proben von verschiedener Hftrte und Färbong
lagen zur Ansicht vor.
1867 in Bonn hielt Marquart am ersten Sitzungstuge einen
sehr anziehenden und belehrenden Vortrag über die Eber-
esche (Sorbus aucuparia), und betrachtete nicht nur den
Baum nach allen meinen empfehlenswertheu Eigenschaften in
den einseinen Theilen, sondern gans besonders in Rücksicht
der Gewinnung von Aepfelsaure aus den Früchten und
daraus heraustellenden Verbindungen als firsatsmittel für
Weinstein, und einiger den Beeren eigenthümlieher Stoffe.
— Am Eweiten Sitsungstage folgte ein Vortrag über die
leichten Metalle, worin deren Geschicihto der Keduction
eingehend besprochen, und darnach eine AJisahl Alkalieo,
ferner Silicura und Bor, besonders aber das AlnmintniD
den Ei Ofen schaffen nach ausführlich charakterisirt und da-
bei vorgelegt wurden.
1868 in Dortmund: über das Magnesium, welches in dem
voij&hrigen Vortrage, die leichten Metalle betreffend, den
Anwesenden nicht geseigt und daher nur beilüufig behandelt
werden konnte, w&hrend jetst die Eigenschaften desselben
unter Vorlage des Metalls aosf&hrliober besprochen wurdeo.
1869 in Bonn: über Wolframstahl unter Vorlegung desselben
nebst Wolframers, Wolframsänre und Wolfrarametall, wo-
bei diese Körper hauptsächlich und ausführlich mit Bück*
sieht auf ihre Verwendung in der Technik beaprooben
wurden.
1861 in Trier hielt M. am ersten Sitzungstago einen durch
Präparate erläuterten Vortrag über die in neuerer Zeit lu
einer beträchtlichen und früher nicht geahnten Verwerthunfr
gelangten Nebenproducte der Gasfabrikation. Am zweiten
SitzuDgstage sprach er über die Giftstoffe einiger Pfianzfo,
insbesondere über das noch sehr unvollkommen bekanats
giftige Substrat im Fliegenschwamnu
Digitized by Google
55
1661 (7. Octbr.) in der aasscrordenilichen Genertl-Versamm«
long in Bonn ergftnste Derselbe lemen in Trier gehaltenen
Vortrag über die Benatznng der Nebenprodnete der Gaa-
fabrikation dabin, dass auch daa Kapbtafin in Yerbraueh
genommen werde und namentlich snr Bereitung des AU-
zarins geeignet zu sein aeheine. Redner sprach sodann
über F'lecrhtcnpurpur, und legte ein Kästchen mit Cocablättern
vor, wobei er dereu Eigenschaften und Verwendung in
Betracht zog.
1862 in Siegen erfolgte eine weitere Mittheilung über die
Nebenproducte der Gasfabrikation, worunter aich auch ein
aas dem Anilin dargestellter yorzfiglich schöner blauer
Farbstoff befSand, dessen Terwendung fQr Seidenseuge sehr
empfehlenswerth, aber durch den sehr hohen Preis für
jetzt kaum benntabar sei.
1863 in Neuwied hielt Mar(|uart einen Vortraof über die Con-
servirung der Xahrung-smittel, wobei er vom chemischen
Standpunkte ans die Mittel und Methoden erörterte, welche
dazu vortheilhaft in Anwendung kommen können. — Er
sprach ferner über daa unlängst entdeckte Metall Thallium,
die Art seines Vorkommens und der Gewinnung, nnd die
bisher bekannt gewordenen Eigenschaften desselben.
1664 in Bochum ergänzte er seinen in Keuwied gehaltenen
Vortrag über Thallium unter Vorzeigung grösserer Mengen
dieses scltenf-n Metalls in Barren und Blechform und ver-
schiedener Verbindungen desselben. Vorgelegt und be-
sprochen wurden ferner Photographien von Wothly in
Aachen, welche Bild»*r aus üranoxyduioxyd und Cxoldoxydul
nebst Spuren von Zinn bestehen,
1864 (10. Oct.) in der Herbstversammlung zu Bonn berichtet
Marquart 6ber einige technische und chemische Neuig-
keiten, die in der chemischen Section der deutschen Natur-
forscher in Giesson vorgetragen worden waren.
18G5 in Aachen sprach er über Nitro-Glycerin und hob hervor,
wie seit seinen ersten Mittheihinnfcn über die Benutzung
des (ilycerins iilljährlich neue Quellen der Anwendung dieses
interessanten Körpers entdeckt würden. Auf des Vor-
tragenden Veranlassung war der Ingenieur Alfred Nobel
aus Hamburg, welcher das Nitro-Glycerin zuerst sum
Sprengen angewandt hatte, zur Versammlung gekommen,
nnd seigto die Wirkungtn des Körpers durch Sprongver-
suche auf dem Zinkwerke Altenberg. — M. sprach noch
über das Magnesium als Beleuchtungsmaterial und führte
eine Magnesiumlampe vor, mit der er am Abend vor den
Digitized by Google
56
sahireich anweMnden Yereins* Mitgliedern BeleDchtaiigs*
proben Anstellte.
1865 (9. Octbr.) in der Herbstversammlung in Bonn zeigte
Derselbe die eigenthüraliche Verbrennung von Schwefel-
oyan - Queoksilbcr, indem dieses seblaogenforoiige Zer^
eetsangtproducie liefert.
1866 in Bonn legte er eine grosse Reibe Ton Stnfen grte»
landisclien Kryoliths mit verschiedenen MiueraleinschlÜMen
vor, und knüpfte daran Mittheilungen über die Kryolith-
Industrie, welche namentlich die Herstellung von Soda und
reiner schwefelsaiirer Thouerdo aus dem Mineral bezweckt.
Hierauf wurde Indium-Oxydbydrat und Schwefel-lndiiUDf
AUS sächsischem Zinkmetelle gewonnen, vorgezeigt.
1867 in Cleve hielt Marquart einen Vortreg Qber Pfeilgifke,
worin deren Abstammunfr, Yerwendung bei den Tersehiedenen
Völkern, und die chemiscliea Eigenfichaften ausfuhrlich be-
sprochen und insbesondern die Wirkunp^eu des Curarins
sehr eingehend in Betracht gezogen wurden.
1867 (80. Sept.) in der HerbstversAmmlnng wa Bonn berichtet
er über einen An Thellium reichen Schwefelkies von Alteo-
hunden, aus welchem jenes Metnll von Dr. GArstAOjen leidit
und in grossen Messen gewonnen wurde. DAmnch wurden
einige chemische Spielereien vorgezeigt, auf die Rud. Böttger
in Frankfurt aufmerksam gemacht hat: nämlich die soge-
nannte Bereitung des chinesischen Thees durch Verbrennen
von doppeltchromsaureni Ammoniak i:nd Pikrinsäure, die
Darstellung einer Winterlaudschaft durch salpetersaures
Blei und Salmiak, und die Erzeugung des Aquarium che-
micum vermittelst WessergUs und mehrer gefärbter Jfe-
tellsAlse.
1868 in Bonn berichtet M. Aber chemische Üntersuchungen
des Rheinwassers und verschiedener Brunnen zu Bonn,
welche zu der Lösung der Fraqje dienen sollten, woher die |
Brunnen in der Kheioebeno bei Bonn und iiöln gespeist s
würden. I
1870 in *SAArbrficken sprach er über die neuere Methode der I
SeuerstoffAbscheiduDg aus der Atmosphäre behufs EnieluDg
grösserer Licfateffecte als aus kohleuwasscrstoffreicbem
Brennmaterial. Daran reihten sich Mittheilungen über die
Nährsalze des Fleisches und ihre Identität mit den Nähr*
salzen der Körnerfrüchte. 1
Digitized by Google
67
Nachweis der Mittheilungen und Vorträge, welche die Sitzungsbe-
richte der Niederrheinischen Gescllscbaft für Natur- und üeil-
kondd in Bonn enthalten.
1854 (13. Juli). Ueber Lithion, sein Vorkommen und seine
Gewinnung, wobei grosse Mengen von Cblorlithion and
kohlensaurem Lithium vorgeieigt werden«
1866 (7. Febr.)« Ueber das Interesse, welches jetst allseitig
der Yerwendnng des Wasserglaset angewendet wird. —
Ueber die grosse Mannigfidtigkeit der Kdrper, welche auf
die Gemohsorgane wirken.
(8. Apr.) Ueber platinirte Kohle ond deren Yerwendang,
namentlich für die Fabrikation von Essigsäure.
(4. Juni) werden Modelle Von grossen Hagelkugeln bis zu
2V2" vorgelegt, welche letztere im August 18f»ö in München-
Gladbach gefallen waren.
(G. Nov.). Ueber schwefelsaures Chinidin, namentlich mit
Rücksicht auf die Frage, ob Chinidin dem Chinin gleich
oder ähnlich wirke.
(8. Decemb.). Ueber SUberspiegel und Methoden der Glas-
Tersilberung. — Ueber Schreibdinten.
1867 (7. Mai). Ueber fabrikmfissige Darstellung von Ala-
minam*Meta11 nnter Vorlage ansehnlicher Stncke. — Ueber
Amylen als schmerzstillendes oder anftsthetisohes Mittel.
186S (7. Apr.). Ueber krystaUisirten Kesselstein.
1859 (7. Decbr.) wurde Pergamentpapier vorgelegt, und dessen
Anfertigung und vorzügliche Eit^enschaften besprochen.
1860 (7. März). Ueber einen im Handel vorkommenden Bo-
raxkalk mit 50°/o Borsäure.
1861 (10. Apr.). Ueber Magnesium in Drahtform, welches
vorgelegt wird.
(8. Mai). Ueber Wohnliches Kesselstein-Apparat som Aof-
faagen des Kesselsteins in den Dampfkesseln.
(17. Aug.) Ueber die neuste photographiMshe Methode des
Herrn Wothly in Aachen.
1863 (7. Jan.). Ueber Glycerin und dessen Eigenschaften,
welche es zu rerschicdenartiger Benutzung befähigen.
186G (2. Aug.). Ueber die in neuerer Zeit empfohleneu Des-
infectiuus-Mittel, welche einer eiogehonden Kritik unter-
worleu wurden.
1867 (7. März). Ueber die Chloressigsauren im Allgemeinen
und besonders über Monoohloressigsäure, ihre Geschichte
und Darstellangsmethoden, welche kritisch geprüft wurden.
Vorgezeigt wurde eine neu-construirte Magnesiumlampe.
(7. Juni). Im Ansehlnss an einen Vortrag Preyer's wurden
58
von Marquart hergestelltes Curare und tdiwefels&ureB
Ciirarin vorgclesrt.
1868 (6. Febr.). Ueber die jetzt gebräuchlichen mediumscben
EiseDpräparaic.
(8. Decbr.). lieber die Yerfalscbung der Milch und eine
Conservirangsmethode, wodurch die Milch den Wohlge-
achmack der besten frischen behftit.
1869 (26. Joni). Mittheilimg über ein eigentbflmlichee Benta
eines scliiDiedeeisemen Kessels.
1870 (8. Jan.). üeber die Tersohiedenen ByitoiDe, velohe
empfohlen nnd benutst werden, nm die menschliehen Aiit>
• wnrfssioffe aus der N&he der Wohnungen sn entfernen.
(7. Febr.). Ueber Opium und dessen verschiedene Handelt'
Sorten, wozu bemerkt' wird, dass der AVerth des Opiums
durch Hcineu Guhalt au Alkaloiden, namentlich an Morphiny
bedingt werde.
1871 (6. M-.irz). Ueber Chinarinden.
(25. Nov.) werdeu Stücke metallischen Chrom's vorgelegt.
1876 (4. Deo.). Ueber die künstliche F&rbnng der Rothweine.
Fr. Goldenberg.
Kurzer Lebensabriss
▼on H. Yom Deekeft.
Carl Friedrich Goldenberj^ war der jüngste Sohn des
Chamois - Fabrikanten Heinrich Goldenberg in Halsenberg
Bürgermeisterei Dbün im Amte Lennep im Henogihnm Berg,
welches rar Zeit seiner Gebart den 11. November 1798 einen Tiidl
der Staaten des Kurfürsten von Bayern Maximilian Joseph aas-
maehie. Er verlor seinen Vater bereits im Jahre 1805 und nor 4
Jahre spiter s^ne Matter, um so traariger f&r ihn, je ansieherer
die politischen Zustande seiner Heimath sich gestalteten. Inzwischen
hatte der Kurfürst von Bayern bereits am 15. März 1806 das Her-
zogthum Berg gegen das Fürstenthum Anspach-Baireuth dem Kaiser
Napoleon ab^retreten und dieser liassclhe seinem Schwager Joachim
übertragen, welcher als Grossherzo<T^ von Berg- in den Rheinbund
eintrat. Diese Herrschaft dauerte abar nur bis 31. Juli 1808. Murat
wurde König von Neapel und das Grossherzogthum Berg im Namen
Digitized by Google
59
des Kaisers der Fraozosen verwaltet, bis dieser es am 3. März 1809
seioem Neffen, dem nnmündig^en Soboe Loais Napoleon's des Königs
TOa HoUaDd übergab. Der Kaiser führte die Vormondtohaft und
so blieb die französische Yerwaltnng, bei der aber mm gröesien
Sohideii des Landes Frankreich durch die Zollgrense abgesperrt war.
Als daher Goldenberg im Jahre 1811 ron seinem ältesten
Bmder einer Privatachnle in Jülich übergeben wurdet die einer
seiner firüheren Lehrer dort errichtet hatte, siedelte er ans einem
von Franzosen verwalteten liande nach Frankreich über. Bis dahin
hsttti er im elterlichen Hauso durch Privatlehrer Unterricht erhalten,
der. vielfach unterbrochen, schon von früher Kindheit an ihn auf
das eigene Lernen verwies. So hatte er nur eine ziemlich unsichere
Grundlage seiner späteren Bildunf:^ gewonnen, als er nach Jülich
kam. £r seichnete sich hier recht bald durch seine Kenntnisse im
Rechnen und in der Mathematik aus, so dass er noch im Knaben-
ftlter als üülfslehrer in dieser Schule benutzt wurde — eine Bo-
schlftignngy welche ihn dem Berufe anfahrte, dem er sich später
gewidmet, und in welchem er eine ehrenyoUe Stellang ervorben hat.
Hier in Jülich sah er im Anfange des Jahres 1812 den Dnroh-
marsch eines Theiles des grossen fransösisehen, für nnüberwindlieh
gehaltenen Heeres, welches Kaiser Napoleon nach Rnssland führte,
und bereits nach Jahresfrist die jammervollen Trümmer desselben,
welche nach einer vollständigen Niederlage heimkehrten. Der Ein-
druck, den dieser rasche und tief einschneidende Wandel in dem
Geschicke des gewaltigen Herrschers jener Zeit auf das jugendliche
Gemüth von Golde nberg machte, war so mächtig, dass dio Er-
innerung an jene Tage, an die sich daran knüpfende Hoffnung auf
die Befreinng des Vaterlandes von der Fremdherrschaft, an die
Begeistemngy welche das preussischo Heer in den vom französischen
Drock befreiten Gauen des Vaterlandes hervorrief, ihn bis an das
finde seines Lebens begleitete.
Aach seine persönlichen Verhftltnisse wurden unmittelbar von
jenen grossen Ereignissen berührt. Er wurde, nngeachtet seines
jugendlichen Alters, wegen seiner Kenntniss der französischen Sprache
bei der voraussichtlichen Belagerung der Festung Jülich bei dem
Proviantwesen der Armee als Hülfsarbeiter angestellt. In dieser
Stellung machte er die, bis zum Friedensschlüsse dauernde Belagerung
mit. Nach Beendigung derselben war seine Gesundheit durch die
überstaudenen Strapazen sehr angcgrifien und kehrte er zur Wieder-
herstellung derselben in seine Heimath zurück. Doch blieb er nicht
lange dort. Schon 1815 bewarb er sich um eine Hauslehrerstelle
in einer belgischen Familie de Boche, die sich damals in Aachen
aafhielt und wurde vielen anderen Bewerbern vorgesogen« Er ver-
lebte diese Zeit' meistentheils auf einem Landgute in der Nfihe von
BrüsaeL Nach einiger Zeit finden wir ihn als Lehrer an einer
60
PriTatschale in Wickrathsberg, Kreis Grevenlyroieh, bescbfiftigt. Von
hier aus wurde er von Anfang 1826 an als Lehrer an der Bergachale
in Saarbrücken angestellt, und hat an derselben bis August 1836
gewirkt. Schon im folgenden Jahre wird ihm von dem hiesif^en
Oberbergamte das Lob ertheilt, „dass er sich beim Unterricht viel
Mühe gebe und das Talent besitze, sich den Schülern, jungen Berg-
leuten, die nur den gewöhnlichen £lementarunterricht genossen
hätten, deutlich mitzutheileni auch für die Folge der Bergscbok
eehr ntttzUch sein würde.*
Diese Beecbftfbigmig war i&r Ooldenberg entacheideadv neh
mit der Kande der Torw^tUohen Pflansen aa beacWtigen, in d«r «
«pSter grosse Erfolge in wissensehafüiofaer Besiehnng erringen sollte^
welche in seinem non folgenden Leben alle Mussestanden attsfÜlltSf
EU fortdauernder emster Arbeit antrieb, seine Beobachtungsgabe
schärfte und ihm den hohen Genuss der Auffindung neuer Thatsachen
in dem Zusammenhange der Entwicklung derjenigen Pflanzen ver-
schalte, welche zum ersten Male die Oberfläche unserer Erde be-
deckt halien.
Vom Mai 1829 an fand er eine Anstellung als provisorischer
üülfslehrer an dem Gymnasium in Saarbrücken, vom August 18S6
an als Tollbeschäftigter wissenschaftlicher Hülfslebrer. In dieser
Stellung verblieb er 22 Jahre, bis er beim Abgange eines anderen
Lehrers 1858 als Lehrer der Mathematik an dem Range eines Ober-
lehrers anfrfiefcen konnte. Diese Stelle hat er bis an seiner ?e^
setanng in den Ruhestand October 1878 Tcrsehen.
Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten war es ihm nicÜ
gegeben, in den mittleren Oymnasialklassen die anm erfolgreiehsB
Unterrichte nothwendige Diedplin aufrecht an erhalten. Dies lit
der Grund, wesshalb er in seiner Laufbahn als Lehrer so sehr in-
rück blieb und citior dauernden Verstimmung, die viele Jahre seine«
Lebens trübte. Seine Leistungen in der Prima wurden um so mehr
anerkannt Er nahm sieh der einzelnen Schüler, die zu ihm kamen,
mit Verständniss und Freundlichkeit an, so dass sie in der Mathe-
matik bedeutende Fortschritte machten, wie die Abiturienten- Ar-
beiten zeigten, welche sich die Zufriedenheit der wissenschaftlichen
Pr&fnngs-Commission in Bonn erwarben. Die Weise seiuee Unter-
riehtes war anaiehend, praktisch anschaulich. Die Trigonometrie
gab Veranlassung, üebnngen in der Feldmesskonst anzustellen nad
nftohtliche Himmelsbeobachtungen mit dem Femrohr an machao.
Heiterkeit und Soherse bei solchen Uebungen Terfehlten niehi» die
Sohfiler noch mehr ansnregen.
Nachdem er sein Lehreramt niedergelegt, besohSItigte er sich
immer noch eifrig mit wissenschaftlichen Arbeiten bis zu seioSBl
Ende. Er ordnete seine grosse Sammlung fossiler Pflanzenreste in
mustergültiger Weise. Er hat dieselbe noch in den ersten Tagen
Digitized by Google
61
Monats August, kan vor seinem Ende, demVerftseer mit grösstem
Interesse und in riele Einzelheiten eingebend gezeigt. Er hat sich
noch lehhaft an den Sitzungen der Versammlung der Deutschen
geolojifischen Gesellschaft, welche in Saarbrücken gehalten wurde,
bethciligt und seine Befriedigung über dieses Zusammensein so
vieler Faohg^enossen ausgesprochen.
Er verschied am 26. August, Abends 8 Uhr, plötzlioh in Folge
eines Herzschlap^cs.
Im Jahre 1885 hatte er sich verheirathet, Terlor seine Gattin
aber bereits 1849. Drei verheirathete Töchter fiberleben ihn and
ein Sohn, der in Pittsbnrgb in Nordamerika als Beamter einer
grossen Eisenbahn -Oesellsohaft sich in günstigen Verhältnissen
befindet.
Die Arbeiten Goldenberg's über die fossilen Pflanzenroste
des Saarbrückener Steinkohlengebirges beginnen im Jahre 1835 mit
einem Aufsatze in dem Pn^jzramme des Gj'mnasiums in Saarbrücken:
^Grundzügc der geogn ostischen Verhältnisse und der vorweltUcben
Flora in der nächsten Umgegend von Saarbrücken.^'
Nach einer längeren Unterbrechung trat er erst auf der Qene-
raWersammlong unseres Vereins in Kreuznach am 26. Mai 18i7 mit
einem Vortrage über den Charakter der fossilen Flora des Stein-
kohlengebirges im Allgemeinen und über die Terwandtschaftlicbe
Beaiehung der Gattung Noeggerathia insbesondere henror. (Unsere
Verb. Jahrg. 4. 8. 86.) Ausführlicher findet sich dieselbe Arbeit im
Jahrg. 5. 1848 unserer Verhandlungen S. 17 mit 2 Tafeln. Er zeigt
liier die zusuininengehörigen Theile der Noeggerathien: die Blätter,
die iTiäniiiiclien und w»Mblichen Blüthenstände, die Früchte und
weist derselben ihre Stellung im System zwischen den Cycadeen
und Conif'ertn an.
Im Jahre 1854 gab er wieder in dem Programm des Gymna-
siums eine üebersicht über eine der wichtigsten Pflanzen familien
des Steinkohlengobirges: die Sdagineen der Vorwelt. Ein Beitrag
sor näheren Kenntniss der Flora der Steinkoblenperiode.
Diees war der Vorläufer seines bedeutendsten Werkes: Fhra
Saraepontana foasiUs, Die Pflansenversteinerungen des Steinkohlen-
gebirges von Saarbrücken, von dem das 1. Heft mit 6 Tafeln (Neu-
msnnsobe Buehb.) 1866 erschien. Dasselbe enthält die Beschreibung
und Abbildung der beiden Familien der Lycopodiaeeen und der
Isoiteen aus der Klasse der Selaginecn. Die erste enthält zwei
Gruppen, aus der ersten, den Lycopodecn, werden 2 Gattungen, Lg-
capodites mit 6 Species und Fsilotites mit 1 Species angeführt;
aus der zweiten Gruppe, den Lepidodendrcen, 8 Gattungen: Lepi-
dodendron, Knorriat ülodendron^ MegaphytOHf Cydocladia, Halonia,
LepidopMaya» und LomatopikloyoSf mit susammen 88 Speeles. Die
62
FamiUe Seiaginem tritt nur in einer Gmppe der SigiSanm nü,
Ton denen die Gattung SigiOaria dnroh 66 Arten reprieentirt inti,
die in drei Abtheünngen terfkUeo, je nachdem die Oberfliehe ihrer
Rinde ohne Fnrohen, netslörmig yerbnndene Qnerfardien oder pa-
rallele Lftnf^arehen zeigt.
Die so überaus wichtige Gattunpr Stigmaria ist dagegen am
so armer an Arten, indem sie nur durch zwei vertreten ist. Die
Ansicht von Binney, dass die Stigmarien keine eelbstständiee
PHanzen, sondern die Wurzeln der Sigilhirien gewesen seien, wird
durch den Nachweis ihrer Blätter, ihrer Fruchtstände und der
Sporenkapseln vollständig widerlegt Die dritte Gattung Dipiaxjfim
itt nur in einer Art bekannt.
Das zweite Heft enthält eine ausführlichere Behandlung der
Gattung SigiOaria in analytiseher, beaohreibender und bildlidier
Daniellnng mit 6 Tafeln und ist 1867 erschienen. Die im erttea
Hefte -beseiohneten Abthedungen erscheinen hier durch Trennung
der lotsten bis auf 4 Abtheilongen rermehrt und werden als Leuh
äermariae, CkUhariae, lihgtidolepis mit grossen Karben und ge>
trennfen Gefassbündeln und Syringodendron mit kkineii Narben
und zu einem verhundenen Gefässbündel bezeichnet. '
Aus der 1. Abtheilung sind 9 Species,
» » n » ^ »
» n ^' n » n
beschrieben und abgebildet.
Manche andere Arten, die als eigenthümliche Formen he- 1
schrieben worden sind, bat Goldenberg nicht aufnehmen wollen, '
weil er einige davon nicht lur wahre SigUUmen hielt» andere weil
er die £xemplare nicht vollkommen genug fknd, um mit Sicherheit
darauf eine neue Art au grfinden, und endlich Formen, von denea
er annahm, dass sie bei den bereits bekannten Arten ihre SteDe
finden würden, wenn diese erst genauer studirt sein würden.
Das dritte Heft — das letzte, welches erschienen ist — 1862,
Verlag der Neumann'schen Buchli. (Ch. Moellinj^er), zeigt das
fortdauernde Streben, „die möglichst vollkommene Wiederherstellang
der vorliepfcnden Thtiile nach den Daten der allpfem<'inen Anatomie
und Organogrnphic des Pflunzenreiches, die Beziehungen, in welchen
diese Theil»» zu den anderen Organen derselben Pllanze, ihre Ver-
knüpfung, Gestalt und inneren Bau gestanden haben, um durch
Ermittelung aller Thelle einer und derselben Pflanze, die sich in
denselben Schichten losgerissen und zerstreut finden, ein mögliofatt
getreues Bild ihres Wachsthums und ihrer Befruchtung tu gs*
Winnen.''
Diese Arbeit ist mühsam, aber nur durch sie darf geboft
werden au einer lioheren Grundlage für die Beurtheilung des Cht*
rakters der Flora jener fernen Zeit zu gelangen.
Digitized by Google
63
Auf diesem AVcge der Forscliunpr ist e.^ gelungoD, manche-
wegen ihrer unvollkommenen Erhaltung schwer zu enträthselnden
PianienformeQ durch die fast volUt&ndige Aaffiaduog ihrer zu-
sammengeliörigttn Organe der genaueren Bestimmung und Yer-
gleicliang entgegenzuführen. So ist z. B. die riohtige Stellung; von
Lqpiiopkioff09 lartctfitim SUtrb. im System gefunden und dabei fest-^
gestellt worden, dass die bisher als selbatstftndige Oattongen anfge-
ffihrten Formen Leptoxjßumy Cokmox^ßn Cord, Endogmiie» strufta
Lmü. und LepidophijUum nur Thdle von Lepidophioyos darstellen^
Das Heft bescbftftigt sich mit der Gruppe der iBOiteen, worin
sls Gsttungen aufgeführt werden: Stigmaria^ wobei nochmals in
aaifSbrlichster Weise der Ueweis geführt wird, dass diese wichtigste
Steinkohlenptlanze nicht die Wurzeln einer anderen, sondern eine
stlbätstandigü Pflanze darstellt. Unter den angeführten Species
gehört St. conferta Cord sehr wahrscheinlich nicht hierher und ist
wahrscheinlich nur der entrindete Ast eines Lepidendron. Dieselbe
ist auch nur einmal vorgekommen. Ebenso ungewiss ist iSt. SokO'
hmii Eichw. Die von Gocppert aufgestellten Abänderungen von
SL tmabaihra werden in Zweifel gezogen und es bleiben daher nur
S sdbstst&ndige Species fibrig. Die «weite Gattung, welche hier
hshaDdelt wird, ist ]}^ptoxylon mit nur swei Gattungen.
Dann enth< das Heft aus den Lyeapodiaeem nur die beiden
Gsttungen LomatapMoya» und Leptdophloyoa mit je swei Arten,
«ibrend die wichtigere Familie der Lepiäoämdr&» anf das niohste
Heft verwiesen wird.
Die Hoffnung, welche Goldenberg im Vorworte zu diesem
Hefte aussprach, dass die noch rückständigen Hefte in rascherer
Folge erscheinen und das ganze Werk bald zu Ende gebracht sein
würde, da die Untersuchung der noch übrigen Ptlanzenreate nicht
mehr so grosse Schwierigkeiten darbietet, wie die der bereits bear*
beiteten, ist leider nicht in Erfüllung gegangen.
Wenn nun jede Hoffnung durch das Lebensende des Heraus-
gebers in dieser Richtung abgeschnitten ist, so darf doch dadurch
^ Anerkennung der bisherigen Leistungen nicht geschmUert
werden.
Bei dem eifrigen und sorgfaltigen Sammeln der fossilen
Pflanzenreste war Goldenberg auch die Auffindusig von Resten
von Insekten in denselben Schichten geglückt, web he diese Pflanzen
eiascliliesseii. Schon damals kaunt«; man soicht^ aus Wettin durch
fiermar, aus Böhmen durch Corda, aus England, aus N'eu-S»;hott-
laod aber in dem Saarbrückener Steiukohlengebirge waren sie bis
dahin unbeachtet geblieben.
Die erste N<jtiz über diese Auffindung findet sich in dem
«Prodrom einer Naturgeschichte der fossilen Lisecten der Kohlen*
Digitized by Google
64
formation Ton SaarbHIcken yon Ooldenberg", welche Herr von
Hauer, der gegenwärtige Director der k. k. geologischen Reichsan-
stalt in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Wien vom
17. Juni 1852 vorlegte. (Sitzungsber. d. nuith. - naturw. Classe d.
kais. Akad. d. Wisa. Bd. 9 S. 38. 1852.) Er führte damals 2 Spe-
cioB von Blattina Germar^ 1 Speeies von Gryllacris Burm.y 2 Speele«
von Termes, 1 Speeies yon I>ictyophUbi<h überhaupt 6 Speoiei,
alle neu, auf.
Diesem Vorläufer folgte eine ausführliche Arbeit: ^Die Insecten
der Steinkohlenformation von Saarbrücken** in den Palaeontogropkica
Bd. 4 S. 17 bis 88 mit 4 Tafeln, Ueft 1, Janoar 1864. Goldenberg
l&brt an^ dass er bereits im Jabre 1640 den gut erhaltenen Flügel
eines beoscbreckenartigen Thieres im Hangenden eines am Fischbscbsa
Tage ausgehenden Steinkobleoflötaehens gefonden babe. Hier kannte
er nun schon 8 Speeles von BlatHna, 1 von Q^ßaeriBy 4 von TtrmOy
3 iJictyoneura, , \ von TroxitcSy 12 Speeies aus 5 Familien. Die
Zahl der Speeles hat sich daher vom Jahre 1840 bis 1852 um 5
und in den beiden letzten Jahren um 6 vermehrt. Das Auffinden
dieser lusectenreste unter der grossen Masse von Pflanzenabdrücken,
welche die Schichtflächen des Sthioferthons bedecken, ist ungemem
mobsam und bei der Seltenheit des Vorkommens seitraubend.
Der Jahresbericht des Gymnasiaras zu Saarbrücken für 1867
enth< eine ausführliche Abhsndlang von Goldenberg: «Beitrüge
cur vorweltlichen Fauna des Steinkohlengebirges au Saarbrücken,*
in der nicht allein die Insecten, sondern auch die Fische und
Muschelthiere, Reptilion, Krebse, Asseln und Schnecken berücksidi»
tigt worden sind. Jede Erscheinung auf diesem Gebiete, mag sie
auch noch so unschciiibar und unvollkoinmen sein, ist geeignet der
Forschung Aiifschluss zu ^reben und einen Beitrag zu einem allge-
meinen wahren und lebeudif^-en Bilde von di^m Thierleben der
Kohlenzeit zu liefern, „einer Geschichte der Erstgeborenen, die wie
die Geschichte unseres Geschlechtes auf der festen Grundlage be-
glaubigter Denkmäler und Zeugnisse beruht.*'
Hier werden angi führt die Gattungen Troadtea mit 1 Art,
Termes mit C Arten, l>iciy<meura mit 2 Arten, BlaJüma mit 4 Arteo,
Myiostm'tes, AenäiUi und OrfHa/cris mit je 1 Art, susammen 16
Arten.
Weitere Funde von Insecten ans der Saarbrüekener Eohlen-
formation brachte Goldenberg in der Versammlung deutscher
Natarfortoher und Aerste su Dresden am 19. September 1868 tor
öffentlichen Kenntniss. Ausführlicher ist dieser Vortrag: ^Zur Kennt-
niss der fossilen Insecten in der Steinkohlenformation", abgedruckt
iu N. Jahrb. v. Leonh. u, Geinitz 18G9. S. 158. 1 Taf. Es werden
hier 10 neue Speeles von Blattina bescbriebeo, von denen eine aus
Digitized by Google
65
der Steinkohlen formation TOn Manebach bei Ilmenau stammt. Schon
im sftchstfolgendeii Jahre machte er in derselben Zeiticbr. S. 28^
zwei neue Ostracoden und eine nen^ Art Ton £Xattina bekannt
Am S6. Mai 1874 legete er in unserer 6eneral*Ver8ammlun|r
in Asdemaoh das 1. Heft der Thierfkana ans der Steinkohlenfor-
mation von Saarbrücken Tor und aeigte die zum 2. Hefte gehören-
den Tafeln. (Yerh. Jahrg. 81, Corr. S. 78). Das 1. Heft ist im
Jahre 1878 bei Möllingen in Saarbrücken erschienen.
Das 2. Heft wurde in der Sitzung der Niederrhein. Gesell-
schaft vom 5. November 1877 vorgelejjt, dasselbe enthalt die Be-
schreibung von 5 Speeles von Dictyoncura, 1 Species von EugcreoHt
1 Spccit's von Miamia, 1 Species von Termes, 2 Species von Termi-
tidiumt 9 Species von Blattina^ 8 Species von Fülgorina und schliesst
mit der systematischen Uebersicht der Thierreste aus dem Stcin-
kohlengebirge yon Saarbrücken. Auch konnte hierbei die Mitthei-
lang gemaeht werden, dass die Sammlung der fossilen Inseeten det
verdienstvollen Bearbeiters derselben in den Besits unseres Verein»
übergegangen sei. Sie bildet einen Glanzpunkt unserer palftontolo-
gisehen Sammlung.
Seine letste Arbeit: „Beitrag zur Insectenfauna der Kohlen«
fonnstion von Saarbrücken" findet sich in dem diesjährigen 88»
Jahrgänge unserer Verhandlungen (S. 184) und enthält Bemerkungen
über das von Scudder aufgestellte Genus Anthracublattina mit der
Beschn-ibung einer Art Anth. Scudder i aus den oberen Schichten
d - Sri irbrückener Stoinkohlengelurges; dieser neuen Gattung werden
auch mehrere der früher zu Blattina gestellten Arten zugetheilt.
In allen diesen Arbeiten zeigt Golden berg eine seltene Ausdauer^
die unter schwierigen ftussern Verhältnissen nur durch die Freude
an der Beschäftigung mit der Natur, die, wie Qöthe sagt „immer
Recht behält^, aufroeht erhalten werden kann. Die Durchdringung
des Gegenstandes schien ihm das au erreichende Ziel. Ueberall
begegnen wir Yeinen Beobachtungen, die von der Scb&rfe seiner
AuffiusuDg zeugen. Wahrhaft bedauern wir, dass es ihm nicht
vergönnt war, die Aufgabe vollständig zu lösen, die er sich bei der
Erfortchnng der organischen Reste in seinem Arbeitsfeldei demi
Starbrückener Steinkohlengebirge gestellt hatte.
Der Verewigte hat unserm Vereine seit dem Jahre 1845 an-
gehört. (Correspondenzblatt No. 10 von 1845. S. 79.)
Er wurde ferner ernannt: zum correspondircnden Mitgliede
de« Vereins für Naturkunde im Herz. Nassau 20. Juni 1849;
zum Mitgiiede der kaiserl. Card. Leopoldinischeo Akademie
Cogn. Steinhaner am 1. Januar 1852, dem 200jährigen Stiftungstage,
durch den Präsidenten derselben Nees von Esenbeck in Breslau;.
mm Ehrenmitgliede der Pollichta , eines naturwissenscbaft«-
lichen Tereint der bayerischen Pfals, Dürkheim 28. Mai 1652;
Digitized by G6ogle
66
zum correspondirendeu Mitgliede der Wetterauischen Geseü-
•flOhaft für die j^esammte Naturkuude, Hanau 11. Juli 1855.
In der Anzeij[^e seiner Aufnahme in die kaiserl. Car. Loop.
Akad. in Nova Acta Vol. XXIV Pars I p. CXLVIII ist derselbe als
Dootor bezeichnet. £8 bat sich aber nicht ermitteln lassen, welche
UniTersitäi ihn zum Doctor hon. oauaa promovirt hat. Bei seuiar
groBien Besoheidenbeit kann von der Anmassung einea Titelif la
dessen Fflbrang er nicht bereohtigt gewesen wftre, keine Bede leiB.
Unser Verein hat in ihm einen langj&hrigen treuen Mitarbeitsr
verloren and sein Andenken wird in demselben stets in Ehren er^
halten bleibeh.
Geologisclie Skizze einer Reise durch l'alästiua
End das Libanongebiet
von Prof. G. vom ßath.
Ohne landschaftliche Reise ist, vom Meere gesehen, die Külte
Palftstina^ W&hrend über dem pkönioisohen Gestade der Hemon
(2860 m) und der Libanon (Dahr el Kbotib 8066 Djebel Sinnia
2608 m) sioh erheben, welche gegen Korden im Gebirge der Kosairier
ihre Fortsetzung finden, w&hrend die Süd- und Westküste Kleinasieoc
durch reiche Gliederung und landschaftliche Schönheit sich aa?-
zeichnen. bietet der Anblick des gelobten Landes südlich des Karmel
eine nicdripre gradlinic^e Küste dar. Hinter langfiCBtreckten Dünen
breitet sich, sehr allmillig gegen Ost ansteigend, eine etwa 2 bis 3
Meilen breite Ebene aus, welche von einem vveisslichgrauen Gebirgs-
rücken mit einförmiger Profillinie begrenzt wird. Es ist das Gebirge
von Samaria und Judäa, welches, in seinen Gipfeln 900 m erreicheodi
als ein sanftes breites Gewölbe die Küstenebene Ton der TiefebeM
des Jordanthaies scheidet. Die langgesogene Profillinie wird nur
durch einen bemerkenswerthen Einschnitt unterbrochen, die Ses-
kung zwischen den Bergen Ebal (924 m) und Garizim (865 m), in
welcher Nabnlns (Siohem, 672 m hoch) liegt. Man könnte wühneo,
dass ein Gebirge von 800 bis 900 m Höhe, selbst in einer Entfemnog
von 4 bis' 5 Meil. einen imponirenden Eindruck gewähren niüsste.
Das ist aber durchaus nicht der Fall. Die grosse Klarheit und
Durchsichtigkeit der Atmosphäre lasst die Gebirge kaum halb so
fern erscheinen als sie wirklieh sind. Indem wir alsdann den Ele*
vationswinkel mit der anscheinend geringeren Entfernung verknüpfen,
unteraohätzen wir die Höhe der Berge. Die vielgerfihmte Klarheit
des syrischen Himmels bedingt nicht nur, dass ans das Relief dsi
heiligen Landes weniger erhaben und weniger reich gegliedert e^
Digitized by Google
67
scheint, als es in Wahrheit der Fall ist, sie erweckt auch iu dem
Reisenden aus weniger sonDenreichen Himmelsstrichen die sohmerz-
licbo, immer neue Tiotchnng, dass das Wandemel Dahe aei. da et
doch noch ferne ist.
EUra 1 Kilom. toh der Küate luat der Dampfer vor Jaffa dem
Anker faUen. Die Bliede von Jaffa starrt von Klippen, so dass die
Anfahr nur bei ruhiger oder wenig bewegter See gefahrlos ist. Die
kleine Stadt bedeckt mit dichtgedrängten Hinsem einen etwa 80 m
hohen rundlichen Hüp^el. Die Eüstenfelsen, welche auch den Bau-
stein (lür iStadt geliefert haben, bestchiiu aus i'inem bräunlichgelben
kalkigen Sandstein, einer jungen Meeresbilduiig, entstanden durch
Verkittunp^ des Küstensandes. Dieser Kalksandstdn (zuweilen tufl-
ähnlicb, zuweilen conglomeratähnlich) ist als Küstenbildung längs
des palästinensischen und phönicischen Gestades sehr verbreitet. Darob
steile, enge, thollwRise überwölbte Gassen steigt man empor nnd
verlässt die Stadt beim Jerasalemer Thor (Entfernong der heil. Stadt
8*<s MeiL)« Hier beginnen die Orangengftrten, deren FrClehte im
gansen Orient berühmt sind. Hit den Orangenbaamen, welche gleich*
zeitig goldene Früchte nnd daftende Blüten tragen, wechseln roth-
blühende Granaib&nme, Feigen, Sykomoren nnd yiele andere Frocht-
bftame. Opuntien von riesigem Wuchs, deren breite blattähnliche
Organe mit bchönen gelben Blüten geschmückt sind, bilden die un-
durchdringlichen fjinfassungcu der Wego und Gärten. Diese unver-
gleichlich ü])pigen P>Humgärten dehnen sich mehrere Kilom. v;eit
aus. Der Boden, welcher diese Gärten trügt, ist vorherrschend von
brauner Farbe und in geringer Tiefe wasserführend. Mit dieser
üppigen Vegetation kontrastiren in seltsamer Weise die Sanddünen,
welche sioh am Meere weithin gegen N und S hinsiehen« Nament-
lich in letsterer Biohtong soll der Dünenstrich aus beweglichem
Sande bestehen nnd nur mit Kamelen in überschreiten sein« Wo
die Gürten anfhören, gewinnt man einen freieren üeberblick gegen
S über die Ebene Sephela nnd gegen N Über die Ebene Saron,
welch letztere — bis zum Vorgebirge Karmel etwa 100 Kilom., bei
einer mittlem Breite von 20 bis 25 Kilom. sich erstreckend — wegen
ihrer Fruchtbarkeit im Alteithume gepriesen wurde. Die Kbeno
Saron ist jetzt nur zum Theile angebaut, doch bezoutrt der Stand
der Fluren (Weizcu und Gerste, IJaurawolie und Sesam), dass die
l'ruchtbarkcit nicht vermindert ist. Das Land, voll von Rainen alter
Städte, ist jetzt nur spärlich bewohnt. Die Ansiedlungen verrathen
sich in den weiten baumlosen Flachen durch Gelbanmpflansnngen
und Opaniiendiokiohte. Die beste üebersicht über die Ebene Saron
und die gegen 0 sie begrenzenden Gebirge bietet der merkwürdige
Thnrm (die sog. weisse Moschee) von Bamle (16 km von Jaffa),
welcher von nmfaDgreichen Rainen, Qr&bem und Beinhiuaem um-
geben ist Niige&d kann sich die stets verjangte Fruchtbarkeit der
Digitized by Google
68
Natur inmitten des Verfalls menschlicher Dinge mehr ofifenbaren als
in dieser Ebene, welche den Anbau mit den reichsten Ernleu lohnt
und in den weiten unbebauten Strecken sich im Frühling mit den
BOhÖDsten Blumen schmückt (Hobelied 2, 1). Ueber den weisten
Kappeldächern von Ramie wiegen Palmen ihre FiederkroDen. 6 km
gegen NO erscheint, gleichfalls in einem Walde von Obstbtamen, dai
nliber&hmtei jetst su einem elenden Dorf herabgesnnkene Ljdda mit
der Kirche des h. Georg. Yon Ramie (dessen Name anf den sandi*
gen Boden deutet) beginnt die Ebene merkbarer ansnsteigen; sanfte
Bodensehwellangen, die lotsten Ansl&ufer des Oebirges, strecken iish
weit in die Ebene hinaus. Anf diesen Bodenwellen liegen die Dörfer;
kaum erkennt man die aus ungebrannten Lchmziegeln erbauten,
meist nur mit einer Oefi'nunir versehenen, Rasen-bedeckten Würfel-
formen als menschliciie Wohnungen. Dem feinsandigen und fein-
erdigun Boden, der bis Ktiinle herrschte, mischen sich allmälig Kalk«
und Kieselgerölle bei, welche aus dem nun nahe sich erhebenden
Gebirge stammen. So einförmig aus der Ferne die Gcbirgsbänge
erschienen, so schluchtenreich und gegliedert stellen sie sich in der
Nahe dar. Diese Sobluohten, welche auf das deatlichste die aai-
nagende Kraft des Wassers verrathen, entbehrten nach einem reges-
» reichen Winter bereits gegen ikide ^ril 1881 jede Spur Ton
fliessendem Wasser. Derselbe Mangel an Biohen findet eich im ge-
sammten Gebirge Judaea's, einem Gebiete Ton weit mehr als 100 Q.-ML
Dennoch Terrftth die Vegetation der Ebene 8aron| dass in einiger {
Tiefe Wasser vorhanden. In dauernden Quellbächen tritt dasselbe
erst in der Küstenregiou zu Tage. Auf Vorhöhen des Gebirpes liegen
nördlich der Strasse die Dörfer Yalo (Ajalon) und Amwa:^ (Emmausj.
Den Eintritt in die Gebirgsschlucht bezeichnet die kleine Ansiei- !
luug Bab el Wadi (Pforte des Thals), wo man eine Höhe von au-
n&bernd 300 m erreicht. In sanftem Anstieg fuhrt die Strasse in
die Schlucht, Wadi Ali, hinein, deren Gehänge ans deutlich abge*
theilten, fast horiaontal gelagerten lichtgranen Kalksteinbänken bs>
stehen. Die überaus deutliche Schichtung» welche einen trei^*
förmigen Aufbau des Gebirges bedingt, bildet das beieichnende Gs-
präge der Landschaft. Die Sehlucht weitet sich sn offenen Gebifgs-
mulden, welche durch die ringsumlaufenden, stufenihnlichen Schiebt^
profile eine gewisse Aefanlichkeit mit riesigen Theatern, etwa dsm
• von Argos, erhalten. Diese troppenformig abgestuften Thalmulden,
welche eine breite Zone zwischen dem centralen plateauähulichcn
Gebirgsrücken und den zur Ebene Saron sich öffnenden Schluchten
einnehmen, bilden ein ei^euthümlich wirres Relief. Da kein Wusser |
in- ihnen Hiesst, eine eigentliche Thalsohle nicht vorhanden, so ist es
nicht leicht, sieb über die Richtung der vielfach wechselnden Ab-
flusslinien bewusst tu bleiben. Die horisontalen Stufen der Fels-
binke, auf denen eine dflnne Lage röthlioher Erde ruht, begflostigss
Digitized by Google
«9
den BAomwiMiM; fo erblidkt mm Tide Oelbftmne, denen sieb Karo*
bflB(JohtnnislNrod)b&nine sngmHen. Kioe feinM&ttrige Sirmuchvenfe«
tation (Myrthe, Rosmarin, Pistacien u. v. a.) mildert den Eindruck
der rauhen Felsflächen. Durch gewundene Thalgrüude, auf einer
Strecke von etwa 1 Ml. 300 m emporsteicrend, erreicht die Strasse
nnfern Euab (Abu Ghosch) eine wohl ausgeprägte höhere Gebirgs-
ftafe. Durch die Senkungen der westlichen Vorberge erblickt man
die Eästenebene und das blaue Meer. Nur 7 km gegen 0X0 ent«
femt, erhebt sich über dem plateauäbnlichen Berggewölbe die Höhe
Nebi Sobamwil, das Grabbeüigtbam des Propbeten Semoel (914 m),
emer der bdebsten, weitsiebtbMten Pnnkte Pal&stina's. Der Weg
fibrt etwa 100 m steil binab in eine mit Reben und vielen Oel-
biumen bepflanste Tbalmnlde, bebt siob dann in Windungen aum
Gebirgssobeitel empor. Das Land wird rauber und felsig, der An-
bau verschwindet fast ganz. Da die heilige Stadt etwa 30 bis 50 m
anter der hohen Gebirgswölbung, auf deren östlichem Gehauge, liegt,
80 wird sie für den von Jaffa Kommenden erst in unmittelbarer
Nähe sichtbar. Die hochragende Lage der Zionsatadt bezieht eich
nur auf die sie in 0, S und SW nahe einschliessendeu engen Thäler.
In etwas weiterer Entfernung wird die Stadt fast ringsam von be-
deutenderen Höben Ciberragt (Psalm 125, 2).
Die gesammte^ mindestens 500 m mftehtige Sobicbtenmaase,
Aber welobe man von Bab el Wadi bia Jemsalem emporgestiegen,
geböri nacb Fraaa (Aua dem Orient 8. 40) einem einaigen Horiaonti
des Tnron'a (Kreide), der Zone des Ammonüea Bbotomagensis an.
Als beseiobnendste, von ibm gefundene Formen fßbrt der tre£FKebe
Forscher auf: Pecten gryphaeatas, Janira quadricostata, Ammonites
Mantelli, A. Rhotomagensis.
Jerusalem liegt auf einem durch die Th&lcr Kidron und Hin-
Dom nach drei Seiten isolirten Theile der hier gegen Ost sanft ge-
neigten plateauäbnlichen Gebirgswölbung. Dieser Neigung entspricht
auch der Sobichtenfall. Beide gen. Thäler beginnen in geringer
Entfernung nordwestlich der Stadt als flache Mulden, verwandeln
sich aber acbnell in tiefe» steilwandige Sebluebten. Zwiscben ibnen
siebt in N-8-Ricbtnng eine flacbe Tbalsenknng, das Tjrropoeon, welebe
i innerbalb der Sladtflicbe selbst ibren Ursprung nimmt. Diese drei
' vermoigen sieb an demselben Punkte, etwas südlieb des Doris Siloa.
I Vit ibrem beatigen Mauergttrtel umspannt die Stadt eine FIftebe
von 88V.^ Hekt., also nicht ganz ^/lo Quadratkilom. Aus dem oben
I Angedeuteten folgt schon, dass die Stadtfläche keine Ebene ist. Die
j bezeichnendsten Terrainformen zwischen Hinnom und Kidron sind
die durch das Tyropoeonlhal getrennten Höhen Moria (713 m) und
Zion (770 m), welche indess gegen N unmerkbar in das nördliche
* »Stadtplanum übergehend, lediglich durch die Erosion getrennte Pla-
kteantbeile darstellen. Wie Zimi mit jfthem Absturz gegen daa Hin«
Digitized by Google
70
nomthal, so fallt Moria gegen das Kidronthal ab. Die beste Aus-
sicht über Stadt und Land bietet der Oelberg dar, ein flachgewülb-
ter grauer Felsrücken, welcher sich vom Borge Skopus (2 bis 3 km
nördlich vom Damascusthor) }?egen SO und S erstreckt und in seinen
drei Gipfeln Höhen von 830, 818, 828 m erreicht. Der südliche, mit
chrisiUoben und muhammedanisohen Heiligthümem gekrönte Gipfel
überragt den Berg Moria und die Tompelflaehe um 86 m, den Berg
Zion am 2S6 m. In der Luftlinie iai der Gipfel dee Oelberg! nur
800 m von den Manem Jeruaalem'a entfernt» geaohieden duroh du
100^160 m tiefer liegende EidrontbaL Gegen NW feaaelt Nein
Sdbamwil (914 m) ala böohater Punkt dea näheren Geaicbtakrdiea
den Blick; von dort zieht die flache, steinige Gebirgewölbung ah
breite Wasserscheide zwischen mittelläudischein und todtem Meere
wenige Kiloni. jenseits der Stadt nach S. In letzterer- Richtung hebt
sich der centrale Rücken gegen Hebron noch etwas höher empor.
Von den lang'^estreckten Höhen unterscheidet sich recht auffallend
darch seine Kuppelgestalt der Frankenberg, 813 m hoch, 13 km gegen
S vom Oelberg entfernt. Ungleich weiter als der weatliohe reicht
der östliche Horizont, welcher bis zu den Gebirgen von Peraea
(Ammoniter- und Moabiter-Land) reicht. Der öatliohe Abhang der
oentralen Wölbung, welohen wir vom Oelberg bia som Jordanthal
überaohauen, iai ein fiberaua ateinigea, wüdea, fiut gans unbewohn-
tea Gebirgaland, die Wüate Juda. In sahlloaen, nnregehntoigeB
Wellen aenkt aioh in jener Richtung das Land. Keine h< duvb
eine charakteristische Form den Blick fest; kein regelmässiger Thal-
zug leitet ihn zur Jordanebene. In dieser Wüste machen sich einige
flachwcllige Gebirgsebenen bemerkbar, welche in der ersten Früh-
lingszeit mit grüner Kräuterdecke sich schmücken. Zu Anfang Mai
verräth der gleichmässig graue, über die gesammte Wüste ausge-
breitete Farbenton, dass Gras und Kräuter bereits verdorrt sincL
üeber den stets tiefer hinabsinkenden Wogen der Gebirgswüste er-
scheint, bald licht-, bald dunkelblau ergl&nzend, das todte Meer. Der
nächste Punkt der sichtbaren Waaaerfl&che ist über S Ml. entfernt,
der blaue Spiogel der Salzfluth liegt 1220 m unter dem Gipfel dai
Oelbergs. Die oben berührte optiache Täuschung bedingt ea, da«
aelbat einem geübteren Auge die Entfernung wie die Höhe nur etwa
halb ao gross erscheinen, ünd so stellt sich das todte Meer M
wie ein blauer Gebirgssee dar. Erst duroh Reflexion werden wir
uns allmähiig der grossartigen Gestaltung des vor unsern Augea
ausgebreiteten Landes bewusst. An den blauen Seespiegel schliesst
sich gegen N die fahle Tiefebene des Jordan, dessen gekrümmter
Lauf durch ein bläulich-grünes Band — die durch den Fluss ge-
nährte Baumvegetatiou — bezeichnet wird. Jenseits dieser tiefsten
kontinentalen Senkung der Erde, sehen wir wieder ein mächtiges
Plateau sich erheben, daa Gebirge Peräa's, dessen Höhe noch um 1
Digitized by Google
71
bis 200 m die Hochebene Jadäa*8 überragt. Jene Berge seigen einen
danUen, Torbemchend brftaDUcben FerbenioD, bedingt dnroh die
dort telir Terbreiteten baaaltitdhen Masten. In der Morgen- und
Mütagibeleaehtnng sdieint das ferne Gebirge gleich einer Maner
fidi ans der Senkang(Ohör) des Jordan nnd des Salssees in erheben.
Wird es aber von den Strahlen der Abendsonne erieoehtet, so er-
kennt man, dass jene Gehinge durch mannichfache Thalsysteme ge-
gliedert sind. Einige der höchsten Punkte, welche sich über dem
Tafellande erheben, sind die Berge von Salt, von El AI 982 m (bei
Hesban), der vulkanische Shihan (848 m). Bei sehr klarem Wetter
soll mau sogar den Berg Hör (1328 m), 20 Ml. gegen S erblicken ,
können.
Felsig nnd steinig ist nicht nur die Wüste Jada; auch die
üngebang Ton Jerusalem, soweit wir sie vom Oelberg überschaaen,
besteht dnrcfaans vorherrschend aus iichtgrauen Fels- und Steinfl&chen.
Der Wflaten-Charakter ist dem allergrdssten Theile Ton Jnd&a aufge-
prägt. Die Armuth an Biohen nnd Quellen (in den Th&lem Hinnom
ond Kidron floas nach regenreichem Winter bereits gegen Ende des
April kein Tropfen Wasser mehr), sowie der Mangel an einer frucht-
baren Erdschicht muss Jeden schmerzlich überraschen, welcher sich
der Lobpreisungen dus heil. Landes in den Schriften des A. T. er-
innert» Da33 die Beschaffenheit des Landes vor 3 Jahrtausenden
eine andere, dass seijie Produktivität eine grössere war als heute,
kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen. Wenn aber die
Frage erhoben wird, ob wir zur Voraussetzung wenig bekannter
Faktoren (s. B. Niveauveränderungen) unsere Zuflucht nehmen müssen,
oder ob nihere, im Kreise unserer Erfahrung liegende Ursachen zur
Srklimng der Yerindemng genügen, so möchte letzterer. Ansicht
der Vorzug in geben sein. Ebenso wie die Fruchtbarkeit des. Lan-
des an zahllosen Stellen des A. T. bezeugt wird, so wissen wir doch
snch, daas es an wasserlosen Wüsten im gelobten Lande schon da-
mals niciit fehlte, dass Quellen als ein grosser Schatz angesehen
wurden. — Wie heute in Palästina Niemand ohne einen Wasserkrug
reist, so legte schon Ahruham der Hagar einen Wasserkrug auf die
Schulter, da „sie hinzog und in der Wüste irre ging bei Ber-Saba"
fl Mose 21, 14). — Da Caleb vom Stamm Juda seiner Tochter Land
zutheilte, sagte sie: „Gib mir einen Segen; denn du hast mir ein
Mittagsland gegeben, gib mir auch Quellen. Da gab er ihr Quellen"
(Josna 15, 19). Die Ursache der traurigen Veränderung des Landes
und seines Klimas müssen wir vorzugsweise in den theils unmittel-
baren, theila mittelbaren Folgen der Entwaldong suchen. — Zu Josephs
Süfanen, Ephraim nnd Manassee sprach Josna: „Das Gebirge soll
dein sein, da der Wald ist, den haue nm* (Josna 17, 18; des Wai-
den wird femer gedacht 6 Hose 19, 5; 1 Sam. 14^ 36 und 22, 6;
Ptelstt 74, 5; Micha 7, 14). Wenn wir annehmen dürfen, dass ein
Digitized by Google
72
ß:roster Theil Palästina's und der ^^esammten MittelmeerUnder beim
Beginn der gfeschicbtlicben Zeit waldbedeckt war, dass der im
Schutae der W&lder gebildete Hamasboden die reichaiea Ernten
geben nmitte, eo gewiniifin wir die weeentliebste Bedingung f&r die
ehemelige auieerordentlicbe Froohtbarkeit dei Lendee. Darob mfib^
▼oUen Temsienbaa wurde die froehtbare Erde aof den Gehingn
festgehalten; nach der Zerstorang der Terrassen warde ne davoh
wolkenbruobartige Regen fortgefubrt. '
üeber die geologiscbe Constitution von Jadäa, speciell der
Ümpfebuntreü von Jerusalem, beaitzcu wir treffliehe Untersuchun^^o n
von Prof. Fraas (Aus dem Orient S. 60) und von Laitet (Essai sur
la geologiö de la PalesÜue S. 175), denen infolge die Stadt auf
Schiebten der oberen Kreideformation ruht, welche hier vorherr-
schend als Rudisten- und Nerineenkalke ausgebildet ist. Von grösster
Wichtigkeit für die Stadt and ihre alten Bauten ist eine etwa 10 m
mächtige Schicht von Hippuritenkalk, welche den Lokalnamen Me-
lekeh (der «königUcbe'* Stein) filbrt. Dieee Sobiohtenmasse, ans
weissen, bald halbkrystallbisobeni bald kieseligen, bald tnfl&bnlichen
Kalksteinen bestehend, geht ringsom in den die Stadl amgebendoi
Thilem Hinnom nnd Kidron in Tage and hebt sich gegen NW,
gegen die sog. KönigsgrAber empor. Im Melekefa sind die zahllosen
Katakomben, Felsengräber und Steinbrüche angelegt, die Köni^-
gräber, die Jeremias- und Bau mwol lengrotte, die Grottenkapelle der
Kreuzesfindung, das üräberfeld Ilakeldama u. s. w. Eine mittlere
Schicht des Melekeh von annähernd 1,6 m Mächtip^keit ist als ein
milder tuffahnlicher Kalkstein ausgebildet, den Fraas mit dem Ge-
stein des Petersberges bei Mastricht vergleicht. Auf dem Melekeh
ruht der sog. Missih, ein „harter'', marmorähnlicher Kalkstein, gleioh-
falls durchschnittlich 10 m mächtig, reich an Nerineen (die Speciea
Mamillae and Sehickii Warden nach Funden io diesen Sohiohtan
dnreh Fraas aufgestellt nnd besArieben). Der Missih liefert wegan
seiner Härte den aasgeseiohnetsten Baastein Jemsalem*s. Ans dem-
selben bestehen die koloesalen Quadern des alten Tempelbanes. Eiie
der merkwtbrdigsten paläontologisohen Auffindungen in diesem Ken-
neenkalk, welche wir Fraas verdanken, betrifft cahlreiebe Nommulitsa
(N. vanolaria, N. cretacea). Auf Grund dieser Funde neigt Lartct
zu der Ansicht, es handle sich in Judäa (und so auch in Samaria) um
wahre Ueber^angsgebihle („couches de jonction") zwischen Kreide und
Tertiär, welcher Ansicht indess Fraas nicht beistimmt. Die maimor-
ähnliehen Kalkschichten des Missih werden überlagert durch eine 4
bis 5 m mächtige Schicht von verstetnerungsfreiem Platten kalk. iMr-
über folgen in grosser Mächtigkeit kreideähnliche Kalksteine, die
mittleren nnd oberen Partien des Oelberges konstitairend nnd eiae
sehr groese Verbreitung in der Wfiste Juda gewinnend. Das Gesteis
ist bald mild und serreiblich, bald fest Der obem Abtheilaog
Digitized by Google
78
dieser SchichteDmasse schalten sich Lagen von braunem Flint (Feaer-
stein) ein. Solche braunen hornsteinähnlichen Massen, welche am
Westgrehängo oder auf dem hoben Gewölbescheitel bei Jerusalem
Bioht gef onden wnrdeD, zeigen sieh zuerst, ganz fremdartig, swiscbea
den liebten, weieheren Kalken bei Besteigong des Oelberges. Dies
sind die Yorlftufer ihrer grossartigen» den physiognomischen Charakter
der Landschaft mitbedingenden Verbreitung in der Jnda-W8ste. Ans
den Schiebten des Oelberges, welche gleichfalls in Steinbrüchen auf-
jreschlüssen sind und die Lokalbezeichnnng Kakubleh tragen, führt
Fraas eine Anzahl von Ammoniten au, welche für das Senon be-
zeichnend sind, namentlich A.rusticus, A. Lyelli, A.Goliath (letztere
Form erreicht einen Durchmesser von 0,6 m).
Während der Tertiärzeit scheint kein Theil des Gebirges Juda
unter das Meer ▼ersenkt gewesen zu sein. Der Diluvialzeit gehören
die Sohuttbiidongen an» welche theils als lose Blöcke, theils als
cementirte Conglomerate nnd Breceien die Höhen und Tbftler be-
decken. Erst im Libanon-Gebiete finden sich terliftre Bildungen.
PracfatToUe Granit- und Marmorsäulen (darunter namentlich
solche aus Verde antieo) besitat Jerusalem in der Moschee es-Sachra,
dem Feleendom, welcher sich über dem heiligen Fels, einer anstehen»
den ca. 17,5 m langen, 12 m breiten, 2 m hohen Kalksteinmasse, wölbt.
Der Weg von Jerusalem nach Jericho (4 Ml.) durchschneidet
die Wüste Juda ihrer ganzen Breite nach. Vom Garten Gethsemane
(696 m hoch) windet sich der Weg fast horizontal um den südlichen
P'uss des Oelberges nach Bethanien, einem elenden, ruinenähnlichen
Dorfe am südöstlichen Fasse des Oelbergs, etwa 130 m onter seinem
Gipfel, nahe dem Ursprang des Wadi Hod gelegen. Zwei Kilom.
TOn Bethanien fern findet sich noch eine sp&rliche Quelle, von dort
ist unser Weg bis cur Jordan-Ebene quellen- und wasserlos. Wir
folgen etwa 1 Ml. weit dem Wadi Hod, welches ftst ohne jeden
Anbau, nur mit einer spftrliehen Wflstenvegetation bedeckt, — so
nahe der Hauptstadt — den Eindruck ▼oUkommencr Verödung
hittterlftsst. Üeberall ragen an den niederen Thalgehäogen, welche
nirgend einer eigentlichen Thalsohle Raum lassen, die wenig ge-
hobenen Schichten der oberen Kreide-Etage hervor. Dieselben um-
schliessen bis 0,G und 1 m mächtige Bänke von braunem Flint, welche
auf dem weissen Kalkstein- und Mergelboden der Wüsteuberge wie
vielfach gekrümmte dunkle Bänder erscheinen. Leicht verfällt man
der Täuschung, dass diese dunklen Bänke die ausserordentlichsten
Krümmungen, Schleifen und Sohlingen bilden ; in Wahrheit ist aber
ihre Lagerung, namentlich im westlichen Theil der Wüste wenig
gestört. Es ist eine Folge des stark und unregelmftssig erodirten
Eeliefs, dass das Ausgehende jener Bftnke stark gekrfimmte Linien
beecihreibt, welche indess « wie eine aufmerksamere Betrachtung
lehrt — in wenig geneigten Ebenen liegen. Hiafig bilden die Flint-
Digitized by Google
74
bAnka die Gipfelplatie der MergelhügeL Werden die weichen unter-
Ift^emden Schichten fortgeführt, bo bricht auch der Rand der
SobeitelpUtte ab nnd metergroste Blocke von brannem Kieselgetiflia
werden über die MergelgebAage leretreat. Ans dem Hod-Tbal ge>
laagen irir über eioen kleinen Tkaleobttider in dae Wadi Bidr (Sidr
n Ziqrpbne Spina Cbritti). Statt der featen KaflEeteinadiiekteo,
über welche der Weg Tom Oelberg nnd Bethanien herabführte, be-
ginnen jetzt, jene Überlagernd, weiaee weiche Mergel, zn weilen in
reine Thonschichten verändert. Zugleich mit der weicheren Be>
schaffenbeit des Gesteins treten — im (iegensatze zu dem einförmigen
herrschenden sanften Abfallen der Schiebten in der Umgebung von
Jerusalem — zahlreiche Schichtenstörungen ein, an denen indess die
untcrlagernden festen Kalkl)äiike, welche in mehreren tiefen Erosions-
thälern (W. Kilt, mittleres Kidronthal) aufgeschlossen eind, nicht
theilnehmen. Bald wird auch das Wadi-Sidr verlassen nnd, über
wüste Hügel hinweg, bei den Trümmern dee Chan Hadror daa Wadi
Salem, welchea am Berge Skopna aonen ürapmng nimmt, erreicbL
Hier ftndert aioh daa Belief dee Landea. Die weicheren Mergel«
eohichten efaid an einer Menge rundlicher Hügel erodirt; ae weH
dae Ange reicht könnte man daa Land mit einem in wUdeater
wegang erstarrten Meere vergleiehen. Weiter gegen 8 dehnt lieh
in diesen weicheren Schichten, offenbar einer grossen Mulde der-
selben entsprechend, eine Ihichwellige Thalebene aus, welche sich im
Frühling mit einer schnell wieder versendeten Gras- und Kräuter-
decke schmückt. Diese schöne Fläche, ein Weidegrund der Beduinen
aus dem Transjordanlar^e, durchschneidet man auf dem Wege von
Mar Saba zur Jordanfuhrt. Um so regelloser und wirrer das Hügel-
land in unserer nächsten Umgebung sich darstellt, desto imponiripn-
der gestaltet sich der Rückblick auf den hoch am Horizont empor-
ragenden Oelberg. Der Weg nähert sich dem südlichen Stmlraads
des Wadi Kilt, in dessen Tiefe (ca. 60 bis 80 m) sich eine grosi-
artige Fdsgeataltnng dem überraschten Ange öffnet Das Thsi»
welches mit senkrechten Abstüraen in die unter den Mergeb M
boriaontal lagernden festen Ealkb&nke eingeschnitten ist, Ihnelt ia
seiner Felsgestaltung vielen Thftlem der Trientiner nnd Venetiansr
Alpen. Fast noch überraschender als der Blick in den Felsenschland
war das Rauschen eines Baches aus der Tiefe herauf, das erste
fliessendo Wasser auf dem Wege \oi\ Jafi'a her. Bald sollte indess
auch diese schöne prüne Wasserader vertrocknen — schon jetzt er-
reichte sie den Jordan nicht — gleich allen in der Wüste Juda ent-
springenden Quellen. Der Pfad, sehr rauh und felsig, führt nun
steil hinab an Burgtrümmern vorbei, welche einst den Weg «um
Jordanthal b^errsohten. Die Senkung der Gebirgswüste zurJordui*
ebene endet mit einem Absturz. Der Weg windet sich nm eine
wilde Höhe, welche, ana der Tiefebene betrachtet, j^ehsam wie ein
Digitized by Google
75
gewaltiger Thorpfeiler erscheint. Gegenüber, gegen Norden, erhebt
sich als höchster Punkt der Umgebung von Jericho der Berg Karantel
(Quarantania). Die 2 d. Ml. breite Jordui*£bene, welobe siob nun
aebet dem Spiegel des Selsmeere dem Auge darstellt, gewihK einen
ungemein Öden, einförmigen Anblick. Ausser dem sobmalen Strmfen
wQdwadisender Bftume, welche dnrdb den Jordan genftbrt werden,
«rblid^t man Baompflananngen um Jericho, deren Wachstham durch
die am Fusse des Karantel entspringende Qaelle Ain-es-Sultan be-
dingt wird. Im Uebrigcn ist die weite Ebene fast gänzlich unbe-
baut. In der Oase von Jericho wachsen, ausser Feigen- und Granat-
bäumen, Zizyphus Spina Christi (Sidr) und Z. Lotus (Nebak), sowie
Balanitis Acoryptiaca (der Sakum). Uebor diese Pllanzen s. Seetzen,
Keisen. 11. 264. Die elenden niedrigen Hütten von Jericho selbst
verbergen sieb unter den Bäumen. So ist der Anblick dieser Jor-
danwAste, des wie verzaubert daliegenden Salzsees, der Berge, ohne
eine menschliche Wohnung, ohne jede Cultnr von erschütterndem
Brost. Kaum möchte es in den weiten Mittelmeerlindem ein Gebiet
geben, dem in gleicher Weise das Geprftge der Code, des Todes-
Schweigens anfgedrfickt ist, wie den Umgebungen des todten Meeres.
Dies Land soll nach den geheiligten Ueberliefemngen der Israeliten
ehemals von glücklicherer Beschaffenheit gewesen sein, „wasserreich,
wie ein Garten des Herrn, gleichwie Aegypten" (1 Mos. 13, 10). Siddem
hiess das Thal „da nun das Salzmeer ist" (1 Mos. 14, 3). „Das Thal
Siddim hatte viele Thongruben"^. Ueber den Untercfang des Thaies
mit seinen Fluren, den Städten Sodom, Gomorra, Adama und Zeboim
und allem Lebendigen scheint sogar ein Augenzeuge zu berichten:
„Es ging ein Ranch auf Tom Lande, wie ein Bauch vom Ofen" (1
Mos. 19, 28). Feuer soll Tom Himmel geregnet haben, die Stftdte
nnd die ganae Oegend umgekehrt worden sein. Wenngleich es wohl
glaublioh ist, dass noch in der Patriarchenseit vulkanische Ausbrfiche
im Transjordanlande stattgefunden haben, welche in irgend einer
Besiehung stehen mögen sur geheiligten üeberlieferung (auch in
dem 18. Psalm Davids scheinen die Verse 8 und 9 den Eindruck
vulkanischer Erscheinungen wiederzugeben), so ist die Entstehung des
todten Meeres in historischer Zeit höchst unwahrscheinlich. Deutet
doch vielmehr alles auf einen früheren höheren Stand und eine grössere
Ausdehnung des Seespiegels. Der mit Salz imprägnirte Thonboden
der Jordanebene wurde offenbar einst vom See bedeckt. Fraas und
Lartet haben sogar durch Beobachtung von Geröllbänken und alten
Wasserlinien den Beweis erbracht, dass der Seeepiegel einst, minde*
stens 100 m höher lag, und das todte Meer ehemals eine viel grössere
Ausdehnung in nordsfidlicher Richtung haben musste. — Dass sur
Zeit als Johannes taufte, das Jordanland nicht gans so öde und
wdst, dass der Weg von Jerusalem nach Jericho nicht in dem Maasse
rauh und felsig war wie heute, erscheint zweifellos, wie hätte sonst
Digitized by Google
76
„die iStadt Jerusalem und das g^nze jüdisclie Land" zu ihm hinaus-
geheu können. Auch wisseu wir^ dass der Erlöser, seinen Jüngern
voranschreitend (Marc, 10,32), zu Fuss von Jericho nach Jerusalem
wanderte. Auch dies lässt scbliessen, dass das Land und seine Pfade
weniger vrild, weniger steinig waren als heute. Es wird berichte^
dass die Canaaniter tausende mon eisernen Scblachtwagen besaaseoy
welche den Israeliten die Eroberung des Landes sehr ersohwttrten
(Biobter 1, 19). Der Gebraacb dieser Wageo liest selbstredend auf
eben andern Zostand des Landes nnd der Sirassen sehliessen.
Die Fiur von Jericho, der alten Palmenstadt» ist eine fmelit-
bare Oase, welche ihr Dasein der am südöstlichen Fasse des Kamntel
entspringenden Quelle verdankt. Das Wasser dnrehfliesst einige
Kilometer weit die Pflanzungen. Diese enden, wo der Bach versiegt
und lassen der trostlosesten Wüste Kaum, welche sich bis zum
todten Meere ausdehnt. Die Fruchtbarkeit der Oase von Jericho
wird von Joseplnis mit den beredtesten Worten geschildert, ^ch
zweifle daran, dass man auf der ganzen übrif^en Erde ein anderes
Land trefi'e, welches man mit dem von Jericho vergleichen konnte,
indem sowohl alles Gesäte als Gepflanzte sich hier auf eine nngflaab*
liehe Art vermehrt. ^ Josephus, welcher die Ausdehnung der Oase
anf 70 St»dien in der Ltoge (60 « 1 d. ML), 20 in der Breite an»
gibt, macht eine begeisterte Schilderang der reisenden Oirten toU
frachttragender Palmen und Balsambianie^ Qypressen nnd l^frobft>
lanen. Von den Pallftsten nnd Tempeln, welche Herodes hier anf-
führen Hess, ist keine Spar erhalten, wie auch die Palmen nnd die
Balsambäume (Opobalsamum) verschwunden sind. Die Gebirge, welche
EU beiden Seiten das Jordanthal begleiten, schildert Josephua bereits
als nackt, äusserst unfruchtbar und unbewohnt. Auch die untere
Jordanebene soweit sie nicht durch den Fluss selbst oder den Bach
von Jericho (die Quelle des Elisa) bewässert wird, war schon zu
jQsephi Zeit ohne Anbau und unfruchtbari die Luft brennend luoid
Krankheiten erzeugend (s. Bernh. Neamann, Die h. Stadt a. deren
Bewohner, S. 47).
Die Jordanebene senkt sich yon beiden Thalseiten sehr aU-
TBtMg gegen die Mitten in welcher der Fhise sein ▼ielgekrömmtes
Bett eingeschnitten hat. Ist man anf der Wanderang aar Jorda&-
fiirt (el Hein) aas der Bosch* Waldang von Jericho heransgetreten»
so gewinnt man, da der Ort etwa HO m Aber der Jordanfnrt, lUO m
über dem Seespiegel liegt, eine weite Anssicht über das Ghor and
die es umschliessenden (itd)irge. Ein roth^'lühender Dunst schien
sich über den östlichen Bergen zu erheben und verkündete den
nahen Aufguiifr der Sonne, deren erste Strahlen den (lipfel des
grottenreicben Hert^^ea Karantel erleuchteten. Gleich einem dunkel-
blauen Spiegel dehnte der See unübersehbar gegen S sich aus. Die
bis XU 1000 m Höhe emporsteigenden Gebirge des Ostjordanlaades
Digitized by Google
77
lassen weit forUetzende horizontale Schiobtprofile erkennen. Eine
oDtuaiprecb liehe Oede raht über diesem Thale und auf diesen Ber^
?eD, auf denen einst ein reidies Völkerleben sich entfaltete. Der
Boden dar Ebene beliebt ms weiuem getobiehtetem MergeL Die
< SeekaBg sam Jorden geiobiebt nidit gun Q^eiehiDftBng; ei tritt
Tielmefar etira balbwegs swisoben Jericho und dem Floise eine 10
bis 16 m hohe, N-S itreiohende Stufe deotlieb hervor. Bieeer Ter»
! nioabecbiiitt wird dordi eine grosse Zidil von weiieen Bftgeln be-
teidifiet, in welche die höhere Terrasse sich auflöst, um dann zu
Terschwinden und gep^eu den Jordanlauf hin einer etwas tiefer
liejjenden jünirern Bildung Raum zu geben. Auch diese setzt zu-
nächst in ganz allmäli^er Senkung fort, endet dann aber, gleich-
falls ia isolirte Platf'anth(>ile und Hügel sich auflösend, nahe dem
jetzigen Ucberschwemmangsgebiet des Flassei. Greese Strecken der
Thon- nnd Mergelflächen sind im Sommer mit einer weiaien Salz-
kruste bedeckt, die Vegetation verschwindet ganx, die von den glo-
• besden Sonneoetrehlen aofgedörrte Erde bietet einen abscbreekenden
I Anbliek dar. Kar eebr eebmal ist der Yegetationsetreifen, welcher
dem Jordan eein Dasein verdankt Hier wachten strancbartige
Akiiien, Weiden, Pitppehi. Der Fluee strömt mit starkem Fall in
eroer 3 bia 4 m tiefen Rinne dahin, deren meiet vertikale Wtode
daroh gelbliche Lehmmaasen gebildet werden. Diese üfer bedingen,
dass der Fluss, welcher aus dem See Genezareth vollkommen hell
und Idar austritt, in seinem Unterlaufe trübe und fast schlammig
ist. Seinen höchsten Stand zeijjt d)T Fluss zur Erndtezeit, d. h.
Ende April und Anfang Mai (Jesus Sirach 24, 36), wenn die ge-
waltigen Schneemassen des llerroon schmelzen. In don spätem
Sommer- und Herbstmonaten kann man fast überall den Jordan
dorehwaten. Von der Fort ei Hule ist es noch eine Wegestande
bis zum todten Meere — nber völlig pflansenlose Salstbonflacben.
In der Jordanwfiate erinnern awei Klosterroinen, weldie den Namen
iehanaee dee Tinfere tragen« an den Yorl&afer des Birldeers. In
diese Wfiete jeneeite dee Jordan sog eich der Heiland zurück, den
HIodeD der Joden entgebend; «sie loebten abermal ihn sn greifen*
(Job. 10, 89), bis die TranerboteobafI der Sebweetem Laxari üin
Vfieder nach Bethanien rief. — Wo der Weg die nordwestliche
Bucht des Sees tTreicht, Hegt eine kleine Insel dem üfer vor,
bei niederem Wasserstande zu einem Vorgebirge sich mit dera Laude
verbindend. Der steinige Seeboden ist hier sehr flach. Das Wasser
hat eine herrlich blaue Farbe (Temperatur 22* C. am 30. April),
t^nter den Gerollen des Strandes fanden sich nicht ganz selten bis
hühoerei grosse Stücke von Asphalt. Zahlreiche gebleichte, mit einer
dünnen Saizrinde bedeckte Baamst&mme liegen am Ufer, sie werden
diirob den Jordan in den See geführt. Groseartig nnd wild iet der
Anblick der 4 bie 600 m eteil mm See abstftnenden Berge Jnda.
Digitized by Google
78
Auch hier ist die Schichtung deutlich ausijrcsprochen, fkst horizonUl
mit einigen sanften Wellenlinien. Die Schichten diesseits und jen-
seits des Sees scheinen sich zu entsprechen. Der von den SteiUb-
stürzen eingeschlossene, vom See theil weise eingenommene Abgrund
scheint durch die Senkung des fehlenden Gebirgstheils entstanden
la «eio. . Ueber dieser tiefsten Depression der Erde ruhte eine Glnfr-
•ftmotpbftre. Wie gewöhnlich war die Luft über dem Saksee Ton
geringerer Durchsichtigkeit. Die wunderbar groese, d&moiiiaohe Liad*
eehaft, too Lieht and Glnt erfUli, sebien dar Erde eatrOokt.
Der Erwftlumng niohi miwertii enefaeini et, daes die Daprevea
dee todten Meeras» 894 m nnter dem ICttafaneari erat lo tpit arinaBi
wurde. Obgleich man vom Nebi SehamwU beide Meere erblickt,
ao hatte weder die alte Welt noeh die Krensfahrer ema j^hanag
Ton dieser einzigartigen Tieflage des Salzsees. Selbst im Tagebuchs
Seetzju'a (Tli. 1, S. 425) findet sich die Bemerkung: „Ks wäre inter-
essant, die Höhe des Spiegels des todten Meeres über dem Mittel-
meer zu wissen'* (1806). Die Entdeckung geschah 1837 selbstandisr
durch die englischen Reisenden Moore und Beek, sowie dorch f.
Schubert (s. Fraas, Das Todte Meer, ein Vortrag. S. 6).
Der Weg nach Mar Saba führt fom NW-Ende dee Saloeei
über die vegetationslose, mit Saiseffloresoenaen bedeokte Ebene gegm
WKW. Nach etwa 8 KXLom, erreicht man jene bereits oben er-
w&hnte Terrane, welche ans djinngesohiohtet«i weissen Mergeln bt-
stebt. Wo unser Weg sie erreiohti betrigt ihre Höhe etwa SOm
Es ist wohl nicht sweifelhaft, dess diese Stufe hier einen frflheien
höheren Wasserstand des Seespicgels beseiobnet ZahUcea brenne
Flintstücke liegen umher, sie stammen von zerstörten Bänken, welche
den Kreidemergeln eingelagert sind. In die weichen i\Iergel8chicht«D.
welche die ersten Vorhöhen des Gebirges bilden, sind durch die
Winterbäche tiefe, steilwandige Schhichteu eingeschnitten. Am süd-
westlichen Kand einer solchen ca. 40 m tiefen, gewundenen Erosuin«-
rinno führte der Pfad hin. Sehr deutlich war hier wahrzuDehmen.
wie der konvexen Seite der Thalkrümmung stets der Steilabstun,
der konkaven Seite ein etwas flacheres Gehänge entspricht. IMt
Oberflicbe der Mergelhügel besteht gewöhnlich aus einer aehwerM>
störbaren braunen Flintbsnk, welche aerbrechendi das weime Ge>
hfinge mit braunen Kieselfragmenten fiberstreut. Diese Flintlsgen,
welche sowohl den weichen Mergeln als den festem KalkbiakeB em-
gelagert sind, lassen die Schichtenlaga überall auf daa dautliehsle
erkennen. Sie ist Torherrsehend horisontal; stark gestörte Schichtea
fehlen nicht, sie sind aber nur von beschränkter Ausdehnung und
stehen vielleicht in Zusammenhang mit den supponirten grossen
Verwerfungen, welche die Bergwüste Juda durchziehen, als deren
tiefste der Steilahsturz gegen das todte Meer und das Ghor zu be-
trachten ist. Anhaltend und steil steigen wir nun etwa d bis 400 m
Digitized by Google
79
empor, bis wir den durch tiefe Thaleinschnitte zerstückten Rand
der welligen Gebirgsebene erreichen. lu den Thalfurcheu stehen
leste horizontale Kalkschichten an, über deren treppenähnlicbe Pro-
file die Winterbaobe in Kaskaden herabstürzen. Gegen Nord auf
ansehnlicher Höbe wird ein kleines Heiligthnm, Nebi Mosa, sichtbar,
wo die Mosleniin zafolge einer irrigen lieber lieferung das Grab
lioMt (6 Hoa. 84, 6) verehren. Im Thalrisa steht hier der nnter
dem Namen Moeeaatein bekannte, von Bedninen ala Brennmaterial
von den Bethlehemiten ala Material ihrer Knnstindustrie benatite
In^minöae Kalkstein an. Dieser Stinkatein ist an der verwitternden
Oberfliobe lichtgrau, von einem gewöhnlieben dichten Kalkstein nieht
zu unterscheiden. Zerschlägt man ihn, so zeigt sich die stark, nicht
unanprenehm riechende Bruchfläche von tief schwarzer Farbe. Nach
verschiedeneu Analysen beträgt der Bituinengehalt des Mosessteins
13\/2 (Hewston) bis 25 p. C. (Hitchcock). Lartet beobachtete in die-
sem Gesteine Seeigelstacheln, Ostreen und loooerameny Schuppen von
Beryx und zahlreiche mikroskopische Foraminiferen. Durch die
Schlacht, in welcher der Mosesstein ansteht, aufwärts wandernd,
erreioht man eine etwa 6 Kilom. ansgcdehnte flaohwellige Kbene,
auf welcher im Febhiar nnd Mftra die Bedninen ihre Zelte errichten
nsd ihre Heerden weiden. Zn Ende April war die Vegatationsdecke
bereits versengt, die Ebene verlassen. Der Weg bebt sich, nachdem
man die wellige Ebene durchschritten, wiedcor stftrker ansteigend
am S-Gehäuge einer wilden, steinigen Höhe, des Djebel Djamum,
empor. Hier sollte sich eine Quelle linden, die einzige an nnserm
Wege von der Jordanfurt nach Marsiiba. Es war iudess nur ein
Wasserloch, mit einer grünen Schicht schwimmender Pflanzen be-
deckt. Dieser Tümpel (el Fus) war durch Sprengung eines Bassins
von etwa 6 m Durchmesser im weissen Kalkfels gewonnen worden.
Man hatte gehofl't, eine Quelle zu finden. Auf- und wieder nieder-
ileigend, erreicht man daa Kidronthal, fast in der Mitte seines Lanfs
von Jerasnlem snm todten Meere, nahe der Stelle, wo ea seinen
ostslidÖBtlioben Lauf anf etwa 8 km Länge in einen südsAdöstlichen
indert. Mit dieser veränderten Biohtnng ist ein plötalicher mkt
saffidlender Wechsel der Thalgestaltnng verbunden. Daa Thal wird
sn einem sieb schnell bis 150, ja 200 m vertiefenden Felsenriss. an
dessen vertikalen Wänden die horizutalen Profillinicn der Kalk-
fichichten hinlaufen. An diesen unnahbaren Wänden ist auf einer
Strecke von etwa 2 km ein mit Brustwehr versehener Weg ausge-
sprengt, bisher das einzige Werk dieser Art in Palästina. Mit den
kompakten Kalkschichten wechseln weniger feste nnd lockere Bänke,
welche, stellenweise fort^feführt, Veranlassung zur Höhlenbildung
boten, üaohdem die Felseanische mit einer kleinen Mauer sum Theil
geschlossen, so war die Wobnhöhle fertig. Soloher Böhlen gibt ea
hunderte, ja tansende im Kidronthal, viele oft über einander an den
Digitized by Google
80
fast senkrechteD, nur anf schmalen Felsbandem erreichbaren Thil-
wänden. Wohl nur an wenigen andern Punkten der Erde boten sich
für Weltentsagung und Askese so zahlreiche Zufluchtsstätten dar ah
im Kidronthal. Hier lebten und duldeten die Essäer und, ihrem Bei-
apiel folgend, so viele taneonde von christlichen Anachoreten. Bei
einer Wegewendung bietet sioh der überraachende Anblick TcmlUr
Saba, dem Felsenkloster. £& sieht an dieser Stelle von dem noch
^iwa 800 m höher aufsteigenden grosswelligen Plateau der Jadawüste
snm Kidronthal eine Schlucht in östlicher Bichtnng hinab. Diesslbe
endet etwa 60 m über der Thakohle mittelst }ih abstüraender FelmL
Hier ist non durch prronartige Auftnanerungen Baum för eise Kirdbe
gewonnen, w&hrend sugleidi die Schlucht in ihrem oberen Theile
durch eine Quermaner sowie durch swei mMitige, auf der Höhe dei
Plateau's erbaute Th6rme vollkommen abgeschlossen ist. Die Kloster»
Zellen sind in den lebendiuen Fels ausgehöhlt, unter ihnen auch di^
Grotte, in welcher der h. Sabas aus Kappadocien als Einsiedler
lebte und 94jfthrig 582 starb. Die Felsenlage des Klosters möchte
nur etwa im Kloster Kannobin (Libanon) ihres Gleichen haben. Der
Gesichtskreis ist ganz nahe begrenzt. Gegen wie gegen S entzieht
sich das Kidronthal durch scharfe Windungen dem Auge, gregen Ost
erhebt sioh die jenseitige Felswand, nur etwa ÖOO m fem. Die gäh-
nende TieÜB des Kidronthals, wasserlos, pflanienlos, deren StiUe in der
Nacht durch das Geheul der Schakale unterbrochen wird, hinterlisst in
dem Beschauer einen unvergessliohen Eindruck. Auf eine Felsenksote
haben die Mönche etwas Erde getragen und ein gans kleines Giit-
chen angelegt. Dies und eine Palme an glfthender FdsMnwnnd sind
die einzigen Kinder der Flora in der Steinwüste. — Die Kalksdneb-
ten von Mar Saba gehören wesentlich derselben Abtheilung der
Kreide an, wie die Schichten von Jerusalem und dem Oelberg, näm-
lich dem liippuritenkalk. Fraas fühlt aus den Schichten von Mar
Saba u. a. auf: Ilippurites sulcatus, Radiolites angeiodes und Mor-
toni (der verdienstyoUe Forscher bexeichnet diese Speciesbestimmung
als nicht ganz sieber), Ostrea Tesicularis nnd biauriculatn. Area
cenomanensis, Cardium Hillanum, Corbula striatnla, Leda (Nucahi
scapha. L. subrecorva, L. Benauziana und L. CJomoneliana, THgoBia
distans, Dentalium Wilsoni und octocastatum, Bostellaria carinelU.
Ueber die Lagerung der Schichten swischen Jerusalem und
dem todten Meere sind die Ansichten von Fraas nnd von Lartet
etwas verschieden. Wfthrend der letstere eine wellenförmige Sdneh-
tenlage annimmt und in den stofenweisen Bodensenkungen gegen
das todte Meer hin steile Schichtenkrümmungen erblickt, glauM
Fraas, dass die Schichten durchaus vorherrschend eine horizontale
Lage behau i)teu und die Abstufungen ^egen das Ghor durch Ab-
bruche und Verwerfungen l>edingt sind.
Der Weg von Mar Saba (191 m hoch) nach Bethlehem (772 m}
Digitized by Google
f
*
81
führt sogleich steil empor, so dass man bald die Klosterfestung tief
unter sich, uod in der Ferne, über die Gebirgswüste hinweg, durch
die Depressionen des Plateanrandes das todte Meer erblickt. In dem
Miaue a]a man aas dem Felseuthal des Kidron sich erh^t, wanderi
TQan fthar weichere Mergel, welche sanftere Terrainformen bedingen.
Weiter gegen Bethlehem treten indeet die Mergel wieder sorfick
ind koBpekte Uohtgreue Hippnrftenkalke bilden dei flechwelUge
Bdirf des haben Gewölbeecheitela. Man durebschreitet nahe ihrem
Unprong^gebtei mehrere Thftler, welehe in tfldliober Rficbtung lam
todtea Meere sieben. Hier wohnen in Zelten etwa 160 semhafte
Bedoinen-Familien, welche Ackerbau treiben. Sie vertauschen, ob»
jifleich sie das Nomadt-nleben aufgt^f^eben haben, das Zelt nicht mit
einer festen Wobmni^, um dem harten Militärdienst zu entgehen.
Das Gehänge, an welchem man ^en Bethlehem über Bet Sahur „Hir-
tendorf^ emporsteigt, gleicht einem herrlichen Baum- und Frucht-
harten, wie er in Judäa kaum seines Gleichen hat. Zahlreiche
Wachtth&nne, ehemals zum Schutze der Erndten nöthig, stehen in
den Fluren. Bethlehem liegt in gleicher Höhe wie der südwettliche
Tbeil Jeraealemt (Zion), auf iwei dureh eine geringe Senkong ver*
bondenen Bodenwdlbnngen. Dieae lehnen eich an den breiten Gen-
: Mrfieken, ftber welchen der Weg Jeruealem-Hebron Ifihrt Der
wcrtbehe Horisont wird durch die mit Fluren und Oelbaumpflan*
: angen bedeckten, sanft ansteigenden Gehänge gebildet, anf denen
' der Flecken Bet Djala sieb ausbreitet. Gegen SO wird der Blick
durch die regelmässige runde Kuppe des Frankenbergs (Ilerodium)
geffiselt. Gegen N reicht der Blick nur bis zu einer sanften Boden«
welle, auf der das Kloster Mar Elias liegt; Jerusalem bleibt ver-
borgnen. Die Tiefe des Ghor in der Geilend der Jordanfurt ist
sichtbar, nicht aber das todte Menr, wenngleich eine buschbestandeoe
fliehe am Jordan gewöhnlich dafür gehalten wird.
Die Kalkschichten liegen um Bethlehem nicht so nackt da, wie
bei Jerusalem. Wo der Boden geneigt ist, haben die Bethlehemiter,
^oe in geistiger und körperlicher Hinsicht sehr wohl ausgestattete
Betdlkemng, durch Terrassenbau Sorge getragen, einer Wegsehwem-
Mg der verwitterten Bodensohiobt Torsubeugen. Reichster Erfol|r
hit ihren Fleise belobet. Die Umgebungen von Bethlehem und Bet
mala beweisen, das« der Segen der Fruchtbarkeit nicht gänzlich
WHl Judäa gewichen. Was in tien Gemarkungen jener beiden fast
rshi christlichen Flecken für den Landbau fieschehen, das ist in
▼ielen andern Gegenden des Landes niöglich. Gleich der Umgebung
von Jerusalem, so ist auch die von Betiilehem reich an Höhlen. Es
genügt an die Geburtsgrotte, an die Grotte der Hirten, sowie an
die Höhlen von Cbaretun zu erinnern.
Der Weg nach Jerusalem (7 km), welcher sich nur sehr wenig
bebt und senkte führt, ateta nahe der Udhenlinie des breiten Central-
Digitized by Google
rftoken« bin, bif snm Eliasklosterv wo man dar beiligen Stadt
ansichtig^ wird, am obeiften Gehäopfe der öatliob neigenden TU- i
ler mit freier Aufsicht nach den Moabiter- Berf^en. Dann durch- !
schreitet man eine ca. 4 km lange, 2 km breite Ebene, auf der sich I
herrliche Wcizenflnren ausdehnen. Die sanften Höhen gegen W
tragen Oelbaumpflanznngen, wahrend die niederen Kuppen gegen U
felsig und steinig sind. Jerusalem scheint, von S bctracbtetf keine
dominirende Lage an besitzen, vielmehr — da daa Thal Hinnom
tmaiohtbar bleibt — auf der breiten Gebirgsebene zu Hegen. Erst
wenn man nahe beraDgekommen, erblickt man jenea Thal« dnrck
welcbee daa Stadtplatean gegen 8 und SW eine acharfe topogfa»
pbiaobe Orenae erhilt»
Der Weg Ton Jeroaalein naoh Nabulna wird dnroh den att-
m&Ugen Uebergang der rauhen Felaenwüate Jad&a'a in die mildereo
Laadiohaflen Samaria'a beseiohnet Man Terlisat die belL 8t«di an
Damasknithor (750 m hoch). Felsengräber und Höhlen lie^n sa
beiden Seiten der furchtbar steinigen, mit losen Kalkgeröllen ganz
überdeckten Strasse. Dieselbe führt zunächst horizontal, dann un-
merklich niedersteigend in eiuo Nebenmulde dos Kidronthals, wieder
eine sanfle Welle empor, worauf man 15 bis 20 m abwärts steigend
die hier sehr tlache Sohle des obern fast W-0 ziehenden Kidronthals
(7üO m hoch) en*eicht, 2Vs km Yom Damaskusthor entfernt. Iii«
finden sich schöne Weiaenfloren. Nun steigen wir etwa 90 m enpor
und erreichen den aanf tgewölbten fiüoken dea Skopoi» von wo man,
etwa 100 m Aber Moriah, 70 m über Zion atehend, eine hertüob»
Auaaieht anf Jeruaalem gewinnt Zwiaehen dem centralen BUno
aar Bechten und dem felsigen Zuge dea Oelbergs aar Linken, liegt Je-
ruaalem anf einem etwaa tieferen, gegen 0, 8 und W acharf abge-
eonderten Theil dea Plateaa's. rDie Heilige'^ entzieht sich nun unsem
Blicken, um nur noch bei Ramallah und Bire einmal am fernen
Horizont zu erscheinen. Wie das Kelief, so ist auch die geologische
Bildung des Landes von ausserordentlicher Kinförmigkeit. Der Weg^
führt auf dem hohen Gewölbescheitel hin oder entfernt sich nur
wenig von demselben, zuweilen in die obern sehr flachen Thalmuldea
hinabsteigend, welche bald zum Mittelmeer, bald zum Jordan ziehen.
Das Land ist im Allgemeinen öde und steinig. Diese felaige fie-
eohaffenheit der Hoobflftche schlieaat isdesa nicht aus, data dort| wo
die Yerwitterungaprodnkte vor der Fortsohwemmung geadifttat w«^
den, eine grosse Fmohtbariceit sieh aeigt. 8o erblickt man inmtttsB
der 8teinwflaten kleine Oaaen mit Weiaenfiuren bedeckt» Auf diesem
plateauthnliohen Gebirge bilden aelbst relathr geringe Erhebungen
weit sichtbare Landmarken, z. B. Nebi Schamwil (das alte Mizpa).
welches die mittlere Höhe des Gebirgsrückens kaum 100 bis 150 m
überragt. Man erblickt kein anderes Gestein als den Kalkstein der
nähern Umgebung von Jerusalem. Seine Schichten liegen horiiontai
Digitized by Google
83
oder bilden sanfte Wölbungen. Auffallend verschieden wirkt die
Verwitterung auf die Kalkfelsen und -Blöcke. Zuweilen wird das
Gtstein gleichmässig angenagt, häu6ger macht die Verwitterung
den bteiu löcherig, ja bisweilen vollkommen schwammäbnlich. Die
Ursache dieser Yerschiedenartigkeit des Angriffes ist an dem uDver-
witterten Gestein niobt nnmiitelber wahnunehaien. Eb mQgen theils
chenusehe AbweiohtiQgeDy tbeils unerkennbare oigenische Reste seiui
«dcbe eine so vendiiedene Yerwitternngsweise bedingen. Kleine
Bittenpetb'Rbombofider werden hftufig in den Hshlungen des Ge-
•teiAB wibrgmionimen. Zuweilen löeen siob die Kslksteinbinke in
lu>]eiss]e pftrallelepipedisehe Blöoke auf, welche über grosse Strecken
— V» Ws 1 km — in annähernd regelmässiger Lagerung verbreitet
suf das deutlichste zeijjen, dass sie noch in situ liegen. Die Blöcke,
bis zwei, drei Meter gross, durch fussbreite Klüfte gctremit, bilden
höchst eigenthümliche Felsp^ebilde, deren starres Kelief einen selt-
sameD Gegensatz zu den fruchtbaren Oasen in ihrer unmittelbaren
Nähe, z. B. in der Gegend von Beitin (Bethel), bildet. Bei Bire
aod Beitin befinden wir unsanf der östlichen Seite der sehr Hachen
Wasserscheide^ steigen dann gegen Ain Haramiyeh anf die W-Seite
ia das oberste, sehr venweigte Qoellgebiei dee (1 Mi. nördlieh Ja£b
! Bindenden) Asjehflnsses hinab. — Der ranhe Felselkakter des Ge-
Inrges toh Jnda Terschwindet allmälig, und weieht der milderen
Nator Samaria's. Zahlreichere ThSler sersohnrnden den hohen Kamm,
! dsMSo plateaoibnUoher Charakter aufhört, am sich in ein Gewirre
I ?on Höhen und Thalscbl achten zu verwandeln. Die Thäler selbst
breiti.li sich, je mehr man sich Nabulus (Sichern j nähert, zu Ebenen
von hoher Fruchtbarkeit aus. Die Berg<rehäiigo und Thalschluchten
sind mit den schönsten BaurapHanzunoreu bedeckt. Die Kalkstein-
Schichten bilden natürliche Terrassen, welche, durch die Hand der
Menschen kaum verändert, als Cultur- Terrassen dienen. In Folge
ihrer vertikalen Zerklüftung ähneln die Kalkbänke zuweilen in hohem
Grade Rieseubauten der Vorzeit. Oftmals wechseln mit den fruobt-
Wsten Thalgrattden felsige Hage!, mit denen der Charakter Jadäa's
mrilekkeltrt Wer die jetat so verödete Landsehaft des nördlichen
Jodia dnrohsiehty wo die Namen Barn (Bamah), Mnkhmas (Mich-
mth\ Bire (Beerotb), Beithin (Bethel) an die Zeiten erinnern, da
«ia rsichee Volksleben sieh auf diesen Höhen entfSaltete, dem wird
rieh immer wieder die ausserordentliche Veränderung der physischen
Kitnr dieses Landes iu's Bewusstsein drüugeu. isirgerul tritt dies
mehr hervor als auf der Iluinenstätte Seilun, dem geheiligten Silo
(ISam. 3, 21). Die Oertlichkeit, durch Vereinigung mehrerer Thäler
nicht ohne landschaftlichen Heiz, ist jetzt ganz verödet und einsam.
Noch trennt uns ein Berggewirr, durch welches dor steinige
Pfad bald über felsige Höhen, bald in Thalscbluchten hinführt, von
der herrlichen Fmehtebene Machna, welche sieh Ton Nabolus etwa
Digitized by Google
84
1 Ml. •ftdwirti antdebat. Be? or mao so denelben liembtteigt,
weitet deli der Blick, welober lange in enjEcen SeUoelileD gelwttt
war; vor allem stellt sich der Berg Garizim dar (hinter welchem
sich der Ebal noch verbirgt), in weiterer P>rne der Tabor, ja selbst
der Hormon wird siebtbar. üeber Kalkfelsen, in denen eine Queüen-
höhle ausgesprengt ist, steigen wir zu der mit Weizenfluren be- ,
deckten, wohl 20 qkm grossen Ebene hinab, deren Gleichen sich in
Judäa nicht findet. Die £bcne iat rings Yon schön geformten Kalk-
steingebirgen umgeben, welche ausgedehnte OÜTenwälder tragen.
Sie entsendet nahe ihrem nördlichen Ende eine sich schnell au einar
Thalaenkiizig gestaltende Zunge gegen KW. Dort liegt swiaeben
den Bergen Ebal nnd Garisim (am Foaa dea letsteni) die Stadt
Nabnlui (Sichern). Wo der Weg um den 0*Foai dea Oarinm aieh
gegen MW wendet, finden wir den hoohberfthmteo Jakobabmmeo
(Joh. 4, 6) und 7s Icni gegen KO entfernt, daa Grab Joaepba. Bar ,
Brunnen ist über 20 m tief in den Fels gehauen, jetzt wasserlos. ;
Vollkommen zutreffend ist die Bemerkung von Fraas, dass man
nicht begreife, w-e^hnlü in einem der wasserreichsten Thäler diese
grossartige Brunneuanlage ausgeführt wurde. Nabulus (570 m hoch),
die zweitgrösstc Stadt Palästiua's, sehr nahe der Wasserscheide |
swischen dem MUtelmeer und dem Jordan, bietet in seiner Lage deo
grössien Qegensati au Jerusalem dar. Liegt letztere anf einer
felsigen, wasaer- und baumarmen Höhe, so erfreot aich Nabolos in '
aeinem schönen frachtbaren Thalgrunde der ftfipigaten fiaumpflaB-
zungen und ewig sprudelnder QueUea. In diesem Thal fand die
Yerpfliehtung dea Volkes Israel auf daa Geaeta durch Joaua atatt
Seeba St&mme atanden auf dem Ebal, die aeeha andern «if dem
„Grisim** (5 Mos. 97 und Josna 8^ 80). Der Gamaim (885 m) bildet
eine kleine Gebirgsgruppe mit halbkreisförmiger Kammlinie, deren
Culminationupunkt im 0 liegt. Ein verzweitjtes Thal zieht g^g^i-
W hinab. Kleinere Schluchten führen nach allen Seiten; eine solche
mündet namentlich südlich von und über Nabulus. Dieselbe zieht zu-
nächst gegen S empor, wendet sich dann, mit verminderter Neigung, |
gegen SO. Zwischen und auf den zerklüfteten Kalkfelsen, welche die
deutlichsten Nummaliten euthalten, ruht überall eine röthlicfabranne
Erde Ton ansgeaeichneter Fruchtbarkeit. Der bogenförmige Gi|iM
bietet eine anaehnliche Flftche dar. Dia Auasicht Tom Gariaim ist
beaondera ans dem Grunde interessant, weil aie nna daa Belief 8a>
maria'a, die atlmMige Auflösung dea Plateau^a Ton Jüdin nnd dM
Auftreten von Ebenen inmitten dea Gebirgea aeigt. Der gegen Kar
bulus forgeaohobene Yorhügel dea Garizim stfirzt mit einer voa
vielen Höhlen durchsetzten vertikalen Felswand ab. Während der
Garizim ausschliesslich aus Nummuliten- führendem Kreidekalkste.n ^
zu bestehen scheint, treten am westlichen Gehänge des Ebnl unter
den grauen kompakten Kalkbänken weiche Kreidemergel hervor, i
welche in bteiobiüchen geöffnet sind.
I
Digitized by Google
86
Der Weg nach Sebastiye (Samaria) zieht zunächst am Raade
eines kleinen rauschenden Baches hin, der indess in den Sommer-
monaten, bevor er eine Meile geflossen, durch Bewitierang der
Gärten nnd Pflanzungen aufgebrenohi wird. Das gegen W zum
MiUehneer liebende Thel öfihei nnd weitet sieh eUinUig. Hooh-
ngnde Bergformen, gleieh Qartiim nnd Ebel, den beiden Zwillinge-
liöhen, Tereebwindetty des Lnnd gestaltet sieb sn stets sanfteren
BIgsb. Am Wege übersebreitet man wiederholt die Orense iwiseben
KaUcstaiaen mit brAnnlioben FUnteinlagerungen nnd weissen Kreide-
mergeln. Auf letzteren brechen wasserreiche Quellen hervor. Nahe
dem Dorfe Bet-Iba wird das Thal verlassen; man steigt in einer
flachen Thalmulde empor zum Dorfe Nakura. welches auf einer vom
wastersch eidenden Rücken sich abzweigenden Höhe liegt. Alsbald
stellt sich der seine nächste Umgebung etwa 50 m überragende
Stadtbügcl von Sebastiye (Samaria) dar* Der Tolikommen isolirte
Berg (470 m h.) wird rings umgeben Yon den ürsprnngstb&lern des
Wadi esh Shair. So ist die Lage der alten Hauptstadt, an deren
SlaUe jetit eines der elendesten Ddrfer getreten ist» eine wahrhalt
kinigUebe. Ringsum wird der Gesichtskreis in der Entl^nng von
4 bis 6 km dnreb Berge eingenommen, deren Gehinge zahlreiehe
nndKcfae Sebwellungen tragen. Gegen W wird f&ber niedere Yor^
berge hinweg das 4V4 MI. ferne Meer sichtbar. Trotz des tiefen
Verfalls hat auch hier die Gegend ihre Fruchtbarkeit bewahrt;
während in den Thälcrn und um die Dörfer Baumpflanzungon sich
lusdehnen, ziehen die Weizenfluren sich bis zu den Gipfeln der
Hügel hinauf. Der Hügel von Sebastiye scbeint an seinem Gipfel
geebnet und nn seinen Gehängen terrassirt worden zu sein. Als
Zeugen der herodianischen Prachtbauten Sebaste's stehen noch zahl-
reiche aus Kalkstein gehauene Säulen, um welche der Landmanu
die Furchen sieht Nördlich von Samaria und des Thaies Shair
sieht siob wiederum ein Gebirgsast vom hohen GentralrGcken gegen
die weetUebe Küetenebene, welcher bei den Dörfern Bnrka und Fen-
deknmiye überschritten wird. Am Wege stehen zumeist weisse
loekere Kalkmergel an. Von der Höhe öffnet sich die Aussiebt auf
sine jener fruchtbaren Thalebenen, welche den Reichthnm Samaria's
nnd Galiläa's bilden. Diese Ebene verschmälert sich gegen 0; die
cinichliessenden Höhen treten zu einem Defile zusammen. Auf einer
dem nördlichen Gehänge genäherten, fast isolirten Felshöhe erhebt
sich die einst fast uneinnehmbare Burg Sauur, in deren Mauern jetzt
eine friedliche Dorfgemeinde haust. Nordöstlich von dieser Ein-
lehnfirang dehnt sich die Ebene wieder au einer 8 km im Durch-
nesser haltenden kreisförmigen Fläche ausi welche in der Regen-
seit einen See (Merdj el Gharak) darstellt Ans der Ebene ragt
eine Hngelgruppe gleich einer Insel hervor. Diese sich Ycr-
sweigeDdes, von Bergen umschlossenen Ebenen bilden eine charakte-
7
Digitized by Google
86
rittiaehe Eige&ilifiünliohkmt von Sanftria und Galilia. Sinke dai
Luid nm et^wa 200 m, so würde die KfUtenlinie^ welche jetit w»
Karnel bie Jt& eine grade Linie büdei» an Baehtenreicbihmn uA
mit den grieobifloben Geitaden meiien kfinnen. — Der Weg folgt
einer nördlichen Ausbuchtang der Ebene Gbarak, welebe sieh tO*
mälig fichluchtähnlich verengt. Ueber eine Höhe gelangt man in
ein krüuterreiches Thal, welches bei Djennin in die Ebene Jesreel
(Eadraelon) mündet. Hier am Südrande der berühmten Ebene über-
achreiten wir die Grenze zwischen Samaria und Galilaea. Jesreel bildet
in dem breiten Gebirgszug von Kreidekalkatein, welcher sich durch
gans Palastina bis zum Libanon zieht, eine böohst merkwürdige Lücke,
welche swiechen dem Tiefthale des Jordan (bei Beiaau oder Scytho-
poUs 120 m nnt. d. H.) nnd der Käatenebene von Haifia einen Oebeiguig
▼on kaum 180 m Höbe geetattet. Während die grosee Ebene in W
nnd SW von dem Rüoken des Karmel, im N dnroh daa Hiigil-
eystem yon Naaareth begrenst ist, wird die Begrenzung gegen 0
duroh mehr isolirte kleine Gebirgagruppen gebildet, swiechen denen
tiefe Senkunpfen zur Jordanebene ziehen. Diese Höhen sind Oilboa
(523 m) und Dalii (oder kleiner Uermon, 553 in) nnd im äusserstett
Nordosten die isolirte Kuppe des Tabor (615 m), die bedeutendsten
Höhen im gesammteu Umkreis der Ebene. Diese Berginseln bedin-
gen es, dass die Ebene gegen 0 Buchten aussendet, welche sich
dann mit kaum wahrnehmbarer Wasserscheide gegen den Jordan
senken. Jesreel wird durchströmt von den zahlreichen Qucllarmeo
des Eison, welcher gegen Haifa duroh die Scblnchi von TeU-el-Kani
fliesst Während am letztgenannten Punkte die Ebene kaom 50 m
Meereshöhe haben mag, erhebt sie sieb an ihrem südöstlichen Bends
bis 200 m. Aeosserst sanfte^ dem Auge kaum wahrnehmbare Bodsn*
schwellnngen durchsieben die Ebene, welche jetst mne sneamaen-
hingende Oetreideflur ist, wfthrend sie noch vor einem Menedian*
alter sum grossen Theil Weidelsnd nnd im Beaitc der transjordsni*
sehen Beduinen war. Die Oberfläche von Jesreel kann auf mindestens
10 Q.-Ml. geschätzt werden. Alle Berge, welche den Horizont be-
grenzen, haben sanfte Formen; nur der „Borg des Herabstürzens''
bei Xazareth bildet eine Ausnahme, da er in einer fast lothrechtea
Felswand abbricht. Die Ebene ist von grösster Fruchtbarkeit, ob-
gleich auch hier zahlreiche Steine in der Flur liegen; es sind vor-
sngsweise Kalksteine, denen gegen NO auch Basalle, doch nur i&
geringer Zahl, sich zugesellen. Von I^ennin wurde in. 2 Stunden
Zerin (das alt^ Jisreel) erreicht, am nordwestlidien Fuss dee Gilboe.
Das 628 m hohe Gebirge erbebt sich in mehreren Gipföln, es ist
waldlos und kahl. Fluren sieben etwa bis anr halben Höbe hinao^
dann treten die F^file der Kreidekalksohichten anYerh<t sa Tsga
Von Zerin öfibet steh ein weiter Blick gegen 80, wo ein breites,
sanftes Thal gegen die Jordanebeue hinanterzieht. Wo daa Xhel
Digitized by Google
67
dio Tiefebene erreicht, liegt Beisan (Scytopolis). üeber die weite
Senkung hin führt der Wog grade auf den Djehel Dahi hin, dessen
Fuss beim Dorf Sulem (2 Kön. 4, 8) erreicht wird. Die Wohnhöhlea
des Dorfs, zum Theil aus Btsalt hergestellt, verbergen sich wie
alle Dörfer in Jesreel hinter nngeheuren Opantienhecken. Hier tiad
fiuftltblöoke in grösserer Menge verbreitot. Wenig ansteigend nm-
gehl mui dm Dj. Dahi, an daeioi Fuss tioh Batali in diehten nnd
anhUekigen TarittAten, iowie baealiiaehea Conglomerat anitehend
finden. Diese yulkaniiGlien Maasen sind indess anf den Fuss des
Berges boechrinkt, wihrend das Oelnrge selbst aas dentUeh ge-
sehiehtetem Kreidekalk besteht. Es SflFhet sich die Aussiebt anf die
nordöstliche Ausbuchtung der Ebene und der Berg Tabor, bisher
durch den Dj. Dahi verdeckt, wird sichtbar. Wenn diese Landschaft
im Frühlingsschmuck erglänzt, so versteht man die Worte Ethan's,
des Esrahiten, Psalm 69, 13. Der Tabor, aus Schichten von Kreide-
kalkstein bestehend, erhebt sich rings isolirt, die Ebene Jesreel an
seinem Fuss etwa 460 m, das gegen den See von Tiberias, in NO-
Richtong angrensende plateanähnliche Land um etwa S20 m nber^
ragend. Der Berg, von ausserordentlich regelmässiger Gestalt» ähnelt
einem Kngelsegment; nur gegen N lehnt sieh eine niedere "Wölbung
an ihn, ohne indess dem Eindruck der Berginsel Eintrag sn thnn.
Der Anstieg Tom Dorf Daburiye ist zuniohst steil nnd beinahe pftid-
los, später wird — entsprechend der sphärtsohen Wölbung — die
Neigung sanfter. Der Gipfel stellt ein elliptisches Plateau dar, etwa
800 m von 0— W, 200 m von N— S messend. Ueberreste einer Um-
fassunL-^siTiauer, aus grossen Quadern gefügt, ziehen sich um die
Gipfelliäche. Die Aussicht vom Tabor ist ohne Zweifel eine der
lehrreichsten und weitesten in Palästina. Gegen KNO ragt maje-
stätisch der schneebedeckte Hermon empor. An dieee dominirende
Berggeetalt lehnt sich gegen NO ein ausgedehntes Plateau, Uber
welcbee in langer Linie eine Reihe niederer Kegel nnd Kuppen auf-
ragt, die Ausbruohspunkte der Basaltp und La?adeeken des Djaulan.
Weiter gegen 0 erscheint am fernen Horiaont in blauen, fast ver^
sdiwindenden Umrissen das Plateaugebirge Hauran (Basen). Mehrere
scharf gezeichnete vulkanische Kegel unterbrechen die horizontalen
ProfiUiuien. An die Landschaft Hauran Pchliessen sich gegen SO
die Plateaugebirge der Belka, Petraea's (Ammonitis und Moabitis).
Der südliche Horizont gewährt einen trpfflichon Ueberblick der
Berge von Samaria. üeber der gemeinsamen Wölbung ragen die .
einzelnen Gipfel nur wenig hervor. Gegen W schliesst der ca. 6 ML
lange Karmelrüoken den Gesichtskreis. In nordwestlicher Richtung
wird die Fernsieht durch die schöne Berggruppe Ton Nasareth be-
eeluriiikt. Während des Städtchen selbst in seuer Thalmnlde ver^
borgen bleibt» ziehen swei Gipfel Tor andern den Blick auf sich,
der Djebel es Sich 546 m unmittelbar nordwestlich nnd der Berg
Digitized by Google
88
des Herabatürzens südlich von Nazareth. Gep^en N ist, an hohe
Berge gelehnt, Safed sichtbar, dessen Namen mit einem der furcht-
bftrtten Erdbeben (1. Jao. 1887) VArknüpft ist. Haben wir am Uo-
risont Umschau gahalien, to Terweilt nattr Blick mit besonderem
Interesse taf ainigSD sn antern Füssen aiiig«breiteteii Landschaften.
Wer todite nioht mit Sehnsucht den See Genesareth (KioeielkX
das Galilftenneerl Üeber die beseUisohe Ho^bene Ard-el-HanmA
hinweg lenebtet der bkne Sple||;el (816 m unter dem Tebor liegend)
herenfi Nnr der nördliobe Theil dar Seefllobe und daa nun men*
sebenleere Oeetade Ton Kapemaam, Ghorasim, Betbsaida, Magdala
sind sichtbar. Die genannte Hochebene wird überragt durch einen
seltsam gestalteten Felshüp^ol, den Berg der Seligkeiten (Karn Hattin,
362 m). — Gegen S ragt der schöne Berg Dahi empor, an dcsjsen
Gehäncre liegen die jetzt armseligen Dörflein NaJn und Endor. Die
ganze herrliche Ebene Jesreel liegt vor uns ausgebreitet, sowie die
beiden breiten Senkungen, durch welche sie sich mit dem Jordan»
thal Terbindety Wadi Djalud und W. Bire. Die grosse Fruchtobene
erschien nicht einfonnig, sondern in wechselnden Farben, da sie
theila mit grftnen Saaten» thetts mit schon gelber Fmoht bededrt,
tbeila andi frieob nmgebroofaen war. — Als bemerimnswerthea Qe-
prige der weiten Tabor^Anasieht ist herrortahdieo die aUgemeine
Sanftheit der fiergformea, die weiten horiaontalen Dimensionen) im
YergIei<Ae in denen die Höhendiiferensen nnr wenig henrortr^len.
Der Tabor besteht aus massigen Ka1kt)&nken, welche durch die Ver-
witterung oft wie zerschnitten erscheinen. Auf der breiten Gipfel-
ebene des Tabor lagerte zur Zeit der Richter der Feldherr Barak
mit 10 Tausend Kriegern; von dort herabsteigend kämpfte er sieg*
reich gegen Sissera (Richter 4, 6).
Nachdem man vom Berg der Verklarung etwa 300 m gegen
N durch lichten Wald hinabgestiegen, erreicht man die sanfte £r>
hebung, welche sich von N an die Bergkappel anlehnt. Einem an»
mnthigen Thal abwärts folgend, gelangt man bei Khan Tudjar, den
Rainen sweier KasteUe, auf die banmlose» mit Fluren bedeokte Hoob>
ebenoi welche, mit sehr geringer Neigung gegen NO emporstetgendy
die Tran^jordanberge nnd sogar den Hormon Yerbirgt. Vor Kefr
Saht ändert sieh daa Gestein. Zahlreiehe Basaltblöoke ▼ermthen,
dase wir hier die Basaltdeoke betreten haben, welche eieh gegen
Tiberias ausdehnt und jenseits des Sees eine ungeheure Ausdehnung
gewinnt. Die Häuser der Algerier-Colonie Kefr Sabt sind schwärze
Basaltwürfel mit einer einzigen kleinen Thür-, resp. Fensteröffnung.
Der Blick vom Tabor auf die Hochebene halte glauben machen,
dass dieselbe sich ohne wesentliche Senkung bis zum hol)en Steil-
rand des Kinereth ausdehne. Nicht ohne Uoberraschung nahmen
wir östlich von Sabt wahr, dass noch ein sehr breites Thal vor nni
hg. So entaiehen aich aelbet groeso Terrainfalten der weiten bäum*
Digitized by Google
89
lom FUchen in diesem liobtorfüllieii Lande der Wahrnehmung.
Jenes Thal (Wadi Besom) nimmt seinen Ursprung am Berg der
Seligkeiten ak eine ftnaseni imohe Mnlde; es iat SVi Ml. laagi */4
Ina 1 Ml. brait und nAndat aokliiehtiliiiUah in dia JordanaimMp
Bot Beaaom (Bat Difaiiii) atiagaa wir übar niebtiga BiMaltfetean,
ontar denan waitaa ünnerdlge Kraidamergal lagam» aar Thaladila
herab. €ebar dia gogan W Mftgawölbtai gegan 0 ateOabfUlanda
Hoebabao« Ard*al-Hamma nihert man tiob dann dam 8ea. Daa
Piatean bricht plötzlich ab, die herrlich blane Wasserfl&che» etwa
350 m tiefer, 200 m unter dem Meeresspiegel gelegen, wird in ihrer
ganzen Ausdehnung (3 Ml. lang, IVa breit) sichtbar, ein überwälti-
gender Anblick. Gei?en S verschmälert sich das Einsturzbecken
und geht allmälig in das Thal des Jordan über, während der Flosa
von N ana einer tiefen Schlucht hervoratrömt. Die Umgebungen
daa Kiaoratb tragen durchaus einen plateauähnlichen Charakter;
riogaom hcrrtchen horizontale Profillinien. Der Abstorx sam See
iai an SO-Oaatada in dar Gagend daa alten Oamala atail ond an-
Tarmitialty w&hrend im NO dorob telfraaaan&bnlioban Anfban- daa
Ocli&ttga aiaa raicbare Gliederung arb<. Am Weatgaatade traten Ton
Tlbariaa bia Magdala dia Höben nahe an dla blane Wasaarflioba bal^
an, dann waiaben ale atwaa inrttok, die balbmondf5rmige Ebdha
Gonnezareth freilassend, üeber der Jordan spalte erhebt sich der
schneebedeckte Hermon {2860 m) scheinbar nahe, obgleich in der
Luftlinie 10 d. Ml. fern. Von unserm Standpunkte, in der Richtung
seines Streichens, stellt er sich als eine etwas gerundete, nach 0
steiler als gegen W abfallende, Pyramide dar. Eine lange Reihe
vulkanischer Kuppen schliesst sich als südliche Fortsetzung an ihn
an. — Der Absturz des Ard-el -Hammah besteht aus Dolerit und
Doleritlavai Tiel&ob wechseln diobta und poröia Varietäten mit
ainandar.
Def Dolarifc von Tiberiaa iai ein Inn- bii Uainkömigaa Ge-
vaDga von Pbigioklaa, Olivin nnd (m^ nntargaofdnai) von Angit
nnd Magnelaiaan. hk den HoUrinmen der poröaan, lavaftbniioben
Varietftten ist der OlrHn in deoilicban KryetUloban (OblongoktaSdem,
gebildet durch das vertikale Prisma cx>P von 180'' 2' und dem Bra-
ohyduma 2 1^ oo von 80'^ 53' in der Axe c) aufgewachsen. Dies Vor-
kommen von Olivinkrystallen in Hohlräumen, ähnlich den krystalli-
nischen Bildungen der Eisenfrischschlacken, ist wohl recht unge-
wöhnlich in vulkanischen Gesteinen. U. d. M. ist eine unauflösliche
Gmndmaate nicht vorhanden, das Gestein löst sich schon bei ge-
ringer Tergrösserung in ein kömiges Aggregat auf, in welchem dia
aobiki gaatreiftan Plagioklaaa, weleba bia 1 mm Länge erreichen,
aefar ftberwiegan. Dia Olivina, gleicbfalb aabr raioblicb vorbanden,
befinden aieb in dan vorUagenden Proben bereite in Zaraetaong. Sie
aind von einer rothen, die Bfldnng von Biaanoxydbjdrat yarratban-
Digitized by Go^Ie
90
den Hülle arogeben, deren Eindringen in das Innere der Krystalle
an die Umänderung des Olivins der alteren Gesteine in Serpentin
erinnert. Augit ist im Vergleich zum OUvin nur in untergeordneter
Menge vorhanden. Magneteisen bildet nicht selten stabformig an
einander g^ereihte Aggregate. Die Poren dos Dolerit sind bald leert
bftld mit leolitbieoben Mineralien erfillt. Die Abeondermgrfomen
•ind sehr mumgh^* bald pktteii-, bald a&alonfönnig.
Der Abstieg won der Hochebeae mm See erfolgt dnreli eine
■teile offene Tbalmnlde. Xiberiaa gewibrt einen einsigartigea An-
bliek. Sebwarae Baealtmaneni ond •Tbttrme mnaeblieesen die Stadl;
eie aind ebenso wie die gewaltige eobwarse Burg, welebe am Hofd*
ende der Stadt sich erhebt, zerbrochen und zertrümmert durch das
schreckliche Erdbeben vom 1. Jan. 1837. — Zahlreiche Palmen wiegen
ihre Blätterkronen über den weissen Dachkuppeln und den schwar-
zen Mauern. Doch wird alles überstrahlt von der ungeheuren Masse
blauen Lichtes, welches von der ca. 3 Q.-Ml. grossen Wasserfläche
refiektirt ¥rird. An mehreren Punkten des Abstiegs, sowie am
Wege .TOn Tiberias nach Magdala treten unter dem Basalt, der
dnrobweg eine deokenförmige Lagerung besitzt, wie bei Bessum,
weiase Mergel ber?or. Der Sebein der ainkenden Sonne ermögliekle
die genauere Wahrnehmung dee öetlioben Geatadee« Der Steilabatora
wifd dort durah forapringende Gebirgaprofile gegliederty swiaobia
denen Tenweigte SoUneliten emportteigen. Die horiaontalen Uehtoi
Sohiohtprofile werden durdi dunkle Maeaen von Basalt unlerbroeheo,
welche an mehreren Punkten bis zum Seespiegel herabzusinken sobeinea
und zugleich eine weitverbreitete Decke auf den sedimentären Schich-
ten bilden. Der Weg: nach Magdala (dessen Statte jetzt von wenigen
ganz elenden Erdhütten eingenommen wird) führt zunächst an
schwarzen basaltischen Uferfelsen vorbei. Die Poren und Klüfte des
Gesteine sind mit Kalkspath ausgefüllt. Etwas weiter (8 km N von
Tiberias) hebt die Basaltdeoke sich empor, so dass die Uferböhen
aua Kalkatein bestehen, über welchem man die Basaltdeoke ruhen
sieht. Kaum 90 m vom Ufer entfernt» entquillt ein starker Bsck
lanen^ sehr wenig saltigen Wassers, weleber trots seines gaas knnen
Laufs einige Heotaren Land au einem klmnen Paradies usoigewaaM
hat. 1 km weiter treten die Uferhöhen etwas suritok; swischen ihnsn
und dem See dehnt- die Ebene Genesareth (5 km lang, 2 km breit)
sich aus. Am südlichen Ende dieser überaus fruchtbaren, jeist an*
bebauten Ebene lag Magdala, am nördlichen Kapernaum. Von Ge-
nezareth ist die ßergstadt Safed deutlich zu erblicken. Wahrschein-
lich ist dies die Stadt, ^welche auf einem Berge liegt" (Matth. 5, H).
Angesichts der an steiler Höhe über einander gebauten Häuser ver-
gegenwärtigt man sich die Wirkung der furchtbaren Katastrophe,
welche die Mauern des Kastells auf die tiefer liegenden Häuserreihen
sohleuderte und in jener Stadt 4800 Mensdien tödtete (1. Jan. 1S87)
Digitized by Google
91
(s. Keam&DD, Die heilige Stadt und deren Bewohner, S. 18). Die be*
reit« im AlterUuiiii berühmten Sehwefeltherraen von Tiberias liegen
2 km gegen S am Seenfer. Ihre Temperatur betr> nach Boateggilr
(Beiaan, Bd. III, & 184) 46^ B.; der Geaohmaok iat stark aalaig.
AnaielgeDd tob Tiberiaa aaf dem Wege naeh Naaareth wnrde
amiidiat nur Dolerit beobaobtei Nach einatftndigem Steigen war
daa Ilaohwellige Plateau erreicht. Zur Becfaten aiebt eine inaserai
sanfte Tbalsenkung zum See hinab, sie mündet mit einer aehhi^t-
ahnlicbeu EinschnüruDjr im S der Ebene Genezareth. Wir näherten
uns dem Sudfuss des Bergs der Seiig^keiten bis auf 2 km. Aus der
Gestalt und dem Ansehen dieses Berges konnte mit grösster Wahr-
scheinlichkeit geschlossen werden, dass er ein Ausbruchspunkt der
basaltischen Laven gewesen. Die Wasserscheide zwischen dem See
von Tiberias und dem Mittelmeer unfern Lubie stellt sich als eine
kanm wahrnehmbare Bodenwelle dar. Einem breiten flurenbedeck-
liB Thale folgend^ erreieht man Kefr Kenne, wo die Thalfliche, eine
Auaboehtong der nördlich angrenaenden Ebene Bnttanf (Sebnlon),
▼«rlaasen wird. Man wendet sich gegen 8 über el Meahed nnd
Bioe, überateigt eine sanftgewölbte, ana weissem Kreidemergol ge-
bildete Höhe nnd befindet sich in der Ton schön geformten Hügeln
ring.iuiiigebenen Thalmulde von Nazareth. Dieselbe zieht zunächst
von NO nach SW, wendet sich dann gegen S und SO, um als eine
verengte Schlucht in die grosse Ebene Jesreel zu münden. Der
Thalboden ist nur schmal und sanftwellig. Dei- wohlgebaute Flecken
liegt amphitheatra lisch am westlichen Gehänge, überragt vom Djebel
ea*Sich (545 üb. M., etwa 120 m über Nazareth). Die weissen,
wohlgebauteDy mit vielen offenen Bogen und Schattend&chem ver-
aakenen H&nser steigen hcch an den Hügeln hinaof. Oel* and
Peigenbinme schmücken in nicht geringer Zahl die theils ans
weissen lockeren Mergebi theils ana Kalkstein bestehenden Qehünge.
In einer halben Stande steigen wir gegen NW anm flachgewölbten
Bj. Sieh empor; sa nnsem Füssen liegt das schöne stattliche Doff
in seiner Thalmulde, während der weite Horizont ringsum einen
ungewöhnlichen Reichthuin landschaftlicher Gestaltung besitzt. So
engbegrenzt der Gesichtskreis von Nazareth, so umfassend, gross-
artig, die Gedanken in zeitliche und räumliche Fernen leitend ist
die Kundschau von jener Höhe. Man erblickt über die Hügel hin-
weg die Ebene Jesreel, das Gefilde der Schlachten (Bichter 5, 19).
Mit fast horizontaler Profillinie sieht der 6 Ml. lange Rücken dea
Karmel bin, anfern Megiddo überragt durch einige Schürfer aosge-
ivügte Höhen. Der Blick reicht gegen W bis aar schönen Bucht
Ton Haifa und Akka, gegen 0 weit über die Tiefe dee Jordanthala
hinMS an den Hochebenen von Djanlan und Adjhm. Der Gipfel
dea Tabor 1 V4 Mi. gegen O entfSBnit, schaut über die nühern Hügel
hinweg. Gegen N breitet sich die Ebene Buttaaf (Sebulon) aas
Digitized by Google
weiter hinaus das wenige durchwanderte Gebirgsland von Nordgali-
läa. üeber don ragenden Höhen von Safed und des Dj. Djermak,
welche bis 1000 und 1200 m erreichen, erhebt der Hermon sein be-
schneites Haupt. Vom Djebel es-Sioh, auf dessen Höhe der „Na«-
rener", ein Freund der Berge (Math. 6, 1. 8, 1. 15, 29. 17, 1. Marc.
9, 2. Luc. 4, 5. 6, 12. 9, 28. Joh. 6. S, 15), wohl oftmals das galiÜische
Land, das Meer der Phönicier, den Berg des Propheten Elias (Earmel).
den Djebel Dahin mit dem Dorfe der Sunamitin (2 Kön. 4. ^
erbüokie, eteigen wir aar w&ug gegen 8 hermb, und erreielieB dii
kleine PaishAhe, über welche der Weg Nesaretb^Hei£a ftbrt Zu
Linken d&et tick su nneem Ffisaen ein Thiloken, Omegb^ goL,
welohes wohlbew4eteri isti wie die kerrlicben Banrnpflenrangee vod
die Palmengruppen beweiaeo. Die OertUokkeit gleiokt einem kleinen
Paradies. Die Höhen bestehen aus weissen, feinerdigen Kreide-
mergcln. Der Weg führt dann, allm&lig sich senkend, über flache
Wölbungen und Tbalseukungen. Sanft und unbestimmt verläuft
gegen WSW das Hügelland von Xazareth in die hier gleichfalls in
flachen Bodenschwellungen sich erhebende Ebene Jesreel. Etwas
westlich vom Dorf Jeda wird die Ebene erreicht. Diese grösste und
fruchtbarste Fläche Qaliläa's ist nur in wenigen armseligen Dörfern
bewohnt, eine Folge der bis zum ersten Drittel dieaea Jahrhunderts
dauernden allgemeinen Unsicherheit des Landet, weldie die fie-
wobner ?enmlaeite, anf den Höhen einen Scbnts so eoeben. — Der
langgeatreekte Karmel-R&eken erhebt eieb nun, liemliob iteÜ aai
der Ebene emporeteigendy nabe vor nne. Man erkennt nof dn
dentliobete die faet horisonial Terlanfenden ProfiBtnien der Hehiobten,
welche entepreebend der Gebirgariebtung gegen NNW atreiobas
und sanft g^^gen W fallen. Lartet beEeichnet den Gebirgszug, deo
er iüdess selbst nicht besucht habe, auf Grund einer Angabe Bw'llar-
di's als Nummulitenkalk (Lartet 1. c. S. 204). Es sind wahrscheinlich
die oberen Kreideschichten, wie sie am Garizira anstehen. — Bevor
wir in die Küstenobene von Haifa gelangen, haben wir ein niederes
Hügelland zu überschreiten^ welohea die Ebene Jesreel gegen NW
begrenzend, vom Flusse Kison in einer engen Schlacht durchbrochtt
wird. . Jene Hügel sind mit dickatammigen, knorrigen Gichen (Qaer-
eoß Aegilopa and Q. eacolue) beatanden, welebe mweilen m Wald*
Partien snsammentreten. Bald Öffnet iioh der BUek anf die SMod^
ebene^ den Golf und den Palmenwald von Haifa. Kacbdem der
Kiaon in eber Furth pasairt, nftbert eieb der Weg dem afeeOea,
böblenreiebnn Gehänge dea Karmel, an deeaen Foae die Dörir
Djadjur und Beled ea Sehech liegen. Ueppige Baumpflanzungeo
bezeichnen die nähere Uiugebunj; der Stadt. Etwa üOO m ge^n
NW liegt die Colonie der würtembergischeu Templer, deren (etwa
60) stattliche Häuser, von blumenreichen Gärten umgeben, einen
^oaserst wohlthuenden Eindruck machen. £ine der beiden ÖtraaseD
Digitized by Google
93
dieser blühenden Colonie führt gegen W auf den Karmel zu, dessen
Gebange mit den von den Tcmpiern hier im heissen Kü^tenlande
erfolgroiob gapflaoiien Reben bedeckt eind. Das finde dee Kamiel-
gebirges, welches weit ins Meer yorrag^end, den fiiitgeieichBettieii
Ptmkt der pftlittinenebeheD Eoete .bildet, emioht nur etwa ein«
Bßhß voo 200 m. A«f neu angelegtem Wege, vorbei «n den Brfiolm
eiaai aohfinen weiteen Kalksieint, der dae Material f&r den Baa
der GoUmie geliefert, steigen wir sam boehberfihmtoi Kloster (149 n
üb. M.) empor, welobes die insemte Spitze des steil (unter etwa
36') «um Meer abstürzenden Bergrückens krönt. Sanft hebt sich,
der Schichtenlage entsprechend, die Scheitelfläche des Berges gegen
SO empor. Die Oberfläche des Gebirges ist in Folge der un{2:leichen
Verwitterung des Kalksteins ausserordentlich uneben. üeberall
ragen Schollen des Gesteins herror, zwischen denen eine wunderbar
reiche Vegetation sartblättriger Stauden gedeiht. Weiterbin bedeckt
das Gebirge sich mit niedern Eiohenbeet&nden. Das Gebirge senkt
iioh gigeii W. in gleiohmissigem sanftem Abfall snm Kflstansaume,
welcher, weithin snm Erokodilfluss sioh eretreokend, einen bemerk-
baren Yortpmng bei Athlit bildet Gegen N folgt man der K&ste
Ungs der eohöngesehwungenen Bucht von Akka bis mm Vorgebirge
Nakanu Darftber hinaas gegen NNO bliekt Über die Berge von
Djezzin hinweg der schneebedeckte Djebel Sannin (2G08 m) im hohen
Libanon. Der Hermon, welcher uns bisher (vom Tabor, von Tibe-
rias etc.) als eine Pyramide erschien, hat seine Form nun wesentlich
geändert, indem er sich als ein breiterer Gebirgsrücken darstellt,
Toa dessen P^irst Schneebändor herabziehen.
Wie PallMtina nnd Syrien das Land der Grotten und Höhlen,
io verdankt vor allem der „Gottesberg* Karmel neben seiner nn*
vergleichliohen Lage auch den Höhlen nnd dem durch sie ermög*
liebten Höhlenleben und -Cultus seine Bedeutung f&r die Geschichte
der Meneohheit (1 Kön. 18, 4b Arnos 9, 8). Unter den tanaenden von
Grotten etehen in besonderer Verehrung diejenigen dee Blias und
das EUaa, sowie die „Prophetenschule*. Von dieser, einer durch
Menschenhand erweiterten Höhle, steigen wir angesichts des uner-
inessliciien, hochaufsteigenden Meeres zu der der Karmelspitze gegen
NO vorgelagerten dreiseitigen Ebene (etwa l'/a qkm gross) hinab,
auf welcher das alte Sykamiuum lag, wo sich jetzt die wohl be-
bauten Fluren der Templergemeinde ausbreiten.
Der Weg von Haifa nach Akka (12 km) führt über den sandigen
Strand, wo derselbe in unmittelbarer N&be dea Meerea durch das
•teU eich enieuamde Wellenspiel einen gewiaaen Zusammenhalt ga*
wonaen hat. Bia tut sur Kiaon-Milndaog liehen aioh in nnaerer
Beehten die Oraagengirten mid die Palmenpflaasungon hin, dann
folgen langgestreckte Sanddftnen, hinter denen aanfte HiMien ohne
charakteritticahe Fonnen aieh erheben. Auf dieaem höchat ein-
Digitized by Google
94
förmigen Yiege wendet Bich die Aufmerksamkeit den Mollusken-
schalen zu, welche die Woge auf den Strand wirft. Es fanden sich
cUmnter nur sehr vereinzelte Exemplare der Purpur sehn ecke. «So-
wohl in Jaffa als hier (in Akka) und in Sur trifft man die wahre
PurpiiraBhiioeke der Alten, and dies ist IfnnK traneulas L. Idi
habe Yereoelie mit dem Saft dei Tlüerea angeetelli, weklie div
mileagbar beweiaen* (Seetaen, Beiaen II, 82). 8 km TOP Akka
■ohreitet man den dnroh Sümpfe snm Meere seUeMbeaden Namas»
flaai. Eiwaa tieiter erhellt sieb unmittelbar öttlieb der Stadt €iie
aehr flache Erhöhung bit an ooa 16 m. Akka beaitit in senMi
gprossen Chan und in der Moschee (Denkmälern des schrecklichen
Djezzar Pascha) eine Fülle adk'r Oruamentsteine, welche zum grossen
Theil von Caesarea hierhin gebracht wurden. Die Hallen des
Chans bilden ein grosses Quadrat von etwa 30 Säulen aus egyp-
tiechcm Granit. Unter den Prunkgesteinen der Moschee sind Säulen
TOn Granit und edlem Marmor, namentlich von Verde antico zu
erwähnen. Die Gebetsnische (Mihrab) ist darcb 5 Platten des beiT'
liehen Porfido roaao geaehmückt.
Delr ebene Strand, welchem wir von Haifa folgten, eritreskt
aich gegen N bis anm Kap Naknra (IS km), wo die Yoihfiben des
aSdlicdien Libanon bis an'a Meer treten und den Pfbd an eiaen
Anatieg von etwa 60 m swingen. Nördlich von Akka ist die Ebens
• im Allgemeinen wohlbebant. Der Untergrund des Bodens besteht
aus einem gelblichbraunen kalkigen Sandstein, welcher an dem
ganzen phönicischen Strande eine grosse Verbreitung besitzt. Zwei
ausgedehnte Uaumgärtcn (Orangen und Citronen), von Abdallah
Pascha anpfeleort, jetzt im Besitz eines Beiruter Kauimannes, zeigfn,
welche FrnchtfüUe diese Küste produciren könnte. lu der That,
da es an Wasser nicht fehlt, so könnte die Küstenebene auf Tiele
Meilen Erstrecknng in einen zusammenhängenden Garten nm Agn*
mibänmen umgewandelt werden. Die mit lichtem niederem Baon-
wncha geschmüdcten Htgel anr Hechten nfthem sich allmalig dm
Strand. Die Wegapnr, kanm noch kenntlich, f&hrt bald Aber BUdar
geröUe, bald Uber den Ettstenaand. Die altberftbmten Orte Semirlye
(Simeon Meron) und Zib (Achsib, Eodippa) unterscheiden aieh in
ihrer armseligen Bauart nicht Ton den Brd- und Steinwilrfrin der
umliegenden Dörfer. Es möge hier einer Nachricht Strabo's Br-
wähnurig geschehen (s. Sepp, Jerusalem u. d. heil. Land. II, 512),
welche sich wahrscheinlich auf ein an dieser Küste beobachtete?,
durch ein Erdbeben erzeugtes Meeresfluthen bezieht: „Als die
Ptolemäer dem Feldherrn Sarpedon an diesem Orte eine gänzliche
Niederlage beibrachten, überwältigte eine fiuthälmliche Meereswoge
die Fliehenden und riss sie zum Theil in die Tiefe, tbeils blieben
sie todt an den Niederungen liegen und die apfttere Ebbe enthalito
die Leichen derselben, untermengt mit todten Fisohen. Des
Digitized by Google
95
Vorfrebirflre Nakura (die Scala Tyriorum) besteht ans weissem Kreide-
mergel, weicher auch das 10 km weiter NO lie^^ende Has-el-abyad
,dM weiaie Vorgebirge" zusammensetzt. Zuröfikgewandt erblickeo
wir sum letzten Mal den EMinel, und vor tint mcheint, die W*
Spitze eines flachen Mndigen KüBtenvorspronges krönend, Sur
Clygm). Der Weg eenkt sieh die asala Tjrrioram hisab nad fOhrt
in gma([&r H61ie ftber dem Heere bin, en weldbee die Bfigel nebe
heieelretea. Des brandende Meer ebnet die Kftetenielsen ellmilif
m beakfonnigen Qeetelten» deren Tefelfliebe fiui genau im Niveea
dm Meeree liegt Die enffldlend boriiontele fieheiielfliebe jener
Riffe könnten zu dem Glauben verleiten, dast dieselbe der Scbiohten-
tlärhe entspräche. Dies ist indess gewöhnlich nicht der Fall. Die
Schichten des oft tufiahnlichen sandigen Kalksteins besitzen eine
wenn auch meist nur geringe Neigung. Die ewig rollenden Wogen
sind es, welche in langsamer aber sicherer Arbeit die Felsraassen
HD Niveau des Meere» abschneiden und ebnen. Mehrere Ruinen*
gmppen liegen in dieeer Gegend, vor allem Iskanderuna (das Senn-
daliam der Ereuzfahreraeit). Der Weg steigt nun wieder empor,
bia ce. 60m üb. IL mm uweieeen Gap^ und iat auf eine Streeke
weil in den Fels gebaaen, einen weimen Kreidemergel mit Fener-
iliaiknoUen. Senkreebt etfirst der Kreidefelsen aam Meere binab»
^ Erinnening an Stnbenkammer weckend. Es ist wobl die gross-
artigste Soenerie an der ganzen syrisoben Küste. BM senkt der
PAmI sieb wieder zum einsamen Gestade herab, welches von hier ans
in zahllosen Bauresten und Felsengräbern die Nähe einer einstigen
Welthauptstadt verkündet. Noch etwa 1 Ml. von Sur entfernt er-
blickt man von üppigen Fluren und herrlichen Baumpflanzungen
umgeben die altphönicischen Wasserreservoire von Kas-el-Ain, welche
noch heute funktioniren. Theils von vier-, theils von achtseitiii^er
Form, lind sie aus grossen Steinquadern ao%emauert. Mit Er-
staunen erblioki man swiscbsn den Hütten mehrere kolossale s&olen-
shaUcbe Steinmassen emporragen. Es sind riesige Stalaktiten, welche
sich aas dem niedertr&ofelnden Wasser der einet hier Torlrnndenen
Wssssrleitnng anf banten. Weiterbin besteht das GesUde aas Sand,
^sieben man vor den Thoren von Sur nnr mit grosser Mühe dnroh*
•drsitet. Ansser einigen Palmenkronen seigt die n&bere ümgebnng
in Stadt als einxigen Pflansensobmaofc eine kleine Baumpflanzung,
wslebe cca 500 m vom SO-£nde der Stadt entfernt, in einer Ein-
seiikung der Sandhügel, üppig gedeiht. — Wenige Orte der Krde
mögen in geschichtlicher Zeit solche Veränderungen erlitten haben,
wie der Boden von Tyrus. Zwei Inseln lagen hier der Küste vor
und lockten zur Ansiedelung. In urältester Zeit dehnte sich Palaeo-
tyrus auf dem Festlande aus; dann wurde d^e Inselstadt erbaut, die
loieb verbunden und durch Aufschüttung vergrössert (Eurychoros).
tai sidonisehen Hafen im lag der egyptisefae im 8 oder SW gegen-
Digitized by CÄogle
96
über. Alexander schüttete mittelst der Trümmer der von ihm
serstörten Paläotyrus den weliberühmteo Damm auf, und verband
•o die Insel mit dem Festland. Von jenem Dmme, den das gs-
sammte Alterihum als eines der staanenswerihesten Werke tob I
ÜMiwlieiihMid betnelitote, iii niohU mehr eiohtber, da die 8alldfa^
vebvogen fibsr «nd neben ihm eine Nehrong nofgehnnt habn.
Der Demm Alexandere eoll eine Linge von 600 Sehritt nnd abe
Breite von iwei PleChren oder 2200 F. gehabt haben. Die heelige
LandMige ist von K nnoh 8 000m breite eehnell iviehtt gegen 0
ihre Breite, indem die weetflatHoh etreichenden Kftatenliniett dn i
Isthmus, lK)genförmißf ßfekrümrot, in da« herrschende N — S Streichen
über^^ehen. Das ehemalige erste (grössere) Eiland, auf welchem die
Inselstadt log, bildet jetzt den Kopf des Isthmus, 1 km N — S, ettrs
700 m 0 — W messend. Das zweite (kleinere) Eiland, welches da?
uralte Melkart-Ueiligthum trug, ist nur noch durch eine Kiippenreihe |
angedeutet, welche eine südliche Fortsetzung der Halbinsel bildet.
Der beutige kleine seichte, klippenstarrende Hafen ist der Best de*
einst tiefer ausgeboohteten sidouisehen Hafens. Vom s&dlioben oder
egjptisehen Hafen ist keine Spar melur vorhanden; sie mftsste deoa
in Jener dnreh den oben berührten Garten eingenommenen Senkneg
nngedeotet sein. Die heutige, onansspreehlidi elende Stadt ninnift
HOT den nordöstliehen Theil des Köpft der Halbinsel ein. An*
stehende Felsen, 7— 10 m hoeh, von brannem tnffUinKehem Kslk-
sandsteine erbliekt man nur am Meere, namentlich an der nflüf
zerrissenen W-Küste. Das Planum der alten Stadt, dessen Südhälfte
jetzt von verwahrlosten Friedhöfen eingenommen wird, ist von einer
hohen Schutt- und Trümmermasse bedeckt. Glasstücke, welche
diesen Resten der prössten Handels- und Industriestadt der altec
Welt beigemengt sind, erinnern an eine jener Industrien, welche
in Tyrus ihre Heimath hatten. Der wttstliegende Theil des alten
Stadtplannms dient jetst ale Fandstitte von Quadersteinen für Nee*
beuten, sowohl in Sur als an andern Orten der KQste. Zn dem
Zweoke stösst man kleine Sohiehte daroh die TrümmermaweB
nieder. Dnreh Einsturz dieeer Sohiehte sollen aiyibrli^ mdnere
Menschen das Leben Terlieren. Von den Praohtbanten des attee
Tymn geben die Sftnlen egyptisehen Granits Zeiigntes, deren ZsU
vielleicht nur durch den Heicbthum Roms an Granitsftalen über*
troffen wird. In grösster Menge liegen die Säulen am S.-Ufer der
Halbinsel, theils im Küstensand, theils innerhalb der 1. Faden-
Tiefenlinie. Für diese ungeheure Anhäufung von mächtigen Säulen
am Meeresufer hat man zwei Erkläruni/en versucht: nach der einen
sollen die Bauten, zu denen sie gehörten, hier gestanden haben i.es
würde hierdurch zugleich ein Einbrechen des Meeres bewieseo),
nach der andern Ansicht sollen die Sftnlen zur Jfiinechiffong hier
fon Tetsehiedenen Punkten der TrOmmerstitte snsnmmengeksni
Digitized by Google
07
sein. Auch an der W-Küste sowie am Hafen liegen ungezählte
Graniuäuleo. Die grössten und merkwürdigsten siebt mui indsM
auf dem Trümmerfelde der Kreuzfahrerkirche (S. Marco), an der
tödöstlichen Ecke der Stadt. Zwei riesige Doppels&alen (davon di*
gröMlflb obgloioh ▼erstllBimelti 8,1 m lang, m diok ist) erweoktMi
beieitt aeit dem Torigen Jehrhaadert die Anfmerlaainkeit der Reise»»
dm; mehrere eadere eind dnroh Sepp (^MeeHelirt neoh Tyriie*') und
Prits («Ane PböaieieB''), wekfae 1874 im Aeftrage der dentaeben
Bfiahiregiening in dieeer Kirehe nadi den Cji^beinta des Kaiaern
Barbarossa gruben, zu Tapre gefördert worden. Die Doppelsäulen
Ton Sförmigem oder auch herzförmigem Querschnitt, mögen kaum
irgendwo ihres Gleichen haben. — Die in Trümmern liegenden
Mauern von Sur sind noch heute redende Zeugen des schrecklichen
Erdbebens vom 1. Jan. 1837, welches ganz Syrien und Palästina
erschütterte, auch inCypem gefühlt wurde. In Sur wurden 12 Per*
•OMB getödtet, 80 Yerwundet, alle Mauern beschädif^t, viele Häuser
gtnz zeratort (a. Biiler, Sinai-Halbiniel, Paläatina, ßyhen lY. Bd.
Sw 866).
Inmitian dea Elende und der Yerwflainng, welebe in Sur nna
UBieben (Heaek. 26, Sy, wirkt trdatlicb und erbebend der Anbliok
dm Uanen Mearea, der gefiederten Palmenkronen und dee aobneei»
gw Hermon, der gleieb einer beben Mauer, durob breite Sobnee-
itNifen getigert, alle Yorberge überragt. — Yon der Daobterraai^-
des lateinischen Klosters (der Casa luiova) überblickt man weithin
deo jt tzt so todten Strand. Geg^eri S wird die schmale Küstenebene
TOD sanft ansteigenden, wcni<T gegliederten Kalksteinhöhen begrenzt,
deren horizontale Prohllinio nur durch zwei höber aufragende
Gipfel, etwa 400 m h., (der eine gerundet, der andere gegen W jäb
ahttanend) unterbrochen wird.
Zwiacben Sur und Saida nähern sieb die Yorböhen des Gebirge»
neist bia auf weniger ab 1 km der Küale. Dieee ist einförmig; di*
flagebütekeD, obne autgeamebnete Formen, yerdeeken daa fernere
HaebgHiupge« Nur an einem Punkte, bei der Mündung dea Karimiy*
(Leistta) dffnet aieb eine Femaiebt ina innere Land. Sebön und
■ymatetriieh stellt der Hermon eicb in die Tballfieke. Am tar-
wüsteteo Chan Kasimiye, 9 km Ton Sur, dient ein 8 m grosser Block
des tchönsten egyptischcn Granit's als Thürjjesims. Darauf ruht ein
Kalkstein mit phönicischer Inschrift. Vom Chan steigt man zur
Steiubrücke hinab, aul welcher man den lyrischen Strom über-
»chieitet. Der alte Leontes, in seinem Oberlauf durch die Bekaa
iCölesyrien), sowie in seinem Mittellauf von der Naturbrücke Kuweb
n. Br.) bis zum Kalat esch-Schekif (der knieförmigen Um-
biegting) Litani» in seinem Unterlaufe l^ahr Kasimiye genannt, bildet
eiass dm merkwfirdigsten Tbalsyateme. Unfern Baalbek entspringend
(slwa 1900 m b.) flieast er aunaobat fiber die grosse Hoebebena»
Digitizeü lj •^ju^ie
96
zahlreiche Zuflüsse aus den Schluchten des Libanon und Antilibaoon
aufnehmend. Bei Meschghara verengt sich das cölesyrieche Hoch-
thal, der FluBS tritt brausend in tiefe schauerliche Felsenklüfte ein,
welche ihn — nur von kurzen Thalweitungen unterbrochen — zu-
nächst bis zum hochthronenden KaUt esch-Schekif („Schloss der
Fdaea*') begleiten. In diesem seinem Mittellauf strömt der Leon*
iet ptnülel dem Jordan, sich ihm bis aof Vi ML aikenid. 06I»-
9ftiBa (die Bekaa) bildet ein Glied des gronen Binrtnntkiki,
welehei bit tnm Oetf tob Äkaba reiebi. Zufolge der arogwipMiofci
flettftltnng der Bekaa ecbmnt der Leontee den Oberiaof des Jordn
bUdeo sa sollen. Boob entiielit er sieb am «SoUoss der Frisea* ii
knielftni^ger Bengnng dem grossen LiiigentJial, um seine IhmK
dem tyrischeu Gestade zuzuführen. Wie der Mittel-, so ist auch
der Unterlauf des Leontes, vom Schloss der Felsen bis zum Meer,
eine enge, ungangbare Schlucht. Ziur Bereicherung der tjTischen
Küste hat demnach der ca. 20 Ml. lange Flusslauf kaum irgend etwas
weder im Alterthum noch in neuerer Zeit beigetragen.
Die schmale Küstenebene, auf welcher der Weg nach Saida
weiterführt, tragt in zahllosen Mauertrftnunam und Grabstatten das
Gepräge einstiger dichter Besiedlung, neben welober die beutle
Todtenstüie abstiebt Die rotbblfibenden Oleenderbftsebe nad die
breitbiftttrigen, gslbblftbenden OponUen denten aach anf disHB
Todtengefilden die ewige Jogendkraft nnd Sobönbeit der MstDr.
Die (ea. lODm boben) Hagel, welobe in 1 bis 2km Abalaad di«
Küste begleiten, besteben ans br&unliobem Kalkstein, unter wekheo
an vielen Punkten weisser Kalkmergel hervortritt. Bei Adlun sind
die Abhänge der Hügel künstlich zu glatten Wänden abgeschrir..
welche die Nekropole von Adlun bergen. Der gewöhnliche Zugang zu
den Gral5>stätteu wird durch einen kleinen horizontalen Gang (Stollen),
etwa 1 m breit, hoch und tief gebildet. Dieser Vorraum, desser
Sohle zwischen einer äussern und einer inaern Schwelle ein wosig
(etwa 20 cm) vertieft ist, föbrt m einer regelmässig ausgebaassCD
Grotte, welche meist drei gewölbte Nisoben (an der fiinterwsod
and SU beiden Seiten) anr Anfaiabme fon Steinearkopbageii bifgt
Bine andere Form der Grotten beaitit statt des boraontalen ciaeB
▼erticaleo, sobaebtftbnlioben Emgang, ^vibrend die innere EinrishIoBg
der Grabstitte genau dieselbe ist Diese Fdaengräber aSblsa aaeh
Hunderten, vielleiobt nacb Tausenden. Man steigt auf ofleoea
Treppen «u ihnen empor. Manche dieser Heiligthümer sind darcb
Verwitterung und Ab])ruch des wenig festen Gesteins geöffnet , man
blickt dann unmittelbar in die einst verborgenen Grabuischen.
Alle diese Todtenstätten sind ausgeraubt, die Sarkophage weg<re-
schleppt. Weiter gegen N treten die Höhen fast unmittelbar ans
Meer. Auf dem Berge liegt das Dorf Sarafend, unfern der Trftmmer
des alten Sarepta. Naobdem man die Höbe von Sarafond omgangmt
Digitized by Google
99
wird Saida und seine Baamgärten sichtbar. Erwähnenswerth sind
alte und neae Ruinen von Strassen, welche man am phöniciscben
Gestade trifft ; meilenweit zieht sich die Spur der alten Römerstrasse
hin. Da indess die grossen Kalkblöcke, aus denen der Damm auf-
geführt, durch Verwitterung zu einer Art von KarroDfeld gewordeOi
to Termeidei man, ihn zu betretan. Vor Saida trifft man den Torso
einer breiten neuen Strasse, welche das Binnenland mit der sido-
niechiia Kd«ie Terbinden und dem fortacbreiteoden Verfall 8«ida^
vorbeugen eoUte. Obne Brücken, obne Beeohotterung, geht die nie
ToUeadete Streeee» sn weloher die Ideine SUdt V« Million Fee. ge-
epiert, für welche die ermen Bauern Frobndienite leisten moteteo,
«nem sohnellen VerfiJl entgegen. Halbwegs zwieehen Sarafend und
Saida ilbertohreitet man den kleinen Fluss Zaharani, welcher durch
seinen rechtwinklig umbiegenden Lauf ein kleines Abl)ild des Le-
ontes ist. Offenbar entspricht der Oberlauf, der aus dem Gebirgs-
land Djezzin herabkommt, einem Längenthal, der Unterlauf einem
Querthal des Libanongebirges. Wie Sur, so steht auch Saida auf
den mächtigen Schuttmassen der vergangenen Jahrtausende. Ein
Profil dieses sidonischen Schutts erblickt man namentlich bei der
Citadelle Emeise (KaUt el-Mezze) an der SO Ecke der SUdt Saida
ist bei weUem niobi so tief gesunken wie Sur; viele sehr stattUobe
Bsntan erinnem an die Zeit» da der grosse Drusenfürst Faobr ed-
din die Stadt su seiner Besideos machte. Bei Saida dehnt steh
swisebea dem Meer und den etwa 160^180 m hohen Ealksteinhügeln
eme bis 1 Va km breite Efistenebene aas, welehe in einer Erstreokung
▼on 6 km einen Wald der herrlichsten Aerrumibäume trägt, üeber
den dunkelgrünen Laubmassen dieser edlen Bäume erschien, die
Vorhöhen überragend, der im Mai noch schneebedeckte Kamm des
Djebel Niba, dessen südlicher Gipfel, Toghmat Niha, 1850 m erreicht.
Der gelbbraune, tuff ähnliche Kalkstein der Umgebung von Saida bot
das günstigste Material zur Aush()hluDg von Felsengräbern dar.
Eine pbönicische Nekropole liegt 1 km von Saida gegen SSO; die
grössie Grabhöhle trägt den Namen der Apoliogrotte (Mogharet
Aldun). Zahlreiehe Qciber liegen umher; yierseiUge, 2 bk 5m
tiefo sefaachtihnHohe Oeffnungen fahren an dta GrahnisoheD. Neben
jsdeai dieeer Grftber befinden sieh tiefe vierseitige Sobiohte, viel-
Isidit Gistemen (naeh der Ansicht des Herrn Vieeeonsul Eiyub
Abele). Als Beeke der suweilen mit Ifalereien gesohmlMcten Orab-
ksanmem wurde ein etwas festeres Stratum des Kalksteina gewählt.
Der Beirater Weg führt von Saida zunächst auf dem schmalen
Sandstreifen, welcher sich zwischen dem Meere und den Baumgärten
hinzieht. Die Hügel verengen allmälig die Küstenebene. 2yj km
von der Stadt erreicht man die Mündung des Awali-Flussea (des
alten Bostrenus), welcher die sidonische Ebene gegen N begrenzt.
I>er Weg wird nun, immer am Küstensaume hinziehendi insserst
Oigitized by Google
100
ranh imd steinig^; in den blsmmten Formmi tind die B1(Ve1n im
sandigem Kalkstein ausgewittert, welcho den sofamalt n Küsteofitreif
wie den Weg bedecken und die Reise zu einer Qual gesUlteu.
Weiterhin, jenseits Chan Chulda (Heldua), 15 km S von Beirut be-
ginnen die Massen röthlicben Sandes, welche bis zu Hügeln von 25
bis 30 m aufgeweht, für Ross und Wanderer nicht minder qualvoll
sind. An der Küste reisend, welche zwischen mehreren wenig hohen
Vorgebirgen (Ras Rnmelo, R. Djedire, R. Damur) flach aasgebuchtete
Golfe bildet und nur sehr Bpärliche^ dnrch fiaamwvohe begünstigte
Stollen aeigt (lo am Chan Nebi Tnniit), ahnt man kanm, welcher
Beiohthnm der fiodengeetaltnng nnd Bededlnng eiefa anf ämi MUk
Torliegenden Oehftngen dee iftdliehcn Libanon entftdtot, dcMce
Hanptrfteken 8>/i bie 4 Ml fem ▼cm Meere ▼on der Kmebiegcag
dm Leontes gegen NNO ctreidii, um sich in der Breite vtm Betrat
mit dem hohen Libanon (Dj. Sannin 2608 m) zu verbinden. Dem
einförmigen Abfall gegen die Hochebene Bekaa stehen die vielge-
gliederten westlichen Gobirgsabhänge gegenüber. Auf dem Nebi
Safi (1355 m h.), 18 km WSW von Saida erschienen Fraas (Geologi-
sches aus dem Libanon, in Jahresh. f. Naturk. in Würtemberg 34.
Jahrg. S. 259) ^die Berge des Libanon gleich riesigen Maalwurfs-
hfigoln, die neben nnd hintereinander hingeworfen sind und sich je
nach ihrer Zosammonsetzung ans Kslkfelsen, Sandetoin oder Metgd
bald Btoiler bald flacher legen. Jeder dies«' Hfigel bsetoht ans einsn
System Tieler Sehichton, die sich wie Binder durch den fierg mahMk
Doch Ist der nächste Hügel wieder ausser Zusammenhaag mit d»
ersten, sodass man den Eindruck bekommt» den im Kleinen bei
einem Eisgange gestrandete Schollen anf one machen. Was den
Blick auf die Schichtenbänder besonders anmnthig macht, ist dir
Wechsel der Karben dieser Bänder." — Drei Flussthäler zerschneiden
mit ihren zahllosen Verzweigungen das westliche Gehänge: der be-
reits oben genannte Awali, der Damur und der Beirut. Von diesen
Flüssen strömen die erstgenannten in ihrem Oberlauf gleich dem
Zaharani in L&ogRthälern von NO nach SW; sie treten danu mit
Weytwendung in Querth&ler ein. Die herrliche Libanon-Landschtft
kommt in diesen Thftiem cur Eotfaltnng. Höchste Fruchtbarkeit
und fleissigster Anhaa, namentlich dort^ wo Sandsteine soid Mergsl
nebst Mdapfayren die Gehinge bilden; grossartige FelsgesteKaagi
wo der Kalkstein in cirknsihnlichen hohen Winden Qber dem braoMU
Sandsteinterrsin anfragt — Entsprechend der böhem Erbebung nad
dem reicheren Relief des Libanonlandes im Vergleiche tum Gebirge
Palästina»«, ist an die Stelle eiu fächeren Schichtenbaues die grösste
Unregelmässigkeit getreten, wie sie durch Fraas vortrefflich ausf?«*
sprechen wurde: „Es wäre sehr einfach, die syrische Kreide eq
gliedern, wenn der geologische Satz in Syrien feststände, dass das
oberste Gebirge das jüngste» das unterste aber das ilteete sei/ £•
Digitized by Google
101
hAt aber dort „eine gründliche Verschiebung aller Niveaue stattge-
fanden, sodass wir einen bestimmten geolog. Horizont ebenso gut
bei 2000 m üb. d. M. als im Niveau des Meeres antreffen können.
Ef fehlt uns in Syrien zur Bestimmung des Schichtenalters der
aoderswo so wichtige Faktor, die Aufeinanderfolge der Schichten.
Bai eine Mal stehen sie auf dem Kopf, das andere Mal sind sie
überkippt, sodaes man rathlos vor einer solchen Schiohtenwand
•taht, rathlosi WM als dae Aeltere, wat ali das Jüngere ama«
Wilire&d die Höhen dee Libanon dielii bewohnt, iat die Efiate
am an Ansiedlongen. Doeh aaoh hier erinnern ausgedehnte Ne-
bepolen an die einst dtehte Berölkeraog. Bei Kalda erblickt man
hendeiie von Saricophagen, welche allgemaoh sertrSuunert nnd In
eiiiem nahen Ealkofen gebrannt werden. Fast 2 Ml. südlich von
Beirat beginnt röthlicber Sand die Küste zu bilden. Auf der 1 bis
2 km breiten Sandfläche erheben sich hohe Dünen, welche die herr-
lichen Baum- und Fruchtgärten von Beirut zu bedrohen scheinen.
Zu ihrem Schutze werden die Gärten mit Erd wällen umgeben, diese
sogleich mit Opuntien bepflanst. Wo immer es möglich ist, Wasser
aaf den Sand su führen, erweist er sich sehr fruchtbar. Der 3Mid
iit reieh an Magneteiaenkörnohen, welche^ da sie vermöge ihrer
Sihwere dem Verwehen nicht so leieht unterliegen, sich in 8treif(Ba
aaf den Sandhfigeln ansammeln/ Wihrend des mühcToUen Fori*
lobeitens dnroh den tiefen Sand erqfuckt der Blick gegen 0 anf
die ¥om Beimter Flosa dnrohfloseene Landschaft. Ueber den Biiump
^aaiuDgeu der Ebene eriiebt sich das schöne Gebirge, dessen graae
Kalkflachcn, vorzugsweise mit Oelbäumen bewachsen, in der von
Sonnenglanz erfüllten Atmosphäre einen silbergrauen Farbenton
reflektiren. Üeber die Vorhöhen hinweg hebt der 2608 m hohe Sannin
sein schneebedecktes Haupt empor. — Etwa 4 km südlich von Beirat
bezeichnet der Eintritt in die berühmte Pineta, den sog. Pinienwald
(Pious maritima) die Kahe des syrischen Emporiam. Der Fichten-
wald besteht theils ans alteni prachtvollen Stämmen, deren schirm*
finuge Wipfel ein geschlossenes Lanbdach bilden, theils ans jangen
Bäumen, wdehe sich im Kampfe gegen den rothen Dünensand erst
bevihreQ aoUen. Die Pineta wird als ein Bannwald angesehen,
wdcher die Fflansnngen Ton Beimt Tor dem Sande schfttst. Die
Sisdt hat «ine bewiindeniswerthe Lage iwiioheo dem Bas (Kap)
Biliiit und der St. Cleorgsbai, wo die Küste anf einer Stred» tob
10 km eine 0-W-Richtung annimmt. Das Gestade von Beirat erhebt
lieh in sanftem Hügelzuge, welcher im Vorgebirge ca. 100 m Höhe
erreicht, während es sich in östlicher Richtung gegen den Nahr
Beirut senkt. Vom Meere aus gewährt die Stadt einen herrlichen
Anblick. Am Hügel empor steigend, löst sie sich gegen 0, S und
W in iaoürtey viUenfthnliche fiaoser aal, welche von reicher Baam-
8
Digitized by Google
102
Vegetation umgeben sind. Neben Wallnussbäomen, Pistacien, Maul-
beerbäumen, Feigen, Granaten, Karroben, Lila's (Syriuga persica) er-
blickt man zahlreiche Palmen. Auch der Baustein der Stadt, ein
gelblichbrauner Rudisten-Kalkstein, trägt zur Belebung des Bilde«
bei. Den höchsten Beis erhält dasselbe durch das schöne Terrassen*
land der Umgebung, welches TOO sanften fruchtbaren Hftgeln ack
slofenweise aufthürmt bis zam ewigen Schnee. Im Gegensatz so
den Gebirgen Jndfta's ist der Libanon, dessen Sofaneegtpfel daa
nach Beirat oder naob Tripolis Sobiffenden sobon ans weitester
Feme begrfissen, eines der Ihiobtbarsten, woblbewisserten, diobt
bewobntesten Gebirge der Erde. Das Relief seigt gemndsls
Bdoken, gewölbte breite Kimme, sanft ansteigende Pyramiden. Za
dieser Oberflächen gestal tu ng der Berge bilden die schlaohtäbnlielMB
Thäler, welche oft in Ft-lsenkesseln ihren Ursprung nehmen, einen
mcrkwürdi<run Gegensatz. Beim Anblick der breiten, in zubheichea i
sanften Wölbungen gegliederten Bergflächen ahnt man nicht die
tiefen Felsenthäler, welche jene zerschneiden. Wo hätte die Natur |
grössere Genrensätze der Bodenplastik in unmittelbare Nähe gerückt i
als im Libanon: Nachdem man die mit den herrlichsten Bsum-
pflanzungen bedeckten Berggehänge südöstlich von Beirut erstiegen '
Affiiet sieb 400 m tief die Felsensebluobt Salima; wer möohte sa£ \
den entsvckenden Gebirgsfluren von Eden (80 toq Tripolis) dis
Nftbe der sobauerHcben Kadiscba-Sebluebt abnent Ifanohe dieisr
Felsentbiler und Gebirgsklofte sind ToUkommen ungangbar asd
bilden einen Tbeil der natürlicben Bergfeste des Libanon, welohs
den Bewohnern durch Jahrhunderte einen Schutz gegen ihre Be-
dränger gewährte. Die beiden Gehänge des Lil)Hnon sind aii?^»T-
ordeiitlich verschieden: das westliche ist reich gegliedert; über Qua-
dratmeilen hin sind die Bergflächen in Culturterrassen umgewandelt
und gartenährilich bebaut. Dicht gedrängt liegen die Dörfer ia
ihren Baumpflanzungen. Schlösser der Emire, Klöster, kleine Hei*
ligthümer erhöben den Reiz der paradiesischen Landschaft. 0er
Abstan gegen die Hochebene der Bekaa (Cölesyrien) ist steiler, sin-
förmiger, sam Tbeil mit Bosobwald (Eioben, Waobboider, Cypreiseo)
bedeckt. Die Bekaa selbst^ deren Höhe bei Baalbek 1170 m, bei
Zacble etwa 900 m, an der Litanibrfteke (1 ML 8. Zaoble) 870 m
betrftgt, bietet awisdien Libanon und Antilibanon» deren sanft ob-
dnlirte Rftcken 4 bis 5 ML entfernt sind, eine der grossartigstea
Geetaltungen des Erdballs dar. Im 8, wo Jordan und Leontes (Ut^
tani) ihr entströmen, erscheint sie t heil weise geschlossen durch den
Hermou. gegen N schoidüt eine dem Auge nicht wahrnehmbare
Bodenschwellung die Qiiellbäche des Leontes und des Orontes. Beide 1
Ströme trennen in ihrem symmetrischen Lauf das Libanon- uod
Nosairier Gebiet vom übrigen Syrien ab. Die Bekaa stellt mit ihrem
tiefgründigen Aliuvialboden die scbönste Getreideebene Yorderssi«Di i
j
Digitized by Google
103
dtr. Die Floren sind baumlos, dooh die Dörler yon reichen Baam-
girten umgeben. Das Klima ist einet der geenndesten und glflok-
lidkvten der Erde. Die Bevölkerung Ut in der Bekaa weit ip&rlicher
dt auf dem wettlichen Geh&nge det Libanon (der Antilibanon itt
fast uttbewobDt), denn die Zeit itt noch nicht lange dahin, da die
Hochebene von nomadisirenden räuberischen Stämmen heimgesucht
wurde. Im Libanongr^'Met Miid alle natürlichen Bedinjjrungen gegeben
zur höchsten und glücklichst«m Entwicklung der trefflicli in geistiger
und körperlicher Hinsicht begabten Vöikerstämme, die es bewohnen.
Nach den verdienstvollen Untersuchungen von Fraas gehören
die Bildungen des Libanon der mittleren Kreide au (nur an einem
einzigen beschränkten Punkte Palästina*! undSyrien't itt bisher eine
ältere Schiohtengmppe aufgefunden worden: brauner Jnra am tüd-
cttl. Gehänge det Hermon). Et werden durch den gen. antgeseioh-
neten Geologen 9 Etagen der Kreidetchichten des Libanon unter«
schieden: 1) die Glandarienzone; Dolomite, Marmore, Oolithe mü
thooigen Zwitohenb&nken, bezeichnet durch Cidaritet glandariut.
2) Sandstein-Etage mit Trigonia syriaca und Astarte libanotica;
mit dieser Abtheilung stehen die Melaphyr (Basaltit) - Eruptionen
in enger Verbindun«r ; dieser Etage gehören aucli die Kohlen-
flötze an, welche im Quollgebiet des Nähr el beirut auftreten. 3)
Gasteropodenzone von Abeih f2'/4 Ml. S. Beirut); Kalkstein, Mergel,
Dolomit mit Nerineen, Cerithien, Turritellen. 4) Cardiumbänke;
braune Kalktteintchichten mit Steinkernen von Cardien. 5) Zone
des Ammonitet tyriacus; eine bit 200 m machtige Etage grauen
Kalksteint; enthält ferner Pterocerat, Hippuriten, Orbituliten, Ottreen
tt. a. 6) die Radiolitenzone; Kreidemergel, kryttallinitche Kalke
imd Dolomite, Plattenkalke. 7) Schiefer von Hakil (84^ IQi/,'
nördl. Br« l'/t MI. von der Kütte); harte Sebieferplatten mit den
altberftbmten Fischen, Krebsen, Sepien und Echiuodermen. Die
Fische sind zuweilen in ungeheurer Menge in dieser dem Radioliten-
Horizonte angehörigen Schiebt angehäuft; so schätzt Kraus die Zahl
der Exemplare von Leptosomus macrurus auf einer metergrossen
Platte zu 2500. b) Mergel mit den Fischen von Sahil Alma (1 Ml.
S des Nahr Ibrahim, des Adouis-Flusses); diese zweite berühmte
FundttAtte von Fischvertteinerungen liegt 187 m über dem Golf von
ISjuni in einem Klottergarten. 9) Die weitte Kreide. — Von dieten
Gliedern gehören 1—2 dem Cenoman an, 8—6 dem Tnron, 9 dem
Senon.
Für dat geologitche Studium det Libanongebiett bietety wie
hier mit Danketantdruck heryorgehoben werden muss, die reiche
Samminnff' von Versteinerungen im „Syrian Protestant College" ein
ausgezeichnetes Iiülfj!>mittel dar. Durch die Herstellung dieser Siimm-
bing bat sich Uev. E(i\vin R. Lewis, EntdeckiT des Jnravorkonimens am
Uermon, Prof. d. Chemie u. Geologie an der unter dem Direktorat von
Digilized by Google
104
Rev. Dan. Bliss segensreich wirkenden Anstalt, grosses Verdienst e^
worben.
Die französische Strasse Beirut-Damascus überschreitet den
Libanon in einer Höhe von 1542 m unmittelbar südlich des Djebel
Kneysseh, welcher sich bis 2030 m erhebt; sie senkt sich dann hinab
in die Bekaa. Bei Schtora (950 m) zweigt sieh der Weg nach Baal-
bek ab, w&hrend die Damascusstrasse bei Bar Elias die Tiefenliait
des Hocbtbab amieht und den Leontet ftbersehreitot Yoii nenw
steigt sie empor und kreost (1868 m hooh) den Antilibanony sQdM
desDj.Zebedani« gelangt bei Hameb (740 m) in dasTbal desBindi
und nacb Damaseos (687 m).
Die sanfte Bodenw51bnng von Beirat flberscbreitend» senkt
sich die Strasse in die mit Baumpflanzungen und zahlreichen PalmSB
geschmückte Ebene des Nahr Beirut. Das Gestein, welches hier
die Vorhöhen des Libanon bildet, ist ein bräunlicher Kalkstein,
dessen Oberfläche durcli Verwitteruiif^ meist ausserordentlich zer-
schnitten und durchlöchert ist. £s sind die Schichten, welche auch
am Ras Beirat anstehen und der Radiolitenzone (6) angehören. Bald
aber (etwa in der Gegend des Chan Djemhur lOVs ^™ "^^n Beirut
880 m üb. M.) beginnt rother oder bräunlicher Sandstein (2), wekte
namentUeh in der Landsohaft Mein,- dem Tbalgebiet des HanaMMr
Flusses, verbreitet ist Unfern des Chan Djembnr entbflUt sieb eine
praobtvollei lebrreiche Aussiebt» gegen WWW, auf die Kttstenebene:
ein Wald Ton OüTen* und Maolbeerbinmen^ begrenat vom Bannwalds
der Pibete» dahinter die rotben Sanddünen und das blaue Meer;
gegen 0 auf das in grossen natürlichen Terrassen sieh aufbauende
Gebirge. Gegen NO zieht die tiefe Salima-Schucht den Blick auf
sich. Salima und Hammana sind die beiden Zweigthäler des Nahr
Beirut, jenes am nordwestlichen, dieses am südwestlichen Gehänge
des DJ. Kueysseh entsprinpend. Die Salimaschlucht schneidet nahe
ihrer Vereinigung mit Uammana mehrere hundert m tief in den
birgskörpcr ein und laset die Lagerung der Sandstein-Etege (2) über
den lichten Kalksteinen und Dolomiten der Gianda riensone (1) naeb
Fraas deutlich erkennen. In oolitbiscben Kalksebiobteo, welobe mit
tbonigen B&nkan weebseUagem, entdeokto Fraas die Mber iinbekUBi
gebliebene Fundstfttte jenes au^^eceicbneten Cidarites glandarim^
dessen keulenförmige Staobeln als Lapides Jndaioi oder «Jadeneiebebu*
seit Jabrbunderten neben den fossilen Fiscben des Libanon die
Aafnierksamkeit der abendlftnditehen Reisenden auf sieh sogen*
Die Strasse zieht in vielen Windungen auf der Wasserscheide der
Flussgebiete Nahr Beirut und N. Damur empor. Der herrschende
Zug der Landschaft ist die Auflagerung: der röthlichbraunen Sand-
steinschichten auf dem grauen, pflanzenärmcreu Kalkstein, welche
höher und höher empor yon einer Gebirgsterrasae zur andern aich
wiederholt. Fraas erkannte hier eine grössere Zahl von Yerwerfuai**
Digitized by Google
105
ÜBieBi dem Sireiehen 4et Oebirgw pmllelt Iftngi denen
itett der weetliche Sebichtenkomplex in die Tiefe geennken iit.
Bne solehe Terwerfangf eeUt namentlich snfolge der mir enver-
tnnten gfeologieelien Mannskriptkarte des verehrten Foreehers etw»
1 km W des Cban Djemhar enf; die Sandsteinsehiohten liegen hier
hoch über der Gasteropoden- and Qber der Radiolitensone. Diese
Verwerfungen, im Verein mit andern Spalten, wolche das Gebirge
normal zu eeinem Streichen zerrissen und den Wassern die Wege
gebahnt haben, bedingen die ausserordentliche Zerstückelung und
Zertrömnierung des westlichen Libanongehänges. — Die Strasse läuft
über 10 km auf dem hohen Gebirgswall hin, welcher die grosse
ThalsenkuDg Hammana im S umgibt. Dieselbe besteht ans rdtblich-
braanem Sandstein, über welchem ein Felsenwall ans wenig ge-
neigten Kalkbänken der Cardinmsone (4), sich aufbaut. Zwischen
den Stationen Bueeet el Hamra (das ^Rothköpfchen^ 1206 m b.)
und Chan Sofar (1295 m h. 8*/« Bfl. Ton Beirut) hat man stets snr
Linken die beckenförmige weite Tbalscbait Hammana, deren grilne
Weisenfluren ohne Baamgarten, im Gegensatze zu den immer noch
sichtbaren Bauraparadicsen (»Paradies , ein persisches Wort, betleutet
einen Baunngarten) von Beirut, an die schönsten Fluren des mittleren
Europa erinnern. Bald schwindet der Blick auf jenen Thalgrund;
über rauhe, des Pflanzen Wuchses fast entbehrende Fels- und Stein-
fläcben wird die Passhöhe am Chan Mizhir erreicht. Noch einmal
zeigt sich dnrch eine Lücke der Vorberge am fernen Horizont die
Küste und die schifTbelebte Rhede von Beirut. Kahle Kalksteinberge
tfberragen den Fsss, im N. der Dj. Kneysseh, im S der Dj. Baruk*
Am N-Qehinge einer Erosionsscblncbt sinkt die Strasse schnell hinab
rar Hochebene, welche sich gleich einer andern Welt Tor nnserm
Bück ausdehnt. Nichts erinnert hier mehr an die heisse Kfiste,
welche man vor wenigen Stunden verlassen. Die Bekaa stellt eine
Alluvial-Ebene dar; sie senkt sich von beiden Seiten gegen die
Mitte, welche durch den Lauf des Litani bezeichnet wird; zahlreiche
schnellfliessende Bäche stürzen aus den Gebirgen hervor und ver-
einigen sich mit südlicher Wendung unter spitzem Winkel mit dem
Hauptflusse. Der Antilibanon bildet, gleich dem Libanon, einen
iangbingestreckten Kücken mit welliger FirsUinie. Man unterscheidet
Über einem vorderen Höhenzuge von geringerer Erhebung die ent-
ferntere kuhninirende Kette. Zwischen beiden sieht das Lftngsthal
Zebednni bin. — Bei Sohtora, einem einseinen, von emem kleinen
Pnppelhnin nmgebenen Oehdfte, yerlassen wir die Damaskusstrasse
nad wenden uns norddetlioh gegen Baalbek (4Vs ML). Die Strasse
fthrl annichst am Fuss des Libanon hin, steht dann in diagonaler
Biobtung durch die hohe Thal ebene, um bei Baalbek den Fuss des
Antilibanon zu erreichen. Bei Mu'allaka öffnet sich die Aussicht in
das herrliche Thal von Zahle, welches am D|j. Sannin in einer Längs-
Digitized by Google
106
mulde seinen Ursprung nimmt, um sogleich mit rechtwinkliger
ümbiegung in die Bekaa zu münden. Wo der Bach oberhalb des
schönen, gewerbfleissigen Städtchens Zahle aus einem F^Uenthore
hervortritt, herrscht eine steile bis senkrechte Stellung der Schiebten;
es sind weisid Kreidemergcl (9) und halbkrystallinische Kalke mit
Nerineen (3); auch Nummuliten stellen sich ein. Fraas erhebt hier die
Fngßf ob wir vna ichon im fioc&n oder nooh in der Kreide befioden.
Nnmmiiliteoachiohten in eteiler Sobichtenatollimg bilden in der Breite
von Zahle einen schmalen Zng in den Torhöhen sowohl dee Idbam
wie des Antilibanon. An nnd auf diese Schichten legen sidi miih
oftne Süsewasserbildungen in horiiontaler Sehiobtnngf welche wahr-
Bcheinlich die Basis des AUnvionsbodens der Bekaa bilden nnd üi
dem Süsswassersee, welcher ehemals Cölesyrien erfüllte, zur Ab»
lagcruDg kamen. Als bezeichnendste Versteineningea der limniscben
Miocänschichten werden Planorbis cornu und Litorinella acuta an-
geführt. Da die altern, aus marinen Schichten gebildete Abtheilung
des Miocäns, welche namentlich im nördlichen Theile des Gebirges,
am Djebel Terbol (3 km 0 von Tripolis) auftritt, mit aufgerichteten
Schichten an der Gebirgabildung theilnimmt, so würde (nach Fratf)
die Erhebung dee Libanon in die Zeit des mittleren Miocäns fallen.
— Dem Thale von Zahle folgt gegen N eine Rdhe kleiner Tbslr
schlachten, welohe vom hohen Sannin sowie von seiner nöidUchsB
Forteetsang, dem Dj. Mnetir, herabsiehen. Beihi £inblick in diese
Schlnohtan wird man überrascht dnrch den Farbencontraat der
Schichten. An weisse Kreidemergel lehnen sich intenaiv rothe» eisen*
schüssigo Straten. In der Abendsonne trat das Relief des AntiH*
banon mit wunderbarer Klarheit hervor. Einige aargförmige Ber^
welche (2 Ml. 0 von Zahle) der hohen, einförmigen, wald- uud baum-
losen Gebirg8wöl))ung vorliegen, jrewähren der Landschaft einen
erhöhten Reiz. Solche isolirte Höhen, welche wohl als Nebenwellen
der beiden grossen Berggewölbe betrachtet werden dürfen, treten
auch am westlichen Rande der Hochebene, in der Breite von Baal*
bek hervor. Als die Idtanibrficke erreicht, sdiwand der letsts
Schein des Tages vom fernen Gipfel des Hermon nnd von der hohen
Wölbung des Antilibanon (Dhahr Abnl Hin 2640 m). Schnell brach
näohtlichee Dunkel herein, dann ging der Mond anf nnd goss ein
Zaoberlicht fiber die Tempelruinen von Baalbek. Hit nnsiohem
Umrissen erschien im Mondschein langbingestreckt der schneebe-
deckte Rücken des ^weissen** Gebirges. Die Tempel von Baalbek
(erbaut unter Antoninus Pius 133—161; zerstört durch Theodosias
d. Gr. 379 — 395) gehören bekanntlich — auch noqh in ihrer Zer-
trümmerung — zu den Wunderwerken der "Welt. Ausser der künst-
lerischen Gestaltung des Steins, eines festen gelblichweissen, halb-
krystallinischen Kalksteins der obersten Kreide oder des Eocäos,
muss die Grösse der bewältigten Werkatficke die höchate Bewonde-
Digitized by Google
107
ran^ erwecken. An der äassem nÖrdUoben Mauer des grossen
Tempels erblickt man woblbebauene Steine von 9V2 m Länge, 8 m
Höbe and Breit«^ welche wehrtcbeinlicb alle Werkstfioke der aog.
(>|fklopenbaiiteii an Grösse Abertreffen. Wandert man aber naeh .
dsr W-Seite dee Tempelst so erbliokt man in der Maoer drei
Werkstfieke, welohe naeh Grösse nnd Gewicht wohl alle Steinlasten
ftbsrtreffen, welche von Menseben bewegt worden sind. R. Wood
bat bereits 1757 die Grösse jener Steine gemessen: 64 F. (19,5 m);
63% n. F. (19,4 m); 63 F. (19,2 m). Diese drei Steine, etwa 4 m
hoch und breit, nebeneinander m L'iner Höhe von Gm der Mauer
eingefügt, nehmen fast die ganze Breite des „Trilithon"-Tempel8
ein. Unter Voraussetzung des spec. Gew. = 2,7 berechnet sich das
Gewicht des erstgenannten Steins zu 842,4 Tonnen (842400 Kgr.j.
Wilson fand 1843 ein noch grösseres Werkstück, 69 F. lang, 18
breit. 13 hoch (ich bemerkte dasselbe nicht). Die Steinbräche denen
das Material der Tempel entnommen worde, liegen nar IVs hm
gegen 8L Die Schichten fallen hier annfthemd conform dem Berg'
gebiage nnter ca. 16* gegen W. Hier befindet sich« noch auf
semer Lagerstitte, nur an der Unterseite mit derselboi noch ver»
wachsen, im Übrigen ringsam frei ans dem Gebirgekörper gehanen,
sin ungehearer Werkstein, welcher die drei erstgenannten noch
etwas an Grösse übertrijfft; seine Dimensionen sind 21,35; 4,33; 4 m;
das Volum 369,8 cbm. Das Gewicht = 1 368 000 kg. Wie sind
solche Lasten Ix^wegt, gehoben worden? Weshalb wählte man solche
riesenhaften Dimensionen? — An Säulen aus egyptischem Granit fehlt
es in Baalbek nicht, solche bewundert man namentlich am Weli
(Heiligtbum) Kubbet Doris iß% km gegen SW). — Von Baalbek ge-
sehen, imgt der Libanon eine wenig undulirte Höhenlinie. Der
Csdempaas (Djebel el-Arz, 2848 m), unser n&ohstes Ziel, stellt eine
kanm bemerkbare Einsenknng dar. Sehr deatlich zeigt sich ein
sweites niederes Gebirgsinrofil, welches einer östlichen Yorkette dsa
hohen Kammes angehört. In dem so gebildeten Lftngenthal liegt
das Sommerdorf Ainata, so wie der Tammnne-See. Baalbek ist
gegen W. von einer baehdnrohranschten Baumpflansung (viele
Pappeln) umgeben. Unser Weg führt gegen NNW nach Deir el
Ahmar wo der Fuss des Libanon erreicht wird. In der Nähe von
Baalbek sind die Fluren noch sehr steinig, trotzdem von grosser
Fruchtbarkeit. Bald aber verschwinden die Steine; der Boden wird
feinerdig, tiefgründig, röthlich. Die Wasserscheide, welche unmittel-
bar nördlich Baalbek liegt, setzt nicht rechtwinklig über das Thal;
fielfflehr fliessen die beiden Flüsse (Orontes und Leoutes) hier auf
eine Strecke von etwa 2 Ml. fast parallel, doch in entgegengesetster
Bicbtang neben einander« Der Boden ist von grosser Fruchtbarkeit
«ad gans bebaut (Seetaen fand 1806 die Ebene nnr sehr wenig aa-
gBhaat). Viele Rinnsale sieben durch die herrlichen Fluren, das
Digitized by Google
108
Wasser kann gestaut und den Fluren zugeführt werden. Unfern
von Yaat wurde eine Sandtrombe bemerkt; das Phänomen dauerte
etwa 20 Min. und schritt langsam von SW — NO fort. Auch Seetcen
beobachtete (20. Aug.) an derselben Stelle ..eine Staubbote, wie ein
PalmbftiiiD; der Himmel war hell, der Staub verdunkelte ein wenif
die Sonnai indem «r eine Woika büdeta". — Oeir el Abmar» ^fisu
tothe Kloster«, liegt nnf einer «na roiUieh Terwittanidem, löolierigen
Kalkstein beatehenden Vorböhe dea Libanon. Yon ihm» wie anck
Tom Antilibanon, gliedern sieh einselne niedere Felakfigel ab und
bereichem daa Belief der Bekaaebene, welebe bnehtenihnlioh swiadun
jene ■argibnliehen GeeCalten eindringt Hehrere solciher Vorhöheo^
welche efidwestlich Deir el Ahmar sich reihen, gleichen einseitig
erhobenen Bänken, die gegen SO sich .verflachen. Der Antilibanon
erscheint von unserer Höhe als eine viele Meilen ausgedehnte, stei-
nig-felsige, jeder Pflanzendecke entbehrende Wölbunfr, welche durch
verschiedene Farben des weissen Kreidemergels sowie grauer und röth-
lioher Kalkmassea eine gewisse Mannicbiialtigkeit erhält. Kördlieh
TOn Baalbek streichen über die sauftgeneigten Al'h änge raebrera
mauerähnlicbe Felsenriffe, neben denen rinnenäbnliohe SchlouihtaB
in die weidieren Sehiohtenmaawn tief einaohneiden. Bei 0oir el
Ahmar (jetat ein groiaer Maroniten Ort, an Seetsen'a Zeit ein
«kleinea elendee Dörfchen''; — nur Friede nnd Sdinta vor Plflnderong
und Verfolgung, so werden Wohlatand nnd Wohlfahrt in die Thiler
dea Libanon einkehren t) steigt derPfbd in einer mit Bnaehwald be-
standenen Schlnoht empor. Niedere dickstämmige Eichen, Waeh-
holdcr, Berberitzen, Tamarisken, Crataegus etc. bestimmen vorzugs-
weise den Charakter dieses lichten Buschwaldes. Der Pfad übersteigt
mehrere Höhen, welche stark gekrümmte Schluchten scheiden, in
denen der Anblick des schneebedeckten Kamms verloren gebt. Zar
Linken bleibt ein Kirchlein, einige Hütten und eine gartenähn liebe
Flur gleich einer Oase in der Fels- und Buschwüste; nun furchtbar
Bteil| fast pfadlos empor zum rauben Kamm jener Verkette des Li-
banon! welche kaom 100 m das LftngenÜial von Ainata, in weldhss
wir jetat hinabsteigen, Qberragt. Daa Hoehthal (dessen Sohle etwa
1480m Qb. M.) hat einen welligeni ateinig-felaigen Boden, welcher
dnroh den Fleiss der Bewohner streckenweise in OetreideAnren um-
gewandelt ist Die Hanptkette dea Libanon, welche Uber den (10)
&rmlicben Hütten 1000 m prall emporsteigt, gewährt einen bemerkeat*
werthen .\nblick; da das Gestein (schiefriger Kalkstein und Mergel)
sehr brüchig und schüttig, so ist die ganze Oberfläche des Gehänges
in Schutt- und Trümmermasaen aufgelöst. Die Bergwände sellwt
bilden grosse, sehr flache Wölbungen (denkt man »ich die Steilwände
horizontal gel^;t| so würden sie ein santtwelliges Relief darbieten).
Anch der Sannin seigt dieses Relief. Die langen Schnoestreifen,
welche von der weissen Firstfliobe herabsieheiit ersoheinen, in dsr
Digitized by Google
109
Verkfinung von Ainata gesebeD, als kreisförmige Partien, welobe
den enUanlichen Eindruck des grossen» uns umgebenden Anbliekt
. sebr eiMlien. ünmiitelber wesüieb von AineU regt eine menerr
förmige Knlksleinmnsee empor, über nnd neben welober der Pftid
den Fuss der beben Gebirgswtnd emiobt. Die gleitende nnd
rolknde IVIImmerbelde — eis solobe dnrf der 0-Abbang des Libft>
aon bsMiebnet werden trigt b^greiflieher Weise keine insemmen*
hängende Pflanzendecke; dennoch war die Flora darch eine grosse
Mannicbfaltigkeit zum Theil prachtvoll blühender Pflanzen vertreten.
Zur Befestigung des zertrümmerten Gehänges tragen namentlich kuglige
Pflanzenfonnen (Stachelgräser etc.) bei. Der Weg zum Cedernpass
(2348 m) führt im Zickzack an der jälicn Wand empor, je nach der
Jahreszeit den Schneeilächen möglichst ausweichend. Der Pass (am 17.
Hai) noch mit tiefem Schnee belastet, nur etwa 100 m breit, ist
nicht eine eigeniliobe Einsattlung, also gänzlich versdiieden Ton
den Alpenpiseen; nm so umfassender ist der Fernblieb: snm lotsten
Mel ersebeint der Hormon; in dem langen Znge des Antilibanon,
I wdeber den östlieben Horiaont bildet, sndbt das Ange Tergeblieb
einem aosgozeiobneten* die ganse Kette beberrsebenden Gipfel.
' Lsndsebafkliob rMbm als die Aussieht gegen 0 ist das Wäf welobee
' sieh gegen W entfidtet. Wir stehen auf dem hohen dstlioben Rande
eines 13 km im Dnrcbmesser haltenden Gebirgstheaters, des halb-
kreisförmigen hohen Fclseukessels des Kadischa-Ursprungs, welcher
von W her in die Libanonkette einschneidet. Während der SO-
Abhaner des Gebirges, gegen die Bekaa schon zum grösseren Theil
schneefrei, war der westliche Gebirgsrund in seiner oberen Hälfte
fast durchaus mit tiefem Schnee bedeckt (17. Mai). Trotz dieser
Bsdeeknng traten, ringsnmlaufend, die festeren Sobiohtprofile mit
sebr geringer Neignng gegen NW gana deatUob berror. Der Boden
jsBss miohtigen Cirkns (4—500 m anter dem Passe liegend), ftber
dssMtt nordöstliebem Kamm der Dj. Hakmel mit dem Gipfel Babr
el Kotib 8068 m sieb anltbfirmt, ist sebr ranb, steinig, mit Hftgeln
fon Felstrümmem bedeokt. Von jenem boben Tbalboden, in dessen
norddstlieher Ecke die „Gedern« eine Oase in der Stein *fiste bilden
sinkt in jähem Absturz eine Steilterrasse plötzlich mehrere hundert
Meter herab, einen tieferen inneren Felscirkus bildend. Von diesem
führt die berühmte Kadischaschlucht gen NW und N nach Tripolis.
Mit dem schneebedeckten Gebirgskranz, mit den Felsmeeren des
oberen Cirkusbodens und dem unserm Auge kaum erreichbaren
Abgrund des Kadischa kontrastiren in vobltboender Weise die
Maronitendörfer Bsoherre, dicht an den Abgrund vorgeschoben,
tmd Eden (1446 m) anf seböner Terrasse am nordwestlicben Fnsse
des bogenförmigen Bergkamms liegend. OartenUmliobe Flüren, eme
FSOe Ton B&nmen (Pappeln, Feigen, Wallnoss, Manlbeerb&nme)
wratlien aebon ton Umo die glüoküeho Natnr dieser Libanondörfer.
Digitized by^OOgle
110
!
StafeaweiM ainkt das Oebirg^e gegen NW allniftlif sa MAften Bote>
wellen herab. Jeneeits der weissen Hügel, welche auf Kreidemeri^
denten, verkündet das Graugrün der ferneren Flachen die Oliven-
wälder von Tripolis. Die Stadt selbst wird durch eine unnnittelW
in SO aufsteigende Steilterrasse verdeckt. Die Hafenstadt El Mina,
der kleine vorliegende Archipel und das blaue Meer, vom Vorp-f*- |
birge des Gottes-Antlitz (Theou-Prosopon) bia gegen Orthosia. »ind
detttlich vom boheo Pass erkennbar. — Von der Höhe steigt maa
auf raohem Pfade 423 m zu den Gedern hinab, welche von ohea
nur ala kleiner dunkler Fleek in der Gebirgawfiate eracbeinio.
Die eiwm 8 bia 10 Hektaren meaaende, jeiat von einer Schatsmaner
umgebene Fliehe, welche den Cedemhain trigt, atellt eine Groppa
▼on 6 bia 7 Block* und Trttmmerhttgeln dar, welche — nach Fraaa
einer MorS^enlandicfaaft Oberaehwabena oder der Schweis TergMdu
bar — den diluvialen Libanongletschern ihre Entstehung verdanken.
Durch diu Kadischaschlucht drang dieser Gletscher vor, seinen Wejf
durch Moränenblöck«' bezeichnend, um in den Ebenen von TripuUs
eine crrosse Ausdehnunjr zu gewinnen. Der stark hügelige Boden
des Cedernhains ist demnach ein Agglomerat von Kalksteinblöcken;
ea fehlt an jedem Unterholz, sowie an Nachwuchs. Die vielbe*
wunderten Bäume aind zum Theil uralt, wahracheinlich ZtMt genossen
der Könige Hiram und Salome, aum Theil nur wenige Jahrhunderte i
B&hlend. Jene (nur 9 oder 10 an der Zahl) aind wahre daumaoge- '
heuer, 8 bia 14 m im Umfang, deren koloaaale Holsmaaaen mit dam
apftrlichen Nadelkleide kontraatiiren. Man erbliokt an ihnen fut
nur die gewaltigen, in Höhe weniger Meter aioh theilenden Riaan-
atftmme und Rieaenftate, unter denen manche laubloa, veratümm^
aersplittert, durch Blits oder mensehlioben Frevel verbrannt. Dies«
urallen, unsterblichen, ehrwürdigen, heiligen Gedern (Psalm 104, 16.
Ezechiel 31, 3 — 8) machen den schmerzlichen Eindruck von Wesen. \
welche nicht sterben können, objrleich das natürliche Zeitmaass ihres '
Lebens längst überschritten. Weniger ehrwürdig, aber von schönem ,
ebenmässigem Wüchse sind die Jüngern, nur einige Jahrhunderte
alten Bäume (etwa 370). Ihr Stamm ateigt gerade und nngetheüt
empor, die Zweige bilden horizontal auagebreitete Schirme, welche '
mit abnehmendem Durchmeaaer gleichaam in Etagen angeordnet
aind. Dieae j&ngere Baumgeneration kann nicht fiber 800 1. aihka,
denn der Krftuterforacher und Doktor Raowolffen (a. Ritler a.a.O.
II. 640), welcher überhaupt nur 24 Gedern efthlte, veraiehert aoF
drflcklich, von jungem Nachwucha nichta wahrgenommen lu habaa.
Der Weg von den Gedern nach Eden fahrt auf der obtraa
Terrasse des grossen Gebirgshalbkreises hin; zur Rechten erhebt
sich der Makmel und ein westhcher Zweig desselben; zur Linken
liegt die Kadischaschlucht. Auf furchtbar schlechtem Wege (alle
Pfade im Maronitengebiet sind gleicher Art; — sie bilden euM
Digitized by Google
III
Schatzwehr für die Sicherheit und Freiheit der BevölkeruDg) wandert
man zunächst zwisohen Trümmerhügeln hin. Dann folgen an-
stehende Kalkateinmassen von rauhen, selbst wildzerrissenen Formen.
Nun öffnet sich plötzlich der Blick uaf die jftbe^ fast aenkreehteb
kmlbkreUfÖrmige Felswand, welche die obere von der antem TerraMe
trennt; ein Bach stürst in Kaskaden hinab. Der Gebirgenind,
welcher korz snvor noch in vollkommner Klarheit dagelegen, erföllte
lieh lehnen mit einer dichten Nebelmaase, welche jede Aassicht
hemmte. Dnreh ein Felsen* nnd Steinchaos den Pfiid suchend,
näherten wir uns Eden (Paradeisos bei Stephanus Byzantius), wo
die Ntbol sich schnell zertheiltcn nnd die Sonne hervorbrach. So
muss mau Eden und seine Umg^ebung gesehen haben, um die Ansicht
der orientalischen Christen begreiflich zu finden, dass hier das Pa-
radies gelegen. Das grosso Dorf mit braunen, scheinbar dachlosen
flänsem und Kirchen liegt auf einer wenig geneigten, trefflieh an-
gebauten Fläche, welche gegen NO durch eine ca. BOOm h. steile
Gebirgswand begrenzt wird und sich gegen S und W als ein Hügel-
land bis anm Felsabstnrs des heiUgen Kadischathals erstreckt. Im
Hintergründe thfirmt sich, schneebedeckt, die Centraikette auf. Eden
(1446 m fib. M.) gehiesst des herrlichsten Klimas, sein Boden ist
Irota der Felsgebirge, die es an bedrohen scheinen, von höchster
Froditbarkeit; ein starker Bach, welcher am Fuss der östlichen
Felswand entspringt, wird rings über Felder und Wiesen geleitet.
Wallnussbäume, ital. Pappeln, Maulbeerbäume, Feigen-, Aprikosen-
bäume, Reben schmücken die auf das Sorgsamste bebaute Flur.
Die Fruchtbarkeit und der Wasserreichthum von Eden wird vor-
zugsweise bedingt durch die glückliche Bodenmischung dieser Ge-
birgsterrasse. Mergel und Sandsteine mit sehr zahlreichen Durch«
brücben und Zwischenlagern von Melaphyr und Melaphyrtufl" bilden
die paradiesische Flur, während die im 0 aufsteigenden Felsen,
welehe ein schweches Einfallen gegen NW zeigen, aus Tersteinemogs*
reichem Kalkstein (Tnron; wahrscheinlich der Gasteropodensone (8)
sngebörig) bestehen. Die Kadischaschincht ist in die unterlagemden
Kalk* und Dolomitschichten des Cenomans (1) eingeschnitten. Fraas
Terfolgte einen Gang von Melaphyr (Basaltitj-Tuff ans der Tiefe des
gen. Gebirgsrisses , ans der Nähe des berühmten Felsen klosters
Kannobin (Coenobium; gestiftet 379 durch Kaiser Theodosiusj bis
hinauf zur Gebirgsebene, eine Höhendifferenz von 450 m. „Ohne
jegliche Verwerfunig der beiderseitigen Dolomitwände klafft die
vafferfnllte Spalte. Wo aber die Dolomitwände aufhören und dar-
über der Sandstein anfängt, bat sich im Liegenden desselben der
basaltische [Melaphyr-] Erguss ausgebreitet, weithin Schichten bildend,
welche ein sedimentäres Gemenge von Sand, Thon und vulkanischem
Gestein sind* (Fraas). Das dunkle Eruptivgestein des Libanon wird
TOQ Brooehi (s. Ritter a. a. 0. II. 8. 668)» welcher nnlsm Blaoea
Digitized by Google
112
im Kadischathal nicht nur dichte, sondern auch zellige Varietiten
beobachtete, als Basalt bezeichnet. Da indesa das Gestein seiner
Eruptionszeit nach unzweifelhaft der Kreidezeit angehört und an
der Bildung der SandsteiDetage (2) einen g^wiMen Antbeil nimmt, »
moohte ihm der Name Basalt nicht beimlegeii aeiii. Prof. MoU
der eine umfassende Untersuchung der toxi Frm miigebndttmi
HftndrtQoke aasülbrte^ und in dem Geeteioe Oltgokht, Ortlioldtt»
Angit^ OUtId, TiUneieen neofawies, wUilt den Nunen ^BHalÜt*, in-
dem er eaf die Aehnüobkeit deseelben mit den Mel^phyreo fon
Tholey und Banmholder hinweiet (Jahreeh. d. Yereini f. vaterL NttoiE.
in Würtemberg; 84. Jahrg. (1878) S. 290).
Verfolgt man den Weg von Eden nach Tripolis, to hat man
zunächst zur Rechten eiacn Kalksteinberg mit rauhem Profilabbrucb .
eine Kapelle, Sedet el Hizn (^.Madonna della Beilezza''), krönt die
wilden Felsen. Um diese ßergecke biegend, bietet sich uns, rechte
und links der Bergpyramide Mar Djurdjus (H. Georg), eine onm-
gleichlich herrliche Aussicht auf die Landschaft von Tripolis, welche
in reichster Gliederung 13—1400 m hinabsinkt. Eine Einlagerung
yon Melaphyr und Tuff, theils schwarz, theils lichtröthlieh und
grünlich, tritt hier in den die Kalkeohiohten des M. Ejar4jat enter*
lagernden Mergel-. Thon- und Sandeteinflchichten aof. Dieee Sefaiflhtm
lind in Folge der Yerwittemng meiet 'bont» von liehtrSthlieher bii
Uebtgrfinlicher Farbe. Die herreobende Neigung der Straten kt
nnter 10 bii 16* gegen NW gerichtet. Oeetlioh des Beig«e Djurdjus
steigen wir furchtbar steil in eine Schacht hinab, üeberall wiedtf"
holt sich hier der Contrast zwischen dem rauhen wilden GebirgsreKef
und den schönen, wenngleich auf schmale Flächen beechränkt^n'
Fluren. Bewundernswerth ist der Fleiss der Menschen, welche vor
diesem furchtbar steinigen Boden nicht zurückschrecken. Etw4
600 m steigt man durch steile Schluchten hinab, dann erreicht m&n
die Region der Hügel, welche vorzugsweise aus weissem Kreidemer^l
bestehen und eine Zone von wechselnder Breite weithin am Fuss«
des Gebirges bilden. Endlich senkt sich der Pfad in das Thälchso
. Khaldiyeh hinab, anf dessen rechtem Oefainge das Dorf gleiehSB
Kamens mit seinen wftrfelförmigen Häusern li^gt Der ranschcade
Bach und die syrische Sonne haben dieses Thal in ein Pflanieqps-
radies umgewandelt, doppelt antsfiökend fl&r den, welcher in wesif
Stunden Tom Schnee des Libanon herabgestiegen. Man veriisst du
Thal und den zwischen Oleanderbüschen schnell hinströmendes
Bach, um Zgarta, das Winterdorf von Eden, zu erreichen. Von bic:
bis Tripolis dehnt sich eine 60 bis 100 m h. Plateauebene aus, dcrec
röthlichbrauner Boden die schönsten Olivenwälder trägt. Zur Linken
erhebt sich der schildförmige Berg Terbol (638 m h.). Aelteres
Miocän, bestehend aus Schichten von Kalkoonglomerat» Salksteinec
nnd Mergeln setzen den gen. Berg zusammen. Die tum TlieU steä
Digitized by Google
118
aufgerichteteD, südlich fallenden Schichten beweisen, dass sie darch
die Erbebang det JUbanon miibeiroffen worden. Die maandrischeii
Sduobtenkrämmungen geben dem Berge ein eigenartiges Gepräge«
Frau sammelte auf dem Terbol eine ansehnliohe Zahl charakteristi-
•cher Yenteinerangen dea ontem Ulooftna (Oslrea oraaaiaabna 0«
Ttrgata, Pecten Beiaeri, P. adanona, Cardium hiana, Tellina planatii
Tnritella torrla, Stromboa Bonelli, Haliotia ▼olhyniea eto.)
Lange verbirgt aieh Tripolie dem Auge. Plötaliob erreidit
van den etwa 60 m hohen Steilrand des Küsten platean's ond wie
mit einem Zauberschlag öflFnet sich der Blick auf die weissen Häuser
und Moscheen von Tripolis, vom Kadischafluss durchströmt. Auf
einem Ausläufer des Tafellandes, unmittelbar über dem linksseitigen
Studttheil und über der Schlucht, aus welcher der heilige Strom
hervorstürzt, erhebt sich (wahrscheinlich an der Stätte des mittel*
alterÜchen „ Pilger berges*^, des Möns Pellegrinus) ein grosses Kastell
aus dem bratinen tuffahnlichen Kalksandstein erbaut, welcher die
Käatenebene bildet. Ueber ein sandiges Vorland erreicht man die
Skia entfernte Hafenatadt El Mina» welche jetst durch einen Tramp
vay (fftr Syrien ein Wanderwerk) mit Tripolii Terbnuden nL
Wenige Oebirgianaiebten mögen au yergleiohen aein dem Anblick
dei Ubanon von El Ifina ana, wenn die Strahlen der nntergehendcn
Soane die Kfiatenebenen schon. Terlaaten haben und nur noch, den
Qebirgskranz des paradiesischen Eden und die gewaltigen Schnee-
msssen des Makmel erleuchten. Auf der Fahrt von Tripolis nach
l^adikiyeh gil>t stets der Libanon, dessen Schneemassen endlich un-
mittelV)ar aus dem Meer emporzusteigen scheinen, dem wechselnden
Hilile des Meeres und der Landschaft das ausgezeichnete Gepräge.
i>ann steij^t gegen N der Hj. Akra (der Möns Casins), 1628 m h.,
aomittelbar aus dem Meer empor, eine herrliche Pyramidenform
mit gerundeter Spitse. Höhe und Lage dieses Berges machen ea
begreiflich, daaa er im hohen Alterthnm als eine besonders geheiligte
Stittte galt Ton diesem anaMrordentlioken Berg berichtet Pltnins»
man von ihm die Naeht nnd den Tag sngleidi erblioke. Um
dieses Wunder ra scbaoen, stieg Kaiaer Hadrian anm OiplU empor«
Der Berg beeteht «nach Ainswortb, dem wir ansfUhriiche Mitthei*
kragen Tordanken, ans Schichten der Kreideformation, durchbrochen
▼on Diallag- und Serpontingesteinen (vergl. Russegger, Reisen I S.
^32). Mit Tagesanbruch erreicht das Schiff* die Rhede von Ale-
xandrette (Iskenderun). Wir glauben \ins auf einem rings um-
whiüsaenen See. Sowohl die Form und Mannichfaltigkeit der Ge-
birge als auch ihre Wald- nnd Basendecke drängen uns sogleich
Bewosstsein anf, dass nns nicht mehr Syrien's sondern die Nator
Kieinasiena umgibt. Die g«gen 0 und NO nnmittelbar tom Meero
CS. lOQO m mMmg&aämp dam alten Amanns, dem heutigen Aka»
I^mk, angekdrjgm Berge wtwden ohne Zweifel in besonderem Grads
Digitized by Google
lU
eine gcolog. TTnterRnchunq: verdienen. Sie stellen eine Verbindung i
der 0-W streichenden kleinasiatischen mit den von N-S gerichteten |
syrischen Ketten her. Soweit man den Amanas vom Hafen Alexao- I
drette's überblickt, besteht er snm grösseren Theil aus Kalkstein: '
doeh auch ein jüngeres Eruptivgestein (wahrscheinlich Basalt) iit
▼erbreitei tmd bildet inmitten und gleichsam eingekeilt im Kaikge*
birge einen Theil dea gipfelreiohen Kammes. Die graue Farbe
Kalksteina und die röthlicbe dea verwitternden EruptiTgetteiiii i
treten sebr deatlioh bervor. Gegen S ateigt das (Gebirge sanlUr
cum PasB von Beilan (1584 e. F. nacb Ainswortb; Gipfel deaBeiliD
Dagh 5337 e. F.) empor, über welchen der We|jr nach Antiochia und
Aleppo führt. Gegen N, NW und W zeigt sich über der weiten
"Wasserfläche des (»olfs der Horizont durch eine ununterbrochene
Keiho von bchneegipfeln (Cilicischer Taurua) geschlossen.
Bericht über die 38. General-Versammlung des
Naturhistorischen Vereins für Rheinland und
Westfalen.
Die Yeraammimig taf^rte in der Pfingstfestwoobe am 6., 7. ond
8. Juni in dem westfälischen Badeorte Oeynhausen unter dem
Vorsitze Sr. Kxc>'lleii/. Herrn von Dechen. Schon am Abend des
6. hatten sich zfililreichc Theilnehmer zu einer ersten Hegrüssang in
dem grossen Kursaale einpfclundea und blieben am Abend in ange-
nchmster Unterhaltung und heiterer Stimmung beisammen, welcÄe
noch durch Absingen von Commersliedern erhöht wurde.
Die erste Sitzung ward am folgenden Tage gegen 9 Uhr
im rothen Saale des Kurgeb&adee durch den Herrn Vereinspräsi*
denten vor etwa 50 Theilnehmem eröfineti doch stieg die Zahl
hn weitem Terlauf auf 80. Nachdem sunichtt Herr AmtmaoB
▼on Sothen seiner FVende Ober die heutige sablreiohe Betheiligmig
Antdmek gegeben und auf die grossen Verdienite de« Begrfinden
des Bades, des yerstorbenen Berghauptmanne yon Ovynhansen
hingewiesen hatte, dem man ein Denkmal aus freiwilligen Beitrlffsn
zu errichten beabsichtige, erfolgte durch Herrn Bergrath Freytag
die Begrüssung im Namen der Badeverwsiltnnjr. Herr Vice-Präsident
Geh. -Rath Fabricius sprach hierauf seine Freude darüber aus, den
verehrten Präsidenten wieder, wie gewohnt, an der Spitze der Ver*
sammlang zu sehen, und verlas dann den nachstehenden Jahresbe-
richt über die Lage und Wirksamkeit dea Vereine für 188a
Digitized by Google
115
Im verflotBeneD Jahre hat der Verein eine erhebliche Einbasie
»0 Mitgliedern gehabt, was theils zahlreichen Storbefailen zuzu-
schreiben iii, vorherrschend aber mit freiwilligem AnwcbeideD in
Verbindung ttobt. Man darf meb aber öber leteteres bei dem be-
deutenden Umfange unserer Gesellechaft und bei unseren heutigen
•oeialen Verb<nissen nicht wundern. Denn sehr viele Mitglieder
werden durch Verliehen nach entfernten Orten dazu veranlasst, nicht
selten auch, wie die Motive in den Zuschriften aussprechen, durch
dringend gebotene Einschränkun^r der Ansahen. Eine bedeutende
Einwirkung auf den Austritt findet ferner durch das Eiitstoheu
vieler neuer wissenschaftlicher Gesellschaften statt und den damit
verbundenen Schriltentauschverkehr, indem dieser das Verbleiben in
einem auswärtigen Verein weniger nöthig macut. Hinzu kommen
noch zahlreiche vereinzelte besondere Veranlassungen, keine indesSy
«eiche mit den Bestrebungen oder Leistungen des Vereins in Zu-
sammenhang stände.
Am Schluss des Jahres 1879 belrug' die Zahl der Mitglieder
1S57. Hiervon schieden im Laufe des Jahres 1880 89 durch den
Tod ans, nftmlich das Ehrenmitglied Regiemngspr&sident a. D.
V. Massen bach in Düsseldorf, und die ordentlichen Mitglie-
der Hugo V. Asten, Rentner vom Banr, Rentner 0. Becker
and Professor Dr. v. Han stein, s&mmtlioh in Bonn, Wundarzt
Bau du in und Grubeudirektor Felix Mallinckrodt in Cöln,
Kaufmann W. v. Eynern und Kaufmann Siebel in Barmen, Land-
rath Leysner in Crefeld, Commerzienrath Alb. Poensgen in
Düsseldorf, Oberlehrer Dr. Schmeckebier in Elberfeld, Apotheker
Storck in Alteudorf bei Essen, Direktor Abrah. Lamberts in
Burtscheid, Steuerratb Clotten in Trier, Kaufmann Quien in Saar-
brücken, Apotheker Strassburger in Fraulautern, Sanitatsrath
Dr. Damm in Warburg, Qewerko A. 6 raff und Arnold Kaesen
in Siegen, Sanitätsrath Dr. Hengsten borg und Kaufmann Carl
Körte in Bochum, Rentner v. der Marek in Hamm, Ober-Regie-
rungarath Osierrath in Arnsberg, Polthoff auf Lnisenhfttte bei
Lfineo, Ombendirektor Volmer in Langendreer, Gutsbesitzer Vor-
st er auf Rentrop bei Hamm, Regierungs- und Medisinat-Rath Dr.
Arens und Medizinal-Assessor Dr. Wilms in Münster, Geh. Berg-
rath Fleckser in Halle a. d. S., Hüttenbesitzer Carl Giebeler in
Wiesbaden, Prof. Emil Giesler in Aachen, Dr. Kühtze in Herlin,
Wirkt. Geh. -Rath v. Möller in Cassel, Riutner Scheuten in Wies-
baden, Prof. V. Seebacli in Göttingen, Apotheker Ludw. Dörr in
Oberstein, Dr. Fritz Ludwig in Strassburg, Prof. Oldham in
Calcatta. — 73 Mitglieder traten freiwillig ans oder wurden ge-
löscht, weil sie seit mehreren Jahren ihrer Beitragspflicht nicht ge»'
nUgi hatten. Der Qesammtverlust betrftgt demnach 112 Mitglieder,
wogegen 71 neu aufgenommen wurden, so dass am Schlüsse des
Digitized by Google
116
Jahres 1880 ein Bestand von 1316 Mitgliedern verblieb; bis Miita
Mai d. J. sind bereits 16 dorn Verein beigetreten.
Wenn wir von den vorher aufgezählten verstorbenen Mitglie-
dern des Geh.-Raths Prof. Dr. v. II an stein, Rentners G. Becker
and Medizinal* Assessors Dr. W 11 m s hier noch besonders gedenken,
SO geschieht das in Anerkennung der grossen Verdienste, welche äs
noh durch ihre Tbatigkeit auf dem botanisoben Gebiete im Intanni
det Yereiiks erworben haben und wovon sablreicbe Vortrige «ai
Mittbeilangen ia nnieren Verbandlongen ein rfihniliehes Zengni«
ablegen. Beek er» weleher eme Bethe von Jabren SeeUonedlrektor
war, bat namentUeb anob mit groaeer Sorget die Ordnang du
Verelnsberbarinmf sieb angelegen sein laasen nnd dadnrob die leibbUn
Benutzung desselben in hohem Grade gefördert. Mögen diete wenigsa
Worte dazu dienen, das Andenken dieser 3 Männer bei dem Vereia
stets in dankbarer Erinnerung zu behalten.
Der 37. Jahrgang der Verhandlungen unserer Gesellschaft,
welcher bereits in den Händen der Mitglieder ist, urafasst im Ganzen
incl. Inhaltsangabe und Titel 52^« Bogen. Hiervon entfallen 2IV}
auf die Originalaufsätze der Herren W. S oh auf iu Leipzig, £.
Adolph in Schwelm, Gl. Soblueter in Bonn, Ph. Bertkaa in
Bonn, Q. Herpell in St. Goar, H. Beule aus in BemageOt W*
Trenkner in Omabrilok, B. Claaains in Bonn, ll'/s Bogen fltt»
bftlt das Gorrespondensblatt, worin tiob daa MitgUederverwichniir^
die Beriebie ftber die Terdnewiammlangen nnd der Naehwda Vbsr
die Erwerbungen dee Mnseame and der BibUotbek befinden, loirii
eine Mittbeilung über die Feier des 80. Geburtstages nneeree
einspr&sidenten und 2 dem Andenken an Johannes v. Uanstein
und Gustav Becker gewidmete Nekrologe. 18*/g Bogen füllen die
Sitzungsberichte der Niederrheiuischen Gesellschaft für Natur- and
Heilkunde, worin wieder eine grosse Zahl neuer Beobachtungen und
Forschungen auf dem naturwissenschaftlichen und medizinischen
Gebiete niedergelegt ist. — Der Gesammtband ist nooh doiob 7
Tafeln-Abbildangen und 19 Holzschnitte illustriert.
Der Sobriftentanaob?erkehr mit anderen gelehrten GoaoltoehallM
war ein ftberana reger imd iai durob 12 BeitriiiaerUinmgan w
weüert worden. Inibeaondere wurden Verbindungen mit YereiM
in Brannaebweig, Elberfeld» Kesmark, Biatrifts in Siebenbftrgwi» Pkn%
Firense, StoekboUn, Tft>nise, Toronto, MUwankee, Pbiladelpbia nad
Buenos Ayres angeknfipft Auch ist die Bibliolbek mit takMobet
Geschenken der verschiedensten Autoren und von Königlichen Iosti>
tuten bedacht worden j ausserdem sind einige Werke durch Ankaof
erworben.
Die naturhistorischen Sammlungen haben ebenfalls mannig»
faltige Zuwendungen erhalten, unter denen wir das von G. Becker
dem Verein Torerbte aebr reiohbaltige und vorfereffUob oonaerYi«ctd
Digitized by Google
117
Berbariimi liier beaonden nambaft mtcbeii. Im Conrespondenzblatt
No. 2 finden sieb die näheren Angaben über obige Erwerbungen.
Wa8 die Geldverhältnisse des Vereins betrifft, so betragen die
Ausgaben gegen das Vorjahr 1163 M. mehr, was wesentlich durch
die zahlreicheren Illustrationen in den Verhandlungen und die In-
standhaltung des älteren Yereinsgebäudcs veranlasst worden ist. Die
hier vorliegende, vom Herrn Kendanten Henry eingereichte Reoh-
nong für das Jahr 1880 ergiebt:
Einen KaMenbeatand aoa 1879 Ton 197 M. 99 Pf.
Einnahmen mit JBinaehlan von 700 M. ana dem
die^ihrigen Guthaben bei Banqoier Gold-
aobmidt A Co 9446 M. 66 Pf.
Summa . . 9644 M. 58 Pf.
Die Ausgaben im Jahre 1880 betrugen . . . . 9603 M. 90 Pf.
Bleibt somit ein baarer Kassenbestand von . 40 M. 68 Pf.
Bei Bauquier Goldschmidt & Co. zu Bonn hatte
der Verein am 31. December 1880 ein Gut-
haben von 3935 M. 85 Pf.
An Werthpapieren waren vorbanden im Nominalbeträge:
40 Stück Ungarische Anleihen ä 80 Thlr. = 3200Thlr. oder 9600 M.
15 StnokUngariacbe Anleihen i400Thlr.« 6000 Thlr. oder 18000 „
Köln-lUndener PrioritiU- Obligationen 1400 Thlr. oder . 4200 ^
1 Priorit&ts- Obligation der Bergiaeh-M&rkiichen Eisen-
bahn über 8000 „
Zneammen . 84800 Bf.
Der Kapitalfonds der von De oben -Stiftung bestand am
Schlusae des Jahres 1880 aus 11700 Florin 6%
Ungar. Gold-Rente im Nominalbetrage von . . . 23400 M.
Die General- Versammlung wurde in der Pfingstwoche vom 17.
hh 19. Mai in Essen abgehalten, deren Leitung sich diesmal der
all verehrte Herr Vereinepr&sident v* Deohen des ihm zages tossenen
bekannten Unialls wegen versagen musate, naehdem derselbe bis da-
hin 82 Jahre nnnnterbrocben den Yersammlnngen Torgestanden hatte.
An seiner Stelle fährte der Yiee-Priaident Herr 6eh.-Bath Fabri-
eins den Yortitz. Die Betheilignng yon Mitgliedern nnd Gftsten
war eine sehr grosse, nnd die gastliohe Aufnahme seitens der Stadt
rief eine sehr befriedigte Stimmung hervor. Am 1. Sitzungstage
wurden die Herren Yereinspräsident v. Dechen und Vereinssecretar
Andrä für ihre bisherigen Functionen durch Acciamation wieder-
gewählt. Ebenso wurde der Sectionsdirektor Herr Prof. Förster
und die Herren Bezirksvorsteher Oberlehrer a. D. Cornelius und
l>r. med. Gramer wiederum in ihron bisherigen Stellungen be-
stätigt. Die Herren Direktor Dr. Thome in Coln, Landesgeologe
ürebe in Trier nnd Prof. Hosius in Münster wurden zu ßezirks-
▼orstehem neu ernannt Als Yersanunlungsort zn Pfingsten 1882
9
Digilized by Google
118
wurde auf eine Einladung dieser Stadt hin Gobienz in Aussicht ge-
nommen. Die Herbstversammlung in Bonn fand am 3. October statt
und wurde zur grossen Freude zahlreicher Theilnehmer wieder von
dem Herrn Vereinspräsidenten, £xcellenz v. De oben, rüstig geleitet.
Hierauf wurden zu Revisoren der Rechnung die Herren Dr.
▼OB der Marek aus Hamm und Oberlehrer Cornelias aus Elber*
Idd emannti welche tieb hierzu bereit erklärten.
Die nun folgenden wissenschaftlichen Vorträge eröffnete
Herr Bergrath Frey tag mit einer Oheutirung über die
geognostiscben und baln eologiscben Verhältuisee des
Bades Oeynbaosen auf Grundlage einer hierauf bezüglichen Ksrte
und einer von ihm verfassten Broschüre mit dem Titel: Bad Osfii-
hansen (Rehme) in Westfalen, welche Schrift uns hier einer weitsni
Hittheilong überhebt
ITerr Dr. Kaiser aus Elhorfeld hielt einen Vortrag über
das Wesen und die Ursachen der Erdbeben.
An die letzten furchtbaren Ereignisse dieser Art ankn^fend,
gab er aon&chst eine Ueber sieht über die Erkl&rangsversuche des
Alterthums und die Nachrichten der klassischen Autoren über £rd*
beben, die sich fisst ausschliesslich anf die durch jene Tcranlssitn
Erdbeben beschrünken. Nschdem er sodsnn die zu ESode des voriges
nnd im Anfhnge dieses Jahrhunderts fsst als ein Olaubenssats gel-
{ende Lehre von einem flüssigen Erdinnem nnd der Reaction des-
selben gegen die feste Hülle berührt hatte, ^^ab er eine Eintheilung
der Erdbeben in solche, die in nachweisbarem Zusammenhange mit
vulkanischer Tliätigkeit fitehen und solche, die fern von den Stellen
vulkanischer Thäti«?keit stattfinden. Letztere scheinen zum Theil
durch die Bewefrung n^rosser Massen in Hohlräumen unterhalb der
Erdoberfläche, zum Theil durch die Entstehung von Spalten und
Verwerfungen in den Schichten veranlasst zo werden. Dass sich
jene Hohlräume vorfindeii| bat die Astronomie aus den Verändemo-
gen des Horizontes nachgewiesen. Ueber die Art ihrer EntstehoDg,
sowie der Veranlassung der SpaUbildnngen nnd Verwerfungen iii
den Hypothesen ein weiter Spielraum gelassen. Zunächst ist dsr
answaschenden Thatigkeit des V^assers ohne Zweifel ein ESofioti
snrasohreiben; dann könnte man an die Verwandelong der Siliksl-
gesteine in krystallinische und waeserfreie Felsarten denken, bei
der eine Abnahme der Körpermasse stattfindet; ferner au den Ein-
fluss, den die Kohlensäure auf die Silikatgesteine ausübt, indem
diese dadurch an Volumen ganz erheblich zunehmen. In Zusam-
menhang mit jenen mechanischen Vorgängen der Spaltbildung steht
das Vorrücken und stellenweise Zurückspringen des Epicentrumi,
von welchem die Stösse ausgeheo. Schon Mallet beobachtete und
erklärte eine Drehungserscheinung aufstehender Gegenstände, snf
welche man die schon mechanisch unhaltbare Annahme Ton .rotsr
Digitized by Google
119
torischen" Erdheben begründen wollte. Die neuesten Beobachtungen
dieser Art sind in Ajjrarn gemacht worden. Man bemerkte näm-
licby dass auf den Friedhöfen der Stadt sich «düreiche Denkm&ler
gedreht hatten und zwar ausnahmslos in einem der Richtong das
Ohneigen entgegengesetzten Sinne. In St. Iv4o« etwa 25 km nord*
öatlieh von Agram, fand sieh dieaeibe Drefanngaenoheinnng, nur in
eDtgegengetetstem Sinne. Beide Orte, die gleich starke Sfniren vaa
2Serstorirag aufwiesen, können als die inseenten Punkte des 6^
btetes der atftrksten Wirkung des Erdbebens betraebtet werden.
Die Drehung der Monumente ist dnreh raseb auf einander
folgende Stösso aus verschiedener Richtung erfolgt, oder mit anderen
Worten: das Epicentrum hat seine Stelle geändert, ist fortgeschritten.
Aus dem üni stände, dass der Sinn der Drehung in Agram und St.
Ivan eutge^'engesetzt ist, folgt, dass die Stösse, welche beide Orte
nach einander aus verschiedenen Richtungen trafen, sich auf einer
zwischen beiden Orten durchstreichenden Linie anreihen lassen.
Betrachtet man diese Linie als die Projektion einer Verwerfungs-
spalte, so ist es klar, dass jede Erschütterung, die von ihr aongehti
an einem Punkte derselben, dem Orte des geringsten Widerstandes,
beginnt nnd sich in der festen Masse naeh allen Seiten fortpflanst,
wibrend die Ersehütterungsunacbe, beispielsweise Zerreissnng, mit
grosser Gesdhwindigkeit l&ngs der ganaen Linie fortl&uft. Dass diese
StossHnie zwisebcn Agram und St. Ivftn laufen mos», ist untweifel-
faaft; der geologische Bau der Gegend lässt vermuthen, dass sie
nahezu in der Mitte zwischen beiden Orten auf der geraden Ver-
bindungslinie dtTselbeii senkr^^eht steht. Als Ausgangsort successi-
ver Stösse betrachtet, ergibt dieselbe für beide Orte ziemlich gleiche
Wirkungen in entgegengesetztem Sinne.
Sehliesslioh gab der Vortragende eine üebersicht über die
Vorgänge bei den Erdbeben Ton Agram, Ischia und Chios, indem
tr sich bemühte, die an innerer Unwahrscheinliohkeit leidenden von
der ersten Aufregung be^infiussten Naobriehten von den glaub*
würdigen Beobachtungen au scheiden.
Herr Prof. Landois aua Mdnster hielt die iwel nachstehen-
den Vorträge :
I. üeber die Baukunst der Vögel, auf ihren wahren
Werth zurückgeführt. Wo auch immer in den naturhistorischen
I ^^tTken des Fürtj'flmizungsjjfeschäftes der Vögel Erwähnung geschieht,
' »to'^aen wir bei Im sprechung der Kunstfertigkeit, welche diese Thiere
hei der Verfertigung ihrer Nester bekunden, auf überschwengliche
i Lobeserhebungen. «Wir werden — sagt James Bennie^) — die
1) Die Baoknnst der Vögel (nach dem Engliseben). Stnttgnri
1847. 8. 14.
Digitized by Google
180
Vögel mnf eine ehneliie Eigenthümlichkeit unterziehen, nimlieh is
der UebuDf^ ihrer mechanischen Kunst des Nestbaues, einer
Thätigkeit, welche jene wunderbare Erfin dsamkei t hervor-
ruft, die kein menschlicher Scharfsinn anregen kaon und
mit welcher keine menschliche Gewandtheit zu wetteifern
vermag. Jedermann wird zu der Ueberzeugung gelangen, dass die
Vögel ebenso gut, wie die Menschen, la dem Namen Maurer, Zim-
merlente und Schneider, bisweilen togar noch mehr, wie wir, ht-
rechtigt sind, da wir bei aller unserer gepriesenen mecht*
niiohen Fertigkeit ihre Erfindiamkeit nicht erreieben
können.* Derartige Anaebaanngen Ueeeen doli — Ton Aristc^hir
nee an, der die V5gd bereite alt Künatler anifftbrt — an tanaeih
den oitaren.
Manche Vögel bauen gar kein Neet; andere ffthren den Nest»
bau 80 künstlich aus, dass die beobachtenden Naturforscher geradezu
zur Bewunderung hingerissen wurden. Eine Stufenleiter von der
grüssten Einfachheit bis zur künstlerischen Vollendung lässt sich
beim Nestbau leicht nachweisen.
Die Strausse legen ihre Eier einfach in den Sand. Die Pin-
guine eollen das einzige Ei, welches sie legen, zwischen ihre Schenkel
klemmen und so bebrüten. Andere Vögel scharren eine einfache
Bodenvertiefung, womit sie sich begndgeni noch andere füttern
dieee mit grobem oder feinerem Nestmaterial im Innern ans. fiei
allen dieeen YQgeln wird es wohl Niemandem eingefallen sein, fos
einer besonderen Kunstfertigkeit beim Nestbau lu sprechen.
Kttnstliober Terfahren schon die Bisrögel, welche BSbren ia
die senkrecht abfUlenden üferwinde graben, und die Spechte, walebe
bekanntlich in Baumstämme meisseln. So mühsam derartige Arbeiten
sind, 80 kann doch auch hier von einer besonderen Kunstfertigkeit
keine Rede sein. Auch Nestmaterial schaffen sie nicht herbei. Wenn
die zarten Uferschwalben bei der Anlage der waperechten Erdlöcher
auf Steine stossen, die sie zum Bau einer zweiten Höhre zwingen,
so ist das geradezu eine Geduldarbeit zu nennen.
Die meist plattförmig bauenden Raubvögel häufen sur Unter«
läge ibree Nestes grobes Material susammen, der Nestnapf ist iasssnk
flach. Ein und derselbe Horst wird Jahre lang benntst. So stska
die Adlerhorste seit Menschengedenken auf denselben Biomen. la
Frttlgabre wird das Nest höchstens etwas ausgebessert Von einer
Kunstfertigkeit also auch hier keine Spur. I
Ganz anders scheint es sieb auf den ersten Blick bei denjenigen
Vögeln zu verhalten, welche beim Nestbau eine korbartig flechtende?
filzende, webende oder sogar nähende Thäügkeit entwickeln.
Betrachten wir das Nest des Buchfinken, FringilUi coekhs L-
etwas genauer. Die wesentlichsten Angaben darüber finden wir
echou bei Naumann. Sein Nest — so sagt er — ist eins derj
121
schönsten und künstlichsten; es hat mehr oder weniger die
Form einer Kugel, von welcher oben ein Stück abgeschnitten ist,
wo sich die Aushöhlung befindet. Es ist ein dichtes, mehr als fin-
gerdickes Gewebe von grünem firdmooi, sarten Würzelchen und
•ehr feinen B&lmoben, hat aber anisen einen glatten Uebersng yon
den granen Flechten des Banmee, worauf es tteht, welcher höcbat
wunderbarer Weis« mit Insektengeepinnst anter lidi und auf
dem Keste selbst befestigt ist, so dass dadurch das Ganse die t&u-
sebendste Aehnliohkeit mit einem bemoosten Aste oder alten Storsel
bekommt, and das menschliche Auge Mühe hat, es zu erkennen. Es
sieht oft wie gedrechselt aus. Der innere Napf ist ziemlich tief,
(Irehruud und am oberen Rande öfters etwas eingebogen, sehr weich
mit Pflanzen- und Thierwolle, Haaren und Federn gepolstert, aber
so, dass manche Nester keine Federn, aber WoUe und Haare alle»
und einige alles zusammen enthalten«
Das Material, aas welohem der Buchfink sein Nest baut, ist
im Torigdn hinreichend genau angegeben; wir könnten noch hinsu-
ittgen, dass Tielfaoh auch kleine Spinnengewebe, in denen die Eier^
häufen eingehCiUt gelegen, sum Yerfilsen des Nestnapfes Terwendet
Warden; auch mancherlei Fäden, Zwirn, Baumwolle und dergl. finden
wir durchflochteD ; überhaupt wird manches Material verwerthet,
welches Ton Eunstprodukten menschlicher Industrie sich gerade in
dem Nestrevier als passend erweist.
Welche Instrumente stehen dann dem Vogel bei der wun-
derbaren Kunstfertigkeit zu Gebote? die denkbar einfachsten.
Berücksichtigen wir zunächst den Buchfink, so dient ihm der
«Schnabel als Pincette. Mit dem Schnabel ergreift er das Nest-
material, trägt es zum Neste, legt es an Ort und Stelle. (Bekannt»
lieh schleppen nur die Baubvögel das Nestmaterial mit den Fängen
zum Horste.) Mit dem Sohnabel windet er auch längere Fäden um
die dfiimeren Aeste; er supft und aerrt mit demselben den Niststoff
hin und her.
Der Leib wirkt als Stempel, einerseits durch seine eigene
Schwere, anderseits bei der drehenden Bewegung desselben. Durch
den senkrecht wirkenden Druck des Körpergewichtes wird der Boden
des Nestes mehr und mehr verfestigt; die rotirende Drehung des
Leibes ergiebt die Höhlung des Nestnapfes. Hals und Schwanz
werden bei dieser Arbeit emporgerichtet, wodurch die Tiefe des
Nestnapfes nothwendigerweise gewinnen muss. Die Beine, Ffisso
und Flügel kommen bei dem Nestbau des Buchfinken direkt kaum
in Betracht, und so reduaireii sich dann die Instrumenta auf Pin-
cette und Stempd.
Auf den ersten Blick muss bei der primitiven £infach«
best der Instrumente die wunderbare Kunstfertigkeit des
Vogels beim Nestbau nur in noch greUereni Lichte erteheineB; denn
Digitized by Google
wie ist es mögrlich, dass der Vogel mit po ansserordentlich einfachen
Mitteln einen solchen Kunstbau anfiführt? Und doch glaube ich den .
Nachweis führen zu können, dass der vermein tlicbe Kunstbau nur
das Produkt einer ganz mechanischeD Tbätigkeit ist; dass hier ciclit
eioe kfinitlerische, nicht ciamal eine kunstgewerbliche Leistang^
•ondern ein Produkt einfacher Kr&fte des VogeU und betondenr
fiigvnthümlichkeiten des Nettmateriala Yorliegt.
Dieter Naohweie wird alt geführt ansotehen tein, wenn m
mir geÜDgty mit mdgUohtt einfiidieii Werkieogen eineii tokte
Kontt-Nettban hersutttllen.
loh liabe ein tolohet BuohfiDkennett angefertigt nnd swar Ii
dem Zeitraame von einer einsigen Stunde. Dat kflnttlich geferti^
Kett itt Ton einem natfirlichen Neste nicht zu nnterecheiden, weder
nach Standort, Material, Forra, Bau und Festi^^keit; wenigstens
haben alle Naturkundigeu dasselbe für ein wirkliches Buchfinken'
nest gehalten.
Vorher hatte ich einen passenden Holzstamm abgesägt,
und das Material zum Nest zusammengesucht; es lag ein
loser Haufen Ton Fäden, Pflansenfasern. Moos, Flechten, Pfiansen-
haaren^ Thierbaaren, Spinngeweben, Federn nnd dergL vor. Als
Instrumente dienten eine Pinoette nnd ein Eeageatglas^
beide — und dat bebe icb bier antdrQekliöb berror, — wurden
einiig und allein mit der reobtenHnnd bedient DieFingsr
der Hand wurden durebaut niobt benntst Die Pinoette imitirtt
den Yogekobnabel; mit dem unten abgernndeten Reagensglase koairte
die drehende Bewegung des Vogelleibes leicht nachgeahmt werden.
Nachdem einige Fäden mit der Pincette um die Aeste des
Stammes geschlungen waren, häufte ich zunächst gröberes Moos und
Pflanzenfasern auf das Stamm-Ende und zwischen die Astgabeln.
Pruck mit der Pincette und Klopfen mit dem Reagensglase gaben
bald der Unterlage die nöthige Festigkeit. Zu weit vorragende
Hähnchen und Moosstämmchen wurden ausgezupft oder mit der
Pincette einwärts gedrückt. Mit dem Aufbau der Seitenwandongea
des Netinapfes schritt iob nun allmAblieb ror. Mit dem Beagsm
glaae klopfte iob ^ dem K6rpergewiobt det Vogels enttpreohend —
bettindig «if dat Keetmaterial, wodurob die Fettigkeit det Ketl-
napfet bald eraielt war. Die innere Höblnng dee Kettet wird leklit
durcb die rotirende Bewegung det Reagensglatet bewerkttetUgl;
ieh drebte dat Glas in ähnlicher Weise, als wenn man mit einen
Stempel in einem Mörser reibt. Dehnt sich bei dieser Manipulation
der Nestraum zu weit aus, so verengt man ihn durch Anklopfen an
die Aussenseite auf die natürliche Weite.
Ins Innere tr&'^i man schlieaslich die Haare, Federn, Wolie
und anderes feine Material ein und rfibrt in derselben Weite wX^
dem Glasttempel anbaltend um.
s
Digitized by Google
123
Durch diese höchst einfache Manipulation : mit einer Hand
vermittelst Pincette und Reagensglas habt» das vorlieo^cnde Nest ge- «
fertigt, welches seibat vor dem Auge des Fachkundigen nicht von
emem natürlichen Bucbfiokenneste unterschieden werden kann.
Um dem Nestbau auch den letzten Rest von Kunstfertigkeit
zu nehmen, bleibt uns noch der Nachweis übrig, dass die Festigkeit
da Neetee anf die Eigentbümlicbkeiten des Nestmaterialt znrficksii«
fthren ist und nicht in der Genialität des Vogels begrfindet liegt
Die Festigkeit der Nester wird durch die Yerfilsung
des Materials erzielt, was schon James Rennie*) herrorfaob.
Der hauptsächlichste Stoff aller dieser Nester, Ton wie vielem Mate-
rial sie auch gefertigt sein mögen, ist feine Wolle, womit Moos,
Fit'cbten, Spinngewebe, BaumwoUenbüschel und Fäden oder Rinden-
whuppen verfilzt sind. Daa Nest des Vogels, wenn es neu beendet
und noch nicht durch Stürme unihergestossen, oder der Abnützung
durch Hrütung und Aufziehung der Jungen ausgesetzt gewesen ist,
zeigt an der Oberfiache eine solche Glättet al^ w|re dieselbe von
doD Hutmacher znsammcngcfilzt worden; an der Innenseite ist das
noch mehr der Fall. Das Verfahren des Filsens ist beim
Kestbanen ebensowohl wie beim Hutmaoher von dem Bau der
Wolle, Haare, Oberhaupt des Nestmaterials abhängig.
ADes Pelzwerk, Haare, Wolle, auch die anscheinend glatten Pflan-
ssttfMero, ist voll von Ungleichheiten, obgleich es sich weich an^
fahlen und ansehen lässt. Durch diese Ungleichheiten haken die
Fasern sich aneinander und werden durch den Druck der Bewegung
dichter zusammingebracht, so dass sie den so erlangten Halt bei-
behalten und nur durch grosse Kraft sich trennen lassen. Dieses
ergil)t sich auch aus der mikroskopischen Untersuchung der Haare,
namentlich der Wolle. Das Oberhauthäutchen des Wollhaares ist
schuppig und macht eben dadurch die Oberfläche rauh. Selbst die
Oberfläche der scheinbar glattesten Haare ist mit Unebenheiten
dicht beeetst Auch experimentell lassen sieh diese Verhältnisse
erschliesoen. Man nehme ein Haar von der Länge einiger cm, reibe
es zwischen Finger und Daumen und man wird immer finden, dass
du Haar ein fortschreitende Bewegung zur Bichtung der Wurzel
zeigt, woraus sich ergibt, dass die Rauheiten nach der Spitze hin
gehebtet sind, und dass die dachziegelartig gelegte Oberfläche jede
Bewegung in entgegengesetzter Richtung verhindert. Bei den Haaren
einiger Thiere sind diese Unebenheiten der Oberfläche sehr bedeu-
tend, z. Ii, im Pelze des Maulwurfs und der Fledermäuse. Bei der «
Filzfabrikation werden in Folge dieses ziegelartigen Baues die ein-
zelnen Fasern von einem nassen Pelz oder Wolle auf eine Tafel
1) L 0. ptg. 189.
Digitized by Google
gebreitet und mit Leinentuch in verschiedene Richtung gedrückt,
Bich nach der Richtung ihrer Wurzel in derselben Weise bewegen,
wie das zwischen den Fingern in obigem Versuche geriebene Haar.
Die verschiedenen nach jeder Richtung so bewegten Fasern werden
in einander verwoben und vereinigen sich in eine fortlaufend zu*
MMsmenh&ngende Masse. Die Ausdehnung des ziegelartigen Bauei
durch Wärme aftd Nässe erleichtert die Yerfilzung sehr. Wegen
dieser Neigung zum Filsen werden wollene Tücher ond Strümpfe
beim Waadien dieker und enger, wie das den Damen binieiehend
bekannt iai.
Anf diese Weise ist die Festigkeit des Nestn^»fes doreh des
Baa des Materials bedingte Der Vogel braucht nar Druck nad
drehende Bewegung anf dasselbe einwirken m lassen, und die Festig-
keit steigert sich von selbst bis zur Solidität des Filzes.
Ich habe Huch das Material der hängenden Nester der Weber-
vögel [Plocetis) mikroskopisch untersucht und gefunden, dass die
schmalen Blätter der exotischen Seggengräser, welche vorzugswei?».'
zum Nestbau verwerthet werden, an den Rändern sägezahnartige
Unebenheiten haben. Man fühlt diese auch schon mit den Fiogem;
oft bilden sie eine Schneide, welche die Haut bis zur blutigen Ver»
wnndnng sers&gen kann. Diese Kieselsäure-Häkchen nnd Zihnshos
sind es eben, welche bei dem Nestbau das Material so ftneserafc slsik
aneinander ▼erfestigan«
So finden wir das allermeiste Nestmaterial mit ünebenbeümi
Banheiten anf der Oberfllohe bedeckti nnd diese sind es eben, welebs
die mehr oder weniger larten lUden bmm Zerren nnd DrSeksn
verfilzen.
Es gibt jedoch auch feinfadiges Nest material, dessen
Oberfläche auch bei mikroskopischer Untersuchung sich als gUtt
erweist. Dazu gehören namentlich manche Pflanzenhaare, wie z. B. I
Baumwolle, die Samenwolle der weidenartigen Gewächse und des
Kolbenrohrs (Typhaceen). Und doch sind diese zur Fertigung Ton
Filznestern mehr wie geeignet. Diese Fasern sind dann aber so
dilnn und sart, dass sie sich anderen rauhen Körpern ftoseent dicht
nnd eng anschmiegen. So Iftsst sich x. B. IVl^Wolle nor «ü
grösater Mühe nnd Sorgfalt mit der Bürste von unseren Kfoidongs-
atflcken, namentlich wenn sie ans Wolle gefertigt sind, entferoos.
Auch unter sich Tcrfilsen derartige Pflanaeobaare insserat fest Ikt
balb w&hlen die Bentelmeisen gerade dieses Material sa ihren bS'l
kannten Filznestern, welche frei hängend au einem biegsamen Stiel J
über dem Wasser schweben. I
Schliesslich sei noch der Klebstoffe Erwähnung get hat, H
deren die „mauernden" Vögel beim Nisten sich bedienen. Die Si-j
langanen benutzen einzig und allein ihren Speichel zur Fertigstellmtg"]
ihrer hornharten Neatnäpfchen; andere Spedea darKlben YogeUuDilitJ
126
nehmen schon Pflanzeustengelcben zu Hülfe, z. B. CoUocalia spo-
diopyga. Ganz in ähnlicher Weise verfahren unsere einheimischen
Segler, Cypselus apus\ sie verfestigen Strohhalme, Heublättchen und
dergl. mit ihrem Speichel. Dahingegen nehmen unsere eigeotUcheii
Sehwalben erdige Substanxen, welche oie, mit Speichel vermisoht, m
ihren bekannten Nestero Termaaern. In fthnlieher Weise manem
die Kleiber, SiUa €müpaM\ aueh den Tukanea aoU dieee Gewoha-
heii eigea tetn. Wihrend bo die Sehwalben ihre Netter von aama
miierarüg fest anlegen, verpotsen andere Vögel ihre Netter von
innen mit einem fetten üebennge. So itt der Nettnapf der Sing«
drottel, Tmäm tmitidit, stett hart ausgeschmiert, und bei der
Sefawarsdroeiel findet man dieses recht häufig. Es leuchtet ein,
dass in allen diesen Fällen die Festigkeit auf Rechnung des kleben-
den Speichels zu schreiben ist.
Somit wäre die „wunderbare Kunst des Nestbaues
der Vögel, womit keine menschliche Gewaiidheit zu wetteifern ver-
mag und die wir bei aller gepriesenen mechanischen Fertigkeit
nicht erreichen können" noUen, auf die einfachste mechanische
Thätigkeit snrückgeführt. Selbst die so sehr bewunderten
JPilsnetter, woran die Vögel Tage lang arbeiten, ttellen wir in
kfirsetter Frist ebenso ^kunstvoll* her; und «war einsig nnd allein
mit dem sieh verfilsenden Material, einer Pinoette nnd
einem rotirenden Stempel.
II. Ueber die Reduktion der Zehen bei den Säuge*
thiercn durch Verkümmerung und Verschmelzung.
Während die Handwurzel, der kürzeste Abschnitt der Hand,
sehr grossen Schwankungen in der Anzahl der sie bildenden Knochen
darbietet, pflegt die Mittelhand der längste Abschnitt zu sein, wie
auch anderseits die Form ihrer einzelnen Knochen und ihre Ansahl
den geringsten Schwankungen unterliegen. Die gewöhnlich vor-
kommende Zahl der Mittelhandknochen ist fünf und diesen ent-
tpreehen auoh in der Regel 5 Zehen. In manchen Sftngethierord-
nmigen nimmt jedoch die Zahl der Mittelhandknoohen sowie der
Zshen ab, wir &iden 4, S, 3 und sehliesslioh bei den Einhufern nur
1 IBttelhandknochen nnd eine einsige Zehe. Diese Yerhlltaisse
nehmen nicht allein vom geologischen Entwickelungs-Standpnnkte,
sondern auch in der deskriptiven Zoologie ein ganz besonderes
Interesse in Anspruch. Die augenblicklich herrschende Ansicht über
die Ursache der Zehen- und Metakarpus- Verminderung beschränkt
diese Reduktion auf die Verkümmerung früher vorhanden gewesener
flandtheile. „Die normale Zahl — sagt GiebeP) — stellt sich auf
1) Br on n ' 8 Klassen und Ordnungen des Thierreiehs. VI. Band.
SangeUuere 1879. pag. 541.
126
fünf als die am haufi^ten vorkommeDde und niemals vermehrte,
wohl aber öfter verringerte, und zwar peschieht die Verminde-
ruDg allmählich und gesotzraässig durch Verkümmerung,
welche mit dem inneren Metacarpus, den des Daumens beg^innt;
dann folgt der äasaere oder fanfte, am aeltanBten und nur ausnahms-
weise noch der zweite und vierte so, dass nur der mittlere allein
▼ollkommen entwiokelt ist und die einsige Zehe trägt. Die Ver-
kümmemng kann bis com völligen Yendiwindem rieh eteigem.*
Die herreckende Ansiobt der Palftoatologen and Zoologen ist
jedoch einseitig. Die Bednkiion der Zehen geschieht niclit
allein damh Verkümmerung, sondern ebenso oft dnroli Ver-
schmelzung früher selbstündlg vorhandener Fasstheile; nicht
selten gehen aber auch Verkümmerung und VerschmelzuDg parallel
neben einander her.
Letzteres ist namentlich bei den Wiederkäuern der Fall. In
der geologischen Ahnenreihe, sowie auch bei den jetztlebenden
Arten dieser Ordnung finden wir die Anzahl der Zehen von 4 his
auf 1 rednairt; letstere Zahl kommt allerdings nur in seHenea
Fallen vor. Hyaemoachus aquaHeus trägt noch völlig getrenats
ICittelfussknoehen, femer an den Vorderbeinen Yom swei grosse
Zehen, hinter denselben stehen aber noch swei ansehnlich entwid^dta
etwas kleinere, deren Hofe allerdings nicht mehr auftreten. Bei
der Gattung Bo8 sind die beiden hinten belegenen Zehen beinahe
▼öllig verkümmert Es finden sich nur noch Äusserst kleine Hof« i
mdimente an der Haut; und nur in den seltensten F&Uen ist es 1
mir gelungen, das verkümmerte Skelct dieser Zehen aufzufinden.
An einem Kalbsfusse messen nach vorliegendem Präparate die drei
Knochen der verkümmerten Zehe nur 3 cm. Es liegen jedoch auch
Präparate vor mir, bei denen nicht allein die Knochen der beidea
Hinterzehen völlig fehlen, sondern auch die kleinen liufe als Haut»
Anhän(r»el geschwunden sind. Höchst instruktiv ist ein Präparat,
an welchem noch ein äusserst kleiner Huf vorhanden, der sweite
jedoch geschwunden ist; seine Insertionsstelle deutet nur noch sin
Haarwirbel der Haut an.
Von der normalen Ausbildung der beiden Hinteraehen bis sim
völligen Schwunde sehen wir also gana aUmÜhlich aufIretedliB
Uebergänge.
Die beiden mittleren Zehen bleiben normal getrennt. Dsgegea
sind die dazu gehörenden Mittelknochen zu einem Stück ver-
wachsen. Bei einigen verläuft auf der Vorderseite des Metakarpos
eine tiefe Furche von oben nach unten, z. H. beim Kameel; bei
den Hirschen, Giraffen u. a. ist sie schon beinahe verwischt uiüI
haben dann die Mittelhandknochen das Ansehen eines einzigen ein*
heitlichen Knochens. Der grösseren oder geringeren Furcbentiefe
• entsprechend treten dann auch die beiden Gelenkkopfe für di»
Digitized by Google
127
Zehen mehr oder wonio^er aus einander. Beim Kameel sind sie z. B.
Tiemlieb weit getrennt, beim Damhirtch nnd der Giraffe U^en rie
diflbi sn einender.
Nechstehend tollen nnn einige Fülle beichrieben werden, wo
toeh die beiden vorderen Zehen des Vorderfmee ▼dlUg sn
«inem einzigen Zehen Terechmolsen sind. Die iuerher besüglioheii
YerbAitnisee mögen dnreh die der Verenmmlang vorliegenden Ab-
bildnngen veranschaulicht werden.
Auf die detaillirtcre Schilderung des ersten Falles glaube ich
hier verzichten zu können, indem ich auf meine benüta früher
publicirte Arbeit^): ^Monströse Fussbildung bei einem Kalbe, Bo8
taurtis L.y mit 3 Abbildunf^en", verweise.
Von einem in Oelde, Reg. -Bez. Münster, geborenen Kalbe
wurden mir im Mai dieses Jahres die beiden Yorderfusse geschickt,
welche beide einsehig sind.
Ueber die ftusseren Verhftltnisse bemerke ich nur, dass die
Ftoe in einen einaigen Hnf enden. Vom am Ende desselben
machen sieh noch swei Erhebungen bemerklidi, welche auf eine
eingreifiendere innere DoppeltheUnng hindeuten.
Ton den Afberklauen ist an dem rechten Vorderfusse nur
die nach aussen belegene sehr verkümmert vorbanden, die ent-
sprechende der anderen Seite ist völlig geschwunden und, wie schon
oben mitgetheilt, deutet noch ein ausgeprägter Haarwirbel die Stelle
an, wo sie bei normalen Verhältnissen sich entwickelt haben würde.
Aehnlich verhalten sich die Afterklauen des linken Vorderfusscs,
nur mit dem Unterschiede, dass hier auch der Haarwirbel völlig
geschwunden ist. An den Afterklauen fehlen sämmtliche Skelettheile.
Von dem linken Vorderfusse fertigte ich das Skelet an.
Der Mitteifossknoohen (125 mm lang) teigi auf der Vor^
derfläche eine siemlich ttefo L&ngsfurohe, die Verwachsung aus S
Metakarpalknochen deutlich anzeigend. Die beiden Oelenkköpfe,
welche in normalem Zustande bei gleiehalterigen Thieren etwa
5 mm von einander abstehen, sind hier mit dem Innenrande ihrer
vorderen Flächen verwachsen.
Der erste Phalangenknochen (32 mm lang) bildet bereits
einen einzigen Knochen. Die Verwachsung bez. Verschmelzung aus
zweien erkennt man deutlich an der vorderen Fläche, wo die beiden
Knochenkerne noch völlig von einander getrennt sind, an der hinteren
Flache ist die Verwachsung auch dieser bis auf die fiälfte ?oran-
geschritten.
Der sweite Phalangenknochen hat bereits den Typus einee
einaelnen Knochens, ebenso wie
1) Siebenter Jahresbericht des Westftlisehea Provinaalverdns
fbr Wlssensdutfl und Kunst, pro 1878. pag. 17 ff.
Digitized by Google
198
der dritte Phalaugenknochen, die Stütze de« HufjailMdei.
Jedoch sind die kleinen Oefifaungen, welche an dem nonuakü Fus??
an jeder Seite und an jeder Basalflacbe der Zehe auftreten, im
Durchtritt der Blutgefässe an diesem einzelnen Knochen paarig vor-
handen, ein Beweis, dass in früheren Entwicklungsstadien ebenfill!
2 verschiedene getrennte Kuochenanlagen vorhanden gewesen und.
Auch tragt das Ende dieses Zehenknochons noch 2 Spitzen.
Wir haben also in dieiem Skelet den unwiederlegUchen Be- |
wauy daw der einhafig« Faas aas einer Yertcbmelniog iweier Zcki |
eafstandea tat und Didht duroh YerkiLmmeniiig.
Bei dem bereits frfiher besebriebeiien und oben citirten F«I1
iet die Yerwacbrang noch einen Sobritt ireiter. ToraageeehritteL
Am recbten Hinterfbae sind beide Zeben noob vöUig getrennt; m
linken Hinterfuss beide Zehen etwa zur Hälfte verwachsen. An dfli
beiden Vorderfüssen ist die Verwachsung so vollständig, dass anct
jede Spur früherer Trennung an dem Skelete fehlt. Dem erst^i
Eindrucke nach wird jeder Zoologe den vorliogenden Fuss für deo
eines einhuhgen Säugethieres halten.
Somit hätten wir Präparate Tor uns, welche Stadien der völü-
gCD Trennung beider Zehen bis cur ▼ölligen Yerwacbsuog derseibea
ftberbrücken.
Sollten in sp&tevan Generationen ans der Rmbe der Wiade^
bftner siob einbnfige Formen entwickeln, so wird aidier nicU
ein Schwund einer Zebe eintreten, sondern eine Yerwaebtong bsider
itt einer Einsigen das Besultat dieser Entwickelungsreibe sein.
Was wir bier aus dem vorliegenden Material indokÜT ir* |
schliessen, das hat die Ahnenreihe der Pferde in der prähiftori-|
sehen Entwicklungszeit bereits durchgemacht. Während jedoch \>'^
den Wiederkäuern die Keduktion der Zehen-Anzahl vornebD-
lieh auf Verschmelzung beruht, basirt bei den Einhufern die*!
selbe einzig und allein auf Verkümmerung.
In der Abnenreihe der Pferde haben wir eines der weai^er
Beispiele vor uns, welches uns ein ziemlich ausammenfaängendäf
Bild der gradweisen Yerändemog ansohauiioh vor Augen fuhrt
Das Pferd der Jetstieit» Epim eabäBm X., hat an allan ner
Beinen nur je eine einbnfige Zehe. Neben dem Mittelfussknoebn
liegen beiderseits dünne sog. Griffelbeine^ offenbar veridlouBarte
Metakarpalknoohen.
PUdhippus des oberen Pliooän zeigt diese Griffelbeine bsieili
in grösserem Massstabe.
Der amerikanische Protohippus, der dem europäischen IIipp^
rion im unteren Pliocän entspricht, hat neben der mächtigen Mittel-
zehe noch 2 seitliche kleinere, jedoch völlig ausgebildete Zehen.
Beim Miohippus aus dem oberen Miocän, dem europäischen
AnehitTienum analog, sind diese beiden Zehen einerseits sttrker ood
stehen andersaite weiter von der Mittelsehe ab.
Digitized by Google
I
129
Der Mesohippus aus dem unteren Miocän hat ausserdem noch
ein viertes Zehenrudiment in dem GrilVelknochen des Vorderfusaes;
und dieser bildet beim Orohippus aus dem Eocan eine vollständige
rierte Zehe.
Haxley^) tagt: «Die Kenntnisse, welohe wir jetst betitxen,
berechtigen nns Tollkommen anzunehmen, dass, wenn die noch
tieferen £ocanablagerangen und die sur Kreideseit gehörigen Sokiob-
ten ans etnnial ihre Üeberreste Ton Stammformen der Pferde ge-
liefert lisben werdeni wir inerat eine Form mit 4 Tollkommenen
Zehen nnd einem Radiment des innersten oder ersten Fingers Tom,
od wahxecheinUeh einem Bndiroent der (ftnften Zehe am Hinterfbst
finden werden, wihrend in noch Uteren Formen die Beihe der
Finger immer vollständiger werden wird, bis wir m fünfzehigen
Thieren kommen, von denen die ganze Reihe ihren Ursprung her-
kiten mass."
Seitdem Huxley diese Vorlesung hielt, ist von Prof. Marsh
eine neue Gattung von Pferdethieren, Eohippus aus den untersten
Eocanablagerungen im Westen Amerikas entdeckt, welche der obigen
Scbildernng fast ganz entspricht. Gewiss der schönste Lohn und
der beste Beweis for die Biohtigkeit nnd Wahrheit unserer indnkti-
VCQ Wissenschaft.
loh wollte in Torttehendem Torsngsweise den Sats ansge-
•proehen haben, dass in der geologischen Entwiokelangsreihe der
Thiere dieeelben Oeeetse herrsehten, wie wir sie aneh noch heute in
der lebenden Thierwelt sn beobachten Cklegeuheit haben, nnd dase
die Redaktion der Zehen für alle Zeiten — prähistorisch nnd post^
Witorisch — entweder auf Verkümmerung oder auf Verschmelzung
Yorhandeoer Gliedmassentheile beruht.
Herr Bergrath v. Dücker aus Bückeburg sprach hierauf über
die LagerungSYerhältnisse des Teutoburger Waldes und
des Wesergebirges, welche Mittheilung auf Wunsch des Yor-
tngenden der Mindener Zeitung entnommen ist.
»Die geehrte Versammlung wolle mir gestatten bei ihrer An-
viMuheit in der schönen Landschaft von Bad Oeynhausen mit eini^
S«a Worten unter Vorlegung eines Qnerprofiles von Bielefeld bis
Hitaburg darauf hinsuweisen, dass wir uns gerade hier inmitten
fliner Gebirgserhcbung befinden, welche zwar nicht besonders ausge-
whnet ist durch sehr hervorragende Höhen, aber welche in geo-
Jogiwher Beziehung dadurch von hohem Interesse ist, dass sie in
ihrer Längsrichtung eine abweichende, ja geradezu eine rechtwink-
1) In Amerika gehaltene Yortrftge; deutsch von SpengeL
Braunschweig bei Vieweg 1879, pag. 76. Fossile Pferde.
2) American Journal of Science, November 1876.
Digitized by Google
130
lige SielloDg einnimmt tu der torherrachenden GebirgariebUnig m
gftns £arops und daat eie dadaroh. geologische Vorgiaga aadevtst»
wekhe von groeaem Einflues auf die enrop&ieche OberiicheiigefUl-
tung gewesen lind.
Die vorherrschende Gebirgshildong von Europa benibt nia-
llch auf einer Fftttelung der alten OebirgsAchichten mit der Strei-
chimgsrichtuiig von Südwest uach NordoBt und es ist unser ganx«
Kontinent oßVubar aus diesem Grunde in dieser Richtung langge-
streckt. Die Linie von Madrid nach Moskau ist ungefähr als Mittel»
linie zu betrachten und es legen sich die Ilauptküstenstriche na*
mentiich im Norden wie auch im Süden von Gibraltar bis Geno»
im allgemeinen mit einer gewissen Parallelität au dieser Streichungs-
richtung an. Die nordischen Nacbbarinseln von Irland, EoglaDd,
sowie namentlich die grosse skandinavische Halbinsel lassen di«
nordöstliche Streichungsrichtong noch dentlich in ihrer Figuralioa
hervortreten«
Hehr aber als die inssero Figoration liest der innere Baa dir
alten enropftisohen Oebirge erkennen, dass die nordtetliche Stni*
ehnngsrichtong der Fftttelung sehr wesentlich vorherrschend ist und
auch die bedeutendsten Gebirgszüge der ganzen Oberfläche haben ein
Hauptstreichen in dieser Richtung, so namentlich das Alpt'iigeinrgs
und der skandinavische (iehirgszug in ihrer sehr bedeutenden Län^e,
Die nordöstliche Kältung des innern Gebirgsbaues ist an unzäbli«
gen Thaleinechmtten zu beobachten, auch in vielen solchen Land-
schaften, wo die Oberflächengebirge nicht gerade diese Richtung an-
deuten. Hör Bergbau als wichtigstes Erforschungsmittel des inn^
Baues der Erdenrinde hat gans besonders vielfach die nordöstUefas
Faltelnng dargethan, wo die Oberflftohe hierf&r keine Andeatong bot
So ist es Ihnen allen bekannt^ in wie vorherrsdhender Weise dis
Steinkohlenflötse in Westfalen von Südwest nach Nordost stieicbea,
gana nnabhftngig von der Oberflftehengestaltuog. Sie wissen, dsn
von den Flötslagemngen bei Aachen und bei Saarbrücken, sowie
in Belgien und Nordfrankreich das Gleiche gilt. Das Steinkohlen-
becken von St. Etienne in Südfrankreich ist wieder eine Mulde mit
gleicher Richtung; in Mitteldeutschland und seihst im Inneren Böh-
mens lässt sich oft ein Gleiches beobachten, auch die englischen
Kohlenlager zeigen meistens nordöstliche Erstreckungen. Die Ober-
fläobüDgebirge in Scbottlaud, in Irland, in Wales seigen dasselbe.
Ganz charakteristisch sind die Längsrichtungen des französi-
schen Juragebirges und der Alpen; die südlichen Gebirge von Spa-
nien lassen sie oft erkennen und seibat auf der benachbarten Spitit
von Afrika, von Marokko bis Tunis treten die gleichartigen Beer
Büge noch deutlieh hervor.
Kurs die ganzen europäischen Land- und OebirgsfiguiatisoaB
verdanken ihre Bildung in alten geologischen Perioden einer Zsss»*
Digitized by Google
131
menschiebuDg der Erdriude von Südost und von Nordwest, wodurch
die allfzeroeine nordöstliche Fälteluog hcrvorgebraobt wurde.
Unter den alten geologieeben Perioden sind hierbei wesentlich
diejefiigen bis sar Btatokohlenrormation aufwärts zu betrachten, d. h.
also l&r Earopa weseotlioh die ailuriBehey die devonische und die
Kohkmperiode. Mit dem Ende der Ablagerung der Eohlenformation
trat die nordöatliche FUtelung haupiaacblich ein und die Meere
der mittleren Perioden« der Zechatein-, der Trias-, der Jura-Forma-
tionen richteten ihr aerstörendea Abspülnngswerk gegen die Eon-
Texfalten, oder die Sättel der alten Formationen, um ihre Ablage-
ruijgsmassfn in abweichend« r Lagerung über die Schichtenköpfe der
alten Formationen hinzulegen. Auch diese letzteren Ablagerungen
erfuhren noch Schiebung«'n aus den frühern nordwest-südöstlichen
Richtungen und erst nach Ablagerung der verhältnissmässig sehr
jungen Schichten der Tertiärformation traten die geologischen
Veränderungen ein, welchen unaere hiesigen Gebirga*
läge ihre Entstehung und ihre rechtwinklige Stellung
gegen die alte Fältelung verdanken. •
I>ie alten enrop&iaohen Gebirgaachiebungen aua Nordweai und
Sfidoai hatten zu bedeutende gradlinige Reliefe hervorgebracht, ala
dasa di« Eugelgestalt der Erde femer solche Anftreibungen gestat*
ten konnte und es traten aus diesem Grunde nunmehr Brechungen
^nd auch Kälteluitgen iu der rechtwinklig abweichenden Rich-
luDg, d. h. in Südost - nordwestlicher Richtung ein, welche in
K^ossen terrestrischen Schiebungen aus Nordost und Südwest
ihre Ursache haben. Keine geologische Phantasie ist es, welche
zu solchem Ausspruche führt, vielmthr sind grade in unsem
Landschaften im nordwestlichen Deutschland die ganz bestimmten
Anzeichen dafür zu finden, dass solohe neuere geologische Vorgänge
viriüieh atattgefunden haben, denn grade hier aind nioht selten
Ablagerungen vcm Tertiftrachichten su beobachten, weiche deutlidie
Aofriebtong und aelbat eine F<elung in der neueren weatlichen
Bichtnng erkennen laaaen, ao namentlich in hiesiger Naohbarachaft
der durch aeine Versteinerungen weliberfihmte Doberg bei Bünde.
Zur bessern Hindeutung auf die Grossartigkeit der neuern geologi-
schen Schiebungen muss ich uocli erwähnen, dass die resultireude
nordwestliche Faltenrichtuug von Os^t-Afrika und West-Asien her
und durch die ganze Balkanhaihinsel 1)18 speciell in unsere hiesige
'jtgend zu verfolgen ist. Es sind nämlich das Rothe Meer und der
p^trsiFche Meerbusen deutliehe Kinsenkungsfalten in diesem Sinne.
Ein gleiches gilt vom adriatischen Meere, und die parallelen Falten
jüngerer Formationen, welche aich namentlich an letzterea Meer an«
legen, die dalmatiniadien Küatenatriche, andereraeita der ganze italia-
ttiadie Zng aind in dieaer Besiehnng beaondera charakteriatiach. An
dem ungeheuren alten Gehirgaauge der Alpen fand dieae Schiebung
Digitized by Google
182
aus Nordost einen Damm, welcher der Fältelung widerßtand, aber
welober die uDgeheuren Zerbrechimgen erdulden maaate, denen wir
die grotesken Formen dieses hervorragendeii Gebirgszuges verdsD-
ken. Aaf wesUioher Seite der Konvexfalte von Italien lehnt sich &h
parallele Einaenkoog daa tyrrheniiehe Meer ati. Auf dam Konti-
neote findet diese iSnsenkajig in der geologischen Mulde yoa Kim
und weiter nordweatlioh im Beoken von Paris ihre Fortaetsaaf.
Auf 6etUoher Seite als Fortsetaung der Balkangebirge in der ooge-
f&hren Linie von Wien anf Göttin gen sind nordwestliohe Oebirg^
ziige durch Deutschland zu erkennen, so im Böhmer Wald, im Frt»-
kenwald, ini Thüringer Wald und endlich in unsern hiesigen
Gebirgszügen des Teutoburger Waldes und des Weserge
birges, welche als merkwürdige Anzeichen solcher nordwestlicher
Fältelung sich weithinaus ziehen gegen die norddeutsche Ebene, bis
sie endlich in der Gegend ¥on Rheine in dem völlig platten Lande
unter dem Diluvialsande verschwinden. Auf die Merkwilrdigkeit
wollte ich heute besonders hinweisen, dass der Tentoborger Wald
und Mas Weseigebirge, in Gemeinschaft betrachtet, eine weit nach
Nordwest vorgeeehobene Erhebung ja gradecu einen Qebiigaiatiel
ans der spftttertiSiren Zeit repriaentieren. Die AbspSlnngen des wir
her ftberflnthenden Düuvialmeeres haben uns offenbar nur einen Heil
dieses grossen Sohiebtensattels zurückgelassen; yiet hdber und msk
zusammenhängend sind die Maasen dieses Sattels früher gewesen, betör
ihr Relief von den eisigen Finthen des Diluvialmeeres angegriffen
wurde. Heute muss man schon das Studium des innern Gebirgf*
baues zu Hülfe nehmen, um darzuthun, daps Teutoburger Wald und
Wesergebirge die beiderseitigen Abdachungen, d. h. die Gegenflügel
eines recht bedeutenden Gebirgssattels bilden und dass wir uns hier
in anscheinend ziemlich flacher Gegend fast auf dem geologiichea
Hdhenpnnkte dieses Sattels befinden. Um solche Anschauang sn er-
möglichen und sn erleichtern, habe ich das vorliegende Qaerpiofil
mit doppeltem Massstabe von Deohen's Geologischer Karte Umib*
lande nndWest&lens entworfen und durch Herrn IngeniearDis sei-
hoff an Iserlohn in den betreffenden geologischen Farben waMum
lassen. In Gemeinschaft mit den betreffenden Sektionen der Dechea-
schen Kurte, welche Sie hier vereinigt sehen, wird dieses Profil leidit
zum Verständniss der vorher gemachten Bemerkungen führen. Man siebi
auf der Karte, wie der Teutoburger Wald und das Wesergebirge nach
Nordwest in annähernd paralleler Lage sich erstrecken. Das Profil gebt
quer von Bielefeld nach Nordost durch die hiesigen berühmten Bohr-
löcher der Badequelle und weiter über den Wittekindsberg, ferner
durch die nunmehr verlassene Steinkohlengrube Bölhorst, weite
Über Minden^ durch das Sohaumburg^Lippesche Flachland, durch die
Behburger Berge, daa Steinhnder Meer Us nach Kienborg. Di«
Steünng der jfingem Formationen an der Oberflache konnte ans den
Digitized by Google
188
t
Aafsehl&Bsan zu Bielefeld, su Löhne, ane deo hiesigen Bohr-
reraltaten, et» dem praehtveHen Profile der Porta Westfalica,
au8 der Grube Bölhorst, aus einem Bolirloch zu Quetzen und aus
den Rehburger Aufschlüssen bestimmt beobachtet werden, so dass
ihre Darstellung auf dem vorlie*?enden Profile nicht auf Theorie und
Phantasie beruht, während datjegen die ideale Fortsetzung des Pro-
files nach der Tiefe bis zix 13000 Meter nur darstellen soll» wie man
sich des Vorkommen der mächtigen ftltem Formationen von West-
falen, nemenilich der Kohlenformation anter den hieeigen Gebirgs-
Bchiehten, nngefähr zu denken hat. Ffir die jüngem Fonnationen,
o&mHoh fSr die Trias-, die Jaraformation, die Wealdenforroation mit
den Böihortter Steinkohlenflötzen nnd l&r die Kreideformation weist
dieses Profil gans bestimmt nach, dass hier fem von allen Tolkani-
•ehen Einwirkongsstellen eine unyerkennbare Zusammenschiebung
ans Südwest und aus Nordost stattgefunden hat. An den beiden
Enden dieser Querlinie bei Bielefeld sowohl wie zu Rehburg sind die
Schichten sogar steil aufp^erichtet, ja, zwischen Bielefeld und Brak-
wede sogar über die Steilrichtung bis zu widersinnigem Einfallen
umgestürzt. Die letztere Stellung bildet eine grosse Merkwürdig»
keit des dortigen Teutoburger Waldes, indem er hier auf vier Mei-
len Länge yon der Dorenscblucht bis naeh Halle in solcher nmge*
kippter, steiler Stellung sich aeigt und swar mit seinem gansen
Sohiebtenpaekete Ton der Trias bis cur Kreide mit Aber 16000 Fuss
Mftehtigkeit. Seine eigentliche Lage mfisste nach 8.W. einikllen, wie
es weiter sfldlioh und nördlich der Fall ist. Hier gehört eben eine
solche profilarische Darstellung dazu, wie ieh sie Ihnen vorlege, um
erkennen zu lassen, dass die Bielefelder Schichten als eigentliche
Sattel gegen flü gel des Wesergebirges zu betrachten sind, welches
seine Lagerung in richtiger Weise als nordöstliche Abdachung zeigt.
Dieselben Schichten, welche in dem ungeheuren und höchst inter-
essanten Profile von Minden bis hier nach Oeynhausen, ja bis unter
die Sohle der hiesigen Bohrlöcher von 2200 Fuss Tiefe in unausge-
setzter Lagerung auf einander folgen, die sind auch im Teutoburger
Walde als Gegenfldgel wieder yertreten» wenn zwar die M&ohtigkeit
der elnaelnen Theile sehr Terschiedenartig auftritt So redniiert
sich z. 6. die Jaraformation, welche von hier bis zur Porta in der
bedeutenden Mächtigkeit von ca. 2600 Metern auftritt» bei Bielefeld
tuf einen geringen Schichtenkomplex, wfthrend dort dagegen west-
lich auf Brakwede zu eine sehr bedeutende Reihenfolge von Schich-
ten der Kreideformation auftritt, welche mit den Schichten der Trias
und des Wealden steil aufgerichtet ist und weiter westlich unzwei-
felhaft in der Tiefe zu der flachen Lagerung übergehen muss, welche
in dem dortigen sogenannten Münsterschen Kreidebusen vorherrscht,
der sich westlich an den Teutoburger Wald anlehnt.
Die schmalen Steinkohlenflötze des WeaMen» welche unfern
10
Digitized by Google
134
Minden zu Bölhorst mit sanftem Ansti i^^cii von etwa 20 Grad an
das Wesergebirge sich gleichmässig anlegen, sind bei Bielefeld steil
aufgorichtei und durch die oonvulsivische Bewegung der dortigeo
Schiebten so zerrieben und gestört, dass dort kein Bergbau mit
Erfolg betrieben werden konnte^ obgleich solcher bei Kirohdom-
berg jahnlMig yersucht wurde.
Die Zelt gestattet nicht, noch länger nber diese VerhftltniaK
SU sprechen und es giebt ja aooh wohl das hier vorgelegte Profil
im wesentliohen das YertC&ndntss, welches iehhervoraarofen wunsdite;
doch muss ich nochmals besonders darauf hinweisen, daaa ebSB
dieses Profil den bestimmten Beweis liefert, wie hier in neoestsa
geologischen Perioden ein bedeutender aeitlicbcr Zusammenschab
der Gebirgsmassen «tattpfefunden hat. Wenn man die Lange der
Schichten in der Linie der VVealden-Steinkohlenflötze und der Triis
von Nienburg bis Bielefeld misst, so kommen über 52 Kilometer
heraus, während die wirkliche Länge im Nivcan des Meeresspiegels
nur 48 Kilometer beträgt; es hi also das betrefiOendc Terrain umi
Kilometer ans Nord-Ost und Snd-Weet Eusamm engeschoben, woria
eben wieder ein sohdner Beweis för die allgemeine Zusammenschie-
bnng and für die F<elnng der firdriode infolge Sehrompfeas 6m
Erdkemea, an betrachten ist, welche terrestrischen Vorgänge icä
als Hauptanaohe der Oebirgsbildangen, der Hebongen, der Sen-
kungen, sowie auch der Erdbeben and des Yolkanismos adt 90
Jahren auf viehm Naturforscherversamminngen mit Vorliebe hs-
sprochen habe und welche jetzt m<^hr und mehr von den Geologrtl
der verschiedeubtea Länder in gleicher Weise gedeutet werden. "
Herr Candidat H. Grabbe hu^ Liekwegen bei Bückebarg
macht nachstehende Mittheilung über den Doberg bei Bünde
In dorn Thale der Else und Haase, südlich von dem westlicbeD
Theile der Weserkette, ist eine ganze Reihe petrographisch aasse^
ordentlich ähnlicher tertiärer Ablagerangen oligocänen Alters vor
banden, Schichten, die einander ao ähnlich sind, dass man die flaod*
stücke von den versduedenen Lokalitäten kanm von einander so
nnteraoheiden vermag und die aach wegen dieses Umstandes aod
wegen der grossen Aehnlichkeit ihrer Faunen vermnthen lassss,
dass sie ursprünglich zusammenhängend aus demselben Meerfc al^
lagert, aber durch spätere grossartige Denudationen, die vielleidit
während der so turbulenten Diluvial/.eit stattgefunden haben, von
einander getrennt worden sind, und sich nur dort erhielten, wo sie
durch ihre Lagerungsverhaltnisse geschützt waren. Man bezeichnet
dieses ganze Gebiet auch wohl als „Tertiärbeckeu von Osnabrück*
Seine Verbindung mit dem Kasseler Tertiärbecken wird durch die
vereinzelten Ablagerungen im Fürstenthum Lippe-Detmold l>ezcichnet
Nehmen wir eine geologische Karte der G^end von Osnabrilck
Digitized by Google
186
und Bünde zur Hand, so finden wir von W. nach 0. vorgehend die
cnitan beiden Lokalitaten westlich von Osnabrück angegeben. Ver-
folgt man die Chanasee von Oniabrnok naeh Lotte, lo föhrt die*
selbe, nachdem man das rechte liegende ehemalige Qatihane «Neuer
Wirth^ passirt nnd bevor man die weiter nach Lotte hin liegenden
Ziegeleien erreicht hat, mitten durch die ehemalige Mergelgrube.
Dieeelbe fiund ich bei meiner lotsten Anweeenheit im September
vollständig überwachsen; ich konnte mir jedoch noch an beiden
Uändern der Chaussee Proben des Gesteins verschaffen. Auch die
nördlich von hier in V ,slündiger Entfernung auf den Colonateu vou
Polkotten und Kolkmeier liegenden ehemaligen Mergelgruben fand
ich schon in gleichem Zustande.
Einen fernem Au&chlaaspankt unserer Tertiärschichten bemer-
ken wir auf der Karte in nord-nord-östlicher Richtung vcii Osnabrück
▼ersoichnet. Ee ist diesee ein in der N4he dee Gatee , Jäbne Astrup*'
liegender, Hügel; dersdbe liegt nicht weit von der nach Bremen
führenden Chaussee und ist von Osnabrück ans in ongefthr 2 Stun*
den SU erreichen. Der Hügel ist durch den sieh von der CShanseee
nach Astrup abzweigenden Weg quer durchschnitten und findet man
die Abhänge zu beiden Seiten des Weges förmlieh übersäet mit
wohlorhaltenen Pecten uad andern Petrefakten. Ausserdem wird
aber noch Mergel theils am Tage, theils unterirdisch gegraben, und
bekommen wir dadurch einen Einblick in die Lager ungs Verhältnisse
dieser Erhebung.
In östlicher Richtung von Osnabrück liegen dann 2 weitere
A ufscblasspuukte in der Gegend von Bünde: der eine ost^nord-
östlich von Bünde bei dem Dorfe Spratow, der andere südöst-
lich anf dem Doberge. Die erstere Ablagerang, in einer Vt^tündigen
Entfernung von Bünde, war firüher dnreh eine Mergelgrabe anfge-
schlossen, die jedoch schon seit langer Zeit ausser Betrieb und
voUstindig überwadisen ist. Bei meiner letsten Anweeenheit dort
konnte ich nicht einmal mehr das Streichen und Einfallen der
Schichten beobachten, was doch ausserordentlich wichtig ist, um
sich ein Urtheil über den etwaigen Zusammenhang mit deu Ablage-
rungen des nur durch den Elseflus« getrennten und höchstens 20
Minuten entfernten Doberges zu bilden. Ferdinand Roemer giebt
das Einfallen su 25^ N. an.
Von sämmtlichen angegebenen Lokalitäten sind also nnr noch
Astrop nnd der Doberg jetzt im Betrieb nnd des Besaches werth,
nnd nimmt von den beiden letatem der Doberg entschieden das
meiste Interesse in Anspruch. Daher und weil der Doberg hier
in der Hübe nnseree die^j&hrigen General*Yersammlangiortei, des
gaatliohen O^ynbansons, liegt, erbube ich mir, Ihnen einige Details
und neue Beobaohtungen über dieae so hochinteressante Bildung
vorzutragen.
Digitized by Google
186
Der Doberg) ein Hügel von mMeiger Höhe, befindet lich'
östlich an -der von Bünde nach Herford führenden Chaussee und ist
ungefähr Va Stunde von ersterer Stadt entfernt. Ein Einblick m
die geologische Beschaffenheit dieser Erhebung wird uns dadurch
gestattet, dass eine Reihe von Mergelgruben in einer Ausdehnung
von über 1000 Meter in der Richtung von Ost nach West über dea
Kamm des Hügels hinlanfea. Der aus diesen Gruben gewonnene
Mergel hat nun den Bauern der ganzen Umgegend schon teii sehr
kager Zeit sam Düngen ibrer Aeoker gedient, wosa umi ihn aach
jetst noeh Terwendet» wsnngleiob derselbe, wie mir mitgetbeUi
Word«! leider in neaeeter Zeit, wenigeteot in dem grasen Tertüc^
gebiet von Osnabrück, dorob kdnstlioben Kalkdünger verdrängt wird,
weebalb wabrsoheinliob nteb und naoh die meisten teriiSren Aof-
Schlüsse sich nnsem Augen entriehen werden. Da mm die SehidifteD
des Doberges ausserordentlich viele organische Reste führen, so irt
dieser Punkt bei den Geolo():en und Paläontologen schon seit langer
Zeit bekannt und sehr berühmt gewesen.
Schon Goldfuss bildet in seinem Werke, PetrefactA Germa-
niae, sehr viele Arten vom Doberge ab; später beschrieb auch
Graf Münster Petrefakten von hier, indess war man sieb damals
über die Stellung und das Alter dieser Schichten durchans nicht
klar, indem man dieselben bald für eocfto, bald für miocin oder
pliooln hielt.
Erst Beyrich wies durch seine epochemaehendea nndgrand*
legenden Arbeiten Über das deutsche Tertiftrgebirge dieser Büduag
die richtige Stelle an, and erklftrte sie in Verbindung mit den fibngeo
vorhin erwihnten und den ähnlichen Ablagerungen dee Kasseler
Beckens für ober-oligocän.
Nach Beyrich beschrieb Ferdinand Roemer den Doberg
kurz in seiner Monographie des Wesergobirges.
Später machte von Koenen den Doberg zum Gegenstamle
seiner Untersuchung, und durch ihn wurde erst eine genauere Kennt-
niss dieser Bildung gegeben, indem er die wichtige Entdeckung maebte,
dass die Ablagerung des ober-oligocftnen Doberges noch von einer
filtern Schiobtenfolge, die er ab unter-oligoofinen Alters bestimmte,
unterteuft wird, und swischen beiden noch eine nAehtige AUage*
msg mittel-oUgocSnen Thunes wahrscheinlich machte.
Doch wenden wenden wir uns Jetst nach diesen kunaa histo-
rischen Notiien an dem Gegenstande unserer Untersn^ung selbst
Die Schichten des Doberges bilden eine tief eingesenkte MoUe
oder Falte, und läuft die Muldenlinie in der Richtung von OSO nsch
WNW. Die Schichten fallen nach SSW und NNO ein und ihr Ein-
fallwinkel beträgt an den Stellen der grössten Neigung in den west-
lichsten Gruben einige 80 Grad, während er in den Ö8tlichst«ii
bedeutend geringer ist, hier kann man auch in der einen Grube
Digitized by Google
187
iMide «ynkltnale MuldeDflügel, wenigatens in den obenten Sohiobten,
tammt ihrem Treffpunkt sehen.
Die Hanptstreiohongsriöhtiing der Schichten des Doberges ist
»lao dem Streichen des Wesergebirges panülel nnd nahe eine nord*
weat-aüdöstliche; die Maidenbildung des Doberges scheint demnach
zugleich mit der Anfrichtung des Wesergebirj^es vor sich gegangen
711 sein. Daher würde jener prrossartige Akt der Hebung dieses
Gebirgszuges erst nach der Ablagerung des Ober-Oligocäns statt-
gefunden haben und ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich ihn
in die unter-miocäne Zeit verlege, da die anscheinend in wagerecbter
Lage liegenden ober-miocänen Thone von Beraaenbrüok von dieser
fiebang und Faltenbildung nicht mehr betroffen an sein scheinen.
Ich bespreche demn&ohat ein durch den sftdtichen Mulden*
flflgel des Doberges in der Nfthe des Schmtdt'acben Kolonats gelegtes
Profil. In der obersten Schmidt'achen Grabe finden wir eine weiche
graugrüne Mergelbank (a) mit einer Mftchtigkeit von ca. 8 bis d
Meter. An ihrer Basis tritt eine ca. 10 cm mächtige Schicht (b)
auf, die aus lauter grössern Schaalen von Muscheln besteht, deren
Erhaltung jedoch sehr schlecht ist. Hierunter folgt eine knorrige
feste Bank (c — c) mit einer Mächtigkeit von ?> — 4 Meter; dieselbe
schliesst ein weiches glaukonitiscbes Mergellager von geringer Mäch-
tigkeit mit einer zweiten Moschelbank (d) ein. Die festen knorrigen
Bänke (c — c) trennen die erste und zweite Schmidt'sche Grube von
einander. Darunter folgt eine aweite Schicht (e) des weichen grau*
grfinen Mergeb in einer Mächtigkeit von ca. 7—8 Meter; in der-
selben Hegt die aweite Schmidt'sche Grube. Alsdann folgt eine
zweite feate knorrige Bank (f—- 0» welche eine Schicht (i^) von joraa-
sischen GeröUen einschliesst. Unter f folgt dann eine dritte Bank
des weichen Mergels (g) von geringerer Mächtigkeit als die vorigen;
hier befindet sich die dritte Schmidt'sche Grube.
Diese eben angeführten Schichten a — g meines Profils sind
ober-oligocänen Alters und sie sind es hauptsächlich, welche durch
ihren Petrcfaktenreichthum den Doberg in aller Welt berühmt ge-
macht haben. Vor allen fallen uns die £ohiniden durch die wunder-
bare Menge ihrer Exemplare aaf. Es sind dies hanptsftohlioh
folgende:
JE(Aiinolampa$ JGeinU Agastiß;
EMfunU/ws subcoHmtua Desor;
8patangu8 BoffmamU QMfms;
Spatangus IkännaresH Göldfim.
Von diesen ist EchifwJampas Kleinii zusammen mit Oyprina
nt'<iuaUs Bronn das häufigste P'ossil am Doberge. bodann finden
wir Beeten in grosser Zahl und guter Erhaltunjr, wie P. Janus,
P. pictus, P. bifidiis, P. Münsteri und a. m. Ferner üuden wir noch
in guter Erhaltung die Terebratula grandis Blumenbad^i sie findet
Digitized by Google
136
sich besonders zahlreich in der Nähe der Schicht jurasäischcr Ge-
rolle f, (den sich in der Nähe von f, findenden Petrefakten habtt
die OeröUe häufig Eindrücke bei((6bracht). Was nnn die übrigoa
hier nooh gefundenen Petrefakten betrifft, so sind dieselben aller-
dings in grosser Zahl vorhanden aber leider in einem sehr scUeefatea
Eriialtnngssastande : die meisten nur als Steinkeme, oder mit weiden
serreiblidien» die Finger weiss iftrbenden Schalen. Dennooh hat
man einen grossen Theil derselben bestimmen kdnnen nnd wir fiadea
in der Literatur eine Menge Sohalthiere von dort aufgeführt, die
das ober-oligocäne Alter dieser Bildung dokumeutireu. Ich führe»
um nicht zu ermüden, nur einige an;
AporrlMis speciosa ScfUoth.;
Voluta fusus Phil.;
Cerühium Sandbergeri Desh.;
FmargimUa puncttücUa Philippi;
Modioia sericea Gold f. = If. mieana A, Braun;
PeetmeiOm PftO^i D$sk. » P. |Mi)i»fialiis OMf.;
Nuetda CAosMi« Nftt » ÜT. eampfa CMdf,;
Cofähm eingüIaHm GöUlf.;
Ojfl^erea itierauaia 8ow. n. a.
Die meisten dieser PetreUten sind wegen ihrer sehlediten Ei^
baltiing meist nur mit Sicherheit durch Yergleichung mit Exemplaren
Ton andern Gegenden zu bestimmen.
Bei meiner Anwesenheit auf dem Doberge im September vorigen
Jahres fiel mir nun eine Schicht au der Basis dieser eben bescbriebeneu
ober-oligocänen Ablagerung durch ihren von den übrii^en verschiedenen
petrogra[)hischen Habitus auf. Es ist dieses oiu diinkelbraaoer.
erdiger Mergel, der dadurch in hohem Grade Interesse erregt,
dass er uns eine reiche Fauna vorzüglich schön erhaltener Petre*
fakten überliefert hat; es ist eine Sdhioht meines Profils, die ich
mit h beseiehne. Die von nur gesammelten Petrefokten deuten darsaf
hin, dass diese Sobioht h noch mit an den darüber lagernden olw^
oligooinsa Schichten an rechnen ist nnd nicht mehr an den darunter
lagernden mittel-oligocftnen Thonen gehfirt; idi glaube sie aber Inir
▼on den übrigen mit Fug und Recht trennen zu können, weil äs
petrograpbisch von den andern verschieden ausgebildet ist und
eine reichere und so schön erhaltene Fauna führt. Ich führe daraus
einige Pelecypoden und Gastcropoden an:
Ast arte Henckeliusiana Nyst^ in ziemlich grosser Zahl der
Exemplare ;
Pectuvcuhts Phüippii Dah, = P. puhinatus Goldf'* ebenialle
sehr zahlreich in grossen nnd kleinen Exemplaren;
Cardüa tiOmteuMa o. Mümuier^ ebenfalls sehr aahhreioh;
jMeina prtueedeiu 9. JSöenm s L. sqwmUla ßpet/tr^ eben*
fUls sahlrsioh;
Digitized by Google
139
Cardium cinr/ulatiwi GoJdf. = C. tenitisukatum Nyst, zahlreich;
Corbula subpisiformis Sandb.j zahlreich;
Cytherea incrasaata Sow.;
Turritella striata Beyrich^ am zablreichsteo ;
Trochus latimarginatus Speyer;
Dentälium Ktducii Ny$t, zahlreich;
(kMMaria eouUa Saikmder; n. a. m.
Ausser diesen finden steh noch sehr schön« erhaltene Korallen,'
Bryozoen, Fisohresie nnd Anderes.
fDie oben angefahrten Arten beweisen also das ober-oliprocäne
Alter der Schicht. Ich besitze ausser den genannten noch eine
bedeutende Zahl anderer zum ^{rossen Theil vom I)ober<(e bisher nicht
angeführter Arten; es scheint daher diese unterste Grenzscliicht
H'ohl noch nicht bekannt gewesen zu sein und bestätigte mir auch
Herr von Koencn, dass er vom Dobergo so schön erhaltene Petre-
takten noch nicht gesehen habe. Ich werde, sobald ich durch
ferneres Suchen nnd besonders durch Präpariren der Sohalenreste mein
Material Tervollstindigt habe, eine Uebersicht der gefundenen Petre-
&kten Teröffentliehen.
Ich komme jetzt zu einer Sehicht meines Profils, die ich mit
f beieiohnete* Eb ist ein blauer Thon mit sahlreichen Qyps-
krystallen nnd SohwefeDdesknonen. Schon von Koenen hatte
diesen Thon, der aus einem Brunnen ausgeschachtet war, beobacliten
können. Jetzt ist ein grosser Aufschluss in demselben östlich von
dem Hause des Colon Schmidt, und wird der Thon in der einige
hundert Meter südlicher und tiefer liegenden Ziegelei verwerthet.
Die bis jetzt aufgeschlossene oberste Lage dieses wenigstens 150
Meter mächtigen Thonlagers schiiesst leider nur eine sehr spir»
hohe Fauna ein. Herr von Koenen fuhrt in seiner Monogra^
phie des deutschen Mittel-Oligoc&ns aus diesem Thone folgende 8
Arten an:
KuetOa ChasUiUi Nygt;
Leäa Deshayeaiana Dtteh,;
Ästarte Kickxii Nyst;
ich kann diesen noch zufügen:
Cryptodon unicarinatun Nysi und
Natica Nysti d-Orhiyvy?
Leider sind diese Petrefakten nur als Steinkerne erhalten und
daher schwer zu enträthseln; C tmkarinatus konnte ich nur dadurch
mit Sicherheit bestimmen, dass ich die Doberger Ebcemplare mit
solchen von Joachimsthal, von welchen ich Steinkeme nnd Exemplare
mit erhaltener Schaala besitse, yerglich. Diese genannten Petrefak-
ten und die Lagemngsrerhftltnisse beweisen das mittel-oligooäne
AKer dieser Thonablagerung ; von Septarien habe ich jedoch in der-
lelben niehts entdecken können. Sie erstreckt sich von dem
Digitized by Google
140
Sohmidt'sehen Haute bis sa dem Wolmhause auf der Ziegelei, biiiter
welehem man dieselbe noch an einer kleinen AntschllrAingistene
«abmebmen kann.
An diesem Punkte können wir ancb eine allerdings nnr ca. SOen.
inächtigo Schicht eines (reiben Mergels beobachten, die ich in meinen
Profil mit k bezeichue und sich hier an der Basis der ganzen Ter-
tiärablagerung dem Keupor aullagert. Leider ist es mir bi8 jetzt noch
nicht gelungen, in dieser Schicht organische Reste zu bammeln, aber ich
zweifle niclit, dass wir sie mit d<'v allerdings bedeutend machtiger
entwickelten Ablagerung an der Brandhorst in Verbindung zu bringen
haben und dieselbe sich später bei bessern Anfschliiasen als unter-
oligocän heransetellen wird*
Wir kommen jetzt znr untersten und letsten Abtbeilung dieiei
gansen tertiären Sohichtensystems, su der eben schon erwfthntea
Ablagerung au der firandhorst. Die kleine, schon l&ngst ausier
Betrieb stehende Mergelgrube liegt im Gebüsch versteckt am weit-
lichen Abhänge des von Löhne eich hersiehenden Keuperfaflgelsngei
und geht auch die Keupergrenze mitten durch sie hinduröh. Di«
Grube ist vom Doberge ca. 5 Minuten entfernt und nur durch den
sog. Mühlenbach von demselben getrennt. Die Schichten haben ein
südwestliches Einfallen und werden wahrscheinlich das vmtente
Glied des nördlichen Flügels der Doberi^er Mulde bilden.
Früher hatte man dieses Vorkommen nicht vom Doberge ge-
trennt gehalten, bis von Koenen durch die Lagerung und ver-
schiedene petrographische Ausbildung dieser Schichten veraDlasit
wurde, sie für sich zu untershchen und durch die gefundenen org^
nischen Reste als wichtige Tbatsache ihr unter-oligoc&nes Alter
festeetste. Er sammelte damals, im April 1866, ca. 50 Arten van
Conchylien, die relatiT beseer erhalten sind, als die in den Schieb-
ten a— g am Doberge gefundenen. Ich f&hre hier einige an:
Cardiuvi Haussirmnni Phil.;
Cytherea Solondr i S<)w.;
Pkurotovia Beytichii Fhü.;
Voluta decora und die schöne
Pkmrakmaria Sismtmdae.
Der Zweck meiner Mittheilnng ist erreicht, wenn ich du
Interesse för dieee hochwichtigen tertiären Ablagerungen erwedül
habe nnd dadurch Erfahrenere zu weiterem Studium« besonden m
den neuen AufschlüsseUi angeregt werden.
Eine hierauf folgende Erholungapauee Yon 26 Minuten wurde
zugleich Ton den Anwesenden zur Besichtigung der von Bern
Grabbe ausgelegten Versteinerungen des Doberges bei Biude und
Saurierfährten aus dem Bückeburgischen, sowie einer tou HeifB
Digitized by Google
Ul
Brown ftufgettellten, reichhaltigen Snmmlung nbrdamerikuuaoher
YentotDeningen und Pfeilipitcen benutzt.
Herr Dr. 0. Weerth aoe Detmold hielt in der damaeh wieder
aufgeDomineiieD Sitzung^ nachstehenden Vortrag: Ueber Oletsoher-
spuren am Teutoburger wal de.
Gelegentlich des Baues der Eisenbahnstrecke Herford-Detmold
wurdt; in der Nähe von Detmold auf den Grundstücken des Ritter-
guts Brauneubruch ein Lager von plastischem Thon aufpeschlossen,
dass in eiaer Mächtigkeit von ca. 3 m und einer Ausdehnung von
mehr als einem Hectar abgetragen xvurde und zur Aufschüttang
des Eisenbabndammes Verwendung fand. Die Decke des Lagers
bildete eine alluviale Humus- und Lehmsehicht, darunter war der
Thon sandig und gelblioh geArbt, nm nach nnten in fast reineUf
d. h. sandfreien, blansohwarsen Thon überaugehen. Bei einer später
▼orgenommenen Naohgrabung bis au einer Qesammttiefe von 7*-6m
wurde das Liegende der Ablagerung nieht erreicht.
Die abgetragenen Thonmassen führten zahlreiche Einschlüsse
von nordischen Geschieben: Granit, Gneiss, Porphyr, Quarzit, Feuer-
stein, Kreide u. a.; die zähe BeschalTeuheil des Thons machte es in-
dessen unniöglich, diese Einschlüsse in grösserer Zahl zu sammeln
und zu untersuchen. Mehrere im Laufe des letzten Winters einge-
tretene Ueberschwemmungen des Knochenbaches, welcher das abge-
tragene Gebiet durchfliesst, wühlten den Grund der biosgelegten
Fläche auf, und legten die Oesteinseinschlüsse des Thons in grosser
Masse blos, so dass der grösste Theil der betr. Flftobe mit aahlloeen
Gesehieben übers&t war.
Es ersoheint überflfisstg, die nordisdien Qesohiebe, welche
etwa % der ganzen Messe ausmachen mögen, eineein namhaft zu
machen, es wird genügen, zu bemerken, dass der grössere Theil
aller nordischen Ge^teinsarten, welche sonst aus dem norddeutschen
Diluvium bekannt sind, auch hier vorkommen; dai»ei fallt der Um-
bland auf, dass dieselben nur selten eine bedeutendere Grösse er-
reiclien, meistens aber unter Kopfgrosse bleiben. Besonderes Inte-
resse erregte darunter eine Anzahl sÜurischer Petrefacten, Ortho-
ceratiten und Spiriferen, die, soviel mir bekannt ist, in dem Dilu-
vinm unserer Gegend nur sehr selten gefunden sind.
Neben den nordischen kommen sioher erkennbar und in grosser
Menge BmehstQcke jurassischer Gesteine vor, besonders die Sph&ro«
aiderite, welche f&r die jurassisdhen Ablagerungen so oharakteristisoh
sind, ferner einzelne Brnchstfioke von Sohieferthonen, die an der
Luft bald abblättern und zerfallen, Bruchstücke der unreinen Kalke
des untern Jura, und endlich eine beträchtliche Zahl unzweifel-
hafter Jurapetrefacten in theilweiae vorzüj:^lichem Erhaltungszu-
stände. Sicher bestimmbar waren darunter die folgenden Arten:
Digitized by Google
ua
Awmoniiei obliqueeottatua v. Zid.^ Am. anjpdain» «. SdUaU^^ Ory-
pkaea aeruata Lam., AneUla inaegmoaMs Sov.f Greuifa GoMm
Agr. (Lias tc Qaenst.), Ammoniies bifer Qttenst.j Am. siphus Hehl., Am.
oxynotus Quensi.j Pentacrinus scalaris Goldf. (Lias ß), Ammonii':*
striatus Rein. = Am. Ilenlfyi Sov., Am. Jamesmi Sor., Am. Bromti
Hoem. (Lias y), Ammoniies curvicomis Scldönb., Am. Amalthfus r.
Sehloth., Am. Normayiiamis d'Orh., Am. maculatus (^uemt., Inoct-
ramus pernoides Goldf. y Modiola elongata Koch u. Bunker (Liu <f).
Amimamtes Aalmsis v. Ziet. (Lias g), Ammoniies Parkinsoni Sot,
Am, opalinus Bein,^ Am. eoronatui Brug.y Belemnites guinqueauleatus
Blain,f Terdmuhtla variam v, Bvehf Aoieula ethinaki fibv.» Bärn-
niUB ffigamUuB v, SdMh,, Trigoma eoHata Park., Serpula I«iiftn-
eaM$ V. 8M>lh, (Bnaner Jnra). Ausserdem kam ein BraebstOek
von Am. eordatus 8oü. und eine griSesere Ansahl nioht sidier be-
stimmbarer aber obne Frago jurassischer Petrefisoten wie OttraOi
Gresslya, Astartty Belemmiie9 n. s. w. vor. Die Ammoniten dnd
theilweise verkiest, häufig; vollkommen intact, meistens indessen zer-
brochen; die lielemniten wurden nur in Bruchstücken gefunden,
manche Zweischaler, z. B. Gresslya sind so gut erhalten, als ob sie
an ursprünglicher Lagerstelle aufgelesen wären. Niemals, um dai
gleich hier zu erwähnen, zeigen die Petrefacten die gerundet<fn
Formen, welche man an denselben und verwandten Species be*
obaohten kann, wenn sie durch fliessendes Was^jcr gerollt sind,
Formen, wie sie z. B. auf secundärer Lagerstelle in den TertÜrab-
ligemngen des Doberges bei B&nde gefunden werden.
Andere einheimische Geschiebe wurden weit seltener beobaehteti
▼ereinselt kamen Brnchstflcke you Muschelkalk und aerlalkod«
Brocken von rothem Keupermergel, Kohle, allem Anschein nadi
aus dem Wilderthon, und Cyrenen ans dersdben Formation, Plattes
mit Fisohzähnen ans dem Rhät, endlich auch Tertiärpetrefacten tot,
von denen Echinolampas Klcinii \g. Pectunculus, Dmtalium uid
mehrere andere Gasteropodi-n und Zweischaler zu erwähnen sind.
Genug, die in Rede stehende Diluvialablagerung enthält eine
Mnsterkarte von Gesteinen und Petrefacten aus allen nördlich vom
Teutoburger Walde anstehend vorkommenden Formationen. Die
Gesteine des Teutoburger Waides selbst, Hilssandstein, Planer usd
Flammergel fehlen gänslich.
Das Vorkommen jurassischer Reste, der Sph&rosiderite, ^
Schieferthone und der Petrefacten macht es im höchsten Grade wal^
scheinlich, wenn nicht unzweifelhaft, dass die Thonablagerang durd
die Zerstörung Ton Schichten des untern und mittleren Jura est^
standen ist Wenden wir uns zu der Frage, wie das geschehen sod
kann. £s kann zunächst kein Zweifel darüber obwalten, dass wir
es hier nicht mit Juraechichten an ursprünglicher Lagerstelle ri
thun haben. Statt vieler Gründe, die das beweisen, führe ich nur
Digitized by Google
148
den einen dasi die gaose Thonlager, so weit es aut^feteblotien
wordey abo Ina an dner Tiefe Yon 7 — 8 mit erratischen Gesdhieben
gespickt ist.
Sodann erhebt sich die weitere Frage, wie denn diese juraa-
siachen und anderen Massen von ihrer ursprünglichen La(?erstelle
nach der jetzigen transportirt sind. Dir» erste Möglichkeit, welche
sich in dieser Beziehung darbietet, nännlich die, das eine Denudation
und spätere Anschwemmung durch fliessendes Wasser stattgefun-
den hat, erscheint schon wegen des Mangels einer joden Schichtung
nicht wahrscheinlich, dagegen spricht ferner die vollkommen regel-
lose Anordnung der GerÖUe, endlich die Beschaffenheit der Petre-
fseten, welche, wie schon oben erwähnt, niemals die gleichm&ssig
^erondeten Formen seigen, die der Wassertransport an bewirken
pflegt. Ist es somit schwierig, die Entstehung der fraglichen Ab-
hgerung durch die Th&tigkeit des Wassers befriedigend an erUftren, so
liegt es nahe, dieselbe im Lichte der nenen Gletsehertheorie zu pr&fen,
und die Frage aufzuwerfen: Haben wir es hier vielleicht nüt der
Grundmoräne eines Gletschers zu thuu? Die Anhänger der Glet-
schertheorie, welche sich in den letzten 2—3 Jahren mit Erfolg
Bahn gel)rüchen hat, behaupten bekanntlich, dass zur Diluvialzeit
ein grosser Glf^tscher nicht nur Skandinavien, sondern auch ganz
Xürddeutschland bis zur südlichen Verbreitungsgrenze der nordischen
Geschiebe bedeckt hat, und dass die diluvialen Ablagerungen die
Grundmorftne dieses Oletechers darstellen. Der Umstand nun, dass
die Thonabfagerung ongeschiohtet ist, dass di^ festen Gesteinsein-
schlösse regellos durch die ganze Masse zerstrent sind, ist sehr wohl
aut dieser Annahme vereinbar, denn eine solche Anordnung des
abgelagerten Materials ist ja gerade l&r Morftnenbildungen oharacte-
risüseh. Doch würde damit allein nichts bewiesen werden können;
der Schwerpunkt der P'rage liegt vielmehr, da das Liegende nicht
aafgeschlossen ist, ein Bcwimr aus der Beschaffenheit des Untergrundes
also nicht geführt werden kann, in der Beschaffenheit der festen
Einschüsse.
Was nun zunächst die nordischen Geschiebe anbelangt, so
sind dieselben an Form und Grösse sehr verschieden, ihre Dirnen*
n'onen sdiwanken zwischen Uaselnuss- und Kubikfussgrösse, doch
überwiegen die kleineren. Bald sind sie unregelm&ssig gerundet,
bald kantengemndet, bald scharfkantig; es kommen aber auch ver*
ebssh regelmfissig gerundete Stücke, besonders von Quars vor, deren
Gestalt nur durch eine Bewegung in fliessendem Wasser erklärt
werden kann. Unter jenen aber befinden sich manche Scheuersteine,
d. h. Geschiebe mit einer oder mehreren anpreschliffenen FIftohen, die
von einem System paralleler Furchen und Hitzen bedeckt sind; ferner
findet sich darunter eine Anzahl gekritzter Geschiebe, d. h. unregel-
mässig rundliche, polyedrische oder plattentörmige Steine, welche
Digitized by Google
zahlreiche Furchen un<l Kritzcn in unregelmäRsiger Anordnong, so-
woh\ auf glatten Flächen, als auch an den Kanten uod in flachen
Vertiefungen zeigen. Solche Scheuersteine und gekritcte Geschiebe
beweisen nun durch ihre Oberflächenbeschaffenheit, dass ein Gletscher
eie bewegt hat, dass aie ebemals der Grundmoräne eines Gletschers
angehört haben. Für unaem Zweck beweisen aie aber offenbar
niohta, denn, wird man einwerfen, diese ForeheDyEritaen nnd ScUüb
können aie ans ihrer nordiaohen Ueimath mitgebraebt haben. Dit
Drifttheorie nimmt ja auch an, dass die dilavialen Geechiebe da
Morftnen skandinaviseher Oletscher entstammen, dort im Nordea
werden sie theilweise gefurcht und geschliffen sein, und schwimmende
Eisberge werden dieselben daun unversehrt und wohlerhalteu zo
uns gebracht iiaben.
Entscheidenderen Aufschiusa wird mau von den einheimischen,
d. h. von den in Norddeutschland heimathsberechtigten Geschieben
erwarten können. Es kommen hier wesentlich allein in Betracht
Spbärofiiderite, die Schieferthone und Petrefacteu des Jura, welche
eingangs erwfthnt wurden. Während unter den nordischen Ge-
schieben yereinselt Gerolle, d« h. eiförmige und andere gerondete
Formen vorkommen, die eine Bewegung dnroh das Wasser ▼ofant*
setzen, habe idi unter den einheimisehen Geschieben nichts derart
auffinden können.
Freilich seigen die SphSrosiderite vielfach gerundete eUipsoi-
dische Formen, das ist aber, wie bekannt, ihre natürliche Gestalt,
und ihre OberflächenbeschaD'enlu'it lässt darüber keinen Zweifel,
dass sie ihre ursprüngliche Gestalt im westintlichen bewahrt und
dieselbe nicht unier dem Einfluss bewegten Wassers verändert haberu
Fast alle Sphärosiderite, fast alle Jurakalkbruchstücke imd
viele von den Schieferthonfragmenten zeigen nun auf das alierdeot-
lichsie und völlig unverkennbar die Furchen und Kritzen, deren
Vorhandensein man allgemein der Tbätigkeit eines Gletschers za*
sehreibt. Berr Professor Credner in Ijoipzig, dem ich davon mit-
theilte, schreibt mir darüber: „Die mir übersandten Gesofakbe
weisen auf ihrer meist nur wenig angeschliffenen Oberflidie die
deutlichsten Oletsoherschrammen nnd -ritsen auf, — so deuUioh, «ie
irgend ein Kalkgeschiebe aus der Rhein- oder aus der Inngletsehs^
morane, oder wie ein Mnschelkalkgeschiebe aus dem Geschiebeldus
von Teutschenthal bei Halle oder wie eiu Silurkalkgeschiebe von
Leipzig-Berlin."
Unter diesen gefurchten einheinnisclieu Goscbiebcn befinden
eich allerdings in verhältnissmässig kleiner Zahl echte Scheuersteine,
d. h. Geschiebe mit einer oder mchrereu angeschliffenen Flächen,
welche von Systemen paralleler Furchen und Ritzen bedeckt sind.
Da solche Scheuersteine an der Basis der Moräne beim Dahinschleifea
Über den felsigen Untergrund ihre eigenthümlichen Formen erbaUso,
Digitized by Google
146
80 ist es erkliirlich, dass dieselben nur in geringer Zahl vorgekommen
siod; denn das Liegende der Ablagerung ist, wie schon vorher er*
wahnt wurde, nirgends aufgeschlossen.
Qekriizte Oescbiebe, d. h. Gesteine^ welche ihre Eindrücke,
Schrammen, Kritzen und Forohen im Innern der Grandmor&ne durch
^ilrang an den benachbarten Geeteinen erhalten haben, kommen in
allergitater Hinfigkeit TOr; man kann kaum ein Stück Thoneiien^
stein oder Jurakalk aofheben, ohne diese charaoteristitohen Zeichen
za finden. Tiefer geschliffene Fliehen finden sich an ihnen nicht,
parallele I^Dien83r8teme kommen in grösserer Ansdehnong nicht vor»
dagegen ist die ganze, wenig veränderte Oberfläche mit zahlreichen,
einander anregelraässig kreuzenden Linien, mit einzelnen tiefem und
breitern P'urchen und oft mit tiefen und kurzen, sich nicht über die
ganze Fläche fortsetzenden Schrammen bedeckt.
Auch Petrefacten sind oft angeschlifi'en, gekritst and gefurcht,
fidemnitenbruchstücke zeigen Ritzen und Furchen; ein Fxemplar
von THgania cortata liegt mir vor, bei dem auf einem Theil der
Schale die Hippen gut erhalten, daneben aber offenbar durch Schleifen
abgescheuert sind. Bei einem andern Zweischaler {Inoeeramm per*
nouks GMf.) ist die Mitte der einen Schale bis auf den Steinkera
durchgescheuert, und dieser ist mit sahireichen, sum grössten Theil
parallelen Ritzen bedeckt, wihrend nngfs nm den kahlen Fleck die
Schale erhalten ist. Auch Ammoniten, Gryphaeeo, Gresslyen u. a.
zeigen Anschliffe und Furchen.
Was beweisen nun diese geschliffenen, gefurchten und gekritzten
Geschiebe? Sie beweisen, dass ein Gletscher irgendwo jurassische
Schichten aufgewühlt und zerstört hat, sie machen es ferner in
hohem Grade wahrscheinlich, dass derselbe Gletscher die Trümmer
dieser Schichten von ihrer ursprünglichen bis an die jetzige Lager-
steile forttransportirt hat. Wire bei dem Transport das Wasser mit-
tbfttig gewesen, so würden die Furchen und Schrammen, besonders
aber die feinen Ritsen sicher beseitigt sein.
Erseheint es demnach wahrscheinlich, dass ein Gletscher sich
von der ursprünglichen Lagerstelle der serstl^rten jurassiseben
Schichten bis zu dem Punkte bewegt hat, wo wir dieselben jetzt
linden, so bleibt noch die Frage zu erörtern, wo denn die Heimath
dieser jurassischen Reste zu suchen ist. Diese Frage läset sich,
wenn auch nicht mit absoluter Sicherheit, so doch mit einem hohen
Grade von Wahrsoheinlickeit beantworten.
Ueber den ganzen Raum zwischen dem Wesergebirge und dem
Teutoburger Walde sind zahlreiche Fetsen jurassischer Ablagerungen
ausgaatrent. Zu den in der v. Dechen 'sehen Karta veneiehneten
ist in neuerer Zeit eine ganae Reihe neuer AufMhlflsse hinsuge»
kommen. Das ganse Wesergebii^ge besteht ans jurassischen Schlch-
taoy und am Nordrande des Teutoburger Waldes sind dieselben
Digitized by Google
Sohiohien an vielen Stellen ntöhgewiesen. Alles dM dr&ngt sa dem
Sdiltttee, daM ebemmls das ganze fragliche Gebiet von den SdiiditeB
der Juraformation gleichmässig bedeckt war, und dan dieselben di,
wo sie heute felilen, erst uachträglich, sei es durch fliessende«
Wasser, sei es durch die Thätigkeit eines Gletschers, entfernt sind
Dies Gebiet ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Heimath des hi\ '
Brauncnbrtich angehäuften Materials. Das wird durch die anderes
vorgekommenen Petrefacten u. s. w. nur bestätigt, Rhät, Muschel-
kalk, Keuper, Tertiär sind Formationen, die gleichfalls in diesoa
Eaume in grösserer oder geringerer Ansdebnang vertreten sici
Zum Beweise mag fomer noch folgendes angeführt werden: In dem
Thone stecken in grosser Zahl Brocken eines anreinen Kalks, die
nach Answeis ihrer petrogrsphischen Beschaffenheit nnd otganisebn ;
Einschlftsse der Bank mit Gryphaea arauiia ans dem unteren Idsi '
entstammen. Diese Bank ist anstehend nachgewiesen bei Leistrup, |
eine Stande östlich von Detmold, bei Meinberg, etwa noch eias
Stunde weiter östlich, in der Lomgoer Mark, zwei bis drei Stunden
nörtilich, im Exterthale, etwa sechs Stunden uonlöstlich von Det-
mold, und es ist anzunehmen, dass diese jetzt getrennten Abltge-
rongcn ehemalu ein /usammenhängoiides Ganze bildeten.
Die Zerstörung der jurassischen u. a. Scbichi^en muss, wenc ,
snr Dilavialzeit ein Gletscher über das Land zog, jedenfalls ia |
grossem Maasstabe erfolgt sein. Ueber die I>ewegang8nchtuDg
dieses Gletschers Iftsst sich mit Bestimmtheit nichts aassagen, doob
ist ans naheliegenden Grflndeo, u. a. ans dem Umstände, dass die
sfidlich anstehenden OesteinCi Hilssandstein nnd Pl&ner in nnserer
Ablagerang fehlen, alle ndrdtich vorkommenden dagegen vertreieB
sind, anzanehmen, dass derselbe von Norden über das Wesergebirge,
etwa senkrecht sn diesem und dem Teotoburger Walde and qasr
über das dazwischenliegende Gebiet vorgerückt ist. Dabei wurden
die weichen und wenig widerstandsfähigen Juraschichten aufgeris^ea
und fortgeschobeu, die J>chieferthone zermahlen; die dadurch ent-
standene plai-üpche Thonmasse vermischte sich mit den staubförmi-
gen Bestandthüilen der mitgebrachten Gruodmoräne und die so
entstandene Grundmasse wickelte die festen nordischen Geschiebe tts. |
Die festeren Bestandtheile der Jnrascbichten leisteten dem fe^
malmenden Einflüsse des Gletschers mehr Widerstand, als die leidtt
Kerfallenden Schieferthone; sie worden, wenn hie an der Basis dsr
Orundmor&ne lagerten, über den Felsboden geschleift nnd dort ge-
•oUiffen nnd gefurcht, wenn sie sich dagegen im Innern der sisb
fortwilaenden Mor&ne befanden, von den mit nnd neben ihnen fort-
bewegten härteren nordischen Geschieben geschrammt und geritii
Die nordischen Geschiebe diesem Processe nur in viel g«ringerenj
Grade unterliegen; bei ihrer meist bedeutenderen Härte konnt«i
sie durch die Berührung mit den weichen Tbonschiohten des JmSi
Digitized by Google
147
oder auf deo ebensowenig widerstundsfabigen Mergehi des Keapers
keinerlei Eindrücke erhalten und keine Spuren dieser Begegnung
bewahren. So erklärt es sieb, dass die nordischen Geschiebe viel
seltener Furchen und Kritzen zeigen, als die einheimischen.
Nehmen wir an, dass der Gletscher sich in etwa nord-südlicher
KicLtuiifr über die jetzt allein aus Keupej-Bchichteu bestehenden
Höhen, welche nördlich von Detmold parallel zum Teutoburger
Walde ziehen, fortbewegte und so in das Thal der Werre und des
Knochenbaches bei Braunenbruch gelangte, so fand derselbe hier an
den allmäUlich ansteigenden Vorbergeu des Teutoburger Waldes ein
HindemisSy vor welchem er und unter ihm die Moräne sich auf»
stanen und su ungewöhnlicher Mftcbtigkeit ansammenschieben musstCi
sin Verhalten, mit dem das Ansteigen des Thonlagers in südiioher
Bichtong vollkommen im Einklang steht
Daa £rgebniss des vorstehend mitgetheitten lässt sich in fol-
gende Sfttae zctsammenfiusen:
Der grösste Theil des in der Ablagerung von Braunenbruch
vorkommenden nicht-nordischen Materials stammt aus dem Gebiete
zwischen Teutoburger Wald und Wesergebirge.
Die Furchen, Kritzen, Schrammen und Schliffe auf den ein-
heimischen Geschieben beweisen, dass die letzteren der Einwirkung
eines Gletschers ausgesetzt gewesen sind.
Die Zerstörung der jetzt fehlenden Jurascbicbten nördlich
Tom Teutoburger Walde erklärt sich durch den Angriff eines Glet-
lehers mindestens ebenso einfach und natfiirlichy wie durch Be-
wsgongen des Wassers.
Der Mangel einer jeden Schichtung und die Beschaffenheit
der Petre&oten machten fSr die Ablagerung von Braunenbroeh einen
Transport dnrcb Wasser und einen Absata ans dem Waaser nn*
wahrsdheinlieh.
Gegen die hier vorgetragene Ansicht, dass es sich bei den
l'.'Sprociieneu Gesteinen um (Hetscherspuren bandle, wurde von
Kiohreren Seiten Bedenken erliol)en. Herr Bergrath v Dücker
führte die Ritzen und Abschleifungen der Geschiebe auf die Brau«
düng des Diluvialmeeres zurück. Herr Prinz von Sohönaich-
Carolath stellte die Möglichkeit bin, dass sie durch ansohrammende
Kisberge entstanden sein könnten, undKxcelienz Herr von Dechen
sojserte sich an dem Gegenstände in folgender Weise. Das h&nfige
Vorkommen von gesehrammten nnd gestreiften Geschieben inländi-
seher Geateincy namentlich von Sph&rosiderit-Nieren ans dem Lias
and dem antern Jnra, die sich mit nordischen Geschieben snsam-
msnfinden, ist von grosser Wichtigkeit. Dieeelben verdienen als die
srsten Spuren von Gletscher westlich der Weser fernere Unter-
suchung und fortgesetzte Aufinerksamkeit. Aehnliche Streifen und
Digitized by Google
148
Abtohleifangeo auf anttohenden Fcteen in diesen Gegenden würdn
die Frage tnr weitern Entsoh^dung bringen.
Demnftchst wurde eine Anfiordening snr Betbeiligung tn den
internationalen geographisefaen Congresa au Tenedig und der damit
verbundenen geographischen Ausstellung vorgelegt, und zur Neu-
wahl von Mitgliedern der Bezirks- und Sections- Vorstände geschrit-
ten, wobei der Sections-Direktor für Zoolo^äe Herr Prof. Land eis
in Münster und die Herren Bezirks-Voratcher Prof. Förster in
Aachen und Dr. med. Gramer in Minden wiedergewählt, und to
Stelle des verstorbenen Sectiona-Direktors für Botanik G. fiecker
Herr Prof. Dr. Körnicke in Bonn gewählt worden.
Herr WirkJ. Geb.- Rath von Dechen gedachte hieranf in
lingerer Bede nnd mit tief empftindenen Worten dea am 28. April
d. J. plötilich dahingeaehiedenen Yereinandtgliedea Dr. Hermmna
Bleibtren zu Bonn, deaaen Nekrolog bereite im Oomepondeniblatt
8. 87 abgedmckt lai.
Herr Geh. Bergrath Fabricius legte die vor Kurzem im
Verlag von Adolph Marcus zu Bonn erschienene Beschreibung
des ßergreviers Aachen vor, welche von dem Königlichen Berg-
rath Wagner zu Aachen im Auftrage des Königlichen Oberberg-
amtes zu Bonn bearbeitet worden ist. Dieses Werk bildet die Fort-
aetzung der von der genannten Behörde uDtemommeneD Publikation^
welche eine Daratellnng der a&mmtlichen, ihr unteratellten Ber^
reriere nmfaaaen wird, und woTon die Beachreibongen der Beig-
reviere Wetslar und Weilborg in den Jahren 1878 nnd 1879 bervtt
erschienen aind. Der Beachreibnng aind swei Karten beigegebea.
▼on welcher die erste die Lagernngsrerhlltnisae des Stdnkohls»-
beekena der Worm darstellt^ w&hrend die sweite eine Zosemaisa-
atellung der Schacht* nnd Bohrlochs-Proffle im Bergrevier Aaehea
und mehrere Situationspläne und Profile durch die Steinkohlen»
gruben Maria bei Höngen und Rheinpreussen bei Homberg enthält.
Die mit grossem Fleiss nnd Sacbkenntniss bearbeitete Beschreibung
behandelt in übersichtlicher Weise die topographischen, geognosti-
scbeu, bergbaulichen und wirthschaftlicben Verhältnisse dieses wichti-
gen, durch hoch entwickelte Technik hervorragenden Steinkohleo-
Reviers und hat ans diesem Grunde der bergtechnische TheU be-
sondere Berficksichtignng gefunden.
Da inxwischen 2 ühr herangekommen war, wnrde nach
stehender Mitth^lnng die Sitanng geschlossen» und es Teraanmelt»
aich die Anwesenden an der Tafel im grosaen Kursaale zum gemsia*
aamen Mittagaessen, daa bei den vortrefflichen Speisen, angenel«iMr
Unterhaltung und Trinksprüchen ernster und heiterer Art eine selir
befriedigte Stimmung hervorrief. Trotz der ungünstigen Witterung
Digitized by Google
U9
folgten die meisten Theilnehmer nach der Mahlzeit einer Einladung
des Herrn Bergraths Frey tag, unter seiner Führung die Badeein*
richiangen zu besichtigen. Ein Militar-Conzert und Fooenrark in
dflD Koranlagen besehlois den Abend.
Die Sitanng am 8. Juni wurde um 9V4 ülir luniehst mit go*
•ehiftBeben Angelegenheiten erdfinat. Di» Bechnungsablage des
HcRB Bendanten Henry hatten die Reriioren fftr richtig befunden
ofid ward jenem darnach Entlastung ertheilt. Für die Herbstver-
nnuBlaog 1881 in Bonn wurde Sonntag der 2. October, zur Pfingst-
Teriammlung 1882 Coblenz bestimmt. Zur Abhaltung der Pfiogst-
Versammlung 1883 war eine erneute Einladung der Stadt Siegen
eingegangen, die mit Dank angenommen wurde. Auch Osnabrück
liAtte eine Einladung ergehen lassen und zugleich die Bitte ausge-
iprachen, dass die Landdrostei Osnabrück mit in das Yereinsgebiet
goofon werden möchte. Der Herr Vereinaprftsident fragt die An-
Tveseoden, ob ftber diesen Antrag jetit oder auf einer kdniligen
Vmaamiiung} wo der Gegenstand auf die Tagesordnung gesettt sei,
ibgBskimmt werden solle und bemerict, dass seiner Ansieht naeh
sine solche mit dem Antrage Terlmfipfte Statutenindorung nur naeh
Bsksantgebnng mittelst Tagesordnung auf einer Oeneral-Tersamm*
Inog beschlossen werden könne. Dieser Ansieht stimmte Herr Ober-
Präsident von Kühlwetter vollkommen bei, stellte aber dem Vor-
stände anheim, diese Frage auf der Herbstversammlung nochmals
lur Sprache zu bringen.
Herr Wirkl. Geh.-Rath von Dechen legte hierauf vor:
1. Eine Beihe von Versteinerungen ans dem Mittel-Devonkalk
voB Gerolstein, welche Herr Apotheker Winter eingesendet hatte
vad worunter sieh einige neue und seltene Funde be&nden.
2. Das Von Dr. John Haniel herauigegebene Werk: Die
RMagerung in dop Stoppenberger und Horst-Hertener Mulde des
Wfstfllisehen Steinkohlengebirges, mit 8 Karten (je swei Blitter) und
ebisr Tsittafel, welche eine Uebersioht der produotiTen Steinkohlen-
fonnstion an der Ruhr nach den gegenwärtigen Aufschlüssen liefert.
Etsen bei G. D. Baedecker 1881.
Dieses mit grossem Floisse bearbeitete Werk ist nicht allein
fnr die Techniker der dortigen Gruben von grossem Interesse, son-
dern hat auch eine allgemeine wissenschaftliche Bedeutung, indem
darin nachgewiesen wird, dass die oberste, jüngste Gruppe der Gas-
üammkoblen sich, entgegen früher aufgestellten Ansichten, durch
das Auftreten ?on sahlreiehen SigiUarien austeiohnet, w&hrend Farn*
kriater mehr xorüoktreten.
8. IMe soeben erschienene Steinkohlen «Chemie lon Dr. F.
Maek. Bonn, Emil Stranss 1S81. (Grundafige und Ziele der Stein-
11
Digitized by Google
160
kohlea-Chemie.) Dieses Werk ist von hervorragender Wichtigkeit
für die Techniker, welche sich mit dem Steinkohlenbergbau be-
schäftigen, ganz besonders für diejenigen, welche im Kuhr-Stein-
kohlen-Revier thätig sind. Der Verf. steht seit 10 Jahren dem
cbemischea Laboratorium in Bochum vor, welches als Versuchsstation
den Interessen des westfälischen Steiakoblenbergbau es dient, und wirkt
dabei als Lehrer an der dortigen Bergscbule. Derselbe ist dorek
diese Stellung guis besondert mit den praktischen Bedürfnissen der
betreffenden Bergbaa*Teohniker bekannt geworden. Der reiche Inhih
dieses Werkes ergiebt sich ans den Ueberschriften der Capitel: Die
Bestandtheile der Steinkohle. Die Steinkohlen-Gattungen. AbhftDgig-
keit der Eigentdiaften, namentlich der Schmekbaikeit, der Cokit>
ausbeute, des Aufbl&bungsgradee und der Flammenbeschaffenheit ton
der procentischon Zusammensetzung. Einfluss des Aschengehalt«
auf die Höhe der Cokesausbeute, die Beschaffenheit der bei der
Tiegelvercokuug sich ergebenden Rückstände und Flammen. Die
mechanischen Gemen^^theilo der Steiuk(jhle, mit Ausschluss der Asche
und des Schwefels, die Kohleuarten: Glanz , Matt-, Cannel-, Faser-
kohle, Brandschiefer; die harzartigen (löslichen) Bestandtheile^ der
Wassergehalt und die Hygroskopicitat, die In der Kohle einge-
schlossenen und von derselben exbalirten Gase. Die mineralisches
Bestandtheile (Asche) und der SchwefeL Die Verindernngen der
Steinkohle bei gelindem Erhitzen und bei gewöhnlicher Temperator
an der Luit. Verwitterung, SelbstentsQndung. Ansichten Ober .die
Constitution der Steinkohle und die chemischen Vorgänge bei ihrer
Bildung. Versuche sur kfinatlichen Bildung. Vergleiehnng vit
anderen fossilen Brennstoffen.
Im Nachtrage findet sich die Berechnung der Brenn kraft aus
der Elementaranalyse und die Verdampfungsversuche, sowie Allge-
meines über die Educte der Steinkohle.
Das Capitel über die chemischen Vorgänge bei der Bildung
der Steinkohle wird das Interesse aller Geologen erregen.
4. Ueber die Gliederung der Ünterdevon-Schiohten zwisdieo
Taunus und Westerwald von Carl Koch. Separatabdruck aus dem
(ccsten) Jahrbuche der königl. preuss. geologischen Landesanstalt far
1880. Diese wichtige Arbeit ist dem Bedner erst dnrdi die Freund-
lichkeit des Verfassers vor kurzem sugSnglich geworden, da das ganze
Werk demselben noch nicht angekommen ist Die Schwieri^^niteD.
welche bisher der Gliederung dieser weit verbreiteten und wl]l^
scheinlieh sehr miUshtigen Schichteng^uppe entgegengestanden habeo.
liegen wesentlich in den ungemein verwickelten Lagerung» verhak-
nissen, durch zahllose kleinere und grössere Sättel und Mulder
mit z. Th. überkippten also widersinnig fallenden Flügeln» der viel
fach abweichenden Schieferung, den häufigen Verwerfungen cnd
Ueberschiebungen, dem Mangel an charakteristischen Gesteinslagea.
Digitized by Google
151
Diese Schwierigkeiten hat der Verf. für den von ihm speziell untor-
Buchten Gebirgstheil zwischen Taunus und Westerwald glücklich
fiberwunden und wird die vorliegende Arbeit den Ausgangspunkt
für alle weiteren Arbeiten in dem ausgedehntan ünterdevon .yon
der Grense von Belgien und Luxemburg bis zum Bhein und auf
dir reebten Seite des Stromes bis snm östl. Rande dieser Schichten*
gn^pe und ibrer Ueberlagwong dorob Mittel- nnd Oberderon
bilden miesen.
5. Die geognostlsehe üebersiobtekarte des Hangebitfesi in-
«smmengestellt von Dr. R. Lossen neeh den Anfnabmen der gaolo-
giseben Lendesenstelt und ilteren g^eologisoben Karten enf der
Grundlage der Auhagen 'sehen topographischen Karte im Maass-
Btabe 1 : 100 000, war in einem Probe-Abdruck-Exemplare ausgestellt
und erregte durch die Masse des darauf zur Anschauung gebrachten
Details, durch die saubere und prägnante Ausfübrang die allge-
meinste Bewunderung.
6. wurde eine geognostisoh-illuminirte Manuacript-Karte vom
Pieiberge und dessen Umgebung im Maassstabe von 1 : 20 000, von
J. R. Pagensteeber, Bergmeister a. D., vorgelegt, welche die
fisnersebaften Hollage, Wallenborst, Wersen, Bftbreni Pye, Leebtin-
gso, Alter nnd Haste umfusty nnd an einer Monographie des Osna-
brfieker nnd Teoklenbnrger Oebirgslandee in topogiapbieober, geo-
goestiseber, gewerblicher, cnltnrbistoriscber und politiseher Beaie-
bojDg gehört, mit der sieb der Verf. s^t langen Jabren besobiftigt.
Derselbe beabsichtigt den geognostischen Theil in diesem Jahre ab-
zuscbliessen.
7. Es waren 3 Exemplare der geologischen Uebersichtskarte
von Rheinland- Westfalen ausgelegt, von denen das 1. die unver-
änderte Ausgabe von 1866 darstellt, wie sie dem 23. Jahrgange
unserer Verhandlungen beigegeben ist; das 2., welches im vorigen
Jihre in der Industrie-Ausstellung in Dfiflseldorf als Vorarbeit zur
2. Ausgabe dieser Karte ausgestellt gewesen ist, nnd endlich das 3,,
auf dem bandtohriftliob der Versnob gemaobt worden ist, die Yer-
breitang der Traeihyte des SiebengeUiges, dee Westerwaldee und
der HobeneiliBl und der sie umgebenden Baaaltf ooen, der Basaltaone
^ HunsrOoken nnd Taunus, der am öetL Kartenrande übergreifen-
den Baaaltione dee Habiobtewaldes und des Vogelsberges, sowie der
erloeefaenen Vulkane des Laacher -See -Gebietes und der Vordereifel
sor übersichtlichen Anschauung zu bringen.
Herr Oberlehrer Cornelius aus Elberfeld hielt nachstehen-
den Vortrag:
Zur Käfergattung Bruchus Linne und besonders über
Bruchus Ptsorum Linne. (Erweitemng eines Vortrags über den-
eelben Gegenstand im natarw. Verein Ton KLberlisld.)
Digitized by Google
162
Die Samenkäfer- Gattung Bnichus Linne, nach neuern Ermitte-
lungen von Grote h fernerhin wohl mit dem altem Namen Mylabr%$
Geoffroy zu benennen, wurde früher zu den CureuUauiden odsr
Rüsyeikifeni gereohnet, iat aber in neuem Systemen mit vennukdtaB
Gattungen eu eimer eigenen kleinen Familie erhoben worden.
Den Laien, nanrantlioh den Landwirthen nnd Girtaen, wie
anoh den Haoefranen eind gewiaia Arten nnter den Namen Böhm*
kifer, Möncht Hoffelkftfer eie. und besondere der Erbeenkifer Bm*
dm Kfomm Linnö, frfiher B, Pin L. ebenso bekannt als verinsst
Ei sind KIferohen, von denen die europäischen Arten eine
Länge Ton 2 bis 4,86 mm and nur einige tropieohe die Terhälinin-
massig riesige von 9 oder gar 13 mm erreichen. — Der Kopf ist
nur wenig rüsselartig verlängert und hinter den ziemlich stark vor-
ragenden Augen in einen kurzen Hals verengt. — Die Oberfläche
des Körpers ist mehr oder weniger dicht anliegend behaart, oder
mit Haarflecken besetzt. Die Flügeldecken lassen die grosse After-
deeke frei. — Die Hinterbeine sind stärker, als die vordem, manek-
mal mit auffallend verdickten Schenkeln, besonders bei giossea
esotlsohen Arten nicht etwa som Sprunge, sondern woU nar
som Anstemmen beim Ktottem; anf dem Boden kriechend, mash«
die KftÜBr pursehide Bewegungen.
Im Lanreasustande leben and fressen die Tbiere in den FnM'
kernen Tenchiedener Gewiehse, ▼omehmlioh in den Samen der
Schmetterlingsblüthler, worauf schon manche Artnamen, als: Aeadm,
Astrciffaiij Glycyrrhizae, Lathyri^ Loti, Oxytropis, Pisorum, Ulidt
hinweisen; doch beherbergen auch Samenkerne aus andern Pflanzen-
familien, namentlich Nüsse einiger Palmenarten, Käfer dieser Gattung.
Meistens sind die verschiedenen Species auf eine bestimmte
Pflanze angewiesen, doch gibt es auch Thiere, welche bald die eme.
bald die andere wählen. J. Weise fand bei Eberswalde, fr^ihdi
nur gekätschert, Bruehus margineüua Fb. auf Conmiüa «otm, wie
auf Vieia Bf^vaHea, nnd Dr. Luc Ton Heyden enog deneelbca
Eifer im September hii^ ans Scihoten von Aiim§tiiu, Br, gn^
narim umimoHiu L. log derselbe aus Samen Ton F«m pitffth
mkf lind ihn aber auch auf Oro6M vemum, wie ihn Kaltenhaeh
auf LtdBkjffu» praiemis antraf. Br. aier Mrsh. wird in den BHUhsa
von Sehlehen, ron HeUatiihemum vuigare, von Epüohim^ Amiepim
vincetoxicum, besonders aber in den Schoten von Sarothamnus m/h
parius gefunden, wo auch B pubescem Grmr. lebt. B. Loti Pyk.
fand sich auf Lotus corniculatas und wurde aus deu Hülsen der
knolligen Walderbse Orobus tuherosvSy von Walton auch aus Lör
thyrus pratensis gezogen. Panzer will, dass B, rufimamu Boh.
den ich nur aus der pfrossen Bohne Vicia Faha zog, auch in Erbsen
lebe. — Von Fundorten auf einselnen Pflanzen sind mir folgeada
bekannt geworden: B, oimaHm i^ gramnua L. log Br. Luc ron .
j
Digitized by Google
153
Heyden ans Früchten von Vicia septurrij B. pallidtcomiaBoh. fand
er auf jungen Kiefern, B,de&ili8 Oy 11h. auf Cynoglosmtm, B, HM&i»
Im» Sclilir. auf Vida imgfU^Mm. B. OitH findet muk auf dem
gembeii SoxmeorMieii HMmfhemum mUffon^ B, SjpairHi in gallen«
•rügen AnsohweUnagen der Hfllaen tod SarMammn wopwrUu. Aus
Unsen habe idb niemala B. Xpenfte Boh., sondern imner nnr B,
ptttiäieofmi Boh. gezogen.
Die Oattnng Bruehus ist fast über die ganse Erde yerbreitet
und scheint nach Dejean's Katalog nur in Neuholland zu fehlen.
Von dorther besitze ich als einziges Glied der Familie Carpophagus
Banksiac Mac Leay, der wohl mit jener zierlichen Gewächshaus-
pflanze BanJcsia serrata oder B. integrifolia in irgend welcher Be-
ziehung stehen mag. Einige Arten sind, nicht eben erwünscht,
durch den Verkehr der Mensehen in verschiedenen Erdtheilen bei-
auieh geworden, wie denn unser Brwhns Pisorum L. schon vor
mehr als hundert Jahren die nordamerikanischen Erbsenfelder heim-
sQohte, in nenem Zeiten ancb in Neaholbuid gefunden wird, und
andere uneerer Arten wohl kaum dort fehlen dürften. Ein sehr
oiedliehea Thierehen der Gattung Bruehm Chinmiia Linn 6 ist schon
diesem Altvater bekannt geweeen, nnd nnn sogar in enropäisohen
KIferkatalogen mit dem Bfirgerrecht bekleidet worden, weil es bei
uns einheimisch wurde. Wie mir Herr J. Weise schreibt, lebt es
im Schaffutter auf allen Schiffen, die zwischen Japan, China und
Italien verkehren; es ist damit in viele Orte Süditaliens gebracht
and dort z.B. in Brindisi an Mauern gefangen worden; sonst findet
es sich in Droguengeschäften. Ich selbst besitze Stücke aus China
und Sumatra, die meist ans serfressenen Samen einer Viethsbone —
IhU9ohi§ — hervorgegangen eind. Ob dies das „Schaffutter'' ist,
weiss ieb nicht, vennuthe aber, daes der Kifer polyphag ist nnd io
aoch bei uns ihm ansagende Ffiansenkeme findet, die er, wie der
ftigende von Ansäen benagt, wihrend unsere Brudma^Aiim als
Kifer sieh wohl nnr von Bldthenslften nfthren.
Die grösaeste mir bekannte Brne^* Art, Br, cmvipes Ltr.
aas Südamerika habe ieh nicht näher kennen gelernt, glaube aber
annehmen zu dürfen, dass sie in einer der grossen Palmnüsse hauset.
— Dies ist nämlich bei einer etwas kleinern Speeles Br. Bactris Dej.
der Fall. Man findet das Thier lebend oder todt in den von
Cayenne zu ans gebrachten sogenannten Steinnüssen, den Frucht-
kernen einer Palme {Phytelephas macrocarpa'?), die zur Knopffabri-
kttion dienen. Ich sah das Innere eines solchen Kerns von dem
noch darin arbeitenden Käfer an rein weissem Mulm verwandelt,
und' man begreift kaum, wie ein verhältnissmässig so schwaches
Thier mit seinen Mitteln einen Stofi bewältigen kann, der an Härte
gana dem Namen der Fhioht entspricht.
Koeh eine andere Art endlich, Bfwshm Oorjßihaß Olivier, ist
Digitized by Google
164
vom Aotor selbst ond auch von Gylleöhal mit der YAterUndt*
angäbe „Nordamerika'^ beceiohnet; die Palmeogaitmig Ccrffpha H
aber ostindisohy and es könnte also wohl ein Irrtkom obwaltss.
Was mir ilemlich lahlreidh als JB. Oarffphae an Hlnden gdangt iH
und wahrsdheinlieh ans Texas stammt, scheint mir einem KlÜBr
identisch, der hftafig bei hiesigen Drogaisten todt oder lebend ia
den Schoten und linsenartigen Samenkernen von sogenannten Divi-
divi oder Lihidihi = Caesalyina coronaria Wil la, ein stark gerbstoff-
haltiges Material, als Surrogat der Galläpfel in Färbereien verwea*
det, sich findet.
Von allgemein naturgescbichtlicbeni, wie auch hinsichtlich ge*
wisser Culturpflanaen von ökonomischem Interesse ist die Beant^
wortung der Frage, ob die Keim^igkeit der Kerne durch d»
Angriff der Samenkäfer zerstört werde, oder nicht?
Hinsichtlich einiger kleiner flaohgebanter Kerne Ifisst siekr
diese Fhige sofort bejahen, indem s. B. bei Linsen nnd der Dmäim
die Samenkeme der Lange nach ginslich ausgefressen sind, woboi
bemerkenswerth bleibt, dass das Futter für die Entwiekeinng der
Larre gerade ausgereicht hat — Bei grössem Kernen wird es ds^
auf ankommen, ob beim Fressen der Larve die Keimtbeile verletzt
oder gar vernichtet sind. Unsere dicke oder grosse ßobue, Sau-
bohne, Vicia Faha, wird, so viel ich selbst beobachtet, von Bruchus
rufimanus Bob. häufig angegangen. Im Winter macht sich die Stelle
an den trockenen Bohnen, wo die Wiege des Käfers liejjjt, durch
ein schwarzbraunes kreisrundes Iläutchcn bemerkbar, welches der
Käfer gegen Anfang dos Frühjahrs durchnagt, um davon ra fliegSB.
Meist bewohnt nur £in Käfer je eine Bohne, doch findet man aueh
wohl zwei Stück in derselben Behausung. Die Wiegen liegen an dsa
yersehiedensten Stellen im Bohnenkörper, die meisten in der G«gnd
des Nabeb (Eilum), viele in der Mitte der Lüngsschse, nicht hiufi;
auf der Spitae dem Nabel gegenfiber und noch seltener anf dss
Langskanten. Bei der Zergliederung angefressener Bohnen ist mir
nur sehr selten eine Verletzung der Keimtbeile aufgestossen : xaU-
reiche angegriffene in Töpfe gupüanzte Bohnen gingen sämmüicb
auf und zeigten kräftige Triebe.
Anders verhält es sich mit dem Erbsenkäfer, auch Erbsen-
wippel genannt, Bruchua Fisorum L., der wegen seiner erheblichen
Schädlichkeit in landwirthsohafUichen Bl&ttern wiederholt besprocbeo
worden ist.
Das Thierohen wird etwa 2"' oder 4,36 mm lang, ist ohss
aiemlich dicht weissgrau behaart und fleckig, mit 4 gelben erstes
Ffthlergliedem und ebenso gefftrbten Yorderschienen, auch den
Laien leicht kennbar an swei grossen eil5rmigen sohwaraen Mikals
auf der di«sht weissbehaarten Alterdecke.
Zur Zeit, da die Erbee — Pkim iaHnm — in Fttdein oder
Digitized by Google
155
Girtea in voller Blüthe steht, stellen sich die KSSw aaf ihr ein,
pMM nch, und das $ klel>t einige wenige Eier an den eben sicht-
bar gewordenen Fniohtknoten oder die jange Hülte. Die £ier eind
wahigy Yiermal Iftnger all breit, an beiden Enden gerondefe ond
ciironeagelb. Das aoageeohlfipfte Llnrcben bohrt sich in die Hülse,
dringt in eine der zarten Erbsen und wird darin snr Zeit der
fVnehtretfe cor Puppe nnd mm Eifer, dessen Eammer mit einer
dünnen Haut verschlossen ist, die an der Erbse äusserlich als kreis*
rundes dunkles Fleckchen mit schwärzlicher Mitte erscheint. Im
nächsten Frühjahr nagt der Insasse das Iläutchen ab und fliegt da*
von, um zu thun, was vor ihm seine Ahnen thaten.
So viel ist es, was wir ohne grosse Mühe erkennen können.
Aber der genaue Vorgang der Ernährung und Entwickelang der
Larve bleibt in Dunkel gehüllt und wird besonders dadurch uner-
klürlich, dass die mit dem Käfer besetzte reife Erbsenfrucht auch
nidit die geringste Spar einer frtthern Yerletsang nnd deren Yer*
oariMng aufweist^ nnd dass sie ebenso gut gedeiht, wie nioht be-
sstste. Hier wird man wohl snr Hypothese seine Znflocht nehmen
müssen, und ieh habe den Yersach gemacht, mir die Sache in fol-
gender Wesse Boreeht an legen.
Sobald das Lärvchen die Hülse durchbohrt hat, dringt es da,
wo die Erbse am Nabelband befestigt ist, in dieselbe ein und nährt
sich, ohne die Samcnlappen zu berühren, von den Säften der
Frucht, die ihr in um so reicherem Masse zuströmen mögen, je stärker
der Reiz wirkt, den der Verzehr der Larve mit sich bringt, wie es
etwa bei Gallenbildungen hergeht. Erst im letzten Stadium des
Larvenstandes nach Kräftigung seiner Kauwerkzeuge nährt sich das
Thier Tom Stoff der Samenlappen, indem es mgleich die Wiege für
Fappe nnd K&fer bereitet
Die in Teraehiedenen landwirthsohaftlichen Blftttem angegebe-
nen Prooents&tie der angegriffenen, bei der Aussaat aufgegangenen
oder au^bliebenen Erbsen beruhen hftufig auf an oberflftchliehen
Bsobaehtungcn, als dass sie zuverlässig genannt werden dürften.
Selten mag es vorkommen, dass von 100 Erbsen kaum 5 von Käfern
frei bleiben, wie es nach brieflicher Mittheilung bei südrussischen
von der Berliner Polizei confiscirten der P^all war. Sollten die be-
kanntlich an Schlauheit alles übertreffenden rassischen Verkäufer
sine Auslese getroffen haben ?
Immerhin ist der Schaden, den das Thier, zumal da, wo es
in grosser Menge auftritt, anrichtet, nicht gering anzuschlagen, in-
dem durch die Aushöhlung der Wiege nicht nur ein bedeutendes
£rntegewieht yerloren geht, sondern auch derWerth der ausgefressenen
Eri)sen, weil für den Uensofaen nicht mehr geniessbar, als Handels*
waare l^et.
Die Frage, ob die angefresaenen Erbsen noch zum Auasften
Digitized by Google
166
dienen köimeQ« hingt mit der andern sniunnien« ob die Kehnfthig-
keii noch vorhanden lei?
In einem landwirtfaachaftUohen Artikel der Köln. Zig, heM
es darüber unter Anderm: „Weniger bekannt ist der Eiufluss der
Käfer auf den Werth der (angefressenen) Erbsen als Saatgut. Viel-
fach nahm man an, der kleine Verlust an Stärkemehl schade der
Keimkraft nicht, wenn nur der Keimling selbst nicht verletzt sei.
Das Letztere ist nun häuüg nicht der Fall, indem der Keimling von
der fressenden Larve verschont wird. Demnach keimten nach den
von Wollny bezw. Marek angestellten Versuchen von 100 Erbsen
nioht viel über 60» da die Substanz der Keiaüappen in der Nike
der von der Larve gebildeten Höhlang in F&alnin übergQgnngeD
war. Alle Pflanaen, deren Keimling doroh den Küfer angefrenen
war, entwickelten aich ohne Aoanahme achwiehlidh nnd gingen
bald ein.«*
Ohne mieh anf eine specielle Kritik dieses Artikela einzulassen.
will ich hier nur sagen, dass ich nach wiederholten Beobachtungeu
und Versuchen in einigen Stücken abweichende Resultate gefun-
den habe.
Die Wiege des Käfers liept immer in der Nähe des Nabels
(Hilum) der £rbacnfrucht. Trennt man die in warmem Wasser lös-
lich gemachten Cotyledonen, ao fmdet man, seltenste Fälle ausge-
nommen, keine Keimspur (Corculum), weder daa Sohnäbekshen (Bo*
atellnm), noch daa Federohen (Plomula).
Dem entapreohend waren non auch meine Yeraoebe, anage-
freaaene Erbaen anr Keimung an bringen, hat immer Ton negativem
Erfolge. Kar ein einaigea Mal fand aidi ein achvrlchliohea Triebehea
mit verkfimmertem Würaelohen, und es iat also' die Mdgliolikeit nieht
ausgeschlossen, dass in einzelnen Fällen die Keimkraft einigermaaien
erhalten bleiben könne. Im Ganzen aber sind die von dem KlÜBr
besetzten Erbsen als Saatgut nicht zu gebrauchen.
Zur Behandlung der Erbsenernten möchte ich Folgendes vor-
schlagen. Beim Einernten wird mit möglichster Vorsicht verfahren
so dass keine Schote verstreut wird oder auf dem Acker zurück
bleibt, damit nicht die etwa darin wohnenden K&fer überwintern,
um im nächsten Jahre neues Unheil anzurichten. Die nnqjedroaohenen
£rbaen werden im Winter, etwa bia Februar ausgelesen, die mit
Kifem beeetaten in heiasea Wasser geworfen und als Yieh^itter be-
nntati oder, wenn man aie nicht auf einmal verwenden kann md
trocken erhalten will, in einen heissen Backofen gebracht, nnd so
die Thiere getodtet» wodurch anglmch eine Yermindernng der Kaoh-
kommenschaft erzielt wfirde.
Vergeblich waren bis jetzt die Frage und der Wunsch nack
Mitteln, die Käfer von der Ablagerung ihrer Eier auf den Erbsen-
üoldern abzuhalten. Die Königl. Regierung zu Düsseldorf empfabl
Digitized by Google
167
im Amtsblatt das Ablesen der K&fer zur Blüthezeit, ein Vorschlag,
dessen Ausführung ebenso unmöglich, als bei wirklichen Versuchen
Torderblich für die ganze Pflanze wie besonders für die Blüthe er-
scheint. — > Eher möchte sich ein Bespritzen des Feldes vor völliger
Blfitbenentwickelung mit Xabakslauge empfehleo, die den Inseoten
smrider und den PflaDsen moht eohidlioh ist. — Vielleioht nire
aneh ein Mittel lar Abwehr darin gegeben, dass man aar Blüthe-
tiAi mit Beröcksiohtigang der Windrichtung mehrere Tage hindnrch
fortw&hrend Baach dnroh angeafindete Qaeeken, feoohtee Stroh,
Heekenabtehnittlinge und anderes sonst nnbranohbares Hols enengt
ftber das Erbsenfetd sieben Hesse.
Der nutz- und «wecklose Vorschlag in einem Tageblatte, man
möge die mit Käfern besetzten Erbsen etwa 10 Stunden unter
Wasser halten, um nicht allein die Thiere zu tödten, sondern auch
die Erbsen zu erhöhter Keimkraft zu bringen, gab mir den Gedanken
ein, den Käfer auf seine Ausdauer unter Wasser an prüfen. Das
Experiment wurde mit 4 Käfern gemacht, die zu Terschiedenen
Zeiten in eine am offenen Ende mit einem Schwäramohen verstopfte
Federspola gesteckt waren« Der erste blieb 22 Standen anter Wasser
und erwachte, heransgenommen, nach SVt Standen; der aweite, 46
Standen anter Wasser, war schon nach 1 Stande gans mnnter; der
dritte wurde, nachdem er 72 Standen im Wasser gewesen. Mittags
12 Uhr herausgenommen, zeigte erst am andern Morgen Leben nnd
konnte sich auf den Beinen halten; der vierte endlich erwachte nach
92 Stunden nicht mehr.
Wie Sie, meine Herren, aus meinem Vortrage erkannt haben
werden, liegen die Gebiete der Entomologie und der Acker- und
Gartenwirthschaft ganz nahe bei einander, oder gehen wohl gar in
einander über, was noch mehr als man weiss der Fall sein mag,
da ja das Insect, selbst bei snimalischer Nahrung, im Grande doch
an die Pflanzenwelt gebonden ist.
In dieser Beziehung möchte folgende Mittheilang veraclueden-
ssit^gea Interesse gewähren.
Vor Jahren sandte mir der Director der Edlnischen Hagelver-
sidierungsgesellschaft, Herr Müller, eine Schachtel mit Qetreide-
hifanen, die vom Hagel zerschlagen sein sollten, was aber ans trif-
tigen Gründen bezweifelt wurde.
Ein Gutsbesitzer in Schlesien war bei der dortigen Agentur
der genannten Gesellschaft mit der Aufiforderuiig erschienen, der
Agent möge seine bescbädigten Getreidefelder in Augenschein
nehmen, den durch Hagelscblag entstandenen Schaden veranschlagen
la&sen und die zu ermittelnde Entschädigungssumme vergüten. Der
Agent verfugte sich sofort nach dem betreffenden Gute und fand
auf den mit Halmfruoht bestandenen Aeckern die meisten Halme
wngekniokt, £ut die ganze Ernte verloren. Der Bedamant wniste
Digitized by Google
158
indess den Tag-, an welchem der Hagel gefallen sein sollte, nicht
anzugeben, und da ein Gewitter mit Hageltohlag in der betreffiBoden
Zeit am Tage nicht beobachtet war, so nahm der Gutsbesitzer to,
dftst der Hagel während der Nacht gefallen sei. Der Agent, wissend,
dan ein nftobtliehes Gewitter nnr hoehtt aelteii Hagel bringt, sehritt
zu einer genauem ünteraoclrang ond fand, dasa an aUen gekuckten
Halmen der weiaae Fleek lelilte, welcher immer da entateht, wo
der Halm Tom Hagel getroffan wird. Dieaer Umstand f&hrte wa dar
wdtem Ermittelang, das« an der betreffenden Stelle ond onteriiilb
derselben zwischen Blattscheide und Halm eine Menge Larren und
Puppen eines kleinen Insekts sich vorfanden. Die beansprnchte
Entschädigung wurde desahalb einstweilen verweigert und nur die
Schachtel mit Halmen von jenen Aeckern zur Untersuchung und
Begutachtung zugesandt.
Ich erkannte ohne Weiteres die Ursache der Verwüstung und
dachte gleich an eine mir aus Büchern bekannte Galimücke, Ceei-
domyiay als Uebelthäterin. Da ich aber eine tpeeielle Kenntnist
dieser Thiere nicht beaitze und es doch auf die genaneste Feststellong
ankam, so bat ich anter Znrfickaendnng der Halme Herrn Mdller,
noh an meinen Freund, den Herrn Job. Winnerts zu Creleldt den
berfihmten ICacken-Monographen, nm aiobere Anakonft in wendea.
Winnertz erkannte denn, wie er mir aehrieb, in Larven und Puppen
sofort die Oallmückenst&nde der Ceeiäomyia »eeaUna Lom, die oft
in Schlesien, Polen und Ostpreussen an Roggen, Weizen und Gerste
grosse Zerstörungen anrichtet. Sein dabin ausfallendes Gutachten
stellte die Hagelversicherung sicher vor unbegründeten Ansprüchen.
Herr Rittergutsbesitzer von dem Borne aus Bemeuchen
sprach über die Fischeroi-Verhaltnisse der Werre.
Wenn wir die Fischerei eines Gewässern yerbeseern woUsD,
so ist es uothwendig den Character desselben an bernckaichttgen,
damit wir den rechten Fisch in das rechte Warner bringen. Ich
habe es deshalb nntemommen, die Flüsse nnd Seen Ton Dentaehhmd,
Oeatereich nnd der Schweiz niMsh der Yemohiedenbeit ihrer Eigen*
Schäften ab Fischwteer an classifieiren, nnd habe mir die Bbre ga*
geben der hohen Yersammlnng vor 2 Jahren in Soest eine Karte
von Deutschland vorzulegen, auf welcher die Verbreitung der lei-
tenden Fischarten, aus deren Vorkommen man die BeschafFenheit
des Wassers und der darin lebenden Fischfauna beurtheilfo kann,
durch verschiedene Farben angegeben war. Heute erbitte ich die
Erlaubniss, dies an einem bestimmten Beispiele erläutern zu dürfen,
loh wiederhole, dass ich die Classification in folgender Woae ver-
sacht habe:
Die Region der Bachforelle nmfassft Bftche nnd kleinere
Flüsse mit starker Strdmnng nnd ateinigem Gnmdci in den <IaeUg»-
Digitized by Google
169
bieten leben enecer Forellen nur nooh die kleineren Fiiohnrten £11-
ritMy Mdblkoppe und Schmerle. Naebdem der Badh waieerrei-
eber geworden, treten Dobebu QSguaUua e^käbu) und Naien (ChoN-
änstowut nanu) und später Fiiebe der Aeeoben- und Barben-Region
libm*
Die Aeschen- Region umfaast grössere Bäche und Flüsse
mit starker Strömnog, steinigem und kiesigem Grunde. Der Theil
der Aeschen- Region, in dem auch Forellen leben, wird vorzugsweiae
fom Lachs aufgesucht, wenn er laicht.
Die Barben -Region umfasst grössere Flüsse und Ströme,
mit schnell fliessendem Wasser und 'feinkiesigem Orunde. Neben
der Barbe finden wir Döbel, Nase, Zärthe, Rapfen, Schneider, Hdse-
ling, GrüDdling und auf sandigem Grunde Kaulbaracb; femer in
mbigen Flniaitreeken die Fiscbe der Blei-Region.
Zur Blei-Region geboren langaam flieeaende Gewiaaer mit
•dUammigem Grunde. Auaser dem Blei (Abramis Brama) finden wir
ib eharaoteriaurend Plötze, Baracb und Heobt, und femer Karpfen,
Web, Güster, Aland, Rotbauge, Bitterling u. a. m.
Wie der FIum aetnen Gharucter oft auf ganz kurzen Strecken
ändert, so geschieht dies auch mit der darin lebenden Fiachfauna,
und wir Enden deshalb, daas die Fischregioneu auf weitere Strecken
in einander einj^reifen.
Ich wende mich nun zu der hier bei Oeynhausen fliessenden
Werre. Dieselbe entspringt bei Webren SO von Detmold und
mündet bei Rebme links in die Weser. Die Forellen-Region er*
streckt siob von der Quelle bis Salzuffeln; die Aeschen-Region
beginnt bei Orbke unterbalb Detmold und reiobt bia anterbalb Her-
ford; bei Salsuffeln iat die Aeacbe bftufig. Die Barben-Region
reiobt Ton Lage bia snr Weaer und die Blei*Region von Löbne
bii mr Mündung der Werre.
Die Bega, welobe bei Pyrmont entapringt und bei Salanffeln
reebta in die Werre fliesst, enthält nebst allen ihren Zuflüssen Tor-
herrschend Forellen und ist für dieselben sehr günstig. Vom Ein-
fluBS der Ilse abwärts erscheinen ausser den Forellen vereinzelt
die Fische der Aeschen- und Barben-Region.
Die Aa entsteht aus mehreren Bächen, die am östlichen Ab-
hang des Teutoburger Waldes entspringen, und fliesst bei Herford
linki in die Werre. Von Bielefeld her fliesst ihr die Weser-Lutter
welebe reebta -die Windwebe mit dem Königlicben Forellenbacb
aofoimmt. Letaterer war bia snm £nde dea Torigen Jabrbunderta
r«ch an Forellen, und die Fiaeberei gebörte snr Burg Sparenberg
bei Kiefeld. Jetst aind die Forellen fiut gans veracbwunden, die
IMierei in der Aa und ibren Zuflüaaen iat dureb den Fabrikbetrieb
bai Bielefeld ruinirt Es finden sieb sp&rliob Baraobe, Weiaafiaobe,
Haobte, Aale, und von Heepen abwärts Barben.
Digitized by Google
160
Die Else flieset bei Löhne links in die Werre, sie hat schö-
nes klarcB Wasser und ist üsch reich. Sie oathält bei Bünde die
Fiwshe der Barben- und Blei-Rej^ion
Die Werre und alle ihre Zuflüsse leiden mehr oder wenig«
durch Abgänge aus Färbereien, Bleichereien, Papierfabriken, Stärke-
ond chemiBche Fabriken, naroentlich ist dies bei Sftlsofielnr Herford,
Bielefeld und Oeynhausen der Fall.
Der Floss wird von folgenden Wander fischen besuefai
Laobs und Meerforelle gingen iraher hiofig Iiis Bielefeld hinan^ sie
finden in der Werre yon Herford bis Salcnffeln and in der Cnterm
Bega Tortreffliche Laichst&tUn. Femer finden wir bei Oejnbanssn
den Maifisch, das Flussnennaoge und unter dem Nadelwehr dassDil
einzelne Flundern.
Den Wanderfiachen, welche im Meere leben und die Flösse 1
aufsuchen, um zu laichen, wird der grösste Abbruch durch die Er- ,
richtung von Wehren gcthan, welche die Fische verhindern, zu ihren i
Laichplätzen zu «^olanp^en, und es kann durch ein einziges solches
Wehr ein an Wanderflscheu sehr reicher Fluss derselben vollständig
beraubt werden. Da die Wanderflsche fast ausnahnüos nor im Meere ;
fressen, so ist die Zahl, die ein Fluss beherbergen kann, nnaUiiagig |
TOn der Menge Fisohf utter, die er produoirt^ und kann eine erstaan* |
Hohe Orösse erreichen, wie dies flberall nodh heute der Fall ist, iro
diesen Fiscben nioht der Zutritt abge8«)hnitten ist« Aus danselbsn
^ Gründen besieht eines der wirksamsten Mittel sur Yerbessening der
Fischerei in der GangbarmaishuDg der Wehre. In welohar Wm
dies geschehen kann, sehen wir an dem hiesigen Nadelwehr, wekdws
mit einer Fischlciter versehen ist. Die Fischleitern sollen den
Wanderfischen die Laichstätten zugänglich machen, welche ümec
durch Wehre oder Wasserfalle abgeecbiiitlen sind. \
1. Niedrige Wehre von 1 m Höhe und darunter kann der |
Lachs bei Uochwasser passiren. Dies wird noch dadurch erleichtert, {
dass man in das Wehr einen 0,6 — 1 m breiten Einschnitt mit Sobäts-
▼orrichtuog anbringt, die bei Wasseruberflnss geöffnet wird.
3. Höhere Wehre von 1 m und mehr Höhe sind entweder
bedeutende oder ToUstftndige Hindernisse f&r den Au&tieg der
Fisohe. üm sie gangbar au machen Tersieht man solche Wehre mi
Fisohleitern. Man unterscheidet:
A. Fischwege, welche mit oonstantem Gefälle und fgusBr
ger Neigung Ton 1 : 15 oder 1 : 20 vom Ober- mm Pntiiii waawr ffik*
ren. Sie sind nur bei niedrigen Wehren zweckmässig.
ß. Fischtreppe u, welche aus Bassinstufen bestehen, die
0,25—0,3 m VertikalabsUndj 1,6—3 m QFläche und V»— 1 m ^sa-
sertiefe haben.
Die Bassins sind durch Sperren getrennt, über die das Nas-
ser entweder cascadenartig fliesst, oder welche mit Oefinuagen ver*«'
Digitized by Google
161
hen sind, m denen Stromschnellen entstehen. Fisohtreppeo nadl
dem Cascaden-Sy Stern muss der Lachs darch Springen passiren,
während er bei dem Schlapf-System die Leiter aehwimmend pai*
■ir«D kaiiii. Im allgemeinen tpringen die Fiiehe nicht to gern, wie
Die Lage der unteren Mftndnng der Fiiebtreppe ist von
grosser inHehtigkelt, weil sie so beschaffen sein mnss, dass sie der
Laohs leicht bemerkt. Die Fische gehen an der Seite, nicht in der
Mitte der Hauptströmung, aber nicht im ruhigen Wasser. Desshalb
muss die Leiter am Rande der Hauptströmung so ausmünden, dass
sie von dieser nicht überwältigt und verdeckt wird. Sie muss hart
an dem Kolk möglichst nahe am Absturz sich befinden, damit sie
der Fisch findet, wenn er versucht hat, das Wehr zu überspringen,
nnd am Fass desselben hin und her schwimmt^ um den Weg nsoh
oben zu suchen.
Die Wanderfiscke steigen nnr bei steigender oder fallen^
der Flnth; es ist dssshalb in der Regel gsnngend, dass bei hohem
Wamrskande Ton dem überflnssigen Wasser eine Quantitit dnreh
die FiscUelter fliesst, nnd dessbalb können die Fisohleitem in der Re-
angebraobt werden, ohne die Triebkraft zu beeintrftohtigen.
Die hiesip^e Fischleiter ist nach dem Cascaden-System construirt;
ihre untere Ausuuindung scheint nicht an einer günstigen Stelle zu
liegten, da der Weg nur selten von Lachsen benutzt wird. Meiner
Ansicht nach hat dies in vorlie^jendem Falle nicht viel zu bedeuten,
denn ich halte das Nadelwehr für kein Hinderniss für den Aufstieg
der Lachse, sobald sich Oefifnangen im Wehr befinden, am Wasser
frei laufen zu lassen, znmal, wenn man nicht viele kleine, sondern
nur eine oder ein Paar grössere Oe£Enongen im Wehr anbringt.
Herr Cand. H. Orabbe berichtet über neue Fnnde von
Saorier-Fftbrten im Wealdensandsteine des Bfiokeberges,
Herr Amtsratb Struokmann in Hannorer beschreibt in
seiner vortrefflichen Arbeit über den Wealden der Umgegend von
Hannover den Fund von sehr interessanten Fährten in einem
Uastingsaandsteinbruche bei Bad Rehburg. Er bringt dieselben in
Verbindung mit den schon früher in den Jahren 1851 und 1852 von
Beckles im Wealdensandsteine von Hastings entdeckten dreizehigen
flkhrten. Beckles schrieb dieselben einem Riesenvogel oder doch
eixiem vogelähnlichen Biesenthier in und beschrieb sie unter dem
Namen OrmUkmdkiimte$. Er konnte diese Fihrten besonders sohdn
eof den sor Ebbeseit trocken gelegten wenig geneigten Sefaiohten
des Hastingssandsteines bei Hastings weithin verfolgen und kam an
dem SoUnsse, dsss sie von einem anf den Hinterbeinen einbersoluni*
t enden Tbiere hinterlassen wiren.
Die Rehburger Fährten stimmen nun mit diesen engKsohen
Digitized by Google
162
«n Chföflte, Form and Schrittweite Überein. 8ie worden tot %
Jahren in einem Steinbruche der Rehbnrg^er Berge entdeckt, und
dort in den untersten Lagen des steil einfallenden Wealdensand-
Steines gefunden. Die Platten befinden sich jetzt im Museum zu
Hannover, in der paläontologischen Sammlung der Universität Göt-
tingen und eine in iJückeburg. Jetzt sind von dort für l&ngere
Zeit keine mehr zu erwarten. Dagegen Bind von mir in neuester
Zeit diese F&brten euch im Wealdensandsteine des Bückeberges wai'
gefunden worden. Sie kommen hier theÜB in den nhlreiohea Stern-
brachen am Föne dee Bftekebergeii die Mf einem von dem Dorfe
Wendthagen bit nach Obemldrohen verlanfenden Sattel Hegen, thaik
aber auoh in den gronen Steinbrüchen auf dem Kamme dieiM
schönen Gebirgmgei vor. Die von mur aufjgefandenep Flhrtei
•oheinen aber von mindeeteni 8 vereohiedenen Thieren heRuriUma
nnd onterschoide ich lie folgendermassen:
1. Fährten mit grossen plumpen, blattartig ausgebreiteten
Zehen von der Form der in dem Str uckmann'scben Werke abge-
bildeten Rebburger. ich gebe die Maaste aweier auf einer Steinplait«
beßndlicher, gleich groster nnd daher wahraoheinlioh einen Sehrilt
bildender Ffthrten:
imaerste Llnge 41 cm;
Breite awiaehen den Spitaen der beiden ftttMemZehen 42,4eB ;
L&nge der innem Zehe 87 cm;
Llnge der ftaesem Zehe 81^ cm;
die Breite der Zehen beträgt:
der äussern 11,6 cm;
der mittlem 11,6 cm;
der innern 12,7 cm.;
die Schrittweite betrigt 87,3 cm«
2. Die iweite Form zeichnet sich durch eine anawrordeotliob
▼erl&ngerte mittlere, schlanke, gerade Zehe aus. Ich gebe die Masae
einer F&hrte aas einem Steinbruche auf dem Eamme auf Sehaooh
burg-Lippe'schen Gebiet:
grösste Länge: 48,4 cm;
Breite zwischen den Spitzen der beiden äussern
Zehen 39,2 cm ;
Breite der mittlem Zehe 8 cm«
8. Die dritte Form hat einen von den beiden eriterti dnidi-
ans verschiedenen Habitus. Dieselbe leichnet sich durch Zehen von
dreieckiger Form ans, deren Basis sehr Terbreitert ist. Die Bant
der beiden äussern Zehen wird durch eine Längsfurche getrennt,
anf deren Grunde eine erhöhte Längswulst verläuft; bemerkenswerth
ist, dass die mittlere Zehe kürzer ist als die beiden äussern. leb
gebe nachatebend die Maasse dieser Form an:
1
Digitized by Google
163
die Länpfe beträgt 32,9 resp. 37,8 cm;
die Breite der inneru breitern Zehe an der Basia beträgt
16,6 cm, der äassem schmälern 14 cm.;
die gröeste Breite der swiaohen beiden äassern 2<eben liegen*
den Binne 10 cm.;
die Länge der beiden gleich langen änttem Zehen, von der
leherf abgesehnittenen Batia gemessen, 16^4 om.
Die Fährte stammt ans dem Steinbmehe des Meiers au Nien*
«ftedt loh fluid ausser diesen nnd vielen andern sodann nodh eine
Fährte im Bergamts-Steinbroehe bei Brandshof, bei der man gans
deotlich den Abdruck einer zwischen den Zehen ausgebreiteten
Schwimmhaut beobachten kann ; die Fährte ist 48 cm lang und
ebenso, wie alle bis jetzt am Bückeberge gefundenen in Relief er-
halten. Auch Struckmann liildet eine Fährte von Rehburg mit
einer Schwimmhaut ab, aber nach der Abbildung zu urtheiien, ist
mein AbdrocJc bedeotend deutlicher.
Vor einigen zwanzig Jahren sollen auch, wie mir Herr Ob«>
Steiger Heidtmeier zu Nienstedt mittbeilt, in dem Dieier'sohen
Stflinbmohe zu Wendthagen, nachdem dort von den wenig geneigten
Sdiiehten des Hastingssandsteinee das Dilnvinm und der hier nur
ca. 1 Meter mächtage obere Wealden abgetragen waren, fiindrfloke
von sdhrittweise geordneten Fährten anf eine £ntfemang von
ca. 100 Meter blosgelegt gewesen sein, and besdhreibt sie der
Genannte als ansserordentlich plump, wobei sie Tertieft erhalten
waren, und das Aussehen hatten, als ob sie von eiuem zweibeini-
gsn Thiere hinterlassen wären.
Die schon jetzt so zahlreich gefundenen Fahrten deuten darauf
hin, dass dieselben, wenn erst die Arbeiter, besonders in den Stein-
brüchen auf dem Kamme des Bückeberges, auf dieses Vorkommen
aufioDerksam gemacht sind, noch in grosser Zahl gefunden werden.
Wiobtig ist für den Transport^ dass die dicken Platten duroh
die Steineägerei auf dem Bäokeberge bis zn einer Dieke von 6 om
dorehgesägt werden können.
Sehliesslieh nooh einige Worte über den etwaigen ürsprong
dieser Fährtenl
Wie oben bereits erwähnt, nahm Beckles an, sie rflhrten von
einem Riesenvogel oder doch einem vogelähnlichen Thiere her.
Wahrscheinlicher ist jedoch die jetzt fast allgemein angenommene
Ansicht, dass sie grossen Sauriern zuzuschreiben sind und zwar
wahrscheinlich grossen Dinosauriern, vielleicht Iguanodontiden.
Zwar sind bis jetzt noch keine Reste dieser grossen landbewohneu-
den und pHaozenfressenden Saurier im deutschen Wealden aufge-
funden, doch ist mir ihre Anwesenheit durch den Fund eines grossen
Extremitätenknoehens mit nm&ngreioher Markhöble sehr wahrsohein-
Heh geworden.
Digitized by Google
164
Die Fährten können aber auch theilweise von den bis jetit
schon im Wealdensandsteine des Bückeberges gefundenen Sauriern,
dem Macrorhynchus Mtyeri Dunker und einem vor nicht langer
Zeit gefundenen noch unbeschriebenen, mit Panzerplatten bekleideten
herrühren. Der Umstand, dass die betreffenden Thiere anschemend
auf den Hinterbeinen einhergeschritten seien, kann vielleicht dadurch
erklärt werden, dass beim Qeh«ii die Fasastopfen der Uinterfüne
mit denen der Yorderi&sse annähernd Eusammezifielen. Die Ein*
drfloke der Hinterfftme blieben nmtftrlich tli die soletst gemaoiiltt
die denernden, und daher sieht eine Beihe solcher IVirten ans, sb
ob sie Ton einem sweibeinigen Thiere hinterlassen wären. Diese Aa-
nahme soheint mir anch dadnroh nooh einige Wahrsoheinliehksit m
erhalten, dass die Rinder der meisten F&hrten doppelt sind und
in Rehbarg mehrere auf einander beobachtet worden.
üeberhaupt scheinen nach meinen in den Schiefern dei
mittlem Wealden am Bückeberge gesammelten Knochen- und Zahn-
resten. sowie nach einem von mir direkt auf dem Haupteteinkoblen-
flötze aufgefundenen förmlichen Bonebed bedeutend mehr Reptilien
im deatschen Wealden vorzukommen, als die zwei bis jetzt bekannten
und in der Dunk erwachen Monographie von H. von Meyer he-
sohriebenen Saurier, PMtäoMNcms SciHmkbmrgtnti» und Jfoerorftynefti»
JMisyefi, sowie die Emiy9 MmkeL So ist mir s. B. dnroh den Fond
eines Sohildes mit sehr langem fiinAgnngsstaohel nooh die G^gea*
wart von Omiophotis crataideiu wahrsohsinlioh geworden.
Herr Dr. Weihe ans Oeynhausen maehte nachstehende Mit-
theilung über seltenere Pflanzen der Umgebung seines
Wohnortes.
Seit einigen Jahren habe ich auf meinen Berufswegen, oder
auch sonst auf Ausflügen, der Flora der hiesigen nähern und weitem
Umgegend meine Aufmerksamkeit au schenken begonnen; zuniohst
nnd hauptsächlich den Phanerogamen.
Die Zeit| seitdem ich meine Beobachtungen begonnen habe,
iit nieht genügend lang gewesen, nm alle Wiesen nnd Felder, aUs
Hflgel nnd Sdhlnohten, alle Haiden nnd Wftlder, alle Griben, Teiebs
nnd Wasserlftnfe dnrohmnstem an können. Nioht sdten habe iA
anoh ganae BOndel heimgebraehter Pflanaen nnverwerthet lasssn
mtaen, weil mir im Angenblick die nöthige Müsse gebrach.
Efaie Ifiokenlose Special-Flora der hiesigen Gegend Ihnen vor-
zuführen bin ich ausser Stande. Ich beschränke meine Mittheilun-
gen auf die Angabe der Fundorte der nicht ganz gewöhnlicbeu
Phanerogamen, die ich bis da im hiesigen Bezirke gefunden habe.
Der Begriff „nicht ganz gewöhnlich" ist allerdings ein dehnbarer.
Zur Yerst&ndigung möchte ioh deshalb erwähnen, dass ich mich im
Grossen nnd Qansen anf H. Wagners illostrirte deutsche Flora gs*
Digitized by Google
166
itütat und die Pflansen als ^nicbt gans gewöhnlich'* hier aufführe,
die Wagner alt „in Deatsehland etellenweiie^ serstreiii* bezeichnet.
Ob ieh das Richtige getroffen habe, ob ich nicht vielleicht manch-
mal seitone Pflanzen unerwähnt lasse, häufigere der Erwähnung
Werth halte, muss ich nachsichtigem ürtheil vorbehalten.
Ans der Familie der Ranunculaceru haheu wir in unserer
Gegend zahlreiche Vertreter. Als seltenere erwähne ich nur C^ema-
tis vitalba L. (an der Porta westphalica und den Bergen an der
Weser überhaupt ziemlich gemein). Im Garten des Gastwirih St ei-
ner t in der Porta steht ein Stamm dieser Fflaase Ton atisserge-
wohnlicher Starke. Eanuncuim hederaeeu$ L. nenne ich deshalb^
«eU Wagner augiebt, dass er nicht unter 260 Meter H5ha ange-
troffen werde, während er hier keine 100 Meter hoch reichlich und
dauernd yorkommt E^ne besonders imponirender Ranunkel B. Idn-
gwa L, ist hier gleichfalls an Graben-Rändern torfiger Wiesen an-
lutreffen. Am Ostabhang des Wittekindsberges der Porta, auf einem
schattigen Rasenplatze habe ich UelUhorus foetidus L. und ebenso
vereinzelt Hdlelorus nigtr L. an Abhängen von Nebenhüj^eln des
Jakobsberges (Porta) angetroüen. Beide anscheinend nicht durch
Cuitur verschleppt.
Von den Cruciferen will ich Cardamine amara L., als reich«
lieh an hiesigen stehenden und fliessenden Gewässern vorkommend,
erwähnen. Seltener an alten Halden des Jakobsberges (Porta) blüht
alljifarlieh Muperia ma^omUia L. Sehr reichlich tritt hier auf san-
digen Aeckem TeeMka nnäieauliB Br. auf.
Aas der Familie der Violariten habe iidk hier eine beson- .
dere Abart der Fiola iHedkif angetroffen. Die Pflanse unter-
scheidet sich in den groben Umrissen vom Feldstiefmfltterchen nicht»
bildet aber niederliegende Hasen, dauert mehrere Jahr aus, und
blüht sehr früh im Frühjalir und spät im Herbst mit herrlichen
blauen Blüthen. Im wilden Zustand habe ich die Pflanze ausschliess-
lich an drei beschränkten, sandigen, unbebauten Stellen der Werre-
ufer vorgefunden. Seit mehreren Jahren habe ich die Pflanze im
Garten und Blumentöpfen cultivirt; sie hat auch hier ihr Verhalten
aidit geändert, so dass ich sie für eine besondere Art au halten
geneigt bin. Viola tricolor zeigt ja überhaupt einen grossen For^
menreiGhtham; doch sind alle jene Formen nicht constant, wfthrend
sieh mir diese Form bis da ab constant bewfthrt hat Bei Garcke,
Aseherson, Wagner habe ich «ine gleiche Form nicht erwfthnt
gelandan.
Mal^aeten haben wir hier 2 nicht ganz h&nfige: die Mal'oa
Aicea X. und vereinzelt auch rotundifolia L.
Von den Geraniaceen möchte ich Geranium lucidum L. (an
fien Felswänden des Wittekin{ll)erfres). Geranium pratense L. (auf
Wiesen bei Rinteln), Geran. j^maicum L, (an den Wallgräben der
12
Digitized by Google
166
SUdt Herford) und Ger, pkmm X. (am hiengen Kurgartea), lelUtce
Art Tielleicht früher enltmrt mid iMobiiials verwildert» erwftlmeii.
Unter den Papilionaceen scheint 2W/bltiiiii fragt fefum L
und Omithopus jicrpusillus X. nenueuswerth. Beide sind hier mclii
Bellen, letztere Pflanze auf sandigen Boden sogar gemein.
Was die Rosaceen betriftt, so gicbt es hier, wie überall,
eine grosse Zahl. Von selteneren erwähne ich Potoitilla fragaria-
strum Krh., die hier sehr verbreitet ist, Potent illa vertia L. m
Wittekindsberge, und Comarum palustre X. an Graben-lländern sum-
pfiger Wiesen vorkommend. Rvbus- Arien sind hier zahlreich, doch
gehe ich auf eie nicht n&her ein, weil MittheUungen gelegenlHcber,
lilokenhafter Beobachtungen um lo weniger Werth haben, da sich ,
tftehtige Forscher eingehend mit diesen Pflansen unierer LoeaSfiflct
beBohilligen.
Onagraeeen will ich hier 8 erw&hnen: Ej^üobnm kksubrnL
und Ocnanthera hiennis X. (beide an den Ufern der Werre) und
Hippuris vulgarh L. (in eiucui Nebenfluss der Werre, der »og.
Salze bei Salzuflei)).
Von den Lythrarieen ist Portw/« X. hier einheimisch
Von den Cucurbitaceen habe ich Bryonva dioica X., an
Gartenhecken bei Minden wachsend, mehrfach gefunden.
Seltnere Saxifrag aceen giebt es hier: ChrysospUnium alter
nifoUum X. und appoiUifoUum X. Ersteres ist hier ziemlich haa%
letsteres nur an einer beschr&nkten Stelle der Porta wcstphalica,
oberhalb dee Dorfes Lerbeck, bis jetst von mir gefunden. Ferner |
kommt Pamasiia peHuaria X. auf den Lohfelder Wieean, nidit weit
▼on der Porta, und Drosera rotmidifdUa X. fiut überall in der
Umgegend vor.
Umbelliferen habe ich 2 zu erwähnen: Sanicuta mropaeal-,
fast in allen Wäldern, und HydrocotyU vulgaris X., gleioihfhUs safcr |
verbreitet auf feuchtem unbebautem Lande, sogar mitunter als Co- |
kraut auf Blumenbeeten und Töpfen. I
Von den Äraliaccen hebe ich nur deswegen den Epheu.
Hedera Hdix X., hervor, weil er nicht überall in blühenden resp 1
bl&hbaren Exemplaren angetroffen wird, üier findet man ihn nicht
selten in nächtigen Ranken um alte Eichen geschlungen und an
altem Gemäuer mit reichlichen Blüthen und Früchten. Auf dem
Amthausberge bei Vlotho ist ein alter Stamm, der in seinem grösstes
Durchmesser circa 80 Gentimeter hat
Es sei mir gestattet, hier eine knrse klimatolQgische Bemtf-
kung auMknüpfen. Eine 2öjährige, auf hiesiger Saline aagestelhe,
Beobachtung zeigt, dass Oeynhausen eine Durchsehnittstemperstor
von im Winter + 1,3, im Frühling -f 9,3, im Sommer + 19,2 nsd
im Herbst + 10,6 Gra^ Cela. hat. Oeynhausen liegt auf dem 51
Grad nördlicher Üreite und 26. Grad östlicher Länge, etwa 71 Mewr
I
Digitized by Google
167
ftber dem Nallpunkt des Amsterdamer Pegels. Yeigl^oheii wir
nur nosere DurcJischiiittstemperatareii mit denen gleieb, oder selbst
sfidKcher gelegener Orte, so findet sieb, dass nnsere Winter weniger
kalt, unsere Sommer weniger heiss sind. Dies Resaltat instrumen-
teller Beobachtungen wird so zu sagen pflanzenphysiologisch be-
stätigt. Hier gedeihen herrliche Epheustämme mit Blüthen und
Früchten, herrliche Exemplare von Ilex aquifolium X., Lonicera-
Arten und andere Pflanzen, welche in gleich- oder südlicher gelegenen
Orten den Winter nicht aushalten. — Die Nahe der Nordsee scheint
OBser Klima zu miljiem und gleichmässiger sa machen.
Die CaprifoHaesen haben hier 2 Vertreter: Lomeera Fmd^
mmm X. nnd «yloefonm X., beide nicht selten and in mftohtigen
Eiemplaren.
Die Ruhiaeten seigen, unter vielen Überall Torkommenden
Arten, hier Qaikm Om^nOa Scop. und vOginonm L. in reichlioiiea
Mengen.
Von den Compositen erwähne ich als seltnere: Äster tripo-
Uitm L., Inula Conyza D. C. und Britannica X., Pulicaria dysente-
rica Gart., Senecin saraceniciis X., Arnica viontana X., Centaurea
sttlstitialis L., Änioseris pusiJla Gärt. — Arnica mont. habe ich nur
an 2 beschränkten Fundorten augetrofFen, auf moorigen Wiesen bei
Wolferdingsen und bei Lobicld, Inula Britann. nur am Weeerufer.
Cmtamna soUtitialis ist auch hier, vrie überall, unbeständig.
Eine nicht grade häufige Campanulaeee: Campanula Ma-
pmiddua X. findet sich in diesseitigem 6ebiet| namentUefa an der Porta.
Von seltneren Primulaee$n traf ich bis i^isi BotUmia pakh
ttrii X. in Wiesengräben des Gutes Haus Gohfeld an.
Von den fiberall nioht grade häufigen Leniibulaeeen kommt
hier Pinguieula tmlgaria X. Tor. Doch habe ich diese niedliche
Pflanze bis da nur ein einziges Mal in vielen blühenden Exemplaren
iu der Nähe des Dorfes Volmerdingsen auf einer torfigen Wiese,
gefanden.
Als einzigen in Dentschland vorkommenden Vertreter der
Äquifoliaceen erwähne ich Hex aquifolium X. aus ähnlichen
Gründen, wie ich Hedera helix genannt habe. Die Stechpalme oder
HfilgA kommt hier in ganz colossalen Exemplaren Tor. In der Nähe
des Dorfes Bergkirohen steht ein solches, welches das daneben stehende
Bans sammt Daeh nm ein Betr&chtliches überragt nnd eine mächtige
Krone nnd eben mächtigen Stammnmfang besitst Die genauen
Maasse find mir leider nicht anr Hand.
Der Familie der Aselepiadeen einaiger deutscher Vertreter,
Cynanehum Vineetoxieum JR. Br. kommt an den Lndener Klippen
bei Rinteln zahlreich vor.
Von den herrlichen Gentianeen habe ich bis Jetzt Oentiana
Pneumonanthe X. hier massenhaft, Gentiana cawpestris X. am Vie-
renberge bei Salzofien, Gentiana cüiata L. vereinzelt an den Porta-
Digitized by Google
168
Bergen gefanden. Die nicht minder präebttge MenyatUhes trifdUata
L. blüht hier im Jani sehr reichlich anf vielen Wiesen.
Eine seltene Solanee: Physali» JJkekengt L. wird bei Vk>tbo
am Buhnberge zahlreich anpfetroffen. Atfopa belladonna L. künmji
dort und an der Porta in rnächtij^eu Exemplaren vor.
Sero jyh u lar ine e n triebt es hier Digitaliiy purpurea L. in
grossen Mengen und sehr verbreitet, ferner die 3 TAnaria-\Tien\
Vjfniballaria Miller^ an Felsen und Mauern bei Vlotho, Elatim I)e4-
auf Aeckem bei Wulferdingsen, minor De$f, überall als Unkraut auf
bebauten und unbebauten Plätzen. An den «cblamniigen Ufern
mancher Flachs-Röthc-Graben findet man auch lAmoseUa aqiiial^ica L.
Zahlreiche Labiaten sind in hiesigem Gebiet antntreffeo.
Ich erwähne nur Mmika süvestna L, (anf der Horst bei Tbtibo)»
Nqpeta eaUuria L, (bei Dorf Bergktrohen and Lohbnsch), SeuUUam
minor L, (an feuchten, nnbebanten Plfttsen der Steinegge), iSitockyt
arvensis L, (als gemeines, lästiges Ackerankraat), GäUopsk oefcn^
Imca L. (auf sandigen Aeckem des Gutes Haus Gohfeld).
Die p:e\vöhnli('hL'n Paronychiacem ülier^^ehe ich und nenne
nur das quirlblattrige Knorpelkraut, lUecebrum rerticdUitum X..
welches hier vereinzelt auf feuchten Sandboden angetroÜeu wird
(Hahnenkanip).
Mit den Chenopodiacee n habe ich mich wenig befasst. weil
ihre genauere Untersuchung mir zu zeitraubend war. Auf die zu
ihnen gehörigen Salicorma- und Salsola-ArieB habe ich bis jetst
mein Augenmerk gleichfalls nicht gelenkt.
Von den JT^ymeleaeeen fnhre ich den auch häufig in Gärlen
gepflegten, am Ostabhang des Jakobsberges der Porta Tielfiich «fld
wachsenden Seidelbast, Dapihne Megermm L. an. Auch an dsa
Beigen bei Detmold und Brakwede ist die Pflanze häufig.
Aus der Familie der Ameniaeeen sind die ^Kx-Arten ein
beliebtes Oeblet des Studiums. Unsere Oegfend ist durchaus nicht
arm an Vertretern dieser Pflanzen-Gattung. Dennoch muss ich dis
/SaZtj;-Arten hier üliergehen, weil ich l>is da nicht Müsse genug
hatte, mein Material zu sichten und durchzuarbeiten.
Die Hydrocharideoi haben im diesseitigen Gebiete als selt-
neren Vertreter den gemeinen Froschbiss, Hydrocharts Mtyrsm ranae L-
Doch ist es mir, trotz Nachsuchen in vielen Wassergräben und
Teichen, bis jetzt nur gelungen, ihn an einem Fundort (Wiesen des
Gutes Haus Gohfeld) anzutreffen, hier allerdings sehr reicblicb.
Femer kommt an derselben Oertlichkeit StraltioUs aloides L, reidh
lieh, in männlichen und veiblichen Pflanzen vor.
Ich komme nun zu der interessanten Familie der OrcJ^sdeen.
Erlauben Sie mir, hier etwas ausfäbrlioher sn sein, da ich nadi
diesen Pflanzen das nächste Gebiet genau durchforscht n habea
md ein vollständiges, freilich nur kleines Verzeichniss der hier
Digitized by Google
169
TorkomiDeiiden Arten Torlegen sa können glaube. Es kommt
hier Yor:
EpipaeHs hUifoUa Swarg sahireich an der Porta weitphalioa,
aach deren Unter- Art rMginoaa GaMdin eeltener, mit der vorigen;
ferner Ep» palustris Swars sehr sahlreioh auf sauren Wiesen.
Cephäkmfhera paüens lUehard ist an der Porta weetphalioa nieht
selten, Ceph, snsifcUa Sid^, habe ich bis jetzt nur bei Hinteln ge-
fonden.
Listera uvata Brown ist hier, wie überall, g^emein. Neottia
Nidw< ai'is L. kommt zieinlicli häufig an der Porta uud weiter au
den Weserbergen, z. B. bei Rinteln, Arensburg etc. vor.
Spiranthes aiäumnalis Iitdtard wächst in einem unbebauten
Thalgrunde oranz in der Nähe Oeynhausen'«. Doch ist zu befürchten,
dass die kleine Stelle Oedland bald cultivirt und die Pflanze hier
verschwinden wird. Bei Salzuflen (Fürstenth. Lippe) kommt die
Pflanze auf dem Yiereuberge in grossen Mengen Tor.
Ore^- Arten im engern Sinn habe ioh angetroffen 0. Morio Xr.,
sehr verbreitet nnd in allen mdgliohen Farben blühend, von donkel-
brannroth bis schneeweiss; 0. maaUata X., sehr sahlreioh und
mannigfaltig; latifaHa L, die Terbreitetste und gemeinste in kolossa-
len Exemplaren, über Vs Meter hoch, und in allen Farben von
dunkel-porpur bis schneeweiss, der leteteren Unterart, angustifdUa
Wimmer und Gräbmvsht^ oft grössere Gruppen zwischen der fast
schon verblühten latifoUa bildend und weithin kenntlich durch ihre
incarnatrothe Farbe; mascida L. auf Wiesen und in Waldungen
viel verbreitet; covopsea L. hier sehr häufig und stellenweise in
kolossalen Exemplaren, über ' ^ Meter hoch, die Blüthen vom dun-
keln Purpurroth bis Schneeweiss. Unter letzterer, doch erst wenn
ihre Blüthe fast beendet war, habe ich häufiger Exemplare frisch
erblüht gefunden, deren Blüthen dicht gedrängter standen und kleiner
als die der eigentlichen 0. cfmopHa waren. Ihr Geruch war sehr
angenehm^ von dem der 0. eonopsta dnrohans versohiedep, doch war
der Sporn der Blüthen stets betrüchtlioh Iftnger als der Fruchtknoten,
so daes ioh sie als 0. odortAistima L» nicht ansprechen konnte.
Hobenairia lifalia S. Brown ist hier reichlich in Waldungen
und auf feuchten Wiesen ansutreffen. Auf den letzteren meist die
Form, die von Custer JPfaianihera dUmnlJba bezeichnet ist, deren
Blüthen grösser und grünlicher sind und ihre Staubbeutel weiter
auseinanderstehen haben.
Endlich Ct/pripedtum Calceolus L. kommt nur an einer kleinen
Stelle der Porta westphalica und nur in w^enig Exemplaren vor. An-
scheinend ist der Fundort zu bekannt und zu wenig geschont.
Lassen Sie mich noch einige kurze Bemerkungen über die
Coltur der Orchideen anfügen.
Da diese interessante nnd schöne Pflanzenfamilie durch Abhol-
Digitized by Google
170
sang und Urbarmtobung immer mehr znriokgedraDgt wird, eo ßegi
ea fSr Freunde der Botanik nahe, ihre Caltnr za vereacben. &m
Gnltnr gelingt bei der ndibigen ümaieht mehr oder weniger gat
lob habe bia da cnlÜTirt EpipacUs; Oq^häkmUkerth^ (MtU-^ Hobt^
naria- und Ophrys-krUm^ femer lAtUra imHta, Spiramthes mUmm-
Iis, Cypripedium Cälceolus und Neottia Nidus avis. Yerachafft habf
ich mir die lebenden Pflanzen an ihren Fundorten, meist zur Zeit
der Blüthe, mitunter längere Zeit vor derselben, sobald die PÜanxen
nur mit Sicherheit erkannt werden konnten, durch Ausgrabung mit
möglichst grossen Ballen. Diese Ballen setzte ich an ihrem natür-
lichen Vorkommen möglichst ähnliche Stelleu des Gartens in's Frw-
land oder auch in Töpfe. Alle Pflanzen entwickelten sich hier voll-
kommen weiter, meiit bis zur Samenreife. Im Herbst, zur Ruhe-
zeit der Pflanzen, wurden die Ballen, welche auiaer den Orchideeo
▼ielfiMb Griaer und aonstige Unkrftnter enthielten, vorsichtig wieder
anageboben, zerkleinert and die Knollen von Neuem in eine, den
Ballen mögliohat fthnliche Erdmisohung gesetzt Auf dieee WeiN
werden die listigen perennirenden Unkrftnter, namentlich der Wieseo-
Orohideen, beseitigt; ferner vermeidet man so sicherer, als donih
andere Massregeln, dass der ursprüngliche Pflanzenballen nicht dordi
Nachtfröste und am Taq^e folgenden Sonnenschein im Frühjahr aus
der lockern Umgebung iierausgehoben und die ganze Pflanze zerstört
wird. Die im Waldschatten wachsenden Orchideen haben keine
solche ünkrautballen, man kann sie also im Herbst ungestört laj^sen.
Die faserwurzlichen Arten, wie J'Jpqiactis und Cypripcdium bleiben
auf alle Fälle am besten ungestört. Einige Mal habe ich Orchideen-
Knollen im Herbst von Handela-Gärtnereien bezogen, namentlicb
hier nioht anzutreffende Arten.
Am bseten bewiUirt hat sich mir die Topfkultor; da sie mir
aber zu mfihsam und zeitranbend war, so mnsste ich von ihr wieder
abstehen. Uebrigens habe i<di auch bei der F^ilandkoltnr ganz m-
Medenstelleiide Resultate gehabt.
An einer der vollen Morgensonne ausgesetzten, fibrigens sehatp
tigen und gegen allzuviel Regen geschützten Stelle des Gartens
werden erhöhte Beete mit Kalksteinumrandung terassenförmisf an-
gelegt. Der Untergrund wird durch Steinlagen hinreichend wasser-
durchlässig gemacht. Als Erdmischung verwendet man alten .Mauer-
lehm mit Laub- und Moorerde und etwas Sand und gelben, mürbea
Kalk-Mergel. Diingererde verträgt keine Orchidee.
Bei auhalteuder Dürre wird es nöthig, auch die Freilaod-
Orcbideen zu giessen. Doch scheint mir mne möglichst intensive
BeschaituDg der Orcbideenbeete durch andere ganz niedrige und dar
Dfirre trotzende Pflanzen, über welche die Orchideen hervorragen,
zweckmässiger. Die am meisten Feocbtigkeit liebenden Arten
men natürlich bei der Bepflanznng auf die untersten Stufen, die geg>B
Nasse empfindlichsten auf die obersten der Terasse.
Digitized by Google
171
Gar keinen ICaaerfolg habe ich bei> Oypripeäium gehabt. Fer-
ner gedeihen und bldhten sehr gut Epipaetü latifoHa 8», and ruHd'
gmoM Oaud., lAtUra ovoto K Bt., Habtnaria bifofia E, Br^ Ce*
jMmiShera paUens Rieh., viele Orehis, als Motio L., militans X.,
mascttla L., macxUata L., latifolia L., pyramidalis X., conopsea L.,
odorat i.ssnna X., sambucina L., endlich einige Ophrys-Arten, von
letzteren am besten Ophri/s myudes Jacq. — Neottia Nidus Avis L.
habe ich \nelfach an ihren Standorten aufgesucht und sie, als sie
noch kaum aus der Krde hervorsahen, oder auch weiter entwickelt,
mit grossen Ballen im Garten and in Töpfen eingepflanzt. Stete
entwickelten eich die Pflanzen herrlich bis zur Samenreife, aber nie-
mals ereohienen sie im nächsten Jahre wieder, Termnihlieh weil sie
Sohmarotcer sind, nnd die Bedingungen ihree stetigen Gedeihens
ihnen kfinsüieh nicht leicht gegeben werden können. — ßpiranlihea
«aUummaU$ Sidi. habe ich in prächtigen Exemplaren cnltivirt, dodi
■nd sie alle in einigen Jahren vergangen. Es scheint, als ob diese
Pflanze nnr in dichter Grasnarbe dauernd gedeiht. Im Frühling
nämlich wurden mir die Pflanzen mit oder ohne ihren ursprüng-
lichen Krautballen durch die Nachtfröste und nachfolgenden Sonnen-
schein stets aus der Erde gehoben und kamen so schliesslich um,
wenn das Wiederfestdrücken einmal versäumt, oder oft erforder-
lich wurde.
Meine wenigen Versuche, die Orchideen aus iSamen zu ziehen,
der theils in meinem Garten, theiU auch von Pflanzen an ihrem
ostnrlicben Standort gesammelt war, sind fehl geschlagen, d. h. die
Ssmen keimten überhaupt nicht, selbst nicht nach 2-^3 Monaten.
Leider habe ich in den letsten Jahren zu wenig Zeit auf
meine Fflansen yerwenden können, so dass die meisten schliesslich
^gogangen sind. Nur Cypripedhm hat sich auch ohne Pflege kräf-
tig und gesund erhalten, wo es auch hingepflanzt wurde, ebenso
emige Ordbi^Arten und Ophrys myoides Jacq. Einige andere Arten
treiben zwar noch alljährlich, bringen aber keine Blüthen.
Eine sorgsame Pflege scheint also bei der Orchideen*Caltar
durchauä nöthifr, ist aber auch sehr lohnend.
Von den Jridecn kommt nur die \ni\\\\\ff'Ä'Q Iris^stud-Äcorus L,
im diesseitigen Gebiet vor, diese aber massenhaft.
Von den Amaryllideen ist nur eine, Leucojum vtfmun L.
aieht weit von uns, bei Bad Nendorf, auf feuchten Wiesen reichlich
«nsQtreffen.
Liliaeeen erwähne ich neben Ports guadrifoUa X., Polyg<h
natm miUHflonm L„ (kmoaBaria majäUt X., Me^anihmum bifa-
Um Schm, als weniger häufige AUium unkwm Xr., Otigea tuha
8Mt. und Oa^ mkdma aehuU., endlich Orm^gähm umbdla'
Meine Beobachtungen in Betreff der luncaceen, Cypera-
Digitized by Google
eeen und Gramineen sind bis jetzt 8o durohaoB lüokenhali und ■
UDTollstandig, dsas ick dieae PflanzenluiiUie von meineii iMatifn j
MittheüangaD lieber geoi eusaohliesae.
Herr Oberlehrer Cornelius legte soletsi noch einen von Fm i
Wiekott in Dortmund eingesandten androgynen Blflthenslesd m |
Zea Mttit vor. 1
Hierauf wurde dio 38. General -Versammlung um llVt ^ '
vom Präsidenten mit dem Ausdruck des Dankes für die zahlreich«
und aufmerksame Tlieilnahme peschlossen. '
Nach einem in der Halle des Kurhauses eiligst eingenommenen
Frühstück, wandte sich die Schaar der Festg^euossen dem Bahnhole
zu, wo der lauiigeschmückte Extrazug bereit stand, um die GewU-
Schaft nach Detmold zu bringen. Das Wetter hatte sich bereits am
Vormitta«,^«' aufgekl&rt, und so verlief die Exoursion nach dem Her-
mannsdenkmal zur allgemeinen Zufriedenheii. Am 7 Uhr etm
braobte der Zug die Theilnebmer, deren über 100 waren, naoh H«>
ford und Oeynhausen zurfick, von wo sie mit den angenehnnftes
Erinnerungen an die verlebten Tage naoh allen Richtungen in 4i»
Heimath eilten.
Bericht über die Herbst-Versammiung des Natur- '
liigtorischen Vereins für Rheinland und West&len.
Bereits Samstag Abend am 1. Ootober fand sich in Bonn eine
grossere 2^hl von einheimischen und auswärtigen Mitgliedern n
einer ersten Begrfissung in den B&umen der Lese- und Brholuogi-
gesellsehafb susammen. Die frühen Morgenstunden dea fo^geadn
Tages wurden snr Besichtigung der reichen Sammlongeii und der
ausgelegten Naturalien in den Yereins-Oeb&uden verwandt^ wottaf
hier im grossen Bibliothek-Saale der Herr Pristdenti Ezcellens vos
Dechen, gef^en 11 Vi Uhr die Sitzung von etwa 50 Theilnehmefe
eroffuL'to, deren Zahl rasch über 80 stieg'. Nach einer kurzen Bs*
willkommnung der Versammlung: durch den Prä8ideQteii begannen
die wissenschaftlichen Vorträge und Mittheilungeu.
Herr Prof. Andrä widmete zunächst dem um die Stiftung uD<i
Entwicklung des Vereins hochverdienten langjährigen Vice-Präsiden-
ten und zuletzt Ehren- Vicepräsidenten Dr. Gl. Marqnart eioen
ebrcnvoUeu Nachruf, der bereits in diesem Correspondenzblatt S. 41
im Druck erschienen ist
Digitized by Google
178
Herr Oberförster M elsheimer ans Lins s. Bhein trag als
Beilrag aar lotelligena der Thiere folgende 2 Begeben-
heiten vor, welche unter den vielen von ihm gemachten Wahmeh-
mongen über die Lebensverrichtungen der Thiere gans besondere
dam geeignet erscheinen, zu beweisen, dass die Thiere nicht nur
dem ans onbewnsster VorstelloDg irgend eines Zweckes entsprin*
genden, innern Trieb, weloben man mit dem Worte „Instinkt" be-
zeichnet, gehorchen, sondern eich desjenigen sehr wohl bewusst sind,
was sie thun und demgemäss mit oft bewundernswerther Ueberle-
goDg haudehi.
I, An eiuom Somnicrtage des Nachmittags weilte ich mit
einen) meiner Forstlehrhnge an dem linken Ufer der Ahr au einer
SteUe, wo das Wasser sioh über eine Fläche von etwa 10 m ausbrei-
tete. Da wo wir standen, war das Ufer oberhalb stark mit Weiden
bewachsen, nach unten aber gleich dem Bachbette abschüssig und.
demgemftss das Wasser stark abfliessend, so dass cwischen den Wei-
den nnd der Wasserströmung einef nur einige m breite, freie und
liaeh ausgebende^ sandige Stelle sich befand. Ich sah auf der Was*
serfläche, nahe dem jenseitigen Ufer etwas Winsiges treiben, das
lebend und im Begriffe zu sein achien, unter Benutsnng des Windes
die Wasserfläche zu übersegeln und zwar nach der Stelle zu, an
der wir gestanden. Nachdem ich den Forstlchrling darauf aufmerk-
sam gemacht, traten wir, das I>iug beobachtend, so hinter die Wei-
den, dass wir durch diese nach der Wasserseite zu gedeckt waren.
Wir bemerkten an dorn kleinen Fahrzeup: etwas wie ein wiTiziores
Se^l, welches sich der Windrichtung entgegen so zu drehen wusste,
daas jenes sioh mehr und mehr der freien Stelle neben uns, dem
einzigen Landungsplätze auf dieser Seite, näherte. AU es an der.
aelben angekommen, erkannten wir eine todte Kreuzspinne, auf der
«ine Grabwespe sass, welche das Uebersegeln durch Hebung und
Weodnng eines Flügels so geschickt zu bewerkstelligen wusste. Die
Wespe schleppte ihre Beute aufs Land, brachte dieselbe unter einen
lose daliegenden Stein in vermeintliche Sicherheit nnd begann dann
den Stein, mit der diesen Thieren eigenen lebhaften Unruhe, zu
umkreisen und sioh mehr und mehr davon zu entfernen, bis sie
unsern Blicken entschwunden war. Ich nahm nun die Spinne unter
dem Steine hervor und kehrte damit zu unserm Verstecke in die
Weiden zurück. Kaum war ich dort angekommen, als sich auch
schon die Wespe wieder an dem Steine einfand, wo sie alsbald be-
merkte, dass ihre Beute verschwunden war. Es war nun sehr inter-
essant zu sehen, in welchem Maasse das Thierchen über den er-
littenen Verlast aufgeregt wurde und mit welch unbeschreiblicher
Hast es sofort demselben nachspürte, indem es erweiterte Kreise
am den Stein sog, bis es endlich sum Zweitenmale unserm Gesichte-
kreise entschwunden war. Die Spinne wurde nun wieder unter den
Digitized by Google
174
Stein gelegt, und als die Wespe nach etwa einer Stunde nicht wie-
der snrückgekehrt ww, yerlieuen wir den Ort, am, da et at^oa
dämmerte, den Heimweg auaotreten.
II. Es betrifft in diesem Falle dieselben Thier«, nur wurde
diesmal die Wespe von einer Spinne überlistet
An einem Sommertage dieses Jahres, ee war am 18. Angait
des Nachmittags, sass ich mit meiner Familie und dem Frinleia
Rosa Müller aus Frendenihal in Oesterreich-Schlesien hinter
Hause, um im Freien Kaffee zu trinken, als ich am Boden eine
Grabwespe bemerkte, welcbe eine Spinne fortschleppte. Nachdem
ich die Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, sahen wir die
Wespe mit der Spinne ihren Weg den äusseren Mauerrand des
Hauses hinauf nehmen. Auf diesem Wege war sie bis zur Höhe
von etwa 1 ^jo ra emporgeklonuneu, als 2 m seitwärts aus einem
kleinem Maucrlocbe eine andere Spinne mit grosser Geschwindig-
keit hervoreilte, sich der Wespe näherte und an der Beute der-
selben, ihrer geraubten Verwandten, einen Faden anklebte. Ißt
diesem Faden verband sie nunmehr die R&uberin und ihr Opfer is
der Weise miteinander, dass sie mit grosser Eile etwa 8 — 10 Xsl
um beide herumlief. Darauf kehrte sie ebenso rasch, als sie geknu-
men war, in ihr Versteck soröck. Als die Wespe sieh an ihre Beuis
befestigt fühlte, Hess sie sich mit derselben sofort herabfallen md
suchte sich am Boden durch Zerbeissen der Fäden zu befreien, was
ihr nach ungefähr Stunde mit grosser Mühe geluugen ist. So-
bald die Wespe frei war. Hess sie die Spinae zurück und fluh eiligst
davon. Die zurückgelassene Spinne war noch am Leben, jedoch
hatte ihr die Wespe die Beine abgebissen, wahracheinlich deshalb,
um sie bequemer transportiren zu können.
Der Vortragende seigte ein woibliches Individuum drr
Kreuzotter, Pelias dem«, welches durch Albert Weokbeeksr
im Bienhorn, einem Oestrftuche bei Pfaffoodorf oberhalb Ehreobrsü-
stein, in Gegenwart des Gericfatsbureangehülfen Treibenbach, welcher
es entdeckt hatte, gefangen worden ist. Ich erhielt daaselbo von den
Forstakademiker Kropp ans Ehrenbreitstein zugesandt. Aoaserdsm
soll die Kreuzotter im Regierungsbezirk Coblenz noch vorkommeii:
zn Bad Bertrich, in der Umgogend von Kreuznach, bei Neschen in
der Bürgermeisterei Neustadt an der Wied und in der Buchholzer
Heide in der Bürgermeisterei Asbach, doch hal)e ich selbst mich
nicht von der Richtigkeit dieser Angaben, welcbe mir gemacht
worden, überzeugen können*).
1) Der anwesende Herr Professor Dr. Landois gab an, daif
das Vorkommen der Kreuzotter auf der Buchholser Heide consU*
tirt sei.
Digitized by Google
176
Der Redner legte noch vor und betpraoh folgende Pflansen*
nMDstrositäten:
1. JVifoUum repens L,, bei St. Catbarinen in der Bürger-
meisterei Neustadt im Juli v. X 1680 gefunden. Die Blütbenatiel-
eben {pediceUi) erscheinen Über die normale Länge von etwa 2 mm
hioaus bis zu 9 mm, die Kelchröhre aber nur wenig verlängert. Die
fünf Kelchzähne sind zu Blältcben ausgewachsen, von iknen dio
zwei oberen verkehrt länglich-herzförmig, 5 mm lang, 3 mm breit,
in der Ausbuchtung und zu beiden Seiten derselben mit 4 — 7 kurz
bedornteu Zähnen versehen, die drei untern länglich elliptisch oder
ebenfalls verkehrt länglich herzförmig, 4 mm lang, 1 mm breit und
weiss befandet sind. Fahne, Flü'^el und Kiel sind zu kleioeo, eiföc-
nugeu, die verkümmerten Stanbgefasse und den Griffel einhüllenden
Blittdben vergrünt und stehen so als gesehlossenes, grünes Köpfchen
unterhalb dem oberen Eelohrande oder ragen eben Über diesen hervor,
2. Campanula rapuncuhidea Xr., vom Kaisersberge bei Linz
a. Bhein. Die Blüthen stehen in langer, meist einseitswendiger
Traube und zeigen im Allgemeinen folgende zwei Hauptformen:
a. Bei fehlender Blumenkrone erscheinen die Staubgefässe
vergrünt. Dieselben sind 5 mm laug. 2 mm unten breit und haben
genau die Gestalt, Behaarung und grüne Farbe der Kelchzipfel an-
„•enoramen. Das 2 inin dicke, an der oberen Hälfte violette, stark
behaarte Pistill theilt sich in mehrere (5 — 7) achueckenlörmig zu-
rückgewuudene, 6 nun lange, mm unten breite und spitz zulau-
fende Zipfel.
b. Die ganze Blütho besteht aus einer Rosette von 12 — 18
lanzettlicheo, grünen, 5 mm langen, in der Mitte 1,5 mm breiten,
borttlich behaarten Blittohen, deren Spitzen an den zuletzt entfisl*
teten, oberen, roth ge&rbt erscheinen.
8. SUene inflata Sm. An der oberen Ahr durch Herrn Zeichen-
lehrer Kaufmann in dieeem Sommer aufgefunden und mir über-
geben.
Die Kelche sind 8—10 mm lang und 3—6 mm breit, die klei-
neren, fast bis zur IJasis, die grösseren bis zur Hälfte fünfspaltig,
gleich der Blumenkrone und den Staubgefässeu vergrünt und das
Ademetz nur dann erkennen lassend, wenn die einfache Kelchseite
gegen d&s Licht ^Tobalten wird. Wie es bei derartig(?n Vergrünungs-
erscbeinungeu oft vorkommt, so ist auch hier eine Sprossoog von
einer oder mehreren Blüthen aus einer Grundblüthe heraus erkennt-
lich, wodurch die Infloresoenz als eine gedrängt büscbelige erscheint.
4. Eine üussent merkwürdige Sprossung der Küchenzwiebel
(ABhm Cepa L.), welche sich während des Winters auf dem Spei*
eher aus der Wurzdachse heraus nach unten vollzogen hat. Dabei
wurden die ringförmigen GefSssschichten auseinandergerissen und in
ungleichen Intemodien um die Sprossspindel herum gestellt. Im
Digitized by Google
176
frischen Zustande glichen die Glieder des Sprosses vier übereiL-
aDdorgcstelltea, weissea Lilien und gewährten so einen prächügec
Anblick.
Derselbe Redner leg^te einige frische, noch blühende
Zweier e, HO wie die ersten Blätter von Oeuother a muricata L
vor, welche wahrscheinlich durch den vom Hochwasser abgesetzten
Samen zu Linz und am Kheiiiufer bei Lenl)sdürf zeitweise vorkommt,
nach einigen Jahren aber der Oenothcra hienuis L. dem ganzen Habitof
nach, sich so nähert, dass sie von ihr nicht mehr unterschiedec
werden kann. Prof. Augaat Garcke unterscheidet O. murieaia von
0. hiennis in seiner Flora von Deutschland vom Jahre 1878 da<
durch, dass die untersten Blätter des ersten Jahres verlingcrt-Un-
settUoh-sugespitzt, w&brend diejenigen der letsteren ellipiiseb odff
linglteh-Terkehrt-eiformig, stumpf und mit einem Spitidien fe^
sehen, angegeben sind. Naehdem ich die 0, mmieaia aus Ssineo.
welcher mir Yon meinem Freunde Petry ans dem Elaass sugesanA
worden, mehrere Jahre im Garten snchtete, bin ich zu der üebe^
Zeugung gelangt, dass dieselbe nicht als besondere Art, sondern nur
als Varietiil von 0. hiefinis zu betrachten ist, von welcher sie sich
ausser den ersten lilätteru aucli noch durch die kaum hnlb so
grossen I^luthen unterscheidet, welches Unterscheidungszeichen aoch
Garcke noch angiebt.
Herr Prof. G. vom Rath las einen Theil seiner bereit» in
diesem Correspondenzblatt S. 60 verößfentlichten Abhandlung ..geo
logische Skizze einer Reise durch Palästina und das
Libanongebiet" vor. Die Mittlieilungen betrafen den Weg von
Jafl'a nach Jerusalem und von dort zum Jordan und Todten Meer.
Herr B. Stürtz aus Bonn besprach zwei fossile Pflanzen-
reste, welclif in verschiedenen Exemplaren vorlagen:
Die eine Plianze, Eopteris Morieri Saporta, entstammt einem
sum oberen üntorsiUir gehörenden Dachschiefer von La Trelaxe bei
Angers. Graf Saport a hat dieselbe zuerrt der französischen Akt-
demie vorgelegt und dann in seinem Werke: Le Monde des plant«
avant PappariÜon de Phomme, abgebildet. Schimper hat den Fsn
in der von ihm bearbeiteten Abtheilung dee Handbuches der Fall-
ontologie von Zittel ebenfalls zur Darstellung gebracht. — DoRb
jede der yoliegenden Dachschiefer-Platten läuft eine ziemlich grsde
Linie von verinderlieher Breite. Sie bildet eine Erhdhung oder Ter
tiefung im Schiefer. Zu beiden Seiten dieser Linie finden sich in
mehr oder weniger regelloser Anordnung blattförmige AusbreituD*
gen, Wf'lche durch Schwefelkies erzeugt werden. l)ie Ausbreitungeu
wären als Fiederchen des Fnrn zu betrachten und haben Nerven iß
ähnlicher Art wie OdontopUris oder Aeuropteris,
Digitized by Google
177
Die Auffindung einer unzweifelhaften Landpflanze in diesen
alten Schichten würde für unsere Kenntniss der geologischen Epoche
von Wichtigkeit sein und hat daher Aufsehen erregt. Die phytogene
Natur dieser Abdrücke ist jedooh ia neuerer Zeit mehrseitig ange-
zweifelt worden.
Herr Professor Weiss in Berlin erhielt von dem Vortragen-
den mebrere gote Exemplare und bat lioh darüber in der Sitsnug
der deatscben geologischen GeeellBcbafl ron Dezember 1860 antge-
sprocben.
Er ftoMerte sieh in seinem durchweg tod mir hennteten Yor^
trage dahin, dass diese Oehilde nicht nothwendig dnroh eine Pflanze
berforgerufen aein müssen. ünsweifeUiafi dendritische Bildungen ans
Schwefelkies, die in fthnlicfaer Weise gedeutet werden könnten, finden
•ich auch in paläozoischen Schichten anderer Gegenden, zum Bei-
spiel in Westfalen. Das Detail der Nervation, oder jede Spur der-
Belben, verschwindet vollständig, sobald der Schwefelkies von der
Platte entfernt ist, kurz Herr Professor Weiss ist durch die ihm
zu Gebote stehenden Exemplare nicht hinlänglich überzeugt wordeo,
dass wirklieb ein Farnabdrock vorliegt.
Dem Vortragenden sind inzwischen wohl noch 20 weitere
Exemplare Ton Eopteris durch die Hände gegangen. Eine koblige
Sobstana war niemals au finden, dagegen ergaben aich, abgesehen
▼on der immer wiederkehrenden graden Linie, um welche sich der
Sdiwefelkies gntppirt, suweilen solche Sehwefelkiesgebilde, welche
nur noch Sparen Ton Aehnlichkeit mit der Sapor tauschen Abbil-
dung hatten, dagegen aber gewöhnlichen Dendriten om so näher
standen.
Es darf aus diesen Gründen vorläufig wohl mit Recht be-
zweifelt werden, dass hier der Abdruck eines Farn vorliege.
Eine Meerespllaii/.t' a\is d^^rn cambrischen Sandsteine von Lug-
näs in Schweden, FAtphyton Lin>ienttum Tor dl., wurde dann unter
Bezugnahme aaf die ausgelegten £xemplare noch kurz besprochen.
Die Gebilde sind sehr mannigfaltiger Art und erinnern an ge-
wisse Vorkommnisse besonders der Trias, die als Thicrfabrten, Spo-
ren von Wellen, Eindrdcke von Moschein and dergleichen angesehen
werden. Wie der Vortragende erfahren hat, wird die Pflaos^ in
einer Publikation nach dieser Richtung auch demnächst besprochen
werden.
Herr Oeheimer Bergrath Fabrieius legte der Tersammlnng
die ▼or Kurzem von der k. k. Bergdirektion zu Idria in Erain her-
snsgegcbene Schrift: ..Das k. k. Quecksilberwerk /.u Idria" vor,
welche von den dortigen Werksbeamten zur Erinnerung an die im
Jahre 1880 stattgehabte Feier des dreihundertjährigen ausschliesslich
staatlichen Besitzes dieses Werkes verfasst worden ist. Aus dem
Digitized by Göogle
I
178
intereasftiiteii Inhalte der Schrift wurden Mgende, auf die geeebiciit'
liehe Entwiokelung, das Ersvorkommen, den Bergbau, die Produk-
tion und die Ertrftge dee Werkee betügliohe Mitthttlungen gemacH
Im Jahre 1490 wurde dae Quednilhervoriconunen von eines .
Böttcher dadurch entdeckt, dass derselbe in einem Oedts, weldi»
er im Walde an der Stelle, wo gegenwärtig die Dreifaltigkeit?kirclt
zu Idria steht, einer Quelle untergestellt hatte, Quecksilberiropfeu
vorfand. In der Folge entstanden mehrere Bergbaugewerkschaften;
auch der Landesfürst Kaiser Maximilian I. Hess im Jahre 1509 bei
Idria einen Bergbau eröfi'nen. Längere Zeit hindurch wurde d^r
gewerkschaftliche Bergbau mit gutem Erfolg betrieben, gezieth dana
aber in Folge der vielfachen Zersplitterung, der mit der Kunebmeo*
den Tiefe wachsenden Betriebskosten und der häufig im Quecksilber*
handel eintretenden Stockungen in solche Bedrftngusa, dase der Isa-
desherr Sur Aufreohthaitung desselben wiederholt GddvorschfiMe |
den Gewerken gewfthren musste. Da hierdurch indessen eine nsdi*
haltige Wirkung nicht au erreichen war, so besohloss Brahersog
Carl, Sohn Kaisera Ferdinand L, die Uebemalune des gewerksolisft*
liehen Bergbaus anf landesherrliche Rechnung, um hierdurch für die
Zukunft eine einheitliche und rationelle Betriebsfuhrung zu ermög-
lichen. Er führte dies im Jahre 1580 aus und erliess zugleich emt
neue Bergordnuug für das Bergwerk Idria. Der Betrieb erhielt hie^
durch eine gesicherte Grundlage und wurde mit günstigem Erfolge
lange Zeit hindurch fortgesetzt, wenn er auch von einzelnen grosse- I
ren Unglücksfällen im Lauf der Zeit nicht verschont geblieben ist
Recht ungünstige Verhältnisse traten fftr das Werk in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts und in den zwanziger Jahren des gogss-
wirtigen Jahrhunderts in Folge des Abbans der reichsten Erzmütel
bei Yemaohlissigung der Aufschlussarbeiten ein. Durch aorgflltig«
Untersuchung und umsichtige Betriebsleitung gelang ea aber is
beiden FftUen, dem Bergbau von Neuem gesicherte Entwiokelung n
verleihen. Seit 1867 hat das Werk durch die ermögliobte Zugute- |
maehung auch der firmeren Erze wesentliche Fortschritte gemacht
und während der letzten 13 Jahre einen Gcsammtertrag von 19262000
Mark abgeworfen.
Das Vorkommen der Quecksilbererze ist zu Idria an eine gross«
Gebirgsüberschiebuug gebunden, welche von NW. nach SO. verlauft
und ein Haupteinfallen gepcn NO. besitzt. Als Folge derselben sind
die Schichten des Steinkohk ngobirges, welche den Lokalnameu Sil*
berschiefer fuhren, über die Schichten der alpinen Trias geschoben,
die letzteren sind im nordwestlichen Felde mehrfach gefalten und
überkippt, im südöstlichen Theile meist nur steil au%eri<dttet
mit nordöstlichem Einfallen; dnrdh nnterirdisdie Aufsehlfisse iit
konstatirt worden, dass selbst ein Tbeil der bei Idria TorlcomBNB-
den Kreidekalke in der durch jene grosse GebixgsstSmng entstände
nen Oesteinsspalte veraunken ist.
Digitized by Google
179
Dem Streioben der ktsteren enteprioht ä$B Hftapietreidieii *
der IirtUgeretitteii, doch ist das Auftreten der Erze innerlialb der
einselneu Triasgesteine ein verschiedenartiges. Im nordwestlichen
Felde, wo die stärksten Störungen in der Gebirgslagening bemerkt
werden, haben die Quecksilbererze in den obertriasischen Wenge-
Der Schichten (dem sog. La{i:cr8chiefcr) eine lagerartige Ausbreitung
und in den untertriasiscben Kalksteinen, Dolomiten, Konglomera-
ten und Breccien den Charakter eines mächtigen Stockwerks, welches
auf den älteren untertriasiscben Gliedern (Werfener Schichten) liegt,
wahrend im südöstlichen Felde die Erze vorherrschend in Klüften
auftreten, welche die untertriasiscben Guttensteiner Kalke und Do-
lomite tbeils parallel mit jener Gebirgsstdmng, theils quer an der-
selben darohsetien.
Die Verbreitong dieses QnecksilberersTorkommene ist auf eine
Länge Ton 1600 m bei einer qnerschlägigen Breite von 670 m bekannt.
Im nordwestliehen Felde führt der Lagersofaiefer die Zinnober-
erse meist eingesprengt, doch kommen auf den Sehiehtnng:«- und
Kluftflächen auch Nester, Trümmer und linsenförmige Anhäufungen
dieses Minerals vor; gediegenes Quecksilber int dort selten und zwar
nur in den höher gelegenen Theileu der Lagerstätte da vorgekom-
men, wo der Lagerschiefer unmittelbar von dem Steinkoblengebirofe
überlagert wird, und selbst in letzterem. Im südöstUchen Felde
sind die bis zu 1 m mächtigen Klüfte mit kalksohieferigen oder dolo-
mitischen Gesteinsmassen oder mit Trümmergesteinen erfüllt, die
mit krystallinischem Zinnober stark imprägnirt sind.
Das reiehste Zinnoberera heisst Stahlera, ist naeh seiner Farbe
ao benannt und enth< bis 76 ^/o Quecksilber; es tritt tbeils dicht,
tbeüs krystallinisch k6mig auf. Das Lebererz ist ein inniges Ge-
menge von Zinnober mit dem b&nfig dort auch selbst&ndig vor-
kommenden Idrialit, mit Kohle und erdigen Tbeiten. Eine besondere
Varietät des ersfSihrenden Lagersehtefers ist das sogenannte Korallen-
erz, ein mit Zinnober und Bitumen gemengter Eisenapatit, der aus
der Vererzung von iin Lagerschiefer eingebetteten Korallen- und
Schaltbierresten entstanden zu sein scheint. Ausserdem kömmt noch
das Ziegelerz vor; dasselbe ist frei von Bitumen, sandig, körnig und
enthält eingesprengten, meist krystallinischen Zinnober.
Die Zinnobererzlagerstätte von Idria führt ausser £isen in
Form von Schwefelkies keine anderen Metalle; auch an anderen
Minoralien ist sie ansserordentlich arm.
Der Bergbau wird dort mit 6 Soh&chten von $42 bis 876 m
TiefiB. 2 Stollen von 827 und 877 m L&nge und über 12 Bausoblen
batrieben, welche letztere eine Gesammtstreckenlftnge von 22868 m
beritsen. Zum Abbau sind auf der Erdagerstfitte 969480 Kubik-
meter festo Masse Torgeriohtet» deren Metallinhalt auf 002840 Centner
Queokeilber nnd Werth auf 180 862 000 Mark veranschlagt werden
Digitized by Google
180
kann, da eHUmmgarnftwipt l Kubikmeter feate Lagennaaae 62 TO.
Qoeckaüber Hefari und 1 Ctr. Qaeckailber nach dam Ergabniaa dir
leisten 100 Jahre einen Dorchaohnittswerth von 800 Mark besitit.
üiiter Zujj^rundele^ung der bisherigen Jahresförclernng von 1360*
Kubikmeter La^ermasse ist somit der dortige Bergbau schon für
TOVa Jahre gesichert.
Von der I^h-;:iebigkeit des Werkes mögen folgende Angaben
ein Bild gewähren.
W&hrend des letitea Jahrhunderts (1780 bis 1879) mit Ab-
rechnung von 4 Jahren, in welchen die Production nnbekannt ist,
wurden 420118 Ctr. Queckaüber produoirt. Die höchste Prodnotion
üand aar Zeit dea mit Spanien abgeachloaaenen QneekaUberliafenngi-
yertragea in der Periode 1786 Mb 1798 atatt, wo die jfthrliöhe Qoeok»
ailber-Prodaktion zwischen 11200 and 18600 Ctr. betragen hat; dff
dorehachnittliche Gehalt der Erae betmg damala swiachen 11 und
18 Procent Queokailber, welch letzterer aieh im Jahre 1787 ergahi
Dann sank Menge und Gehalt der jährlichen Erzproduktionen, welche
1111 zweiten und dritten Decennitmi des laufenden Jahrhunderts den
niedrigsten Stand erreichte, so dass im Jahre 1818 nur 2046 Ctr.
Quecksilber producirt wurden. In neuerer Zeit «jelanpr die Zngute-
machunpf ganz gering haltit^er Erze, und im Jahre 1879 wurden
überhaupt 812532 Ctr. Erze mit einem Durchschnittsgehalt von
1,076 Procent verhüttet und 8386 Ctr. Quecksilber nehst 1010 Ctr.
Zinnober dargestellt, zugleich ein Ertrag von 714396 Mark erzielt
Während der letaten 65 Jahre (seit 1814) bat Idria einen Geaammt-
ertrag von 47 498 510 Mark oder jährlich darchachnittlioh 780 ODO
Mark geliefert Der Ertrag war nach dem weehaelnden Preiae dm
Qaeckailbera seibat aehr sehwankend. Letaterer betrog ftr 1 Ctr.
in der* Zeit:
von 1920 bis 1834 dnrcheohnittlloh 200 Mark,
1885 bis 1851 durchschnittlich weit über 400 Mark,
1852 bis 1870 durehschnittlich zwischen 200 und 280 Mark,
im Jahre 1874 durchschnittlich 639 M. bei 575 M. niedrigstem
und 707 M. höchstem Preise,
im Jahre 1879 durchschnittlich 200 M. bei 189 M. niedrigstem
und 279 M. höchstem Preise.
Der hohe Durchschnittspreis des Jahrea 1874 war die Veran-
lassung, daaa Idria damals einen Reinertrag von 4000000 Hark ge*
liefert hat
Ana den älteren Akten ergibt sieh, dasa der Qneoksilberprsis
im Anbnge dea 17. Jahrhnnderta zwiaofaen 80 und 180 Mark, im
Jahre 1741 826 Mark nnd im Anfsng dea laafenden Jahrhonderts
268 Mark betragen hat.
Digitized by Google
t
181
Derselbe Redner legte hierauf die bei dem Königl. Oberberg-
Amte zu Bona von dem Oberbergamts -Markscheider Schneider
bearbeitete Uebersichtskarte des Vorkommens nutzbarer
Minerallagerstätten im Kreise Siegen vor, welche zur Er*
läuterung der demnäohet amtlich zu veröffeDtlichenden Beschreibung
der Bergreviere Siegen I und II, Mftsen ond Bürbach dienen soll
und xngleieh die Darstellang der nntsbaren Minemllagent&tten im
baoftohbarten Bergrevier Daaden •Kirchen enthilt. Als topographi-
sche Grondlag» dieser sehr übersiehtiiohen ond interessanten Karte
dient die Schwarsdruekkarte der von Dechen'sohen geologischen
Karte der Bheinprovins nnd der Frovina WestfUen. ^nf dieser
sind im Kreise Siegen 257, im benachbarten Bergreviere Daaden-
Kirchen 132, im Ganzen also 389 Mineralvorkommen kartirt; ausser-
dem sind daselbst die metallurgischen Etablissomente, die Haupt-
steinbrüche und die bekannt gewordenen Fimdstelien der Versteine-
nmgen angegeben.
Die wirthsobaftliche Bedeatung dieses durch seine vortreff-
liohen Eisenerze seit Alters her berühmten Bergbaubezirkes daaert
aneh in der Gegenwart noch in hervorragender Weise fori^ denn es
Warden beispielsweise im Jahre 1880 in den vorgenannten 6 Berg*
ravieren auf 270 im Betrieb gewesenen Bergwerken mit 10 805 Ar-
beitern 17968660 Ctr. Eisenerse» 102400 Gtr. Zinkene, 76800 Ctr.
Reierae nnd 55 160 CtSr-Knpfereme gef5rdert, nnd der Oesammt-
Werth dieser Prodidttiofi betrag am ürspningsorle 10868441 Mark.
Herr Prof. H. Landois aus Münster sprach über fremde
Körper in Hühner-Eiern und im Anschlüsse daran über die
Histogenese der Eierschalen der Vögel überhaupt.
Man hat bis jetzt 26 verschiedene Würmer kennen gelernt,
welche als Entozoen im Haushuhne heimatheii; und zwar sind dieses
13 fipnlwurm-Arten, 7 Saugwürmer und 5 echte Bandwürmer. Von
diesen fanden sich in den Eiern bisher nur zwei: ein Spulwurm,
Heterakii infiexa Rud. and ein Saagwnrm, DisUmum cvatum End.
Letsterer wurde in einem Prftparate demonstrirt Um in verstehen,
wie diese Würmer in das Ei gelangen, ging Redner aof die Ent*
stehnng der Eisdiale der Vögel n&her ein nnd snohte onter Yor^
seigong sahlreicher mikroskopiseher Mparate den Naohweis sn
f&hren, dass die fiSsohale der Vögel, im Gegensatee in y. NathnsinsP
Ansicht, als ein accessorisches Produkt des Eileiters zu betrachten
sei. Sowohl die faserige weisse Haut, die Uterindrüsenschicht, wie
auch die Kalksalze der sog. Mammillen werden vom Eileiter secer- .
nirt und dem Eiweiss überlagert. Die meisten als sog. Bandwürmer
in den Eiern angegebenen Gebilde sind durchaus keine Würmer,
sondern Eier von absonderlicher monströser Gestalt, welche aller-
dings häufig die Form eines Warmes, selbst eines Bandwurmes an-
18
Digitized by Google
182
I
i
nehmen. I)erarti|?e wurmförmige Eier wurden ebenfalls demonstiiit !
und durch mikroskopischo Präparate als wirkliche Eier nachgewiesen
Herr 6. Selip^mann aus Coblenz beq^richt unter Vorlegoag
der betreffenden Krystalle:
1) Mit kugligen Maisan Terwaohsene DUmanikry-
•ialle aas Brasilien.
Trots der ▼idiUtigen Bearbeitung, die die KrygiaUform d«
Diamanti in den letzten Jahren gefanden hat, tind derartige GebUde,
die unser ganaes Interene in Anapraoh nehmen, gtr nicht oder doch
nur sehr vorfibergebend berührt worden. ToUkommene Kogehi m
Diamant eind sohon öfter erwihnt; 0. Rose (üeber d. Verhalten d.
Diamants und Graphits bei d. Erhitsung. Fogg. Ann. 187S. Bd. 148.
S. 521) macht auch bereits darauf aufmerksam, dass man die-
selben nicht mit dem sog. Carbonat verwechseln dürfe, was, wie
mir scheint, dennoch mitunter jjepchehen ist. Verwachsungen solcher
Kugeln mit Krystallen hat Kose wohl nicht gekaimt. Sadebeck
(Ueber d. Krystallis. d. Diam. Abh. d. Berl. Akad. 1876. S. 140) nennt
akuglige Aggregationen" nur nebenbei, als unter dem Boort sich
findend. Grotb (Mineraliensammlang d. Univers. Strassburg. S. 8)
f&hrt an «eine Boortkugel mit einem eingewaohsenen KryetaU fon
ichöntten Wasser* Tom Cap, woraus man nioht ereehen kann, ob '
hier eine unserer Kugeln oder ein kugUgea Gebilde von Gaihoolt
Torliegt Mit «Boort* beieiohnen n&mtioh die H&ndler übeihüipi
alle des 8ohIi& nioht würdige Waare, die entweder su Palrer M^
stoseen oder su gewerbliohen Zwecken verwandt wird. In Carboast
eingewachsen finden sich ebenfalls Krystalle (vergl. z. B. Beschreib
bendes Verzeichniss einer Samml. v. Diam. f. d. Hofmineralieo-Cahinet
in Wien, vom Hofjuwelier M. Cohen, Wien 1822, S. 11), doch ist
dies Vorkommen nicht identisch mit dem unserigen. Der Carbonat
hat ein poröskörniges Gefüge und stellen die eingewachsenen indi-
vidualisirten Massen dem umhüllenden Stoffe anscheinend fremd
gegenüber. Die Kugeln dagegen sind undeutlich radialfiwrig-krj-
etallinisch und die darin enthaltenen Krystalle scheinen organisch
mit ihnen zusammenzuhängen, aber nioht so, dass sie etwa auf cia
die andern überflOgelndee Individuum sur&okgeffthrt werden kdnnteD.
Es wurden drei St&ok vorgelegt: Eine vollkommene Kugel von gslb*
lieber Farbe, opak, mit rauher Oberfliohe, welche unter dem Mikro-
tkop als aus unifthligen hypoparallel gestellten Krystalltheilen be-
stehend erkannt wird; eine zweite derartige Kugel, aus wekdier eis
ausgezeichneter Oktaeder-Zwilling nach dem Spinellgesetz heraus-
wächst und drittens ein Bruchstück eines einfachen Oktaeders %-
Th. von einer Kugel umhüllt. Dies letztere Spocimen lässt gani
besonders schön erkennen, wie die im Krystall regelmassig angeord-
nete, ungemein deutlich spaltende Diamantsubstaus alimfthlioh sieh
Digitized by Google
188
snlblätterDd übergebt in das verworrene Aggregat der Engel. Eine
^niible Erklämng fior diese £igeiithümlichkeit der Krystallbildmif
dürfte nicht leicht za geben tem. Wae konnte die Yeruüassang
wertai, den der ordnangtmMge Abeaii der Sabatans bei den
jedenHille eohwebend gebfldeten Kryitellen dee Diemuita anlhfirte,
um euier eoeeiieineiid regeUoeea Anordniing der MolekBle Plate sa
aaelieD? Daee suerei die Kogel Torbanden geweaen und darmna
dann der KrystaU entwaehien lei, iit nioht annehmbar wegen dee
alhttiUiehen üebergangs, der zwischen beiden vorbanden und der
nur dann möglich erscheint, wenn die regelmässige Ablagerung der
Moleküle nach und nach mehr und mehr verschwand.
So viel mir bekannt, geschieht nur eines ähnlichen Vorkom-
mens in der Litteratur Erwähnung; es ist das ein Quarz mit auf-
sitzenden Hyalith-Kugeln, den Hessenberg beschreibt (Abhandl.
d. Senckenb. naturf. Ges.. Bd. 2, S. 167, Taf. VI, Fig. 17). Auch
hier sind beide Mineralien nicht scharf getrennt, sondern verlaofen
allmählich ineinander, während eine Verschiedenheit mit uneerm
Falle darin beetebt» daie der eine Körper kryitallinieeh, der andere
aber amorpb ist
3} Tnrmalin von Dekalb im Staate New-Tork, den der
Vorirageade dnrob dae Kranti'acfae Ifineralien-Compioir erhallen
lialte. J)ie meieten dorobeiofatigen KryttaDe nnd in BUkspatii
eingewachien; ibre Form ist knnprismatiscb nnd fonertt fliidien*
reich. Es worden beobachtet: R. 4R. — V^R. — R. — 2R. R2. R3.
R6. — — 2R2. — 2R3. oR. 00 R. ooP2. unter Zu-
grondelegung eines Rhomboeders von 182^49' in den Polkanten.
Herr Dr. Ph. Bertkau nahm aus dem Auftreten der Reb-
laus in einer Handelsgärtnerei zu Bonn Veranlassung, unter
Vorlegung einiger Präparate und Karten über die Lebensweise diesee
Iniekies in verschiedenen Lindem (Amerika, Frankreieb, Schweiz,
Deataohland) nnd seine Verbreitung sn e|»reehen. Ana dem ümetand,
daee weder an der Abr, ndnb eonei in Deotiobland, mit Ananabma
▼am Eloeler Nenbnrg, die geflügelte Form beobaebtet iel» lehöpfta
er die^ wenn aneb geringe, Hofibnng, dase neb die Yerbreitnng
dieeee gefthrHebtten Feindee dee Weinbana bei nne nnr auf pasaive
Weiae Tirfbielie. Bedenklieb f8r diese Ansicht ist allerdings der
Umstand» dass weder über die Herkunft der Reblaus an der Ahr,
noch in Bonn sich etwas ermitteln Uess.
Herr Ingenieur E. Venator aus Aachen bespricht das Vor-
kommen und die Gewinnung von Strontianit in West-
falen. Dieses Mineral war im Mnnsterlande schon seit den dreissi-
ger Jahren bekannt und eeit den vierziger Jahren von venobiedenett
Giibem in kleinen Mengen dnr«b Tageban gewonnen nnd anr in
Digitized by Google
164
dar Pyrotechnik verwendet worden; es erlang erst eine grossere
Wichtigkeit, als im Jahre 1871 Max Fleischer das von Dabrun-
fant 1849 erfundene Verfahren, den Zucker aus der Melasse durch
Strontian zu p^ewinnen, wieder aufnahm und die durch die Initiative
des unternehmenden Zuckerindustriellen Uermauii Kücken ge-
gründete Dessauer Zuckerraffinerie das Verfahren in die Praxis ein-
föhrte« Da die zu jener Zeit gewonneaen Mengen des Minerals für
einen solchen Betrieb nicht ausreichteiii wurde dam Vortragenden
im Jahre 1874 die Mission, da» Vorkommen tmier dem Geiiohle-
ponkle der ErmögUehang einer gröateren und regelmierigen Pio*
dnktion zu nnterenehen. Das Reanltat seiner Fonehungea war die
Erkenntnis«, das dasselbe swisohen Hamm und Mfinster über eine
Fliehe Ton 24—80 Qoadratmeilen verbreitet ist und die theilweiss
AnsfUlnng von sahUosen Gängen bildet, die den Mneronatenmergel
in aUen möglichen Richtungen durchsetzen und nach der Teufe hin
weiter niedersetzen, als man bis dahin annahm. Auf semen Vor-
schlag wurde das Vorkommen durch kleine Schächte an verschiede-
nen Punkten aufgeschlossen, und es entwickelte sich hieraus ein
Bergbau, der heute von verschiedenen Gesellschaften betrieben wird,
die mit mehr oder wonijrer Erfolg arbeiten und jetzt über 1200
Arbeiter beschäftigen, von denen über 600 auf die für Rechnung
der Dessauer Raffinerie und mehrerer von ihr gegründeten Fili-
alen arbeitenden Dr. Reichardt'schen Gruben entlUien. Die Pro-
dnotion, welohe früher 4—600 Ctr. pro Jahr nicht ttbersUegi bs-
trigt hente ftber 60,000 Ctr., wo von auf den geosnnten Orobn
allein oa. 4%b00 prodnoirt werden« Von den vielen Gingen haben sieb
nur sehr wenige als bauwürdig heraufgestellt; viele Betriebepunkls
haben bereits eingeetellt werden müssen und viele andere dürfttn
in nicht ferner Zeit cum Erliegen kommen, da die Unbauwurdigkeit
der Gänge, der Wasserreichthum des Terrains, hohe Grundabgabeo,
schlechte Abfuhrwege und das Aufhören der edlen Ausfüllun|i^ in
verhältnissmässig geringer Teufe einer weiteren Entwickeluug de«
Betriebes hemmend im Wege stehen; die übertriebenen Hoffnungeo
der Grundbesitzer und der Speculanten, die in massenhaften Zeitungs-
artikeln Ausdruck gefunden haben, werden nach Ansicht dee Bedimt
nnsweifelhaft von bitteren Enttäuschungen gefolgt sein.
Der längere Vortrag über dieses interessante Vorkommen ist
von dem Vortragenden einer snsrdbrlieheren Arbeit einverleibt wor-
den, die» von einer üebersiehtekarte und Profilen begleitet» im Dreck»
ersoheineii wird.
Prot von Lasanlx berichtet fiber die Ergebnisse der
Untersuchung des Erdbebens vom 26. August 1878, die
unter der überaus thäiigen Mithülfe eines früheren Schülers, des
Herrn Dr. £. Schumacher, jetzt iu Strassburg, nunmehr baldigtt
Digitized by Google
165
QiD AbschluBse gebracht sein wird. Das ausserordeDtlich umfang-
reiche statistische Material erforderte eine längere Zeit sur Be-
arbeitung. Die Resultate, deren einige hervorgehoben werden, sollen
in einer demn&chst erscheinenden eelbstst&ndigen Sohrift veröfiSeni-
liolii werden, auf die der Vortragende liiermit yerweiat
Herr WirkL Gdi.*Bath von Deehen gedachte nooh mit wem*
gen Worten des am 26. Angost d. J. dahingeschiedenen langjilirigen
VeretneniitgUedeB F. Ooldenberg in Maletadt» bei Saarbrücken nnd
wies auf dessen grosse Verdienste in der Erforschung der Flora und
Fauna des Kohlengebirges jener G^end hin. Ein kurzer Lebens-
abriss ist von dem Redner bereits in diesem Correspondenzblatt
8. 68 veröffentlicht worden.
Es erfolgte hierauf durch den Herrn Präsidenten mit dem
Anadruck des Dankes für die zahlreiche und rege Betheiligung seltene
der Mitglieder der Sohlnss der Versammlung um 8 Uhr, wonach
sioli SU dem gemeinsamen Mittagessen im „Goldenen Stern* noch
gegen 60 Theilnehmer aasammenfanden. Sehr beifällig anfgenom*
mene Trinkspr&che wftraten das Mahl nnd allgemein herrschte ein
Arendiger, geselliger Verkehr, der nooh am Abend seine Fortsetsnng
hsoä, indem eine grosse Zahl der ^obgenossen sich an einer swang-
loaen Unterbaltnag bei einem Olase Bier ▼ereinigte.
Mittheilung.
Von den Herren Fabrikbesitzern Ludwig Marquart in Bonn
und Dr. Paul Marquart in Kassel, Hermann Marquart und
Fräulein Josephine Marquart in Bonn, den Söhnen und der
Tochter unseres jüngst verstorbenen Ehren- Vice-Präsidenten, hat der
Verein ein höchst werthvolles Geschenk in der sehr gelungenen gros-
sen Photographie ihres Vaters erhalten, welche» von geschmakvoliem
Rahmen umgeben, ein prächtiges Andenken an den Stifter unseres
Vereins darbietet. Der Vorstand hat hieraus Veranlassung genom-
mea, im Namen der GeseUiehaft peradnlioh an danken.
Verzeichniss der Schriften, welche der Verein
während des Jahres 1881 erhielt.
a. Im Tausch:
Von der Natorforschenden Gesellschaft des Osterl andes in Altenburg;
Mittheilungen aus dem Osterlande. N. F. 1. Band.
Von dem Naturhistorischen Verein in Augsburg: 26. Bericht
Digitized by Google
186
Von dem Gewerbeverein in Bamberg: Wochenschrift. 29. Jahrg.
Naturw. Beilage. 20. Jahrg. No. 9—12.
Von der Königlich Preussiachen Akademie der Wissenschaften in
Berlin: Monatsberichte. 1880. September u. October, November,
Deoember. 1881. Januar, Februar, März, April, Mai, Jimi| Joli,
August, September, October, November, Deceöiber.
Von der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Berlin: Zeitschrift.
XKSSL Bd. 8. Heft. 4. Heft XXXUI. Bd. 1. Heft. 2. Heft. 3. Heft.
Yom dem Pxenieieolieii GbrteplwiiTereiii in Berlin: Monateeelirift.
38. Jwhrg. 1880.
Von dem Entomologiaehen Yeroin in Berlin: Zeiteohrift. XZT. Bi
1. Heft. 2. Heft.
Von der Oeeeileolieft Netarfoffiehender Vtwad» in Beriin: ffitrang»-
berichte. Jahrg. 1880.
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein in Bremen: AbhandluDgen.
VII. Bd. 1. Heft. 2. Heft. Beilage No. 8.
Von der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Coltor in Breslaa:
67. und 58. Jahresbericht der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultor.
Von dem Verein für schlesisohe Inieotenkunde in Breelaa: Zeitp
eohrift für Entomologie. 8. Heft.
Von dem Natarforschenden Verein in Brünn: Verhandlungen. XVIIL
(1879). Brfinn 1880. Katalog der Bibliothek. I. Sapplementpfiefti
Von der m&hriioh-flohleaitehen Geeelltohaft fftr Aekerban, Nator- imd
Ltndeelrande in Brünn: Mittheilnngen. 60. Jahrg. (1880).
Von der Natnrforaohenden Geiollsehaft in Daniig: Sehrifiän. H. F.
V. Bd. 1. n. 8. Heft. — Daniig in natnrwiateneohaftl. und medi»
sinisoher Beai^ung. Zar 88. Venainmlang Deotaoher Nalafl a.
Aerzte 1880.
Von dem Verein für Erdkunde in Darmatadt; Notizblatt. IV. Folge.
1. Heft. No. 1—12.
Von der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher ia
Dresden : Nova Acta. Vol. XLI. Pars I, II. Leopoldina. Heft XVIL
No. 1 bis 24.
Von dem Naturhistorischen Verein Isis in Dresden: SitEongeberiolila
1880. Januar — Juni; Juli— December. 1881. Januar — Jnni.
Von der Natnrforaohenden Oeeellaohaft in Emden : 65. Jahresbericht
Von der Senkenbergisdhen Natnrforiobenden Oeeelleoheft in Frank-
furt a.M.: Bericht 1879— 80. Abhandinngen. 13. Bd. 1. u. 9. HeA.
Von der Bedaotion der Zeiteohrift „Der loologisehe Garten* in
Frankfort a. Bf.: XXH. Jahrg. No. 1—8.
Von der Oberhessischen Geielliehaft fftr Natur- and Heilkonde ia
Qiessen: Zwanzigster Berieht.
Von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz:
Neues Lausitzisches Magazin. 57. Bd. 1. flcft.
Von der Natarforschenden Gesellschaft in Görlits: Abhandlungeo.
XVII. Bd.
Digitized by Google
187.
Von dem NatnrwissenschaftUcbeu Verein für Steiermark in Qnz:
Mittheilangen. Jahrg. 1880.
Von dem Verein der Aerzte in Sieiernmrk in Orai: Mittheiliingen.
XVII. Vereinsjahr. 1880.
Von dem Natnnfiieeniebaftlichen Verein von Ken- Vorpommern and
Rtlgen in Greifswald: Mittheilangen. 12. Jabrg;
Von dem NatorwisseneohafUiclien Verein Ar Sachten and Thürin-
gen in Halle: Zeiteehrift. (3. F.) 1880. Bd. V. (Der ganien Beihe
LUI. Bd.).
Von dem NatarwissenschafÜichen Verein in Hamborg-Altona: Ver-
bandlungen. N. F. V.
Von der Natarhistoriscben Gesellschaft in Hannover: Neunnnd-
zwanzigster und dreissigster Jahresbericht (1878—1880).
Von der Redaction des Neuen Jahrbuchs für Mineralogie, Geologie
und Paläontologie in Heidelberg: Jahrbuch. I. Beilage. Band. 1. Heft.
2. Heft. 3. Heft. — 1881. I. Bd. 1. Heft. 2. Heft. 3. Heft. 1881.
IL Bd. 1. Heft. 2. Heft. 3. Heft.
Von dem naturbistoriscb-medizinischen Verein in Heidelberg: Ver-
handlangen. N. F. 8. Bd. 1 Heft
Von dem Siebenbürgieeben Verein IQr Natarwieienaohalton in Her-
mannstadt: Verhandlongen ond Mittheilongen« XXXI. Jahrg.
Von der medisiniaeh-naturwiseeneehafUiehen Oeeellaohaft in Jena:
Jenaitohe Zeiteohriffe. 16. Bd. 1. Helt 2. Heft. 8. Heft.
Von dem Ferdinandeam für Turol und Voralberg in Inntbruck:
Zeitschrift. 8. Folge. 25. lieft.
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein in Karlsruhe: Verband-
lungen. 8. Heft.
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein für Schleswig 'Holstein in
Kiel: Schriften. Bd. IV. 1. Heft.
Von dem NaturhistoriBchen Landesmuseuro von Kärntben in Klagen-
furt: J ahrbacb. 14. Heft. Bericht über das Natorh. Landetmuseom.
1878. 1879.
Von der Königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften in
Mfinohen: Sitsongaberiohte. 1881. Heft I, HI, IV. Abliand-
longen der mathemat-phys. Classe. XUI. Bd. 8. Abth. XIV. Bd.
1. Abth. Zittel: üeber den geologischen Bao der libyschen Wüste.
Von dem Verein der Freonde der Natargeschichte in MeUenborg
in Heobrandenburg: Archiv. 84. Jahr.
Von der Natur historischen Gesellschaft in Nürnberg: Abhandlun-
gen. VIT. Bd.
Von dem Naturhistorischen Verein Lotos in Prag: Lotos. Neue Folge.
I. Bd. (Der ganzen Reihe 29. Bd.).
Von der K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag:
Abhandlungen 1879—60. VI. Folge. X. Bd. Jahresbericht 1879.
1880. SiUungsberiohte 1880.
Digitized by Google
188
Von dem Verein f&r Natarkunde in Presburg: Yerhandlimgen. Neae
Folge. 3. Heft. 4. Heft.
Von dem zoologisch-mineralogischen Verein in Regensburg: Corre-
spondenzblatt. XXXIV. Jahrg.
Von der Botanischen Gesellschaft in Regensburg: Flora. Neue Reihe
38. Jahrg., der ganzen Reihe 63. Jahrg. 1880. 39. Jahrg^ der
ganzen Reihe 64. Jahrg. 1881.
Von dem Entomologiscben Verein in Steiiin: EntomoL Zeitung.
41. Jahrg. (1880).
Ton dem Verein fUr Taterlindische Nainrkande in Wärtembeig is
Stattgart: Jahreshefte. 87. Jahrg.
Von der Kaieerliehen Akademie der Witfensohaften in Wien: Sitanngi-
berichte. LXXXI. Bd. 1. Abth. Heft 1—6. 2. Abth. Helt 4-6.
8. Abth. Heft 4—6. LXXXII. Bd. 1. Abth. Heft 1, 2, 3, 4, 5.
2. Abth. Heft 1,2, 3, 4, 6. 8. Abth. Heft 1, 2, 3, 4, 6. LXXXm.
Bd. 1. Abth. Heft 1—4. 2. Abth. Heft 1—4. 3. Abth. Heft 1—2.
Register zu den Bänden 76—80.
Von der Kaiserlichen Geologischen Reichsanstalt in Wien: Jahrhadi.
XXX. No. 4. XXXI. Nü. 1, 2, 3. Verhandlungen 1880. No. 12
— 18 (Schluss). 1881. No. 1, 2, 3, 4, 6, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13,
14, 16. Führer zu den fixoreionen der Dentechen Geolog. Ge*
■eUsoh. 1877.
Ton dem zoologitoh» botanischen Verein in Wien: Verhandlung«
1880. XXX.
Von der k. k. Geographiaohen Geeelladbaft in Wien: Mitthdlttngtt-
XXm. Bd. 1880.
Von der physikaliseh-medioiniachen Geeellsohaft in Wfinbiii||^: Ver
handlungen. XV. Bd. 1. n. 2. Heft, 8. n. 4. Heft.
Von dem naturwissenschaftlichen-medizinischen Verein in Innzbrnek:
Berichte. XI. Jahrg. '
Von dem Verein für Geschichte und Katurgeschichte in Donau-
eschingeu: Schriften. IV. Heft.
Von der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden: Jahres-
bericht; September 1880— Mai 1881. Dresden 1881. |
Von der physikalisch-medizinischen Societät in Erlangen: Sitsungt-
berichte. 12. Heft. November 1879 bis Aogott 1880. '
Von dem Verein für Naturkunde in Zwickau: Jahresbericht 1880.
Von der Bedaotion der Entomologiaehen Nadhriohtan in Patboi:
Entomologische Nachrichten. VO. Jahrg. Heft 1, 2, 8, 4, 6, 6, 7t
8, 9, 10, 11, 12. 18, 14, 16, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 28, 24.
Von der Königl. üngarieehen Geologischen Anstalt in Budapest:
Mittheilungeu. IV. Bd. 4. Heft.
Von dem Ungarischen National-Museum in Budapest: Termessetnu&
Füzetek (Naturhistorische Hefte). IV. No. 4. V. No. 1.
Von dem Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns in Lins:
11. Jahresbericht. Linz 1880. (Auf lieolam. : 8. 9. 10. Jahre8bericht>
Digitized by Google
189
Von dem Verein für Erdkunde in Halle a. S.: Mittheilungen 1881.
Von dem Verein für Naturwissenschaft in Braanaohweig: Jahresbe-
richt f. d. Geschäftsjahr 1880/81.
Von dera Ungarischen Karpathen- Verein in Seamark: Jabrtraeh dea
Dngar. Karpatheo-Vereina. VII. Jahrg. 1880. VIII. Jahrg. 1881.
Von dem Verein fSr Erdkunde in Heta: L n. IL Jähieaherieht
Von der Natnrforacbenden Gesellsohaft in Bern: Miitheilangen. No.
979-1008, 1004—1017.
Von der Sehwetseriaehen Geaellaehaft ftr die gesammten Natnrwisaen^
aohafben in Bern: Verhandinngen. 63. Jahresvers. (Dasselbe fran-
zösisch: Compte rendu des travaux . . . ä la 63me session . . .).
Neue Denkschriften der allg. Schw. Gesollsch., Bd. XXVIII. Abth. I.
Von der Naturforschenden Gesellschaft Graubündtens in Chur: Jah-
resbericht. Neue Folge. XXIII. u. XXIV. Jahrg.
Von der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in St.
Gallen: Bericht 1878/79. St. Gallen 1880.
Ton der Soeiete de physique et d'histoire naturelle k Genöve:
moires. Tome XXVII. Premiere Parüe.
Von der Soci^te Vaadoiae k Lausanne: BaUetin. 2. B. Vol. XVIL
No. 84 86. 86.
Ton der Sooi6t6 dea scienoes natnrellea k NeofehAtel: Bulletin. Tome
Xn. Denxitae oahier.
Ton der Natnribraohenden Gesellschaft in Zfirieh: VierteQahraohrill.
24. Jahrg. 26. Jahrg.
Ton der Sooi^te Mnrithienne k Sion (Valais) : Bulletin. X. Fascicule.
Von der Academie royale des sciences ä Amsterdam: Verhandelin-
gen. Deel XX. Verslagen en MededeeliTigen. Afd. Natuurk. (2.
Beeks). XV. Verslageu en Mededeelingen. Afd. Letterk. (2. Reeks).
IX. — Jaarboek voor 1379. Procossen Verbaal 1879/80. Prijovers,
Satira et consolatio. Naam- en Zaakregister . . . Afd. Natuork.
Deel I-XVU.
Von der Sociale royale de Zoologie „Natura artis magistra'^ k Am-
sterdam: Catalogaa der Bibliotkek.
Von L'Inatitnt royal grand-dncal de Lmembonrg: PnbUoationi.
XVin. Becoeil des Mto. pabL par la SoelM Botaniqne du
Grand-dttoh^ de Loxemboorg. No. IV, V.
Von der Bedaotion dea Nederlandsoh Arehief Toör Genees- en Na-
turkonde Ton Oondera en Koater in Utreoht: Onderxoekingen.
Derde Beeks. VI. Afl. I. II.
Von der Nederlandscbe Maatschappij ter Bevordering van Nijverheid
in Harlem: Tijdschrift. 1881. Januar, Februar, März, April, Mai,
Juni, Juli, Aug., Septbr., October, November, December.
Von der Soeiete liollandaise des sciences in Harlem: Archives Neer-
landaises. Tome XV. 3. 4. 5. livraisons. XVI. 1. 2. Uvr. 3. 4. 5.
Nataork. Verhandelingen. 8. Vera. Deel IV» 2. Stak.
Digitized by Google
190
Ton der Nederlandsche botanische Yereeniging in Nijme^n : Neder-
Uuid3ch Eruidkundig Archief. Tw. Serie, Derde Deel. 3. Stak.
Yim yy/krehivM do Moste Teyler** in Hartem: Arohirat. 8er. IL
!• Parti«*
Ton der Nederlaadtobe Dierkondige Vereeniging in *SGniveiiliagi:
Tgdsefarilt Deel Y. 8. AfleeveriDg.
Von der Nederlandsohe Entomologiaobe Yereeniging in 'SGrarenlii^:
Tijdsdir. Toor Entomologie. 84. Deel. Aflev. 1, 2, 8, 4.
Von der Academie royale de Belgiqne k Bruxelles: Bulletins. Tomd
46, 47, 48, 49, 50. Annuaire. 1879, 1880, 1881.
Von der Academie royale de medecine de Belgique k BruxelUs:
Bulletin. Annee 1881. Trois. Ser. Tome XV. No. 1, 2, 8, 4, 5, 6,
7, 8, 9, 10, 11, 12. Memoires couronnees in 8*. Tome Vi. Xroif.
et demier Fase. Tome VII. Premier Fase.
Von der Societe Entomologiqae de Belgiqne 4 Bmzellee: ^nnilflt
Tome XXUL XXIV.
Ton der Association des Ingenieurs ä Liege: Revue uniTenelku
Tome Vm. No. 2. 8. T. IX. No. 1. 3. 8. T. X. No. L S.
Bnlletin. NonT. S6r. T. IV. No. 7. 8. 9. 10. Bnllettn. Noar. 84c
T. Y. No. 1 et 3. 8 ü 6. 7 et 8. 9 et 10.
Yon der 8oei4t4 G4ologique de Belgique 1^ Li^ge: Amudea. Tome
aizitoe. T. aeptidme.
Von dem MusSe royal d'Hiatoire naturelle de Belgique ä Brnzellef;
Annales. Tome IV, nebst 39 planches in piano; Tome V, nebst 19
planches in folio; Tome VI, nebst 21 plancbes in folio.
Von der Societe des sciences pbysiques et naturelles k Bordeaux:
Memoires. 2. Serie. Tome IV. 2. Cahier.
Von der Societe Nationale des soiencea naturelles ä Cberbourg: üe»
moires. T. XXII.
Von der Societe d'bistoire naturelle ä Colmar: Bulletin. 20. et 21.
ann4e8. (1879 et 1880). Colmar 1880.
Yon der Aoad4mie dea aoieneea, bellea-lettrea et arte k Lyon: H4-
moirea. Glaaae des aoienoea. YoL XXIY.
Yon der Soei4te d^Agnonltare k Lyon: Annalea. (5. S4r.). Tome IL
Saint-Lager, Nonvelles remarqnea anr In nomenolatnre botaniiiae.
Yon der Sooi4t4 Line4nne k Lyon: Annalea. T. XXYL XX VH
Yon der Aead4mie des sciences et lettres ä Montpellier: M4moiNa.
Section des Sciences. T. X. Faso. I.
Von der Societe geologique de France a Paris: Bulletin. 3. Ser. t
VU (1879). No. 9. 10. Umschlag u. Inhalt v. T. VL t. VUI. Ko.
2. 3. 4. 6. t. IX. No. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Von (kr Sociiite des sciences de Nancy ä Nancy: Bulletin. Ser. II.
Tome IV. Fase. X. XL Tome V. Fase. XII.
Von der Societe Geologique du Nord ä Lille: Annales VII. VIII.
Yon der ^ole Polyteohnique k Paria: Journal, Tome 28. Cabiar 48.
Digitized by Google
191
»
Von der Socieia dei Naturalist! in Modena: Annnario. Anno XIV.
Disp. 4a. XV. Disp. 1. 2. 3a.
Von dem R. Istituto Veneto di Science, Lettere edArti in Venedig:
Atti. Ser. V. Tomo qnarto. Disp. 10. Tome qninto. Ditp. 1.2. 8*
4—10. Tomo 8etto. Diip. l— 10. Tomo «ettimo. Diip. 1—9. T.
TmnMlfii MonogTftfia itntigril et paleoniologio« del Liaa nello
ProTinoia Venote.
Ton drä & Gomitato geologioo d'Italia in Bom: BoUettino. 1881.
No. 1 e 3. 8 e 4. 5 6 6. 7 e a 9 e 10. 11 e 12.
Von der Societa Toscana di sciense natnrali in Pisa: Processi ver-
bal!. 9. gennaio 1681, 13. marzo 1881, 8. maggio, 13. novembre.
Memorie. Vol. V. Fase. 1.
Von der Societa Adriatica di scienze naturali in Trieat: Bollettino.
Vol. VI.
Von der R. Academia dei Lincei in Rom : Transunti. Vol. V. Fase.
1. 2. 3. 4. 6. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. VoL VI. Faso. 1. 2.
3. 4. Memorie. Vol. V. VI. VH. VIII.
Von der Zoologiseben Station in Neapeit Mittheflongen. 2. Bd.
8. Heft 4. Heft. 8. Bd. 1. u. 2. Heft.
Yen der Biblioteea Naaionale di Firenae in Florens: PabUoasioni
d. B. letit* di Stod. Snperiori. F. Facini: Del proeeeso morboso
del Colera Atiatico. E. Gratsi, H primo anno delU Clinica oete-
triea. F. Pariatore , TaTole per nna „Anatomia delle piaate
aquatiche.**
Von dem Museo Civico di Storia Naturale in Genua: Anual! del
Mus. Civico. Vol. XV. XVI. XVII.
Von der CommissSo central permanente de Geographia in Lissabon:
Boletino. 2a. Ser. No. 3. 4. 5. 6.
Von der Naturforschenden Gesellschaft in Dorpat : Sitzungsberichte.
Fünfter Band, drittes Heft. ArchiT f. d. Naturkunde Liv-, £hat-
und Kurlands. 2. Serie. IX. 1. 2.
Von der Uni?ersitatsbibliothek in Dorpat: Festrede, 12. Deo. 1680.
Binladong aar Qedenlcfeier am 12. Deo. 1880. Personal der Univer-
titftt, 1880 Sem. II, 1881 Sem. L Veneichniee der Vorleenngen,
1880 Sem. II, 1881 Sem. L Yorachriftea far die Stndirenden.
B. Otto: Pharmakologische Stadien Aber Amylnitrit, Aethylnitrit,
Kttropentan, Mitromethan, Pikrinsäure, Ortho- und Paranitrophenol.
B. Peters: Experimentelle Beiträge zur Pharmakodynamik des
Monobromcamphers. C. Hielbig: -Kritische Beurtheilung der Me-
thode, welcho zur Trennung und quantitativen Bestimmung der
verschiedenen Chinaalkaloide benutzt vjrerdon. A. Zander: Che-
misches über die Samen von Xanthium strumarium. J. Faure:
Pharmakologische Stadien über schwefelsaures Methylstryohnin.
C. Treumann: Beitrage aar Kenn tniss der Aloe. A. W. v. Eeide-
meister: Ein Beitrag aar Kenntniss dee Levalins, Xritioina und
Oigitize
192
Sinistrins. A. Lehmann: Vergleichende Untersuchungen oiniser
Catechu- und Gambir- Proben. E. Treffner: Beiträge zur Chemie
der Laubmoose. L. Birk: Das Fibrinferment im lebenden Orgt-
msnma. N. J. de la Croix: Das Verhalten der Bakterien des Flebeb-
waitert gegen einige Antiseptica. J. Sachssendabi: Ueber g^löcfecs
Hftmoglobin im oirkulirenden Blate. H. M^yer: Ueber das Mileb-
aftnreferment und sein Yerbalten gegen Antiseptica. B. Wendde»
wies: Das Verbalten des Scbimmelgenus Muoor za Anttseptiois ete.
N. Lnnin: Ueber die Bedeutung der anorganischen Salze für die
Em&brang des Thieres. O. 'Swirsld: Untersnobnngen Über dis
Entwickeluog des Schultergfftrtels und des Skelets der BrastfiosH
des Hechts. A. Bunge: Untersuchungen zur Entwickeluugsge-
sohichte des Beckengürtels der Amphibien, Reptilien und Vögel
N. Hermann: Experimentelle und casuistische Studien über Frac-
turen der Schädelbasis. A. v. Schrenck : Studien üb^r Schwangrer-
Schaft, Geburt und Wochenbett bei der Estin, nebst Untersuchun-
gen über das Becken derselben. A. Donner: £in Beitrag zur C>
suistik der idiopathischen multiplen Hautsarkome. B. Lipnisski:
Ueber die Scheinred uctionen bei Hernien. Th. v. Scbroeder: Bei-
trag aar Kenntniss der Iritis sypltüitica. £• Ohms: Zar Oaaoistik,
Diagnose und operativen Therapie der festen UtemsliiiBoreB.
A. Wemits: Die Spina bifida in fttiologiseber nnd kKnischer Be-
liehnng. Gb. Sohroeder: Stodien ftber die Scbreibeweise Oeistaa-
kranker. M. Schmidt: Beiträge snr allgemeinen Chimrgie der
Schnssrerletsungen im Kriege. G. Rftcker: Experimentelle and
casuistisobe Beitrage zur Lehre von der Höblenpression bei ScboM-
verlotzungon des Schädels. F. Kessler: Versuche über die Wir-
kung des Pepsins auf einige animalische und vegetabilische Nah-
rungsmittel. J. Israelsohn: Ueber Radicaloperation der Hernien
unter antiseptischer Behandlung. N. Bojanus: Experimentell?
Beiträge zur Physiologie und Pathologie dos Blutes der Säugethiere.
F. Steinmann: Ueber den Zeitpunkt der Abnabelung Neugeborener.
Von der Finnländischen xnedicinischen Gesellschaft in Helsingfors:
Handlingar. Bd. 22. No. 6 u. 6. Bd. 23. No. 1. 2 o. 3. 4. 5 a. &
Ton der Sooietö des sciences de Finlande in Helsingfors: Öfversigt
af Finska Yetensk; — Soa Förhandl. XXII. Bidrag tili Könne-
dom af Finlands Katar och Folk. XXIII. XXIT.
Von der Kaiserlichen natarforsohenden Geaellschafi in Mosfcaa:
Balletin. Annöe 1880. Tome LY. No. 1. 2. 8. 4. Anode 1881.
Tome LYI. No. 1.
Yen der Academie imperiale des sciences in St. Petersburg: Bulle
ÜB. Tome XX VII. No. 1. 2. 3.
Von dem Naturforsclienden Verein in Riga: CorrespODdeuzblatt. 23.
Jahrg., 24. Jahrg.
Von dem Kaiserlichen botanischen Garten in SU Petersburg: Acta
Horti PetropoUtani. Tom. Yll. Fase. I.
Oigitized by Google
193
Von der Societas pro Fauna et Flora Fennica in Helsingfors : Medde-
landen. 6. 7. 8. Haftet.
Von der Königl. Universität in Christiania: Den norske Nordhavns-
Expedition 1876—1878. Zoologi. Fiske yed K. Coilet Chemi
af H. Torn^e.
Von der Kongl. Svenska Vetenskaps Akademien in Stockholm: K.
Yet. Akad. Handliogar. Bd. 14. II; Bd. 15. 16. 17. Meteorologiska
Jakttagelter. Bd. 17. 18. 19. AUm zu J. 6. Agardh: Floridee-
rtet Morpbölogft ant Handlingar XV. No. 6. Angelin, N. Geo-
logiik öfVmigtskaria öfVer Sb&ae. Land 1878. ÖfVersigt af JL
Yet-Akad. Förh. 84. 86. 86. 87. Lefnadrteöknmgar. Bd. 2. H. 1.
BihaDg tili, K. S?. Yet-Ak. HandL Bd. 4. H. 1. 2. Bd. 6. IL 1. 2.
MiiiDetord Öfirer Garl too Lüm6; Kinneskadkiiiiig 5f?er Pakr af
Bjerken; Chr. Carlander; C. J. Sandevoll.
Ton der Königl. Norwegiachen Wiböenschaftsgesellschaft in Thrond-
jera: Skrifter 1879.
Von der Rcdaction „Entomologisk Tidskrift" in Stockholm: Tid-
skrift. 1881. Bd. I. Haft 1. 2.
Ton dem Troms^e Museum in Troms^te: Aarshefter lY* Troms^
Museums Aarsberetning fo 1879, 1880.
Voa der Botanical Society in Edinburgh: TraDsaoiioae and Procee*
dingt. YoL XIY. Part 1.
Von der Linnean Sooiety in London: Transaotions. (2 nd. Ser.)
Zoobgy. YoL IL Ptoi L II. BoUny. Yol L Parts YII— IX. Jour-
BsL Zoology. YoL XIY. No. SO; XY. No. 81. 82. 88. 84. 86. Bo-
ttay. YoLXYU. No. 108-105; XYIU. No. 106. 107. 108. 109. lia
111. 112. 118. List of the Linnean Society of London. Not. ist
1879. List of the Linnean Sooiety of London. January 1881.
Von der ,,Nature*', a weekly illustrated Journal of Science in London:
Nature. Vol. 23. No. 583. 584. 585. 586. 587. 588. 590. 591. 592.
593. 594. 596. 598. 599. 602. 603. 604. 605. 607. 608. 609, 610.
•311. 613. 614. 616. 617. 620. 621. 622. 623. 624. 625. 626. 627.
628. 630. 631. 632. 633. 634. 635. 636.
Von der Litt<»rary and Philoaophical Society in Manchester: Memoire.
Vol. VI (1879). Prooeedings. YoL XIL XYL XVII. XVIII. XIX
(1877—78-79-80).
V(mder Royal SodetyoffidinlrargkinEdinlmrgh:Prooeedmgs.l879--S0.
Von der Royal Hicrosoopioal Sooiety in London: Journal. Ser. IL
YoL L Part 1 (Febmar), 2 (April), 8 (Joni), 4 (August), 6 (Oeto-
ber), 6 (Deeember).
Von der Amerioan Aoademy of Arts and Seiences in Boston: Pro>
ceedings. Vol. VII. Part. IL Vol. VIIL Part. I. II.
Von der Boston Society of Natural History in Boston : Proceedings.
Vol. XX. Part IV. Vol. XXI. Part. L Anmversary Memoirs 1830
—1880. Boston 1880.
Von dem Museum of Comparative Zoology in Cambridge; Bulletin.
Digitized by Google
19^
Vol. VI. No. 8-11. 12. Vol. VIII. No. 1. 2. S. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
10. 11. 12. 13. 14. Vol. IX. No. 1-5. Memoire. Vol. VI. Ko. 1.
No. 2. Part. I. Vol. VIIL No. 1. AnDual Keport of ihe Cnrator...
for 1879—80, 1880—81.
Ton dem American Journal of Soience and Arts in New-Harec:
Amerioan JouniaL Vol. XXL Ko. 121. 182. 123. 124. 125. 126.
127. 128. Vol. XXn. No. 129. 181. 182.
Von der Aoademy of Soienoes in Kew*Tork: Anoals. YoL L Ha
9—18. Thmiaetions. Oetob. 8. 1881.
Von der Amerioen Philoiophioal Sooiety in Phüadelpbin. Proee«'
dinge. Yol. XIX. No. 107. 108.
Von der Academy of Natural Sciences in Philadelphia: JoamaL
See. Ser. Vol. VIII. Part. IV. Proceedings. 1880. Part. I. U. III. '
Von der Peabody Academy of Science in Salem : Memoirs. Vol. I. No. 5. 6. ,
Von dem Essex Institute in Salem: Bulletin. Vol. 11. No. 1 — Ii 1
Vol. 12. No. 1 — 12. Visitor's Guide to Salem.
Von der Californian Academy of Natural Sciencee in San Franciioo:
Proceedings. Meeting June 6th 1881.
Von der Aeademy of Sciences in St Lonie: Contribnt. to the Ar-
ohaeology of Miseonri. Pert. I. Pottery.
Von der Smitluonian Institution an Washington: Beport for 1879.
Smitbsonian Gontribntions to Knowledge. XXIIL SmitliMniaB
Misoellaneons GoUections. XVIIL XIX. XX. XXL
Von dem Departement of Agricnlture of the ünited Btates of Aase*
rioa in Washington: Report for 1878. 1879.
Von der Office ü. S. Geological Survey of the Territories in Wat-
hington; Bull. ü. S. Geol. a. Geogr. Survey. Vol. VI. No. 1. 2-
Von dem Naturhistorischen Verein von Wisoonain in Milwaukee:
Jahresbericht 1880—81.
Von dem Gouvernement imperial du Bresil in Rio de Janeiro: Ar-
chivos do Museu Nacional. Vol. II. III.
Von der Sociedad Cientifica Argentina in Buenos-Ayre«: Annales-
Tomo XI. Entr. II. III. IV. V. VI. XII. Entr. I. II. III. IV. V. VL
Von der Sooiedad Mexicana de Historia Natural in Mexico: La
Naturalen. Tomo IV. No. 21. Tomo V. No. 1. 2. 8. 4. 6u 8. 7. a
Von der Royal Society of New«South*WaleB in Bydn^: Journal aad
Prooeedings. 1879. VoL XIII. Reports of the GonneU of Edooa-
tion ... for 1879. Jonmal and Proceedings. 1880. VoL XIV.
Annnal Report . • . of Mines etc. Ibr 1878. Annnal Report ...
of Mines etc. for 1679 nebst Maps eto.
Von der Societe royale de Botanique de Belgique ä Bruxelles: Bal-
letin. Tome I— XX. 1862—1881.
b. An Geschenken erhielt die Bibliothek:
Von der Direction der Königl. geologischen Landesanstalt nnd
Bergakademie luBerUn: Jahrbuch für das Jahr 1880. Berlin 1881.
Digitized by Google
195
Von den Herren:
von Dechen: The Quarterly Journal of the Geolo^ical Society Vol.
XXXVI. 1. 2. 8. 4. XXXVII. 1. 2. 3. 4. — Vierteljabrsschrift der
Astronomischen 6esell8chaft| von Schönfeld u. Winnecke, 15. Jahrg.
4 H. — Transactions of the royal Geologioal Society of Cornwal.
VoL JL P. III. — Report upon Geograph, and Geological Explo-
rttioos and Sarveyt west of the one hundredth Meridian of M.
Wheeler, Toi. III. P. 17. Geology. 1875. — Eleventh annaal Be-
port of the ünited States Geolog, and Geographica! Snrrey of
the Territoriea embraebg Idaho and Wyoming, for the Year 1877.
By F. y. Hayden. 1879. — Report of the ünited Staies Geologie.
Snrfey of the Territoriet. F. T. Hayden. ToL VI. (Part I. The
cretaceou9 flora. By L. Lesquereux.) 1874. Catalog of the
Publications of the U. S. Geolog. Survey of the Territories: F. V.
Hiyden. 1874. — Report of the Geologie. Exploration of the
fortieth Parallel, under the Direction of A. A. Humphreye by Cl.
King. — Annual Report of the New- York State Museum of Na-
tural Hiatory. Nr. 27 1875 bis Nr. 31 1879. — Natural History
of New York. Geologie. Survey of the State of New York. Pa»
laeontolog. Vol. V. Part II. 1 Bd. Text, 1 Bd. Abbildungen. —
Palaeontographiea von Dnnker n. Zittel, Bd. 88. Lief. 6 u. 6.
Bd. 27. Uef. 1 his 8. Bd. 28. lief. 1 n. 2. — Yierte^'ahreawhrilt
der Aitronom. Geielliehaft, Ton Sohönfeld nnd Winneoke, 18.
Jahrg. 1. 2. Heft — Nova Acta Aead. Leopold. Garolin- Bd. 41. Th. II.
E Scheffler: Die Naturgesetsa Die Theorie dee Bewnsetseine oder
die philosophischen Gesetze. 9. und letzte Lieferung. 1881. Von
Dr. Herrn. Scheffler.
Ton Dechen: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinlande Heft 1 bis 69, 1841 — 1880 (es fehlen 1842 H. 2. 3. 4.)
— Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln. Von 0.
A. Eick. 1867. — Bonn, Beiträge zu seiner Geschichte und seinen
Denkmälern. Festschrift zum internationalen Congress fQr Alter-
tkmnskunde u. Geschichte. — Das Medusenhaupt von Blariacum.
Von R. Gaedeehens, Prof^ in Jena 1874. — Die mittelalterliche
Konat in Soeat. Ton JToeeph Aldenkirchen, Rector in Vieraen. 1876.
Fr&nlein Marqnart: Prodromna Florae Monaaterientia Weatpha-
loram. Aootore F. a Boenninghanien. Phanerogamia 1824. —
Flora Bonneneia scripsemnt J. Schmita et Ed. RegeL 1841. —
Ueber daa Pflansen-Oaaein oder Legumtn. Von Ritthanaen. —
Aanteekeningen over Het Nut, door de Bewoners van Java aan
ecnige Planten van dat Eiland toegeschreven. Door J. K. Uass-
karl. 1845. — Papilionacearum quarundam javanicarum descrip-
tione« accuratiores. Auetore J. C. Hasskarl. 1844. — Bemer-
kungen über das Vorkommen des Amylum bei den Crj'ptogamen.
Von Dr. Th. VogeL Vergleichende Bemerkungen über die Ver-
196
breituiiir der Yegfetatioii in deo grOwten Höhen das Himtlajt und
in Hoch-Pera, von J. Meyen. 1886. — Beitr&gre zur GeechicfaU
der Ilerba Origani cretici von Marquart u. Th. Vogel. — Jahres-
bericht für 1835 über physiologische Botanik von J. Meyen utd
über Phytochemie von Cl. Marquart. — Synopsis generis Caame
Auct. Th. Vogel. 1837. — Synopsis Florac Germanicae et Hel-
veticae. Auetore D. J. Koch. 1837. — Chemische Untersuchung
der Mineralquelle zu Liebenttein in Sacbsen-Meiningen. Von E
Wackenroder. 1832. — Der Bergbau unter der Stadt Iserlohu.
DartieUuDg der Sachlage auf Yeranlaasung der etidtiaeben BehQ^
deu. 1875. — Der ▼nlkanieche Roderbei^ bei Bonn. Von C
Tbomae. 1836. — Der Kenantit von Langenaehwalbacb in NaMo.
Von Emat ZIekendrath. 1876. ~ Chemiaehe ünterauobim^ Iber
die Hamateine von A. Maroet Uebertetat tou Dr. Meineoka
1820. <— Die HerstellnDg der Leder in ihren cbemiaoheo und
physikalisehen Vorgängen von Lietzmann. 1870. — Bericht aber
das 50jährige Jubiläum der rheinischen Friedrich-Wilhelms-ÜDi-
versität Bonn. Von Rector u. Senat. 1868. — Gabriel von Brayi
wissenschaftlicbes Vermächtniss an die k. bayer. botanische Gfr
Seilschaft zu Regensburg. 1833. — Drei botanische Abhandlungen
von Uasskarl. — Untersuchungen über die anatomischen Verhält-
nisse des Cblorophylls. Inaug.-Dissert. von W. Michler. 1837. —
Untersuobungen über die winterliohe F&rbnng der BlftUer. loaag.*
Diaaert. yon O. L. Bübrlen. 1887. — Beitr&ge aar genanffo
Eenntnisa der ebemitoben Kenntniaa der rttfen Samenkapeebi dei
blanaamigen Mobnea eto. Ton F. L. Winkler. — Unteranahaiin
l&ber die Farben der Blütben. Inaug.-Disaert. yon C A. FMk
1825. — Drei botanisebe Abbandlungen tou W. MiqneL — Mir
den Anbau des oriental. Mobne und Gewinnung dea Opiuna ete.
▼on 0. Desaga. 1868. — üeber Arnica montana L. von 6. F.
Walz. — ProtocoU der botan. Section auf der Naturr-Versararo*
lang zu Bonn 1835. Von Cl. Marquart. — Beispiel einer .\utholy*
an den Blüthen von Trifolium repens L. Von J. Schnutz. —
Ueber die Abstammung der Sennesblätter. Von J. B. Batki-
1854. — Jahresberichte des botanischen Vereine am Mittel- q"-
Niederrheine I bia 6. 1887—1841. — LeguminOHM. Auct Th-
VogeL — Beitrag aur Eenntnisa der Lanbknospen von A. Bieary.
1. bis 8. Abtfa. 1886 u. 1889. Enoapenbilder, ein Beitrag
Eenntniit der Laubknoapen Ton A. Henry* 1* Abtb. Dioo^todoMB.
1840. — Rede aur Erdffiiang der Yeraammlung deutedier Battf^
Ibracber und Aerate in Berlin 1828 yon Alezander von HumboUL
— Bericibte fiber die Versammlungen deutseber Naturforseber and
Aerzte in Mainz 1842; in Wiesbaden 1852; in Bonn 1869; io
Speyer 1861; in Hannover 1SG5; Frankfurt am Main 1867; i»
Dresden 1868; in Innsbruck 1869; in Leipzig 1872. — Die Reini-
Digitized by Google
197
guDg und Entwässerung der Stadt Heidelberg von Dr. K. Mitter-
maier 1870. — lieber die Eigenachaftou und Kennzeichen eines
guten, ächten tonquinensischen Moschus. Von Chr. Kump. 1871.
Prodromus der Flora der preuss. Rheinlande. 1. Abth. Pha&ero*
gamen. Von Ph. Wirtgen 1642. — Flora der preuss. RbeinproyiDs.
Ton Ph. Wirtgen. 1857.
▼OD Deohen: Grandsllge der geogn. Yerhütiiisse und der vorwelt-
lieben Flora m der nftohsten Umgebung von SaarMeken, von
Goldenberg. 1886. Schnlprogramm. — Die Selagineen der Yor-
weli. Ein Beitrag aar nUiern Kenntniss der Flora der Steinkohlen-
periode. Vom Lehrer Goldenberg. 1854. Schulprogramm. — Die
Pflanaen- Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Saarbrücken
abgebildetund beschrieben von F. Goldenberg. 3. Heft mitöTaf. 1802.
C. J. Andrä: Die Pflanzen-Versteinerungen des Steinkohlengebirges
von Saarbrücken, abgebildet und beschrieben von F. Goldenborg.
1. Heft mit 6 Tafeln. 1855. 2. Heft mit 6 Tafeln. 1857.
W. Trenkner: Die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von
Osnabrück nebst Karte, von W. Trenkner. 1881.
L. Geisenheyner: Flora von Kreaznaeh. Bearbeitet von Geisen-
bagmer. 1881.
G. Benker: Die Trinkwasserfrage im Allgemeinen nnd in RAoksioht
auf die Trinkwasser-Yerh<nisse der Stadt Düren. Yon Dr. N.
Cftspary. 1881.
von .Dechen: Dr. A. Petermanns Hittheilungen ans Justus Perthes
Geogr. Anstalt, 27. Bd. 1881. Herausgeg^eben von Dr. Behm. —
' Ergänzungsband XIV. (188081). Heft Gl— 64. — Vierteljahres-
scbrift der Astronom. Gesellschaft, von Schönfeld u. Winnecke, 16.
Jahrg. 4. Heft. 1881.
F. Plateau: Observations sur l'iinatomie de relepliant d'Afriijue
(Loxodon africanus) aduite, par F. Plateau et V. Lienard.
c. Dareh Ankauf.
Cotteau, Echinides nouv. XY.
Bonner Adressbuch für 1881.
Zoologischer Anzeiger, III. Jahrgang. 1881.
Erwerbungen für die naturhistorischen
Sammlungen.
a. Geschenke von den Herren:
Bergreferendar Uaniel in Bonn: 1 Exempl. von Sigillaria Sauiii
Brong. var. lata, von Zeche Ewald bei Herten und 1 Exempl.
SigiU. Brassert! Haniel von Zeche Mathias Stinnes.
18*
Digitized by Google
198
Major von Roehl in Bonn: 1 fossiles Holz aus dem Jura von
Lübbeke in Westfalen. 1 Exempl. Sphenopteris aUotoroidet
Gutb. aus der Steinkohlf. von Russhütte bei Saarbrücken.
Grubendirector Knobt in Siegen (dnroh Herrn Georgi in Bonn):
Amerikanitehe Asbeste nebst damns hergestellten Konstprodnetai
für die Technik sowie fiegleitschrift mit dem Titel: Asbest» sein
Vorkommen, seine Verbreitung and seine Verwendung. 1881.
Von der Dombaaverwaltang in Köln: 2 Kisten mit Frohen ^n Dom-
bensteinen.
Von der Direction der Steiukohlenzeche Rhein-Elbe in Westfalen:
11 grosse Stämme von Steinkohlenpflanzen.
Bergrath Wenckenbach in Weilburg: 1 Zahn von Bos taurua aus
der Grube Waldecke bei N. Tiefenbach im Amt Hadamar.
Oberförster Melsheimer in Linz: Vop^elbälge von Fuiica etny
Falco Milvus und eine Spitzmaus Sorex vulgaris.
Dr. Bertkau: Sylvia laadnia (Balg).
G. Herpell in St. Goar: Sammlang pr&parirter Hutpilae Ton O.
Herpell. 2. Lief. 1881.
Wirkl. Geh. Bath Ton Dechen: Versteinenmgen ans yersehiedeDan
Gebirgsformationen Westfalens, ans der Sammlong dee Lehren
Gemmel in Uendg erworben.
Jos. Zervas in BroU: Hanganschaam (Wad).
Bergrath Emmerich in Arnsberg: S Stafen Pkgionit von Caspaii-
zcche bei Uentrop.
Fräulein Marquart in Bonn: 2 Kartons mit Laubmoosen, gesammelt
von Dr. Cl. Marquart.
Gymnasiallehrer Geisenheyner in Kreuznach: Aatstück einer
Buche mit einem eingewachsenen Knochen.
Ober-Bergrath Folien ius in Bonn: Weissbleierz in einem Conglo»
merat des Buntsandsteins vom Caller Stulln bei Call in der EifeL
Dr. Jordan in Saarbrücken: Ein Steinmeissel der Ureinwohner
vom Lake superior in Nord-Amerika. — Ein Geweih, 1860 swieohen
Malstatt und Bnrbaeh beim Ban der Eisenbahnbrileke 24 Fass
tief im Allnvinm gefanden.
Dr. 0. Weerth in Detmold: gekritste nnd geschliffene Oesohisibe
▼on Braonenbmdh bei Detmold.
b. Durch Ankauf.
Ausgestopfte Thiere vom Conserrator Pendler: Gorfus oonmOi
Striz brachyotus, Lanias coUario, Sinrnns ▼ulgaris, Coocothranstes
vulgaris, Cypselns apns ^ und ^a. juT., Aooentor modnlaris,
Ghrysomitris spinös, Turdns TiseivoruSy Fioos Tiridisi Hirondo
urbica, Cuculus canorus.
Unlvtndais-BiididnitfkMtt voa Ourl Osoigl ia Boa».
Digitized by Google
Sitzungsberichte
der
mederrheiüisclxen Gesellschaft fflr Natur- und
Heilkunde in Bonn,
Bericht über den Zustand nnd die Thätigkeit der
Qesellscliaft während des Jahres
PhywIlMllMlie aectt^n.
Die Gesellschaft hat in diesem Jahre die TodMftUe von vier
ardentliehen Mitgliedern za beUegen. £■ eterben :
1. Herr von Asten, der eeinen langen nnd eohweren Leiden
erlegen ist, neehdem er, loweit ei ieine Geeimdheit niUeei,
den SItinngen beigewohnt hatte.
9. Herr Beeker, der ein aoeierordentHeh eifriger Pflanaen-
sammler war, und der über die Flora der Bbeinprovinz ans
häuüg belehrt hat.
3, Herr Dr. Trippke, ein regelmässiger Blsucher der Sitzungen
während der kurzen Zeit seiner Mitgliedschaft. Er war erst
am 10. März 1879 eingetreten und endete plötzlich und
unerwartet durch einen unglüoklichen Sturz vom Baloon des
Hotel Rheineck.
4m Herr Geheimrath von Haustein, der durch seine Yortrftge
uns oft erfreute, soweit seine Gesundheit es gestattete. Er
starb in Folge einer langjfthrigen Krankheit.
Allen diesen bewahrt die Gesellsehaft ein ehrenvolles An-
denken.
Durch Yeniehen sind in die Reihe der answirtigen Mitglieder
getreten:
1. Herr Bergreferendarius Caron.
2. Herr Bauinspcctor Neu mann, der als KegierungS'Baurath
nach Cassel übergesiedelt ist.
BM— iSb, d. aMsBMi. Qsisllscbsft In Bona. 1S8L 1
Digitized by Google
2 Sitzungsberichte
8. Herr Dr. Pohl ig, Pmatdocent, der auf Urlaub nach Müii>
oben fTpgangen ist.
4. Herr Dr. Velten, welcher oach Antwerpen verzog, nach-
dem er hier seine medicinischen Studien vollendet hatte.
6. Herr Beckhaus ist freiwillig ausgetreten.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrag beim Begiui dfli
abgelaofenen Jahres 90 und einkt durch den Abgang der gwnanntsa
9 ordentlichen Mitgtieder aof 81 herab.
Dagegen sind nen eingetreten:
1. Herr Frans M&ller 16. Februar 1880.
2. Herr Bergrath Alexander Mdoke 16. Febmar 1880.
8. Herr Bergreferendarius Ferdinand Berg 12. JnH 1880.
4. Herr Dr. Carl Hintze 13. December 1880.
5. Herr Edmund Aldenhoven 13. December 1880.
6. Herr Dr. Hubert Fromm 13. December 1880.
7. Herr Dr. Heinrich Kreutz 13. December 1880.
8. Herr Major von Roehl aus der Zahl der auswärtigen Mit-
glieder wieder eingetreten.
Somit stellt sich die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 89.
Die statutenmässigen Sitzungen sind ordnungsmässig gehalten
worden: 9 allgemeine and 6 der physikaKsohen Seotion. In den
allgemeinen Sitsungen wurden 42 Yortrige Ton 17 Uitgliedem ge-
halten. Es betheiliglen sieh die Herren vom Bath mit 7, Ton
Dechen und Trosohel mit 6, Sohaaffhausen mit 4, Lehmann
uid Poblig mit 8, Oieseler, Stein, Bins, Schmits mit je 2,
und Bertkau, Riohthofen, Löbbecke, Lexis, AndrI,
Busch und Schlüter mit je einer Mittheilung. In den physiks-
lischen Sitzungen wurden 28 Mittheilungen gemacht, nämlich 3 von
Pohlig, 2 von vom Rath, v. Dechen und Schmitz, je eine
von Stein, Mölle|^dorf, Schaaffhausen, Gurlt, Sprengel,
Troschel, Claudius, Wa llacb, K ö rnioke, Sohlutor, Bertkao,
Hoffmann, v. Roehl und Lebmann.
Am 15. März gab sich die Gesellschaft die Ehre, ihrem Senior
Herrn Wirkliohen Geheimerath von Deohen Ezoellens durch eins
Adresse su sdnem aohtsigsten Qeburtstage Olfiek lu wflnsehen.
In der Sitzung vom 18. Deoember wurde der Toijibrig« Yor-
stand für das Jahr 1881 wiedergewIUt, Gebeimrath Trosohel als
Direetor, Professor Andrft als Seoretftr.
Digitized by Google
der niaderrbeiiiitolieD Gefellaohaft in Bomu
8
Hedlzlniflelie SeeUon.
Die Section hielt im Jahre 1880 acht Sitzungen unter dem
Vorsitz des Oeh. Rath Busch und wurden folgende Vorträge ge-
halten:
19. Januar. Dr. Leo Fall von Febris recurrens.
Dr. Samelsohn über Faeerkreuzung im Chistsmaliervi OplioL
Prof. Koester über Diphtheritis bei üühnem.
85. Mrui* Dr. Oebeke Aber 2 F4Ue von Apopleiie bei
Irreo«
Dr. SameUoba über Taberonloieimpfoiig und KerveDtafw
kremniig.
IS. Ur. Prof. Medelmig 1. über engeborene Hal»6rtel,
8. Behaodliiiig der UntendieiikelgeMliwüre mit der Mirli&*eebe&
Gummihüide.
Geh. Reib Baieb Yeriaobe mit Eooel|yptol alt Antieeptioom.
10. Mai- Geb. Bath Bus ob Fibrom der Aponenroeif pal-
maris.
Prof. Doutrelepont über Verknöcherung des Hodens.
Dr. Samelsohn über Sehnervenkreuzung und Verbreitimg in
der Retina.
Prof. Madelung über Verrenkung des Talus und Fraktur.
81. Juni. Dr. Nussbaum Umwandlung der Bauchhöhle der
Würmer und Wirbelthiere von einem Exoretionaozgan in einem
Lymphranm.
Geb. Rath Baaob 1. Intraartikularfraktnren am Hüftgelenk.
8. Brook der oavitae glenoidalie dea Sobnlierblattes.
Dr. Leo 1. Zvei Fälle von Tod an Görna diabetioam. 8. Zwei-
malige Erkrankung an Sdharlaeb innerhalb einee Jabree.
11. llU. Prof. Bina 1. Tödiung der Blntkürperoben dareb
CbiniD. 8. Enealyptasöl von Dr. Siegen in Denta angewandt 8. Ter*
Sache mit Jodoform.
Dr. Ungar Werth der Schwimmprobe bei Neugeborenen.
Dr. Samelsohn Katze mit Briprosopus triophthalmus.
15. NoFember. Prof. Binz Mittheilung von Dr. Krukenbe rg
über Chininwirkung auf kleinste Organismen.
Dr. Siegfried Gedicht eines Verrückten.
Geh. Rath Rühle, Geb. Rath Baaob» Prof. Koetter Fall
Ton Anearysma der Aorta.
20. Deoember. Geh. Rath Busch 1. hoher SteinsofattitU
8. Dehnang der ProeUta. 8. Bebandlong bösartiger Lymphome.
Prof. Dontrelepont 1. Knoeben imKeblkopt 8. Atreeia aiü.
Dr. Koeke Complete inveraio nterie.
4 Bitnmgiberiohie
In der Sitsong vom 15. November wurde der bisherige Vor-
stand (Batohy LeO| Zartmann) für das Jahr 1881 wioder-
gawihlt
Mitgliederbeitaiid Bada 1879 50
Abgang;
Hr. Dr. Balte s, gest. 18. Mai 1880 \
Hr. Dr. Lehmann, nach Elberfeld 1
Hr. Dr. Stintsing, nach Mfinchen \ • • . 5
Hr. Dr. Nieden nach Elberfeld |
fir. Dr. W« Veiten« nach Antwexpen )
46
Zugang:
Hr. Dr. Schütte
Hr. Dr. Schmidt
Hr. Dr. Velten
Hr. Dr. Hall
Hr. Dr. Peters
Hr. Dr. Menreri (
Hr. Dr. Wahl
Hr. Dr. Siegfried
Hr. Dr. Venn
Hr. Dr. Levis
Bleibt Bestand Ende 1880 66^
Allgemeine Sltsnng am 8. Januar 1881.
YorsitieDder: Prof. TrosoheL
Anwesend: 26 Mitglieder.
Kaeh der Beridfaterstattiing über den Stand der flgsrJlanliin
im Jalir 1880 worden folg«da Yertr&ge gehalten:
Siegfried Stein referirt im Anschluss an seinen Bericht vom
16. Februar v. J. (Berichte S. 30 1880) das Sch weissen des Eisens
betreffend, über die Publikation von Herrn Walther Spring, Pro-
fessor der Universität Lüttich: „Reoherches sur la propriete
„quo possedent les oorps de se souder soas raotion de
Jla pression. Bruxelles. F. Hayez. 1880.^
von Yersadlien be»
Digitized by Google
der mederrhemisohen GeeeUiohaft in Bonn.
9
•ehrieben, deren Resultate für den Hüttenmann wie für den Qeolo^^
koehat interessant sind.
Darcb eine kräftige Hebelpresse Hess Herr Spring bei ge-
iKilinlioher Temperatur einen Stahlstempel in einer StahUnatriM auf
Tertchiedene Körper wirken nnd dabei einem Draok anseetzen, der
bii auf 25,000 Atmosphären konnte gastoigert werden. Nach Hin«
naia auf die Arbeüen leiiier Yoigiager anf dieaem Gebiet be-
fehraibt Harr Spring, wie er in Fbnn ?<m FeUaplaen oder in
Pulverform der Beibe nach L die MetaUe: 1. Bki, 2. Winnith,
8. ^n, 4. ^k, 6. Alnmirnnm, 6^ Kupfer, 7. Antimon nnd 8. Platin
albaHdiob gesteigertem Droolc, ndt MOOAtmosph. beginnend bia in
6000 Atmospb. und darüber binana gebend, unterworfen babe. Bie
sieben erstgenannten Metalle ergaben unter diesen Pressungen ent-
sprechend ihrer Härte der obigen Reihe nach unter steigendem
Druck vollständig dichte compakte Blöcke, an denen man selbst bei
starker Vergrösserung keine Spur einer Fuge oder einer Unter-
brechung zu erkennen vermochte. Bas Platin als Platinsohwamm
war zwar aoob an einem ftusserlich dicht eraeheinenden Block bei
5000 Atm. suaammengepreaat. Aber derselbe war im Innern niobt
dicht geworden, aondam aeigte nocb die Struktur der benutzten
MetallpartikelcheBf weldie nor loae an einander hafteten, nieht an-
aaamengeaoliweiaBl waren, nnd aagte Herr Spring: »lob bin niobl
»dahin gelangt, mit Hülfe erböbter Preaanng eine ebenao TolMik
adige Terbindong an erlangen wie bei den Torbargebenden IfetaUen»**
Dagegen beiatk ea Seite S6: J)ie ffieübilapftne aobweiaaen an einem
„einzigen Kock, übereinatimmeiid mit einem Black» dw dnnli
»Schmelzung erhalten wird.**
„Bei einer Pressung von 5000 Atm. widersteht das Blei nicht
»mehr dem Druck des Stempels im Apparat. Es entweicht, als ob
„es flüssig wäre, durch alle Fugen des Apparats und der Stempel
Ȇast sich bis auf den Boden der Matrize niederpressen ^).^
Herr Spring berichtet auf S. 80 über die Schlussfolgerungen
ana dieaen Yeranchen und verweist der Vortragende ganz speoieU
die Eisenhüttenleute auf daa Original, welches an dieser Stelle Ober
die Sdiweimbarkeit dea Eiaena nnd dea Stahls sich verbreitet.
iäne nreitere 89rie ^on Yeraudien wnrde II. mit Metalloiden
•ngeateUt nnd iwar Priamatiaebem Sohwefel, Pbatiaobem Scbwefal,
OeUgdriachem Sobwefel, Amorpbem Pbcapbor, Amorphem KoUen-
8U4 Gnphit
Sa beiaat über die beiden letaten anf 8w 88:
„Der amorphe Kohlenstoff durch Glühen von Zucker in einem
„verschlossenen Tiegel erhalten, aohweisst absolut nicht, selbst nicht
1) Se. Excellenz H. v. Dechen machte bei der Discnssion anf
fthnliebe Eraoheinnngen aofmerkaam beim Preaaen Ton Bieirobren.
Digitized by Google
6
Sitoungsberiohte
„unter dem Bt&rkiten Drook, den ich habe Wrorrufen koimeA.
^Diesem Körper ist eine enorme Elastioit&t eigenthümlich. Na«b-
,dem die Matriie dee Appenit nui diesem pnlTerüftiniigw KMm^
„iloff gefiUlt ymt Ine lo einer geaeteenen Höhe^ wurde soeni vü
,der Hand, dum mit dem ellentirksten Dmek gepreeet Als daraaf
„der Apparat geöffiiet winde, aelgte aioh} daaa der Kehleniteff
„„genan daiaelbe Yolom'"' in der Matriae einnahm, welehee er natar
,idem leioliten Dmek der Hand gezeigt hatte ond die Tbeflehen feit^
„riethen nioht eine Spar ▼on Vereinigung nooh von 7<nmmmenhing
„onter einander.'*
Es erinnert diese Eigenschaft des amorphön Kohlenstoffs an
die Elasticität des Stahls , welcher dieselbe nach diesen Beobach-
tungen des Herrn Spring am Kohlenstoff wohl nur dessen Anwesen-
heit im Stahl verdankt, wenn letzterer gehärtet ist und hierbei aeukeo
Kohlenstoff in amorpher Form abgeschieden hat.
«Qraphit. Diese andere Form des Kohlenstoffs gibt abweichende
«Renütate. Schon unter einem Druck Ton 5500 Atm. liefert der
,etaahC5rmige Oraphit einen Block, welcher dietelbe Fetltgkett
»neigt, wie ein Stttdc natürlicher Oraphit''
Herr Spring hat weitere Dmckveranohe angeeCeUt nait
»Branntteini Thonerde» gelbee nnd rothea QueeksiUNroByd nad
Xieielerde*. Femer »Blende^Bleii^ana, SohwefUaraen» Zinnober nd
„Ekihwefeleiien*. Weiterhin worden dem Dmek unterworfen eian
Beihe von Chlorüren, Bromfiren, und Jodüren n&mlich: „Salmiak,
«Chlorkalium, Kochsalz, Chlorblei, Sublimat, Bromkaliuni. Bromblei,
Jodkalium und Quecksilber jodid. Von letzterem sagt Herr Spring:
„Dieser Körper ist der interessanteste aus dieser Reihe, denn er
„zeigt in durchschlagender Weise, welche Macht die Eigenschaft
„eines Körpen zu krystaUiairen aoiübt beim Sohweiasen Ton deaaen
«Pnlmr.'*
Von Sulfaten wurden dem Druck unterzogen: „Glaaberenla,
„Zinkyitriol, Kupfervitriol, trockne schwefelsaure Thonerde, Ammoniak-
»alaoni Gypif Anhydrite von Zink- nnd Bleivitrid nnd adiweW-
«aanrer ThonerdOi" Ebenao Kali- nnd Nalronealpeter. Dann nwet^
,pbe trockne Soda, kryatalUairte Soda, kohlenaanrei Zink» Kreide^
ylilandspath, Reiweita. Phoephonanrea Natron nnd dee|^ Thonerde^
ikKryaUUiiirter nnd geadhmolaener Borax, Olaa. Von organieehen
«Stoffen worden dem Dmek nnterworfiBn: »Wache, Parafin, Kampber,
„Arab. Gummi, Stärke, Baumwolle, Siegellack, Harz, Eosin, magere
„und fette Steinkohle, Torf, Beinschwarz, Oxalsäure, WeinÄäure,
„Zucker, Essigsaures Kali, Gelbes und Rothes Blutlaugensalz."
Es folgt nun die Aufzählung einer Reibe von chemischen
Beaktionen, welche bei trockenen festen Körpern durch Druck her-
vorgerufen wurden. Z. B. „Wenn man in der Kälte Kupferfeilspiue
umit grob gepiÜTcrtem Schwefel miaoht, ao tritt keine £inwirkong
Digitized by Google
der oiederrbeiiutcheD GeselUcbaft in Bonn. 7
»ein beim g-e wohnlichen Atmosphärendruck. Aber bei einem Druck
„von 6000 Atm. ist die Verbindung eine vollständige. Es bildet sich
Jcrystallitirter schwarser Kupferglanz. Man kann telbtt mit dem
f^Mikroskop Bioht das geringste Eupfertheilchen dftrin entdecken**
£b würde so weit führen, alle Schlüsse and den gansen Inhalt dieser
kdohat iatereiMDten Sohrift hier mitsutheilen. Der Geologe , der
lliiMraloge, der Chemiker, der Physiker, der Hftttenmenn, der Berg*
mann imd der Febrikmii öbemisdier Produkte, alle finden darin
videi, was eie erfreuen und ihnen nfiiilieh sein wird beim Lesen
diaies Werkohene, welehee in Uerer, lohAner, Moht ventftndlieher
Spredie gesehrieben iet Es ist eine der behnbreehenden Ärbeittti
avf d^m Gebiet der exakten Wissenschaften. Die ausnahmsweise
lebhafte Debatte nach dem Vortrage legte wohl am besten Zeugniss
ab für das Interesse, welches die mitgetheilten Yersochs-Kesultate
des Herrn Spring angeregt hatten.
Oberbergrath Heusl er besprach ein im verflossenen
Jahre dnrch den Merkicheider Daub in Betsdorf aafge*
fundenes Vorkommen Ton Phosphorit an dem darch
8&alenbasalt losammengesetiten Steinrother Kopf» wel-
eher in westlioher und der Riehtang naoh dem Wetterwald ca. Tier
Ufemeter von Betidorf eotüBmt ist and bis in einer Höhe von 460
Meter fiber dem Meeretspiflgel ansteigt
Der aas den Sehichteo des UnterdtTone (OoUenasöhiehten)
henrortretende Basalt nimmt die langgezogene Kappe des Steinrother
Kopfes in einer 1000 Meter übersteigenden L&nge and in einer
wegen der Vegetation nicht bestimmbaren Breite ein: derselbe
scheint gangförmig emporgedrungen zu sein, da an den Stellen, wo
der Contakt mit dem umgebenden Schiefer aufgeschlossen ist, die
Schichten des Letzteren gop:cn den Basalt einfallen , durch ihre
Lagerung daher den Durchbruoh des Basaltes dokumentiren.
In dem sehen seit längerer Zeit zum Zwecke der Gewinnung
Ton Straasenbanmaterial betriebenen Steinbraohe am Steinrother
Kopf fiel in der loteten Zeit ein Fossil mit weisser and ins gelbliche
spielender Farbe anf , welehes sich serttrent omherliegend and im
Hsldenabraom vorfand and nach einer darch den Bergmeister
Bibbentrop in Braansohweig Torgenonmienen Analyse als reiner
Phoephorit oonstatirt werde.
Das Vorkommen Ton Apatit (Phosphorit) in grösseren Aae-
scheidnngen in einzelnen Basaltpartieeu des Westerwaldes ist nicht
neu; dagegen dürfte das Vorkommen in compakten Massen und mit
einer gewissen Regelmässigkeit der Ablagerung wie an der bezeich-
neten Lokalität noch weniger festgestellt sein.
Das in dem erwähnten Basaltbruche sich darstellende Profil
qaer durch den Steinrother Kopf ergibt sanachst den Contakt zwi-
Digitized by Google
8
SitcnngiteriokU
sclitii Bofaiefer- and Saulenbasalt, dann du manige Aoftreton diaaea
ktattm und hienraf «na Ueberlagemng der Bataltaiatenkfipfe ndt
«uwr ani dar YerwiUemng harrorgaganganen P^lagonitartigaB Bik
aaltMaaaa, waloha Ins som Gipfel der Kuppe retebti den fiaateD Bft>
aalt in einer Dicke Ton etwa 10 Meter ftbetdeokt und den Vhm^
phorit tUla in kleinen PartikeleheD, theila in Stftekan , dann nber
ooncentrirter mit verwittertem Basalt tintermisoht , in einer etwa
1 Meter mächtigen Lage faet unmittelbar über den Säulenköpfen
des Basaltes aasgeschieden enthält. An einzelnen Stellen ist der
Phosphorit noch in die Fugen der Basalts&ulen eingednmgen und
es gewinnt dann den Anaohein, aU sei der feate Baaalt in Phosphorit
umgewandelt worden.
Nach der Art des Vorkommens kann aber kein Zweifel dar»
über obwalten , dass der Phosphorit ein Zersetzangaprodukt der
Palagonitartigen Baaaltmaaaa iat and daaa sich deraelbe an den Stellen
am atftrkatan ankfkifoi moaatei wo die Zeraetanng wegen dar Unter-
lage dea onverwitterten Baaaltea ihr Ende erreichte. 8o nnr wird
die in dnar gewlaaen Begelm&aai|^t aoftrelende Lage, weloha aieh
dem Anagahenden dee Sinlenbaaaltea anaehlieaat, an arUiran aein.
Da biaher wegen der Schwierigk^t der Anaaeheidong dea lein
eertheilten Phosphorites in der ganzen Masse eine Ausbentimg dea
Vorkommens noch nicht Statt gefunden hat, wenngleich die bei den
Aufschlüssen gewonnene Phosphoritmenge etwa 160 Ctr. betragen
hat, 80 läset sich diu Ausdehnung der Palagonitartigen Masse und
des dieselbe voraussichtlich begleitenden Phosphorites noch nicht
beatimmenf in dem erwähnten Proiii ist dieselbe indess auf eine
Dimension von mehr als 100 Meter und dabei phoaphorithaltig be-
kannt, während anderseits au erwähnen ist, dass an einem waüar
galeganen Steinbrooha dea Stainrother Kopfea keina Zeraetanng^
prodakte dea Baaaltea Torkommen and damit aoeh das Vorkommen
Ton Phoaphorit anageaohloaaen an aein aoheint.
Der am Stainrother Kopf Yorkommende derbe Phoaphorit in
featen Stftoken nnd aohalig sowie bl&tterig abgesondert, mit hell*
weisser und hellgrauer Farbe, iat Ton grosser Reinheit. Nach einer
Yon den Besitzern der Berechtigung zur Phosphoritgewinnung an
der beschriebenen Lokalität mitgetheilten Analyse waren die Be-
atandtheile folgende :
Phosphorsaarer Kalk 80,30 (B6,08 % Phosphoraäare).
Kalk 7,66 „
Eisenoxyd u. Thonerde 1,96 n
Lösliche Kieselsäure 1,75 „
Unlöslicher Rückstand 2,87 „
Der wahraoheinlieh in Waaaer nnd Kohlanaftnra baatahenda
Beat worda nicht baatimmt.
Digitized by Google
der uiederrheiniacheii Gesellschaft in Bonn.
9
Wirklicher Geheimer Rath von Dechen trag einige Bemer-
Jkungen über grosse Dislocati onen vor, im Anscbluss an das,
was er in der allgemeinen Sitzung vom 8. November vorigen Jahres
öber die Frage: ob die vermeintlichen Hebungen de« Festlandes durch
ein Sinken des Meereaipiegels zu erklären seien» gesagt hatte. Bei
•olohen Dislocationen liegen die dadurch getrennten Qebiigwtücke
gegmvirtig in einen imgemein verschiedenen Niveeo, wibrend iie
areprflnglieli in efaeni ond demielben Niveen nnmittellMr saeemmen*
g^MDgea beben. Si eollen war ewei eoldber EndheiBasgen^ die
•orgflltig nDtereoebt und beecbrieben eiad| bier in Betmbht gesogen
wevden.
Die erste ist die groeee ITebertobiebnng, welebe den e.
Rand der Belgischen Kohlenbecken von LQttich nnd vom Hainau t auf
ihrer ganzen Längenerstreckung durch Belgien von der Preussischen
bis zur Französischen Grenze begleitet und ßich in der Richtung
gegen W. noch wf^iter in Frankreich durch das Norddepartement
und das Departement des Pas-de-Calais bis an das Meer verfolgen
läset. Bekanntlich hängt das produktive Kohlengebir$^e dieser beiden
Mulden nicht unmittelbar susammen, sondern die Mulde von Lnttioh
bebt sich gegen W. ans, wfthrend die dee Hainaut sieh gegen 0.
aushebt. Die Trennang beider Muldenspitcen oder Muldenwendangen
fliKtofc am Baobe Sameoa ö. Ton Kemnr statt, sie sind bier TOn dem
sasammenbingenden Cnhn (der immer Ton geringer Bliebtigkeit,
bisweilen gans Tersobwindet) und tob Kobleoikalk umgeben. Hier
enlbalteB die engen nnd wenig tiefen Molden nnr die tiefsten ond
troaig wertbTollenKoblenflMse daber aoob die grosse Entfemnng der
bedentenden Koblengmben ? on Lftttieb ond ron Hainaot (Charleroy)
von einander.
Der Südflügel der beiden Kohlenraulden ist nicht allein steil
aufgerichtet, sondern überkippt und besteht dabei aus Rechten und
Platten, die alle gegen S. einfallen und diese sind in der Strecke
von O'ugree bis Ramet durch die nicht sehr stark fallende üeber-
schiebung abgeschnitten, während der Nordilügel eine ziemlich flache
regelmftssige Lagerung ebenfalls mit Einfallen gegen S. besitzt.
Diese grosse Dislocation wird von einem Tbeüe der Belgisoben
Geologen mit 6« Dewalqne: Faille eifelienne, von andern nabb
dem Vorschlage von Comet und Briart mit Gosselet^ dem ber?or-
ragenden Profeesor in Lüle: Faille da Midi genannt
Das bangende Gebirgsstiok der Uebersehiebnng, welobes also
auf dem prodnotiren Koblengebirge anfliegt, besteht mm Tbeü sns
fiibir naeb den Ermittelnngen von Gosselet und Malaise. Zwisoben
Moset und Sart-Enttaohe sind in demselben Zuge 83 Silnr-Speeies
bekannt, so dass über diese Formationsbestimmung kein Zweifel
obwaltet. Derselbe würde um so weniger gerechtfertigt sein, als
auf der Nordseite des Belgischen Kohlengebirges das Silur in Bra-
Digitized by Google
10
SiteongtbarkAite
baut SD sehr vifUttn Stellen (wie bei Oemblouz) btr? or tritt nd
hier itt OeaieB bisher 4A Speeiee eofgefimtai, von denn 96 wt
deneo in dem sfidliehen Zuge ftbereinsUmmen. Dieser sidlishs
Silorsüf^ ist sehr schmal, an keiner Stelle viel über 1000 m breit,
dagegen in einer Länge von 200 km bekannt und wird als CrCte
du Condros bezeichnet. Er trennt die nördlichen Stein kohlenmulden
von dem südlichen Becken von Dinant, in dem das Mittel- und Ober-
devon, und der untere Theil des Carbon in lanj^ren vielfachen Falten
auftritt, in denen nur an wenigen Stellen für das productive Kohlen*
gebirge Banm übrig bleibt; welches nur eine geringe Mächtigksü
erreicht und ksum branchbare Kohlenlager enthält. In der nöid-
liehen Mulde erreicht das productive Kohlengebirge degegea in der
Gegend von Möns eine Miohtigkeit TOn 2100 m. lüese grosse Tsr-
seUedenheit der AUegerongen sn beiden Seiten des 8ünr der Crtls
da Condroi wird yon den Belgischen Geologen so na^gaCMst, dasi
dieses Silur bereits in der Bildnngsperiode des Devon nnd dsi
Carbon als Sohmderfteken Torhanden und aneh spiterhin baetimmaid
l&r die versdiiedeneB LageruDgtTerh<nisse gewesen sei«
Bei den abweichenden Streichungslinien der Schiebten auf
beiden Seiten der grossen Ueberschiebung treten nun auch Fälle
ein, in denen die nördliche oder liegende Wand derselben von den
altern Schichten unter dem productiven Kohlengebirge: von Kohlen-
kalk, Ober- und Mitteldevon gebildet wird» während die nördliche
oder hangende Wand ausser dem Silur auch das ünterdevon seigi
In dem Querproiii durch die Lütticher Kohlenmulde und
swar dnroh die Schächte Arbre St. Midul und Bois d' Yvoz folgen
von der grossen Uebersohiebong in K. W. Riohtnag nooh folgsods
bedeutende Verwerfungen, die derselben nngefihr parallel streishsa
nnd in einem gewissen Zosammenhang mit derselben eteben. L Bis
Yerwerlnng von Ytos, nahe senkreoht einfallend» dar sttdlishe
GebirgstheQ liegt 870 m tiefer, als der ndrdliohe. 3. Die Haupt-
▼erwerfung vor Sersing gegen 8. efnfhllend; in ihrem Liegenden
findet sieh der Kohlenkalk in einem mit 80® gegen N. einfallenden
Flügel nahe unter Tage, während derselbe in ihrem Ilanrrendeu erst
in 1500 m Tiefe zu erwarten ist. 8. Die Ueberschiebung von Awirs
mit 66° gegen S. einfallend, welche die mit 75® gegen N. einfallenden
Flügel durchschneidet. 4. Die Ueberschiebung von St. Gilles gegen
N. einfallend und vorzugsweise flach gegen S. einfallende Flügel
durchschneidend. Am n. Kande der Steinkohlenmulde folgen regel-
mässig darunter Culm, Kohlenkalk, der Kalk des Mitteldevon (EUel*
oder Stringocephalenkalk), der durch eine nahe senkrechte Ver*
werfong von dem Silur (Braban) getrennt ist.
Eine grössere Verwickelung der Terhiltnisse tritt da ein, wo
die grosse Üebersohiebung mit andern Verwerlimgen in nnmittelbers
Berfihrung tritt» wie ein solcher Fall Ton Gomet und Briart bei
Oigitized by Googl
dar niedarrheixüaoheD GeseMichaft in Bonn.
11
Tliolini fliinin und Boussu in der Nfthe des Baohea fianneton» S. W.
TOB Möns anallkhrlioh beicbrieben und dnreh eine Beihe von ideellen
Profilen (in don Ann. de le soc gtel. dn Nord tom. IV. 71) er*
läntert worden iti. Hier tritt eine gegen N. einfellende Ueber»
eohiebang nnf. Auf der 8.-8eite der genannten Ortaeliaften liegen die
wichtigsten Xoblengmben dee Beokene von Hont, Homn und Boneaui
aaf denen das Becken seine grösste Tiefe erreicht, w&hrend nur 3 km
von demselben entfernt liegende Schichten des Oberdevon theils in
geringer Tiefe unter der Kreide lagern, theils am Bache IJanueton
selbst za Tage ausgehen. Die bergmännischen Arbeiten haben schon
seit 1842 in dieser Gegend begonnen, aber bei den überaus ver-
wickelten Verhältnissen sind dieselben erst seit 1876 aufgeklärt worden.
Im Hangenden der Ueberschiebong von Boussu lagert zu oberst
Silor, welches demjenigen entapridit, welches aaf der Nordseite
der Kohlenmalde bei Horrues henrortritt. Die Schichtung diesee
Silnr ist wegen der vieles Klüfte niebt ganz deatUcb. Darflber
lagen die iltesten Befaiobten des Unterdevon, denen die des OberdevoUi
also in ginsliob nmgekebrter Ordnung folgen. Die Lagerung ist
mnldenl&miig, indem nabe an der UebersoMebong ebenfalls Einfiülsn
gegea K., aber flacber als diese stattfindet und sieh entlwnter von
derselben gegen 8. wendet Es ist aus den Aufsehlfissen mit siem*
lieber Gewissheit zu folgern, dass die ältesten Schichten des Unter»
devon auf der damaligen Oberfläche des Silur abweichend abgelagert
worden sind und dass dieses Gebirgsstück gänzlich umgekehrt worden
ist, so dass dasselbe jetzt die Reihenfolge der Schichten gerade in
umgekehrter Ordnung zeigt. Diese üeberschicbung von Boussu
setzt in N. W. Richtung in das D^p. du Nord fort und vermindert
die Mächtigkeit des produotiven Steinkohlengebirgee bei Ansin schon
bedeatend, geg^n diejenige, welche es bei Möns erreicht. Nach
der Ansicht von Cornet und Briart ist die Ueberschiebung von
Booaan <er als die grosse (Jebersobiebung (du Midi oder eililienne).
Ibre Streiebnngslinien oonvergiren in w. Biobtung und nngefthr in
der Kftbe der Betgisoh-Framösisoben Grenae müssen dieselben su«
sammentreffiBu. Der Niveauunterscbied der beidersmtigen Oebirgs-
thefle beträgt an der Ueberaobiebung von Bonssu naeb deren Fallltnie
gemessen 4000 m und senkreebt 3800 m. Auf den Gruben von Anzin
ist noch eine 3. Verwerfung unter dem Namen Cran du retour
(Kehrgewand würde sie im Eschweiler Reviere genannt werden)
bekannt, welche die in Zickzack gefalteten Südflügel von den flach
gegen S. einstellenden Nordflügeln der Mulde trennt. Sie lallt gegen
S. ein, das in ihrem Hangenden befindliche Gebirgsstück beflndet
sich in einem tieieren Nimeaa als der jenseitige. Sie ist in dem
Concessionsfelde von Anzin auf eine Länge von 15 km bekannt,
setat aber gegen 0. viel weiter in Belgien fort. Der Zeit naob soll
sie swisohen die beiden Uebersohiebongen fallen, mithin jünger als
die von Bonssu und ftlter als die grosse Ueberscbiebung sein.
Digitized by Google
Sitimigtbenohie
Bei Landelies auf der linken Seite der Sambre, s. w. toi
Charleroy tritt eine ähnliehe Verwirrung der Yerh<Disse auf, wis
swiaehen Bonstn n. Thiilin. £ine hier dnrcbtetiende YarwerfMf
hebt dae Oberderon neben dem prodootiven KoUengebirge sn llifa^
wihrend die groMe üebendiiefanng von hier not gegen W. vefv-
endit^ dm die nntertten Sohiohten dee ünterdero^ dee GMiiiBin
Aber dM Obefdevon hinweg geschoben eind und abweiohend dtf>
auf ruhen.
Im D^p. Pas-de-Cftleis iit die grotee Oebersehiebung im Zo*
8ammenhani?e noch nicht bekannt, da der Bergbau hier erst wit
20 Jahren aufgenonamen worden ist und obgleich bereits 50 Schacht«
abgeteuft worden sind, es daher noch an zuiammenhangenden Auf*
•chlüssen fehlt.
Folgende Yerhältnisse sind nach der Angabe von Breton mit
Bestimmtheit aufgeschlossen worden. Die Südflügel der Mulde d«
productiven Steinkohlengebirges fallen widersinnig geg^ S. ein.
Die tieferen Flötie erreiohen auf diesem Flügel nicht die Obecttche
dee Steinkohlengebirgee unter den bedeckenden Kreideeohieliten. Iki
KoUenkalk beeitit anf dieeem Flügel eine nnr geringe Miohtagfail
nnd fehlt ateUenweiae gant. Daa Oberdevon und biawoilen aaek
daa MitteldeTon — fehlt gana, so daas unmittelbar daa Untecdem
dem Ki^enkalk folgt. Die Grube Oaoohy k la Tour hat anmt daa
Beweis geliefert, dass das productive Steinkohl engebirge unter dem
Kohlenkalk fortsetzt, dass aber diese Auflagerung des letzteres
keine gleichförmige ist, sondern dass in der Tiefe von 219 m der
Kohlenkalk die Schichten des productiven Steinkohlen gebirge« mit
den Eohlenflötzen gegen 0. hin abschneidet, mithin swischen beiden
eine üeberschiebung anzunehmen ist.
Auf der Grube Courcelles-les-Lens wurde der Kohlenkalk in
184 m Tiefe unter der Kreide erreicht nnd darin bis 205 m abg»>
tenft. Nachdem in einem Querschlage gegen N. eine Ueberschieboog
mit 46* gegen 8. CiUend durohörtert und jenaeits deraelben dai
produotire Steinkohlengebirge erreioht wurde, teufte man den Sefaaelft
weiter ab und erreiehte in 228 m Tiefe daa KbUengebirge uattf
dem Kohlenkalk. Die Neigung der üebersehiebung nimmt iiaoh dar
Tiefe hin ab und betrftgt nur 28>/i**
Westlich Ton Courcelles schneidet die Ueberschiebmug in dia-
gonaler Richtung gegen die Schichten des Kohlengebirges immer
weiter gegen die Mitte der Mulde ein, so dass der s. Theil der-
selben im Meridian von Lievin und Meurchin bereits eine beträcht-
liche Breite besitzt. Noch weiter gegen W. bei Ferfay, Auchy-aux-
Bois bei Flechinelle erreicht dieselbe den Nordflügel des Kohlenkalks,
so dass hier die ganze Breite der Kohlengebirgsmülde von den
überkippten, älteren Schichten des Sädflftgels bedeckt ist. In dem
Ckmeessionsfelde von Auchy-aux-Boia wurde mit einem Bohriochs
Digitized by Google
der BiedorrUniiehai QiwaHiolnft in Bona. 18
dM Ober-Dma in 151 in nntmr der Kreide ermcht, der Kohlenkalk
(Dolomit) in 168J^ m wurde eis tweifelheft in 211 m TMi ein-
gretielli. In einem sweiien, 170 m weiter gegen H. engceetsten
Bohrloohe wurde 148 m vnter der Kreide SohiefSnr im KoUeokalksiein,
der Streifen von KieseUchiefer enthält nnd bis 170 m anhält wo
die mit 30° fallende üeberschiebung angetroffen wurde. Unter
derselben fand sich ein Gemenge von Schieferstücken des Koblen-
gebirges und Eohlenkalkstein, welches der üeberschiebung anprehören
möchte und in 185 m Tiefe ein Steinkohlenflötz. Ein drittes Bohr-
loch, 70 m gegen K. von dem 2. entfernti bat des Kohlengebirge
bereits in 146 m Tiefe erreicht. Nach dieaen Angaben findet aieh
das Einfallen der Uebersohiebnng, die obere Begrenanng des pro-
daoÜTen SteinkohlengebirgeB zu 18Vs* gegen 8. Es aobeint jedoch
sweifelhafty ob die beiden Bohrlöeher in der Falllinie der Ueber-
fl^iebnng nn|l nicht Tiel mehr in einer diagonalen Eiohtnng ateben,
so daae daa RinftiHen doeb ateüer ab dieae Angabe aein könnte.
Brilon iai dw Analebt, daaa stob im IMp. du Paa-de-Oalaia
eine Fortaetaong dea Hdbenrflökena fonCondroa iwiaoben dem ndrd-
lioben Kohlenbecken nnd dem Garbonbecken von Avesnea (dem
ecken von Dinant in Belgien entsprechend) aus ünterdevon be-
stehend bei St. Nazaire, Rebreuves, Penies, Bailleuil-lez-Pernes,
Febrin und F16chin nachweisen lässt. Dieses Ünterdevon ist ebenfalls
durch eine zweite üeberschiebung über das Oberdevon und den
Kohlenkalk hinweg geschoben, welche das productive Steinkohlen-
g^ebirge an seinem Südrande begrenzen. Dieser Ansicht stimmt auch
Gosselet sn, mit der Abweichung, dass die beiden Ueberschiebongen
nicht parallel seien and das zwischen beiden befindliche GebirgssttLok
riffle Unregehniaaigkeiten darbiete. In der Conoession BoUy-Qranay
hni ein Sebadit unter den Kreideeehkibten daa Oberdefon in 144 m
Tifffe nnd nnter demadben die üeberaobiebnng nnd daa prodnotive
Koblengebirge in 864 m Tiefe erreiobl.
SttdUob Ton dieaem Sebaobte bat die Geaellaebaft von LiMn
die tiefsten Schiebten dea ünterdoTon nnd den Eohlenkalkstein
durchteuft und darunter die widersinnig fhUenden Kohlenflötze er-
reicht, mithin beide üeberschiebungen angetrofifeu.
Das dazwischen gelegene Gebirgsstück soll zwischen 3 und
4000 m in die Höhe geschoben sein.
Ausser diesen beiden üeberschiebungen ist auch noch eine
ge^en 8. fallende Verwerfung bekannt, welche dem Gran de retour
bei Anain entspricht und an der sich das in ihrem Hangenden be-
fiodliche Gebirgsstück in einem tiefem Niveau als das jenseitige
befindet Dieselbe ist bei Manlee, Ferfay, Andry-auz*BoiB bekannt,
wo die durobaetaten Sobiohten theUa aehr flaob» tlieila bia 80* ein-
fiülan, nnd bei F14cbineUe, wo dieeelben atml anfgericbtei aind.
Am Weitende dea Dep. Paa-de*Ga]aia tritt daa Utere Gebirge
Digitized by Gopglc
14
SÜsiiiigtberiolite
unter der Bedeckoog ?od Kreide und Jim tn die Oberfflküie betror
nnd taeh bier ist bei Bleoqneaeoqnee und Ferqnee in dem Koblea«
renere von Hardiogbem eine grone Ueberaebiebang bekmnti weidbe
Ton QfMMlei und Gb. Berroii fftr die Forteeteang der BdgiedMi
gehalten wird. Im Liegenden derselben folgen die Schiebten des
productiven Kohlengebirges, des Kohlenkalkes: das Ober- und Mittel-
devon und das Silur bei Caftiers, mit Einfallen gegen S. regelmäßig
unter einander, während das Kohlengebirge von derselben ab^^
schnitten und jenseits bei abweichender flacher Lagerung von der
unteren Abtheilung des Kohlenkalks bedeckt wird.
Ch. ßarrois ist der Ansicht, dass derselbe Silurzug, welcher
in Boulonnois durch Graptolithus colonus bezeichnet wird, noch m
£ng]and wieder herYortritt und die Gtrbonbeeken von DeTone^n
nnd Sommenetsbire yon einender trennt.
So weit gegen 0. die Mbm in der Riobtmig von W. 9L W.
gegen 0. N. 0. flieset, iet die Forteetemig der gi'oseeu üebereeiiiobiiBg
bekennt, wo aber dieser FInss bei Yal Benoit eeine Bicbtuog in
scbtrfer Wendnog gegen N. ftndert^ nnd nebe nnterbalb die Oorle
in dieselbe einmündet and in der Mibe die Tesdre in die letztere
fallt, entsteht einige Unsicherheit über den weiteren Verlaut der
grossen üeberschiebung , da hier mehrere bedeutende Stöningen
auftreten. G. Dewalque, Malherbe und Macar stimraen darin über-
ein, dass dieselbe zwischen Saive, Jupille und Beyne das Kohlen-
becken von Herve durchschneidet. Der Niveauunterschied der ge-
trennten GebirgBstücke hat sich aber sehr vermindert, denn m£
beiden Seiten liegt productives Koblengebirge nnd der NiTOe«*
nnterschied betr> 100 bis 200 m, während derselbe weiter gegen
W. awisoben Anglenr nnd Ytos su nebr eis 1000 m engegebea wird.
Unter den StArnngen, welobe in der Nibe der Mündnng
Veedre in die Onrte bei Cbte6e mit der grossen Uebereduebong
insammentreffen, werden folgende bemerkt; die YerwerAuig Ton
Hetton neob Lütticb, welobe die grosse üebersobiebnng tob CbMe
trifft und derselben Enniobst folgt, sie aber zwischen Jnpille und Be>
laire verlasst und sich gegen N. wendet, in den Concessionen Wandre
und Cheratte bekannt ist. In der ersten Concession ist 700 m vom
Schachte entfernt ein glatter mit 35 bis 67 gegen 0. einfallender
Abschnitt angetroffen worden, während in der letztern ein ganz
gestörtes Feld durchörtert worden ist, wie es sehr häufig in der
Nähe grösserer Verwerfungen vorkommt. Im allgemeinen ist bei
den Qmbenbesitzern die Ansicht durchaus verbreitet, dass im Ment*
tbale Ton der Einmündung der Ourte an bis nach Yise bin eine
grotie Yerwerfiing ron geetdrtem Felde begleitet durchsetst» ans
dieeem Grande feblt ee an neuen und lieberen Aufseblfteeen in
dieser Gegend. Die Yerwerfong Ton NessonTeanx nadi lAttidi ist
in der Conoeeeion Yal Benoit bekannt, wo aie mit 80^ gegen N. O.
Digitized by Google
der DiederrheiDisoben Gesellsohaft in Boxui*
16
emfUlt and du im Hangenden liegende Gebirgsstück um 26 m senkt;
sie wird yon gestörtem Gebirge in einer Breite von 30 m begleitet.
Bei Anglenr ist eie an dem ■. Bande des Eoblengebirges bekannt»
«elohea w. derselben Mher anfhöri, alt in der ö« Forteetsnng.
Maear maobt darauf anftneitoam, daea ihre Ricbinng gegen 8. W.
mii der eobon vor langen Jabren von Dewalqne naebgewiesenen
QoeUenspalte Ton GbandlÖBtainey Spa nnd Malmedy sniammenftllt*
Wenn daber aneb die Senkung, welebe dieselbe an einer Stelle
bervomft niebt bedeutend ist, so verdient sie am so roebr BeeiBbtong,
als sie bei Angleur von einem sehr viel grösseren Niveauunterschied
der getrennten Gebirgsstücke begleitet zu sein scheint.
Dewalque ist der Ansicht, dass die grosse üeberschiebung
gegen 0. auch noch in die Rheinprovinz fortsetzt und zwischen den
beiden Steinkohlenmulden an der Inde bei Eschweiler und an der Worm
bei Kohlscbeid durchzieht. Dadurcb wird die Lftnt^e der grossen
IJebersobiebung ihrem Lanfe nach gemessen von Hardinghem bis
Stolbei^f auf 380 km Termebri. Derselbe stützt sich dabei auf die
•sbr Tersobiedenen innem Lagemngsverhiltnisse dieser beiden Ab*
Ugenmgen nnd anf die Besobaffenbeit der Sfldflfigel in der Worm-
mnlde nnd ibrer Fortsetenng anf der Grabe Maria bei Höngen,
welche den Sftdflfigeln der Mnlde von Lütticb ibnlicb gebildet smd.
Es laseeli sieh in dieser Gegend aneb zwei Stellen beieiobnen, an
welchem die grosse Uebersebiebung durchsetsen könnte, ohne dass
dieselben bisher unmittelbar beobachtet worden wären. Die eine
dieser Stellen würde am s. Rande der Wormmulde unterhalb Haaren
liegen. Die liegendsten Kohlenflötze, welche hier durchsetzen befinden
sich in gestörtem Zustande und sind von so geringer Beschaffenheit,
dass seit sehr langer Zeit keine bergmännischen Versuche darauf
gemacht worden sind. In der Fortsetzung gegen 0., kommt zwischen
Haaren und Haal Kohlenkalk nnd Oberdevon vor, aber in geringer
Micbtigkeit und bald von einer m&ohtigen Decke von Diluvium
(Kies nnd Lehm) überiagert. Das Yorkommen von Mitteldevon (Eifel-
kalksteui) kann hier nnr mit dem Anedmeke des Zweifels angeführt
wordeui da Gosselet ftberhanpt die Grense des Oberderon in ein
tieferes ITifean Terlegt nnd den bekannten Kalkstein von Yerlantenbeid
dem Oberdevon snrecbnet> welcher bisher Ton allen dentedien Geo-
logen fBr Mitteldeyon gehalten worden ist. Die sweite Stelle, an
der eine bedeutende üeberschiebung unbemerkt durchsetzen könnte,
li^t weiter gegen S. 0. bei Haaren, wo zu beiden Seiten des breiten
Wormthales keine älteren Formationen, sondern nur das Diluvium
vorhanden ist. Man könnte annehmen, dass sie nahe an der N. W.
Wand des Kalksteins von Verlautenheid durchschneidet, welcher
einen sehr hervorragenden Bergkopf in der flachen Gegend bildet.
Es kann nicht umgangen werden, einen Nachtrag hier einzn*
schalten, der sich anf grosse Uebersohiebnngen in der Gegend von
Digitized by Google
16
SitsangBberiehte
Aachen besiebt, welche sie östliche Fortsetsungen der in Bel|?ien
beobaohteteu zu betrachten sind. Herr Eduard Honigmann in
Aachen bat sich in den letzten Jahren sehr eingehend mit diesem
Gegenstände beschäftigt und aufmerksam gemacht durch den Beriebt
über den vorstehenden Vortrag in der Köln. Zeitung Nr. 54 vom
23. Februar, 2. El. die dankenswerthe Freundlichkeit gehabt, mir
darnber seine hier folgenden B^bachtungen mitsatbailen.
In dem Waaserstollen der Stadt Aachen, der s. von Bartacheid
mgeeetst und in s. ö. Richtung gegen Nieder-Forsbaoh getriebM
worden, ist in 1000 m Entfernung vom Mnndioohe nnf der Qreaes
des Kohlengebirgee nnd des.Kohleokalks eine mit 45 Grad gegen &
einüülende üebenehielrang dnxeb&hren worden, «nf deren & Seite
der Kohlenkalk anf den gegen 8. fallenden Schiditen dee Kohlenge
birgee anfliegt Dieeei gehört der 8. W. Fortaetiong der Seoh-
Weilar Kohlenmnlde an, die tieh in der Gegend von Herbeethal
vollständig aushebt. Im Wasserstellen treten mehrere kleine Falka
darin auf und sind die liegendsten sogen. Wilhelminer schmalen
Kohlenflötze in einer Mulde und einem Sattel mit flach gegen
S. fallenden und seiger stehenden Hügeln getroffen worden. Die
Streichongslinie dieser Ueberschiebung weist gegen S. W. auf £y-
natten z. T. durch den s. ö. Theil der Kreide im Aachener Walde
überlagert; gegen N. 0. auf die N. Flügel der liegenden FlBtzpnrtie
der Eiehweiler Mulde auf den Gruben Atsoh-Probstei bei der Eamo^
behnstation Ton Stolberg nnd maehwindet im Indethale^ naterhdb
Eiohweiler Pumpe. Im Waeseretollen iat die Höhe der Ueberaehieibong
nach der Lage der Sehiefaten des Kohlengebirgee nnd ffohliwWII—
SU 460 m ermittelt Die ZQge der warmen QueUen, welche in But-
eoheid und in Aaehen im ElfelkaUntein (HitteldeTon) in Tage treten,
beseichnen dai Anigehende Yon Uebenöhiebungen (wie dies 6. De-
walque schon vor langen Jahren für den Quellenzug Spa-Chaudfon-
taine wahrscheinlich gemacht hat). Zur Ermittelung der Höhe
dieser beiden etwa 1200 m von einander entfernten Ueberschiebungeo,
welche nur wenig von dem durchschnittlichen Gebirgsstreichen folgeu,
fehlt es an Anhaltspunkten. Die hohe Temperatur der Quellen von
Burtacheid und Aachen zeigt aber, dass diese Ueberschiebungaklüfte
bis eine sehr grosse Tiefe niedersetzen müssen und damit möohte
wohl jedenfalls eine bedeutende Höhe der [Jeberaohiebang in Ter*
bindung atehen. JSine sehr grosse Ueberschiebung tritt n. Ton dem
Aaehener Quelleniuge im n. Theile der Stadt Aaehen auf, wo der
Eifelkalk und Kohlengebirge in der N&he^ welehe im FortetreiolMB
an dem Steinbroehe im EäfelkaUcatein Ton Haaren Haidgeo Torbei-
geht. Es iit die Ton mir oben beaeiohnete erste Stelle, wo aid|^
lieber Weise die belgische üebersohiebnng ihre Fortsatcung in der
Gegend von Aachen finden könnte. Das Steinkohlengebirge fiUH
hier widersinnig mit 40 Grad gegen S., der Eifelkalk ganz nahe
Digitized by Google
d«r niedarrlieuiiMliaD GeieUiolnft in Bomk 17
dabei mit 20 Grad ebenfalls widersinnig gegen S. Die Höhe der
UeberschiebuDg bei 45 Grad Einfallen gegen S. ist nach der Mäch-
tigkeit der Schichten in der Nähe auf 800 bis 1000 m anzunehmen.
Dabei möchte denn ihre w. Fortsetzung bis über die Grenze von
Belgien hinaus kaum zweifelhaft seioy ao auch bei andern &h«li^fn
üeberschiebungeo.
Das gegen S. gerichtete Einfallen der Schichten des Ober*
Devon an der Straaae bei Altenberg (Moreenei) deutet wohl auf
eine Ueberschiobangi welehe die bekannte grooee Gtlnleilagentfite
auf ihnr ■. Seite Ton diesem Oha>D&nm trennt
Der in&ohtige Zog von KoblenUk, weleher ii ote oberiMdb
ton Bleiberg das 6eiil(Gö]il)tbal daxehseteti miMo am §. IMle
Toa Aaehen dnrehieteen. Hier itt aber nur ein ^fthmiilfr Streite
deeeelben bdcannt. Dieie Yerinderoii^ dirfte die Wirining einer
grossen Üebersohiebimg seini mlehs den Weg toi» Lüttich nach
Aachen bezeichnet.
Die ö. Fortsetzung der üeberschiebung im n. Theile von
Aachen und von Haarener Haidchen trifft auf die s. Flötze der
Steinkohlengrube Maria bei Höngen. Der Querschlag in der 120 m
Sohle gegen S. hat die Schichten in gestörtem Zustande mit vielen
kleinen und grossen Ueberschiebnngen aufgeschlossen. Unter den«
selben befindet sich eine, 300 m vom Schachte Nr. I entfern^ deren
Höhe bei 60 Grad Einfallen gegen S. zn 800 m angenommen werden
kann. Die iu dieser Uebersohiebong bekannten Kohlenflotie aipd
mit den weiter g^gen W. an der Worm anfkretenden FU^tsen nieht
m identifieiren. Bei Hehlralli s. von der Mariagmbe liegt das
Steinkoblengebirfge nnd das Oberdevon nalie beisaiamen, nibrend
der daswisehen gehörende KoUeakalk ansoheinend gaas fditt^ wo-
duroh das Darohstreiebsn ^er groesen Üebersobisbnag an disser
Stelle angedeutet zu sein scheint.
In den Schächten der Königsgrube bei Würselen ist in einer
Tiefe von 230 m eine bedeutende üeberschiebung 40 Grad gegen
S. einfallend bekannt, welche das s. Rechte des Flötzes Merl auf
eine grosse Erstreckung gegen W. verdrückt und eine Höhe von
200 m erreicht Dieselbe weist gegen 0. auf die üeberschiebung
hin, welche s. von den Schächten der Mariagrube durchsetzt. Unter
den üeberschiebungen im Worm-Bevier» welche sich durch erheb-
lifibe Höhe auszeichnen, sind besonders m nennen: die auf der Grube
Fnrtlit Kaue Anlage oberbalb Heraogenratb, dann die beiden auf
der ITiederlindisehen Dominengrabe bei Eirehrsth, wek)fae eine
Hdhe Ton 160 bis 200 m erreieken«
Am Sehlnsse der Bemerkoagen über die grosse belgisobe
Uebenehiebmig dfirfle besonders benror sn heben sein, dass sole&e
Störungen, ebenso wie die Faltenbtldnng der Muebten» dnrob einen
horizontalen oder tangentialen Druck henrorgebradht gedaobt werden
Biftawisflb. d. nkdenlMiii. Q<ieUschsft in Bona, 1881. 2
Digitized by Google
18
Sittaagsberielite
kdoneot dait diMelben aber ebenso «noh notkwendig tos eben
xatä in dem Torliegenden Felle sehr erbebllchen NiTeeonntencbiefle
begleitet eein mfinen. Bei den Faitangen der Sohicbten findet
dieser seinen Ausdruck und sein Maass in der Lage der mntikKneB
und Synklinen Linien: bei den üeberschiebungen in dem Niveaa-
unterschiede der getrennten Gebirgsstücke. Bei der grossen bel-
gischen üeberschiebuDg hat der horizontale Druck in der Richtung
von S. gegen N. gewirkt und in gleichem Sinne ist die Faltung der
s. Flügel der Kohlenmulden, auch derjenigen der Wormmulde und
zwar im Zickzack, in Rechte und Platte erfolgt. Im Allgemeinen
finden sich die Üeberschiebungen in ihrer Längenerstreckuog, nidit
sehr abweichend von der Streichungslinie der gefalteten Schichten, m
dnreheehneiden dieeelben unter spitsen Winkeln und haben in dem>
■elben Sinne gewirkt, die nrepiünglioh anegedebnteren Gebirge*
maem anf einem kleineren Baume xnaammengedringL Anden
▼erbielt es aldb bei den Verwerfongen, in deren Hangenden dai
Ctobirgettflok ein tieferes Niveau einnimmt als das jenseitige. Diees
Terwofungen nihern sich im Allgemeinan in ihrer Richtung der
Querlinie, rechtwinklioh gegen die Streichungslinie der Schichten.
Sie üben eine entgegengesetzte Wirkung aus, indem sie ein Aus-
einanderziehen der Gebirgsmasse, eine Verlängerung in der Haupt-
richtung des Streichens veranlassen, sie dehnen die ursprünj^liche
Gebirgsmasse über einen grösseren Raum und üben eine Aus-
gleichung der Wirkung der Faltung und Ueberschiebung in der
Qnerriohtang aus.
Die aweite Dislocation, welche hier angeführt werden aoB,
hat zwar nnmittelbar naoh ihrem ersten Bekanntwerden durob einea
Ton Chr. 8am. Weiss am 6. Februar 1887 in der Berliner Akademie
gehaltenen Tortrag ein ansserordentUehes Aaftehen erregt. Wein
besehrieb seinen bei Weinböhla (unfern Meissen) und bei Hobenstesn
im Polensthale fiber die Anf lagerang Ton Qranit (oder 9y«nH) «af
Fliner und Qnader der Kreideformation gemaehten Beobaehtnngvn.
B. T. Cotta« der sieh eifrig mit diesen Verhältnissen bescbäaigte,
f&hrte in den nftehttfolgenden Jahren die berühmtesten (U olojsren jener
Zeit an Ort und Stelle, welche herbeieilten, um diese seltene und
merkwürdige Erscheinung selbst za sehen, so AI. von Humboldt
L. von Buch, Elie de Beaumont, G. Rose, C. 0. von Leonhard and
Nöggerath. Weiss hatte gleich bei seinen ersten Beobachtungen
eine zutreflfende Erklärung gegeben. B. von Cotta gab 1838 im 2.
Hefte seiner geognottischen Wanderungen, welches auch den Tiid
fährt: Die Lagerun gsverbältnisse an der Grense swisdhen Granit
nnd Quadersandstein bei Meissen, Hohnstein nnd Liebenau, eine
ansführliehe Besohreibnng aller damals bekannten Stellen liemis,
wo diese Grenie anfigeschlossen war. Ans nenerer Zeit iat rnn
eine Arbeit über dieeen Gegenstand sn nennen, welche sieh Tot^
zngtweise mit den Yersteinemngen beechlftigt, die sieh nnmittalbnr
Digitized by Google
der niederrhemiecilien Oesellaoliaft in tonn.
19
imter dem Granit in sebmalen Sohiehten und über dem Quader^
Mvdftein finden, dieidbe. ist Ten Oskar Lena ,,flber das Anftreten
jurawischer Gebilde in Böhmen" in der Zeitschr. f. d. ges. Natur-
wissensch, von Giebel und Siewert Bd. I N. F. (35 d. g. R.) 1870.
S. 387 veröffentlicht worden. Da hierbei die Lagerungsverhältnisse
dieser grossartij^en üeberschiebuog wenig berücksichtigt worden
sind, so möchte es nicht unpassen«! erscheinen, das Wesentliche
derselben hier hervor zu heben. Von dem äussersten westlichsten
Pimkte, wo Chranit mit dem Pl&ner, der mit dem Quader zu der*
selben Abtheiliing der EreideformatioD, dem Cenoman gehört, in
Berfihning tritt, Oberau bei Meissen Ins Liebenau in der Gegend
fm ZittaUf bildet der Qranit den n. 6. 'Band des grossen Sftebsiscb-
Böbnnscben Ereldebeckens auf ebe Linge Ton 187 km, welehea
anf der s. w. Seite des Biesengebirges und der Sudeten eine weite
▼erbreitung bedtst und in eniaebien Mulden swiseben den Höben-
sfigen weit gegen S. 0. vordringt.
Der n. Rand des Quader und des Jura, welcher jetzt dieses
abnorme Lagerungsverhältniss darbietet, muss ursprünglich auf dem
Granit abgelagert gewesen sein, in der Richtung des hercinischen
Systems von S. 0. gegen N. W., welches auch im Laufe des £lb-
thals von Brodenbach bis Riesa seinen Ausdruck findet.
Das Verhalten der Sandstein -Granitgrenae aof der ganzen
Erstreckung ist kein ganz gleichförmiges und werden deshalb die
tmieinen AnfschlusssteUen eine besondere Beacbtuug finden missen.
1. Bei Oberen, dem westliobsten auerst Ton G. Naumann
beebaobteten Punkte^ in der Nibe des n. w» Andiebens der EMde*
ttuMe Uegi der Granit gleiebförmig auf den mit 90 bis 86* gogen
N. einateUenden Sdnoliten des Fliner auf.
9. Bei Welnböbla liegt ebeniklls der mit Granit TerbundeDe
Syenit, weithin mit wenig (10 — 16") gegen N. geneigter Grenzfläche
und gleichförmig auf den Schichten des Plänerkalksteina auf, in
denen grosse Steinbrüche viele Aufschlüsse gewähren.
8. Nieder-Warta zwischen Meissen und Dresden am linken
Elbufer. Die Schichten des Planer liegen im Dorfe horizontal, am
Tbale mit 30° gegen N. fallend, unterhalb der Brücke mit 55°, am
Abhänge des Granita mit 76°, an einer nahe gelegenen Stelle stehen
dieselben senkrecht aufgerichtet und an der folgenden fikllen sie
mit 75® gegen S. vom Granit abw&rte. Es seheint ala wenn die
Grenae ein i^teiobee EbfiUlen, wie die Sohiebten des Pliner besissen«
Die leisten Yerlnderungen bewegen sieb in einer Ltogenerstreekung
von 76m.
4» Ln Tbale von Weisstropp, w. yon Nieder Warle und in der
Seblneht swiseben Nieder Warte und Costebaude fiülen die Sobiobten
des Planer mit 45'^ gegen N. ein.
5. Am letzten Heller, einem Weinberge und Wirthshause n.
Digitized by Google
90
von Drato fUlm dl« SeUohte des PttnwWlm bH 76 bis 80^
gegen 8. Tom BjmM tlnrlrti. Dia Lage der GreoM ist an dionr
Stelle nicht bekannt.
6. Bei Dittersbach, an weit Lohmen, nach Eschdorf hin, fallen
die Schichten des Quader mit 80* gegen S. vom Granit abwikrta,
sind also hier am Rande der Ablagerang nar sehr massig gehoben.
Hier zeigen sich glatte Reibungs- oder Rutschflftohen (Spiegel oder
Harnische) an der Wand des Quadersandsteins, welche sich g^epren
8. 0. an vielen Aufschlussstellen bis über Zittau hinaus ünden,
wihnnd ähnliche Kluftflächen innerhalb dieser Qebirgnrt nnr attUcn
oder gar nicht beobachtet worden sind.
7. Holuiatein and seine nfthere Umgebung kielet iulgwida
AafteUimininkte in der Eiobtung tob W. gegen 0.
Anf der Hdhe bei der Ziegeladbeone; in der EobÜge; Sdunf
No. I nnd II m Wartenberge; Bohrloeh im Polenathale in Qnmi
■ngeeetity welobes aber den damnter liegenden Bendatoin aiell
orreiebt bat» der Braieliit demMlben in Tage anttebende 8andBtein
ftUt mit 15^ gegen N. dem Granit entgegnen; Keller der Apotheke
in Hohnstein selbst, der in den auf der Grenze liegenden Jura-
mergeln ausgegraben ist, endlich der grüsste Aufschiusa in der
Kalkgrube, welche in dem Kalkstein der Juraformation und den
begleitenden Mergel-, Thon- und Sandsteinschichten betrieben wird,
und zuerst Versteinerungen dieser Formation geliefert hat. Die
dem Granit sanäohst liegenden Schichten fallen mit 47** gegen N.
ein, der Fallwinkel nimmt aber bis 37° und stellenweise bia 26
nnd 20^ ab. Dabei wechselt die Miditigkeit dieser Schiebten von
14 Ua 45 m in einer lAngenentreoknog von 800 m. Die Bohiehten
der Qnader liegen i. Tb. boriaontaL
8. Yemebarbeiten der Siebrfsoben Begieroag anr Anfanoboi^
von KalUflger swiadben Hobnatein nnd dem tiefen Gmnde; die bisr
getroffenen Jnraidbiobten fidlen mit 80 bis gegen nnlar
dem Granit.
9. Kirnitzthal oberhalb Schandau , seigere oder sehr steil
gegen N. geneigte Grenze zwischen Granit und horizontalen Quader»
schichten.
10. Saupsdorf. Die Schichten des Quader fallen mit 30^
gegen N. unter dem Granit ein, stellenweise bis 60^, dazwischen
Juramergel und Kalkstein, deren Mächtigkeit gegen W. nnd 0. sehr
sohneil abnimmt
11. Hinterbermsdorf, nahe der Grenze von Sachaen nod
Böhmen, die ans Kalkstein nnd Mergel bestehenden Sohiobten go*
bdren dem weissen Jörn y Qnenstedt, der Zone dee Ctdaria flori*
gernnm Oppel an.
13. Zwisohen Ottendorf nnd dem Weissboebtbale bat die
fiiebaiscbe Regierung viele Yersnobarbeiten ntoh ffalbiteiii noe-
Digitized by Google
der niederrheiniBolMn GeoelUohaft in Bonn.
31
fuhren lassen, welche sämmilich die Auflagerung des Granits auf
Quader aber bei sehr verschiedener Grenze nachgewiesen haben.
Erster Schürf: die Grenze WM mit 10® gegen N. ein, Jura-
amgel 81 bis 42 om m&ohtig trennt Granit Yon Quader; FalloH:
^ 4)iiader«ehiolit0n fallen mit S bis 6^ gegw N.; die Grense mit
10* ebenfclli gegen Jon aua landlgem Thon beatehend 42 bis
47 om trennen den Quader vom Graniti am U Anatein 9 8dillrli|
in denen die Qnadendiichten mit.20* gegen elnfcHen, die Grenne
gegen den Granit ond gleidher Biobtung mit 85 bia 80* iwiaehen
beiden lagert Thon dea Jura 47 bie 57 cm ; Rteebe von Lebmhübel
bei Neodörfel, steht die Grenze senkrecht, die Schichten des Quader
liegen horizontal; die Grenze wird durch einen Lettenschnitz von
8 cm bezeichnet; in den darauf folgenden Fallörtem nimmt das
Einfallen von der senkrechten bis 45 Fallen gegen N. und N. W.
ab, die Zwischenlagerung besteht aus einer Breccio bis 52 m mäohtigi
ans Juramergel^ Thon, Sand und Kalkstein 20 bis 24 m stark.
18. Bei Starnberg zwischen Zeidler und Sohoulinde in Böhmen
sind Joraaehiobten mit vielen Versteinerungen bei 80 bis 85** Ein*
£iUen gegen den Granit in einem Kalkateinbraoh anfgeschlossen ;
die Gienae gegen Granit und Qnader iat niehi eiohtbar* Von bier
und Ehrenberg naoh Hinterbernudorf bat die Grenae die Biohlang
von N. 0. gegen 8. W., Mer indert aia aiob aber in der Kttie
der erat genannten Orte gegen 8.
14. Bei Kbaa am n. w. Foeae dea Maeebkenberges, einea
langen schmalen Phonolithrückens ist früher eine Kalkgrube zwischen
dem Quader und dem Granit betrieben worden, aus deren Schutt
Dr. Lenz viele Versteinerungen gesammelt hat, darunter Ammonitea
Humphresianus , Belemnites giganteus, B. canaliculatus , Monotis
Münsteri, Lima gibbosa, Scrpula gordialis. Er schliesst daraus,
dass hier nicht nur der weisse Jura, wie an andern Stellen, sondern
auch brauner Jura «f Quenstedt, mittlerer Jnrai Zone dea Ammonitea
Hompbreaianus Oppel auftritt.
16. fiei Neu-Daabita« ebenfalls am Masohkenberge, wenig
entfomt von der vorbergebenden Stelle bat ein Kalkbmoli die Jura*
aehiehten^mit 50* gegen 0. gegen den Granit lallend anf eme »-
aebnHobe Lftnge anfgetebloaaen. Am n. w. Ende doe Bmehea iel
daa Kinliillfln ateiler ond bia anr aenkreohten Stellnng an%eriebtel|
ja anoh aelbat aebr atefl gegen W. von Granit abfallend, ünmittd^
bar am nnd unter dem Granit liegt eine m&cbtigfe Ablagernng von
rothem, weissem und gelbem Thon, dann folgt ein weisaer Kalkstein^
der nur Stielglieder von Crinoiden enthält.
16. Waltersdorf am Fusse der Lausche zwischen Quader'
nnd Granit deren Grenze am rechten Thalgebirge siemlich senkreoht
ist, tritt Basalt auf.
17. Zwischen Oybin und Zittau wird der Quaderaandatein j
von Granit bedeokt. l
■ . i
Digitized by Google
SHsungtberichia
18. Zwischen Spittelgniod und Freudenthal tritt zwischen
Granit und Quader azoischer Thonschiefer (Phyllit) auf. Die Schichten
des Quader fallen mit 45 bis 76^ gegen S. vom Schiefer abwärt«,
aa dem sie aufgerichtet sind.
19. Bei Liebenau tritt zwischen Granit und Quader derselbe
Thonaohiefer, aber in Verbindung mit Melaphyr und Porphyr maL
Die Sohichien des Quader fallen mit 40—46* TOWi & voii dea
them Gebirge abw&rts.
Bienuie ergiebt neli» dam m 10 Stellen die Uebenehieboag
des Gfmniti (und Syenites) über den Qneder mit Bestimmtheft neob»
gewieeen ist» bei i. 2. 4. 7. B. 9. 10. 12. 16 and 17.; dies an 2
Stellen 11 nnd 14 die Legenmg nioM genau bekannt^ die Ueber^
■dhiebang aber wabreobeinUek iet; daee an 5 Stellen: 8. 9. 12 t.
Tb. 15 s. Tb. 16 z. Tb. die Orense senkreobt ist, eine Üebersebisbuug
also nicht sichtbar, aber die Kreide dem gesunkenen und der Gruiit
dem gehobenen Gebirgsstück angehört; und dass endhch an 7
Stellen 5. 6. 12 z. Th., 15 z. Th., 16 z. Tb., 18 und 19 die Schichten
des Quader vom Granit, oder dem älteren Gebirge abfallen und
also nur an dem n. Rande des Beckens, durch einen von N. gegen
8. wirkenden borizontalen (tangentialen) Druck geboben und aufge-
richtet worden sind. Es mag hier kurz erwähnt sein, dass B. von
Cotta (a. a. 0. S. 46) Liebenau noch nicht als das östliche Ende
dieM groiien Uebereobiebnng betraobtet, indem er noeb bei Glata
wenn aaeh nnr nneinhere Sparen derselben findet, nachdem die
Grenilmie dei Quader, nadb fielen Biegnagen in ibre alte BSnfatnng
mrfiokgekehrt ist. Er dentet dabei auf die Beobaohtnagen ron
Zobel nnd von Comall*) äber die tteQ aufgerichteten Quader»
aehichten an Botbenberge 5 km oberhalb Olatz, welche nur darcb
einen schmalen Zug von Rothliegendem von Hornblende-Gneiss und
Hornblendeschiefer getrennt sind. Liebenau ist vom Rothebarg
120 km entfernt und dürfte daher bei dieser weiten Unterbrechung
ein Zusammenhang beider Erscheinungen kaum anzunehmen sein.
Herm. Credner hat in den beiden Berichten über das Voigt-
l&ndiBch-erzgebirgische Erdbeben vom 23. Nov. 1875 ^) und über das
Dippoldiswalder Erdbeben vom 5. Oct. 1877 ^) an die grosse Dislo-
Oation Oberau - Liebenau erinnert. Derselbe zeigt, dass seit d^n
arohÜsohen Zeitalter bis in die jAagsten Perloden eine andanemde
Störung der LagenmgsTerhiltnisee in ihrer Biobtong nnd awar eine
•eitliche Zoeammenpressnng reehtwinklich gegen dieselbe slattga-
Innden hat nnd sucht darin den Orund der jfingaten Erdbebso,
dasi dieser seitliche Druck in der Bichtnng ?on N. gegen S. nneh
1) Karsten Archiv für Min. natiirw. 1832 Bd. lY. S. 16Ö.
2) Zeitschr. f. ges. Naturw. Bd. 4Ö S. 246.
3) Ebend. Bd. 50. S. 275.
I
Digitized by Google
I
der niedfirrheiniMheD Q<wollicb>ft in Bonn« 38
Boeh nieh dar Ablftgemng der Jura« and Kreideformition in SaoliMii
fortgedaaeri hat, seigi sich in der Uebenduebong jedenfalls sebr
aUer Granit- nnd Qyenitmassen ftber jene meioaoisehen Sehiehten,
Biese bat nieht nur an der Grenae des Lansitser Plateaus am n. d.
Flügel des Elbthalbeekens» sondern aadh am linken Elbofer, am
D. ö. Abhänge des Erzgebirf^ea bei Nieder-Warta über den Quader
itattgefunden, (a. a. Orte S. 266); bei dem Dippoldiowalder Erdbeben
(a. a. 0. S. 286). In dieser Gegend herrscht das hereynische System,
dessen Richtung diejenige des Erzgebirges nahe rechtwinklig durch-
schneidet und seinen entschiedensten Ausdruck in der Dislocation
von Oberau bis Liebenau findet.
Aas der Angabe über das Verhalten dieser Dislocation an
den einaelnen Stellen ergiebt sieb, dass an mehreren die Quader^
sofaiditen am Granit oder überhaupt am <eren Gebirge nur aufge-
xiebtet sind und also das nrsprdngliohe Beeken nur einem mteigen
seitliehen Drudke gewiehen ist, wfthrend an anderen bei der Ueber^
sehiebnng des Granits swisohen Hohnstein und Khaa Juraschiohten
aiit an die Oberfl&obe heraufgeiÜhrt worden. Aus dem Vorkommen
der darin enthaltenen Versteinerungen geht henror, dass deren tieftte
älteste Sohiohten jetzt oben unmittelbar unter dem Granit liegen
und die obersten jÜLigbteu auf dem Quader, sich also in einer ver-
kehrten Lage befinden. Ganz unzweifelhaft ist es, dass die Jura-
schichten, welche gegenwärtig diese abnorme Lage einnehmen, un-
mittelbar als älteste Sedimentärschicht auf dem Granit abgelagert
worden sind und dann von dem Quader in der Weise abweichend
und übergreifend bedeckt wurden, dass keine Spur derselben an
der Oberfl&obe vorhanden war. Auch jetzt sind ausser den oben
besprochenen Stellen an der Dislocation keine Juraechiohten weder
in Sachsen noch in Böhmen an der Oberflftohe bekannt und über
den ehemaligen Zusammenhang derselben mit den sonst bekannten
ißeidiseitigen Absfttsen nach irgend einer Seite hin liegen beoUmmte
Thatsaohen nicht Tor. Auch der Zusammenhang des Kreidebeokena
mit den fibrigen gleichaltrigen Ablagerungen iet durch Erosion
serstört, wenn sich auch yermuthen l&sst, dass derselbe gegen 0.
hin in Schlesien stattgefunden haben mag.
Die trennende Kluft zeigt sich in den Reibungsflächen an der
Wand des Quaders. Die sehr verschiedene Lage derselben scheint
an einigen Stellen ohne grössern Bruch und Zerreissung des Granits
und Quader entstanden zu sein, da sich dieselbe auf kürzere über-
sichtliche Stellen wesentlich ändert, so bei Kieder-Warta von 30*^
n. Fallen bis sur senkrechten Lage und sogar noch etwas dar&ber
hinaus; swisehen Ottendorf und dem Weisshachthale, wo an einer
Stelle das senkrechte Einfallen bis 46« gegen N. und N. W. ab-
nimmt^ bei Neu-Daubita, wo das regelmässige Emfallen von 50*
gegen 0. sich in demselben Steinbruche bis aur senkrechten Lage
Digitized by Google
24
Sitzungsberiohte
ändert, und sogar nach der entgeg^engesetzten Seite darüber hin-
ausgeht. An diesen Stellen scheint der Zusammenhang des Granits
nioht aaterbrocfaen ni 8em. Der Seiiendruck von N. gegen S. vom
Granit und dem vorliegrenden niedrlgoii Lande her gegen die Hoch-
flftohe des Quader, Wehe sich weiter g^gan S. flach einsenkt, hat
aidi in einer sehr beMohUieben Hebang dei Graniti, theila ak
ÜebenohiebiiBg, theila an einer aenkreoibten Klofb nngeeetsL Die
Orfine disoet Nireaoontersoihiedee iat nieht bekannt^ ftber die iUAr
iigkeit dee Quader, Uber die Tiefe, in weloher gegenwirtig die
abgerisMaen Jnraaehiebien miter den Qaader regelm&ssig den Otnifi
auflagern fehlt jede Kenntniss.
Die Schichten des Pläner- und des Quader fallen theils ebenso,
wie die Kluft und dann auch übereinstimmend mit den sie be-
deckenden Juraschichten, theils fallt die Kluft mit den Juraschichten
•teiler als die Quaderschichten, so bei Hohnstein, wo diese letzteren
von der horizontalen Lage bis 15^ gegen N. fallen und die Kluft
von 20 bis 47* in derselben Richtung; im Kimitzthale liegen die
Quadenohichten horizontal, die Kluft steht seiger oder fallt sehr
eteü gegen N., swiaehen Ottendorf nnd dem Weiasbaehthale finden
lersehiedene Verbiltaiaee etatt^ die Quadenehiekten fallen omt I
bu 5^ die Grenie nit 10^ gegen N.; entere mit SO*, letrtera nil
fl5 bis 80* gegen N.» erttere liegen borisontal, letaere Aebt eaiger.
Die areprüngliehe Beekenform wArde Toranaaetcen lanen, dan
die Qnadertoiiiebten eine entgegengetetste flaohe Neigung gegen 8L
aeig^n, oder wie an einzelnen Stellen noch jetzt horizontal lagen.
Die gegenwärtige Lage derselben, die Neigung gegen N. z. Th.
unter ziemlich steilen Winkeln kann nur der Einwirkung der Dia-
location zugeschrieben werden. Hierbei dürfte daran zu erinnern
sein, dass bei den zahlreichen üeberschiebungen, welche in dem
productivcn Steinkohlengebirge an der Ruhr und bei Aachen durch
bergmännische Arbeiten auf das genaueste untersucht worden sind,
die Schichten, welohe dem unter der Uebersehiebnng befindlichen
Gebirgsstück angehören, nach abwirts gebogen sind, und dadurch
in aina der Uebenebiebnngakhift parallel oder neb derselben nibemde
Lage kommen; wie aie hier aneb die Fllner> nnd QoadenehiobfeHi
■eigen. Der Grand dieser Ereobeinnng dlirfte in der Frennng^
NiederdHiekung dee et^en gebliebenen Gebirgwtilokee in der Mfthe
der Kluft, dorob daa darüber geschobene gesndit werden.
Die mit dem Granit aufwärts geschobenen Jaraaehichten,
welohe dem über der Ueberschiebungskluft befindlichen Gebirgsstücke
angehören, erinnern sehr an die Schweife der Kohlenflötze auf dem
zwischen den beiden Kreuzlinien gelegenen Theile der Dislocations-
spalten in productivem Steinkohlengebirge. Die Lage der Jura-
schichten ist durchaus analog, denn die untere Kreuzlinie der
Sächsisob-Bdhmischen Uebersehiebnng nnd der Joraschichten liegt
Digitized by Googl
dar mederrheiiiiaelMn GeiellMihaft in Bonn.
26
In dnr Tiefe miter dem Qoader ▼erborgen nnd die obere Kreasllnie
iflt durch grossartige Denudation und Erosion an der Oberfläche
•eit dem Ende der Kreideperiode verschwunden.
Die Wirkung, welche diesen zerstörenden Einflüssen dadurch
beigemessen wird, überschreitet so sehr das Maass, welches wir in
der Gegenwart finden, dass sie gern in Zweifel gezogen wird. Ohne
ihre Annahme ist aber nicht nur diese Dislocation, sondern auch
aOe fthnliche, nnd auch die fielgisohe Uebersohiebung voUtt&ndig
Prof» vom Bnth legete vor nnd beipradi einen sehr kleinen
(knnni Vs tboolU sehivAnen, in B^leitnng Ton Granat nnd Pargaeit
in kfirnigein Kalk von Anerbacih an der Beigetrasse dnrch Herrn
Harros in Dannstadt aufgefundenen nnd dnreh Herrn Seligmann
in Goblenx dem Vortragenden anwtranten Erystall, weleber mit
gröester Wahrscheinlichkeit für Ort hit anzusprechen ist. Ungewöhn-
lich wie die Flächenkombiiiation ist auch für diesen Orthit das Vor-
komraen im körnigen Kalk nach Art der Contaktmineralien. Möchte
diese Mittheilung dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf das Mineral
in Rede zu lenken, damit durch erneute Auffindungen die Kenntniss
dieses interessanten Orthit- Vorkommens vervollständigt werde!
Fig. 1. Fig. 2.
In Fig. 1 ist das Krystftllohen in mögHöhster Katnrtrene in
gnder Projektion anf die Horisontalebene dargestellt, ivShrend bei
Tig. 8 die gewSbnliehe sehiefe Projektion gewfthH ist Flg. 8 ^
ein Idealbild unseres Eryställchens (die Orthoaxe rar bessern Ter-
anschaulichung der Flächen nach vorne gewendet) unter Yorans-
Digitized by Google
26
Sitzungsberichte
Setzung einer symmetrischen und vollflächipen Ausbildung sovie
unter Hinzufügung der Basis M(oP) und des Kliopdoma k('/aPa>),
welche beide Flächen indfii an unserm Kryställchen nicht auftreto.
Fig. 4 grade Pcojeoiaon auf die Horizontalebene. Die Buchstaben
X. r, 1, n, n'y q beseichnen Flaebeiii welche bekauitn Orthitr
flSoheii 6nt8preoli6&:
TaB(a:flob:09 o)| ooI^od
a s(a:b:ooc)t oP
r s(a':oob:o)| Po
1 s(V,a':aob:o)^ 29«
n = (a' : b : c), P
q=(Vo a': V^brc), 2 P,
während o und q neue Flächen für den Orthit sein würden.
Der Krystall lässt folgende Zonen erkennen:
z : T : z' ; T : r : 1 ; n : ■/. : g ; o : n :n'\ n" : r : n' : n ; n' : q : z".
Sämmtlicbe Messungen mit einziger Ausnahme der Kante T : z sind
jiur alz Annäheningfn zu betrachten (:t: 20'), da die betreffenden
Reflexe nur vermöge eines dem Goniometer sehr nahe gerückten
Liebtet gewosDfln werd«i keimten. Bei einem Vergleiche der Win»
kel nnaeret lehwanep KryatMlchwis mit denen dea Ortbit wolle man
femer erwtgeui daia bei einem von KaUnpatb nmbnUten XrjitaB
Yerdrfidkangen nnd in Folge derselben Storangen der Winkel nioht
befremden können. Folgende Messungen seheinen den Beweis sa
erbringen, dass die FlSoben T, z, z', z", r, 1, n, n', n" anf Ordiit
zu beziehen sind. Die Orthitwinkel Bind aus den für den Ijaacher
Orthit (s. Poggendorff's Annalen Bd. CXIII S. 281; 1861, daraus
in Kokscharow, Mat. Bd. lY S. 37) ermittelten Axenelementen be-
rechnet.
Orthit
T : z = 125^ 20'
(ein 2. Bild 126«40)
125» 26'
T : z' a= 125
»j t»
s :n ssl60 86
150 87
T:n »III
III 19
T:r SS 51 46
61 26V»
r :1 »164 10
154 28
(ein 2. Bild) 156 80
r sn*Bl25 55
125 60
n:n'a«108 26
106 22
r :n"=ca. 126V4
125 50
z : n' = 29 20
29 25
z':z"= 0
0
Die sehr unvollkommen ausf^ebildete Flache q hat nur eine annähernd
ähnliche Lage wie q des Orthits, da n' : q (gemessen = 1&2 ' 10 )
nm mehr als 8^ von der entsprechenden Orthitkante 165® 24 Vt' ab-
Digitized by Google
der Diederrheiniachea Gesellschaft in Bodü.
27
weicht. Doch kann bei der sehr schlechten Beschaffenheit von q die-
selbe füglich ausser Betracht bleiben.
Wir finden ferner an unserm, auch durch den Mangrel einer
Spaltbarkeit dem Orthit ähnlichen Kryställchen eine recht gut aus-
gebildete Fläche a, welche weder am Orthit, noch auch am Epidot
trotz des an dioaeia Minwal aoftretenden FlAehenreiohthaiiia biih«r
mii%of«ideii worden iai.
Die Fttehe 0 wfirde, enf daa Ortldtqratem beaogen, die For-
mal (a:b:VsO)y — V»P erhalten, ^rie ein Yergleioh der folgenden
Winkel an erweiaen icheint.
Gemessen. Berechnet
ir:T 35 126^ 0* 124» 67,'
<r:z s=:12ä 30 128 28
0:1 = lüO 30 99 19
(2. Bild) 98 0.
FBr a ( — ^5 1*) berechnen sich ferner die Neigungen zu den beiden
an unserm Kryställchen nicht auftretenden Pinakoiden;
a;M(oP) =160M9'
a:P(aoPoo)= lOÖ IVi-
Die Flaohe 9 ergänzt, auf den £pidot besogen, eine gliederreiche
Reihe negativer Hemipyramiden ( — VaP)* ▼on denen Bfieking in
aeiner vortrefflidien Arbeit über den Epidot ^eitsohr. f. KrTstallogr.
Bd. n 8.821) bereits 12 Formen auffahrt (-VsP> — VsP> — VioP|
-•/,tP, -V.P, -V.P, -V,«P, -V,.P, -V,uP, -VsiP, - V«P,
— Va» P)* Es kann nieht befremden, daas ein neues Vorkommen des
Orthit eine Form ans dieser au dem isomorphen Epidot flächen-
reichen Zone entwickelt. '
Es bleibt jetzt noch die Fläche für welche die Zone a.Q .n*
exifltirt, zu bestimmen übrig. Es kommt ihr das Symbol (a': Va^:* 4 c)
^lz^2 zu, wie ein Vergleich der gemessenen und der jenem Zeichen
entsprechenden Werthe lehrt.
Gemessen. Berechnet.
():T= 96^40' 96« SO*
(2. BUd) 97 10
^ : 0 » 146 80 146 48
^ : 1 -a 101 80 102 69
(2. Bad 104 10).
Ffir Q (Vs^9 berechnen sieh femer die Keigungen
p:M(oP) «186*16'
p:P(ooiPoo)« 181 9V,.
So möchte wohl kaum ein Zweifel bleiben, dass die nur ausserordent-
lich klein und unvollkommen ausgebildete Fläche 0 gleichfalls auf
das Orthitsystem bezogen werden kann, und dass das Auerbacher
Kryställchen als Orthit richtig bestimmt ist. Am Scheitel des Kry-
atalla treten noch awei sehr kleine, zu einem einspringenden ^Vinkel
38
Sitmngtberiobte
steh begegnende Fliehen tnf , welche indesi nmofa der gewki m
treffenden Ansieht des Em. Prof. Websky, dessen Keanersoge iell
mir eiUnbte das merkwttrdige Atterbaeher Gebilde ▼onolßgen, vnm
f&r Gegenwacfasnnggflichen su halten sind. I
FSr die mannigftMhe Entwioklungsfähigkeit eines KrjstaUfy-i
Sterns ist es gewiss bezeichnend, wenn wir — wie im vorliegeBte^l
Fall — ein so überaus flächenreiches Mineral wie Orthit-Epidot, ent-
sprechend dem neuen und eigenthümlichen Vorkommen, auch neu5 '
Flachen zur Erscheinung bringen sehen. Eine Fundstätte des Ortiu!
in körnigem Kalk nach Art der Contaktmineralien scheint bisher
nicht beobachtet worden zu sein. So charakteristisch in der Thai
für den Epidot das Vorkommen in Contaktbiklungen zwischen plo- 1
tonischen Gesteinen und Kalkstein ist, ebenso bezeichnend ist for I
den Orthit naoh den bisherigen Erfahrongen sein Auftreten im kör- i
nigen Gemenge der phitonisohen Gesteine selbst. (Ein oft befpnttds^ *
tes Spedmen der frilber Eranta'sehen Sammlung, Orttut in gin»
bl&ttrigem Kalkspath von Arendal, erwies sieh bei TorwtbeilsfrMr
Betraohtnng als sohwarze Hornblende.)
Begleiter des OrthitkrystiUlohens ist, ausser den bereits gs- i
nannten Mineralien, Granat und Pargrasit, anch MolybdEnglanx ii I
zierlichen hexagonalen Blättchen^ welcher bereits von Herrn Prof.
Knop in seiner dem Auerbaoher Vorkommen gewidmeten Arbeit
aufgeführt wird. I
Derselbe Redner legte dann eine von Hrn. Stürtz hierselbst
erworbene anigeseiehnete Kalkspathstnfe mit der Fnndortsangabs
Lancash^re vor und besprach die sa
diesen Krystallen (s. Fig. 5) bestimmte
Fläohenkombination. Unter den Bbo»
bo«dm: — Vs^i —SB, 4R, — 8X
▼erdient das letstere als eine der sslt>
neren Formen des Kalkspaths eine be*
sondere Herrorhebung. Zippe bildet
— 8R ab von Maria Trost bei Grats
(s. Zippe, Krystallgest. d. rhomb. Kalk-
Haloids, Taf. III Fig. 22 und 23), sowie
au „Krvf fallen aus England" (Fig. 14).
Die Flächen — V^R sind stark gestreift,
Fig. 5. wodurch das Auftreten eines stumpfen
Skalenoeder, dessen Flächen die Kanten R: — ^^,R abstumpft, ange-
deutet wird. R, — 2 und 4B sind vollkommen eben und trefiflioh
tpiegelnd, — 8R ist etwas gewölbt.
Unsere Krystalle bieten awei SkalenoSder dar, Ton denen das
eine, R4aiO/ta: Vit V«»: %i1>:*/fik:b:<4
mit einer feinen Streilbng parallel den Lateralkantan geeiert» tokhl
Digitized by Google
der niederrheiniaobea GeaeUaohaft in Boaq.
29
zu bestimmen ist, während die Bestimmung des anderen, einer negi^
tiven Form (^), erheblichen Schwierigkeiten beigegnet^ Wenngleioh
die Ausbildung des SkaienoMer in Rede keine genauen, sondern nur
angenäherte Messungen gestattet, so kann man beim Anbliek der
betreffenden FHkhen doch kaum besweifeho, dan man et mit einer
kryitalloiMmiisölL beetimmbaren FUciia au thoB bat. Die Mmneog
der beiden Polkanten ergab:
X (knne Polkante) »85^96'; 85*89'; W^'
Y Gange Polkante)» Idl^'ö'; iei*90; 161*80'; 161 SS«.
Tergleiebt man dieee Winkel mit denjenigen der bekannten Skale-
noeder (s. John Irby, On the Crystallography of Calcite. Inaug.-
Di«. d. Gött. Univ. 1878; ein Auazug in Zeitschr. f. Kryst. Bd. III,
S. 612), 80 gewinnt man die Ueberzeugung, dass es sich hier um eine
bisher nicht beobachtete Form handelt. Die grösste Annäherung findet
statt in Bezug auf bekannte Formen an das Skalenoeder:
- 'U R 'Ib = ('/7 a' : Vi, b : a' : V, b : »/„ a' : »/, b : c),
welche von Hessenberg an Kristallen von Island beetimmt wurde.
Die Kanten dieser Form betragen :
Xa» 86« 42' 48''. Ysl69<»8'U^ ZmlW^VH*'.
X >) s 28« Sd* 67". y » 16» 9' 10« V*.
Bie Abweiolning awisdhen den beredbneten und den mittleren ge*
memenen Werthoi betrigt f8r X 1* nnd für Y 2* 19', ist demnach
mit BMmlit aof die Beschaffenheit der Flachen an gross, als dais
«ne Snbetitation stattfinden kSnnte. Eine befiriedigendere UebcT'
sinstimmang bietet folgende Form dar:
-"/•R"/57 = 0'/,e a' : «;s6 b : "/s, a' : V« b : »^7, a' : b : o).
X 86" U' 40". Y = 161° 35' 10''. Z = 110« 29' 48".
x = 270 32'6". y = ISMO' 14".
In einer frühem Mittheilung (Poggendorffa Annalen Bd. CLVIII
S.414) wurde ein Skalenoeder bestimmt, dessen Formel, *VjoÄ*'/ti =■
(% i */i7 b : i »/i» b : »7,9 a' : ^/g, b : c), gleichfalls sehr com-
plieirte Axenschnitte darbietet. Die hoohsifferigen Symbole allein
kMnsn danmacb, wenn die Flächen tadelloB gebildei sind und ge-
genaue Messungen gestatteni keine absolnte Yerwerfting der Formel
begründen. Kor müssen, am eine so oomplicirte Formel an begrön-
den, die Messsongen sowohl nnter sich als aooh mit den berechneten
Werfthen, mm so genaner tbereinstimmett. Beidee war der Fall in
Bezug auf das an den Kalkspathkrystallen vom Forte Faloone bei
Portoferrajo (Elba) bestimmte Skalenoeder — 'VioR^Vsi. während
dieselben Bedingungen für die neue Form der Krystalle von Lan-
caahire leider nicht in gleichem Grade erfüllt sind. Es kann dem-
nach das Skalenoeder — "/»I^"/»7 i^och nicht den sicher bestimmten
Kalkspathfonnen eingereiht werden. £b möge vorläufig nur als der
1) z, y Neigungen der Kanten 2, Y zur Vertikalen.
Digitized by Google
SitniDgiibenGhia
Amdrodc betrachtet werden, welober tioh der Beobttchtimg am ge>
navaten anachlieuti bia ea gelingt, Krystalle sa finden, an denoi
jene FUtohen eine noch TollkomiDeneie Meaning geatatteo.
Im Verfolge yieler Reohnirogen, welöhe ioh ausgefiihxt habiv
um eine den Messungen tioh anschmiegende Formel sa finden»
mittelte ich noch die beiden folg^cnden:
- ^ VftR "/.s = i.% a' : 'lu b '. '"U, a' : b : a' : */n b : c).
X « 86» 24' 63". Y = 160^ 28' 50". Z = III« 31' 29".
X = 260 46' 4". y = l?«» 34' 40".
-**/itR ^''/eo = a' : b : ^/,o; a' : b : '^',,a' : b : c).
X-aöö'^ö' l". Y= 161Ml'80". Z= 1U»44' 12.
X = 20« 46' 4". y = 17« 19' 25".
Das erstere Zeichen ist zwar einfacher all daa oben angenommene,
doeh ist die Abweiöhong der Winkel grtoer, namentUoh der bo>
redinete Werth fOr Y nnyereinbar mit dem gefandeneo. Dan SUe-
noeder »/«»B^^V«» bietet in seiner Formel dreisiffenlge Zahlen dar.
an deren Znlaasang man sich nur mit Widerstreben entarMiBSsm
wird. Ausserdem kommen die f&r dasselbe berechneten Winkel dm
gefundenen Werthen nioht n&her als es bei der Form -*^*/tB**/M
der Fall ist.
Die Betrachtung der Figur zeigt einen annähernden Kanteih
parallelismus der Flächen — ^'/^ R ^^s:? — 8R und R4, xermögt
dessen die Flächen — 8 R von scheinbar parallelen Kanten l>egTtiii2t
sind. Vollkommen triflft indess dieser Parallelismus bei keinem de:
vier genannten Skalenoeder zu. es handelt sich lediglich um eiae
der Pseudozonen, deren Studium beim Kalkspath von grossem Is-
teresse ist. Die geringste Abweiohang von der Parallelit&t wurde bei
der Combinationder Formen R4, — 8B und -'**/uB**^/«»
Die Torliegende Stufe (6 om gnm) bietet etee sweifiaolia BQ*
dung TonEalkspathkiTstaUen dar, wMk% wenngleich an ilmeB die-
selben Formen auftreten, in Folge der yersöhiedsnea rekthrea Aw-
dehnung der FlSehen einen Tersohiedenen Habitus aetgen. IH» ÜtaRi
dem Rotheisenstein zunächst aufruhende Bildung, bietet kleine (5 bii
8 mm) röthlichschimmemde Krystalle, an denen — 8 R herrscht
während die beiden Skalenoeder, und namentlich das negative, z'j-
rticktreten. Die jüngere Bildung formte grössere (15 mm), wasser-
helle Krystalle, deren Umgrenzung vorzugsweise durch die beiden
Skalenoeder bewirkt wird (s. Fig. 5).
Als der Yortrcigende einige Kalkspathstofen aus Bfaeiiüattd-
Westfalen im naturhistorischen Museum durchmusterte, wurde seine
Aufinaerksamkeit auf zwei Yorkommniase Ton Oberaohelden gelenkt,
welche durch ihr« Fortwachaungen eine Erwihnung lu ytatdimn
floheinen. Um so weniger wir schon jetat in der Lage aind, die IfosBohs
anaugeben, welöhe w&hrend der Bildung eines Kryatalls eine Ter
finderung seiner Flftchencombination bedingte, um ao toigaainer
Digitized by Google
der xiiederrbeinisoheii Geselliohaft in Bonn.
81
wir alle hierauf besägliohen ErsoheinuDgen beobachten und
sammeln.
Die primitive Krystallieation bildete Gombinatioiiea des Ska-
lenoSder BV4»(Vsi^:'/iTb : Vt^* Vss^: ViiA:t>:o) nebet dem
Rhombo€der — 2R und dem ersten hexa-
gonalen Friema ooB, wftbrend die Fortwioh-
maig das Skalenofider R4 ersengte, welches
in Combination mit — 2R nnd — V5R die
eigenthümlichen Scheitelspitzen der Krystalle
bildet (s. Fig. 6). R ''U gehört zu den seltene-
ren Skalenoedern des Kalkspaths. Einige Kry-
stalle der betreffenden Stufe zeigen eine erst
im Beginn befindliche Scheitelbildung, während
bei andern der Kernkrystall sich fast vollstän-
dig unter der Fortwachsung verbirgt. Wäh-
rend auf den Flächen RV« nie Anfban statt-
findet, ddmen sich die FlSchea ^ 2R ledig-
lieh ans. Dnrdh eine eigenthfimliohe Zeich«
nnng bleiben die nrsprfing^lidien Kanten B*/4 :
— 2R alt naoh oben konrergirende Linien
auch in der Ebene der neuen Flftehe 3R erkennbar. Der Redner
gestattet sich zum Vergleiche der vorliegenden Fortwachsung mit
früher bereits geschilderten ähnlichen Vorkommnissen zu verweisen
auf Poggendorff's Annalen Bd. CXXXV S. 572 (Kalkspath von
der Nahe), sowie auf Groth's Zeitschr. f. Krystallogr. Bd. I S. 604
(Kalkspath von Bergenhill).
Fig. 6.
Derselbe Redner legte dann einige das St. Gotthardgebirg©
nnd die Gotthardbahn betreffende Pablikationen der HH. Dr.
Stapff, Hellwag, Gelpke, von Fritsch, Oiordano n. a. TOr
nnd erlänterte dieselben anf Gmnd eines im September 1880 ansge«
fQurten Besnehes jenes xam in gleichem Maasse dnrch Wnnder der
Natur nnd Technik ansiehenden Gebietes.
BerShmt wegen der erhabenen Sdionbeit seiner Felsgestaltang
ist der Umer See, der sidliohe Arm des Tierwaldstfttter Seee. Im
Oegettsaftie an den andern Yersweigungen dieses schönsten nnter
aOen schweizer Seen stellt die Umer Seebncht ein Querthal dar,
irolches annähernd senkrecht zur Richtung der Alpen und zum
Schichtenstreichen eindringt. Die bis 1000 m hohen Felsenwände,
welche über dem südlichen Seearm emporsteigen, erscheinen frleich
grandiosen Propyläen des St. Gotthard. Die Umbiegnng-sstelle des
Sees, das Knie zw ischen Brunnen und Treib, wo die Wassertiuth den
Verbindungspunkt zwischen Längs- und Querthal verbirgt, bezeich-
net eine der merkwürdigsten Oertlichkeiten im Relief der Alpen.
Wenn irgendwo die Yorst^nng einer Oebirgsspalte ihre Bereohtigang
Digitized by Google
82
jm halm MheiBt» ao beim Anbliok dm ünoMei. IhnpflftShrlidi
denlct man fieh GebirgtwSnde, wciolie fiber der dankleii Wiier
fläche anfragen, mindestens bis zu gleicher Tiefe unter dieselbe sich
senkend. Ja man könnte zu der Vorstellung geneigt sein, dass der
See einen spaltähnlichen Raum erfülle, dessen Tiefe durch Vereini-
gung der konvergirenden Felswände bedingt werde. Dennoch wird
diese Anschauung durch die Tiefenmessungen (s. Heim, Mechanismus
d. Gebirgsb. I S. 813) widerlegt. Auch der ümer See ist im Verglekbe
zur Höhe der ihn überragenden Berge nur flaoh» er beaitst — diee ist
dM überraschende Ergebniss der Lothungen — einen wunderbar ebe»
nen Boden. Die Uferwände eesüken eioh, entepreeliend ihrem obene»
•oben Anetii^, snnichit eteil^aoger lenkreoht unter die Flnth dochnv
bii SU der TergleiebeweiBe geringen Tiefe von 200 n, nm dm
Termittelt in den fast horiiontalen Seeboden tberngeiM» daMiB
Tiefe swisohen dem Riitii und dem Fuat deeiVolmnlpetoflke (I80im
booh) bei einer Seebreite von 1826 m nur swiiehen 208 und 206 in;
zwisoben dem Aicenberg und Bauen, Breite 2450 m nur zwischen
190 und 193 m schwankt. — Das Gebirge des östhchen Seeufers,
durch dessen Felswände die Bahn einen Durchgang gebrochen, bil-
det zwei gewaltige Erbebungen, Frohnalp und Rophaien, welche durch
das Thal von Sisikon geschieden werden. Beide Bergkörper bieten
groasartige Beispiele von Faltung und Ueberstürzung der Schichten
dar. Die schönen Felsprofile des Axensteins entblössen ein g^oaaa
lanfkea Gewölbe Ton Ealkschichten der Kreideformation, welche ik
normaler Lagerung snf einander ruhen. Höher hinaof ebea% efaei^
halb Morsohaoh» enoheint über der Gault-Temsee Jura» d«m «i*>
derholt sieh bia aum Gipfel der Frohnalp die ganie Sehfiehtenraihe
der Kreidrformetion. Wie der hochverdiente Prof. Sinder nua
mittheUt (Geologie der Sohweis II S. 182), gelang Brnnner der Hneb*
weis, daaa im BVohnalpstock eine groeaartige üeberaahidmng alterar
Schichten über jüngere vorliegt. Es ist eine „Hegfende Falte*, wel-
che sich am westlichen Seeufer bei Seeiisberg und am Bauenstodc
wiederholt. Während man an der Wasifluh unterhalb Morschach
vorzugsweise horizontale oder schwebende Lagerung wahrnimmt, be-
steht das Ufer südlich Sisikon zumeist aus steil bis senkrecht empor-
steigenden Kalksohiohten, welche am Axenberg jene vielgenannten
Faltungen zeigen* Der Anbliok dieser Krümmungen und Biegungen
starrer Sohichten fesselt um so mehr unsere Aufmerksamkeit, da die
Faltungen bruehlos erfolgt eu sein scheinen. Bekanntlich baute Prof.
Heim auf dieEraoheinung der Sohiohtenbieg«Dgen ohneBmeh aeine
eigenthümliehe Theorie dea latent plaatiaehen Zuataadea der QealenM
unter groaaem Dmok. Indesa aoheint die Nothwendigkeil jener kih-
nen Theorie naoh den Arbeilen und Beobachtungen Ton Pfaff
1) Friedr. Pf äff, „Der Mechanismus der Gebirgsbüdung; a^
Digitized by Google
der niederrheiniiobeQ Gesellschaft in Bonn.
88
Stapff*) und Gümbel •) überhaupt nicht mehr vorzuliegen. Nach
den Forschungen, welche wir namentlich den beiden letztgenannten
TCfdankmn, enthüllt die mikroskopische Untersuchung der dem blos-
sen Auge bruchloe enoheinenden Sohiohtbiegnngen stets eine feine Zer-
stfidrlnng nnd innerste Zermalnmng der an den Umbiegnuigntellen be-
findUdm Partien. Biese aerbrSekeUen und stenbertig sermalmten
Massen worden später theils dnr^ Infiltration, theils dnroh nnge-
lieuren Dmek (wofBr die wichtigen ExperimentaJontersnohnngen Ton
Spring (,,Beoherobee ior la proprio qne possddent lee oorps de se
sonder soos Paotion de la pression'*, Bmxelles 1880) die Beweise er-
bringen) wieder verbunden. Die Schärfe dec Gegensatzes, welchen
die beiderseitigen Ansichten bisher zeigten, erscheint durch Heimos
jüngste Publikation (Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. XXXII S. 262)
wesentlich gemildert, indem er seine „bruchlose Umformung als die
höchste innere Zermalmung definirt". — Folgen wir nun der Gott-
hardbahn auf jener Strecke läng^ des Umer Sees.
Bei Brunnen erreicht die Bahn von Immensec und Goldan
hommcnd den See, an dessen Felsufem sie im wesentlichen der Axen«
Strasse folgend, naeh Flilelen fahrt. Diese 10 km lange Stredke
stellte dem Babnhan grosse Sdhwierigkeiten entgegen. Wurde sohon
die Azenstrasee, weldhe siob, um ein geeignetes Terrain lu gewin-
nen, bis 100 m über den See erhebt, mit Beoht als eine ausseror-
dentüche Leistung der Technik betraohtet, um wie yiel mehr Tordient
die Bahnanlage an diesen bis in die jüngste Zeit ungangbaren Fels-
wänden unsere Bewunderung. Auf eine Strecke von 6 km musste
die Bahn, welche an ihrem höchsten Punkte sich bis Ilm über dem
Hoch Wasserstande des Sees erhebt, in Tunnel gelegt werden. Die
geschlossene Führung der Bahn bezweckte einerseits eine grössere
Sicherheit vor Felsstürzen, als bei freier Führung an den senkrechten,
zerklüfteten Felsen zu erlangen war ; sie wurde andererseits auch
duroh den vielfach vertikalen Absturz der Uferwinde zur Tiefe des
Sees geboten, da bei dem geringsten Herausragen der Bahn über
den Felsrand ee gani unmöglich war, Ansatspunkte für die Stüts-
manem des Bahnkörpers zu gewinnen. Die längsten Tunnel befin-
den eioh an der Hoehfluh unter dem Azenstein (570 m lang), am
Boekm&tteli und SdhiefemecdL (1980 m); femer der 1000 m lange
Tonnel sfidlidi Sisikon, welcher das Buggi-Eck unterfKhrti endlich
der 1006 m lange Azentunnel, weksher, bei der TeDsplatte begin-
nend, die gefalteten Kalkschiohten des 800 m in vertioalem Anstieg
wie einige Bemerkungen etc." Zeitschr. deutsch, geolog. Gesellsch.
Bd. XXln S. 542 (1860).
1) F. M. Stapff, ,^eohanik der Schiditenfaltungen'S Neues
Jahrb. 1879 S. 292 und 792 sowie ebendort 1881 S. 184.
2) C. W. Q-fimbel, „Geognostische Mittheil, aus den Alpen".
Süsangsber. d. bayr.Ak. d. Wissensoh. Mathenu-phys. KL 1880 S. 541.
BtteiuitSb. d. Btoteriiiia. Osssllsobafl In Bona. 1880. 3
Digitized by Google
84
Sitniogsberiohle
Bich erhebenden Azenbergs dardilniohi. Befvor Flöeleft emkht
wird, hat die Bahn noch ein ausserordentlich schwieriges Terrain
zu überwinden, den Alluviouskegel des Grünbachs, welcher ans
seiner 10 qkm grossen, meist steinigen Niederschlagsraulde nacb hef-
tigem Regen verwüstende iSchuttmassen niederwälzt. Seit 20 Jah-
ren soll dieser Wildbach in vier grossen Ausbrüchen 180 000 cbm
Schutt herabgeführt und 20 hect. fruchtbarsten Landes verwüstet ha-
ben. UmÜMigreiche Untersuchungen wurden an dieser Stelle ange-
führt, um SU entscheiden, ob man die Bahn am Grünbachtobel unter-
irdiMÜi führen und in den gewachsenen Fels» anf wekdieiD der ge>
fiüirdrobende Sehuttk^l roht, legen solle. Die bedeutenden Kostea
des 1270 m langen Tunnels (2Vt Millionen Fos.) standen indes» die-
sem Frojdite entgcigen und so mvss es der Erfithrung überlflssea
bleiben, ob die offene Babnlinie yon den Yerwfistangen wird rsr-
sohont bleiben, oder ob die nachträgliche nnterirdisohe Führosg
nothwcndig sein wird.
Ein grossartiges Gepräge zeigt die Gebirgsumgebnng von Flfi^
len und Altdorf. Der See und die seegleiche Ebene suwie die mit
herrlichen Obst- und Wallnussbäumen geschmückten sanften Aliu-
vionskegel, welche gegen Bürglen und gegen Schattorf sich erheben,
bilden einen seltsamen Contrast zu den ragenden Gcbirgshäuptem
des Ross- (2207 m) und des Hagelstocks (2463 m), des hohen Faulen
(2608 m), des Gitsohen (2521 m), des Rothstocks (2982 m). Wmktmd
die genannten Berge doroh ihre nnregelmisBigen, keiner geometzisQlMB
Form sieb nShernden Gontnren sich als kolossale Trfinuner einer ge-
bobenen, gefolteteni aerstfiokten Decke von EaOnedimenten Terratben«
erhebt sidi gegsn S, einen grandiosen Thalabsohhiss bildend, eine
der sebSnsten und Tegelmassigsten Pyramiden der Alpenwelt, der
Bristenstock (8075 m). Die edle regelmässige Form lässt schon ahnen,
dass dort eine andere Felsart zur Herrschaft gelangt. — Bis an den
K-Fuss des Bristenstocks reicht, sich stets verschmälernd die Thal-
sohle, die Alluvionsfläche der Keuss. Weiter aufwärts ändert sich
der Charakter des Thals, indem die ebene Sohle verschwindet und
der Fluss über anstehende Felsen« oft in tiefem Eroeionsschlund da-
binbraust. Mehrfach wechseln sanftere Tbalstrecken mit steileren
Stufen, wie bei Amsteg und Wasen. Die Lage von Göschenen (Sl km
yon Flüelen) beseiohnet einen wiehtigen Absobniü im Lanf des Hw
thals, dessen Hauptarm sieh von bier gqgenWSW in derOSsoliener
A^ gegen den Damastock (8688 m) wendet Wäbrend von Gosobe-
nen abwirts dasReossthal üsst normal gegen das SohicbteostreieheB
eingesobnitten ist, gestaltet es sieb in der Gesehener Alp sn einem
weit geöffneten, wenngleich nur kurzen Längentbai. — Steigen wir,
um einen Blick auf die geologische Gestaltung des Thals auf des
Strecke Göschenen-Altdorf zu gewinnen, zur Bristenalp empor, so
liegt zu unsern Füssen, weitbin g^en N sich ausdehnend, die Alla-
Digitized by Google
der niederrhemisehea Qeaellflohafl in Bonn.
85
Tionsebene der Reuss, in der Feme vom See begrenzt. Gegen NO
«rhebt sich die Windgälle (8189 m), eine der aiuserordentlichaien B«Eg<-
geeUUeii, m deren ▼erwiokeltem Bau «cli eowolil die jedimentiren
Sohiobien der Kebemone» «Ii ancb die fayetalliniichen Straten der
Oenirabone bethefligen, indem sie einea der groesartigiten Bei-
«piele des „meehaniiwhen Contakte*' beider genannten FomatioiMa
darbieten.
Die untere HftUte jenes merkwftrdigen Berges bestebt nocb
aus Gnei88 und krystallinischen Schiefem, welche südlich von Amsteg
und dem Maderaner Thal, durch Sedimentgesteine unbedeckt, bis zu
-den höchsten Gipfeln emporsteigen, während sie gegen N sich mehr
•und mehr unter der Seditn entdecke verbergen. Die Gesteinsgrenze
senkt sich von der Windgälle und von den Spannörtem als eine
wellige P'läche gegen N und erreiclit den Thalboden bei £r8tfeld.
Die krystallinisoben Sobiefer besitzen bier weitbin ibre normale
Steilaagi steiles — nnd, je mehr wir uns Oöschenan näbem, stete
stelleres — EinfaUen gegen SSO. Ein grösserer Oogensati ist kaum
denkbar, als ibn die Lagemngsformen der centralen Sdiiefer und
der Sedimente darbieten. Jene aeigen — wenigstens im Benssthale—
«ina bei wahren Schichtgesteinen fast nnerhorte OleicbartigkeEt des
Baues, wftbrend die Sedimente (Lias, Jura, Kreide, Eocan) in den
grfoseartigsten Faltungen aufgewölbt, gebogen und überstfirzt sind.
Der unmittelbare Eindruck, den dieser durch das Reussthal blosge-
legte Contakt auf den Beschauer hervorbringt, entspricht ohne Zwei-
fel den Worten Studer's: „Man erkennt deutlich die Wirkungen
gewaltsamer Pressungen und Stösse, welche die Sedimente gefaltet,
geknickt und einen Theil derselben über den andern zurückgeworfen
liaben." Wenn der hochverdiente Alpenforscher fortfährt: nWoher
denn als Tcm Gneiss ans, durch welche Kräfte als durch von ihm
snugegangene Pressungen könnten die wimdervoUen Krümmnngen
des Sediments bewirkt worden sein?'* — so sind diese Worte awar
m Widerspnudi mit den jetat rar Geltung gelangenden Ansichten
tter die Entstehnng der Kettengebirge dnreh Faltnng nnd Stanchong
der IMrinde,— nicht dnroh erapÜTe Massen: ohne indess dadaroh ihr«
Bedeutung sds AnsdmdL der Wahrnehmung zn Terlieren. Dom anidi
wenn wir in den Gesteinen der Centralzone lediglich alte umgewan-
delte Sedimente erblicken, welche nicht selbst hebend gewirkt, son-
dern, ähnlich den Sedimenten, nur — entsprechend ihrem verschiede-
nen Aggregatzustande — in anderer Weise gefaltet worden sind,
so bleibt dennoch die nördliche Contaktzone, welche wir in der Ge-
g-end von Amsteg überschreiten, das grossartigste Beispiel von Dis-
kordanz, welches wohl irgeiidwo auf Erden sich findet. Man erinnere
aieb der Wechsellagerung von Gneiss und Ealkscbichten, welche
dnroh Baltser (Beitrigc rar Geogaoeie der Schweiaeralpen, N.
J^b. 1876^ a 118; 1877, 8. 678; 1878, a 86 448 sowie in
Digitized by Google
86
Sitiangsberiiohio
Zeitscbr. deutsch, g^eol. Oes, 1878 8. 268) aus dem Berner Oberlande
beschrieben wurden. •
Deiiken wir uns die Niveaudifferenz zwischen Fliielen (438 m)
tmdGöschenen (Nordportal des Tunnels 1109 m), 671 m, gleichmässig
über die 81 km lange Thalstrecke vertheilt, so würden wir eine Stei-
gung Ton 2,16 ^/o, und unter Voraussetzung der einzuschaltenden ho-
* rizontalen Bahnhöfe von etwa 2,5 ^/o d. h. die Maximalsteig^ng dar
Gebirgsbahnen erhalten. Wenngleich et demnach nicht absolut un*
SDÖglieh wire, ohne kSusUiohe Yerliogeniiig der Bahaliiiie die G»>
flUle in fiberwinden, fo maobt die aelir nngleielie YertheflwBg d»
ThalgefUles die EiotchaHiing groeaartiger GiirveD und Kelmn noft*
wendig. Die groMe Yerm^iedenheit in Bezug auf daa GefUle dir
Thallime reenliirt ana folgenden Tom Oberingenieor Mra. Hellwag
hl seinem Beriehie mitgetheilten Daten. Der erate Tlialabe^mtl
Flüelen-Amsteg, 17 km lang, hebt «ich von 438 bis 530 m, demnaek
mittlere Steigung 0,54 °/o. Auch dies Gefalle verthcilt sich ungleich,
indem auf die Strecke Flüelen-Krslfcld nur 0,33, auf Erstfeld-Amsteg
0,79 entfallen. — Der zweite Thalabschnitt Amsteg-Meitschlingen,
4 km, besitzt ein mittleres Gefälle von 8,1 ®/(,. — Es folgt die dritte
Thalstrecke Meitschlingen- Pfaffensprung, 5 km, mit 3,8^/,, endlidi
die yierte, Pfaffensprung-Göschenen^ 6 km, mit 4,4 ^{^ Gefälle.
Dieser verschiedenen Neigung und der Beschaffenheit der Thal*
sohle enteprechend etellen sich dem Bahnbaa bis aar Station Amtteg
(IVs km nSrdliöb dea Dorfe) keine nennenawertben Sohwierigkaitin
entgegen, w&hrend die oberen Thalabeobnitte und beeondera die Um-
gebung von Waten die groeeartigaten Knnttbanten erbeiiohea. Die
Station Ameteg beieidmet den Beginn der ei|(entliclien Gebii^baka
mit 2,5 Steigung. Gegen den Fuss dee Frentebenbergs, iw lachen
diesem und dem ruinenbedeckten Hügel Zwinguri, emporsteigend, flr>
reicht die Bahn die Mündung des Maderaner oder Kerstelenbacbes,
Auf einem 40 m hohen Viadukt, an welchen sich beiderseits Tunnel
anschliessen, überschreitet die Bahn die enge Erosionsschlucht hoch
über den Häusern von Amstefr und tritt am Gehänge dtis Bristen-
Stocks in den Bereich des gefürchteten Lawinenzuges, des „Bristen-
laui", welcher eine Breite von mehr als 600 m beeitst. Auf diesem
dnroh wilde Felsenmeere und Trümmermassen beaeiohneten Gebiet
jnuss die Bahn theils in Tunneln, theile in geachlossenen Einschnitten
geföhrt werden. IVs km oberhalb Amiteg entaieht stob di» Bahn
den gefiidirdrobenden Lawinenattgen dee Briatenstoekf, indem aie dm
in tiefer Erooionssohlneht hinbraniende Bense anf hober Brficka
(606 m fib. M.) übenöbreitet Doeb anöh anf ihrem fernem Lnaf
bis Eur Station Gnrtnellen sohlen die Bahn nidit T61Iig geeicbert
gegen den Luftdruck der durch die 8chhiohten des Briatenatocifcs
herabstürzenden Lawinenziige; sie wurde durch Steindämme gegen diese
Gefahr geschützt. An vier Stellen werden in kurzen Tunneln vor*
Digitized by Google
An niederrheinMehen^Gfltoilachftfi in Bonn.
87
tpringende Klippen des Gneiasgebirges durchbroohen. Wihrend die
Bahn bei der Brfieke unfern Insohi hoch iber der Benae liegt» nft- \
hat lie sidi dem NiTean derselben gegen GnrtneUen nnd den P&ff(Bn«
iprangi dn sie dem stixlwn Geftlle des Flnssee niöhi in gleichem
Anstieg folgen kum. Ünfem des Ffii^enspruDgs, jener engen Efo-
Bionsschlnoht der Renas, enreidit die Behn, obgleich sie mit dem
Maximum der Steigung weiterstrebt, die Thalsohle, während diese
gleichzeitig in steiler Stufe gegen Wasen sich emporhebt. So liegt
hier zum ersten Mal die gebieterische Nothwendigkeit vor, die Bahn-
linie künstlich zu verlängern, was hier, wo das enge Thal eine Ent-
wicklung nicht gestattet, nur durch eine im Gebirge liegende Kreis-
kehre geschehen konnte. Die Bahn tritt, nur etwa 250 m N der
Brücke am Pfaffenspnmg, in den aus sehr festem Granitgneiss be*
stehenden Felskopf ein, wendet sich gegen W, N, 0 in einer Kreis«
karre, deren Radius S75 bis 400 m beträgt. Duroh diese Spirallinie
Ton 2Vt km Länge, welehe eine Steigung Ton 2,8 % besitirt^ gewinnt
die Bahn eine vertikale Höhe von 52,5 m, sie übersohreitet die von
W berabetfirzende Maienrenss, unterfährt den Kirchberg TonWaaen
964 Va m und .nähert aioh, in unmittelbarer Käbe dea Flusses hin-
laufend, dem Dorfe Wattingen. Hier nun beginnt die grossartige
Doppelkehre oder Doppelsohlinge von Wasen. Die Bahn kehrt wi^
der auf die r. Seite der Reuss zurück und tritt in den Kreistunnel
von Wattingen (Radius 800 m, Steigung 2,2 '^/j). Aus dem Gebirge
hervor, überschreitet die Bahn sogleich wieder die Reuss, um bis
Göschenen auf dem 1. Ufer zu bleiben. Sie beginnt nun im Mittel-
schenkel der Doppclschlinge ihre rückläufige, nach N gerichtete Be-
wegung. Bei der Station Wasen, welche in dieser mittlen^ gegen
K ansteigenden Strecke eingeschaltet ist, wird die Höhe von 981 m
erreicht. Unmittelbar ror der Station muss die Bahn den gefiUir-
lidien Lawinensug des Bohrbacha überaohreiten; ea geaohielit mit-
telst einee kolossalen Qewölbebeus, fiber welehem die Schuttmassen
dea Buches und die Lawinen eich ohne Gefährdung wälzen. Nach-
dem Waaen passurt, wird auf hoher Gitterbräcke sum «weiten Mal
die Maienreuss ftberSihren. Die Bahn sobmiegt sich an die schroff
emporsteigende Felswand des Leggisteins und zwar 600 m in offener
Führung, tritt dann in den obern oder Leggistein-Kehrtunnel ein,
dessen Dimensionen und Steigung diesejben sind wie bei der Wattin-
ger Kehre. Beide Kehrtunnel schliessen sich mittelst flaschenförmi-
ger Einschnürungen an die gradlinigen Bahnstrecken an. Ein drittes
Mal schwingt sich die Bahn, aus dem Tunnel heraustretend, über die
Maienreuss 40 m über der mittlem, 130 m über der untern Brücke
und nun bewegen sich auf einer Strecke von 2 km drei fast paral-
lele Bahnlinien übereinander, bei der Station Wasen sich bis auf
190 m in horiacntaler Sichtung nähernd, dodi in einem vertikalen
Abatuad Ton 180 m. Während der Mittelachenkel der DoppelsohUnge
Digitized by Google
88
Sitsungsbericbte
nnter dem Rohrbache hinführt und dem Lawinendruck durch ein
kolossales Gewölbe Trots bietet, schwingt sich die obere Bahnstrecke
mittelst einer 60 m langen Brücke über den hier in ein festes Fel-
■enbett 35 m tief eingesehnittenen Bach. WeÜerliin mvssto die Balniy
bevor sie Goedhenen errddht, an einem der nngingbarsten Thalgfr^
hänge hingeffihrt werden. Die dnreh sahlreiebe Lawinentobel dnroli»
fiirehten ThalwSnde erheben sich tbeüs in sertrfimmerten Klippen,
theils in grauliche TrSmmermaesen aufgelöst, nnter Winkeln Ton 40
bis r>0'*. Die Poststrasse entgeht den von diesem Gehänge drohen-
den Gefahren, indem sie am r. Ufer der Reuss hinfülirt. Die Bahn
birgt sich indess in einen 1560 m langen Tunnel, welcher hinter den
Lawinentobeln und den Felsschründen in das feste Gestein gelegt
wurde. Derselbe bleibt so nahe der Felsoberfläche, dass an mehre-
ren Stellen mittelst kurzer Durchbrüche der Tonnel erreicht werden
konnte. Von jenen Stollenmündungen, welche etwa 100 m über der
Thalsohle liegen, steigen Trümmerkegel von frischestem Ansehen
herab. Die Bahn, mit einer Neigung Ton 2,8 % Goschenen soatre*
bend, nähert sich allmftlig dem Nivean der hier mit stärkerem Ge-
f&lle hinstfirsenden Benss. Bei dem genannten Dorfe, welches mA
anf der Felsterrasse an beiden üfem der G6sdiener Renss ansdehnl,
emiclii die Bahn die mit wilden 8teuibl5dcen bedeckte Weitung, in
welcher der Rienbach Ton 0, die Gösch. Renss von W kommend
mit dem Hauptfluss des Thals sich vereinigen. So tritt die Bahn,
nachdem sie auf das r. Reussufer zurückgekehrt, in den grossen
Tunnel ein, welcher, Göschenen und Airolo verbindend, das St. Gott-
hard- und die (istliche Fortsetzung des Finsteraarmassivs durchbricht
Folgen wir zunächst, bevor wir das Tunnelprofil kennen ler-
nen, der Gotthardstrasse, welche wie allbekannt das Alpengrebirge an
dem orographisch interssantesten Punkte krenst, wo die grossen LSn-
genthäler der Rhone und des Rheins beginnen und die Parallelketten
und ihre krystallinisohen Massive enge zusammenrückend sich fast
sn verbinden scheinen. — Weltberühmt ist die Felsenschlnoht der
SchdUenen, welche an gi^ndioser Gestaltong yon wenigen, in Besn^g
anf die Bedratnng des dnroh sie ge5fiheten Weges nnd Yericeiirt
wohl von keiner andern Erosionssdhlncht der Alpen erreicht wird.
WUurend gegen W das weit geö£hete Langenthal der Goeolieiier
Benss Terlassen wird, scheinen die fast zusammentretenden Feleen
des Battisbergs gegen W und des Gütsch gegen 0 jeden Durchgang
zu verbieten. Der durch den Fluss allmälig ausgenagten Felsrinne
folgend gewinnt die Strasse den 820 m höher liegenden Thalboden
ürsern. Zwischen den beiden grossen Längenthälem der Rhone
und des Vorderrheins entstand zur Zeit der Thalgestaltung ein 22 km
langes, ursprünglich abflussloses Thalgebiet, der Torso eines Längen-
thals. Wenige Stellen des Alpenreliefs tragen so deutlich das Ge-
prüge eines alten Seebodens wie Ursem. Man glaubt die alten Uiar»
Digitized by Google
der niederrlieiiiitohen Getellschaft in Bonn.
39
terrassen 4 bis 600 m über dem Thal in etwa 2000 m MeereshÖhe
deutlich zu erkennen (s. Heim, „Ueber die Erosion im Gebiete der
Beosa**). Während der Felsboden der ürsemer Thalmnlde mit Oe-
sdiiebesi lüMLeoki wurde, ergoes sich der Blte See fiber die tiefste
Stelle der Fehramwallnng. Indem dann die Erosionsrinne sich yertieftei
der Thftlboden dnrdh Anschwemmungen sich erhöhte, ward endlich
Oreera jenes durch den Gegensatz der wilden Fels- nnd Gletscher-
vmgebuDg „lachende Gelände". Von der fortschreitenden Erusion
in den Schüllenen geben mclirere über dem jetzigen Wasserspiegel
liegende Riesenkcssel den unzweideutigsten Beweis. Auch Gletscher-
eis wirkte wie Stapff (Geolog. Profil des St. Gotthard, 1880) nach-
wies, an der allm'äligen Vertiefung der Felsenrinne mit. Wenngleich
die durch den Gletscher bedingte Skulptur der Felsen durch Abschä-
lung und Verwitterung verwischt wurde, so gelang es ihm doch,
deutliche Bundhöckerformen und andere Gletscherspuren nachzu-
weisen, deren Höhe über der Rinnensohle auf eine Mächtigkeit des
hier itisammangepressten Gletschers von etwa 400 m deutet. — Die
geologische Constitution des Gebirges swisohen Gdschenen und AI«
rolo, wie dieselbe in den anstehenden Gesteinen zu Tage tritt, ist
durch die Arbeiten ausgeseidineter Geologen, unter denen es gestattet,
sein mag, StudeT,v.Fritsch, Stapff zu nennen, erforscht worden.
E« ist allgemein bekannt, dass die Reuss in den SchöUenen den
Granitgneiss des Finsteraarhorns (Grimselgranit) durchbricht. Dem
Gneiss sind schmale Bänke von Honibleud-, Glimmer- und Talk-
schiefer eingeschaltet. Den übereiiistiinmenden Beobachtungen von
V. Fritsch und Stapff zufolge besitzen einige dieser Schieferein-
lagerungen eiae gangähnliche Form. Nach den Worten Stapff 's
bildet der Glimmerschiefer (dessen leichtere Zerstörbarkeit zur Bil-
dung der Felsenkehlen in den SchöUenen Veranlassung bietet) wirk-
hche Gänge, wel^ nur im grossen Gänsen der Sohieferung des
Nebengesteins folgen. Die Stellung der Gneissstraten, weldhe Yon
Amsteg herauf stets steileres Sftdfallen zeigen, nihert sich in den
SdiöUenen dem Lothrechten, so namentlich an der Teufelsbrucke
uid am Umerloche. Wie das Felsrelief der SchöUenen in genauem
Einklang mit der Festigkeit und Zähigkeit des Gesteins steht, jeder
milderen Schieferschicht eine Furchung und Auskehlung der Ero-
sionsrinne entspricht, so ist auch das Thalbeckeu Ursern in leichter
zerstörbare schiefrige resp. geschichtete Gesteine eingesenkt; es herr-
schen dünnschiefriger, sericitischer „ürserngneiss", schwarzer Schie-
fer, Cippolin nebst kalkig-quarzigen Schiefern. Diese Gesteine, deren
Katur als ursprüngliche, Sfiäter umgewandelte Sedimente zweifellos
ist, bilden, eingeklemmt zwischen den Massiven des St. Gotthard und
des Finsteraarhoms, die sog. ürsemmulde. Wenngleich das Tiefste
der Mulde, sowie die Faltung der Schichten nicht unmittelbar, weder
«a der Obwfläehe noch im Tunnel, der Beobachtung zugänglich ist.
Digitized by Google
40
SiUungBberielite
80 kann doch an der Richtigkeit der angedeuteten Auffassimg, dasa
die Straten in Rede eine oder mehrere Mulden mit enge zusanunen-
gepressten Flügeln bilden, kein Zweifel sein. Weniger scharf wie
vom Massiv des Finsteraarohorngneisses trennen sich die Ursern'
schichten yon den Gesteinen des Gotthard maiwivs, welche im AU-
gemeinen einen nicht gleich vollkommen krystallinischen Charakter
besitien wie diejenigen des nördlichen MassiTs. Von Hoepentlud
gegen die Passhöhe emporsteigend sieht man den serieitisohett Selüe-
fer nnd Gneiss in glnnmerreioben Gneiss Qbergehen. Weiterinn wo
das TbaX der Gotthardrenss sich im Gamsboden erweitert, nimmt daa
Gestein ein mehr grobsohiefriges GefKge an. Avgengneiss nnd g^m-
nitische Gneissvarietaten werden herrschend, bis, zwischen dar Ho-
dont- und der Lucendrobrücke, glimmerreicher Gneiss und Glimmer-
schiefer wieder die Oberhand gewinnen. Nahe dem letzgenannten
Punkte (2018 m hoch) betreten wir das Gebiet des Fibbiagneisses,
des sog. Gotthardgranita (s. K. v. Fritsch, „Das St. Gotthardge-
birge", mit einer geolog. Karte und 4 Profilen). Dies Gestein, wel-
ches die Gipfel Fibbia (2742 m) und Prosa (2738 m) konstitoirt, bil-
det in einer Breitenerstreckung von 2 km die höchste Wölbnng des
Joches. Grosse Feldspathkörncr nnd massige Absonderung geben
dem Gestein» welches neben li<^tgrünem Talk dunklen Glimmer, dap
an reiohliöben, snweilen liöhtr^thlidienQnan in kömigen Aggregaten
fUirt, einen granitiUmlichen Habitus, welcher dnrch die Bundbocioei^
formen der einst gletsoherbedeokten Hochebene noeh vermehrt wird«
Einen hinfigeren nnd mannigfacheren Gesteinsweöhsel als das nSrd*
liehe bietet das südliche Berggehänge dar; es erscheinen dunkler
schiefriger Gneiss, von vielen weissen granitisohen Gängen durch-
zogen; Granit als eine schmale Zone am Ursprung der Tremola-
schlucht, zwischen Glimmergneiss lagernd; Glimmerschiefer mit Gra-
nat und Strahlstein; Hornblendschiefer mit Granaten, v. Fritsoh
hebt iif'seiner trefflichen Schilderung hervor, dass die Gesteine auf
der Nord- und auf der Südseite der centralen Aze wesentliche Unter-
schiede zeigen und dass wir am nördlichen Gehänge ebenso vergeb-
lich die Strahlsteinschiefer suchen, wie am südlichen Abhänge den
Granitgneiss des Gamsbodens. Die Straten und Bänke der genannten
Gesteine konstituiren nun den gewaltigen ScbichtenfScher,^ indem «ie
auf der N-Seite des Gebirges gegen 8, auf der S-Seite gegen N fal-
len und je niber der Gebirgsaxe eine dem Lotbrechten um so mehr
genftherte Stellung annehmen. Das Streichen ist stets, von sehr ahl-
reiehen kleinen Abweichungen abgesehen, dem grossen Oebirgs-
streichen WSW— ONO parallel.
Wie in den Wannelcn, dem Gehänge oberhalb Andermatt und
Hospenthal, die Schichten der Urscrnmulde, unter die Straten des
Gotthardmassivs einsinkend, eine scharfe Scheidung von ihnen kaum
gestatten, so verbindet sich auch am steileren südlichen Gehänge das
Digitized by Google
der niederrbeinitoben GeseUsobaft in Bodo. 41
Gotthardmassiv mit den Schiebten der TessiBer Muldei sohwarzem
granatfabrendein Schiefer, Dolomit, Gyps.
Wfthrend in der Darstellung von v. Fritsch die Glimmer-y
Granat- und Strahl steinschiefer des südlichen Gehänges ab weseni-
liohe Glieder des Gotthardmassivs erscheinen, zieht Stapf f dieselben
noch zu den Sehioliten der Teaauunuldei deren N-Grenie in der Alpe
Soreeei» (nSrdHoh dee Sdpaiiia, 2410 m) beatimmend. — Der Bieaea*
toiUMl der Gotthardbalm, Oöschenen mit Airolo Yerbindeiid, dnroh*
Molkt die Tier oben angedeuteten Gebirgskörper nnd QMrgßkomr
plexe» einen Streifen des Finsteruumtssiys, die Ursemmnlde, das
Ootthardmassiv und das nördliche Gehänge der Tessinmalde. Der
Tunnel ist 14920 m laug, seine Richtung ist N4^55Vi'W; er steigt
von Göschenen mit 0,582% auf einer Strecke von T'/a km; ea ver-
mindert sich dann die Steigung auf 0,07 "/q — P/5 km — , der Schei-
telpunkt 1154,5 m liegt in einer horizontalen Strecke von 320 m,
dann sinkt die Bahn mit 0,06^^/0, IVskm und weiterhin gegen Airolo
0^^/«, 4Vt to. Die Schwelle des Nordportals liegt 1109,14 m, die-
jenige des Sfidportals 1145,09 m üb. M. — lieber die im Tunnel
avfgeaohloasenen Geeteinsmassen und ihre Mineralf fihnmg verdanken
wir Dr. 8t»pff die genaasten, werthyoUsten Mittbeüungen (s. „Geolog.
Profil dee St. Gotthard in der Axe des grossen TunneKs*', nebst geo-
log. Profil, Maassst. 1 : 26000). Es sei gestattet, einige der aUerwiöb-
tigsten Ergebnisse der wUirend 8 Jahren fortgesetsten Arbeiten
Stapfrs ansodenien.
Vom N-Portal beginnend, steht der Tunnel 2010 m im F inster-
aarmassiv. Das durchaus vorherrschende Gestein ist Gueissgranit.
Häufig finden sich Schollen von feinkörnigem, dunklem Gneiss. ähn-
lich den im Granit so gewöhnlichen dunklen Partien. Stapff weist
nach, dass wir es hier nicht mit Einschlüssen, sondern lediglich mit
Erstarrungsmodifikationen zu thun haben. Vielfach wurden ^ang-
ahnliche Partien eines feink9rnigen Granit (Eurit) and von Glimmer-
schiefer durchfahren. In den durch den Tunnelbau ersohlossenen
Krystalldmsen beobaohteteStapff folgende Mineralien: Quarz, Ado-
lar, Kalkspath, Flnssspatb, Apophyllit, Apatit, Titanit, Eisenkies,
Chlorit „In nassen Drusen bildet der Cblorit, „Sammterde* ge-
nannt, mit dem Wasser einen Brei, welbher beim Oe&en der Drusen
oft berausfloss. In der Umgebung der Drusen seigt sieh der Gneiss
modifieirt: brooUich, porös, die Hohlräume mit kleinen Adnlaren,
Kalkspath, Flussspath, Apatit bekleidet. Diese, die Drusen umge-
bende Gesteinsraodifikation geht allmälig in die typische Gneissvarie-
tät über,'^ Sämmtliche im Gebiet des Finsteraarmassivs angefahrenen
Drusen laufen in schwebende Klüfte oder in Quarzgänge aus, welche
ihnen folgen. Zwischen 1100 und 1526 m verratlien sich mechani-
sche Störungen, welche das Gebirge erlitten, durch Kisse, Klüfte und
Verwerfungen. Sämmtliche Dislokationssprünge und Eisse sind ver-
Digitized by Google
42
Sitzongsberiobte
Darbt und wieder geächlossen. Lottige Klüfte und Spalten feh-
len ganz.
Die Ursernmulde wird vom Tunnel zwischen 2010 und
4325 m vom N-Portal durchschnitten. Herrschende Gesteme sind:
düzmschiefriger Urserngneiss; enthält ausser den wesentlichen Ge-
mengtheilen (Quars, Feldspath , Plagioklas, mehrere Art^n ¥Ott
Glimmer) folgende accessorische Mineralien : Kalkspath, Rutil, Cisea-
glänz, Magnetit» Tormalin, Granat, Hornblende, £pidot, FiiniMnikiWi
Hagnetkies; Serioitscbiefer, beiteht ans Qnan, Feldapath, Ueb-
tem talkilinlicbem Glimmer (Sonoit). Kalkqpath febH nicht, wenn
anoh meist nnr dnrob das Anfbransen bei Benetsnng mit Sftozen et^
kennbar. Zu dem liebten Glimmer gesellt sieb aoob branner Magne-
siaglimmer. Als acoessorisohe Gemengtheile erscbeinen: Mistg;iiei-
eisen, Anhydrit, Gyps, Eisenkies sowie Eisenglanz, Hutil, Hornblende,
Augit, Epidot, Granat, Apatit. Einlagerungen von Fettquarz,
che im Allgemeinen der Schieferung folgen, sind häufig; sie fuhren:
Feldspath, Chlorit, gelblichgrauen Glimmer, Quarzkrj'stalle, Augit,
Eisenglanz, Rutil, Kalkspath, Gyps, Eisen- und Magnetkies. Schwarze
Schiefer; der Glimmer (theils Sericit, theils grüner Magnesiagiim-
mer) bildet feine, zuweilen gekräuselte Schuppen. Dies Geetein,
welches gleichfalls mikroskopisch Turmalin und Magneteisen sowie
Angit^ Hornblende, Epidot, Rutil und Eisenglan« enthalt und dordi
Graphit soibwars gefärbt ist, bildet meist nnr dünne (wenige m)
Zwischenlager swisehen Gneiss und QnarsitsohieCsr, weldie h&ofig ge-
knickt, sn kleinen Mulden geftdtet nnd von lettigen Elfiften durch»
zogen sind. Einige mSchtigere B&nke von sohwanem SchieSsr (11»
18, 21 m) begleiten die Einlagerung von Gipolin, d. i ein körniger
Kalkstein, welcher durch silberweissen bis blassgrünen Glimmer
Schiefcruiig erhält. Der Cipolin, zuweilen durch Graphit schwarz
gefärbt, enthält unzweideutige Reste von Krinoidenstielgliedem.
Erwähnenswerth ist eine bei 261)0 m vom N-Portal durchfahrene
Reibungsbreccie des Cipolins, welche nebst den zahlreichen, die
Schichten der Ursernmulde betreffenden Knickungen, Biegungen,
lettigen Klüften und Spalten die deutlichsten Beweise für die ausser-
ordentlichen Dislokationen dieses Gebirgstheiles erbringen (s. Stapff,
Schichtenbau des Ursemthales in Verh. d. Schweiz, naturf. Ges. 1878).
Die Marmorschiobten yon ürsem, auf deren Auigehendem die AU-
kirdie '/4 km nördlich Andermatt steht, werden als die jüngste BS*
dnng der Mulde betrachtet und der Juraformation sugeiaUi. An
der Richtigkeit der Ansicht, dass die ürsemscbichten eine mulden-
förmige Lagerung besitcen, kann nicht gezweifelt werden, sohwieri.-
ger, ja nach dem heutigen Stand unserer Kenntniss unmSglidi ist
es, selbst nur die HauptfalLuugcii der Mulde nachzuweisen. Un-
zweifelhaft liegen nämlich mehrere Doppelfaltun vor und für diese
müssen wieder enge zusammengepresste iSpezialsättel und -Mulden
Digitized by Google
der niederrheiikiBoben Gesellschaft in Bonn.
48
angenommen werden, um die Wiederholungen derselben Gesteins-
straten in befriedigender Weise zu erklären. Von besonderer Wich-
tigkeit für die Auffassung des Schichtenbaus von Ursern war es,
daf?s der Tunnel zwischen 3720 und 3730 m vom N-Portal die un-
tere Kriunmong einer Schichtenfaltung »ufsohloss. Unter den Yer-
werfungsspaHen der Urternmnlde ist tot allen diejenige des sog.
Kohlertgrabeni saerw&hnen. Sie wurde vom Tunnel in 2788 m vom
N-Portal angafahren, Strdoheii NNO, FlaUen 4ß^ gegen WNW. Die
Anafttllnng dieser mächtigen Spalte» deren Aiugeliende^ genaa der
tiefen Rimae des Sstliek der Altkiröhe vom Gtttsch herabaiehenden
EShlertgrabens entspricht, geschieht doroh kaolinisirten Glimmer-
gneiss sowie dnrdh Gypsknaner. Unmittelbar im Liegenden dieser
Spalte beobachtete Stapff im Tmmel eine Yerffitefanng der Schich-
ten von 55** S bis auf nur 16® und schliesst daraus auf eine Erapor-
scliiebung des Gebirgskörpers südlich der Spalte. Während die Se-
ricitschiefer der Urscrnmulde nur spärliche und kleine Krystalldrusen
(u. a. skult'iioedrische Kalkspathkrystalle bergend) führen, ist der
Ürserngneiss reich an Drusen, von ähnlicher Bildung und Krystall-
führung wie diejenigen des Finsteraarmassivs. Gleich diesen ruhen
sie in schwebenden Klüften, sind von körnigem Brusengestein um-
peben und mit ChloritBand resp. -Schlamm erfüllt. Die grösste im
Tannel awisoben 2060 nnd 206Om rom N-Portal erschlossene Druse
maass 11, IV«, 1 m. Folgende Mineralisii worden von Stapff be-
obachtet: BergloTstall, Adolar, wiunerheller Flnssspath, Kalkspath,
Apatit, Batil, Eisenglans, Eisenkies, Ghlorit. Als negatiyes Eenn-
zeiohen imTergleiche an den Dmsenmineralien des FinsteraarmassiT
ist das Felilen des rothen nnd grünen Flnssspath, des Titanit nnd
Apophyllit zu erwÜhnen.
Der Tunnel erreicht das Gotthardmassiv bei 4ii25 m und
verlässt es bei 11742 m vom N-Portal, wobei wiederholt zu bemer-
ken ist, dass die genaue Grenzbestimmung in etwa auf subjektiver
Annahme beruht. Die vom Tunnel durchfahrenen Massen sind durch-
aus vorherrschend Glimm ergneiss mit untergeordneteren Straten
von Glimmerschiefer und Hornblendschiefer. AU zweiter Gesteins-
typus erscheint Serpentin, welcher über Tage bei der Alphütte
Gige IV^km östlich Hospentbal nur in geringer Ausdehnung (100 m
in N-S-Riohtnng) bekannt ist, Tom Tunnel hingegen in einer Mäch-
tigkeit Ton 440 m (swisehen 4870 nnd 6810 m) dnrohfahren wurde.
Die Gneisse des Gotthardmassivs bilden nach Stapff eine lange Reihe
▼an Uebergängen swisehen Glimmerschiefer und echtem Gneiss, als
dessen HauptreprSsentant das am Sellasee auftretende Gestein, der
SellagneissB, beseiehnet wird. Derselbe ist grobflaserig, zuweilen ein
Augengneiss. bald dunkel (durch Vorherrschen von schwSrzHch brau-
nem Glimmer), bald licht, dünnschieferig (durch lichten Glimmer),
^ine (^uarzitische Varietät ist ganz dünn und ebeaschiefrig. Acoes-
Digitized by Google
44
SiUaiigiberiohta
■oriiohe Gsmengtheile: Chntoat, Epidoti Hornblende, Bitenglaiit,
BntU; seltener: Magneteiien, ApaUt» Tarmelin. Stapfrt SeUagnei«
Biit laUreiohen groaeen FeldipetUinMn entqpriokt dem Fibbingnan
T. Fritich*«, den sog. GoUliardgnuut. Brwibnenswerth ist ee woU,
dass der Granit der Val Tremola im Tnnnd nioht beobaebtei wmde:
— Die Hornblendegesteine des Gotthardmassivs lassen sich von des
Glimmergneissen nicht trennen. Sie bilden theils mehr vereinzelte,
theils dichtgeschaarte Zwischenlager zwischen den Glimm ergneissen,
ihre grösste Mächtigkeit etwa 100 m. Wie im Gneiss der UrserDmolde
treten auch im Gneiss des Gotthardmassivs Quarztrümmer und Gänge
auf, welche sich bisweilen zu Drusen — von körnigkrystallinischeia
Gestein umgeben — erweitern. Am häufigsten wurden im Seiii*
gneiss swisoben 3600 und 5400 vom Südportal Krystaildrosen ange-
fahren, und zwar 25 auf jener Strecke» während im ganzen übrigea
GottbardmassiY nur 6 giosse Drusen angetroffen wurden« Selir itbl-
reiob sind die Mineralien dieser Hoblrinme: Stapff fahrt aaf:
Bergkrystall, Adnlar, Albit, Kalkspath, Brannspath, Gjfpe, ZeGÜthSi
Apatit, Eisenglanzi BntU» Anatasy Titaniti Eisenkies, Maxkaaily Mag-
netkies, Arsenikkies, Zinkblende, MolybdSnglans, Glimmer, Qdorit,
Epidot, Tumerit. Der Serpentin, dessen Zähigkeit für den schnel-
len Fortschritt des Tunnels ein wesentliches Hinderniss war (440m
erheischten 173 Arbeitstage) enthält unzersetzten Olivin und Ensta-
tit. — Stapff weist darauf hin, dass mitten im Gottbardmassif
einzelne Kalkstraten, sowie Schichten mit runden Quarzkömem
(GeröUen?) vorkommen, welche den entsprechenden Gesteinen der
Ursernmolde gleichen und wie diese für metamorphosirte Sedimeote
zu halten sind. Auch die acoessorischen, sowie die Dnisenminertlieo
deuten auf eine nähere Yerwandtsohaft der Gotthardgesteine mü
denen der Ursemmulde als mit dem Graaitgneiss des Finsteranrhoni-
massivs bin.
Dem speziellen Bau des Gottbardfäobersi wie er sieh doioä
Gombination der Beobaobtungen fiber Tage und im Tonnd ergibt,
bat Stapff eingehende Studien gewidmet, deren wesentHebstee Be-
sultat der Nachweis ist, dass keineswegs ein regelmässiger einfacher
Fächer vorliegt, dass vielmehr im Zusammenhange mit grossen Ver-
werfungsklüften die einzelnen zwischen diesen Trennungsflächen
liegenden Gebirgstheile ihren besondern Schichtenbau besitzen und
partielle Fächersysteme darstellen. Von durchgreifendstem £influs3
auf den Bau des Gotthardmassivs ist eine grosse Verwerfungsspalte,
welohe durch den Tunnel in 5908 m vom S-Portal getroffen, 38*
gegen S fallend zum St. Annagletscher emporsteigt. Südlich dieser
Dislokationsfläche (zwischen 4770 m und 5565 m Tom S-P.) wechselt
häufig seigere Stellung mit steilem N- und S-fiJlen. „Dies ist dsi
Mittelfeld des Hauptfächern, welchem auch der Haoptkamm Grsno
di Prosa, angebort" (Stapff). Der sfidlicbe Flttgel des Fichsn
Digitized by Google
der oiederrlieiaiMhMk GeteUtohAft in Bonn.
45
imlfr der Alpe di Soreeeia und SeipnUy lowie miter dem Qfima di
Dentco (S186in h.), weldier noh mit der TeaiimDiilde Terbindeti
leigt einen Mhr regelmiasigen Fieherbau. Bei mittlere Einfallen
dar Straten ftber Tage irt 68« H, im Tonnel 6»V«N. JBi ift ein den
gaaaen SOdflügel des FiUdien bis mm Sellasee (4000 m vom 8-P.)
beherrsobendefl C^ets, da» das Fallen im Tnimel steiler ist als über
Tage, Die Straten beschreiben demnach flache Kreisbögen, deren
Mittelpunkt weit südlich, unterhalb der Tessineralpen liegten würde.
— Eine ähnliche Zunahme der Schichtenneigungen lässt sich in der
nördlichen Hälfte des Massivs (Fallen zwischen 63 und 77° gegen S)
nicht nachweisen. Während der südliche Gebirgsabschnitt in der
Nähe und im Hangenden jener grossen Dislokationsspalte bereits S-
FaUen zeigt, also einen Theil des Nordflägels des Fächers darstellti
weisen die vom Tunnel im Liegenden jener Spalte durchfahrenen
Straten mehrfach steiles N-Fallen auf. ^Zwisohen 600 m nnd 6660
ram K-P. Inlden die Sohichten einen anfreoliten FUher, wekher an
Tage gfkif nnd einen umgekehrten, welchen der Tmmel dnrobsobnei-
det.* — Der ndrdHeha Theil des Masstrs ist nicht nnr weit nnr^l-
nüMger gebant wie der südliche, sondern anch — was als bedin-
gende Ursache jener Störungen sn betraohten ist — Yoo viel
zahlreicheren Verwerfungsklüften durchschnitten. Diese letztem
konvergiren sämnitlich nach dem Innern des Massivs. Als Merkmale
der an den Dislokationsebenen erfolgten dynamischen Wirkungen
stellen sich dar Knickungen und Faltungen der festeren Straten
(Homblendeschiefer und Gneiss), Fältelungen, stängliche Absonderung
und Zerqnetschung der weniger festen Massen. Alle Erscheinungen
an jenen Verwerfongsfläoben deuten darauf hin| dass die bewegten
Massen starr waren ; nirgends ist irgend etwas snvbeobachten, was
anf einen plastischen oder halbflössigen Aggregatsnstand der Qe-
ateine dentet. Die grosseren nnd kleineren Yerwerfongsldfifte sind
CmI immer mit dunklem Glimmer, Qnan nnd Feldspath, in Beglei-
tung Ton andern Gang* nnd Dmsenmineralien, erfüllt nnd dadurch
▼ernarbt Auch ein Zedith erflUlt mweilen kleine Klfifte. Von
dioecn iltem, geheilten Spalten sind spitere Gebirgsbewegungen,
deren Sparen in Rissen mit lettiger Ausfüllungsmasse sich dar-
stellen, wohl zu unterscheiden. Diese letzteren, nicht die alten
vernarbten Spalten bezeichneten die schwierigen Stellen des Tunnel-
baues. Unter diesen ist besonders erwähnenswerth die Partie zwischen
4540 m und 4715 vom S-P. Der Tunnel durchfährt hier einen von
zahlreichen lettigen Klüften durchzogenen Gebirgsstroifen, welcher
6S>® gegen SO einfallend, unmittelbar nordlich unter dem Gipfel
Greno di Prosa (2715 m h.) zu Tage geht. Innerhalb des angedeute-
ten Gebirgsstflcks sind die Gneissstraten gebrochen nnd gestaucht,
infolgedess ist hier das Fallen oft fast schwebend. Fast genau in
der Tonnelmilte (7446 Tom &P., 7474 vom N-P.) liegt ein fthnlieher
Digitized by Google
46
SitzuDgsberichte
lerrütteter Gebirgsblreifen, welcher, fast senkrecht stehend, gleich-
falls zu Tage ausstreicht zwischen dem Kafitelliorn^nit (2861 : Kajtel-
horn 2977) und dem Aelpetlij^rat (2839'/, m). Auf dieser circa 75 it
langen Strecke musste der Tutm&l gt^eu den erhöhten Gebu:;g<dnick
gesohützt werden.
Nur mit Vorbehalt venuoht Stapff die Frage zu beantworten,
ob die Straten des Gotthardmassiyt «la nnpünglich horizonial ge-
lagert» später au eineiBi au^ipebonteiieii, denudirten Gewölbe zusaai-
mengelfaltet, aqfgeiawt werden kSnneii and welohe MSohti^tMit daa
Sohiebtenkoni^eaL anter dieser Voraossetmng sakomnieii mtee. Bi
eigibt sieh, dass swar mehrere Homblend^goMss- and Sohieferstratai
«af der N- nnd 8-8eite der Axe wiederkehren, dtts aber f9r i»
gewöhnlichen Yarielitfin des Glimmergneiss eine solche Konkordbas
nicht stattfindet. Die Gesammtmächtigkeit des horisontal auBgebcet*
teten Schichtengewölbes ergiebt sich zu 5 km.
Die Tessinniulde wird vom Tunnt'l auf seiner letzten 3178 m
langen Strecke durchfahren, (11742 — 14920 vom N-P. 3178 — 0 von
S-P.)' — ^Vah^e^ Gneiss tritt in der Tessinmuhle nicht auf; $tatt
dessen Ilornblendschiefer, grüner, grauer und schwarzer Granat-
glinuncrschiefer, Kalkglimmerschiefer, Quarzitschiefer, Marmor, kor^
niger Dolonit, Raaobwacke und Anhydrit. Dieee Gesteine lassen sidi
in folgende Gruppen ordnen: 3176 bis 1883m vom 8-P. „felsitiscbsr
Glünmersohiefer^, Hcmiblendegesteine, grfiner Glimmertchiefer. —
1888*1142 m grüner and sobwarser QranatgUmmersobiefer. ^ 114S*
90 m grauer Granatglimmersohiefer. — 90— ^m Dolomit (ak ohaiak-
teristisohes Gestein). — Die erstgenannten drei Abtbeilang«n (8179*
90) „sind schwierig sa begrenzen, weil nicht nnr manche der kam-
ititnirenden Gemengtheile, sondern sogar einzelne petrogr&phisdi
gleiche Schichten ihnen gemeinsam sind.'' Indem bezüglich der «.il!-
zelnen Gesteinsabänderungen auf Stapf fs wichtige Arbeit verwiesen
wird, möge es gestattet sein, nach demselben trefflichen Forscher
die accessori sehen Mineralien der Schieferstraten in Rede anzugeböi:
Granat, Staurolith, Cyanit, Epidot, Turmalin. Ma<^neteisen, Kisen-
kies, Magnetkies, Kupferkies, Zinkblende, Apatit, Butil (Zirkon?). In
den Hombl endeschief ern tritt vor allem Titanit accessorisdi auf. *-
Auch im Schichtenkomples der Tessinmulde setzen Quantgange waL
welche durch Hinso^retan von Feldspatb und Ifnskovit bisweüea akk
sa Pegmatit entwickeln. Ihr Yerl«if ist nicht an die Sohichtu^gi-
ebenen gebunden, sie fallen vielmehr südlich, sind auch nicht seltea
•ohwebend. Diese Gänge fObren eine grtoere Ansahl laweikn ass-
geseidinet krystallisirter Mineralien, weldie anoh in dem oamittel-
bar ang^rensenden Nebengestein sich finden und zwar auf Kluften und
in Drusen, welche von jenen Giingen auslaufen. Stupff beobachtete
folgende Spezies: Gold (ein silberhaltiges G. mit 30 bis 40 resp.
50"/« Ag, in blassgelben, zackigen Blättchen in und auf Kalk«path-
Digitized by Google
der niederrheinisohen Gesellschaft in Bonn.
47
krystallen, bei 500 — 490 m, auf der Grenze von Granat- und Uoru-
blendgiimmerschiefer Torgekommen), Eisenkies, Magnetkies. Kupfer-
Ines, Eisenglanz, Quarz, Kutil, Magneteisen, Aragoniti Kalkspatii (in
sehr eigenthümlaoliBii Krystallisationen), Braunspath und Bitterspftthf
BiMDipnth, GTpa, Apatit, GUorit« Qsranit, Albit (gewohnlioli in der
Periklin-Ansbildnng), Adahr, Kali- nnd MagniwiagHinmer, TnrmaUn,
TUmiL — Auf «inselne Analogien swisdhen der Tenin- nnd ürsem-
molde, hinweisend (denen indess anoh sehr wesenttiohe Abweiobnngen
6Dtgegenstehen) koamt Stapff an dem Sohhiss, dass die dem Thal-
boden von Airolo nSehsten Schichten der Tessinmulde als jurassisch,
die Uaaptniasse des schwarzen GliramerschieferH, als karbonisch
anzusprechen sein würde. Die Tessinschichten gehen nicht so all-
mälig in das Gotthardraassiv über, wie die Ur«ernschichten. Ge-
sammtmächtigkeit der Tessinschichten 8350m. Die letzton 35m durch-
Tährt der Tunnel alten Moränenschutt, weicher g^en eine fast senk-
xeohte Dolomitwand angelehnt ist.
In Besag auf die hydro<:^raphischcn Verhältnisse des Tunnels
kxHnmt besonders der in der Tessinmnkle stehende Abeebnitt in Be-
tnwlift. Im Jahresmittel (18. Jnni 1879—11. Jnni 1880) flössen ans
dem Sfidportal 280 Lit. Wasser in der Sekunde, Ton denen 198 Lit
snf die Schichten der Tessinmnlde nnd nnr 87 anf den sfidliohen'
Thea des GotthardmaseiTs entfallen. Oberhalb Airolo liegt ein ehe-
mals quellenreidies Gebiet, dessen Brunnen dnröh den Tunnel zum
Versiegen gebracht wurden. Stapff ermittelte dies Gebiet der ver-
siegten Quellen = 738 000 qra. — Sehr viel gerinprer ist der Wasser-
abtiuBs aus dem N-Portal, nämlich zwischen 40 und 50 Lit., von de-
nen etwa 36'/2 Lit. auf die ürsernmulde und das Finsteraarmassiv
entfallen. Hätte man ahnen können, dass die Tessinmulde einen so
mächtigen Zufluss in den Tunnel senden würde, so wäre der Scheitel
deeeeiben gewiss weiter gegen S gelegt worden.
Es würde ein Versäumniss sein, hier nieht auoh des Mannes
WBL gedenken, welcher dieBestimmniig der Tnnnelaxe anigeführt, des
Hm. Ingeniear 0. Oelpke. Seine An^^be war, eine genaue Triaop
golalkm swischen GSsöhenen nnd Airolo ausinlBhren nnd auf Grund
dmelben die Richtung der Tunnelaxe ansogeben. Als Orientirungs-
Baien dienten: auf der Seite Ton QSsohenen eine 2000 m lange
Ijiiiie gegen Nordost zum Rienzerstookgrath; bei Airolo die 8000m
lange Strecke gegen Ost zum Pian alto. Als Sigualpunkte des Drei-
ecksnetzes wurden ausser den beiden genannten Punkten vonGelpke
gewählt: Meggelenstockgrath, Gütsch. Sixmadun, Bälzbcrg, Kastel-
horn, Winterhorn, Sasso di S. Gottardo, Fibbia, Gra.<<so di Dentro,
Alpe Piscium. Die Erbauung der ISignale auf diesen hohen (mittlere
Höbe der Signale 2500 und 2800 m), sehr schwer zugänglichen Gipfeln
wsreine schwier ip^c Arbeit. Die Erreichung des Zieles allein erheischte
«weilen die Tolle Manneekraft; ee musiten aber in kum bemessener
1
Digitized by Göogle
48
Sitraiigslwriohte
Friet Steinpfeiler yon 2*/« bis 8iKiH6be und mehreren m Umfang er-
bant werden. Der Energie uud Ausdauer Gelpke'a gelang es. alle
Schwierigkeiten zu überwinden und auf den 13 Signalpunkten da
Hanptnetzes 27 Stationen zu machen. Zum Abschluss dieser TrianguU-
tion, welche an die grosse eidgenössische Triangulation angesdilossea
wurde, maass Gelpke eine Basis (1460,4 m lang) zwischen Andfi"
matt und Hospenthal und schloss diese durch Hülfedreiecke an
Hauptsignale Bätzberg und Oüteoh an« An diese Aufgabe, weldt
die Efmitteliuig der Streiohmigsridhtiiiig des Xmiiiels, seine Liog«,
die HShe der Signale nnd der Tnnnelportale snm Zwecke kilto.
bqUobs sieh eine oberirdische Tnnnelabsteokang mittals 6 StaüoML
8p&ter ist dnreh Hm. C. Koppe die Triangulation des Hrn. Gelpki
dnreh eine neoe, rdllig nnabhftngige oontrollirt worden, woänA
die Richtigkeit derselben TSlHg constatirt wnrde. Bekanntlich eiMr
8päter(1872) die von Gelpke gemessene und bestimmte Timnelr ichbiBf
eine kleine Verschiebung, indem das nördliche Portal fast unverändert
blieb, während das südliche um 144 m gegen W verlebt wurde. —
Es war am 28. Febr. 1880 um 6"*/* Uhr Abends, als der der Bohrung um
8 m vorauseilende Bohrmeissel von der italienischen Seite nach dem Gö-
schenerOrt durchdrang, während noch ein Zwischenmittel von 10 m?»*
muthet wurde. ^Es hätte diese unerwartete Nähe der beiden Richtörtcr
leicht zu einem grossen Unglück führen können, indem Hr. Chef-Ing«'
aaenr 8tockalper mit einem andern Herrn anl Göschener Seite htft
am Anfang stand, als aof AiroloSr Seite die letaten l^reqgQngeB er-
folgten« Die Ehrschftttenmg aneh eine so gewaltige, daaa sie 4ii
Herren nnwillkürlich mm Rückang awang.* (Oelpke, Die MtaB
Richtongsverifikationen nnd der Durchschlag am grossen St Golk-
hardtonneU Zeitsohr. f. Vermessungswesen 1880. 8. 101.)
Der Gotthard -Tunnel, durch welchen Herr Favre sich ««
Denkmal „Aerc perennius" gesetzt hat, ist zweigleisig und erheischt,
abgesehen von dem für die Ausmauerung uöthigen Raum eine Qa^"-
Schnittsfläche von 6 m Höhe und 8 m Breite (s. D. Co Iladon,
maschinellen Arbeiten zur Durchbohrung des Gotthardtunnels''). Die- <
ser mächtige Querschnitt wird nicht auf einmal ausgebrochen. Zu-
nächst wird vielmehr der Richtungsstollen (am Gotthard lag der-
selben an der First, während der Richtungsstollen des Moni Ceois
an der Sohle geführt wnrde) Torgetrieben, welcher etwa 2Vi ni ia
Höhe nnd Breite misst, also einen Querschnitt yon^^^m besitat SOO
bis m hinter der Brost des Firststollens folgen (nadi Colladoa)
die Answeitungsarbeiten, aonlchst die sog. yySeitenansbrMie'' (odff
Calotte), welche rechts nnd Unke TomRiehtstoUen die Weitang fir
das TannelgewSlbe herstellen. 900 bis 800 m weiter sorftck Üttsa
die „Sohlenschlitze" beginnen sollen. Sie stellen eine 8 m breite, 4
bis 5 m unter der Sohle des Richtstollcns tiefe, also bis zur Hanpt-
tunnelsohle niedergehende Rinne dar. Den Sohlenschlitzen folgen
Digitized by Google
der niederrheimMlieii GeteUiohaft in Bonn.
48
4ie «Strossen", die seitlichen Ausbrüche, wekbe dievc^eW^ta dflt
Tannelf hentellen. In der Sohle wird aohliewlioh snr WMierfiQinuig
einKssal von hSehstens 1 qm QaerBohnitt an^gesprengt.
Zur Dnrdibohning dee Goitiiarda ward« die lebendige Emlt
der Gebixigebiehe mit grtatem Gewinn bonntst. Der Waeeerstum treibt
Tiirbinen, dnreh welche die Lnft in grossen Reservoirs komprimirt
wird. Die komprimirte Luft wird in Höhren bis an die Arbeitsörter,
zur Brust des Richtstollens und zu den Ausweitun^sarbeiten geführt.
An die eisernen Röhren schliessen sich starke Kautschukleitungen,
durch weiche die Luft zu den Bohrmaschinen strömt. Sechs bis sieben
Maschinen, etwa in der Form eines Bölierlaufs, ruhen auf einem eiser-
nen beweglichen GestelL -r- Was die zum Tannelbetrieb benutzte
Wassericraft betrifft, so wurde auf der Göschener Seite 926 m auf-
wärts von dem Tunnelportal ein Wehr errichtet. £in Kesenroir
von 100 obm Inhalt, 180 m nnteriialb des Beservoini mmmt den TOm
Wasser mitgerissenen Sand anf. Ana dem mit mehreren Eammem
▼enehenen Reserroir ffihrt eine (0,66 m, im Dorchmesser haltende)
800 m lange B5hreDleitang ca. 1900 Lit. Wasser p. Sekunde mit
90 m Drackh6he den Tnrbinen an«
Schwieriger waren die Arbeiten anf der itaHenisohen Seite.
In überaus sinnreicher Weise leitete Hr. Favre zunächst das Wasser
der Treniola 1 km weit in den Chiasso, einen Gebirgsbach zweiten Ran-
ges. Das Bett desselben wurde an einem von Felsen geschützten
Punkt in ein 180 m über dem Maschinenhause liegendes Reservoir
umgewandelt und das geklärte Wasser durch eine 841 m lange Röh-
renleitung (0,62 m Durchmesser) an den Turbinen geleitet. Die auf
diese Weise gewonnene Wassermenge erwies sich indess bei giussei
Trockenheit als ungenflgend (sie sinkt im Minimum anf wemger als
lOO Lit p. Sek.) nnd so wnrde naoh Ueberwindnng sehr grosser
Sohwierigkeiten ein Theil des Tessins als Snpplementarkraft herbei-
gefBhrt Diese (oiroa 5 km lange) Leitung mnsste snm Theil an
hohen senkrediten Felsen anfig^ehingt nnd mit dersdben mnssten
die Wildbftohe bei AlUnaaoa nnd die Tremola übersdhritten werdra.
Das BesesToir der Tessinleitnng liegt 90 m ftber dem Motorenhanse;
68 liefert 1000 Lit. p. Sek.
Der Gotthardtunnel, dessen Vollendung in naher Aussicht
steht, wird auf alle Zeit eines der ruhmvollsten, bewunderungswür-
digsten Denkmäler kühnen üntemehmungsgeiates und vielseitiger
energischer Arbeit bleiben.
(Ueber die im Gotthard-Tunnel beobachteten Temperaturen a,
Bericht der Sitsung vom 3. Mai 1660.)
Derselbe Bednar legte sohliesslioh eine Ton Herrn Dr. Baum-
han er in Lfidinghansen knnstvoU dargestellte, jetat anoh kanflioh
an erhaltende Sammlung von Aetafignren-Prftparaten vor nnd
Bttsniigsb. 4. ntodsfikeia. Ositnscluit In Bsan« IBSI. 4
Digitized by Google
60
SiisoDgsberichtQ
wies w£ die grosse Bedeutung der Aetzeindrück« (um deren Dt^
ffteUmig und Studium Dr. Baumhan er ein p^rnsFses Verdienst sich
erworben hat) für das feinere Studiam der Kryst^Ue hin. Zar £^
l&atenmg der einsäen Pripante dienten die gleiditeitig avigdfgtw
Abhandlangen Banmhanec'e. Die AnfinerkBamkeit wvrde naaiaik-
lieh gelenkt aof die Aetsfignren dea Kaliglimmer's (Bf nakorit), wekk
die monoUine ITatnr dieses Minerale in ftberaengender Weite oi»
baren, wfthrend die Snssere Form der Krystalle vna hier knMB
genügenden Aufschlnss gibt. Die Aetaeindrftoke des Apatit und du
Kieselzinkerzes stehen in schönster Uebereinstitnmung mit der eigen-
thümlichen Hemiedrie, beziehungsweise mit der Enantiomorpbie die*
ser Mineralien. Die verdienstvollen Arbeiten Baumbauer's haben
über einige der schwieripfsten krystallograpliischen Fragen, so z. B.
über das Krystallsystem des Porowskit, ein helles Licht verbreitet —
Es geschah auch des schönen Experiments ßaumhauer's £rwähncDg,
durch den Druck einer Messerklinge auf die Kante einea Kalkspstlh
rhomboeder einen Zwilling parallel — ^ darzustellen nnd ein 8ol>
eher künstlicher Zwilling, ein Geschenk Dr. B.'s, Torg^egt^
HedicIniAChe SmUod.
Sitsung Tom 17. Januar 1881.
Yoraitsender: Geh.*Bath Bnsoh.
Anwesend: 21 Hitglieder.
Dr. Bertram in Bonn wird als ord. Mitglied aufgenommen.
Professor Binz sprach über die Vei wei tliunc^ des gerb-
sauren Chinins in der Heilkunde und legte ein nach einer neun
Methüde dargestelltes Präparat vor. Der Vortrag findet sich in ^
Berliner kliu. Wocbensobrift, Februar 1881, abgedruckt
Dr. Leo knüpfte daran die Mittheilung, dass es ihm wie
schon in früheren Jahren, auch in der Epidemie dieses Winten
gelangen war bei einem 8 Monat alten Kinde die Heftigkeit uod
Hiofigkeit der KenehhastenanflUle dnreh die Pockenimpfiiag is
hohem Grade herabsnsetaen. Die AnAlle waren so heftig gewssco,
dasa die Eltern jedesmal den Erstioknngstod fürchteten. Kaobdsn
die Poeken aufgegangen waren, yerloren die AnAUe den krampf-
haften Charakter ginzHch; auch wurde die Zahl derselben sofoii
erheblich geringer. Nach wenigen Wochen war das Kind geheilt
Dr. Oebeko trägt ausführlicher einen Krankheitsfall v^n
lokaler Gehirn er krankung vor. Eine bis dahin geistig {j^esund-
Dame erlitt plötzlich einen apoplectiformen Anfall mit theilweisem
Verlust des Bewusstsein«, Sprachstörung nnd vorübergehender Ij^h
mang des rechten Armes. Hieran achlosa sich eine geistige Stdraog i
Oigitized by GoogI(
der niederrheintoeliwi GtoteUaehftft in Bonn.
61
mak Oemfitlitdepreiiioiiy Yerfolgiiiigndeeiiy HallacinatioiMii und im«
deatUohem Sebon. Letstereti ali angomeme Tribnng dis Geciehii-
fddes, nnd eine eigenthümliebe Parese in der rechten Bend, ao daaa
die Bewegungen derselben unbeholfener, aehwerf&lKger nnd ohne
Anedaner waren bei Abwesenheit jeder Sensibilitfttsstörtuig in der*
selben, behaupteten sich 7 Monftte lang bis zu dem dann doroh
allgemeioe in Folge eines Herzfehlers entstandene Wassersucht
eintretenden Tode. Die Sektion wies in dem linken Mandelkern
eine linsengrosse apoplektische Höhle mit gelbem Inhalt und weichen
Rändern, in der weissen Substanz des rechten Hintorhauptlappens
des Grosshirns eine verwaschene gelbe Erweichung nach und in
beiden Hemisphären des Kleinhirns eine kleine weissliche Indoration,
unter derselben rechts eine linsengrosse graue Erweichung. 0.
glanbt die paretischen Erscheinungen der rechten Hand mit der
apoplektiachen Cyste im linken Mandelkern in Verbindung bringen
wo, mftasen.
Prof. N. Znnta berichtet Über Untersoohnngen, welohe sind,
oee. Klee anter seiner Leitung angestellt hat Ref. wnrde dnroh
«eine Stodien über die ehemisebe Bindung der Kohlen s&nre
im Blute zu der Ueberzeugung geleitet, dass die Vertheilung der
Alkalien des Blutes zwischen Serum und Hlutkörpercheu eine wech-
selnde sei und dass speciell der Gehalt des Blutes an CO3 bestimmend
auf diese Vertheilung einwirke. — Die Versuche des Herrn Klee
wurden in der Weise angestellt, dass man zwei identische Portionen
Fferdeblut, von denen die eine mit CO^ gesättigt, die andere mög-
lichst frei von diesem Gase war, sich in Serum und Cruor durch
A,bsetzen scheiden liess nnd dann den Alkaligehalt in beiden Be-
«tandtheilen des Blntes doroh litriren ermittelte. Bei geringem
COs Gehalt war stets der Cmor sehr räl alkalisoher als das SenuDi
b«i hohem kehrte sieh das Terh<niss am, so dass dnreh die COt
offenbar ein reiohlieher üebertritt ¥on Alkalien ans den Blatkdrper-
eben in's Semm vermittelt wird.
Prof. Koester spricht über Myxom. Er bestreitet zunächst,
dass die Aufstellung eines besonderen Schleimgewebes gleichwerthig
neben Binde- Fett- Knorpel- und Knochen-Gewebe und die Auffassung
des Schleimgewebes als jugendlichen Bindegewebes oder jugendlichen
Fettgewebes (Virchow) berechtigt seien. Sieht man von der Mucin
gebenden Grundsubstans ab, so ist das sog. Schleimgewebe morpho-
logisoh völlig identisch mit lockerem oder aufgequollenem Bindege-
webe. Das Mucin aber ist sebon von Bellet in der Grundsubstani
des eigentlidien Bindegewebes nadbgewiesen worden nnd die Untere
mehongen Kflhne'a nnd seiner Sehtiery Tillmanna n. A. haben er-
g<eb«D| dass es die GmndkittBnbstana aller Bindegewebtarten, aelbat
Digitized by Google
53
Sitmiigtberiohle
dm Knorpel* und Knoobengewebet iit In dem Qaireba dar Nibel-
Bolmar, dem embrjrontlen rabentanen Gewebe und in pethdogiMbatt
Ken- nnd ümMldangen (s. B. dem gallertig atropbiaoben epioardi-
alen Fettgewebe^ doobenmark n. a. w.) iat niobt mebr Mnsb
vorbanden ala in gewöbnliohem Bindegewebe; daa Maeln iii aar
eehr stark aufgequollen dnrcb Serum. E« handelt atob bei daa
sog. Schleimgewebe um oedematöses Bindegewebe oder Fettgewebe.
In letzterem verlieren die Zellen ihr Fett und bleiben als proto-
plasmatiscbe Bindegewebszellen zurück. Die Ursache dafür findet
der Vortragende in Circulationsstörungen : Capillaren und Venen
aind faat immer erweitert und gefüllt. Dieselben Verhältnisse findet
man hA einer grossen Reihe von sog. Myxomen. Die einen eni-
atehen ganz wie das Gallertgewcbe des Epikarda ana Fettgewebe
d. b. ea aind oedematöe gewordene Lipomei bei denen gleichüiDt
daa Fett ana den Zellen yeraohwindet (Der Vortragende beaprieht
biar epeeiell ein 86 Pfand acbwerea Lipoma oedematoanm, weldni
Yon Prof. tf adelnng ana der Baudibdble entfernt wnrde und fiber
welebea dieser im CentralU. f. Cbir. noeb genaneren Beriebt eratattea
will. Es fanden sieb in ibm alle üeberg&nge von reinem Lipon
bis zu völlig fettlosem sog. Myxom. Aus der Grundsubstant, die
theilweise sehr wasserreich war, konnte kaum */4®/o einer Substau
gewonnen werden, die als unreines Mucin zu berechnen war.)
Die anderen sog. Myxome stellen oedematöse Fibrome ver-
schiedener Art dar, so z. B. zahlreiche Nasen- und Pwachenpolypen,
Polypen des Utems, der äuaiern Genitalien, auch Geschwülste des
anbcutanen Gewebea u. a. w» Ancb die Blasenmole dfirfte hie^sr
gereebnet werden.
Die Üraaobe der oedematdaen Umwandlung mnaa wieder ia
CSreulationaatdmngen — geanobt werden, abgeaeben davon, daaa die
jungen Gelftase der Geaobwfiltte eine grdeaere Permeabflitit ffr
fifissigc Beatandtbeile dea Bhitea beben kftnnen. Die Polypenfom
einer Gesobwnlat allein kann aebon genügen, om StannngsoedeaM
in ihr zu erzeugen, weil bei dem Zug der Geschwulst ihr Stiel
verengt und dadurch ein Druck auf die Gefasse ausgeübt wird.
Das darauf folgende Stauungsoedem vorgrössert die Geschwulst und
vermehrt dann wieder den Druck im Stiel durch stärkeren Zu^.
In solchen Geschwülsten sind fast immer die Capillaren und kleiaea
Venen erweitert.
Aber auch in niobt gestielten Geschwülsten können dnrob die
Lage mid die Spannung der umgebenden Gewebe Stanungsoedane
entsteben. Vergroeserongen der Bindegewebaaellen, Anb&ofiuig m
BimdaeUen und dergl. ateben offenbar damit in Verbindung.
Bei aU aoloben Geaebwühten iat in der Begel der Madng^
balt niobt grdaaer ala er ibnen obne Oedem ankommen würde.
In einer aweiten Reibe Ton Geaebwtiaten entiteht daa Mjso-
Digitized by Googl
der niederrheiaiaohen GeeeÜBcbaft in BonzL 5S
matöse gleichfalls nur durch oedematöse Umwandlung anderer
websarten» wie s. B. in den Geschwülsten der Parotis, des Hodens,
in welchen zumeiti ein Gemisch Yon Sarcom, Chondrom, Caroinom
find sog. Myxom vorliegt In den achleimig weioken Partieen iafe
uobt makr Maoin als in den anderen, aber malir FlftsaiglBelt Die
OaAise sind an sdohen Stellen tlieilB veit, tikeils in Btekbildong
b^griffnL Wahnoheinlich bestanden anch hier Stamogaoedenie.
Aa den knorpeligen Stellen sind dagegen fast gar keine Gellsse
mehr; es koniait wegen Ifangeis an Zaf\skr flüssiger Besiandthefle
sn einer Verdichtang der Grundsubsianz. Naoh Morocbowetz ist
aber die dichte knorpelige Grundsubstanz gleichfalls Mucin.
In epithelialen Geschwülsten, insbesondere der Parotis, ent-
etehen schleimgewebsahnliche Partien häufig dadurch, dass bei der
Aafquellung der Substanz epitheliale Zellgruppen zerspalten und
aoseinandergezerrt werden. Die zerstreuten Epithelzellen ändern
eioh in sog. sternförmige Bindegewebszellen am. Die sohleuDgebende
Omndsubstanz ist immer mit einem Faserwerk darcksogen.
Bei den sog. Myxomen sehen wir also, dass es sieh um eine
Anfquellnng der Maoinhaltigen Gmndsnhstanx des Bindegevebes
keodeli. Bei vielen derartigen Geschwülsten lisst sich ans dem ganien
Terhalten, dem Znstand der Geftoct dem '^isaneeichthttm okne
Yennehmng des Maoingehaltes ein Stanungsoedem naekweissni bei
saäern ist «ne gleiche Ursache hfichsi wahrsekeittHclL
Allgeatebie Sitsniig mm 7. Felwimr 1881.
Tersitsender: Prof. TrosoheL
Anwesend: 86 Mitglieder.
Dr. Deichmüller sprach aber die Cometenersokei*
anngen des Jahres 1880.
Das vergangene Jahr war sowohl bea&glioh der Zahl,
«In aneh des Interesses der Ersekeinungen ein ansgeseioknetei.
Die merkwürdigsten Yerkilfcnlsse seigte der erste Comet,
'weldier am 8. Februar von Gonld in Cordoba (Ar^gent. Bep^)
entdeckt wurde. Beobacktnngen dieses Himmelskörpers sind ange-
stellt aof den Sternwarten in Cordoba, A. R., am Cap d. g. H., in
Melbourne and Sidncy , Ton denen die bis jetit pabliirirten Beob«
«chtun^eo (Ortsbestimmungen) den Zeitraum von Febr. 5 bis Febr.
19 umfaBseu. Auf der Nordhalbkugel konnte der Comet wegen seiner
eigenthümlichen Bahnlage und der raschen Abnahme seiner Hellig-
keit nicht beobachtet werden. Ganz merkwürdige Anomalien bot
eeine äussere Erscheinung. Der Comet erschien dem blossen Auge
als ein matter, IVi Grad breiter, auf seiner ganzen, 40 Grad be>
tragenden, Länge gleichmftssig matt lenchtender Liohtstreifen , der
Digitized by Google
54
Sitzungsberichte
nirgends die Helligkeit der Parthien der Milchstrasse im Taums
erreichte. Der Kopf erschien im Fernrohr als eine matte, neblige
Masse ohne eine Spur von Verdichtung und hatte einen Durcbmeaier
▼on 2 bis 3 Minuten.
Nach der enten Bahnbestimmung von Gonld fiel diesem
sofort 4ie gaas ausserordentUoh kleine PeriheldistaDS aaf, der
sieb aas imserem Jahrhundert nur Boeh eine entsprechende £r>
sohefanmg rar Seite stellen Utsst, nftmlieb die des ersten Comeln
▼on 1848. Abgesehen tob der üebereinstimmnng in der iussersa
Erscheinung beider Himmdskörper , die eine ▼oUstftndige genannt
werden kann, nachte die beiden gemeinsame anomale Ereehemniig
in der Peribetdistans, mit der för dne erste Bahnbeetlmmung gsat
befriedigenden Uebereinstimmung der übrigen Bahnelemente, es als
höchst wahrscheinlich , dass beide Himmelskörper identisch seien.
Kun sind aber die besten Bahnbestimmungen des Cometen von 1843
zwei Elementensysteme von Hubbard, von denen das erst«, welches
auf alle Beobachtungen gegründet ist, eine Ellipse von 175 Jahren
Umlaufszeity das zweite, welches blos die Tage- und Fadenmikrometer-
beobachtongen des Cometen berücksichtigt (also durch Beobacb-
tnngen Ton zweifelhaftem Werthe nicht gesoh&digt ist), eine üm-
lanfsseit Ton 688 Jahren ergiebt. Wdite man diesem zweiten Bis*
mentensjrsiem die Zwangsbedingang Ton 176 Jahren ümlanftswl
auferlegen, so würde die Darstellung einer ein&ohen Beobaehloiig
Ton ± 8" 4 auf ± 11" 8 herabsinken , und unter Annahme dsr
Identität der Cometen 1848 und 1880, also einer 87jihrigen Umlaob-
seit fand Oould eine Beobachtang nur noch auf ±W0 dargeetsOt»
während die Uebereinstimmung der beiden Elementensysteme (184S
und 1880) eine frappante ist. Gould sagt nun, dass die grössere
Abweichung zwischen Rechnung und Beobachtung nicht verwundern
könne , da wir bei diesem eigenthümlichen Himmelskörper gewiss
dcTi in der Natur öfters vorkommenden Fall haben, dass optischer
und Massenmittelpunkt nicht zusammeufalleD. Allein bei unserer
Annahme über die Constitution der Cometen ist diese Hypothe«
nicht wohl zulässig; wir haben aber auch sonst kein anderes
Mitteil als diqenigen Elemente als die wahrscheinliehsien ansnneb-
men, welche die Beobachtungen am besten darstellen.
Nachdem Oonld die Identit&t beider Cometen fftr crwiessB
erachtet, glaubt er auch die Cometen Ton 1668 und 1702 als frOhsrs
Erscheinungen dieses Himmelskörpers erkliren an können. Der Gh
met durchschneidet bei seinem Periheldnrchgaog die Sonnenatmos-
pb&re und soll bei dieser Gek genheit nach Gould eine Vergrosserung
seiner ümlaufszeit in dem Sinne erfahren, dass diese zwischen 1668
und 1702 einige Tage weniger als 34 Jahre betrage, zwischen 1702
und 1843 35V4 Jahre, die dann bis zur vorjährigen Erschein img auf
86 Jahre 11 Monate angewachsen sei. Wir können nun ireüich bei
Digitized by Google
I
der niederrheuiiBchen GefleUaobaft in Bono. 66
«mmr wigeiiilgeDden Kenntaiaa Aber die ttoffliohe Beeohaffenlieit
der Cometen die YerftiiderangeD in seiner GonsUintion, die er doroh
die Einwirkang der Sonneneünosphire erleidet, nicht bereelinen,
und ebeniowenig die Aenderangen der grooten Axe. Wenn wir
aber die iehr wnhnoheinliobe Annehme maehen , daee der Comet
nnf seiner Behn und namentlich hei seinem Periheldarcbgan^ ein
widerstehendes Medium zu durchlaufen hat, so wird die Wirkung
dieser störenden Einflüsse, die wir zur Erklärunjß^ der anomalen Be-
\iregungser8cheinungen herbeiziehen, gerade das Entgegengesetzte
der Gould'schen Forderung^ sein.
Ein merkwürdiges Zusammentreffen ist es, dass die drei Co-
meten unseres Jahrhunderts, die sich durch eine ausserordentlich
mächtige Schweifbildung aosseiehneni Anomalien in ihrer Bewegung
neigen, die sich mehr oder weniger der Darstellung durch Keplers
Geeetse entciehen. Beim groesen Cometen von 1811 sind sie offen-
kcmdig ansgeeprochen , die Darstellnng der Beobachtungen yon 1848
konnte man b^ der sehr sorgfältigen Bahnbeetimmnng besser er-
warten, nnd die nenetten Elemente unseres Cometen lassen Fehler
fibrig, welche weit ausserhalb der Grensen der Beobaohtnngsnnsicher^
heit liegen. Daraus einen Scbluss in dem Gould'sehen Sinne zieheu zu
wollen, ist, wie schon erwähnt, nicht zulässig; Hypothesen anderer
Art aber gehören den Untersuchungen der Zukunft an. Für jetzt
bleibt es bemerkenswerth, dass, während die beiden letzten Cometen
mit riesiger Schweifentwickelung in ihrem Perihel bis auf Bruch-
tbeile des Sonnendurchmessers sich dem Sonnenrande näherten, der
grosse Comet von 1811 in seinem Perihel noch eine grössere Entfer-
nung TOn der Sonne hatte, als die mittlere Entfernung der Erde von
der Sonne beträgt. Diese Thatsachc macht es wahrscheinlich^ dase die
michtige Schwmfentwiolcelang auch bei den beiden lotsten Cometen
•ohon lange Tor dem Periheldnrchgang stattgefunden hat Um so
merkwürdiger erscheinen uns die Verhftltnisse in der Nfthe des
Perihels , wenn wir uns die starke Krümmung dieser Bahnstrecke
und die enorme Geschwindigkeit su der entsprechenden Zeit ver-
gegenw&rtigen. Nach einem auf alle bis jetst bekannt gewordenen
Beobachtungen unseres Cometen gegründeten Elementensystem Ton
Meyer in Genf beschreibt der K.idius vector des Cometen vom auf-
steigenden Knoten bis zum Perihel einen Winkel von 77^ 40' und
zwar in einem Zeitraum von 53,4 Minuten. Die 102" 20' vom
Perihel bis zum niedersteigenden Knoten durcheilt der Kometenkopf
in 102,0 Minuten. Der Cometenkopf legt also die gante Bahn*
strecke nördlich von der Ecliptik — eine Weglänpre von etwa
650,300 Meilen — in 9824 Secunden zurück, oder seine durchschnitt«
Hdie Bahngeschwindigkeit in diesen Parthien beträgt nahesu 70 Meilen
in der Secnnde. Bedenkt man nun, dass der Comet in seinem Peri-
hel nur 28>616 Meilen ?on der Sonnenoberflftohe entfernt ist, er also
Digitized by Goo^e
SiUuDgsberiohto
tuf dieser Bahnsireoke mit ao enormer Geschwindigkeit die Sonnen-
atmosphire durchschneiden muss , ja selbst in die RepoB der Pro-
taberMieii reioht, so dürfen wir uns nicht wundem, wemi der Co-
met Aiioinalifln in eeiner Bewe|^g Migt» die sich aaeeren Bereck-
nongen entliehen. Dun kommt die enorme Sehweiflftage toi
wenigitena 90 Millionen Meilen. Die Bewegung dee Sdhweifendei
wird nnn fireiKoh sn dieeer Zeit nidbt der des Kopfiae entipraeha,
Tielmelir einen ihnlieiien Weg beechreiben, wie Um ^e letetm
Glieder einer Kette von Sohlittsehnhlinfern carücUegen , wenn in
rasohcm Laufe das andere Ende plötzlich eine starke Wendung voll-
führt Das ist Wühl auch der Grund, weshalb Gould in seinem
ersten Kabel-Telegramm eine nordwärts gerichtete Bewegung dei
Cometen (aus der Sohweifbewegung geschlossen) anzeigte, während,
wie ihm die Beobachtung des Cometenkopfet bald seigte, der Comet
flohon wieder nach Süden ging.
In einer üntersoohung über den Winnecke'schen periodischen
Cometen bat Oppolser naohgewieten , dass eioh unter Annahme
der Encke'foben Widerstendaoonttante auch die neue Erecheinung
dieiet Himmelekftrper* am beaten daratellen liaii. Er findet eognr,
dnes die Widenttndeoonatante hierbei gleieh deijenigen folgt, wekhe
beim Soeke*aohen Cometen Statt hat In Nr. 2819 der ipAfkroa.
Naehr.'' hat nun Oppolier die Unterandhnng gefuhrt , auch bei ob»
aerem Cometen den Einflosa eines widerstehenden Mittels tu Ter*
folgen. Unter Annahme der gleichen Widerttandaoonstante
wie bei den beiden oben erwähnten Cometen folgt für den Zeit-
raum der Beobachtung von 1843 fast gar keine Aenderung der
Hubbard'schen £iemente ; da diese jedooh für eine 87jährige Cm-
laufsseit übergrome Fehler übrig lassen , so folgt, dass die Eneke*-
sehe Hypothese zur Identifioirung der beiden groaien Cometen von
1848 und 188D nioht herangesogen werden kenn.
Man kSnnte einwerfen, dnas man nur die Widentandaoonftaate
genügend au mgrftraem bmucht, um eine entepreohende Aenderung
der gromen Aze au enielen. Dieaer Einwurf, die üntmuebnng
für geänderte Widerstandseonstante m Teriangen , ist thatsicbKoh
sulässig, wenn man die plausible Annahme macht, dass der Widi^
stand proportional dem Querschnitt (bei Cometen also dem Radias
des Kopfes) und umgekehrt proportional der Masse wirkt. Man
müsste also bei unserem Cometen — gegenüber dem Encke'schen
und Winnecke'schen — wesentlich grössere Annahmen über den
Durohmeaser oder die Dichte des Cometenkopfes machen. Aliein
1) Diese merkwürdigen Abnormitäten werden an iwei die
richtigen Verhältnisse der Cometenbehn und ihrer relativen l4ige
wiediffgebenden Zeichnungen Tcranschaulicht.
Digitized by Googl
1
der niederrbeiiiiaQlieii QeieUielwft in Bonn. 67
I «
I dm iit tarn anderen Qrflnden nicht nMeng. Oppolier hat nimlieli
' den EinfloM des fincke'schen widerttehenden Mittele auf einen nahe
in einer paraboHichen Bahn aioh bewegenden Cometen in eine For-
mel gebraoht, die f3r unseren Cometen als Einfloss auf den reoi-
proken Werth der gfrossen Halbachse 0,12 giebt. Eine solche
Aendt?rung würde aber bewirken, dass, wenu der Comet vor seiner
Krschemung: von 1843 ins Sonnengebiet getreten wäre , er nach
diesem Perihel nur noch etwa 24 Jahre ümlaufazeit gehabt hätte, der
nächste Umlauf nur noch 10 Jahre dauern, und so in rapider Weise
abnehmen wflrde. Das entspricht nan aber den Resultaten ans der Er-
scheinung von 1843 darohatu nicht, man rauss vielmehr, nm eine der
Hubbard'eehen £llipee entaprechende Umlaufazeit an erhalten , für
dam Goowten 1848 1 eine aehnmal gröiaere Maeie dee Cometenkopfea
annehmen. Oppolaer hat nimlich (a. a. 0.) die Untamchung ftber
dfi» Wirkung einer der Tangentialbewegnng entgegengeriditeten
Emft allgemein geführt nnd unter gewiaeen Annahmen das der
Hobbard'aohen Beetimmnng genügende Reanltat gefunden. Wie er- ^
wähnt, muss man also, da die Periheldistanzen beider Cometen gleich
gross sind, dem Cometen von 1843 eine zehnmal grössere Masse zu-
schreiben, als dem unsrigcn, doch würde ihm hiernach, wenn auch
«inige Jahrhunderte später, das gleiche Schicksal beschieden sein,
wie es dem unsrio^en gegen Ende dieses Jahrhunderte beTorstehen
dürfte, nämlich in die Sonne zu stürzen.
Ks läset sich also die Identität beider Cometen nicht wohl anf-
reaht erhalten, eo swingend auch anf den ersten Blick die Ueboreinstimp
mnBg ihrer Elemente eraeheint. Wir mfiaeen Tiehnehr an jene Ck>meten-
wftlUmß denkeni die nrapr&nglidi ein Körper, durdi Einflfieee, wie
m» hier in dar Sonnenalmoephftre nur an wahraoheinHch sind, aioh
tbeilen, and ▼ielleieht achon dnroh die dabei stattfindende ungleiohe
llaaaenTertheUang, und dadurch geänderte Widerstandsfthigkeit in
jenen Repfionen eine Aendemng der ümlaufszeit erfahren, während
die übntfen liahnelemente keine wesentliche St<)riiD<^ erleiden.
Ob wir von der bei unserem Cometen angedeuteten Katastrophe
seiner Zeit — etwa durch eine Erhöhung der Jahrestemperatur —
Kenntnis« erhalten werden, wird sich nicht Torher entscheiden
laaaen.
Der zweite Comet wurde von Schäberle in Ann Arbor am
6. April entdeckt, und zwar beim Absuchen des Himmels mit einem
Szölligen SUberghwrefleoior. Die Bahnlage dieees Objeotes war der
Beobaditung sehr gftnatig , ee konnten in beiden Theilen der pa»-
boüaehen Bahn, vor und naoh dem Perihel, lange Zeiträume um»
faaaande Beobachtungen angestellt werden. Wir beaitaen aohon eine
groaseZahl Torlänfiger Elementensysteme und ee steht naoh dem Obigen •
eine recht gute definitiTeBahnbestimmung zu erwarten. DerVortragende
hat den Cometen am 29. April (da ihm die ständigen Meridianbeobaob-
Digitized by Google
58 Sitzungsberichte 1
tuDgen einige freie Zeit pestatteteD) mit dem öfüssij^en Fraunliofer
der hiesigen Sternwarte aufgesucht und beobachtet und ihn in der i
folgenden merkwürdigen Erscheinung gesehen. Der Kopf, etwa
Minuten gr^oss, bestand aus einer sehr matt leuchtenden, fast durch* 1
weg gleichhellen, runden Lichtfläche, an die sich der etwa 4MiDate9l
lange, der Richtung nach der Sonne abgewendeta Schweif ab eis 1
hoUee Paraboloid mii kmmmgebofener Axe anaetata. £a manfciil
den Eindmek, ala wenn die Peripherietbeile des Kopfaa dia StitI» 1
der Sobweifbfldnng wiren, da die Helligkeit des Sohwaifsa an d« 1
Bindern im M aximom war, wabrend die (in der Projeoiion) «nninbit I
der Aehse gelegenen Paribien sieh kanm Ton dem danUmi Himmds* I
grnnd abhoben. I
Der dritte Comet war der zum sechsten Male erschienene 1
periodische von Faye. Derselbe wurde nach der Ephemeride im |
Berliner Astr. Jahrb. zuerst von Tempel Aug. 25. beobachtet (nach- I
dem ihn dieser schon Aug. 11. wahrgenommen hatte). Bald darauf H
wurde er von Pechüle und von anderen Astronomen aufgefunden und I
beobachtet und sein Ort mit den Yorausbcrechnungen bis auf 4 Se- I
ounden in A. R. und V» Minaie in l>ecl. übereinstimmend gefunden, i
Bis jetzt sind Beobacbtongen dieser Ersobeinnng pnblieirty die bis
Kot. 1. reioben, nnd es werden dieselben namentliob gegenober dsa |
aebr dürftigen der letiten Ersebeinang dem aebar&innigea imd
opferwilligen Bearbeiter dieses Himmebkdrpers ein sehitabarea Ib-
terial fftr die weitere VerroUkommnong der Theorie deaaelbca
liefern.
Der yierte Comet des Terflossenen Jsbres wurde too Hart«
wig in Straasburg am 29. September und von llarrington (in Ann
Arbor?) am 30. September entdeckt, 22 Taj^'e ii:\ch seinem Perihei-
durchgang. Obgleich seine Helligkeit ia stetiger Abnahme begriffen
war, konnte der Comet bei seiner Entdeckung mit freiem Auge ge-
sehen werden , und er zeigte einen nahe 2 Grad langen Schwell
Dieser Umstand, der die Möglichkeit bietet, dass der Comet acbon
vor Erfindung der Fernröhre beobachtet werden konnte, rrmnlasatn
Herrn Prof. Winnecke, die älteren Cometenveneichnisse auf eine e^
waige frftberefirscbeinnng dieses Himmelskörpers hin so discatiran.
Der Comet von 1606, der namentlieb in China beobachtet ist, adnan
ihm der Aufbierksamkeit werth, wiewohl die Bahnbestimnioag^
welche Langier anf die alten Beobaehtungen gegründet hat, waaent»
lieb Ton der unseres Cometen abweiobt. Die Annahme der Oester
Yon Laugier nach den meist nur rohen Angaben , ist freilich eine
etwas willkürliche, und Prof. Winnecke hat daher unter geänderten
Annahmen ungefähre Oerter berechnet , die mit den beobachteten
übereinstioimen. Winnecke erachtete also die Identität beider Cometeo
für 8«'hr wahrscheinlich und weist nun auch auf eine mögliche
Identität mit den Cometen von 1444 und 1569 bin. Für den
Digitized by Google
der nMerrlieiinaQben Geselliohftli in Bonn.
69
Cometen tob 1444 reebnei er n&mlioh aot den übertragenen Ele-
menten nnteree Cometen unter einer bestimmten Peribelennabme
2 Oertar, die mit den beiden sngebörigen (cbineeiscbeo) Beobaob-
tungen in Uebereinstimmnng sind. Für den Cometen von 1506
rechnet er für dift drei vorhandenen dürftigen Angaben ebenfalls
l'ositionen, die ihnen genügen Würde dies nun unser einziges
Criteriam sein, das über eine mögliche Ellipticität unserer Cometen-
Viahn zu entscheiden hätte, so wäre es nach den angeführten Rela-
tionen wahrscheinlich gemacht , dass der Comet eine Ellipse von
62Vs Jahren Umlaufszeit beschreibe ; allein den dürftigen nnd
nietet sehr dehnbaren Angaben über die alten Cometenencbeinnngen
kann eine diesbezügliehe Beweiskraft nicht inne wohnen.
Ans Beobeobtangen mit 26tigiger Z wisobenieit reebneten nnn
die Herren Dr. Scbnr nnd Dr. Hartwig eine enttpreobende Ellipse
Ton der Termatbeten Umlanfsseit. Diese liese jedocb in der Dar-
stellung des mittleren Ortes in beiden Coordinaten Fehler übrig,
die nnsserbalb der Grenzen der Beobeebtnngsfobler liegen. Winneeke
deutete die Möglichkeit an , dass die snpponirte Umlaufszeit ein
Vielfaches der einfachen Periode sei, durch welche Annahme die
übrig bleibenden Fehler abnehmen würden. Ist es aber schon sehr
unwahrscheinlich, dass der Comet seit 1569 bis jetzt in vier Er-
scheinungen unbeachtet geblieben sein sollte, so ist die Hypothese
einer noch kürzeren Umlaufszeit wohl kaum zulässig.
Da der Comet schon Anfang November so schwach war,
dess er wohl nirgends noch länger beobaobtet werden konnte»
ao ist das Beobaohtungsmaterial , welobes an einer definitiven
Bebnbesümmnng vorliegt, ein d&rftigee nnd es vird daher keine
•ehr sicbere Bahn an erwarten sein. Dass dieeelbe aber die Ter-
matbete PeriodicitiLt ergeben sollte , ist niobt ansnnebmen. — Es
sind andb speetroskopisobe Beobaehtnngen des Cometen angestellt
und Konkoly constatirte die Polarisation des Gometenliobtes.
Der fünfte Comet wurde von Swift in Roebester U. 8. am
10. October entdeckt. Dieser telegraphirte zuerst nach Wien:
Grosser Comet etc., was bei den Astronomen wenigstens ein mit
freiem Auge sichtbares Object bedeutet. Da aber in der angegebe-
nen Position nichts zu sehen war, so glaubte man zuerst, dass diese
falsch sei , oder dass ein anderer Irrthnm vorliege. Hätte man
mit stärkeren optischen Hilfsmitteln am bezeichneten Orte ge-
sacht, Bo würde der Comet auch in Europa bald aufgefunden wor«
, den ssin. Am 7. November entdeckte nämlich Lohse in Dun Echt
einen teleseopisoben Cometen und fast gleichzeitig mit dieser Naeb-
tkAki kam eine Epbemeride des 8wiit*sohen Cometen, der in
Wasbington beobachtet nnd Ton Cbandler jr. berechnet worden war.
Der Ort des Ton Lobse nen entdeckten Cometen passte vollkommen
in den betrefifenden Ort der Epbemeride von 8wift*s Comet, nnd
Digitized by Google
60
Sitziugabdricbie
Swift telegraphirte Dan yon Neuem: Lohse's Comet discovered by
meOct. 10., identical with comet third eigbteen hundred aixty niiie.
In der Thal legen die Yerh&liniiee so, deae beide Cometen identiaeb
waren und der Comet von ^1860 sieh ele eine Mhere Ereeheinng
dieeee Htmmelak&rpere eH^lba. Geb. Bafch Brnhnt mtuMe eokon
bei dem Cometen Ton 1869 dmnf anfmerkaam» daaa die Beofceeh-
tuugea eine Abweichung yon der Parabel ameigten, Di» Haerec
Sebnlhof und Boesert in Paria haben nnn anter der Voran aaetwing
der Identitftt beider Cometen elliptiaohe Elemente berechnet , wo-
nach der Comet entweder 5',', oder S^j Jahre Umlaufszeit besitzt
Nachdem ihnen eine weitere Beobachtungsreihe von Tempel bekanU
wurde, rechneten sie unter der Hypothese 5^^ Jahre Umlauf neue
Elemente und eine Ephemeride , mit der die Beobachtungen de?
Swift'schen Cometen verglichen wurden. Mit den damit erhaltcnei
Correctionen bildeten sie 6 Normalörter und berechneten damit die
Babnelemente für 5Vt Jahre Umlauf. Hiemach werden nun die Be-
obaohtnngen ao YoUständig dargetteUti daaa die anpponirte ümlao^
zeit erwieaen ist Endlich haben nun dieae Herren aneh lir dw
fSracheinting von 1869 elliptiacfae Elemente gereohnet, nnd die beiden
Syaieme aUmmen ao ▼oUatindig fiberein» daaa aie aeigeiii data der
Ckmiet in der Zwiachenieit keine merkliohe Störung erbhivB hat
Der Comet iat ana in dieaem Jahre anter uht g&natigen Ver^ !
bältnissen erschienen — aein kleinster Abatand yon der Erde betng !
nur 0,13 der mittleren Sonnenentfernung. Im Jahre 1875 hatte er
im Perihel einen IGmal so grossen Abstand, konnte daher nich; |
wohl entdeckt werden. Der Comet erschien nämlich selbst 1869 ui^
im Vorjahre relativ matt, er war aebr verwaachen, obwohl er reobt |
gross war.
Die nächste Erscheinung wird leider wieder anter reohi aa- |
günatigen Yerbältniaaen erfdgen.
Untersuchungen über dieaen Cometen, die in der Hauptsac^
mit den aagefdhrten Beaaltaten fkber^natimmen, aind anoh von dea
Herren Zelbr, y. Hepperger und anderen yerdffeotlioht.
Der aeohate Comet warde am 16. Deoember yon Peehlla
in Kopenhagen entdeckt and iat gegenw&rtig noch aichtbar, <r i0k
(teleaoopiseb) recht hell and ohne Schweif. Die biaher yon dieew
ffimmelakörper berechneten Elemente zeigten eine eo groaae Aehn*
lichkeit mit denen des Cometen von 1807 , dass wohl an eine mög-
liche Identität beider Objecte gedacht worden ist. Allein Beaael
hat in eeiner definitiven .\rbeit über letzteren Himmelskörper gexeigt
dass derselbe eine Umlaufszeit von wenigstens 1500 Jahren hat —
wiederum eine Mahnung, bei der IdentifioiruDg von Cometeoeriohei-
nangen vorsichtiger sa Werke zu gehen,
Yon dem siebenten Cometen, den Cooper nach einrrr
Telegramm der k. Acad. d. W. in Wien in den Flaohen entdeckt |
hat, iat niohta weiter bekannt geworden.
Digitized by Google
der niederrheinisoben Gesellschaft in Bonn.
61
Prof. S chlüter sprach über die Fiachgattung Anci-
strodoD DeBoy aus der oberen Kreide Limburg- Aachens. Wir
begegnen diesem Namen bereits bei Dewalque, Prodrome d'une
description g^log^que de la Bel^ique 1868, pag. 355. Dann führt
Ubaghs, descript. g6ol. et pi^ontol. du sol du Limboarg, 1880
aiiMD Adstrodon DeBeyi sp. n. auf. Ein erUftraider ZataU teheiiit
nur daroh Ferd. BAmer, KreidebUdoDgen von Texat, 1862 pag. 80
ToriiaadeD sa aein, der dea Yorkommena diesea Geaohleohta in dar
KjtMb too Tezaa gedenkt: «Zahn klein, gekrCkmmt, knülenfbraug,
▼on den Seiten anaammengeMokt» an der Spitae atmnpf gerundet
Die Form dieaee Zahnea paeat an keiner der bekannten Sqnaliden-
Gattungen. Anderseits aber erscheint es unthunlich nach eiuem
einzelnen Exemplare eine neue Gattung zu errichten. Dr. DeBey
in Aachen schlägt in einer brieflichen Mittheilung für haken- oder
krallenförmige in den Kreideschichteu von Aachen vorkommende
Zähne unbekannter Gattung den Gattungsnamen Ancistrodou vor.
Zu eben dieser noch nicht publicirten Gattung scheint der Zahn
aus Texas zu gehören.'' Bei diesen diUftigen Nachrichten über das
einheimiache Vorkommen war es sehr erwünscht von Herrn Dr.
DeBey selbst auf desfalbige Anfrage folgende näheren Angaben
sn «rlialten. Derselbe aohreibt: »Vor Jahrsebtoten fand iob in den
Oeröllaohidhten der Aaobener Kreide (Lonsberger Breoeie) mehrere
Zalnbrachstilcke nnd einen vollständigen Zabn, den iob sofort als
einer neuen Gattnog angehörend erkannte. loh besass nur 2 oder
8 Bmohstöcke, gab aber dem eigenthOmliehen und eharaeteriatlsehen
Ocrbilde sofort die, wie ich meine, ganz bezeichnende Benennung.
Später entwarf ich eine kolorirte Abbildung in natürlicher Grösse
und in Verorösserunp. Da ich mit Herrn Dr. Jos. Müller mich
zuweilen austauschte, so habe ich diesem Abbildung und Original
überlassen. Ob Original und Abbildung eich in der Müllor'schon
Sammlung befinden, die in den Besitz des Aachener Polytechnikums
ubergegangen int, weise ich nicht. Ein kleines Bruchstück finde
lob vielleicht noch in meiner eigenen Sammlung; 2—8 andere Bruch-
gtileko sah ioh bei Herrn Ignaa Bejssel. Zur Zeit besuchte mich
nim Prof. Ferd. Römer, als er aus Texaa Eurfiokgekehrt war und
■ob bei mir die als Andstrodon beseiohneten Zfthne. Er theiUe mir
müy dasa er dieselbe Gattung in der Kreide von Teiaa gefunden
und meinen Kamen als paasend beibehalten wolle. So iat er in
R^mer^ii Arbeft euerst gedruckt erschienen. Koch erftthr ich von
Prof. Waterkeyn (zur Zeit in Löwen), dass man im Löwener Museum
j^rosso Zähne besitze, die zur selben Gattung zu geliören achieneu.
Prof. W. starb bald hernach und ich habe nicht Gelegenheit gehabt,
<lie Löwener Zähne zu sehen. In Aachen sind ausser den genannten
J^eine mehr gefunden worden. Im Vergleich zu den andern sind
sie äusserst selten. Zu ihrer Charaoteristik diene Folgendes:
Digitized by Google
63
Sittangtberidhia
I
'S
„„Der Zahn ist seiner gensen L&nge neek
platt gedrüekt, 1,5— 9 mm dick« etwa 9— S,5bb
breit, 6 — 7 mm langf, an den Seitenr&ndern ab-
gferundet. Er besteht aus zwei Haupt theileiL ,
Der untere Schmelz- oder Kroaentbeil ist nur
Vi lang wie de r Wu rzelth ei 1, ist hyalithartir
durchscheinen il, an dem Wurzeltheil scbri:
iuserirt und am untern Ende der Abscbrägang '
in einen kurzen gradaus oder etwas gebogemesi
gegen die Breitfliche des ganzen Zahnet g^
richteten stumpfen Haken eingekrümmt. Das
platte WnrselsiÜok ist (im Fossilsaatmn^ mit
einem glinsenden sehw&rslioh braonen Sehmelt
übersogennod leiehtnnd nnregelm4saig liagi>
gestreift An seinem oberen Ende fehlt der
Sehmels nnd tritt daselbst eine poröse kn^
^ 'i';'^^*» ohenartige Unterlage cnm Vorsohein. Der
ö**»"»! hakenfö r m i(re Kronentheil rechtfertigt dti
3 ver-
gröMert. Namen. Sonst nichts bekannt.'^''
Derselbe legte sodann einen Schädel von Nothosaurüs
mirabilis aus der Trias Westfalens vor, den Redner aus dem
umgebenden Gestein (Nodosenkalk) herauspräparit hatte. Der Sehidei
stimmt in der Grösse fiberein mit dem berühmten Exemplare sm '
dem Mnscbelkalk von Beyreuth, welches H. von Meyer in seinac
grossen Werke nZor Fanna der Yorwelt. Die Saurier dea Mnsshfi
kilkes, Frankihrt 1847—1866* aof Taf. II nnd Tsf. HI aar Dir-
Stellung brachte. Das vorliegende Stflok ist allerduiga weniger |
Tollstftndig erhalten, indem nicht nur, wie bei dem Beyrentkr !
Eaemplare der Unterkiefer^ sondern auch der Vorder» und Hints^
theil des Sehftdels fehlt. Im flbrigen ist es fest onUkdirt und sisi
insbesondere die Knochenn&hte von vorsüglicher Deutlichkeit. Äjd
der Oberseite fehlen vorn die ovalen Nasenlöcher, dageg^en s\tL*
man wie die grossen, nach hinten unregelmässig geformten Augen-
hühlen gegen die Mitte von dem kleinen Nasenbein, dem grosseL
Hauptstirnbein und dem nach rückwärts schmalen, nach vorn ver-
breiterten hintern Stirnbein umschlossen werden, während es bint^i
an das Jochbein grenst and Tom und seitlich von dem Obe^kiefe^
bein umschlossen wird. Den grössten Theil der hinteren ^rh-iTH-
hftlfte nehmen die langovalen Sohl&feogmben ein. Sie w^dan s^eg«
die Sohftdelmitte Yom Seheitelbein Tom und seitKeh wom Joch-
1) Dass das Scheitelbein sich nach hinten mehr verschnii!?r:
als bei den durch U. von Meyer dargestellten Exemplaren und hue:
nnr etwa die halbe Breite jener bat, wird wohl nor als indiTidnsie
1
Digitized by Google
der nieder rheinischen Gesellschaft in Bono.
68
bein umgeben, während das sie hinten abschliessende Schläfenbein
abgebrochen ist. — Auf der Unterseite des Schädels ist der Ober-
kiefer mit den hohlen in Alveolen steckenden Zähnen, die beiden
Gaumenbeine, sowie die beiden Flügelbeine entblösst. — Es ist dies
— soweit bekannt — der erste Saurier - Schädel» den der Muschel-
kalk Westfalens — er wurde in der Nähe von Warburg gefondan
— lieferte I während Wirbel und andere Knochenreate aa ver-
aehiedeneQ Lokalititen vom Yortragenden beobaobtet eind.
Oebaimerratb Dr. Dfinkalberg besprieht die Antdehnnng
des Yerbraaobs künitliober Dangmittel in Deattebland,
namentlioh die Yerwendnng antlindisoher nnd inlftndieeber Bob-
snaterialien, wie die Fabrikationsweise der Soperphosphate und
ceigt, dats rieb bei den ant Phospborit bereiteten sogen, zurückge-
gangene Phosphorsäure bilde und dies Veranlassung gegeben habe,
die Anwendung der Nassauischen Phosphorite zu vermindern, den
Absatz zu erschweren \ind den Export derselben nach dem Aus-
lande zu befördern, während der Import der theuren ausländischen
Materialien und namentlich des Peru • Guano und daraus bereiteter
Superphosphate o^estiegen sei.
Erst durch die.clastiBchen Untersuchungen an Weizenpflanzen^
welche in Abbildung vorgezeigt werden, habe Dr. Petermann in
Gemblonz die Niehtigkeit der Aneiobt dargelegt, dass die anrflok-
gegmogene PbospbordUire fOr die Emftbmng der CnHurpflanaen
mibranobbar nnd desbalb wertUoe eeL Er babe den Bann ge-
broeben, mit welebem die dentecben Yertaebsstationen die i&-
l&ndieeben RobpboBpbate belegt h4tten, nnd Ton da an datirten
gesundere Ansichten über die Fabrikation und Verwendung der
aus deutschen Phosphoriten und Coprolithen hergestellten Düng-
loittcl, die auch bereits durch zahlreiche im Jahre 1880 von dem
landw. Ministerium in Preussen angeordnete Versuche als völlig
begründet für die grosse Praxis belegt worden seien.
Erst jetzt sei es mögliob die Düno^erfabrikation auf gesunden
wissenschaftlichen Grundlagen zu entwickeln und dadurcb die frühere
doktrinäre Ansicht zu berichtigen, als sei nur die wataerlöe-
liohe und nicht auch die in Gitrat lötliche Phospboraftore tod
gleieher Wirkong auf dae Pflansenwacbstbttm nnd swar anf allen
Bodenarten. Ja es babe sieb sogar geieigt, dass die letstem anP
Saiidi Ifoor und Kalk nnd Mergel besser nnd rieberer wirke als
die wasserldslicbe Phospborsftnre der Superphosphate, gans abgesehen
v<m dem {bmaieUeii nnd för die praktisohe Landwirthschaft sehr
Eigenthümlichkeit aufzufassen sein. Freilich zeigt das Scheitelbein
von Nothosaurus Münsteri eine ähnliche Verjüngung; aber dessen
Schädel ist kleiner, die hinteren Stirnbeine sind anders gestaltet etc.
Digitized by Google
64
SitnngilMriolile
wiobiigen Qetiofatspunkt» 6mm die sarftckgegaogane «nd die piid-
pitirte Phospliort&nre billiger verlnaft werden kfiiiiie, wodeidi die
Landwirthe jährlich Millionen für die Weare end namentlich audi
Transportkosteu ersparten. — Mit der wachsenden Verbreitung
dieser wissenschaftlichen Errungenschaften in don betheiligten Kreisec
werde es gelingen, das Monopol der aus Peru -Guano fabricirtes
Düngmittel, welche von Hamburg su hohen Preieen veririebeo
würden, zu. breehen*
Dr. Hintze legte vor und besprach einige Anetae-StafeD
▼ OB der Alpe Lerohelting im Binnenihal, Centon WaUii»
welohe durch gfttige Temittelnng dei Herrn 6. Migmum in 0»-
blens in den Beeiti der Firma Krants in Bonn gelnngieiL Die Kiy
eUlle dieser jüngst gefundenen Stufen aeiohnen sieh Ton den bklsr
TOB derselben Locetitit beobeehtelen und ron Herrn Ihrot C. IMi
eingebend UBtersnehten (cf. Neues Jahrbuch für Min. 1871 8. 98D
und 1875, S. 337) durch Grösse, Schönheit und eine andere Forinte-
Ausbildung aus, welche letztere eigentlich keinem der vier Klein'-
sehen Typen entspricht. Charakteristisch für die Krystalle des neues
Vorkommens ist die matt-flächige ditetragonalo Pyramide P 3, weiche
zuweilen geradezu vorherrscht. Daneben treten auf mit glänzendeD
Flächen P. Pao. oopoo. Femer fend Herr Seligmann, der disXiy-
stalle ftlsbeld Messungen unterzog, daran noch
nnd swtr die drei euletst gerannten als nen.
SoUiesslioh legte Dr. Hintee noofa eine Pkosgenü-Stnii fss
Cromfiird in Oerbjrthire vor mit ongewöhnlioh sdmen uad don^
sichtigen KrystnUen dieees seltenen Ifinerds; die KiTstnlle wM-
artig durch Combination von oP mit ooPo»; die Eoken diiMi
Würfels abgestumpft durch kleine Flächen von P, an den horiion-
talen Kanten schmale Flächen einiger Pyramiden zweiter Ordnung
Keine Spur des ersten oder eines ditetragonalen Prismas, auch
nichts davon durch Streifung angedeutet, wie sonst an den Phosge*
niten von Cromford. Dass aber thatsäcblich dieses Mineral vorläge,
war an einem Kr^stallspUtter durch optiaohe und ohenüsche Pröfuai
nachgewiesen.
Hauptmann Ho ff mann legte einen ersten FrAhlingeboten ii
der Person eines lebenden Maikäfers vor.
WlrUibher Geh.-Ralh Ton Dechen spraeb IHmt Termeint«
Hobe Granitblöckc als Zeugen von Eisbergen UB^
Gletschern. Director Krumme machte gelepentlicb eines Vortrages
von Dr. Nouck im Vereine für Naturwissenschaften in Braunschweig,
über Untersuchungen im Elm, Sitzung vom 27. November I87d nacii
der niaderrheiiiitelMn Gefdlsohalt in Bonn.
65
dem Miresberiebt« daitelben flir die Jahre 1879/80 8. 82 folgende
BemerkoDg.
^Er glaubt dass es rwar hin und wieder wohl Stellea giebt,
wohin ein Findlingsblock durch Menschen zum Schutze der Be-
grabnissstätten gegen wilde Thiere geschafft worden ist. An andern
Orten sind aber derartige Möglichkeiten gänzlich ausgeschlossen, so
z. H. bei den Fiodlingsblöckcn in der Nähe von Remscheid. Die
Stadt liegt auf einem etwa 800 m hohen, steil auftteigenden Berg«*
rücken. In der nnmittelbaren N&he befinden sich non Findlinge*
Uoeke in bedeutender Zebl nnd Orötee. Sie beatoben ene Orenit,
wibrend dae Oebiige nnr Tboneebieler nnd Orenwaoke entbitt. J%
in dem geneen rbeiniioben Sebiefergebirge nnd in der Eifel kommt
kein Orenit vor; er tritt eret im Odenwald, bei Heidelberg n. e^ w.
enf. Die Möglicbkeit, dess BKeke Ton lo bedeotender Grtoe, wie
man sie bisweilen hier findet, auf diese steil ansteigende Höhe durch
Menschenkräfte hinauf geschafft worden sein sollten, ist gar nicht
in Betracht zu ziehen. Dagegen hat die Vermuthung, dass die
Felsblöcke als Einschlüsse von Eisbergen, die von einem Gletscher
herrühren, dorthin gelangt sind, etwas ungemein bestechendeS| um
80 mehr, als das Gebirge aus dem bis Bonn reichenden Meere einst
nie bebe and gebirgige Insel herrorregte, welche jene Eisberge en
der weiteren Bewegung binderte."
Biese Mittbeilnng war mir nm so aoffiillender, ale mir bei
vielen frfiberen Begebungen jener Gegend nnd beeondere der ndrd-
Beil davon gelegenen Striobe von Barmen» Elberfeld, Hoobdabl, Velbert
bia rar Rnbr naeb Witten nnd Hattingen, nienuJe noidisebe Find«
linge von Granit^ Gneise o. e. w. vorgekommen waren. Auf der
g^logischen Uebersichtskarte der Rheinprovinz und der Provinz
Westfalen (1866) hatte ich deshalb auch die südliche Grenzlinie der
Verbreitung nordischer Findlinge von Dortmund aus in der Richtung
nach Kettwig gezogen, wo sie dann im Rheinthale verschwindet und
erst auf der linken Seite desselben in der Gegend von St. TöniS|
Aldekerk n. s. w. bemerkbar wird.
leb habe mich deshalb an Herrn Director Krumme mit der
Bitte gewendet, mir ein Stftekohen von den betreffenden Blöcken
aar Anaiebt mitratbeilen; da er sieb aber niebt im Beeitae einee
eoMien befand, bat er den Oberlebrer R&itgen an der etidtieeben
Gewerbeeebnle in Bemaobeid veranlaaat| mir ein aolebee rarasenden.
Ana dem dadnreb borrorgemfeaen Briefweebeel ergab sich, daie
leisterer diese Blöcke kannte, aber aocb wnsste, dass sie niebt ane
Granit, sondern aus einem Congloraerate von thonigen nnd qoar»
Ilgen Gesteinen bestehen. Danach spricht auch Herr Director
Krumme die Vermuthung aus, dass die durch ihre Grösse auffallen-
den Blöcke keine Findlingsblöcke sind. Das von Herrn Oberlehrer
Röntgen eiagesendete Stoek wurde ? orgelegt und zeigt ein sehr
aUniBiib. 4. alsdSffAslB. fltssIlsshiH In Bona. USl. ^
^ j .^ .d by Google
66
*
8itsiui£^bericliie
foftaa Coaglomerat tob «bgerandeten weiften QueiggeMhiebei,
dankein kiedigen und qnanititehen Gerteinen nnd wenlf^en gelb-
lidben TbontchieferttAekoheD. Solche Conglomernte bttden in der
Gegend yon Remsoiieid einielne Legen in der dort weitverbfeitdei
unteren Abtheilung des BCitteldevon (dem Geleeolt- oder Leone*
schiefer), wie ich diess in der Orograph. Geogfnost. Uebersicht de«
Reg.-Bez. Düsseldorf (Separat-Abdruck aus der Statistik des Reg.-
Bez. Düsseldorf von 0. von Mülmann) S. 90 ziemlich ausfübrlich
beschrieben habe. Das Conplomernt, welches in der Umgegend von
fiemscheid an der Strasse nach Lennep, am Anfange de» Moggethales
und an der Strasse nach Schättendello auftritt» hat ein sandigei
Bindemittel von graner, bitweilen rother Farbe, in hem Qoange-
tohiebe von Erbsen- bis Nussgroese liegen.
Aebnlieb itt das Gonglomerati wriebet an der Oatiesto der
Straiie Ton Opladen naeh Benstrath «an der Heek* in einem grcNMS
Steinbruche anfgeteblotten iat nnd reoht nahe mit dem hier yoh
liegenden Stftcke fibereinttimmt. In dem dnnkel grOntidb grtM
qnanigen Bindemittel liegen Oesohiebe von weissem Quarz, qaa^
zigem Sandstein (Quarzit) und schwaraom dichtem Hornstein voc
einer bis mehreren Linien Durchmesser, das Congrloraerat wechselt
in Lagen von 1 bis 1.3 m Mäclitigkeit mit <]:robkörnigem Sandstein
und Thonschiefer ab. Dasselbe Conglomerat tritt aus den Sandab-
lagerungen im liheinthale bei Företgen in dem Winkel hervor, den
die Wege bilden, welche sich bei Trompete trennend nach Leich-
lingen nnd nach Ruppelrath fahren. Sehr grobkörnig ist das Ceo*
glomerat, welches eine Lage von 2.5 bis 8.1 m St&rke oberhalb
Bant Netiehrath bildet. Grobkörnige Sandtteine tteben im Thek
nnierhalb Grftfräth nach Estbaoh hin nnd mehr oberhalb Btibidi
an. Biete Gonglomerate finden tioh aber nicht nur in der Qegtad
Ton Bemioheid und in dem westliehen Fortttreiehett dentlbei
Sehiohten, sondern anoh in anderen Gegenden det Lenneeehiefoi.
wie 8. von Homberg bei Götsenbof uud Gross Ilbeck im Schwan-
bnchthale. Das Conglomerat bildet hiereine Lage von 16 bis 2.5m,
steht an dem Abhänge des Thaies in Felsen bei Gr. Ilbeck an und
erreichen die Geschiebe sogar Kopfgrösse. Die Bildung der bei
Remscheid besonders im Holscheidsberge an der Oberfläche vor-
kommenden grossen, 1 bis 1.5 m in Länge und Breite erreichenden
Blöcke dieses festen Conglomerates hat unter den beschriebenes
Umständen nichts Auffi^Uendet. Die umgebenden Sandsteine, Sohiefer
nnterliegen der Verwitterang, iserfisllen in kleine Brnohati&oke^ weiche
mM»h nnd naoh durch Begen nnd Sehneeiohmelsen und von den HöImb
in die Thftler geführt werden, wihrend die ala Kimme harfO^
tretenden Conglomeratlagett naoh ihrer ^rUüflnng alt groeae Blöcke
anf den Höhen liegen bleiben. Hiemadi bietet die Umgegend vea
Remieheid durchaus keine Beweise für das einstmalige Vorbanden*
I
der &iederrheini»ch^ GeoelUohafb in Bonn. 67
tein von Eisberg^en und Gletschern dar und das Gebiet der nordisohen
Findlingo bleibt auf den ihnen dnroh die bisherigen Beobeehtnogen
iagewieeenen Benm beechrlnkt
leh wüHe nieb wobl kaum Tenuilfleet geAuden haben to
aoaffthrlioh auf den Naohweis einaageheD, da« Remecheid und Um-
gegend während der Elsaeit aneeerhalb der Drift- jand der 01etedher>
Encheinunges getegen habe, wenn niehi der Oeh.*Rath Yirehow an
einer hervorraprenden Stelle, in der Erdffbnngsrede bei der allge-
meinen Versammlung der deutschen Anthropologischen Gesellschaft
in Berlin am 5. August vr. J. den Satz ausgesprochen hätte, dass
in der That ganss Norddeutschland zu einer bestimmten
Zeit vergletschert war. [Stenograph. Bericht S. 10.] Ein
solcher Ausspruch legt den berufenen Kreisen die Verpflichtung
aafy alle daraaf bezüglichen Erscheiniingon mit der grössten Sorgfalt
tu prüfen, um alles auszuscheiden, wae night dabin gebort. So
habe ieh denn aneh in jener Versammlung am 11. August darauf
aufinerhiam gemacht| daea bis jeitt weetlich der Weier bis naeh
dem Bheine hin nooh keine einsige Spur von Gletsohern
gefonden worden ist. [Ebendaselbst 8. 189.] Die Yerbreilnng erra-
tisflher Blöcke beweiat in dieser Besiehung gar nichts, da dieeelbe
vielmehr dahin zu deuten ist, dass ihrBesirk Sur Ehsseit Tom Meere
bedeckt war und deren Herbeiführung durch Eisberge verstattete.
Für die richtige l^egränzung dieses Bezirkes einen kleinen Beitrag
zu liefern, ist der Zweck dieser Mitthoiluug, den ich auch in dem
Vortrage in der General-Versammlung des natnrhistorischen Vereins
f. Bh. u. Westf. am 4. Juni 1879 in Soest im Auge gehabt habe.
Prof. vom Rath legte einige neue oder seltene Mineralvor-
kommnisse vor, nämlioh Aeschynit von Hitteröen (Südküste Nor-
vr^gene), Danbnrit von Rossel], Si. Lawrence Co., NewYork, sowie
«n dem Gnspidin ähnliches Mineral vom Yesav.
Pie grössere der beiden von der Firma B. Stfirts hierselbst
erworbenen Aeschynitstofen besteht ans mehreren an einer platten-
fSrmigen Gmppe (12 cm lang, 6 om breit) verwachsenen Individuen.
Die Krj'stalle zeigen die durch eine horizontale Streifung ausgezeich-
nete Fläche b (od Poe), ferner das vertikale Prisma n (ooPs), das
Brachydoma x (2P <x) und die Basis c (oP). Ausser den Krystall-
flächen zeigen die Individuen cigenthümliche mit dunklem Glimmer
bedeckte Druck- oder Gegen wachsungsflächen. Es gewinnt den An-
schein, als sei die Tafelform der ganzen Gruppe durch ihre Lage
zwischen Glimmerblättem erzeugt worden. Hiermit hängen wohl
auch die gestörten, von den doroh Herrn Dr. Brögger (Zeitschr,
f. Krystallogr. I, 481) angegebenen Werthen nm mehrbre Grade ab*
weiehenden Xantenwinkiel sosammen. ^ Eine sweite kleinere Stofe
zeigt imitfirbalb eines, aus grosseren abgebrochenen Aeschyniten ge-
^ kj ^ .d by Google
68
Sitrangtberiokte
1)ildeteii drn»enlhnlicili«i Banmee «men ansebeiiMiid tniniA gcifaa>
deten UfelfSmugen Kryvtall (llOmm in der Biobiung der Tertlkaki
Axe, 7 naeh der Braoby-, 4 parallel der Makroaze meeeend). Aa
demselben wurden beobachtet: «oPw, cöf a, oP, oo P od, od P (die bei-
den letzteren nur untergeordnet). Trotz anscheinend freier, nicht
verdrückter Ausbildung zeigt auch dieser Krystall bemerkenswerthe
Störungen namentlich in der Lage der Basis, deren Abweichung von
der Horizontali tat bereits mit blossem Auge wahrgenommen werden
kann. Diese Störungen erinnern an die Anomalien der groaeen £&-
■tatite von ^örrestad.
Die neuen Danbnrite, darunter tr^Qiche KryataUe m
80 nun HSlie und Breite iowie zierUelie Drosen mit kleineren glatt*
flSchigen Indi?idneiiy sind ein Gesoiieiik des Hrn. Edw. 8. Dana ia
New-Haven (vergl. y,On Grystallised Danborite from Bassel"; byGeo.
X Bmsb and Edw. &• Dana, Ameriean Jonm. of soienoe. Angosl
1880). Der Danbnrii, eine von Shepard 1880 aufgestellte ^Msies,
war an dem bisher bekannten einzigen Fundort, Danbury, Conn.,
nur in eingewachsenen, unvollkommen krystallisirten Körnern, deren
System als triklin bestimmt wurde, vorgekommen. Die ausgezeich-
neten Krystalle von Rüssel gestatten, das System mit Bestimmtheit
als rhombisch zu bestimmen. Die von Mr. Nims entdeckte Fund-
statte zieht sich am Gehänge eines aus granitischem Gestein beste-
henden Hügels etwa Vs engl. Meile bin. Die Krystalle bekleidsa
hier Hohlräume der derben Mineralmaase nnd sind begleitet ron Aa-
git| Tormalin, Qnars nnd Kalkspath.
Wie die Fignr 1 leigt» baben wir
et mit einem ansgeieicbneten topas-
ibnliöben System an thnn. Legen
wir die Ton Edw. Dana gewSblten
and bestimmten Axen zu Grande: a
(Brachy-A.) : b (Makro-A.) : c (Vertic-
A.) = 1,0000 : 1,8367 : 0,8830, so er-
halten die in nebenstehender Figur ge-
zeichneten Flächen folgende Symbole:
m (I Dana) = (a : b : oo c), oo P
n (1 D.) »(ft: V,b: ODC), ooPl
8 (a : Vib : OD o)| oo t^4
»(ooa: V4b: g), 4?«
K (a : 00 b : oX P od
«(a; Vtb: c), «ft
= (V«a: V.b:c), fP
Dasn die drei Pinakoide a, b, o.
Die durch Brush und Edw. Dana bestimmten Flächen und
ihre Combinationen zeigen eine noch viel grössere Mannigfaltigkeit,
als unsere Figur, welche indess den vorzugsweise herrschenden Tj^
Fig. 1.
1 (n D.)
f (w D.)
d (d D.)
6 (r D.)
o (e D.)
Digitized by Google
der niaderrheinisohen Geaellsohaft in Bonn.
69
pus darstellt. Die genannten Forscher, denen wir eine umfassende
Untennchnng des neuen Vorkommens verdanken, weisen schon anfdie
ausserordentliche Aehnlichkeit der Formen des Danburit und des
Topae hin, eine Aehnlichkeit, welche nicht nur in den Axenelemen*
ton» Mmdem fast noch überrasohender im Habitos der Kryatalle her-
Tortrtit Es lißgtr demnaoh em neiiee Beispiel tob Fonngleiohheit
W ünTereinbarkeit der obeiiusdienZQsaiiimeiisatsiiiig vor (Danburit
€aB,Si,Og ^ lafolge den Ubereinstinunenden Analysen des Uteran
^orkonunens Ton Smith nnd Brnsb« sowie der neuen dnrekW. J.
Comstock — ; Topas 6 AljSiOg + AljSiFlio.
Das dem Cuspidin ähnliche Mineral ist von llohtgelblicher
bis lichtröthlicher Farbe, bildet theils krystalliniache Körner, theils
an ihrer Oberfläche wie zersetzt erscheinende Krystalle in kömigem
Gemenge mit vorherrschendem grünen Magnesiaglimmer sowie mit
Sodalith, von welchem die Stufe ein ca. 20 mm grosses Dodekaeder
«ofveist. Die Krystalle des in Rede stehenden Minerals (deren Grösse
meist nur wenige mm) gehören dem rhombischan Systeme an, sie
aalgen mehrere vertikale Prismen; die Znsfitsnng wird dnreb ein
zliombisdhas OktaMer gebildet WSbrend die Prismen swar glibi-
mBüäf dooh dnroh aina starke vertikala Biefang m gananemHessnn-
gen nntanglioli, sind die OklaSderflSohan üurt immer in eigenth&n-
Hehar Weise matt Sie sind nSmlieh mit sehr kleinen neogebildeten
Kryställchen bedeckt, welehe dem Anschein naeh durch Zersetzung
des primären Minerals entstanden sind. Während diese Neubildun-
gen die Oktaederflächen meist fast gänzlich überrinden, sitzen sie
auf den Prismenflächen nur vereinzelt. Vermöge approximativer
Messungen wurden die beiden Polkanten des Oktaeders bestimmt =
11 (makrodiagonal), 143'* (brachy diagonal). Aus diesen Winkeln
bareohnet sich die Lateralkante dee Oktaeders s 80* 58Vt» sowie fer-
ner die Axen:
a : b : 0 a 0,560 : 1 : 0,417.
\ ^!_\^( ^ Prismen eriialten folgende Symbole:
m a (a : b : 00 c), ooP
n OB (a : Vt1> : «oo), ^Xf Vi
1 acs (a : Va^ - «>c)» <»^»
r »(a: ''/,b: ooc), oop'/v
Fig. 2. Es berechnen sieh die
braohydiagon. makrodiagon.
Kanten der Prismen,
m 121« 27V,' 68«82V,' gem. oa. 69*
n 91 6 Vi 88 53 Vt gem. ca. 90
1 82 28 97 32 gem. ca. 96
r 54 1 125 59 gem. ca. 126
üster den gemessenen Winkeln kann nnr dar letatere ab eiugar*
m
r
70
Sitzangsberiohte
massen ^enau betracbtet werden, da die andern in Folge starker
Sireifong langgezogene Reflexlinien geben. Eine deoiUohe Spaltbai^
keit ist vorhanden parallel dem Brachypinakoid.
Dies Mineral, weldiee ich mit keinem andern mir biaker be*
kannt ipewordenen in idenüfioiren wnsitei wurde Ton meinen
ehrten Freunden Herrn Seligmann in Goblena nnd Prot Webakj
in Bertin als GiAq^din (welöhes fiberau seltene Tesovisehe IfiMnl
in ihren Sammlongen vertreten ist) angeaproohen. Durch die OUtte
des Letztgenannten wurde es mir aueh iForKurMm gestatteki die m
Berliner Mineralog. Museum befindliehen Stufen des Cuspidins, anter
denen mehrere durch Scacchi selbst bestimmte, zu vergleichen und
ihre ausserordentliche Aehnlichkeit mit dem oben erwähnten Vor-
kommniss zu konstatiren. Diese Analogie bezieht sich indess nur
auf den allgemeinen Habitus der — zu Messungen leider ungeeig-
neten— Krystalle, sowie auf ihre Association; ein niherer Vergleich
der Formen mit den von Scacchi gegclMnen Bestimmungen (s.Zeit^
sehr. C Krystallogr. I S. 898) ist wegen ihrer unvollkommenen Aw^
bildung unmogHoii. Ebensowenig gelang es, die oben beeehrisbensn
Formen mit den Angaben Soaeohi's in irgend einer Weise ra tst^
einigen. Der Yorfaragende hofft, bei einem bevorstehenden Besneht
der mineralog. Hammlung sn Neapel das hier vwli^gende Bitfasei
au ISsen.
Prof. vom Rath legte dann vor und besprach das von der
geologischen Commission der schweizerischen naturforschenden Ge-
sellschaft auf Kosten der Eidgenossenschaft herausgegebene Werk:
„Der mechanische Contact von Gneiss und Kalk im Berner
Oberland*^ von Dr. A. Baltzor, mit einem Altlas von 13 Tafeln
und einer Karte Cals 20. Lieferung der Beitrage zur geologisobea
Karte der Schweiz). Unter den rühmenswerten kartographi;(chea
und geologisohen Arbeiten, welohe die Eidgenossenschaft aosführsn
Hess oder unterstfitste^ nimmt das vorliegende Werk eine der ersten
Stellen ein. Die dem Verfasser sugefitUene Aufgabe betraf jene •
duroh die Beobaohtungen Bernhard Staders berühmte nördUebe
Contaetione des Aarmassivs, in wddi«r die krystallinisehen Gesteine
(Qneiss) an die versteinerungsführenden Sedimente grenaen. Es ist
einlenchtend, dass jede Erklärung der noch immer räthselhaften
Eutstehuug der Centraigesteine vor allem die durch sie bedingten
Erscheinungen, mechanischen und chemischen Veränderungen an
ihren Grenzen ins Auge fassen muss. Der Verfasser löst seine
Aufgabe in eingehendster und umfassendster Weise, indem er nach
einer historisch-kritischen Darlegung des in Rede stehenden Pro-
blems Eonäohst das Gesteinsmaterial der Contactzone beschreibt,
dann zu einer Einselachilderong der wichtigsten Aufschlflaee Üi^
der 63km langen Grensünie von Srstfold im Benssthal bis an
der niederrbeinitoliea GeteUachaft in Bonn.
71
LaaterbnmneBÜiai übergeht. In einem besonderen Abeohniite werden
fenier die ellgemeinen VerbÜtuaae der ContaoUone des Finsteraer-
niMun bebandelt ond soblieatlicb die Legerung nnd Entetehnng
dee Gneisaee in dem genennten MaaeiT einer eingebenden Beapreebnng
Dnlencogeo. Ein Blieb anf die geologiaob eolorirten Gebirgaanaiobten
der Jangfran, des Möneba, dea Eigers, dea Wettenbergs, dee Wetter^
horns, des Gstellihorns u. s. w. gewährt eine Vorstellung von den
ausserordentlichen Lagerungs- und Contactverhältnisaen zwischen
dem Gneiss und den Kalkformationen, welche als eines der grössten
und wichtigsten Probleme der Geologie zu bezeichnen sind. Baltzer,
indem er sich dagegen verwahrt, eine allen Schwierigkeiten voll-
kommen Recbnang tragende Erklärung geben su wollen, glaubt im
FinsteraarhommasaiT ein groaaartigee System von Gewölben kry«
etallinisoher Sobicbtgeateine zu erkennen, deren Sättel dnrcb De-
nudation fortgef&brt aind nnd deren Gewölbeaebenkel den „F&cber"
dee AJpengneiaaee bilden« Ea liegt, dem Ver&aaer sufolget kein
Grand Tor« dem Finateraargneiaae daa bobe Alter an beaU^iteni
welebea dem Gneiaa an anderen Orten ankommt^ Eine suaammen-
hAogende Sedimentdeeke aoH Mber auf dem Crgebirge gembt
baben. Denudation im grossartigsten Massstabc hat sie entfernt.
Es wird eine frühere theilweise AufrichUing des Gneisses vor der
Triasepoche unterschieden von der späteren Haupthebung, weiche
erst in der Tertiärepoche stattfand, als die krystallinischen Schichten
bereits ihren jetzigen starren Zustand besassen. Die berufenen
Keile, welcbe daa Urgestein in die Kalkmassen der Jungfrau, dea
Gstellihorns n. 8. w. treibt» aind nach Baltzer nicht ala gangäbn*
Hebe eruptive Apopbyaen, aondem ala Uegenäe Falten anfaufaaaen.
Groeaea Gewiobt för die Erklärung der Cöntaoteraobeinongen legt
Baltaer anf die mecbaniaoben Yerftndernngen. Die Gneieafalten aind
neebaniaeb umgewandelt nnd £pranitäbnlicb geworden. Deraelben
Uraaobe verdankt die an der Grenze au beobaebtende diaeordante
Bnackaclaefemng ibre Entatehung. Atiob die Umwandlung des
Kalks in Marmor längs der Contactzone wird durch mechanischen
Drack erklärt. Während die früheren Ansichten über Gebirgsbildung
daa Hauptgewicht auf verticul hebende Krälte eruptiver Gesteine
und die durch dieselben bedington VeränderuDgeu legten, bringt
Baltzers treffliches Werk einen Beitrag zur Begründung der neueren
Gebirgsbilduugstheorie, welche die Entntehung der Kettengebirge
durob eine Contraotion der Erdrinde and Faltung erkürt.
Anmerkung. Zu der Mittbeilnng über die Auffindung Ton
Sobwerapatb in Drusen dea Baaalts vom Finkenberge (a. Sitsungs-
ber. Tom 8. Mai 1680) geatattet aidi der Vortragende binauaufügen,
daaa bereits fr&ber Sobwerapatb in baaalttaoben Geateinen beobaobtet
worden kL Herr E. Lettermann in Dannstadt entdeckte bereits
^ j d by Google
78
SHBongsberiehte
1886 SohwenpstUoTttalle im log. Aaainent TOn OroMtaiidMim W
Haiuhi (s. Jfthredberiolit der Wettmver GeiaUMh. tu Husii 1868
—1867). Hr. Lettermann katte die Güte, Ton diesem Fmido swei
sierliohe Kryitalle (deren CombinetioiieD er imtor Tariniietiiinn der
Nftamenii 'sehen Grnndform wie folgt bestimmte: ^od . Po . oo Pf .
P . 00 ? Qö (letzteres nur angedeutet)) dem Museum zu verehren. —
Noch an einem dritten Fundorte ist inzwischen Schwerspath im Ba-
salt entdeckt worden und zwar am Rossberg bei Darmstadt durch
Herrn W. Harr es in Darmatadt, welcher sich anerkennenswerthe
Verdienste um die mineralogische Kcnntniss jener Landestheile er-
worben hat. Der Uossberg seiohnet sich dnrob den Reichthum sei-
ner Mineralvorkommnisse aus. Hr. Harr es sammelte in den dorti-
gen Basaltbrüchen treffliche Stufen von farblosen QaankrjstaUen in
einer Druse in Hydrotacbylyt» weleh' letilereB Mineral in. amgeieieb-
neter Ansbildong im Basalt des Bossbergs vorkommt. Ferner: Apo-
phylliti Comptonit (diese beiden Speries dnrdb Hm. ProtOroth^an
Stufen derBarres'schen Ramminng bestimmt), Oismondin, Ghabaait,
Hannotom, Pbillipsit, Heolandit, Katrolitb, Aragonit, Kalkspath. Yod
mehreren dieser Mineralien erhielt das Museum durch die Güte des
Hm. Mar res treffliche Proben.
Sitzung am 14. Februar 1881.
Yorsitiender: Prof. TroseheL
Anwesend: 20 Mitglieder.
Profeetor Scblüter erörterte den Baa TOn Callopora
eifeliensis and Spongopbyllam iemitepiatnm nnier Yor-
legang Ton Bfinnsohliffen.
Callopora eifelionsis. In derSitsnng vom 18. Deo. 1880
hatte Redner zwei feinzellige Korallen ans dem Eifelkalk betprodien,
Monotrypa (Calamopora) globosa Goldf. sp. und Calamopora crinalis
sp. n., gegenwärtig legt deraelbe eine Dritte, im Aeueseren ähnliche
Form vor. Dieselbe ist bisher nicht von Monotrypa globosa unter-
schieden worden, mit der sie in der süsseren Form und Grösse über-
'einkommt, kugelige oder halbkugelige Stücke von etwa Vi bis 2 Zoll
'Orösse bildend. Die neue Koralle unterscheidet sich äusserliob von der
:alten durch die Neigung die Oberfläche ilachhügelig an gestalten,
ÜSiT das freie Aage dnreh griber pnnktirte Oberfläobe^ vrihrend bsi
^waoher YergrdesemDg sieb die Punkte etvra als von dicken Wiadmi
umgebene Kalcbe darstellen. An gut angewitterten oder angeecsUifaMn
Stellen, besser noob in D&nnsdhliffen fibmeugt man eidi, dass die
Kelohe von einem blasigen oder telligen Gteenobym umgeben abd.
der Diederrhainisohen GeieUichtft in Bonn.
78
DarQuersohnittsaigigmiiiobst, dass
di» qaerdiiroliMhmtteneD engen Zellen
oder Poljrpiten weder kreierande noeh
einfiieh |pdl|gonale Ldeher bilden,
fondem eine mehr oder minder ovale
GeeUdt beeitien, oder sphirieolie Drei-
eeke, weniger oft Vierecke and noch
fieltener Fünfecke mit auswärts ge-
wölbten Seiten darstellen. Diese Zellen
sind der Regel nach von einander
getrennt (durch Cönenchym), durch-
schnittlich etwa um den eigenen Durch-
mesier, berühren sieh jedoch auch
biiweilen und dann meistens mit der
tehmelen Seite. Die querdaroheehnit-
tenen Poiypite sind vielfeoh dureh
(gtrade) Linien rerbnnden. Den dieie
Linien dem OSnenohym angehören
lehrt der Lftngesehnitt. Dieaer
seigi die der Länge nach dereh-
Bchnittenen Polypiten als längsver-
laufende Hohlräume, welche durch
vertikale Linien, die Wände der Poly-
piten, begrenzt werden. Innerhalb
dieser Hohlräume bemerkt man hin
und wieder weit von einander ent>
femte, sehr dünne Querlinien, die
fiöden. Entweder etoaten nan diese
wtikalen Hohlrftnme nnmittelbar an-
einander» dietei iat nur eelten der Fall| oder lie lind dureh ein
ZwiiehMimiUel, dnroh Cönenohjniy Ton einander getrennt. Je nach»
dem der SohniU iwei benaehbwte oder swei weiter entfernte Zellen
trifft, seigt sieh das GBoenefaym sparlieh oder reiehlioh. Im enten
Pelle erscheint es im Längsschnitte, als einfache verhältnissmässig
nahe gerückte Querlinien, welche zwischen den benachbarten Poly-
piten - Wänden wie die Sprossen einer Leiter stehen. Trifft der
Schnitt zwei entferntere Polypiten, so zeigt sich das Cönenchym
reichlicher entwickelt als ein zierliches Maschwerk von 4- oder
^fiekigen Zellen oder Blasen. — Wandporen sind nicht vorhanden.
Die Stöcke gehören zur Gattung Callopora Hall im Sinne
%bowaki'i der die mit Septen Tenehenen Arten aumeheidet und
1) UaU. Geol. of New York, Vol. II. 1862, pag. 144.
ft) Dybowski, die Chätetiden der oitbaltiidien Sihirfonnation,
1877, pag. 107.
i
Oalloporalel/eliensl«.
QanmtaM ta ■aciiaflMlitg €MtM.
f
74
SiUimgsberiohte
zur GattuDg Propora M. E. z. H. atellt. Nicholson >) hält Callopon
für synonym mit der etwas früher von M'Coy anfRestellten Gattimg
Fistolipora, deren Typiia Fiat, minor ana dam Kohleokalk bildet,
welche aidb jedoeh weientUcli nntencheidei duroh DiokS| eaaelieiiieBd
mit vertikalen Wandröbrchen Teraehene Polypiten*Wind6
Die Arten der Gattung *) gehören Toriiemohflnd dem SUer,
oder wenn man die Ünter* Helderberg- Gruppe noeh amn Daves
zieht, auch dem Ünter-Devon an. Nnr Callopora macropora Hall and
Callopora iDcrassuta Nichol. werden aus jüngerem Devon angegeben.
Während die vorgelegte Koralle sich von eraterer schon durch den
Kelch-Durchmesser unterscheidet, scheint letztere eine Fistulipora
M'Coy zu sein. Jedenfalls ist die Gestalt der Kelche und die innere
Struktur ^) von der vorliegenden verschieden und Callopora eifeli-
ensis die erste, aus europäischem Devoo nachgewieaene Art dar
Gattung. Sie gehört dem Mittel-Devon der Eifel an.
Spongophyllum aemiaeptatum sp. n. Koralienatock ge*
bildet ana langen priamataachen oder cylindriaolien} gedringi «lelics*
den Polypiten, von 4 bia 9 mm, dorohaohnittlieh etwa 7 mm Donk»
mceaer, mit dicken W&nden, nnd nmdlicheny flaefaen Keldien, weleba
nor aalten Spuren von Septen leigen, theila ala aobwaehe vorspringende
Leisten, theils ala Kerben in den Böden.
Der Längsschnitt zeigt nächst der Wand eine Reihe steil
aufgerichteter, verhältnissmässi^ grosser Blasen und den üachen,
weiten Kelchen entsprechend sehr entwickelte Böden, hald gedrängter
bald sparsamer, entweder durchpreheod und sich an die Blasen an-
lehnend oder gebrochen und kurz und dann sich ganz oder zum
Theil aufeinander gegenseitig stützend. Der Querschnitt zeigt,
wie rudiment&r die Septen entwickelt sind. Meist fahlen aie im
peripheriachen, von Blaaen eingenommenen Tbeile, nur ausnalraia-
weiae von der Anaaenwand anagebend» erreieben aie niemala daa
Gentram^ daa mittlere Drittel der YiaeeralböUe dea Polypiten M
laaaendy manebmal ganz feblend| gewöbnlieb anf «ine oder die andaie
Partie beacbr&nkt, bat Bednar aie nnr einmal in einer ganz jungen
Zelle ringsum in gleichen Abständen vorbanden gesehen.
Der äussere Habitus der Stücke erinnert sehr an Michel inia,
namentlich au gewisse nordamerikanische Arten, inbesondere an
1} Nicholson» On the Structure and afEnities of ihe „Tabulala
Corala** of tbe Palaeozoic Period witb critical deacriptiona of illn-
atrative Speciea. Edinborg and London, 1879, psg. S04.
2) Ann. a. Msgaz. Natur. Hiat. aer. II, Vol. III, 1849, pag.
ISO und M'Coy, Brit. palaeoz. foss. pag. 11.
8) Yergl. Steinmann, N. Jahrb. für Mineral etc. 18€0y U
pag. 438.
4) Vergl. auch Miller. American Palaeozoic fossils. CinciiiUAU
1877, pag. 96.
6. 1. c. tab. 16, fig. 8. *
d«r niederrheiiiiMlien GeMllsehaft in Bonn«
76
MMmKu» i^ündric« (Emmoiiflift ? ^Undrioa M. E) ans der Helden»
borg groap. •
Mehreve Exempkre auf dem Kalk de^ Eifel.
Za den bereite MW vorgelegten Arten: SpoDgopbyllam Kantbi,
Spong eloDgatam, Spong. toroenmi kommt die eben besprochene als
vierte Art hinzu, so dass die Gattnng Spongophyllum schon jetzt
als eine der wichtigsten Rugosen-Gattungen unseres Mittel-Devon
erscheint, obwohl noch nicht alle anscheinend vorhandenen Arten
gepr&ft und characterisirt sind.
Derselbe sprach sodann über Favosita^ bimuratae
Qsenst. und Römeria infnndibnlifera M. E.
Goldfuss ^) beschrieb aus rheinischem Mittel-Devon (Eifel und
Beoaberg)*) eine Galamopora infundibulifera. «Ibre Scheidewftnde
— eagi er — ereeheinen als triobterförmige Ansbreitongen einer
pfoltferirenden Mittelröbre. • • Sie ist von den folgenden Arten
(G»bsmopora polymorpha) nur durch Ansebleifen und üntereuohung
der Beediaffsobett der Soheidewinde au untereobeiden.*
Auf Grund der angegebenen ßesobaffenheit , der trichter-
förmigen Böden trennten Milne Edwards & Haime die Koralle von
Calamopora ab und errichteten für die* einzige bekannte Art die
Gattung Römeria, (nicht zu verwechseln mit Römeria Ung., welche
etwas später für ein fossiles Holz von Unger aufgestellt wurde. '})
Quenstedt ^) meint nun neuerlich es könne nur auf T&nSGbung
beruhen, dass die Böden Trichter bilden. ^^^^^^ nämlich — sagt er
— die W&nde dick sind, so kommen duroh Brüche allerdings solche
triehterartigen Riste aum Vorsoheine. Aber man kann doch durch
Sehliffe rieh bald flberteugeo, dass es an gewöhnlichen freilich sehr
dtenen Qoertcbeidewftnden nicht fehle^. Verfasser sagt dann, dasc
dieter am leichtesten erkennbare Favosit, den er Favosites bimnratne
nannt, in der Bifsl und in Amerika bSufig sei.
Die vorgelegten Dünnschliffe, Längsschnitte und Querschnitte
thun dar, dass die Angaben von Goldfuss uud Milne Edwards völlig
zutreffend sind, indem diese im Inneren der Zellen concentrische
Ring'e, jene ineinandersteckcnde Trichter zeigen. Es ergibt sich
also, dass Quenstedt die wirkliche Roemeria infundibulifera gar
nioht gesehen hat; und dass die Stucke nicht häufig seien, möchte
1) Geolog, survey of Michigan. Vol. II, Part. II Palaeontology«
Corals by C. Bomingsr, New Yo», 1876, pag. 74, tab. 26, fig. 4.
2) Goldfuss. Petrefacta Oermaniae, pag. 78, tab. 27, fig. 1.
8) Mit dem Fnndpnnkte fiensberg ist kein £zemplar des &nner
Huaaums bezeichnet.
4) Milne Edwards & Ilaime, Polyp, foss. des terr. pal. pag. 253,
5) Vergl. Römer, Kreidebildungen von Texas, 18o2| pag. 95.
6) Quenstedt, Korallen, 1878, pag. 21.
^ j ü by Google
76
Sitanmgaberlohie
dmm folgen, daat d«r Voringende bit hrato eben&Us nur die
beiden OriginalstfKske Goldfats't kennt.
Auffallend ist ein anderer Umstand. Goldfuss gibt an: »Dk
seitlichen Yerbindungsporen stehen abwechselnd in einfachen Reiben,
deutet dieselben aber seiner Gewohnheit entgegen, nicht in der Ab-
bildung an. Milne Edwards & Haime dagegen geben nach PrüiuDg
dei Originales an: nNous ne lavons pae s'il esiate reeiiement dei
trotts aux murailles."
Bedner seibat bat aiob niobt Ton der Eiistenz Toa Wandporea
ttbenBengea können und Tennatbet, daas die Ai^be Ton Ooldlm
darmnf bernbiy daaa an ebier wenig nmluigreinhen StaUa dea Qriginai^
atfiokaa aiob poranftbnliobe Eindrftoka aeigen i weleba, wenn m
dorobgeliand wiren, niobt bloia die Winde raobliHnklig dnnA-
brioben, sondern aueb parallel rar Aobsa and parallal inm Dnrek-
messer, dass sie anch an den Böden sich zeigen und an der die
Zellen ausfüllenden Gesteinsmasse, dass sie also nur eine sekuxidäre,
zufällige Erscheinung sind.
Durch das Fehlen der Wandporen unterscheidet sich Röraenä
wesentlich von der im übrigen nahestehenden Gattung Syringolites,
welche J. G. Uinde ^} für eine nordamerikanische Koralle der Nia-
gara-Formation aufstellte, 'und enüemi aiob damit von der Gmppe
der Favositidaa überbanpt^
Zoletat wurde noeb anf oine Eigentbftmliobkait bingewiasea.
An dam einen der beiden Originale sind eine Anaabi (einige iwaui^
Kabdid dnreb eine Art Deokal gaaobloiaan. Daraalba iai dias
(man aiebt an einigen anagebroebenen Stellen in daa Innete des
niobt ansgefiUlten Kelobes), eben, oder oonoaTt nnd mit fladMa
aiob berührenden Grannlen (nach Art manober Echiniden) bede^
Dieselben sind so klein, dass sie nur unter einer starken Lape
deutlich werden. Diese deckeiartigen Gebilde erheben sich nicht
über die Kelch wand, welche man meist überall deutlich wahrnimmt
Nur an zwei Stellen scbeinec
^^^^ ^BMg^ / MPS^^ ^^^^ ^ ^^^^ ^ etwas tiefer liegende
F/5!?^k \ ^ Keiobmündnngen unter einer
" gemeinaaman Decke abgeaehlos«
aeü ra sein, wodurob man dss
Eindmek von etwas Framdar
tigem, paradtiaohem OelnUs
empfingt.
Ob man es bier mü wifk*
BömerU lafundlbnliformis. Ein Thcil der r^. i i
Ob«rteite In leehsfacher Orötae mit theils ge- liehen Deckeln ZU thun habe,
Sohlossenen, theila ofTenen Zellen, von denen . . y c. \.
SMhrtre die triobterförmigen Dödtn xelgeo. ist vorlautig schwer zu sagen.
1) J. G. Hinde, On a New Genna of Favositide CoraL Geol
Mag. Dec. II, vol. 6, 1879, pag. 244.
der aiederrlitiniieheii GcMllselitli in Bonn.
77
Leider wer et mittiiiiilioli die Straetnr dnreh DflmiacUiflb za prüfen.
Wtt dem Vortragfenden an Tergleich baren Gebilden bei Tabulaten
Corallen bekaunt wurde, weicht dadurch ab, dass die Oberfläche
solcher Deckel nicht grannlirt, sondern concentrisch gerunzelt ist,
z. B. bei Fletcheria clausa aus dem Silur der Insel Gotland und
Callopora nusuniformis aus dem Silur von Wesenberg in Russland. *)
Zuletzt legte Redner Cryphaeae limbatua ene den
i>neb8chiefern von Bundenbach vor.
Nor daa Pygidinm iei erhalten. Dasselbe ist erheblieh breiter
nie lang nnd von einem glatten Sanm umgeben, der jedereeite ftnf
breite karte Anhinge trAgt and in der Verlingerang der Spindel
einen onpaarigan elfteni deren Zwitehenrinme to breit tind, wie die
Anhftnge telbat oder etwat breiter nnd im Omnde gerundet. Die
Erbaltangsart der Aehte nnd Plenren gestattet keine niberen An-
gaben, gleichwohl lassen sich Besiebnngen feststellen. Mit dem
bekannten Crypbaens punotatus Ferd. Römer (Asaphus arachnoides
Goldf.) aus dem Eifelkalk, der nur 5 paarige uud zwar schmale,
stark verlängerte Anhänge träg^, findet keine Verwandschaft statt.
Cryphaeus laciniatiis Ferd. Rom.') aus dem Unter -Devon führt
allerdings breite Anhänge in gleicher Zahl, aber die Zwischenräume
tind so schmal, dass sie sich fast berühren, auch gehen sie an*
mittelbar in die Bippen der Pleuren über, welche nieht 70n einem
glatten Walst umsäumt sind'). Somit gehAcen die vorliegenden
Btfleke keiner der beiden häufiger Torkommenden Arten det rhemi*
■eben Deron an. Näher alt den beiden genannten rheinitehen
Arien tteht eine Art det Hanei^ Cryphaeae (Phaeope) peotinatot
Ad. Bdm. den Kajter •) mit CiTphaeae eaUitelet» Hall ') identi*
loirty aber anoh hier fehlt der glatte Sanm det Anttenmndeti Der*
1) Lindström, NAgra jakttagelser öfver Zoantharia rugosa.
^fersigt af K. Yetenskaps-Akademiens Förhandlingar. Stockholm
1866, pag. 271, Ub. 31, üg. U.
S) DybowtkL die Chitetiden der eatbaltlaehen Silarformation
1877, pag. 114, tab. 4, fig. K
3) Yergl. Ferd. Römer, Leth. palaeoz. 1876, tab. 26, flg. 10.
4) Vorliegende Pygidien von Daleiden stimmen nicht gani
ait der Abbildung. So sind die Anhänge des Pygidiums mehr zu-
respitzt und das unpaarige Mittelstück kürzer als die seitlichen, so
asa es zweifelhaft ist, ob man hier von einem Anhange reden kann;
.ie Rippen in der äusseren Hälfte leicht gefurcht und mit jenen
inen Winkel bildend. In dieter Beriehung ist die ertte Figor
EUMinitchee üebergangegebirge tab. II, fig. 8) mehr zutreffend.
5) Ad. Römer. Beiträge aar geolog. Kenntnitt des nordwettL
Innee, pag. 6. tab, 9» fig. 27.
6) Kayser, die Fauna der ältesten Devon-Ablag. des Haneesi
876, pag. 82, tab. 3, fig. 10.
7) HaU, Geol. of New-Tork, 1843, pag. 200, fig. 7.
Digitized by Google
TO
Sitiongtberioliie
Mibe ist dagegen YorbsndeD en einem Pjrgidinm, wMiee AiL Römer ']
am dem Unter -Devon («Niveau des Havptquandte der Wied»
Seliiefer* Kays.) von Andreaeberg lor Daretellong brachte ned
irriger Weise mit Cryphaeus (Phacops) stellifer, Bonneitt. sp. ttm
dem Eifler Kalk identificirte, dem jedoch ebenfalls ein glatter bai-L
mangelt. Diese Ad. Römerische Art von Andreasberg ist also
zu benennen und der Name Cryphaeus limbatus auch auf dii
vorliegenden Stücke anzuwenden, wenigstens bis dahin, wo etws
beaaer erhaltene Exemplare eine Abweichung ergeben. Ob dtt
grosse von Sandberger als Phacops laciniatus abgebildete Exemplai
ebenfalU bierbergebörei wird wohl ein Yergleiob dee QrigiBili
ergeben*
Cryphaena Romeri eobeint ancb in den Daeheebiefern da
Wtapertbalea bei Kanp vorankommen.
Cryphaeus Bömeri liegt snaammen mit DaUnanitea rbanaiii
Kaji. nnd Pbaoope Ferdinandi Kays. *).
Dr. Ph. Bertkau verlas Namens des Sekrelais folgenden as
letzteren eingesandten Brief:
In den Sitzungsberichten des naturhist. Verein« der pren»
Rheiulande und Westfalens (1. Hälfte 1880) lese ich eine Mittheilun^
über das Vorkommen eines von Herrn von Möllondorf aus des
mittlem Yangtsekiang bei Kinldang erhaltenen neuen AUigntora uai
finde dabei die Notiz, dass dies wohl das nördlichste VorkonUMl
von Krokodiliden in der alten Welt aeL Znr BiobtigsteUnng leUin
Bemerkung möcbte ieb mir erlauben, anf die idbon Ungar (eeit im
Altertbume so viel iob weiss), aber wobl niebt sehr allgenieiB bs>
kannte Thatsache auftnerkaam au machen, dass das Kilkrokodil n
dem Flflssoben Nabr Zeika (KrokodUfluss genannt) stidUdi im
£iarmel in Palästina vorkommt. Bei meinem langen Anfenlbali
18|74 in Palästina habe ich verschiedene sehr glaubwürdige Zeu^
darüber gehört und auch in Nazareth ein von jenem Flüsscbe^
stammendes Krokodilei in den Händen eines armenischen, in EngUod
gebildeten Arztes gesehen. Zeit zum Besuche der Gegend fand id
selbst leider nicht. Das palästinensische Krokodil soll nur eine sei:
massige Qrösse erreichen. Ob» wie angegeben wird, das Thier sc
Zeit seiner göttlichen Yerehmng aus dem Nil hieherverpianzt wur^t
ist wohl nicht mehr mit Sicherheit nachtuweisen und sind die
bes&gl. Angaben kaum beweisend. Jedenfalls wäre es bei der Ntti
des NUdelta'a, wo im Alterthum das Krokodil bekanntJieh aock st
1) 1. c. pag. 62, tab. 9, fig. 28.
2) Sandberger, Yerstein. rhein. SohiohtensjBt in Nassau, tah
1, fig. 5 (non! 5a— c).
S) Zeitsch. d. deutsch, geolog. Ges. 1880, pag. 19, tab. 3.
der niederrhemiflcheti Gesellaeliaft in Bonn,
79
Hauae war, mSgikib, daaa et im Krokodilfiius anoli urgprünglioli
einhaiiniaoli ist «nd iich oaii soflUKg dort Ifoger erhaHen bal al«
in undern benaoblmrten parallel laufendeD Küst^Dfjrewässeni. Der
klimatische Unterschied zwischen Nildelta und Ebene Saron ist sehr
grering. — Unverbürgten Gerüchten zufolge sollen auch im Kison
schon Krokodile gesehen worden sein. In St. Jean d' Acre, wo ich
di'S hörte, ebenso wenicr in Haifa und Nazareth, wusste jedoch
niemand etwas sicheres darüber. — Das Flüsschen N. Zerka mündet
etwa unter 82^80' n. B., während der mittlere Yangtsekiang bei
Kinkiang etwa zwischen dem 29^ und 81" nördl. Breite flieset. Dai
nördlichste bekannte Vorkommen von Krokodiliden in der alten
Welt ist also danach in Palftatina.
Indem iöh eto.
Dr. H. Dingler
OnetoB am boten. Garten in München.
Dr. J. Lebmann sprach über das Vorkommen vonTitan-
mineralien in den sächsischen Granuliten.
Die Granulite des Königreichs Sachsen umschliessen ein Mineral,
vrelclies meist nur in mikroskopisch kleinen braungelben Saulchen
bald nur vereinzelt bald in dichten Schwärmen auftritt und die
Aufmerksamkeit aller Beobachter erregt hat Die DeatuDg dieser
eiark darcbscheinenden KryataUohen war anfanglich eine sehr rm*
•cbiedene, da sie immer nur in mikroskopischer Kleinheit ango-
trofifen worden, bis Zirkel (N. Jahrb. f. Min. n. a. w. 1876. S. 628
u. ICkroik. Beschaff, d. Mhieral. n. Geat 1678. 8. 466) durch die
TOB GnaiaT Rose (Zeitachrift d. dentMsh. geol. Ges. 1870. 8. 766)
gemachte Anffindang von maknMkopisohem Zirkon im sog. Hyper-
•ttieml^ des Badauthals auf die Wahrscheinlichkeit der Verbreitong
mikroskopisdier Zirkone anfmerksam worde und dieselben für Zirkon
erklärte. Diese Annahme, der jedoch Rosen busch (Mikrosk. Phy-
ßiogr. d. massig. Gest. 1877. S. 47) widersprach, wurde auch vom
Redner lange für berechtigt gehalten und wie es scheint ziemlich all-
gemein getheilt. Nach Zirkels Vorgang wurden ähnliche Krystallchen
auch in anderen krystallinischen Schief er gesteinen aus verschiedenen
Gegenden als Zirkon aDgespr^hon. 0. Meyer beschreibt sogar in
seinen „Untersuchungen über die Gesteine des St. Gotthnrdtunnels*
(SMtaehrift d. dentech. geol. Ges. 1878. 8. 11 und 12) eine am
Zirkon bisher nicht gekannte Zwillingsbildnng. Um die Zugehörig*
keü dieeer Zwillinge xcm Zxrkxm so constattren wnrde ein an den
»In Zirkon gedeuteten Krystftllchen reichtor Homblendeeohieier durch
aasliri&gige Behandlung mit Flnsssftnro aersetst und der die Ery*
etftllehen in grösserer Menge enthaltende Rüdrstand diemisch geprüft
und Zirkonerde gefunden. Stapff machte (Zeitschrift d. deutsch,
geol. Ges. 1876 S. 1S3) darauf aufmerksam, dass bisher makroskopisch
Digitized by Göogle
80
Sitzungsberichte
kein Zirkon als accessorischer Bestandtheil von den TQnnelg^
lltineii dee BL Gotthard beobachtet worden lei und möchte Siapff
Tielea ton dem» waa Meyer ala Zirkon beaebreibt, fär Rutil htltai,
irenn dem niehi daa ▼on Meyer gefundene Analyaenreiultat iridn»
apriebe. Butil aea awar Ton ihm aneh nooh niehi ala aceamoriickr
Gemengtheil von Gotthardgesteinen geltenden werden, allein er n
doch lehr h&nfig in Draaenrftnmen beeondera der amphibolieicki
Gesteinsschichten. Sauer wies dann (K. Jahrb. f. Min. u. s. w. IS5
S. 569 und 1880. I. S. 279) dio Unrichtigkeit der Meyer'echa
Analyse, welche bereits zur Begründung weiterer BestimmuDge^
von Zirkon gedient hatte, schlagend nach, indem er zeigte, ^
eine aufbereitete Menge der aU Zirkon gedeuteten Krystallchenr
dem von Meyer untersuchten Hornblendeschiefer wohl 97^^/«1l
aber keine Spar von ZrO^ enthielt. Bamii war auch die Anff
▼on Zwillingen des Zirkons hinfällig geworden und das Vorko J
▼on Rutil in ein&ohen Krystallen und in den auch makroskal
bekannten kniefiSmilgen Zwillingen ala mikroakopiaoher Gemeoa
fttr gewisse Gotthardsohiefer hewieaen und ftr anasenlpiDn Gel
wahracheinlieh gemaehi. In rasoher Folge wurde der Rutil inl
leiohen Eklogiten, Amphiboliten» Gnaimcn und GlimmersohA
oonstatirt. I
Zirkel (N. Jahrb. f. Min. u. s. w. 1880. I. S. 89) betontM
gegen und für gewisse Fälle wohl mit Recht, dass damit dem ZiA
als mikroscopischer Gemengtheil doch nicht der Garaus genUi
sei, zieht jedoch zum Beweise auch die sächsischen Granulite hfli
bei welchen die Bestimmung der braungelben Krystallchen als Ziiff
aufrecht erhalten und darauf bingrewiesen wird, dass naeh sim
Miitbeilung von Dathe Zirkons&ure ohemisch nachgewiesen sei. ^
Redner widmete in letiter Zeit aeina Auftnerkaamkeifc *dsB (|
den aiehaiaehen Grannliten ▼oAommenden ang^diohan ZbAam
und gelangte an dem ResaUat» dasa die fr^lielien KryaCiBehm ii
den Grannliten aimmtUeh Rntil und niehi Zirkon aind und tnf
diea aneh bereite aeinen Znhfirem im Colleg vor. Li defaiftii
Zeit seheint Roaenbuaeh ebenfalls seine Ansiebt dahin gefestigt n
haben, dass die mehrerwähnten mikroskopischen Gemengtheile da
Granulite Rutil seien. In einem Referat (N. Jahrb. f. Min. u. ».
1881. I. S. 211) über den von Dathe aufgesetzten Text sur Section
Waldheim der geologischen Specialkarte des Königreichs Sach«!!
bemerkt Rosenbusch, dass er niemals Zirkon hätte nachweisen könn?^
vielmehr bei mehrfachen chemischen Prüfungen der isolirten brauDCu
Kryst&Uohen jedeamal die Titan-Reaction erfolgt aei. Dathe fahrt u
dem Text au Seotion Waldheim (Brlftnterongen lur geologis^bo
Speoialkarto dea Königrcioha Saohaen. Seotion Waldheim a 4 4«
Rntil ab aporadiaeh im normalen Grannlit Tcrtceten an und mr
in Form von naohPos Tenwillingten KrystiUohen und aagenitiich»
der niederrheinisohen Geseuaciiaft in Bonn.
81
Verwachsungen (Granulit des Nonnenwaldes, Vorwerk Massanei,
Kriebetein, Waldheim, Ebersbach etc.), doch sieht er in der Mehr-
zahl der bräunlichen Kryställchen Zirkon (I. c. S. 8): nDer Zirkon,
in liebtliriiuiliehen qiiadrftiisobeii S&nlehen and gerondelen Kdmdhen
durdhapieki oft in grosier Zahl die anderen Geeteinsgemepgthyle,
so nnmenUich Gmnat nnd Qnan. Der Kachwete der wirkfichen
Zirinumatur wurde dadurch geliefert, data man Granulitgroa Tom
«grünen Hanae» bei Naundorf lohlemmte, woduroh ein an Zirkon-
iriUelohen angereicherter Quarzsand erhalten wurde, in welchem
sich sodann auf chemischem Wege die Zirkonerdc nachweisen Hess".
Welches Gewicht diesem chemischen Nachweise der Zirkon-
erde beizumessen ist, kann bei dem Verschweigen des Namens des
Analytikers und infolge unterlassener Angabe des eingeschlagenen
Analysen-Ganges nicht beurtheilt werden. Noch weniger lässt sieh
feststellen, ob die gefundene Zirkonerde auf die lichtbräunlichen
Säulehen beacgen werden muaiu Daaa Zirkonerde hie nnd dn in
Gesteinen der aiebaiachen Granulitfbrmaiion eioher nacbauweiaen
leb dfirfte, mnaa wobl angenommen werden, da Zirkon ala Qaog^
mineral im Eklogit, weleber in der Nihe dea Bahnhofes Ton Wald-
heim hinter dem Gasthause «zur Erholung^ ansteht, Torkommt,
doch durften da zunächst die Eklogite und Diallaggranulite in
Betracht kommen. Dass aber die braungelben Kryställchen in den
lichten Granuliten nicht Zirkon sondern Rutil sind, davon hat sich
Redner nach eingehender Prüfung überzeugt Die Ergebnisse dieser
Untersuchung sind folgende:
In den Granuliten des Sächsischen Mittelgebirges finden sich
sehr oonatant als ein accessorisoher mikroskopischer Qemengtheil
bald nur sporadisoh bald aehwannar^ angehftnik langprismatisohe
bis ainrk Terkttrtte» gewöhnlich intemaiT branngelb dnrahacheiiiende
fiQÜIkryatSlldieny welche -auf Querschnittan dentlieh einen qnadra-
tiseben IJmriaa erkennen lassen und beiderseits mit Pyramidenflftoben
endigen. Gans beaonders reich an diesen sierlidien Gebilden erwiea
sieh ein normaler Granulit von den Felsen bei der Spinnerei
America unterhalb Penig im Muldethal sowie vom Burgstadtor
Communalsteinbruch bei Göppersdorf. Neben den braungelb ge-
färbten finden sich auch hellgelbe und nahezu farblose — dann
aber ganz besonders lange und dünne — Rutilprismen ; andererseits
wird die braungelbc Färbung durch eine rothbraune vertreten und
diese wird an einzelnen Kryställchen so dunkel, dass dieselben kaum
noch durchscheinen, oder geht in ein völliges Schwarz über, womit
dann natftrliob Undnrehsicbtigkeit verbanden ist Die schwane
FirboDg ist jedoch selten Aber das ganae Individuum anagedehnt«
ioiidam gewöhnlich auf eni Ende oder auch wohl auf ehien mittleren
TbeÜ beechrinkt. Bei anffallendem Licht zeigen die STystiUchen
Metallglana nnd geben bei dunklerer F&rbung einen blftuUchen
Sitzusieab. d. uiederrholu. Qesellscli&ft in Bona. IttBl. 6
Sitzongsberiohte
metallischen Schein. Namentlich bei den grösseren, welche mtn
suweilen auf dem Gesteinsbruche theilweise freigelegt mit blossem
Auge odor besser mit der Lupe auffinden kann, ist der metallische
Glanz unverkennbar und unterscheidet sie dieser leiohi ▼om Zirkon
Auch die ToUsiftadig im Gestein eingebetteten kleineren EryställcheD
laven M gedgneier Belenobtong nnier dem Mikmkop kinfiig dm
Metall^^bni wahraehmen. Einselne Priemen cind eneib bei gvoMr
Dfinne wenig darehaoheinend und haben eine grapbiigfMe bis blta'
gnne Firbong, welohe jedodh sum Tbeü wohl der OberflMe
angehört nnd nieht die reine Farbe dee dnrchgelanenen likhtoi
ist. Genau dieselben braunen und grauen Farben in all' den auf-
geführten Nüancen und denselben metallischen Glanz beobachtete
Redner an den feinen llutilprismen, welche wie ein Filz aus blondec
Haaren so häufig die Bergkrystalle vom St. Gotthard erftklien. —
Sammelt man eine grössere Anzahl der im Granulit eingeschlossener)
Krystailchen und prüft sie in der Phosphorsalzperle, ao erhält mtn
die Titan -Reaction und bestätigt somit daa ehemieehe YerbaHeo
dae bereits dnroh verglsiohende Betrachtung gewonnene Beeultal>
Die ab quadratiaeh erkannten KryatftUoben laaeen tiob aack
optisoh als einazige Körper bestimmen nnd an ieoUrten lodividnei
wurde die FlSchencombination coPqd.P wahrgenommen, doch lehrt
die Betrachtung unter dem Mikroakop, dasa aooh noeh «ndar«
Prismen und Pyramidenflftehen nieht selten anftreten. Die KrystiH-
ohen, welche nur ausnahmsweise 1 mm Länge und 0,2 mm Dicke
erreichen, gewohnlich in ihrer Grösse weit darunter bleiben, smü
theils modellartig scharf begrenzt und von sehr reiner Substanr.
theils haben sie gleichsam stückweise ausgebrochene Kanten oder
zwei längere Prismen werden mit Freilassung ihrer Enden durch
eine gewölbte Lamelle verbunden, sodass Gestalten entstehen, welche
Aehnlichkeit mit den zum Aufwickeln der Angelschnur dienenden
Spulen der Angler habso. — Seltener sind knieftimige Zwillinge,
doch findet man davon bei genauem Naehaudhen mehr als man an-
fangs Termuthet» namentUeh bei den stark verkfinten KiystUU».
Ein grösserer unregefanftssig oontourirter Zwilling von 0^ mm BrmSat
Hess eine aoharfe und geradlinige Zwillingsgrenae erkennen, welehe
namenilioh dann hervortrat, wenn unter dem Polarisations-Mikroskor
ein Individuum auf Dunkel eingestellt wurde und das andere hei
blieb. Infolge nicht-horizontaler Lage des Rutilzwillings im l'rä[>arv
erschien der Winkel des Knies grösser als or in Wirklichkeit r
Dieser Rutil fand sich in einem grosseren augenartig im Granul.
eingeschlossenen Feldspath. üeberhaupt beherbergen die FeldqpAth-
äugen der Granulite die grosseren Rutile nnd zwar zusamnieo in^t
kunprismatischen dioken Apatiten, QaarskömoheiL und JMolitblittehfr.
wihrend die Ideineren Butile häufiger im Qnans und Graaat «in-
gewachsen sind. Ein anderer Bntils?rilling war ebenftlls in esncm
der medarriidiUBoheii Qeeelltchaft in Bonn.
88
groMflD Feldspathaoge ebgebeitei und leiohneie tich dareb Beine
groase Regelmftsrigkeit an«. Bei etwa 0,05 mm Dicke erreiehte der
eine Schenkel 1 mm Lftuge, der andere nor den vierten Theil davon.
Die Farbe war liditbraungelb bie anf das Terwacbiene Ende des
grfteeeren Individnomfl, weksbee ecbwarz, nndarcbsichtig nnd stark
metallisch glänzend war. Kleinere und weniger aufrallendc Zwillinge
findet man in fast allen Granulitdünnschliffen, welche die braungolbon
S&ulchen überhaupt in einiger Menge enthalten. — Auch das Auftreten
in Zwillingen widerspricht der Deutung als Zirkon, so lange von
letalerem Mineral nicht makroskopische Zwillinge nachgewiesen sind.
Das bei anderen Vorkommnissen so häufige Zersetznngsprodaot
des Rutils und des Titaneisens, der Titanomorphit, ist nur selten an
den Rntilen der Qranolite wahisunehmen; wo ee sich findet, da
umrandet es dickere Ratilkömchen oder darohaieht leistenfönnig
dfinnere Rntilschalen.
Rutile, welche in den Orannliten sehr donkel oder an einem
JBSiide schwarz und nndnrchsichtig ausgebildet sind, pflegen opaken
Bnklümpchen anzuhaften, so zwar, dass hftufig eine Grenze weder
durch eine Differenz in der Farbe noch durch einen Absatz in der
Umgrenzung bemerkt werden kann. Das drangt die Vermuthung
auf, dass in den schwarzen Rutilen die eisenreiche Varietät des
Nigrins zu sehen ist und dass das Erz wohl titanhaltig sein möchte,
also titanhaltiger Eisenglanz oder Titaneisen, da es rhomboedrische
Umrisse erkennen lässt. Verwachsungen von Rutil und Eisenglanz
aind ja bekannt. Daneben findet sich aacb Eisenkies, welcher nicht
mit dem oxydischen Erse verwechselt werden darf.
Ein anderer mikroskopischer Ctoengtheil der Orannlite ist
nicht minder anffUlig als die för Zirkon gehaltenen S^stftllchen;
es iind dies ungemein dflnne nnd lange dunkle strichförmige Oebüde,
welche wie Fäden eines Spinngewebes das Gestein durchziehen.
Diese schwarzen Striche verlaufen in beträchtlicher Länge bald
schnurgerade bald gebogen und mit Knickungen. Neben diesen
durch ihre Länge auffallenden Gebilden, welche unbeirrt durch die
Abgrenzung der einzelnen Gemengthcile durch das Gemenge von
Qaarz und Feldspath hindurchsetzen, findet sich in den Quarzen
nngehftafi ein Gewirr feinster Strichelchen, welche die Gestaltung
der grösseren im Kleinen nachahmen nnd mit dümien bräunlichen
BUittchen nntermischt sind. Achtet man genan auf die anscheinend
regellose Lage der Striohelchen so bemerkt man nicht selten eine
parallele Anordnung in drei Richtungen, welche sich ungef&hr anter
60* sehneiden. Mehr isolirt liegende kilraere Nftdelchen sind oft
völlig geradlinig oder durch ein oder mehrmalige Knieknng ge-
brochen. In einem Falle lag ein solches knieformiges Gebilde mit
völlig geraden gleichlangen Schenkeln genau in der Ebene des Ge-
sichtsfeldes im Mikroskop und war damit die Möglichkeit gegeben.
84
filtzungsberichtd
den Winkel genau zu messen. Die Messung ergab 122®. Erwl^
man die in manchen Fallen aagcnit ähnliche Gruppirung der
Btrichformigen Gebilde, das Vorkommen in knieformigen oft hin
und zurückgeknickten Zwillingen, deren Winkel wie der angegebene
sich beim Sagenit wiederfinden, dann wird man wohl mit Recht
darin ebeufaiU Rutil sehen dürfen* Auf den ersten Blick erscheint
es ftUerdings anfiUligi dais dieee winsigen siriolifdnnigen Aolä«
mit den gröeseren branngelbsii ebenÜUIe nia BntU erkuu&ien Kfy>
■tftUolieni welolie nur eelir selten gebogen nnd| in gtr keiner Bs*
Bielrang sn sieken ackeinen. ADein belracktet man die ala ein
einlkoker aekwaraer Strick ersek^nenden BnÜle bei stiricarBr Yer>
grösserung, so gelingt es bei vielen zwei ParaUellinien mit da-
zwischen liegender lichter (farbloser?) Substanz zu erkennen; andere
dagegen bleiben auch bei Anwendung stärkster Vergrösserung
dunkel — man entdeckt dabei immer neue noch dünnere aber nicht
minder lange Striche — und muss es unentschieden bleiben, ob
sie wirklich undurchsichtig sind oder infolge der Lichtbrechung
dunkel ersekeinen. Sucht man nacky dann findet man auch dis
anfangt TCnnissten Zwischenglieder awischen den strichförmigea
BntUen nnd Hipa dickeren kraungelb gel&rbten. Dennook aiiid dia
Zwiaekenstnfen in der GrtoenauabUdung der Bntile niokt geiada
k&nfig. Im Groaaen und Ganaen vertreten audi dieae beideii Aas-
büdnngaweiaen dea Bntüa, dook iat ein gemeinsamea Yorkandenida
nidit aosgeseklosaen (Granulit des Burgstidter OommnnalsteinbniGkfls
bei Göppersdorf).
Da wo die strichformigen Rutile in den Quarzen sich zu
dichten Haufen ansammeln und der Mehrzahl nach nur kurz sind,
da sind sie stets vergesellschaftet mit braunen Täfelchen, welche
sehr scharflinige rhomboedrische Umrisse (Dreiecke, Seebaecke,
Rhomben) besitzen. Kleinere derselben sind in perlschnorstfügs
Beiken geordnet oder verfliessen in knotig oder keulenförmig aa-
ackweUende Stftbe. Bei grösserer Dicke sind aie dnnkeibraan oder
werden auek gans nndurekaioktig, metalliaek gUnaend und nehsMa
gerundete Formen an. Die ganae Eraokeinongaweiae erinnert an
Eiaengbuia, doek feklt iknen die rotke Farbe, «eleke dünne Siaen-
gtanabttttoken im durchfallenden Lickte leigeo. Die meisten der>
aelben sind ohoooladenbraun gef&rbt, dünnere nehmen eine in^f
Violette spielende Farbe an und die dünnsten scheinen mit einer
schwach grüngelben Farbe durch. Die grösseren dieser zarten
Blättchen — ihre Dimensionen sind stots mikroskopische — sind
nicht selten, wie das auch vom Eisenglanz bekannt ist, trotz ropel-
massiger äusserer Begrenzung in ihrer Masse nicht conÜnuirliob.
Uire Vergesellschaftung mit Butil lässt in ihnen Titaneisen oder
einen titanhaltigen £iaenglana verrnntken. Wakrackeinliok kommen
versokiedene Miaokungen vor. Beiner Eiaenglana können aie mobt
der niedmheliuiohen GesellBohaft in Bonn.
85
wohl sein, da ihnen die rothe Farbe dcd Eiaenoxyda fehlt. Einer
ganz analogen Verknüpfung des Rutils mit einem Titaneisenerz
wurde bereits bei der Schilderung der grösseren braungelben Eutile
gedacht.
Geh. Rath Trosobel machte eine Mittheilung über einige
Cephalopoden des Boaner Hnsenms, namentlich die Gattungen
SepMia Gray und Ommatostrephes d'Orb. Unter Vorlage der Ab-
hnndlnng von Steenstmp «Sepiella Qntj* in Tidentkabelige lledde>
leleer fra den natnrhietoriske Forening a ^Jffbenhavn 1880 p. 847
konnte er beetätigou, dass SepMa stnemta^ welche Femssao nnd
d'Orbigny nach einer chinensehen Abbildnng anfgeetellt hatten, und
die das Bonner Masoum aus Japan besitzt, das Männchen von
Sepiella inermis ist. Die im Museum vorliandenen Arten von
Ommatostrephes liessen sich nach der Abhandlung von Stconstrup
^De Ommatostrephagtige Hlaeksprutters indbyrdes Forhold'* ib. 1880
p. 73, in welcher derselbe die Faltung der Triebtorgrube als Unter-
scheidungsmerkmal benutzt, mit Sicherheit bestimmen. Die Gattungen
Ommatostrephes y Todarodes und lUex sind im Bonner Museum ver«
treten, Dosidicus noch nicht. Schliesslich äusserte der Vortragende,
dasa von den 18 Ton Steenstmp all aweifelbalk| nnd aum Theil ab
unentwirrbar aa^esftUten Arten, eich dodi wohl einige noch fest-
etellen lassen würden, wenn ans denselben Looalit&ten wieder Eiem*
plare in die Binde von Natarforaohem kämen. Er ist der Ansiehti
dass lahlreiohe Thierspedes, weil falsohlioh aufgestellt, snsammen*
gesogen werden müssten, aber dies dürfe nur mit grosser Vorsicht
geschehen, und nach Untersuchung und Ycrgleichuug der Original-
Exemplare, nicht bloss nach Vergleichung der Diagnosen und Be-
schreibungen. Diese letztere Bemerkung war jedoch eine allgemeine,
und sollte nicht Bezug haben auf die sehr grimdliohc Arbeit von
Steenstmp.
MedlBlnlgehe Seetion.
Sitsnng vom 21. Februar 1881.
Yorsitsender: Oeh.-Bath Baseh.
Anwesend: 19 Mitglieder.
Als ordentliches Mitglied wird aufgenommen: Herr Dr. Puhl
in Godesberg.
Dr. Ungar berichtet über einen Fall von Urticaria
recidiva mit wohl charaktc risirten Anfällen von Asthma
bronchiale. Bei einem kräftigen Landwirthey der vorher weder
Digitized by Google
86
Sitiongaberichte
an ürtioam noch an asilimatiachen AnfMIen galittfln haita, bUBU
sieb 10 Tage lang} so oft er eioh emige Zeit im Freien enfUrift,
eine über den gensen Körper Terbreitete UrtioariarEraption ein, n
weleher rieb einige Minaten später ein wobl ausgeprägter AniaD von
Astbma bronchiale gesellte. Kebrte er aus der rauhen und kalten
Ausseuluft in die erwärmte Stube zurück, so Hess die Athemnoth
allmählich nach, gleichzeitig traten die Urticaria-Quaddelu zurück.
Während eines Anfalles cxpectorirte Patient auf Wunsch nach längere
vergeblicher Bemühung eine etwa boluiengrosse Menge zähen gla-
sigen Sputums. Dieses Sputum enthielt in einem charakterisüaobea
fadenförmigen Würstchen die Leyden'schen Astbrna-Ktystalle.
Sebon früher haben französiache Autoren das gleichzeitig«
Auftreten von Urtioaria und aatbmatiieben Anftllen beobachtet vaä
die Anaiobt auigesprooben, dasa ea sieb bierbei niobt um eiae war
ftllige Coinoidena bandele, data vielmebr ein Cauaalnexnt swiaebea
beiden Affeotionen best&nde. Ungar glaubt aiob dieser Anriebt aar
schliessen zu müssen. Er föhrt das gleichzeitige Auftreten der
Ürticaria-Eruptiou und des Asthma bronchiale auf vasomotorische
Nerveneinflüsse zurück und betrachtet demnach die beiden Krank-
heits-Erscheinutigen als Symptome einer Angioneurose. Bemerkens-
werth sei hierbei der Nachweis der Leyden'schen Krystalle. In den
früher beschriebenen einschlägigen Fällen geschähe einer L utersuchung
des Sputums keine Erwähnung. Sollte die Unterauehung weiterer
Fälle von Urticaria mit asthmatischen AnfUlen ergeben, daaa die
betreffenden Krystalle auob for diese Fom Yon Asthma ein paibo*
gnomiscbes Symptom bildeten und acoepüre man die AuflGÜaung,
daai es sich in diesen F&Uen um eine Angioneuroae bandele, so
vwlöre die L^en'sobe Hypotbeae, dass die Krystalle den aetlitna*
tisoben Anfall berTorriefen, aebr an Wabraobeinliobkeit. Werde dar
astbmatisobe Anfall durch vasomotorische Nerreneinflüsso hervorge-
rufen, so erscheine es plauBibler, die Krystallbildung für die Folge,
als wie für die Ursache des asthmatischen Anfalles zu halten.
Prof. Busch bespricht das abnorme anatomische Ver-
halten einer Hernie in der Leistengegend. Ein 60jäbriger
Landmann wurde am 7. Dec. 1880 mit allen Zeichen der Dnmiob»
turation in der Klinik au%enommen« Seit mebreren Tagen mr
▼ollstftndige Stuhlveratopfiing vorbanden, üebelkeit und AufeCoeasB
batte sieb eingestellt, aber das erste Erbreeben war erat am Ti^
der Aufiiabme eingetreten. Der Leib war stark aufgetrieben, aber
man konnte wegen der Dicke der Bauehdecken keine einaelne Dana-
windnngen unterscheiden. In der rechten Leistengegend lag eine
eiförmige faustgrosse Güscliwulst, .welche sich, wie ein äusserer
Leistenbruch von oben und aussen nach unten und innen crstreckto.
Auffallender^ Weise hatte sie sich nicht in das Scrotum herab^e-
der niederrheiniMben Greaeliscbaft in Bonn,
87
•enkt^ tonten war auf die Symphyse herabgestiegen, wo dam ihr
imteM Bode unter dm Hant des Penis lug, Naeh oben setate sieh
die Geschwulst durch die Bauohdeoken hindurch fort StiUpte man
den Hodtamaek ein und Ifthrte man den Zeigefinger in den Lristen*
kanal^ so fand man diesen aiemlioh weit, aber Tollstftndig frei, und
fühlte, wie die Geschwulst sich dicht oberhalb desselben und parallel
mit freiem Verlaufe erstreckte. Die Geschwulst war durchaus nicht
prall, war schmerzlos und hatte dumpfen Percussionston. Versuche
der Reposition inisslangen. Der Patient gab an seit lanpfen Jahren
diesen Bruch zu haben, zeitweise auch ein Bruchband darauf getragen
zu haben, welches aber nie den Bruch su rückgehalten hätte. In
der lotsten Kaoht sei der Bruch stärker aufgetreten, aber ein Theil
sei wieder surftokgesehoben worden. Da aller WahrsoheinUobkeit
lUMih die Dirmobluration nieht in diesem irreponibelenf sieht eni-
sündeten Bmehe begrGndet war und da die Symptome nooh nieht
bedrohlieh erschienen, so wurde noch der Versnob gemaeht» durch
mehrere mdgliehst hooh hinauf geführte Klystiere Wegsamfceit an
scbaiTen. Als aber am folgenden Tage kein Stuhlganjr erfolgte, das
Erbrechen sich mehreremala wiederholt hatte, der Puls kleiner
wurde, wurde am 9. Dec. zur Operation geschritten. Ka wurde
vorher darauf aufmerksam gemacht, dase wir es mit einem Bruche
in der Leistenf^egend, aber mit keinem Leistenbruche zu thun hatten,
dass wir ferner genöthigt sein könnten den Bruchsohnitt in eine
Laparotomie anszuHehnen, wenn nicht hinter dem Netze eine einge-
klemmte Darmsehlinge versteckt sei, da dann die Ursache eine innere
£inklemmung sei. Naah der Spaltung von Haut und Bindegewebe
in der Lftngsaehse der Gesehwulst stiess man auf einen yoUstftndigen
Bmeiisaok, weksher sich aus einer ovalen Oeffiiung in der Aponeu-*
rose des inssem Bauohmuskeb berrorgestülpt hatte und bis über
di0 Wunsel des Penis reichte. Nach der ErSÄhung des Bruchsaokes
sah man Ketzmaasen, welche durchaus nicht entzündet waren, aber
an vielen Punkten, besonders am unteren Ende des Bruchsackes mit
diesem verwachsen waren. In einzelnen Portionen wurde das Netz
mit Catgut an der Bruchpforte unterbunden und die peripheren
knollig entarteten Theile exstirpirt. Die Bruchpforte war durchaus
nicht eng um das Netz zusammengezogen, man konnte ohne Ein-
kerbung derselben den Finger in die Bauchhöhle führen. Der Weg,
weleben der Finger dabei zurücklegte, war ein ähnlicher wie bei
dem Leistenkanaley da der Bruohsaek in sohriger Biohtung die
Bandideeken durdisetate. In der Bauchhöhle stiees der Finger
sofort aof eine grosse prall angefBllte Darmsohlinge, wetehe man,
aaohdem der Sohnitt em wenig nach oben dureh die Bauohdeoken
erweitert war, aueh su Gesichte bekommt. Durch die Striae longi-
tudinales war sie als Colon gekonnzeichnet, wegen ihrer Mobilität
uud ihres laugen Moseuteriuma konnte sie nur entweder dem Colon
88
Sitzungsberichte
trauBvcrsum angehören, wenn das Colon bei seiner Füllung die
Form des lateinischen M angenommen hatte und die Mitte dea C.
trantyarsam dann so tief herabreichie, oder sie geborte der Flexun
sigmoidet an, welche bis in die rechte Seite henibamgto. Jedes-
iaUt muMto dar Omnd der Darmolitiimtioii im imtanlan TMIa
das DieWamMw U^gen. B«i der- Seh^fielia dei Patlnteo lüeU kh
es fSr ungefthrlieber an der geblihten ScUinge provSaorieoh dm
künitlichen After ansalegen alt den Yereooh su roadieB| naoh weiter
Er^nimg der BaoeUifilile die Ursache der isnem Binklemmmg
aufzusuchen. Der kleine Schnitt in die Bauebdecke wurde mit
Peritonaeum umsäumt, die Darmschlinge geöffnet und dann mit den
Rändern des Längsschnittes thiMls an das umsäumte Peritonaeum
theila an den Bruchsack angenäht. In den ersten beiden Tagen
ging Alles vortrefflich, das Erbrechen hörte auf, der Leib fiel nach
Entleerung grosser Massen zusammen. Nun entwickelte sich aber
eine Phlegmone der rechtsseitigen Bauchdecken, welche bis zum
Rücken und bis auf den Obereehenkel berabreiohte. Eine a
Geniimetor lange Xnoieioii legte nekrotiaireiidee Bindcgeiwebe bloi.
Ohne data Temperatateteigening eingetreten wlre, woide dar Pnk
freqnenter und nnregelnitelg, die Zange trodmi and am Abend
dee 16. erfolgte der Tod. Die ümaiamang dee Peritonaemn% wekbe
wir eeit dem Eneheinen der Arbeit des Herrn M. Müller bei jeder
Enterotomie angewendet haben, hat uns in diesem Falle also nicht
vor dem Auftreten der gefurchteten Phlegmone geschützt. Dm
Vorfahren ist vorzüglich, weil es dadurch, dass dem ausfliessendeo
Darminhalto der Weg in die Bindegowebsräume der Bauchdecken
verlegt wird, eine der Ursachen für die Entstehung der Phlegmone
eliminirt. Wenn trotzdem eine Phlegmone aoftritt, so braucht nicht
nothwendig eine Naht nicht gut gehalten zn haben; denn dieee
B in degewebsent Zündungen können aaeh bei Laparotomien ohne Bohr
rotome auftreten. Der Patient» welchem ieh vor c. 16 Jalra
wegen YoIyoIqb den Bmob eröflbete nnd bei welohem eieh der
Volvnlnf entwirren lieee, achwebte nodh Ungere Zeit, naebdeoi 4b
C^realation im Darme wieder hergestellt war, in LebeaegefUir wegea
einer solohen Phlegmone, wdebe sich von der Bauchdecke bis rar
Wirbelaftnle entreckte. Die nekrotisirende B indegewebsentzünduDg
war also aneh in einem Falle entstanden, in welchem der Dans
nicht eröffnet war, in welchem also eine directc Infection des Binde>
gewebes durch Darminhalt nicht stattfinden konnte.
Die Section ergab in unserem Falle eine Bestätigung dee
fundcs am Lobenden. Die eröffnete Darmscblinge war das S. Roma*
nom, welches durch eine Achsendrehung oberhalb dea Maatdaivs
unwegsam war und bis in die reohte Baaohgegend herftbenreiebtSL
Der Kanal des Bruchsackes dnrofasetrt die Banobdeoken parallel des
Leistenkanale. Seine innere Oeflhnng lag etwaa oberhalb der Apeiw
der Diederrheioisohen Geselbobaft in Bonn.
89
iura inguin. interna, seine äussere oberhalb der externa; im Leisten-
kanale befand sich der Samenstrang in normaler Weise. Da an
dieser Stelle keine nomiftle Oefifaung- vorbanden ist, so ist die
Deaimig über die JSntikehnog dee Brucbee lofawer. Ans der Ana-
nmete erbellte dtrftber niohti; dor Patient konnte nor angeben, da«
ter Broeb lange Jabre bindnrob bestand» ob er angeboren war,
wneete er niobt. Der Lage nacb rnnatte man den Bmob fBr einen
Bmehbraeb erküren, toq den gew^hnlicben Banebbr6oben nvter-
aobied er rieh aber durch seine Richtung. Bauchbrüche durchsetzen
die Wandungeu direct von vorn nach hinten und neigen sich erst
durch ihre Schwere abwarte, naclidem sie diu äussere Oeffnung
passirt haben. In unserem Falle hatten wir aber einen schräge die
Bauch Wandungen durchsetzenden Kanal, dessen Wände überall von
dem ausgestülpten BaucbfelHriohter austapezirt waren. Ich neige
mich daber der Ansicht zu, das« bier ein angeborener Spalt vor-
banden war, obwohl iob geiteben mnei^ daat die £ntwiolrelang4ge«
eohicbte keine Erklftnuig fBr die JSntetebnng einee soloben Spaltes
giobt.
AWgw i»e SlUmiig wom 7» MAn 1881.
Vorsitzender: Prof. Troschel.
Anwesend: 24 Mitglieder.
Dr. JohnFIaniel sprach über die Flötzlagorung in der
Stoppenb erger und Horst-Uertener Mulde des Westfä-
lischen Stein kohlengebirges und legte darauf besfigliobe
JKiiiien — SitoationiriBS, Qner- nnd Seigerprofile — vor.
In dem genannten Gebirge, in welobem das SteinkoUengebirge
Too der Kreide disoordant überlagert wird, rind nacb Lettner von
Süden nacb Horden vier grössere Hanptmnlden nnterscbieden worden,
Ton weleben die beiden nördlicb gelegeneren, die Essener und
Daisburger Mulde, mit den beiden Torerwibnten identisob ^nd.
Die in dem Westfälischen Steinkohlengebirge von Lottner in
seiner geognosti sehen Skizze unterschiedenen drei Etagen, — die
liegende, mittlere und hangende Etage — werden jedoch, wie die
Aufschlüsse in dem letzton Jahrzehnt erpfeben haben, von mächtigen
kohlen führenden Scbiobten überlagert, wodurch die von Lottner
eiogeldbrten Namen in Wegfall kommen mnssten. An Stelle der-
•elbeii wurde gesetat:
iNiTsan Sebligel and
9 Bismarek
„ Unser Frits
Die bangende Etage Qaskoblen-Gruppe
mittlere f »
* I Ksskohlen „
liegende „ Sandkohlen ,
^ .d by Coogle
90
Sitzuugsberiohte
In der Gaskoblengruppe sind sodann noch die vorerwihntca
drei Niveaus uuterschieden wordou.
Naobdem sodann die eiuzelLioii Ixttfener'acben Etagen besprocba
liesw. beriohügt und ergänzt worden mren, wurde die Gasflamm*
kohlengruppe ansführlicher beeproehen und swar naeh Art
Kohle und der Fldtslagerong.
Da« liegeiidit» Niveau dar Gaeflammkohlengnippa, dmm aaa
aufgeaiellie Niveau aoaer Frita, wiid danli kam ZwiadbenmHfal
Toa der OaakohleDgruppu getreant; et beeiM im QaaaeD, iiaA 6m
AafiMshlüssen auf den Zechen ConsoHdation und Wilhehaine Victoria,
eine Gesaiiimtmächtigkeit von 396,6 m mit 20,03 m reiner Kohle la
43 Lagerstätten. Auf jedes Flutz kommt mitbin eine Mächtigkeit
an reiner Kohle im Mittel von 41 cm und das Verbiiltniss der
sammtmachtigkeit des Niveaus &axn Kohieugehait stellt aich auf
19,75 : 1.
Ueber dem hängendsten Flötze dieses Niveaua liegt auf dea
Zeohen Wiibelmlne Victoria und König^ube bis zum folgoadea
Flötse Biimarek Nr. 2 Süden ein 60 m mächtiges Sandataiimiifctal,
welches einen geeigneten Abschlnss gegen die Conglomerat lolireiidea
Schichten dea Niv. Bismarck gibt Das Niveau Biamarok, eBtoonassa
aus den Aufschlüssen der Zeohe Bismarck und Ewald, gibt eiae
Total-Mäobtigkeit von 871 m, vorausgesetst, dass es sunt Hangendeo
angeschlossen ist, was zur Zeit noch nicht bobauptet werden darL
Für diesen Fall beträgt die Gesaramtmäcbtigkeit 371 m; das Ver-
bältniss derselben stellt sich zu der der reinen Kohle-Ablagerung,
wie 30:1. Auf jede Kohlon-Ablageruug kommt ün Durchachnitt
eine Mächtigkeit von 51 cm reiner Kohle.
Üeber dieser Abtheilung folgt, wenn auch wohl noch nicht
anmittelbar, sondern in wenig mächtigem Abstände, h5eh8twahr>
sche&nlich das Niveau Schlägel und £isen, welohee, naph dan Auf-
schlüssen anf dar Zeche gleiohen Namens, welohe allein in diassm
Nivean baat» bis jetst 12 Flötse ao&aweisen vermag. Baa Bffikhtig*
kaitsverhältniss des Geatama aar Kohle betrügt 24,47:1. Dm 2ßvaaa
ist indessen nicht völlig erschlossen, wader anm Liegeaden noch aam
Hangenden hin, so dass die YerhäHmsszahl bei der waiteren Er-
Bchlicssung eines nur einigermaaseu mächtigea Geateiasmittels siel
wesentlich ändern wird.
Die Mulden yelbst werden durch drei grössere Störunges
durchsetzt, welche nach dun Namen der betroffenen Zechen von
Westen nach Osten benannt worden sind:
1. Die Yerwerfong Zollverein-Nordstern
2. „ „ Centrum-Hannovcr
8. 9 9 Mont-Genis-Friedrioh dar Qroase.
Daneben smd noch knra die Yerwerfongen arwihnt, wekha
1. bei den Emscherschüohten vorbeigeht^ 2. iwifoben den Zaehwi
Mathias Stinnas ond Nen-Essen gelegen ist
der niederrheinischexi Gesellschaft in Bonn,
»
91
Die Verwerfung Zollverein - Nordstern ist die mindest be-
deutende unter diesen dreien. Sie verwirft die östliche Gebirgs-
Bohiohi um 40^ ins Liegende, nimmt aber nm Leybinker Settel hin
ab; nnf Nordatem iet sie dagegen wieder mit einem Seigerverwnrf
von 40 m angetroffim worden. ünwalirteheinHeh ist ea, daae diese auf
den beiden Zeehen angetroffsnen Verwerfungen swei parallele sind
oder aiflli aoskeUen, die eine nach Norden, die andere naeb Süden
hin. Die seigere Spnmgböbe der zweiten Verwerfung ist auf der
Zeche Hannover local mit Sicherheit zu 500 ra ermittelt worden;
im Allg-emeinen behält sie indessen diese Sprunghöhe nicht bei,
sondern kann wohl im Allgemeinen nur zu 300 m mächtis^ ange-
nommen werden, welche Zahl auch bei der Construction der Karten
festgehalten worden ist. Die dritte Verwerfung Mont-CeniB-Friedricb
der Grosse ist durch die Baue der letztgenannten Zeehe naher auf*
geechioaaen und bat eine Senkung des östlioh der Störong Hegenden
GebirgsatQokes nm etwa 780 m bewirkt, um weldie Grösse dieses
Stück c^eiohfalls nadi Sftdon su Tersoboben worden ist.
Sodann werde in einer längeren Anseinandersetanng die Form
und Aosdebnung der beiden Molden besprochen und« fBr die Zahlen-
angabe der Entreckang, die Gruppe der Gaskohlen «ngenommcn,
welche in der Stoppenberger Mulde eine vollständig umlaufende
Schichtenstellung zeigt und in der Hordt- iiertener Mulde am besten
ergänzt werden kann.
Es wurde so die Längenausdehnung der Stoppenberger Mulde
zu 12 400 m, und die der Horst-Hertener Mulde zu 15 650 m bezw.
10 100 m ermittelt, je nachdem man die Zeche Sohlägel und Eisen
oder die Zeche Generai Blomenthal bei Recklinghaosen als östliche
Grenae der Mulde anflbsst. Die grösste Mftehtigkeit des Stein«
koUeogebiigee wurde öaUiob der Störung Centmm-Hanoover su
2280 m in der Stoppenberger, und su 2870 m in der Horst*Hert6iier
Moide ermittelt. Sodann reihte sieb hieran eine Berechnung des
ang«flhren EoblenreicbthumB, welcher in beiden Mulden verborgen
iieg^t und aller Wahrscheinlichkeit nach bergmännisch gewonnen
werden kann. Die Rechnung ergab für die Stoppenberger Mulde
12 390 Millionen Center, für die Horst-Hertener Mulde 44 520
Millionen Centner.
Aus den aus der letztgenannten Muhle erhaltenen und be-
stimmten Versteinerungen wurde das Vorwalten der Sigillarien über
die anderen Pflanzcnformen constatirt und bezüorüch derselben eine
Aebnlichkeit mit den ?on Geinits ans seiner SigükrienBone an^se>
föbrten Einaohlfissen hervorgehoben.
Professor Schlüter sprach über das angebliche Vor-
kommen der Gattung Litbostrotion im rheinischen Devon.
92
Sitzungsberichte
Lithadcndrm caespitosnm Gold f. aus dem Stringocephales-
Kalk von Bensberg wurde durch Milne Edwards et Haime *) jn:
Gattung Lithostrotion gestellt und als Ltthostr. antiquum beachriebes
und über die für die Gattung Liiboetrotion oharactoriaHwche Cols-
mdl» bemerkt: „Columella an pea gnrosie et an pea oomprim^.
Dar Umstand, dass Badner M seinai ▼ielfMdien WandflniBga
in der Bensberg-Paffirather KaHnnnlde niemals ein Eremplar m
IMoBiroitian anfgefiinden hat, liest es wSnsohenswerth ersehastB
daa Oeldftiss'sohe Original selbst, welebes ja IfUne Bdwaids U
Dorebslolit der im Bonner Maseom vorhandenen Corallen gmAm
haben musste, einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Mehnrt
anj^efertigte Quor- und Längsschnitte zeigen nuu auf das Bestimm-
teste, dass eine Coluinclla nicht vorhanden ist, dass der ganze Bis
der Coralle dagegen völlig übereinstimmt mit der durch Dyhowski ^
für eine Koralle aus dem Devon von Oberkunzendorf in Schlesirc
anfgestellten Gattung Ftueienlaria Im Längsschnitt bemerkt
man eine breite innere Zone, w^ohe durch I^den anagefullt iit
die theils dorohgehen, theib k&ner sind und sieh dann anf sduif
geetellte mehr Masenartige Qebüde stiltsen An jeder Sdto
eehliessen lioh swei viel schmalere Zonen an. Die innere wird m
hufeisenförmigen Blasen gebildet» weldhe in einlkeher Bmhe, &
oonvexe Seite nadi oben^ ftbereinandergelagert sind. Die etvii
breitere inssere Zone, welche durch die Aussenwand begrenzt
zeigt ebenfalls Blasen, welche aber kaum geboj^eu sind und tkher
im Längsschnitte mehr den Eindruck horizontaler Böden hemr-
rufen. Der Querschnitt zeigt ausser zwei, den Zonen entsprecbea- i
den kreisförmigen Linien die Septen, welche im Gegensatze zu den« j
von Fascicularia Kunthi Dam. sp. nicht das Centrum erreichen.
Goldfnss fuhrt als Fundponkt der Koralle, die also nk Fttdr
aäaria eaetpUoaa Goldf. sp. su beseichnen ist^ nur Bensberg ab.
Sin sweitee im Munnm ?orhandenee StIloki welefaes m
GoldAiss'a Hnd ehenftlls als LUkoäendrm eoe^AoMm bewM
ist und von Schwelm etammen soll, iat also wahraoheinliBh cot
1) Goldfuss. Petref. Germ. j)ag. 44, tab. 13, fig. 4.
2) Milne Edwards et Haime, Polyp, foss. des terr. palaeo:.
pag. 439.
8) Zeitsehr. der deutsch, geolog. Ges. tom. 25, 1S78, pag. 10?*
tab. 18, fig. 8, 4.
4) Der Name Fascicularia muss freilich durch einen andeRS
ersetzt werden, da derselbe bereite dundi Milne £dwards fir ein
Bryozoo verwandt wurde.
5) Dybowski zeichnet dieselben nicht, sie sind jedoch aock
an den Oberkunzendorfer Vorkommnissen vorhanden, wie ein voa
einem Origiualstücke (welches ich Herrn Dames verdanke) ang^
fertigter Pflnnsehliff darthut.
6) Die Flg. 8 bei Dybow^ steht auf dem Kopfisl
der niederrheinischeD Qesellschaft in Bonn.
98
B\Mer in seinen ßeeitz gelangt. Das umschliessende Gestein ist ein
dunkler Kalk, die Koralle selbst verkicselt. Zum Vergleiche wurden
aaeh von diesem Stücke Dannschliffe vorgele^ welche den Bau
eines echten lAihostrotion und zwar aus der Yerwuidaohaft dee
LUkotUr. imgvHare PbüL elo. am Kohlenkalk darthon.
Dem Vortragenden iat es wahneheinliohy dais eine Yerweohse»
long des Fundortes stettgefonden — bei Schwelm ist nur Devon
bekeanfc — und hier eine wirkliohe Eoblenkelk-EoreUe vorliege.
Somit ist die Gattung Ltthostvotion bisher im rheinisohen
Devon -noch nicht nachgewiesen.
Professor Schaaff hausen legte den e ilften Jahresbericht
äo8 Amerikan. Museum's der Naturgeschichte in New-
York vor, der ihm mit einem Begleitschreiben des Prof. Alb. S,
Bickmore zugegangen ist, worin er für die prähistorisch- archäologische
Abtheilnng die Hülfe der deutschen Gelehrten in Anspruch nimmty
um eine umfassende Sammlung menschlicher Schädel und Skelette
n Stande tu bringen. Die grossartige Anlage dieses Museums bietet
linen neuen Beweis dafftr, dass Amerika uns awar noch nicht in
der wissenschaftlichen Arbeit den Rang streitig gemacht, wohl aber
ans in den ESnriohtungen, wissensehaftÜches Material zu sammeln
und dem Volke zugänglich su machen, weit fibertroffen hat. Möchten
irir an der Opferwilligkeit für die Gründung solcher Institute ein
Beispiel nehmen 1 Die Stiftung ist durch einen Staats- Akt vom 6.
April 1869 anerkannt und ist schuldenfrei. Die Stadt schenkte ein
Gundstück von c. 4 Millionen Doli. Worth. Der von der Stadt er-
richtete Theil des Gebäudes kostet 700,000 D. und ist nur der
tcbtsehnte Theil des Ganzen. Die 23 Patrone der Gesellschaft
zahlten von 22,500 bis 2,600 D. ein Jeder. Die 39 immerwähren-
ien Mitglieder zahlten zum wenigsten 1000 D., die 82 auf Lebens-
leit 600 D. jeder, die anderen 260 und 100 die Jahres-Mitglieder
nüden 70 D. jihrlioh. Im Jahre 1879 wurde die Bibliothek um
12,000 Bfieher Termehrt^ die paliontolog. Sammlung vermehrte sidi
im 89,488 Gegenstftnde. Besueht wurde das Museum im J. 1876
ron 1,120,494 Personen, während das britische Museum in London
1875 nur 663,585, das S. Kensington Museum 839,212, der Jardin
les plautes in Paris 830,000 Besucher zahlten.
Hierauf zeigte derselbe 3 Schädel aus römischen Gräbern bei
^etz, die er von II. Dr. F. Möller daselbst erhalten hat. Die Grab-
unde weisen auf das 4. Jahrh. u. Z. Der wohler haltenste dieser
>chadel muss trotz seiner guten Himentwioklung einem Gallier oder
Tormanan angeschrieben werdeni weil an ihm einaelne Merkmale
imtr rohen Bildung nieht fehlen und er den Typus Ton Soh&deln
ns unaweifiBlhaft germanisohen oder gallischen Qr&bem an sich
rigt Sein Index ist 78.1, seine CSapasittt 1530 com. 0er Redner
Sitzungsberichte
erörtert die Gründe, die ihn bestimmen, den Schädel nicht für Äft
eines Römers zu halten. Der zweite ist ein ChamaecephaluB ootc
Flachkopf mit eineia Index von 75.1 und einer Capazität tui
1S75 ccm. Die ^osae YerbreiinDg dieser Schädel im Nordneitei
Deutaohlands und dem angrencenden Friesland hat Vircbow Uta-
gewieien, wenn es tncli nieht su billigen ist| daee er die ChanM*
cephelie nnr ans dem Yerbiltniae der Höbe ntr Lftnge dee HMUk
beredmet Dieier Metier Sohftdel atimmt mit einem too GSÜt
meitter beeebriebenen Frietentobidel ans der Domdfine von Bnan
anf das Genaueste ftberein, nnd es kann diese Bestiramnng mit n
80 grösserer Sicherheit getroflTen werden, da es bekannt ist, dw
friesische Gehörten im römischen Heere dienten. Der dritte l<
einer jener Schädel, die schon 1844 Eschricht aus den ältert^r
Gräbern Skandinaviens beschrieben und abgebildet hat. Dem vo^
gelegten Bilde gleicht der betreffende Schädel in auffallender Yi&x-
Er ist klein und rund mid seine Kieforbildung mit rundem Alrecr
larbogen eigenthümlich. Sein Index ist 90.6 seine Capazität 1350 cctr
IKeee Scbidel werden mit Beoht einer Bevölkerung finnisoh-lappisokec
ürsprangs sogeschrieben, die in NorddeateeUand tot der Aakinft
der Indogermaaen oder Gelten weit Terbreitet war, nnd in eimslBK
Besten, wie ee soheint» bis cur Rtaierseit sich erhalten hmtie. Bse
ansfBbrliohe Besohreibung dieser Sobadel wird der oftdiate Mm-
berioht des Metser Vereins für Erdkunde bringen.
PhyslkallMlie BeeUmm.
Sitzung vom 14. Mars.
Yorsitcender: Prof. TrosobeL
Auwesend: 26 Mitglieder.
WirkL Oek-Bath von Deeben beriebtet über die kürsliek
erschienene Monographie: die Zinkeralagerstltfien
von Dr. Ad. Schmidt Heidelberg. Winter 1881.
Diese Beschreibung ist mit vieler Sorgfalt, mit Berfiekssehtiguc?
der vorhandenen Litteratnr nnd der bei den Grubenverwaltongia
▼orhandenen Pläne und Akten, auf eigene örtliche Untersuchun^t-
gestützt bearbeitet.
Diese Zinkcrzlagerstättcn liegten im Muschelkalk zvrisdi^i
Odenwald und Schwarzwald. Bei Nnssloch tritt bereits Roth
Buntsandstein auf. Die Lagerst&tten bilden ewei getrennte^ Gruppen
die zwischen Nussloch und dem w. Abhänge gegen das HheinilÄ
bilden das Hesselfcld und die ö. im Gebirge zwischen AitrWiesloii
nnd fiaierthal am Kobelsberge das Baierthalerfeld.
Der Muschelkalk aeigi in dieser Gegend dieselbe EntwiekelaQ;.
wie sie allgemehi in SSddentsehland statt6ndet nnd spesieU Inr &
der niederrheimschen Gesellschaft in Bonn.
95
Gegend voil Benecke und Cohen in ihrer geognost« Beschreibung
fon Heidelberg, Heft 11 angegeben wird.
Von unten nach oben findet sich: Wellenkalk nicht scharf
vom Roth getrennt, 77 bis 116 m stark; Anhydritgmppe und Haapi-
muelielkalk und Trocbitenkalk 80—40 m. Nodoaenkalk 40—60 m.
Die obersten dolomitisclieii, thonigen und glaakonitiBehen Sohtoliten
fsUen M Wiedooh, wo bereite Kenper Torkommt.
Im ö. Theila der Oegond ttellt ticli Löes alt Bedeokong ein,
der stellenweise eine Stärke von 20 bis 96 m erreicht.
Eine bedeutende Verwerfung, der Nussloehcr Spalt, durch-
setzt die MnschelkalkBchichten an dem w. Abhänge des Ludwigs-
berges und der Hechel von N. gegen S., d^m Rhein thale parallel.
Der Gehirgatheil ö. des Spaltes ist normal gelagert, mit
schwachem Einfallen gegen S. Lokale Störungen an der Oberfläche
seagen sich im Schotter mit Thon, Lehm and Löss gemengt.
I>er Gebirgsibeil w. des Spaltes bietet ähnliche Störungen in
viel grösserem Maassstabe dar, dia Schiohten sind vielÜMh xerrissen,
g^gen w* geneigl, die AbtheiInngen seigen sieh an der Oberfliehe
doroh BraehstM» nnd Sohotter, der gegen W. ▼arsohwemmt ist
Der Verf. sooht die ntehste ürsaohe dieser Stdmngen in der Ans-
laogungy der die Kalksohiohien mehr ansgesetsi sind, als die Dolo*
mitechichten , besonders im oberen Wellenkalk; die entferntere
Ursache in den allgemeinen Gebirgsbewcguugen, die aber bei der
sehr schwachen Neigung der Schichten, doch nur unbedeutend ge-
wesen sein können.
Das Vorkommen von Galmei ist in dem Muschelkalk zwischen
Odenwald und Schwarzwald nicht auf den Bezirk von Wiesloch
beschränkt, aber nnr hier so reichlich, dass ein anhaltender Bergbau
daranf geführt worden ist, der nooh gegenwärtig Statt findet.
Dia anderen Stellen sind: Untergrombaoh, wo Gahnei, Bleiglana
nnd lamonü auf Spalten und in Höhlen, SUberhello bei Bruchsal wo
Oafanei ▼orkommi^ Esehelbronn im Sohwarsbaehfhale bei Sinsheim»
Maisbaoh nnd Schotihausen n. ö. von Wiesloeh, wo viele kleine
firsfolder im Wellenkalk und Hanptmusehelkalk auftreten. Am
Gipfel des Ludwigsberges sind N. — S. streichende Klöfte im Wellen-
kalk mit eisenreichem, in Liuionit übergehendem Galmei erfüllt.
Die Erzfelder von Wiealoch liegen im Trochitenkalk,
zwischen zwei besonders ausgezeichneter Enkrini ton schichten.
Die obere, der Deckstein besteht aus zwei liänken von je 24
bis 30 cm Stärke, darunter folgen die ..Biättchen^, 3 Schichten:
dichten Galmei führender Kalkstein, Galmei führender Thon oder
Galmei, ausammen 15 cm, der erzführende Kalkstein , 3 bis 6 m
stark und snr Sohle die untere £nkrinitensohioht oft verwittert 1,6
bis 4^ m slark.
In diesen 8 oberen Sohkhten findet die Ertgewinnung statt
06
ffitetnigsberidita
Die Bnfeldflr ttod imregelmUiig bagrenxt Ton tebr mg-
8ohled6iier Grdne und doreh «rme Mittel getramt.
In der Hessel sind bisher drei, am Kobelsberge im Baierthile
zwei Felder bekannt geworden.
Das nördlichste Erzfeld bei Nussloch ist das kleinste, Ton
unregelmässißfer Gestalt, 140 m laug, 70 m breit im Trochiten-K»lt
w. vom Nusslochcr-Spalt. Nabe südlich beginnt das zweite as
Postweg und Max-Stollen, ein achmaler Ausläufer gegen zwei
Schenkel gegen S., GOO m lang und 300 m breit. Das Enl&ger
nngeflUir der Oberfläche parallel, die Sohächte 18 bis 24 m liiC
Bm 8. hat einen eUiptisehen UiiiriB% einen ■ehwaUin AneUUiler gßgm
8, iit 480 ni lang und 180 m breit, Einfidlen mit 6 Otnd gegoi W.
Die Tiefe der Sohlofate betrigt nur 16 bb 18 nu
Die beiden Lager im Baierthaler Felde^ am S. W. Abhänge
des Kobelsberge«, 8. wom Nasslooher Spalt sind fon denen in dsr
Hessel weit getrennt. Der Zwischenraum ist vielfach imiersuckt
worden. Galmei und zinkhaltiger Limonit ist beinahe an aliea
Stellen angetroffen worden aber nur in so gering zusammenhaagender
Verbri'ituLg, dass ein Abbau nicht stattfinden konnte.
Das vierte Erzfeld ist von birnformigcr Gestalt, die 9pit<e
gegen S. gerichtet, SOO m lan^, 150 m breit. Das Einfallen geget
8. S. 0. beträgt 1 bis 8 Grad, die erzführenden Schichten sind ge>
wöhnUoh 8 bis 6 m mftohtig, dooh steigt stellenweise ihre Hichlif*
keit bis an 10 m.
Endlich das letite fünfte Enfeld ist 400m ki^, im n. Ihäk
180 m und im s. Xheile nnr 60—80 m breit. In dem eretarsa bs>
trägt des Einfallen 8 bis 6 Orad, in dem letsteren 6 bis 10 Giti
Hiwdareh wird die tiefe Lage dieses t. Theiles unter dem natürliches
Wasserspiegel herbeigeführt. Dieser führt nun keinen Galmei, sonden
Blende in einer Mächtigkeit von 1 bis 4 m. In der tiefüten Sohk
setzt die Blende noch weiter ins Rlinfallende fort.
Diese Erzfelder enthalten in den erzführenden Schichten
kleinere und grössere Erzmittel (rutzen, Buzen) von unregelmaasigtr
Gestalt^ welche durch Schnäre^ Spalten, Sohiohtfagen antereinandff
an Zügen verbunden sind.
Die beigefügte Skiiie des Tierten Eraieldes nebet 2 Frefiks
giebt ein Bild dieser Verhältnisse. Die Eremittel sind hier edir is
Länge von N. W. g^gen 8. 0. gesogen und bilden sehmids^ der
Sohiehtong parallele Zdge 1 bis 12 m Breite^ toi UnsenfSnnigea
Quersohoitt, bis an 6 m Mftehtigkeit, dnroh Qqer- nnd Seiteniögt
mit einander verbanden und umschliossen taube Oesieinspartien
ringsum. Die Erzniittel sind an keiner Stelle so mächtig, wie die
Entfernung des Decksteins von der unteren Enkrinitenschicht Sic
folpcen ganz besonders der Schichtfuge zwischen der oberen En-
kr initensohioht und den Blättchen, seltener der Oberfläche
dar niederriiemlMlMD GMellMüiaft in Bonn. 07
der miteren Enkrimtenaoliiehi, nooli seltener den SeUohtftigen
im erKfohrenden Kalkstein. Diese einselnen Kalkschichten besitzen
über und unter den Erzmitteln nicht ihre gewöhnliche Stärke, das
Erz vertritt sie theilweise in raumlicher Beziehung. Die Erzmittel
springen an senkrechten Klüften und Spalten von einer Scbichtfnge
auf eine andere über.
Diese Erzmittel bestehen nur aus Galmei, rothem Thon, kies>
ligem, mehr oder weniger zinkhaltigem Limonit; auf der Sohle sind
ne gewöhnlieh am reichsten an Galmei von graner, mehr von
rotlier oder rothbraoner Farbe, in welligen bie 1 nnd selbst 2 m
miehtigen Lagen (Stüokerk), darüber folgen Schnüre und Adern,
deren Zwischenr&ome theile mÜ rothem Thon erfüllt, thefls leer sind.
Sie sehlieesen anoh KalkblÖeke ein, die an der Anssenseite in rothen
Thon nmge&nder^ sind, i||shdem die Galmei - Ablagerong erfolgt
war. Zu Oberst überwiegt der Thon, indem dünne, wellige Erz-
schnüre zum Theil zerbrochen und zahlreiche Erzknöllchen und in
der Grösse bis zum feinsten Gruss herabsinkend liegen.
Der Galmei ist theils durch eine feine graue oder gelbliche
Lottenlage vom Kalkstein <Tet rennt, tbeils mit demselben fest ver-
bunden, in denselben übergehend und durch die in Galmei meta-
morphosirten Versteinerungen bezeichnet nnd von dem abgelagerten
£ne leicht nnterscheidbar.
Tlion mü Zinkblüthe gemengt li^t anf der Oberfliohe dea
granen Galmeis, Bleiglana findet aioh nnregelmiseig vertlieilt im Gal-
mei in loten, aerfressenen nnd Mnetiten Stücken, Blende nnr aelten«
Klüfte dnreheetaen die Kalkadhichten über nnd nnter den
Brsmittdn, diese leteteren selbit aber niolit Dieselben streielien
ongef&hr einander parallel von N. W. gegen 8. 0. nicht blos in
dem Vierten, sondern auch in den Erzfeldern in der Hessel. Im
Streichen sind dieselben auf 20 bis 100 m verfolgt worden und
breiten sich dann im festen Gestein aus. Sie setzen in die Höhe
niemals weit über die obere Enkrinitenschicht hinauf und endigen
nach der Tiefe nahe unter dem erzführenden Kalkstein, mit Aua-
nahnie einiger im Hessel felde, welohe bis in den Wellenkalk nieder-
setzen. Diese Klüfte enthalten an den Soliiohtfngen Erzmittel, die
noh aaob darin fortsetien nnd mit den sonst darauf verbreiteten
Mitlein vereinigen. Der Zinkgehalt iat anf den Klüften in derTiefe
am gröerten, nimmt naoli oben bin ab, wftlirend der Eiaengelialt
nnter dem Deokatein am gröseten iat.
Anseer diesen EraUüften kommen aneh TbonUüfte vor, nnd
weite Spalten, die mit einem weohselnden Gemenge von Thon, Letten,
Kalkstein- und Galmcintucke erfüllt sind.
In dem 2. Erzfelde in der Hessel findet sich im mittleren
Theile weisser Galmei, der in der Thalsenkung zu Tage ausgeht;
aonat enthält derselbe grauen Galmei mit Zinkglas gemengt
BttaaagSb, d. aisdsniisin. nsssllsobsW ia Bona, Ml. 7
Digitized by Google
98
SÜBiingsberiehte
Das Blendemittel im fünften Erdfelde ist von dera oberen
Galmeimittel an der Kluft entlang durch ein taubes Mittel von 40 m
Länge getrennt. Dann stellte sich zunächst ein schwarzer Thon
mit in der Zersetzung begriffener Blende und Markasit anter den
Deekstein ein. Unter dem Markasit folgt Sohalenblende, dieselbe
cn^ctst den früher von Kalkf^tein eingeoommenen Kanm in flächw
Weise, wie oben beim Galmei besohrieben worden ist.
Weiter im Eiaü^ ileUi nok uf der Sohle Soiwilepkhrif
mit dfinnen StreifMi von Bleiglani und MerkiBt ein» 1 bie
ilark. Auf der Oberflftobe liegen groeee KrTttelle ront Bleiglani.
Hierenf lagert Ki et blende, ein überene feinkömigee Gemenge im
Blende nnd Heikisit, 6m etwas arsenhaltig ist. Die ohemiicbe
Analyse in Uebereinstiraraung mit mechanischer Trennuncr des feiien
Pulvers ergab 56,3 Proc. Blende und 38,8 Proc. Markasit. An
Dache haftet eine bis 2 m starke Lia^^e von Markasit, stark zers^
Der mittlere Theil des Lapers bestand beim Anfahren aus einer brei-
artigen Masse hervorgegangen aus 36 Proc. Blende, 45 Proc. Mi^
kasit, 2 Procent Bleiglanz. Der Verlust besteht in dem Sanersiofi^
der. aar Bildong von Schwefelsäure ans dem Schwefel dieser Mh»
xiliw erforderiioh war. In dieser Masse liegen aaMreaohe Slsli'
klÜen, die warn einem Kerne von Markasit und einer ümUUkng im
Sdiaalen- Blende bestehen, am Dache h&ngend gebildei worden asd
sp&ter bei baginnender ümaetznng des Maikasita in limofidi b«ab-
gefallen dnd.
An der oberen GHrenze des Blendemittels bezeichnet der
natürliche Wasserstand den Anfang der geschwefelten Ene, wäbreiiü
sich über demselben nur oxydisohe finden.
üeber die Genesis dieser Lagerstätten haben Dr. Herth utc
Director Clauss vor 80 and 20 Jahren eine Meinung geäuasert. Der
erstere kannte nur die Felder in der Hessel, der letztere amr wbA
die beiden Bayerthaler Felder, aber das Blendemittel war ihm «s*
bekannt. Daraof beruhte der Wechsel in der Ansicht das Dirselsr
Claoss» daas< er seine Mhere ofienbar riohtige Ansieht von d»
Umaetning der Blende in Galm^ an^b.
Ans der voransgegangenen Beadhreibang folgert der Verl ^
epigene Entatehong der Ene in Beaog anf die AUagemng d«^
Muflchelkalksteins nnd swar vorsogsw^se dnroh Bildnng von HoU
räumen in dieser Formation und durch deren Ausfülluns: ar*
schliesslich in Bezug auf Blende, vorwiegend beim Galmei
Während bei diesem letzteren auch die Bildung durch allmähli^:
Verdrängung (Umsetzung) des Kalksteins stattfindet, welche aber
hier keine grosse Ausdehnung gefunden hat.
Die Bildung der Hohlräume im Kalkstein — wie aoch der
sahireichen offenen Höhlen in den Kalksteinen aller FormaüeosB
grftndet sieh anf die Bildung von Spalten doroh Hehnug od
^ j .^ od by Google
der niederrbeinischen Gesellschaft in Bonn.
99
Senkung, tangentialen Druck und solche Lagen- und Niveauverhält-
WtUßf dMS die DurchströmuDg grüsseror Wassermassen die Fort-
f&hrung nnsehnlicher Theile der KalksteinschiohteD möglich maohte
bd mehrfacher Yerandmiuig dieaer Verkältaiaae und Trookenlegaiicf
der gelöeten HoliMiinie.
Die BiMong der HoUrftnnie bei Wieeloeh anter der oberen
fiakriiiiteiiBebioht wird durch dieee Terbiltaiaae and durch die
leiditere Anflfiabarkeii der leinem Kalkaleuilagen im Yergleich in
dm tboo^feren und dolomitiaeben Lagen bedinget. In dieaen Hohl*
raamen lagerten sich ursprünglich die geschwefelten Erze von Zink,
Eisen und Blei aus sehr echwachen und spärlich zufliessenden
Lösungen ab, deren Verminderung sich in der verschiedenen kry-
stallinen Structur der Erze zu erkennen giebt. Die Schwefel-
motalle wurden aus diesen Lösungen durch gasförmigen oder gelösten
Schwefelwasserstoff- oder darch Schwefelalkalien niedorgeschlageDy
mvB achwefelsaaren Lösungen durch organische Stoffe redncirt.
Qalmei entsteht dann durch Zerselsang von Blende. Bei
dar IKldvng dea Zinkvitriola mnaa anoh Gipa gebildet werden, der
•llerdinga nicht mehr Torhanden, aondem ala leicht IfiaUch forlgo»
filurt iat, •IMa die HohMnme Ton Gipakryatallen im Galmei be-
w«iaen aein einatmaligea Torhandenaein in feater, kryatalUniadher
Gestalt. Znm Beweise der Anfldacng des Ealksteina dienen die
sich findenden Schwerspatbkrystalle, da der dortige Kalkstein Barinm
enthält. Der Zinkvitriol wird durch schwache Lösungen von doppelt
kohlensaurem Kalk in Galmei umgesetzt, wobei als Eückstand der
Thon bleibt, der dem Kalkstein beigemengt war.
Die zweite Art der Galmeibildung durch Umsetzung des
Kalksteina kann entweder durch schwefelsaure oder kohlensaure
Zinklöaongen erfolgen. Aua den vorhandenen Produkten lässt sich
wm ao wenigar auf den Weg der Bildung aohüeaaen ala der Galmei
auch heut noch Lagerort und Form au ftndem Termag. Dieae
Bildung dea Galmeia durch direoten Abaati wird dadurch bewieaen,
dnaa aioh in alten Bauen Breooien toh Bergen finden, die durch
CMmei ▼erldttet aind, und üeberrindungen Ton eiaemen mid USIaemeii
Qeifihstücken durch Gralmei.
Endlich gelangt der Verf. zu dem Schlüsse, dass aller Gal-
mei auf diesen Lagerstätten aus Blende entstanden ist und dass
ein ursprünglicher A])8atz des Galmeis nicht statt gefunden hat.
Der Verf. führt für diese Ansicht mehrere Gründe an, nämlich:
Die Aehnlichkeit in der Geatalt dea fast ausschliesslich Cblmei
führenden Mittels und dos £aat anaaohHeaalich Blende fahrenden a.
Theilea dea fünften Erzfeldes;
Die Aehnlichkeit in der Aufeinanderfolge der Mineralien in
den Bnmittefaiy mögen sie «ua Oafanei oder Blende gebildet aein, im
öbcfcn Theile am rei<diaAen an Slaen» au unterat an Zink; daa Fehlen
Toa direet abgcactaten Galmei im BlendemitteL
Digitized by Google
100
Sitzungsberichte
Die allgemeine Verbreitung der Hohlräume nach Gypskryatallen
und der Schwerspathkryalalle im Gips ; die zerfressene Beschaffenheit
der im Galmei eingeschlossenen Bleiglanzkrystalle ; dessen Vorkommen
als zcrbroohne Massen die Uebereinstimmung der oberen Grenze
der Blende im fünften Erzfelde mit dem natürlichen Wasserspiegel
Diese sorgfältige Beschreibung der Wieslooher Erzlagerst&tta
im Mnaohelkalk fordert sa einer Vergleiohaiig mit den gidates
Oalmeiablagonrngvii anseree Yalerlsadea an eeiner 5. Greaae ii
Obenolileeteiiy ebenfiüls .in Yerbindung mit Blei-* und ElMiieneB vL
Herr von Qroddedk filkrt anoh der Lehre von den Lagerettttm
der Erae* Leipzig 1879 lowohl Wieelooh, wie Olier-Sdileiien ■
den „metamorphischen Lagerstätten* , Typus Raibl an.
Zunächst sind beide Lagerstätten darin ähnlich, dass sie in
derselben Formation, dem Muschelkalkstein auftreten, aber darin
verschieden, dass sie andere Horizonte darin einehmen. Das Folgendd
ist der Beschreibung des Vorkommens der nutzbaren Mineralia
von Runge entnommen, welche einen Anhang zur Geologie tob
Oberschlesien von Ferd. Römer bildet. Die Entwickelnng des Moscbel'
kalke iet Ton der in Snddeutsohland gewöhnlichen in OberaohWm«
eehr fewehieden. Hier ist die untere Abtheilong eehr vAMag md
entwkkelt. Eck nntenebeidet darin: als Aequivalente des üBtens
WeUenkalk: caTamöser Kalk 1 m und Chorsowerkalk 90 m, Ockmat
kalk snsammen 80 m mit folgenden ünterabihdlungen: bIsiNr
Sohlenstein, 4 m darüber folgt die Srssone, gewöhnlich die SehicklMi
von Gorasdze 25 m, in der Gegend von Tarnowitc und Bentbei
vertreten durch eisenhaltigen Dolomit (Dachstein), Enkriniten and
Terabratalschichten 4 m, Mikalach&tser Schichten und sohliesslich
Himmelwitzer Dolomit.
Der mittlere Muschelkalk, das Aequivalent der Anhydritgrapps
besteht in einem weissen gelblichen merglichen, versteinemngsleer^
Dolomit von 12 bis 15 m mächtig nnd endlich der obere Muschel-
kalk, Kalkstein und Dolomitsohichten yon Sfi bis 13 m rnftehtig. Dil
Eisenerse bilden unregelmissige Nester in Kalk und Dolomit» tMi
anf Dolomit^ theils anf Soblenstein anfliegend nnd von aUen Sste
von Dolomit umgeben, ttieils topffi^rmige Yertieinngea im SoMmstäP
Us 24 m Tiefe ansfUlend. Die Erze bestehen- wosentHeh aoa mal*
migem Limonit, viel seltener aus dichtem Limonit, der 8f^Kiü<»By
kleinere und grössere Knollen bildet.
Die Zinkerze sind an eine grosse Dolomitpartie gebunden,
welche muldenförmig auf Sohlenstein aufliegt und sich von Miecfaa-
wiz bis Czeladz und Bcndzin auf eine Länge von 22,5 km bei 2 bis
4km Breite erstreckt. Die Zinkerze mit Blei- und Eisenerzen verbreitäi
sich aufwärts von der Qrense des Sohlensteins und des Dolomita.
Anf dem Sohtenstein, der angegriffen nnd theils aufgelöst eraeheiatk
liegt der weisse Galmei, weldher ans Lagen, Sohnflren nnd StMpm
^ j ^ _ i y Google
der siederrheiiuacfaen GeseUsohaft in Bonn.
101
in ¥161011 iiMMren Formen too Gelmei in gelben und Mangrenen
Letten besteht nnd Spbirosiderit und oxydiaefae Bleiene enthUt
Seine MlUsfaiigkeit steigt bis an 4 m. Der rothe Oalmeiy doroh eine
dfinne Lettensdnoht vom wsissen getrennt» liegt mit einer einiigen
Anennlune auf diesem letzteren, nnd geht dnroh Abnahme des Z^k-
gehalies vollst&ndig in Limonit und in Dolomit über.
In den tiefsten Lagen des Dolomite unter dem üalmei und
in Mulden tritt Blende und Eisenkies auf.
Nach der Tiefe nimmt überhaupt der Zinkgehalt zu und der
Eisengehalt ab. Hierin stimmt das Verhalten in Oberschlesien mit
dem zu Wiesloob vollkommen überein, was in Bezag auf die £nt-
atehnng der Lagerstätten von Bedeutung ist.
Das Vorkommen von Chbrblsi (Cotnnnit?) in Obersohlesien
weist anoh daranf hin, dass ausser Sehwefel- nnd Kohlensinre bei
der Bildung der Ene aneh Chlor mitgewirkt bat
Bleiglans tritt im Galmei, anf Zinkblende anfiritaend, in festem
Dolomit in Kdmem nnd Kristallen, in sersetatom Dolomit in knnen
Trümmern anf.
Die Bleierzlagerst&tte bei Tamowitz liegt zwischen Sohlenstein
und Dolomit, an einigen Stellen auch im Dolomit, doch erreicht der
darunter liegende Dolomit nur 1 bis 2 m Mächtigkeit. Die Lager-
stätte bildet eine geschlossene Bank von 20 bis 39 mm, doch kommen
einzelne Anschwellangen vor, deren Mächtigkeit selbst bis zu 63 cm
steigt. Der Bleiglanz gerade anf der Scheide beider Gesteine oder
anoh wohl im festen oder zersetzten Dolomit oder Limonit.
Am Ausgebenden besteht die Lagerstitte aus okrigem oder
TitrioBsehem Letten, mit Glanskohle und fossilem Hobe und enthält
Krystalle Ton Bleiglana und Eisenkies. Die ersteren sdgen sieb an
der OberflSohe zerfressen, mit Oemssit, Tamowitait (bleihaltigem
Aragonit) überzogen, mit Krystaüen von Bleiglas (Bleivitriol) besetat.
Sonst sind nur zwei Schwerspathlagen von 8 bis 18 cm St&rke und
durch 31 cm Dolomit von einander getrennt, unmittelbar über dem
Sohlenstein im Niveau der Erzlage bei Stoiarzowitz in einer Er-
streckung von 20 m zu erwähnen, welche Bleiglauz eingesprengt
enthalten und an die Einwirkung von Chlor erinnern.
Diese Bleierzlage bei Tarnowitz bedeckt einen Flaohenraam
TOn 56qkiB, besitzt eine muldenförmige Oacbe Lagerung. Die syn*
küne Linie aieht von N. W. gegen 8. 0. Die FUlgel fallen einander
mit 8 bis 4 Grad einander su. Die Ersmittel smd unregehnissig
Uber die Flidhe vertheilt und begrenat. Auf der Friedriehsgmbe
ist die Mttldenwendnng in der SoUe des Friedrieh- Stollens am
Trodkenberge bei Lasorowka nmfhhren, während dieselbe Moide
gegen S. 0. in die GalmeilagerBtätten von Benthen und Soharley
übergeht.
Auf der Friedriobsgrube liegt in einer Höhe von 20 bis 80 m
102
Sitzungslieriobte
im Hingenden der Bleierzlage eine uurcgelmässige, abeäizige Blei<
erzlage im Dolomit Dieselbe kennzeiolinei lich bei Seharley nnd
Gr. Dombrowkft als eine 10 m starke B^gion Ton aeneteieni DokMU^
Dolomii-Lettea und Sand mit ehiEdnan Blöekan (Klölien) M«
Dolomites, Btoiglans und Galmei, welehe ebenfidls 20m ober dn
unteren Galmeilager Hegt Das Blei aas der TamowitMr vniM
Erslage enthalt in 100 000 Theilen 7 Tbeile Silber, aus der obam
(liegen 17 Theile.
Spuren von Bleierzen treten im Oberechlesischen Muschelkilk
gegen N. nnd gegen W. noch in weiten Entfernungen von dem
Hauptvorkommen auf, wie bei Strzebniow, Krappiiz a. d. Oder,
Laband (Gleiwitz) und Georgenburg. Das Haupterzvorkommea
(Oalmei, Bleiglanz und Limonit) setzt gegen 0. in das Königreidi
Polen und nach Krakau (Gallizien) auf eine ansehnliche ErsUecksBg
naok Oikuss, Slawkow, Boleslaw und Babss^ fort.
Dieselben GrOnde» wel^ dasu gefOhrt beben, das YorkomBMB
des sftmmtlidien Qalmeis bei Wiesloch anf die nrsprfingBabe Ab*
lagerung von Blende snrftok su Akren und f&r eine metapbenaiNbe
Büdnng en halten, dürften auch f&r Obersehlesien gelten, obghieb
hier nur ein Meiner Theil der Blende erhalten and ein sehr grosser
Theil in Galmei umgeändert ist. Inzwischen darf dabei nicht über
sehen werden, dass beim Fortgänge des Bergbaues gewiss au mehren»
Stellen ßlendemittel zum Aufscbluss gölangen werden.
Bei der innigen Verbindung in der in Oberschlesien der Galmei
mit dem Limonit stebti die vollständig durch alle Yerh<nisse m
einander übergehen von eisenhaltigem Galmei in zinkhaltigen Li-
monit, so dass ein vöUig nnkfineier Limonit sieh überiiaopt hier
nicht finden dürfte» ist an eine T^rennung der Bildung disHr
beiden Eae nioht sn denken. Daraus dürfte aber nidit an Mgv
sebi, dass dieee Bildung in detietben Weise wie in Wiealoeh sfMgl
seL Die Bildung des Limonlts aus Eisenkiesi wie dort kann fir
Oberschlesien hiebt nachgewiesen werden.
Dagegen macht es das Vorkommen von eisenhaltigen Dokmrit«»
wahrscheinlich, dass dieser wesentlich bei der Bildung des Limoniti
bethoiligt sei. Karsten hat viele Dolomite aus Oberschlesien unte^
sucht, welche aus kohlensaurem Kalk, Magnesia und Eisenoxydol
bestehen und bei denen das letstere von einigen Procenteu bis auf
20 steigt. Es sind folgende hier anzuführen: I. Hellblaues krystallinei
Gestein, Knickschacht der Friedriobsgrube 68,6 m Tiele. TL Schwtrz-
graues sohiefriges Gestein (sdhwarser DaeUetten) ebendaher 68 e
Tiefe. IIL Bbues, krystaUines Gestein Louiseeehadit, Ort gegttli^
IV. blüuUoh gelbes Gestein, auf dem Vorhergehenden unmittflta
aufliegend, ebendaher. Y. Blinliohgranes krTstettines Gestern, Aid^
1) Kanten. Archiv Bd. 17. 1828. S. 57--82.
^ j .^ od by GoogL
der mederrheiniacheii GeseUschafl in Üoiul
106
Bchaoht, Ort gvgeo K. VI. Blauea krysiaUines DaohgMiem, Zinke-
L U, in. IV. V. VL
GiOOOt 51.20 68.70 68.45 58.98 52.75 62.45
HgOÜO, 27.70 18.96 28.90 29.54 62.08 88.67
FttOCO, 20.25 19.10 17^ UM 18.95 18.46
Mit Ausnahme ron lt., bei dem Kieeelthon, Thonerde, Wasser,
Bitnmeu und Verlust zusammen auf 30.24 Proc. steigt, betragen die-
selben Bestaudtheile bei den übrigen Gesteinen nur durohscbnittlicb
2 Proc.
Es ist klar, dass wenn bei solchem Gesteine CaOCO^ und MgOCO^
aofgelöst und fortgeführt wird, das Fe als Fe^OjIIoO übrig bleibt.
Bei zahlreichen Galmeilagerstatten, die mit Eifelkalk und mit
Kohlenkilk in der Gegend von Aaohen und mit ersteren in West*
falan in Verbindung ttoben nnd som Theil ein sieilee Einfallen
beeitien, lal die Beobaohinng gemaobt worden, datt ticb in der
Tiefof ttaitoti Gnlmei Zinkblende findet» Sehr naigeseiobneft sind in
der Gegend von Aachen die Qftnge des Breinigerberges awiachen
Breinig und Vichts im Eäfelkalkstein, welche bia aar Tiefe von 60
bis 80 m, Limonit nnd Galmei in löchriger Gestalt, mit Cerussit
und Bleivitriol, unter dieser Tiefe aber Blende, Bleiglanz und Mar-
kasit führen. Die Umändern njj der Schwefelerze ist ungemein deut-
lich, an Stücken, die an einem Ende aus Schalcnhlendc mit feinen
Lagen von Bleiglanz und Markasit, an andern aus Galmei, Bleiglanz
und Limonit oder Eisenocker bestehen.
Auf dem Hammerberg bei Stolberg im Oberdevon liefert der
Fossgang ein ähnliches Beispiel, auf der Höhe des Berges fährt
deraelbe Qalmm, w&brend 60 m tiefer nur Sohalenblende, Bleiglanz
nnd Markaaii anflritt
Die lahlrcioben EralageratUten, welche auf der Sehnde des
Oberdevon nnd XoUcnkBlk, in dicaem letatem nnd auf seiner Scheide
gegen das Steinkohlengebirge auftreten, beetitigen allgemein die
Umänderungen der Blende in Galmei in den oberen Teufen, während
die Schwefelerze auf die grössere Tiefe beschränkt sind.
So geht auf der Grube Poppeisberg, auf der Scheide des
Oberdevon und des Kohlenkalks zwischen Lontzen und Rubottraed
Blende in Galmei über, Bleiglauz in beiden eingeaprengt, in letzterem
nach Cerussit.
Die Gänge von Zufriedenheit 8. w. von Hastenrath im Kohlen-
kalk fuhren in oberer Tiefe Galmei mit Bleiglana, in gröeeerer Tiefe
Blende mit Eiaenkiea.
Die Gftnge am Brookenberge im Bnabacher Grubenfolde in
KoUenkalk aeigan ebenfiüla gegen daa Anagebende hin mächtige
Vorkommen ^n Oahnei, während in der Tiefe Schalenblende mit
Eiaenkiea nnd fileiglans vorkommt
Digitized by Google
104
SitsuBgsberiohte
Eine der wichtip:6tcn Erzlagerstätten liegt tad der Scboidft
swiaohen Kohlenkalk und Kohlengebirge im Felde yon DiepenlÜHtei
swiMshen MaiiBba«di und Werth, und auf 2400 m Linge errnffibreod,
bettitigt ebenftlle den Uebergang von Galmet io gvöiaerar Tiflle m
Blende, yon oiydisohen Bleiersen beionden Gemant in BleiglaiiT
und ron Limonit in Markaait. Die Umbildung der SohwirfefattM in
kohlensaure Yerbindnngen und in Oxydhydrate hat hier in einem
grossen Maassstabe stattgefunden und ist zweifellos.
Am Aachener Herrenberg auf dem Nordflücrel, St. Severin ai:if
dem Südflügel der Nirmer Kohlenmulde finden dieselben Verhältnisse
statt, die drei Schwefelmetalle finden sich in grosserer Tiefe, Galnui
reicht bis 40 m tief.
Wenn nun überaus zahlreiche Beispiele für die Enlateäaaf
des Limonits aus Markant auf diesen Erzlago^rstätten vorliegen, so
zeigt doch die Scheide von Kohlenkalk und Kohlengebirge rwiabhei
liofterbof, Kranisobeid und Busbaob die Entiiehong deeeelbcn aas
lichtgranemtbonigemSpbftrofliderit und feinkörnigem Eiaenepnthdnwb
MetamorpIfiM^i allm&hligen üebergang. In der Gegend von Beig.
Gladbach Kreit Mülheim a. Rhein aind 11 nlden, Triobtar nnd Klifta
im Eifelkalk und Dolomit mit Galmei und Limonit erföUt, in deren
Tiefsten sich Blende einstellt, ebenso verhält sich auch ein Gang.
Ganz besonders ausgezeichnet ist aber die Scheide des EifelkalksU is
und des Lenneschiefers (der oberen und unteren Abtheilung des
Mittoldevon) vom Saalhof an der Wupper bei Barmen anfangend
gegen 0. bis Kösenbeck bei Brilon durch die vielen bedeutend»
Zink- und Eisenerzlagerstätte, welche sich auf derselben befindai.
Die grosse Limonit-Ablagenmg anf dem Eifelkalk in der Nähe der
Scheide am Schwelmer Brunnen seigt aof das denUickste ihre Ahr
fltammnng ans Iflarkasit, der mit sohwanem bitnminöeem Thon ab-
gelagert worden ist. Mit dem Limonit findet siob aoeb am Ende
des Lagers Galmei unmittelbar auf Kalkstein und Dolomit. Daan
findet sieh Galmei bei Limburg a. d. Lenne, bei Lethmate und vm
der Grüne nahe zusammenhängend über Iserlohn, Calle, Weatig bis
gegen Deilinghofen. Von der Scheide aus ziehen sich Klüfto weit
in den Kalkstein und Dolomit hinein. Nahe ö. von Iserlohn auf
den Schächten von Hövel und Krug von Nidda ist eine Tiefe von
180 m erreicht worden und dabei hat sich die Menge der Blende
immer mehr in Yerbältnias xum Galmei vermehrt. Die Umänderung
des Galmei aus Kalkstein und Dolomit erweist sich hier dur<^ die
grosse Menge yon Yersteinemngen, welche selbst in Galmei wmgb^
ändert sind.
Auch weiter gegen 0. findet siob unter gleichen Yerbiltoiassn
Galmei bei Yolkringbausen , Beckum und Langenbolthauaen am
Ausgehenden von Klüften» Grössere Tiefan sind nicht aufgesobloassa.
Hit dem mächtigeren Auftreten des Bifeikalksleina bei Altoh
Digitized by Google
der niederrheiniaeheii Oeoellaohaft in BoniL
106
büren Uber Brilon nach Keffelke, Thülen and Rösenbeck »teilen sieh
«uoh wieder die OafaneiTorkommen auf der Sobeide dei Lenne-
■ohielbn und ia Blftften nnd Hoblr&amen im KsUraiein und Dolomit
ein. Kor «a ^er Stelle mimittelbar A. Ton Brilon itt ein Terenob
mit ifröflsern Maschinenkr&ften gemacht worden, der auch das Auf«
treten von Blende nacbgewiesen hat.
So ist denn auch hier an zahlreichen Beispielen nachg^ewiesen
worden, dass die Ablagerung von Blende (Bleiglanz und Eisenkies)
die ursprüngliche und die Umbildung in Galmei nur in der Nähe
der Oberfläche, so weit eine wechselnde Thätigkeit 4m Wassers und
der Luft durch die Niveanverb<nisse bedingt war, erat ap&ter
eingetreten ist.
Wihreod an vielen dieser Stellen die Umbildung von Limonit
ans Eisenkies gina bestimmt erfolgt ist, so aeigen die aablloeen
GiqgB im ünterderon im Gebiete der Bieg nnd vieler ihrer Zoflftne,
wie der Heller» daes hier der Limonit nicht aoa Eisenldei sondern am
Seenspath als dem nrsprfinglioli abgelagerten Ifineral hervorgegangen
iat. Es ist eine gans allgemeine Erfahrung, dass alle diese Gänge,
welche in ol>eren Teufen Limonit fuhren in einer grösseren, aber
sehr verschiedenen Tiefe die schrittweise Umänderung aus P^isenspatb
erkennen lassen. Das Verhalten der überall wiederkehrenden Schnüre,
Adern und uu regelmässigen Einschlüsse von weissem Quarz, in Eisen-
spathe, welche im zerbrochenen Zustande, in getrennten Stücken im
Limonit liegen, oder frei in die Drusenräume des Limonits hinein-
ragen. Die Quarsschalen aas oonoentrisohen Bildongoti, welche ein-
eeitig die Eindrficke der^ Krystalle dea Eisentpatbea tragen und
Hohlrinme iwiachen aich laaaen, aeigen dass derselbe gaos anfgeldat
worden nnd im geldsten Znstande durch die Qhansohalen hindurch
gedrungen nnd an einer anderen StsUe als Limonit snr Ablagerung
gelangt ist, lassen keine andere Erkl&mng za. Aber anoh die all-
mäblige Umänderung ist an den durch Klüfte abgesonderten Stücken
zu erkennen, an welchen Ränder von Limonit einen Kern von Eisen-
spath umgeben. Bei dem manganhaltigen Eisenspath ist eine Trennung
des Mangans erfolgt, welcher besonders in Drusen, Philomelan und
Pjrolusit bildet.
Prof. Schaaffhau sen legt Knochenfunde ans der
Sebipka-Höhle in M&hren vor, die auch den von ihm früher
besprochenen menschlichen üntcrkiefer geliefert hat. Prof. Maska
wünioht sein ürthdl darftber an hdren, ob viele derselben I8r vom
Menschen gefertigte Werksenge in halten tindy wie man in Wien
geglanbt hat Zwei ZabnspBtter vom B&ren sind allerdings an der
Bruehfliche vom Menschen glattgeschliffen, schon früher lieferte die
Höhle Bärenzähne, in die unter der Kroni^tiefe Einschnitte gemacht
waren. Auch sind zwei aus Knochen gefertigte Pfeilspitzen darunter
106
Sitzungsberichte
von der rohen Form, wie mau sio aus Feuerstein kennt. An zwei
andern Stücken sind breite Emkcrbunf^en, an einem feine, weitaui-
einanderstehende parallele Kitze bichtbar, die ein Thierzabn uicka
wohl gemacht haben kann^ die man also dem Menschen soachnibca
rauss. Die übrigen an ihren Brnchräudern stark abgenindaten und
vielgeetaltigen Stücke toii Böhrenknooheii and indetten kein» meniak* '
liolien Gerithe, sondern nidite anders als KnochengtröBe^ -mlcfc«
sich ans seharfkantigen Brucfastfickmi dudi meohaaisdie ftiiüiii,
nnd die Wirknng des Wassers ebenso go'Uldei hat, wie das Geaekiebs
im Bette eines Flosses. Sind aber diese abgerondeten Knochea-
stficke auch nicht vom Menschen geschliffene Werkzeuge, so ver-
rathen sie doch in anderer Weise das Dasein desselben und erzählei:
uns ihre Geschichte. Die Raubthiere zerbeissen die Röhrenknochen
grosser Thiere nicht, nur der Mensch kann sie zerschlagen haben,
um das Mark zu gewinnen. So geschieht es noch von rohen Völkern.
Auch sind die Knochen so zersprungen, als wenn ein heftiger
Schlag sie getroffen hätte. Zwei Knochenstücke zeigen auf ihrer
Innenflaohe leine^ parallele Kritze, doch will ich nieht mit nnatimwt
helt behaupten, dass das schabende Feaersteinmeaser sie het forg»
braoht hat Die meisten Knoohenstfioke sind, nadtden aie aei^
aohUgen wareni an ihren Rindern Ton Thieren, vielleielii fesa l
Hönde ^ benagt nnd dann gerollt worden. Aneb die Nagespnrea
sind abgemndet und beweisen, dass die Knochen erst benagt oad
dann geglättet wurden. Vielleicht konnte das Wasser allein, weichet |
über die auf einen Haufen goworienen Mahl/.eitreste dahinlief. diese
Wirkung hervorbringen. Dieses Knocheugeröllo hat der Redner in
vielen Höhleu, der Klusensteiner und Gerolsteiner, der Martins- udJ
Eakushöhle beobaoiitet. Manche Höhlengräber klagen über die '
Arbeiter, dass sie nor Brochstftoke nnd keine gansen Knochen am
dem Höhlenlehm heransgraben, aber man sieht an den alten Broch»
fliehen, die sieh von den Denen leieht onterscbetden Isssen^ dssi i
die meisten Knoehen sehen ab Bruohstfteke im Beden lageo. Ssr
sei noch erwthnt, dass ein durch seine Glitte nnd Abmndung asf>
fsUender Knoehen nieht selten für ein.ma Ueosoheo angsachilffe— |
Werkseug gehalten worden ist, es ist das Os penis Tom Birso.
Sodann spricht er über zwei Abhandlungen des Dr. Chapmaa
in Philadelphia vom Jalire 1880. Die eine berichtet über die Zer-
gliederung eines 8 jährigen ürangutan und bestätigt, dass die drei
höhern Anthropoiden nicht eine Reihe bilden, in der ihr Bau inuner
menschenähnlicher wird, sondern dass in Hinsicht einzelner Körper^
theile bald der eine bald der andere dem Menschen näher steht.
Der Fnss des Orangutan ist am wenigsten menschen&hnlieh, oad
seine Lunge nicht in Lappen getheilt| aber er hat wie der Mensck 1
18 Rippen^ iritond QoiAa nnd Ohiupansi 18 haben. DiiM hsta |
8 Hand- und Fusswanelknochen, wie der Mensch, wihrend jener
der mederrheiiuachen Geeellaohaft in Bonn.
107
dem 9 liftt Sein Gehirn irt nar in der allgemeinen Form nnd in
der Entiviekhing der enten Oooipitd*Windang meniohenMinlfeher ^
ond e^ kleines Hirn ist hinten von dem grossen gans bedeckt,
was indessen naoh Chapman bei allen niedem Afftm der Fall ist
Die Windangen der Stirn- nnd Schläfenlappen sind wenipfer ent-
wickelt als beim Chimpansi, die ReiPscbe Insel ist glatt. Das (jO-
kirn wog 10 Unzen. Der Darm dieses Affen beherbergte zwei
Tienschlicho Eutoaoen, die Ascaris lambriooides und den Trichoce-
phalus dispar.
Die zweite Sebrift beschreibt die 6el>art eines jungen £le*
pfaanton« der am 9. Mira 1880 in der Menagerie von Cooper nnd
Baikf in Philadelphia anr Wdt kam. Dies Ereigniss ist überaas
leitsn, d« der gealhmte Elephant sich niobt fortenpflanaen pflegt
md deesbalb immer wild eingefimgen werden mnss. B. Owen be-
iehtet Ton einer Faamng, aber ohne nikhere Angabe, wo sie statt-
refanden bat. Die Tragzeit des mfltterliefaen Thieres kann jetzt
,'enauer festgestellt werden, als es bisher der Fall war. Plinius
rab für dieselbe G Monate an, Strabo IfJ bis 18, Aristoteles, der immer
unterricbtet ist, nahe 2 Jahre. Nach R. Owen dauerio die
5chwanger8cbaft im oben erwähnten Falle 593 Tage oder 19 Monate
ind 16 Tage. £v. Home giebt 22 Monate an. Auch Corse, den
J3iapmann nicht anföhrt, beobachtete eine Paarung, das Junge ward
mch 20 Monaten und 18 Tsgen geboren. Im vorliegenden Falle
andsn zwischen dem 26. Mai und 20. Juni 1878 sieben Copulationen
itatt, so dasi Ton der ersten an gereohnet die Tragzeit 066 Tage
(der 21 Monate 16 Tage, von der letaten gerechnet 680 Tage oder
SO Monate 20 Tage betragen würde. Die letate stimmt mit der
«en Gorse angegebenen 6berein. Die lange -Tragzeit des Elephanten
■t durch die kolossale Grosse des Thieres, dem die des Neuge-
»orenen entsprechend ist, bedingt. Man darf voraussetzen, dass die
hierische Organisation nur in einer bestimmten Zeit eine gewisse
flenge organischer Substanz bilden kann. Es findet sich ein naher
'asammenhang zwischen der Grösse und der Tragezeit der Säugethiere.
)ie beträgt bei der Maus 24, beim Kaninchen 81, bei der Hündin
►3 Tage, beim Rind 9 Monat 12 Tage, beim Pferd naoh Brehm
0Vt'-l2 Monate. Der Elephant gebiert das Junge stehend;
Üeses wog 218 Va Es saugte mit dem Munde und nioht mit
lern Bfissel, wie Boffon glaubte. Die Untersuchung der Eih&nte
rgab, dass der Elephant eine gürtelförmige Plaoenta hat wie die
laubthiere. B. Owen benutste die Anwesenheit und die Form der
Msoenta zu einer Eintheilnng der Sftngethiere. Er unterschied
iplacentaria, wie die Beutelthiero und Placentaria. Bei diesen ist
ie Placenta entweder diffusa, wenn die ganze Oberfläche des Chorion
loichm&ssig mit Zotten besetzt ist, wie *6ei den Cetaccen, Pachy-
lermeni Einhufern; Eameel und Lama oder sie ist cotyliformiS|
I
106 Sitiangsbenohte
wenn die Zotten zu Cotyledonen Tereinigrt sind, wi6 brt dm VMirtii
Wiederkäuern , oder sie ist discreta , wenn die Cotyledonen i-
cinzclnen Stellen dicht zusammengedrängt sind und entweder eißrL
Gürtel bilden, wie bei den Raubthieren, bei Phoca und Lutra, ods
zwei oder eine rundlicbd Scheibe, wie bei den Nagern und Insektes-
fressenii oder eine solcbe von eiförmiger Gestalt, wie bei den ¥\gd»
mftnien und Affen. Durch jeoe Beobachtung beim Elq^hentan
liert die Benehong der Form der Plaoenta sa deo doeabiB
Thierklaeeen an ihrer GeietsmftMigkeit.
Siegfried Stein berichtet „Ueber die in blasigen
Kupfer und in K upfer legir ungen (Bronce, Messing) eingfr
schlossenen Gase, sowie über die Herstellung dichter
Güsse aus diesen Metallen." Im Jahre 1873 wurde hierin
Bonn eine Wasserleitung projoktirt, jedoch die Anlage vom
meinderath anfangs abgelehnt. Der YerüaBser trat hiergegen is
einem öffentlich gehaltenen Vortrag energisch auf. Die gesamatt
Universitftt verlangte dann ebenfalla die Anlage der WaiaerkitaBi
und diese wurde bald nachher anoh ausgeführt.
Dm Wasaer wird sfidlicfa oberhalb der Stadt ani einem
bohrten Brannen entnommen, der nnr wenige Meter vom Vkm
entfernt iat. Die ganse aftdiicbe ümgebong von Bonn iat valb'
nlaohen Unpmngs und hierdtireh seigt rieb die Zosammenaatang
der Grundwasser bedingt, welche in der Nähe von Bonn im Boda
sich vorfinden. Violfach treten Mineralquellen auf mit stark 3
Ko Wen Säuregehalt z. B. in Godesberg, in Roisdorf, u. a, a. Ortes.
So enthält auch das Wasser in dem Maschinenbrunnen der Was8e^
leitung eine beträchtliche Menge Mineralsalze und viele Kohlensätr-,
wenn der Wasserstand im Rhein niedrig ist, und das Bergwas^^.r
dem Brunnen zufliesst. Umgekehrt tritt dnrch die Eiesschiehtoi
des Rheinbetts fiHrirtes reineres Flusswasser stärker in den BroBMi
bei hohem Waaseratand des Rheinee. Die folgenden Waaadiinaljfiw
des Bonner Waaaerwerks verdentlieben dieaea ^ieL In lOOOtt
Thailen Waaier waren enthalten:
Im Teraaeha- Im Hanptbnm* Im RbeiBwamv
brunnen am 28. nen am 18. am 18. Jon
M&ra 1878. Juni 1876. 1875w
Chlornatrium 18,69 12,5 0^
(Kochsalz)
Schwefelsaures Natron 0,62 6^9 0,6
(Glauliersalz)
Kohlensaures Natron 7.52 —
(Soda) ' ^
Kohlensaurer Kalk 31,19 24>0 9,4
Kohlensaure Magneaia 8,94 6^0 2,6
Kieselsäure, ^ nieht 0,8 0^
Eisonoxyd u. Thonerde f beatimmt 0,8 0,9
Freie Kohlenaftnre 45,5 89,0 4fi
^ j .^ od by Google
der niederrbeiaisohen Geaelbchaft in Bonn.
109
Am 18. Jnni 1875 hatte der Wasserstand im Bhein nur eine
P^gelhöhe von 2,75 m.
Das Wasser ist hart, aber erfrischend zum Trinken durch
ien Gehalt an KohleDs&ure. Beim Kochen setst es natürlich starken
Keewlaiein an. Eine Htnptnntugend zeigte ea dnroh rasches An-
greifen nnd Undiehtmachen der Wanerh&hne» beioiidert wenn Messing
En deren Gois benniti und dieser sehr blasig war. Dem Yerfesser
flieser Zeilen wurden von vielen Seiten VorwQrfe gemaohi, als ob
BT allein an diesen Uebelstinden sohnld sei Üm sieh dagegen sn
wehren wies er zuerst nach, dass namentlich durch den Gehalt an
Kochsalz und au schwefelsaurem Natron das Wasser aus dem Messing
das Zink auflöse und schlug deshalb vor, die Hähne nur aus söge-
aanntem Hothguss, also aus reiner Bronce — einer Kupferzinn-Le-
girong herzustellen.
Das Zerfressen der fiahno hörte auf, aber viele blieben un-
dicht, weil der Guss an sich nicht dicht sondern blasig war. Der
Vortragende suchte auch diesen Uebelstand zu beseitigen und befasste
sich aeiirere Jahre lang mit Versuohen inr Herstellmig Ton diohten
Kupfer- und Bronsegttssen. Bisher war man in Faohkreisen
sOgemeth der Ansieht, dass die Blasenbildung in solohen MeUll-
güssen dnreb sobwefelige 8ftnre ▼eranlasst wilrdei welche ans einem
Sohwefelgeihalt des benutsten Kupfers berrftbre. Durch Benntaung
von Natrium, Phosphor oder Phosphormetall, von Mangan oder
Manganleginmgen, von Wasserstoff oder Kohlenwasserstoff gelang
S8 keineswegs in befriedigendem Masse, den vermeintlich einge-
schlossenen Schwefel zu entfernen und das im Metall aufgelöste
Kapferoxydul zu reduciren. Die Blasenbildung musste andere Ur*
achen haben, und um diese au ermitteln, untersuchto der Vor-
tragende den Inhalt der Blasen, welche in solchen porösen Güssen
eingeschlossen waren. Es geschah nach der Oeisslerschen Methode^
die derselbe seiner Zeit susammen mit Herrn Yogelsang benutsta
rar Erauttfong der Ebschlüsse in Bergkryatall, — durch Auspumpen
der Gase im luftleeren Räume unter aUmfthliohem Erwftrmen des
betreflbiiden Metalls. Bei geringer Temperatur-Erhöhung seigte
lieh Wasserstoff, bei noch stärkerer Erhitzung Kohlenoxyd als Gas*
ainschlass in dem Spectralrobr, welches in den Apparat eingeschaltot
«rar. Daraus Hess sich auf die Ursache schliessen. Versuche in
lier Praxis zeigten, wie es möglich sei, jederzeit aus an sich gutem
Robmaterial auch dichte fehlerfreie Güsse zu erhalten, sei es beim
Schmelzen im Flammofen oder im TiegeL Enthält das Kupfer noch
äohwefely so ist zu dessen BesaitigUDg ein entsprechender Zusata
ron Manganlegirung jedenfalls von Vortheil. Das Mangan ver»
liindert aber nieht beim Sohmelaen» wie nunmehr erkannt ist, fär
lieb die Blasenbildung. Letitere kann nur durch sorgftltigee
Behmelaen termieden werden. Dieses ist bedüigt: 1) durch dio
110
ffitttuigBberNhte
Tiegel, deren meehaiuMhe Hmtennag ond chqmigiia
setKnng der Tiegelmune; 2) dnreli die chemitohe
der Asche des benutzten Brennmaterials und deren Einwirkung
auf die Tiej^lmasse; 3) durch die Temperatur, welche im Schmeh*
räum herrscht, sei dieser ein Tiegelofen oder ein Flammofen; 4i
durch richtige rechtzeitige innige Miaobuog der bonuUleii Ifetabi
und deren Schutz gegen Oxydation.
In mehreren Metallschmelzereien bezw. Fabriken wird jelfi
nach diesen VonohUigen mit Erfolg geerbeitet.
Profenor Trosehel legte eine gelbe Mane vor,
in Poppelsdorf gefimgen, ond yon Hern Dr. Dreiseh deni NaUv-
historisdben Mnsenm ftbergeben war. Er machte dabei dnvnnf aif'
merksam, data anob in Wflrsbarg im Torigen JahiA gelbe Wimm
(ebamoit-farbige) durch Professor Semper gefunden worden. Sic
wurden im Zoologischen Garten 1880 p. 360 besprochen und for
sehr selten gehalten. Semper hatte ein Männchen und ein Weibchen
gefangen und hat mit ihnen Züchtungsversuche angestellt. Pi?
Jungen des ersten Paares waren anfanglich viel grauer als die
Eltern, nach wenigen Monaten wurden sie ebenso cbamois-fiarbif
wie diese. Bei einem Wurfe dieser Nachkommen fand sieh eilt
weisse Maus unter vier gelben. Bei Yersuohen Ton Kremangee
graner nnd weisser Mftose wnrden die Jungen theils gran, thsdi
weisst kein einaiges gelb* So bleibt es sehr aweiftUiall» ob mss
die gelben M&nse als Krenaungsprodnete von granan ond weis»
Mänsen ansehen darf.
Femer seigte Derselbe ein Exemplar einer Seerotkt.
Virgularia Christii Koren und Danielten vor, welches Herr Hein-
rich Wolff, Fischhändler zu Bonn, dem Museum zum Geschetk
gemacht hat. Derselbe hatte es von der Nordküste Groasbritaniess
zugeschickt erhalten. Es war trocken in Papier gewickelt, uod nr:
Theü nooh mit den Papierresten verklebt. Durch Einweichen
Wasser während 24 Stunden lösten sieh diese Papierreste, und ibe
getrockneten Theile sobwoUen wieder an, so dasa das Exemplar skl
in Weingeist nitnmehr wieder aiemlioh gnt ansninrnt In dar Neii-
aee kommen drei Arten von VirgtHaHa tot, nimlidi F. «ssr«M
0. F. MfilL, fimmmrMca 8ars nnd OmtHi E. et D. ünler Y«^
aeigung der Ablnldungen wnrden die Yersohiedenheiteo dieser Art«
EndKeb besprach Derselbe die Monographie der Gatturr
Sinusigera d'Orb. von Craven, welche im 12. Bande der Ar-
nales de la Societe malacologique de Bclgique p. 105 erschienen i?'-
Dieser Band datirt vom Jahre 1877, ist dem Vortragenden al«??
erst jetzt zugesandt worden, also wohl auch erst in diesem Jabrt
aasgegeben worden. Von diesen winiigen Sehneoken» wekhe «ittsti
^ .d by Google
ä&t niederrlieuniolimi GatellBehftft in Bonn. III
eines aas Wimpeln hestebraden Schwimm apparatee auf dem hohen
Meere an der Oberfläche umhertreibeD, bat der Verf. 12 neue Arten
beschriehen und hübsch auf drei Tafeln abprehildet, 80 dass man
nunmehr 20 verschiedene Arten derselben kennt. Man hat vielfach
diese fast mikroskopischen Geschöpfe, von denen keines 1,5 mm
übertrifft, für embryonale Formen von bekannten grösseren Schneckeo,
namentlich Murez, angesprochen. Yerf. geht nun darauf auf» nach-
zuweisen, dass es wirklich ausgewachsene, eine eigene Gmppe
bildende Thiere find. Als Beweiagrfinde dafür führt Verf. an: sie
kommen oft in grosser JBSntfemnng, bie 720 Seemeilen^ von den
Kfieten vor» was ee tohwer erUftrUoh maoht, wie diese kleinen
Weaan lo weite Wege von ihren Bmtetfttten snrüoUegen könnten;
die fizemplare derselben Art amd immer von fast gleicher Grösse
und zeigen keine üeberg&nge aus dem embryonalen Zustande zu
einem erwachsenen ; obgleich Muriciden in allen Meeren vorkommen,
haben sich noch nie Siniisigera- Arien in den Nordmeeren gefunden;
die zierliche Sculptur der Schalen hat keine Aehnlichkeit mit den
glatten embryonalen Schalen anderer Schnecken; der Rand der
Schalenmimdang ist mit eigenthümlichen Ausbuchtungen versehen,
nnd hat ganz das Ansehen einer vollendeten Schale u. s. w. Der
Vortragende erkennt diese Gründe vollkommen an, und hat sich su
der Ansieht des Yerf. bekehrt. Ueber die Stellnng im System ist
aoeh gar keine Sioberheit gewonnen. Hanohe Antoren lihlen sie
an den Heteropoden, indessen scheinen sie do<di den Gastenqpoden
Eogesihlt werden su müssen. Die üntersnohnng des Gebisses würde
am besten In dieser Besiehnng Anfklirong Tersohafibn. Er copirt
freilich eine Abbildung der Radula von Sintisigera Hiudeyi Forbes,
indessen hat dieselbe wenig Aehnlichkeit mit der Radula anderer
Schnecken. Sie hat dreispitzige Mittelplatten und jederseits eine
Reihe Seitenplatten, die in drei gezälmelte Spitzen enden. Daraus
lässt eich allenfalls schliessen, dass sie in die Abtheilung der Rhachi-
glossen gehören, aber daselbst mindestens eine eigene Familie bilden
müssen. Arthur Adams sählt sie sa den Heteropoden und gründet
aaf sie eine besondere Unterordnnngi die er Braohiooeplialn nennt.
Hedlefnlflche Seelion«
Sitsung vom 21. M&rz 1881.
VorsitBender: Dr. Leo.
Anwesend: 14 Mitglieder.
Aufgenommen werden dieDDr.Feld^Krukenberg und Kochs.
Dr. Ribbert berichtet über eine neue Beobachtung be-
treffs der Bildung der hyalinen Harnoy linder. Er machte
Digitized by Google
112
SitBOiigibandita
dnnh lV»aifindige AbUemnraiig der BüerentHefie AHwinSaugS» hd
KaninclieB und ii^eirte den Thieren dinn Terdtente Arigribne
ins Blat. Das durch dio Glomeruli transsudirende Eiweiss geniu}
unter diesen Umständen schon innerhalb jener hyalin und farbu
sich nach der Erhärtung mit Millon*8 Reagens unter ErwamiG
schön roth. Es war also aus dem Eiweiss eine den hyalinen C^jUndem
entspreohende Masse geworden.
Dr. Kocks berichtet aber ein von ihm eingeschlagene*
Verfahren bei der Anwendung von Quellkörpern, weichet
den Zweck hat, die Gefahr der Infection ginslich sa eli-
miniren. Der Qnenkorper (Laminaria, Tapelo^ Preeaaehwaaia)
wird biemaeh nicht direot mit dem Gewebe (der OenrisechleimhBfll)
in BerfthmDg gebracht, sondern in einen etwa 90—26 cm langet
dünnwandigen Gammischlauch bis tn dem einen geschloaeenen Ende
desselben vorgeschoben und das Aufquellen des Körpers durch Ab-
füllen des unteren Schlauchabschnittes mit Wasser erzielt. Die znr
Durchtränkung des Quellkürpers erforderliche Flüssigkeit wird daher
nicht aus dem Serum der Gewebe, oder dem Secrete der Schleim-
haut gewonnen, sondern in sehr einfacher Weise aus dem am offenen
Ende unterbundenen Schlauche eingesogen. Eine Zersetzung in
Qaellkörper ist in Folge dessen nicht möglich und selbst in dieses
enthaltene oder ihm anhaftende Infecticnietoffe und niedere (hgir
nismen sind dnroh den impermeablen Uebenmg von dem inficatem
Gewebe getrennt nnd nneehidlich gemacht
Den enten Vennch machte Beda, mit einem Jarnier'aches
Tampon, den er, als lehütaende Hülle Aber den Stift gestreift W
nutzte, and dessen unterer Abschnitt mit Wasser gefüllt und abge-
bunden wurde. Dieser Versuch gelang gleich vollkommen, so dt«
bei einer Yirgo das Cavum uteri nach dieser ersten Dohnung
zum Fundus leicht palpirt werden konnte.
Einen weiteren Vortheil findet Redn. darin, dass der Quellkeeel
steh nicht mit der Cervioalschleimhaut verfilzt und diese also ba
Entfernung desselben nicht theüweise oder gans mit heraoiBS'
rissen wird.
In dem oben erwähnten Falle legte K. den OneUkegel an:
Tage Tor den erwarteten Menses eini nm also eine Erleiöhtemag Iv
die Dehnung, die in der Anflockemng des üterusparenchyms aai
der Neigung des ütems sich sn dieser Zeit ofanekia etwas n er
öffnen beginnt, an eraielen. IMesen Zeitpunkt bei also aeeptiscbff
Dehnung zu wählen, glaubt Redner empfehlen zu können.
Dr. Kocks theilt forner eine von ihm gemachte Beobachtua;
mit, bei welcher sich an der hinteren Scheidenwand genau in seifitf
Mittellinie und dicht hinter dem üymen beginnend, ein etwa 4 (m
der niederrheiniBcbeii QeBeUaebaft in fionn. llft
langer Blindsack befand, der mit Sohleimhant aingeUeidet als
BUdungefebler aufzufaeaen, fär dessen Entstclinng jedooh die Er-
klärung in der Entwickelang der weiblichen Gesohlecbtsorgane
schwer sn finden sei. Et handelt eich also gleichsam um eine Art
▼on Daplioit&t der Vagina, die jedoch keine laterale, sondern sagitale
iflt. Redner suchte vergebens in der Literatur nach ähnlichen Beob-
achtungen, glaubt jedoch die Entstehung der kleinen zweiten Scheide
auf abnorme Vorgänge im Genitalstrang zurückführen zu dürfen,
obno dass es ihm bis jetzt gelungen sei, sich eine befriedigende Er-
klärung zu geben.
Dr. Samelsohn berichtet über einen neuen Fall, in
welchem der Versuch zur Entfernung eines in den Innen-
raum des Augapfels eingedrungenen Eisensplitters mit-
telst des Elektromagneten gemacht wurde. Bei der Neu*
heit des bezüglichen operativen Yerfafarens ist jede Bereichenmg
der Kasuistik von Werth, und selbst unlustig verlaufende Fälle
▼ermogen das Verfahren zu verrollkommnen, falls nur die Ursache
des Misslingens genügend erkannt zu werden vermag. Der erste
an anderer Stelle pulilicirtc Fall betraf einen grossen Gussstahl-
splittcr, welcher aus den tiefem Lagen der Linse, woaellifit er wegen
der mittlerweile eingetretenen cataractuncn Trübung nicht geeehon
werden konnte, mit der elektromagin iisehen l'iueette glücklich her-
aus geholt wurde, mit welcher Entfernung zugleich die Existenz
des schwer bedrohten Auges erhalten wurde. In dem zweiten jetzt
zu. besprechenden Falle lagen die Verhältnisse noch erheblich im-
grfinstiger, da die Lage des fremden Körpers nur durch funktionelle
Prüfung ann&hemd erschlossen werden konnte. Es handelt sich
tum einen ScUosser, welcher 6 Stunden, nachdem ihm ein Eisens
Splitter in das rechte Auge geflogen war, bei dem Vortragenden
eich vorstellte. Es fand sich in dem untern iossem Quadranten
der Hornhaut eine kleine bereits verklebte Wunde, welcher eine
Spaltung des Pupillarrandes der Iris entsprach. Die Linse war
bereits sektoreuförmig getrübt, besonders in einem uacli unten aussen
liegenden Keile. So weit man dureh die klar gebliebenen Linseu-
theile den AugenhinteiT^rund wahrnehmen konnte, zeigte er sich
völlig normal, jedoch gelang es nicht den untern äussern Theil der
Netzhaut wegen der starken Linsentrübung zu erleuchten. Das
Sehvermögen betrug noch Finger auf 15 Fuss, das Gosicbtsfeld
seigte eine deutliche Einschränkung in einem nach oben innen be-
findlichen Sektor. Da es somit klar war, dass sich der fremde
Körper in dem untern äussern Theile des Auges befand, so war
der Versuch angezeigt, dessen Entfernung mit dem Magneten zu
ontemehmen: misslang derselbe, so blieb nur die Enudeation des
Angfapfels übrig. Der Patient konnte sieb nicht sofort zur Operation
Sitaoogsb. d. nicderrlxeia. UeaeUftciiATt tu Boim. 1681. B
Digitized by Google
114
fiitsimgtberidiite
I
entaohliesaen und kehrte «rst am n&chsteii Tage mit ftSrker g»-
trübter Linse und hegrinnender Iritis rarftek. ^ In tiefor Ciikmifofn*
narkosc wurd'j nun der Aup^apfel stark nach intiea oben gcrolK
aus der Conjunktiva am untern äussern Theilo ein Lappen voc
der Ciliargcgend bis zum Ae(juator gebildet und nun mit eineni
schmalen Staarmesser ein Schnitt durcli die Augenliäute in meri-
dionalcr Richtung angelegt, welcher in einer Ausdehnung von
8 mm Länge hinter der Ciliarkörpergegend beginnend ungefähr am
Aequator endete. Das Heraustreten einer trüben blutigen Flüwig-
keit bewies, das« der Schnitt die richtige Stelle getroffen hatte. £>
wurde sodann der Magnet eingeführt und Torsiehtig aliaa
Seiten getastet, jedoch vergebens. Aneh als der andere Pol dngs-
fUirt wurde in der Voranssetanng, dass der Fremdkörper mögtiehsr-
weise selbst magnetisoh wftre, folgte derselbe nioht Nachdem disse
Versnehe Tersohiedene Ifale erfolglos wiederholt waren, m aaste ?oa
der Fortsetsnng der Operation Abstand genommen werden, vad
wurde die Wunde durch Vcrnuhung des Conjunktivallappens ge-
deckt und die Eisblase «bpplicirt. Als nach zwei Tagen die Zeichen
eitriger Cyklitia auftraten, wurde das Auge enukleirt. Die Sektion
des entfernten Bulbus zeigte nun, dass der Schnitt den Sitz de?
Eisensplitters in überraschend genauer Weise getroffen hatte. De^
selbe lag dicht au dem einen Schnittrande eingebettet in ein 6Iat>
gerinsel, welches sich a wischen Netz und Aderhaut befand. Du
Ifisslingen der Operation war also allein daraof snrfiokstifiUireB,
dass der Magnet so weit in den Binnenranm des Angapfela geftkrt
wnrde^ statt dass es angeaeigt gewesen wäre die Wunde aelbst ia
Ihren dnaelnen Theilen mit der Spitze des Bfagtieten so dnrehtaska.
Für fernere Fftlle ergiebt sieh demnach in der Wnndregion mittdrt
des Magneten genau zu sondiren und dann erst zur Durchforschunf
des Glaskörperraumes überzugehen. Zu dem ersteren Zwecke dürfte
es jedoch nöthig sein ein kleineres Modell zur üand zu haben al^
das vorgezeigte.
AUgemeine Sitasiing am 2. Mai 1881.
Yonitaender: Prof. TroaoheL
Anwesend: 20 Mitglieder.
Prof. von Lasanlx berichtet über Untersochangen, die
er an einigen sog. kosmischen Stauben angestellt hat
um deren Herkunft aus ihren mineralischen Beatand-
theilen zu erkennen. Der von Nordenskjöld als kosmisci
oder vulkanisch angesehene Staub aus dorn Inlandseise Grönland.«,
den er Kryokonit genannt hat, ist nichts anderes als ein Detritu?
gneissartiger Gesteine; ein im Marz 1880 zu Catania gefallaaer
^ kj .^ .d by Google
der niederrheinlflehen GeseUsdiaft in Bonn. 116
Staub enUi< glcicbfallB fiberwiegend Beetendtheile rein sioiUamiohen
Ursprungs und ein mit den Sebneefätlen im December 1880 im
Nordwesten von Kiel niedergfegangener Staub läset ebenfalls seine
Herkunft von nahe gelegenen Lokalitäten erkennen. Der Vortragende
glaultt nach seinen Untersuchungen daher den kosmischen Ursprung
dieser Stauho ))ezwcifeln zu dürfen und sogar für den einzigen
Bestandtheil derselben, der überhaupt eine kosmische Deutung noch
zui&eety Dämlioh das in ganz geringen Mengen vorhandene gediegene
Eisen, eine terrestrische Entstehung durch Reduction von Eisenvor-
bindungen unter der Einwirkung orgeniecher Substanz, die in allen
diesen Stauben in vertehiedener Form yorhanden iat, annehmen sn
mflneen. Die nftheren Details der üntersnohung eind in einer in
Teeharmak's MitÜieilungen enohlenenen Abhandlung publieirt worden.
Per Vortragende legt forner vor künstlich von Herrn A.
von Schulten aus Heising fors, im Laboratorium des Col-
lege de France in Paris dargestellte Analcim-Krystalle,
die derselbe zu übersenden die Güte luitie. Dieselben wurden er-
halten, indem im gesohlossenen Rohre eine Lösung von Natronsili-
oai oder haustisoher Soda in Gegenwart eines thonerdereiohen
Glaaee 18 Stunden lang zu einer Temperatur von 180—190* 0. er-
hitst wurde. Die Wände des angewandten Rohres seigten sich dann
mit einer Rinde gelatinöser Kiesels&ure übersogen, in welcher sahi-
reiche kleine IcositetraSder von Analoim inneliegen, die durch Auf*
losen der Kieselsäure mit Natronlauge isolirt werden konnten. Die
Art der Darstellung entapriclit sehr wohl den Vorgängen, die bei
der Bildung mancher Vorkommen des natürlichen Analcims obge-
waltet haben mögen. Hiisae Lösungen von Natronsilicat im Con-
takt mit thonerdehaltigon Mergeln, durch welche sie hindurchdringen,
sind s» B. gewiss die Ursache der Entstehung der schönen Analoime
von den cyklopischen Inseln bei Catania gewesen, wie deren Vor-
kommen es durchaus wahrscheinlich macht. Das optische Verhalten
der Ideinen kfinstlichen Analcime zeigt eine ToUkommene Analogie
mit natiirlichen Erystallen. Herr von Schulten Issst dieselben
naeh Blallard's Vorgang als PenetrationsTierlinge auf. Die Basis
jedes IndiTidnums ist die Oktaederfl&che, die Spitze liegt im Centrum
des Icüsietlraeders. Mit der Deutung, die der Vortragende den
Krystallen des Analcims von den cyklopischen Inseln gegeben, deren
anomales optisclies Verhalten er auf Spannungsvorpfänge zurückführt,
scheiucQ die Erscheinungen an den künstlicbeu Krystallen dann
freilich nicht ganz übereinzustimmen.
Der Vortragende legt endlich vor: Prof. Orazio Silvestri:
Ricerche chimiche suUa composizione dclle aequo del
Fiunio Simcto inSicilia e delle acque potabili di Catania.
Catania 1880. Eine ganz ausserordentlich gründliche Untersuchung,
116
Sitzangtberichte
in der beioDderes Gewicht «ttch auf die Sehwenkoogen in der Zn-
samiiieiiMttiing der Wasser naeh den ▼enchiedenen Jahreneifteo g^
legi wird. Ffir üntorsaGbungen fthnlieber Art im Intereeee der
öffentlichen Gesundheitspflego dürfte die Arbeit als ein Maater ht-
zcicliuut werdcD.
WirU. Geb. Ratb von Deoben epracb Über eine Mitibti-
lung von Dr. Fr, Goldenberg über A n thr aeoblatÜBi
Scudderi und ist hier nur zu bemerken, dass die Notiz des Auton
in den Verhaudiungen des naturh. Vereins veröffentlicht wenki
wird.
Derselbe gab ferner Nachricht über die Auffindung von einictt
Säulen aus dem Kalksinter des Bömer-Canais an der Burg
Dankwarderodc in ßraunschweig, über welche Geh. Kammerratb foo
Strombeck daselbst ansfübrlicbere Notix für die Verbandliuigen dei
natnrb. Vereine au liefern vereprocben bat
Dr. Bertkau verliest folgenden an Herrn Professor Andrs
geriobteten Brief:
Spute der Dmok des Jabrbuobes nocb nicbt fertig geeteOt
leln, so möebte es sieb vielleicbt empfeblen, meinem Anfbatse ^Waa-
demde Töne* noeb eine knrse Notia beiangeben. leb erhalte niai*
lieb so eben eine Mittbeilung, wonach das Pbftnomen neaerdiags
wieder beobachtet worden istl und scheinen die Umstände, unter
denen dasselbe auftrat, meiner ausgesprochenen Vermuthung, d^--
es aus einem Conflikt von kalten und wärmeren Luftströmunj^rei
hervorrrehe, Bestätipunp zu verleihen. Es wäre damit also dem
Experimentiron ein ziemlich sicherer Ausgangspunkt firtboten. E'
hält sich nämlich zur Zeit in Thronecken behufs forsttaxatorischer
Arbeiten der Oberforster-Candidat Herr Gericke auf; derselbe erlebte
die Erscheinung und berichtet mir darüber; iob beehre nuch, aai
seinem 'Briefe das Weeentlicbe wörtlich folgen an lassen.
,Am 6. Deoember vor. J», einem herrlichen Morgen, war kk
Mh in den Wald gegangeni nm im Thal awisofaen FoohssleiB onl
Erbeskopf') forsttaxatorisobe Arbdten voraonebmen. Es batie slaik
gereift nnd der Boden war gefroren, so dass ieh znm erstenmal aeit
meiner Anwesenheit in Thronecken (seit Ende September) Scbnk«
anzuziehen wacrte. Hei dem völlipf klaren Himmel wirkte die Sonm
dermassen, dass ihr im Laufe des Vormittages Reif und Frost, selb-:
in geschlossenen Beständen, weichen mussten, und dass ich trotz
verhältnissmässig leichter Bekleidung zu schwitzen begann.
mochte awischen 1 nnd 2 Uhr sein, als ich mich im Ehlerbruck
1) Zum VerstA&dniss dieser Mittheilung vgl. VerhandL i
Naturh. Vor. d. preuss Rheinl. u. Westftdens 1880 p. 161 £
2) Das Eöderbachthal
der Diaderrfaeimsoheii GeBdlscbaft in Bonn.
117
(Fontdittrikt 210) befand % da meinte ich wiederholt leieee eigen-
thilmliehes S&neeln über mir zn hören, dem ich jedoch weiter keine
Beschtong schenkte. Punkt 2'/« ühr kam ich Tor dem Ehlerweg
an die auf Ihrem Situationsplan durch Pfeil angedeutete Stelle')
(Grenzstein Nr. 1 der DouselVi.icber Försterwiese) als ich stutzte,
denn über mich zogen laute Schallwellen weg, bald näher, bald
ferner erklingend, so dass ich nach der Uhr sah und überlegte,
wo wohl Glocken geläutet würden, die hier so eigenthümlich
vibrirend naohklängeo; es warea dieselben Töne, die ich eine
Stande vorher bedeutend leiser gehört hatte. Von Malborn konnten
•ie nicht herrühren, dapn hätte ich deutlich die einzelnen Schl&ge
onteraeheiden können, snmal der Wind gerade von dort her
am Fnehettein vor bei wehte. Zwanzig Minnten lang hdrte ioh
dieee lauten Töne, deren Höhe ich nicht beatimmen kann, da ich
gar kein motikaliaohea Gehör besitse, bia sie leiser worden and all*
mählich yerstommten*.
Aua dem übrigen Inhalte des Briefes geht hervor, dass. der
Erzähler vollkommen unbeeioflusst war, er sagt, er habe wohl vom
.,tönenden" Thale gehört gehabt, habe aber als solches das Ilohl-
triefbachthal gehalten und sei sehr überrascht geworden, als ihm
ein paar Tage später Oberförster Mirow mein liüchclchen geliehen
and er daraus ersehen habe, dass „Jahreszeit, Wind und Wetter
fast gfenaa mit den von mir beobachteten Umständen überein*
stimmten''. Sp&ter hat er bei „annähernd" &hnliclien Verhältnissen
das Thal besacht, aber nichts wieder gehört
Ala das Interessanteste erseheint in diiesem karaen Bericht
aHerdinga die erwfthnte UebereinsUmmang, man kann danach nan
wohl, ungefähr wenigstens, benrtheilen, wann man Hoffnung hegen
darf, die Erscheinung wahrzunehmen.
Die in den periodischen Zeitschriften mehrfach erschienenen
Berichte über das augenscheinlich gleiche Phänomen sind Ihnen,
hochgeehrter-Herr Professor, wohl nicht entgangen ; es ist erfreulich,
wie nun mit Einemmal von allen Seiten Material herbeigebracht
wird, zuletzt in Nr. 106 der Kölnischen Zeitung, worin d«r Afrika-
reisende Dr. 0. Lena, trotz Herrn Lübbecke, wieder den Sa^d
tönend macht.
Sollten Sie^ hochgeehrter Herr Professor, der Ansicht sein,
lasa Toratehender Bericht sich auch der Theilnahme Sr. Exeellenz,
ies Herrn Dr. von Dechen, erfrenen dörfte, so wfirde ich mir
lie Bitte gestatten, dmn hoohyerehrten Herrn davon Einsicht gehen
m wollen.
Genehmigen Sie etc. , H. Reuleaaz.
1) Aus einem beigefügten Planchen geht hervor, dass CS die
Stelle war, wo in meiner Karte das Wort MEhler" steht
118
Sitsnngsberidiie
Major von Roehl legte die aeaeite Arbeit des Dr. Manne
die Cirripodien und Ostraeoden der weisseu $chreibkrei6?
der luacl Rügen, vor. Vom genannteu Schriftsteller war 1878 er
schieneu: Die Foraminifcren derselben Lokalität. Ferner einige TriU-
biten, welche die Firma Dr. Erantz von Vallongo in Portu^ai
District Porto, erhalten hat. Dieselben erscheinen von beiden Seilet
sasammengedrückt, haben im Thorax 12 Glieder, im Pygidium 6,
scheinen der Gattung Ellipsocephalus Zenker anzugehören. Du
Gestein seigt grosse üebcrcinstimmung mit den Coblenzer Schicbts
der älteren rheinischen Grauwaoke. Au&Uend bei den TrilobileB
lind die Umschläge der Pleuren; dieselben sehen ans wie hintige.
gewimperte, in der Mitte mii einer schwachen Furche Temheae
Schwimm- oder Rnderfasse, wie deren bei einigen DelnpodeB fer>
kommen* Dr. Yolbreeht in seiner Abhandlung über die mk
glatten Bumpfgliedem versebenen russischen Trilobiten beseidttet
dieselben als Pandersche Organe und vermulhet, dass dieselbes
wahrscheinlich zu den Füssen der Trilobiten in naher Verbind^
stehen und hierunter häutige Ruder-, nicht Schreitfüase zu verstt^iiÄ:
seien. Wird dieses allgemein anerkannt, so würden die TrilobiteL
weder zu den Isopoden noch zu den PhjUopoden, sondern zu da
Dekapoden zu zahlen sein.
Dr. Angeibis bespricht kurz die glacialen Friktioa^
ph&nomene im Bereiche des norddentscben DiluTiBBs
und knfipft daran folgende Bemerkungen.
Mnrchiaon aohreibt in seinem Werke j^Geologie dee em
paischen Busslands und des Urals'* (bearbeitet von 6. Leoohari
1848), indem er gegen die sog. Gletaohertheorie polemisiri: «W^
hatten selbst Gelegenheit, auf der Oberfläche der niedrigen IIöj
von KohlüJikalksteiii auf dem rechten Rbeinufer bei Düsseldorf
beobachten, wie die von dem darüber liegenden Grus befreiten hocb
geneigten Schichten bedeutend gestreift und geglättet sind, als •
eine grosso Last darüber hin bewegt worden wäre, an deren Bs*^'
Sand als polirendes Mittel diente. Alle diese Thatsachea sind d
nämlichen, wie sie gewisse Gegenden auf den brittischen Insek
aufzuweisen haben.^
Da seitdem die von Murohison hier in Ver^leieh g^
BOgenen brittiaofaen Vorkommen als unzweifelhaft von Oletodfesr
herr&brende Friktionsersoheinungen erkannt worden sind, ao siu^'
der Yortragende auf Yeranlassung des Herrn Qeheimrathea Dr. tos
Dechen Excell. Mnrchison's Angaben über ähnliche ErsobeiBaa*
gen in der Umgebung Dftseeldorfs aufs Neue zu prüfen. Die tsc
dem englischen Geologen beschriebenen Streifnngen und SchlifTtlächft
konnten zwar nicht beobachtet werden, da es jetzt an frii*^ i. ^ .
blössten Gostoinaabhäugen fohlt, doch zeigen dio gcognosti^^e-
Digitized by Google
dar Diederrheiniscbea Gesellschaft in Bonn. 119
VerbältniBse^ dass Murchison's Beschreibungen in keinem Falle
%nf Gletseherspnren bezogen werden können. Alle in der Umgebniig
von Düsseldorf bekannten Kohlenkalkpartien werden nämlich von
michtigen Lagen eines tertiiren Sandes, der durch seine sahl«
reichen Yersteinenangen (solche sind besonders yon Qralsnberg be-
kannt) charaktorisiri ist, bedeckt. Zur Zdt der ?ergleis6h«mng
einee Theilee von Korddeatschland waren ako diese Sande bereits
abgelagert und es bitten demgemftss FriktionsersoheinungeD aof dem
festen Kohlenkalkatein erst nach vorheriger Zerstörung der ihn
überlagernden Sande hervorgerufen werden können.
Wird die südliche Verbreitungsgrenze skandinavischer Ge-
steine auf der Karte durch eine Linie markirt, wie dies auf von
Dechcn's geologischer Karte der Rheinprovinz und der Provinz
Westphalen mit grösster Genauigkeit geschehen, so ergibt sich, dass
aimxntliche Kohlenkalkpartien ausserhalb des Verbreitungsgebietes
der Bordischeii Geechiebe fallen. Die Linse, welche die südlichste
Verbreitung derselben angibt» sieht von Kettwig a. d. Ruhr nach
dem Bheinthale, liest aber Lintorf, in dessen Kfthe sich das nörd-
liehste KohlenksJbrorkommen findet, etwa VsS^Q^^® südlich liegen.
Sollte die Vergletsohemng Norddeutsehlaads überhaupt Ins
in unsere Gegend gereicht haben, so dürften die Spuren davon wohl
nur nördlich von dieser Linie zu suchen sein.
Hauptmanna. D. Th. Hoff mann berichtete über die Trache-
liastGS Mourkii. welche vor etwa drei bis vier Jahren an kleinen
Fischen aus dem bei Turnau (Böhmen) fliessenden Bache Stebenka
TOD Herrn Theodor Mourek bemerkt wurde und durch Herrn Pro-
fessor Dr. Fritsch in Prag bei ihrer näheren BeBchreibung su Ehren
des Entdeckers Mourkii benannt worden sind. Das £igenthnmliche
dmran ist, dass in der gansen Gegend diese Tr. M. sonst nicht weiter
Torkommen, als nur in dem Bache Stebenka. Selbst in der Iser,
in welche die Stebenka mündet, sind diese Parasiten an den Fischen
nicht SU finden gewesen. Dieselben sitsen bei den damit behafteten
Exemplaren zu vier bis sechs Stuck an den Bauch- und Rücken-
flössen und zeigen, wenn der Fisch gefangen wird, viel Leben. Die
vorgelegten Exemplare verdankt Herr Hauptmann Hoffmann in
seiner Eigenschaft als Inhaber der Firma Dr. A. Krantz der Freund-
lichkeit des Herrn Franz Schlechta in Turnau und nahm Gelegen-
heit, in dankbarer Erwähnung desselben die interessante, wohlprä-
paririe Gabe dem hiesigen soologischen Universit&ts-Mnseum su
überweisen.
Professor Trosohel theilte mit, dass ihm durch die Güte des
Herrn Forstmeisters Sprengel ein junger Behbook, Spiesser,
sngesehickt sei, der im Kottenfont todt aufgefunden war. Es wurde
190 Sitsimgtberichte I
gewünsoht, die Todesnmclie des Thieres za erfahraou Bei
Section ergab sieh» daes die Haai sich nicht mehr vom AaettoplBn
eigne, da die Haare nicht mehr hielten, und schon mehrere InUe
Stellen vorbanden waren. Schon inaterlich zeigten sich an mehreieD
Stellen zwei {▼loiobweit von einander entfernte Locher, die anf den
Biss eines KuuhLhieres scbliessen Hessen, Fuchs oder Hund. Xac': |
dem Abbalgen fanden sich so sturke Verletzungen, im Fleisch und j
am Skelet, dass mau die nächste Todesursache auf den Angriff eine? |
Raubtbiers zu schieben berechtigt war. Die Brüche am Skekt j
waren aber derart, dass sie kaum von dem Raabtbier allein herzu-
rühren schienen ond es wurde vermuthet, dass auch ein Mensch, |
etwa darch Schlagen mit einem Stock dabei behilflich gewesen wia
mochte* Die Hanptbisse waren am Nacken erfolgt, nnd ein Bsb*
Wirbel war gans serstört» dabei war der linke Ünteridefer ss^
■dhmettert, das rechte Schulterblatt war in mehrere Stöcke wet" '
hroehen, nnd der rechte Oberschenkel war gleichftüls ser^littari '
So konnte es nicht zweifelhaft sein, dass dnreh diese YerletzoDgen
der Tod notliwondif^ hatte erfoljj^en müssen. |
Auffallend war dabei, dass das ganze Thier ungemein abge- |
magert war. Bei der weitereu Section fand sich denn auch dafür |
die Ursache. Der ganze Schlund war nämlich mit F liefen- j
maden erfüllt, die noch lebendig waren und von Herrn Dr. Bertkau
als Cephenomyia stimulator Clark bestimmt worden. Diese £^
scheinang erklärte die Abmagerunpr des Rehes nnd zugleich, dass et
leicht in seiner Mattigkeit dem Raubthiere aam Opfer fallen konnte
Dass diese Erscheinung gegenwärtig nicht Yereinzelt in dem hiesigcD |
Rebbestande da steht, ergab sich dnrch die Znsendung eines zweites
Spiessers, den man im Walde todt gefunden ^atte, der gleichfsOi
abgemagert und von den Maden im Schlünde behaftet war, fnSÜA
ohne irgend welche sonstige Ver^'undunpfen. Hier schienen also die
Maden zum Tode geführt zu haben. Jedoch ?oll auch die Lel>er
ganz zerstört pnvcsen sein, und voller Geschwüre, was leider der
Vortrajrende nicht selbst gesehen hat, da der Rehbock ausgeweidet
war. Herr Forstmeister Sprenpfel hatte schon dem Vortragenden
mitgetheilt bei der sichtlichen Abnahme des Hchstandes habe er
das Abschiossen in diesem Jahre von i8 Stück aaf 16 reducirt.
Der Vortragende nahm nnn Veranlassung n&here MittheUungea
ftber die Lebensweise und Entwickelung der Lanren der Oattnng
Gephenomyia zu machen. Die Fliegen suchen sich unter grosssr
Beängstigung der Rehe den offenen Nüstern zu n&hem, und doii
ohne sich festzusetzen im Fluge einen Tropfen Flüssigkeit abznsetiso,
in welchem einige lebendinrc kleine Maden sich bereits entwickdt
haben. Dieso veranlapsen das Reh zu niesen nnd sich unwirsch so
betragen. Sie vorlassen mit dem Eintritt der ersten Häutung die
Nasenhöhle und wandern in die Racbeohöhle. Wenn die Madeo
der DiedcrrheiiiiBchiD Gesellschaft in Bouu.
121
5ur VcrpuppuTipf reif sind, verlassen sie das Wohnthier durch die
S'ase oder den Mimd, verkriechen sich an einen ^geschützten Ort
md verpuppen sich bald. Die Puppenruhe dauert 21 bis 40 Tage.
)ie Qualen der Hebe durch diese Paiasiten müssen sehr hart sein.
Anfangs wird die Nase oft blutig und wund, und häufiges Niesen
ieigt den Einzug der unwiilicommenen G&sie an; später tritt ein
weit dnroh den Wald hörbarer Husten ein, ein Zeichen, dass die
tfaden in die Raohenhöhle und den Schlund eingewandert sind und
ier beständige Hustenreis, sowie die g&nzliche Erföllung der
ftaebenhöhle mit Maden hindert die Aufnahme hinreichender Nah-
'uug. Wenn das Reh die schwere Krankheit bis zur Auswanderung
ler Maden übersteht und auch nicht in seiner Mattig-keit von einem
^aubtbiere getcHitet wird, dann mag- es vielleicht wieder gesunden
md kräftig werden, aber jedenfalls entsteht durch diese schlimmen
iäste, wenn sie sich häufiger einstellen, dem Wildstande ein empfind-
icher Schaden. Demselben entgegenzuwirken möchten schwer Mittel
gefunden werden.
Hedizlnlscho Seclion«
Sitznng vom 16. Mai 1881.
Vorsitzeuder: Geh.-Rath Busch.
Anwesend: 26 Mitglieder.
Aufgenommen wurde Herr Dr. Obkircher.
Dr. Zartmanu legt Rechnung ab über das vorige Jahr.
Geh.-Rath Busch berichtet den Eingang der Brosolv&re:
ATilliiis als Primaner und fordert zur Zeichnung auf.
PM>f. Ensch theilt auf Wunsch des Herrn Hins kun seine
leobachtnngen Uber die Heilwirkung des Phosphors bei
Cnocbenkrankheiten mit. Es lag nahe, dass gleich nach dem
Srsclieinen der interessanten Arbeit des Herrn Wegner ausgedehnte
Ersuche über die Wirknnpf des Phosphors bei denjenigen Kränk-
elten gemacht wurden, in welchen der Skelettheil iles Knochens
bgenummen hatte bei gleichzeitiger pathologischer Zunahme der
on der Knochenrindo eingeschlossenen und zwischen den Kuochen-
alkcn befindlichen weichen Gcwebstheile. Am meisten Ilofi'nung
eg^te B. von der in kleinen Dosen geschehenden Anwendung des
^hosphors für die Behandlung der Caries, besonders bei Individuen,
eren Knochenwachsthum noch nicht beendet war. Herr Wegner
istte geieigt, dass in dem während der PhosphorfBttening vom
^erioate her entwickelten Knochen eine auf Kosten der Gef&ssrftome
£T HaversisoheD Kanäle verdichtete Knochenmasse sich befinde und
MS ancb die vor der Fiitkerung gebildete Bindeiunibstaiis der
122
Sitzungsberichte
Röhrenknochen in ähnlicher Weise sklerosire, wie die während der
PhosphorfätteruDg neutrebildete. Ferner hatte er gesehen, daat nidt
nur das in den Maschen der Spongiosa und das im Umfange de:
Gefasae in den Haversiacliett Kan&len befindliche Markgewebe tkoü-
weise in Knochen fibergebt, sondern dass aacih ein Tbeü des die
grossen Knochen fallenden Markgewebes den ossificaiorisehen Pioe«
eingeht, indem die peripheren Sehiditen desselben mknodben, lo
dass die Markhöhle enger, die compacte Rinde dicker wird. 1k
nnn bei der Caries im Ganzen und Grossen die entj^ecrengesetit«
Verh<nisse vorliegen, indem auf Konten der Knocheubalken in de:
Spongiosa ein weiches Gewebe sich entwickelt und eb-?nso in dec
Röhrenknochen die Rindensubstanz, abgesehen von Jen zufalliget
Osteophyten schwindet, während die Höhle einen piosseren Raum
einnimmt, so konnte man ho£fen, dass in den überhaupt heilbarea
Fällen die Phosphorgaben eine schnellere Verknöcherung der peri-
pherischen Schichten des pathologisch entwickelten Weichgewebs
bewirken ond solide Avsheilong der Knochen herbetf&bren wMss.
Leider kann B. nichts Ton einer Best&tagong dieser Hoflfioiung bi-
richten. Es kamen in leichteren Fällen natürlich aaob HeUnnges
bei der Phosphorbehandlung vor, aber es ¥rar nicht in eehlagender
Weise festzustellen, dass diese Behandlung einen wesentlichen ünt^
schied in Bezug auf die Zeitdauer, verglichen mit den auf andere
Weise behandelten Fallen, hervorgebracht hätte. Dasselbe, wie vc-
der Behandlung der Curies kann B. auch von der Behandlung der
Rachitis sapfeu. Auch hier kamen bei zweckmässiger Regelung de:
Diät im weitesten Sinne des Wortes unter der Phosphorbehandhug
manche Heilungen vor, aber niemals in so schneller Weise^ dass der
Behandlung an sich ein weeentlicher Einfluss zugeschrieben werden
konnte. So schnelle und gründliche Umwandinngen» wie wir ais ii
dem neagegrflndeten Godesberger Kinderkrankenhaose sehen (wekhea
freilich für die Ernfthmog gans andere Mittel an Gebote ttdhen, mt
einem gewöhnlichen Hospitale), haben wir bei der Phosphorbebsni-
lung nicht beobachtet. Dagegen kamen von der viel teHeosra
Osteomalaoie, wenn auch nur zwei, Fälle zur Beobachtung, bei welcher
unserer Meinung nach die Ileihmjij nur auf die Pbosphorhebandi^. .
zurückzuführen ist. Der erste Fall, welcher wegen der weit<3n Ent-
fernung des Wohnortes des Patienten nur ein Paar Mal (restbes
worden ist, betraf eine verhältnissmässig blühend aussehende BaaeT-
frau von 30 Jahren, bei welcher sich die Krankheit im drittem
Wochenbette entwickelt haben sollte. Wir sahen dieselbe ein halb«
Jahr nach der Entbindung. Die Kranke klagte über die grösst«
Beschwerden beim Stehen und Gehen, welche iu der letstea Zeil «
angenommen hatten, dass die Patientin sich anr mit groaaer Mike
vom Bette bis au einem Stuhle begeben konnte. Bei den Stekss
und Gehen war es anffidlendy dass die Patientin die Beine in ataikar
der niederrheinisehoii GeaeUscbaft in Bonn.
128
AddootionssteUnng auftetste. An kttnem Skeleitknoolien mit Ant*
nsiime des Baokeot lienen tioh objeotiv nachweisbare Veränderungen
oonikatiren; an dem Beeken waren jedoch an anierem Erstaunen in
der verhältnissmässi^ kurzon Zeit dio grössten VeräiKlorunpfen auf-
j^etretcii. Das Becken erschien aeitlicli zusimiineugedrückt, die Sym-
physe spran;^ schna))elforniig vor, wovon man sich deutlich durch
die äussere und innere Untersuchung überzeugen konnte, indem die
horizoutaleu Scharaboinäste winkelig eingeknickt waren. Wir ver-
ordneten absolut ruhige, horizontale La^e während eines Yicrtel-
jmliree und den Gebrauch der Wc^ne rächen PhosphorpiUen. Ale
ana die Patientin nach Ablauf dieser Frist wieder aogeführt wnrde,
yimr aehon eine namhaft grössere Sicherheit beim Stehen und Gehen
aa bemerken, aber doch noch nicht so viel, dass wir die Behandlung
so siatiren wagten. Nach abermals awei Monaten ging die Patientin
nngestfitit die Treppe herauf, bewegte sich gans frei und behauptete
keinerlei Beschwerde mehr zu fühlen. Bei der Untersuchung^ zeigte
sich, dass die übrip^en Skelettknochen ihre normale Form behalten
hatten, dass aber die patholof,ä8che Form des Beckens, wenigfstens
so weit wir es beurtheilen konnten, sich nicht geändert hatte. Der
zweite Fall war coni[)licirter und deswegen interessanter, weil wir
ihn längere Zeit hindurch beobachten konnten. Bei einer fünfzig^
jftbrigeii Dame hatten sich seit einiger Zeit intensive Schmerzen im
rechten Oberarme eingesteUti welche sowohl spontan als auch bei
Druck auf eine etwa aolllange Stelle unterhalb des Deltoidansatsea
eintimteD. Da der Knochen in seiner Dicke nicht Terftndert war,
»ooh Form und Richtung des Schaftes dne gana normale war» so
nahmen wir einen endostolen entaftndlichen Procesa an» machten
atftrke Jodpinselungen und gaben innerlicl^ Jodkalium und spftter
Kalksalze bei gleichzeitigem Gebrauche von allgemeinen Laugen-
bädern. Als aber nach mehrwöchentlicher Behandlung gar keine
Aendenmg des Zustandes eingetreten war, wurde seitens der Patien-
tin jede Behandlung aufj^egeben. Fitwa '/^ Jahr später wurde ich
abermals zur Consultation gerufen und war erstaunt über dio in
dieaer Zeit zu Stande gekommenen Veränderungen. Die an sich
aohon früher nicht wohlgenährte Kranke war zum Skelette abge-
magert Sie war eigeotlidi gana auf das Lager angewiesen und
konnte nur, wenn sie unter beiden Achseln gestfitzt wurde, stehen
und mthselig ein Paar Schritte mit starker Adductionsstellung der
Beine gehen. Dabei erschien sie um mindestens einen halben Eapt
kleiner ala frfiher, indem eine gewaltige Kyphose der Brust- nnd
I^ordose der Halswirbel entstanden war, dnrch welche letztere der
Kopf fast zwischen den Schultern zu sitzen schien. Schlüsselbein
and die Tlioraxknochen verbop^en, die Oberschenkel gekrümmt, so
dass die beiden normalen Bie^ami^en des Femur stärker aus^'csprochcu
waren, die Tibiae hiogegou gerade. Am stärksten waren auch hier
12i
SitzuDgBberiohie
ä'io VerbildiiDgeu des Beckens und 2 war ebenfalls im Sinne des seü-
HchüD Zusammeud rücken 8 der Darmbeinschaufeln und des sfüi
sohnabelförmigen Vorspringena der Symphyse. Merkwfirdigem«»
zeigte du Os homeri, an welehem zaersk sicli sabjeotive Symyto—
gezeigt hatten, anob jetzt keine wahrnehmbare VerlDdenuig. IHest
Patientin bat. abgesehen von kleinen Unterbreehongen. welehe 6mA
znllUige anderweitige Indispositionen bedingt worden, die Wegner*
sehen Phoppborpillen anderthalb Jahr lang genoininon. In den erstes
Monat ou war die Kranke noch ganz au das Bett nefesselu nAch
etwa 7 Monaten war si« im Staude mit einem Krückstöcke ein Paar
Schritte zu geljen und jetzt hewcjCit sie sich schon seit ein Paar
Jahren ganz frei umher. Sie ist fredich so zuBammengcschnarrt ge*
blieben, wie sie am Anfange der Behandlung war, die Abnahme des
Kubikinhaltes der Rumpfböhlen durch die Verkrümmung des BompFai
hat ein Herzleiden znr Folge gehabt» aber die Knoohen, weiche
firilher wegen ihrer Erweiohnng den Dienst Terstgten« sind in Fotga
der Behandlung wieder fest nnd hraaehbar geworden. Jedenfells ist
et nach soloher Beobadhtnng werth» darauf hinznweiMiiy daea Bmt
Wegner ohne eigene positive Beobaohtung Tom theoretiidheii Stand-
pankte aus gerade für die Osteomalacie den Phosphor als ein wahres
Antidot l)ezeichuotc, indem durch den von ihm bervorgerufericu Heiz
aus weichem ostragenem Gewebe sich abnorm dichter, harter Knocheo
bilde.
Professor Binz machte zo dieser Mittbeilong folgende DaiMr
knngen :
Die beiden Fälle regen hoffentlioh an weitem Yeraooheo aa
Menschen in einer Knoohenkrankheit an, der man hie jetat nlUes
gegenüber stand. Theoretiseh dringt eich die Frage anf, wie die
Heihmg zustande kommt* Man ist ▼erraobt, zunftohst an die Zsfokr
des fehlenden Materiales für den Knochenbau zu denken, timKeh
wie man das bei der Anwendung des pbosphorsauren Kalks siek
vorstrllt. Dl III t<tehen jedoch die auf experimenteller Grundlage be-
ruhenden Krwä^i^nngeu entgegen, die Wegner seinen Versuciicii hin-
zugefügt hat. Der i'hosphor übt einen formativeu Reiz auf du
Knochenfrewebe aus, der bei der vorsichtigen I)ü«iiruniT nicht srofs
genug ist, das Gewebe durch Ueberreiz bis zur Nekrose zu treibeOf
aber doch gross genug, um dessen Wachsthum zu beschleunigen.
Ich möchte dieser Deutung nun die weitergehende hinzufügen,
dase der vom Phosphor ausgeübte formative Reiz innerhalb des
jungen, weichen mit Protoplasma durohaetzten Knoohengewebee sa-
rfiokzufnhren ist auf eine gdinde Steigerung der Oxydataoaeo m
diesem Gewebe. Zu dieser Deutung führt mich die Thatudie, dass
zwei andere ohemische Körper, die in der lussem Ereeheinung tob
gelben Phosphor weit abliegen, in dem Knochenwaohsthttm dteeeihs
der niederrheinischen Gesellschaft in Boon.
125
leisten wie der Phosphor, und dass ferner diese drei Körper zusam*
meii nnTerkeonbare Begebungen zum Sauerstoff und dessen Activi-
niog besitzen. Jene zwei andern chemischen Substanzen sind die
trsenige Sftore und das Pyrogallol (Pyrogallussänre). £s liegen
darüber Tersnelie Yor von Maas (Tageblatt d. 46. Vers. d. A. n. N.
so Leipng 1872. 8. 171) nnd von Oies (ArehtT f. exper. Patb. a.
Pharm. 1878. Bd. 8. 8. 175 ff.) and von dem Vortragenden und seinem
Assistenten H. Schulz (dasselbe ArobiT Bd. 11, 18 u. 14). Maas
berichtet, er habe durch Phosphorfätterung von Thieren die gleichen
Resultate der Kuochenablagerungfn wie Wegnei erhalten. Da er
die Phosphoreiriwirkung auf Entziehung einer grösseren Mengo Saucr-
sto(F aus dem Blute basirt ghuihte, so nuichte er auch Fütterungs-
versucbe mit andern den Sauerstoü' entziehenden Mitteln, besonders
mit dem Arsenik und dem PyrogalluL Mit beidem hat er die näm-
liehen Knochenablagerungen eriialten, am besten mit der arscnigen
Säure. In grössern Gaben erzeugt der Arsenik gleich dem Phosphor
die bekannte Knochennekrose. — Die Ergebnisse Ton Gl es an Ka-
ninohen, Hahnen und jungen Sohwoinen, die er mit sehr rorsichtigen
Gaben Arsenik gefüttert hatte, fielen ebenfalla sehr beweisend aus,
m dat ein Blick auf die beigefügte Figurentafel mit ihren Knochen
and Neugeborenen vom Kaninchen lehrt. Aus dem Jahre 1868 liegen
swei Ähnliche Fütterungsversucbe von Koussin vor; altbekannt ist
die günstige Wirkung auf das äussere kurperliche Aussehen des
Arseniks in vorsichtigen Gaben bei den Arsenikessern Stcyermarks.
Maas' Erklärung, die Wirkung der genannten drei chemischen
Korper — Phosphor, Arsenik und Pyrogallol — basire vielleicht
auf einer Entziehnng des Sauerstoffs, passt deshalb nicht gut,
weil die sehr kleinen Mengen Phosphor und Arsenik gegenüber der
Fülle des Sauerstoffs, der von dem Hämoglobin stets neu herange-
bracht wird, in dieser Beriehung Terachwindend sind. Ferner kum
man siofa gewiss TorsteUen» wie die Entziehung des Sauerstofis die
Gewebe zur Atrophie nnd Entartung ffthrl, kaum aber, wie dadurdi
ihr physiologisches Wachsen in geradezu stannenerregender Weise
angespornt und befördert wird. Die Schwierigkeit des Yerstftnd-
Disses für die betreffende Wirkung aller drei Körper wird zumTheil
gelöst durch den von mir und H. Schulz geführten Nachweis, dass
lebendes protoplasmatisches Gewebe auch ohne den Sauerstoff des
Blutea aus der ar3eni;_'on Säure die höh( re Oxydationsstufe Arsen-
fiäure schaflt uml dass dasselbe Gewebe ans der Arsensäure sogleich
wieder die arsenige Säure macht. Dieser doppelte Vorgang bedingt
gemäss dem heutigen Standpunkt der chei^iif^chcn Lehre eine un-
nnterbroehene Aettvirung des Sauerstoffs. Unter ihrem Einfluss
werden protoplnsmatische Gewebe zu erhöhter Th&tigkeit, d. i. in
Tortiegendem Fall zu Yeratftrktem Wachsthum angeregt, nicht viel
ZBdera nie wenn man gewisse addecht grannlurende Fttohen mit
126
SitKoogBberiohte
einer Lösuug des leicht zu reduoirenden Salpetersäuren Silbers oder
TOn Chlorkalk bohandelU Das in dem Knochenmark in grosser Menge
▼orkandeDe Protoplasma ^ in Form der üarblosen Körperchen -
eignet rieh aar Einleiiong jenee Beisvorgangea a^. Die dank
fibermässige Areenikfüitemng her?orgeratoe Nekroae iai eine wä
den sonatigen Verfettongen und Zerstörangen der DrOaenseHiB paialkl
laufende Eneheinung. AUea daa wird vom Phoaphor wie ▼am A^
senik geleistet; in allem Wesentliehen aind die Folgezostiade sid
durchaus gleich, in unwesentlichem weichen die Verhältnisse tos
einander ab. Dazu gehört z. B. die Stufe, auf der die beiden MetjJ
loide Phosphor und Arsen die Erregung des Sauerstoffs und damit
die Reizvorgänge in den Zellen ausführen. Der Phosphor thut das
bereits in freiem Zustande und wahrscheinlich auch noch in den
zwei untersten Oxydationsstadien (untcrphosphorige und phospbori^
Säure); das Arsen ist in freiem Zustand schon durch seine ünlö«
lichkeit in den Bestandtheilen and dem Inhalt des Wannbl&fters ehse
Wirkung nnd musa erst bis tut arsenigen Siure nnd aar AraaBsiatt
ozydirt aein. — Weniger dnrchaicfatig ala beim Phoaphor nnd hsia
Arsenik liegt die Sache vorlänfig noch beim PyrogaOoL Von &■
kennen wir nur die einseitige Saaerstoffisntriehung. Ihr ehemisshff
Verlauf jedoch ist ein solcher, dasa bei dem Vorgang ihrer Ver
breuuung durch die Bildung intermediärer Proilucte, die selbst wie-
der activen Sauerstoff abgeben, im wesentlichen der gleiche Vorgacg
wie beim Phosphor und Arsenik unterstellt werden muss, allerdings
in weniger energischem Maasso, wie das ja auoh der weniger auf-
geprägten Wirkung entspricht.
Dr. Samelsohn (Köln) bemerkt au den Ausfühningen der Te^
tragenden, dass ein Einflusa der chroniaoheii Phoaphoreinführnng
auf formative Prooeese ana der Qeachiohta der interatttiollen Hspt*
titia hinreichend gekannt aei. Anch die aeiner Zeit Ton Tavigaot
behauptete Einwirkung des Pliosphora auf die AufhelluDg ctttaraelfiiBr
Linsen konnte nur auf einem fthnliohen Gedankengange beralMB.
Leider entbehrte diese Behauptung jeder reellen Basis, da 8.
sowenig wie andere Beobaphter die Mittheilungen ?ou Tavignoi
bestätigen konnten.
Dr. Samelsohn behandelt die Frage der Seelenb Ii ndheit
beim Menschen. Die bahnbrechenden Experimentalarbeiten Münk'»
über den Sitz und die Function der Sebsphare beim Hunde aD<i
Affen legen dem Pathologen die Verpflichtung auf, in dem so wecb-
aelvollen Bilde der menschlichen Sehstdrungen nach Symptomen n
suchen, welche die Brficke au jenen Versuchsergebnissen au addagct
geeignet sind. Nach knraer Recapitulation der Mna krachen Vv
suche, deren kritische Deutung er absichtlich nnieriiast, greift
der ntoderrhemiioheii OeeeUMluii in Bonn.
127
Vortragender den von Mnnk geaehafienen Ansdmek der Seelen-
blindheit herans nnd stellt einfach die Frage, oh ähnliehe Symp-
tomenhilder, wie sie Münk beim operirten Hnnde schildert, beim
Menschen zur Beobachtung" gelangen. Wenn wir mit Uebergehung
aller Deutungsverauche die Secleublindheit als einen Zustatul charak-
terisirrn, in welchem bei völliger Erlialtung der Wahrnehmung die
Aasarbeitung oder Vorworthung der Vorstell uugshilder darniederliegt,
also jene Trennung von Wahrnehmung und Vorstellung pathologisch
eintritt| welche Münk durch seine Experimente künstlich hervor-
gerufen zu haben glaubt, so müssen wir gestehen, dass solche Zu-
eiftnde allerdings cur Beobachtung des Pathologen gelangen. Schon
miier gans physiologischen Verhältnissen können wir Aehnliohes
beobachten, wenn wir ans mnem leichten Mittagsschlnmmer erwachen.
Wir sehen dann mit yoUer Klarheit nnd nngetrfibtem Bewnsitsein
gans deutlich die nns umgebenden Gegenstftnde, ohne im ersten
Augenblicke die Deutung der nns sonst so wohlbekannten Dinge zu
finden; erat allmälig schliesst sich der Bogen, der von dem Centrura
der Wahrnehmung zu dem Centrum der Vorstellung führt, und da-
mit taucht die Deutung der Eindrücke immer klarer empor. Auch
die bekannte Thatsacho, dass beim Schielen das Bild des abge-
lenkten Auges durch willkürliche Unterdrückung desselben, wie wir
ans auszudrücken pflegen, vom bewussten Sehakte ausgeschlossen
wird, ist, wir mögen an der Sache deuten wie wir wollen, in letster
Instanz nur auf einen ähnlichen Vorgang zurückzuführen. Denn dass
ein abgelenktes Ange mit dem fizirenden gleichseitig die primä-
ren Eindrücke wahrnimmt, beweist sowohl der Schweigger'sche
Yersueh wie die Prüfung des binocnlftren Gesiohtsfeldet: es handelt
rieh also auch luer allein um die Unf&higkeit, beim bmocul&ren Seh«
akie die Wahrnehmungen des abgelenkten Auges zu Vorstellungen
zu verarbeiten resp. zu den deponirten Vorstellungsbildem zu leiten.
Eine ähnliche Erscheinung, wie die für den binoculären Sehakt
jreschilderte, bieten für den monoculären jene seltenen Formen von
Hemiauopie, wo in den fehlenden Ge s ic htsfel d häiften die
blosse Lichtempfindung gut erhalten ist, während kein
Objekt, wie gross es auch sei, wahrgenommen wird. Von
diesen seltenen Hemianopien hat Vortragender 2 Fälle beobachtet,
die er in Kurse mittheilt. Sie bilden den Uebergang zu jenen Krank-
hetlsbildem, die wir nach Kussmaul mit dem Ausdrucke der
Wortblindheit (Alexie) bezeichnen und die den Begriff der See-
lenblindheit nach Munk's Auffassung in prftoisester Weise decken,
wenn sie, wie in folgenden 2 selbstbeobaohteten Fftllen mit Hemiauo-
pie complicirt sind.
1. Eine intelligente Frau von 07 Jahren stellt sich 3 Wochen
ii.'^ch einem Anfalle von Bewusst- und Sprachlosigkeit, dem eine
kurze Periode von Ptaraphasie und Ortsamnesie gefolgt war, dem
128
Siizungsbenohie
Vurtra<roiiden mit der Klage über Verlust des Sehvermögens vor
Die sehr sehwierige Untersuchung der l'ationtin ergiebt bei völi:^
normalem objectivem Befundi' der Augen eine beiderseits seiner
durch den Fixirpuokt gehende rechtsaeitige homonyme Hcnuaztopic
Während Patientin nicht im Stande iti, ^neo eilixi|(en Buchstabe
der Snello naschen Tafel laat za lesen, vermag sie mühelos selb»;
die kleinsten derselben nachzasohreiben, desgleichen echreibt eie isf
Dictat fliescend and richtig. Ebenso ist sie im Stande einen BneC
an ihren abwesenden Sohn e. B, mit leichter Miihe sa sdirttbec,
allein gestört dorch die Erscheinungen der rechtsseitigen Hmianopie,
die sie jedoch bald durch Kopfdrehnngen en mildem gelernt hat
Dagegen ist sie nicht im Stande, den soeben geschriebenen Brief n
lesen weder für sich noch mit lauter Stimme: sie sieht sämmtlicbr
Buchstaben, ist jedoch unfähig, dieselben zu BegrifTswurten zu ver-
arbeiten. Nur ein Wort vermochte sie laut /u lesen, und das vnr
ihr eigener Name. Nach einigen Monaten war auch dieser eigeii-
thümliche Zustand, in welchem die Verbindung zwischen dec
optischen Wahrnehmungscentrum und dem Centrum der
sprachlichen Yorstellung bei Intactheit aller übrigei
Bahnen unterbrochen war, allmälig Terschwnnden, w&hrend die
Hemianopie Tollkommen bestehen blieb, so dass nun der AntheS.
welchen diese an der Sehstörung hatte^ in eiactester Weise na^fe-
wiesen werden konnte. Es zeigte sich, dass Patientin trota derselben
mfthelos lesen konnte und durch dieselbe nunmehr nicht empfind-
licher genirt war, als es sonst Hemianopon zu sein pflegen.
2. Bei einem 3Gjährigen Manne sti llt sich unter heftigen Kopf-
schmerzen und erheblicher Gedächtnissschwäche eine rechtsseitige
homonyme Hemianopie ein. deren Grenzlinie beiderseits 3 Grad üb :
den Fixirpunkt hinausgeht. Die Sehschärfe ist dio Färbet-
empüodung in den erhaltenen Gesichtsfcldhäifteu in ihren Grenses
normal, jedoch quantitativ etwas abgeschwächt. Während der Baaer ,
der Beobachtung stellen sich fornbergehend Isirsoheinungen «aj
welche den im Torhergehenden Falle geschilderten in frappantester
Weise gleichen und nur durch eine tempör&re Unterbfeohung dar
genannten Iieitungsbahn gedeutet werden können. Naoh 8 Mooaiai
unter allm&Iig zunehmendem Stumpfsinne trat der Tod ein« Die
Section ergiebt einen eigrossen Tumor im linken Hinterhauptslappea.
über welchem die Rinde derartig erwtMcht ist, dass bei der iierjiur
nähme des Gehirns der Tumor sich von demselben losreisst. |
Diese beiden Fälle scheinen mit grösserem Rechte, als dievccl
Fürstner und Reinhardt an psychopathisehen Individuen hei/ty
achteten, der Kategorie der Seelenblindheit zuzuzählen zu seiOi
wenn wir diesen Ausdruck überhaupt in unsere pathologische Nomet^i
clatur aufnehmen wollen. Die näheren Ausfuhrungen behält sieh M
för einen andern Ort vor. 3
der niederrheiDiechen Q^atSktibaSt in Bonn.
1^
AllKemeliie Sltxnng Tom 13. Juni 1881«
Tonitsender: Prof. Tr ose hei.
Anwesend: 21 Mitglieder.
WirU. Geh. Rath ▼. Deehen machte, unter Yorlefi^ng einee
fiKMnptera der 1. Aaegabe der geologitchen üeberekshtskarte von
Bhiihilaiid*Weetfal«n einige Ifittheilaogen fiber die Rftame, in
denen die Traehyie det Siebengebirges, des Weeler-
Wttldes nnd der Eifel, to wie die sie umgebenden Basalte
80 wie über die Räume, in denen die Basalte im Taunus
nnd Hunsrücken, und im westlichen Auslanfer des üa-
biohtswaldes vorkommen.
Die Trachyten des Siebenpfebirges näheren sieb durch die be-
deutende Kappe der Hohenburg bei Berkum der westlichen Be-
grenzung der nmgebenden Basaltzone | welche einen Raum Ton
900 qkm einnimmt und darin 185 Kappen, Decken nnd grössere
Partien, to wie 76 einaebie Gänge, totamnien M> aelbetatlndige
fiaaallkdrper einsehfieaai. Die Yertheflnng derselben ist sehr nn-
gleMifffiBig, indem sie gegen den Band der Zone Tereiiiaelt stellen
nad liioli gegen die Traohytgruppe snsammen dringen. Im Garnen
enmU aaf 8 . 5 qkm Ein BasaltTorkommen.
Die l^raehytgruppe des Westerwaldes nimmt einen bedentenden
Ilaum ein, besteht aus zahlreichen einzelnen kleinen Kuppen und
gangförmigen Durchbrüchen auch in grösseren Busaltpartien und
-bergen; sie liegt in dem südwestlichen Theile der pressen I^asalt-
zone. Zwei weit entlegene Trachytkuppen bei Isenburg und Arz-
bach sind nicht mit eingeschlossen worden, sie liegen am westlichen
und südwestlichen Rande der Basaltzone. Die gross ten Basaltmassen,
kleine Hochflächen bildend liegen n. ö. von der Traohytgruppe. Die
Dnanlte sind fiber einen Raum von 8000 qkm verbreitet, 410 Decken,
Kvppen und 45 Ginge snsammen 456 einsefaie Yorkommen, im
Gtamsen entftlH erst aaf 6 qkm Ein Basaltvorkommen.
Die IVachytgruppe der Eifel besteht nur ans wenigen Vor-
kommett, die anf eine kleine Fliehe im s. Theile der Basaltsone
«rertheilt sind. Die Basalte sind auf einen Ranm von 1600 qkm
» eriheilt, darunter 195 Kuppen, z. Th. diese kleine und 15 Gänge»
susammeu 210 einzelne Vorkommen, im Ganzen entfällt auf 7.6 qkm
Sin Basaltvorkommen.
In der s. von diesen drei Basaltzonen gelegenen Partie des
Taunus und Unnsraoken fehlt irgend ein Vorkommen von Trachyt.
>ie Basalt vorkommen sind sehr viel vereinzelter als in deu vorher
srwftbnten Zonen, denn auf einen Flacbenraum von 2760 qkm
connnen nor 46 Kuppen, Dorebbrfiehe nnd Ginge, mithin erst anf
to q|km nnr Ein Vorkommen.
MnogSb. tf. BtoterhatB, QssaUsShaft la Bona. 1881. 9
180
Sütuogsberiolita
Von dem w. Ausläufer des Hnbichtpwaldes kommt auf die
Karto nur ein 800 qkm grosser Abschnitt zur Darstellung mit 81
sclbststandic^en nasaUvorkommon von Kuppen und Gängen, oder
auf 10 qkm Kin solchee Vorkommen.
Die Lage der orloschenen Vulkane an sich selbst und in ikier
Beiiehung zu den Basal tzoncn ist auf der Karte durch atarka Uaam
hervorgehoben. Die Ausbrüche in der Vorder-Eifel liegen ▼anvgi'
weise waf einer 60 km. langen Linie von Bertriek im 8. O* bb na
Qoldberg bei Ormont in N. W. and swar nabe a. w. Toa der Bamlt'
sone der Eifel. Diese ▼nlkanisohen Aasbrfiohe begreaaen die BamH»
in der Weise, dass anoh niobt ein einciges BasaltvoclBomineB math
halb der Volkane und nocb weniger anf deren s. w. Seite aoflrili
Der grosse Mosenberg, Birresborn und Kopp liegen auf einer p&itt
lelen Linie weiter gegen S. W.
Die erloschenen Vulkane in der Umgebung; des Laacher-Se^^
dehnen sich vom Brückstück bei Winninj^en an der Mosel bis in
den Lavafülscn der Teufelsburg bei Oberheckenbach in der Hicbiim^
O.S.O.— W.N.W. auf eine Länge von 34 km aus. Sie nehmea dn
Raum 8. von der ßasaltzone des Siebengebirges ond ö. von dB^
jenigen der fiifel eini dringen mit den äosserstea n. w. VorkosHMK
sogar noch etwas in dieselbe ein. Die Ltge derselben bai in iisstr
Besiehung einige Aebnliohkeit mit der Lage der erlosohenan Vattase
der Voidereifel am s. w. Rande der dortigen Basaitaone«
Vom Stiobner Vnlkane am Alfbaohthale ans gegea II. Bsft
sieh eine Reihe ynlkanisoher Ausbrüche hie snm Nireligeberg bei
Drees verfolgen, die zum grössten Theile in der Basaltzone der
Eifel liegen und dicht an die dortige Trachytgruppe heranreicheiL
Innerhalb der Basaltzone des Siebeng^ebirges finden sich «we:
vulkanische Ausbrüche, der Roderberg zwischen Drachenfeh and
Hohenburg und die Altnackskaule am Wiedbach bei Neustadt.
Endlich ünden sioh nooh weiter isolirt Reste eines vnlkanisehsa
Ausbruches bei Sohweppenbausen am Güldenbach am s. Raade te
Basaltsone des Xaonns nnd Hunsrüoken, unterhaib Strombai^
Professor Binz macht folgende Mittheilung: Im vorigeaMr
hat Professor Perroncito in Turin naohgewiesen, dsss die unter te
Arbeiftem am St. Gotthardt-Tunnel epidemisofa aufUelsaib
Blutleere, der anfangs viele erlagon, der Gegenwart gewisKi
Da r m \v ü r m e r ihren Ursprung verdanke. Bei dem Vergleich
zwischen den Symptomen der genannten Krankheit und dem Td
frühern Beobachtern entworfenen Krankheitsbild der Blutleere
Bergleute (sogenannte Bergkachexie) fiel ihm bald die Aehnlichki:^
beider auf. Auf seine Anregung wurden an einigen Bei^gwerkeo s
Sardinien, wo die Bergkackezie herrscht, Beobachtungen angestellt,
deren Ergebniss seine Voraussetsung tu bestätigen sohieay iassfitfi
der niederrheiDMohen GetoUsohikft in Bonn.
wenigsiens oMh DarohfBlming der ron ihm qmpfohlen«n Ifato-
v^geln gegen die EntwioUiing nnd Terbreitang der Wnnneier die
Snaldieii in jenen Bergwerken weehwonden sein aoH Viel ecblagen*
dera ErgrebnisM wurden betreff der in den nngarischen Bergwerken
Sefaemnitz und Kremnitz herrschenden Krankheit erzielt. Auf Ver-
anlassung von Perroncito wurden die Ausleernngen der dortigen
Bergkranken untersucht und die gefundenen Wurmeier gezüchtet.
Es ergab sich ein Nachwuchs derselben Parasiten, die bei den
Gotthardt- Arbeitern bereits gefunden worden waren. In vier über-
sandten Proben konnte aaoh Perronoiio die Wurmeier auffinden.
Webreeheinlich kommen in andern gesondheiilioh schlecht besorgten
Bergwerken, bei Tonnelbanten, in Ziegelbrennereien, Minliehe Dinge
ftb UrMkohe der Blntverermong vor, nnd in Folge deBMn bat die
Mittbeilnng des Tariner Profeeeore allgemeineree Interesse, ünrein-
Uobkeü ist die Urseebe der sobweren £rkranknng. An ^ner Seite
das TeanelB kommen die Andeerangen in Berflbmng mit dem
fliessenden Wasser, und an einer andern werden die mitgeschwemmten
Eier der Parasiten mit dem Wasser getrunken. Im Darm des
Menschen entwickeln sie sich, die Würmer heften sich massenhaft
an die Darmwandungen an; es entstehen hartnäckige Durchfalle,
Blutungen und allmähliche Abzehrung. Griesinger hat schon seit
lange die „ägyptische Chlorose^ darauf zurückgeführt £0 ging
ihm, wie es heute noch manchen Knappschaftsftnten gehen mag.
Er hielt diese Blutanmitb) die in Aegypten ungemein verbreitet
ist, für yersohiedenes tadere: f&r MalariSy Bubri Sypbilis, bis ibm
«iae Leiobqi5£6inng ibro wibre Katar enthflDte. Es war bei einem
lagen igyptiscben SoMaten, der an langdanemder Biarrböe krank
Img nnd seUiessliob an einer plötslioben Darmblntung starb.
DItmidann erwies sieb als von Tausenden der Scbmarotier bewobnt
Perroncito hat nun auch gefunden, womit ihnen beizukommen ist.
Die Hauptsache bleibt natürlich die Verhütung der Krankheit durch
Maassregeln der Technik, durch Ordnung und Belehrung; in sehr
vielen J^ergwerken, besonders den preussisch-fiecalischen, werden
schon jetzt so widerliche Zustände unmöglich sein. Wenn aber das
Uebel bereits vorbanden, also der Darm mit den Würmern bevölkert
ist, so gilt e% diese von hier auszutreiben, und das gelang durcb
Darreiohong vom Extraet des bekannten Wurmfarrns (Polystichum
Filiz mas) oder von Tbymols&nre. Was die Individaalit&t der
Schaaroteer angebt, so sind es besonders Doobmius dnodenalis,
aoeh Strongyltts genannt; femer Angnitlnla intestinalis und Pseodo*
rfaabditis stereoralis. Mit den gewdbnlioben, bei ans so bftnfig vor-
kommenden Eingeweidewürmern, die darobweg harmlose, wenn aneb
unschöne Insassen sind, haben sie nichts zu thun. Doohmius inte-
stinalis hat eine durchschnittliche Län^^e von 10 mm, eine Dicke von
etwa 1 mm; seine Eier sind oval, gegen Vso^^ ^^^> ^^^^t ^^^^
^ ^ .d by Google
18S
Sitsungsbenolite
den, der das infieirfte WoMer trinkt, in der Belenehtunpr cinm Ttnnicli
oder Bergwerkes ganz nnsichtbar (Näheres vp;!. in Leuckarts ^Men&cb-
licbcn Parasiten", 2. Ikl ). Das Erkennen der genannten Dann-
Schmarotzer als der Erreger schwerer Allß:emeinleiden ist, falls e<
sich in seinen nanptsachcn bestätigt, von ähnlicher Trajrweitp wk
seiner Zeit das Aufündeu der Trichine als der Ursache Termeiatüdi
typhdaer Epidemien.
PkyAftlurilBehe Sectlon.
Sitzung vom 20. Jnni 1881.
Yorsitaender: Pjrof. Troaebel.
Anwesend: 22 Mitglieder.
Wirkl. Geh. Rath v. Dechen legte den eben erschieneDen
ersten Jahrgang des Jahrbuches der Köuigl. Preoss. ge-
ologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Beriia
(Verlag der S. Schropp'schen Hof-Landkartenhandlnng 1881) vor.
Diese Publication soll dazu dienen, wisienschaftliche Ergeh-
niaae, weldie bei den AufiBabme-Arbeiten dar geologiaohett fipeeial
karte Ton Prenieen und den Thfiringiseben Staaten erlafigi woite
und ?0B aUgemeinem Intereaae aind, Mber, ala ea in den n daa
Kartenblittem gehörenden Erlintemngen möglieh iat» bekaaait an
machen. Dann wird dtea Jahrbnoh dazn benutzt werden, in regel*
mftssigen Zeitabschnitten einen Ueberblick über die Thätigkeit der
geologischen Landosanstalt und ßer^jrakadpmie zu geben.
So finden sich in dem vorliegenden ersten Jahrgange Mit-
theilungen von dem Director der Anstalt Geh. Bergrath Haucheoom«
über die Gründung und Organisation der Königl. geol. Landetan*
stalt für den Preasa. Staat und über die Thätigkeit deradben iai
Jahre 1880.
Unter den vielen wichtigen wiaaenaofaafUiehen Mittheünagia
Bind drei fBr nna von beaonderem Intereaae, welohe aidi «nf die
Bhdnpronnz bezieben: die Gliederung der rbeiniaeben Onterdewe»
Sefaicfaten iwiaehen Tannua und Weaterwald von C Kodi in Wi»
baden, die Quarzit^ttel-Bfioken im aftdSatiieben TbeOe dea Bmt
rftok (linksrheiniacben Taunus) Ton H. Grebe in Trier and ein Deitnir
znr Kenntniss der Fauna des Taunusquarzits von £. Kayser il
Berlin.
Die erste Arbeit von C. Koch giebt für einen grossen Ab-
schnitt des weit verbreiteten Unterdevon zwischen den azoiscbec
Schiefern am s. Rande des Taunus nnd dem Westerwalde eines
festen Anhalt für die Gliederung der Schiditen von den tiefrtea
dea Unterdevon bia an den höchaten, welche nnmittelbar vom Mittd
der niederrbeiDlaohen Gesellschaft in Bodo. 188
davon überlagert werden. Diese Gliederung wird immer Bernok-
sichtigung finden müssen, wenn die n. vom Weeterwilde gelegenen
ThtiJe det Unterdevon bis su ihrer obereo Orentd gsgm dM Mittel-
dmn einer Ahnliofaen Untertnchnng nntenrorfeii werdeOi ebeneo
«ie dia weetliohe ForteeiKwig derselben Sohiehten von dem linken
Khalnafer bie war Orenie von Belgien und Laxenborg.
Es iit bekannt, dass die Anebildang der Schiebten in diesen
beiden grossen Ctebieten dee ünterdevon von derjenigen abweicht,
welche C. Koch in dem Ranme zwischen Tahnas und Westerwald
untersucht hat^ indoin in dem ereteren die oberste Abtheilung des
Unterdevon (der Wissenbacher- oder Orthocerasschiefer) mit einer
einzigen auf einen kleinen Raum beschränkten Ausnahme (bei Olken«
bach zwischen Mosel und Alf) durchaus fehlt.
Bei der Untersuchung dieser n. and w. Gebiete des Unterdevon
wird besonders der früher oft begangene Fehler sa vermeiden sein,
die lofiülig inerat nntersaohte Gegend einer Formation ab den
normalen Tjrpoa in betraohten, dem die Ansbildong der geeammton
Verbfieitang derselben aagepaest wejrden mosi.
Bs wird vielmehr jedem Gebiete ein gleidber Anspruch auf
Beadhtnng seiner Eigenthflmliohkeit bewahrt bleiben mtoen und
erst hieraus ein richtiges Bild von der Entwiokelnng und der daraus
abzuleitenden Eintheilung der Schichtengruppen sich ergeben können.
C. Koch hat den Taunusquarzit als unteres ünterdevon
erkannt, welches den azoischen Schiefern folgt. Grebe zeigt in der
zweiten Arbeit, dass die s. w. Fortsetzung dieses Quarzitlagers in
den beiden spitzen Sattelwendungen bei Sonnschied aof der rechten
Seite des Hahnenbacbs und in der Nähe von Schwarzerden auf der
linken Seite des Kellen- oder Simmerbachs von der niohst folgenden
Sehiehtenabtheilong, dem Hnnarflckaoliiefer (frftber aneb Wisper*
■dnefbr genannt) bedeckt wird. Ebenso bebt siah weiter gqgen
W. nach einer Unterbreohnng von 5^ km der Sattel des Tannna-
qoanit in dem s. 5. Rücken dee Idarwaldee (Wildenbnrger Rtksken)
mna dem umgebenden Hunsrüoksehiefer wieder hervor nnd muss
daher für ident mit dem langen Zuge des ö. Taunusquarzits gehalten
werden. Die sattelförmige Schichtenstellung im Katzenloche am
Idarbach, am Beilfels, am Fischbach unterhalb der vormaligen As-
bacherhütte wird g^au beschrieben. Der Durchschnitt des Quar-
zites des Errwaldes (Hochwaldes) durch das enge Saarthal von
Mettlach bis Hamm a. d. Saar aeigt mehrere deutliche Sattel der
Schichten, der nördlichste wird auf dem Nordflügel vom Hunsrück-
aebiefBr bedeckt. Der niohste liegt awiaohen Hamm nnd Thaben,
daraelbe aeigt sieb in n. 5. Fortetreicben nahe am Grosabaoh bei
Nieder>Zer£ Im n. ö. Fortatreiohen dee Zerfer Hochwaldes vom
Wadrilltbale aus erbebt smb ein kleiner Sattel bei der Colonie Qr.
Abtei, ein grösserer im Malbomer^Steinkopf, der beaondeft am 5.
^ j .^ .d by Google
IM
SiteoDgeberiidite
Abhänge gut aufgoschlossen ist, in derselben Streicbungslinie zieht
der Quarzit anfänglich scbma], dann breiter über den Bossbergj
Engstber^, Geisskopf nach Stipshausen, wo derselbe von Kappelbacb
durchbrochen wird und die sattelförmige Schichtenstellung ebenso
deutlich erkennexi lässt, wie am Wege von Stipshausen nach dem
Idarkopf. Dieser Sattel ist so wichtig, weil derselbe das n. ö. £iidi
des HaaptquanitBoges des Idarwaldes bezeichnet, mithin weaentlidb
die Ueberlagttniiig dssMlben dnroh den HantrfiokaeUafor telstoDt
C Koch findet, dass die Tannniqiiannte an das GMinniatt iL
Dnmonte im Hohen- Vena erinnern. Es sdbeml mir, daae dieis
beiden Bildungen» «elehe in beiden Gegenden geas enteehieden die
tiefiilen flehicbten des Unterdevon darstellen^ mit dem Namen antares
Unterdevon mit Recht zu bezeichnen und bei den Analogien ihrer
allordiiigs sehr beschränkten Faunen für ident zu halten sind.
Koch führt überhaupt 10, aber den Speeles noch nur 7 be-
stimmte Versteinerungen aus dem 'l'auuusquarzit an, welche in dem
petrefacteuführenden Zuge von Burp: Ehrenfels am Niederwald u. z.
Tb. auoh an einigen anderen Stellen vorkommen; ee sind folgende:
Homalonotu8 Bömeri De K.,
Ftermea nberenata (De K. gp,)^
Qfmnmysia deomato JH
Wimma eof^ami» Ko^ F. Sämar hat dieselbe als
NaUeopsia 9p, beeeiobnet,
Sfkifer pnmamm SMn. (nadi Kaifur ident mit ßp» mtekäi
SrantM Ton Mmmiberg),
TentaettiUes Brandis F. Söm.j
Pleurodictynm prohUviaticum.
Die den Speeles nach nicht bestimmten Formen bleiben ust
berücksichtigt.
* Zu vorgleichen ist hiermit die Notiz über einige im Gedinniea
von G. Dewalque gesammelte und von De Köninck baschriebeii«
Versteinerungen in den Ann. de la Soc göol. de Belgiqne L 1
1875—1876 p. 25.
Von Gdoomont bei Malmedy in einem weissen qoaimitiLiobfla
Sandetein, welcher das Oambrium von Stavelot (Hohe YeniO unmittel-
bar bedeckt^ werden folgende der Speeles nach bestimmte ¥ef^
Steinerungen besohrieben und abgebildet:
Cygtiphyllum profunäum De JT.,
Cyathophyüum hinum Lonsd. Müne Edw. de Uainc^
Chonetes omaUana De K.y
Stroplwmcrui rigida De K.y
Bhynchonella acquicastata De K,,
1) Dieser Name kann nicht bestehen bleiben, da er bersAi
Bweimal in der Faliontologie Yerbrauöbt ist.
der niederrheiiiiacheD OeseUaobaft in Bonn. 186
Bpmf» DmnonHamu De K
APryjfa ntieiikms Idn, eine dardi das ganse Devon Inn«
dnrobgefaende Speoiae.
In der NoUs selbst iet bei Stropk. rigida, ShjfmdL aeqwc» und
JLiwyptk reüe. LUu der Fundort nicbt angegeben. De Köninck bat
aber in einem Briefe an Prof. Schlüter mitgetheilt, dass diese Spe-
cies Bowobl in Gdouinont, als in Mondrepuits vorkommen.
Von diesem letzteren Fundorte in Ober Gcdinnien am Rande
des BÜdweBtlichsten Cambrischen Kernes der Ardennon, den Dumont
Massiv von Rocroy nennt, beschreibt De Köninck folgende ?on G.
Dewalqoe and Malaise gesammelte bestimmte Speeles:
BrmUia Jcmri De K.,
BegriMa Biekteri De
HimiaiUmoilu Udmen De JT.,
OHhie VememH De K.,
Bpirifer hyeterieua 8MM = 8p. mieropterus Gdf,,
Grammysia dearnata De K.^
IHerinea? ovalis De K.^
Avicula subcrenata De k., (von Koch wahrscheinlich als
Pterinea subcr. augeführt),
TentacuhUs grandis F. Röm.^
ff irreguiaris De K.
Hierzu kommen noch die 3 Bracbiopoden, welche ebenfalls
in Gdonmont vorkommen.
Von den Yersteinemngen, welehe C. Koeb ans dem Tannus*
qnanit anfahrt, finden sich bei Qdonmont keine, bei Hondrepnits
aber 4, von fiberbanpt 18 vor.
Darob Hebert nnd d'Arehiac sind von Hondrepnits noch 8
Speeles bestimmt worden:
Coelatter eomtdlata {Thorreiü sp.) ^Orb.,
Orammysia IlamiUoyienHSf
Aüicula rcticulnta? His.
Die nur dem Genua nach bestimmten Versteinerungen habe
ich anzuführen unterlassen, da aus denselben keine Schlüsse auf die
Identität der Schichten gezogen werden können.
Koch macht (S. 205) die Bemerkung, dass der Quarzitsag von
Abentheuer, Binaenberg and Hambacher Sauerbom eine wesentlich
▼ersobiedene Fanna Ton der des eigentliehen Taanosqnarsits enthält
und Yergleioht denselben mit dem Qnarsit von Martenroth bei Na*
ettdten» Langenbaeh im Weilthale nnd von der Bossel am Nieder-
wald. Dies widerspricht aber den Beobachtungen von Grebe nnd
auch E. Kayser f&hrt die Versteinerungen von Abentheuer, Binsen*
berg und Hambacher Sauerborn als dem Taunusquarzit angehörend
auf, und fügt eine Localitat die Neuhütte (Sahler) bei Stroraberfr
hinzu, die ganz bestimmt im eigentlichen Taunusquarzit liegt £r
Digitized by Google
136
SiUungsbenohte
führt 27 Formon auf, darunter 3 bis 4, welche nicht ils Special
bettimmt sind; bleiben 28 bis 24 sur Vergleiohong übrig, ünier
dentelben befinden sich 5, welohe anoh Kooh -aiu dem Tauniieqaai^
Sil snf&brt» n&mlioli:
MomaUmohu Boewim De
TentaeuHiea grandis F. SßwL nsob Kayser wir ak
flcbeinUoh diea«r Speeiet angehörig,
Roemeria capuliformis Koch, ?on Kaysor als AioieuM be-
zeichnet, *)
Spirifer primae^nia Steina
Fkurodictyum prohletnaticum Gdf^
Die übrigen Species sind :
Mwrchisonia taunica Kays^
Bellerophon Uüobaius 8ow.,
Salpingo8towu» macrastoma F. Böm, (PateUatHum Wöa§\
PUritua eoiMa Qdf.9
„ limala Odff
AeHnadeama maOe^amis 8db.,
' Qraimmytia ftamtttofMfim Vtm. auch von MomdreywU sa*
geftüiri.
„ pes anseris Wirt. & Z.,
Meganteris äff. Archiaci Vem.f
Eenssdaeria strigiceps F, Rfmt.f
Bhynchonclla dalcidensis F* lUm*^
Athyn's tindata Defr.j
Spirifer hystericm ScbU. De Koninok führt denselben ron
Mondrepuits an und h< denselben für ident mit Sp.
mieropterua Gdf., w&hrend F. Römer denselben uutßf.
attiohtua Schloih Tereinigi und Saadberger ihn antsr
Bp, maeraptenu stellt.
Orthia eonf. eireiaari$ Smo.»
LepUma off. Sedffioieki und MtirdUmnd Fem. won deren
Yersohiedenheit sieb Eayser bisher noch nicht über*
sengen konnte.
Leptaena laticosta Conr. ist ident mit Strophomena fa<tC(M<fl|
Clwneten sarcinulata Schlt.,
Favosites polymorpha Gdf. ?
E. Kaysor macht noch die Bemerkung, daw unter den an
dem Taunusquarzit aogeführten 27 Formen die Mehrsahl auch im
Spiriferensändstein d. h. in den höheren Stufen des Unierdenran^
vorkommt and sogar zu den h&ufigsten Arien desselben gehört: wie
Pienrodidyiim pr^MmeAicm^ Chtmetes aaremMOf Bdenplum frOs-
1) Dieser Name kann nicht besteben bleiben, da er bereits
zweimal in der Paläontologie verbraucht ist
der nieder rheinischeD Gesellschaft in Bonn,
1S7
hatusj Lefftaena hikoBta, BhynclwneUa dakidensüf Pterinea costcUa,
FL Uneata.
Es wird hierauf bei den von Koch unterschiedenen höheren
Stufen des Unterdevon Bäcksicht genommen werden.
Auf dem Tannasquarzit lagert das mittlere ünterdeYOD|
welehes die 2. uod 3. Stufe bildet. Die 2. Stufe oder der Hunt«
rftük- (frfther als Wisper^) aehiefer beseidinet bildet eine lebr
niehtigo AUagemng T<m bkragrauem Sobiefer mit fielen fein*
epeltigvn bMWdrdigai Daeheebieforligeni. Derselbe ist im Gänsen
snn tn Yerstsinerongen, nur in «inigsn Dsobsobiefergmben werdsn
dieselben und aneb hier in mangelhafter Erbaltiuig gefiuuUn. Ei
werden angeführt:
Homalonotus planus {Ldb. in lit.)f
Phacops Ferdinandi Kays.,,
Cryphaem lacinmttis F. Böm.,
Strophomena laticosta Coitr. Leptaena latic. bei Kayser,
Spiriftr miaropterua Q^, Siehe die vorhergehende Be-
merkung,
CjyatiboerNMM jMMMfii« Qif. eine wenig bestimmte Speeies,
Fimroäk^fim prctUmtdiam Odf^ bereits von Kooh und
Kayser im Tannns-Quarsit angefUurty
dann ist noob das €kmi9 ZofhrmiiiB olme Bestimmung der
Speeies genannt.
Als Leitfossilien werden die 3 Trilobiten und die Asterien*
Schiefer von Bundenbach als besondere Facies bezeichnet.
Die 3. Stufe erhält den Namen untere Coblenzschichten,
eine petrefactenreiche, oft massig auftretende Grauwacke (d. h.
Sandstein mit thonigem Bindemittel) darin aber auch sandsteinartige
oder qoarzitische petrefactenreiche Bänke (S. 209); Orauwacke-Quarzit,
Pterineenschiefer und Feldspathgrauwadke* Der Grauwaoke-Quarsit
— wie mir Boheinen will ein durchaus unbrauchbarer und yer-
werfliebor Name» der ämk Coblens-Quarsit wie Kooh vorsobligt
oder Em^Hobenrbein-Quanit im Gegensatse sum Tannusqusnit an
ersetaen wire — tritt im Labnthale bei Bad Ems nnd Hobenrbeiner-
bütte in swei parallelen Qoarsitsalttln anf nnd entb< die Iblgenden'
Venteinemngen (S. 211).
nomdlonotus crassicauda Sdb.j
* Bellerophon trilohatus J. Sota,,
Tentaculites Scolaris Scldoth.^
* Chrammif9ia H€aniUonen8i8 Vem.,
* tf pet^nseris Wwt, & Z,,
ßpirifer micropUruSt
188
Spwifm MMTOplerM Qdf. aohmal und laogfltglialit
* Bensfdama strigteepa F, Söm^
* JBAyndbofieBa Dakidentis F. BSm^
* Chtmeies $ateimMa SM4k,
* „ dilataia F. BOm,,
* lllwdocrinus gonatodes Wirt, et Z.,
* Pleurodiciyutn probkniaticum Gdf.
Diejenigen hier angefnhrten Speoiet, vrelche nach £. Kajnr
in Tannusquarzit 'vorkotnmeTi, sind in der vorsiehenden Liste mit
einem Starn beieichnet worden. Von den 16 von Koch angeführten
Speeiee aos dem CoUensquanit finden ncfa alio 9 nach Kaytar bi-
r^to im Tannaeqnara ü.
Wenn ßp. hifst€rieu$ nnd ßp, mienpteruB idani md, ao wMe
•ich dia Zahl 16 auf 16 TerAndern, wihrend die Zahl 9 qn^eriadert
bleibt. IXe Fauna des Goblenzquarsit wird dadurch der des Qaarati
von Abentheuer, Rinzenberg und Hambaclier Sauerbom noch ähn-
licher.
Als Leitfossilien für diese 3. Stufe verzeichnet Koch (8. 2)9).
Hmakmotm enusieauda Sdb.^
Tmtaeiaitw iealarii Mlotft.,
Qrammfßiia SamHUmenaia,
M peS'onseriB Wwt. Z,
Spirifer hyskfkw» SMfGk^
Bmssdaeria gtrigiceps F, Bäm.<,
Ehodocrinwi gonatodes Wirt. & Z.
neben
Spirifer macroptcriis Gdf, = Sp. paradoxus SMoth^
Pleurodictyum problematicum Gdf,
Von diesen 9 Speoies fuhrt £. Kayser nicht weniger sla 6 tm
dem Tannasquarsit auf und somit bleiben nur 8 n&mlioh:
BomabmtuB eraukoMda,
TentaeMes Scolaris,
Spirifer macropterus
ala leitend für die unteren Coblenzschichten (Stufe 3 übrig).
Dass hier nothwendiger Weise eine Berichtigung eintretet
muBS, dürfte keines weiteren Bewaiaee bedürfen und wäre aabr xs
wftnsohen, wenn G. Koch, £. Kayter am besten in VerbiadiiDg mit
Qrebe dieselbe sobald als möglidi vornehmen and bekannt wmAsn
möchten, damit aus diesem Irrthom nicht weitere YerwinrangaD ii
der Bearbeitung des Unterdevon unserer Provini entstehen.
Hierauf folpt das obere Unt er devon ^ welches ebenfalls rwfi
Stufen, die 4. als Choudriten-Scbicb ten und Plattensand-
stein von Capellen, dio 5. ala obere Cob 1 en zsc h ic hie u l<e-
zeichnet enthalt und wird damit die obere Scheide des sogeoanates
der niederrhffliiwphen Gesellschaft in Boxm.
139
Spiriferen-Sandsteina erreicht, der von dem Wissenbacher oder Ortho-
cerasschiefer als oberste 6. Stufe des üuterdevon überla^^ert wird.
Die 4. Stufe besteht aus blauprauem zartem, auf den Spalt-
tlächen yieifach graphitisch glänzendem Schiefer mit plattenförmigea
Bänken von festem graaem Smdstein sehr Terschiedener Dioke 2 bis
35 cm, die QThierreste kommen nur ganz Tereinielti dag^en die
t^iandm regelmtaig» bigweilen memenheft vor (8. 221).
AU dianikfeerleiiioh werdenfoigendeTersteiaeraDgen beseichnet:
* Bomäkmirtm mtdmttm C, itodb^
PttHma ßltmffaUk Qdf.,
„ UnmUa Gdf.,
Meganteris Ärchiaei Vern.,
* Acanthocrinua A. Böm.,
* Ciwndrites antiquus Sternb,^
* llaliserites Dechenianus Göp.
Die mit einem Stern versehenen Speeles sind (S. 240) als Leii-
fotiilini anzusehen.
Die Bemerkung (ebendas.), dass die Chondritenschiefer in die
folgende Stufe übergeben, bisweilen mit dorthin gehörenden Schiebten
wechseüegem, ' giebt sn Bedenken Vemnlemmg, de die Bintbeiinng
der Sohiobten fiberbanpi nnr eine kSnstliobe ist, aber nnr naeh
einhintllehen Flidien gedaebt werden kann; anob paait ne nidit an
(dem 8. 222 gebranehien Auedmok ^»schember weebaellagemd* worani
tnf ein sattel- ond muldenförmiges Verhalten sa sohliessen sein
dürfte.
Die 5. Stufe des ünterdevon, die oberen Coblenzschichten treten
als schiefrige oder feinsandige Grauwacke (?) oft mit einer reichlichen
Menge von kohlensaurem Kalk auf. der an der Oberfläche ausgelaugt
wird und dann die losen, porösen Lagen bildet, in denen die vielen
Versteinerungen als Kerne und Abdrücke enthalten sind. Bei vielen
dieser Sehiobten scheint aber aoeb im Bindemittel eine Menge von
kobleneanrem fiisenozydul nnprfinglioh enthalten gewesen au sein,
wekdiee an der Oberflftohe in Eieenoiydbydrat Terindert ist ond
woraat die bftnfig auftretenden losen oekrigen Lagen berroigeben.
Sie leigen sieb besonders reidi an organisoben Einsehlüssen, unter
welehen Formen auftreten, die man im Mittelderon ansutreffen ge-
wohnt ist und solche, die bisher in den tieferen Stufm nicht auf-
jefunden sind oder durch das ganze Ünterdevon hindurch geben.
Als wesentlichste werden angeführt:
* Fhacops latifrons Bronn,
Cryphaeus laciniatus Sdb, tum F, Miöm.f
Pterinea costata Gdf.,
* Atrypa reticularis Lin,^
* myynektmtOa pHa fictar»
Aihifria memikiea X. v. B.,
140 SiUoiigtberiohie
• ßpirifer s2)ecio!^i8 Bronn,
• ff macropterus Gdf.y
• „ cnUrijugatus F. Uöm.f
• Orthü vulvaria Schloth.y
• SUeptorhynchus umbracuhm MMt,
(Siatuies däatata F. Böm.
Ferner FeDeatrelte ohne BetUmmnng der Speoie«.
Die nach 8. 240 im Allgemeinen als LeitfoenKen der 6. StA
beseiobneten Spedea sind Torstehend mit einem Stom irer sehen.
Aasserdem findet sich hier noch Penkmerm Shtmmmm F. Ria.
angeführt, der ans dem Qnanit Ton Qreifenstein bekumt^ rai Jl
Maurer im Rapbaohthale bei der FritsemVhle anfj^efonden woida
ist, im Dinzbölzthale bei Wissenbach zwischen Unterderon lai
Wissenbacher Schiefer und auf der Grube Oscar im Wiaaenbacher
Schiefer z. Th. sehr selten vorkommt. '
Mir scheint, als wenn besonders diese Liste, aber auch di?
vorhergehenden, eine Abändening in dem Sinne bedürfen, dass dtm
nur solche Fossilien aofgenommen würden, welche in keiner anders
Stufe auftreten, denn solche, welche sich in zwei oder inelum
Stnfen findeui suid offenbar fOr eine nicht leitend.
Als 6. Stufe/ der jüngsten des Unterdevon, wird d«r Wisi»
bacher Schiefer angeffihrt, welcher in den Lahngegendoa md o
einem langen Zuge weiter gegen N. W. von Wieder ■ DresecUidarf
bis Über Wissenbai^ hinans anitritt. Derselbe als blangraner Deck-
schiefer mit rauheren Zwischenlagern, als dessen Leitfoasilien folgesie
angeführt werden:
Phacops fecundus Barr,^
fugttivus Barr.f
HomaUmotus obtmus Sdö.,
GimiatiUs subnautiUnus Bnmn^
ff C9tXU8 Ii. V* Bmf
ff occtätus Barr,,
ff Jugkri Ä. Säm^
ff eo>nprt89U8 Beyr^f
,t lafeMptafMS Beyr.f
Or(hoeera$ trianguhre Vem, ^AsrdL,
f, crasgum Ä. Sdm»f
Bactrites carinatus Münst,
„ iychloüieimi QuensUf
Isocardia securiformis Sdb.f
Spirifer linguifer Sdb.
Die Feststellung der Lage des Wissenbacher Schiefers in de:
Reihenfolge der devonischen Schiebten ist ein wesentliches Ergebnis
dieser Arbeit und schliesst sich daran die Bemerknog über tüm
Orthooeraskalk bei der Aumühle im Wörsbaohthale oberhalb BosiBgmi,
der niederrheiniBcheo Gesellschaft ia Boan.
141
über die Kalksteine von Greifenstein und Ballersbach mit dem
untersten flasrigen Kalklaprer von Bicken an.
Das am weitesten gegen N. 0. liegende Vorkommen von
Wiatenbftcher Schiefer, welches bekannt iet, findet sich zwischen
Armsfeld und Haddenbexg im Gebiete des Kellerwaldes in der halb>
inseliomiigen Erhebung am östUohen Rande nnseres Derongebirges,
in denen Dr. C. Chelius ChmaüUa comprt89m Beyr^ OHhoeerai
regulan MMb. Spmftf? comf. Imgmfer 8db. gefonden bat>).
Ei dürfte hier daran lu erinnern sein, dass A. Damont in
•einer berttlunten Arbeit sur les terraint ardennaia ei rh^nan de
PArdeDne, da Rhin, de Brabant et du Gondros in den Htooires de
rAcademie royale de Belgique t. XX 1847 und t. XXfl 1648 4.
pl. 451 und zwar in dem zweiten Theile eine Gliederung des terrain
rbenan des Unterdevon aufgestellt bat, welche in einzelnen Zügen
noch heute anerkannt wird. Dasselbe zerfallt in 8 Systeme; Ge-
dinnien, Coblenzien und Ahrien.
1. Das Qedinnien zerf&llt in 2 Stageni die nnr als antere and obere
bezeichnet werden;
2. Das Coblenzien in 2 Etagen, die antere Tannosien nnd die obere
Honerüekien;
8. Das Abrien, dessen obere Sdidide mit der Basis des Mittelderon
TOsammenfMlt, bat keine weitere Unierabtheilungen.
Da nun Dnmont nnr Gegenden in Betracht gesogen bat, denen
der Wissenbacher Schiefer darcbaus fehlt, so z&bH er im ünterdevon
ebenfalls 6 Stufen wie C. Koch, die aber durchaus nicht damit zu-
sammenfallen, so dass die Bezeichnung „Gobienz - Schichten" und
„Coblenzien* durchaus verschiedene Bedeutung haben. Die erste
Stufe von Kochs Taunusquarzit möchte dem unteren Gedinnion gleich
zu stellen sein, aber die 2. Stufe der Hunsrückschiefer von Koch
durfte kaom mit dem oberen Gcdinnien zu vergleichen sein, da sich
weder pelrograpbische noch palftontolo^sche Analogien finden, noch,
weniger aber sind die Namen Ton Dumont Tannosien anf Tannos-
qnanit nnd Hnnsrüokien auf Hnnsrflcksohiefer sn besiehen.
6. Dewal^oCy der Tor einigen Jahren eine sehr verbesserte
geologisohe Karte von Belgien im Biassstabe von 1:600000 heraos*
gegeben hat, folgt im Allgemeinen der Eintheilang des Unterdevon,
des Systdme rh^nan von Domont, indem er folgende Abthoilongen
annimmt:
Poudirigue de Fepin (unteres Gedinnien),
Gres & Schiste de Gedinne (oberes Geilinnieii)^
Gres de Bastogoe et du Taunus (Tauausien),
1) Die Quarzite und Schiefer am Ostrand des rhein. Schiefer-
Sb. Cbei KkMter Haina), il den YerhandL d. natorhist Yer. 1881.
hrg. 88^ mit einer geoL Karten
142
SiiEongtberielito
Schisto de Hoaffalize et du Hunsrück (Hunsrückien),
Gres & Schiste de Vireux et de l'Ahr (Ahrien).
Die nächst obere Abtheilung- Poadingfue de Burnot-SchiBteB roni:'--
de Vicht zieht Dewalque Doch zu dem Systeme rhenan,
dieselben bei uns dem Mitteldevon zugerechnet werdeD.
In der Esquisse g:eolog. du Nord do la France et das
voitinee pur M. Goaeelet 1er &soicule. LiUe 1880» fiber wekkt
Vrot SoUflter in dam Sitsangtberiebte 18. l>e^. 1880» & ST
ein anifllhrlidbeB Referat gegeben hat, findet fieb folgende Eb-
tbälnng des ünterdeTon (£tttge deronlen InIMear) die bior mM
übergangen werden dirf; dieselbe lerftüt in 4 Gruppen (Aewiei)
Gedinnien, Taunusien, Coblenzien, EifeHen. Während Dewalqop
den Namen Coblenzien unterdrückt hat, gebraucht Gosselet den-
selben anstatt Hunsrückien Dumont und nicht mit dem Coblenadeo
Dumont zu verwuchseln.
Das Gedinnien wird in 2 Untergruppen und 5 Zonen geUieüt
Untere« Gedinnien:
1. Pondingne de F^pin« «
2. Arooie de Wcnsmes,
8. Foesilienftbrende Sebiefer tod MondrcpaÜs maä
hmetj mit QnarzphylliiQn von Branz.
Oberee Gedinnien:
4. Sohistee bigarr^a d'Oignies,
5. Schistcs und quarzites de St. Hubert. Scbist^ e;
Psammites de Fooz.
Das Taunusien umfasst eine einzige Zone, den Sandstein voo
Anor, der s. vom Orte viele Fossilien enthalt; von den bereite be>
schriebenen werden angefahrt:
Bpwifer pairadoxu8, Lepkuma Seägwkkif
Spirigera undciOf AvieiUa 2ame0oM,
Leptaena MvrdUsonij Pleuroäictyum prohlemaiiam.
Das Coblenzien oder Grnuwacko wird in 4 Zonen jpeÜMili:
1. Grauwaoke von Montigny,
2. Schwarzer Sandstein von VireilXt
8. Botber Sebiefer von Virenx,.
4. Gmuwacke von Hiergee.
1. Sandstein, Sebiefer nnd GranwafllEe mit
Spirifer para^xus^ bereite ans dem Tannoiien angelibri«
Sprigera undatay ebenso,
Stropiwmena (kprcssa^
Qrammysia HamiUonensis.
2. Arm an Versteinerungen, aoMer den dureb dse
Coblennen dnrobgebenden Versteinerongen ist inur S^ririßr
der niederrbdinisohen Oeaeilschaft in Bonn.
143
dtmus aaBgeföhri» der aber auch im tCMuniaien und in der Qraawacke
▼OB Moniigny vorkommt.
8. In dieser Zone wird das Conglomerat Ton Bomot ange-
Ahrty eine lokale nnregehntaig^e Bildung Ton sehr yenchiedener
M&chtigkeity eonst bestellt dieielbe ans SandsteiB nnd Schiefer.
4. Gratiwacke Ton Hierges oder oliere Oraawacke mit awei
TerieUedene» Versteinerung -Niveaus. Das nntere entb<:
Sdsia Oliviani, Ptexmea eostata,
Spirifer ardttensis, „ ventricosay
Rhf/mhoyieüa pila, ' „ trigona,
Ptexinea lineata.
Das obere Niveau dagegen
Spirifer cuUrijugatus^ Cdkecia iandaUnat
BhytidtoneUa Orbignyana.
Wir sind gewohnt, das Conglomerat von ßurnot ident mit
den von Ytcht und hiernach mit dem reihen Schiefer von Virenx,
also mit der 8. Zone des Goblenaien von Oosseiet als Basis des
Ifüteldef on in betnushien, nnd also das Eifälien — die Schiefer von
Gonfin mit Oakeäta sandäHna dem Mitteldevon susureehnen, so
dass der schwane Sandstein von Yireuz das Unterdevon nach oben
hin schliessen würde.
Aucb hieraus mochte zu folgern sein, dass zur Vermeidung
von Verwirrungen der Name nCoblen«'* bei den ünterabtheilungen
des Unterdevon nach dem Vorgänge von Dewalque fernerhin nicht
mehr zu beuutsen ist.
Professor Schlüter besprach Danstüta perampla 9p,n,
anc dem Mittel-Devon.
Bs liegt nur ein Bruchstück eines Stockes vor, dessen Kelche
Btebt erhalten sind. Dasselbe hat noch eine Hdhe von c 110mm
mid einen Durchmesser von e. 60 mm und besitst 7 Folypeozellett.
Dur Durohmesser betrigt 18— 16 mm; ihre Entfernung von einander
ist angefihr ebenso gross, oder etwas grösser. Im Innern der Zellen
zahlreiche Septen, welche sich tm Centrum etwas zu drehen scheinen.
Ihre Zahl konnte noch nicht festj^estellt werden. Böden dicht ge-
drängt, in der Mitte plan, oder etwas concav und anscheinend an
den Seiten nach abwärts gebeugt. Weder eine Auasenwand noch
eine Innenwand vorhanden. Die Septen setzen nicht fort in das
Cönenchym. Dasselbe besteht znnfichst aus st&rkeren 8 bis 5 mm
entfernten Lamellen, welche nach aufwärts gewölbt, die Polypen-
seilen mit einander verbinden. Der Zwischenraum swischen dieeeo
Gewölben durch Blasengebilde ausgefüllt.
Darufinia perampla ist die grosste Art des Gesohleohtsy von
danen awei dem Silur, nnd Jkarmimd rimama SehkU. dem Ober-De-
von angehören.
144
S&twmgihwriflhto
DonoMi petampia had Mb, im StriagooepliilHi-Salk w
HolUmaten, westlich Lirobnrg in Westfalen.
Original im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn.
Sodann legte Redner Cryphaeus acutifrons $p» n, and
Cryph. rotundifrons Emm. vor.
So rahlreich «neb Exemplare von Crpphaeus im rimniin^r
Unter-Devon gesammelt sind, welche man nach dem Vovgange m
Ferd. Börner als Cryphaeus laeiniaiua >) la beaeiolMii gewohnt 1^
•o selten sind doch Stücke, welche ein einiger Mtaswn genfiginisi
Bild des Thierse geben. Der Vortragende legte melirete Kiasnglsis
▼or, welche die Uebeneogung gaben, düs unter dem aogegnbeM
Namen wenigstens iwei wtchiedene Formen insHnmengelbsBt maL
Bei der einen Art ist die Stirn leidit sugeteh&rft, das Kopf-
schild nicht in Hörner nach hiuten ausgezogen; das vordere Paar
der Seitenfurchen der Glabella geradlinig oder leicht concav naeb
hinten ausgebogen, das mittlere Fiu^chenpaar oft schwach ausgfr*
bildet; das ganze Schild flacher, besonders die zwischen Augen aod
Seitenrand und Hintcrcckc gelegene Partie. Die Augen zeigen 10
Facetten in den längsten Yertikalreihen. Dieselbe mag als Crppkam
aenÜfrons bezeichnet werden.
Mehrere Exemplare von Daleiden im Masenm der ümtenilit
M Berlin. Ein JSsemplar von BIrknnMd im Mnseom dor Yhdw
nt&t n Bonn.
Bei der iweiten Art ist die Stirn gerundet, nidii tnUfifk
Bogeeehirft, das Kopfsdhild nach hinten in Domen ausgezogen, derm
Lange nidit ganz die des Kopfschildes erreicht; die Vorderfurcheo
der Glabella sindcouvex, nach vorn aiisgebogen; das mittlere Furcbeü-
paar so deutlich, wie die übrigen ausgebildet; das ganze Schild ge-
wölbter, besonders die zwischen Augen und Seitenrand gelegen?
Partie steil abfallend. Die Augen führen 8 Facetten in der längsten
Reihe.
Ein Exemplar von Braubach im Museum zu Berlin. Vielleicfat
gehört dieses Stück so Cryph. Icunniatus F, B, Da demselben aber
erheblich l&ngere Homer und ein aiemlich breiter SUmsanm angr
sehrieben werden, so wfirde, &11b die Zeiöhnong In diesen Pnnklm
satreffend ist, hier cum dritte Art vorliegen.
1) = P!euracanthus laciniatiisFcrd. Föm. Rhein. T^obergang^gebi
1844, pag. 82, tab. II, fig. 8, von Ferd. Römer selbst in der Letk
geon^nost für synonym erklart mit Phacops rotundifrons Emm, Die
von Üurmeistcr, Organis. Trilob. tab. lY, fig. 2 von dieser Art se-
Sibene AbbOdong wftre denn rdlUg verfehlt , insbesondere b
opfschild, das Schwantsehild nnd die Plearen.
2) Abgesehen von dem in der Sitanng vom 17. Febr. e. bersfts
anagesohiedenen Oryphaau Umbatui,
^ j ü by Google
der aiederrhemisohen OeseHsohaft in Bonn
146
Zuletzt legte derselbe 8 Ii tho^raphi rte Tafeln vor, welche
eine in unseren Verhandlungen erscheinende Abhandlung über De-
Ton-Korallen ülustriren.
Dr. Ph. Bertkau theilte einigte Bmchatüoke aus der Lebens-,
oamentlich Fortpflanzungsgeschichte unserer Zecke,
Ixodes ricinus, mit. „Die wiederholt ausgesprochene Ansicht,
daas das geschlechtsreife Männchen kein Blut sauge, wurde neuer-
diDgs von Megnin (Compt. rendus, Paris, T. 83 p. 993 fif.) sogar
dabin ausgedehnt, dass das Männchen während der ganzen Zeit
^ines Lebens keine Nahnuig zu. sich zu nehmen brauche, sondern
dsn ganzen 'Stoffwechsel aus dem dem Ei mitgegebenen Doiterror»
nUhe bestreite. Die allgemeine Gültigkeit dieser Angabe war mir
mr sweifelhaft geworden, als ich bei Dnrohsioht der yon K van
Beneden in Brasilien gesammelten Araehniden unter den von einem
Bydrochoeme abgelesenen fSzemplaren des Koeh'sehen Amblyomma
infomatnm anoh ebige SC&nnehen finnd, denen die Mondtheile ans-
^rissen waren; aber bei der Bestimmtheit der M6gnin*schen An-
gaben deutete ich diese Ersebeinung so, dass ich annahm, diese
ilännchen hätten ihre Rüssel bei dem Versuche, sie von den mit
hnen in copula befindlichen Weibchen zu trennen, verloren (S. mein
^'erzeichn. der von Prof. Ed. van Beneden ges. Araehniden, Mem.
ie l'Acad. roy. d. sei., des lettres et des beaux-arts de Belgique,
mU, p. 110). Gegenwärtig bin ich der Meinung, dass diese
Ifanncben gleich den Weibchen am Körper des Capybara gesogen
latten und dass die von Megnin mitgeiheUte Abstinens der
ünnchen keine allgemeine, Tielleioht nnr eine abnorme Erscheinong
Ii Ein Mftnncben unseres H^kboekes, das ich nebst mehreren
iflchtemen Weibehen hier vom Orase geschöpft nnd an meinen
LOrper gesetst hatte, begann hier bald sa saugen ond blieb auch
Stunden festsitzen, w8hrend ein gleichseitig angesetstes Weibchen
•eilich volle 9 Tage lang sog. Anfanglich nahm der Körperumfang
es letzteren nur wenig, später rascher zu, ohne indessen die Aus-
ehnung zu erreichen, die mir von manchen vollgesogenen Exem-
laren vom Hunde, Igel, Reh u. s. w. bekannt waren. Bis zum
ierlegen kam dieses Exemplar, obwohl befruchtet, übrigens nicht,
idem es aus mir onbekannten Gründen am dritten Tage, nach*
un es meinen Körper verlassen hatte, gestorben war.
Dass das Einsenken des Rüssels von Seiten des Männchens in
ie inhra des Weibchens mit dem Begattnngeakt üi Znsammenhang
eht, wie schon De Geer vermuthete, ist ausser Zweifel, obwohl
laus in seinen ^Gmndctigen der Zoologie*, 8. Aufl., p. 574, einen
liehen Zweifel ausspricht >). Wfthrend nftmlich die rec. seminis
1) «Bei der Begattung soll das kleine Männchen mit dem
opftbeil nach hinten gekehrt, an der Bauchseite des Weibchens
aitBUBgib. d. ntodst^Min. OesslJichsft In Bona« 18S1. 10
146
Sitsungsbarichie
der aieitteii im Fraen gesehöpften Weibehen leer wsren« teda
tioh in aU^n den Ezem^lareii, die ioh mit Bliiuiolie& «memmwig»
braoht und an denen iohr die leUteren in der bekannten Laga ge-
aeben hatte Spennatoaoen in den SamentaMben* Anf vekte
Weiie nun aber der Same in die Samentaachen übergeführt wai
kann icb niobt angeben. De Oeer, der bereite den Begattnngs&k
der Spinnen kannte, nahm an, dass das Zeckenmännchen seine Palp^
in die Geschlechtsöflfnung des Weibchens einführe, was indes^it
nicht der Fall ist. v. Siebold giebt in seiner verg^l. Anatomie an.
dass von den Hoden zwei feine Kanäle nach vorn gehen und 12
der Unterlippe ausmünden, und Gene beobachtete mehrere Male i£
eben von den Weibchen getrennten Männchen 2 kleine, spindelförmig«
Körperoben, rechte and links von der Unterlippe» die sich bald ins
Innere des Körpers zurückzogen (Mem. d. reale accad. di Torioo:
8er. U. Tom. IX (1848) p. 774). Pagenateober, dem beide Aogabia
nnbekannt geblieben au aein acbeinen, nimmt an, daaa die Qeacblecbtt
dffnong dea Minncbena so nabe an die dea Wetbebena gebradi
werde, daaa der ans der erateren auaflieasende Same durch die TUft^
keit der Sobeide in die znm Aofbewabren dea Samena beaÜmsts
Theile übergeführt werde. (Beitr. z. Anat. d. Milben II Ixod. riciBss-
p, 38). M e g n i n endlich (a. a. 0.) spricht von einem Penis, dem «irT
in die vulva eingesenkte Rüssel als Führer dient. — Es hat mir
nicht gelingen wollen, die Beobachtung v. Siebold's und Gene*
bestätigen zu können; andererseits habe ich auch gegen die Pagei-
stecber'sche Darstellung des Vorganges meine Bedenken, die sicii
namentlich darauf gründen, dass die beiderseitigen Geschlechtä-
offnongen, selbst wenn der vordere Rand des Sebeidenvorbofea nad
vorn gedrfidkt wird^ einander nicbt ao nabe gebraobt werdest kSoneB.
ala anm beqnemen üeberflieasen dee Samena ndthig iat Wihnad
ich nnn diese Frage nocb nnentaobieden laasen moas, glaabe Ici
dagegen über die Samenftden einige nicht unwichtige Beriohti^ngc:
geben an können. Dieaelben aeigen ein ganz anderea Ansaahia,
wenn sie den Hoden und wenn sie dem reo. sem. entnommen nnd
Im letzteren Falle sind sie 0,1328 mm lang, haben einen schwach alr
gesetzten Kopf von 0,00332 mm Länge, worauf ein Mittelstuck vo5
0,06308 mm Länge folgt. An dieses schliesst sich nun ein Endstück vt '
0,0664 mm Länge an, das in seinem vorderen Theile verbreiten osi
anaitaen.* Hienm habe ich noch an bemerken, daaa der Kopftbc
des Mftnnchena nicht nach hinten gekehrt iat, sondern dieaeifcs
Richtung, wie der übrige Körper und wie das Weibchen hat; dx
Abweichende von der bei Insekten und anderen Arachniden
wohnlichen Stellang liegt darin, dasa Baach gegen Baach gt
kehrt ist.
1) Kinmal hatte freilich auch ein Weibchen kurze Ze-^
seinen Rüssel in die vulva eines auderen eingesenkt.
der iileterlieiiuMli«n GeMUtcbaft in Bons. 147
löffelartig ausgehöhlt, in seinem hinteren Theile wieder verschmälert,
abor doch etwas dicker als das Mittelstück ist. Dieses Stück scheint
übrigens nicht ganz solide, sondern der Länge nach halb gespalten
zu sein, wie eine feine Linie vermuthen lässt, die in einer Ein-
kerbung am Ende beg^nt und vom in die Bänder der löffelartigen
Erweiterung übergeht. Letztere ist übrigens nicht einfach, sondern
doppelt: die hintere ist etwas breiter als die Terdere, und zwischen
beiden befindet eich eine Einschnünuig. — Ein gens anderes Ans-
tehen «eigen nnn die den Hoden entnommenen Spennalosoen; bei
genaeerem Yergleieh erkennt man indessen sehr bsld, dass sie sieh
Bor dadurch von den ersteren nnterseheiden, dass der Kopf mit dem
Mittelstliek gegen den Endtheil eingeklappt und s. Th. von der
loilelartigen Erweiterung nvahfillt ist; an manchen macht sieh Tome
noch eine äusserst zarte Kogel (Eopfkappe?) bemerkbar. Leydig
bat in eeinem Lelirbuch der Histologie p. 534 und Müller's Archiv
1855 Taf. XVII Fig. 42 wohl nur die den Hoden entnommenen, und
P a g 0 n 8 1 e c h e r (a. a. 0. Taf. II Fig. 14) die durch Reagentien veränderten
Spermatozoen dargestellt; des letzteren Beschreibung deutet aller-
dings einige der von mir beschriebenen Eigenthümlichkeiten an.
Die Befruchtung der Eier findet in den Eileitern oder gar in
den Ovarien Statt, wohin die Spermatozoen ans den Samentaschen
auswandern. Letalere sind nimUeh manchmal bereite bei halbvoUge-
sogenen Weibchen gana leer« w&hrend hier die Eileiter dicht mit
ihnen gefGillt sind.
Die Eiablage beobachtete ich in gana derselben Weise, wie
sie Gen ^ bereits im J. 1848 beeehrieben hat; ^) da aber Gen6^ Bfit-
theOong ganz in Vergessenheit gerathen ist, ich überdies auch in
einem sehr wesentlichen Punkte ihm nicht beipflichten kann, so will
ich hier meine Beobachtung ausführlicher mittheilen. Ein Weibchen,
das am 28. Mai einen Igel freiwillig im vollgesogenen Zustande
verlassen hatte, hatte am 9. Juni (wahrend des 5. — 8. war ich ab-
wesend) 211 Eier abgelegt; im Laufe der nächsten Tage bis zum
20., wo ich es tödtete, fuhr es mit Eierlegen fort; die ganze Zahl
der während dieser Zeit abgelegten Eier betrag 847. Der Akt
selbst, wie ich ihn wiederholt aufs genaueste beobachtet habe, ging
in fölgender Weise vor sich. Der Kopf, der in dem gewöhnlichen
Zustand geradeaus nach vom gestreckt ist, biegt sich nach nnten
und sogar nach rückwärts nm, so dass die ünterseite dee Rfissels
anf die Brost an liegen kommt. Ans der OeschleehtsGffnung stülpt
sich langsam der Ovipositor hervor, an seinem Ende ein Ei tragend,
während gleichzeitig aus der Spalte zwischen Kopf und Kiickeuplatte
1) In anvollkommener Weise wurde dieser Vorgang bereits
von Frisch beschrieben: Beschr. von allerlqr Inseoten in Teutsch«
Land» Y. p. 42.
148
Sitsiingsberichie
eine grosse, an der Spitze eingeRchniitene Blase herTortritt und
über den Rüssel hinweg dem Ovipositor entgegenkommt. Im Zu-
stande der stärksten Entfaltung wird an beiden Hälften dieser Blase
vom noch je ein kleiner wurstformiger Anhang sichtbar, mit den
das £i an- seinem ganzen Umfang betastet wird, worauf sich der
Ovipoeitor langsam zurücksieht, da« Si aber an der Spitae 4«
Blaia snrückl&sst. Letztere wird nun ebenfalla mngpMOg&BL ui
nimmt daa £i mit. Bei Beginn der Eiablage kommt daoaelba d»
nadi natnrgemias Tom anf den Kopf lu liegen, und ea erUiri mk
■0 die Angabe Chabrier'a, daae die Eiablage dnrch den Maid
erfolge ; später aber wird die Lage der alten Eier dnroh jedea lei
fainEukommende alterlrt, und das Thier selbst streift buMiA die
Eier an andere Gegenstände ab; doch fand ich einen Klampen vos
36 Eiern auf dem Kopfe.
Gene hatte sich auch die Frage nach der Bedeutung dieser
Blase vorgelegt, und zur Beantwortung derselben folgendes Elxperi-
ment gemacht. Er stach mit einer feinen Nadel die hervorgeMülpta
Blase an, und fand nun, dass alle nach einer solchen Operatios
abgelegten Eier nach kurzer Zeit eintrockneten. Er schloss hieiani^
dass die Blase die Samentasche sei, und dass also erst im Moneal
der Eiablage die beiderseitigen Gaschieohtsprodnkte mit einandir
anaammenkommen. Ea ist dies ein aobwerer &rthnm Geae^s^ ds
das reo. seminia in die Oesohleobtswege des Waibohens eingeaehaltst
ist nnd die Befrachtung des Eiea innerhalb derselben Statt findiL
leb habe übrigens den 6en6*schen Tersnoh in weniger gewnlteaiwr
Weise wiederholt, indem ich die Blase, noeh betör m» mit dem fi
in Berührung gekommen war. durch wiederholtes Berühren Tnit
einem Stäbchen veranlasste sich zurückzuziehen. Gewöhnlich %a
der Ovipositor dann schon so weit vorgestreckt, dass das Ei von iha
entnommen werden konnte. Alle auf diese Weise gelegten Eier (41
waren nach 6 — 8 Stunden eingetrocknet, während die andern, unter
gleichen äussern Umständen befindlichen, sieh Wochen lang frisch ei^
hielten Die Untersuchung der Schale seigta nun bei den auf g^
wohnliche Weise abgelegten noch einen unregelmässigen Uebanag
über der Eischale, der den ersteraa fehUa. Es geht luanaa alss
schon harror, dasa die Blase eine Drfisa ial^ deren Sekrai daa S
Tor dem Anstrockn^ sohütaen solL Diese Drfiaa iat awaisdiaiikBfi^
jeder Schankal mit mehreren nnregelmässig TerftstaltMi Fonikeh;
der feinere Bau liess sieb an dem einsigen Exemplar (daasdlbe, das
mir die Eier gelegt hatte) nicht studieren, da ich das Prftparat hatts
eintrocknen lassen.**
1) Ans den in der Nacht vom Jnni gelegten San
schlüpften am 4. August die 6beinigen» traoheenlosen Larraa aaa.
(Anm. bei der Correktor.)
der niederrheinischeD Gesellflcbaft in Bonn.
149
Prof. von Lasaulx legt der Sektion eine Photographie der
berühmten Berliner A rcbäopterixplatte in der Grösse des Ori-
ginals vor, die Herr Dr. W. Siemens der Bonner paläontologiaehe&
Sanunlung zum Geschenk naohte. BekannUieh wurde die lo übei^
WOB werihvoUe Origina^latte durch die Liberalit&t deiadbea dem
pettontologr* Hoflenm der Berliner UDiteratt&t angewendet; IBr die
iRQftrelflioh anegefBhrte photographiache Abbildung iat aooh die
Bonner Sammlnng dem hochverdienten Geber zu beatem Danke
verpflichtet.
Der Vortragende legte dann ferner vor: Ganz beponders
schone Krystalle von Apophyllit aus dem Basalt des Minder-
berges bei Linz. Das Vorkommen dürfte für diese Fundstätte
überhaupt neu sein, wie der Apophyllit denn in den Basalten des
Siebengebirges bisher nur vereinzelt und nur in kleinen Kry-
stallen gefunden wurde z. B. au der Gierswiese, der Adlergmbe
bei Honnef. In kleinen, tafelförmigen Erystallen kommt er in den
Basalten bei dem westlich vom Siebeugebirge gelegenen Aabaob vw, *
An Schönheit ttehen dieae alle hinter dem neuen Vorkommen au*
rfiek. Die Kryatalle vom Bfinderbei^ atellen die wfirfel&hnliche
Gombination der bekannten KryitaBe Ton Gsiklowa dar: «o P od. OP. P.
Die Baau nnd Priamenfliohen drusig, aber günsend, deutlich die
Vereinigung der Sobindividnen aeigend, die Pyramidenflieben matt
nnd weise wie der AlMn ans den Blasenrftnmen der Phonolithe yon
Aussig. Die Eantenlänge des grössten Krystalls ist 1 cm. Die
Krystalle sitzen auf einer feinen Rinde von Phillipsit, welche die
Wandung des Blasenraumea bedeckt, an der einen Seite erscheinen
Bijschel von Natrolith. Herr stud. Blankenborn, der diese Krystalle
auf einer der vom Vortragenden geleiteten Excursionen fand, hat
dieselbe in dankenawerther Bereitwilligkeit dem mineralog. Mnseam
überwiesen.
In dem Basalte des grossen Weilberges wnrde, wahrsohein-
Udi mm erstenmale in den Basalten des Siebengebirges» auch Ois-
mondin gefnnden: ein allerdings gana yereinaeltesi quadratisch er»
Bcheinendee kleines OktaSder, daa seiner Form nadi niohta anderes
aein kann. Umhdllt war ea mit einer grünlichgelben Binde von
Steinmark nnd andb der Innere Kern war nicht frisch genug, nm
die Beschaffenheit desselben als zum Gismondin gehörig mit Sicher-
heit zu erkenuen. Aber ganz charakteristisch erschien trotz der
Umhüllung der schiefe Schnitt der scheinbar quadratischen Basis.
Hiue ganz besonders interessante Suite von Mineralien und Ge-
steinen erhielt das mineralogische Museum aus den Pyrenäen durch
Herrn M. Gourdon in Bagneres de Luchon, der mit rastlosem
Eifer die Gebirge seiner Heimath durchforscht. Für das Museum sind
die Stacke fast ohne Ausnahme Novitftteni a. Th. sind es aber anoh
bisheran Ar die Pyrenäen selbst nene nnd seltene Vorkommen.
150
8iiniiigBb«rioht6
Eine grössere Zahl von Oesteinen repräsenÜrt die Erscheimmfes
metamorphiecher Schiefer und der für diese besonders cbaraktentti-
Bchen Mineralien. Von den übrigen Stücken mögen noch folgende be»
sonders erwähnt werden, die der Vortragende der Sektion vorlegte.
Herr Gourdon entdeckte im August 1879 in den Pyrenäen ein neu«
Vorkommen von Ghromgrauat, am Montagne de Pardina im
Massif des Poseis (Aragon). Der tiof gron gefikbte Granat bildet
körnige bis dichte Aggregate mit Quarz verwaehaon. In kleinen Hobl-
rftmiMii finden aioh jedoeh aoob aoharf ansgebUdete Dodekafidar* Die
TondamEntdedkeraasgeaproohaDaYerninthiuig» daa der Granat aneh
Yaaadin enthalt^ hat aieh nieht beatitigt Speklralannljtiaoh mü,
Hülfe des EnmkorffVchen Fankenapparatea konnte keine Spar tot
Yaoadin, daa recht eharakteriatiaohe Linien zeigt, erkannt wcrd«»
die Anwesenheit von Chrom dagegen ergab sich nnzweifellinfl.
Schöne Krystallc eines neuen Vorkommens von Desmin in
einem pegmatitartigen grosskörnigen Gemenge von fettglänsendea ^
* Quarz und Orthoklas, in welchem Pyrit-Körnchen und -StreifcbeE i
eingesprengt sind, liegen von der M ontagne de S u perbagnere*, ^
Dep. Haute Garonne vor. DieKrystalle zeigen die sonst verhältnissmässi«'
aeltene Combination od F. ooPoo. f od. OP and die nach der früheres
rhombisohen Aafifassnng als Basis angesehene Flfrche des Orihodomu
+Po9. Die Krystallh aind aehr dann tafelldnnig naoh d«r Fli^
der Symmetrieebene. Von beaonderem intere»e iet die Beecbaffra-
heit der Flftohe OP nnd +Pod. Die eratere aeigt hinfig eine daat*
liehe Streiinng, manchmal nar eine ZweitheUang, numehmal abir
«aoh eine mehrÜMibe Streifang. Noch deatlieher ist dieselbe afar
auf -|-Poo, ao daaa dieae Fliehe eine deatUohe Kniekang seigt, dk j
über dieselbe parallel der Verticalaxe (naoh monokliner SteUaog:
verlauft und so die Vereinigung der Zwillingsindividuen in d^r
scheinbar einfachen Fläche erkennen lässt. Die Zwillingsgrenze auf
•fPoo verläuft ganz geradlinig oder auch in etwa zickzackförmig:
das ungleichmässige Einspiegeln der Fläche links und rechts vüc
derselben lässt sie ganz besonders hervortreten. Die sehr glänzende,
gute Beschaffenheit der Flächen der Krystalle, welche ea 8—4 ma
L&nge haben, gestattet sehr wohl genaaere liessangen, auf welobe
später aarüokgekommen werden soll
In einem aohwarsen feinkörnigen» etwaa sduefrigen Knlk*
steine Ton dem Ausgange des Thaies Ton Halibierne im Hassif
der Maladetta herrührend, finden sieh mit Fasefkalk vmgebe&e,
▼erdrfiokte Pyritwfirfel, ganz dieselben Ersoheinangen bietend» aaf dii
Mher G. Rose*) zuerst bei Pyritwürfeln aus den Thonschiefem der
Gegend von Malmedy u. a. 0. aufmerksam gemacht hat, nur dass es iE
jenem Falle Faserquars ist, der die durch die Pressung und Fort-
1) Zeitsohr. d. deutsoh. geol. Ges. 1864 p. 696.
der Biederrheinisohen Gesellschaft in Bonn. 151
"bewegang der Pyritwürfel entstandenen Hohlräume erfüllte. Vor
allem sind in dem vorliegenden Falle durch von der Stelle rücken
der Pyrite hohle GasRen hinter ihnen entstanden, es sind seitlich
feine Bisse gebildet worden, die dann mit dem weissen Faserkalk
erfüllt wurden und sich in der schwarzen Kalksteinmasse sehr anf-
fiallend abheben. Die FyritkrystaUe lödlsn sieh leioht heraas nnd
Ismen in dem Kalkttein glaitfliohige Hohlr&ume übrig, die geoan
die Btreifnng der Wflrfelfläohen seigen. Anch die Würfel selbst
sind Tersohoben nnd yerterri, wenn auch nicht in dem Masse, wie
in den Thonsdhiefem.
Ansj^ezeiohnet schön sind die Yorkomtnen von Couzeranit im
Kalksteine von St. Beat: die mehrere Linien dicken, oft über Zoll
langen Prismen der Comhination ooP. od P od sind z. Th. vollkommen
klar und durchsichtig und zeigen in den zahlreichen Querrissen die
basische Spaltbarkeit. Hierdurch erhält man leicht Splitter, die
zur Beobachtung des Interferenzbildes geeignet sind. Dasselbe ist
das einer optisch einaxigen Substanz wie schon Descloizeanx ange*
g-eben. zeigt jedoch auch verschiedene Störungen , die im Aufbau
der Krystalle bedingt scheinen. Erwähnenswerth ist noch das
adiüne Vorkommen von gediegenem Schwefel in dem weisten
Marmor vom Ml Arri bei St B^at. Auf andere interessante
Vorkommen dieser Sendung kommt der Vortragende noeh ein anderes
Mal zurück. Herrn Gourdon ist da« mineralog. Museum recht sehr
SU Dank verpfliebtet.
Schliesslieh legt der Vortragende die erste Liefemng des
neuen Lehrbuches derMineralogie von G. Tschermac k, Wien
bei Holder 1881, vor, ein Werk, das in der Person seines Verfassers
die sichere Bürgschaft einer aussergewöhnlichen wissenschaftlichen
Bedeutung trägt. Der Begründer der wichtigen Lehre des Mischungs-
geaetzes der Feldspathe unternimmt es hier, auf der Grundlage der
sendeten Anschauungen über Wachsthum, Krystallbau, Zwillingsver-
wachsnng, optische Verhältnisse und chemische Constitution der
Mineralien ein Lehrbuch zu schreiben, das gans besonders den phy-
eikaliachen Theil der Krystallographie berfioksiohtigen soll, wie aua
der Torliegenden ersten Liefernng henronugehen scheint. In der-
selben werden, Tom V^achsthom der KryataUe und der Molekular-
gmppirung in denselben ausgehend, die Symmetrieyerhftltnisse der
Molekularsysteme und hieraus die yerschiedenen Krystallsysteme in
überaus einfacher nnd klarer Weise entwickelt. Es schliesst sich
daran die Darstellung der Hemimorphie und Hemiedrie. Besonders
das Kapitel über die Zwilliugsbilduugen enthält vieles Neue; ein-
gehend werden hier die von Tschermack als mimetische Zwillings-
verwachsungen bezeichneten polysynthetischen Zwillingsbildungen er-
örtert, die dadurch ausgezeichnet sind, dass bei diesen durch Ver-
einigung von mehreren Individuen niederer Symmetrie eine Form
Digitized by Google
162
▼on anwheiDeiid böliwer Symmetrie gebildet wird. Gerade
haben in neaerer Zeit in erhöhtem Maate das Interesso der Minert«
logen in Anspruch genommeu. Im letzten Theile der 1. Liefenm^
ist die Lebre von der Mineraloptik begonnen. Vortrefflich ausge-
führte Tafeln stellen die charakteristischsten Interferenzbilder de!
verschiedenen Repräsentanten der Krystallsysteme dar. Daa guoe
Werk Boll aus drei Lieferungen besteben.
Dr. Qurlt legte die geologisohe Uebersiebtskarte der
eebwedischen Provins Wermland: Qeologiak OverrigtakKU
dfver Tennlaiidi Län, von A. E. Tdmebohniy im Maaaaitabe 1:400 €00
Tor. 1)a Torantsasehen war, daae die geologische Anfnalime dieser
an das Königreich Norwegen grenzenden Provinz durch das geolo^
gische Bureau in Stockholm, das die geolo/^nsche Erforschung Schwedenr
zur Aufgabe hat, noch lange Jahre würde auf sich warten lassei
müssen, so beschloss der Landsting, die Pro vinzial Vertretung vqe
Wermland, auf Antrag des Bergnieisters A. Sjögren, selbstständig
vorzugehen. Es wurden daher Geldmittel bewilligt und dem Landst-
geologen Tömebohm der Auftrag ertheilt, diese industriereiche Prcr
yinz zu untersuchen, was in den Jahren 1876 bi» 1879 geschab, nad
eine geologische Karte deraelben zu entwerfeOt wekshe nebet mm
Textbeeohreibnng jetzt bier vorliegt Wermland besteht^ wie die
angrenzenden ProTinzen Norwegens überwiegend ans kryatsUiai-
sehen Sobiefergesteinen, in weleben eine bestimmte Alterefolg«
naohweisbar ist nnd zwiseben denen stob tkeils gleiehalterige, tkÄ
jüngere ErnptiTgesteine eingelagert befinden. Die ältestes
Theile dieses Gebirgsbaues liegen in sehr flach gewölbter Lfagenme
im Südwesten der Provinz und bestehen aus einem grauen oäa
rothen Eisengneis mit Magneteisen, dessen Schiebten ein deut-
liches Einfallen und Streichen zeigen. Sie sind überlagert von einem
charakteristiechen llornblendegneise, der sich durch Muskovis
und zahlreiche Pegmatitaasscheidungen auszeichnet. Auf ihn folgt
dann ein ziemlich grobflasriger Oranitgnois ohne Homblendef der
seinen eruptiven Charakter durch seinen Gehalt an zablrsicbes
scharfkantigen Gesteinbmcbstfiokeii verritb« im Uebrigeo aber an^
in geschlossenen selbststAndigen Massiven als Sltester Granit des
Landes auftritt Alle diese Gneise finden sich gelegvitliidi dorel
Gänge nnd Massive eines jüngeren Granites dnrefafaroebeoy be-
sonders am See Foxen nnd bei Strömstad im angrenaendea Her*
wegen.
Auf dieser ältesten Abtheilung des Grundgebirges liegt ciK
mächtige Reihenfolge von gran ulitischen Schiebten und auf ihnen
abermals ein rother Granitgneis von eruptiver Bildung; doch
ist die Granulitzoiie so charakteristisch ausgebildet, dass sie auf
weite Erstreckungen leicht zu erkennen ist und als geognostiscber
der niederrlieiiiiseheix Goflelliobail in Bonn. 168
Horizont benutzt werden kann, indem sie tbeils als Granulitquarzit,
oder als grauer Glimmergranulit, mit untergeordneten Conglomerat-
scbichten, ausgebildet ist. Die Grauulitabtbeilung Wermlands ist
als Aequivalent der jüngeren Abtbeilung des norwegischen Grund-
gebirges in Telemarken zu betrachten, und es schliesst sich an sie
als gleicbaltrigea ErupiiTgestein ein Gabbrodiorit an, welcher
tbeils gneiaartig eingelagert ist, theils ala eelbstständige Maseen
auftritt; gans ebenao wie das in dem nftchit ilteren Horizonte mit
einem Hyperitdiorite der Fall ist, der in einer breiten Zone
Toa Ghriftinehamn am Wermersee in zablreicben Zfigen nnd Kuppen
tiab gegen K. W. bis an die norwegische Grenze binsieht. Der
OrannUtsone aufgelagert zeigt sich gegen Osten ein wenig Terftndertes,
oft sandsteinartiges Gestein, das aus einem Gemen(]re von körnigem
Quarzit mit K]ndot besteht. Dieses Epidotgestein wird zuweilen
durch einen schönen Augengneis mit ei- bis faustgrossen Feld-
spathangen, der aber eruptiven Ursprungs sein mnss, vertreten. —
Die Schichtenfolge, welche das westliche und mittlere Werraland
einnimmt, findet sich durchaus in concordanter Lagerung und gehört
der Drformation, oder dem Grandgebirge der norwegischen Geo-
logen, an.
Etwas abweichend ist der Gebirgsban im östlichen Wermland
und dem hier angrenzenden Kopparbergs Lin, indem namentlich
bei Fhilipstad grosse Massen von Graniten auftreten, die sich aber
«och gneisartig ansbilden können. Ein älterer Granit, voa
dnnkler Farbe nnd mit viel Hornblende» Glimmer und Oligoklai
gehört der ftiteren ürformation, ein hellerer, grau violetter Granit
mit vorherrschendem Mikroklin oft in 2 — 4 cm langen Krystallen, der
jungem au; während noch jüngere Granite, namentlich ein oligoklae-
reicher Hornblendegranit, der beständig Titanit führt, bis nach
Dalame hinein fortsetzen, z. B. bis in das Jerna Kirchspiel; doch
sind in der Regel die jüngeren Granite quarzreich und arm an
fiomblende. Die Granulitformation des östlichen Wermland zeichnet
sich durch ihren Reichthum an Eisenerzen aus nnd führt in ihrem
oberen Theile Dolomite in grossen Knollen oder Lagerstätten und
Piorite ak deokeniÖrmige Lager, oft in Gestalt von gr&nem Diortt*
■ohiefer oder Diorittoff. Auf diese folgen dann am See Tngen grüne
Schiefer und schwarse Xhonschiefer nnd weiter nördlich als jöngstes
Glied der Dal Sandstein mit Gonglomeraten, welche susammen
aehon dem Primordial auznreohnen sein werden, geradeso wie in
Korwegen der schwarze Diktyonemaschiefer und der Blauqnars.
Von jüngeren Eruptivgesteinen gehören dieser Abtheilung noch
braune Porphyre, grüne Porphyroide, Diorite, in Gängen
und kleinen Massiven z. B. bei P^^rsberp, endlich Gänf?e von Dia-
bas, zuweilen mit Olivin, an. Die technisch verwendbaren Fossilien
der Provinz sind: Kalkstein und Dolomit nur im Osten, Topfistein,
154
Siteiiiigtbflridita
BacbwbiAfer, Wetsateni, Quarz, basoDden aber Bitenerse, mi.
Ewar Schwarzerze (Magnetit) in den älteren, Blutsteine (RolheiBen-
erze) in den jüngeren Abtheilungen. Auf sie ist die berühmte Eisen-
industrie Wermlands basirt. Ausserdem kommen noch untergeordnet
Kupfer-, Blei- und Silbererze vor. Diese Arbeit des Herrn Tome-
bohm ist eine vorzügliche Leistung, wie auch di^ Ausführung der
Karte in Farbendruck and es gereicht dem Landstinge von Wem-
land IM groner £bre, die Kosten ibfer Herstellung nidit geschsst
sa baben.
Professor Schaa ff hausen legt den ihm von Herrn Dr.
Mehlis in Dürkheim übersendeten Schädel von Kirch-
heim yor, der einem Skelete angehört, welches in bockender
Stellung auf dem Hoohufer des Eisbaches, 1 m tief in einem dibiTi-
alen Letten gefanden worden ist Die boekende SteUong kooots
darans gesohlossen werden, dass Ober> und Untersobeokel eiaas
•pitien Winkel bildeten and das Becken tiefer lag als der SchldeL
Die schmale bohe Form mit stark .vorspringenden Schmtelhoekaa
weiebt von der gewöhnlicben Form des GermanensehMela, die vir
aus den Reihengr&bern kennen, ab und nlhert sieh mehr dem Typ«
- einiger heutigen rohen Rassen, zumal dem der Südsee- lusulaDer^
wenn auch bei diesen die Schmalheit in einem höhern Maasse vor-
handen ist. Auch die Begräbnissweise muss als eme sehr alte ge-
deutet werden, sie kommt in den skandinavischen Steingräbern vor
nnd war die der Guanoben auf Tenerifia, sowie die der alten P«*
roaner.
Der Sobftdel erinnert an den Höblensch&del von £ngia ond iit
dem von dem Bedner im Jahre 1864 beschriebenen ond «aeb des
mit dem eben erwftbnten verglichenen von Nieder^IngRlhfiim sskr
ihnlich, den er ab jedenfhlls der vorrdmisdien 2Seit angehörig be>
leichnet hatte. Aach bei diesem worden nnr Steingerfttha als Bei-
gaben des Grabes gefunden. Der Todte von Kirchheim hkiH
beiden Händen vor seiner Brutt ein 18 cm langes Steinbeil sn
Melaphyr-Mandelstein, dessen nächster Fundort Waldböckelheim SB
rechten Ufer der Nahe ist.^ Auch die groben, aus der Hand geformte-
Thongefässe gleichen denen von Ingelheim. Eigeuthümlich und an da
spätem germanischen GefUssen nie vorkommend, sind Ornamente, welche
Filanzenformen darstellen. Eine kleine Schale von letzterem Ort ifi
mit aufrecht stehenden Bl&ttern reich verziert. An einigen schwarzen
Scherben sind die scharf eingeschnittenen Stricbversieningen mit einer
weissen Masse angefüllt» die aas der in dortiger Gegend vorkoausei'
den nnd noch bente vielfach benatsten weissen Thonerde besteht^ lAnr
denschmit hat die gleichen ThoDge^äthe aof dem Orabfislda von Mobs*
heim gefanden, das er als einen der ftltesten Friedhtfe des Bheis-
l) Archiv für Anthrop. B. UI S. 106 und TaL 1.
der DiederrbeiniaeheD Gesellsohaft in Bohd.
155
landes bezeichnet. Mehlis bemerkt, dass dies Grabfekl, auch „am
Hinkelstein'' genannt, auf dem Hoohnfer der Pfrimm liege, wie
ienes von Kircbheim aaf dem des Eck- oder Eisbacbes. £r macht
darauf aufmerksam, dass Sohliemann ^) in Hissarlik ähnliche Orna-
mate aos Tapfen, Leisten and Knöpfen bestehend gafonden habe,
wath flolebe, wo die Einsobnitte mit wetsser Kreide aDgefSllt nad.
Dieae Küteinlagen finden sich anch in den Schweiler Piahlbanten
sowie in den Terramaren Oberitaliens*).
Anoh in Monsheim sehlenen die stark aerdületien, mftrbeai
Ton Pflansenwarsehi benagen Skelette, deren Köpfe meist anf dem
Gesichte la^en, in sitzender Stellung bestattet zu sein. Ecker unter-
suchte einige Schädel, die meist nur Schädelreste waren und fand
dieselbe schmale, lange Form wie bei dem von Nieder-Ingelheim und
deutete sie mit dem Redner als altgennanisch. Auch die Schädel
von Höchst und Steeten dürfen mit dem vorliegenden verglichen
werden. In der Nähe der letzteren wurden ebenfalls Thongeräthe
gefunden, deren Yerziemngen mit weisser Bättmasse eingelegt waren *)|
beim ersten lag ein Steinbeil.
Der Sohidel Ton Kirehheim ▼err&th sein hohes Alter schon
doreh ssine allgemeine Form. Er ist hoch, lang nnd schmal nnd
die hoehstehenden Scheitelbeinhöcker springen Tor. Die nur wenig
sorSckliegende Stirn ist knrs nnd schmal mid über den siemlieh
etarken Augbranenbogen etwas eingesenkt. Die Hinterhauptsschuppe
ist ein wenig vorgewölbt, die 1. nuchae bildet eine mässig starke
Querleiste, die Zitzen fortsätze sind klein, aber durch den sulcus tief
eingeschnitten. Die Schläfengegend ist auffallend flach. Die Nähte
sind wenig gezackt, die in der Mitte geschlossene s. saj^ittalis bildet
in ihrem vordem Theile nur eine geschlängelte Linie, die for. parie-
talia fehlen. Die Stirnhöhlen sind in mehrere Räume abg^etheilt,
die vorderen Wände, welche den Branenwulst bilden, sind stark.
Der Schädel ist prognath, die er. nasofacialis fehlt, ihre Tordere
Leiste ist herabgeiogen. Das Ctobiss war Tollständig nnd siemlieh
abgeschliffui. Die Yordersihne sind Uein. Der Unterkiefer hat
einen sehr stumpfen Winkel von 60*; das Kinn ist schmal nnd Tor»
springend, so dass der Schädel fut ein Progenaens ist Der bereits
von H. Prof. Walde3rer in Strassburg aus seinen Bmchstfteken sn*
sammengesetzte aber unvollständige Schädel wurde dem Redner
später von H. Dr. Mehlis auf seinen Wunsch zugesendet, kam aber
zerbrochen an, so dass er ihn aufs Neue zusammenfügen musste.
Die Maasse des von ihm auch theüweise in Gjrps ergänzten Schädels
sind die folgenden:
1) Ilios No. 43, 45—47, 156, 162, 165.
2) Wiener Mittheil. 1872, Taf. 1, 1870 Taf. 3, 5 und 6.
8) Annalen des Y. f&r nassanische Alterthnmsk. XY. 1879|
S. 816 nnd 887.
166
SitniiigBberiohte
L. 190, B. switoheii den Tnbera 188, Indos 79. 6» Qmk
Höhe vom yordern Btnde dee for. magnum 141, anlMbtt BAi
vom hintern Rande 141, Längenhöhen-Index 74.2, Breitenhöfaen-lBda
102.1. Die untere Stirnbreite ist 98, die geringste Breite des Schädel«
in den Schlafen 98, F. K. 109, F. N. 114. Doch kann dies M&üi.
nur geschätzt werden. Der Gesichtswinkel ist 60*^, die Entferauac
des Ohrlochs von den obern Schneidezahnen 120", vom Hinterhaupt
98. Die 1. teraporalis ist schwach, der rechte Tuber etwas vorge-
schoben. Die Maaioidal-Breite ist 119, Gg. 87, der Horiso&talaizh
fang 522, der Queramfang 325 mm, die Capacität= I86O0OB. Aiick
dieaei Maaas ist, da gaue Theile dea Sofa&dels in Gyps ersetzt and,
nur annfthernd riohtig, vird sioh aber Toa dem wirklicthen Yerbilta
nicht weaenüieli entfernen. Die a. firontalia iat nach Sehfttaang 131^
die aagittalia 180, daa ob ooeipitia bia snm for. magnum 11K6 nm hif
Der Schftdel ist platyrrhin, wiewohl die Höhe dar Km»
öfifnung nicht inessbar ist, es misst die Breite 80 mm. Der SebiM
war phanerozyg. Die Schädelknochen sind hellgelb, sehr infrt*
kleben au der Zunge und sind an der .A.ussenfläche von PÜjnsfO-
wurzeln l)enagt. Dieselben sind ziemlich dick, das Scheiteibeii
misst über dem Tuber 9 mm. Die Diploe ist, was bei Schädeln der
germanischen Vorzeit mehrfach beobachtet ist, stark entwickelt, »>?
ist an jener Stelle 7 mm dick. Der Schädel ist ein männlicher
Germanenaebädel der vorrömischen Zeit, also vielleicht ein K^l.e.
Noch nnter den Reihengr&berach&deln ist diese Form erkeuD^ir
Dentlioher iat aie an ftltem Sebideln. Daaa die gröaate firs^
fwiaohen die IHibera ftUt, iat bei mftnnliehen Sehideln adMw fit
primitif ea Merkmal. Sehr &hnlidi itt der Sohidel dem tob Eiigi(
doeh hat dieser eine etwaa breitere Stirn nnd beaaere Nihte, asek
ist dessen Sehl&fengegend weniger flach. Gross ist die AehnliAtai^
mit dem Schädel von Nieder-lngelheim wenn auch die Gesk^
bildung verschieden ist. Die Maasse des Kirchheimer Schädels linii
L. 190, B. 138, H. 141, H ü. 522, die des Ingelheimer: L. 190, B.
187, H. 144, H. U. 523. Der Querumfang ist bei jenem 325, bei
diesem 835 mm.
£igenthümlich ist beiden Schädeln auch das tiefstehende Grusd
bein, dessen Gelenkböoker tiefer stehen als die Zitzenfortsatze, so 6i»
die basie cranii nach unten gewölbt eracheint. Auch schneidet b(>
beiden die Horisontale fiut den Naaengmnd nnd die Ebene des fer
magnnm Hegt horizontal.
Daa Yorapringen der Soheitelhöeker ▼eranlaaat vonagavai«
die Pentagonalform der Norme oodpitalia» die bei alten Sefaldda
wie bei niedem Raaaen ao oft beobachtet wird. Thnmam *) UMet
1) Verhandl. des natnrhist Y. Sitgangab. y. 6. Des. 1684, S
118 und Jahrb. des Y. Ton Alterthnmafr. im RheinL XLIY nnd XL>«
1868 S. 113.
2) Memoirs of the Anthrop. Soc. I 1865 und HI 1867-69.
der oiederrheiDischen Gesellschaft in Bonn.
157
sie bei alten Britenscbadeln ab, die schon Bateman kahnförmig
nannte, weil auch die Pfeilnaht gehoben ist, B. Davis und R.
Krause ^) bei Inselbewohnern des stilleQ Meeres, A. B. Meyer ^) bei
den Papuas. Wir sind desshalb berechtigt, diese Eigeothümlichkcit
prähistorischer Schädel mit einem niedem BilduDgsgprad in Ver-
bindmig so tiringen. Die Scheitelbeine haben die atark gekrftmmto
kindliche Form bewahrt, weil die yolk» Entwicldong des Gehirnes
fohlt» welche den Scdiidel mehr und mehr abmndet.
Dass die Znsammensetanng des Schädels, wie sie jetzt ist, bis
anf 1 mm in allen Maassen richtig sei, dafür kann man nicht ein*
Strien. Die Entfernung des Stirnbeins vom Scheitelbein konnte nur
an einem Punkte mit grosser Sicherheit gefunden werden, dass sie
richtig war, erj^b sich aus der Verbindung des rechten Wangenbeins
mit dem Oberkiefer, und dass dieser richtig stand, zeigte der Schluss
des Gebisses, bei dem der Unterkiefer in seine Gelenkgrube am
hüdel richtig passt. Einige kleine Fehler der Znsammenfügung
bleiben, die es rathaam ist zu lassen, weil sie nicht wesentlich sind
nnd ihre Berichtigang die fest und gut vereinigten Theile wieder
gefährden würde. Die beiden Hüften des Unterkiefers sind in einem
za kleinen Winkel vereinigt, der Abstand der beiden Gelenkköpfe
mömle 6 mm grtaer seui; auch steht das rechte Keilbeui etwas
tiefer als das Imke nnd der Oberkiefer ist ans der Medianlinie etwas
naeh links Terschoben.
Yon den Skeletknochen sandte mir Herr Dr. Mehlis die vier
best erhaltenen. Der linke ziemlich stark gekrümmte Radius wird,
wenn man das fehlende Stück ergänzt, 240 mm laug gewesen sein.
Die linke Fibula ist 342, die rechte Tibia, die nicht platyknemisch
ist, 350 mm lang. Beide sind, wie das rechte Femur, kräftig ge-
bildet. Dieses ist ziemlich krumm und hat eine starke L. aspera
aber einen kleinen Oelenkkopf. Wenn man ein 0.20 mm grosses
fehlendes Stück hinsoreohnet, so maass es 482 mm. Es ist stark von
Kalksinter amhüllty Yon dem anch feste Stücke am Schädel haften.
Schon in meiner ersten Mittheilong Uber den Nieder-Ingel-
heimer Sch&del Tom J. 1864 habe ich diesen dem Engis-Sch&del
▼erglichen nnd in ihm einen rohen nnd nrtprünglichen Typus
erkannt, wie er von den alten Skandinaven, den Kelten nnd
Briten bekannt ist nnd zum Theil in höherm Grade vm9 bei den
heutigen Wilden begegnet. Im J. 1868 fasste ich in vollständigerer
Weise die Merkmale zusammen, die an den rohesteu Typus der
1) Thesaurus craniorum, London 1867 p. 313.
2) Die ethnographisch • anthropol. Abtheilong des Moseoms
Gcdefl^y. Hambnrff 1881 Tat 86—46.
8) üeber hondert fOnf nnd dreissig Papna-Schldd» Mitth. dea
sool. Mns. in Dresden 1. 1875.
168
Sitsongsbericihte
hentigen Wilden erinneni und Mgt6y d«M er daroh dieae Eigai-
aobaften Ton der bekumten Form det Germenensehidels betetaii
abweiche. Damit sollte nieht gesagt sein, den er oner aadn
Kasse aogehöre. Mit der yorgermanisehen mongoloiden oder fixiniseb-
lappischen Rasse haben der Ingelheimer und Eirchheimer kein«
Verwandtschaft. Wir haben eine ältere Form des GermaneDschidel'
vor uns, als die, welche wir aus den Reibengräbern kennen. Vwi-
leioht ist es die keltische, der schon Ketzins die schmalen Skaodi-
naTenschädel zaachrieb. Wenn Schliemaun in Troja (üiaa, S. 246)
dieoelben mit weissem Kitt eingelegten Thoogefässe ^d, so tpriclit
das fOr nahe Culturbeziehongen der Kelten und Pelasger. Wievohl
beide Sobftdel eine ftliere Form darstelleiiy so fehlt ihnen doch niekt
ein gewieser Gnlttirgrad, der sieh beim Ingslheimer in dem genes«
Prognathiamos und dem Fehlen starker Braaenwnlsle aoaspriokt»
bei dem Kirohheimer in dem Torspringeodeo Kinn, das anf da
grieohisehen Yaeenbildem eo gewöhnltoh ist. Anoh aei hier aod
bemerkt, dass der von Vlrehow, Iliae S, 568, abgebildete Trojaoir>
Schädel schmal, hoch und lang ist*).
BKedlsinlsdie Seciion«
Sitsnng vom 27. Jani 1881.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend: 14 Mitglieder.
Prof. Fink 1er berichtot über die Resultate, welche eine Tca
Dr. K. Lenzmanu in der medicinischen Klinik unternommeoe
Arbeit zu Tage gefordert. Es handelt sieh um „den Ein flasi der
Anwendung transportabler pneumatiseher Apparate a^f
die Giroulation des gesunden Menschen*. Die Unteraaebani
wurde so gemaohti dass der Blutdmek in der arteria radislit ter
mittelst des von Bach'schen Sphygmomanometers beetinmit werde,
für verschiedene Variationen dee Athmnngsmodas. Zar leichtm
Handhabong des Instramentes war es in besonderer Weise bewq^
aufgehängt, to dass durch Losdrehen einer Schraube die Pelotte dei
Sphygmomanometers auf die Arterie herabsank. Der Druckwerti
in der Arterie wurde dadurch controllirt, dass die Höhe der Queck-
silbersäule beim Verschwinden des Pulses und beim ersten Wieder-
erscheinen desselben notirt wurde.
I. Der Valsalva'sche Versuch bewirkt Sinken des Blutdruciu:
1) Den Dürkheimer Fund hat Dr. Mehlis ausführlich in ein^f
Beigabe zum XL. Jahresberichte der Poilichia, Dürkheim u. Kaiflerr
lautern 1881 beschrieben.
der niedenMidadiai Gatelbohafl in Bonn,
160
nnd swar ist das Absinkcii des Blutdrucks schon gleich im Beginn
des Valsalva'schen Versuchs so bedeutend, dass die Erscheinung für
einen Reflexact erklärt werden muss. Im weiteren Verlaufe des
Versuches kommt zu diesem den Blutdruck herabsetzenden Reflexact
ein weiteres nach derselben liichtong hin wirkendes Moment, die
Kückstaunng dfit venösen filatee, hiosa, so dm nun ein Minimom
Abb Blutdrucks resnltiien iniise.
Die PulsfreqQens tieigt während des YalsaWa^tohfls Yer-
tochi. Aber die Yerinderaog der PulalreqaeiUB hftli nioht gleichen
Sdhritt mit der Abeenkong dea Blntdrnoki; der Blntdradk |iat ioihoii
annilierDd aein Minimom erreiehti während die Polsfireqoena erat
relnÜy wenig von der Norm abweidit. Aaoh kehrt die Palafk«qiiana
aefaBeller zur Norm zurück als der Blatdmck.
Nach dem Valsalva'schen Versuch steigt der Blutdruck über
die Norm, bleibt so einige Minuten und kehrt dann zur Norm zurück.
II. Bei Inspiration coraprimirter Luft sinkt der Blutdruck
unter die Norm durch zwei ursächliche Momente : ein mechanisches
und besonders ein physiologisches. Der niedrige Druck ist auch
noch als Nachwirkung zu beobachten. Der Bückgang zur Norm
findet statt nach wenigen Athemsügen eomprimirter Luft ohne vov-
berigea Anateigen dber die Norm, nach mehreren Athmangan da^
gegen fiberateigt er erat die Norm nnd kehrt dann an ihr sarfidk.
Der Pnla iat während dea Yeranoha nnd einige Zeit nach demselben
fireqnenter.
in. Dnrch SSzapiration in comprimirte Lnft wird der Blnt-
dmek herabgesetzt; der niedrige Druck überdauert die Ausathmung
um kurze Zeit, um dann entweder sofort auf sein früheres Maass
zurückzukehren, oder erst nachdem er vorher gestiegen war, je nach
verschiedener Dauer der Anwendung. Die Pulsfrequenz steigt wäh-
rend des Experimentes um nach demselben wieder herabzugehen.
lY. Inspiration und Exspiration eomprimirter Luft verstärkt
die vorher aufgezählten Einflüsse.
Y. Inspiration verdünnter Lnft. Bei ein- bis zweimaliger In-
apiration verdünnter Luft steigt der Blutdruck w&hrend der Inspi-
rstiony um seine gröaate Höhe erst bei der folgenden £iapiration
sn erreichen. Bei Iftnger fortdauernder Einathmnng verdünnter Lnft
kann der Blutdruck deraelbe bleiben» oder auch fallen, waa sich im
eonereten Falle nach dem Grade der angewandten Yerdünnung und
der Dauer des Experimentes richtet. Als Nachwirkung haben wir
immer ein bedeutendes Steigen des Blutdrucks.
YI. Exspiratiüo in verdüuute Luft steigert den Blutdruck um
ein Gerioges.
Prof. Eoester spricht über compensatorische Hyper-
trophieen in atrophiaohen Nieren.
160 Sitioogiberiolit«
Bei einer frikheren Gelegenheit') hatte lieh der Vortnfeüie
üher oompeneetoriiche Hypertrophieen nnd deren Bedeutong he
Allgemmen enegesproohen, ohne die speoieUea 7eriiiltBi«e dm
eimelnen Hjpertrophieen sn tnelyairen.
Er geht fir jettt suniohst nnf die oompensetorieebeB Hyper-
trophieen in den granulär -atrophischen Nieren ein. Ke dahin M
nur bekannt, dass nach Atrophie oder Exstirpation einer Niere die
andere sich vergrcssert und fähig wird vicariirend für beide zu
functioniren. Durch die Untersuchungen von Rosenstein, Perl u. Ä.
ist festgestellt, da^s an der Vergrösserung nicht alle morpbologrischfa
Elemente der Niere sich betheiligon, sondern dass es wesentlich die
gewundenen und mit grossem protoplasmatischemEl^tbel niugekltt-
deten Abeobnitte der Harnkanälchen sind, die eine Tie^ifyeewm
erinhreni w&hrend ein gleichet Yerlmlten der QkMnenili aodi svei-
feUiftft ericheinen dfirfte.
Nieht bekannt eoheint es ra sein, deis in ftat aUen gFBnllla^
atrophisohen Nieren eelbet, einerlei ob nnr eine oder beide Ni«ei
▼on der Atrophie befkUen find, in mehr oder weniger mnsgesproebe»
nem Masse solche coropensatorisohe H3rpertropbieen Torkonmen. b
manchen Nieren wird die granuläre Beschaffenheit sogar bauptsädi«
lieh dailurch l)edingt. Immer treten diese Hypertrophieen inselfÖrmif
in der Rindensubstanz anf und zwar bäuüger in den peripheren tk
den centralen Partieen derselben.
Mikroskopisch handelt es sich stets um eine merkliche oft Hh
gar sehr auffaUende Veigrösserung eines ganzen Convolats oder
besser Systems gewundener Abschnitte, die sich um bez. fiber mam
dasu gehörigen Glomerulus gnippiren. Seltener findet man aosi
Vereinselte gewundene Stficlce, die sich Tergröesert baben nnd dm
wabrsoheinlioh Schaltstfieke darstellen.
Nnn sind Erweiterungen sowohl ganzer Hamtini1ohcni| stsi
wie einselner Absehnitte derselben in atrophisohen Nieren edhr ge-
wöhnliche nnd gans bekannte lirsoheinungen. Dieee Brweiterangen
dflrien aber nicht mit den Hjpertrophieen verwechselt werden.
Die Erweiterungen entstehen durch Stauung des Nierensecreti
bei Behinderung des Abflusses. Entsprechend dem Stauungsdrack
sind in solchen Harnkanälchen die Epithelien platt an die Wand
gedrückt.
Bei den hypertrophischen Harnkanälchen aber ist das Epithel
nicht platt, sondern sehr hoch und protoplasmatisoh gesohwelU> ja
bei frischer Untersuchung oder g^ter Conservirung kann man aa
demselben dentliobe Stftbcbenseichnnng erkennen. Das Lumen diaev
Harnkanälchen ist awar snmeist weiter als in normalen, aber laags
l) Diese Sitzungsber. 18. März 1878. Berl klin. Wochenschr.
187a No. se.
der niederrheiniiebeii QeteDBchaft m Bonn.
161
nicht soweit mit In pmiy erweiterten, hftnfig genag iit kein gröaierei
Lumen vorhanden als in normalen Harnkanälchen oder das
schwellte Epithel füllt den ganzen Raum aus.
Aus diesen Erscheinungen ergibt sich mit Sicherheit, dass
diese Harnkanälchen nicht durch Stauung passiv dilatirt, sondern
durch aoUve Wacbsthumsvorgänge hypertrophisch geworden sind.
Ob neben der Yergrösscrung der Epithelien noeh eine Neu*
Bildung, Vermehrung derselben stattfindet, ist schwer zu entscheideo,
doch «ebeiDt es, eis ob die Zahl der einen Querschnitt auskleiden-
deii Epitbelien gröeeer eei» all einem normalen UamkanUehenqner-
aohnitt ankommt.
Auffallend iet ee, dati die an einem soleben hypertrophiiehon
Hamkanälchentyetem gehörigen Glomeruli eine deutliche VergrSeae-
rang nicht erkennen lasien. Ei lind aber immer Glomeruli, an
denen eine Erkrankung nicht nachweisbar ist.
Die Kapsel der Glomeruli ist nicht verdickt und in dem um-
liegenden und zwischen den hypertrophischen Harukanälchenabschnit-
ten liegenden interstitiellen Bindegewebe ist entweder keine Ver-
dickung oder Kernwucherung oder nur eine sehr viel geringere all
in den fibrigen Partieen der Nierenrinde au finden.
Aas dem ganzen Verhalten kann man mithin entnehmen, dass
wfthrend fleckweiie in der Nierenrinde durch interstitielle und
parencbymatöee Prooeiie oder deren Folgen einaelne Hamkanftlohen-
abeohnitte oder Syiteme mit lammt den Olomerolii atropbiren,
andere nicht von dem Erkranknngiproceii tangirte oder relativ nor*
male eine Tergrdiierung erfahren. Und da diese Hypertrophie nur
an den gewundenen Hamkanftlehen, also den fnnetionell wichtigsten
Abschnitten erfolgt (event. auch an den Schaltstücken) gerade wie
l)ei der Hypertrophie der einen Niere nach Zugrundegehen der
anderen, so muss auch der ersteren die Bedeutung einer compeu'
sa torischen Hypertrophie zugesprochen werden.
Bass auch hierbei die Glomeruli sich nicht nachweisbar ver-
grrössern, scheint dafär an iprechen, dass sie auch ohne Hypertrophie
eine Functionssteigernng eingehen können, die Notwendigkeit einer
Boloben ilberhanpt Toransgesetat, was noch streitbar iii.
Im Aniohluii an die Mittheilungen dea Herrn Prof. Koeiter
betriobtet Dr. Ribbert Qber einen Fall Ton partieller eompeniato-
riecher Hypertrophie dei Harn kanftlobenepltbeli bei fleck-
weiser in terstitieller Nephritis eines todtgeborenen luetischen
Kindes. Die Nieren waren aussergewöhnlich gross, die Oberfläche glatt,
rlie Kinde enthielt auf der Schnittfläche radiär gestellte grauweisse
Streifen, die seitlich allmählich in das umgebende Parenchym von
oormaler Farbe übergingen. Diese Züge begannen dicht unter der
Oberfläche und erstreckten sich meist bis cur Grenae der gleich-
Bttsangsb. d. aledenlMlB. Oessilsehifl In Bona. IMt.
162
Sitzungsberichte
m&8sig dunkelrothbraunen Marksubstanz. Bei mikroskopischer ünt«r-
Buchung ergab sich nun, dass jenen grauen Stre ifen eine ausgebildete
interstitielle Nephritis entsprach, charakterisirt durch sehr reichliche
interstitielle zellip:o Infiltration und Schrumpfung der Cilomerali. Die
mmkroskopisch normal aussehenden Abschnitte waren auch mikrot-
kopitob iotakt. Inmitten jener entBÜndlich Teränderiea Abechnitts
waren nun die Harnkanälchen völlig verschwunden, dagegen zeigten
aie in d«r niolistea Umgebung derselben, und snm Tbeil Boeh m
Idehter wUiger Infiltnition umgeben, eine eebr hGbeehe ocimpeam-
torische Hypertrophie, die sieh aber nioht nnsspmeh in gleiohmisn-
ger Volumssunnhme aller Epithelien, sondern sieh nur aaf mmgi
unter ihnen erstreckte. Einen Theil der Imienfliche der Hsn-
ken&lchen nahmen n&mlich normal grosse Epithefien ein. Absr |
zwischen ihnen blieben in regelmässigen Zwischenräumen Lücken
und diese wurden ausgefüllt durch einen Abschnitt colossal ver-
grösserter Zellen, deren Haiipttnasse über die normalen EpitheÜec
hinaus in das Harnkanälchen lumen vorrap;-te und hier sich ringsom
über die benachbarten normalen Epithelit n lagerte. Der zwischen
letzteren gelegene Abschnitt jener Zellen bildete daher gleichsam
nur einen Fuss. Auf Querschnitten der Harnkanälchen füllten 2, .1
oder 4 derartige Zellen das ganie Lumen völlig aus. Ihr optisdur <
Querschnitt übertraf den der normalen Zellen ungeftbr am dai
Zehn&che. Auch der Kern war erheblich vergrössert ond gtgn
das Protoplasma durch eine helle 2Sone des letaleren seharf aligs*
grenst Die meisten derartig oompensatorisch hypertrophis^dian HaiB-
kanahshen lagen dicht unter der Oberflidhe, wo oft ein Querschutt
direkt an den anderen stiess. Weniger dicht fanden sie sich seÜ- '
lieh von den interstitiellen Abschnitten, begleiteten diese aber oft
als langgestreckte Kanäle bis zur Marksubstanz.
Von einer Stauungsveränderung kann hier natürlich keioe
Rede sein.
Besonders bemerkenswerth erscheinen mir im vorliegendei
Falle awei Umst&nde. Einmal die Hypertrophie nur einzelner Epi-
thelien und Eweitens der genaue Anschluss der Hypertrophie an di«
erkrankten Parthien. Die Compensation hatte eben nur in der
nächsten Umgebung der letzteren stattgefunden, die swtsehen dse-
selben liegenden Bindenabsohnitte waren durchaus normaL
Allgeweiae SüBanir «n 4. JuU 1881.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend: 17 Mitglieder.
Dr. Anton Rehmann aus Krakau berichtet über die Er
gebnisse seiner swei Reisen in Südafrika. Referent begab
Digitized by Google
der niederrheimsohen Oesellsohafb in Bonn. 168
sich im Jahre 1875 nach dem Cap der guten Hoffnung und widmete
zwei Jahre der Erforschung jener Gegenden, wobei er sich haopt-
sächlich in der alten Colonie, im Oranje Freistaat, Basutoland und
Natal aufhielt. In den Jahren 1879 und 1880 unternahm er seine
zweite Reise, welche ausschliesslich das Transvaalgebiet zam Ziele
baite. Das von ihm entworfene Bild der Vegetationeverhältnisse
▼on Sodafrika weicht von der Schilderung, welche Grisebach in
eeioem Werke über die Vegetation der Erde geliefert hat, vielfaoh
ab. Wahrend nftmlich Qrisebaeh die Gegenden südlich Tom Finne
Oariep Terdnigt und all das Gebiet der Oapflora aufgefaaet hat«
untareoheidet Behmann daselbst drei selbstündige botanische Re-
gionen, und swar 1) die Region der Winterregen, welche den Sita
der eigentUehen OapAora bildet nnd nnr einen sohmalen Sanm Iftngs
der westlichen und südlichen Seeküste einnimmt. 2) Die Wüste
Korroo, von der vorigen durch den gänzlichen Mangel der Protea-
ceen, Restiaceen, Ericaceen und anderer charakteristischen Bestand-
theile der CapÜora sowie durch das Auftreten der Akacien hin-
reichend getrennt. 3) Das Roggefeld oder die oberste Terrasse,
welche von der Karroo- Wüste durch das Zurücktreten der Akaoien
▼erschieden ist. Die Wüste Kalihari wurde von Grisebach natarg^
mftss aufgefasst und begrenat. Die Vegetation von Natal und Trans*
▼aal entspricht sowohl in systematischer als in physiognomischer
Hinsicht den Verhältnissen des Sndangebietes, mnss aber wegen
Mengeis an Adansonia digitata nnd Borassns flabelliformis, welche
beide den 22. Grad südlicher Breite nicht überschreiten, als eine
üebergangsstofe betrachtet werden.
Major ▼. Roehl besprach einen der Firma Dr. Krantz
zugesandten Abdruck einer Abhandlung von Shrubsolc
über eine Diatomee des der Tertiärformation angehörigen
London Clay (aus dem Journal of the Royal Microscopi-
cal Society entnommen). Shrubsole fand bei der Untersuchung
des Thones aus einem Brunnen-Bohrloch nach Foraminifercn eine
Menge gl&nzeuder kleiner Körner. Bei näherer Untersachung waren
dieses verkieste Diatomeen, scheibenförmig, 0,1 mm im Durchmesser
mit einer Erhöhung in der Mitte, der Rand leicht umgebogen.
Sbrubsole nntersnchte den Thon von ▼ersohiedener Art des London
Cley» ohne Diatomeen an entdecken, fand deren aber in enorm
grosser Menge in ▼erschiedenen sehr alten, über 800 englische Fuss
tiefen Bmnnen nnd an einigen Stellen des Ufers, erfehr auch, dasa
den Bmnnen-Arbeitem diese kleinen glftnaenden Körnchen längst
bekannt waren. Am Scblnss der Abhandlung findet sich ein Yer-
zeichriiss der von Dr. Bosacy und Mr. Kitton aufgefundenen
Diatomeen. Redner zeigte ein Exemplar der besprochenen Diatomeo
▼or. Sodann besprach der Vortragende eine ihm übersandte, von
Digitized by C
164 Sitiangtberioihte
Dr. B rann 8, Professor der Geolog^ie an der Kftiserl. j9paiii9chen Uni*
ven»itat zu Tokio Daigaku, in enplischer Sprache verfanste Geologie
der ümgegend von Tokio. Nach dieser finden sich an verschie-
denen Orten um Tokio neuere vulcaniscbe Bildungen, an anderen
Oertlichkeiten treten die Tertiärformation und krystallnische Sediment-
Gesteine zutage» sehr verbreitet sind Dilavialbildungen, welche das
Alluvium vielfach begrenzeu. HiosiohtHch der DiluvialfomiAtiott
bemerkt der Verfasser, dass der sehr verbreitete Löss mit dem Toe
Herrn Baron t. Richthofen in Ostasien aufgefanden«! übminatiiiiiiie;
derselbe habe 65 pCt. Kieaelgebalt. In dieaer Ablegerang fiaden
■tob» wenn aneb nicbt binfigi Knoehen von iwei Speoiee Elephaa,
Elepbai meiidionelie Keati nnd Elepbaa entiqaus Felquoner. Aoe
der Tertiirformation beeohreibt Verfasser 22 Gastropoden, 2 Denta-
lien, 83 Oonehiferen mit 6 Tafeln Abbildungen. Br bespriebt aoeh
die Tertiärablageningen von Shinagawa, Yokohama und anderen
Theilen Japans nebst Verzeichnissen der daselbst gefundenen Fossi-
lien, in Tokio und Yokuhama 87 Species dem Pliocen angehörend.
Schliesslich zeigte Redner einige Exemplare der grössten Epheme-
rina (Eintagsfliege), Ephemera (Palingenia) longicauda, welche dem-
selben von Herrn Dr. v. d. Marek in Hamm zugesaudt vrar. Diese
Art seiobnet sich durch zwei Schwanaborsten, welebe zwei* Ina öiei"
mal so lang sind als der Körper, aus, kommt nur an einigen waiigea
Orten, auch dann nur auf kurse Strecken besobrftnkt vor, «ber in
so grosser. Menge, dass der Fluss, ans dem sie anlsteigeo, wie na
diobtesten Nebel erscbeint, wobei Oberflftehe und Ufer bald gana
mit todten Körpern bedeckt sind.
Gebeiner Bergratb Pabrieins legte mehrere, beim Berg-
bau im Lahngebiete neuerdings gemachte Funde vor,,
welche erkennen lassen, dass die Ablagerung gewisser
Erze, wenn auch in früheren geologischen Perioden be-
gonnen, doch bis zur Gegenwart fortdauert. Schon die
Herren Professoren Streng zu Giessen und v. Könen zu Guttingen
haben Mittheilungen über Pflanzen- und Thierreste im JSiaen- und
Manganerslager des Bergwerks Eleonore bei Fellinorshausen unweft
Qiessen gemacht, und Herr Landesgeologe Dr. Kocb au Wiesbadea
bat in der im Jahrbnch der Kgl. Prenssiseben geologiaeben LaodaiK
aostalt f&r 1880 veröffentlichten Beschreibung dieses Vorkommeaa
in Verlfindnng mit dem dort anf S. 270 mitgetheilten Profil imcli>
gewiesen, dass jene Reste niebt gleiebaeitig mit der Bildung des
mächtigen und ausgedehnten, dem mitteldeYoniscben KaUcstein an^
gelagerton Erzlagers eingebettet wurden, da sie sich innerhalb einer
zehn bis zwölf Mt'ter tiefen, im Erzlager niedergebrachten Ein-
grabung und von Thon und Schotter umschlossen gefunden haben,
welche von den Seiten der Eingrabung abgeschwemmt worden sind
Digitized by Google
der niedmrrhemiachen OeieUtohaft in Bonn.
165
und letstere wieder auigef&Qt haben. Innerbalb dieaer AnsüftUangfe*
iDftBse worden zahlreiche Reste von jetzt noch in der Nahe wachsen-
den Pflanzen, Reste von Käfern und eine ansehnliche Partie von
Hirschgeweilien, aber auch kleine Stücke von Holzkohle und Eisen-
schlacke gefunden, weicht; letzteren von einer 60 m oberhalb befind-
lichen alten Waldschmiede herrühren. Der Grad der Erhaltung der
Ftiauzenreste ist verschieden, da uich zum Theil die Holzsubstanz
noch vorfindet, theils nur Abdrücke der Rinde und der Rlätter übrig
geblieben sind. Das Bindemittel der einzelnen Theile des in der
Pinge befindlichen Materials und die AosflkUiingamasse der durch
Yenrenmg der organiaohen Subetanseii entttandenen Hohlrftnme
beiieht nun som Theii am £äien- und Manganers» welche«^ toii
dem Yorgenannten Eralager stammend^ eine ümeetaung und Nea-
bildong erfahren hat» Die yorgelegten Probestücke waren tod
Herrn Bergrath Riemann znWetslar dem Vortragenden fibersandt
worden, and bestehen nach einer Mittheilung des Herrn Professors
Dr. Andrä hierselbst aus Blattabdrückeu von Corylus avellanay
Fagus silvatica und Schalen von Haselnüssen ; ein wohlerhaltenes
Holzstück scheint der Birke anznpeh(3rcn, nur sind die Gefässe in-
folge der Auslaugung sehr scharf als feine Röhren hervortretend
wahrnehmbar. Nach der Mittheilung des Herrn Biemann werden
derartige Erzbiidungen auch in ältereni aus den Jahren 18G0 bis
1862 herrührenden Grubenbauen dea Bergwerks Eleonore beobachtet»
wo Reste von Grubenholz gefanden wurden, die theilweise in Man-
gan* and Eieeoera umgewandelti theils damit ftberaogen waren. Es
geht hieraus wohl unzweifelhaft hervor, dass die Umsetsong und
Heubüdung dieser Erse noch gegenwärtig fortdauert und unter
gfinstigen Umständen in TerhftltnissmSssig kurzer Zeit geschehen
kann. Ein anderer Fund war im Jahre 1880 in der €h*abe Waldeeke
bei Niedertiefenbach unweit Limburg a. d. Lahn gemacht worden,
wo ein dem in Dolomit umgewandelten mitteldevonischen Kalkstein
gleichfalls aufgelagertes Mangauerzlager abgebaut wird. Man hatte
dort bemerkt, dass der Dolomit so stark zerklüftet war, dass er
nur aus vereinzelteu, unregelraässig geformten Stücken und Blöcken
von verschiedener Grösse bestand, und dass sich in die dazwischen
befindlichen Spalten und kleineren Hohlräume das Manganerz hin-
einzog. Um letzteres nach der Tiefe zu verfolgen, wurde ein bereits
28 m tiefer Schacht im dolomitischen Kalkstein weiter niedergebracht
und bei 40 m Oesammttiefe einV ziemlich ausgedehnte Höhle ge-
troffen, welche gans mit Manganera ausgefüllt war. Das letstere
war mulmig, zum Theil gans rein, meist jedoch mit Thon mehr
oder weniger Tcrmengt und scbloss linsenförmige» in die Lftnge
gezogene Thonlagen von verschiedener Stärke ein. Bei Fortsetzung
der Versuche wurden noch mehrere Höhlin angetroffen, welche
voilständig oder nur zum Theil mit Manganerz ausgefüllt waren,
Digitized by Google
166
SitiuDgsberichte
und im Mangfftnerz einer dieser Höhlen lagen mehrere Zähne von
Bo8 taurus, von welchen ein Exemplar durch den Kg]. Bergntb
Wenckenbach zu Weilburg dem Vortragenden übersaudt wurde und
heute vorgezeigt werden konnte. Nach diesem Funde ist daher die
Krzablagerung in jenen Hohlräumen auch als eine recente anzusehen.
Von einer dritten Fundstelle stammen die von Herrn Riemano
ferner eingesandten Gegenst&ode» welche im Terflossenen Jahre aus
einem Rolllager des Eisenersbergwerkes Felicitas bei Oberbiel im
Kreise Wetslsr bekannt geworden sind. IHe benio vorgelegten
G^nstftnde sind Ton Herrn Gebeimraib Scbaaf fbaasen biefselbit
als Horn einer Ziege, Zabn eines Sobweines und als eine rtamdM
Fibel, deren Goldfarbe anf ein längeres Liegen im WasMT schliesiei
llssi, bestimmt worden. Jenes RolHager bestebt ans EiseneRbnuli*
stficken, welche sich von dem benachbarten, festanstebenden Rot^
eisenerzlager der Grube Fortuna abgelöst und als Geröll massenhaft
im Thale des Laugwieserbaches angehäuft haben, welcher der Eisen-
bahnstation Albshausen gegenüber in den Lahnfluss mündet. Dis
Liegende dieses Lagers besteht aus Letten, die Mächtigkeit beträgt
0,5 m; es ist sehr wasserreich und von einer drei bis vier Meter
starken Lebmablageruug bedeckt. Nach der Mittheilung des Hern
Riemann wurde in diesem Lager im Torigen Jahre atiob ein goldener,
leider wieder verloren gegangener Knopf gefonden; ansaerdem sind
bisber noeb mebrere alte Hufeisen von der bekannten kleinen Form
nnd Tiele Knochen von Pferd, Rind, Sobwein nnd kleineren ThiMa
gefunden worden. Alle diese Beste beben sieb im Rolllager selbst»
meist in dessen unterm Tbeile, nicht in der aufgelagerten Lsh»
decke befunden. Wabrsebeinlich war an jener Stelle oder in deree
Nähe etwas oberhalb eine Ansiedlung von Menschen, und e« ist
nach jenen Funden nicht zweifelhaft, dasa auch dieses RolUager in
biatonscher Zeit entstanden ist. /
Professor Binz berichtet über eine von ihm angestellt*
Versuchsreihe betreffend die Wirkungen des £inatQ-
mens von Oson auf Menschen und Thiere. Sie ergahen.
dass die gegenw&rtig darüber herrschenden Ansichten, wonach das
Ozon entweder giftig oder gana wirkungslos sein soll, unhaltbar
sind. Das K&here wird in einer Faohseitscbrift veröffentUobt werden.
Phjslkallsclie Section.
Sitzung vom 11. Juni 1881.
Yorsitsender: Geh.-Rath TroscheL
Anwesend: 28 Mitglieder.
Siegfried Stein berichtet über die Ursachen der Gih-
rung zuckerhaltiger Flüssigkeiten. Insbesoudere führt er
Oigitized by Googl
der mederrhemiBdieii Geaelltehaft in Bonn.
167
aosy wie die in der Lnft enthaltenen mikroskopisehen Keime eni>
weder die WeingiUirang oder die EssiggäbruDg oder die FAolniM-
gähruDg hervorrufen in einer solchen Flüssigkeit, je nach der
Temperatur, welche dieselbe besitzt. Er erläuterte das Verfahren
in den Bierbrauereien, wie durch Kaltwasser- und fiiskühlung dio
möglichst niedri^^e für die Gährung erforderliche Temperatur herbei-
geführt und innegehalten werde, um ein gutes Bier zu erzeugen,
nnd dies in natürlich icalten oder künstlich abgekühlten Kellern
got erhalten werde. Diese auf wissenficbaftlichen Foriohangen be-
gründete Praxis verlangt der Vortragende aneh angewandt za aehen
bei der Weinbereitnng, um in diesem einen guten Weinherbst ver-
epreehenden Jahre bei der Gahmng des Mostes und der Lagerung
des Weines denselben nicht nur gut, sondern auch haltbar hersn-
stellen, frei von Sssigsfture und frei von Fftulnisspilsen. Mit geringer
Mühe und ohne grosse Kosten lasse sieh aas gut reif gewordenen
Trauben auch alle Zeit ein schöner, edler, haltbarer Wein her-
stellen.
Professor Schaa ff hau se n berichtet über ein koloRsales
Femur des Pferdes, welches im Jan. 1880 beim Abtray^en
eines Ufers der Wupper in Elberfeld 15' tief unter dem
Hochufer, lO' tief in dem Abhänge desselben im Gerolle
gefunden wnrde und ihm von H. J. R. Haarhaus übergeben
worden ist. Der fettglftnaende sebwarzbranne Knooben ist 46 cm
lang und hat in der Mitte einen Umfang von 20.2. An einigen
Stellen ist er von einem Fettwaehs bedeekt, welches in der Kersen-
flamme brennt; diese Bildung erkürt sich durch seine «Lage im
nassen Grunde. Der Knochen ist jedenfalls neueren Ursprungs.
Auch auf einer Insel der Wupper wurden angeschwemmte Knochen
vonSus, Cervus, EquuH gefunden. Einige fallen durch eine tief-
schwarze Färbung auf, die hier künstlich durch in die Wupper aus
den Fabriken und Färbereien gelangte Farbstoffe entstanden zu sein
scheint. Herr Professor Wallach fand den Ueberzug der Knochen
stark eisenhaltig. Die schwarze Substanz löst sich leicht in ver-
dünnten S&uren und giebt dann eine starke Eisenreaktion. Ein
mit Salzsäure, der etwas Blntlangensalz zugefügt war, übergossenes
Knochenstückchen Hess angefeuchtet deutlich erkennen, dass es durch
und durch mit Berliner Blau durchsetzt war. Sodann legt er ein
rechtes Oberkieferstück von Equus fossil is vor, welches er der Güte
des Herrn Cap itain verdankt. Es ist im lotsten Sommer 26' tief
in einem Thonlager bei H6hr un Walde von Vallendar gefunden
worden. Dieser Thon, über dem 6' hoch Bimsstein und IVt' Acker*
erde liegen, wird für tertiär gehalten. Der Knochen, mit dem noeh
einige andere Skeleltheile ausgegrabcu wurden, gehört einem Vor-
fahren des lebenden Pferdes an und zeigt anatomische Abweichungen
Digitized by Google
168
Siteuogtberiohie
TOB Eqaut eaballoa. Das GaonMolooh liegt tm 5., bei dkmmm
6. Baekiabii. Dm Gebiet ist jagendliob, der biatente Packiebii bi
Boob nicbt dorchgebroeben. Die Torepiingenden Leieten en dar
Aueeeneeite der Z&bne find scbmal und teberfkantiger elf liel ditee«.
Die Z&hne aind etwaa Ueiner, der erete Backstbn iai 34 mm laaf,
der zweite 28 breit, aie messen beim lebenden 39 und 29. Der atarit
gewundene Schmelz des Hippotherinm ist nicht vorhaoden. Ferner
zeigt er fossile Knochen, die sehr mürbe, weiss und mit Di'ndntcQ
bedeckt sind aus einer Sandp:rul)e bei Oberschlag unfern Bodbiir^-
Sie lagen in einem braur.<'n Sande unter mehreren Lehm- und Mergrl-
schiebten in 12^ Tiefe, 36' über dem heutigen Bette der Erft. Si^
aiud ibm von Herrn Dr. M. Fuss übersendet worden. Es sind eiji
40 cm langes Sobnlterblatt, an dem sieb Einschnitte and feine Kritz«
befinden, die vom Menacben herzurübren aclieinen, und ein cm
langer Mittelf oasknochen von Boa» ein Unterkiefer von Crotta vad
Stfieke einea miebtigen Renntbiergeweiba, deaaen Stunge in der
Mitte einen Umfang von 12 cm bat. Die fiber der einfacfaen AugenapraMi
atebende Eisaprosae iat 87 cm lang and endet in eine dreiapitzige
Sehanfely die Krone bat einen Durcbmeaaer von 40ero. Die Geweik-
Stange zeigt quere stumpfe Eindrücke, die zu weit ause in and erstehen,
als dass sie Nagespuren sein könnten. Wahrscheinlich haben Stesse
gegen das Geweih im Lrben des Thieres sie hervor/rebracbt. Diese
Reunthierreste lagen 4' tiefer als die ührijifpn Knochen. Sie sind mit
kleinen und zahlreichen Dendriten bedeckt, die sich in besonderer
Schönheit an den in derselben Schiebt vorkommenden kleinen Ter^
witterten Kieselgeröllen zeigen; über solche hat der Redner früher
einmal l^riobtet; vgl. Yerbandl. dea naturb. Ter. 1865, Sitzb. S. 62. fii
iat bemerkenawertb, daaa die nicbt aalten in den obern 8cbicktoa
onserer Höblen Torkommenden Benntbiergeweibe kleinen Thiereo an-
geboren. Aueb der Cervaa Guettardi, bei dem der «rate Aal d«
Geweiba 8Vt Zoll von der Krone wageredbt abgebt, war eine kleine Art
and die inanaem weaUUiaobenHdbleD aob&afigen kleinen Ge«r«ibaliflb
mögen nicht jungen Thieren, sondern einer kleinen Art aogebörm
die zoletst aasgestorben zu sein scheint, während die grossen Thiere,
von denen jene mächtigen Geweihe stammen, schon Genossen dtr
Glacialzeit gewesen sein müssen. Auch in der Balver Höhle rühren
die grösseren Geweihe, die man in der dortijrtn städtischen Samm-
lung sieht, aus der älteren Schicht des Höhlenhodens, welche auch
die Bärenreste lieferte; vgl. Verb, des naturhist. Ver. 1872, S. 9d. \
Aacb Virchow fand bei seiner Untersuchung der BaWer Höhle |
eine obere Schicht, deren Einachiuase vielleicht bis in*s Mittelalter
TO verfolgen aind, and dann eine iweite oft bia 8* mächtige Schicht,
in der Renntbiergeweibe mit Koblenatflcken b&nfig waren, ao daai
er auch ohne Sparen menaobliober fiearbeitang an den Knoeh»
4anuia aof die Gleichseitigkeit dea Menaoben and dea Benn Mbktaa
Digitized by Google
d«r nMerrheimtobieii Oesellsohafb in Bonn. 169
Eni nnter dieser Rennthierschicht folgte der die Reste der Iluhlen-
thiere überall eioschliessende Höhlenlehm. Der Redner hat auf das
oberflächliche Vorkommen von Rennthierresten in einer unberührten
Höhle bei Warstein unfern Brilon aufmerksam gemacht, vgl. Verb,
de« naturh. Ver. 1877 S. 115. Schon früher bat aich derselbe mit
Rooksieht auf deutliche Scbriftstellen der Alten su der Ansicht be>
kmimi, dass das Renntbier in den deutsohen Wäldern erst zur Römer-
sait «iisgeatorben lei; vgl. Verhandl. des nnturbiat. Ver. 1866, Sitsb.
8. 78, ebendns. 1867 & 78, und Archiv f. Anthrop. YIIl 1876, 8. 16.
Brmndt sprach sich, wie schon Sehr eher, in seinen soograph. nnd
pnlMontoL Beitrftgeo, Petersli. 1867, 8. 68 ebenso ans nnd neuerdings
Strnekmann, Zeitsehr. d. dentseben geolog.. Qesellsehaft 1880, 8. 7^,
wftbrend Lartet, Lnbbook» Nehring und A. dies bestreiten.
Lartet wies anf die Tbatsaohe bin, dass Kennthierreste in den
ccltiscben Gräbern fehlen, aber so leicht es ist, die Geweilistücke des
Thieres zu erkennen, die übrigen Skelettheile mögen leicht mit
andern verwechselt werden. Der Redner hat bereits 1859 einen
irn Löss des Maasthals bei Keer mit Menschenresten gefundenen
Wirbel als den des Hennihiers bestimmen können, die Schädel ge-
hörten der celtischen Rasse an; vgl. Sitzb. der NiederrJi. Gesellsoh.
vom 19. Juni 1859 und vom 2. Aug. 1866. Die Stelle des Caesar,
de bello Gallico VI c. 26, die Lens auf das Elen, Eichwaid
nnf den Biesenhirseh besog, schildert^ wie Brandt mit Beoht be-
merkt, das Bennthier. Sie lautet „Est bos oervi fignra, cigns a
media fronte inter anres nnnm oomn ezistit ezoelsins magisque di-
reotnm his, quae nobis nota sunt, eomibns, ab ejus snmmo sieuti
pahnae ramique late diffiindontnr. Eadem est feminae marisque
natura, eadem forma magnitudoquo cornuum.'' Dass die für einen
Hirsch plumpe Körperform des Renns an den Ochsen erinnert, ist
eine treffende Bemerkung. Dass beide, das Männchen wie das Weibchen,
ein Geweih tragen nnd sich dadurch von den andern Hirschen unter-
shceiden, ist el)en80 richtig; dass das Geweih in eine verästelte Schaufel
endigt, ist ein drittes bezeichnendes Merkmal. Nur die Angabe, das
Thier sei einbörnig, ist falsch. Aber Brand l fragt mit Merr em, ob
nicht unum durch die Schuld des Abschreibers statt utrum stehe.
Die Fabel vom Einhorn kann dasn die Veranlassung gegeben haben»
Iiieat man utrnm, so kann man die Worte allerdings anf die Eigen-
thümliehkeit des Bennthiergeweihs besiehen, indem dasselbe jeder*
seile, nachdem es über der Stime die Augen* nnd Eissprossen ab-
gegeben hat, keine 8eitenftste mehr bildet, sondern mit einer langen,
platten, etwas dachen 8tange in die gesaekte Sohanfe! übergeht. Das
Mosaik im Louvre, welches ein Renntbier nnter Tannen darstellt, be-
weist nur, dass die Römer das Tliier gekannt liabon, welches ihnen,
wie andere ausländische Thiere, vgl. Verh. des naturhiat. Ver. 1878
bitab. S. 90, im Circus vorgeführt worden sein kann. Die Tannen
Digitized by Google
170
Siisangsberiohie
deoten auf ein« Ddrdliohe Gegend* Stroekmann gelangt in «iner
Abbandlong, i& der die Benntiuerfnnde in grotter Vdlbtiadigkal
iniamniengestelH ond mit der Yerbreitang des Thicres in ätcnr
historischer Zeit sowie in der Gegenwart verglichen sind, zu d«B
Schlüsse, dass die Rennthierresto in den südlichen Theilen Deatscii-
lands vorzugsweise in älteren Ablagerungen, in den mehr nördlicb?:
in Schichten der neueren Quartärzeit, während der die Yergleucb-r
rung des Landes aufgehört hatte, vorkommen. Sie sind in West-
falen in altern alluvialen Schichten gefunden, in einem McHMre fOi
Mecklenburg fand sich ein Stück Reonthierbom, welches noch zn
Tbeü mit Haut überzogen ist und im Knochengewebe rotbe Ge&m
erkennen liest, es ist vom Menschen bearbeitet ; TgL Conre^bL da
anthr. Ges. 1877. S. 79. Wenn Torfaeus, Remm Oread. bist I
a. 86, berichtet, dass 1169 die Earls Ton Orkney nadi NordaohotÜaai
übersetzten, nm in Caitbness das Renntbier au jsgen» so kann es am
diese Zeit ancb noch an den nördlichen Grenzen Denteehlands gelebt
haben. Jene Angabe ist dnrch die Auffindung von Rennthierrestes
in den llniiien alter Burgen des nördlichen Schottland bestätig:
worden. Kj sind also hinreichende Gründe vorhanden, einen all-
mählichen Rückzug des Renn von Süden nach Norden unzunehmer.
Aber nicht nur die Milderung des Klinia's vordrän^^te dies«^« Th>r
ans Deutschland, sondern die Ausrottung der \Vä.lder in Folge dt.*
Urbarmachung des Landes und die zunehmende menschliche Bt-
TÖlkerung setzte seinen Wanderungen, die es im Winter aus des
nördlichen Gegenden Europa's bis in das mittlere Deutschlaad necä
znr Römerseit an^geffthrt haben mag, ein Ziel, fiel der Antfaropokifsa»
Versammlnng in Berlin 1880, vgl. Berieht S. 127 n. 184, legte Rankt
ein Geweihstflok des Renne ans der oberfrinkisohen Höhle vea
Fockenstein Tor, das in der jungem Schicht mit Steinwerkse^fa
und Knochengerfttben, sowie Spinnwirteln ans Thon gefonden war.
Er bemerkte dabei, dass die Funde von Giebichcnstein den obe^
fränkischen Stein- und Kuochenwerkzeugen sehr ähnlich seien un:
einer Zeit angehörten, die der römischen Periode kurz voraus gi&g
Nehriu": versicherte in den oberfninkischen Höhlen die Reste dti
Kennthiers nur in den tiefem Schichten mit andern Thieren der
nordischen Fauna gefunden zu haben. Die Sache blieb unentschied^
Fraas und Virchow hielten auch die Herkunft des Stuckaa foa
Renn für zweifelhaft.
Znletzt legt der Redner das Werk von J. D. Whitne:f vor: Tkc
aariferons gravelsof the Sierra nevada of California» Css-
bridge 1879. Es enthftlt den genauen Fandbericht und awei Analehta
des berühmten Calaveras-Scb&dels, dem anch^Desor in eeiner Schnitt
L'homme plioeöne de la Catifornie, Niee 1879 ein pKooenes Aller
zugesteht. Bereits in der Sitzung der Niederrh. GeseUsohafl leo
Digitized by Google
der nieder rheinischen Gesellschaft in Bonn. 171
7. Jttni 1867 sprach Schaaffhausen über diesen im Jahre zuvor
gemachten merkwürdigen Fond und erörterte seine Bedenken gegen
iiescs hohe Alter ncuerdingi beim prähistorischen Congresse in
Lissabon. Der Schidel lag im goldführenden Sande unter 4 Lavft-
strömen« Wiewobl er sehr bezetebnende Merkmale hoben Aliere an
lieh Mgt, wie die Tortretenden BrauenwAlete, die primitive Naaen*
büdung, den starken Prognatbiimus, die den Naaengrund schneidende
Soriaontale, so gehört er doch nach seinem anatomisoben Bau, der
mit der grosaen Gesicbtsbreite auf die Eskiroo'a hinweitt, und nach
meinem geräumigen Schädel-Volum mehr iu die quartäre als in die
-ertiäre Zeit. Dieser Saud, in dem er gefunden ist, enthält zwar
viele tertiäre Pflanzen und Thiere, aber auch Reste eines Tapirs
und eines Pferdes, die von den lebenden nicht verschieden sind,
und soofar steinerne Morser der alten Bewohner, die man doch dem
Tertiärnaenscbeu nicht wird zuschreiben wollen. Eine Heliz, die am
Schädel angeheftet war, gehört einer in der Sierra nevada lebenden
Art an, Heliz mormonum; ein zweites Stück einer Muschelschale
sass am Gaumen fest, ea ist durchbohrt und darf als ein Schmuok-
geriith betrachtet werden. Daas die fossile Flora diesea Sandes kein
Kadelhola aufweist» welches jetst die dort herrschende Baumart ist,
berechtigt noch nicht, sie in eine weit entfernte geologische Periode
in versetsen, sondern mag ebenso in den Teränderten Naturverbält»
nissen begründet sein, zu denen hier die yuikaniachen Ereignisse
die Veranlassang gaben, wie der Wechsel der Waldflora in Skan-
-linavien, wo in der Stein-, Bronze- und Kisenzeit sieb das Nadelholz,
die Eiche und die Buche gefolgt sind. Noch immer ist es das
Kheinland, wo der älteste menschliche Schädel gefunden worden ist.
Prof. Schönfeld machte einige Mittheilungen über die von
ihm seit 1876 in Angriff genommene Durchmusterung des
Gürtels des Himmels von 2*^ bis 23^ südlicher Deolination,
weUdie den Zweck hat, dem Bonner üimmelsatlas eine neoe Serie
ton Sternkarten hinzuzufügen und zugleich die dahin gehörigen, anf
Meridianbeobacbtnngen beruhenden Stemverzeichnisae möglichst von
allen grobem Fehlern zu reinigen. Dabei hat sich eine, wenn auch
nicht eben grosse Anzahl atftrkerer Fixttembewegungen gefunden,
die frttber noch nicht erkannt worden waren, obwohl namentlich
Argelan der in den letzten Jahren seines Lebens sehr umfangreiche
Vergleicluiui^cn der verschiedenen Kataloge vorgenommen hat und
uns in dem unsern Breiten zugänglichen Theile des Himmels wenig
mehr als eine Nachlese übrig gelassen zu haben schien. Es ist
aber noch immer eine grosse Anzahl von Sternen vorhanden, welche
bisher entweder gar nicht oder nicht zu zwei hinreichend ver-
schiedenen Epochen bestimmt worden sind, und unter diesen werden
sich wohl noch manche starke £igenbewegungen finden. Von den
Digitized by Google
172
Sitsungsbariishte
neuerdin^ hier aufgefandenen tind swei dareh ihr» Grfine \«
geringer flfllijrkeit der Objecto bemerkeuswerth. Die eine belräf.
jährlich 2'.'21 vuid gehört eiuem Sterne neunter Grosse ini Orvn
an, dessen Position für 1880 5»» 25" 23' — S"* 4i:9 ist. Er /
früher nur 1823 Jan. 8 von Beseel beobachtet, seit 1879 akr :
Berlin und Bonn wiederholt bestimmt worden. In der Gegtsc
wo er steht, sind starke £igeDbew6gungea eine grosse Selteofaei
Weit merkwürdiprer ist ein anderer Stern neunter Grösse, dess^
PoeitioD far 1880 3" 39' — 16* 48:2 ist, oder vielmehr ec
Stempaar, denn der angefahrte hat einen nur wenig tehvicben
Begleiter, welcher 0!8 k' V efldlloh folgt and an der eturkia
w^ng so voUetftndig theilnimmt, dasa die nanmehr 33 Jahn aa*
faaeenden Beobachtungen nooh gar kei&e Aenderong der gegen»*
tigen Stellunpr beider Gomponenten erkennen lassen. Die Bevege?
beträgt jahrlich 3'/ 68, und *e« sind zur Zeit nur neun lürker l^
wegte Fixsterne oder Fixsternsysteme bekannt, welche BimiDtiiei|
hellern, meist sehr viel heilern Grösscnkiassen angehören. Es
dies also ein wirklicher Doppelstern, wenn auch conventionell
Paare so genannt zu werden pflegen, deren scheinbare Distanz kl?!*"
als 32" ist; übrigens nicht der einzige dieser Art, denn es i'-
vier Paare bekannt, deren scheinbare Distanz, allerdings bei
viel kleinerer gemeinsamer Bewegung, noch grösser ist. — Oek'
die Bedeutung derartiger Funde für den Fortschritt oaserer UmA-
nisse von der Anordnung unseres Milehstrassensystems spn^
sieh der Vortragende dahin ans, dass aar Zeit ihr Haoptiiitsw
noch in dem R&thielhaften derartig ezoessiT grosser BewegsagP
liege, dass es aber sehr sweifelhaft sei, ob wir durch sie ia
Beantwortung der wichtigen Frage nach der Oesetsmftssigkeit ^
Sternbewegungen weiter kommen können als durch die genaiie B^
Stimmung der weit häurtgern kleineu FixsternbewegtnigeD. &
scheine, als ob im Fixsternsystem die von den Anziehun^'t^o
bängifreii und deshalb einem ursprünglichen Inipuls zugeschneb^*"'^
Tangential- oder WurfbewegLm|:;:on eine viel grössere und compi"
cirtere Rolle spielen als in dem Planetensystem unserer Soooe. ^'
dass man sogar zweifelhaft sein könne, ob die stärkstbevegts:
Sterne überhaupt in geschlossenen Bahnen laufen; und Bian.koeB&
ohne sichern Thatsachen zu widersprechen, sogar anDebroeD. ^
es Sterne gebe, die in nahezu geradlinigen oder hyperbdihalie^
Bahnen durch das Weltall laufen, ohne je wieder in die Itthe ^
Oerter zu kommen, die sie frflher passirt haben, analog d6rB^
wegnog der Massen, die uns ab und zu als Meteoriten mM^
werden, innerhalb unseres Sonnensystems, üebefhaupt sei nor
Aassicht vorhanden, das Problem der Auffindung eines CentralpoBCt??
der Fixsternbcwegungen auch nur im Rohen zu lusen, wenn die ufi:
ausserhalb der Grenzen unseres Sonnensystems sichtbare Weit ^
Digitized by Google
der üiederrheinisohen Gesellochaft in Bonn.
173
irnppen zerrdllt, die in ähnlicher Weise unter sich durch grosse
wischenräume getrennt sind, wie unser Sonnensystem von den
ächsten Fixsternen. AnderDfall« würden die auf einen einzelnen
tem wirkenden Anziehungen der Hauptsache nach unbeatimmUar
leihen, man müsste tiob mit der Beatimmaog der Bewegungen
merbalb der kleinen Systeme (binftre, temftre n. s. w. Systeme,
tembaafen wie Plejaden und Praesape), und bezfiglicb des Fort»
«hrritens der Sobwerpnncte dieser Systeme, sowie der einfachen
teroe mii einer Art von Statistik begndgen. Zuniohst müsse man
esooders eine genauere Kenntniss der Grösse und Richtung der
ewegang unseres Sonnensystems erstreben, um den scheinbaren
heil der Sternbewegungen von ihrer wahren Bewegung zu trennen,
ie beiden oben besprochenen Bewcfrungon z. H. seien grösstontheils
irch die Bewegung unserer Sonne erklärbar, indem die Richtung
3r Bewegung des ersten nur 21°, die des zweiten nur 8** von der-
migen abweicht, welche sich zeigen müsste, wenn die vrahren Be«
eprungen NoU wären; immerhin bleiben auch so für jenen noch
'8, für diesen 076 als Minimum der wahren Bewegung fibrig.
Or das sweite Stempaar deutet die sehr grosse scheinbare Distans
»der Gomponenten auf eine geringe Entfernung, bei der betriebt-
Aen südlichen Deolination desselben ist aber der Versuch einer
iraBaxenbesUmmung in nnsem Breiten misslich.
Prof. von Lasaulx spricht im Anschlüsse an seine
ühere Mittheilung über sogenannte kosmische Staube
ergl. Tschermack's Mittheilunficn 1881 pag. 517) über einen
)lchen, der ihm freundlichst von Herrn Dr. Aiph. Stübel
US Dresden aar Untersuchung fibergeben wurde. Jener
aub wurde schon im Jahre 1863 gesammelt und theilt Herr Dr,
•Übel brieflich folgendes fiber den Staabregen mit, das er seinem
«laligen Beisetagebuche entnimmt: «Ich hatte auf der Ueber&hrt
ich Brasilien S« Vicente auf den oapyerdisohen Inseln am 22. Juli
163 auf dem englischen Steamer «Magdalena* bei ruhigem Wetter
«■lassen. Der schwach wehende Nordostwind nahm Ton Mittag
n 28. bis anm Abend des 26. an St&rke an. Den 26. war ea
higer, das Sonnensegcl konnte wieder aufgespannt werden; aber
hon am Nachmittag sprang eine heftige Brise aus Nordost auf,
?lche die Nacht hindurch andauerte. Am Morgen des 27. zeigte
^h das Schiff mit einem zimmtfarbigen Staube bedeckt, der an
in feuchten Tauen und Rnm mehrere Linien dick haftete. Schon
□ige Tage vorher hatte ich mit dem Kapitün über die Erscheinung
r Staubregen, welche an der afrikanischen Küste nicht selten sein
Uen, gesprochen und von ihm die Mittheilung erhalten, dass er
i auf seinen 14 Reisen, die er awischen Lissabon und Brasilien
isgeführt, nur ein Mal beobachtet habe. Bei dieser neuen 6e*
174
Sitrangtberiohte
lefenheit fögte er hinsa, datt et aanfthernd unter gleicher pfifft
pbitcher Breite gewesen leL Wir beCuiden uns nnter 81 Vi* ^
und lß% W. L.; SSO Meilen in gertder Entfernung Ton du Ar
kenieohen Kütte, 80 Meilen Ton Madeirt.'' „Dieter LokmUtit
zu urtbeilen**, fügt Herr Dr. Stübel nooli hinzu, ^dürfte wobl ha
ein Zweifel darüber aufkommen können, dass der Staub der ifn-
kanischen Wüste entlehnt und vielleicht durch eine höhere ci
mehr östliche Luftströmung herübergeführt wurde. Es- dürfte ä»
mikroskupisch-petro^raphische Sammlung aus Afrika sein."'
Die eingehende Untersuchung des Staubes, die der VortragcLi
vorgenommen, ergab die vollkommene Richtigkeit jener Vermuthui:
des Herrn Dr. Stübel. Der Staub cnUiait nur Beetandtbeile vc-
e?ident teiTettriaober Herkunft und kann soneeh nur alt feiner G^
eteinadetritne gelten, der durah den Wind tnuieportirt wordik De
Staub ist ein gelbee, feines Pulver, mit sehr schwach bitamtnöMB
Geruobi das bei gelindem Erhitzen sieh sofort aehwftrzt und dadoicl
den Gehalt an organischer Subatans Terr&th. Wenn man Od ii
Glasröhrohen erfaitst, wird ein stechender, aromataacher Gsnek
bemerkbar. Braune Tröpfchen einer öligen Subatans aetzen rieh 8i
die "Wände des Glasröhrchens ab, die sich schnell zu einer feste:,
harzähiilicben Masse verfestigen. Es kann daraus vielleicht auf di?
Anwesenheit verschiedenartiger z. Th. leicht sich verflüchtigetdr
z. Th. kohlenstoffreicher, harziger Kohlenwasserstofi'e geschlos^^r
werden. Wenn man eine kleine Menge des Pulvers mit Was?:'
auszieht und einen Tropfen hiervon verdunstet und unter dem ^
kroskope betrachtet, nimmt man einzelne ausgeschiedene Wurfakhea
▼on Chlornatrium neben geibliohen fasrigen Ausscheid angen vak>
die nicht n&her bestimmbar waren, aber wohl auch einem Chbri»
«gehören dürften. Mit dem Magneten aieht man ans dem Stesk
eine kleine Menge aohwaner Partikelcben anS| die unter dem üt-
kroskope i . Th. aufiaUend rundliche Formen zeigen und mit sik
lebhaftem ataUgranem Glanse reflektiren. Wenn man aokhea^vam
Partikelchen mit einem Tropfen Salzsäure befSsuchtet unter du
Mikroskop bringt, so nimmt mau ein augenblickliches lebbafta
Entwickeln von Gasbläschen wahr, die man geneigt sein kooDif
für frei werdenden Wasserstoff zu halten und würde hiernach
gediegen Eisen schliessen können. Jedoch zeigt sich schon in
schnellen Aufhören der Reaktion, dass hier keineswegs eine Wa*>:
Stoffen twicklung stattfindet. Noch sicherer wird die Entscheidus:
dadurch, dass dieselbe Erscheinung auch Leim Befeuchten zt-
einem Tropfen Essigsäure eintritt. Hiernach kann also nur KaR-
carbonat die Ursache der Reaktion aein, welchea mit den sohwarzes.
metallisch glftnzenden Partikelchen oberflfichlich verwachssD ist. I:
der That kann man dann auch die Vereinigung aehwarser Splüiff
mit weiaaen Körnchen mehrfach u. d. Mikroskope sehen.
Digitized by Google
d«r niederrheinischen Gesellsobaft in Boim. 175
iitim
schwarzen metallischen Partikel umgeben sich in der Säure mit
einem rostfarbigen Saume und der Tropfen lässt durch Farbe und
Verhalten gelöstes Eisen erkennen. Der sichere Nachweis, dass
aber kein gediegen Eisen, sondern nur Magneteisen vorliegt, wurde
noch in einer anderen Weise, durch Anwendung einer Kupfervitriol-
lösung erbracht. Wenn man zu einer Vorprobe recht feine Eisen-
feiltplitter nnter das Mikroskop bringt, so erscheinen dieselben mit
einem granen sUblftfbigeii Beflez, wie die Magnetitkörneben des
Stenbei. Bringt man aber non einen IVopfen der Knpfenritriol-
IfitoDg aaf die Eitenfeile« eo verwandelt sieh a. d. Mikroskope im
«oiEinenden Liohte ' hat angenblieklieh der ataklgrane Befles in
einfn aehr lebhaft knpferrotken Glans, von dem aof den Eiien-
bpänoben rednoirten Knpfer berrührend. Beigemengte Magnetit*
kSracheu dagegen bebalten den graublauen Beflex unverändert bei.
Behandelt man in gleicher Weise die mit dem Magneten auszieh-
baren, metallisch glänzenden Partikelchen des Staubes mit Kupfer-
vitriollösung, so erhält man ein durchaus negatives Resultat. Auch
nach mehrstündiger Einwirkung und unter Anwendunor concentrirter
Losung wird der stahlgraue Reflex nicht geändert, es wird keine
Spar Kupfer reducirt. Die Körner zeigen nach längerer Einwirkung
nur den rostfarbigen Band, der durch ein partielles Angegriffen*
werden durch die angewandte Lösung bedingt ist. Hiernach er-
gibt tioby data keinea der mit dem Magneten anaiiehbaren Partikel-
eben ged. Eiaen, aondem daaa alle nnr Magnetit aind.
Der ▼orhin erw&hnte Gehalt an Ealkoarbonat, der aich im
Aulbranaen bei der Befeochtnng mit 8&nre ergibt, ist nnn auch in
der Form scharf begrenater kleiner BhomboSderohen von Galdt
imter dem Mikroskope zu erkennen. Sie sind ganz ähnlich denen,
die früher in dem Staube von C'atania aufgHiundeu wurden. Ueber-
haupt gleicht dieser Staub in Bezug auf sein ganzes Verhalten und
seine wesentlichen Bostandtbeile so auffallend dem jetzt untersuchten,
das» man fast an eine GemeinsamkeLt der afrikanischen Herkunft
für beide glauben möchte.
Neben dem Calcit, an Quantität bedeutend überwiegend, er-
scheinen Splitter von Quarz unter gekrenaten Nicols mit lebhaften
Farben hervorlenchtend und thonige, meist rothlich oder roatroth
gefirbfte Partikel, die ihr vollkommen indifferentea Verhalten nnter
gekränzten Nioola dentlieh onteraoheidet. Frid^thbroohatüoke
waren nicht mit Sicherheit naohanweisen. Wohl aber finden aioh
grüne Splitter nnd awar sowohl aolohe, die für Augit, ala aneh aolehe,
die fBr OKmmer gehalten werden mnssen« Ganz besondert anffhitend
and nach ihrem Absorptionsverhalten sicher zu bestimmen, erscheinen
kleine, leistenförmige Partikelchen von Turmalin.
Ausser den mineralischen BestandtlieiU^n finden sich endlich
auch verschiedene Diatomaceon in dem Staube, die jedoch ausserhalb
Digitized by Google
176
IKIwiDgsberiolile
nnimr Betrtebtiinc^ liegen. Es enthält alto anoh dieser Staub keiaer-
lei Bestandtheile, die auf einen kosmischen UrsprnDgr verwiesen, es
liegt in ihm eben nur terrcBtriscber Detritus mit organischer Sub-
stanz gemengt vor.
Ein ganz ph iches Resultat und somit die BestätigTinp <^f-
vom Vortraj/cnden ausg^esprochenen Ansicht, dass die Arnabnw
einer kosmischen, der der Meteoriten gleichenden Herkunft für diese
Staube nicht satreffend sei, ergab auch die Untersnchoiag einsi
Staubregens, der am 26. Februar 1879 zu Portici in Italien gefsUec
iat, dnrch Herrn Paride Palmeri (Annaario deUa R. Senola Sa-
periore di Agricoltnra in Portiei, Vol. II Anno 1880. Kapc^ 1881
Tipografia dell' Aoead. Reale delle Scienae). Ansdraeldioh wird wtA
▼cm Palmeri betont, dass ihm der Naehweis ged. Eisens nidit ggls^
dass dis Ton Tissandier erwähnten sphirisehen Partik»! wfm Emm
wahrsoheinlM ebenCalls nnr Magnetitk5niohen waren. Der TerIhsMr
der kurzen Notiz stellt eine quantitative Analyse jenes Staubst ia
Aussicht, qualitativ wies er nach: in Wasser löslich: Clorür, Sulfit.
Kalk, Natrou; in Säuren löslich: Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Tboü-
erde, Natron, Schwefelsäure, Kieselsäure; endlich im unlötlichai
Theilo: Kieselsäure, Kisenoxyd, Thonerde, Kalk, Magnesia, Kali,
organische Substanz.
Der Vortragende legte ferner eine Reihe ganz be-
sonders ansgezeiohneter Obaidianstftoke tot, die Herr
Dr. Stühe! dem mineralog. Mnsenm so überweisen dis
Oate hatte. Derselbe hat diese ObsidianspUtter nnd Meke ia
der Umgebung Ton Quito und anf der ganaen Hochebene tob Eeua
der gefhnden. Alle aind Ton anfiallend heller Farbe nnd steBsa
ein sehr vollkommenes Olss dar, das in dfinnen Splitteni Hut teUos
und klar durchsichtig wird. Ausser Gas* oder Luftporen eothiR
das Glas nur kleine, unter gekreuzten Nicola lebhaft polar isirecde^
rechteckige Kr\'8talliten, der jedoch nur wenig zahlreich sind. Gaci
ausgezeichnet ist der niuschlige Bruch dieser Obsidiane, der besonders
an den Splittern hervortritt. Es finden sich kuglige, mit eigen-
thumlichen Eindrücken an der Oberfläche versehene Lapilli, auf
diesem Obsidian bestehend, zahlreich in losen Stücken im Bimsteit*
tnff bei £1 Tablon am Cerro Guamaai in der östlichen CordiUere
von Quito. Bruchstücke nnd Splitter desselben finden sich hinig
Über das ganae Hochland von Eonador verstrent. Ks sind disssi
«maweifelhaft die WerkstattabfUle dea an Pfeilspitaen «nd enden
Gegenstinden verwendeten Matenales. Der au^geceielinete mnedl^e
Bmoh gibt fast bei jedem Sehlage einen regelmiscigeB mit bogee-
förmiger, ganz ausserordentlich seharfer Sohneide veisehenen Splitftv.
In Ecuador werden die Obsidiansplitter von den Einwohnern «Aja-
culqui" d. i. Geld der Todten genannt, in Columbia, wo sie ehes*
Digitized by Google
der oiederrheinisolien Oeaellschaft in Bonn. 177
falls an^etroÜea werden, heifisen sie „Piedras de Bftyo", Blitzsteine
oder Donnerkeile.
An einem der vorliegenden Obsidiansplitter, der in der Um-
ffebung von Quito gefunden wurde, ist auffallend ein lebhafter blauer,
seidenartiger Schiller, ganz an den beim Labrador erinnernd. Er
tritt auf den musohligen Brucbflachen, die den Splitter umg^nsen,
aUenthalben auf, bangt aber nicht TOn einer bestimmten Stell aag
zum einfallenden Lichte ab, denn wenn man eine der blauschiUem*
den Fliehen um sieh selbet dreht, bleibt derselbe iinterftnderl Die
Uotersnehnng eines Splitters dieses labradorisirenden Obsidians ergab,
dsM die Ersoheittimg bedingt ist dnreh lahlreiohe, ausserordentlich
feine und dicht neben einander liegende Bisse, welche au den ftst
kreisfiteinig verlaufenden Sprüngen des musehligen Bmobes in ra-
dialer Stellung stehen. Gröbere Risse dieser Art sind auch schon
mit dem blossen Auge sichtbar, aber erst u. d. Mikroskope mit dem
Objektiv 7 werden die feineren Risse wahrnehmbar, welche wesent-
lich die Ursache der Reflexerscheinung sind. Es verhält sich die
plasige MaBse des Obsidians wie ein mit einem feinen Gitter von
Linien versehenes Glasblättchen z. B. eine Nobert'sche Platte und
hiermit hat sie auch die auftretenden Erscheinungen gemeinsam,
die bekanntlich zu den Beugungserscheinnngen gerechnet werden.
Wenn man das System feiner Risse, die in einer solchen Kobert-
Bcben Platte eingeschnitten sind, (s. B. 1000 Diamantstriche aof 1
Unie) betrachtet, so erseheiat im durchfallenden Lichte bekanntlich
Bin Spektrum, im reflektirten Lichte erscheint die geritste Stelle
mit einem labradorisirenden fbrbigen Schiller. Die Erscheinungen
ier sog. Beugungsgitter oder Interferensspektren zeigen sich fiber-
tiaupt nicht nur bei durcbfaHendem, sondern auch bei refleetirtem
Lichte, wie hier bei dem Obsidian und es ist der Schiller also be-
züglich seiner Entstehung auch ^^anz nahe verwandt mit dem Bchönc^n
^Farbenspiel fein gestreifter Oberflächen z. B. der Barton'schen Iris-
uiöpfe oder auch des Perlmutter.
Der Vortragende legt dann zwei neue Mineralien
'or: den Damortierit und Uiddenit.
Der Dnmortierit wurde von F. Gonnard in Lyon entdeckt
lod Ton Herrn Damour analysirt Er bildet schön himmel- oder
riolblaae oder auch dunkelschwarsblaue fasrigeBftsohel, eingewachsen
o fleis<diroithem Orthoklas, der mit bronaefarbigen GlimmerbUtttchen
zusammen kleine Adern und Schnfire erfüllt, die quer au der
iehieferung eines aus denselben Mineralien und aus Quara bestehen*
len feinkörnigen Gneisses aufsetzen. Er findet sich in einem Stein-
Tuche an der Strasse von Oullins nach Chaponost in der Nähe
OD Beauuan bei Lyon. Die Fasern zeigen einen ganz besonders anf-
allenden und schönen Pleochroismus. Wenn ihre Längsaxe mit dem
8tlBungsb. d. niedtrrhaln. OeMUsoiiaft ia Bonn. 1881. 1^
Digitized by Google
178
SitnmgslMriolito
Hrapteohnitte def nntmii Nioolt gibkreatt ertebeiaMi tb tkf
liimmelblaiiy in der dasn Mnkreohtea Stettung v(^lkoiiiiiiai hMoL
Unter gekrensten IHooli leigen aUe Faiem parallele and eenkreelite
OrientiraDg und dürften sonach wobl dem rhombischen Sytteme
angeboren. Ihre Zusammensetzung ist nach Damoar: SiO, =29,85,
Alj|O, = 6G,02, B>203=1,01, MgO = 0,45, Glühverlust = 2,25, wzsiKh
der Formel anpasst 4 AljO, . SSiO,. Mit keinem der bisher bekanntcc
Mineralien aus der Sillimanit^ruppe, zu welcher das neue MiDcral
gestellt werden dürfte, stimmt es sonach überein und darf wohl sii
nea bezeichnet werden.
Der Hiddenit ist eine scbdn emaragdgrüne Yarietifc dm
Spodumen und erhielt seinen Namen za Ehren des ersten Eni'
deckers Mr. Hidden von Herm Law. Smith ane LoniariUe^ dsr
ihn analygirte und beitiinmt& Er findet stob auf einem ffthifH
Eaolingange, dessen 8aalb&nder aus KryikaUen von Qnan» Orttoldn
Glimmer, Bntil und Smaragd gebildet werden im Qranit sa Warna
Farm, Alexander Co., Nord Carolina.
Die langprismatischen KiTstalle sind s. Tb. in Qoarz eisf»-
wachsen und dit-se zeigen auch Eudigungen und zwar nach Smiti
die Flächen: 2i^oo(021), + P(221) und oP(OOl) wie am Pyroxen.
losen Prismeu weisen meist nur beiderseitig verbrochene Endir
auf, in der Zone der Verticalaxe erscheinen gewöhnlich das Priscii
and die beiden Pinakoidc. Die Spaltbarkcit nach dem nabesQ
rechtwinkligen Prisma ist sehr vollkommen. Kach Dana ^*^my"
auch Zwillinge nach dem Orthopinakoid vor.
Auf der Flaobe der Symmetrieebene beträgt der Winkel da
Anslösebungsrichtung mit der Yertioalaxe 26—26% auf den Flicte
des Prisma's misst die Sohiefe 20—21*. Auch die lebhaft grü^ ge-
ftrbten Lamellen seigen keinen Pleoohroismne.
Es gleicht der Hiddenit einem in der Sammlung dee hiarigm
mineralog. Museums befindlichen Ton Deeeloiaeanx lierHihreadeB
Spaltungsstücke eines brasilianischen Spodamenvorkommena, der
auch genau die gleiche Auslöschungsschiefe auf den Prismenfläehes
besitzt.
Die Analyse von L. Smith ergab folgende Zasammenseisnng
Si02=64,35; A1,0, =28,10; Fe,Og=0,26; Li,0=»7,05; Na,0»0^
Glühverlust =0,15.
Der Hiddenit verspricht als Schmuckstein eine ge wiese Be-
deutung zu erlangen und kommt anter dem Namen: LithioBeaBniagi
in den EdelsteinhandeK
Wirkl. 6eh,Bath Dechen macht einige MitthnilangeB
über ein isolirtes BasaltTorkommen an dem n. Abhänge
des Ebbegebirges bei Hervel unweit Herecheid, welches
derselbe vor wenigen Tagen besichtigt hat. Ans eeiawn
Digitized by Google
I
. der niederrh«iii2idheii OewUtoligll ia Bonn. 179
froheren Beobachtaogen ergiebt sieb, dass sich auf der 0. Seite
des nördlichsten Hauses Stamm eine kleine runde Kuppe von Basalt
aus dem weit verbreiteten Lenneschiefer (der untern Abtheilung des
Witteldevon) sich erhebt, an der ein alter Steinbruch von 2 bis 3 m
Tiefe horizontal liegende Säulen von 8 bis 21 cm Stärke entblÖMt.
Unter densell>en ist das Gestein massig abgesondert und sehr zer-
klüftet. Nach der Lage der Säulen gehört der Basalt einem seiger
niedersetzenden Gange en, der angefahr in St 1 (N. — S.) etreioht
und eine Miehtigkeit von mehr ele 6 m erreioht, aber nioht gans
aufgesehlonen lat»
Nahe a. von Hervel nnd am Fnase dea ateil ansteigenden
BSekena der Ebbe liegt eine aweite, kleinere Kuppe, an der Basalt
ia einigen kleinen Felsen ansteht nnd mit grossen BU^eken bedeckt
ist. Ein Theil desselben ist kleinkörnig abgesondert, dunkel- und
hellgrau gefleckt (Sonnenbrcnner). Er enthalt kleine Körner von
Olivin, Augit und Magnetit und Einschlüsse von Hasaltjaspis. Das
Vorkommen ist sehr beschränkt und gehört wahrscheinlich dem-
eelben Gange an, da es in derselben Streichungslinie liegt.
Jetzt sind diese beiden Stellen durch viele von der Provinsial-
Verwaltong von Westfalen aasgeführte Versuchsarbeiten aufge*
schlössen, in der Absicht hier eine Gewinnung von Beschüttungs
Material für die Strassen einsaleiten, an dem es in der weiten Ver-
breitnng dea Lennesehiefers sehr mangelt*
Der Basalt an der n. Kuppe ist durch 4 Sohftohte nnd einen
Sohnr^raben untersucht worden. Dabei hat sieh ergeben, dass der-
aelbe dne Lftnge ^on 54 m, an dem n. Ende eine Mächtigkeit von
4 m, im Scburfgraben Ton 8 m nnd am s. Ende von 10 m besitzt.
An dem n. Ende setzt der Basalt ganz seiger nieder, am s.
Ende hat er eine sehr steile Neigung von etwa 70 Grad gegen S.
Bemorkenswerth ist, dass in der Ldngenerstreckung sich eine bis
zu 13,6 m niedersetzende Schieferrippe und eine zweite kleinere bis
8,6 m gefunden hat, die mithin auf dem Basalte liegen und mit dem
SO beiden Seiten gegen 0. und W. desselben lagernden Schiefer zu-
sammenhangen. Der Kdrper des Basaltes stellt also einen kurzen
Gang oder einen »lang gezogenen stehenden Stock'' dar und erinnert
in 8«ner Form und selbst in seinen Dimensionen sehr an den
Baaalt oberhalb des Dilpher Lochs ö. der Strasse von Siegen nach
Rödchen. Der Horizontalschnitt des Basaltes nnter den Schiefer-
rippen wird auf 800 qm gesch&tat.
Die 8. obere Partie, etwa 240 m von der n. Kuppe entfernt ist
durch zwei Stollen, von denen der tiefere 10 ra unter dem obem
liegt, untersucht worden. Das Verhalten des Basaltes ist hier sehr
unregelmässig. Das n. Ende ist bereits erreicht, und damit auch hier
erwiesen, dass ein Zusammenhang der beiden Basaltkiippen, worauf
das Verhalten an der Oberfläche hinzuweisen schien, nicht statt
Digitized by Gopgle
180
Sikmigiberiolife
findet und jede fl&r eieh einen abgesonderten Darehbraoh bildet. An
n. finde letgt eioli eine Mme eines sehr eigenihümlieben Konglo-
merates, welches hauptsächlich aus fest zueammengebackenen Stücken
▼on Basaltjaspis von schwarzer bis hellgrauer Farbe besteht, die
grosse rundliche Blöcke im Basalt bilden. In dem obern Stollea
endet der Basalt gangförmig, die Schichten des Schiefers qaer
durchschneidend in einer Mächtigkeit von 2 m. Im Mittelstollen
ist das 8. Ende des Basaltes noch nicht erreicht, sowohl auf der w.
Seite als auf der ö. Seite ist hier beträchtlich mehr fester Basalt
aufgeiohlotsen worden, als im OberstoUen. Die HaoptmMse dei
Yorkonmens besteht ans zerrüttetem Schiefer, wdeber ton sebaslso
Baseltgingen nach allen Riohtnngen durohsogen ist Der BeeMgf,
kleinkörnige Basalt tritt in nnregelmissigen Partien mit d«n aadoca
ansammen auf.
Derselbe legte einige Schieferstfieko Tor, welebe
Freiherr F. F. von Dücker bei Gelegenheit einer gericht-
lichen Kxpertite aus der Schuttmasso des Bergrutsches
bei Kaub gesammelt hat, und die mit z. Th. parallelen Streifen,
Ritzen und Schrammen versehen sind, welche sehr an diejenigen
erinnern, welche an Gesteinsbruchstücken und Geschieben als Spureu
von Gletscherwirkung angesehen werden. Dass an dieser SteUe lon
einer solchen keine Bede sein kann, bedarf keines weiteren Beweises.
Die Sehuttmassen, welche bei dem Bergrutsche in Kaub ia Bewegnog
gewesen sind, bestehen aus den Sohieferstäoken, welche eich nseb
und nach von den höheren Theilen des Abhanges los Kolöst babes.
Die Sohrammen und Ritsen können auf diesen StUoken nur wihrsad
der Bewegung derselben ron den höheren Theilen des Abbanges \»
sn ilArer gegenw&rtigen Lage entstanden sein. Bei der Wicbtigksit,
welche den geschrammten Oesehieb- und Gesteinsbruchstüoken n
der Gletscherfrage beigemessen wird, verdienen ähnliche Vorkomm-
nisse, welche entschieden anderen Vorgängen und Ursachen ihre
Entbteluing verdanken, die grösste Aufmerksamkeit. Denn wenn
solche Streifen auf Gfsteinfsoberflächen andere Ursachen haben
können als Gletscher, so sind dieselben ofifcnbar nicht als Beweise
für das frühere Vorhandensein von Gletscher anzusehen, sondern et
müssen noch andere Umstände hinzutreten, welche diese Beweise
TervoUständigen. Ks liegt hierin offenbar die Aufforderung, Ritzen
und Schrammen auf Gesteinsbruchstüoken rüeksiehtlieh ihrer fiat»
stehung mit grösster Sorg< su prüfen und sich dabei nicht von
vorgofiassten Meinungen beeinflussen su lassen.
Derselbe legt eine kleine Sehrift von W. Trenkner:
.,nie geognostischen Verhältnisse der Umgegend von OanabrOck
nebst einer kol. geognost. Karte'* vor, welche so eben bei Oottfr.
Digitized by Google
der nie<lerrheiDi8cheu GeselUohaft in Bonn.
181
Veith in Osnabrück erschienen ist. Die Karte ht im Maassstnbe
von 1 zu 120000 Bchr gut ausgeführt. Dieselbe i)ringt deu Teuto-
burger Wald von Bevergern in W. bis Dornberg bei Halle i. W. in
S. 0. und das Weseigebirge von aeincm w. Ende bis Lübbecke i.
0., die daswiachen gelegene Niederung mit den sablreiohen Er-
bebnngen vom Dickeberg, dem w. Ende der Ibbenbftrener Bergplatte
bie Bum oligoo&nen Doborg bei Bände sur Anscheaang.
Der äussere Umschlag bezeichnet diese Schrift oebst Karte als
„Excursionsbuch für Geognostcn vou T renkner" und wird als
solches gewiss vou Nutzen für zahlreiche geognostische "Wanderer
sein, die eine Gegend von Nordwcstdeutschland besuchen, wo so
viele Formationen auf eiaem kleinen Flächenraum zusammenge-
drängt sind.
Auf der Karte sind folgende Formationen unterschieden:
Kohlengebirge, Rothliegendes, Zechstein, Buntsandstein, Muschelkalk:
unterer und oberer, Keuper: unterer und oberer, Rhftt, Lies: unterer
und oberer, Dogger: unterer und oberer, Malm : unterer und oberer,
W&ldorthon, Flaromenmergel, Hilssandstein, Plftner, Pl&ner mit Grün-
sand, Obere Kreide, Oliogoc&n, Diluvium.
Dr. Gurlt legte eine künstliche Conglomeratbildung
vor, welche auf dem Bleib ergwe rke zu Lintorf bei Düsseldorf
entstanden ist und ihm vom Bergwerksdirektor Büttgen!) ach da-
selbst übergeben wurde. Es hatte sich hier um den Kopf eines alten
eisernen Schiencnnagels, mit welchem die Grubenschienen auf den
hölzernen Querschwellen festgemacht waren, ein festes Conglomerat
von Bleiglanz, Schwefelkies, Kalkspath, Quarz und Schiefer mit
Brauneisenstein als Bindemittel, im Laufe von höchstens 16 Jahren
gebildet und swar aus solchen Materialien, welche s&mmtlicfa dem
sogenannten Grubenklein angehören und wie sie sich in den Förder-
atreckan Iftngs der Schienenbahnen durch Herabialien von den Förder-
wagen nicht selten ansammeln. Im vorliegenden Falle war der
Nagel von saurem Gmbenwasser stark angcgriflTen worden, wie seine
zerfressene Oberfläche leicht erkennen lässt, und das dabei gebildete
Kisenoxydhydrat hat dann das Bindemittel zur Verkittung der ver-
ßchiedenartigfin Bruchstücke hergegeben. Dieselbe ist so fest, dass
der Kopf des Nagels von dem künstlichen Conglomerate dicht um-
schlossen gehalten wird, obwohl er looker geworden ist und sich in
seiner Umhüllung bewegen l&sst.
BtediciDlBCbe Section«
Sitsung vom 18. Juli 1881.
Vorsitzender: Geb.-Rath Busch.
Anwesend: 17 Mitglieder.
Dr. Moritz Nu as bäum berichtet über oiuige Beobachtungen,
den Nebenkern der Zellen anlangend.
182
SitsuDgsberiohte
Den ersten Fand auf diesem Gebiete machte von Wittich im
Jahre 1845 am Spinnenei; nach ihm sind an den Eiern vieler Thittc
aller Klasten fthnliche paatagere Bildungen nachgewiesen «Ofden.
"W&hrend aber lovobl fiber die Abknnfl als dber die Bedeutang d«
Nebenkemes im Ei die Tersebiedenartigaten Aaeiehien war ZmX
noch vorgetragen werden, ist die Kenntniss eines ibnliehen OebiMM
in den m&nnlicben Gescblecbtssellen sebon weiter gediehen. Ikt
Nebenkem in denSpermatoeyten iat darch Ton la Valette 8t.6eorge
zuerst beschrieben worden. Derselbe Forscher wies die Entstehung:
der sogenannten Kopfkappe an den Samenfäden aus dem Nebenkerne
nach. Während somit bei vielen Thiereu der Nebenkern lu der
Samenfadenbildung eine nur untergeordnete Rolle spielt, legt man
ihm bei einigen Mollusken und Crustaceen eine grössere BedeutuDg
bei| freilich nicht ohne die Annahme zu macheu, dass der Neben-
kem sieb vom Kern ableite. Diese Annahme ist aber keineswep
bewiesen. £s hat etwas Paradoxes, dass bei einigen Thieren ein
anderweitig als unwesentlioh erkannter Zellenbestandtbeil die Boll»
des wichtigen Kernes übemebmen solle.
Eine eingebende Prüfung der EntwieUnngsrorgtUsge in der
Zwitterdrüso von Heliz pomatia bat mir geaeigt^ dass bier krine
Ansnabme von dem allgemeio gültigen von la Valette St. George-
seben Gesets vorliegt. Es wird der Kern tarn Kopf und der ZeÜee-
leib zum wimpernden Schwauzfaden des Spermatosom. Der Neben-
kern geht zu Grunde und nicht der Kern, wie man bisher annehme::
zu müssen geglaubt hatte. — Im kummeuden Herbst gedenke ich
an den Hodenzellen von Astacus fluviatilis weitere Untersuchunjr?!i
über die Bedeutung des Nebenkernes anzustellen und hoffe, aucQ
hier den allgemein gültigen Modus der Samenkörperentwickloiif
naehweisen zu können.
Gelegentlich meiner fortgesetzten Untersnohungen Über die
Anatomie der Drüsen seigte es sieb, dass der Kebenkem nicht aar
sohliesslicb anf die Gescbleehtsprodocte bildenden Zellen besebrlskt
seL Wie aber bier der Nebenkern nicht an allen 2«eiteD Torbsadea
ist» so kommt er auch in den Drüsenxellen nicht immer vor. Ei
scheint, als wenn er wie im jungen Ei ond Samenkörper, so aoeh
in den von mir beobachteten Drüsen dann sich zeige, wenn die Oe*
webebildung beginnt. Bei Salamandru maculata ist er von locki-
ger, epiralig gedrehter Gestalt, in der peripheren protoplasmatischen
Zone der secernirendeu Zellen des Pancreas, der Membrana propna
anliegend, um die 70. Stunde nach der Fütterung am häufigsten.
Um dieselbe Zeit kann man ihn in den Oesophagealdrusen von
Bana esculenta finden; auch hier der Membrana propria nahe g<?-
lagert Im Pancreas von Triton taeniatus hat er dieselbe Form
und Lage wie bei Salamandra maonlata. Han kann den Kebeokem
isoliren; Bewegnngen habe ich an ihm nicbt beobaobtet Im Bepeto-
Digitized by Google
der niederrbeinisohen GeieUichaft in Bonn. 188
pancreat von Aitacus flnmiilis kommt er in den fermentbildenden
ZdUen tot, wenn die Fermentkugel eben dentlioh wird; tp&ter iet
er niebt mebr neobiaweieen.
Da man die Nahrangtanfnabme bei Tbieren niobi abaolot
tiebor beberrsoben kann, indem aowobl bei Bana ala bei Salamandra
mmeidata reobi b&ufig die eigene abgettoosene Epidermis aieb im
Magen der bungemden Tbiere vorfindet, eo wird man aucb an anderen
Zeiten alt 70 Stunden naeb der FQtterung^ Nebeokeme in den Drüsen-
zellen auffinden können; sie sind aber, soweit meine Erfahrung reicht,
am reichlichsten 70 Stunden nach einer FleischfütterunjC^ vorhanden.
Es wird darauf ankommen, am lebenden durchsichti^^en Object
die Abkunft des Nebenkernes zu Btudiron ; die einzelligen Drüsen
des Copepoden dürften hierfür geeignet sein. Ob der Nebenkern
ein integrirender Bestandtbeil aller gewebebildenden Zellen aeiy
mfiaaen weitere Untersacbongen lebren.
Prof. Fin kelnbn rg demonstrirte einen neuen Apparat anr con-
tinnirlicben Anwendung sobwacber galyanisober Ströme,
deeten Construction einen beliebig verlängerten, aucb ambulanten
Ge brau ob ebne Beecbwerden ermögliobt Das Bedftrfniss, sobwfichere
Ströme in l&ngererZeitdaueransuwenden als es bei dem berkömmlicben
Yerfabren der Fall und bei den bisberigen Apparaten tbanlich ist,
hat sich den Elektrotherapeuten besonders gegenüber solchen
Kraiikheitszuständen fühlbar gemacht, bei welchen es sich um die
Indikation einer Erregbar keitsveränd eru n g in den Empfin-
dungsnerven handelt. Wo man Einwirkungen auf die Bewe-
guDf^snerven beabsichtigt, da scheinen, wie schon DuBois-Rey-
m o n d hervorgehoben, die Effecte der Strom-S chliessung, Schwan-
kongen und Oeffnung hauptsftohlich bedingend für die physiolo-
gische und daher auch für die tberapeutiaobe Wirkung. Die Tetaniairung
das Muskels durcb Galvanisirung des Bewegungsnerven berubt ja aucb
immer nur auf disoontinuirlicben, rasob aufeinander folgenden Rei*
anngen. Dagegen zeigt siob bei der Einwirkung auf die Bmpfin-
dungsnerven als wesentlieb massgebend die Quantität und die
Aodauer der durcb den Strom aelbst bewirkten Erregbarkeits-
Terftndemng, sowohl derjenigen im Anelektrotonns wie im Katelek-
trotonus. Und hier lassen sich, wie schon Pflüger gezeigt, auch
bei Stromstärken, welche noch keine Zuckungen am Froschpräparate
erzeugen, doch bereits die Erregbarkeitsveränderungen in bedeuten-
dem Grade nachweisen. Physiolof^ische Versuche über 1 an gda u ern de
StromwirkuDg liegen nicht ausreichend vor, weil das Froschpräparat
auch obae Stromwirkung sich zu bald in seinen Erregbarkeitsver-
biltniesen ändert. Die Wirksamkeit noch weit minimalerer Ströme
aber, ala solobe je in der Galvanotberapie bia dabin in Betracht ge-
logett waren, auf dieEmpfindungsnenren istgana neuerdings duceb
Digitized by Google
184 Sitsungsberioliie
die Venraehe der Kommisston, welche die französ. Akademie der
Medizin behufs Prüfung der metalloskopischon Erscheinuugea nieder-
gesetzt hat, zu Tage getreten. Anderseits ist es eine bei der bisher
üblichen Anwendung mehrerer z. B. Stöh rer'scher Elemente häufigt*
Beobachtung, dass auch sogenannte massige und schwächere Ströme
von neuralgischen Krauken nur kurze Zeit ertragen werden, onaa-
genehme Reizuugseraoheintingen schon bald nach der SchlieMiaf
an der Kathode hervorrufen, und dass der Oeffnaiig dee SirooMS
dann anch an der Anode eine negative Modifikation von emgente
Wirknng folgt» welohe besondere bei Nearalgien nnd verwandien Ze-
etinden den Zweok des guisen VerfSüirena vereitehi kann. Gende bei
diesenZattftnden, welche die Yerwertbang des Anelekirotonnn indinnn,
ist die Anwendung langdanernder tohwaoher Strdme erwfiasehi
Die physiologischen Bewegungserscheinungen des Anelektrotonni
gehen an sich viel langsamer vor sich als diejenigen des Katelektr»-
tonus ; praktisch bedeutsamer aber ist die klinische Thatsache, df&i
bei Hyperästhesien eine kurze und intensivere, von lebhaft^jn Em-
pfindungen begleitete Einwirkung leiclit Reactionserscheinungen ijB
Sinne einer Steigerung des Leidens nach sich zieht und im gün-
stigsten Falle die erzielte Herabstimmuug der krankhaften örtlichen
£rregbarkeit nur von kurzer Dauer su sein pflegt. Diese kotts
Dauer der durch die jedesmalige bis zu 15 Minuten dauamde SttM*
anwendnng augenblicklich bewirkten Schmerzbefreiung Yeraalaeitf
eine an Cardialgie leidende Kranke^ Ton dem Retoentea die Ilnenhif
fnng eines am Körper tragbaren Apparates cur daaerndea
Eneogung elnee eoh wachen Stromes au erbitten. Ein nach Brb^
Vorgang gemachter Versneh mit einem versehUossbaren Zinkkoblen»
demente, welohes in der Tasche getragen mit den ApplleaiionaetelleB
in leitende Verbindung gesetzt wurde, brachte die gewünschte Wir»
kung, ermiithigte aber wegen der technischen Schwierigkeit und Un-
bequemlichkeit des Verfahrens nicht zur Wiederholung. Glücklicher
erwies sich dagefjen ein V^ersuch, galvanische Plattenelemente mit Be-
nutzung schwachsauer angefeuchteter Filzlamellen zur Zwischenleitong
in gut isolirender Fassung und in Form eines am Körper unmittel-
bar getragenen Qürtelapparates anzuwenden. Mechaniker Es ob-
bäum hierselbst Tcrfertigte auf des Referenten Wunsch solche Zin^
Kapfer*£lemente von je 86 grm Gewicht, 6V« om L&nge^ 8 tm
Breite nnd 1 cm Dicke » deren jedes etwa Vs StrooialiriEe
eines St 5 hre raschen Elementes b^sitet und deren 8 bia 10 iaFonn
eines leichten, l&ngs der Wirbelsftule oder nm den Leib ala Glkitel
getragenen Bandstreifens ohne irgend welche BeUstigung Tag oder
Nacht über in beliebiger Zeitdauer anzuwenden sind. Diese Ele-
mente, deren Stromstärke Referent an einem Galvanometer demoo-
strirtC; zeichnen sich durch grosse Stabilität des Stromes aus, zeigen
erst nach 6 Wochen eine Abnahme ihrer Leistuug und erforden
Digitized by Google
der niederrheiiiischen Gesellschaft in Boun. 185
dann eine Wiederherstellung der Metallflächo, welche von der die
Filzschicht tränkenden) 1 : 20 verdünnten Schwefelsäure nur sehr all-
mählich angegriffen werden. Die Construction des galvanischen
GArielapparate ermöglicht, da jedes Element mit besonderem Lei-
toBgtaaiatse nach anaeen Tenehen ist, die Ansschaltung einer be-
liebigen Zahl der darm enthaltonen Blemente, so dats der Kranke
selbst die Stromstärke in gewissen Abstnfangenregnliren kann. Beide
Elektroden werden mit einem Uebersnge von Fenersehwamm m-
sefaen. Die Isolimng der Etementenreihe ist durch Umhüllung der*
selben nlit Gattapcrcha hergestellt. Bei der bisherigen Anwendung
des Apparates, welche sieh auf vier Fälle von Neuralgie und einen
von rheumatischer Il^Tzneurose erstreckte, äusserte sich zuweilen
schon nach Istündiger Anleitung schnjcrzhafte Ilautrftizimg an der
Kathode, wenn deren Applikationsfläche nicht
möglichst breit genornmf3n wurde. An der Anode,
welche in den behandelten Fällen auf die leidende Stelle seihet
£xirt wurde, trat auch nsoh mehrstündiger Anwendung nie eine
so starke Hautreizung ein, dass man sn der hier nnerwünschten Ver-
grösserung der Eiuströroungsfliche gezwangen gewesen w&re.
Naoh den Eriahmngen, welche Referent bis jetst mittelst des
Apparatee gemacht hat» ist letzterer sehr geeignet, bei chronischen
Nenrosen im Bereifthe der Empfindungsnerven und be-
ionden bei den eigentlichen Neuralgien Tortreffliche Dienste zu
leisten nnd dem praktischen Arzte die therapeutische Verwerthong
des galvanischen Stromes in erweitertem Maasse ohne die bisherigen
übermässigen Opfer an eigener Zeit zu ermöglichen.
Dr. Kocks Io?t eine von ihm construirte Axenzug-
zange vor, bei welcher die starke Dammkrümmung dicht am Peri-
neum liegt und bei welcher durch eine einfache Drehung des Schlosses
der geoägende Löffelschluss erzielt wird, welcher sonst bei der hier
ausgeführten Construction der Zange fehlte. Dio mit dem Instru-
ment ausgeführten Operatk>nen beattttigen die Erfahrungen Taf-
nier'sy Saenger's u. A., dasi die Extractionen bei r&amlichen
Missverhftltnissen nnd hochstehenden Köpfen in fiberratchender
Weise leicht ausführbar sind, so dass die Prinzipien das Axenzuges
grfiasere Aufmerksamkeit Tcrdienen, als ihnen bis jetst in Bentsch-
land zugewandt wurden.
Allgemeine Sltsang wem 1. Angami 1881.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend: 16 Mitglieder.
WirkL Geh.-Bath von Dechen trug einige Bemerkunp^en über
Bimsateinaande im Weaterwalde Tor. Seitdem Fridolin
Digitized by Google
186
Sitcnngtberiebta
Sandberger in einem Briefe vom SO. Juni 1848 an dem Geheim-
rath von Leonhard die Gründe entwickelt liat, welche gegen
die Entstehung der Bimssteine auf dem Westerwald«
selbst sprechen, ist die Ansicht allgemein angenommen worden, dass
8ie aus der Umtregend des La ach er See 's dorthin gelani^t ein«!
Der Kedner selbst hat in dem geogDost. Führer zu dem IdiachfT
See und seiner vulkaniscbeD Umgebung (1864) Tenadii, dl6M Ab-
nohi durch den Nachweis des räumlichen Zusammenhanges der
Bimssiein-Ablagenmgen yon dem Ncawieder Becken eos bis in dn
Westerwald so ^nntentfitsen.
Dr. 0. Angelbi«, dem leit einigen Jahren von Seitan der
KdnigUehen Geologieehen Lendeeanstalt der Auftrag geworden M,
den Wetterwald geologieeh aufsunehmen und tu kartiren, iet dioih
dieee spesiellen Untersuchungen su der Ansieht geführt worden, dass
ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen den Bimt*
Steinsanden des VVesterwaldes und des Laacher See*i
besteht. Diese letztern lagern bekanntlich ihrer Hauptmasse nach
auf dem Löss der Bonst jüngsten geolofrischen Bildung
unserer Rheingegeuden, oder wechsellagcrn mit demselben an einigea
Stellen. Die Bimssteinsande des Westerwaldes gehören dagiegeo,
ebenso wie die Trachyttuffe des Siebeugebirges — welche gleichfiJls
Bimssteinstücke in Menge enthalten — den mittleren tertiären,
Braunkohlen führenden Schichten (oberoligooin oder — m**)
an und aind mithin aehr viel Alter eb die Bimeateine tos Hee»
Wied und vom Laacher See. Den Beweise f8r diese Ansieht bat Dr.
Angelhis durch die Beobachtung geliefert, daaa die ftimeitrinesiids
mit den fibrigen tertiären Sehiehten und den Brmnnkohlenlagem dee
Westerwaldes unter dem jüngeren (sogenannten Daebbaaalt) liegen.
Bei dem Mangel natürlicher Aufschlüsse ist dieser Beweiss erst tcI:
ständig durch einige Schui IVersuche geführt worden, welche Kedner
unter der gefallig»ui Führun;( von Dr. Angelhis am 14. v. M. be-
sichtigt hat. Sie liegen an dem Abhänge des Kohlhack und Latt^c-
del auf der linken Seite des Elhhachs bei Langendernbach, zwisches
Hadamar und Westerburg. Die Bimssteinsande bedecken den Basalt
von Lattendel, während sie am Kohlback von der steilen bis S&
Qrad überhängenden Wand des Basaltes bei horizontaler Schichten-
läge abgeschnitten werdeoi so dess hier unzweifelhaft dieser
(Dach)-Basalt jflngeren Alters als die Bimssteinnblnge-
rnng ist. Dadnrohwird dieselbe aber als den tertiären Schicht
ten des Westerwaldes angehörig charakterisirt. Die Beriebfel-
gung eines allgemein angenommenen Irrthums legt reoht aehlagend
die Wichtigkeit und Nothwendigkeit der genauesten DurebfbrsehuBK
der geologischen Verhältnisse dar, wie solche von der Königl. Geolo-
gischen Landesanstalt unter Benutzung der Generalstabskarten im
Massstabe von 1 : 25,000 bewirkt wird. Dem Redner war es nicht
Digitized by Google
der nie^errheiDiichen Geaellaobaft in Bonn.
187
Tergonnt, bei Bearbeitung der Karte im Matettabe Ton 1:80,000
and bei dem gerade in dieser Gegend in den Jahren 1866—1866
noeh bdehst mangelhaften KartenmateriaU diesen Irrthnm anfrn-
U&ren>
Dr. Deiohmüller sprach über den grossen Kometen
1881 b. Die erste Nachricht von diesem Himmelskörper kam durch
ein Kabeltelepramm des Astronomen Gould in Cordoba (Argent.
Kepublik), welches sein Erscheinen auf der Südhalbkugel meldete.
Durch die beifrcfügte Bezeichnuutr ..Komet 1807** und die Angabe
seines Ortes zur Zeit der ersten Beobachtung waren die näher unga>
weisen Bahnelemente des Kometen schon gegeben und es konnten
Zeit ond Ort seines firscheinens auf der Nordbai bkugel voraosbe-
rechnet werden. Am 22. Jani wurde der Komet in Europa snerst
beob«cbtety und da er für unsere Breiten sehen etrcumpolar war,
so konnte er, wie noeh jetzt, zu jeder Nachtzeit beobachtet werden.
Beprftsentirte der Komet an diesem und den n&ehstfolgenden Aben-
den wegen der Nfthe seiner unteren Cnlmination noch keine auf*
iallige Ersdieinung, so erreichte er dies Tennöge seiner rapiden
Bewegung nach Norden — damals über 4 Grad täglich — doch
sehr bald, und am 2(j. Juni, als er eine nurdliche, Declination von
57 Grad erreicht hatte, also selbst in seiner unteren Cnlmination
noch 18 Grad über dem Horizont stand, erschien er in der vollsten
Entfaltung einer Pracht, wie wir sie nur selten an Himmelskörpern
zu sehen gewohnt sind. Der Komet entfaltete damals einen au
seinem Ende etwa 3 — 4 Grad breiten, nach dem Kopfe zn konisch
verlaufenden, in umgekehrter Richtung an Intensität gleichmässig
abnehmenden Schweif, dessen (in Bezug auf die t&gliche Bewegung)
Toransgehende Grenze eine scharf abschneidende gerade Linie bildete,
welche, da der Komet nahe gegen Mittemacht in seiner unteren
Cttlmination war, senkrecht zum Horizont stehend, in ihrer Vei^
lingerung auf die Bichtnng nach der Sonne traf, womit allein jedoch
noeh nicht bewiesen ist, dass der Sehweif direct von der Sonne
abgewandt war. Seine augenfällige Länge betrug damals 20 Grad,
wu8 unter der Hypothese, dass der Schweif im Radius vector liegt,
einer Lnnge von nalie 3 Millionen ^leilen entsprechen würde. Die
der nachfoli^^endcn Grenze zunächst la^jernden Schweifpartieenschlossen
nicht mit einer gradeu Linie so scharfbegrenzt ab, vielmehr bogen
in etwa Vs der Länge diese Scbweiftheile nach Westen ans, allmäh-
lich erlöschend, sodass sie fast den Eindruck eines zweiten in dieser
Hichtung herausschiessenden Strahles machten; doch erschien die
Trennung Yon der Hauptrichtung nach Norden nicht bestimmt
K^nug, um einen zweiten Schweif anzunehmen. — Interessante
&seheinungen zeigte auch der Kopf des Kometen. Der intensiv
leuchtende eigentliche Kern erschien durch die dem Redner zu 6e-
186
V
SiUangsl)erichte
böte stehenden optischen Hülfamittel nicht fixiteroartig. sovtei
als kleines planetarisches Scheibclien, und war unigebcu von einer
glcichiniissip, aber nmltcr als die n&chsten Schwcifpartiecn leuchtet-
don, nahe krcisforniij:: um den Kern sich laj^ernden Coma von etv*
15 Bogenniinuten Durchnriesser, die dann an der Ansatxstelle da«
Schweife» allmählioh in jene überging. An den Kern setzte sic^
die nach der Sonne zu gerichtete, etwa 1 Bogenminuten hohe, aber
einen Periphorietbeil von etwa 60 Grad umfassende Auastrablmif.
Im Oegenstto su den Ertoheinangen an friUier beobaehteten Koinetn
bei denen dieses Pb&nomen (wie e. B. beim DonatiechcA Komelm)
wirkliob aas einielnen bocbherauseehiesaendcn 8trable% die ekL
dann allm&hlich nmbogen and matter werdend im Scbweif Tcrliefo.
bestand, erschien es bei unserem Kometen mehr büsdiel- nie etnUce'
formig und war — wenigstens Ins Anfiuig Joli — von den ob-
liegenden Tbiikn der Conm durch ein intensiveres, gleichmäs^ij^e^'
Leuchten bis zu seinen iiussorsten Theilen scbarf begrenzt^ so da«3
nach dem Anblick ein Zusaramenhang oder gar ein Üeberq-anir der
beiden Theile ineinander nicht anzunehmen war. Erst als der Korne:
gegen Mitte Juli wesentlich matter zu werden beo^aiin und dairi:
auch die Grenzpartieen dieser Ausstrahlung an Intensität stark ab-
nahmen, waren die Uebergänge nicht mehr so scharf markirt ocd
ein allmähliches Verlaufen der schwächer werdenden Ausstrablaog
in die umliegenden Materien scheinbar. Bei Beginn dieaaa Stadiow
breitete sieh die Aussirahlang anch auf einen grösseren Peripbem-
tbeil ans, so dass sie jetat wohl ein Winkel von 120 Grad amacMesi
AuffiUlig war endlich noch die am 4. Joli bemerkte I>reliung dsi
gesammten Aasstrahlangs-Phftnomens im PosiUonswinkel tim etva
60 Grad, so dass ihre mittlere Partie jetzt nach einem uvi dieses
Winkel westlich von der Sonne gelegenen Puncte gerichtet war
Ausser den 1k zeichneten wurden wesentliche Veränderungen an der
81) charakti'risirten Form der Erscheitmng nicht wahrgenommei
der Kopf nahm an Intensität, der Schweif an Länpe und Iiitcn-<itä*.
in dem erwarteten Verhältuiss zu der aunehmcudcn Entfernung dt'
Kometen von Sonne und Erde ab. — Von den Untersuobaagea
über die chemische Beschaffenheit des Kometen ist noch wenig Za-
Terl&ssiges veröffentlicht worden; was aber bekannt geworden, be-
stätigt die auch bei früheren Kometen gewonnenen ErgebnistOy dass
wir es hier meist mit Kohlenwasserstoffverbindungen zu thnn habsn.
Wie wir überhaupt Über die Bewegongsverhiltnisse der KMetee
besser unterrichtet sind, als über ihre Katar, so dürfen wir aneh
bei unserem Himmelskörper in dieser Richtung bessere and taver>
l&ssigere Ergebnisse erwarten. Vor allem bürgt der Umstand, dass
der Komet einen scharf begrenzten Kern aufwies, dass er vor und
nach seinem Perifel Beobachtungen gestattete, die insgesammt cin^L
Zeitraum von nahe drei Monaten umfassen werden, und dasi er
Digitized by Google
der niederrbeinitohen Getellidiftft in Bonn.
189
?n(ilich den Beobachtungen auf der Nordhalbkugel so günstig stand,
lass ausgedehnte Reihen guter Meridianbeobachtungon angestellt
Verden kannten, für recht befriedigende Ergebnisse, welche die
inzustellenden Untersuchungen über seine Hahn ergeben werden. —
Jie ersten vorläufigen Bestimmungen der Kahnelemento des Kometen
latien, wie schon erw&hnt, eine so grosse Aehnlichkeit mit denen
les grossen Kometen von 1807 ergebeo» dass vielfach die Ansicht,
)eide Kometen seien identisch, ausgesprochen wurde. Wenn man
lie Vertbeilnng der Kometenmaterie im Weltenraume als eine tu-
HUtge, also im grossen und ganeen gleiehmftssige, annimmt, so ist
Ulerdinge die Wahrscheinliebkeit, dass mehrere Kometen dieselbe
Bahn besehreiben, unendlich klein. Nimmt man aber an, dass die
Someten Theile eines grösseren Massencomplezes sind, so kann man
liese Erscheinung recht gut erwarten. Dabei ganz abgesehen von
len Pftllen, bei denen durch innere oder äussere Kräfte eine Theilung
ier Kometen stattgefunden hat, wie dies beim Bielaschen Kometen
Twieseii, bei anderen, welche vermöge ihrer geringen Perifehlistanz
iie Sonuen-Atmosphare mit erjormer Geschwindigkeit zu durchlaufen
laben, und dadurch ähnliche Vorgänge wahrscheinlich gemacht sind.
Solche Fälle, wo also Kometen nahe dieselbe Bahn beschreiben und
loch die Indentität ausgeschlossen ist, fehlen nun in der Geschichte
Ier Kometen^Astronomie thatsächlich nicht. Ausser dem schon an-
jefuhrten, bieten die beiden Kometen 1867 III und V ein Beispiel
bieför. Ber uns augenblicklich interessirende Komet wird im Verein
mit dem von 1807 die Zahl dieser FUle vermehren. War es schon
loreh die Bahnbestimmung Bossels von dem grossen Kometen 1807
inwahrscheinlich gemacht, dass jener Komet eine nur 74jfthrige
Qnilaufszeit habe, so erscheint die Ansicht, dass wir es hier mit
Müem neuen Himmelskörper zu Ihuu haben, jetzt noch besser be-
iründet. Redner hat nämlich die äussersten der von letzterem
Himmelskörper bekannt gewordenen Beobachtungen — die erste
Melbourne, Mai 23, und die letzte Bonn, Juli 18 — unter der
ilypnthese einer parabasischen Bahn discutirt und ßndet eine so
befriedigende üebereinstimmuug mit den Beobachtungen, dass das
gleiche von einer elliptischen Bahn von der geforderten £xcentricität
ucht erwartet werden kann.
■
Dr. J. Lebmann legte einige grössere D&nnsehliffe
von Grannliten aus dem Königr. Sachsen vor und knüpfte
^nm kurze Bemerkungen über die Structur der Oranulite. Es
wurde bezugnehmend auf frühere Mittheilungen crlantert, dass die
einzelnen das Gestein zusammensetzenden Gemengtheile ihrer Bildurg
■>aeh nicht gh.«ichalterig sind. Als nicht primäre Bestandtheile, soii-
^*-'rn erst in Folge einer Metamorphoso ausgebildet, wurde ein Theil
^es Quarzes und der Maguesiaglimmer bezeichnet. Die anscheinend
Digitized by Google
190 Sitoaugsbericbte
brochlos gefältelten Quarzlamellcn sind nur in einrelncn Fälleti tot
der FälteluDg bereits vorbanden gewesen und dann in zablrekbc
Stücke zerbroebea, in den meisten Fallen hat sich der Quarz er«:
nach oder w&hrend der Faltung ansgetohieden und pflegen daiua di<
Qqanlame]]en an den UmbiegungMtellen stark Terdieki wa Min. b
letaterem Falle bestehen die Lamellen ans einem TielfiMli ▼ersabstaa
Aggregat von Qaarskidividaeni seltener sind sie einbeitlioh oad wirlBet
dann anf polarisirtes Licht in allen Theilen gleichmissig^ ein. Der
brenne Hsgoesiaglimmer ist, abgesehen Ton suweilen wahmekmlwra
ganz gorin<:jfügigen Knickungen und Biegungen, von der Faltung nicLi
beeinflusst worden und erweist sich dadurch als jüngere Aussehe. -
duns:. — Sehr bemerkenswerth ist, dass maniihe feinkr>'s»talliiiiscbr
Graiuilite nicht völlig geschlossen sind, sondern die einzelnen Feld-
spath- und Quarzköruchen sich nur theilweise berühren und dnrcL
lufterfüllte fiino Zwischenräume von einander getrennt werd^a-
Dennoch ist die Festigkeit dieser Gesteine und gleichfalls ihre H&rl<
eine sehr hohe. Solche Massen sind durchdringbar für Flüsig*
keiten und sangen namentlich Oele leicht ein. Gans besonders saf-
fiUlig macht sich das bei der Prftparation Ton Dinnsehliffen bt*
merkbar, wenn man dieselben nicht in Canadabalsam emachaiht*
sondern mit einem transparenten, schnell trocknenden Lneke fiher
aieht. Dieser dringt, wenn das Mparat nicht knrs Torher bdk
Alkohol genettt wurde, sondern ausgetrocknet ist, nur an ds
B&ndem des Präparates in die Fugen, aus welchem die Luft eri-
weicht, ein, während in den mittleren Theilen die Luft eingeschlöss-:
und infolge theilweiser totaler Reflexion des Lichte« erkennbar wini
Professor Scha äff ha usen legt die ilim vom Grafen Zt-
wisza aus Warschau zugesandten Photographiee n vol
bearbeiteten Mammuthknoohen aus einer Höhle b«;
Krakau vor. Es ist eine Rippe mit Einschnitten, die an eicen
JSnde von beiden Seiten flach sugesohliffen ist, und ein Stüok Stow
sahn* mit feinen Strichen, das an einem Ende nach Art eine« Feeer-
steinkernes abgespalten ist, was der Redner indessen f&r einm
natfirlichen Bruch h<. Dass man so selten an Mammothknoehea
die Spur der Menschenhand findet, erklftrt sieb wohl ans dem msist
Ycrwitterten Zustande derselben. Man kann aber nicht besweiMs,
dass die in Höhlen von Frankreich, England, Belgien, Deutschland
und Polen gefundenen, aus Elfenbein geRchnitzten Gegenstände au-
füS5?ileni Mammuthzahn gearbeitet sind, als er noch hart war. Za
"wisza gibt eine befriedigende f>rklHning für die Tbatsache. dass
diese Sachen sich viel besser erhalten zeigen, als die übrigen Eetif
des Mammuth. Es ist das Fett, mit dem sie bei der steten Be-
rührung mit der menschlichen Hand oder einem anderen Körper-
theile durchdrungen sind, welches su dieser Erhaltung beitrigt
Zawissa stimmt dem Redner S0| dass mehr als diese Dinge die
I
Digitized by Google
der niederrlieiiibdbfia Oesellsehaft in Bonn, 191
in den Hoblen von Krakau und von Steetcn gefundenen Waffen aus
Mammutbknochen die Gleichzeitigkeit des Menschen und des vor-
zeitlichen Elephanten beweisen. Der letztere hat schon früher eine
Stelle des Strabo L. IV, C. 5, worin dieser sagt, da^s die alten
Briten Elfenbeinsachen nach Gallien ausgeführt hätten, dazu benutzt,
die Zeit zu bestimmen, in der das Mammuth in Europa noch gelebt
zu haben scheint. Wenn seit Strabo (geboren 19 nach Chr.) bis
beote, also in etw» 2000 Jahren, die Menunntbrefte in Europa Ter-
wittert tittd, lo können die Thiere, deren ZShne und Knoehen da-
malt ▼erarbeitet wurden, nioht wohl ftiter alt iMXM) Jahre geweeen
sein, Toransgesetst, daw damals die Temperataryerhftltnisse dieselben
waren. Denn in Sibirien hat sich der Kftlte wegen das fossile
Elfenbein bis hente so gut erhalten, dass es noch immer verarbeitet
wird. Wenn es auch in den 2000 Jahren vor unserer Zeitrechnunof
schon wegen der Bedeckung des Landes mit Urwald kälter war als
heute, so hat doch sicher in dieser Zeit, während welcher die Phö-
nizier nach der Ostsee fuhren, keine sibirische Kiilte in Deutschland
geherrscht, und jene Rechnung wird annähernd richtig bleiben. Ist
das Mammuth aber schon länger als 2000 Jahre vor Chr. ausg^-
storbeuy dann können in dieser Zeit bis zum fieginn unserer Zeit-
reohnung die heutigen Temperatnrverh<nisse nioht geherrsoht
haben, denn in 2000 Jahren verwitterte der Hammnthsahn. Hierauf
seigte der Redner eine Ansahl tersdilagener und angebrannter
Knoehenstficke vom Menschen aus portagiesischen Höhlen^ die ihm
Herr Delgado aus Lissabon zugesohieirt hat. Er h< sie f3r MaU-
zeitreste von Kannibalen. Wie eine Untersuchung des Herrn Th.
Wachendorff gezeigt hat, ist es nicht etwa Mangan, welches
die Knochen geschwärzt hat; sie sind verkohlt und zum Theilo cal-
cinirt. Die Menge solcher Knochenhaufen, die in der Höhle von
Peniche 140 Individuen erkennen Hessen, die Aufspaltung derselben,
menschliche Einschnitte an denselben, das fast gänzliche Fehlen
von Spuren der Benagung durch Thiere oder der BoUung, die vor*
herrschende Zahl der Unterkiefer sprechen fQr diese Erklärung.
Das Fehlen der Gelenkenden an vielen darf auf den Hund bezogen
werden. Strabo schildert die Wildheit der Iberer und sagt, dass
sie suweilen Kannibalen seien, Horas beseiohnet eine kantabrisdhe
Yölkersohaft, die Coneani, als ausserordentUoh roh, und Silius It.
III 68 sagt, dass sie diese Roheit von ihren Yorfahren, den Massa-
geten, geerbt hätten; diese sind aber berüchtigte Kannibalen des
Alterthums. Noch in letzter Zeit p^ab es unter den Basutos menschen-
fressende Höhleubewohner. Auch der Polyphem des Homer war
ein solcher.
Professor Andrä läset folgende Mittheilung machen: Eine
vor einigen Woohen durch versohiedene Zeitungen laufende Mitthei-
in
Sitsongsberiofate
long liest ▼emivtli«!!, dait bei Kreuinaeh Reste de« fidhleft-
bftren in besonderer ToUst&ndigkett aufgefnuden wordea
seien. Anf eine Aufraffe theilte indesnen Herr Gutsbesftser Wolff
auf Burg Gotenfels bei Stromberg mit, daes der Gesammtfund 2 — 3
Hände voll Knochen und Zähne nicht übersteigen dürfte. Zugleich
erwähnte er, daes an einem anderen Puucte, in einer Sandtjrube hei
Waldlaubersheim, zahlreiche Muscheln, Haifiach- und andere Zähne
nebst Knochen gefunden seien. Dieses Iet2tere Vorkommen erklärte
Professor Andrä für tertiär und entsprechend den bekaonteo Ab-
lageraogen von Waldhöckelheim; darnach würden die fragUchea
Knochen sowie ein Theil der Zfthne wahrscheinlieb Ton Halianas«.
einem aar Ordnung der Cetaeeen gehörigen Thiers, berrilbreiL.
AIlgWMiiie SltBiuiff mm 7« Hot. I681«
Vorsitzender: Geh.-ßath Busch.
Anwesend: 88 Hitglieder.
Professor vom Rath hielt einen Vortrag über das Erdbeben
von Ischia vom 4. März 1881, woran sich Mittheilungen über dea
Znstand des Vesuv im März d. J., sowie über einen Beaooh des
Vultur bei Melfi in der Prov. Basilicata, endlich über ein selteasi
Mineral der vesuvischen Auswürflinge, den Cnspidin, anreihtsos.
Nachdem der Vortragende nnter Vorlegung der Karten m
Ferd. Fonseea und C. W. C. Fachs eine geologische Skisse der faissl
Isciüa entworfen (s. Zeitsohr. d. deatsch. geoL Ges. Bd. 16^ 8. M
—688. 1866), erwähnte er auf Gmnd der Mittheilangen Ton Fnehs
(s. L*Iso1a d'Isohia, Monografia geologica del Doit. F>Bchs; estmtto d.
▼o1. II delle Mem. R. Comitato geologico) der in historischer Zeit
erfolgten vulkanischen Ausbrüche und Erdbeben. Die wichtigsten,
die Insel betreffenden Stellen der Klassiker lauten in deutscher lieber-
setzuniT wie folgt: „So — d. h. durch vulkanische Ausbrüche —
sollen auch die Pithekusen im Campanischen Golf entstanden sein
und bald darauf soll eben dort der Berg Epopon« unter Ausbrach
von Flammen, der Feldflur gleich gemacht worden sein. Dort soll
auch eine Stadt von der Tiefe verschlungen, an einem andern Ort
durch ein Erdbeben ein Teich entstanden, anderswo nnter nieder*
stürzenden Bergen die Insel Prochyta entstanden sein* (C PUait
Secandi, Nai bist. Vol. L lib. II. cap. 88).
Es darf als nicht unwahrscheinlich beseiohnet werden, dass
der durch ein Erdbeben entstandene Teich der Lage del Bagno an
der NO-Knste der Insel ist.
«Eretrienser wohnten auf den Pithekusen; obgleich wohlhabend
durch die Fruchtbarkeit des Landes und durch Goldbcrgwerke, ver*
Digitized by Google
der niederrheiniflchen Gesellsobaft in Bonn.
19a
liesBen sie zanächst die Insel wegen eines ausgebrochenen Aufstandes,
später aber (wieder zurückgekehrt) wurden aia vertrieben dnroh
Erdbeben sowie durch Einbruch des Meeres und Eruption von
heinem Wasser«^ (Strebe^ Eemm i^grapliia Üb. XYII. J. Casaa-
bonne reo. Oenevae 1697).
Anoh die nftobetfolgenden Coloniaten ans Sjrakoi wurden dnrek
Ttdlkaniiclie fincbeinaogen Ton der Inael ▼ersoheael^t, wie ans fol-
gender Stelle Strabo's herrorgeht:
»Der Boden batte eolebe AnebrAcbe, dase aaeb die dnrob ffieron,
den Tyrannen von Syrakus, dortbin Geschickten die Insel und die
errichtete Befestigung verliessen."
Am aiiscbaulichsten ist folgende von Strabo nach Timäus ge-
gebene Schilderung eines vulkanischen Ausbruchs, welcher wabr*
eoheinlich zwischen 400 und 352 v. Chr. stattfand:
»Tim&us erwähnt von den Pitbekusen, dass die Alten vielee
fast Unglaubliches über sie berichten. Doob toll knrs vor seiner
Zeit inmitten der Insel ein Hdgel, mit Namen EpovaOf naobdem er
dnreb ein Erdbeben gespalten, Feaer ansgeepieen und die swisehen
ibm and dem Meere liegende Streeke Land ins Heer gedrängt
beben; dann soll die Erde» in Asobe yerwandelt, dnrob einen beftigen
Wfarbehrind (weloben die Orieeben Typbon nennen) wieder naob der
Insel gelrieben worden sein; drei Stadien weit soll das Meer anrilek-
gewichen, sogleich aber der Wogenschwall wieder zurückgekehrt
und durch das Hückfluthen des Meeres die Insel überschwemmt und
das Feuer auf diese Art gelöscht worden sein. Durch das Donner-
getöse erschreckt, sollen die Festlandabewohner von der Meeresküste
naob Campanien geflohen sein" (Strabo, Kerum geogr. Y, p. 171).
Auf eine im J. 89 y. Chr. erfolgte Eruption deutet eine Stelle
des Jul. Obsequens (Prodig. oap. 114): „In Aenaria braob aas einem
Scblunde Feaer beryor«*. — Die jüngste Eruption ist jene bekannte,
welobe den Arso-Strom eraengte vaä welcbe von Fontane mit fol-
genden Worten besobrieben mrd. j,Naobdem plötiliob das Innere
der Erde sieb geöffnet batte, entsündete sieb Aenaria in niobt ge-
wöbnltobem Brande mit leobtender Olnt Diese Eruption ▼ersoblang
später einen durch den Brand vemicbteten Fleoken. Das gegen-
über dem Cumanischen Ufer liegende Ijand, ein sehr fruchtbares
und schönes Gebiet der Insel, wurde durch die Eruption verwüstet
unter gleichzeitiger Ausstossung von ungeheuer grossen Felsblöcken,
vermischt mit Rauch, Flammen und Asche, welche später vereinzelt
(loch mit grosser Gewalt über die Fluren geschleudert wurden**.
Diese Eruption, deren Dauer nach Marenta und Lombarde zwei
Monate soll betragen beben, ereignete sich im J. IdOl. Seitdem
sind Tulkanisobe Eruptionen auf der Insel niebt Torgekommen. Erd-
beben mögen indese an allen Zeiten b&nfig gewesen sein, wenngleiob
genaoeve Angaben ans frfiberen Jabrbonderten an feblen scbeinan.
nimicSb. d. aisdsRislB. flislliobsft in Bonn. 1881. 18
194
SitsongtberiGhte
Ans neaerer Zeit hat sich das Erdbeben vom 2. Febr. 1828, welchM
▼orsogtwoBe Casamioeiola betraf uud tbeilweise sarttörte, der Er-
innemiig der Bewohner eingeprägt. Sehr hofUg wir aach die £r-
adiAttarong yrom 7. Jani 1862. Daa Beben, weichet am 15. Augwt
1867 die ümgeboDgen Neapels bewegte, wurde sehr etark anf lachiA
geflihH und wiedermn litt Gaiamioeiola am meiiteiL Leiehtere Sitae
sind eo gewöhnlieb, dast ihrer kaam ErwUmong geaehiafai.
Zar jüngsten Katastrophe Tom 4. Mira 1881 übersehend, er-
wihnte Bedner, dass aam Besnehe der Trfimmerstitie tsind wn Billb*
leistun^en ein eigener täglicher Dampfcrdienst von Neapel aus eis*
gerichtet wurde Daa Schiff fahrt nahe am Inselkastell von Ischiä
vorbei, welches auf einem grauen nackten Trachytfels (Sodalithtra-
cbyt) ruht. An der senkrecht abstürzenden Felswand erblickt mar
ein hervorragendes Netzwerk von Trachytgängen, welche zuweilen
gebogenen Lappen gleichen. Seltsame Gegensätze bietet die Um-
gebung der Stadt Ischia: einerseits die schöne fruchtbare Fbr.
andrerseits die wilde rauhe Lavamasse des Arsostroms, welche auf
einer Strecke von 1 KUom. die Küste bildet. Man erbliekt d«
Krater ,le Gremate*, aus welebem der Strom gefloesen, dahiatar
thürmt der Epomeo sich auf mit abenteuerlich gestalteten, Uehtgraaea
GipfblflBlsen. Das Schiff wendet um ein kleines Vorgebirge» ik
Pnnta 8. Pietro. Westlieh dieser Spitse be&ad sich ein kteiasr
Kratersee (etwa */« km im Durohmesser). Nachdem man den sehm»-
len niedem Wall, der ihn vom Meere schied, durchschnitten, st^^Ii:
das ehemalige Kraterbecken einen trefflichen und zwar den einrig^i
Hafen der Insel dar. Ein zweites Vorge]>irge, die Punta Guardiolt.
wird umfahren und vor uns liep^t der mittlere Theil der Nordküst«.
ein nur schmales, hügeliges V(>rland, welches sich äu&scrst steil za-^*
Epomeo erhebt (Entfernung des 759 m hohen Gipfels von der K-
Käste = 2,2 km). Die Hügel sind geschmückt durch Gärten und »t*
Ansiedluugen bedeckt, von denen jetzt viele in Trümmer li^e&
Das Schiff b< aaf der Rhede von Sn. Giovanni, nur etwa 1 km lern;
Tom Centmm der Verwüstungen. Redner hatte daa Olüdc» im Ohsist
Parodit welcher mit seinen Genietruppen die Wegrftummng der SchoftU
messen und die Ausgrabung der Leichen bewirkte, den kaiiiitaiBr
reichsten Führer in finden. Wesentlich seinen Erknnd ungeii siaal
die folgenden Mittheilnngen sn danken.
Die Erderschütterung ereignete sich am 4. März, 1 ü. 5 Mir J
Nachm. ohne jedes Vorzeichen. Es war nur ein einziger furchtbarexJ
Stoss. Die Erde blieb dann bis zur Nacht des 16. zum 17. MärxJ
um 12 U. 5 Min., ruhig. Da ereignete sich bei herrlichem VollmoDAiT
schein ein zweiter Stoss, welcher die Menschen aus dem Schla:il
weckte und sie veranlasste, den übrigen Xheü der Nacht im FreiaJ
anzubringen. Trotz seiner Heftigkeit verursachte dieser zweite Stos^
keine grösseren Zerstörungen. In dem von Guiscardi Namens deil
Digitized by Google
der niederrheinitdieii Geaellsobaft in Bonn.
195
von der Akademio zu Neapel erwählten Commiaaion erstatteten Be-
richt „II terremoto di Casamicciola" sind auch Erschütterungen am
6. und 7. März erwähnt, von denen mir auf der Insel nichts be-
richtet wurde. Im Gegentheil versicherten die Befrag^ten, dass die
£rde vom Naobmittag des 4. bia zur Nacht 16^17. vollkommen ruhig
gewaten sei. £e möchte daraus ta acbliessen sein, deas die Be-
wegungen am 6. UDd 7. jedenfalls nur sehr schwach waren. — Das
Erdbeben vom 4. warde über die ganse Insel gefübli, sowie anf dem
benachbarten Yivara nnd auf Yentoiene. Vom naben FesUande li^
iadess nicht eine einsige Angabe ^or, dass die Ersehütterangen dort
gef&blt worden. Das Ersohfittemngsgebiety welohes Herr Oberst
Pi^rodi in die vorgelegte Karte einsotragen die Mte batte, besteht
aus einer centralen Ellipse, innerhalb welcher die meisten Häuser
vollständig zer8tt»rt und in Schutthaufen verwandelt wurden und
einer durch geringere Wirkunp^en bezeichneten peripherischen Zone,
«Irren regelmässig elliptische Umgrenzung nur durch den nördlichen
Küstensaum eine Störung erleidet. Die centrale Ellipse misst von
O'W 1876 m bei einer Breite von 550 m. Das Dorf Casamicciola
fallt fast seiner ganzen Ausdehnung nach in die östliche Hälfte dieser
fUlipse, welche sich bis anf 500 m der Küste nähert. Die peripbe-
riaehe Zone besitst einen Lftngendurobmesser (0-W) von 8Vs km bei
einer Breite Yon 2% km. In der letstgenannten Zone sind noob
Bescfaidigongen der Gebftnde, wie Risse nnd Spalten, doch keine
▼ollstftndigen Yerwfistungen vorgekommen. Ausser dem genannten
Gebiete sind, zufolge der erwähnten ^Relazione", Besohftdigungen sn
Sta. Lucia delle Vajole zwischen Forio und Casamicciola sowie auf
<ler S-Seite des Epomeo zu Fontana, zu Maropano und zu Barano
vorgekommen.
Die Erschütterung wird als ein vertikaler, momentaner Stoss
bezeichnet. Er warf innerhalb des bezeichneten Gebiets mit furcht*
Innrer Gewalt die Hänser zn Boden. Die Gebäude, aus dem lockern
Tuffe des Epomeo mit schlechtem Kalk erbaut, besitzen flach ge-
wölbte D&cher, welche in einem Aagenbliok an Boden stQrsten nnd
alles Lebendige nnter ihren TrQmmem begruben. Wäre die £r-
flchfltterang in der Nsobt erfolgt, so wurden fhst alle Bewohner des
Porfs getödtet worden sein. Auch so war die Zahl der Opfer gross:
118 Hensohen, darunter besonders yieie Kinder, wurden sofort ge-
tödtet; schwer verwundet 70, von denen manche ihren Leiden er-
lagen. Fast einzigartig scheint dies Erdbeben wegen seiner iustan-
tfinen Wirkung gewesen zu sein. Bei ähnlichen Katastrophen konnten
die Menschen zuweilen eine schützende Thorwölbung oder auch das
Freie gewinnen und sich retten. Nicht so in Casamicciola; die
Menschen wurden yielmehr genau an der Stelle erschlagen, wo sie
standen und sassen; so ein Schuhmacher und sein Lehrling (nach
einer Mittheilung Scaochi*s). — Unter Führung des Oberst Parodi
196
Sitiungsberiohte
'wurde ton der Rhede S. Giovanni, deren fast unverletzte Gebäude
die in einer Entfernung Ton wenigen hundert Meter begioDentlen
Verwüstungen kaum ahnen UeMen, der Weg zum Dorf durch dit
Sirada Eddomada und Roma, den trachytischen Hügel Ton CaM>
miooiola snr Linken laitend» eingeiohlagen. £inee der ersten Zeng-
nine fSr die Gewalt des Erdbebens gaben swei gemanert» Tiereeit^s
Tborpfeiler der Villa Barbieri, welche I bis 2 m über die Garten-
maoer emporragten. In der Höhe dieser Mauer waren äim PMer
horisental abgebrochen; die getrennte Masse des einen war, nater
gleichzeitiger Drehung (ca. 5°) um eine VertÜnlate, etwas- versdie-
ben, das losfirelÖBte Tnimni des andern Pfeilers war nochmals zer-
trümmert und hinuntergestürzt, der zurückbleibende Rest gleichfai.»
gedreht und verschoben. Drehungen der einzelnen Stücke (Trom-
meln) von S?iulen und Pilastern wurden sehr häufig beobachtet. Die
Einzelheiten eines interessanten Beispiels dieser Art sind in dem
Commissionsbericht der Akademie mitgetheilt; es betrifft zwei aas
je 7 Trommelstücken und einem Kapital angeführte Pfeiler (ßßm
hochy 0,65 m diok), welche das £isengitter resp, das Qitterihor tot
der Kirehe Sta. Maria deUa PieU (Strada Poigatorio) stfitsteo. Die
Pfeiler nebst den unbeweglichen Theilen des Gitters mhen auf aiaae
Soekel von reehteokigen Werkfttfteken. welcher W 80* N gericlitei Iii.
Die 4 nntem Stücke des linken Pfeiler« haben eine gfmfinmm
Drehung um die Tordere rechte Kante besehrieben; Drehmiffswinksl
2**, Maximum der Verschiebung an der Peripherie 26 mm. Das x
Stück, an welchem das Gitter befestigt, zeigte keine Verscbiebucg.
Der 6. Stein ist in gleichem Sinne gedreht wie die 4 untern ; Ver^
Schiebung der Kanten 2, resp. 4 ctm. Der 7. Stein endlich ist ir.
entgegengesetzter Richtung gedreht, und zwar die gegenüberliegen-
den Vertikalkanten um 4 resp. 2 ctm. Am rechten Pfeiler baber.
die 4 nntern Steine ihre Lage nicht verändert, das 5. Stück hat eine
entgegengesetzte, das 6. und 7. eine gleicheinnige Drehung beschri^
bcD wie die 4 untern Stücke des ersten Pilasters. Beide gapifito
haben eine gradlinige Fortbewegung in der Richtung des Sobkeli
imd fwar gegen W erfahren. Die Grtoe der Verschiebang betiigt
bei dem rechten Pfeiler 80 mm, bei dem linken etwas weaigar. Die
Kirche selbst ist nur noch ein Sohutthanfen.
Die Via SaasolO) welche mit Platten von TeanTiedier Liva
gepflastert ist, zeigte sich in ihrer Mitte der Länge nach entzw«
gerissen, indem die Fugen der Steine auseinander gewichen. Vorbei
an der Piazza und an der vollständig zertrümmerten Kirche Pur-
gatorio fanden wir überall die schrecklichste Verwüstung der älteren,
in angedeuteter Weise gebauten Häuser. Die neueren Gebäude ron
besserer Constroktion, so auch die beiden Sentinellen und das Höt«I
Bollevue waren zwar beschädigt, doch nicht snsammengestäni. Dasi
innerhalb der centralen Ersohfltterungsfliche einielne Punkte wenifar
Digitized by Google
der Diederrbeiniscben Gesellschaft in Bonn. 197
heftig bewegt wurden, wird durch die verhältnissmässig gute Er-
haltung' der betref?enden Gebäude sehr wahrscheinlich. In dieser
Hinsicht ist namentlich die Villa Sauve am Wepre Calvario, südlich
der beiden SontineUen zu erwähnen, welche fast ganz unverletzt
blieb. Trotz ihrer im Vergleich zo den altem Hänsem des Dorfs
besseren Banart würde ein Stoss, welcher Menschen zu Boden
tehleodertei einzelne QnaderatAoke in den gewichenen Mauern ser*
brach, auch an jener Villa nicht ohne Spuren vorfibergegangen sein. —
Mit besonderer Heftigkeit scheint der Stoss im westlichen Theil des
Dorfs (Strada Mennella) und in den anliegenden Weinbergen gewirkt
SU haben. Die GartenhSuser, welche hier standen, sind in wüste
Steinhaufen yerwandelt; die Terrassenmauem derWeinherge einge-
stürzt; die Rebstöcke nebst dem Erdreich herabgesunken.
Nochmals darf wohl auf die grosse Zahl der durch das Erd-
beben vom 4. März bewirkten Drehunnren (von Theilen der Säulen
oder Pfeiler, kleinen Statuen etc.) hingewiesen werden, welche man
früher für Wirkungen einer rotirenden Bewegung des Bodens anzu-
sehen geneigt war, während sie sich in viel einfacherer Weise durch
eine andulatoriscbe Erscbütterong erklären, welche auf einen Gegen*
stand wirkt, dessen Schwerpunkt nicht seinem Befestigungspunkt
resp. der Stelle der stärksten Reibung entspricht. Nur diese Auf-
fassung erklärt die oft (namentlich auch zu Belluno, s. K. Jahrb.
f. Miner. 1873) beobachtete Erscheinung, dass die Drehnugsrichtung
der Theile benachbarter Sftulen, Pfeiler etc., oder ein und desselben
Arahitekterwerks eine Terschiedene ist.
Was die Lage der bewegenden »Kraft bei dem durch grösste
Intensität und engstes Erschütterungsgebiet gleich ausgezeichneten
Erdbeben vom 4. März betrifft, so kann es ^vobl keinem Zweifel
unterliegen, dass der Stoss von einem in nur geringer Tiefe liegenden
Punkte ausging. Andernfalls hätte sich die Erschütterung in grössere
Feme ausdehnen müssen. Als wahrscheinliche Ursache der Kraft
bezeichnet der Bericht der gen. Commission die plötzliche Entwick-
lung einer sehr bedeutenden Menge gasförmiger Stoffe.
Dass das Erdbeben vom 4. M&rz, sowie frühere ähnliche, durch
welche Casamioeiola heimgesucht wurde, in irgend welchem Zusammen-
hang mit den Thermen steht, welche in so reicher FAUe in unmittel-
barer Nähe des gen. Dorfs entspringen, darf wohl als sehr wahr-
scheinlich bezeichnet werden. Wenige Punkte der Erde sind so reich
an Thermen und Fumarolen wie Ischia. Aus der Zusammenstellung,
welche Fuchs a. a. 0. gibt, mögen hier nur einige wenige Thatsachen
angeführt werden. In der Nahe der Dnmpfquellen von Castiglione steigt
die Temperatur des Me^rwassers an einem der Küste nahen Punkte
auf 75" C. — Aus der Lava des Monte Hotaro (welche vielleicht bei
der von Strabo nach Timäns berichteten Ertjption sich ergoss) stei-
gen noch jetst in grosser Menge Dampfstrahlen empor. Fuchs be-
Digitized by j^^o. 'gle
198
ffitsoDgsberiobte
stimmte die Temperaturen einiger dieser Exhalationen za 63^, 64*,
68*^ C. Uofem vom Dorf Testaccio nahe dem Sudgestade iet der
KüBteneand durch Fumarolen in geringer Tiefe bis 87,1»* C «rbHtt
Thermen treten im ditliehen, s&dliehen nnd nördliehen TheSe
der Iniel anf; am sahlreiehsten nnd Ton der hdohiten Temperaftor
sind die Thermalquellen bei Monte, kaum 1 km ösUioh Gasamtoeiolty
sowie in unmittelbarer N&he des letztgenannten Dorfes. Ißdit «renigar
als 12 Thermen werden hier aufgefiihrt, deren Temperaturen 37,S
bisSO^ 87^,5, 95«, selbst bisSyoC. betragen. Es geht daraus hervor,
dass in geringer Tiefe überheiztes Wasser vorhanden sein mxm.
Stelleu wir uns vor, dass Wasser von etwa 120" C. plötzlich einen
geringeren Drucke ausgesetzt würde, was vielleicht durch schnelle?
Emporsteigen aus der Tiefe, oder durch eine SpaltenbilduDg ge-
schehen könnte, so erhalten wir eine Dampfkraft, welche vielieicla
eine heftige lokale £rderschutterung erzeugen kann, wenngleich dai
Nähere des Vorganges sich unserer Forschung vielleieht immer ent-
liehen wird.
Derselbe Vortragende knüpfte dann an die Yoraeignng mehrsiv
▼enrischer Laven Ton der Eruption im Mira 1881 einige ICttto-
lungen über den Zustand des Feuerbergs am 18. Mira s. e. ^ Be-
kanntlich führt jetst eine Bergbahn am Eruptionskegel binanfy aa
dessen nMliehem Fusse beginnend. Da die Bahn siofa dem Kegel-
mantel anschliesst, in grader Linie zum Gipfel emporstrebend, so
hat sie im Mittel eine Neigung von etwa 30^ zu überwinden. IXe
untere Station liegt in einer Meereshöhe von 800 m, die obere, r>
gleich Endpunkt der Bahn, in 1 180 m (nach gütiger Mittheilunir von
Prof. Guiscardi). Von hier bleiben noch etwa 140 m bis zum höcb-
sten Kraterrand zu steigen, zunächst auf wohl angelegtem Zickaaek-
weg, vorbei an mächtigen Trockenmauern aus Lavablöcken, na
Schutze der Bahn bestimmt. Man gelangt auf eine Art Ton Hoohebese.
welche sanft gegen 8 aum Fuss des neuen Eruptionekegels akh
emporhebt und etwa 80 bis 100 m über der obem Bahnstasioti liegt
Diese (etwa 800 m ausgedehnte) Flüche ist durah Ausfüllung des
grossen Kraters entstanden, welche die Eruption Ton 1873, April Sü.
surüokliess. Als einaigen Rest des Kraterrandee bemerirte «lan nor
auf der B-Seite ein kornartig gestaltetes Tramm, fest senkreeht nach
innen, steil nach aussen abfallend. Die Fläche, auf der wir uns den:
Kegel nähern, besteht aus frisch geflossener, an einzelnen Stellv-^
noch in Bewegung begriffener Lava, über welcher die Lufl zittert,
die Bilder aller Gegenstände verzerrend. Der ungewöhnliche Anblick
des nahen Feuerheerdes wird besonders erhöht durch den wahrhäft
schreienden Farbenkontrast. Die glänzend schwarze Lava nimmi
durch die in grosser Menge aufsteigenden ChlorwasserstoS-Fumarolea
einen brennend rothen bis röthlichgelben Farbenton an. Grosis Par-
tien der Lavafl&che zeigen diese infernalischen Farben. Der ooa. 40 Im
Digitized by Google
der Diederrheiiilfobeii GeMUsehftft in Berns. 199
60 m hohe^ unter Winkeln von 39 bis 40^^ aufsteigende Eruptionskegel
erscheint von dieser Seite betrachtet vollkommen gelb, ein seltsamer
Anblick. Vorsichtig muss man den Weg über das Lavafeld wählen,
theils der erstickenden Chlorwasserstoffdämpfe, tbeils der in einzel-
nen Lavapartien noch bestehenden Kothglut wegen. Von besonderem
Interesse waren die an mehreren Punkten der Lava fläche noch statt-
findenden Bewegungen. Auf der nnebenen rauhen Fläche hoben sieh
bankahnliehe Partien der Lava langsam empor. Die plastisch feurige
Masse trat als ifther Sehleim an den Seitenfliehen der gehobenen
Scholle in Form kleiner Ströme heraas. Bei der Zfthflfissigkeit des
Feoersohleims bewahrten die hersusgepressten Lappen in Fonn von
Binnen und Kämmen die Eindrfloke des Braebrandes der Scholle,
der sie entquollen. Wo diese LsTabinder sich stauten, da schob sich
ihre erstarrende Oberflache zu jenem zartwelligen Relief zusammen,
welches mehrfach geschildert wurde (s. Der Vesuv, eine geolog,
Skizze von G. vom Rath, S. 31. Virchow und von Iloltzendorff, Samm-
lung VIII, 185). Die Lava dieser jüngsten Ernptionsthätigkeit (März
1861) zeichnet sich durch die ausserordentliche Menge grosser (bis
5 mm) Leucitkrystalle aus, wie sie früher wohl nar in den sog.
ältero Sommalaven beobachtet wurden. Diese Kömer geben, von
einer nur dünnen, schwarzen, glasigen Lavahant nmsehlossen der
Stigpmoberflädbe ein eigenthfimltch höckeriges Ansehen« Zwischen
den Höckern bildet das Layaglas Fäden nnd Strähne oder gans
dfinne Häute. Die Lencitkömeri welche, wie der Anblick der Lava
und ihres Flieesens beweist, bereits in erstarrtem Zustande waren,
als die Masse sich noch bewegte, scheinen nicht selten ein Aggregat
von körnigen Bruchstücken darsustellen. An diesen Fraginenten
beobachtet man indess sehr oft Krystallflächen, ja wühlgebildete
kleine Kryställchen von der Form des Leucit, welche zu beweisen
scheinen, dass auch nach dem Zerbrachen und der Zcrmalmung der
primitiven Krystalle eine krystalliiiische Neubildung stattfand. Aehn-
liche Erscheiaun^^en nimmt man an gewissen Auswürflingen der
Eruption von 1872 wahr.
Nach üeberschreitung der Lavafläche wurde der Ernptions-
kegel erstiegen. So nahe dem Fcuerscblund werden die Sinne durch
die unheimlich drohende Naturkraft mächtig in Anspruch genommen.
Ein dumpfes Brausen der ausströmenden Dampfinassen, untermischt
mit einzelnen Donnerschlägen, denen nach einigen Sekunden das
Prassehd nnd Klirren der niederstfirsenden Lavastficke folgt, — be-
täubt das Ohr; die gelbe Farbe des an tausend Stellen Ghlorwasser-
*toff aushauchenden Kegels, die weissen Dampfballen, welche sich
dem Kreter wälzen, blenden den Blick, üeber die scheinbar
vibrirende Lavafläche hinweg sieht man Neapel und das Meer, zit-
ternde, verschleierte, traumähnliche Bilder. Der Krater war mit
Dämpfen erfüllt, welche durch den Wind gegen S gejagt wurden.
Digitized Ijy Google |
200
SHimigtbarielite
Yorsiohtig iBonnte mui noh, auf den lohiiiileii Bande vonohmtni,
jener Seite niheroi bii die ChlorwaneretoflRl&iDpfo den BftrH^
geboten. 0er Krater war nur klein, aein Umfiuiig wurde au 150 «i.
•eine Tiefe^ welehe sieb nnr aof Augenblicke entbfiUte, an 16 Ui
20 m gesohitzt. Auf dem Eraterboden erbob sieh ein innerer kleine«'
Kegel, von dem die eruptive Thätigkeit ausging und Lavafetzen bL-
50, ja 100 m h. in rythmischem Spiel unter Detonationen und einetu
leisen Erzittern des Bodens ausgeschleudert wurden. Ringsum war
der äussere Kraterrand mit solchen schwaraec, rauhen, noch beiam
Projektilen bedeckt.
I>m Vultur gewährt ein h er vorragendet Interesse schon seine
geograpbiaobe Lage auf der NO-Seite der Appenninenkette, währttd
die andern vulkanischen Gebiete der SW- Seite der Halbiaa^ ainpi
bAren. Die Entfernung des Berget ▼on den grossen Bnaewegeu Ita*
liensy sowie die frühere, durch die Furobt noeb eebr übertrMflK
Unsicberbeit des Landes haben es bedingt, dass er wenig bosusbr
wurde. Vor etwa hundert Jabren wurde die ▼nlkanisehe Natur das
Yultur erkannt dureb Abbate Tata (1778). Brooohi entdeekte dsa
Hauyngehalt der Lava von MelB, welche zum £niption<)gebiet des
Vultur gehört uud eine Gesteinsvarietät darstellt, wie sie jrleicb aui-
gezeichnet noch an keinem andern Orte der Krdo aufgefunden wor-
den ist. Um die Kenutnisa des Berj^es machten sich vorzugpsweis^
verdient Abich durch eine treffliche Karte im Maassstabe 1 : 65 OOi^
(s. Natur und Zusamnicnhanji der vulkanischen Bildungen, Taf. III.
Topographisch -geognostische Skizse des Vultur p. IX — Xlj, sowie
Luigi Palmieri und Arcang. Scacobi: «Ueber die vulkan. Getrcnd dsi
Vultur und das dortige Erdbeben vom 14. Aug. 1851" (im Aosa
bearb. von J. Both in Ztsobr. d. d. geolog. Ges. Bd. V. 8. 21; de-
selbst auch die Litteratur). Einen weeentliohen Forteebriti ib der
geolog. Eenntniss der Basilicata verdanken wir Herrn Prof. C. Ds
Oiorgi, JBIote geologicbe solla B.*" (BolletUno dd B. ComStato gedlo»
gioo d'IUlia X (1879) p. 616— G55). Ein allgemeines nalurbistoHsdM
Bild unseres Berges gab Hr. F. Pallottino, Apotheker und Sindaco
von Ilionero: „II Vulture e la sua repione vulcanica", estr. d. BollettiLO
Sez. alpina lucana; 1880). — Um von Neapel den Vultur zu erreichen,
wurde bis Potenza die Eisenbahn benutzt, welche die grossartigsten
Terrainhindernisse zu überwinden hat (zwischen Neapel und Potenz»
36 Tunnel). Jenseits KboM folgt die Hahn zunächst dem 8ek'flus%
dessen klares grünes Wasser über Kalkfelsen dahinrauscht. Gegen
S wird der Blick durch ein mächtiges Kalkgebirge (Montagna di
Postiglione) angesogen, welches seine Schicbtprofile gegen NO wendet
Bei Gontursi, wo gewaltige, au einem Conglomerat verkittete, dila-
▼iale Kalkgerdlie von der Bahn durchschnitten werden, wird das Selfr>
thal yerlassen, und weiter empor gebt es tunicbst im Thal dei
Fiume bianoo, dann in dem des Fiume nero. Wir treten aUwiljg
Digitized by Google
der Diederrheiziischea Gesellschaft in Bonn.
201
in eines der wildesteu Gebirpsmassive der Appenninen ein. Nichts er-
innert mehr an die schönen Fhiren von Eboli, die wir eben verlassen.
Die Bahn hat sich durch früher ganz uDuahbare Felsenschluchten
nnd Spalten einen Weg gebahnt. Die wildeste dieser Gebirgfsspalten
ist der Schlund (Gola) von Romasmaoo, welcher die Kette des
Appeanin io einer Breite von fast 12 km qaer darchbrieht. Die Felsen
steigen SlOO m &st lothreoht empor. Tunnel und überwölbte Gallerien
reihen sieh in nnnnterbroehener Folge an einander. Die Kalkstein-
sdiiobten (Kreideformation) sind in enge Falten gelegt, wie am
Asunsiein (Sohweix). Nor ein gans schmaler Streifen des Himmels
bleibt sichtbar. Pldtalieh endet in scharfem Absehnitt das Gebirge.
Aas dem Tnnnel beransfabrend. erblicken wir eine mit Alluvionen
erfüllte Thalweitnng, den Piano S. Quirine. Statt der von vielen
Böhlen durchsetzten fürchterlichen Felsen umfjeben uns sanfte Hüi^el,
nur in der Ferne von hohen und schroffen Ft-lsberpfen überragt.
Wir befinden uns in einem jener für die Appenninen so charakteri-
stischen Gebirgsl>ecken, welches mit jüngeren Bildungen erfüllt ist.
Der Blick zurück auf jenes wilde, scheinbar jeden Durchgang für
alle Zeiten wehrende Gebirge gehört zu dem Grossartigsten, was
Italieu darbietet. Einen trefflichen Ueberblick über diesen Theii des
Appennins gewinnt man Ton den Höhen von ATigliano (3 Ml. gegen
NO). £s ist kein geschlossener Zng, sondern eine Reihe michtiger,
sehöngeformter, ansoheinend isolirter KalksteiDmassive« welche gegen
NW nnd gegen S siehon« Die nördliche Bogrensung des ca. 2 bis 8 Ml.
im Dnrohmesser haltenden Beckens wird durch den Centralrncksn
des Appennins, das Gebirge von Mure Lnoano, von Bella und Avi-
gHano gebildet, welches in den Gipfeln Monte Pierno 1231 m. Monte
S. Croce 1425 m, Monte Carmine 1230 m erreicht. Von letzterem
Gipfel wendet sich der die HauptwasRerschcide bildende Rücken
gegen S, die östliche I^ecrrenzung jenes Beckens darstellend. Dieser
K — S streichende Rücken führt bis Tito den Namen „Ii Foy** und er-
reicht Höhen von 1350 bis 1870 m. „Dieser Theil des Appennins ist
dnreh lange und breite Spalten sersobnitten, welche durch Einbrach
der nnterlagemden Gebirgsmasson entstanden sind« Sie sind zum
Theil angeföllt durch die Trümmer der überlsgemden Massen.
Zwischen jenen Einbrnchsspalten blieben isolirte Gebirgskörper
stehen, welche unter dem Einfluss der Erosion das Ansehen von
serstdrten Qyklopenbanten erhielten^ (De Giorgi). Bei Bsragiano
endet die Alluvialebene, die Bahn wendet sich, in einer Schlacht
emporsteigend, gepren SO und erreicht die Station Picerno. Die Stadt
liegt langgestreckt auf einem durchtunnelten Berge, inmitten mio-
cäner Ablagerungen (zufoitre der gcolog. Kartenskizze der Basilicata
von Dr. C. de Giorß^i, 1:400 000). Nun nähert man sich der Wasaer-
?:cheidc zwischen dem tyrrheoischcn und dem jouischrn Meere, welche
bei Tito darchbroohen wird, ond tritt in das Qaellgebiet des Ba-
903
Sitsnngsberiehte
sento ein, welcher von hier an der Bahn ihren Weg bis Metapont
vorzeichnet. Während der Bahnhof tief unten am Basento^ hegt
Potenza, wie die meisten Orte der Umgfebung, auf einer schildförmig*»
Höhe. Alle diese Höhenlagen sind quellenloa. Der Wasserbedarf
von Foteiiza (20,000 Einw.) muas, bis eine Wasserleitung vollendet,
2 km gegen N in der die Stadt rings umgebenden Tbalaenkung ge>
schöpft werden, wo die Quellen unterhalb des Pliocäns, welche» d«
Stadtberg bildet, im Gebiete der Mergel und Tbone des Eociae ent-
springen. 0er Weg von Potenu nach Melfi nbenchreitet nwa
Appenninenk&mme, zuniohtt, nahe dem Gipfel Montooehio 1173» dii
Foy (welche bei Tito sich bis 800 m senken, dann bdlier empontei-
gend, ihre ForteaUang finden in dem Monte deUa Maddalenn und h
den Coate i Monti), dann die Höhe Carmine (1290 m% eine Alt lea
Gebirgskuoten. Das Relief des aus dem Thalgrund Ton PotoBB
gegen N und W sanft ansteigenden Berggehänges bietet eigeiitliüin-
licho Hache \Vulbun}^en dar, welche, verbunden mit den wechselnd:a
Bodentarben, grau und röthlich, den verschiedenen Bestand der Schids-
ten andeuten. Es herrschen eocäne Mergel, Sandsteine und Schiefer-
thone, welche im Gegensatze zu den Jüngern pliocänen Schichten da
Stadtplateans steil aufgerichtet und gefaltet sind. Die eocaaeB
Mergel sind itreckenweiae in thonige Massen aufgelöai, aoda« nur
nooh einselne dünnere Lagen von Kieaelkalk yerraihen, dnse man »
mit einem ^n eitu* zereetiien Gesteine an thnn hat. Rothe tmi
achwane Flintmaaaen liegen Tereinselt nmher. Jenamta Montoedn»
treten wir in das Flniagebiet dea Sele; mne weite Auaaieht anf dm
Oebirgakeaael von Baragiano öffnet aich» an deaeen Nordmnde, aa
Fnaae der hohen waldbedeckten (darin Yiele Wölfe) GebirgsamwaDag.
die Orte Avigliano, Ruoti, Bella und Maro liegen. Die Strasse aeakt
sich und führt durch einen prachtvollen Tannenwald, aus welchen
ein Kalksteinriff, gleich einer zerbrochenen Mauer, hervorragt. Der
"Wald endet; ein schluchtenreiches Gehänge liept vor uns, das Quell-
gebiet dos Aviglianoflusses, der bei Baragiano sich mit dem Platsnv
vereinigt. Ungeheure diluviale Conglomeratmassen sind iu den Riüü-
salen entblösst und durchschnitten. Aehnliche Geachiebemasseiv
durch ein kalkiges Cement verbunden» sind — ganze üiigel kos*
stituirend — sehr verbreitet im Appenninengebirge. Ton Avigliaas
(höohater Pnnkt der an einer steilen, gegen SW abfülenden fiecg-
kappe erbauten Stadt » 918 m) ateigt die Strasse in videB Krim*
mnngen snm Carmine empor, einer wilden Höhe, deren (namentÜck
gegen N) sterile Sandsteinsohiehten nur sehr vemnselteBodeDlieslel*
Inngen gestatten. Zorfickgewandt, stellen sich dem Blick gegen 8 dis
tiefyersohneiten Kalksteinkolosse von Laurensana dar. Das Land irt
nnbescbreiblich öde und scheinbar menschenleer. Sehr verschieden ron
derS-Seite ist der Blick nach N. Zur Rechten (gegen NO u. 0) dehot
sich ein plateauähnlichea Gebirge/ le Murgie, aus. Die unabaebbared
Digitized by Google
der niederrheiuiscbea GeseUschaft in Bonn.
203
einförmigen Bergflacben werden überragt durcb vereinzelte, in meilen-
^osaer Feme Ton einander aufragende Höben, et sind die Stadt-
berge von Accorenza (Acherontia), von ForeDza n. e. a. Mehr noob
wird der Blick gefeeaelt durob den bier cuerat dem bewundernden
Auge eradieinenden Y oltar. Der erloacbene Ynlkui erbebt itob gleiob
einer oobönen Oebifgtkrone, welobe bocb empomgt in der weiten,
ihn QDigebenden AppenoinenlQcke. Zwiaeben dem böobeten Gipfel
in HO (dem Pianito dl Helfi 1829 m) nnd der zweitböcbaten Spitse
gegen SW (Pizx. 8. Hiübele 1268 m) siebt tieb ein zackiger Kamm bin.
Pizzato S. Mlchela. Piuuto di Melfl.
IMn. 18S9III.
Profil des Vuitor, geMben von X Frusci am nördlichen Gehänge des Berges Garmin«.
Mit Anmiabme dee kalmioirenden, banmloi en Gipfels sind die
bdberen Tbeile des Gebirges mit Bucbenwald geschmückt, der sieb
weithin gegen W über den Ofanto ausdehnt. Sehr auffallend tritt
in der vor uns ausgebreiteten Landschaft der Unterschied zwischen
der Bodenbeschaffeuheit des Appenuius und derjenigen des Vulkans
hervor. Der Abhang des Carmine ist noch rauh und felsig, die zer-
brochenen Sandsteinschichten ragen allenthalben hervor; alles aber
ändert sio^ am Bach von Atella, einem Tributar des Aufidus. Der
fruchtbare, dunkelgelbe yolkanische Tuff, mit üppigen Fluren bedeckt,
hebt sieb sanft von allen Seiten zam breiten Yulkanischen Kegel
empor. Beim Abstieg über die einsame Stetion Frnsci erbebt siob
unmittelbar rechts tod der Strasse ein isolirter, mit einem gewal*
tigen Kastell der Doria (Gast di Lage Pesole; jetzt von einer fried-
lichen Baoerscbaft Ton 200 Seelen bewohnt) gekrönter Hfigel. Man
dherschreHet den Atellaittss (406 m) nnd erreicht den anf einer
Travertinscbolle liegenden Ort gleichen Kamens (500 m). Die Strasse
führt nun über die schön bebaute, aus vulkanischem Tuff bestehende
Fläche nach Rio nero (662 m); auf der Wasserscheide zwischen den
Zuflüssen des AtcUa und des Olivento gelegen. Gegen W steigt das
Gehänge zunächst sanft, dann steiler empor zum Vultnr, dessen
höchster Gipfel in der Luftlinie kaum 3Va km entfernt ist. Gegen
O hebt sich jenseits der Oliventosoblucbt das aus Schieferthon, Sand-
stein und Kalkstein bestehondo Appennioengebirge empor, auf dessen
Yorböben Bipacandida and Ginestra liegen. Der nördliche Horizont
ist nahe begrenst, während der Bilck gegen S bis zam Carmine reicht.
SitBongtberieht«
Der Umfluig eines Gebirgekeufde, gleich dem dee Yolter, weMar
iidh ungemeio eaaft über einem, zam Theil eebr naregdoiieBig g»>
itelteten Bodenrelief erbebt, ist nieht Keoea ni bettimmen. Bbeav
willkübrlioh ist die Begrenz uui^: durch die valkanitchen Auswurf
massen, da tliesi' sich zum Theil, namentlich in östlicher Richtung,
sehr weit ausdehnen, zuletzt in Form einer nur diinnen Taffscbicist
kaum noch einen Einfluss auf die Bodeng»^fitaUnnp aiisabend. An
naturgeraässesten erscheint es, die Basis des Vultur durch den Laof
des AteUft and des Aufidus sowie durch den Olivento und die Melüa n
botUmmen. Diese Qerinne umfassen den groaaen Vulkan fast ringsun
bie auf eine Strecke von 4 km in NO. Die so amtcbriebena Flicbe
bat einen Umfang von b% Ml. Man wurde irren, wenn nutn a«
dem Anblick des Gebirges TOn 8 (s. die ProfiUinie) auf einen regel-
m&ssigen Ban desselben schliessen wollte. Ein solcher ist nur aa
den mittleren Gehängen der N« nnd S-8eite erkennbar» wibrend der
Gipfelkrana und namentlich die SW-H&lfte dem Bilde mnea regei-
mftssigen Tulkanischen Kegels nicht entsprechen. Was Ton nnaam
Standpunkt auf dem Carmine als eine Gipfelkrone ersohlen, ist eise
gradlinige, 2 km Gipfelreihe, welche vom Pizznto di Melfi gegem
SSW zieht. Von demselben Kulminationspunkt läuft » in schnell sich
senkender Rücken ca. 8 km geilen WNW, sodass demnach die höher*
Region unseres Vulkans zwei rechtwinklig im P. di Melti zusamn^D-
stossende Kämme oder Serren darstellt. Die W-Seite läset kein«
Spur einer Umwallung erkenneui sondern besteht aus waldbedcdrtsa
Bergrücken, deren Formen verrathen, dass sie dem Appen nin ange-
hören und lediglich mit vulkanischem Material überscbüttat sial
Das im Innern der angedeuteten Gebirgssobenkel liegende, üaat % HL
im Durchmesser haltende Gebiet besitst ein sehr nnregalmisslgei
Relief und seri&Ut in swei mehr weniger getrennte Theile. Ems
Oebirgsebene oder Terrasse, von Schluchten durobsogao, die mA
an einem Zweigthal des Aufidus vereinigen, nimmt die nördliche
Hälfte ein. Die Höhe dieser Terrasse unter dem P. di Melfi beträgt
dort, wo sie am N-Fusse des P. Michele eine wenig geneigte Ebenii
darstellt, etwa 350 bis 375 m. Die südliche Uälfte wird durch eiD€
kesselförmij^e Senkunir eiiifrenonimcn, in deren Tiefe die beiden
Seen von Montichio (der kleinere östliche 650m im jsrrösseru Durch-
messer, der grössere westliche 750 m messend), G77 m uut<?r den:
hohen Gipfel, 652 m üb. M. ruhen. Der kleinere See ergiesst sich
in den grösseren und dieser in den Ofanto. Die äussern Gehäng«
des Vultur bieten gegen 8» 0 und N eine grosse Zahl (etwa 20)
sanft eingesenkter Radialthaler dar. In diesen Teriaufeii schmale,
senkrecht eingeschnittene Rinnssie, in denen der dunkelbranna Tuff
an Tage tritt. Ton Rionero steigt man, Yorbei an dem durch hohe
Cypressen weithin erkennbaren Friedhof, erst sanlt^ dann üamsr
steiler gegen NW empor. Das Gehänge besteht bis ta einer Böbs
Digitized by Google
der niederrheiniBchen Gesellschaft in Bonn.
205
von etwa 1000 m aus vulkanischem Tuff, desRcn oberflächliche Massen
durch einp^emengte duukle Lavablöcke (bis mehrere m gross) ein
sehr groBsbl eckiges Conglomerat darstellen.
Die Lava, dunkelgrau bis schwärslich, erscheint swar aaf den
ersten Blick zuweilen nur Augite in einer feinkörnigen oder dichten
Grundmuse (solche Varietäten sind es wohl, welche mehrlaoh alt
Aogitophyr beseiobnet worden) la enthalten, meist aber erkennt man
schon dnroh die Lope, ja mit dem blossen Ange Hanyn nnd Leadt
ftla wesentliche Oemengtheile. Glimmer, Apatit, Magneteisen fehlen
ni^t. Den Leueit sah ich niemals frisch, sondern stets in weisse
rnadliche K6mer verwandelt. Diese erreichen suweOen eine Grösse
▼on 1, ja von einigen cm. Dann treten sie nur vereinzelt auf, er-
scheinen als körnige, kaolinähnliche Aggregate, wdlche zuweilen fast
wie Einschlüsse ausaehen. Merkwürdiger Weise ist der Hauyn in
diesem Gestein weniger zersetzbar als der Leucit. Als Einschlüsse
im Tuff finden sich verschiedenartige Mineralaggregate (sog. Aus-
würflinge), unter denen am Mufigsten körnige Gemenge von Hauyn,
Augit und Biotit, sowie von vorherrschendem Augit, oder auch Horn-
blende mit untergeordnetem Apatit. Eio trefflich ausgebildeter flächen-
reicher Homblendekrystall wurde in einem Drosenranm eines Horn*
Uendeaggregats beobachtet. — Wo der steilere Anstieg beginnt^
Tersehwindet der gelbe Tuff mit dem grossblodkigen Conglomerat
nnd an die Stelle tritt, den Kegel des Pisa, di Melfi bildend, jenes hier
lacht* bis dnnkelgraae Gestein, aas welchem die EinschlAsse im Taff
bestehen. Bs liegt in Bftnken und erinnert nicht so sehr an eine
wahre Lava, als an ein Eruptivgestein mit tuflahnlichem Charakter,
wie solche Gebilde auch in der Rocca Monfina verbreitet sind. Da
die Vulturspitze alles Land gegen N, 0, SO überragt, so ist nach
diesen Seiten die Aussicht unbegrenzt. Als ein langgestreckter
Rücken mit fast horizontaler Scheitellinie stellt sich der Monto
Gargano dar (12 Ml. fem). Daran schliesst sich gegen NO der
Meereshorizont, während gegen SO die Murgic, plateauäbnliche, ant
horizontalen Kreidekalksteinbänken bestehende Höhen, in ihrem
Bau dorohans verschieden vom Appennin, sich hinaiehen. G^en 8
kennseichnet sich der Hauptscg des Appennins durch die von W nach
O gereihten Gipfel Mte. Sqnadro (1842 m, unfern S. Feie (669 m);
Uer auch prachtvolle thormfdrmige Kalksteinfelsen), Mte. S. Croce
1426, Mte. Piemo 12S1, Carmine 1280. Nicht weniger anriehend als
die Ferne ist der Blick auf das Yulkangebirge selbst» das reicbge-
gliederte peripherische Gehänge mit dem Kranz von Städten und
Flecken (Melfi, Rapolla, I'.arile, Rionero, Atella), sowie auf die in
zwei Terrassen abstürzende Tiefe gegen SW. Tief unten, 677 m zu
unsern Füssen, erblicken wir den grösseren der beiden Seen, während
der kleinere östliche hinter dem 600 m mauerähnlich abstürzenden
Pisf. S. Michele verborgen ist. — Gegen S über den Kamm herab-
Digitized bfGoogle
306
Sitgniigiberiolito
■Itigttiid« wurde siuiiohfli der Weg Bionero-Montewde erreielii» dm
dareh prachtyoUen Buchenweld hinab sn den Weisenfluren» welche die
obere Terrane tebmfiokeD. Während die tieilen Wallhdhea eei
dem danklen Leucitgettein bestehen (deaeen hohe Peleen na mdireni
Stellen aas dem waldigen Abhänge hervorragen), füllt brauner tuI-
kaoischer Tuff das Gebirgainnere. üeber eine zweite Stufe steigt
man binab zu den Seen, von denen der grössere klares, der kleinere
trübes Wasser enthielt. Ein stattliches verlassenes Kiostergrbäude
steht am NO-Ufer des kleineren Sees, am Fuss der hohen waidt)«-
deckten Bergwand von S. Michele. Um Melfi zu erreichen wurde
die Yulturspitze zunächst ötUioh umgangen, desgleichen die Ur-
spniDgsmulden mehrerer gegen N gerichteten Badialthäler. Auch
hier besteht der 4kohe Kamm ans granem Leocitophyrgeatein, dis
mittleren nnd unteren Glinge ans braunem gelbem Tuff. Der Ab-
stieg bietet» stets das schön liegende Melfi vor Angen, ein beeondem
Interesse dar« da an dem 800 m hohen, i'/t km breiten Gehänge dis
▼ersohiedenen 7egetationsaonen enge an einander gerftckt eraeheinsb
Oben Bnohendiekichte, dann der Kastanienwald, endlich tiefer hinab
die Olivenhaine. Melfi liegt auf einem ausgezeichneten, durch Ero-
ßion isolirten Plateau, dessen elliptische Scheitelfläche im grösseren
OW-lichen Durchmesser 1 km misst. Den höchsten, in NW lie^ec-
den Theil des Stadtplanums krönt ein altes Normannenschloss. Diese
Hochplatte, von '6 Sr-iten durch die Melfia umflossen, nur gegen
SW weniger geschieden von den umgebenden welligen flöhen, musste
schon in frühster Zeit zu einer Stadtgründang reizen. — Begleitet
und geführt von den Herren Dr. Gaetano Kiboni und Attilio Stefißni.
Lehrern der Mathematik und Naturwissenschaft an der teehnisefaen und
landwirthschaftlichen Schule, suchte ich den Fundort des berähmteo
Haqynophyrs anf. Dies an«geaeichnete Gestein bildet einen in nn-
regelmässigen yerUkalen Sftulen lerklüfteten Dnrcfabmch dnrdi dsa
in seiner fast horisontalen Lagerung nicht gestörten Tnff an der
NW-Seite des Stadtberges unterhalb dee Kastells, dessen Grund-
mauern wahrscheinlich auf der Hauyniaya rohen. Der grosse Bruch,
in welchem das Gestein ausgebeutet wurde, musste auf Veranlassung
des Fürsten Doria, Eigenthümers des Kastells, eingestellt werden,
weil der Bruch die Schlossmauern gefährdete. Nach den Schilde-
rungen von Abich und Scacchi soll das vulkanische Eruptivgestein
sich vom Kastell her decken förmig über den Hügel ausbreiten nnd
den Gebäuden der Stadt als Unterlage dienen. Ich habe in der
Stadt keinen anstehenden Uauynophyr beobachtet. Die allgemeine
Beschaffenheit des Gesteins von Melfi ist bekannt. Hm. Prof. Zirkel
▼erdanken wir eine mikroskopische Untersuchung, welche ausser dem
Hauyn als Gemengtheile nachwies: Leuf^t, Nephelin« Augit, HeÜBtb,
Magneteisen, Apatit. (Neues Jahrb. 1870 S. 818^832.) In rauher,
etwas poröser Grundmasso umschUesst das Gestein als dem bloasen Aige
Digitized by Google
der niederrbeiniMheii Qaaellscbaft in Boon. 807
sichtbaren Gemenpftbeil vorzugsweise dodekaedrische Krystalle von
Haayn, 2 bis 3, doch auch 10 mm gross. Sebr auflfallend und wobl
nocb nicbt vollkommen erklärt ist die Verschiedenbeit der Dode-
kaeder nicbt allein in Bezug auf Farbe, sondern aucb in der Spalt-
barkeit. Die vorborrscbenden Krystalle sind scbwärzlichgrau. Diese
haben emen moacbligen Bruch und insofern eine scbalige Bildung,
als sich von einem Kern eine Vs dicke Scbale trennt, wie man
•
aof dem Gestein sbrucb zu beobachten Gelegenheit hat. Eine Minder*
nhl der Krystalle ist blaa (die rothe Firbnng, welche blanen
imd granen Variet&ten Torkomniti wird dnroh Zersetsong bedingt).
Dieee blanen Kömer, welche fnweüen in inniger Terwaohsnng mit
den granen vorkommen» nnd vollkommen spaltbar, parallel dem
Dodd^aSder. — Eine ausgezeichnete Variet&t des Hanynophyrs wnrde
8W der Stadt nahe der VtUa des Bisehofs geschlagen. Das Gefüge
des Gesteins ist hier mebr geschlossen, der Brach cbenfläcbig. Neben
sebr zahlreichen schwarzen, fettglänzenden Dodokacdern mit musch-
ligem Bruch sind mehr vereinzelte farblose, vollkommen spaltbare
Dodekaeder vorhanden (blaue und rothe Körner fehlen). Diese
Verschiedenheit scheint auf das Vorhandensein zweier verschiedener
isomorphen Verbindungen zu deuten. — In Melfi erblickt mau noch
manche Häuser in Trümmern, erinnernd an das echreckliche Erdbeben
14 Aug. 1861 (2 U. 20 Min. Nachm.)» welches die Stadt fast
▼ollflündig serstörte nnd 600 ihrer Bewohner tödtete. BapoUa (8 km
80) li^ aam grtaern Theil nooh jetst in Rainen. Der Fleeken
rnbt aof einem schmalen, spomShnliehen Anslftofer der Yultnrge-
bioge^ etwa 180 m Aber der Sohlncht der Helfia. Wir steigen steil
hinals an hohen Tnffwftnden Yorbei nnd erreidien das Thal des Oli-
Tente, eines Tribatftrs des Ofhnto. Im Gebiete des vulkanischen
Tuffs bat hier der Olivento eine enge Sohlucbt gerissen. Weiter
abwärts, wo pliocäne Thon- und Mergelbildungen beginnen, wird
das Thal breit. Der Weg nach Venosa, welcher sich von demjenigen
über Lavello nach Canosa abzweigt, führt über eine einförmige
Hochebene zwischen 320 und 400 ra h. Sanfte Erosionsmulden durcb-
aieheo diese ans den Tuffen des Vultur bestehende Plateaufläche,
deren Neignng von SW nach NO gerichtet ist Als Marksteine
erscheinen am südwestliehen Horizont die Höhen nnd Stadtberge
Ton Forensa nnd Aooerensa. Die Bevölkerung wohnt in diesem
Gebiete nieht sowohl in Dörfern, als in grossen stadtfthnlichen -An*
Siedlungen tof natfirlichen Bergfestnngen, swisohen denen meilen*
weite unbewohnte Fliehen sieh ausdehnen. Das altberfthmte Venosa,
Yaterstadt des Horas, liegt auf einer durch Erosion gegen 0, N
und W isolirten Parcelle des Tuffplateaus, welche etwa 2 km yon
SW nach NO sich erstreckt bei einer Breite von kaum Va km. Ueber
dies ganze, besonders steil, ca. 100 m, gegen 0 abstürzende Planum
dehnen sich die Kuinen der alten, einst grossen und mächtigen
Digitized by Google
208
SUtangsbericfaie
Stadt aus, wäbreud die heutige sehr herabgt^kommene Stadt auf den
südwestlichen Tbeil jenes Raumes ])eschräDkt ist. üeber dem vulkani-
nischen Tufi' liegt hier eiue mehrere ra mächtigfe Bank von faust- bis
kopfgrossen DiluvialgeröUen, weiche die Scheitelfläche der Stadthohe
bildet. Diese oder eine ähnliche Geröllbank findet sich wieder in den
merkwürdigen KatakombeD, welche 1 km NO von Venoaa 1663 beim
Betrieb einer PuezolAngrnbe entdeckt wurden, dort» wo eiDst auf
dem Plateaurando gegen den Dennoe (dieeer Neme iet boi d«r ein*
heimieehen Bevölkerung verloren gegangen; der «wuMrarme^ Flum,
weleber ■ich gegen W snm OUvento wendet, wird jetsi nur Ffagnoan
geninnt) du gans vereebwondene Kloster Maddalena lag. IXe
Decke jener Katakomben, welche durch die hebriiaehen Inachriflaa
und das ffild dee siebenarmigen Lenditera aieh ab jfidiaelia Grab-
stätten erweisen, ist je nach der Festigkeit dee Oeeteina bald eihr
stumpf dachförmig, bald horizontal; in letzterem Fall ist es meist
eine Bank diluvialer Flussgerölle, welche dem Tuff grössere Festig-
keit verleiht. In den anderthalb Jahrtausenden, seitdem die Todten
hier in „Loculi** gebettet wurden, hat die Erosion und der Abbruch
des Tuffplateaus bemerkbare Fortschritte gemacht, wie man aus
den jetzt durch Abgleiten von Tufipariien sa Tage liegenden TodtoD-
et&iten erkennt.
Schliesslich sprach derselbe Vortragende über die KryaVall^
form des Cuspidin, indem er an eeine Mittheilnng über ein
Cnspidin-ftbnlicbee Mineral in der Sita. t. 7. Febr. 1881 ankntpttfe.
Entsprechend der damals ausgeeprochenen Hofihung, daaa ein Boaaai
der Sammlungen au Neapel ihm eine genauere Kenntniaaoahaia dai
Cnspidina und augleich ein ürtheil über die Identitit dea am 7. Fahr«
vorgelegten Minerals mit dem Cnspi^ ermöglidien würde, konnte
Redner sowohl die Originalstufe, Dank der GeflUigkeit des Herrn
Scacchi, betrachten, als auch einige Auswürflinge mit Cuspidin-Kry-
stallen in Resina bei Cozzolino erwerben. Die Untersuchung dieser
Krystalle und ihr Ver^^leich mit dem oben erwähnten Yorkommnks
cr^^ab, dass beide verschieden und letzteres einem bisher nicht be-
kannten Mineral angehört. Indem der Vortragende die vollständige
Charakterisirong dea am 7. Februar vorgelegten Minerals bis zur
Ausführung einer, vorläufig durch den Mangel an genagendem
Material verwehrten Analyse verschieben muas, gestattete er sieh
einige Bemerkungen über die weniger allgemein bdmonte Form das
Cuspidins, dessen bisherige Kenntniss sich auf eine durch Amam
bearbeitete briefliche Mittheilnng 8caoehi*s*) st&tit. Scaoohi beaohrelbt
die Krystalle als eine Combination sweier rhombiacher Pyramidaa
P, (III) und 2PV8,(4S2), nebst dem Makrodoma Poo und dem Braehy-
pinakoid go P a>. Das Axenverhältniss (a : b : c s 0,7173 : 1 : 1,9376)
1) B. Groth, Zeitschr. f. Krystallographie I, 398.
Digitized by Google
der niederrheioiaohen Qesellsohafi in Bouu.
209
wurde aus den MessuDgen der brachydiagonalen Polkante (112*' 8')
und der Lateralkante (77° 50') abgeleitet. nDiese scheinbar rhombi-
«fcbeii Gestalttin tind möglicherweise monosymmetriscbe Zwillinge,
da heim Spalten an der Spitze des Krystalls ein einspringender
Winkel von 188^42' entstand (die Lage der Siialtflacben iit Tom
YeiÜMeer niebt n&her angegeben)^ (Annmi). — Darob einen glflek-
licben Zu&Il fand der Yonragende in einer kleinen Druse einer
Cnspidinttofe einen 1 mm grossen einfaoben Krystall, dessen Fliloben,
wenn nnob niebt sebr genaue, so doeb befriedigende Messungen
Üfestatteten. Die VermutboDg Seaecbi's, dass das System monosyin-
jüctrisch sei, bestätigte sich vollkommen. Wenn wir die Grundfurm
Scacclu's (ii) als negative IleniipyrainiJo beibehalten, so ergibt sich
auf Grund der Fundamentalmessungen u:e= 146^57'; e:C3BB 111^5';
f:G=sI09'^27' das Axenverhältoiss:
a : b : c = 0,7247 : 1 : 1,9623
ß = 90" 55' 41"
Der miier8Uol|te Krystall seigt folgende Combinationsformen (s. Fig.)
n = (a:b:c), — P. (III)
y8(a':b:c), P, (III)
p«(a:b:V.c), (118)
q=-(»/,a:b:o), -^Vt, (288)
r«(Vt«:*/,ib:c), -8^«»/,,, (12114)
8n(a': Vsb:e), (121)
e = (a:Q0b:e), — dPoD._(101)
f=(«':oob :c), Poo, (101)
h = (a : oo ü : c)» — *'8 (103)
d = (ooa:b:c), Poo, (011)
g = (aDa:b: V^c), V^Poo, (012)
k = (OD a : b : c), P x, (014)
l = (a: b:ooc), oo P, (110)
bs(a>a:b:Qoc), oo^ao, (010)
es(aDa:aob:c), oP, (001)
Die Fig., eine grade Projektion auf die Horisontalebene, bringt alle
beobaobteten Combinationsgestalten mit Ausnabme von k cur An*
aehaunng. Es betragen die Neigungen der Flfteben sn den Axen-
ebenen: (a Ebene der Axen b nnd o, etc.)
n y p q r s e
a 88*56' |89*17' l62*26V2'i50*24V4't88*69V,'l66» 4«/,';a0» 9'/,'
b 55 57 65 382/3 64 17 4G SS'/^ 56 39^* 36 28» '90®
1 c 72 %\\4l1 41 Vt lad 58 Vi l83 22'/3 |77 89'/« |68 66
! f b d g k 1 *
\ a 20«22«/3';47'^25' ■89»34«//|89«20V2'89«10' Sö^SSy,'
b 90<> 90^ |27o V2'|45 33 63 52V4'54 4>',
0 41 39Vj4139V4l62 59Va.44 27 ,26 8 189 15
I Während die meisten Flächen leiobt bestimmt werden konnten,
■Mchte die Ermittlung des Symbols Ton r niobt geringe Sebwierig-
r BHBsagsb. d. Btodeffkefa. asaelltebin In Boaa. 1681. 14
1
Digitizei
210
SiizuDgBbericbte
keit, da diese Fläche nur ein unvollkommenes Spiegrelhild gab. zu-
dem eine leichte Wölbunsr die Unsicherheit vermehrte. Vergeblicb
waren die Bemühungen auf Grund zweier angenäherter Messungen
r : e und r : n die Axenacbnitte zu berechnen. Endlich gelang die
Conttetirnng der Zone r : q : g, welche, im Verein mit der Messong
r : e = ca. 144", die oben angegebene, durch ihre wenig einfachen
Symbole bemerkenswerthe Formel, gab. Die von Scaochi «Dgegebese
Fliehe m (482) konnte loh an den mir vorliegenden Kryttallen nick
auffinden. Ale Torherrtohende Flächen sind sa beaeichnea n, v vbA
r, ferner e, f, 1, die andern Flächen treten untergeordnet, warn Thd
sogar nur punktförmig auf. Die Kry stalle besitzen eine ausgeseich*
nete Spaltbarkeit parallel der Basis; ihre Farbe ist wasserhell, wei«
bis lichtröthlichweiss. Sie finden sich theils in Drusen aufgewachsen,
theils die körnige Masse der Auswürflinge nebst Biotit und ilora-
blende coustituirend in den Tuffen des Somma.
Professor Schlüter legte einen der Gruppe der Mero
stomen angebörigen Krebs aas dem rbeiniachen Uate^
Davon vor.
Es liegt nur ein Abdruck vor und selbst dieser ist anvoO-
st&ndig, indem Extremitäten nnd Kopfochild fehlen. Von des
Segmenten sind, mit Etnsohluss des Endgliedes die 10 hinteren, vos
den beiden vorderen, dem 11. und 12., nur Spuren erhalten. Die
Segmente sind geradlinig begrenzt, leicht gewölbt, glatt; oeitlieh u
einen kurzen, spitzen, nach hinten gerichteten Dom endend. Se
nehmen von vorn nach hinten im Ganzen und im Einzelnen an
Breite ab; die Länge der vorderen ist zunilich üboreiiistimmtnd
und beträgt 2,5 mm. Das dritte Glied (von hinten gezählt) ist 4 ins
lang, ebenso das zweite ; das erste (oder Endglied) läuft staciiel-
oder dolchförmig aus und konnte bis auf eine Länge von 8,5 im»
blossgelegt werden; seine Breite betragt am hinteren Ende noch
nicht ganz 1 mm, vorn 4 mm. Das zweite Glied (von hinten) besüfi
eine gröaste Breite von 6 mm; das dritte von 7,5 mm; das vierte
von 9 mm; das fünfte von 9,5 mm; das sechste von 10 nun; du
bis 10. Segment anscheinend noch ein wenig breiter, ihre setthshe
Begrenzung aber weniger deutlich. Die Bedeckung sdieinl ySffii
glatt gewesen zu sein, indem man keinerlei Ornamentik beiMrfct
Nur in der Mittellinie des zweiten Segmentes, etwas nach hisilK
gerfiokt, zeigt sich ein schwacher kreisf5rmiger Bockel (also i»
Original Vertiefung). Als After-Spur kann man deoselben wohl der
Grösse wegen nicht ansehen.
Die Stellung dieses Kia'pers betrefifend. so treten zwei Gr-
schlechter in Frage, die Gattung Stylonurus und die Gattung Eur^/
pterus, von denen die erstere mit Gangfüssen, die letztere mit
Euderfüssen versehen, jene vorherrschend dem Old Bed Sanditong*
Digitized by Google
der niederrheinischen GesellsGhaft in Bonn. 2U
diese Torhemehend dem 8ilar .angehörigi obwohl aooh ins Devon
und Carbon fortsetsend. Die Hebrxshl der Arten beider Oattongen
zeichnen sich, von anderen ümst&nden abgesehen, von den Torliegen-
den Stöcke schon darob die (Grösse ans. Unter den kleineren Arten
steht Eurypterus pygmaeua SaiH. welcher an der Basis des Old
Red Sandsione gefunden, am nächsten.
Sonach kann man, bis besser erhaltene Funde einen genaueren
Vergleich gestatten die rheinische Art als
Eurypterus cf, pygmaeua Salt.
bezeichnen.
Das Stück fand sich auf der Grube CarlshofTnung am Nordab-
hang des Mahlscheider Kopfes bei Struthütten, Kreis Siegen und
ruht im Museum des natnrhistorischen Vereins in Bonn.
Sodann erörterte Redner den Bau der Gattung Tto-
raerinus.
Fftr einen eigentbftmlich gebanten Orinoiäm, der im Mittel-
Devon Yon Kerpen gefunden war, wurde durch Ludwig Schultae *)
die Gattung Tiaracrimu errichtet, mit der einrigen Art Tiar, quadri'
frons, Zittel siyricht in seinem Handbuche der FaUUmtologie die
Ansicht ans, dass Schultze den Körper verkehrt gestellt und die
vier ruitHydrospiren versehenen Basalstücke als Seitenplatten (Scheitel-
platten) bezeichnet habe.
Zwei von den sechs Orij^inalstücken des Herrn Schultze
befinden sich im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn,
ond diese geben die Ueberzeuj^ung von der Richtigkeit der Auf-
fassung Zittel's, dass Schultze Ober- und Unterseite verwechselt
liabe, ausserdem aber noch, dass besondere Hasaistücke vorhanden
aeien, welchen die grossen, die Seiten des Kelches bildenden StfUike
•vfruhen« Diejenige Platte n&müch — welche Zittel nicht erwfthnt
— wdohe nach Schultze den Scheitetmittdpunkt bildet und die
grossen Seitenplatten abstutst, ist die Basis des Kelches. Dieselbe
wird durch drei Basalstficke gebildet, wie drei unter gleichem Winkel
sttsammenstossende Kfthte darthnn, und im Gentrum von einer randeil
Oeffnung, dem Nabrun gskanale der Säule durchbohrt.
Diese Auffassung findet noch eine weitere Bestätigung durch
eine neue Art der Gattung aus dem Devon des nordwestlichen
Frankreich, welche durch Herrn Daniel Gehlert in Laval behufs
näheren Vergleiches nach Bonn gesandt wurde.
Dieselbe liegt in zwei Exemplaren vor. Die Kelobe sind bis
1) Woodward, Monogr. of the British fossil Crustacea. Order
Merostomata. London, 1866, Pal. Soc. p. 144, tab. 28, fig. 6 — 7.
2) L. Schultze, Monogr. d. Echinodermen des Eifler Kalkes.
Wien 1867, pag. 114, tab. 18, fig. 8.
212
8itiimgBberielit6
auf die obere Partie — die Seiheiteldecke fehlt gänelieb — f^t er-
lialten. Die allgemeine Gestalt ist cylindrisch l)i8 ton noi. förmig,
oben etwas verengt, unten ein wenig stärker. Die Hohe betrigt
12 — 14 mra, der grösste Durchmesser 8 mm, an der Basis fi mm.
An der Basis ist die Insertionsstelle für den Stiel ziemlicti
tief eingesenkt. Die drei Basalia betheiligen sich bis auf 2 mm Höhe
an der Zaaammensetsang der Seitcnwandung des Kelches. Uebtr
den anscheinend horizontalen Rändern desselben erheben^ sich die
Badialiaf deren Nähte nicht erkennbar sind« Wie bei Tiataet. qwt-
ärifiroM befinden eich anf den Seiten 4 groese Hydroepiren» wdebe
eriwblich Iftnger ala breit amd und in der Mittellinie leicht Idelartig
Torapringen. Dieaelben beateben aoa etwa 20 horizontalen erhabenra
Bohren. Werden dieaelben geöffnet^ ao bemerkt man die End^roi»
welche die Tafeln nach innen an durchbrechen. Die Hydroapoea
aind nicht, wie bei der Eifler Art durch flache glatte Längsforohee
getrennt; die Oberfläche ist Wer vielmehr mit Granulen bedeck:,
die sich gern in Länjrsreihen ordnen und bisweilen zusanunen-
hangende Riffe oder Kiele bilden. Auch die Ausseufläche der
8aiia ist gekörnt.
Die Art mag nach dem £ntdeok<ir Tiaracrinu4 ÖchUrti ge-
nannt werden.
Weiter beaprech Redner einen neuen J^c^snt^eii aas
dem Mittel-Devon der EifeL
Es lieiD^en bis jetzt nur Stacheln vor. Alle Stficke beaitwi
eine niedrig kegelförmige Gestalt. Die acharfrandifre flach conveis
Oberseite von kreisförmigem Ümriss. Ihr Durchmesser betragt 4,5
— 5 mni, bei wenigen Stücken 5 — 6 mm. Der Kegel, dessen Höhe
4 — 5 mm misst, erscheint im Profil geradlini-j oder etwas eingv'bogen.
Er verjüngt sich rasch; sein zugeschärftes Ende ist an keineni iStö<^e
vollständitr erhalten und hat an den vollständigsten Stücken kaaiD
noch ein Millimeter Durchmesser.
Die ersten <refundenen Exemplare zeigten eine angewitterte
Oberfläche, welche etwa an Spongien denken lieaa. Ein angefertigt«
Dünnscblifl' wies nicht auf Spongim, gab aber sngleicb aaob kaa
Anhalten über die Natur dea Körpera. Weitere Exemplare seigtan
dann, daaa der ganse Körper aua Kalkapath beatehe und xoleftit
lieaaen beaaer erhaltene Stücke erkennen, daia die Oberflidie, b»>
aondera an dem sngeach&rften Theile liniirt aei, freilich so fein» da»
ea nur unter scharfer Lupe aichtbar iat So löaeien aioh allmftUiak
die Zweifel über diese problematischen Körper und ergab sich, dass
mau es mit Seeigelstacheln zu thun habe. Die Oberst^ite derselben
ist mit kleinen regellos gestellten gerundeten Hockerchen — wie
sie bei vielen Stacheln vorkommen — besetzt. Ein Exemplar tob
7 mm Länge, bei 6 mm Durchmesser zeigt dann noch, daaa dar Kegd
Digitized by Google
der niederrheinisohea Gesellsohaft in Bonn.
218
«iok in einen etwa 8 mm Itngen Stiel Terl&ngert, der erst leiclii
geiehwollen ist, und sich dann wie sar Gelenkflftohe hin verengt,
welche jedoch auch an diesem vollst&ndigsten Stficke nicht er-
halten ist.
Einen Stachel von fthnlicher Oestalt glaubte bereits Quen-
8tedt aus der Eifel zu besitzen, derselbe gehört jedoch, wenn der
Fundort richtig ist, wahrscheinlich einer anderen Art an, welche
später von Ludwig Schult ze Xenocidaris dar {gern genannt wurde.
Die Stacheln dieser Art sind erheblich grösser, von cylindrischer
Gestalt, oben keulenförmig verdickt und der Hand der Oberseite
zackig, nicht glatt, wie an den vorliegenden.
Obwohl die Gelenkfläche, deren eigen thümliche Beschaffenheit
aar Aufstellung der Gattung Xenocidaris geführt hat, an den vor-
liegenden Stücken noch nicht bekannt ist, so finden dieselben den-
noch vorlftofig hier ihre natnrgem&sse Stellung und mögen die-
selben als
Xenaeidaria eomfera
baieichnet werden.
Ich verdanke die Stftcke einem eifrigen Zuhörer, Herrn En-
gen Schulxt der dieselben in der OriMotfcleii-Schicht des Mittel-
Devon in der Hillesheimer-Mnlde, Ewischen Kerpen und Nollenbach
gesammelt hat.
Der Vortragende besprach dann das Vorkommen von
Astraeospongia im Mittel-Devon der Pafl'rather Mulde.
Redner hatte in der Sitzung vom 8. Nov. 1880 ein Gesteins-
stflck von Gerolstein vorgelegt, welches Nadeln von Artraeofpotigia
enthielt, ohne dass das genauere Alter desselben festgestellt werden
konnte. Das gegenw&rtig vorgelegte Exemplar, welches einer Diapora
hminaia Barg, aufliegt, fand sich in den typischen SMngocephalen'
Schichten von Bflohel bei Bergisch Gladbach.
Zuletzt sprach Redner über die vertikale Verbreitung
der fossilen Diadematiden und JEcJ^iniden im nördlichen
Deutschlan d.
I. Vertreter der Echinoiden'F&miiiQ der DiademaUdae C<M,
finden sich fossil im nördlichen Deutschland, ausser einer terti&ren
Art, nur in der Jnra- und Kreide-Formation. Die Gmppe umfasit
überhaupt mehr als 40 Gattungen, von denen nur 82 auch fossil
bekannt sind und nur 11 derselben sind bisher auch in dem beseieh^
neten Gebiete gefunden, n&mlich:
1. FaeudocidariSj 2. HemiciäariSy 8. Hypodiadema^ 4. PminIo-
diadema, 5. Hemipedinu, (J. Ortlhopsis, 7. Phi/vwsomat 8. Echinocy'
2ihu8f 9. Codiopsis, 10. Glypticus, 11. Cottaldia.
Von diesen sind 5 Gattungen auf Jura beschränkt und zwar
214
Sitzungsberichte
PseudocidariSf HemicidariSy Hypocliadema, Hmipedina., Gbjpticus:
fünf Gattungen fanden sich nur in der Kreid*\ nämlich: Chtho^d^
Phymosorntty Echinocypluis, Codinpsis, Cottahlia und nur eine Gatturg
Pseudodiadema hat in beiden Formationen Vertreter, wogegen die
Gattung £chinocyphus auch ins Tertiär fortsetzt.
Im einzelnen ist das Vorkommen folgendes^):
1. Pseudocidaris Thurmanni Etal. -). In oberen
Kimmeridge-Büdimgen, sowohl in der Zone des Ptmet'
TOB Oeeanif wie der EsBogyra «tfyula. hü Ahlem nd
Tdnjesberg.
2. Hemieidaris intermedia Flm, Im KoralienooütL
Yölkten, Linden, Hildesheiin, Sflntel, Fallervlebett, Lenes-
stein, Goslar, NBeneen.
8. Hemicidaris Hoffmanni Ad. Böm. Pteroemur
Schichten und fraglich in den T'jr^/u/a-Schichten. Ahlea,
Porta Westphalica, Uppen, Koheneggelsen, LauensteiD.
4. Hemicidaris Agassizi^ Ad. Müm. Korailenoolith.
Kahleberg.
6. Hemicidaris Purbeckeneis Forb. Zone des Pter^
ceras Oceani. Ahlem.
6. Hgpodiadema guestfalicnm Domes. Mittl. Lus,
Zone des Amm, bremepinaf Capricomus-Schichtm, Am^
ftofi-Sdhiehten. Diehroek, Willebadessen, DielmisMD.
7* Hypodiadema mtutt^ti». Idas, ArieUn- und Ptesi*
eosta-Sohiohten, Haverlah Wiese bei Steinlah, Sah*
gitter.
8. Pseudodiadema et Priseieanense Cott BfitL IM
Zonen des Amm. hrevispina. Harzburg, Altenbeken?
9. Pseudodiadema suhangulare Gldf. sp. = iV«ö.
vuniiülanum Köm. bei Dames*). Unter Kimmeridg«,
Zone der Terebr. humeralis und frsglich in der Züd?
des Pteroceras Oceani. Linden, Ahlem, Mönkeberg
Hildesheim, Hoheneggelsen, Goslar, Lanenstein. Lack-
stedt.
1) Für die Juraformation vergl. insbesondere Dam es, die
SMtiden der nordwestdeotsohen Jurabüdungen. Z. d. deotseh.
geolog. Ges. tom. 24, 1872
2) Str uckman n , der obere Jura der Umgegend Ton Hanaow.
Hannover 1878, parr. 28.
3) Ein Vergleich der in Bonn liegenden Originale von Psfu-
dodiadema subanguhirc Gldf. und der von Dam es als /V. mamtüti'
num bestimmten Stücke, ergibt, dass beide ideut sind. Inäbesonder^
ist hervorzuheben, dass die Originale von Goldfuss keine Verdopp
lung der Porenpaare am Seheitel seigen. Von fünf Exemplaren ist
nur ein (verdrücktes) Stück von fünfseitigem Umriss. Hiernach i^-
die durch die gesammte neuere* jE^/ttViiden-Litteratar sich durcb-
ziehende falsche Auffassang und fienennung za oorrigiren.
%
Digitized by Google
der niederrbeinischen Gesellschaft in Bonn.
215
10. Psendodiadema hemisphaericum Lam, sp. CoroUeti-
oolithy Hoheneggelsen.
11. Psendodiadema rotulare Agas, Hils. Berklingen,
Gross Vahlberg.
12. Psendodiadema Bourgueti Agas, Hils. Achim.
18. Psendodiadema Brongniarti Agat. Oberer-Ganlt.
Neu Wallmoden.
14« Pseudodiadema tenue Agass. Cenoman. Tonrtia.
Esaen.
15. Paeudodiadema variolare Brcngn, Cenomaner
Plftner. Salzgitter, Rethen.
16. Pse u d odiadema Mi c h c l i n i A gas. Cc n Omaner Planer.
Rethen. Lanofelsheim. Salzgitter, Sachsen.
17. Hemipedina St ruckmanni Dam. Weisser Jura;
Korallenoolith und Zuiie des Pterocerus Oceani. LindeO|
Ahllen, Galgenberg bei Hildesheim, Lauenstein.
18. Hemipedina pusilla Dames, Portland. Ocker.
19. Orthopsii granularia Cott. Langelsheiu. Sachsen.
20. Phymoaoma HiUii tp. n.^) BUs. Gross Vahlberg^
Berklingen» Gevensleben.
21. Phymosoma ef, Patoni CoH. Hils. ibid.
22. Phymosoma Qoldfussi sp, «. = Oyphoaoma grämt'
Jmm OMf, bei Geinitz Genomen. Tonrtia. Essen.
28. Phymosoma eenomanense Cott. Cenoman. Tonrtia.
Essen.
24. Phymosoma reguläre Agas, ?. Unter-Turon. Rother
Pläner. Kin^jelberir.
25. Phymosoma guinguangulare sp. n.^). Xuron.
Graes.
26. Phymosoma r ad iatum Sofig, Turon. Graes» Beuchte,
Strehlen» Oppeln.
1) Von der verwandten Phym. Aquitanicum Cott* verschieden
durch die Wölbung der Oberseite, durch geradlinifro, nicht wellige
PorenjTänge etc. Von der ebenfalls nahestelienden Phymosoma Lonryi
Alb. Gras. = Phym. und Pseudodiadema Neocomicrae Catt. durch
das engerQ Peristom, einfache, nicht verdoppelte Porengänge etc.
2) Das Original von Phym. granulosum Gold f. sp. stammt von
Maestriobt und ist versohieden durch st&rkere Warzenkegel, mehr
entwickelte Grannlabänder, weniger wellige und am Peristom ein-
fache Porengänge, deutlich entwickelte Sekundftrwaraen anl der
Unterseite und etwas eingerenktes Peristom.
3) Verwandt mit J^hymosfmia Coquandi Cott. Dieses ver-
schieden durcli stärkere Knlwickluii<^ der Grauulen, grössere Zahl
der Stachelwarzen, stärker ausgeprägte Doppeizeiligkeit der Poren-
gäuge auf der Oberseite, und dadurch, dass die Porenpaare am
Peristom sich nicht su sohrftgen Reihen ordnen, sowie durch etwas
eingesenkte Mundlücke.
sie
SitsoDgsberiohte
S7. Phymosotna Gehrdenense sp. i».'). Unter • Seam.
Gehrden.
28. Phymosoina cf. magnificum Agas. Unter-Senos.
Adenstedt, Bülten (und vielleicht Speldorf).
29. Phymosoma orna tiss imum Agas.'^). Über-SenoD.
Zone des Amm. Coesfcldiensis. Darup. Coesfeld.
80. Phymotomaprinceps. Hag. sp, Ober-Senoo. BofeiL
81. Phymoaoma taeniaiuw^. Mag. <p. Ober-SeMo.
Kügen.
82. Phymosoma pseudoradiaium $p, n.% Oberteon.
Ahlten.
88. Phymosoma mäandrinum sp. n.*}. Obor-SeooB.
Eimraed.
84. Phymosoma psniagonaU MUHL sp, Ober-SeooB.
Ateben.
86. Orthopsis gr anularis Catt, Cenoman. SachMn.
Lancrelphcim?
86. Echinocyphus difficilis Agas sp. Cenomaa. Esiea.
Salzßritter.
87. Echinocyphu s riirspilia Woodw, sp. Turon. Graes,
Wattenscheid, Salzgitter.
38. Echinocyphus tenuistriatus Des. sp. Speldorf.
89. Echinocyphus Pisum sp, Dnier-Senon. Beek-
lingheaeen, Gehrden, Balten.
40. JSehinoeyphus pusillus QMf. Oligoein. BOiidft
41. Codiopsis Lorini CatL Neooom. Neindorl
42. Codiopsis doma Dem. Cenomeo. Toortia. Etwn
48. Glyptieus hieroglyphieus Münst. W. Jm. Go-
rallenoolith. Völksen.
44. Cottaldia granulosa Münst. sp. Cenoman. PliiiBB.
Der norddeutsche Jura lieferte also 13 Diadematid^Hf die Kreide 90,
das Tertiär 1.
II. Die Betheiligung der Echiniden an der Echiywideen-Ym^
Norddeutschland's ist noch geringer als diejenige der Diadmatidu.
Von 25 Gattungen der Echiniden sind nur vier Gattungen mit
1) Steht d. Phym. Schlumhcrgeri Colt, nahe, aber dessen Ge-
häuse ist höher, diu Mund Kicke nicht eingesenkt, die Porengäng^
im ganzen Verlaufe rreradliuig.
2) ssa Cidixriü varwlaris Gldf. (oon! Brong.) Petr. Germ, pag-
138, tab. 40, fig. 9.
8) Grösser als Phym. rmiiafiim, Handlücke Jdeiner, ebne
mehrfache Granula-Keihon auf den Ambulacralfeldera etc.
4) Durch die stark welligen Porengänge und sogleich nach
oben stark verjüngten Ambulacralfelder von allen Arten Tenchiedeo.
5) s Echimpsis prnOia Ad. Möm,
Digitized by Google
der niederrheinisoben Gesellaohaft ia Bonn.
217
wenif^en Arten vertreten. Wir haben im Jura die Gattungen Pedina
und Stomechinu$ and in der Kreide: Fsamechinm und Diplotagma,
1. Pedina aspera Ages. Corallenoolith.
2. Pedina sMaevis Oxford, Hersamer^Sohiehten.
8. Psameehmm faOam Hü».
4. BUmethim» ffyratu» Ag. Corallenoolith. Gotkr. Üelligten.
6. D^pluto^ (Muim. Seiilm. Ober-Senon. Goeefeld.
8oimeb beeitst der Jon 16 Arten, die Kreide 82, das Tertiär
1 Art.
Die Verthcilung dien» r Arti;ii in den Hauptniveaus ist:
Unterer Lias:
Hypodiadetiia mintUum,
Mittlerer Lias:
Pseudodiadema cf. Priscicanensef Hypodiadema guestfalicum.
Im Oberen Lias und gesammten Braunen Jura keine Art.
Unter Oxford, Heersamer Scbiohten:
PedAna mbHaem»,
Corallenoolith:
Hemieidaria mUnmediaf Agaatüdf Pfeudodiadema wbanguhrßf Amt*
ifphaeriemn. Hemipedina Sirueknumm, CRypHeuB "kieroglyphieu», JPe-
dima agpera. Skmeehinus gyratw.
Oberer Weisser Jnra. Pteroceras- nnd Virgula-Sohiohten:
J'seudocidaris Thurmanni. Hemicidaris LLoffmanni, Hemipedina
pusiUa,
Hils:
l^eudodiodema rotulare, Phymosoma cf, Peronif HUsii. Codiopsis
Jjorinu Psamediinus faüax.
AI bien.
Pscudodiad^ma Brongniarii.
Ceuoman:
Pseudodiiidma tenue^ variolare, Michelini. Phymosoma Goldfussi,
Cenomanmae. Eehinoeypkua diffieüis. Codiopna Dorna. Coitaldia
gramdosa.
Turon:
Phymotma radiaiumf regtdare^ quinquanguhref JSehinocgphua me-
spiUa.
Kmscher.
Phymo8oma ef. tpalhuUferum.
Ünter-Senon:
Phymosoma (?eftrdenmss, cf. magttifieum. EMiMegplm Ksurn, tenui-
gtriatus.
Ober-Senon.
Phgmoaoma omoHsaimmn, prineeps^ toentotum, pteudoradiahm, mä'
andrimtm, pentagonale. Diplotagma äUum,
Oligoc&n:
Uchinocyphus pusiUus.
318
Siteongtberiohte
Eiogehendere Angaben« neb«t von Abbildangen begleifteta B»>
•dureibuDg der neoen Arten, werden an anderer Stelle baldigii
feigen.
Prof. T rose hei besprach, nach einem Artikel in der Magdp-
burgischen Zeitung vom Donnerstag 27. October, den grossartigen
Plan des Herrn Rittergutsbesitzers M. von dem liorne, auf Ber-
Deuchen in der Neumark, die siimmtlichen zur Odermündung
gehörigen G-ewässer, also das Stettiner Haf, Papenwasser
nnd Dammsühen See mit Karpfen zu besetzen. Es handelt
Bich um eine Wasserfläche von 16Vs Qnadratmeilen, für die etwa
32 Millionen Karpfen erforderlich w&ren. Eine eolehe Menge jniger
Karpfen anzakaufen, würde Tie! an koetspielig sein, man müstte ut
telbst prodnoiren. Der Plan dei Uerrii Ton dem Born« geht noo
dahin, in der Nihe dea Haffii eogenannte Strdohteiehe ansolegn,
die am Weetnfer swisohen üekermünde, Pölits nnd dem Papenwa— '
aas verschiedenen Brfleben und anderen Terrains sich leicht dareb i
Aufwerfen eines Erddamraes und Anbringen enioa hölzernen Ab-
zugsrohres herstellen Hessen. Da ein guter Streichteicb jährlich
pro Ilt'ctar nO 000 bis 75 000 junge Karpfen liefert, so würden 60
bis 90 llectar Streichteiche zur Besetzung des Stettiner liaäi inner-
halb 4 Jahren ausreichen. Eine andere Frage ist die, ob das HtS
ein geeignetes Gewässer für Karpfen sein würde, oder ob nicht ti^I-
mehr Wind und Wellen, die zahlreichen Fischfeinde, namenthefa
die Hechte, ferner Mangel an Nahmng, oder etwa das mitonttr ss
den inaseren Odermfindnngen eindringende Salawawer der OHM
den Karpfen schaden könnte? Dasi der Karpfen im Haff fortfcomMD
könnte wird darans gesohloMen, dass der Blei daselbet gefeadn
wird, der dieielben Lebensbedingungen hat wie der Karpfen. ¥t9-
lieh würde der Hecht manches Tansend der jungen Äurpte w
aehren; freilich würden Fischreiher, Möwen, Seeadler und andere
Fischfüindo das Ihrige zur Vernichtung der Karpfenbrut beitragen;
freilich würde auch der Mensch die Fischchen wegfangen, noch ehe '
sie die marktmässige Ausbildung erreicht haben; — aber die bü-
rausreicheu Gründe des nur flachen Hafl's würden sich als unerschöpf-
liche Nahrungsquellen für die Fische aufthun, und auch Versieci.-
plätze genug gewähren, die Fischräuber müssten bekämpft werden
nnd gegen den Menschen würde ein Aufsichtsdampfer eingerichtet
werden müssen. £s würde aber auch su Millionen der Nachsohob
ans den sicheren Streichteichen in das Haff geliefert werden,
den Verlust an Karpfen wieder anssugleiohen. — So grossartig öer
Plan ist» so segensreich würde ein guter Erfolg sein. Ein ümstsad
scheint bei der Besprechung des Für nnd Wider ganz übersehea ss
sein, nämlich dass das Stottiner Haff nach awei Seiten hin gans offn
ist. So könnten die Karpfen theils die Oder hinauf, theils in dis
Digitized by Google
der niederrheinischeu GeselUcbaft in Bonn.
219
Ostsee entweichen, wo sie dann Raubfischen zur Beute fallen, oder
wenn sie, wie viele andere Süsswasserlische, in dem salzarmen
Oatseewasser ihr Leben zu erhalten vermöchten, doch so zerstreut
werden würden, dsss sie sich dem Fischfango leicht entziehen konnten«
Immerhin wird man den Resultaten des Unternehmens, wenn es
wirklich ins Werk gesetst werden sollte, mit Spannung entgegen
sehen«
Hedlciutoctae Seclion«
Sitzung vom 14. November 1681.
Vorsitzender: Geb.-Rath Busch.
Anwesend: 29 Mitglieder.
Dr. Anton Sohmits wird als ordentliches Mitglied anfge>
nomnen.
Berathang des Ton der physikalischen Section eingegebenen
K Utwarfe cur Aendening der Vereinsstataten.
Aligemeine Sltaims Tom 5. Hesembw 1881.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend: 43 Mitglieder.
Der Vorsitsende gedenkt des darch dea Tod geschiedenen
laogj&hrigen Direotors der medidnisohen Section, Geh.-Rath Busch.
I>ie Hitglieder erheben sich zam ehrenden Andenken des Verstor-
"benen. Es folgt sodann die Berathung und detiuitive Beechlussuahme
des revidirten Statuts. Dasf^elbe wird nach lünperer Discussion in
der Form angenommen, wie es allen Mitgliedern eingebändigt ist.
Pfaystkalisctae Seetien.
Sitzung vom 12. December 1881.
Vorsitzender: Prof. Troschel.
Anwesend: 28 Mitglieder.
Wahl des Vorstandes für 1882: Nachdem Herr Geh.-Rath
Troschel erklärt hatte, dass er eine Wiederwahl, nach fünfand-
swnnsigjfthriger AmtsfShrung, nicht annehmen wlirde, wurde Prof.
Schdnfeld zum Director gewählt; zum Scbriftf&hrer wieder om
Prof. Andri.
Dr. £. Schmidt hielt einen Vortrag über den Protoplas»
makörper und die Kerne der gegliederten Milchröhren
der Pflanzen.
Nach einer Uebersicht der Entwicklung unserer Kenntnisse
220
Sitzungsberiobte
über die Milchröhren ginp er auf seine Untersuchungen über die«<a
Gegenstand ein. Es ist ihm mit Hülfe der neuesten Methoden ge-
laogeO) an Yertretern aus allen hier in Betracht kommenden Familien
nachara weisen, dass auch nach der Versofamelzung der einzelnen Zci>
len m Milchröhren der Protoplaamakörper and ebenso die Kerne tt-
halten bleiben, also in dem ganzen Milcbrdlirennets solcher Pflanzet
ein einsiger, gewaltiger Symplast Torhanden ist. An einer Beilie an-
gefertigter Tafeln legte der Vortragende im Einseinen einige Ergd^
nisse seiner Untersuohnngen dar. Zum Sdilass erörterte er die Frage,
ob der Protoplasmakörper der gegliederten Milchröhren als lebcatd
anzusehen sei. Bei der Erörterung der Gründe für die Bejahonf
derselben hob derselbe» hervor, dass die Milchröhren, wie er gefund^L
habe, bei Verletzungen der Pflanzentheile. also auch ihrer selbst eii
ebenso eigenarti<(^'^^ wie interessantes Verfahren zeigen, Schutz geg'-rt
die Aussenwelt zu gewinnen. Aach dieses wurde vom Vortragenden
an einigen Zeichnungen erläutert.
Dr. Hintze legte vor und besprach Pseudomorphosen
von Antimonit nach Senarmontit nnd Paramorphosen toc
Valentinit nach Senarmontit, welche dersfdbe in einer an die
Firma Krants in Bonn gelangten Saite Senarmontit-Krystalle tos
Soath*Ham in Canada gefunden hatte, (cf. Ghroths Zeit^bhrift ßr
Erystallographie und Mineralogie, Band VL)
Dr. J. Le'uniann sprach über eruptive Gneisse ic j
Sachsen und Baiern.
In früheren Sitzungen der Gesellschaft theilte Redn<>r mr?hr-
fach Beobachtungen mit, welche den mechanischen Einfluss der Gc-
birgserhebung auf die Structur-Ausbildung krystallinischer Sehiele^
gesteine erl&utern, ohne eine bestimmte Ansicht fiber ihre urspröog^
liehe Bildungsweise so äussern. Wenngleich nnn auch Redner aber
einselne Vorkommnisse sich bereits seit Jahren eine feste MeittiiV
gebildet hatte, so hielt er es dennoch fftr nfitzlieh so lange mit dei^
selben surftck za halten, bis solche Beweismittel gefanden «arest
welche anch Anderen sofort als nnsweideutig erscheiaen maagtan;
auch war es nicht das nftchste Ziel seiner Untersochungen über die
altkrystallinischen Schiefergesteiue ihre ursprungliche Entetehoof
nachzuweisen sondern zu ergründen, wie sich krystallinische Gesieiü«
den gebirgsbildendeu Kräften gegenüber verhalten. Auf einer Stn-
dienrei><' im Horb<»t dieses Jahres durch das bairisch-böhmiscbe
Gren7gobirge, Ficlitel^jcbir^je und sächsische Erz- und Mittelgebirge
haben sich jedoch derartige Beobachtungen machen lassen, d£si
Redner nicht langer zögert die herrschenden Anschanangen über
die £Qt8tehung der krystallinischen Schiefergesteine vomehmbdi
der Gneise oder wenigstens doch deren allgemeine O<t^rait sa
Digitized by Google
der nieder rheiniscbea Gesellschaft in Bonn.
221
widerlegen. Manches zum vollen Verständnisse nöthitje Detail muss
dabei allcrdiogd übergaDgen und auf die in nicht allzulanger Zeit
zu erwartende grössere Veröffentlichung des Redners verwiesen
worden. Es möge dies die thesenartige Form dieser Torlaofigen
Mittheilungen rechtfertigen.
Die kiystaUinischen Sohieferformationen besitzen eine so on-
gebeare Ausdehnung und eine so wechseWolle Ausbildung troii
znanoher aberall sich wiederfindender Gharakterzuge, dass eine allge-
meine Gftltigkeit beanspruchende Erklärung über ihre Entstehnng
äasserat gewagt erscheinen muss. Zur Zeit sind dieselben auch
BOcli oidit in dem Maasse gründlich untersucht worden, dass ein
Ueberblick über ihr preognostisches Verhalten möglich ist, deshalb
kann es sich immer nur um einzelne Wirkommnisso handeln, wenn
man über Hypothesen hinauskommen will. Die apeciellen Vorkomm-
nisse, über welche Hedner berichten will, sind aber insofern von
allgemeinerer Bedeutung als gerade auf diese Anschauungen begründet
worden sind, welche in neuerer Zeit grosse Verbreitung gefunden
haben nnd die kartographischen geologischen Aufnahmen von Sachsen
nnd Baiern beherrschen.
Die Frage nach der Entstehung der krystalliDischen Schiefer
and namentlich der Gneisse ist sehr eng mit derjenigen nach der
Ent8tebui% der Granite verknüpft und wird ihre Beantwortung
durch die Beantwortung letzterer wesentlich beeinflusst werden.
Allgemein und mit Beoht schreibt man den eruptiven Graniten ein
von unseren jetzigen Laven abweichendes Magma zu; nimmt an,
dass sie unter hohem Druck stark durchwässert und nicht feurig-
rrlöhend waren. In der That sind die in den Gemengtheilen der
dranite noch criiultenen Reste der Mutterlauge nicht glasiger Natur
wie bei jün;TeroD Eruptivgesteinen sondern bestehen zumeist aus
W&sser und flüssiger Kohlensäure. Das Vorhandensein von flüssiger
Koblens&ore weist schon auf besondere Bedingungen bei der Ent-
stehung bin. Immerhin ist die mebrerenorts erwiesene Verbindung
YOn Graniten mit Porphyren ein bedeutsamer Hinweis auf ihre Natur.
Bei manchen granitischen Gangbildangen hat Wasser allerdingt eine
sehr hervorragende Bolle gespielt und Hermann Credner hat
dadurch bestimmt die graniiisohen G&nge des Sftchs. Granulitge-
birg es, sobald sie nicht eine durchaus massige Stfhctur zeigen und
mächtig sind, als rein wässrige Bildungen und zwar als Secretions-
ma.sHeu entstanden durch Gesteinsverwesuug erklärt und von den
Eru|)tivgraniten getrennt. Wenn das auch für einige untergeordnete
Vorkommnisse der Fall sein mag, so ist das doch für die Gesammt-
heit nicht richtig. Sie verdanken vielmehr ihre Entstehung z. Th.
einer plutonischen Metamorphose der umgebenden Gesteinskörper,
z. Tb. stehen sie mit dem Ausbruch grösserer Granitmassen in zeit-
Uobem und ursächlichem Zusamroenlumge. Nur in gana beechr&nk-
Oigitized by.-@OOgIe
222
Sitzungsl )erichte
tem Maasse ist für graiiitische Gebilde eine rein wässrige Entstebun?
erwiesL'n, wie bei jenem Qnarz-Feldspathincrustat auf PorphyrL':eröll»i
des carbonischen Coiipflomeratea von Euba, Flöha und Oherwi'-sa :l
Sachsen; bei den meisten anderen haben beträchtlicher Druck, höhere
Temperatur und damit uns unbekannte Lösunjcrsverhältnisse gewirkt
Was nun die sobiefrigen granitttchen Maaaen, die Gneisse und
die mit diesen aufs engste verbundenen anderen altkrystailiniacbei
Sobiefergesteine wie die Glimmersobiefer, Hornblendeschiefer q. i. «.
betrifft, 90 hat man anch (llr diese Tersncbt eine rein wrtsarige nl
zwar sedimentfire Entstehnngsweise anmnefamen. Die Udunahl der
Geologen scheint dar&ber einig und klar zu sein, dass die Glieder
der arohaeisohen Formation in die Gruppe der sedimeniftrea GesteiBt
gehören. Als yoUgAltige Beweise dalUr wird ihre oonmiiBte
Lagerung anter sieb und mit echten palaeosoischen ThonKhiefers,
sowie ihre Schieferun^ parallel den liegrenzungsHacheii der lage^
förmi}?eu Gesteinskörper angesehen. Mag nun auch für einzelüf
Lasen der archaeischen Formationen oder selbst für viele damt
das Richtige getroffen sein, obsjleich es mir eine Behauptung bleibt
80 musR doch vom Kedner bestritten werden^ dass dies for sik
kryatallinischen Schiefer und f&r alle YorkomTnnisse gilt, ja es mos
gerade für solobe Vorkommnisse, welche in erster Linie als Beveiis
anfjgefiihrt werden, eine sehr enigegengesetate Bildangs^fciBe tsb
Bedner in Anspmeh genommen werden ond dchliesst sieh derselte
hierin Mteren Beobachtern, Naumann nnd Cotta an.
Das Sächsische Örannlitterritorium wnrde bekanntlich foo
Naumann als eine Eruptirmasse angesehen, welche die überlagenh
den ond dann durchbrochenen Thonscbiefer sn Glimmerschiefem nnd
Gneissen metamorphosirte. Diese von Naumann geistvoll m^^:^
führte Idee war bislang gewiss eine berechtigte, denn sie basirl*
auf einer Menge durchaus richtiger Beobachtungen und machte dien
am besten ver^^tändlich, dennoch muss in ihr ein anderer auf d^n
ersten lilick wie es scheinen mag völlig fremdartiger Factor, der
mechanische Einflusa der Oebirgserhebung substituirt werden. P«
von Dathe und dem Kedner ausgeführte Aufnahme desselben G«*
bietes im Maassstabe von 1 : 25000 ergab nämlich, dass ein bereiti
bestehendes System Ton Oranulitlagem durch Faltung an einer dss
Erzgebirge parallel Yerlaofenden GebirgsweUe die jetzigen Lageniafi-
verhältnisse erhielt, dabei selbst vielfach zerrissen nnd von Grsnites
auf Spalten durchsetzt wurde. Einzelne T|>rfaandene diaoordsiite
Begrenzungsstellen zwischen Grannlit und den umgebenden Schisfiers.
auf welche Naumann ein so grosses Gewicht legte, sind auch obn^
Annahme eines eruptiven Granulitmagmas als Störungen infolge de:
Gebirgserhebuug zu erklären. Das Granulitterritorium ist aber
nicht eine einheitliche Masse, sondern ein complicirtes Systeni
sehr verschiedenartiger Gesteine, in welchem concordante Lagerung
Digitized by Google
der niederrheinitcheD Gesellschaft in Bono.
328
^ sitaiis vorherrschend ist. Welche Entstehung jedoch den einzelnen
lagerförtnigen Gesteinskörpcrn zukomme, darüber haben bisher
weder Dathe noch der Redner eine bestimmte Behauptung ansge-
eprochen. Hermann Gredner, Kalkowsky und Saner haben
dagegen eaf Orond ihrer Beobachtungen in Sachsen, die altkrystal-
Hnisehen Sohiefer als Sedimente des alten Urooeans erkl&rt und
ersterer bftlt dieselben sogar fftr direct loystallinische und unver-
foderte Absktse. Anch O ü m b el , welcher die bairischen Aufnahmen
des Fichteigebirges und des ostbairischen Grenzgebirges unter seinem
Namen veröffentlichte, betrachtet die Gneisse und Glimmerschiefer
mit ihren Einlagerungen als alte Sedimente. Ihre krystallinische
Beschaffenheit soll nicht ursprünglich auch nicht durch ^lotamor-
phose sondern durch einen Vorgang, den er Diagenese nennt, ent»
standeu sein. Redner hielt früher ebenfalls für einzelne krystalli-
nisohe Schiefergesteine and zwar für die ausgezeichnet gebänderten
und anscheinend wohlgeschichteten Augengranulite eine sedimentäre
P^ntstehuug für «wahrscheinlich, weil es ihm gelang darin klastische,
also durch 2«ertrQmmemng oder Zerspaltung entstandene Mineral-
partikel naohsuweisen. Spater wurde vom Redner in dieser schein«
baren Schichtung eine Streckungserscheinung erkannt, bei welcher
mechanische Streckung und Substanaumwandlung sich vereinigt, und
ibnlicho Erscheinungen wurden bei einer grossen Zahl von krystalli-
nischen Schielern gefunden. Als Resultat ergab sich, dass die Lage
der Gliiumerblättchen und der Quarzlamellen, durch welche in den
meisten Fällen die Schieferstructui' bedingt wird, absolut nichts mit
einer Schichtung zu thun hat.
Es offenbarten sich vielmehr in allen den untersuchten Ge-
steinen Umbildungsvorgänge, welche nur auf die mechanische Heein*
fiussung bei der Gebirgserbebung surückzufübren sind. Der Glimmer
und Quarz dieser Gesteine ist grossentbeils eine jüngere Bildung
und markirt Verschiebungsflächen. So kommt es. dass völlig massige
Gesteine durch Streckung flasrig und schtefrig werden können. So
sind manche Oneisse metamorphosirte Granite, manche Gabbroschiefer
metamorphosirte massige Gabbros, manche Dioritschiefcr metamor^
pbosirte massige Diorite. So ist ferner in dem Sftchsisohen Granulit-
gebirge durch HerrordrSngen eines centralen Complezes von festen
Granuliten und durch Herausbildung von Gleitflächen ringsherum,
dnrch Ileraubbildung gleichsam eines Harnisches ein äusserer King
entstanden, auf dem ganz besonders massenhaft Glimmer und Quarz
zur Ausschciduii^X kan». Es ist dits der das Granulitterriturium
uingebf Ilde Gürtel von Glimmerschiefern. Und während die festeren
Granulitstraten bei dem gewaltsamen Drängen und Falten zerbarsten
und in die Spalten Granite eindrangen, wurde auch die Umgebung
des Granulitcomplexes gelockert und granitische Eruptionen injicirten
diese Zone und bildeten darin theils mächtige Lager theils sehr
DigitizÄJby Google
224
Sitzungsberichte
zahlreicbe Flammen und Flasern, welche alle parallel zwischen des
aufg-eblätterten Schiefern stecken und daher von ursprün<rHch cod-
cordanten Lagern oder Schichten sich nicht iinierscheiden. Es sm«:
aber Lagergänge. Losgelöste Schieferschoilcn oder kleiuere Fr»^-
mente behielten eine parallele Lage bei and erscheinen deshalb uitAA
90 auffällig als Kinschlüase. Deren gibt es aber doch reoht deutlicbe
und diese beweisen dann die ernptWe Entstehung des omgobendea
Qesteins. Wenn man die kartographische Darstellnng b»tr»ektet»
welche Naumann von dieser Sdiiefenone gegeben hat, «> findet
man da in der That £mptivgranite in lagerlörmigen Hasaen ver-
seiohnet und hie und da Diseordansen angegeben, ans denen Nau-
mann eben ihre Eruptivität folgerte. Ein grosser Thetl dieser
behaupteten Discordanzen hat sich bei einer genaueren KartirunL*
als nicht vorhanden erwiesen, vielmehr war ihre concordaute Ein-
lagerung fast ausnahmslos eine so evidente, dass aus ihrer Lagerune
zunächst nicht auf Eruptivmassen j^efolpert werden konnte. SolcLi=
Lagerj^ranite sind ganz besonders häufiof und mächtig auf der nörd-
lieben, weniger zahlreich auf der südlichen Hälfte des Granulitge*
birges vorbanden. Hier treten sie bei Wolkenburg und bei Peidg
in mehreren Lagern auf und sind fast stets völlig gneisaartig. Sie
nmsobliessen s. Th. sahireiche parallelgericbtete Schollen von GlimsMr>
schiefer, welche schon frühzeitig die Aufmerksamkeit des Bednsr»
Üesselten, weil in dem benachbarten sehr ihnlichen Granite» aof
welchem das stattliche Schnlhaus und die Kirche von Penig stdit«
gans gleichartige Schieferscherben und swar völlig regellos als wirk-
liche Einschlüsse beherbergt werden. Dennoch gelang es nie bsi
den kleineu Schieferscholleu in den lagerförmigen granitiscbeii Massen
eine Abweichung von der regelmässigen LajL'eruug oder sonst Be-
weise, dass sie losgerissene Fragmente bind, wahrzunehmen.
Dass ein Profil mit durchaus concordanter Lagerung der Straten
nichts gegen eruptive und jüngere Entstehung beweist, das hatte
ein Granulit- Granitprofil zwischen Kochsbvu'g und der Spinnerei
America a. d. Mulde gezeigt. Dort bestand vor Ausfuhrung der
grossen Bahneinschnitte ein kleiner Steinbruch (1674) in mittel*
kömigem rothlichem Granit, welcher an einer Stelle von wenige
Gentimeter starken schnurgrade verlaufende Granulitplatten durah*
sogen wurde, so swar, dass gleichmftssig starke Zwisohenlagen von
Granit regelm&ssig mit ihnen weehsellagerten. Einselne Granufitr
platten durchsetiten jedoch nicht die ganze Granitwand, aondeim
brachen vorher stnmpf ab und ebenso waren eine Ansah! kürtersr
Granulitplatten bei genauem Einhalten derselben Lagerungsriebtang
beiderseitig begrenzt. Wären keine weiteren Beobachtungen zu
machen gewesen, so hätte man sehr wohl beide Gesteinsarten für
gleichaltcrig halten können. Allein einige Durchschnitte darcb
Granulitplatten in der Nähe der ersteren mit gänsUoh verschiedensr
Digitized by Google
der Diederrheinisohen (ieaellschaft in Bonn.
225
X^e gaben die Erklärung. Der dort anstehende Granulitcomplex
WUT ^er gegen die Richtung der Lagen auseinandergerissen worden
80 zwar, daas die einzelnen Lagen wie die Zähne eines Kammes in
die Spalte bineinragteiit und f&Ute der Granit alle Zwisobenr&ume.
War diese Ansieht riehtig, dann konnte der Spaltenrand nieht weit
entfernt sei)» und musste bei weiterem Brechen der Granit ein
Imldiges Ende nehmen. In der That Tersohwand diese interessante
Stelle bei dem Behnban nnd tret Grannlit geschlossen hervor. Hatte
dieses Bmspiel anoh anftnerksam gemacht, so war es doek lange
nicht möglich bei den Granitgneisscn von Penig etwas Aehnliches
nachzuweisen. Erst verhältnissmässig spät konnte der directe Zu-
sammenhang zwischen granitischen Lagei u im Gneissglimmerschiefer,
welcher nahe bei Alt-Pcnig von der Bahn durchschnitten wurde,,
lind dem wenige Schritt im Streichen entfernten Granit an der
nach Arnsdorf führenden Strasse nachgewiesen werden. Im Streichen
keilt sich der Gneissglimmerschiefer vollständig aus und grenzt also
ebenfalls mit zahnartigen Vorapr&ngen gegen Eruptivgranit. Des
letzteren Znsammenhang mit der grösseren GranitpartiOf auf welcher
Sobolhaos nnd Kirebe von Penig steht, dfirfte kaum in Frage tn sieben
nein, zumal bei Fundining der Pfeiler für die neue Peniger Mnlden-
brüeke vor swei Jahren derselbe Granit angetrofEbn worden ist, wie
Redner idurob den Erbauer der Brfleke» den Ingenieur Joseph Holz 1,
welcher aueh die riesigen Bahneinsehnitte zwischen Spinnerei America
und Rochsbnrg ausführte und durch sein scharfes Auge für wissen-
schaftlich werthvolle Mineralstufen den Haupttheil jener schönen
Collection gewinnen half, welche das Museum der geologischen
Landesuutersuchung in Leipzig von der Muldenthalbahn besitzt, —
kürzlich erfahren hat. Die genannten drei Punkte liegen in gerader
Linie, und markiren den Verlauf des Peniger Granitganges, welcher
wohl auch den Lauf der Mulde auf ca 800 m bestimmt. Nachdem
der Zusammenhang nachgewiesen wart konnten die lagerartigen
Partien in dem Gneissglimmerschiefer von Alt-Penig auch nicht
mehr als Granitgneiss anfgefasst werden und teigt die geologische
Special-Karte demgemlss das sahnförmige Ineinandergreifen von
Gneissglimmerschiefer und firuptivgranit. Aber auch die anderen
granitvehen Einlagerungen im Gneissglimmerschiefer bei Penig,
welche als Granitgneisse verseiobnet worden sind, nnd bei welchen
discordante Lagemngsverb<nisse nicht vorhanden oder doch nicht
so deutlich sind, dass sie als solche allseitig anerkannt werden
müssen, sind als eruptive Lagergänge zu deuten. Weit überzeugen-
der aber als hier zeigen die als sedimentäre Massen gedeuteten
GranitgneissG auf Section Rochlitz ihren eruptiven Charakter zur
Schau. Dort sind es z. Th. grosskry stall inischc völlig körnige ja
selbst ausgesprochen porphyrische Gesteine, wahre Krystallgranite
resp. Syenitgranite. Von einer Sohieferung oder Flasemng ist oft
SttamifSb. 4. nSederrlktla. GsssUselisft in Bonn, 1861. 15
Digitize<H5y Google
226
Sitzungsberichte
in mächtinfpn Partieen nichts zu sehen und nur die grossen weoif
verrundeten Feldspathe liegen z. Th. annähernd in einer Richtung.
Das ist aber auch bei echten Eruptivgraniten uTid bei Trachytea
mit tafelförmigen Sanidinen der FalL Ueberraschend iat alierdingt,
wie der Granitgneiss z. B. in dem grösseren Steinbrache ao der
Lochmfthle im Erlbachthal bei Roohlits durch mehrere Lagen von
GUmmeraohicfer in TBrachiedene Lager regelmiasig ahgetheiU «ivd
imd aahlreiobe kleine SohieferaohoUen parallel gerichtet und daher
fldtsartig umachlieast. Blanche derselben aeigen jedoch dne ao atmapfe
Endigangy daaa von einem oonoordanten Verband awiaohen Sdiieftr
und Granitgneisa nicht die Rede aein kann. DeaUicher nodi ala dkm
dnroh Yerwittemng meist fauligen Schieferacholten smd die s. Th.
« recht grossen Parti ecn von licht weissem bis gelblichem oder röth-
lichem und mittelkörnigem feldspatbreichemüneiss mit ausgezeichneter
Gneissstructur als Einschlüsse zu erkennen. Mögen das nun bereits
vor der Eruption des dortigen Granitgneisses existirende ^ieeteinä-
körper oder die erst erstarrten und wieder zerrissenen Theile d»3*
, Granitgneissea gewesen sein, ao tat swiscbcn diesem und dem. Grm&ii-
gneias eine diaoordante Begrenzung nicht zu erkennen. fiSlM aolcbe
Grencfläcbe von ca. 8 dm Ii&nge im Durchschnitt war eenkreahi
gegen die Fallriobtung der vermeintlichen Schiebten orientirt, paiate
Bicb mithin der för eine Weohaellagemng erforderticben ^chtnag
keineawega an. Hier alao ein Graditgneiaa mit evidenten Ktnarihlif>
ten, welcher aeiner Hauptmaaae nach kanm die Flaaamng dea GneiaNi
leigtl Naumann hat mit Recht dieaea Geatein ala Granit beaeiaharti
Dentlidie Einachlfiaae von Glimmerachiefer lassen aidh aoeh in dssi
mittelkömigen gestreoktflasrigen Granitgneiss vom Plbrdeberg bei
Döbeln sammeln und darf demnach für die Granitgneiaae im sächsi-
schen Granulitgebirge wohl inegesammt eine eruptive Entstehung
angenommen werden. Auch die den Granitgneissen in Bezug auf
ihre Lagerung sehr nahe stehenden Muscovitgneisse (rothe Gneisse
haben oft einen völlig grauitisohen Habitus und ihr VorkoDameo in
dickbäuchig anschwellenden aneinandergM'eihten Linsen stimmt ganx
überein mit demjenigen granitisoher Trümer, welche Redner bei
Anerawalde nnd bei Tirachheim nahe Glaudiaa sammelte. Die Knaasr
von völlig kömigem oder doch nur recht wenig an^geaproefaaa
flasrigem Mnacovitgneiss im GlimmeracbiefiBr der Bahneinacbiiitta vea
Limmrita nahe Döbeln sind nach dar Uebenengniig dea Bednen
gans entschieden emptive lajeotionamaseen. Dieaelben sind ala aedi-
mentftre Einlagerungen gedeutet worden (Zeitaoh. d. Deatabh. geoL
Ges. 1877. S. 791 und Fig. 10. Taf. XI), doch kann Redner nur
anrathen gerade diesen Aufschluss zu besuchen, um ein ürtheil über
rothe Gneisse zu gewinnen.
Als ein weiteres Beispiel für nicht sedimentäre Gneisse fuhrt
Redner die aog. Phyllitgneisae Gümbels an, welche das Fichtelgebiife
Digitized by Google
der niederrheinisohen Gesellschaft in Bonn.
227
umgürten, besonders schön bei Wolfersreuth bei Redwitz und unter
sehr interessanten Verbältnissen am Fürstenstein bei Goldkronacb,
etwa 3 Standen von Bayreuth entfernt, auftreten. Gümbal beschreibt
VOD. vielen Punkten eine Wechsellagenmg zwischen diesen Gneieaen
und dem PbylHt and aiebi darin den Beweia, dass rar Zeit der Ab-
lagerong der Pbylltte oder Urthonaohiefer aooh Qneiaamaterial aof
aadioientire Weise abgelagert wurde. Nadh Qfimbel kommen anoh
im ostbatriseken Cbensgebirge eraptive Gneissmassen entsekieden
nicbt Tor und bestdie nirgends die Ndthigung andere Ursaeken der
Sebicktung aufzusuchen als die der Sedimentation sind. „Es würden
demnach alle die sogenannten krystalliuischcn Schiefer, vom Gneiss
mit seinen gesammteu ihm untergeordneten Zwischenlagen an, durch
den Glimmerschiefer und den Urthonschiefer hindurch, in unserem
Gebirge (ostbair. Grenzgebirge) eine fortlaufende Beibe von Sediment-
gebilden ausmachen, deren vom jüngeren Sedimentargestein abwei-
chender Charakter in einer mit dem Alter der verschiedenen krystal-
linischeD Schiefer zunehmend gesteigerten Verschiedenheit des Bil-
dungsmaterials und der äusseren, in den frühesten Erdbildongsperio-
den gans besonderen Bildangsbedingungen, unter weloken erkökter
Dmck und erkökte W&nne Torsügliok wirksam war^Ui gesackt werden
dtbrfte/ Gümbel, welcker die grosse Fdlla der Beobaektangen im
oatbair. Grensgebirge and im Fiektelgebirge unter einem leitenden
Oeeiektspankte tu Terbinden snckte, gewann die üebersengnng von
der rein sedimentlren Entstokuog der Torkin anfiBfefilkrten Gesteine
und glaubt die ihm, wie aus seinen Beschreibungen mehrfach hervor-
geht, nicht unbekannten Schwierigkeiten durch Zuhülfenahme einer
Diagenese heben zu können. Für die versuchte Erklärung fordert er
die Berechtigung sie aufstellen zu dürfen, da die Beobachtungen sich
derselben noch am besten zu fügen schienen. In der That muss
man gestehen, dafsGümbels Diagenese etwas Bestechendes hat, da
sie manche abnorme Yorbandyerhältnisse erklären wärde. Redner
kann sich jedoch nioht der Vorstellung anschliessen, dass in den sog.
arck&iaohen Gebieten absolut keine lagerförmigen Gesteinskörper
emptiTen Üfspmnga ezistiren soUen; aaek ersekeinen ikm die flb-
Uoken Beweise fftr die sedimenUre Katar eines einaelnen Lagers oder
eines Sokioktencomplexea durohweg niokt ansrsiökend. Zur Zeit
dArfte keine einsige ErU&rung, weleke allgemein gültig sein solli
möglich werden. Gftmbels Diageneee ist aber für die Gesammtkeit
der Erscheinungen berechnet. Die Niederschläge der alten Meere
sollen nämlich nicht sogleich verfestigt worden sein, sondern ver-
harrten in einem Zustande, welcher sowohl die spätere Erystall-
auBscheidung als auch Bewegungen der ganzen Masse gestattete. Es
wird also eine Art Magma angenommen, welches jedoch stufenweise
zur Ablagerung gelangte und bei dem demnach stets die obere
Sobiokt jüngerer Entstekong als die darunterliegende ist. Ja selbst
228
Sitzungsbericbte
für den massigon Granit wird, wenn er in Latcorn auftritt, trotz »einer
Aehnlichkoit, ja man kann fast sagen Gleichheit mit stock- und pang-
fönnig aufsetzendem Granit, dieselbe sedimentäre Entstebnng anj^-
nommen. »Der Lagergranit ist eine massenhafte Anhäufung toc
Gneissmaterial und im Uebrigen wie dieser selbst eotetanden. Diese
Annahme erklärt die Ersobeionngen, selbst die sogenannten alynoraa,
anter welchen wir den Legergrsnit in nneerem Gebirge nnUrfCoi
sehen» auf eine befriedigende Weise, wenn wir nicht onberdekeSefakigi
lassen wollen, dass die ausgeschiedene Masse eine Zeitlang in eineni
weiterer Ansbildnng fthigen weichen Zastande gebliebeii ist, der es
mdgUoh machte, dass die Lagennasse stellenweise gang- oder stosle-
förmig in entstandene R&ame hineingepresst worde. Auf gtei^
Weise lässt sich sowohl das an vielen Orten beobachtete nnd mehr-
fach erwähnte Verflochtenscin von Granit und Gneiss an ihren
Bepfrenzungsrändern, selbst das üraschlossensein von benachbarten
Gueissstiicken im Granit, die vollständig scharfkantig und uuverandert
geblieben sind als auch der nicht selten zu beobachtende Uebergai^g
von Lagerj^anit in Gneiss erläutern." Redner ist nun doch der An-
sicht, dass scharfkantige Brachstücke auf feste Maasen schliest^
lassen. Nur feste Körper können zertrümmert werden, niidit aber
plastisch weiche. Zwischen Pateredorf nnd Viechtach guis in im
K&he des Pfahls ist einer der schönsten Aofschlüsse der dortiges
Gegend durch euien Weganschnitt geschaffen. Lagergranit mit por-
phyrisch ausgeschiedenen bis 6 cm grossen vermndeten OrthoUss-
krystallen (Karlsbader Zwillingen) nmschKesst in seinem haageadBB
Theile eahllose Fetten eines Hebten nnd eines sehwirzHcben (biolit-
reichen) Gneisses, von denen es nicht zweifelhaft ist, dass sie zerrissen
sind, und deren Zwischenräume der Lagergranit erfüllt. Die, Ver-
hältnisse sind hier so überzeugend und sprechen so sehr für eine
eruptive Entstehung dieses Lagergranites, dass die Annahme einer
Diagenese, welche ja auch solchen Erscheinungen ungepaast ist, über-
flüssig wird. Dabei ist der ganze Habitus des Lagergrau ites ein solcher,
dass man weit mehr an den durch grosse Feldspatbtafeln ansgezeicb-
neten Syenitg^nit von Redwitz im Fichtelgebirge als an ein durch
Sedimentation entstandenes Gestein erinnert wird. Aach die dorch
grosse Orthoklase s. Th. mit deutlicher Krystallomgrenanng potpkyn*
sehen PhylUtgneisse von Wolfersrenth hei Redwits madien aidit te
Eindruck eines Sedimentfirgesteins. Redner Hess eine Platte qoer
gegen die Flasemng in der Grdsee von 90 x 80 cm sdileifen und
beh< sieh Tor, über diese noch mmal eingehend su berichtefi. So
extrem porpbyrisch sind nun andere PhylUtgneisse nicht. Am FürBteo*
stein bei Goldberg unweit Goldkronach im Fichtelgebirge, einer über
den Wald hervorragenden Felsenklippe mit prächtiger Aussiebt in
das Thal des weissen Main und nach Bayreuth zu, ist der Phylht-
gneiss mittelkömig und richtig gneissartig entwickelt. Bemerkeot-
Digitized by Google
der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn.
229
vrerth ist die talkartige oder sericitisch aussehende Substaaz, welche
den Glimmer vertritt and dem Gestein eine grünliche Färbung yer^
leiht. Nach Gümbels Angaben befindet »ich dieser Gneiss in con-
oordanter Lagerang mit Urthonsohiefer. Redner scheinen die Aul-
aehltoe in der Umgebung niobi genügend aahlreich in sein, nm dies
mit Sioherbeit oonstatiren au können; er selbst beobachtete Ton
Brandbols kommend^ daes die Thonsdiiefer daselbst und iwar die
leisten, welche man bei dem Anfstiege cum Fftrstenstein in siemlieher
Ausdehnung anstehend trifft, cntgegengesetates Einltillen besitzen wie
der Gneiss vom Fürstenstein. Fallen und Streichen des Gneisses
stimmt mit den Angaben auf der Karte überein. Was nun den Für-
stenstein selbst betrifft, eine der für die gleichzeitige Ablapeniiifr von
Thonscliiei'er- und Gneisamaterial am meisten hervorgehobenen Be-
weisstellen, 80 trifft man dort allerdings zahlreiche Thonschieferla-
mellen in völliger oder doch nicht gerade auffallig abweichender
Kichtung mit der Scbieferang des Gneisses. Am Fusse des Felsen
int früher gebrochen worden — jetzt ist das Steinbrechen daselbst
▼erboten — nnd scheint damit eine grössere Partie von Tbonschiefer
verschwunden an sein. Wenigstens denten die Angaben yon Gümbel
und eines früheren Beobachters, Cotta, auf das ehemalige Vorhan-
densein einer solchen hin. Hier lassen einselne noch anstehende Oneise-
tafefai Ton IVa m im Quadrat 40 nnd wohl nocb mehr grössere nnd
kleinere Schieferpartieen wahrnehmen. Man erhilt hier ganz den
Eindruck, dass es parallel gerichtete Sehiefersohollen, fremdartige
Einschlüsse sind. Auf der entgegengesetzten nach Goldberg zu liegen-
den Seite des F'elsen bemerkt man schwarze Thonschiefer in mehreren,
einige Meter langen unregelmässigen und sich Imufig seitlich aus-
flasernden Streifen, die einander parallel gehen, sich aber auch verei-
nigen und wieder trennen. Hier möchte man glauben, dass es wech-
sellagernde Schichten seien, zumal die Thonschiefersubstanz sich
zwischen die einzelnen Gemengtheile des Gneisses verflasert. Allein
in den zwischenliegenden Gneissstreifen finden sich dann wiederum
Uainere Schieferpartieen, die gans wie Fragmente anssehen. Um ein
bestimmtes ürtheil zn gewinnen, worden Hunderte von Thonsohiefer-
«ohoUen betrachtet nnd alles was AnfBohluas sn geben Terspracb go-
•iinmelt. Es zeigte sich schon an Ort nnd Stelle, dass mebt wenige
Seldeforstüdke qner abgebrochen im Gneiss Hegen and dass das Gneisa-
material auf Rissen parallel der Schieferung und quer dagegen in
die Schiefer eingedrungen ist. Vom Redner durchgeschnittene und
vorgelegte Stücke zeigen diese Verhältnisse in einer Deutlichkeit,
dass wohl jede andere Erklärung ausgeschlossen ist. Dass unter den
Einschlüssen stumpf abgebrochene Thonschiefer selten sind, erklärt
sich dorch die leichte Spaltbarkeit derselben. P]in granitisches Mag-
ma &nd die durch Dislocationen aufgeblätterten ThonschieÜBr vor
oder wurde in die sich erweiternden 8paltenrftnme hindngesogen oder
Digitized by Ge6gle
230
Sitzungsberichte
hinemgepresst, sodass auch sehr dünne und grosse ThonschieferlameiIrL
umschlossen werden konnten ohne zu zerreissen. Zufolge der Bewe-
gung des Magmas in einer Richtung behielten die losgelösten Schie-
ferscholien und -flitterchen, denn sie sinken zu grosser Kleinheii,
ann&benid parallele Riebtang. Sowohl an den grösseren Stückes
wie namentlieh an den kleinen flitteroben beobachtet idmi riielSmck
eine AnfloBong durch das Magma und scheint letztere« in seiasr
ZnaammeiiMitnuig dureh die aufgelöste Xhonachiefersabsians belficht-
Ueh beeinflottt worden su sein. Die vorgelegten Eineohlneee mä
liehtgraae bis völlig sohwarse Thonschiefer, nnd dkhte licbi gelblicte
oder grünllohe Wetnohiefer. Bedner erinnert imsa^ dam liuuili
Bernhard von Cotta im Jahre 1848 dieee Dinge ab Rine€^lKi^>
erkannte nnd den umgebenden Gneies I3r eni|itiT hielt.
Professor Troschel machte die Arzcige, dass der Herzog Carl
in Bayern die grosse Güte gehabt hat, dem Naturhistorischen Museua»
der Universität Bonn zwei Gemsen zum Geschenk zu machen, einen
Book und eine Gais. Dieselben hat er für diesen Zweck in seii>«i
Jagdrevieren am Tegernsee schiessen lasten. Beide werden snsfs
stopft and ausserdem die Skelete von ihnen aofgestellt. Sie sind i»
aehönem Winlerkleide nnd werden eine Zierde dea Moseams bildaa.
Letrterea ist dem hohen Oeber lu grosaem Dank Terpfliohtet.
Professor Sohaaffhauaen spriebt über, nenere Fnada
diluvialer Thierreste im Bheinthat Im Jahre 1876 wurden bei
Eönigswinter in einer jetzt wieder in Feld verwandelten Lehmgnibe
die Kmniade und Z&hne eines Rhinoceros gefunden und von H.
Meyer an das naturhistor. Museum in Göttingen abgegeben. Dis
Grube lag rechts am Eingange in das Seufzerthal, etwa 00 F. nbsr
der Bheinebene.
In Honnef wurden in diesem Frühjahr beim Graben eines Brun-
nens im Hause der Fr. Wagner zwischen der Chaussee und dem
Rheine in 37 F. Tiefe Knoohen von Rhinooeros nnd Bos gefonden.
Nach Angabe des Herrn Maurermeisters Beyer lag hier unter dsr
Aekererde 88 F. tief grober 8and| dann 7 F. Lehm» darontar GeröOab
Die Knochen lagen im Lehm. Bimsstein kam nicht vor. Das Waaaar
wurde bei 51 F. erreicht. AnfiTallend ist dieTerschiedenlieit iwaisr
Sprungbeine vom Ochsen, das eine, 90 mm lang, ist weiss nnd mfiilie,
wie die übrigen Knochen, das andere, 89 mm lang, ist, wiewold es
nur einige Fuss höher lag, fest und braun, wie ein Torf knoohen. I»»
die mit den Fleischtheilen in die Krde komraeudon Knociifn, wie die
ausgegrabenen Leichen zeigen, nach 15 bis 20 Jahren durch die m einen
schwarzen Moder verwandelten Weichtheile braun gefärbt sind und erst
spater, wenn die färbende organische Substanz durch Oxydation zerttdn
oder durch das Wasser fortgeführt ist, weiss werden, so sind die Xocf*
der niederrheiniiohen GesellAohaft in Bona.
2dl
knoohen vmbrsclieinlioh desshalb so tief Ivaan gefärbt, weil die
Torft&aren auf die organiseheu Sobttanzen erhaltend wirken. Man
wird aber Termnihen dürfen, daae solche braune Knochen, wie die
Skelete dee irischen Riesenhirsches, mit den Weidhtheilen in den
Torf gelangt sind. Noch in taosendjfthrigen Grabst&tten sieht man
die das Skelet umgebende Erde dnnkler gef&rbi dareh den kohlen-
stoffhaltigen Moder der Tcrwesten Weichtheile.
In Sayn wnrden in diesem Sommer dicht bei der Klosterkirche
auf der linken Seite des Brexbaches bei deu Gruudarbeiten für die
Westerwald-Eisenbahn in grosser Menge fossile Knochen gefunden,
die dem Poppelsdoifer Museum überwiesen sind. Der Redner hat
die Fundstelle zweimal unter Führung der Herrn Bauinspektor Hövel
und Baumeister Dr. Bräu 1er besucht. Dieselbe liegt nach einer
Skisze des ersteren 28 m über dem Brexbach und 45—46 m über
dem Wasserspiegel des Rheines, 104 m über dem Nullpunkt des
Amsterdamer Pegels. Ein Weg, der an der Fundstelle Torbeiführt,
die nahe an der £inmfindang dee Brexbaches in den Saynbach liegt,
deutet anf ein altes Hochufer. Wenn man auf dem Wege nach
Engers ans Sayn hinausgeht, so erkennt man das alte Bett des Sayn*
beidiee an einer rechte und links in gleicher Höhe hinlaufenden üfer«
böschnng, die auf der nördlichen Seite einen weiten Kreisbogen bildet,
der sieb bis ge^en die Concordia Hütte fortsetzt, die auf dem rechten
Ufer des heutigen Saynbaches liegt. Dieses alte Ufer liegt etwa 30 F.
über der Thalebene. Der alte Saynfluss wand sich, nachdem er in
westlicher Richtung aus dem Gebirgsthale ausgetreten war, in einem
Bogen nach Süden, um den Rhein zu erreichen. Herr Dr. Bräu 1er
hat durch ein Nivellement ermittelt, dass das alte rechte Saynbach-
ufer in unmittelbarer Nähe der Sayn-EIngerser Chaussee die Höhe
76,75 m über dem Amsterd. Pegel hat. Gegen den Rhein hin senkt
es sieh aUnuUig. Das jetzige Saynbachbett liegt dieser Stelle gegen-
über etwa 12 m tiefer als das alte rechte Ufer. Das linke frühere
Seynufer ist noch deutlicher su erkennen als das rechte, da ea der
Goneordiahfltte gegenüber» wie er bemerkt, schro£P abfillt.
Der Bergabhaug über der Fondstelle ist unter dem Waldboden
mit Bimssand 20—60 cm hoch bedeckt, darunter liegt eine michtige
Ablagerung sandigen Lehms von 6 bis 7 m, unter welcher zwei durch
thonigen Lehm getrennte Ld<^eu von wenig gerollten, meist eckigen
Geschieben folgen, die nicht weit fortgeführt sein können; zwischen
diesen Steinen finden sich die meisten Knochen. Es sind Reste von
Equus, Bos, Rhinocros, Cervus megaceros und Elepbas primigeuius
Torbanden, andere sind noch nicht bestimmt.
In ganzen Nestern hangen kleine Schneckenschalen an den
Knochen und in den Spalten des Tbones, die als Helix hispida, viel-
leicht sericea von v. Leydig bestimmt worden sind. Wenn Sand-
berger« Land- und Süsswasser-ConcbyUen, Atlas T. XXXVI 8, 9
Digitized by Google
282
Sitzungsberichte
und 10 drei Varietäten als V. major, media und minor unterscheidet,
wobei die Zahlen 8 und 9 verwechselt sind, die 8, 7 und 4 mm gron
sind, so kommen hier Grössen von 6, 6, 4 and 3 mm u. a. tot, die
* wohl nur Altersuntertohiede sind. Fernor kommt dftmiit«% witwohl
seltner, Sncoinea oblong», 6 and 6 mm grosse and in grosMr Mengt
Papa rnnseornm, 2 und 8 mm gross Yor« Diese Sehneekmi sind ksin
Beweis f&r dss kftltere Klima jener Zeit, da sie noch in onserer Gcgeai
leben. Die Heliz bispida ist nach Sand berger im Korden DentMb-
lands hinBger als im Sfiden und kommt hier nnr im Gebirge rot.
Lischke fand sie bei Elberfeld, Leydig bei Bonn. An den Ab-
hängen des Siebengebirges kommt sie 2 Fuss tief im Lehm und an
manchen Stellen, wie im Romersdorfer Thale, sehr häufig vor.
Spuren des Menscheu liessen sich an diesen Knochen nicht er-
kennen, aber man durfte darnach suchen, weil der unter ganz ähc-
lichen Umständen bei Moselwcis gefundene Schädel des Moschusochsen
solche deutlich wahrnehmen las st. Wohl aber seigten sich Einechnitte
an dem Hom^apfen eines Schädelstüokes TOn Bos, das mit einen
anderen in einiger Entfemnng von hier schon Ir&her gefonden ood
sieher von Menschen dort begraben worden war. Diese KnodMD
lagen neben einem PfSsde in einer Rasenböschnng in garinger Tiel^
sie waren so leicht and mürbe, wie Knochen, die dem Zutritt vea
Laft und Wasser ansgesetat sind.
Zaletat berichtete er Ober förtdanemde Funde in der Lehn-
grube zu Moselweis, die den Sch&del des Mosebusochsen geliefert
hat. Die Oertlichkeit der Fundstelle verhalt sich gerade so wie in
Sayn, sie entspricht einem alten Hochufer des Flusses. Auch hier
liegen die meisten Knochen zwischen einzelnen Geschieben, die wie in
Sayn scharlkantip sind. E» sind neuerdinj^s Reste von Rhinoceros,
Equus, Cervus taraudus und Elephas pnmigenius gefunden, von denen
der Redner einige vorlegt. Ein Metacarpus des Pferdes zeigt einen
Einschnitt, der von einem Steingerathe hervorgebracht soheint^ er
ist breit und auf dem Grunde streifig. Das Zusammenliegen dieser
verschiedenen Thierknoehen t&sst, wie es aoeh am Unkelatein ven
Herrn Schwarz beobachtet wurde, auf die Gleichseitigkeit derselbea
achliessen. Das Rennthiergeweih teigt'die Eigenthfimliohkeit, dan
es keine Angensprosse hat, die an C. Ouettardi fehlt. Brebm sagt
▼om lebenden Renn, dass man äusserst selten ein regelmassig gebantes
Geweih finde, es komme oft vor, dass die Augensprossen gänzliek
verkümmert seien. Ein Schädel des Poppelsdorfer Museums hat an
einer Seite statt derselben nur eine kleine Zacke. Als auf der Ber-
liner Anthropologen- Versammlung im J. 1880 Ranke einen Renn-
thierknoclieu vorzeigte, der zwischen den einer jüngeren Periode
angehörii^en Funden in einer fränkischen Höhle gelegen haben sollte,
von Fr aus aber für zweifelhaft erklärt wurde, wies Virchow an
vorgelegten Stücken auf die mannigfaltige BUdong der Theile des
Digitized by Google
der mederrheinisoheD Gesellachaft in Bonn. 2dd
Hirschgeweihes und zumal der Eissprossen dea Benns an ihrer End*
aosbreitung hin. Vgl. Bericht, S. 184.
Bemerkenswerth ist der Zastand der Zertrfimmening, in wel-
ebmn sioh gerade die grössten bei Moselweie gefundenen Knodien dea
MaannDtti s. B. die Femara befinden, die in kleinere Stfioke serbroehen
und wie snsainiBesgeqpietieht erscheinen nnd dnreh Kalk wkittefc
aind. Es ist dieses Zerbreehen nnd ZnsammendHioken gesehehen,
naebdeni die Knochen bereits lange Zeit in der kalkhaltigen Thon-
ablage ran gelegen und einen starken Kalksinterübenug erhalten
hatten, denn die Stücke der abgelösten Kalksintorschale sind mit den
Knochen selbst auf das Nene durch Sinterbildung in eine Masse ver-
einig, an der indessen die Gescliiebe niemals Theil nehmen. Der
Vortragende glaubt, dass eine solche mechanische Gewalt nur durch
die Schollen eines Eisganges, welche die Ufer anfwühlen, ausgeübt
worden sein könne und macht darauf aufmerksam, dass noch heute
gerade diese Stelle des Moseltbales den zerstörenden Wirkungen des
Eisganges an^geaetsl sn sein pflege, indem die Eismaasen gerade hier
sich mrfthQrmen, was meist dadaroh Teranlasst ist^ dass das Mosel-
eis eebon treibt» wihrend die Eisdecke des Bhdnes noch steht und
jenea desshalb anfjifestant wird.
G. Selipmann p^ibt Nachricht von aus^i- zei chnetcn Kry-
stallen vo n Topas und Turmaliu, die er durch Herrn Hermann
btern in Oberstein erhielt. Die Topase stammen vom Ural und
sind zum Theil lose und rundum ausgebildet, sum Theil auf Quarz,
Albit oder Glimmer auf- oder in dieselben eingewachsen. Diese lets-
teren aind bemerkenawerth durch ihre schöne lichtblaue Farbe und
ihre Tollkommene Durohaichtigkeit. Die Tnrmaline sehen ftusserlich
schwarz und TöUig opak aus, erweisen sich aber, wenn in genügend
dünne Pktten parallel der Hauptaze geschnitten, vortrefflich klar
und Ton ölgrüner bis branner Farbe. Es konnten an denselben
einige neue BhomboMer bestimmt werden.
IMedlziiitBctae Sectton.
Sitzung vom 10. Dccember 1681.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend: 30 Mitglieder.
Die Dr.Dr. Heyer und Robert werden su ordentlichen Mii-
gUedem aufgenommen.
Yorstandswahl pro 1882. 6eh.-Bath Rühle wird sum
Vorsitzenden, Dr. Leo sum Seoret&r, Dr. Zartmann tum Rendan-
ten gewühlt.
Prof. Doutrclepont sprach über NerTendehnung und
stellte drei Patienten mit Rückenmarkserkrankung vor, an denen er
diese Operation aufgeführt hatte.
Digitized by Google
284
Slteungsberioltto
1) Paraplegie, starke Anaetibetie ~ NerTendalmsag
allor 4 Nerven zu verschiedenen Zeiten. Bückkehr der £e>
weguug und der Sensibilität.
Maurer E., 1850 geboren, wurde im Januar 1880 ins hiesige
Friedricb-Wilb.-Stift wegen Ulcera crurum aufgenommen und klagt«
ausserdem über Schwäcbe in den Beinen, Zittern beim Geben, and
über geringe Schmerzen in beiden unteren Extremitäten. Anfangt
Febraar war das Gehen sehr erschwert, durch zunehmende Schwieha
der Muskeln, des Rückeni und der Beine. Trotz Anwendung dflr
Elektrioitftt nahm die Parese der Beine schnell sa und gio^ A nfaagn
April in ToUitftndige Paralyse über, welohe mit atarker Anaeattiaris
verbanden war. Wegen Betentio nrinae mnaite Mitte Oetober der
Katheter angelegt werden« Im Nor. traten heftige Anftlla von
Magenkrampf mit Erbrechen auf, dae Schlacken war eraebw«rt Im
December warde oonatatirt, daM der Patellarrefles beidendte fekhe.
Im Jahre 1881 änderte sieb der Zustand nicht, Fat. klagte b&nfif
über Sciimerzen im Vorlaufe der Wirbelsäule und musste häufiger
wegen Retentio urinae katheterisirt werden. Lange fortg^eeetzt«
Anwendung der Elektricität hatte keinen Erfolg. Anfan^rs Augosl
forderte Herr San. -Rath Dr. Leo, der den Fat. bia dahin bebandelt
hatte, D. auf, die Nervendehnung auszufuhren. Am 2. Au^^nat wurde
folgender ttatus aufgenommen. Auge und G^hör bieten keine Alh
norroit&t dar, die Sprache des Fat. ist schleppend. In den oberen
Extremitäten ist die Senaibilit&t yermindert, ebenso die moaoolire
Kraft, Pat kann einen Gegenstand mit der Hand nicht lange M
drücken, die Moskeln smd jedoch nicht atrophisch. Pet. Uagi tiher
ein schmershaftes GürtelgefUü. Der Stahl kann nnr darch K^fstisre
entleert werden, nie spontan, Pat. läblt nicht, wenn der Stahl kommt
Die ürinentleemng erfolgt nnr durch grosse Anstrengung sehr kag»
sam. Die Sensibilität der unteren Extremitäten ist beiderseits gleich'
massig sehr herabpesetzt. Pat. localiairt tiefe Nadelstiche sehr un-
genau und erkennt nur unsicher die in 9 — 10 cm Entfernung ge-
stellten Spitzen des Anaesthesiometers. Die Reflexerregbarkeit i>t
vollständig erloschen. Die elektrische Erregbarkeit der Muskeln ist
erhalten. Die Muskeln sind yoUständig paralytisch, Fatient kamx
gar keine Bewegung an den unteren Extremtäten ausfahren. Das Herx
zeigt eine Stenosis est. yeoosi sin. und Insoflieiens der tsIt. mitrmlii,
Folgen eines im J. 1870 ftberstandenen aoaten Qelenkrhenmatismns
Patient kann wegen Schwiche der Bückeomaskeln nidht mAr aitaai.
Am 4. Ang. warde die Dehnang des Unken nervas Isclriadicnt ass-
gefilhrt. Wegen des Oersfehlers and der geeekwiebten Seasihililit
im Beine warde die Operation nar anter lokaler Anaestbesie ge-
macht. Die Freilegung des Nerven war schmerslos, nar die starke
Dehnung des Nerven selbst veranlasste den Patienten einige Mals
zu stöhnen.
J
Digitized by Google
der niederrbduuMhen Gesellschaft in Bonn. 28ft
Am 5. Aag. war keine Aeuderung des Zustandes eingetreten.
Am 6. klagte Pat. äber Brennen in der Wunde, die Untersachnng
der Sensibilität am op«rirten Beine ergab eine genaue Localisation
▼OB Nadelstichen; nihrend Fat. am rechten Beine die beiden Spitsen
des Anaeatbenometera kaum auf 9 cm £ntfemnng erkennen kann,
«rkannt er dieedben am Unken Beine last fibaraU anf 1 cm £nt*
fenrang;
Am 7. Aug. kann der Patient die dicke 2«ehe bewegen^ die
anderen noch nicht, am 8. Bewegung der übrigen Zehen. Am 11,
Aug. wird das Fusagelenk bewegt, sowie das Knie und die Hüfte
g^ebeugt. Streckunfr des Knies voUstäudig unmöglich. Am rechten
Seine war keine Aeuderung nach der Operation wahrzunehmen.
Am 12. Aug. wurd« unter lokaler Anaesthesio der rechte nervus
ischiadicus gedehnt. Bei der Dehnung des Nerven selbst empfand
Pat. mehr Schmerz als bei der ersten Operation. Schon am folgenden
Morgen mr die Senaibüitat am ganaen Beine £ut normal, Pat. lo-
kaliairt jede Berflhrnng dea Beines genau, gibt genan jede Zehe an,
welche geatochen wird. Unterachied cwischen der Sensibilität beider
Beine nicht mehr vorhanden. Bei grosser Anatrengong kann Fat.
des rechte Fussgelenk wenig bewegen and das Knie minimal beugen.
Dm Unke Knie wird bis an einem Winkel von 120° gebeugt. Am
14. Aug. Morgens Bewegung der rechten dicken Zehe, erst Abends
der anderen Zehen. Von da ab konnte täglich eine Kräftigung der
Bewegung in beiden Heiueu constatirt werden; Schmerzen in den
Beinen treten nicht auf. Einige Male kunute der Patellarrcüex er-
zeugt werden, aber nicht constant. Die Streckmuskeln der Kniee
blieben jedoch vollständig gelähmt, während sie auf den Induotiona*
ström reagirten.
Am 80t. Aug. wurde der nery. crur. dexter unter dem Pon-
psurtschen Bande freigelegt und kräftig wieder nnr unter localer
Anaeathesie gedehnt Bei der Dehnung seibat klagte Pat über hef-
tigere Scbmeraen ala bei den vorigen Dehnungen; am folgend«!
Tage beobachtete man schon bei den Versuchen des Patienten daa
Kniegelenk au strecken, Zuckungen des Quadrioeps. Am 6. Sept
konnte der Pat. di.s rechte Bein gestreckt aufheben, das Knie beugen
uod strecken.
Am 7. Sept. wurde wie rechts auch links der nervus cruralis
gedehnt. Am 9. konnte Pat. die patella so festhalten, dasa sie nicht
von der Stelle bewegt werden konnte, am 11. wurde das gestreckte
Bein fest von der Unterlage aufgehoben.
Neben der Beseitigung der Sensibilität»- und Motilitätsstörung
der unteren Extremitäten war Patient auch von dem so lästigen
Oürtelgeffihl befreit; daa Uriniren ging leicht ohne Anstrengung vor
sich, die Stuhlentleemng erfolgte ohne ktnstliche Hülfe.
Am 20. Sept. wurde cum ersten Male ▼ersucht den Patienten
286
Sitz uDgsbericbte
aufzustellen. Von zwoi Seiten gestützt, zitterte derselbe am ganzes
Körper; beim Versuche zu gehen, warf er die Beine stark zitternd
vor. Durch die grosse Anstrengung schwitzte er arn ganzen Körper.
Yom 26. Sept. an wurden täglich Gehversuche mit Krücken an-
getiellt. Dabei warf er die Beine sehr stark sitternd and schleudenid
▼or. Nur sehr langsam trat eine weitere Bessenug im Gehen «in.
Jetzt kann er einige Schritte anf Kröchen gest&tst im Zimsier ohne
das YOrherige Zittern machen» er kann sich attein, nnf einea Sfei^
sioli stütsend, anfstellen; die Beine werden jedoch nicht T&el kttf-
tiger, beim Gehen schlendert er die Beine yor. Die SensibilitSU bläU
jedoch erhalten, Fat. localisirt jeden leisen Stich genao. Dio Bete*
fehlen wieder, nur der Cremasterreflex ist nachweiBbary beeonden
auf der linken Seite. Urin und Stuhlentleerung sind normal. Pst
macht täglich kurze Gehversuche auf Krücken und sitzt sonst dec
ganzen Tag ohne zu ermüden auf einem Sessel.
2. Tabes dorsalis. Dehnung beider nervi ischiadici
und crurales.
J. C. 51 Jahre alt litt im SO. Jahre an heftigen oad laiige
anhaltenden Kopfschmerzen. Vor 4 Jahren arbeitete er nn Cansl-
bauteni wobei er h&ufig über Leib- und Rückenschmeraen klagte-
Spfttcr beschftfticrte er sich mit Gartenarbeiten, welche er jedoch
bald wegen Auftreten ähnlicher Schmersen au%ebe& mneale imd
weil sein Gang unsicher wurde. Sein Schlaf der firilher gut wir,
wurde seit djem Jahre 1880 biufig durch heftige Schmeraen in des
unteren Eactremitftten auweilen auch in den Ann«i gestört» Bis
Bchwftohe der Beine nahm immer mehr au, es trat Tanbbeitegefthl
und Ameisenkriechen in den Füssen hinzu, so dass Patient seit Mitto
November 1860 nicht mehr arbeiten konnte; er konnte nur auf deo
Stocke gestützt gehen. Im Juli 1881 wurde F. in die hiesige me-
dicinische Klinik aufgenommen und galvanisch behandelt, ohne dass
eine Bessernng eintrat.
Am 24. Aug. liess er sich im hiesigen Friedr.-Wilh.-Stift auf*
nehmen» um einen Versuch mit der Nerreodehnong in machen. Beiai
Gehen 7.e\cri er sehr starke Ataxie, er kann nur auf einen Stock 2^
stütst gehen. Beim Schlüsse der Attgen schwankt er sehr stark and
kann keinen Schritt gehen, ohne umin&llen. Die motorische Kraft ist
nicht geschwftcht. Fat. klagt über Taubsein, Pelsigiein und KlUe-
gefühl der Ffisse. Amtliche Bcfleae fehlen. Die SennbOilii der
unteren Extremit&t ist beiderseits gleichm&ssig herabgeielst Fst
localisirt iwar siemlich genao, Ahlt jedoch nnr bd 8—9 cm eot*
femten Spitien des Anaesthesiometers die iwei Stiche. Verminderter
Urin- und Btuhldrang. Links vorgeschrittene, rechts beginnende Seh-
nervenatrophie. Fat. klaut sehr über das Gürtelgefühl und über
heftipL in die Beine schiessende Schmerzen, welche ihm die Nacht-
ruhe rauben. Die elektrische Krr^barkeit der Muskeln ist erhaiteo«
Digitized by Google
der niederrheiniscbeQ GeseUsohaft in Bonn.
237
Auf beiden Seiten gleich. In geschlechtlicher Beziehung keine Aen«
deraog eingetreten. Am 26. Ang. wurde die Dehnung beider n.
iaohiadici unter lokaler Anaesthesie ausgeführt. Bei der ersten Deb-
ming aelbit kUgte P. über niobt sehr bedeutende Sobmersen, so
ömn er es ablehnte eieh für die Debnung dee rechten ieebiadieue
betäobcn sn lassen. An dem folgenden Tage klagte er über heftige
8<sbmenen im Verlaufe der n. isebiadioi, welebe eben so stark, wie
wihrend der Dehnung waren. Oürtelgef&hl ist versohwunden; Fat
gibt an mehr OeflUit in den Bemen su haben, die Ffisse seien nicht
-mehr so taub und kalt. Im Bette liegend hebt er die Beine bei
geschlossenen Augen ohne viel Schwanken auf. In der Nacht vom
27. auf den 28. Aug. wieder heftige Schmerzen im Verlaufe der n.
iecbiadici. Am 29. ruft Kitzeln der Fusssohle Kefloxe hervor, Pa-
tellarreflex fehlt vollständig, .\nfangs September waren die Schmerzen
in den nerv, ischiad* geschwunden, dagegen sehr heftig im Verlaufe
beider n. crurales n. saphepi. Daher wurde am 20./9. der rechte und
uxn 17./10. der linke nervns cmralis in Chloroformnarkose gedehnt,
woraaf die Schmersen auch bald schwanden. Dieselben kehrten je-
doch bald wieder» und swar auch im Verlauf der isebiadioi^ waren
jedoch nicht so stark wie Mber. Das Gdrtelgeffihl ist auch wieder
Torhanden. In Folge der Nervendehnnng hat die Ataxie nachge-
lassen, Patient kann ohne Stock viel besser gehen, das Bömberg^
sehe Symtom ist viel geringer, als vor der Operation; Patient kann-
einige Schritte bei geschlossenen Augen gehen. Die Sensibilität zeigt
im Vergleich zu früher eine geringe besserung. Der Sohlenreflex
ist vorbanden, jedoch fehlen die anderen Reflexe.
8. Tabes dorsalis. Dehnung beider nerv, ischiadici.
H. S., 34 J. alt, gibt an, in den Jahren 1877—79 an Spermator-
rhoe gelitten zu haben. Seit der Zeit hat er jede geschlechtliche Lust
verloren. Im P>nlgahr 79 bemerkte er zuerst eine Unsicherheit im
Gehen, während er schon mehrere Jahre früher bei der Arbeit und
beim Gehen leicht ermfidete. Er arbeitete jedoch noch bis warn
Herbst 1680, von da ab masste er es wegen in grosser Unsicherheit
und Schwanken beim Geben und Stehen aufgeben. Zu gleicher Zeit
litt er an h&ufigem Drang cum Üriniren mit Ersehwerang verbanden
und an starker Stuhlverstopfung. Seit Anlang des J. 81 Uagt «r
über Ameisenkriechen und Taubsein der Füsse, Schwindel- und Q9ap»
telgefühl. Erst drei Wochen vor der Aufnahme ins Fried.-Wilh.-
Stift hier im Sept. 81 heftige neuralgische Schmerzen in den Beinen
und zuweilen in den Armen. Von März bis Juni 81 Kaltwasserkur
ohne Besserung. Der stat. pracs. ergibt; Pat. klagt über Augen-
flimmern, über Doppeltsehen bei Anstrengung der Augen. Es lässt
ai^ eine leichte Parese des linken rectus int. und leichte Ptosis
rechts nachwMsen. Der Augenspiegelbefund ergibt Nichts abnormes.
Die Pnpülen raagiren tarftge auf Licht. Die SensibiUt&t der oberen
236
Sitzangsbericbte
Extremität ist vermindert, er lokalisirt jedoch richtig, beim ZeigftL
oder beim Fassen eines Gegenstandes mit der Hand pchwankt dieff
hio und her, ehe der Gegenstand berührt wird. Gürtolfrefühl, Mos-
kelkraft nicht geschwächt, elektrische Erregbarkeit erhalten. Die
Lage der anteren Extremität im Bette wird nur angenaa angcgebcsL
Bei Anwendang des ADaeethesiometers pnbt er nor bei einer 6 ob
groMen Entfemimg der 2 Spitzen das Gefühl von 2 Sttohen tu,
aber nooh tmnoher; er loealiiirt die Empfioduiig gcnsa, knm je>
doeh Hiebt genau anterseheideii ob ein epilMr oder etompte Oegea
stand ibn berAbrt Pelagsein der Foianblen, nearalgieofaoSoinMnB
in den Beinen. Das Uriniren ist nor dnrob itaikei PMeen mogiiehi
StnblTeretopfung. Der Gang dei Patienten iet sebr acbwankeDd, er
kann obne Stock keinen Schriti machen. Er schlendert die Mne
nnd stampft mit dem Fnsse auf; bei geschlossenen Augen fallt er
gleich hin. Kein Zittern der Extremitäten. Alle Reflexe fehlen.
Am 28. Sept. wurde der linke, am 29. Okt. der rechte nervui
ischiadicus gedehnt. Gleich nach der ersten Dehnung; konnte P*t
im Bette liegend das entsprechende Bein bei geschlosBenon Aogea
fester aufheben, als das andere.
In Folge der Operation ist nach Aussage des Patienten dei
Gürtelgefühl geringar^ die Ataxie iat Termindert, Fat. kann olae
Stock aber nor aehr ataktiioh gehen, beim Schhiese der Angen
•ohwankt der Fat noch siemüch eterk, keine Atasda der obem
Eztremititen mehr. Die Befiese fehlen noch Tollatindig. DSa Ba-
aehwardan bei der Urin- nnd SUihlentleerung aind geeohwuDdan.
Die Dehnungen der Kerren sind in dieaen FUlan fcrifUg aa^
geführt worden^ aber nicht so stark, dass der Patient an dem Norm
▼om Operationstische aufgehoben wnrde; nachdem der Zeigelinger
unter den von der Scheide freigelegten Nerven geschoben war,
wurden 6 — 10 gleichmässig kräftige Traktionen an den Nerven cen-
trifugal ausgeführt, denen ein oder zwei centripetale Traktionen
folgten. Die Wunden heilten alle mit Ausnahme der Stellen, wo
die Drainröhre gelegen hatte, per primam intentionem; Fieber wurde
in keinem Falle beobachtet.
Znm Schlüsse hebt D. den dentliohen Erfolg der Kerrendah-
nong bei dem ersten Falle hervor, der ao aichtbar nach der Dehnnag
der einaelnen Nerven au beobaohten war. In den beiden liiitatM
Fillan« reinan TabesflUlen, iat ein Erfolg der Narvendabnoag iwar
andh vorhanden, baaondara iat die Ataxia sehr varmindart» ein Kad^
laas der Scbmeraen ist vothanden, die Patienten gahaa ertachiedsn
besser, aber von einer Heilung der Patienten kann kaiaa Bade ann.
Dr. Leo stellt einen Mann mit colossalor Erweiterung dar
Venen der Bauchdecken vor, welche sich angeblich erst seit einigen
Monaten entwickelt hat. Die Erweiterung begann in der rechten
Digitized by Google
der niederrhemieoben Geaellachaft in Bonn. 239
Leistengegend und stiegen von da swei Strange gesohl&Dgelt bis zum
Rippenbogen hinauf. Ebenso entwickelte eiob aus einem Varix der
linken Leiste ein nach oben gehender Strang. In der Mitte swiaohen
beiden steigt gleioli&Us ein Strang toh der Symphysis o. pabia bis
snr Mitte des Sternoms hiiianf. Die AfTeotion erinnert an das be»
kannte Gaput Medosae, wenn anch die Grappirong der Tenen nibbt
mnd um den Nabel stattfindet. — Die Aetiologie ist dnnkelf eine
Compression der grossen Yenenstftmme des Pfortadersystems mit siem*
lieber Bestimmtheit anzunehmen. Patient ist 88 Jahre alt, hat 1670
einen Typhus überstanden und will später wassersüchtig (?) gewesen
sein. Vor Jahren ist er seiner An^^^abe nach luetisch inficirt gewesen.
Jetzt ist sein Befinden im Ganzen gut; er klagte anfangs über Schmer-
zen in der Gegend des linken Leberlappens, doch verloren sich die-
selben nach wenigen Tagen des Hospitalaufenthaltes. Die Milz war
etwas groiSy die Lebergrösse normal. Der Urin soll zeitweise albn-
minöa gewesen sein; wihrsnd seines Aufenthalts im Hospital vom 21.
Decbr. 1881 bis 9. Jan. 1882 war er eiweissfrei.
•
Dr. Alexander von Wolff aas Petersborg (Gast) spriobt
Uber ein. birnförmiges Loftpessar bei prolapsns uteri.
Dr. Ungar macht Mittheilung über die Genese der Ley-
den' scheu Asthmacrystalle und zeigt darauf bezügliche mi-
kroskopische Präparate. Aosführlicbe Mittheiluog soll an anderer
Steile erfolgen.
VaifefsHIIs-Boohdraektnl tob Oivl Osorgl ta Bona.
, ^.oogle
DigitizGL, , , ...oogle
t.7 Facciculcriü CQCspilcsa jjdf
DigitizGL, i , ^.oogle
v-.oogle
4 Compophyllum (juadritjcm i n u m. i.ik.i »istr. Bt
DigitizGL, i , ^.oogle
UNN. OF MICH
UBRARY
!d by Gooc^le